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Wie gewinnt man Herzmuskelzellen? - Deutsche Herzstiftung eV

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<strong>Wie</strong> <strong>gewinnt</strong> <strong>man</strong> <strong>Herzmuskelzellen</strong>?<br />

Dr. Rusche-Forschungsprojekt widmet sich<br />

der Zelltherapie<br />

Für ein Forschungsvorhaben auf dem Gebiet<br />

der Zelltherapie am Herzen haben die <strong>Deutsche</strong><br />

Stiftung für Herzforschung (DSHF) – Tochterorganisation<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Herzstiftung</strong><br />

– und die <strong>Deutsche</strong> Gesellschaft für Thorax-,<br />

Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG) das Dr.<br />

Rusche-Forschungsprojekt vergeben. Das<br />

Vorhaben Kardiomyozytäres Programmieren<br />

von embryonalen und induzierten pluripotenten<br />

Stammzellen durch definierte Faktoren<br />

wird von Dr. med. Markus Krane vom <strong>Deutsche</strong>n<br />

Herzzentrum München (DHM) durchgeführt<br />

und ist mit einer Fördersumme von 57 500 Euro<br />

für zwei Jahre dotiert. Prof. Dr. Hellmut Oelert,<br />

Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats<br />

der DSHF, sagte bei der Vergabe des Projekts<br />

in Stuttgart: „Das Grundlagenforschungsprojekt<br />

von Dr. Krane hat großes Potential für<br />

eine praktische Bedeutung: Ziele der Untersuchungen<br />

sind neue Lösungsansätze, um aus<br />

induzierten pluripotenten Stammzellen ausreichend<br />

verfügbare Vorläuferzellen für eine<br />

biologische Herzmuskelreparatur durch Zelltherapie<br />

zu erhalten.“<br />

Vergabe des Forschungsprojekts<br />

auf der Jahrestagung<br />

der <strong>Deutsche</strong>n<br />

Gesellschaft für Thorax-,<br />

Herz- und Gefäßchirurgie<br />

(DGTHG) in Stuttgart.<br />

Von links nach rechts:<br />

Prof. Dr. Hellmut Oelert,<br />

<strong>Deutsche</strong> Stiftung für Herzforschung;<br />

Dr. Markus<br />

Krane, <strong>Deutsche</strong>s Herzzentrum<br />

München, Prof.<br />

Dr. Friedhelm Beyersdorf,<br />

Universitätsklinikum<br />

Freiburg.<br />

26


Ein Ziel dieser Zelltherapie* ist<br />

der <strong>Wie</strong>deraufbau von Herzmuskelgewebe,<br />

etwa bei Patienten,<br />

die nach einem Herzinfarkt Herzmuskelgewebe<br />

verloren haben<br />

und infolgedessen an einer<br />

Herzmuskelschwäche leiden.<br />

Eine solche Erkrankung wird als<br />

ischämische Kardiomyopathie<br />

bezeichnet. Seit einigen Jahren<br />

wird der Einsatz von Stammzellen<br />

für die Neubildung von <strong>Herzmuskelzellen</strong><br />

zur biologischen<br />

Herzmuskelreparatur erprobt, insbesondere<br />

für die Therapie der ischämischen Kardiomyopathie.<br />

Dabei gelten kardiale Vorläuferzellen,<br />

die aus sogenannten induzierten pluripotenten<br />

Stammzellen (iPS) differenziert werden, derzeit<br />

als eine der aussichtsreichsten Zellpopulationen<br />

in der Neubildung von <strong>Herzmuskelzellen</strong>.<br />

Allerdings müssen diese kardialen Vorläuferzellen<br />

zuerst in ausreichender Menge innerhalb<br />

eines sinnvollen Zeitintervalls aus iPS<br />

gewonnen werden können.<br />

Vorläuferzellen in großen Mengen<br />

gebraucht<br />

Für die Forschung besteht die Schwierigkeit<br />

darin, kardiale Vorläuferzellen aus embryonalen<br />

Stammzellen (ES) oder iPS effizient zu<br />

vervielfältigen, um eine ausreichende Menge<br />

zu einem bestimmten Zeitpunkt für eine eventuelle<br />

Transplantation zur Verfügung stellen zu<br />

können. Im Rahmen eines Herzinfarkts gehen<br />

durchschnittlich etwa eine Milliarde <strong>Herzmuskelzellen</strong><br />

verloren. „Deswegen suchen wir<br />

nach Lösungsansätzen, durch die ES und iPS<br />

im Reagenzglas (in vitro) deutlich effizienter zu<br />

kardialen Vorläuferzellen differenziert werden<br />

können“, erklärt Dr. Krane.<br />

Differenzierung von embryonalen Stammzellen im<br />

Reagenzglas (Progenitorzellen grün)<br />

Barrieren beim Einsatz von ES<br />

Der Einsatz von ES, die auch als pluripotente<br />

Stammzellen bezeichnet werden, weil sie<br />

alle Zelltypen, auch <strong>Herzmuskelzellen</strong>, bilden<br />

können, ist aus ethischen Gründen gesetzlich<br />

stark eingeschränkt. Ebenfalls besteht bei<br />

ES die Problematik der Immuninkompatibilität<br />

der aus ihnen gewonnenen Kardiomyozyten<br />

zum Transplantat-Empfänger. Durch<br />

die Entwicklung der iPS-Technologie konnten<br />

Dr. Krane zufolge diese beiden Barrieren<br />

bereits erfolgreich überwunden werden. Da es<br />

sich bei iPS ebenfalls um pluripotente Zellen<br />

handelt, weisen diese, wie auch die ES-Zellen,<br />

bei Transplantation in ein Zielorgan im undifferenzierten<br />

Zustand ein erhöhtes Risiko für die<br />

Bildung von Tumoren auf. „Kardiale Vorläuferzellen,<br />

die über die in-vitro Differenzierung<br />

gewonnen werden, sollten ein eingeschränktes<br />

bis zu vernachlässigendes Potential für eine<br />

Tumorbildung aufweisen, da sich diese Zellen<br />

in ihrem Zustand bereits dem eines Kardiomyozyts<br />

annähern“, sagt Dr. Krane.<br />

* Mehr Informationen zur Stammzelltherapie in HERZ<br />

HEUTE 2/2010, Prof. Dr. med. W.-H. Zimmer<strong>man</strong>n:<br />

Was kann die Stammzell therapie leisten?<br />

27


In der Arbeitsgruppe an der Klinik für Herzund<br />

Gefäßchirurgie des DHM, die für dieses<br />

Projekt mit dem Cardiovascular Research<br />

Center der Harvard Medical School in Boston<br />

(USA) zusammenarbeitet, sind gentechnisch<br />

veränderte ES/iPS-Reporterzelllinien etabliert<br />

worden. Die verwendeten Zelllinien erlauben<br />

über eine Fluoreszenzmarkierung eine zuverlässige<br />

Identifizierung sowohl von kardialen<br />

Vorläuferzellen als auch von adulten <strong>Herzmuskelzellen</strong>.<br />

Durch die Kombination dieser<br />

Reporterzelllinien ist es möglich, die kardiomyozytäre<br />

Differenzierung von ES/iPS zu<br />

beurteilen und durch die gezielte Überexpression<br />

von ausgewählten Transkriptionsfaktoren<br />

bzw. durch die Zugabe von unterschiedlichen<br />

Wachstumsfaktoren effizienter zu gestalten.<br />

Michael Wichert

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