Kommission für nachhaltige Entwicklung - Deutsche Model United ...
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MODEL UNITED NATIONS SCHLESWIG-HOLSTEIN 2014<br />
ler, aber auch individueller Ebene. Bildung und<br />
damit auch Aufklärung über das Phänomen Desertifikation<br />
sowie seine Ursachen und Folgen<br />
sind häufig mangelhaft, sodass auf gesellschaftlicher<br />
Ebene die öffentliche Aufmerksamkeit sowie<br />
auf individueller Ebene das achtsame Bewusstsein<br />
<strong>für</strong> die Problematik fehlen.<br />
UN Photo/John Isaac<br />
Konkret lassen sich die Problemstellungen in betroffenen<br />
Gebieten in mehrere Dimensionen unterteilen.<br />
In sozialer Hinsicht verschärft Desertifikation<br />
die Ernährungssituation, was zu Hungersnöten<br />
und damit verbundener Abwanderung führen<br />
kann, sodass sich die Flüchtlingsproblematik<br />
weiter zuspitzt. Gleichzeitig werden bei dem Versuch,<br />
neue Acker- und Nutzflächen zu schaffen,<br />
Waldgebiete gerodet, wobei Entwaldung eine<br />
weitere Ursache <strong>für</strong> Desertifikation sein kann, sodass<br />
ein nie enden wollender, sich selbst verstärkender<br />
Prozess in Gang kommt. Auf diese Weise<br />
beeinflusst die Desertifikation sogar die Erfüllung<br />
des ersten Millenniumentwicklungsziels, nämlich<br />
die Bekämpfung von extremer Armut und Hunger.<br />
Ökologisch betrachtet leidet die biologische Vielfalt<br />
der Erde unter Desertifikation, da ganze Ökosysteme<br />
unwiederbringlich zerstört werden.<br />
Durch die Verödung, aber besonders durch Entwaldung<br />
und Brandrodung bei bereits begonnener<br />
Desertifikation, wird der Klimawandel begünstigt,<br />
der wiederum die Wahrscheinlichkeit<br />
<strong>für</strong> weitere Dürre und Austrocknung erhöht und<br />
den Prozess der Desertifikation damit weiter vorantreibt.<br />
Was <strong>für</strong> das Individuum Hunger und möglicherweise<br />
das Verlassen seiner Heimat bedeutet,<br />
hemmt auf staatlicher Ebene auch die <strong>Entwicklung</strong><br />
des ganzen Landes. Die Volkswirtschaft gerät<br />
ins Stocken, wenn Erzeugnisse und Arbeitskräfte<br />
fehlen und der Binnen- wie Außenhandel<br />
stagniert. Wirtschaftlicher Erfolg eines Landes<br />
trägt wiederum häufig zur politischen Stabilität<br />
gerade sich entwickelnder Länder bei, die über<br />
diesen Einbruch ebenfalls ins Wanken geraten<br />
kann. Hieran lässt sich sehr beispielhaft ablesen,<br />
wie weitreichend und vielfältig die sich aus Desertifikation<br />
ergebenden Probleme sind.<br />
Aktuelle <strong>Entwicklung</strong><br />
Eine verheerende Dürrekatastrophe in der Sahelzone<br />
(1968-1973) setzte das Thema der Desertifikationsbekämpfung<br />
erstmals auf die Tagesordnung<br />
internationaler Politik. 1977 wurde die <strong>United</strong><br />
Nations Conference on Desertification (UN-<br />
COD) abgehalten, die einen ersten Aktionsplan<br />
erarbeitete, der vor allem eine Verbesserung des<br />
Systems der Landnutzung und die Verbreiterung<br />
der Wissensbasis zur Problemstellung vorsah.<br />
Dabei zielte der Aktionsplan vor allem auf eine<br />
nationale, regionale Implementierung ab und ließ<br />
internationale Bestrebungen und Regelungen<br />
aus dem Blick, was im Nachhinein als Fehler angesehen<br />
wird.<br />
1992 tagte die Konferenz der Vereinten Nationen<br />
über Umwelt und <strong>Entwicklung</strong> in Rio de Janeiro<br />
mit dem Ziel, eine so genannte Agenda 21 zu erarbeiten.<br />
Dabei wurde von afrikanischer Seite<br />
und unterstützt von der G 77 entgegen der Meinung<br />
der OECD-Länder eine weitere Konvention<br />
(neben der <strong>für</strong> Klima und der <strong>für</strong> Biodiversität)<br />
zur Bekämpfung der Desertifikation gefordert.<br />
Diese Forderung ist schließlich gegen die Bedenken<br />
der Industrienationen durchgesetzt worden,<br />
die vor allem die zusätzlichen Kosten <strong>für</strong> die Konvention<br />
vermeiden wollten.<br />
UN Photo/Jeffrey Foxx<br />
1994 hat die bereits erwähnte UNCCD ihre Arbeit<br />
bei einer ersten Tagung in Paris aufgenommen,<br />
wobei der Konflikt um die finanzielle Ausstattung<br />
fortgeführt wurde. Während afrikanische Länder<br />
die Bereitstellung neuer finanzieller Mittel forderten,<br />
beharrten die Industrienationen auf der Position,<br />
dass es sich bei der Desertifikation vor allem<br />
um ein regional, lokal gebundenes Problem<br />
handelt, <strong>für</strong> dessen Lösung eine effektivere Nutzung<br />
bereits bestehender Zahlungen ausreichend<br />
sein sollte. Der geschlossene Kompromiss<br />
hat am Ende beide Seiten widergespiegelt und<br />
sowohl neue Mittel als auch die bessere Koordination<br />
zwischen Geber- und <strong>Entwicklung</strong>sländern<br />
sowie zwischenstaatlichen und nichtstaatlichen<br />
Organisationen enthalten.<br />
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