12.01.2014 Aufrufe

Stockschleuder - Hinstorff Verlag

Stockschleuder - Hinstorff Verlag

Stockschleuder - Hinstorff Verlag

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Die mechanischen<br />

Flachbahngeschütze<br />

Als Dionysios der Ältere – der Tyrann von Syrakus<br />

– um 400 v.u.Z. die auf Sizilien ansässigen<br />

Karthager bekämpfte, soll er die ersten Flachbahngeschütze<br />

eingesetzt haben. Philippos von<br />

Makedonien und sein Sohn Alexandros förderten<br />

ihre Entwicklung derart, daß sie um 35 v. u. Z.<br />

auch auf größeren Schiffen verwendet wurden.<br />

Diesen Geschütztyp nannten die Griechen<br />

eutbytonon (Geradspanner) und die Römer catapulta<br />

(Abb. 1). Die Bügelstandarmbrust hieß<br />

auf lateinisch scorpio (Skorpion).<br />

Die ersten Pfeilgeschütze waren solche Standarmbruste<br />

mit hölzernen Bogen. Sie wurden nur<br />

kurze Zeit benutzt und sehr bald durch die leistungsstärkeren<br />

Torsionsgeschütze ersetzt. Wie<br />

schon der Name andeutet, erhielten diese ihren Antrieb<br />

nicht mehr durch die Schnellkraft eines elastischen<br />

Bogens, sondern ein zusammengedrehtes<br />

Sehnenbündel übertrug seine Kraft auf einen starren<br />

Wurfarm. Alle Geschütze mit dieser Antriebsart<br />

nannten die Griechen tormenta. Am Spannknebel<br />

der Handsäge des Zimmermanns kann man<br />

sich von der Schnellkraft einiger zusammengedrehter<br />

Schnüre sehr eindrucksvoll überzeugen.<br />

Das Flachbahngeschütz sollte ein leichtes Geschoß<br />

mit hoher Anfangsgeschwindigkeit über eine möglichst<br />

weite Strecke schießen. Hauptsächlich wurden<br />

Pfeile verwendet, da man für den Kugelschuß<br />

ein stärkeres Geschütz brauchte.<br />

Den Unterbau der Vorrichtung bildete ein<br />

aus Kanthölzern gebautes bockartiges Fußgestell.<br />

Auf diesem war der vierkantige Schaft – auch<br />

Säule oder Bahn genannt – schwenkbar gelagert.<br />

Zur Veränderung der Höhenrichtung konnte er<br />

auf und nieder bewegt werden, die Seitenrichtung<br />

wurde durch Umsetzen des Gerätes eingestellt.<br />

Vielfach war auch ein senkrechter Drehzapfen<br />

vorhanden, der diesen Vorgang wesentlich<br />

erleichterte und beschleunigte. Der Schaft trug<br />

an seinem vorderen Ende den Spannkasten und<br />

hinten die Spannvorrichtung. Der Spannkasten<br />

hatte drei Fächer; durch das mittlere ging der<br />

Schaft hindurch, und in den seitlichen waren die<br />

Spannerven (nervi torti) angeordnet. Diese hielten<br />

durch ihre Vorspannung den Kasten zusammen<br />

und klemmten ihn dabei gleichzeitig auf<br />

dem Vorderschaft fest. Zur Herstellung der Nerven<br />

waren Frauenhaare gut geeignet, häufiger<br />

aber stellte man sie aus den Nacken- und Sprunggelenksehnen<br />

von Stieren und Hirschen her.<br />

Für die Anfertigung dieses hochwertigen und<br />

kostspieligen Zubehörs gab es in Griechenland<br />

besondere Werkstätten, die ihr Herstellungsgeheimnis<br />

sorgfältig bewahrten. Zwischen den<br />

Spannerven waren die starren Wurfarme eingesetzt,<br />

deren äußere Enden ein Sehnenstrang<br />

verband. Ober- und unterhalb des Kastens<br />

durchgeschobene eiserne Pflöcke bildeten die<br />

Widerlager für die Nerven. Bei stärkeren Stücken<br />

verhinderten untergelegte Metallscheiben oder<br />

-buchsen das Eindrücken der Pflöcke in das Holz<br />

durch die sehr starke Zugkraft. Die Abzugsvorrichtung<br />

bestand aus einem versenkbaren Haken<br />

oder einer sperrbaren Klaue zum Festhalten der<br />

Sehne. Zusammen mit den Sperrklinken oder<br />

-haken saß diese Vorrichtung am hinteren Ende<br />

des in einer Schwalbenschwanznut des Schaftes<br />

gleitenden Läufers (diostra), in dessen Oberseite<br />

die Pfeilrinne eingearbeitet war. Die Spannvorrichtung<br />

bildete eine waagerechte Haspelwelle<br />

mit Handspeichen und Spannseil.<br />

Am Schaft war weiterhin eine Vorrichtung<br />

zur beliebigen Unterbrechung des Spannvorganges<br />

angebracht. Mit dem Zurückziehen der Sehne<br />

stieg der Kraftaufwand, und wenn an den<br />

Handspeichen nachgegriffen werden mußte oder<br />

13

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!