Jahresbericht start again 2012
Jahresbericht start again 2012
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Die deliktorientierte Therapie hilft, das<br />
eigene Deliktverhalten zu verstehen<br />
und alternative Handlungsweisen aufzubauen,<br />
um so den Kreislauf von<br />
Sucht und Delinquenz zu durchbrechen.<br />
<strong>Jahresbericht</strong><br />
<strong>2012</strong>
<strong>start</strong> <strong>again</strong><br />
Zentrum für Suchttherapie<br />
Steinwiesstrasse 24<br />
8032 Zürich<br />
Telefon 044 267 50 20<br />
Fax 044 267 50 45<br />
info@<strong>start</strong><strong>again</strong>.ch<br />
www.<strong>start</strong><strong>again</strong>.ch
«Der Mensch wird am Du zum Ich»<br />
Marianne Baumann, Präsidentin<br />
Philippe Hasler, Unternehmensleitung<br />
Martin Buber (1878−1965) drückte mit «Der Mensch wird am Du zum<br />
Ich» unter anderem philosophisch aus, wie zwei autonome Personen<br />
sich begegnen, um über die Wahrnehmung des Du das Bewusstsein<br />
für das Ich zu vertiefen – und umgekehrt.<br />
Der Weg aus dem Verhaften in der Süchtigkeit bedeutet Ich-Werdung,<br />
ist Autonomiegewinn. Wir betrachten ihn als Teil des lebenslangen<br />
Lernens. Ausweg aus der Süchtigkeit meint: Der Mensch wächst zunehmend<br />
zum Subjekt. Er entwickelt eine persönliche Freiheit, aus<br />
der heraus er Entscheidungen fällt, die sein Leben in heilsame(re)<br />
Bahnen lenkt.<br />
Der Weg zur Freiheit meint im Kontext Süchtigkeit, die Kompetenz<br />
aufzubauen, weniger und weniger blind zu re-agieren (aus der Verstricktheit<br />
mit seinen Emotionen), ein gesundes Gefühl für sich selber<br />
und darüber hinaus Mitgefühl für seine Mitwelt zu entwickeln.<br />
Wo immer Menschen aus der Gefangenschaft des blinden Verlangens<br />
wie Leidenschaft oder Gier agieren, entstehen Verletzungen:<br />
Wir verletzen das Gegenüber durch Worte und Taten – und im Grunde<br />
genommen verletzen wir uns selber in unserer moralischen Integrität.<br />
Lernen bedeutet, an diesen Mechanismen zu «schleifen» und<br />
Selbst(wert)gefühl und Empathie auszubilden.<br />
Es ist nicht das Ziel von <strong>start</strong> <strong>again</strong>, Klientinnen, Klienten oder Mitarbeitende<br />
zu «noch besseren Experten für Sucht» heranzuziehen:<br />
Ziel der Therapie ist, dass Menschen zu einer Bewusstheit und Autonomie<br />
reifen, die für sich Lebensqualität bedeutet. Diesem Transformationsprozess<br />
haben sich Klientel und Mitarbeitende auch <strong>2012</strong><br />
gestellt – mit vielen positiven Resultaten:13 Klientinnen und Klienten<br />
konnten die Therapie erfolgreich abschliessen. Die Mitarbeitenden<br />
schafften eine grosse Reorganisation mit viel Engagement und ohne<br />
Kündigungen.<br />
Die Vereinsverantwortlichen und die Unternehmensleitung schätzen<br />
sich glücklich, diesen tiefensystemischen Rahmen – bei sämtlichen,<br />
vor allem finanzpolitischen Herausforderungen – weiterhin zur Verfügung<br />
stellen zu können. Herzlichen Dank an alle, die durch ihren<br />
finanziellen und/oder moralischen Support dazu beitragen.<br />
02 01
«Wenn dir jemand Steine in den Weg<br />
legt, hast du zwei Möglichkeiten:<br />
Baue dir damit etwas Schönes oder<br />
wirf sie ihm an den Kopf»<br />
Jonas A. (24)*<br />
Als ich drei Jahre alt war, starb meine Mutter. Zehn Jahre später mein<br />
Vater. Mit meiner Stiefmutter, die sich um mich kümmerte, kam ich<br />
schon länger nicht mehr gut aus. Da ich nicht wusste, wie ich mit<br />
dem Verlust meiner Eltern umgehen sollte, verdrängte ich meine<br />
Gefühle. Ich begann zu kiffen, zu trinken, beschädigte Gegenstände<br />
und stahl. Schliesslich kam ich in ein Heim, dort lernte ich Schreiner.<br />
Drogen nahm ich weiterhin. Als ich wieder draussen war, konsumierte<br />
ich verschiedenste Substanzen, geriet in Waffen- und Drogenhandelsgeschäfte<br />
und beging Gewaltdelikte. Ich sah das Leben als<br />
Kampf, in dem ich ständig psychisch und physisch geschlagen<br />
wurde. Wenn ich auf Drogen war, bestanden die Fäuste aus Schaumstoff<br />
und waren besser zu ertragen.<br />
Mein Leben wurde ein Teufelskreis. Um Drogen zu kaufen, machte<br />
ich schlimme Sachen, und um diese schlimmen Sachen zu vergessen,<br />
brauchte ich wieder Drogen. Als ich merkte, dass ich nicht mehr<br />
ohne Drogen sein konnte, ging ich in den Entzug. Ich dachte, nachher<br />
hätte ich mich easy wieder im Griff. Aber so war es nicht. Mit der<br />
Zeit verlor ich alles, die Arbeit, die Wohnung, meine Freundin, meine<br />
Kollegen. Sie sagten, sie wüssten nicht mehr, wer ich sei. Ich wusste<br />
selber nicht mehr, wer ich war. Ehre und Selbstwertgefühl gingen<br />
den Bach runter.<br />
2009 trat ich bei <strong>start</strong> <strong>again</strong> ein und blieb zwei Jahre. Nun bin ich seit<br />
über drei Jahren clean, spiele mit anderen Ehemaligen Volleyball und<br />
besuche die NA-Meetings (Narcotics Anonymous). Hier kann ich<br />
<strong>start</strong> <strong>again</strong> etwas zurück- und meine Erfahrungen weitergeben. Ich<br />
habe eine Wohnung und eine Stelle, nach einem Jahrespraktikum<br />
konnte ich im Sommer <strong>2012</strong> eine Zweitausbildung im Strassenbau<br />
beginnen. Mein Ziel ist es, meinen Weg weiterzugehen und die Lehre<br />
so gut abzuschliessen, dass ich nachher gleich mit der Polierschule<br />
weitermachen kann.<br />
In der deliktorientierten Therapie DOT sah ich zuerst keinen Sinn.<br />
Aber mithilfe des Therapeuten und der Gruppe wuchs nach und nach<br />
eine vertrauliche Basis. Ich öffnete mich und fing an, meine Geschichte<br />
zu erzählen. Die DOT wurde eine der wichtigsten Therapien<br />
für mich. Hier erkannte ich, dass Drogen und Kriminalität zusammengehören.<br />
Ein entscheidender Schritt für mich war, zu begreifen,<br />
dass ich für meine Taten selber verantwortlich bin. Die DOT half mir<br />
auch, Strategien zu entwickeln, um die Bilder und Schuldgefühle aus<br />
meinem Kopf zu kriegen. Zum Beispiel überspiele ich all die Plätze,<br />
Orte und Sachen, die mich an wüste Dinge erinnern, mit positiven<br />
Emotionen. Ich drehe sozusagen einen neuen Film. Ich weiss noch,<br />
als ich zum ersten Mal am Bahnhof Oerlikon ausstieg, wo ich damals<br />
wohnte, schmeckte ich Blut im Mund und Kokain in der Nase, aber<br />
dann wurde der Platz ein anderer. Ich ging von dort zur Arbeit, nach<br />
Hause, einkaufen usw. Wenn ich heute daran vorbeifahre, sehe ich<br />
die neuen alltäglichen Szenen. Mit den Schuldgefühlen ist es unterschiedlich,<br />
manchmal komme ich gut damit klar, was ich alles gemacht<br />
habe, manchmal weniger. Den frühen Tod meiner Eltern werde<br />
ich nie ganz verdauen.<br />
Regeln sind für mich wichtig, um clean zu bleiben. Zum Beispiel gibt<br />
es bei mir zu Hause keine Drogen, keinen Alkohol und auch keine<br />
Ausnahmen für gute Kollegen. Da gibt es nichts zu diskutieren. Mein<br />
Zuhause ist mein sicherer Ort. Aber ich gehe auch sehr gerne tanzen.<br />
Beim Tanzen kann ich ganz abschalten. Wenn ich allerdings anfange<br />
mit mir zu diskutieren, ob ich noch bleiben oder heimgehen<br />
soll, dann gehe ich. Ich habe eine innere Stimme entwickelt, ich sage<br />
ihr «mein innerer Vater», weil mein Vater für mich einfach immer<br />
recht gehabt hat. Wenn es mir nicht gut geht, und mein Kopf sagt<br />
dies, aber mein Herz das, dann frage ich meine innere Stimme um<br />
Rat. Sie sagt, du weisst schon, welche Richtung die richtige ist, und<br />
dann gehe ich vielleicht gar nicht erst in den Ausgang.<br />
«Nutze schlechte Sachen», sagte mein Vater einmal, bevor er starb.<br />
«Wenn dir jemand Steine in den Weg legt, hast du zwei Möglichkeiten:<br />
Baue dir damit etwas Schönes oder wirf sie ihm an den Kopf.»<br />
Ich habe das damals nicht verstanden. Mittlerweile habe ich mir<br />
damit viele schöne Sachen gebaut.<br />
*Name geändert
02 03
«Wie konnte ich an etwas Freude haben,<br />
das ich nicht bezahlt,<br />
sondern gestohlen hatte»<br />
Helena K. (45)*<br />
Mein Sohn ist mir das Wichtigste. Wir lebten zusammen, bis ich im<br />
Sommer 2008 zusammenbrach und in eine Klinik eingewiesen wurde.<br />
Seither wohnt er mit seinem Vater und der neuen Familie zusammen.<br />
Ich habe meine Wohnung im Nachbarsdorf. So kann er jederzeit zu<br />
mir kommen. Die Situation ist klar geregelt, es gibt keine Machtkämpfe,<br />
und er hat keinen Druck. Das ist zentral. Meinem Sohn geht<br />
es gut, und wir haben eine enge Beziehung. Es macht mir schon sehr<br />
zu schaffen, dass er nicht bei mir ist, aber ich musste ihn loslassen<br />
und selber wieder auf die Beine kommen. Auch während der Therapie<br />
sahen wir uns regelmässig, er war jedes zweite Wochenende bei<br />
mir im <strong>start</strong> <strong>again</strong>, ich ging jede Woche in sein Fussballtraining und<br />
ein- bis zweimal an einen Match. Wer weiss, vielleicht zieht er wieder<br />
bei mir ein, wenn er eine Lehre macht.<br />
Ein Vorteil ist, dass Drogen nie ein Hauptinhalt in meinem Leben<br />
waren. Ich hatte immer viele Sachen, die mir wichtig waren. Ich habe<br />
Schneiderin gelernt, produzierte in Asien, lebte im Ausland, war viel<br />
auf Reisen. Angefangen hat es bei mir klassisch mit Kiffen und Partydrogen.<br />
Ich war jemand, der am Wochenende und in Gesellschaft<br />
konsumierte, so wie es die meisten Leute aus meinem Umfeld machten.<br />
Als sehr kontrollierte Person hatte ich das über viele Jahre im<br />
Griff. Die meisten Kollegen hörten irgendwann von selber mit den<br />
Drogen auf, weil sie merkten, dass es ihnen nicht guttat. Ich hingegen<br />
bin durch eine grosse Krise mit Depression, Vereinsamung und<br />
Überforderung ganz hineingeraten. Ich funktionierte aber immer weiter.<br />
Ich habe gearbeitet, musste mich nie krankschreiben lassen. Ich<br />
liess mich nicht gehen. Auch die Handelsschule schaffte ich noch.<br />
Meine Krise bekämpfte ich mit Drogen. Ich merkte zwar, dass ich<br />
Hilfe brauchte. Doch erstens habe ich ein Kind und konnte die weisse<br />
Fahne nicht einfach schwingen, und zweitens war ich wie mein Umfeld<br />
lange der Meinung: Das schaffst du alleine. Aber innerlich zerbröckelte<br />
alles. In dieser Zeit verlor ich die Kontrolle.<br />
Was ich vorher nicht geschafft hatte, gelang mir bei <strong>start</strong> <strong>again</strong> vom<br />
ersten Tag an, ich nahm keine Drogen mehr. Das war im August<br />
2009. Nach einem Dreivierteljahr zog ich vom Haupthaus in die Aussenwohngruppe.<br />
Dort blieb ich bis März 2011.<br />
Ich kam in die deliktorientierte Therapie DOT, weil ich Sozialstunden<br />
abzuleisten hatte. In der DOT war ich die ganze Zeit über die einzige<br />
Frau. Im Vergleich mit den Delikten der Männer wirkten meine<br />
harmlos, obwohl ich selber grosse Mühe damit hatte. Ich habe oft<br />
gestohlen, wenn ich auf Drogen war. Als ich erwischt wurde und<br />
Hausverbot erhielt, ging ich trotzdem wieder hin, nun war es Hausfriedensbruch.<br />
Dazu begann ich schwarzzufahren. Einmal gab ich den<br />
Namen einer Kollegin an, als ich erwischt wurde, das war Personenverleumdung.<br />
Ich erschrak sehr über mich. Diese Grenze wollte ich<br />
nicht überschreiten.<br />
Die heftigen Deliktgeschichten der Männer in meiner Gruppe, zum<br />
Teil mit Waffengewalt, setzten mir zu. Manchmal wurde mir auch die<br />
Erzählweise zu viel. Es gab Sitzungen, wo zwei sich aufspielten, jeder<br />
wollte der Coolere sein. Es gab aber vor allem sehr viele Geschichten,<br />
die mich extrem berührten. Die DOT hat mir enorm viel gebracht.<br />
Von den Gruppengesprächen habe ich sehr profitiert. Jede Person,<br />
jeder Charakter empfindet eine Handlung anders, ich erlebte viele<br />
«Aha, so wirkt das auf dich!».<br />
Zur DOT gehört auch die Analyse der eigenen Delikte. Das empfand<br />
ich als sehr hilfreich. Ich lernte, in welchen Situationen und warum<br />
ich Delikte begangen hatte. Wie konnte ich an etwas Freude haben,<br />
das ich nicht bezahlt, sondern gestohlen hatte! Heute kann ich es<br />
nicht einmal mehr annehmen, wenn mir jemand zu viel Geld herausgibt.<br />
In der DOT und in der Meditation habe ich es am direktesten<br />
gesehen: Wenn ich etwas Schlechtes mache, dann kommt auch<br />
Schlechtes zurück. Wenn ich etwas Gutes mache, kommt auch eher<br />
Gutes zurück. Das hat mir die Augen dafür geöffnet, wie stark mein<br />
Verhalten mein Leben prägt. Heute bin ich sehr achtsam.<br />
Seit meinem Austritt arbeite ich 50 Prozent in der Marktforschung,<br />
die Arbeit gefällt mir, und ich fühle mich sehr wohl im Team. Ich geniesse<br />
die Zeit mit meinem Sohn, mache Sport, treffe Kollegen und<br />
meditiere einmal die Woche im <strong>start</strong> <strong>again</strong>.<br />
Es geht mir gut im Leben, ich habe alles wieder zurückbekommen.<br />
04 05<br />
*Name geändert
«Ein gestohlener Kaugummi<br />
bleibt ein Diebstahl,<br />
auch wenn er nicht viel Wert hat»<br />
Tarik S. (44)*<br />
Im Juni 2009 trat ich zum zweiten Mal bei <strong>start</strong> <strong>again</strong> ein. Beim ersten<br />
Mal war ich nach neun Monaten rückfällig geworden, wurde mehrere<br />
Male ins Timeout geschickt, was nicht den erwünschten Effekt<br />
brachte, kam dann back to the roots in den Entzug, wo ich mich nicht<br />
an die Regeln hielt, und wurde schliesslich für zwei Monate aus <strong>start</strong><br />
<strong>again</strong> ausgeschlossen.<br />
Nun war ich wieder da und erfuhr von der neu eingeführten deliktorientierten<br />
Therapie DOT. Als Erstes kamen bei mir gleich Widerstände<br />
hoch. Ich war einfach mal grundsätzlich dagegen. Therapeuten<br />
waren sowieso meine Gegner. Aber ich liess mich dann doch darauf<br />
ein. Sinn war es, einzusehen, dass ich auch Täter und nicht nur Opfer<br />
war. Diese Sicht war neu für mich. Nie hatte ich die Schuld bei mir<br />
gesucht. In der DOT erzählte jeder von sich, aber nicht alle von uns<br />
wollten einsehen, dass sie Täter waren. Auch ich gehörte zu diesen<br />
Klienten, bis ich realisierte, dass die anderen ihre Geschichte von<br />
der gleichen Warte aus betrachteten wie ich meine. Ich konnte es<br />
nicht fassen, als etwa einer sagte, er sei das Opfer, obwohl er eine<br />
Scheibe eingeschlagen hatte, um einzubrechen, und dann die Polizei<br />
bedrohte, anspuckte und sich gegen die Verhaftung wehrte. Doch<br />
meine Einstellung zu den eigenen Geschichten spielte sich nach dem<br />
gleichen Muster ab. Ich sah mich als Opfer. Das beginnt bei den<br />
Lebensbedingungen.<br />
Ich wuchs in einem Quartier in Solothurn auf, das wir nicht ohne<br />
Grund Ghetto nannten. Als ich fünf Jahre alt war, liessen sich meine<br />
Eltern scheiden. Meine Mutter und mein Grossvater waren Alkoholiker.<br />
Mit vierzehn Jahren begann ich Drogen zu konsumieren. Meine<br />
drei Geschwister wurden wie ich drogensüchtig. Die Sucht zieht sich<br />
wie ein roter Faden durch unsere Familiengeschichte. Ich wurde<br />
Maurer, machte einen Entzug, habe seit einem schweren Arbeitsunfall<br />
einen kaputten Rücken, dealte und wurde dreifacher Vater. Ich<br />
hörte aber nicht auf mit Konsumieren, schliesslich reichte meine<br />
Frau die Scheidung ein. Zwei Jahre hatte ich keinen Wohnsitz mehr,<br />
wohnte ein bisschen bei einem Freund, einer Tante, meiner Grossmutter,<br />
Kollegen. Ich stahl privat und in Läden, um meine Sucht zu<br />
finanzieren. Ich hielt mich nicht an Hausverbote und kassierte<br />
Anzeigen wegen Hausfriedensbruch. Schliesslich kam ich in den<br />
Vollzug, weil ich die Bewährungsstrafen mit neuen Delikten überstrapaziert<br />
hatte. Immer habe ich die schlechten Lebensumstände<br />
für meine Sucht und die Delikte verantwortlich gemacht. Nie habe<br />
ich diese Haltung hinterfragt, erst mit der DOT ist mir aufgegangen:<br />
Ich entscheide, ob ich etwas mache oder nicht.<br />
Mit dieser und den anderen Therapien fing es bei mir an, klick zu<br />
machen. Ich habe mein Verhalten grundsätzlich verändert und eine<br />
andere Sichtweise bekommen. Das fängt bereits mit kleinen Dingen<br />
an, die ich ernst nehme und nicht mehr verharmlose: Ein gestohlener<br />
Kaugummi bleibt ein Diebstahl, auch wenn er nicht viel Wert hat. Es<br />
kommt nicht auf den Wert, sondern auf das Prinzip an. Das ist mir bewusst<br />
geworden. Ich halte mich daran, egal ob es Gewalt, Diebstahl<br />
oder Drogen betrifft. Dabei helfen mir die NA-Meetings (Narcotics<br />
Anonymous) sehr, wenn ich nicht hingehe, werde ich unruhig. NA<br />
bezeichne ich als einfaches Programm für komplizierte Leute.<br />
Regelmässig informiere ich Süchtige in Frankental darüber.<br />
Zu meiner Exfrau habe ich einen guten Kontakt, zu unseren drei<br />
Kindern eine herzliche Beziehung. Ich achte auf meine Gefühle, und<br />
auch meine Gedankengänge haben sich geändert. Nützte ich früher<br />
jede Situation aus, reagiere ich heute mit Beschützerinstinkt und<br />
weise schon mal auf ein offenes Portemonnaie oder eine unbeaufsichtigte<br />
Handtasche hin.<br />
Ja, es war eine gute Sache, Geschichten von anderen Klienten zu<br />
hören, zu erleben, was man selber dabei empfindet, und die eigenen<br />
Handlungen aus der Sicht anderer zu betrachten. Ich habe die Verantwortung<br />
für mich übernommen, bin seit vier Jahren clean und<br />
merke, dass ich Fortschritte mache.<br />
*Name geändert
06 07
<strong>start</strong><strong>again</strong>_S0809_awa.qxp:<strong>start</strong><strong>again</strong> 28.5.2013 10:29 Uhr Seite 1
«Bisher hatte ich die Reaktionen<br />
meines Umfeldes eher<br />
für Bewunderung gehalten»<br />
Robi B. (40)*<br />
Ich trat im Mai 2008 bei <strong>start</strong> <strong>again</strong> ein. Elf Monate später wurde ich<br />
rausgeworfen. Im Nachhinein war es das Beste, was mir passieren<br />
konnte, ich hätte es sonst nie kapiert. Aber damals war der Rauswurf<br />
für mich ein gigantischer Vertrauensbruch, ich fühlte mich von<br />
den beiden einzigen Personen, denen ich vertraut hatte, dem therapeutischen<br />
Leiter und der Betriebsleiterin, hintergangen.<br />
Ich galt aufgrund meiner Vorgeschichte als aggressiv und brutal. Ich<br />
verhielt mich in dieser Zeit jedoch nicht gewalttätig, ich rastete kein<br />
einziges Mal aus. Aber mein grosses Autoritätsproblem, das wohl auf<br />
die schlechte Beziehung zu meinem Vater zurückgeht, zeigte sich.<br />
Regeln galten nicht für mich. Mir hatte niemand zu sagen, was ich<br />
zu tun und zu lassen habe. Dabei war es natürlich logisch, dass <strong>start</strong><br />
<strong>again</strong> das musste. Aber ich konnte damit nicht umgehen.<br />
Ich habe meine Abführung noch klar vor Augen: Hände auf dem<br />
Rücken, links zwei Polizisten, rechts zwei Polizisten, vorne einer,<br />
hinten einer. Ich ging an den Verantwortlichen vorbei. Sie sagten, es<br />
tue ihnen so leid, und ich gab zurück: «Was soll das?» Aber dieser<br />
Rauswurf war das Wichtigste im ganzen therapeutischen Prozess.<br />
Hätten sie das nicht getan, wäre ich nicht mehr am Leben. Ich bin ein<br />
radikaler Mensch. Diese Massnahme passte zu mir. Und in diesem<br />
Moment wurde mir bewusst: «Robi, du musst etwas ändern. So<br />
kommst du nicht weiter.» Damals hätte wohl niemand auch nur einen<br />
Fünfer auf mich gewettet. Heute bin ich verheiratet, lebe seit fünf<br />
Jahren abstinent, arbeite wieder als Beamter in einer Vollzeitstelle,<br />
mache die juristische Grundausbildung und trainiere eine Handballmannschaft.<br />
Ich war mit vier weiteren Männern in der ersten deliktorientierten<br />
Therapie, das war 2009. Weil ich als Massnahmenklient musste, nicht<br />
weil ich wollte. Ich bin kein Gruppentherapiemensch. Ich war für<br />
mich da, die anderen waren mir egal. Wir kamen wöchentlich zu einer<br />
Sitzung zusammen, bei der jeweils ein Klient seine Deliktgeschichte<br />
erzählte, eine Woche später nahmen die anderen Stellung dazu, konfrontierten<br />
ihn mit ihren Gedanken und Gefühlen. Wir mussten auch<br />
eine Deliktarbeit schreiben. Beim Schreiben kann ich mich zeigen,<br />
auch meine Schwachstellen benennen, Emotionen zulassen, aber in<br />
einer Gruppe reden, das geht gar nicht. Also hielt ich mich raus, beteiligte<br />
mich auch nicht an den Geschichten der anderen. Ich akzeptierte<br />
den Therapeuten nicht, und nur die Meinung eines Klienten<br />
interessierte mich. Wäre ich konfrontiert worden, hätte ich mir nichts<br />
sagen lassen. Vielleicht kam es deshalb dazu, dass ich meine Geschichte<br />
nur vortragen durfte.<br />
Anstatt den Rest der Strafe abzusitzen, konnte ich nach dem Rauswurf<br />
eine weitere Therapie besuchen. Hier konnte ich den Tod meiner<br />
Mutter verarbeiten und merkte, was <strong>start</strong> <strong>again</strong> mir alles beigebracht<br />
hatte. Ich fing an, dies umzusetzen. Das beginnt zentral mit NA<br />
(Narcotics Anonymous). Ich lebe ganz nach dieser Philosophie der<br />
Abstinenz. Und obwohl ich mich der deliktorientierten Therapie entzogen<br />
hatte, stellte ich fest, dass sie nachwirkte: Ich habe etwas über<br />
das Denken anderer Leute gelernt. Die Reaktion der Gruppe auf<br />
meine Haltung zu meinen Gewaltdelikten und Opfern hatte mich erstaunt.<br />
Sie waren schockiert. Bisher hatte ich die Reaktionen meines<br />
Umfeldes eher für Bewunderung gehalten.<br />
Sei ehrlich und transparent, habe ich von <strong>start</strong> <strong>again</strong> gelernt. Das<br />
war ich von Anfang an mit meiner Frau. Ich erzählte meine Geschichte,<br />
sie erzählte ihre Geschichte, und es passte. Sie ist sehr offen und<br />
hat ein unglaubliches Gespür.<br />
Ich habe einen Umgang mit Sucht und Gewalt gefunden – mein heutiges<br />
Leben führt mich gar nicht mehr dahin, und provozierende<br />
Situationen kann ich nüchtern ganz anders meistern. Meine Frau und<br />
ich wohnen abgelegen in der Natur und mit Tieren. Ruhe ist uns<br />
wichtig.<br />
Mit <strong>start</strong> <strong>again</strong> bin ich wieder in Kontakt. Ich leite seit drei Jahren<br />
den Turniertisch am Volleyballturnier. Ich möchte etwas von dem<br />
zurückgeben, das ich erhalten habe.<br />
08 09<br />
*Name geändert
Deliktverhalten verstehen,<br />
um künftige Delikte zu vermeiden<br />
Ueli Christoffel, lic. phil. Psychologe, Psychotherapeut FSP, Supervisor<br />
komFORTE Kompetenzzentrum Forensische Therapie und Entwicklung<br />
Im Rahmen der stationären Behandlung, die <strong>start</strong> <strong>again</strong> seinen Klientinnen<br />
und Klienten anbietet, wird auch intensiv mit deren Biografie<br />
gearbeitet. Regelmässig stellt sich dabei die Frage, wieweit Delinquenz<br />
in der Vergangenheit eine Rolle gespielt hat. Neben Beschaffung,<br />
Handel und Konsum von illegalen Drogen kommen alle denkbaren<br />
Delikte vor, die sowohl ohne als auch im Zusammenhang mit<br />
einer bestehenden Substanzabhängigkeit begangen werden. Laut<br />
dem Suchtforscher und Gerichtspsychiater Haller sind allerdings bei<br />
Menschen mit Suchtproblemen jeglicher Art erhöhte Kriminalitätsraten<br />
festzustellen. Suchtmitteleinfluss sei nicht nur einer der<br />
bedeutendsten tatmodifizierenden Faktoren, sondern auch für die<br />
Zukunftsprognose eine der wichtigsten Einflussgrössen.
Neue Delikte bedeuten neue Opfer und sind stets mit zum Teil enormen<br />
materiellen und immateriellen Folgekosten verbunden. Endrass,<br />
Rossegger und Braunschweig konnten aufzeigen, dass forensische<br />
Therapien die Interventionen sind, die den deutlichsten rückfallpräventiven<br />
Effekt aufweisen. Eine deliktpräventive Therapie hat<br />
somit immer und unter allen Umständen das Ziel, neue Straftaten zu<br />
verhindern. Stürm und Schmalbach betonen, dass dieses Ziel integraler<br />
Bestandteil jeder deliktorientierten Therapie sein muss, was<br />
letztendlich auch dem Täter zugutekommt.<br />
Seit 2009 werden im <strong>start</strong> <strong>again</strong> deliktorientierte Ansätze in die<br />
Behandlung einbezogen. Deliktorientiert heisst dabei nicht einfach,<br />
dass im Verlauf einer Therapie irgendwann die Delikte angesprochen<br />
werden, sondern dass delikt- bzw. risikorelevante Persönlichkeitsanteile<br />
eines Täters im Fokus der Behandlung stehen, wie Stürm und<br />
Schmalbach hervorheben. Ein Grundgedanke deliktorientierter Therapie<br />
ist, dass ein Täter verstehen muss, wie sein Deliktverhalten<br />
funktioniert, wenn er dieses zukünftig vermeiden will. Deliktfokussierende<br />
Interventionen, die vor dem Hintergrund verschiedener<br />
therapeutischer Ausrichtung angewendet werden können, haben das<br />
Ziel, das Verständnis für die sogenannte Deliktdynamik, d.h. den innerlich<br />
und äusserlich stringenten Ablauf eines Deliktes, zu vertiefen.<br />
Eine dabei grundlegende Technik stellt die von Urbaniok ab 1995 in<br />
Zürich etablierte Technik der Deliktrekonstruktion dar, bei der Klientinnen<br />
und Klienten den Deliktablauf auf den Ebenen des Verhaltens,<br />
der Kognitionen, Emotionen, Körper- und Sinneswahrnehmungen<br />
aktualisieren und wiedererleben. Der Therapeut fungiert dabei als<br />
Moderator, der den Klienten in den entsprechenden Szenen führt<br />
und begleitet. Eine solche Deliktrekonstruktion ist somit nicht eine<br />
blosse Schilderung der Tathandlung, sondern bringt den Klienten<br />
dazu, das Delikt im «dort und damals» erneut zu erleben und das<br />
generierte Material für weitergehende Analysen, Konfrontationen<br />
und Interpretationen zugänglich zu machen.<br />
Es ist naheliegend, dass Klientinnen und Klienten für eine solche<br />
Auseinandersetzung mit ihrem Deliktverhalten häufig erst motiviert<br />
werden müssen. Beschönigung, Verleugnung und Bagatellisierung<br />
sind nicht nur Bestandteil von Suchterkrankungen, sondern auch in<br />
deliktorientierten Behandlungen alltäglich. Häufig wird eine Auseinandersetzung<br />
mit der eigenen Rolle als Täter auch vermieden, indem<br />
ein Tatgeschehen externalisierend als fremd- oder zufallsbestimmt<br />
dargestellt wird, was wenig mit bestimmten Entscheidungen oder<br />
Persönlichkeitsaspekten zu tun hat. Achtsamkeitsbasierte und körperorientierte<br />
Verfahren, wie sie im <strong>start</strong> <strong>again</strong> angewendet werden,<br />
schaffen eine Grundlage für die oft schambesetzte Auseinandersetzung<br />
mit den eigenen Delikten. Lernen Klientinnen und Klienten die<br />
Muster und Verhaltensweisen, die ihre Präsenz und Steuerungsfähigkeit<br />
beeinträchtigen, zu erkennen und durch geeignetere Copingstrategien<br />
zu ersetzen, können deliktpräventive Strategien und<br />
schlussendlich ein Risikomanagement erarbeitet werden, um künftige<br />
deliktrelevante Abläufe und Entwicklungen frühzeitig zu vermeiden.<br />
Quellen:<br />
Endrass, J., Rossegger, A., und Braunschweig, M. (<strong>2012</strong>).<br />
Wirksamkeit von Behandlungsprogrammen. In: Interventionen bei Gewalt- und<br />
Sexualstraftätern. Endrass, J., Rossegger, A., Urbaniok, F., und Borchard, B.<br />
(Hrsg.). Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft: Berlin<br />
Haller R. (2005).<br />
Prognosebegutachtung bei alkohol- und drogenabhängigen Straftätern.<br />
Universitätsinstitut für Suchtforschung der Medizinischen Universität Innsbruck.<br />
Stürm, M., und Schmalbach, S. (<strong>2012</strong>).<br />
Voraussetzungen und Rahmenbedingungen deliktorientierter Therapien.<br />
In: Interventionen bei Gewalt- und Sexualstraftätern. Endrass, J., Rossegger, A.,<br />
Urbaniok, F., und Borchard. B. (Hrsg.). Medizinisch Wissenschaftliche<br />
Verlagsgesellschaft: Berlin<br />
Urbaniok, F. (1995).<br />
Das Langenfelder Modell. Stationäre Behandlung persönlichkeitsgestörter<br />
Patienten. Krankenhauspsychiatrie 4,160–164<br />
Urbaniok, F. (<strong>2012</strong>).<br />
Deliktrekonstruktion. In: Interventionen bei Gewalt- und Sexualstraftätern.<br />
Endrass, J., Rossegger, A., Urbaniok, F., und Borchard, B. (Hrsg.).<br />
Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft: Berlin<br />
10 11
Bilanz<br />
31.12.<strong>2012</strong> Vorjahr<br />
Teilbereich <strong>start</strong> <strong>again</strong> Suchttherapie<br />
Aktiven CHF CHF<br />
Umlaufvermögen<br />
Flüssige Mittel 683’144.13 941’698.00<br />
Forderungen aus Lieferungen und Leistungen 135’209.84 228’931.71<br />
Sonstige Forderungen 1’566.47 3’614.54<br />
Aktive Rechnungsabgrenzung 202’450.90 66’332.95<br />
1’022’371.34 1’240’577.20<br />
Anlagevermögen<br />
Anschaffungswert Immobilien 7’772’515.07 7’772’515.07<br />
./. Wertberichtigungen – 5’448’511.56 – 5’355’511.56<br />
Immobilien 2’324’003.51 2’417’003.51<br />
Anschaffungswert Betriebseinrichtungen 143’919.24 133’212.24<br />
./. Wertberichtigungen – 116’161.75 – 91’511.93<br />
Betriebseinrichtungen 27’757.49 47’700.31<br />
Passiven<br />
Finanzanlagen<br />
Fremdkapital<br />
Fahrzeuge 2.00 2.00<br />
2’351’763.00 2’458’705.82<br />
Kontokorrent move 162’542.30 150’000.00<br />
Darlehen Vipassana 200’000.00 200’000.00<br />
362’542.30 350’000.00<br />
2’714’305.30 2’808’705.82<br />
Total Aktiven 3’736’676.64 4’049’283.02<br />
Kurzfristige Verbindlichkeiten<br />
Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen 30’033.20 2’562.80<br />
Kontokorrent Klientinnen und Klienten und Depots 15’495.55 12’923.75<br />
Passive Rechnungsabgrenzung 57’277.75 160’115.67<br />
Langfristige Verbindlichkeiten<br />
Fondskapital<br />
102’806.50 175’602.22<br />
Hypotheken 3’065’000.00 3’105’000.00<br />
3’065’000.00 3’105’000.00<br />
3’167’806.50 3’280’602.22<br />
Klient(inn)enfonds 10’033.95 7’758.65<br />
Weiterbildungsfonds 15’000.00 15’000.00<br />
Wohnungsfonds 6’745.00 6’745.00<br />
Organisationskapital<br />
Vereinskapital<br />
31’778.95 29’503.65<br />
Vortrag aus dem Vorjahr 739’177.15 820’526.14<br />
Jahresverlust/Jahresgewinn – 202’085.96 – 81’348.99<br />
537’091.19 739’177.15<br />
Total Passiven 3’736’676.64 4’049’283.02
Betriebsrechnung<br />
<strong>2012</strong> Vorjahr<br />
Teilbereich <strong>start</strong> <strong>again</strong> Suchttherapie<br />
Ertrag CHF CHF<br />
Spenden 21’485.00 15’930.00<br />
Mitgliederbeiträge 550.00 650.00<br />
12 13<br />
Betriebsbeiträge<br />
Betriebsbeiträge Trägerkanton 684’000.00 554’000.00<br />
Betriebsbeiträge andere Kantone 0.00 0.00<br />
684’000.00 554’000.00<br />
Erträge aus erbrachten Leistungen<br />
Erträge aus Leistungen für Betreute innerkantonal 1’134’827.74 1’231’187.61<br />
Erträge aus Leistungen für Betreute ausserkantonal 491’533.41 779’811.23<br />
1’626’361.15 2’010’998.84<br />
Sonstige Erträge<br />
Übrige Erträge aus Leistungen an Betreute 54’679.60 69’551.36<br />
54’679.60 69’551.36<br />
Total Ertrag 2’387’075.75 2’651’130.20<br />
Aufwand<br />
Direkter Projektaufwand<br />
Personalaufwand 1’323’829.17 1’353’848.26<br />
Honorare für Leistungen Dritter 145’295.44 144’794.49<br />
Schulung/Ausbildung/Freizeit Klientinnen und Klienten 124’510.57 145’412.15<br />
Sachaufwand 243’578.98 264’868.96<br />
Kosten Anlagenutzung 87’999.42 88’390.55<br />
Unterhaltskosten 17’463.84 35’041.83<br />
Abschreibungen 94’119.86 93’182.07<br />
2’036’797.28 2’125’538.31<br />
Administrativer Aufwand<br />
Personalaufwand 482’213.35 493’148.00<br />
Honorare für Leistungen Dritter 52’924.81 52’742.33<br />
Sachaufwand 80’921.85 79’861.67<br />
Kosten Anlagenutzung 5’091.64 4’724.11<br />
Unterhaltskosten 4’365.96 8’760.46<br />
Abschreibungen 23’529.95 23’295.52<br />
649’047.56 662’532.09<br />
Finanzergebnis<br />
Finanzertrag 9’389.51 13’300.86<br />
Finanzaufwand – 74’894.35 – 75’797.40<br />
– 65’504.84 – 62’496.54<br />
Betriebsergebnis -364’273.93 - 199’436.74<br />
Übriges Ergebnis<br />
Erträge aus Leistungen an Personal und Dritte 36’509.75 13’784.35<br />
Gutsprache Betriebsbeiträge aus Vorjahren 127’478.22 103’913.40<br />
163’987.97 117’697.75<br />
Jahresergebnis ohne Fondsergebnis - 200’285.96 - 81’738.99<br />
Fondsergebnis<br />
Zweckgebundene Fonds<br />
Zuweisung –1’800.00 0.00<br />
Verwendung 0.00 390.00<br />
Jahresergebnis - 202’085.96 - 81’348.99
Klientinnen und Klienten<br />
2010 | 2011 | <strong>2012</strong><br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Bewerbungen<br />
51<br />
2010<br />
Eintritte<br />
24<br />
Austritte<br />
7<br />
Übertritte/Anschlusslösung<br />
5<br />
Abbruch<br />
erste 2 Monate<br />
5<br />
Abbruch während<br />
Therapie<br />
3<br />
Bewerbungen<br />
51<br />
2011<br />
Eintritte<br />
18<br />
Austritte<br />
10<br />
Übertritte/Anschlusslösung<br />
Abbruch<br />
erste 2 Monate<br />
Abbruch während<br />
Therapie<br />
Bewerbungen<br />
Eintritte<br />
Austritte<br />
Übertritte/Anschlusslösung<br />
Abbruch<br />
erste 2 Monate<br />
Abbruch während<br />
Therapie<br />
4<br />
1<br />
0<br />
3<br />
1<br />
2<br />
1<br />
13<br />
13<br />
Total Plätze<br />
gemäss kantonaler Bedarfsplanung: 20<br />
47<br />
<strong>2012</strong><br />
Wenn wir heute, nach vier Jahren deliktorientierter Therapie (DOT),<br />
die Erfahrungsberichte der Klientinnen und Klienten lesen, ist es eine<br />
Freude zu hören, dass es auch für sie im Nachhinein Sinn ergab,<br />
daran teilzunehmen und etwas Entscheidendes für ihr Leben zu lernen.<br />
Denke ich an die Skepsis – bis hin zu Misstrauen – die bei der<br />
Einführung des neuen Therapiegefässes herrschte, war die Bedeutung<br />
nicht vorhersehbar, die ein Grossteil von ihnen der Auseinandersetzung<br />
mit den eigenen, oft im Dunkelfeld liegenden Delikten gibt.<br />
Ziel der Straftätertherapie ist es, eine empathische und Neugier<br />
fördernde Atmosphäre zu schaffen, die es den Klienten ermöglicht,<br />
konfliktfähiger zu werden, um sich notwendigen Konfrontationen<br />
stellen zu können, die letztendlich zu einer Änderung des Verhaltens<br />
und der antisozialen Einstellungen führen. Das erfordert ein tragendes<br />
und haltgebendes Behandlungsteam und vertrauensfördernde<br />
Gruppenregeln. Gemeinsam mit den Klienten schafften wir eine Vertrauensbasis,<br />
auf der offen und direkt konfrontiert werden kann. Ausweichen,<br />
bagatellisieren und sich als Opfer der Verhältnisse darstellen<br />
wollen werden thematisiert, Scham- und Schuldgefühle werden<br />
gewürdigt, um sie loslassen zu können. Jede und jeder wird über die<br />
vertiefte Auseinandersetzung mit sich und den anderen zum Experten,<br />
und die Übernahme der Verantwortung für begangene Taten und<br />
das zukünftige Leben beginnt. Der Vorteil dieser Form der Deliktbearbeitung<br />
in der Gruppe ist es, dass die neu hinzukommenden<br />
Klienten von den bereits teilnehmenden lernen, dass es sich lohnt,<br />
ein Täterbewusstsein zu entwickeln.<br />
Torsten Ziesche, Leiter Deliktorientierte Therapie
Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter<br />
Stand 31.12. <strong>2012</strong><br />
1<br />
2<br />
Geschäftsleitung<br />
Erika Dinkel Leiterin Betriebe, Psychotherapeutin GedaP,<br />
Supervisorin, MAS in Health Care Management<br />
Manuela Egli Leiterin Finanzen, Buchhalterin,<br />
eidg. dipl. Personalfachfrau, CAS Arbeitspsychologie<br />
3<br />
Operative Leitung<br />
Bruno Keller Therapeutische Leitung, Psychologe Dr. phil.,<br />
Psychotherapeut Individualpsychologie<br />
4<br />
Bereichsleitung<br />
Valentin Uberi Leitung Team Betreuung, Gruppenleiter auf<br />
NA/RRS-Grundlagen<br />
14 15<br />
5<br />
6<br />
9<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
16<br />
17<br />
Selbsthilfe und Meditation<br />
Hans Bastians Selbsthilfe, Gruppenleiter auf<br />
NA/RRS-Grundlagen<br />
Betreuung<br />
Marlen Ammann, 7 Alexander Eichmann, 8 Michael Henker,<br />
Dodo Padel, 10 Béla Pete, 11 Yves Soutter<br />
Betreuerinnen und Betreuer<br />
Zentrale Dienste<br />
Ariane Berger Sekretärin und Assistentin Intake, Kaufmännische<br />
Angestellte<br />
Karin Gross Fachfrau Finanz- und Rechnungswesen,<br />
EDV Projektleiterin<br />
Ingrid Jowett Sekretärin, Kaufmännische Angestellte<br />
Handelsdiplom<br />
Sandra Werthmüller Sachbearbeiterin Buchhaltung, Kaufmännische<br />
Angestellte Handelsdiplom<br />
Mary Bachmann Raumpflegerin<br />
Franz Ott, Alexander Eichmann Hauswarte<br />
Salvatore Petrone Fahrzeugverantwortlicher, Automechaniker<br />
1 2 3 4 5<br />
6 7 8 9 10<br />
11 12 13 14 15<br />
16 17 18 19 20<br />
21 22 23 24 25<br />
26 27 28 29 30<br />
31 32<br />
18<br />
19<br />
20<br />
21<br />
22<br />
23<br />
24<br />
25<br />
26<br />
27<br />
28<br />
29<br />
30<br />
Team Therapie<br />
Thomas Balmer Mitarbeiter Sozialdienst, Sozialpädagoge HFS<br />
Alena Bähler Mitarbeiterin Sozialdienst, Bachelor in<br />
Sozialarbeit FH<br />
Gabriela Bertolini Praktikantin<br />
Sara Dittrich Sozialpädagogische Mitarbeiterin, MMag. rer. nat.,<br />
Klinische Gesundheitspsychologin<br />
Fabian Eberle Therapeutischer Mitarbeiter, Psychologe lic. phil.<br />
Marc Graff Sozialpädagogischer Mitarbeiter, Sozialpädagoge HFS<br />
Anita Hardegger Therapeutische Mitarbeiterin, Cand. MSc ZHF<br />
in Angewandter Psychologie<br />
René Hintermann Sozialpädagoge i.A.<br />
Tamara Holzer Sozialarbeiterin i.A.<br />
Ute Kroll Therapeutische Mitarbeiterin, Psychologin, Kunst- und<br />
Ausdruckstherapeutin M.A.<br />
Daniela Kühne Sozialpädagogische Mitarbeiterin, Sozialpäda<br />
gogin HFS<br />
Heinz Müller Therapeutischer Mitarbeiter, Psychologe POP,<br />
Psychotherapeut GedaP, Berufsbildner<br />
Torsten Ziesche Therapeutischer Mitarbeiter, Leiter Deliktorientierte<br />
Therapie, Forensischer Psychotherapeut DAS<br />
Freiwillige<br />
31 Walter Schärer<br />
32 Danyel Schöndorfer<br />
VVe, Verein für Volksschulergänzung<br />
Janine Anderegg, Sara Mettauer
Verein <strong>start</strong> <strong>again</strong><br />
Ärztinnen und Ärzte<br />
Spenden<br />
Präsidentin<br />
Marianne Baumann Syst. Fam.-Therapie<br />
Vizepräsident<br />
Markus Scheer Dr. med., Arzt PPZ<br />
Vorstandsmitglieder<br />
Christoph Schmid Betriebsökonom HWV<br />
Marcel Nellen Eidg. dipl. Bankfachmann<br />
Unternehmensleitung<br />
m&o mensch & organisation<br />
Zürcherstrasse 41, 8400 Winterthur<br />
Kontrollstelle<br />
ReviTrust Treuhand AG, Zürich<br />
Ärztinnen und Ärzte<br />
Roman Diener Dr. med., FMH Allgemeine Medizin<br />
Daniel Steger Dr. med., FMH Allgemeine Medizin<br />
Hannes Hartmann Dr. med., FMH Psychiatrie und Psychotherapie<br />
Brigitte Hunziker Dr. med. dent., eidg. dipl. Zahnärztin SSO<br />
Daniel Heer lic. phil., Psychologe FSP<br />
A. & B. Zangger-Weber Stiftung, Riedikon<br />
A. Dahinden, Zürich<br />
A.- K. Drangeid-Struwe, Zürich<br />
Bäckerei Konditorei Hürlimann AG, Zürich<br />
B. Krieger, Zürich<br />
B. Sofka, Islikon<br />
C. Bremi Bischof, Winterthur<br />
C. Waldburger, Herisau<br />
D. Hintermann, Hirschthal<br />
Dr. H. Bitzer, Wetzikon<br />
Dr. S. Fröhlich, Eglisau<br />
E. Hasler, Gerlafingen SO<br />
E. Landert, Wetzikon<br />
E. Schwarz, Zürich<br />
F. Canal, Fehraltorf<br />
H. Cipolat, Unterengstringen<br />
Heinz Kaiser Stiftung, Zürich<br />
Infometis AG, Zürich<br />
Krokop-Stiftung, Zürich<br />
K. + H. Zimmermann, Effretikon<br />
K. + V. Manser, Oberägeri<br />
K. Müller, Wallisellen<br />
L. Brupbacher, Thalwil<br />
L. Burkhard, Schliern b. Köniz BE<br />
Medica Med. Laboratorien Dr. F. Käppeli AG, Zürich<br />
M. Brotschi, Winterthur<br />
M. H. Brupbacher, Thalwil<br />
N. Pfister, Jona<br />
R. Widmer, Marthalen<br />
S. Bernard, Zürich<br />
R. Freimann, Zürich<br />
S. Sakellaridis, Zürich<br />
Schulthess Maschinen AG, Bubikon<br />
S. Rauhoff, Wädenswil<br />
Herzlichen Dank für das entgegengebrachte Vertrauen und die<br />
grosszügigen Spenden.<br />
Ein besonderes Dankeschön auch an alle Sponsoren, unseren<br />
Partner, den Rotary Club Zürich-Adlisberg, und an alle freiwilligen<br />
Mitarbeitenden des Anlasses Volleyballturnier, die uns tatkräftig<br />
unterstützt haben.<br />
Impressum<br />
Text<br />
Cornelia Hausherr, Winterthur<br />
Fotografie Karl Fülscher, Stammheim<br />
Grafik | Satz Arthur Tim Landheer SGD, Winterthur<br />
Druckvorstufe Walker dtp, Winterthur<br />
Offsetdruck Mattenbach AG, Winterthur<br />
Papier Euroset weiss, 200 |120 g/m 2<br />
Auflage 2200 Exemplare
Zentrum für Suchttherapie<br />
Steinwiesstrasse 24<br />
8032 Zürich<br />
Telefon 044 267 50 20<br />
Fax 044 267 50 45<br />
info@<strong>start</strong><strong>again</strong>.ch<br />
www.<strong>start</strong><strong>again</strong>.ch