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Schießstände bis 1954 - Herzberger Schützen Gesellschaft e. V. v ...

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Schießstände <strong>bis</strong> <strong>1954</strong><br />

Der Kaufmann und Weinschenk Wallis, der von 1698 <strong>bis</strong> 1710 das Bürgermeisteramt im<br />

Flecken Herzberg bekleidete, schrieb am 29. Februar 1705, dass er vorerst die neue<br />

Schützenwiese am Osteroder Wege erworben habe. Ob es sich bei dem im Vordergrund<br />

abgebildetem Grundstück um die besagte Schützenwiese handelt, und ob diese damals als<br />

Schießstand genutzt wurde, ist nicht mehr nachweisbar.<br />

1<br />

Partie am Sportplatz mit Krankenhaus etwa um 1932<br />

Bis ins Jahr 1793 wurden alle Schützenfeste auf dem Pfingstanger gefeiert. Die alten<br />

Schützenrechnungen vor dieser Zeit erwähnen niemals ein Schützenhaus, einen Bau, noch<br />

eine Reparatur. Das Schützenfest wird also wie an anderen Orten teilweise heute noch, in<br />

Zelten gefeiert sein. So wird auch hier der Schießstand gelegen haben, denn sie waren leicht<br />

anzulegen, da der Schloßberg oder der Burghals durch den steilen Abfall sich gut zum<br />

natürlichen Kugelfang eigneten. Das weite Siebertal, eingerahmt von dem Schloßberg, dem<br />

Schloßhalse, dem Nüll und Eichholz war ein idealer Platz, der aber durch die kurfürstliche<br />

Gewehrfabrik bald eingeengt wurde.<br />

So wurde die Haide, die <strong>bis</strong><br />

1866 Truppenübungsplatz der<br />

Kavallerie war, zwischen der<br />

Scharzfelder Straße und der<br />

Aue, die nur einen größeren<br />

Weg aufwies, der nach Pöhlde<br />

führte, als Schützenplatz mit<br />

Schießstand ausersehen.<br />

Hier wurde 1793, in der Nähe<br />

des Ochsenpfuhles, auch das<br />

erste Schützenhaus als<br />

einfacher Holzbau erbaut.<br />

Schützenhaus, Bahnhofstraße 1<br />

Baubeginn 1840/41 // Ausbau 1868-70 // Abriss 1969


Der Schießstand aber war in dem Dreieck zwischen Heinrich- Heine- Straße, Friedrich-Ebert-<br />

Straße und der Schützenstraße in südöstlicher Richtung. Das Schießhaus, erbaut um 1840,<br />

stand unweit des Schützenhauses in südöstlicher Richtung.<br />

2<br />

(Die spätere Verwendung des Schießhauses ist auf Seite 8 und 9 beschrieben.)<br />

Auf dem Gebiet wo heute die Homannsiedlung erbaut ist, war der Scheibenstand, ein großer<br />

Erdwall mit Betonmauer und einer betonierten Deckung. Bis zum Jahr 1934 wurde hier noch<br />

geschossen, obwohl bereits viele Häuser errichtet waren. (Skizze oben).<br />

Ein neuer Schießstand war dringend notwendig.<br />

Jahreshauptversammlung 17. März 1934<br />

Am Sonnabend, den 17. März 1934, fand im Schützenhaus eine Jahreshauptversammlung der<br />

<strong>Herzberger</strong> Schützengesellschaft statt. Bürgermeister Steinbömer wies hier auf die Dringlichkeit<br />

eines neuen Schießstandes hin, denn die derzeitig an das Gelände der Schützengesellschaft<br />

angrenzenden Grundstücke werden seit Jahren bebaut, und die Gefahr eines Unglückes bei<br />

Weiterbenutzung der jetzigen Schießstände ist gegeben. Es wurden Karl Fahlbusch, Hermann<br />

Picht, August Picht und Heinrich Biermann in eine Kommission gewählt, die die Vorbereitungen<br />

mit dem Vorstand über den Bau der Schießstände treffen soll.<br />

Jahreshauptversammlung 25. Februar 1935<br />

Auf der Jahreshauptversammlung am Sonnabend,<br />

den 25. Februar 1935, gab der Vorsitzende der<br />

Versammlung die <strong>bis</strong>herigen Verhandlungen über den<br />

Bau der Schießstände und die Finanzierung bekannt.<br />

Dann sprach Bürgermeister Steinbömer in längeren<br />

Ausführungen über die Notwendigkeit, auch hier in<br />

Herzberg endlich einmal Schießstände zu bauen die<br />

den Bedürfnissen entsprechen, denn der jetzige<br />

Zustand sei unhaltbar.<br />

Da nun aber der Vorstand der Schützengesellschaft<br />

bereit sei die Neuanlegung von Schießständen in<br />

Angriff zu nehmen, so müsse man dazu übergehen<br />

die Schießstände gleich in das richtige Gelände zu<br />

legen um nicht nach Jahren wieder den selben<br />

Zustand zuhaben wie heute.


3<br />

Es wurde vorgeschlagen, die Schießstände, wie auch bereits von der Kommission und dem<br />

Vorstand besprochen, auf dem Grundstück der Schützengesellschaft „Kleines Leichenfeld“<br />

neben Zimmermeister Kolle anzulegen und zwar so, dass das Schießhaus hinter dem an den<br />

Grundstücken entlang führenden Koppelweg aufgebaut wird. Der Bürgermeister wies noch<br />

darauf hin, dass die Planierungs- und Vorbereitungsarbeiten jetzt auf billige Weise durch den<br />

Arbeitsdienst erfolgen könne. Zum Schluss ermahnte der Bürgermeister mit Mut an den Bau<br />

heranzugehen, und den Vorstand zu ermächtigen eine Anleihe <strong>bis</strong> zu 8000 Reichsmark<br />

aufzunehmen.<br />

Die Finanzierung wurde nach<br />

Beschluss durch eine Anleihe<br />

von 8.000 RM. gesichert.<br />

So wurde der neue Schießstand<br />

einige hundert Meter weiter nach<br />

Südosten verlegt und der<br />

Scheibenstand fast 40 Meter in<br />

den Rand des Hohen Weges<br />

hineingeschoben.<br />

Hauptversammlung 22. September 1935<br />

Im Schützenhaus fand am<br />

Sonntag, den 22. September<br />

1935, eine außerordentliche<br />

Hauptversammlung statt.<br />

Hier erklärte der Vorsitzende,<br />

dass der Neubau der Schießstände<br />

soweit fortgeschritten sei,<br />

dass die Einweihung am Sonntag,<br />

den 29. September 1935, in<br />

kleinem Rahmen stattfinden soll.<br />

Eingeladen werden sollen der<br />

Herr Landrat, Vertreter der Stadt<br />

und der Sportbehörde.


4<br />

Der Bau und die Baukosten<br />

Nach der Rechnung der Arbeitsdienstabteilung 7/186 sind in der Zeit vom Januar <strong>bis</strong> August<br />

zusammen 2.642 Lohnarbeitstagewerke geleistet. Bei achtstündiger Arbeit wird als Tagelohn<br />

4,80 Mark gerechnet, einschließlich der sozialen Lasten. Dazu kommen noch verschiedene<br />

Nebenkosten für das Schießhaus mit Einrichtung usw.<br />

Der Bau selbst wurde am 14. August 1935 polizeilich genehmigt.<br />

Nach einer besonderen Zusammenstellung des Bürgermeisters von Herzberg vom<br />

26. September 1935 sind neben den 2.642 Lohntagewerken noch im August 748 Lohntagewerke<br />

gerechnet und jedes Tagewerk mit 0,40 Mark verzeichnet:<br />

Gesamtsumme 1.056,80 plus 299,20 Mark, dazu noch Unfallversicherungsbeiträge von 127,95<br />

und 6,05, also 1.490,00 Mark. An die Handwerksmeister sind zu zahlen: 9.945,54 Mark, dazu<br />

noch Nebenkosten, so entsteht eine endgültige Gesamtsumme von 14.571,95 = 14.500,00<br />

Mark, die durch Anleihen gedeckt ist.


5<br />

Eröffnungsschießen 29. September 1935<br />

Zu dem Eröffnungsschießen hatte sich eine stattliche Anzahl von Mitgliedern der Schützengesellschaft<br />

eingefunden. Um 2.30 Uhr wurde von dem Schützenkamerad Sengstock der<br />

Befehl zum Antreten gegeben und dem Schützenhauptmann, dem Schützenkameraden<br />

Maurermeister August Küster Meldung gemacht.<br />

Vereinsführer und Schützenhauptmann Küster begrüßte seine Schützenbrüder, den Kreissportleiter<br />

Winter aus Osterode, unser Stadtoberhaupt Bürgermeister Steinbömer, die Stadträte<br />

und Ratsherren, sowie die Vereinsführer des Kleinkaliberschießvereins und des Eisenbahnerschießvereins.<br />

„Eine vorbildliche Anlage sei geschaffen worden, bei der gewaltige Erdbewegungen<br />

nötig gewesen seien“,so Küster. Die Bewältigung dieser Arbeit ist vor allem dem<br />

Arbeitsdienst zu verdanken, der in etwa halbjähriger<br />

Arbeit die Erdbewegungen für diese Anlage vorgenommen<br />

hat. Er betonte, dass das heutige Eröffnungsschießen<br />

nur der Auftakt für die Haupteinweihungsfeier<br />

sei, die nach restloser Fertigstellung zusammen mit der<br />

städtischen Wasserleitung stattfinden werde.<br />

Hierzu wird auch der Regierungspräsident Dr. Muhs<br />

erwartet, der sicherlich auch Freude an der schönen<br />

Schießanlage finden wird.<br />

Mit den neuen Schießständen ist eine Schießanlage<br />

geschaffen worden, die man als vorbildlich bezeichnen<br />

kann, und die <strong>Herzberger</strong> Schützengesellschaft kann<br />

stolz darauf sein, solch eine schöne Anlage ihr Eigentum<br />

Der Hildesheimer Regierungspräsident<br />

Dr. Hermann Muhs (re.)<br />

nennen zu können. Die Schießbahn ist von großen Wällen eingeschlossen, die nach vorn noch<br />

über das Schießhaus hinausragen und so den Vorplatz, der später mit Grünanlagen geschmackvoll<br />

bepflanzt werden wird, gegen den Wind schützt. Neben vier Kleinkaliber- Schießständen<br />

kann auf 11 weiteren Schießständen geschossen werden. Fünf Schießstände sind<br />

derzeit bereits fertiggestellt, davon 2 für Kleinkaliber.<br />

Anschließend wurden die vorbildlichen Schießstände besichtigt. Nach einem dreifachen Sieg-<br />

Heil auf den Führer und dem Gelöbnis, dass kein Misston je unsere Schützenreihe trübe,<br />

feuerte Kreissportleiter Winter den Eröffnungsschuss ab. Ihm folgten der Bürgermeister und die<br />

Stadträte. Eifrig wurde dann auf den fertigen Schießständen <strong>bis</strong> zum Eintritt der Dunkelheit<br />

geschossen.


Erstes Preis- und Übungsschießen 1935<br />

6<br />

Auf den neu erbauten Schießständen wurde an drei Sonntagen das erste Preis- und<br />

Übungsschießen durchgeführt.<br />

Die Beteiligung war zufriedenstellend.<br />

Die Preisverteilung,<br />

die im Anschluss an das letzte<br />

Schießen im Schützenhaus<br />

stattfand, zeigte recht beachtliche<br />

Schießergebnisse.<br />

Die höchste Ringzahl und<br />

damit den ersten Preis<br />

errang:<br />

August Zietz I mit 56 Ringen.<br />

1. August Zietz I 56 Ring<br />

2. Alfred Bock 55<br />

3. Karl Kief 54<br />

4. Hermann Picht 54<br />

5. Georg Benecke 53<br />

6. Karl Kaesehagen 52<br />

7. August Küster 52<br />

8. Adolf Engelmann 51<br />

9. Karl Janson 51<br />

10. Hermann Friedrichs 51<br />

11. Erich Sowada 49<br />

12. Gustav Janson 48<br />

13. August Engelmann 46<br />

14. Louis Picht sen. 46<br />

15. Ludwig Picht 46<br />

16. August Zietz II 45<br />

17. Ernst Riedel 43<br />

18. Rudolf Hogrefe 43<br />

19. Louis Füllgrabe 42<br />

20. Ferdinand Sengstock 41<br />

21. Erich Fuchs 41 Ring<br />

Die Männerkompanie der <strong>Herzberger</strong> Schützengesellschaft 1938 vor den neuen Schießhaus


7<br />

Im Jahre 1938 wurde das 400-jährige Bestehen der <strong>Herzberger</strong> Schützengesellschaft mit<br />

großen Festlichkeiten gefeiert. Verbunden mit dieser Jubiläumsfeier fand der 1. Harzer<br />

Schützentag statt. Die anstehenden Schießveranstaltungen wurden auf den Eisenbahnerschießständen,<br />

im Bereich des Hauptbahnhofes, und auf dem 1935 neu erstellten Schießstand<br />

der Schützengesellschaft, durchgeführt.<br />

Leider konnte der neuzeitliche Schießstand mit dem schönen Schießhaus nur kurze Zeit<br />

benutzt werden. Am Schluss des 2. Weltkrieges wurde das Schießhaus SS- Magazin und<br />

Munitionslager. Als am Abend des 12. April 1945 die Amerikaner den Schießstand besetzten,<br />

vernichtete ein heller Brand das Schießhaus. Weit in die Gegend flogen die leeren<br />

Patronenhülsen.<br />

Aber schon ein<br />

Jahr später errichtete<br />

man an demselben<br />

Platz ein<br />

großes Vierfamilienhaus<br />

zwischen<br />

den Wällen.<br />

Eigentümer ist die<br />

Fam. Kolle /Stihl<br />

(Motorsägen)<br />

Standplatz des ehemaligen Schießhauses der Schützengesellschaft ( Thomas- Mann- Straße 3).


Die <strong>Herzberger</strong> Schützengesellschaft wurde 1946 vollständig aufgelöst. Scheinbar sollte die<br />

ganze Anlage des Schießstandes nie wieder dem ursprünglichen Zweck dienen.<br />

8<br />

Erst als 1949 die <strong>Herzberger</strong> Schützengesellschaft durch Erlaubnis der Besatzungsbehörde<br />

neu entstand, konnte im folgenden Jahr wieder mit Kleinkalibergewehren geschossen werden.<br />

Der Scheibenstand wurde instand gesetzt. Unter blauem Himmel wurde wieder nach der<br />

Scheibe geschossen.<br />

Aber erst im Jahre 1955 konnte ein neues einfaches Schießhaus, mit den Außenmaßen<br />

8,50 x 10 Meter, 50 Meter vom Scheibenstand entfernt errichtet und eingeweiht werden.<br />

Das Schießhaus von 1840 <strong>bis</strong> 2002<br />

Pfingsten 1900 vor dem alten Schießhaus an der Schützenstraße<br />

Das alte, etwa um 1840 erbaute Schießhaus an der Schützenstraße, hat <strong>bis</strong> zum Jahre 1935<br />

seine Dienste getan, <strong>bis</strong> es nach Errichtung des neuen Schießhauses und der mustergültigen<br />

Anlage der neuen Schießstände in der Thomas-<br />

Mann-Straße abgebrochen wurde, um bei der<br />

evangelischen Volksschule (Nicolai-Schule) als<br />

Berufsschullehrwerkstatt neu errichtet zu werden<br />

und nunmehr neuen Zwecken zu dienen.<br />

Nicolaischule mit „Sonderschule“ (ehem. Schießhaus) (re.)


9<br />

Lehrer August Böttcher<br />

schrieb 1973 dazu:<br />

Das Nebengebäude an der<br />

Nordseite der Nicolaischule,<br />

stand früher als Schießhaus<br />

auf dem Schützenplatz und<br />

diente auf seinem jetzigen<br />

Platz jahrelang als Unterkunft<br />

für die „Sonderschule“.<br />

Noch <strong>bis</strong> in den Oktober 2002 stand das Gebäude als Schulkindergarten zur Verfügung.<br />

Im Rahmen der Städtesanierung<br />

im Bereich der Junkernstraße,<br />

begannen am 10. Oktober 2002<br />

die Abrißarbeiten des stark<br />

sanierungsbedürftigen Schul-<br />

Nebengebäudes und etwa um<br />

1840 erbauten früheren Schießhauses<br />

der <strong>Herzberger</strong> Schützengesellschaft.<br />

Die ehemals in dem Gebäude untergebrachten Kinder sind in die Nicolaischule umgezogen.<br />

Nun sind hier auf dem Schulgelände Parkplätze entstanden. Diese Maßnahme war dringend<br />

notwendig, da die vorhandenen Parkmöglichkeiten selten reichten. Insbesondere bei<br />

Elternabenden oder bei den regelmäßig stattfindenden Veranstaltungen in der Turnhalle der<br />

Schule waren freie Parkplätze kaum zu finden.<br />

Das Ende des ehemaligen Schießhauses<br />

der <strong>Herzberger</strong> Schützengesellschaft Ansicht am 03. August 2006<br />

nach ca. 162 Jahren.<br />

Foto vom 26. Oktober 2002


10<br />

Bezugsquellen:<br />

Kreis-Zeitung; Harz Kurier;<br />

Schützen- Protokolle und Archiv- Unterlagen;<br />

Geschichte der <strong>Herzberger</strong> Schützengesellschaft 1538 – 1956<br />

nach Urkunden- von Rektor Karl Hillemann;<br />

400 Jahre <strong>Herzberger</strong> Schützenfest -1938- von Bürgermeister Steinbömer;<br />

Eine Plauderei über die Junkernstraße -1973- von Lehrer August Böttcher;<br />

50 Jahre Stadt Herzberg am Harz (Harz Kurier vom 15.09.1979)<br />

„Ziele“ Schützenmagazin, Ausgabe 19, Mai 2012<br />

Pressewart – Karl-Heinz Nieft – Oktober 2009 / Februar 2010 / April 2012

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