IM GESPRÄCH ... AUS DER REGION Der Umgang mit Geld und Konsum beginnt schon im Kindergartenalter Interview mit Florina Stiefel, Kamishibai- Erzählerin für <strong>Pro</strong> <strong>Juventute</strong> Potz Tuusig Foto: zvg Marc Keller, «Bilder und Worte» Florina Stiefel Als Kamishibai-Erzählerin besucht Florina Stiefel Kindergarten- und Primarschulklassen. Sie erzählt den Kindern mit Unterstützung des Kamishibai (traditionelles japanisches Erzähltheater) die Geschichte von Janna im Supermarkt. Dabei müssen die Kinder nicht still sitzen und zuhören. Sie können mitreden und sich einbringen. Zusammen mit der geschulten Kamishibai-Erzählerin setzen sich die Kinder spielerisch mit den Themen Wertevermittlung, Werbung und Geld auseinander. Frau Stiefel, was wissen die Kindergartenkinder denn bereits über den Umgang mit Geld? Sie wissen, dass es Geld gibt und dass man Geld im Alltagsleben braucht, zum Beispiel um einkaufen zu gehen oder um ein Auto zu kaufen. «Geld bekommt man manchmal von Verwandten», das haben viele von ihnen schon erfahren. Gibt es einen Unterschied zwischen dem Wissensstand eines Kindergartenkindes und dem eines Primarschülers zum Beispiel der zweiten Klasse? Ja, ein Zweitklässler weiss eher darüber Bescheid, dass es Münzen und Noten gibt und dass 1 Liter Milch wahrscheinlich weniger kostet als ein Auto oder ein Haus. Er weiss, dass es Banken gibt: «Geld gibt’s bei der Bank», sprich: «Wenn ich Geld brauche, kann ich es in der Bank holen.» Was motiviert Sie am meisten, als Erzählerin für Potz Tuusig unterwegs zu sein? Ich freue mich jedes Mal, wenn ich mich auf den Weg machen darf, um eine Klasse zu besuchen. Jede Gruppe, jede Erzählung ist individuell und entwickelt sich auf Grund der Fragen und des Wissensstands der Schüler. Anhand einer spannenden Geschichte kann ich mit den Kindern interaktiv eine interessante (Gedanken-)Reise erleben und so ein wichtiges Erziehungsthema ansprechen. Als Erzählerin habe ich die Möglichkeit, das Thema «Bewusster Umgang mit Geld» spielerisch an die Kinder heranzutragen. Es gefällt mir, Menschen zum Nachdenken anzuregen. Es gibt so viele nicht materielle Dinge/Wünsche! <strong>Pro</strong> <strong>Juventute</strong> Potz Tuusig ist ein sehr wichtiges Lehrmittel, das noch viel mehr Menschen aus sozialpädagogischen und erzieherischen Berufen kennen lernen sollten. Gibt es eine Situation in Ihrer Erzählkarriere, welche Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist? Einmal haben die Kinder für mich ein Portemonnaie gebastelt, welches ich mit dem Kalt-warm-heiss-Spiel suchen musste. Und anschliessend durfte ich auch noch zum Znüniritual bleiben. Ein anderes Mal traf ich eine sehr liebevoll, märchenhaft gestaltete Erzählecke an. Wie ist die Reaktion einer Klasse, wenn Sie zu Besuch kommen? Grundsätzlich sind die Kinder gespannt darauf, was kommt und was ich bei ihnen mache. Nach meiner Frage «Sind alli da?» geht es auch direkt schon los mit der Kamishibai-Erzählung. Am Schluss der Geschichte sind die Schüler dann meist recht müde vom aktiven Mitmachen und freuen sich über das Potz Tuusig Bilderbuch, welches jedes Kind nach Hause nehmen darf. Es wäre spannend, dieselbe Klasse nach einigen Wochen/ Monaten, ja sogar Jahren wieder zu treffen und zu sehen, was nach der Erzählung passiert ist. Ob die Kinder oder auch ihre Eltern bewusster mit Geld umgehen. Ich wünsche allen ein schuldenfreies Leben. Betreute Hausaufgabenstunden Seit dem Schuljahr 2011/12 bietet <strong>Pro</strong> <strong>Juventute</strong> Kanton Solothurn betreute Hausaufgabenstunden für Primarschüler in einzelnen Gemeinden an. Motivierte Kinder nehmen an den betreuten Hausaufgabenstunden der <strong>Pro</strong> <strong>Juventute</strong> Kanton Solothurn teil, denn: «Die Kinder wollen freiwillig noch Zusatzaufgaben lösen», berichtet Nicole Märki von ihrem Einsatz in Langendorf. Ein Junge aus einer andern Schule erzählt: «Zuerst wollte ich gar nicht an den betreuten Hausaufgabenstunden teilnehmen. Aber jetzt bin ich froh, dass ich hier bin. Ich habe die Erledigung der Hausaufgaben sonst immer hinausgeschoben und sie erst im letzten Moment gemacht.» Und ein Mädchen meint erfreut: «Ich komme gerne in die betreuten Hausaufgabenstunden. Wenn ich nicht weiterkomme, hilft mir jemand, und meine Resultate sind dann meistens richtig.» Betreut werden die Kinder von geeigneten Jugendlichen, Eltern und Pensionierten, die zuvor durch eine Fachperson (Pädagogin) der <strong>Pro</strong> <strong>Juventute</strong> Kanton Solothurn in die Lehrmittel und ihre Aufgabe eingeführt werden. Die Qualität der betreuten Hausaufgabenstunden wird sporadisch durch die Schulleitung oder eine Lehrperson vor Ort überprüft. «Ein sinnvolles Angebot», sind sich Schulen, Betreuer und Betreuerinnen, Eltern und glücklicherweise auch die teilnehmenden Kinder einig. Der Beginn der betreuten Hausaufgabenstunden erfolgt je nach Wunsch auf Schuljahresbeginn, nach den Herbstferien oder ab dem zweiten Semester. Kontakt und weitere Informationen: <strong>Pro</strong> <strong>Juventute</strong> Kanton Solothurn info@projuventute-so.ch 032 621 99 21 6 <strong>Pro</strong> <strong>Juventute</strong> futura 3 I <strong>2013</strong> 7