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Ausgabe 38 als PDF-Download - Herbstwind Online

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20. Jahrgang - Mai 2013 Nr. <strong>38</strong><br />

<strong>Herbstwind</strong><br />

Kleine und große Missgeschicke<br />

Seniorenzeitschrift des Landkreises Südwestpfalz


2 <strong>Herbstwind</strong><br />

Editorial<br />

Inhalt<br />

Seite<br />

Editorial 2<br />

Grußwort/Rätsel 3<br />

Blick über die Grenze 4<br />

Thema 4-13<br />

Seniorenbeirat 14<br />

Gesundheit 15<br />

Impressum:<br />

Herausgeber:<br />

Landkreis Südwestpfalz<br />

Redaktion:<br />

Ernst Hügel (verantwortlich)<br />

Willi Lehmann, Hans Heinen,<br />

Karina Frisch, Heide Brödel,<br />

Friedbert Keller, Henny Guterl,<br />

Jörg Augustin, Dorothea<br />

Rausch,Hans-Jürgen Kaiser,<br />

Beate Seim, Renate Raidt,<br />

Ilse Dörrsam, Ehrentraud<br />

Netolitzky, Hermann Kuntz,<br />

Werner Ladwig<br />

Titelfoto: Rainer Schmidt<br />

Nordic Walking-Gruppe aus<br />

Spirkelbach: Wer bis ins hohe<br />

Alter regelmäßig trainiert,<br />

bleibt länger fit. Wer fit ist, lebt<br />

gesünder und ist im Alter<br />

weniger sturzgefährdet. Jetzt<br />

im Frühjahr ist eine gute Gelegenheit,<br />

damit anzufangen<br />

Gesamtherstellung:<br />

Uniprint PS GmbH<br />

Rheinstraße 11<br />

66955 Pirmasens<br />

Auflage: 5000 Exemplare<br />

Erscheinungsweise:<br />

Halbjährlich Mai und November<br />

Kosten:<br />

Kostenlos zur Verteilung<br />

Impressionen<br />

von Hans Jürgen Kaiser<br />

Nach diesem wirklich langen<br />

Winter freuen wir uns alle auf<br />

einen hoffentlich warmen, bunten<br />

und sonnendurchfluteten<br />

Frühling.<br />

Auch bei unserem Seniorenmagazin<br />

beginnt nach Drucklegung<br />

der aktuellen <strong>Ausgabe</strong> der Beginn<br />

für die Vorbereitung des folgenden<br />

Magazins. So ist es<br />

Brauch, bei der letzten Redaktionssitzung<br />

vor Druck des aktuellen<br />

Heftes, im Kollegenkreis das<br />

Motto des neuen Heftes zu beratschlagen<br />

und festzulegen. Bei so<br />

viel Kreativität ist es manchmal<br />

schwierig, sich auf ein Thema zu<br />

beschränken.<br />

Unser Heft wird von Senioren für<br />

Senioren gemacht. Mit zunehmender<br />

Lebenserfahrung haben<br />

wir ja alle so unsere Kanten entwickelt,<br />

an denen es sich gelegentlich<br />

trefflich reiben lässt.<br />

Meinen Redaktionskollegen vom<br />

<strong>Herbstwind</strong> möchte ich an dieser<br />

Stelle ein Lob aussprechen für<br />

den Teamgeist, den ich nun schon<br />

einige Jahre erfahren habe.<br />

Haben wir unser Thema, gehen<br />

alle frisch ans Werk. Ich habe da<br />

schon andere Redaktionen erlebt,<br />

da fing die Rangelei erst an.<br />

Wie es der Zufall so wollte,<br />

wurde mein Vorschlag: „Kleine<br />

und grosse Missgeschicke“ ange-<br />

nommen, ich dam<strong>als</strong> nicht ahnend,<br />

wie schnell ich das selbst<br />

vorleben sollte.<br />

Meistens denkt man ja in diesem<br />

Zusammenhang eher weniger an<br />

positive Dinge, wie einmal Lotto<br />

gespielt und Volltreffer gelandet.<br />

Sondern eher an Schneeball –<br />

Lawine und nicht aufgepasst –<br />

Unfall gehabt.<br />

Um es kurz zu machen, mir ist<br />

letzteres passiert. Sachen in den<br />

Keller getragen, kein Licht angemacht<br />

(kleine Ursache), die<br />

Treppe runter gestürzt, Sachen<br />

nicht losgelassen, Sprunggelenk<br />

zertrümmert und im dritten Monat<br />

mit massiv eingeschränktem<br />

Bewegungsspielraum in Behandlung<br />

(große Wirkung).<br />

Bitte denken Sie jetzt nicht, die<br />

Redakteure sind bei uns verpflichtet<br />

ihre Vorschläge beispielhaft<br />

in die Praxis umzusetzen.<br />

Nur für den Fall, dass Sie<br />

irgendwann einmal bei uns mitschreiben<br />

möchten.<br />

Bis dahin vielleicht, bleiben Sie<br />

uns gewogen.<br />

Redaktionsbüro, Anzeigen:<br />

Kreisverwaltung Südwestpfalz<br />

Leitstelle „Älter werden“<br />

Unterer Sommerwaldweg 40-42<br />

66953 Pirmasens<br />

Telefon (06331) 809-333<br />

info@herbstwind-online.de<br />

www.herbstwind-online.de<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

besuchen Sie auch unsere Homepage www.herbstwind-online.de.<br />

Über Ihre Mitarbeit <strong>als</strong> Senior-<strong>Online</strong>-Redakteur würden wir uns sehr<br />

freuen, Sie können jederzeit beim Redaktionsteam einsteigen.<br />

Weitere Informationen erhalten Sie auch bei der Kreisvolkshochschule,<br />

Telefon: 06331/809-335, oder bei der Leitstelle „Älter werden“, Telefon<br />

06331/809-333.


Grußwort<br />

<strong>Herbstwind</strong><br />

3<br />

Liebe Seniorinnen,<br />

liebe Senioren,<br />

wer von uns hat es noch nicht<br />

erlebt? Das eine oder andere<br />

Missgeschick, kleine Pech oder<br />

auch mittlere Unglück, das einem<br />

fast täglich passieren kann.<br />

Von den großen Katastrophen<br />

gar nicht zu reden.<br />

Über die meisten hier beschriebenen<br />

Vorfälle kann man im<br />

Nachhinein sogar lachen und<br />

man gibt sie dann auch bei passenden<br />

Gelegenheiten zum Besten.<br />

Sie machen, wenn sie nicht<br />

allzu häufig auftreten, uns<br />

selbst achtsamer, heben uns den<br />

mahnenden Zeigefinger über<br />

unsere eigene Unvorsichtigkeit<br />

und Nachlässigkeit vor Augen.<br />

Man kann sagen: „Glück gehabt<br />

– hätte schlimmer kommen<br />

können.“ Unter diesem Aspekt<br />

wollen wir Sie, liebe Seniorinnen,<br />

liebe Senioren, in dieser<br />

<strong>Ausgabe</strong> des „<strong>Herbstwind</strong>es“<br />

auch unterhalten.<br />

Spaßige Missgeschicke, die keinen<br />

nachhaltigen Schaden<br />

angerichtet haben, sollen unter<br />

die Leserschaft gebracht werden.<br />

Ein Beispiel soll folgende Geschichte<br />

sein, die ich vor vielen<br />

Jahren mal gelesen habe: Beim<br />

Einparken hat ein Autofahrer<br />

durch Unaufmerksamkeit bzw.<br />

Fehleinschätzung des Abstandes<br />

die Stoßstange des vor ihm parkenden<br />

Autos beschädigt. Keine<br />

große Sache, nur eine kleine Beule<br />

mit einigen Kratzern drum<br />

herum. Ein Missgeschick eben.<br />

Ärgerlich nur, der Umstand mit<br />

der Versicherung und die Auseinandersetzung<br />

mit dem gegnerischen<br />

Fahrzeughalter. Ja, und<br />

dieser Fahrzeughalter war auch<br />

nicht aufzufinden. Selbst Nachfragen<br />

in den umliegenden<br />

Geschäften konnten den Autobesitzer<br />

nicht ermitteln. So hat<br />

unser Unfallverursacher nach<br />

zumutbarer Wartezeit seine Visitenkarte<br />

hinter den Scheibenwischer<br />

des beschädigten Autos<br />

gesteckt und darauf sein Missgeschick<br />

mitgeteilt und seine<br />

Schuld eingestanden.<br />

Er wollte gerade wegfahren und<br />

hat sich schon überlegt, wie er<br />

die ganzen Umstände seiner<br />

Familie, dem Versicherungsagent<br />

und ansonsten allen Interessierten<br />

erklären soll, da kam<br />

mit hoher Geschwindigkeit ein<br />

kleiner Lkw angerauscht. Dieser<br />

Lkw kam ins Schliddern und<br />

fuhr voll in den eben leicht<br />

beschädigten Pkw hinein.<br />

Man kann es erahnen: Die leicht<br />

beschädigte Stoßstange war vollständig<br />

zerstört, große Teile des<br />

Restautos ebenso. Unser Einparksünder<br />

ging dann unauffällig<br />

zum zerstörten Fahrzeug,<br />

nahm seine Visitenkarte von der<br />

Windschutzscheibe und fuhr gut<br />

gelaunt von dannen …<br />

Nicht jedes Missgeschick löst<br />

sich so in Wohlgefallen auf, wie<br />

im vorgeschilderten Fall. Doch<br />

geben sie unserem Leben die<br />

Würze und sie gehören einfach<br />

dazu. Wir würden sie am liebsten<br />

vermeiden, doch wir müssen<br />

sie nehmen, wie sie kommen.<br />

Und – wenn‘s passiert, sind sie<br />

doch nicht mehr zu ändern.<br />

In diesem Sinne weiterhin viel<br />

Glück bei allen zu erwartenden<br />

Missgeschicken. Mögen sie kleine<br />

Missgeschicke bleiben.<br />

Ihr<br />

Ernst Hügel<br />

Erster Kreisbeigeordneter<br />

Frühlingsrätsel 2013<br />

Bringen Sie die Spalten in die<br />

richtige Reihenfolge, dann ergibt<br />

sich ein Spruch von Gustav<br />

Knuth. Und nun viel Spaß beim<br />

Raten. Schreiben Sie die Lösung<br />

auf eine Postkarte und senden<br />

Sie diese bis 31.08.2013 an die<br />

Kreisverwaltung Südwestpfalz,<br />

Leitstelle „Älter werden“,<br />

Unterer Sommerwaldweg 40-42,<br />

66953 Pirmasens.<br />

Unter den richtigen Antworten werden<br />

3 Weinpräsente ausgelost<br />

1<br />

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2<br />

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<strong>Herbstwind</strong><br />

4 Blick über die Grenze<br />

Europäischer<br />

Mühlenradweg<br />

ASSOCIATION DU 3EME AGE<br />

DU PAYS DE BITCHE<br />

tur pur zum Genuss werden. Die<br />

Tour führt von Zweibrücken über<br />

den ehemaligen Bahndamm, der<br />

Mit diesem Radweg wurde die<br />

Attraktivität des Grenzlandes<br />

deutlich gesteigert.<br />

Der Europäische Mühlenradweg<br />

ist ein ca. 45 km langer Rundkurs<br />

durch die Grenzregion Saarpfalz<br />

(Saarland), Westpfalz (Rheinland-Pfalz)<br />

und Bitscherland<br />

(Departement Moselle in Lothringen/Frankreich)<br />

und daher<br />

die ideale Ausflugsmöglichkeit<br />

für Familien, die per Fahrrad die<br />

wunderschöne Landschaft des<br />

Grenzgebietes erkunden wollen.<br />

Abwechslungsreiche Passagen<br />

zwischen Wäldern und Flüssen,<br />

Wiesen und Dörfern lassen Na-<br />

<strong>als</strong> Radweg ausgebaut wurde, zur<br />

Klosterstadt Hornbach mit der<br />

Grabstätte des heiligen Pirminius.<br />

Weiter geht es durch das reizvolle<br />

Tal der Schwalb nach Frankreich<br />

zur Eschviller Mühle mit<br />

Mühlenmuseum, einem laufenden<br />

Mühlrad und einer empfehlenswerten<br />

französischen Küche.<br />

Weiter führt die Strecke durch<br />

das Tal der Bickenalb über Peppenkum<br />

und Altheim zurück<br />

nach Zweibrücken.<br />

Der Weg streift insgesamt 14<br />

meist sehr malerisch in grünen<br />

Bachauen gelegene Mühlen und<br />

eine ganze Menge europäischer<br />

Geschichte(n) "en miniature":<br />

Nähere Informationen:<br />

Verbandsgemeinde<br />

Zweibrücken-Land<br />

Landauer Straße 18-20<br />

D-66482 Zweibrücken<br />

Telefon: 06332 - 8062 - 0<br />

Telefax: 06332 - 8062 - 999<br />

E-Mail: info@vgzwland.de<br />

Kleine und große Missgeschicke<br />

Von Willi Lehmann<br />

Wie heißt es in Schillers Lied von<br />

der Glocke: „Doch mit des Geschickes<br />

Mächten ist kein ew‘ger<br />

Bund zu flechten.“ Auch der<br />

römische Dichter Vergil schreibt<br />

in seiner Äneis: „Durch so verschiedene<br />

Geschicke so viele<br />

gefährliche Lagen.“ Das macht<br />

deutlich, dass aus Geschick<br />

durchaus auch Gefahren entstehen<br />

können, dass etwas schiefgeht,<br />

dass etwas misslingt, kurz,<br />

dass uns ein mehr oder weniger<br />

großes Missgeschick trifft. Ich<br />

denke, derartige Erfahrungen hat<br />

wohl jeder von uns schon gemacht<br />

und dabei gedacht: „Pech<br />

gehabt.“ Über manches Missgeschick<br />

haben wir im Nachhinein<br />

wohl selbst gelacht oder uns über<br />

Dritte geärgert, die sich das<br />

Lachen nicht verkneifen konn-


„Kleine und große Missgeschicke“<br />

<strong>Herbstwind</strong><br />

5<br />

ten. Lassen Sie mich aus eigener<br />

Erfahrung zwei Beispiele<br />

beschreiben.<br />

Mitte der 50er Jahre, meine<br />

Freunde Richard, Dieter, Gerold<br />

und ich befanden uns gerade in<br />

dem sogenannten Halbstarkenalter<br />

und waren große Anhänger<br />

der Westerngeschichten mit Billy<br />

Jenkins und Tom Prox. Schwarze<br />

enge Röhrenhosen und Binder<br />

aus Schnüren, die mit einer<br />

Art Brosche zusammengehalten<br />

wurden, waren in. Ebenfalls zum<br />

Ritual gehörten, in bestimmten<br />

Abständen, die sich nach dem<br />

Pegelstand unserer Sonntagsgeldkasse<br />

richteten, Radtouren<br />

nach Obersimten. Ziel dieser<br />

Touren war regelmäßig die Gaststätte<br />

„Moser“, wo das Bier eben<br />

am besten schmeckte. So mancher<br />

Liter wurde vernichtet, wobei<br />

allerdings „Koma-Saufen“<br />

mangels fehlender Penunzen<br />

nicht in Frage kam.<br />

An einem Sonntagabend waren<br />

wir wieder einmal mit den Rädern<br />

unterwegs zum „Moser“.<br />

Im Vergleich zu heute – himmlische<br />

Ruhe auf der Landstraße<br />

von Vinningen nach Obersimten.<br />

Freihändig fahren, den Blick<br />

nach oben gerichtet, war angesagt.<br />

Plötzlich ein Aufschrei,<br />

gleich darauf ein Fluchen und<br />

eine Zickzackfahrt von Gerold<br />

auf der Straße. Sofort waren wir<br />

bei ihm, um zu erfahren, was los<br />

war. Gerold hielt sich zunächst<br />

das Gesicht zu und begann dann,<br />

mit dem Taschentuch sein Auge<br />

zu reiben. Auf unsere Frage, was<br />

geschehen ist, antwortete er in<br />

seiner humorvollen Art: „Mir hat<br />

eine Eule aufs Auge geschissen.“<br />

Obwohl wir wussten, wie gefährlich<br />

so etwas sein könnte, mussten<br />

wir lauth<strong>als</strong> lachen. Nach<br />

kurzer Zeit stimmte Gerold in<br />

dieses Lachen ein. Trotz dieses<br />

Missgeschicks wurde es, nachdem<br />

das Auge beim „Moser“<br />

ordentlich gesäubert war, noch<br />

ein schöner Abend und der Vorfall<br />

lange Jahre Anlass zum<br />

„Frotzeln“, wenn wir uns trafen.<br />

Und was lernen wir aus dieser<br />

Geschichte? Nicht alles, was von<br />

oben kommt, ist immer gut.<br />

Bei dem zweiten Beispiel stand<br />

ich selbst im Mittelpunkt des<br />

Geschehens. Seit vielen Jahren<br />

pflege und unterhalte ich einen<br />

Fischweiher in der Hilstbach, der<br />

in den 60er Jahren von einem<br />

Onkel mit tatkräftiger Unterstützung<br />

der Verwandtschaft angelegt<br />

wurde. Diese Anlage ist ein<br />

Ort der Ruhe, an dem man, wenn<br />

nicht gerade Wandergruppen auf<br />

dem Weg nach Roppeviller vorbeiziehen,<br />

sich gut erholen kann.<br />

Das ist die eine Seite der Medaille.<br />

Die andere beinhaltet aber<br />

auch sehr viel Arbeit zur Bewahrung<br />

dieser Idylle. So steht während<br />

der Sommermonate naturgemäß<br />

das Rasenmähen an erster<br />

Stelle. Dabei lästert meine Frau,<br />

ich könne kein Gras sehen, das<br />

höher <strong>als</strong> 5 Zentimeter ist.<br />

An einem Samstag vor 3 Jahren<br />

rückte ich ausnahmsweise mit<br />

Unterstützung durch Sohn,<br />

Schwiegersohn und Enkel zum<br />

großen Rasenmähen am Weihergelände<br />

aus. Wie üblich nahm<br />

ich mich der größeren und zum<br />

Teil ebenen Flächen mittels Rasentraktor<br />

an. Dazu gehörte auch<br />

das Ufer des großen Fischweihers.<br />

Um meinen Helfern möglichst<br />

viel Arbeit mit der Motorsense<br />

bzw. dem Handrasenmäher<br />

zu ersparen, fuhr ich routinemäßig<br />

sehr nahe am Rand der<br />

Böschung entlang. Bei dem Bemühen,<br />

es möglichst gut zu machen,<br />

kam ich beim Rückwärtsfahren<br />

auf dem noch feuchten<br />

Uferstreifen mit dem Rasentraktor<br />

ins Rutschen. Alles Weitere<br />

können Sie sich denken. Es gab<br />

kein Halten mehr. Mitsamt Rasentraktor<br />

fiel ich in den an dieser<br />

Stelle 2,50 Meter tiefen Weiher.<br />

Mein erster Gedanke <strong>als</strong><br />

notorischer Nichtschwimmer<br />

war dabei: „Hättest du doch besser<br />

Schwimmen gelernt.“ Zum<br />

Glück konnte ich mich noch<br />

während des Fallens von dem<br />

Traktor befreien und unter Wasser<br />

gegen die Böschung werfen,<br />

an der ich dann wieder hochkletterte.<br />

Meine Helfer wurden erst<br />

durch das Verstummen der Motorengeräusche<br />

aufmerksam, da<br />

ich während des Falles nicht einmal<br />

um Hilfe rufen konnte. Das<br />

Erste was sie sahen war meine<br />

Mütze, die auf dem Weiher<br />

schwamm. Sinnvollerweise trug<br />

diese „Hornbach-Mütze“ den<br />

Aufdruck: „Legenden sterben<br />

nicht im Bett.“ Wäre ich wie so<br />

oft allein gewesen, hätte er<br />

durchaus Berechtigung erhalten<br />

können. Nass wie eine Katze halfen<br />

sie mir aus dem Wasser und<br />

fischten meine Mütze heraus.<br />

Trotz der nicht ungefährlichen<br />

Situation, die ich nass, aber ohne<br />

sonstige Schäden überstanden<br />

hatte, mussten wir alle herzlich<br />

lachen über das Bild der einsam<br />

schwimmenden Mütze. Den<br />

Rasentraktor bekamen wir auch<br />

glücklicherweise an den Haken<br />

und zogen ihn mit dem Pkw,<br />

dank dessen Allradantriebs, wieder<br />

aufs Trockene. Leidtragender<br />

war in erster Linie mein Schwiegersohn,<br />

der in stundenlanger<br />

Arbeit den abgesoffenen Traktor<br />

wieder fahrbereit machen musste.<br />

Noch heute rücken dieser<br />

Rasentraktor und ich dem Gras<br />

am Weiher zu Leibe. Allerdings<br />

in einem respektvollen Abstand<br />

zur Wasserfläche und oft unter<br />

strenger Aufsicht meiner Frau.


6 <strong>Herbstwind</strong><br />

„Kleine und große Missgeschicke“<br />

Lehrgeld<br />

Von Heide Brödel<br />

„Da hast du wieder mal gehörig<br />

Lehrgeld bezahlt“, pflegte meine<br />

Großmutter zu sagen, wenn ich<br />

<strong>als</strong> Kind mit kaputtgestürzten<br />

Knien nach Hause kam. „Das<br />

wird dir in deinem Leben noch<br />

öfter passieren“, warnte sie mich<br />

dam<strong>als</strong>.<br />

Sie hatte Recht! Mittlerweile habe<br />

ich mich mit etlichen Lektionen<br />

einschließlich Praktika auseinander<br />

gesetzt. Manche habe ich<br />

wiederholt. Einige haben Wunden<br />

hinterlassen. Die sind verheilt.<br />

Ein paar Narben sind geblieben.<br />

Aber alle haben sich<br />

bezahlt gemacht. Auch wenn ich<br />

das hin und wieder erst viel später<br />

begriffen habe. Erfahrungsschatz<br />

nennt man wohl, was dabei<br />

heraus gekommen ist. Je größer<br />

der wird, umso mehr erkenne<br />

ich, wie wenig ich eigentlich<br />

weiß. Deshalb hört die Geschichte<br />

mit den Lektionen und dem<br />

Lehrgeld wohl nicht auf.<br />

Allerdings sieht es so aus, <strong>als</strong><br />

wenn ich nicht mehr so oft zur<br />

Kasse gebeten werde wie früher.<br />

Offensichtlich finde ich weniger<br />

Gelegenheiten dazu. Das Lehrgeld<br />

scheint sich auszuzahlen.<br />

Wenn mir trotzdem wieder mal<br />

ein Missgeschick passiert ist und<br />

ich mich nach dem „Warum“ frage,<br />

weiß ich heute schneller die<br />

Antwort darauf. Etwa weil sich<br />

mein Kopf und mein Körper<br />

zunehmend uneinig sind, was<br />

geht und was nicht und das möglichst<br />

schnell. Und ich mich deshalb<br />

hautnah mit den Folgen auseinander<br />

setzen muss.<br />

Vielleicht hört sich die Aussage<br />

meiner Großmutter nach heutigen<br />

Gesichtspunkten etwas lieblos<br />

an. Aber sie hatte mitten in<br />

So ging’s los: Die Beule, die ich mir im<br />

Sommer 1943 geholt habe, hat lebenslänglich<br />

sichtbare Spuren hinterlassen.<br />

Berlin zwei Weltkriege erlitten<br />

und überlebt. Sicher hatte sie<br />

dabei viel Glück. Aber sie hatte<br />

auch gelernt, dass man schwere<br />

Zeiten eher übersteht, wenn man<br />

stark genug dafür ist. Zumindest<br />

mit besseren Chancen.<br />

Abgesehen davon, dass<br />

wir <strong>als</strong> Kinder in der<br />

Kriegs- und Nachkriegszeit<br />

ohnedies<br />

nicht verwöhnt waren,<br />

hat sie sich dam<strong>als</strong><br />

dafür stark gemacht,<br />

dass ich die Steine, die<br />

mir im Weg lagen oder<br />

die ich mir selbst dahin<br />

gelegt hatte, weitgehend<br />

selbst wegräumen<br />

musste. Das war auch<br />

im Sinne meines Vaters.<br />

Dadurch sollte ich ihrer<br />

Meinung nach lebenstüchtig<br />

werden. Ich sollte<br />

vorausschauend denken<br />

lernen. Sollte lernen,<br />

Gefahren zu erkennen<br />

und sie richtig einzuschätzen.<br />

Sollte lernen,<br />

wie man sich ihnen<br />

stellt und wie man<br />

ihnen aus dem Weg<br />

gehen kann, solange<br />

man ihnen nicht ge-<br />

wachsen ist. Ich sollte lernen,<br />

meine Stärken und Schwächen<br />

richtig einzuschätzen. Nie hat sie<br />

zu mir gesagt: „Das kannst du<br />

nicht!“ Im Gegenteil. „Versuche<br />

es, dann weißt du es“, hat sie<br />

mich immer ermutigt.<br />

Die Zusammenhänge sind mir<br />

natürlich <strong>als</strong> Kind noch nicht klar<br />

gewesen. Wohl deshalb habe ich<br />

mir dam<strong>als</strong> manchmal gewünscht,<br />

ganz woanders zu sein.<br />

Gelegentlich wünsche ich mir das<br />

heute noch.<br />

Aus meinen Fehlern habe ich<br />

letztendlich am nachhaltigsten<br />

gelernt. Rückfälle eingeschlossen.<br />

Diese zuzugeben, ist wohl<br />

die schwierigste Übung. Vor sich<br />

selbst. Erst recht aber vor anderen.<br />

Dafür braucht es uneingeschränktes<br />

Vertrauen. Ich habe<br />

einiges Lehrgeld bezahlen und<br />

viele Erfahrungen sammeln müssen,<br />

bis ich dafür stark und reif<br />

genug war. Bis heute.<br />

Sege im Sterbeamt?<br />

Im Sterbeamt fer unser Tote<br />

do war kä Sege – s’war so Mode:<br />

„Er ruh in Friede!“ war de Schluss. –<br />

Du kummt, was halt so kumme muss:<br />

Es ritscht mer mol e Sege raus. –<br />

E Rätschweib steht nadierlich drauß<br />

un grinst mich aa: „Gell, Herr Kaplan,<br />

warum war heit de Sege dran –<br />

den gäbt’s doch nit im Sterbeamt!?“,<br />

sagt ausgerechnet die – verdammt! –<br />

Ich mach mich stark un konter druff:<br />

„Horch, Bawett, reg dich ner nit uff –<br />

im Sterbeamt do gäbt’s den frisch –<br />

de Sege – wann e Hex drin isch!“ –<br />

Ja, do kannsch mache, was du witt:<br />

S’gäbt Sache, - nä, die gäbt’s jo nit!<br />

Von Hermann Kuntz,<br />

Pfarrer i. R., Hauenstein,<br />

selbst erlebt – wie beschrieben


„Kleine und große Missgeschicke“<br />

Thuja oder Blumen<br />

<strong>Herbstwind</strong><br />

7<br />

Von Hans Heinen<br />

Der Valentinstag hat mich auch<br />

diesmal wieder an einen heiteren<br />

Dialog erinnert, der sich vor<br />

drei Jahren in meinem Büro<br />

abgespielt hat. Seitdem denke<br />

ich am Valentinstag immer an<br />

Thujas.<br />

Dabei hat sich dieser Tag zum<br />

„Feiertag der Gärtnereien“ entwickelt,<br />

denn am 14. Februar<br />

pflegt der Mann seiner Lieben<br />

Blumen zu schenken. Diese Gepflogenheit<br />

hat ihre Tradition,<br />

die ins Altertum zurück reicht.<br />

Laut Überlieferung soll der Ursprung<br />

auf den Bischof Valentin<br />

von Terni zurückgehen. Im 3.<br />

Jahrhundert ist Valentin Bischof<br />

der Stadt Terni (dam<strong>als</strong> Interamna,<br />

Italien) gewesen. Er soll<br />

Brautpaare getraut haben, unter<br />

ihnen Soldaten, die nach kaiserlichem<br />

Befehl nicht haben heiraten<br />

dürfen.<br />

Dennoch: Die so geschlossenen<br />

Ehen haben Bestand gehabt, <strong>als</strong><br />

seien sie unter der Obhut des<br />

Bischofs wohl behütet gewesen.<br />

Ganz anders ist es Valentin von<br />

Terni selbst ergangen. Er ist <strong>als</strong><br />

Märtyrer gestorben. Kaiser<br />

Claudius II. hat ihn wegen seines<br />

christlichen Glaubens enthaupten<br />

lassen. Dies ist am 14.<br />

Februar des Jahres 269 geschehen<br />

und erklärt das Datum des<br />

Valentinstags. Das Brauchtum<br />

mit den Blumen lässt sich herleiten<br />

von der Gewohnheit Valentins,<br />

den von ihm Getrauten<br />

Blumen aus seinem Garten zu<br />

schenken.<br />

Jetzt - nach diesen Abschweifungen<br />

in die Geschichte- soll<br />

aber endlich die Rede auf die<br />

oben erwähnten Thujas kommen.<br />

Der Valentinstag vor drei<br />

Jahren hat schon fast vorfrühlingshaft<br />

angemutet. Die ersten<br />

Sonnenstrahlen haben ein<br />

wenig mehr Licht und Wärme<br />

gebracht und kurzzeitig die<br />

Gedanken zum noch fernen<br />

Sommer hingelenkt.<br />

Ich muss noch einmal kurz ausholen.<br />

An der Begrenzung unseres<br />

Gartens steht eine kalt wirkende,<br />

zwei Meter hohe Betonwand.<br />

In der warmen Jahreszeit<br />

ranken sich um die Wand bunte<br />

Kletterpflanzen mit einem Blütenmeer.<br />

Wenn die Blütezeit jedoch<br />

zu Ende geht, kommt der<br />

Beton wieder zum Vorschein in<br />

seinem hässlichen Novemberund<br />

Wintergrau. Deshalb habe<br />

ich mich schon seit Längerem<br />

die Absicht gehegt, zu Beginn<br />

des neuen Pflanzjahres Thuja<br />

zu setzen, um das triste Grau<br />

hinter frischem Grün zu ver -<br />

stecken.<br />

Die Sonne an diesem 14. Februar<br />

hat die Gedanken daran<br />

beflügelt und mich unsere Verwaltungsangestellte,<br />

<strong>als</strong> sie<br />

gerade angeklopft hat und ins<br />

Büro gekommen ist, fragen lassen:<br />

„Wissen Sie zufällig, wo es<br />

günstig Thuja-Pflanzen zu kaufen<br />

gibt?“.<br />

Sie hat mich ganz verdutzt<br />

angesehen, obwohl ich doch<br />

eine ganz einfache Frage gestellt<br />

habe. Sie hat zuerst auch gar<br />

nicht geantwortet, sondern nur<br />

verblüfft gewirkt. Nach einiger<br />

Zeit des Nachdenkens hat sie<br />

dann doch ihre Antwort gegeben.<br />

„An Ihrer Stelle“, hat sie in<br />

der Rolle der Beraterin angemerkt,<br />

„würde ich Ihrer Frau<br />

heute lieber Blumen schenken“.<br />

Peinlich<br />

Von Jörg Augustin<br />

Es war am 17. Juni 1966 oder 1967.<br />

Als Studenten im Fach Politische<br />

Bildung für das Lehramt waren<br />

wir zur offiziellen Veranstaltung<br />

zum Tag der Deutschen Einheit<br />

im Plenarsaal des Deutschen Bundestages<br />

in Bonn eingeladen.<br />

Beeindruckt verfolgten wir die<br />

Reden der Politiker, die der Einheit<br />

des ganzen Deutschland<br />

unverbrüchliche Treue gelobten.<br />

Ein Streichquartett umrahmte<br />

die Feier, an der selbstverständlich<br />

auch Bundespräsident Heinrich<br />

Lübke teilnahm. Er hatte seinen<br />

Platz, für alle Anwesenden<br />

gut sichtbar, in der ersten Reihe<br />

des Saales.<br />

Die Musiker begannen ihr letztes<br />

Stück, das poco adagio aus dem<br />

Streichquartett C-Dur von Joseph<br />

Haydn, besser bekannt <strong>als</strong> das<br />

„Kaiser–Quartett“. Jeder Anwesende<br />

erkannte die Musik, jeder


8 <strong>Herbstwind</strong><br />

„Kleine und große Missgeschicke“<br />

erinnerte sich an die Entstehungsgeschichte<br />

der Hymne:<br />

„Gott erhalte Franz, den Kaiser“,<br />

die dann die musikalische Vorlage<br />

für das „Lied der Deutschen“<br />

von Hoffmann von Fallersleben<br />

wurde, jeder gab sich dem Musikgenuss<br />

hin – da: plötzliche<br />

Unruhe in der ersten Reihe; der<br />

Bundespräsident rutschte unruhig<br />

auf seinem Platz hin und her,<br />

er blickte sich um, ob denn niemand<br />

... Uns erfasste lähmendes<br />

Entsetzen: Konnte es sein, dass<br />

der Bundespräsident die Nationalhymne<br />

nicht von ihrer musikalischen<br />

Vorlage unterschei ... da<br />

geschah es: Heinrich Lübke erhob<br />

sich von seinem Platz!<br />

Es dauerte einen Augenblick, so<br />

lange, wie man eben zum Überlegen<br />

braucht, was man jetzt tun<br />

soll, tun muss, bevor sich die<br />

Nachbarn zur Rechten und Linken<br />

ebenfalls von ihren Sitzen<br />

lösten und wiederum eine Wellenbewegung<br />

auslösten. Nach etwa 10<br />

Takten der Musik stand der ganze<br />

Plenarsaal und folgte der Musik<br />

stehend und schweigend bis zum<br />

Ende. An die Nationalhymne, die<br />

meines Wissens anschließend<br />

gesungen werden sollte, kann ich<br />

mich nicht erinnern.<br />

Ich habe in den nächsten Tagen<br />

die Zeitungen verfolgt, nirgendwo<br />

fand ich einen Kommentar zu<br />

diesem Ereignis. Aber auf den<br />

Zuschauertribünen hatte ja das<br />

ganze diplomatische Korps Platz<br />

genommen. Wir haben uns an<br />

diesem Tag geschämt.<br />

Mit Brille wäre das nicht passiert<br />

Von Renate Raidt<br />

Mit meiner Freundin Karin verbindet<br />

mich seit vielen Jahren<br />

eine wunderbare Freundschaft.<br />

Bei unserem letzten Zusammentreffen<br />

fragten wir uns, warum<br />

uns unserer Freundschaft so<br />

wertvoll und wichtig ist. "Es ist<br />

das unbedingte Vertrauen, das<br />

wir zueinander haben", meinte<br />

Karin und ich konnte ihr nur<br />

zustimmen.<br />

Karin betreibt zusammen mit<br />

ihrem Mann einen Frisörsalon.<br />

Vor etwa 25 Jahren betrat ich, die<br />

Dekorationen der großen Fenster<br />

sprachen mich an, zum ersten<br />

Mal den neu eröffneten Salon.<br />

Die Atmosphäre im Salon empfing<br />

mich wohltuend und die<br />

Chefin begrüßte mich herzlich.<br />

Ihr Hochdeutsch hatte eine mir<br />

wohl bekannte Dialektfärbung.<br />

"Sie sind aber keine gebürtige<br />

Pirmasenserin" sagte ich. "Nein,<br />

ich komme aus Unterfranken",<br />

antwortete sie und ich erzählte<br />

ihr von meinen unterfränkischen<br />

Wurzeln. Doch das sollte nicht<br />

unsere einzige Gemeinsamkeit<br />

bleiben.<br />

Vor etwa 15 Jahren brauchten<br />

wir fast zu gleicher Zeit eine<br />

Brille für die Nähe. Es wurde<br />

dam<strong>als</strong> langsam üblich, mit<br />

Plastikgeld zu bezahlen und<br />

mir war diese Neuerung sehr<br />

angenehm.<br />

Einmal wollte ich, nachdem<br />

mich Karin verschönert hatte,<br />

meine Rechnung bezahlen. Beide<br />

hatten wir unsere neuen Brillen<br />

auf der Nase. Ich überreichte<br />

Karin meine Scheckkarte. Sie<br />

tippte den Betrag ein, nannte<br />

die Summe, gab mir die Karte<br />

zurück und reichte mir den Kassenzettel,<br />

den ich auf der Rückseite<br />

unterschreiben sollte. Ich<br />

prüfte die Richtigkeit des Betrages.<br />

Dann begannen wir ein Gespräch.<br />

Dabei nahmen wir beide<br />

unsere Brillen ab. Da noch einige<br />

Kundinnen warteten, brachen<br />

wir unser Gespräch bald<br />

ab und vereinbarten ein Treffen,<br />

bei dem wir uns dann nach Herzenslust<br />

unterhalten könnten.<br />

Karin reichte mir einen Kugelschreiber<br />

zur Unterschrift. Unsre<br />

Brillen setzten wir nicht wieder<br />

auf. Unterschreiben konnte<br />

ich ja blind. Ich konnte erkennen,<br />

dass Karins Kugelschreiber<br />

von blauer Farbe war und ein<br />

ungewöhnliches Design hatte.<br />

Doch das war bei meiner Freundin<br />

Karin nicht verwunderlich.<br />

Hatte sie doch ein Faible für<br />

ausgefallene Dinge.<br />

Ich setzte zur Unterschrift an,<br />

doch der Kugelschreiber funktionierte<br />

nicht. Ich machte rasch<br />

einige Striche hin und her. Ohne<br />

Erfolg. Dann hauchte ich die<br />

Spitze kurz an und versuchte<br />

es noch einmal. Da er noch<br />

immer nicht schrieb, rieb ich<br />

ihn kurz zwischen den Händen.<br />

Die durch die Reibung entstehende<br />

Wärme würde es sicher<br />

schaffen. Doch ich hatte kein<br />

Glück. Ich bat Karin um einen<br />

funktionierenden Kugelschreiber.<br />

Karin schaute kurz auf den<br />

Kugelschreiber in meiner Hand<br />

und setzte ihre Brille auf. Auch<br />

ich schwang meine Brille auf die<br />

Nase. Schallendes Gelächter! In<br />

meiner Hand lag eine Häkelnadel<br />

mit blauem Holzgriff.


„Kleine und große Missgeschicke“<br />

Kennen Sie den...?<br />

<strong>Herbstwind</strong><br />

9<br />

Von Dorothea Rausch<br />

Zwei Bekannte am Tresen:<br />

„Sag mal, kennst du den Unterschied<br />

zwischen einem SAXophon<br />

und einem SACK Zement?“<br />

„Nein.“<br />

„Da musst du mal hineinblasen.“<br />

oder<br />

„Herr Ober, spielt die Kapelle<br />

auch auf Wunsch der Gäste?“<br />

„Gewiss, mein Herr.“<br />

„Gut, dann sollen sie Billiard spielen,<br />

bis ich mit dem Essen fertig<br />

bin.“<br />

So oder ähnlich hört man es in<br />

vergnügter Runde. Ein guter Witz<br />

kann erheitern und entspannen.<br />

Er kann auch einmal aus einer kritischen<br />

Situation heraushelfen.<br />

Worte sind es, mit denen wir uns<br />

verständigen. Wir geben den Dingen<br />

Namen, drücken Gefühle aus,<br />

schildern Begebenheiten, sprechen<br />

über Ärger und Ängste,<br />

schimpfen auch mal über Menschen,<br />

Umstände und Lebenssituationen.<br />

Und das Gebet wäre<br />

ohne Worte nicht denkbar.<br />

Jede noch so gute Idee bekommt<br />

erst Gestalt, wenn sie in Worte<br />

gefasst wird. Die Sprache ist es,<br />

mit der wir uns von den anderen<br />

Lebewesen dieser Erde unterscheiden.<br />

Die Wissenschaft bemüht sich<br />

sehr herauszufinden, wie die<br />

Sprache entstanden ist.<br />

Soviel steht jedenfalls fest; aus<br />

der Notwendigkeit, sich zu verständigen.<br />

Signale und Gesten<br />

mögen ein Anfang gewesen sein.<br />

Das Jodeln war zum Beispiel ein<br />

Signal, mit dem sich Hirten über<br />

große Entfernungen miteinander<br />

verständigen konnten. Uns ist das<br />

Jodeln heute hauptsächlich nur<br />

noch <strong>als</strong> musikalischer Ausdruck<br />

bekannt.<br />

„Im Anfang war das Wort“ heißt<br />

es im ersten Kapitel des Johannesevangeliums.<br />

Das richtige Wort im richtigen<br />

Augenblick muss es sein. Denn<br />

„Worte sind wie Pfeile, du kannst<br />

sie nicht zurückholen„ hat ein<br />

kluger Mensch gesagt. Und „Worte<br />

zerstören, wo sie nicht hingehören“<br />

hat Daliah Lawi vor Jahren in<br />

einem Schlager gesungen.<br />

Man kann Worte auch nur denken.<br />

So bekam ich einmal eine gute<br />

Empfehlung: „Wenn jemand verärgert<br />

ist und will sich an dir<br />

abreagieren, dann hilft es nichts,<br />

wenn du darauf eingehst. Dann<br />

hefte deinen Blick fest auf seine<br />

Stirn und d e n k e FRIEDE SEI<br />

MIT DIR.<br />

Du wirst sehen, es hilft. Schon der<br />

Gedanke allein entspannt. Es ist<br />

jedenfalls einen Versuch wert.<br />

Und noch etwas bewährt sich.<br />

Worte vorher zu bedenken, die<br />

gehörten und die gesprochenen<br />

ehe man erwidert.<br />

Kleine Kinder erlernen die Sprache<br />

ihrer Umgebung und wenden<br />

sie an, probieren sie aus und<br />

haben zum Entsetzen ihrer Eltern<br />

solche Worte schon oft im unpassenden<br />

Moment wiedergegeben.<br />

Mit besonders viel Bedacht setzen<br />

die Dichter ihre Worte, wenn<br />

sie Menschen erreichen wollen.<br />

In manchen Texten von Volksliedern<br />

sind mit einfachen Worten<br />

große Gefühle wie Liebe, Sehnsucht<br />

und Schmerz eingefangen.<br />

Andere sind erheiternd oder drücken<br />

frech aus, was man auszusprechen<br />

sich nicht getraut hätte.<br />

Man denke nur an „Die Frau<br />

Wirtin an der Lahn“.<br />

Nutzen wir diesen Schatz klar<br />

und unmissverständlich, wie<br />

Martin Luther die Pfarrer im<br />

Hinblick auf ihre Predigt ermahnt<br />

hat: „Tritt fest auf, mach`s<br />

Maul auf, hör bald auf.“ oder wie<br />

jener Mann, der einen Zettel an<br />

seine Tür hängte „Kontrabass zu<br />

verkaufen“, darunter am nächsten<br />

Morgen ein Nachbar geschrieben<br />

hatte „Gott sei Dank.“<br />

Auflösung der Preisfrage aus <strong>Herbstwind</strong> Nr. 37<br />

Zu erraten war:<br />

Es regnet wenn es regnen will, es regnet seinen Lauf,<br />

und wenns genug geregnet hat, dann hört es wieder auf.<br />

Gewonnen haben:<br />

Rosel Schneider, Flurstraße 21, 67716 Heltersberg<br />

Annelise Weishaar, Zweibrücker Straße 34, 66987 Thaleischweiler-Fr.<br />

Tina Kaiser, Landgrafenstraße 25, 66969 Lemberg


10 <strong>Herbstwind</strong><br />

„Kleine und große Missgeschicke“<br />

Ein Missgeschick mit gutem Ende<br />

Von Beate Seim<br />

Ein laues Lüftchen wehte durch-<br />

’s geöffnete Fenster und umschmeichelte<br />

Margarete und<br />

Edgar, die am Tisch beim Frühstück<br />

saßen.<br />

„Das wird ein wunderbarer Tag“,<br />

sagte Margarete. Edgar schaute<br />

mit gerunzelter Stirn über seine<br />

Zeitung. Wenn seine Angetraute<br />

sich so äußerte, dann wusste er<br />

aufgrund jahrelanger Erfahrung<br />

ganz genau, was jetzt kam.<br />

„Da bekommt man ja noch richtig<br />

Lust zum Frühjahrsputz“,<br />

schwärmte Margarete.<br />

Ja, da war es das Wort, das Edgar<br />

so hasste: Frühjahrsputz. Wie<br />

viele Male hatte er diese Tätigkeit<br />

schon miterlebt. Doch in den<br />

letzten Jahren drückte er sich<br />

davor, indem er just immer dann<br />

dringend etwas in der Stadt zu<br />

erledigen hatte.<br />

So auch heute wieder. Er erhob<br />

sich vom Tisch, zog Schuhe und<br />

Jacke an und verschwand mit der<br />

Bemerkung: „Ich gehe eben mal.“<br />

„Lass Dir ruhig Zeit“, rief ihm<br />

Margarete noch nach, „Essen gibt<br />

es sowieso später“.<br />

Mit einem Schmunzeln begann<br />

sie alles Notwendige für ihr Vorhaben<br />

in die obere Etage zu tragen.<br />

Sie kannte doch ihren Mann<br />

zu gut, andererseits war sie froh,<br />

wenn sie werkeln konnte ohne<br />

gestört zu werden.<br />

Heute wollte sie sich das Schlafzimmer<br />

vornehmen. Bewaffnet<br />

mit Staubsauger, Eimer, Lappen<br />

und Staubwedel machte sie sich<br />

an die Arbeit. Nachdem Fenster<br />

und Schrankspiegel um die Wette<br />

glänzten, war das Bett an der<br />

Reihe. Schnell trug sie alles zum<br />

Lüften auf den Balkon und<br />

wuchtete auch noch mit letzter<br />

Kraft die Matratze hinterher.<br />

Puh, das war anstrengend,<br />

zumal sie ja auch nicht mehr die<br />

Jüngste war. Dazu könnte man<br />

doch eine Manneskraft gebrauchen,<br />

dachte Margarete.<br />

Nun war der Matratzenrost dran.<br />

Fürsorglich bearbeitete sie mit<br />

dem Staubsauger jede Spirale, <strong>als</strong><br />

ihr plötzlich der Pinsel-Aufsatz<br />

zu Boden fiel. Vergebens bemühte<br />

sie sich, diesen zwischen den<br />

Metallfedern wieder heraus zu<br />

bekommen. Da half alles nichts,<br />

sie musste unter das Bett kriechen.<br />

Gesagt – getan!<br />

Mühsam robbte sie auf dem Boden<br />

unter das Bett, da geschah<br />

es: ihre Hose verhakte sich an<br />

einer Spirale. Vergeblich versuchte<br />

sie sich zu befreien, doch<br />

wie sie sich auch drehte und<br />

bewegte, es gelang ihr nicht.<br />

Was nun??? Ihr blieb nichts anderes<br />

übrig, <strong>als</strong> zu warten, bis<br />

Edgar wieder nach Hause kam –<br />

und das konnte dauern -. Also<br />

Wei?<br />

ergab sie sich ihrem Schicksal<br />

und blieb verzweifelt auf dem<br />

Boden liegen. In Gedanken jedoch<br />

haderte sie mit ihrem Ehegatten,<br />

denn wenn dieser nicht<br />

so engstirnig wäre, hätten sie<br />

schon lange neue Latten-Roste<br />

und ihr wäre das hier nicht passiert.<br />

Er aber hatte für das „neumodige<br />

Zeug“ ja nichts übrig.<br />

Endlich wurde unten die Haustür<br />

geöffnet. „Edgar“, rief Margarete<br />

„komm schnell herauf!“<br />

Als dieser ins Schlafzimmer trat,<br />

bekam er einen Lachkrampf.<br />

„Hilf mir lieber, mir tut schon<br />

alles weh“, schimpfte Margarete<br />

und war froh, <strong>als</strong> sie wieder auf<br />

ihren Beinen stand.<br />

„Warum musst Du auch immer<br />

so gründlich sein“, bemerkte ihr<br />

Mann.<br />

„Wärst Du nicht so geizig, wäre<br />

mir das nicht passiert – und zu<br />

Essen gibt es heute nichts!“<br />

fauchte seine Frau ihn an.<br />

„Bitte beruhige Dich“, lenkte<br />

Edgar ein, „ich lade Dich zum<br />

Essen in ein Restaurant ein und<br />

danach gehen wir ins Möbelhaus,<br />

einverstanden?“<br />

Als frisch-geweihter fang ich an<br />

ins Ensheim/Saar <strong>als</strong> „Herr Kaplan“.<br />

Do war noch jede Morge Mess –<br />

heit fascht bloß owends – uhne Stress. –<br />

E Wintermorge – ich war dra<br />

un fang die Mess wie immer a.<br />

S’isch Lesung – Evangelium;<br />

de erste Dääl isch jetzt schun rum.<br />

Jetzt Opferung mit Wei un Wasser:<br />

De Ministrant langt mer mit blasser<br />

un kalter Hand es Kännel her:<br />

„Die Schwester meint, dass Schnaps es wär –<br />

Sie soll’n probieren!“ – sagt’s und lacht!<br />

Do häb ich glei die Prob gemacht:<br />

Ich schnupper: s’stimmt: s’war Schnaps statt Wei!<br />

Heit deet ich sage: „Schenk mer ei!“ –


„Kleine und große Missgeschicke“<br />

Ein „zentnerschweres“ Missgeschick<br />

<strong>Herbstwind</strong><br />

11<br />

Von Ilse Dörrsam<br />

Es war im Jahr 1945, wir hatten<br />

den letzten schweren Luftangriff<br />

auf unsere Heimatstadt überlebt.<br />

Meine Mutter, mein Bruder und<br />

ich verließen daraufhin Pirmasens<br />

und suchten Unterschlupf<br />

bei unseren Verwandten in Rodalben.<br />

Zum Schutz vor Fliegerangriffen<br />

wechselten wir nun<br />

von Luftschutzkellern in Pirmasens<br />

nach Rodalben in sogenannte<br />

Luftschutzbunker. Da man oft<br />

mehrere Stunden am Tag und in<br />

der Nacht in diesen Felsenbunkern<br />

verbringen musste, waren<br />

die Räume mit Koch- und Schlafangelegenheiten<br />

versehen und<br />

teilweise mit Möbeln ausgestattet.<br />

Ein Teil unserer Großfamilie<br />

lebte in einer solchen Bunkeranlage<br />

unter dem Saufelsen auf<br />

dem Lohn und der andere Teil<br />

im großen Felsenbierkeller in<br />

der „Hohl“ Bergstraße. Was hätte<br />

mein Urgroßvater, der Braumeister<br />

Franz Titus Ehrenreich,<br />

wohl dazu gesagt, dass seine<br />

Nachkommen Zuflucht und<br />

Schutz vor Fliegerangriffen in<br />

seinem Bierkeller gesucht und<br />

gefunden haben?<br />

In dieser chaotischen und<br />

turbulenten Zeit, die oft durch<br />

Tieffliegerangriffe unterbrochen<br />

wurde, ging plötzlich<br />

eine freudige Nachricht von<br />

Mund zu Mund. Wir erfuhren –<br />

zuerst unfassbar für uns<br />

alle – dass die Wehrmacht<br />

einige Verpflegungsbunker<br />

auf dem Grünbühl (außerhalb<br />

von Rodalben) öffnet und die<br />

darin lagernden Lebensmittel<br />

an die Bevölkerung verteilt.<br />

Großer Jubel überall! Mein Bruder<br />

und ich machten uns zusammen<br />

mit vielen anderen Kindern<br />

und Müttern sofort auf den Weg<br />

dorthin. Die am Ziel vorgefundenen<br />

Holzkisten waren fest verschlossen<br />

und ohne äußerliche<br />

Inhaltsangabe. In der Annahme,<br />

je schwerer, desto wertvoller, entschieden<br />

wir uns für eine sehr<br />

schwere Kiste. Wir träumten von<br />

einem Inhalt aus Münzen, Gold<br />

und Silber.<br />

Auf dem Rückweg hörten wir<br />

dann ab und zu Freudenschreie<br />

von Kindern, die ihre Holzkisten<br />

bereits unterwegs geöffnet hatten.<br />

Zum Vorschein kamen Dosen<br />

mit Fleisch, Mehl, Fett und -<br />

für uns Kinder wundersame Dinge<br />

wie Schokolade und Gutsel<br />

(Bonbons). Nach mühevollem<br />

langem Weg – wir mussten oft<br />

Pausen einlegen – kamen wir<br />

endlich mit unserer langsam zur<br />

Last gewordenen Kiste zu Hause<br />

an.<br />

Jetzt schlug für uns die Stunde<br />

der Enthüllung! Unsere Mutter,<br />

die die Kiste mühevoll aufbrechen<br />

musste, fing plötzlich an<br />

laut zu lachen. Zum Vorschein<br />

kamen: Dosenöffner!<br />

Wir hatten 2000 Stück eiserne<br />

Dosenöffner („Wehrmacht, deutsche<br />

Wertarbeit“) geschleppt.<br />

Mein Bruder und ich fingen an<br />

zu heulen und schrien verzweifelt<br />

über das schreckliche Missgeschick,<br />

das uns getroffen hatte.<br />

Anschließend versuchten wir<br />

krampfhaft, mit den „Glückskindern<br />

der Aktion“ unsere Dosenöffner<br />

gegen Lebensmittel zu<br />

tauschen. Der Erfolg war bescheiden;<br />

er brachte uns lediglich<br />

einige Stücke Schokolade. Heute<br />

noch ist mir der wunderbar herrliche<br />

Geschmack dieser (Flieger-)<br />

Schokolade, die in flachen Blechdosen<br />

war, in allerbester Erinnerung.<br />

Erst in der Nachkriegszeit waren<br />

unsere bisher verschmähten Dosenöffner<br />

<strong>als</strong> Tauschobjekt gefragt.<br />

Um den Nahrungsnotstand in<br />

unserer Familie etwas zu lindern,<br />

unternahm meine Mutter – wie<br />

viele andere Frauen in dieser<br />

Nachkriegszeit – sogenannte<br />

„Hamsterfahrten“ an den Bodensee.<br />

Da wir, obwohl in der Schuhstadt<br />

lebend, keine Schuhe <strong>als</strong><br />

Tauschobjekt für Nahrungsmittel<br />

hatten, nahm meine Mutter<br />

bei jeder Fahrt u.a. einige 100<br />

Stück Dosenöffner mit und bekam<br />

dafür von den Bauern am<br />

Bodensee Eier, Mehl und Butter.<br />

Wenn meine Mutter mit diesen<br />

Schätzen zurückkam – ob dies<br />

am Tag oder in der Nacht war –<br />

gab es bei uns zuerst ein wundervolles<br />

Mittagessen wie<br />

„Mehl-Pannekuche und Grumbeersupp“<br />

(Mehlpfannkuchen<br />

und Kartoffelsuppe).<br />

So wurde diese für mich zuerst<br />

bittere „Dosenöffner-Tragödie“<br />

später zu einer freudigen „Pfannkuchen-Komödie“.<br />

Den Bauern vom Bodensee, die<br />

uns <strong>als</strong> wir in Not waren für unsere<br />

Dosenöffner Eier, Mehl und<br />

Butter gaben, ein tiefempfundenes<br />

„Chapeau“.


12 <strong>Herbstwind</strong><br />

„Kleine und große Missgeschicke“<br />

Zweifel sind erlaubt<br />

Von Werner Ladwig<br />

Es begann im Sommer 1997, wir<br />

machten Urlaub in Bad Dürk -<br />

heim, <strong>als</strong> meine Frau ein Haus<br />

in Lug entdeckte: Hanglage,<br />

rechts, links und hinter dem<br />

Haus Pfälzer Wald, keine Nachbarn,<br />

nach Süden ausgerichtet,<br />

besser geht es nicht! Ich kann<br />

ungestört Klavierspielen, ohne<br />

anderen auf die Nerven zu<br />

gehen. Da fackelt man nicht lange<br />

und greift <strong>als</strong> Norddeutscher<br />

zu!<br />

Heute, es sind fünf Jahre ins<br />

Land gegangen, habe ich den<br />

Prospekt des Bundesministeriums<br />

für Familie, Senioren, Frauen<br />

und Jugend vor mir liegen<br />

„Länger zu Hause leben“. Mein<br />

Gott, was haben wir da alles<br />

f<strong>als</strong>ch gemacht: Das Haus ist<br />

nicht – für den Fall aller Fälle –<br />

rollstuhlgerecht, es hat drei<br />

Wohnebenen und einen Garten,<br />

der überwiegend aus Hang<br />

besteht: Meine Frau hat sich bei<br />

Gartenarbeiten den Fuß gebrochen,<br />

ich habe mir beim Schleppen<br />

von Dachziegeln einen Leistenbruch<br />

zugezogen.<br />

Zum Ausgleich dazu bin ich<br />

erfolgreicher in der Begleitung<br />

einer jungen „Freundin“, die ich<br />

mit Erfolg bei ihrer Lehrerausbildung<br />

begleite. Es geht hier<br />

um die Kraft des Geistes, die ich<br />

noch in schöner Regelmäßigkeit<br />

einbringen kann.<br />

Schließlich beruht jede neue<br />

Erfahrung und Erkenntnis darauf,<br />

dass wir selbst erst mal<br />

zuhören können, mag Manches<br />

für unsere Ohren zunächst<br />

ungewohnt und oft scheinbar<br />

abwegig klingen. Wir müssen<br />

nicht immer sofort mit unserem<br />

„enormen Wissen und unseren<br />

Erfahrungswerten“ die jungen<br />

Menschen „volldröhnen“...' Ach,<br />

jetzt kommt die alte Platte wieder:<br />

'Wir haben dam<strong>als</strong>...'<br />

Natürlich hatten wir einen Kaiser,<br />

aber der hat 1918 abgedankt.<br />

Und natürlich haben wir einen<br />

eigenen Standpunkt, den will<br />

ich auch gern vertreten. Nur<br />

habe ich verdammt noch mal die<br />

Pflicht, die jungen Menschen<br />

mit ihren Sorgen, Nöten und<br />

Ansichten anzuhören.<br />

Erst dann kann eine ernsthafte<br />

Auseinandersetzung stattfinden<br />

und dann sind Fuß- und Leistenbruch<br />

schnell vergessen,<br />

wenn wir halbwegs sinnvoll<br />

weiterleben wollen. Fehler<br />

machen wir Alten immer noch<br />

genug. Sie etwa nicht? Wir dürfen<br />

nicht verzweifeln, aber<br />

Zweifel dürfen wir uns erlauben.<br />

Wenn die Dominosteine fallen oder der Schmetterlingseffekt<br />

Von Hans Jürgen Kaiser<br />

Kleine Ursachen können große<br />

Auswirkungen haben. Wissenschaftler<br />

und Denker haben sich<br />

über eventuelle Gesetzmäßigkeiten<br />

verstärkt in den letzten<br />

Jahrzehnten Gedanken gemacht.<br />

Unter dem Begriff Chaos-<br />

Theorie gibt es dazu bereits viele<br />

Veröffentlichungen. Beispielhaft<br />

wäre der Schmetterlingseffekt<br />

(butterfly effect, der besagt),<br />

dass bestimmtes Tun und sei es<br />

noch so gering, gigantische Ausmaße<br />

annehmen kann. Als Bildnis<br />

gilt der Flügelschlag des<br />

Schmetterlings, der auf der<br />

anderen Seiter der Erde einen<br />

Sturm verursacht. Diese übertrieben<br />

wirkende Darstellung<br />

soll die Unvorhersehbarkeit von<br />

Vorgängen innerhalb von Systemen<br />

anschaulich machen.<br />

Der Chaos-Begriff geht u.a. auf<br />

Henri Poincaré und Edward N.<br />

Lorenz zurück. Danach tritt chaotisches<br />

Verhalten auf, „wenn in<br />

dynamischen Systemen dramatische<br />

Veränderungen eintreten,<br />

die nicht vorhersehbar waren<br />

und höchstwahrscheinlich<br />

durch kleinere Abweichungen<br />

am Anfang der Handlungs- und<br />

Ereigniskette<br />

wurden“.<br />

hervorgerufen<br />

Nach dieser Theorie ist eine Vorhersage<br />

gewisser Ereignisse<br />

nicht möglich, da die anfänglichen<br />

Bedingungen, die die Entwicklung<br />

hervorrufen, exakt<br />

benannt werden müssten um<br />

ihnen entgegenzuwirken. An<br />

der Definition erkennt man<br />

schon die Problematik. Um diesen<br />

wissenschaftlichen Denkansatz<br />

ist es in letzter Zeit etwas<br />

still geworden und firmiert für<br />

Interessierte jetzt eher unter<br />

dem Stichwort: nicht-lineare<br />

Dynamik.


„Kleine und große Missgeschicke“<br />

<strong>Herbstwind</strong><br />

13<br />

Die Chaos-Theorie versucht die<br />

Unvorhersehbarkeit mancher<br />

Vorgänge innerhalb eines Systems<br />

zu veranschaulichen und<br />

zu erklären. Schauen wir nur auf<br />

Erklärungsversuche zu selbst<br />

jüngsten historischen Entwicklungen.<br />

Beispielsweise ökonomische<br />

Einbrüche, soziale Verwerfungen,<br />

oder klimatische<br />

Veränderungen entstehen in der<br />

Rückschau langfristig, an deren<br />

Beginn eine Kette von Ereignissen<br />

und Handlungen steht, die<br />

Einfluss auf den weiteren Verlauf<br />

nahmen.<br />

Ein einziges Ereignis zu Beginn<br />

der Handlungskette, <strong>als</strong> solches<br />

nicht erkannt, berührt eine empfindliche<br />

Stelle des Systems und<br />

lässt die Dominosteine fallen,<br />

einen nach dem anderen. So entstehen<br />

im gesellschaftlichen Bereich<br />

Revolutionen. Und wenn<br />

historisch etwas schiefgeht die<br />

Frage: Wie konnte das passieren<br />

oder wer ist es gewesen?<br />

Mein Fazit: Jeder hat es in der<br />

Hand, umfallen oder nicht. Denken<br />

wir mal darüber nach.<br />

Die Geburtstagspanne<br />

Von Ehrentraud Netolitzky<br />

Der 75. Geburtstag eines Familienmitgliedes<br />

sollte in den nächsten<br />

Wochen gefeiert werden.<br />

Wie es so üblich ist, wurden eine<br />

Menge Gestaltungsmöglichkeiten<br />

in Erwägung gezogen. Letztendlich<br />

waren wir beschlussfähig<br />

und entschieden uns zur<br />

Feier im häuslichen Bereich. Da<br />

ja Gäste erwartet wurden, musste<br />

auch eine entsprechende<br />

Menüfolge erarbeitet werden.<br />

Nach einigem hin und her war<br />

das Menü geplant und wir entschieden<br />

uns für einen uns<br />

bekannten und schon des Öfteren<br />

beanspruchten Partyservice.<br />

Die Bestellung gaben wir bei<br />

einem Familienmitglied des Betriebes<br />

zur Weiterleitung in Auftrag.<br />

Da der Termin auf einen Sonntag<br />

fiel, nahm die ganze Familie<br />

am Gottesdienst teil. Nach dessen<br />

Beendigung fanden sie die<br />

Familie und die ersten Gratu -<br />

lanten zum Sektempfang zu<br />

Hause ein. Während dessen fuh-<br />

ren zwei Leute aus der Familie<br />

zum Partyservice, um das<br />

Essen abzuholen. Die Abholung<br />

des Essens wurde bei uns<br />

immer so gehandhabt und ist<br />

auch stets ohne Probleme verlaufen.<br />

Nur leider nicht an diesem<br />

Sonntag.<br />

Als wir eigentlich schon fast die<br />

Ankunft des Essens erwarteten,<br />

kam nur der Anruf – es gibt kein<br />

Essen – es liege kein Auftrag<br />

vor.<br />

Bei uns zuhause herrschte das<br />

blanke Entsetzen.<br />

So viele Kritiken, Ratschläge,<br />

Meinungen und vor allem die<br />

ersten Hungermeldungen<br />

innerhalb von Minuten waren<br />

schon enorm.<br />

Wie sich herausstellte, hat der<br />

Beauftragte vergessen, die<br />

Bestellung weiterzuleiten. Der<br />

Betreiber machte spontan den<br />

Vorschlag, uns Geschnetzeltes<br />

mit Knödeln zu richten, was am<br />

schnellsten ginge.<br />

Dankbar für seinen Rettungsplan<br />

nahmen wir den Vorschlag<br />

an, auch wenn wir uns alle auf<br />

ein gutes Festmenü gefreut hatten.<br />

Zum Glück befand sich in<br />

dieser Zeit genug Salat im Garten,<br />

der dann auch von ein paar<br />

hilfreichen Frauen zubereitet<br />

wurde.<br />

Mit ca. anderthalb Stunden Verspätung<br />

konnten wir dann<br />

essen, vor allem mit wortreichen<br />

Beilagen. Bis zum Kaffeetrinken<br />

am Nachmittag hatten sich die<br />

Gemüter mehr oder weniger<br />

wieder beruhigt.<br />

Es war ein sehr turbulenter Geburtstag,<br />

der auch heute noch<br />

bei allerlei Gelegenheiten zum<br />

Gespräch kommt. Allerdings<br />

müssen wir im Nachhinein<br />

immer feststellen, dass das<br />

scheinbar so große Missgeschick<br />

gar nicht so groß war.<br />

Schließlich bekamen ja alle<br />

etwas zu essen und vor allem<br />

reichlich Gesprächsstoff, der jegliche<br />

Langeweile ausschloss.<br />

Das Fazit jedoch, heute wird<br />

jeder Auftrag nachgeprüft.


14 <strong>Herbstwind</strong><br />

Seniorenbeirat<br />

Seniorenbeiräte, ein Gewinn für die Kommune und ihre Bürger<br />

Von Heide Brödel<br />

Ihre Ausführungen zum Thema:<br />

„Seniorenbeiräte und ihre Aufgaben<br />

in einer Gesellschaft des<br />

längeren Lebens“ wusste die<br />

Gerontologin Prof. Ursula Lehr<br />

bei einer Arbeitstagung in Vallendar<br />

im Februar 2013 so fundiert<br />

und anschaulich vorzutragen,<br />

dass ihre zahlreiche Zuhörerschaft<br />

diesen anhaltend mit<br />

höchster Aufmerksamkeit folgte.<br />

Die ehemalige Bundesministerin<br />

ist heute Vorsitzende der Bagso<br />

(Bundesarbeitsgemeinschaft der<br />

Senioren-Organisationen). Eingeladen<br />

zu der Veranstaltung hatte<br />

die Landesseniorenvertretung<br />

interessierte Senioren/Seniorinnen<br />

und Seniorenbeiräte sowie<br />

Mitarbeiter ihrer Kommunal–<br />

Verwaltungen.<br />

Letztere waren allerdings, wie<br />

sich bei der späteren Gesprächsrunde<br />

herausstellte, nur aus wenigen<br />

Ämtern vertreten. Auffallend<br />

von dort, wo bereits Seniorenbeiräte<br />

aktiv sind. Mit denen<br />

sie gemeinsam ein gutes, seniorengerechtes<br />

Umfeld in ihrer<br />

Kommune entwickelt haben. Was<br />

dort die Lebensqualität im Allgemeinen<br />

verbessert habe und zum<br />

andern erlaube, im Alter und bei<br />

Behinderung dort so lange wie<br />

möglich selbstständig leben zu<br />

können. Denn viele dieser Angebote<br />

nehmen auch junge Menschen<br />

und junge Familien dankbar<br />

an.<br />

„Alle wollen alt werden, aber keiner<br />

will alt sein“, ist heute geflügeltes<br />

Wort. In einer Zeit des<br />

demografischen Wandels mit<br />

einer Gesellschaft des langen<br />

Lebens ist es wichtiger denn je,<br />

wie wir alt werden. „Nicht dem<br />

Leben Jahre geben, sondern den<br />

Jahren Leben geben“, mahnt<br />

Lehr seit langem. Und deshalb<br />

beim Älterwerden so lange wie<br />

möglich sowohl körperlich wie<br />

auch geistig aktiv zu bleiben.<br />

Auf der Grundlage von umfangreichem<br />

Zahlenmaterial aus verschiedenen<br />

Quellen zeigte sie<br />

deutlich die Zusammenhänge<br />

und tiefgreifenden Folgen unserer<br />

veränderten Gesellschaft auf.<br />

Ganz ohne Zeigefinger, aber<br />

durchaus nachdrücklich ruft<br />

Lehr Senioren zu Aktivem Altern<br />

auf, damit diese Herausforderungen<br />

gemeistert werden können.<br />

Aktives Altern heiße, die gewonnenen<br />

Jahre zu erfüllten Jahren<br />

zu machen, betonte Lehr.<br />

Verantwortung zu übernehmen.<br />

Eigenverantwortung, für sich<br />

selbst etwas zu tun. Körperliche,<br />

geistige und soziale Aktivität<br />

und gesunde Ernährung seien<br />

wesentliche Voraussetzungen für<br />

ein gesundes und kompetentes<br />

Älterwerden.<br />

Aktives Altern heiße Mitverantwortung<br />

übernehmen. Für andere<br />

und für die Gesellschaft durch<br />

bürgerschaftliches Engagement.<br />

Ende der 50er Jahre habe die<br />

Seniorenarbeit in Deutschland<br />

mit der Frage begonnen: „Was<br />

kann die Gesellschaft für die<br />

Senioren tun?“ Die Senioren heute<br />

seien gesünder und kompetenter.<br />

Sie wollen und können mitgestalten<br />

und mitwirken – wenn<br />

man sie nur lasse, unterstrich<br />

Lehr. Heute müssen wir fragen:<br />

„Was können die Senioren für<br />

die Gesellschaft tun?“ Möglichkeiten<br />

gäbe es viele. Eine ganze<br />

Reihe bewährter Projekte stellte<br />

die Referentin vor.<br />

„Hier sind die Seniorenbeiräte<br />

gefragt“, rief sie zur Mitarbeit<br />

auf.<br />

Seniorenbeiräte sind Bindeglieder<br />

zwischen Politik und Gesellschaft<br />

und Sprachrohr von etwa<br />

einem Drittel unserer Bevölkerung.<br />

Seniorenbeiräte bieten älteren<br />

Menschen die Möglichkeit politischer<br />

Teilhabe. Sie bieten Kommunen<br />

die Chance, die Potentiale<br />

älterer Menschen zu erkennen<br />

und zu nutzen.<br />

Seniorenbeiräte sind bzw. sollten<br />

unabhängige Mitgestalter kommunalpolitischer<br />

Prozesse sein.<br />

Seniorenbeiräte wirken im vorparlamentarischen<br />

Raum nicht<br />

nur für die Belange der Senioren,<br />

sondern für die aller Generationen.<br />

Seniorenbeiräte sind ein Gewinn<br />

für die Kommunen und ihre Bürger.


Gesundheit<br />

<strong>Herbstwind</strong><br />

15<br />

Urlaubszeit ist Reisezeit –Ein Blick ins Impfbuch lohnt sich<br />

Foto:Sanofi Pasteur MSD<br />

Frühjahr, Sonne, Urlaubszeit –die<br />

Vorbereitungen für den ersehnten<br />

Urlaub sind in vollem Gange.<br />

Schnell werden Bikini und Sonnenmilch<br />

gekauft, Lieblingskleider<br />

gebügelt, Koffer gepackt und<br />

die Reiseapotheke mit Präparaten<br />

gegen Durchfall, Übelkeit<br />

und Kopfschmerzen aufgefüllt.<br />

Aber wie sieht es mit dem Impfstatus<br />

aus? Je nach Reiseziel und<br />

Reisevorhaben werden zusätzliche<br />

Impfungen zum Beispiel<br />

gegen Hepatitis A und B, Typhus,<br />

Gelbfieber oder Cholera benötigt.<br />

Doch wie sieht es mit dem Impfschutz<br />

gegen die ‚üblichen Verdächtigen’<br />

aus? Ein Blick ins<br />

Impfbuch lohnt sich, denn bei<br />

Vielen ist der Impfschutz gegen<br />

Polio (Kinderlähmung), Tetanus<br />

(Wundstarrkrampf) und Co.<br />

nicht ausreichend und es besteht<br />

Gefahr für Ansteckung und<br />

Erkrankung nicht nur in exotischen<br />

Reiseländern.<br />

Gesund im und nach dem Urlaub<br />

Wer Kinderlähmung für ausgerottet<br />

hält, der irrt: Zwar hat die<br />

World-Health-Organisation<br />

(WHO) aufgrund der Erfolge<br />

durch die Impfung Europa 2002<br />

für poliofrei erklärt. Dennoch gibt<br />

es nach wie vor Länder, in denen<br />

Polio weiterhin verbreitet ist<br />

(Endemiegebiete), wie zum Beispiel<br />

Pakistan, Nigeria und<br />

Afghanistan. Vor diesem Hintergrund<br />

kommt es immer wieder<br />

zur Einschleppung von Polioviren<br />

in auch schon <strong>als</strong> poliofrei<br />

erklärten Ländern. 2010 kam es<br />

im zur WHO-Region Europa<br />

gehörenden, bis dahin poliofreien<br />

Tadschikistan durch eingeschleppte<br />

Viren aus Indien zu<br />

einer Polioepidemie. Da Menschen<br />

weltweit Grenzen passieren<br />

– ob auf Reisen oder <strong>als</strong> Einund<br />

Auswanderer – könnte die<br />

Erkrankung sich auch wieder in<br />

Europa verbreiten. Um dies zu<br />

verhindern, sind hohe Impfraten<br />

in der Bevölkerung wichtig. In<br />

Deutschland haben viele Erwachsene<br />

keinen ausreichenden<br />

Impfschutz gegen Polio. Es<br />

macht <strong>als</strong>o Sinn, mit oder ohne<br />

Reise, den Polio-Impfschutz<br />

überprüfen zu lassen. Nur so<br />

können Polio-Erkrankungen und<br />

Ausbrüche dauerhaft verhindert<br />

werden.<br />

Kleine Schramme mit verheerender<br />

Wirkung<br />

Vor der Urlaubsreise sollte auch<br />

geprüft werden, ob der Impfschutz<br />

gegen Tetanus noch ausreichend<br />

ist. Denn schon kleine<br />

Bagatellverletzungen können<br />

dazu führen, dass die Tetanus-<br />

Erreger in den Körper gelangen.<br />

Dort bilden sie einen gefährlichen<br />

Giftstoff, der bei nicht geimpften<br />

Betroffenen schwere,<br />

sehr schmerzhafte und lebensbedrohliche<br />

Muskelkrämpfe auslösen<br />

kann. Zwar ist im akuten<br />

Verletzungsfall eine sofortige<br />

Impfung möglich, aber gerade<br />

auf Reisen scheuen viele den<br />

Weg zum Arzt.<br />

Der Experten-Rat: Welche Impfungen<br />

sollten im Erwachsenenalter<br />

regelmäßig aufgefrischt<br />

werden?<br />

Dr. med. Alexander Lorscheidt:<br />

Die Impfungen gegen Tetanus<br />

und Diphtherie sollten alle zehn<br />

Jahre aufgefrischt werden. Die<br />

Ständige Impfkommission (STI-<br />

KO) am Robert Koch-Institut<br />

empfiehlt, bei der nächsten fälligen<br />

Auffrischimpfung gegen<br />

Tetanus und Diphtherie auch<br />

einmalig gegen Keuchhusten zu<br />

impfen und den Impfschutz gegen<br />

Polio prüfen zu lassen. Eine<br />

Polio-Impfung sollte erfolgen,<br />

wenn der Impfschutz nicht vollständig<br />

ist oder vor Reisen in<br />

Gebiete mit Infektionsgefahr,<br />

wenn die letzte Impfung länger<br />

<strong>als</strong> zehn Jahre zurückliegt. Die<br />

Impfungen gegen Tetanus, Diphtherie,<br />

Keuchhusten und Polio<br />

können mit einem Kombinationsimpfstoff<br />

mit nur einer<br />

Spritze verabreicht werden.<br />

Was tun, wenn der Impfpass<br />

verloren und der Impfschutz<br />

unbekannt ist?<br />

Dr. med. Alexander Lorscheidt:<br />

Ihr Hausarzt kann Ihnen einen<br />

neuen Impfausweis ausstellen<br />

und anhand der Patientenakte<br />

erfolgte Impfungen nachvollziehen<br />

und eintragen. Liegen diese<br />

Informationen nur teilweise oder<br />

nicht vor, können nicht dokumentierte<br />

und fehlende Impfungen<br />

nachgeholt oder ergänzt<br />

werden.<br />

Foto:Sanofi Pasteur MSD


Sparkassen-Finanzgruppe<br />

Aktiv sein ist keine Frage des Alters,<br />

sondern Ihres persönlichen Lebensgefühls.<br />

Senioren von heute sind aktiver <strong>als</strong> je zuvor. Sie nutzen mehr denn je ihren individuellen Spielraum und gestalten ihr Leben so abwechslungsreich<br />

und unterhaltsam, wie es ihnen in den Sinn kommt. Sie engagieren sich für die verschiedensten gesellschaftlichen Themen, sind<br />

aufgeschlossen für Kultur und Kunst, aber auch offen für neue finanzielle Wege. Unsere maßgeschneiderten Angebote lassen sich auch Ihren<br />

Ansprüchen optimal anpassen. Sprechen wir einfach mal darüber. www.spk-swp.de. Wenn’s um Geld geht – Sparkasse.

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