Positionspapier - CVP Schweiz
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Handeln im Interesse unserer Kinder –<br />
die Umweltpolitik der <strong>CVP</strong><br />
Bürgerliches <strong>Positionspapier</strong> für den Erhalt der Lebensgrundlagen<br />
Verabschiedet vom Parteipräsidium am 27. September 2013
1<br />
Unsere Grundsätze<br />
Umweltschutz ist ein Grundanliegen der politischen Mitte<br />
Der Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen für unsere Kinder und Kindeskinder ist für die <strong>CVP</strong><br />
als Familienpartei selbstverständlich. Die Umwelt zu schützen heisst letztlich, all das zu erhalten,<br />
was unsere nachfolgenden Generationen zum Leben brauchen: intakte Böden für die Produktion<br />
von Lebensmitteln, wohltuende Landschaften für die Erholung, sauberes Trinkwasser, saubere Luft,<br />
ein intaktes Klima, Artenvielfalt und vieles mehr.<br />
Die <strong>Schweiz</strong> erbringt grosse Leistungen für den Erhalt dieser Werte. Zu Recht dürfen wir behaupten,<br />
dass unser Land aktiv und als Vorbild mitgearbeitet hat, an den Errungenschaften im Natur- und<br />
Umweltschutz. Die <strong>CVP</strong> wiederum, hat seit jeher eine zentrale Rolle gespielt für den Umweltschutz<br />
in der <strong>Schweiz</strong>: Der Umweltschutzartikel in der Bundesverfassung geht auf eine Motion des<br />
Aargauer <strong>CVP</strong>-Nationalrats Julius Binder zurück. Zahlreiche Regierungs- und Bundesräte aus den<br />
Reihen der <strong>CVP</strong> haben diesen Verfassungsartikel um- und durchgesetzt.<br />
Der Umweltschutz ist keinesfalls ein links-ideologisches Konstrukt, wie dies fälschlicherweise häufig<br />
dargestellt wird. Vielmehr dient der Umweltschutz letztlich der Bewahrung unserer Gesundheit und<br />
unserer wirtschaftlichen Grundlagen und somit unseres allgemeinen Wohlergehens. Aus dieser<br />
Betrachtung ist der Umweltschutz ein Anliegen der bewahrenden, konservativ ausgerichteten<br />
Bürger – ein bürgerliches Grundanliegen.<br />
Das Umweltpapier der <strong>CVP</strong> soll diesen Standpunkt darlegen.<br />
Umweltschutz als unser Tätigkeitsfeld<br />
Das Engagement der <strong>CVP</strong> für den Umweltschutz geht weit über die gesetzgeberischen Tätigkeiten<br />
hinaus. Vertreter der <strong>CVP</strong> in den Kantonen und Gemeinden packen die handfesten, täglichen<br />
Herausforderungen an. In der Land- und Forstwirtschaft, in Gewerbe und Industrie und im<br />
öffentlichen Sektor sind wir bemüht, das Gleichgewicht von Schutz und Nutzung zu erhalten. Einen<br />
Widerspruch von Ökonomie und Ökologie sehen wir nicht.<br />
Es sind Vertreter der <strong>CVP</strong>, welche<br />
<br />
<br />
<br />
Wärmenetze und Fotovoltaik Anlagen in den Gemeinden fördern.<br />
die Naturschutzprogramme in den Kantonen umsetzen.<br />
der nachhaltigen Landwirtschaft Chancen und Märkte eröffnen.<br />
Arbeit statt Diskussion, das ist die Umweltpolitik der <strong>CVP</strong>.<br />
Der Umweltschutz braucht also konkrete Entscheide und Taten. Die Entscheidungsfindung beruht<br />
für die <strong>CVP</strong> dabei auf den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit: Wirtschaft, Umwelt und Soziales.<br />
Nur ökologische Massnahmen, welche ökonomisch sinnvoll sind und der Gesellschaft dienen,<br />
werden langfristig eine Chance haben. Die <strong>CVP</strong> betrachtet diese drei Säulen als gleichwertig. Damit<br />
hebt sie sich ab von allen anderen Parteien, welche stets eine der Dimensionen überbetonen.<br />
Die <strong>CVP</strong> ist die nachhaltige Macherpartei.
Aktionsplan Natur & Landschaft<br />
2<br />
Die <strong>Schweiz</strong> ist geprägt von einer äusserst vielfältigen Landschaft. Sie reicht von urbanen<br />
Stadtlandschaften, wunderbaren See- und Flusslandschaften, vom Ackerbau geprägten<br />
Hügellandschaften bis hin zu den Alplandschaften und Gletschern im Hochgebirge. Die Bevölkerung der<br />
<strong>Schweiz</strong> identifiziert sich mit den Landschaften in der <strong>Schweiz</strong>, weil attraktive Landschaften Teil unserer<br />
Lebensqualität und räumlicher Ausdruck unseres kulturellen Erbe sind. Landschaften sind Wohn-,<br />
Arbeits-, Erholungs- und Identifikationsraum für die Menschen. Landschaften sind aber auch<br />
Lebensraum für Tiere und Pflanzen und Regenerationsräume für natürliche Ressourcen wie Boden und<br />
Wasser. Und Landschaften leisten einen Beitrag zur Wertschöpfung. Sie bieten Grundlagen für die Landund<br />
Forstwirtschaft und sind ein wesentlicher Faktor für die Standortattraktivität und den Tourismus in<br />
der <strong>Schweiz</strong>.<br />
In der <strong>Schweiz</strong> leben wir heute grösstenteils in Kulturlandschaften, also in einer vom Menschen<br />
veränderten und genutzten Umgebung. Der Mensch beeinflusst die Landschaft, verändert sie durch<br />
seine Bauten und Anlagen, Nutzungen und Aktivitäten. Neben den direkten ökologischen Auswirkungen<br />
auf Tiere und Pflanzen zeichnet sich in den letzten Jahrzehnten auch ein schleichender Verlust von<br />
Vielfalt und Eigenart der Kulturlandschaften ab.<br />
Attraktive Landschaften sind keine Selbstverständlichkeit. Vielfältige Herausforderungen wirken auf<br />
Landschaften ein, wie Bevölkerungszunahme, wirtschaftliches Wachstum und deren Folgen auf die<br />
Siedlungen und Mobilität. Landschaft geht uns alle an. Wir wollen das vielfältige Landschaftsbild der<br />
<strong>Schweiz</strong> für Bevölkerung, Tiere und Pflanzen und als Grundlage des wirtschaftlichen Wohls in der<br />
<strong>Schweiz</strong> erhalten und weiterentwickeln, auch für zukünftige Generationen.<br />
Die <strong>CVP</strong> fordert und unterstützt Massnahmen des Bundes, der Kantone und der Gemeinden zum Erhalt<br />
der Landschaften. Dabei sollen Landwirtschafts- und Waldpolitik aufeinander abgestimmt werden. Wir<br />
fordern und unterstützen Massnahmen zum Erhalt der Biodiversität, des Natur- und<br />
Landschaftsschutzes sowie des Umweltschutzes.<br />
Positionen<br />
Landwirtschaft<br />
24 % der Landesfläche sind landwirtschaftliche Nutzflächen und 13 % sind Alp- und Juraweiden. Die<br />
Landwirtschaft trägt dazu bei, Landschaften offen zu halten. Eine standortangepasste<br />
landwirtschaftliche Nutzung trägt zum Erhalt der Artenvielfalt sowie vielfältiger Strukturen wie Äcker,<br />
Wiesen, Hecken, Gewässerufer, Steinmauern und Obstbäume bei. Im touristisch wichtigen Berggebiet<br />
trägt die aktive landwirtschaftliche Nutzung zur Erhaltung und Pflege der Ressource Landschaft bei. Mit<br />
einer nachhaltigen Bewirtschaftung sollen unser Kulturland und die Sömmerungsweiden auch für<br />
kommende Generationen erhalten bleiben. Dabei sollte das Engagement und die Leistungen der<br />
Bäuerinnen und Bauern fair abgegolten werden.<br />
Die <strong>CVP</strong> hat sich sowohl für das befristete Gentechmoratorium als auch für die zweifache<br />
Weiterführung des Moratoriums bis 2017 ausgesprochen. Sie hat damit signalisiert, dass die Risiken
und Chancen, welche mit gentechnisch veränderten Organismen (GVO) verbunden sind, besser bekannt<br />
und untersucht sein müssen, bevor die Freisetzung von GVO in der <strong>Schweiz</strong>er Landwirtschaft<br />
zugelassen werden soll.<br />
Die <strong>CVP</strong> unterstützt die Agrarpolitik 2014-2017 und fordert nun deren konsequente Umsetzung.<br />
Insbesondere begrüsst die <strong>CVP</strong>, dass die finanziellen Mittel verstärkt für das Erbringen von<br />
ökologischen Leistungen eingesetzt werden. Klare Umweltziele bilden für die <strong>Schweiz</strong>er<br />
Bäuerinnen und Bauern einen stabilen Rahmen und zeigen ihre Leistungen transparent auf.<br />
Die <strong>CVP</strong> setzt sich für die Qualitätsstrategie der <strong>Schweiz</strong>er Landwirtschaft ein. Wenn sich die<br />
gesamte <strong>Schweiz</strong>er Landwirtschaft als gentechfrei präsentieren kann, entsteht ihr hinsichtlich der<br />
Qualitätsstrategie der grösste Nutzen. Die <strong>CVP</strong> lehnt entsprechend die Einführung eines Labels<br />
für GVO-freie Gebiete ab. Bei der Definition von GVO-freien Gebieten (wie dies der Bundesrat<br />
vorschlägt) würde nicht mehr die ganze <strong>Schweiz</strong>er Landwirtschaft als grundsätzlich GVO-frei<br />
empfunden. Dies schadet der Qualitätsstrategie der <strong>Schweiz</strong>er Landwirtschaft.<br />
3<br />
Waldpolitik<br />
Rund 60 % der in unserem Land vorkommenden und bekannten Tiere, Pflanzen, Pilze und Bakterien<br />
sind auf den Wald angewiesen. Gleichzeitig ist der Wald wie das Offenland zu einem grossen Teil eine<br />
Kulturlandschaft, welche erst durch die Bewirtschaftung ihre Vielfalt erhalten hat. Auch in der<br />
ländlichen <strong>Schweiz</strong> werden stadtnahe Wälder immer wichtiger als Naherholungsgebiete für die<br />
Bevölkerung. Nicht zu vergessen ist, dass der Wald in der <strong>Schweiz</strong> vielerorts für den Menschen wichtige<br />
Schutzfunktionen übernimmt.<br />
Eine kluge und langfristige Waldpolitik setzt deshalb auf einen vielfältigen <strong>Schweiz</strong>er Wald. Eine<br />
Waldpolitik welche alle Funktionen des <strong>Schweiz</strong>er Waldes integriert: Lebensraum, Schutz, Naherholung<br />
und Rohstoff.<br />
Das Prinzip der Erhaltung der Waldfläche ist beizubehalten. Wir begrüssen aber die<br />
Flexibilisierung der Waldflächenpolitik in jenen Gebieten, in welchen der Wald zunimmt und<br />
wertvolles Offenland verbuscht und verwaldet.<br />
Die <strong>Schweiz</strong>er Holzwirtschaft liefert einen wertvollen und bezüglich Öko-Bilanz hervorragenden<br />
Rohstoff. Die <strong>CVP</strong> will diesen nachhaltigen Rohstoff fördern. Insbesondere wollen wir eine<br />
Kaskadennutzung des Holzes (Bauen, Recyclieren, Heizen etc.) erreichen. Die <strong>CVP</strong> setzt sich auf<br />
lokaler und regionaler Ebene dafür ein, dass die zerbrochenen Wertschöpfungsketten<br />
wiederhergestellt werden können.<br />
Holz als erneuerbare Energie ist zu fördern. Insbesondere in Gebieten mit grossen Waldflächen<br />
(Tessin, Jura etc.) besticht der Energieträger Holz durch kurze Transportwege, regionale<br />
Wertschöpfung und v.a. die Synergie von Biodiversitätsförderung und Forstwirtschaft.<br />
Der Schutzwald ist ein wichtiges Element für den Schutz vor Hochwasser und anderen<br />
Naturgefahren (Steinschlag, Lawinen usw.). Er bedarf daher genügender Mittel von Bund und<br />
Kantonen.<br />
Die Wälder in Agglomerationen und Städten sind vor dem Druck von der Erschliessung und<br />
Erholung zu entlasten. Die <strong>CVP</strong> ermuntert die Gemeinden und Kantone, Lenkungskonzepte und<br />
Sensibilisierungsmassnahmen dort zu ergreifen, wo eine schonendere Erholungsnutzung nötig<br />
ist, um die Waldfunktionen sicherzustellen.
4<br />
Biodiversität<br />
Die Biodiversität ist eine für den Menschen unersetzliche Ressource, sowohl in ökologischer als auch in<br />
ökonomischer Hinsicht. Gleichzeitig ist die Biodiversität in der <strong>Schweiz</strong> und weltweit unter Druck.<br />
Lebensräume und –gemeinschaften werden zerstört, Arten sterben aus, genetische Vielfalt wird<br />
dezimiert. Die <strong>CVP</strong> steht für das Gleichgewicht zwischen dem Schutz der Biodiversität und deren<br />
nachhaltiger Nutzung ein.<br />
Die <strong>CVP</strong> unterstützt die Umsetzung einer „Biodiversitätsstrategie“ des Bundes. Wir erwarten,<br />
dass die in Arbeit befindliche Strategie in konkreten Umsetzungsmassnahmen mündet, welche<br />
durch die Kantone vollzogen werden. Es darf weder ein funktionsloser Papiertiger geschaffen<br />
werden, noch darf die Zuständigkeit der Kantone in diesem Bereich untergraben werden.<br />
Als erfolgsversprechendstes Instrument für den Arten- und Biotopschutz erachten wir einen<br />
Naturschutz, der prioritär auf Freiwilligkeit, Vereinbarungen und Fördermassnahmen basiert.<br />
Es erweist sich beispielsweise als nachhaltiger, mit Landwirten Vereinbarungen für extensive<br />
Nutzungen zu unterzeichnen, als Gebiete von der Nutzung auszunehmen und dann mit<br />
aufwändigen Pflegeeingriffen zu unterhalten.<br />
Der Erhalt der Biodiversität ist eine Querschnittsaufgabe. Die Land- und Forstwirtschaft, der<br />
Tourismus, die Verkehrs- und Infrastrukturplanung, die Energiepolitik, die Regionalentwicklung<br />
und sogar die Armee (mit ihren oft sehr artenreichen Grundbesitzen) haben Einfluss auf die<br />
Biodiversität unseres Landes. Dementsprechend soll die Biodiversität in all diesen Bereichen in<br />
die Entscheidungsfindung miteinbezogen werden. Die Biodiversitätsstrategie des Bundes soll dies<br />
gewähleisten.<br />
Die <strong>Schweiz</strong> soll sich auch international für die Belange der Biodiversität einsetzen.<br />
Raumplanung & Landschaft<br />
Wir haben keine zweite <strong>Schweiz</strong> in der Westentasche. Der sorgsame Umgang mit unserer Landschaft ist<br />
ein Gebot der Stunde, zumal das Wirtschaftswachstum und die damit zusammenhängende<br />
Bevölkerungszunahme den Landverschleiss fördern. Wir wollen dieses Wachstum nicht abwürgen, es<br />
aber in Einklang bringen mit den Bedürfnissen der Umwelt, Landwirtschaft und Naherholung. Genau in<br />
diesem Sinne wurde die Revision des Raumplanungsgesetzes 2013 ausgestaltet.<br />
Die klare Trennung von Baugebiet und Nichtbaugebiet muss zentraler Grundsatz bleiben. Sie ist die<br />
Basis einer attraktiven Landschaft und vermeidet Zersiedelungskosten. Insgesamt ist eine Stabilisierung<br />
der Anzahl Bauten und des Bauvolumens ausserhalb der Bauzonen anzustreben. Die unterschiedlichen<br />
Kulturlandschaften in der <strong>Schweiz</strong> sind bei der Ausgestaltung der Bestimmungen zum Bauen ausserhalb<br />
der Bauzonen zu berücksichtigen. Dabei ist der Gestaltung aller neuen Bauten und Anlagen ausserhalb<br />
der Bauzonen und deren Einpassung in die Landschaft besondere Beachtung zu schenken.<br />
Das Bauen ausserhalb der Bauzonen muss daher der Abdeckung wichtiger landwirtschaftlicher<br />
Bedürfnisse und anderer wichtiger, standortgebundener Bedürfnisse im öffentlichen Interesse<br />
vorbehalten bleiben. Der Schutz der landwirtschaftlich nutzbaren Flächen hat dabei sehr hohe<br />
Bedeutung. Voraussetzung für alle Bauten ausserhalb der Bauzonen ist die Standortgebundenheit, so<br />
dass nicht unterschiedlichste Anlagen und Bauten für Freizeit und Erholung wie Pilze aus dem Boden<br />
schiessen. Auch bei der Umnutzung bestehender Gebäude soll das Prinzip der Nachhaltigkeit verfolgt<br />
werden: Nur Umnutzungen mit regionalwirtschaftlichem Gewinn, die zum Erhalt der ländlichen<br />
Strukturen beitragen und dabei ökologisch vertretbar sind, sollen realisiert werden können.<br />
Die vom Volk deutlich angenommene Revision des Raumplanungsgesetzes ist umzusetzen. Die<br />
urbanen Gebiete sollen verdichtet, die Siedlungsentwicklung nach Innen gelenkt werden.<br />
Raumplanung ist Sache der Kantone und Gemeinden. Die <strong>CVP</strong> setzt sich deshalb insbesondere
5<br />
auf diesen Ebenen dafür ein, dass dank höherer Nutzungsdichte (insbesondere in den Städten<br />
und Agglomerationen) Boden vor der Überbauung geschützt und Kulturland erhalten werden<br />
kann.<br />
Um den Verlust an Kulturland zu stoppen, fordern wir die Kantone auf, ihre Bestrebungen im<br />
Raumplanungsbereich zu koordinieren. So soll geprüft werden, ob die Anforderungen an<br />
flächenintensive Bauten (Grossverteiler, Einkaufszentren, Firmenareale etc.) zu harmonisieren<br />
sind. Mit der Planung in funktionalen Räumen ist sicherzustellen, dass die Siedlungsentwicklung<br />
auch kantonsübergreifend koordiniert erfolgt.<br />
Die <strong>CVP</strong> verlangt mehr Baukultur. Die Ortskerne sind zu erneuern und zu beleben. Dadurch wird<br />
die Siedlungsentwicklung nach Innen ermöglicht und die Vielfalt der Siedlungen in unserem Land<br />
bleibt erhalten. Belebte und authentische Siedlungen führen zu mehr Lebensqualität. Die<br />
Schaffung von Arbeitsplätzen in den Randregionen verhindert, dass charakterlose<br />
Schlafgemeinden entstehen.<br />
Die <strong>CVP</strong> erwartet vom Bund möglichst klare Vorgaben für das Bauen ausserhalb der Bauzonen<br />
und die Sicherstellung eines einheitlichen Vollzuges. Die <strong>CVP</strong> will zudem prüfen, welche<br />
Gegenleistungen von den Grundeigentümern für die Bewilligung nicht landwirtschaftlicher<br />
Nutzungen verlangt werden können oder sollen, um den mit der erteilten Bewilligung<br />
verbundenen Mehrwert teilweise zu kompensieren (z. B. Auflagen zur Bewirtschaftung und<br />
Pflege der umgebenden Kulturlandschaft).<br />
Die <strong>CVP</strong> ermuntert die Kantone mit Landschaftsentwicklungskonzepten dem Schutz des<br />
vielfältigen Landschaftsbildes Rechnung zu tragen und den Schutzbestimmungen zu den<br />
nationalen, regionalen und lokalen Schutzgebieten Nachachtung zu verschaffen.<br />
Wir befürworten die Schaffung von Regionalen Naturpärken in einem bottom-up-Prozess in den<br />
geeigneten und willigen Regionen. Die Schaffung eines oder mehrerer neuer Nationalpärke<br />
würde unserem Land sehr gut anstehen. Entsprechende Gelder für die Abgeltung von<br />
Nutzungsverzichten erscheinen uns aber als Voraussetzung dafür. Aufgrund dieser Voraussetzung<br />
und des grossen Erfolges der Pärke verlangen wir eine Erhöhung der Bundesbeiträge.<br />
Markus Ritter<br />
Altstätten (SG)<br />
Bio-Bauer, Präsident<br />
<strong>Schweiz</strong>erischer<br />
Bauernverband,<br />
Nationalrat <strong>CVP</strong><br />
„Die <strong>Schweiz</strong>er<br />
Bauern arbeiten<br />
täglich für die<br />
Artenvielfalt. Das gilt<br />
es zu honorieren.“
Aktionsplan Nachhaltige Entwicklung<br />
6<br />
"Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation<br />
entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu<br />
befriedigen." 1 Der Begriff Nachhaltigkeit kommt ursprünglich aus der Forstwirtschaft: Wer so viele<br />
Bäume fällt, wie nachwachsen können, sorgt dafür, dass der Wald für die künftige Nutzung zur<br />
Verfügung steht und auf Dauer seinen Wert behält. Man kann auch sagen: Es ist nachhaltig, von den<br />
Zinsen zu leben, statt vom Kapital. Es ist nachhaltig, die natürlichen Lebensgrundlagen zu erhalten, die<br />
Wirtschaft durch mehr Umweltschutz und innovative Technologien voranzubringen und dabei<br />
gleichzeitig Wohlstand und sozialen Fortschritt zu sichern.<br />
Die Bundesverfassung erklärt die Nachhaltige Entwicklung zu einem Staatsziel. Demnach stellt sie eine<br />
verbindliche Aufgabe dar. Laut Subsidiaritätsprinzip sind alle Stellen der öffentlichen Hand verpflichtet,<br />
durch ihr Handeln die natürlichen Ressourcen zu schonen und eine sozial verantwortungsvolle,<br />
umweltverträgliche und wirtschaftlich tragbare Entwicklung anzustreben. Dafür setzt sich die <strong>CVP</strong> auf<br />
allen staatlichen Ebenen ein.<br />
Die <strong>CVP</strong> begrüsst, dass an der UNO-Konferenz Rio+20 die grüne Wirtschaft sowie globale<br />
Nachhaltigkeitsziele erstmals beschlossen wurden. Wir erwarten ein aktives Einbringen der <strong>Schweiz</strong> zur<br />
Umsetzung dieser Ziele.<br />
Positionen<br />
Cleantech / Grüne Wirtschaft<br />
Vor dem Hintergrund der Nachhaltigen Entwicklung setzt das Konzept der „grünen Wirtschaft“ (Green<br />
Economy) auf den Zukunftsmarkt Cleantech. Dieser strebt, eine effizientere Ressourcennutzung sowie<br />
eine verbesserte Verbreitung von Informationen über die verantwortungsvolle Beschaffung von Gütern<br />
und Dienstleistungen an. Beschaffungswesen, Tourismus und Wirtschaftsförderung bilden zentrale<br />
Hebel, um ein Gleichgewicht zwischen ökonomischen, ökologischen und sozialen Bedürfnissen zu<br />
erreichen. Cleantech ist eine enorme Chance für den Innovations- und Werkplatz <strong>Schweiz</strong>. Die <strong>CVP</strong> als<br />
Wirtschaftspartei hat das Potential von Cleantech bereits seit längerem erkannt.<br />
In 10 Jahren muss die <strong>Schweiz</strong>, bezüglich Nachhaltigkeit, weltweit zur Nummer 1 werden. Ein<br />
Land, welches saubere und innovative Technologien anwendet. Ein Land, welches seine<br />
Ressourcen optimal einsetzt und so wenig wie möglich verschwendet. Davon sind wir weit<br />
entfernt. Die <strong>CVP</strong> fordert deshalb alle Beteiligten auf, ein grünes und nachhaltiges<br />
Investitionsprogramm zu realisieren: Die Politik (z.B. mit dem Masterplan Cleantech), der<br />
Finanzsektor (mit Investitionen in nachhaltige Projekte) und die Bildungsinstitutionen mit der<br />
Förderung der Cleantech-Kompetenzen auf allen Stufen.<br />
Die Wirtschaftsförderung der Kantone und Gemeinden soll sich in unterschiedlicher Weise zur<br />
Nachhaltigen Entwicklung hin orientieren: z. B. mit Unterstützungen für Firmen und regionale<br />
Projekte gemäss Nachhaltigkeitskriterien, über die Förderung erneuerbarer Energien oder<br />
1 Bericht "Unsere gemeinsame Zukunft" der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung (Brundtland-Kommission), 1987
7<br />
Mobilitätsplänen in Unternehmen und mit einer koordinierten Raumentwicklung und gezielten<br />
Schulungsangeboten.<br />
Ressourceneffizienz<br />
Der weltweite Verbrauch von nicht erneuerbaren Energien und Ressourcen hat in den letzten<br />
Jahrzehnten stark zugenommen. Zu den negativen Folgen dieser Entwicklung zählen steigende<br />
Rohstoffpreise und globale Umweltprobleme wie die Klimaerwärmung, der Verlust an fruchtbaren<br />
Böden, verseuchte Gewässer und das dramatische Artensterben. Die Menschheit verhält sich heute so,<br />
als ob sie eine weitere Erde in Reserve hätte. Dies gilt auch für die <strong>Schweiz</strong> mit ihrem zu grossen<br />
ökologischen Fussabdruck, der sich in den letzten fünfzig Jahren verdoppelt hat. Um die bestehenden<br />
Umweltprobleme zu entschärfen, müssen Wirtschaft und Gesellschaft schonender mit den begrenzten<br />
Rohstoffen umgehen. Der Schlüssel dazu ist eine bessere Ressourceneffizienz. Hierzu soll vor allem die<br />
Zusammenarbeit zwischen den Herstellern, der Verpackungsindustrie und dem Detailhandel verbessert<br />
werden. Der Konsument muss ebenfalls besser sensibilisiert werden.<br />
Forschung und Entwicklung: Um die Ressourceneffizienz zu steigern setzen wir vor allem auf<br />
technologische Innovationen. Aus diesem Grund wollen wir die Forschungsprogramme noch<br />
stärker auf diesen Aspekt ausrichten.<br />
Die <strong>CVP</strong> ist erfreut über die erfolgreiche Abfallwirtschaftspolitik der <strong>Schweiz</strong>. Verschiedene<br />
abfallspezifische Finanzierungssysteme, Gesetzgebungen und Kampagnen bewirken, dass in der<br />
<strong>Schweiz</strong> über 50 % der Siedlungsabfälle stofflich verwertet werden. Auch die Gewerbe- und<br />
Industrieabfälle werden mit geeigneten Verfahren zu grossen Teilen stofflich verwertet, und die<br />
so zurückgewonnen Rohstoffe in den Produktionskreislauf zurückgeführt. Insgesamt produziert<br />
die <strong>Schweiz</strong> aber zu viel Abfall. Wir wollen deshalb nicht unsere bewährten Verwertungspfade<br />
gefährden (z.B. mit der Einführung eines Flaschenpfands), sondern vermehrt durch<br />
Sensibilisierung und Innovation die Abfallmenge reduzieren.<br />
Unter dem Blickwinkel limitierter Rohstoffvorkommen und steigender Rohstoffpreise gewinnt<br />
der Aspekt geschlossener Stoffkreisläufe zunehmend an Bedeutung. Die globalen<br />
Rohstoffreserven nehmen rapide ab und gleichzeitig steigt der Verbrauch massiv an. Statt<br />
überbordend ambitiöse Ziele zu setzen (wie in der grünen Volksinitiative) wollen wir konkrete<br />
Massnahmen umgesetzt sehen: Produktestandards bei importierten Rohstoffen, Phosphor-<br />
Rückgewinnung in der Landwirtschaft, Förderung von „Urban Mining“ als antropogene<br />
Rohstofflager. Mit konkreten Schritten und Projekten will die <strong>CVP</strong> die <strong>Schweiz</strong> auf Nachhaltigkeit<br />
trimmen.<br />
Lärmbelastung und Lichtverschmutzung<br />
Lärm stellt aus gesundheitlicher und ökonomischer Sicht heute eines der grössten Umweltprobleme der<br />
<strong>Schweiz</strong> dar. In der <strong>Schweiz</strong> sind 1,3 Mio. Personen übermässigem Lärm ausgesetzt. Die wichtigste<br />
Lärmquelle ist der Strassenverkehr. Aber auch der Luftverkehrs-, Schienenverkehrs- und ebenso der<br />
Freizeitlärm stellen für den Menschen und die Fauna grosse Probleme dar. In der<br />
Lärmschutzverordnung gibt es z.B. für den Lärm von Sportanlagen oder für den Betrieb von<br />
Gartenrestaurants keine zahlenmässig festgelegten Belastungsgrenzwerte. Zur Beurteilung der<br />
Lärmsituation verwendet man manchmal behelfsweise österreichische oder deutsche Normen und<br />
Richtlinien.<br />
Die Umsetzung der Vorgaben aus dem Umweltschutzgesetz und der Lärmschutzverordnung<br />
muss mit dem nötigen Druck vorangetrieben werden.
8<br />
Die <strong>CVP</strong> fordert eine Einschätzung des Regulierungsbedarfs im Bereich Lärmschutz. Neue<br />
Massnahmen und gesetzliche Grundlagen für die Verbesserung des Lärmschutzes sollten bei<br />
Bedarf erarbeitet werden.<br />
In Zukunft müsste die Lärmbekämpfung stärker auf die Vermeidung von Lärm an der Quelle<br />
konzentriert werden.<br />
Durch übermässige Lichtemissionen können Menschen und Natur gestört werden. Nicht nur für die<br />
Fauna stellt die Störung des Tag-/Nachtrhythmus ein Problem dar, auch Menschen reagieren<br />
zunehmend negativ auf die konstante Beleuchtung des öffentlichen Raums. Ein konsequentes<br />
Engagement gegen Lichtverschmutzung macht nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch Sinn. Bei<br />
allen Anstrengungen gegen Lichtverschmutzung müssen Ausnahmen aus Gründen der Sicherheit (wo<br />
nötig) möglich sein.<br />
Die <strong>CVP</strong> fordert von den Kantonen und Gemeinden die Umsetzung von Massnahmen zur<br />
Reduktion der Lichtverschmutzung. Diese sollten Vorschriften zur Verminderung der nächtlichen<br />
Lichtverschmutzung durch künstliche Lichtquellen sowie Regeln bezüglich privater Lichtquellen<br />
beinhalten.<br />
„Unternehmen müssen mit<br />
innovativem Pioniergeist<br />
und dem Mut zur<br />
Umsetzung mithelfen unsere<br />
Umwelt zu schützen und so<br />
auch unsere Wirtschaft<br />
nachhaltig zu stärken, damit<br />
Arbeitsplätze und Familien<br />
gesichert bleiben.“<br />
Familie Kendlbacher<br />
Sennwald (SG)<br />
Verwaltungsrat der Kelag Holding AG (aktiv im Bereich<br />
Nachhaltigkeit, Umwelt und Cleantech) und Vertreter der<br />
<strong>CVP</strong> in verschiedenen kantonalen und regionalen Gremien<br />
(v.l.n.r) Franz Kendlbacher, Anna Rosa Kendlbacher, Thomas<br />
Kendlbacher, Helmut Kendlbacher (<strong>CVP</strong>-Alt-Kantonsrat), Christian<br />
Kendlbacher
Aktionsplan Klima<br />
9<br />
Die Klimaerwärmung und die zunehmende Ressourcenknappheit sind eine Zeitbombe, nicht nur für die<br />
Umwelt, sondern auch für die Wirtschaft. Laut Schätzungen des Stern-Berichts 2 über die<br />
wirtschaftlichen Aspekte des Klimawandels werden die globalen Kosten und Risiken der Erderwärmung<br />
zu einem Verlust von mindestens 5 % des Welt-BIP führen. Selbst wenn es sich hier um Voraussagen<br />
und nicht um reelle Fakten handelt, ist eines sicher: Die Klimaerwärmung wird negative wirtschaftliche<br />
Folgen nach sich ziehen.<br />
Der Klimaschutz ist eine Querschnittaufgabe, welche mit Massnahmen in verschiedensten<br />
Politikbereichen umgesetzt werden muss. Die <strong>CVP</strong> hat mit dem Ziel des Klimaschutzes tatkräftig an der<br />
Verlagerung des Güterverkehrs von der Strasse zur Bahn mitgearbeitet. Wir haben massive Erhöhungen<br />
der zur Gebäudesanierung bereitgestellten Mittel unterstützt, eine hundertprozentige Kompensierung<br />
der CO 2 -Emission der Gaswerke befürwortet, die Einführung von Gebäude-Energieausweisen in der<br />
ganzen <strong>Schweiz</strong> gefordert und den Ausbau der Bahninfrastruktur im Rahmen von der FABI-Vorlage in<br />
der Höhe von 6.4 Mia. Franken mitgetragen.<br />
Positionen<br />
Wir setzen uns für die Verlängerung des Kyoto-Protokolls (Kyoto II) bis 2020 ein und unterstützen<br />
somit ein Reduktionsziel von 20 Prozent der Treibhausgasemissionen der <strong>Schweiz</strong> bis 2020. Dieses<br />
Reduktionsziel ist realistisch; die <strong>Schweiz</strong> hat mit dem CO 2 -Gesetz die Grundlagen dafür geschaffen. Nur<br />
wenn die hoch entwickelten Länder wie die <strong>Schweiz</strong> diese Ziele erreichen, wird es möglich, dass die<br />
globale Klimaerwärmung 2 Grad Celsius gegenüber vorindustriellen Werten nicht überschreitet. Dieses<br />
Ziel muss durch die internationale Gemeinschaft zwingend erreicht werden – zu gross wären die<br />
negativen Folgen für Mensch, Umwelt und das Wirtschaftssystem.<br />
Auf längere Sicht bringt es der <strong>Schweiz</strong> volkswirtschaftliche Vorteile, sich im Zukunftsmarkt neuer und<br />
effizienterer Technologien zu positionieren.<br />
Nationale Ebene<br />
Für die <strong>CVP</strong> müssen die Reduktionsmassnahmen das Verhalten der Bevölkerung und der Wirtschaft<br />
beeinflussen und die Forschung und Innovation in klimafreundlichen Technologien im Inland fördern.<br />
Die <strong>Schweiz</strong> muss jetzt in die Forschung und Innovation von „Green Tech“ investieren. Eine nachhaltig<br />
orientierte Wirtschaft ist eine Chance für die <strong>Schweiz</strong> und für die Wettbewerbsfähigkeit unserer<br />
Unternehmer.<br />
Die <strong>CVP</strong> steht zur CO 2 -Abgabe auf Brennstoffe. Um die Lenkungseffekte zu verstärken, soll<br />
weiterhin ein Teil davon zweckgebunden für Fördermassnahmen (Gebäudeprogramm)<br />
eingesetzt werden.<br />
Die Energie- und Verkehrspolitik muss sich in den Dienst des Klimaschutzes stellen. Wir wollen<br />
mit der Energiewende auch die Abkehr von den fossilen Energieträgern erreichen und dadurch<br />
die Verminderung der ausgestossenen Treibhausgase bewirken. Zu den gleichzeitig klima- wie<br />
2 Bericht "Stern Review on the Economics of Climate Change" des volkswirtschaftlichen Dienstes der britischen Regierung, 2006
auch energiepolitisch wirksamen Massnahmen gehört unsere Forderung nach einer schweizweit<br />
gültigen Deklaration des Energieverbrauchs und den daraus abgeleiteten Hinweisen für<br />
Verbesserungsmassnahmen (Gebäudeenergieausweis). Falls für die Bereitstellung ausreichender<br />
Mengen an Regelenergie der Bau von Gaskombikraftwerken nötig sein soll, verlangen wir die<br />
hundertprozentige Kompensation der CO 2 -Ausstösse dieser Kraftwerke.<br />
Wir verlangen die Stärkung der Forschungs-, Innovations- und Ausbildungszweige, welche sich<br />
mit Massnahmen des Klimaschutzes beschäftigen. Der Bund hat die Rahmenbedingungen zu<br />
schaffen, damit sowohl das Ingenieurwesen als auch das Bau- und Installationsgewerbe<br />
weltweite Vorreiter in Sachen Klimaschutz sind. Entsprechende Ausbildungs- und<br />
Forschungsinitiativen sollen als Fördermassnahmen aus der CO 2 -Abgabe finanziert werden.<br />
Die <strong>Schweiz</strong> muss dringend ihre Strategie zur Anpassung an den Klimawandel umsetzen. Mit<br />
dem vorgesehenen Aktionsplan müssen insbesondere Massnahmen ergriffen werden, welche<br />
garantieren, dass die vom Klimawandel stark betroffenen Wirtschaftsbereiche (Landwirtschaft,<br />
Tourismus) ihre Leistungsfähigkeit unter den veränderten Bedingungen aufrechterhalten können.<br />
Internationale Ebene<br />
Die internationalen Verhandlungen um den Klimaschutz stocken, seit der Wirtschaftsmotor weltweit ins<br />
Stottern geraten ist. Wichtige Emissions-Länder wie Russland, Kanada und Japan haben ihren Austritt<br />
aus der Verlängerung des Kyoto-Protokolls erklärt. Der Klimaschutz ist aber eine globale Aufgabe. Die<br />
<strong>Schweiz</strong> muss deshalb alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel ausschöpfen, um diese Länder zum<br />
Handeln aufzufordern.<br />
Die <strong>Schweiz</strong> darf sich angesichts der Dringlichkeit globaler Klimaschutzmassnahmen nicht hinter<br />
falschen Neutralitätsgrundsätzen verstecken. Die <strong>CVP</strong> erwartet auch von Transitionsländern und<br />
insbesondere von grossen Emittenten wie den USA und Australien einen verbindlichen und<br />
substanziellen Reduktionsbeitrag.<br />
Die Klimaveränderung ist ein globales Problem mit globaler Ursache. Wir wollen, dass der<br />
Klimaschutz bei bilateralen Verhandlungen, beispielsweise um Freihandelsabkommen, zwingend<br />
angesprochen wird. Im Bewusstsein, dass die Länder autonom über ihre<br />
Klimaschutzmassnahmen verfügen, soll daran gearbeitet werden, dass möglichst viele Länder<br />
Emissionshandelssysteme einführen resp. daran teilnehmen und kompensatorische Massnahmen<br />
ergreifen.<br />
Die <strong>Schweiz</strong> muss zwingend ihr Emissionshandelssystem<br />
mit jenem der EU verknüpfen. Dadurch gewinnen<br />
unsere Betriebe an Spielraum. Gleichzeitig<br />
werden die Klimaschutzmassnahmen<br />
dort ergriffen, wo sie am<br />
kostengünstigsten und somit<br />
effizientesten umgesetzt<br />
werden können.<br />
Joseph Gemperle<br />
Fischingen (TG)<br />
Bauer und Unternehmer,<br />
Präsident Energieinitiativen<br />
Thurgau, Kantonsrat <strong>CVP</strong><br />
„Dank unseren<br />
Volksinitiativen hat der<br />
Kanton Thurgau seine<br />
nachhaltige Energie- und<br />
Klimapolitik in der<br />
Verfassung verankert und<br />
steht mit seinem<br />
Förderprogramm schweizweit<br />
an der Spitze.“<br />
10
Aktionsplan Energie<br />
11<br />
Unsere heutige Energieversorgung basiert überwiegend auf fossilen Energieträgern. Gut 70 % des<br />
schweizerischen Energieverbrauchs werden mit Erdöl, Erdgas und Kohle gedeckt, knapp 9 % durch<br />
Nuklearenergie. Folglich werden mehr als ¾ der Energie, die wir konsumieren, aus nichterneuerbaren<br />
Quellen gewonnen. Die Wasserkraft liefert knapp 14 %, die neuen Erneuerbaren Energien schaffen es<br />
nicht einmal auf 1 %. Haushalte, Industrie und Verkehr sind für je rund ein Drittel des<br />
Gesamtenergieverbrauchs verantwortlich. Es gilt, die Beeinträchtigung der Umwelt in grossem Masse<br />
und global zu verringern und die grosse Abhängigkeit unserer Energieversorgung vom Ausland zu<br />
verringern.<br />
Die <strong>CVP</strong> setzt sich für eine Energiepolitik ein, die über Generationen hinweg eine Energieversorgung<br />
garantiert, welche ausreichend und sicher, sowie wirtschaftlich und umweltverträglich ist. Die <strong>CVP</strong><br />
unterstützt klar den schrittweisen Ausstieg aus der Atomenergie. Die neue Energiestrategie verstärkt<br />
die Umwelt- und Klimapolitik der <strong>Schweiz</strong> nachhaltig. Die Stromversorgung der <strong>Schweiz</strong> soll langfristig<br />
vor allem durch einheimische, umweltfreundliche und erneuerbare Elektrizitätsproduktion<br />
gewährleistet werden. Wir realisieren die Energiewende mit der Förderung der einheimischen<br />
Wasserkraft sowie den anderen erneuerbaren Energien, der Verbesserung der Energieeffizienz, der<br />
Entwicklung und Vereinfachung der kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) und der Verstärkung<br />
des Gebäudeprogramms.<br />
Positionen<br />
Die <strong>CVP</strong> unterstützt grundsätzlich die Energiestrategie 2050 des Bundesrates. Die Vorlage ist ein erster<br />
wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Sie überzeugt bezüglich Stossrichtung und der Vielfalt der<br />
Massnahmen: Ausstieg aus der Atomenergie, Ausbau der erneuerbaren Energien, Effizienzziele und<br />
strengere Vorschriften, Best-Practice-Strategie bezüglich Effizienz bei Gebäuden und Fahrzeugen,<br />
Fördermittel und Planungsinstrumente.<br />
Energieeffizienz<br />
Wir wollen nichts unversucht lassen, das Sparpotential beim Energiekonsum auszuschöpfen und die<br />
Energieeffizienz markant zu steigern, um die Verschwendung von Energie einzudämmen und damit die<br />
Produktion zu entlasten. Für unsere zukünftige Stromversorgung sind Investitionen in Stromeffizienz<br />
und erneuerbare Energien nicht nur eine Alternative – sie sind aus ökonomischer und ökologischer<br />
Sicht zwingend.<br />
Die 1.64 Millionen Gebäude in der <strong>Schweiz</strong> verbrauchen 46 % des inländischen<br />
Gesamtenergieverbrauchs (49 % des fossilen Inlandverbrauchs und 37 % des Stromverbrauchs). Die<br />
Gebäudesanierung kann den Heizbedarf um über die Hälfte reduzieren und damit die CO 2 -Emissionen<br />
verringern. Das Sparpotential durch Gebäudesanierungen ist also enorm.
12<br />
Das Gebäudeprogramm muss im Rahmen der Energiestrategie 2050 verstärkt werden durch<br />
weitere Massnahmen bei Gebäuden, die generell den Stromverbrauch senken oder Strom aus<br />
erneuerbaren Energien erzeugen.<br />
Die <strong>CVP</strong> fordert die Entwicklung obligatorischer und einheitlicher Standards für die Sanierung von<br />
Altbauten. Ein Konkordat der Kantone soll diese Standards durchsetzen.<br />
Der Gebäudeenergieausweis der Konferenz Kantonaler Energiedirektoren (EnDK) muss<br />
Voraussetzung für finanzielle Leistungen von Bund und Kantonen sein. Wir wollen eine<br />
schweizweit gültige Deklaration des Energieverbrauchs (Gebäudeenergieausweis) einführen.<br />
Der Bundesrat muss prüfen, inwiefern die Schaffung eines Lehrstuhls für Gebäudetechnik an der<br />
ETH möglich wäre. In der integralen Gebäudetechnologie liegt ein enormes, bisher kaum<br />
ausgeschöpftes Potential für Energieeinsparungen. Es braucht einen eigenen Lehrstuhl für<br />
Gebäudetechnik, damit die notwendige Forschung und der Bedarf an dringend benötigten<br />
Fachkräften sichergestellt werden kann.<br />
Die Kantone sollten Vorschriften über die Neuinstallation und den Ersatz von ortsfesten<br />
elektrischen Widerstandsheizungen erlassen können. Widerstandsheizungen sollten ab 2015 mit<br />
einer Sanierungsfrist von 10 Jahren verboten werden, wobei pragmatische Ausnahmen möglich<br />
sein sollen (z.B. wo sich ein Ersatz aus denkmalschützerischer oder ökonomischer Sicht stark<br />
negativ auswirken würden).<br />
Die Vorgaben für elektrische Geräte müssen kontinuierlich an die beste Praxis und Technologie<br />
angepasst werden; sie sollen sich mindestens an den europäischen Normen orientieren.<br />
Für viele Mieterinnen und Mieter lohnt sich das Energiesparen kaum, weil keine<br />
verbrauchsabhängige Heizkostenabrechnung erstellt wird. Die Energiekosten werden oft<br />
pauschal verrechnet. Massstab ist meistens die Wohnfläche, allenfalls das Volumen. Bei einer<br />
schlecht isolierten Gebäudehülle haben die Mieter und nicht der Hausbesitzer die Mehrkosten zu<br />
bezahlen. Für die Hausbesitzenden besteht somit wenig Anreiz, ihre Liegenschaften energetisch<br />
zu sanieren. Damit klima- und energieeffizienzbezogene Massnahmen im Gebäudebereich<br />
umgesetzt werden, muss der Anreiz für die Hausbesitzenden erhöht werden.<br />
Die <strong>CVP</strong> fordert, dass intelligente Netze (Smart Grids) gefördert werden. Denn Smart Grids<br />
verbessern die Effizienz der Stromversorgung stark.<br />
Erneuerbare Energien<br />
Die Stromversorgung der <strong>Schweiz</strong> soll langfristig vor allem durch inländische erneuerbare<br />
Elektrizitätsproduktion gewährleistet werden. Der Anteil der erneuerbaren Energien an der<br />
Stromproduktion liegt heute bei rund 54.5 % der schweizerischen Elektrizitätsproduktion. Dabei<br />
stammt der überwiegende Anteil aus der Wasserkraftnutzung. Der Beitrag der neuen erneuerbaren<br />
Energien betrug 2011 rund 2.7 % der gesamten Elektrizitätsproduktion. Die Photovoltaik hat das mit<br />
Abstand grösste nicht erschlossene Potential. Sie könnte um 2050 rund 20 % des derzeitigen<br />
Strombedarfs decken. Die Nutzung der Sonnenenergie muss möglichst umfassend und effizient<br />
ermöglicht und entsprechend gefördert werden.<br />
Die <strong>CVP</strong> will das System der kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) für effiziente<br />
Stromproduktionsformen an die Entwicklung des Marktes anpassen. Mittelfristig muss es unser<br />
Ziel sein, dass die neuen erneuerbaren Energien zu Netzpreisen produziert werden können und<br />
die KEV somit überflüssig wird.
Ein Schwerpunkt soll auf die Energieträger Holz sowie die übrige Biomasse, auf die vermehrte<br />
Wärmekraftkopplung in Abwasserreinigungsanlagen (ARA) und die zusätzliche Stromproduktion<br />
in Kehrichtverbrennungsanlagen (KVA) gelegt werden. Der Energie-Output aus KVA kann<br />
gesamtschweizerisch noch deutlich gesteigert werden.<br />
Bewilligungsverfahren für alle Arten von Energieversorgungsanlagen sollen vereinfacht und<br />
beschleunigt werden, ohne dabei Sicherheits- und Umweltaspekte zu vernachlässigen.<br />
Die <strong>CVP</strong> beobachtet mit Sorge, dass derzeit die Grosswasserkraft (mit eingeschlossen die<br />
Pumpspeicherung) stark unter Druck steht und der Ausbau der grossen Wasserkraft in den<br />
kommenden Jahren nicht selbstverständlich zeitgerecht erfolgen wird. Es ist zu beachten, dass<br />
der Zubau von Photovoltaik- und Windenergie rechtzeitig genügend Speichermöglichkeiten<br />
erfordert. Die <strong>Schweiz</strong> hat eine wichtige Funktion als „Batterie Europas“, kann diese aber nicht<br />
wahrnehmen, wenn die Grosswasserkraft nicht ausreichend ausgebaut wird. Die Fördergelder für<br />
die verschiedenen Stromproduktionsformen sind deshalb so auszurichten, dass der Ausbau bei<br />
allen Formen zeitgerecht erfolgen kann.<br />
Der Aufbau der Erneuerbaren wird v. a. dezentral in den Regionen erfolgen. Das Stromnetz muss<br />
an die neue Situation angepasst und dabei auf die Möglichkeiten der Smart Grid-Technologie<br />
umgerüstet werden. Damit können wir Transportverluste vermeiden, und Betriebe flexibel nach<br />
Bedarf zu- bzw. abschalten.<br />
Die <strong>Schweiz</strong> verfügt mit der Wasserkraft über eine strategische Speicherlösung. Diese muss<br />
international verankert werden. Neue Speicherlösungen sind durch die Forschung<br />
voranzutreiben, um v. a. die Verletzlichkeit der <strong>Schweiz</strong> in den Wintermonaten zu reduzieren und<br />
hier wirtschaftlich zu punkten.<br />
13<br />
Agrotreibstoffe<br />
Die anfängliche Euphorie über das Treibhausgasreduktionspotential von biogenen Treibstoffen ist<br />
verbreiteter Skepsis gewichen. Dies aus ökologischen, sozialen und ökonomischen Gründen. Die<br />
Anbauflächen entstehen nämlich im Ausland oft durch die Umnutzung von CO 2 -speichernden<br />
Ökosystemen (z.B. Wälder, Moore). Ausserdem verdrängen sie die vorherige Nutzung zur<br />
Nahrungserzeugung, welche dann ihrerseits auf Gebiete mit hohem Kohlenstoffbestand (z.B. Wald)<br />
ausweichen muss (indirekte Landumnutzungseffekte).<br />
Eine verstärkte Förderung von biogenen Treibstoffen ist aufgrund der aus heutiger Sicht<br />
gegebenen energetischen, klimabedingten, ökologischen und sozialen Vorbehalte kein Ziel der<br />
<strong>CVP</strong>. Agrotreibstoffe sollen prinzipiell nur dann gefördert werden, wenn sie das Endprodukt eines<br />
Verwertungspfades sind und dadurch zu einer Reduktion der Umweltauswirkungen gegenüber<br />
fossilen Treibstoffen führen. Dies trifft mit der heutigen Technologie beispielsweise für die<br />
Verwertung biogener Abfallstoffe, von Gras und von Holz, zu.<br />
Jegliche Flächenkonkurrenz zwischen der Nahrungsmittelproduktion und der Produktion von<br />
Agrotreibstoffen muss verhindert werden. Die Produktion von Lebensmittel soll immer Vorrang<br />
gegenüber der Produktion von Biotreibstoffen haben.<br />
Die Förderungskriterien für Agrotreibstoffe sollen die sozialen Aspekte integrieren und auch<br />
dann zur Anwendung gebracht werden, wenn die Produkte für den Export bestimmt sind. Die<br />
Förderung von Agrotreibstoffen darf nicht zulasten von Fördermassnahmen zur<br />
Verbrauchsreduktion und zur Energieeffizienz gehen, da diese Bereiche ein ungleich grösseres<br />
Potential aufweisen.
14<br />
Nukleare Entsorgung<br />
Für die <strong>CVP</strong> liegt es in der Verantwortung des Staates und der (meist ebenfalls staatlichen)<br />
Betreibergesellschaften der Atomkraftanlagen, eine Lösung für das Problem der radioaktiven Abfälle zu<br />
finden. Wir sind den nachfolgenden Generationen gegenüber verpflichtet, die radioaktiven Abfälle so<br />
zu entsorgen, dass sie keine Last mehr darstellen. Die Bereitstellung einer zuverlässigen Methode für<br />
die Entsorgung der radioaktiven Abfälle ist zwingend. Die Variante eines Tiefenlagers hat sich weltweit<br />
als beste Entsorgungsmethode durchgesetzt.<br />
Die <strong>CVP</strong> unterstützt die Lösung, die radioaktiven Abfälle in geologischen Tiefenlagern im Inland<br />
zu lagern, um eine schnelle und sichere Entsorgung dieser Abfälle zu gewährleisten. Die <strong>CVP</strong> steht<br />
zum laufenden Sachplanverfahren.<br />
Ein Kontakt von Mensch oder Natur mit den Abfällen muss ausgeschlossen werden können,<br />
unabhängig von den Veränderungen von Klima und Sozialgefüge auf der Oberfläche. Die Auswahl<br />
der Standortgebiete muss entsprechend nach geologischen Eignungs- und technischen<br />
Sicherheitskriterien erfolgen, jedoch nicht nach politischen Strömungen. Der sicherste Standort<br />
muss ausgesucht werden, nicht der politisch machbarste.<br />
Die Teilnahme der von diesen Standorten betroffenen Bevölkerung und lokalen Behörden ist<br />
wesentlich, um deren Akzeptanz zu gewährleisten. Diese muss früh genug in den Auswahlprozess<br />
der Standort eingebunden werden. Für uns ist ein transparentes und offenes Auswahlverfahren<br />
unerlässlich. Allerdings handelt es sich bei der Entsorgungsfrage letztlich um eine nationale<br />
Aufgabe. Ein Vetorecht für die betroffenen Kantone oder Gemeinden ist deshalb nicht<br />
zielführend – es muss vorher Akzeptanz geschaffen werden.<br />
Stefan Müller-Altermatt<br />
Herbetswil, SO<br />
Gemeindepräsident, Nationalrat <strong>CVP</strong><br />
„Als Gemeindepräsident<br />
habe ich mich für eine<br />
Photovoltaik-Anlage<br />
auf den öffentlichen<br />
Gebäuden eingesetzt –<br />
damit meine Gemeinde<br />
als gutes Beispiel<br />
vorangehen kann.“
Aktionsplan Mobilität<br />
15<br />
Die Mobilität ist eine wesentliche Voraussetzung für die Teilnahme am wirtschaftlichen und<br />
gesellschaftlichen Leben. Sie hat aber auch negative Auswirkungen auf die Umwelt. Zurzeit verbraucht<br />
der Verkehr am meisten Energie (rund ein Drittel) und verursacht am meisten Treibhausgase (rund 30 %<br />
des Ausstosses). Die <strong>CVP</strong> setzt sich für den Schutz der Menschen und der Umwelt vor den negativen<br />
Folgen des Verkehrs ein. Die Bedürfnisse des Verkehrs sind mit denjenigen der Raumplanung und der<br />
Umwelt zu verknüpfen.<br />
Die <strong>CVP</strong> <strong>Schweiz</strong> ruft zu einer nachhaltigen Verkehrspolitik auf, welche sich auf den Grundsatz der<br />
Koexistenz von motorisiertem Individualverkehr, öffentlichem und langsamem Verkehr stützt. Die<br />
weitere Maximierung der individuellen Mobilität kann nicht die Lösung sein. Für uns ist es wesentlich,<br />
nachhaltige und zukunftsorientierte Investitionen in die Infrastrukturen zu tätigen und innovative<br />
Technologien zu fördern, um die Mobilität und den Umweltschutz bestmöglich zu vereinbaren.<br />
Mit den im CO 2 -Gesetz festgelegten Emissionsgrenzwerten wurde ein wichtiger Beitrag zum<br />
Klimaschutz im Verkehrssektor geleistet. Wir müssen aber weitere Steuerungsmassnahmen ergreifen,<br />
um die negativen Auswirkungen der Mobilität zu reduzieren. Die ständige Verbesserung und<br />
Effizienzsteigerung unseres öffentlichen Verkehrsangebots und die Weiterentwicklung der<br />
Verlagerungspolitik ist in diesem Sinn wesentlich.<br />
Positionen<br />
Personenverkehr<br />
Die Mobilität ist in den letzten Jahrzehnten stark gewachsen, und die Prognosen gehen von einem noch<br />
weit stärkeren Wachstum aus. Obwohl sich der Modalsplit zugunsten des öffentlichen Verkehrs<br />
entwickelt hat, bleibt der motorisierte Individualverkehr weiterhin das wichtigste<br />
Personenbeförderungsmittel. Diese steigende Mobilität erfordert eine ständige Verbesserungen und<br />
Anpassungen der Infrastrukturen und der Kapazitäten der verschiedenen Verkehrsträger. Unseres<br />
Erachtens soll dieses Wachstum aus ökologischen Gründen mehrheitlich vom öffentlichen Verkehr<br />
bewältigt werden können.<br />
Die <strong>CVP</strong> hat aktiv an der Ausarbeitung der FABI-Vorlage (Finanzierung und Ausbau der<br />
Bahninfrastruktur) mitgearbeitet und stimmt ihr zu. Die Schaffung eines unbefristeten<br />
Bahninfrastrukturfonds soll die Finanzierung eines effizienten Bahnnetzes gewährleisten.<br />
Die <strong>CVP</strong> steht ein für die Weiterführung der Agglomerationsprogramme. Die grossen<br />
Herausforderungen der urbanen Zentren im Bereich Verkehr benötigen finanzielle Unterstützung<br />
durch den Bund.<br />
Das Verursacherprinzip soll vermehrt zur Anwendung kommen. Langfristig muss geprüft werden,<br />
wie der Verkehr durch ein Mobility-Pricing-System finanziert werden kann. Bei der Verteilung<br />
der Belastung auf einzelne Verkehrsnutzer sind regional-, energie- und klimapolitische Aspekte zu<br />
berücksichtigen.
16<br />
<br />
Die <strong>CVP</strong> steht zu Investitionen in das Nationalstrassennetz, v. a. in die Engpassbeseitigung. Die<br />
jährlich zunehmenden Staus verursachen volkswirtschaftliche Kosten und Umweltschäden.<br />
Die regionalen und touristischen Zentren müssen mit attraktiven öffentlichen<br />
Verkehrsverbindungen vernetzt werden. Für die <strong>CVP</strong> ist ein flächendeckendes, attraktives und<br />
leistungsfähiges Regionalverkehrsnetz für eine sinnvolle Regional- und Umweltpolitik sowie für<br />
die Mobilitätsgrundversorgung der ganzen Bevölkerung unverzichtbar.<br />
Die <strong>CVP</strong> fordert von der Wirtshaft Massnahmen für ein dezentraleres Angebot an Arbeitsplätzen.<br />
Zudem muss die Telearbeit gefördert werden, denn sie trägt dazu bei, die Fahrten zur Arbeit und<br />
somit die Umweltbelastung zu verringern. Das schweizweite Potential für einen wöchentlichen<br />
Homeoffice-Tag beträgt 450 000 Personen. Rund 4,5 Mio. Autokilometer und 2,6 Mio.<br />
Personenkilometer beim öffentlichen Verkehr könnten dabei wöchentlich eingespart werden.<br />
Damit könnten insgesamt rund 1400 Tonnen CO2 pro Woche oder 67 000 Tonnen CO2 pro Jahr<br />
eingespart werden.<br />
Die räumlichen Verhältnisse in unserem Land lassen es nicht zu, dass wir unsere Verkehrswege<br />
ohne Rücksicht auf die Folgen des Landverschleisses ausbauen. Bei der Planung neuer Siedlungsoder<br />
Verdichtungsgebiete (z.B. Einkaufs-, Freizeit- oder Sportzentren) ist eine gute Anbindung an<br />
öffentliche Verkehrsmittel vorzusehen. Die Raumplanungspolitik des Bundes muss auf eine<br />
bessere Koordination bei der Entwicklung dieser Gebiete, des Verkehrs und der Wirtschaft<br />
achten.<br />
Wir unterstützen den Bau einer zweiten Strassenröhre am Gotthard. Es ist aus<br />
regionalpolitischen und sicherheitstechnischen Gründen die beste Lösung. Ausserdem verhindern<br />
wir damit, dass kurzfristige Massnahmen (Verladeterminals, Schneeräumung etc.) anstelle von<br />
langfristiger Ressourceneffizenz stehen – die zweite Röhre wird auch bei einer späteren<br />
Sanierung wieder zur Verfügung stehen. Wir unterstützen diese Massnahme aber nur, wenn kein<br />
Kapazitätsausbau auf der Strasse und nur eine einspurige Nutzung der Tunnels zugelassen wird.<br />
Die Grossstadtgebiete müssen in den Herkunftsregionen der Pendler zur Entwicklung von Park &<br />
Ride-Infrastrukturen beitragen und es den Pendlern ermöglichen, schnellstmöglich auf<br />
öffentliche Verkehrsmittel zurückgreifen zu können, um an ihr Ziel zu gelangen. Es muss<br />
verhindert werden, dass der Kraftfahrzeugverkehr aus den peripheren Regionen und<br />
Ballungsgebieten der Stadtzentren in das Stadtzentrum geleitet wird.<br />
Die <strong>CVP</strong> fordert die Erarbeitung eines Masterplans für die beschleunigte Marktdurchdringung des<br />
elektrisch motorisierten Individualverkehrs. Die Elektromobilität leistet einen wichtigen Beitrag<br />
hin zu einer energieeffizienteren Fahrzeugflotte bzw. Mobilität. Der Bund soll private<br />
Bestrebungen zum Aufbau eines landesweiten Basisnetzes für Schnellladestationen z. B. durch<br />
eine Unterstützung der Bedarfsplanung unterstützen. Angebote im Bereich der<br />
Mobilitätsberatung sollen Privaten und Firmen helfen, das für die jeweiligen Bedürfnisse<br />
intelligenteste Antriebssystem zu finden.<br />
Die CO 2 -Emissionszielwerte für die erstmals in Verkehr gesetzten Personenwagen müssen weiter<br />
angepasst und verschärft werden, in Abstimmung mit der EU. Speziell bei den Lieferwagen<br />
besteht ein grosses Potenzial. Ein CO 2 -Emissionszielwert für die erstmals in Verkehr gesetzten<br />
Lieferwagen und leichten Sattelschlepper ist einzuführen.<br />
Güterverkehr<br />
Die Verlagerung von der Strasse auf die Schiene ist die Grundlage der schweizerischen<br />
Güterverkehrspolitik. Die <strong>CVP</strong> steht weiterhin zu dieser Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene.<br />
Wir setzen uns dafür ein, dass das Ziel des Alpenschutzes (Art. 84 BV) möglichst erreicht wird. Umso<br />
wichtiger ist es jetzt alles zu unternehmen, um diesem Ziel möglichst nahe zu kommen und die Mittel
dazu zu bestimmen. Die Eröffnung des Gotthard-Basis-Tunnels ist ein wichtiger Schritt, weitere<br />
Massnahmen sind jedoch vonnöten. Wir setzen uns auch für die Förderung des Schienengüterverkehrs<br />
in der Fläche ein.<br />
Die <strong>CVP</strong> will die Verlagerung auf die Schiene weiterführen. Priorität hat der Transitverkehr, d.h.<br />
vor allem der alpenquerende Verkehr. Nebst der NEAT sind in erster Linie mit Deutschland und<br />
Italien die Zufahrtsstrecken mit genügend Kapazitäten zu sichern. Ebenso muss der<br />
Schienengüterverkehr in der Fläche gefördert werden.<br />
Die <strong>CVP</strong> verlangt ein vermehrtes Engagement des Bundes beim Bau von Verladeterminals (vor<br />
allem im Rheinhafen und in Norditalien im Raum Novara). Mehr und optimierte Terminal- bzw.<br />
Verladekapazitäten bringen Verbesserungen.<br />
Die <strong>CVP</strong> befürwortet die rasche Realisierung des 4-m-Korridors auf der Gotthardachse. Die Mittel<br />
dazu sind in den Bahnfonds eingestellt.<br />
Eine optimale Auslastung der NEAT-Infrastruktur ist unbedingt anzustreben.<br />
17<br />
Langsamverkehr<br />
Der Langsamverkehr (Fahrrad, Fussgänger) ist ein nicht zu vernachlässigender Aspekt der Mobilität. Er<br />
besitzt ein grosses Potential, Teile des motorisierten Individualverkehrs abzulösen, da die Hälfte der in<br />
der <strong>Schweiz</strong> mit dem Auto zurückgelegten Strecken kürzer als 5 km sind. Soll der Langsamverkehr den<br />
motorisierten Individualverkehr ablösen, müssen optimale Bedingungen hierfür geschaffen werden<br />
(Fahrradwege, ausreichend Veloabstellplätze, Beschilderung, Sicherheit). Dem Langsamverkehr muss<br />
mehr Bedeutung beigemessen und eine grössere Rolle in den Überlegungen über Mobilität vor allem in<br />
den Städten eingeräumt werden.<br />
Die <strong>CVP</strong> fordert die flächendeckende Verfügbarkeit von Selbstbedienungsvelos (Beispiel Velib’<br />
in Paris) in den <strong>Schweiz</strong>er Grossstädten, wodurch eine grössere Flexibilität bei der Nutzung von<br />
Velos erreicht wird.<br />
An den Knotenpunkten der öffentlichen Verkehrsmittel (Bahnhöfe, Einkaufszentren,<br />
Geschäftsstrassen, Stadtzentrum usw.) sind ausreichend Abstellplätze für Zweiräder zur<br />
Verfügung zu stellen.<br />
Erleichterter Reiseverkehr: Die Tram- und Busspuren sollen für<br />
Elektroräder, Motorroller und Motorräder geöffnet<br />
werden, soweit Geschwindigkeitsbegrenzungen und<br />
Verkehrsberuhigungen dies ermöglichen.<br />
Die <strong>CVP</strong> fordert mehr Plätze für Velos<br />
in den öffentlichen Verkehrsmitteln<br />
(vor allem in den Zügen) sowie<br />
attraktivere Preise für die<br />
Mitnahme von Velos in<br />
öffentlichen Verkehrsmitteln.<br />
Carlo Croci<br />
Mendrisio (TI)<br />
Bürgermeister, ASSOVEL2-<br />
Präsident und Initiator des<br />
VEL1 Projektes<br />
(Elektromobilität)<br />
„Die erfolgreichsten<br />
Projekte entstehen von<br />
unten und mit Einsatz der<br />
Gemeinden. Mendrisio ist<br />
die führende Gemeinde in<br />
der Elektromobilität seit<br />
1995.“