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HOSPIZ aktuell - Koblenzer Hospizverein

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<strong>HOSPIZ</strong> <strong>aktuell</strong><br />

1/2013<br />

<strong>HOSPIZ</strong> IN KOBLENZ


2 Hospiz in Koblenz<br />

Liebe Mitglieder, Freunde und Förderer,<br />

unsere diesjährige Mitgliederversammlung<br />

liegt hinter uns. Die neue<br />

Vorsitzende heißt Maya Darscheid.<br />

Sie wird vertreten durch Heide von<br />

Hohenzollern. Zwei neue Beisitzer<br />

sind in den Vorstand gewählt worden.<br />

Lesen Sie dazu Näheres in der vorliegenden<br />

Hospiz <strong>aktuell</strong>!<br />

Der Jahresanfang war wie immer geprägt<br />

von Zahlen – Statistiken, Anträge,<br />

Jahresabschlussbericht mussten<br />

erstellt werden und vieles mehr. Wir<br />

haben im ambulanten Hospiz unsere<br />

Begleitungszahlen erhöht. Selbst<br />

um die Weihnachtszeit – die sonst<br />

eher ruhig verläuft – gab es viel zu<br />

tun. Mittlerweile begleiten wir durchschnittlich<br />

zwischen 80 und 90 Menschen<br />

gleichzeitig.<br />

Wir haben wieder mit spezialisierter<br />

ambulanter Palliativversorgung<br />

(SAPV) begonnen. Und das ist gut<br />

so. So können wir, wenn die Situation<br />

vor Ort kritischer wird, zusammen mit<br />

Palliativmedizinern/-innen adäquat<br />

reagieren und ein Verbleiben in der<br />

Häuslichkeit ermöglichen. Auch hierzu<br />

finden Sie einen Bericht auf den<br />

nachfolgenden Seiten.<br />

Finanziell haben wir das Jahr mit<br />

einem Minus abgeschlossen. Hier<br />

müssen wir im laufenden Jahr etwas<br />

tun. Von unseren 199 abgeschlossenen<br />

Begleitungen im Jahr 2012<br />

bekommen wir für 157 einen finanziellen<br />

Zuschuss aus der gesetzlichen<br />

Krankenversicherung. Die privaten<br />

Krankenkassen und die Beihilfestellen<br />

haben sich immer noch nicht auf<br />

eine geeignete Form der Beteiligung<br />

einigen können.<br />

Nachdem wir Anfang des Jahres unser<br />

1.000stes Mitglied begrüßen konnten,<br />

steigen die Mitgliederzahlen weiter.<br />

Wir haben zurzeit 1028 Mitglieder.<br />

Eine sehr erfreuliche Entwicklung!<br />

Nora Daum hat uns zum 30.04.2013<br />

verlassen. Wir bedauern das sehr und<br />

werden sie vermissen, wünschen ihr<br />

aber auf ihrem neuen Weg alles Gute!<br />

Ihnen allen gilt mein Dank für die Unterstützung!<br />

Sie ermöglichen – in welcher<br />

Form auch immer – dass in allen<br />

Bereichen von ‚Hospiz in Koblenz‘,<br />

ambulant und stationär, weiterhin die<br />

Arbeit gemacht werden kann, die erforderlich<br />

ist.<br />

Liebe Grüße<br />

Geschäftsführerin<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Koblenzer</strong> <strong>Hospizverein</strong> e.V.<br />

Hohenzollernstr. 18<br />

56068 Koblenz<br />

Tel.: 0261/579379-0<br />

Fax: 0261/579379-9<br />

info@hospizinkoblenz.de<br />

www.hospizinkoblenz.de<br />

Bank- und Spendenkonto:<br />

Konto 46001533<br />

Sparkasse Koblenz<br />

BLZ 57050120<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Menschen mit Demenz im<br />

Focus von Hospiz- und<br />

Palliativarbeit<br />

DHPV-Umfrage:<br />

Sterben in Deutschland<br />

Ngiyabonga – Vielen Dank 6<br />

MPS - Familienkonferenz 7<br />

Ein Heiliger Abend im<br />

stationären Hospiz<br />

Letzte Wünsche 10<br />

Trauerseminar für Jugendliche 11<br />

Basiskurs: Hospiz und Palliative<br />

Care in der Altenhilfe<br />

Redaktion und Layout:<br />

Gisela Textor, Barbara Beisel<br />

Marion Steinke, Heidi Thielmann,<br />

Ursula Weippert<br />

Titelfoto:<br />

Barbara Beisel<br />

Druck:<br />

Görres-Druckerei und Verlag GmbH<br />

Niederbieberer Straße 124<br />

56567 Neuwied<br />

3<br />

5<br />

9<br />

12<br />

Mitgliederversammlung 13<br />

Unverzichtbar – Unser Ehrenamt<br />

Spezialisierte ambulante<br />

Palliativversorgung (SAPV)<br />

Ehrennadel der Stadt Koblenz<br />

an Schwester Mechtild<br />

Begrüßung des 1.000-sten<br />

Mitglieds<br />

13<br />

13<br />

14<br />

14<br />

Buchvorstellung 15<br />

Neues von unseren<br />

haupt- und ehrenamtlichen<br />

Mitarbeiter/-innen<br />

Fortbildung unserer<br />

haupt- und ehrenamtlichen<br />

Mitarbeiter/-innen<br />

16<br />

17<br />

Spendenübergaben 18<br />

Veranstaltungsrückblick 22<br />

Veranstaltungshinweise 24<br />

Hospiz <strong>aktuell</strong> 1/2013


Hospiz in Koblenz<br />

3<br />

Menschen mit Demenz im Focus<br />

von Hospiz- und Palliativarbeit<br />

DEMENZ (lat.: mens = Geist/Verstand,<br />

de = abnehmend). Menschen<br />

mit Demenz (MmD) scheinen ohne<br />

Geist/Verstand, sind aber nicht ohne<br />

Bewusstsein! Bei der Demenz handelt<br />

es sich um ein Syndrom infolge eines<br />

fortschreitenden Abbaus verschiedenster<br />

Nervenzellen des Gehirns. Es<br />

treten Störungen im Bereich von Denken<br />

und Auffassung, Merkfähigkeit<br />

und Lernverhalten, Orientierung und<br />

Sprache auf. Ebenso kommen begleitende<br />

Veränderungen im Bereich<br />

emotionalen und sozialen Verhaltens<br />

dazu sowie oft eine Beeinträchtigung<br />

der Motivation.<br />

Man schätzt die Zahl der Betroffenen<br />

weltweit auf ca. 25 Millionen Menschen,<br />

allein in Deutschland gibt es ca. 1,5<br />

Millionen Menschen mit Demenz-erkrankung,<br />

wobei das statistische Bundesamt<br />

für das Jahr 2040 mit an die 2<br />

Millionen Betroffenen rechnet.<br />

Seit mehreren Jahren betreut der<br />

<strong>Koblenzer</strong> <strong>Hospizverein</strong> Patienten<br />

in Einrichtungen der Alten- und Seniorenhilfe.<br />

Die haupt- und ehrenamtlichen<br />

Mitarbeiter/-innen begleiten<br />

Schwerstkranke und Sterbende<br />

inzwischen in 18 verschiedenen<br />

Einrichtungen. Meist sind es Menschen<br />

mit internistischen oder neurologischen<br />

Erkrankungen sowie<br />

Bewohner mit Krebsleiden. Zunehmend<br />

ins Blickfeld geraten sind<br />

aber in der letzten Zeit auch dementiell<br />

veränderte Menschen.<br />

Im Rahmen des demographischen<br />

Wandels werden immer mehr Menschen<br />

in stationären Einrichtungen,<br />

und nicht zu Hause, die letzte Zeit<br />

ihres Lebens verbringen. Im Laufe der<br />

Jahre meiner Arbeit beim <strong>Koblenzer</strong><br />

<strong>Hospizverein</strong>, ist mir die Begleitung<br />

eben dieser Personengruppe ans<br />

Herz gewachsen. Es hat mich daher<br />

sehr gefreut, 2012 eine Weiterbildung<br />

zum Thema „Palliative Care plus Demenz“<br />

an der Akademie der Kaiserswerther<br />

Diakonie in Düsseldorf besuchen<br />

zu können.<br />

An 3 mal 2 Tagen konnten wir 9 Pflegefachkräfte,<br />

davon 7 aus Altenpflegeeinrichtungen,<br />

1 aus dem stationären<br />

und ich aus dem ambulanten<br />

Hospizbereich, unsere Kenntnisse<br />

aus dem Bereich Pflege und Begleitung<br />

von MmD erweitern. Neben dem<br />

Erwerb <strong>aktuell</strong>er Fachkenntnisse standen<br />

der Erfahrungsaustausch sowie<br />

die kollegiale Beratung an Hand von<br />

Fallbeispielen auf dem Stundenplan.<br />

Ich freute mich über die kleine Zahl<br />

der Kursteilnehmer, da ich die Erfahrung<br />

gemacht habe, dass die Arbeit<br />

so noch effektiver ist, bis eine Kollegin<br />

sagte: „Ist doch eigentlich traurig,<br />

dass aus halb Deutschland nur 9 interessierte<br />

Pflegekräfte an diesem Kurs<br />

teilnehmen.“ Diese Aussage hat mich<br />

schon nachdenklich gemacht. Ist der<br />

Blick der Pflegenden und Leitungen<br />

von Einrichtungen auf diese so große<br />

zu betreuende Patientengruppe in<br />

Hinsicht auf palliative (lindernde) Begleitung<br />

so klein?<br />

Verwirrtheit oder Demenz<br />

Der wesentliche Unterschied besteht<br />

darin, dass ein MmD verwirrt<br />

erscheint, aber nicht jeder verwirrte<br />

ältere Mensch hat eine dementielle<br />

Erkrankung. Eine Verwirrtheit kann<br />

spontan auftreten, infolge von Infektionen/Operationen,<br />

akuten Erkrankungen,<br />

häufig auch im Rahmen von<br />

Medikamentennebenwirkungen oder<br />

-wechselwirkungen. Die Verwirrtheit<br />

ist mehr als ein Symptom, als eine eigenständige<br />

Erkrankung zu verstehen.<br />

Sie kann durch adäquate Behandlung<br />

rückläufig sein. Auch im Verlauf des<br />

Sterbeprozesses ist eine akute Verwirrtheit<br />

oft zu beobachten. Jede Art<br />

von Verwirrtheit stellt massive Anforderungen<br />

an die Betreuenden, insbesondere<br />

aber auch an die Angehörigen.<br />

Sie bedürfen daher größtmöglicher<br />

Unterstützung der „Helfenden“.<br />

Schmerz und Demenz<br />

Viele Menschen mit dementiellen Erkrankungen<br />

leiden unter Schmerzen,<br />

sei es im Rahmen einer bösartigen<br />

Erkrankung oder durch vorbestehende<br />

Schmerzsyndrome aus anderen<br />

körperlichen Gründen. Diese können,<br />

auch rein altersbedingt, auf eine<br />

hohe Personenzahl zutreffen. Leider<br />

„Um offen zu sein, ich fürchte,<br />

ich bin nicht bei vollem Verstand.<br />

Mir scheint, ich sollte<br />

Euch kennen, und diesen Mann<br />

auch, doch ich bin im Zweifel;<br />

denn ich bin völlig im unklaren,<br />

was für ein Ort dies ist, und alle<br />

Kenntnis, die ich habe, erinnert<br />

sich nicht an diese Kleider;<br />

auch weiß ich nicht, wo ich<br />

letzte Nacht gewohnt habe.“<br />

Zitat aus „König Lear“<br />

von William Shakespeare<br />

sind mehr als ein Drittel der MmD<br />

nicht richtig analgetisch versorgt. Das<br />

heißt, trotz vorbestehender Erkrankungen<br />

z.B. des Skelett/Muskelapparates<br />

oder akuter Erkrankungen (auch<br />

Krebsleiden), werden diese Patienten<br />

auf ihr geistiges Defizit reduziert.<br />

Dabei gibt es mittlerweile gute Instrumente<br />

zur Erfassung von Schmerzen<br />

Fortsetzung S. 4<br />

Hospiz <strong>aktuell</strong> 1/2013


4 Hospiz in Koblenz<br />

bei Menschen, die sich nicht klar zu<br />

diesem Symptom äußern können (z.B.<br />

BESD/ECPA Bogen). Viele Pflegeeinrichtungen<br />

haben ein standardisiertes<br />

Konzept zur Ermittlung von Schmerz<br />

bei Demenz implementiert. In der<br />

Theo-rie alles prima, in der Praxis ...<br />

... ein Hausarzt sagte einmal: „Der<br />

kann keine Schmerzen haben und<br />

wenn doch, dann vergisst er das ja<br />

sofort“<br />

Essen und Trinken und Demenz<br />

Ein Thema, welches Bücher füllt und<br />

immer wieder zum zentralen Problem<br />

bei der Betreuung von MmD wird. Stellt<br />

ein Mensch mit Demenz Essen und<br />

Trinken teilweise oder ganz ein, kommt<br />

es zu einer höchst belastenden Situation<br />

für Angehörige, aber auch für Pflegende.<br />

Eine existentielle Bedrohung<br />

geht von Nahrungs- und Flüssigkeitsabnahme<br />

aus. Fragen ent-stehen, wie<br />

z.B. „Man darf doch einen Menschen<br />

nicht verhungern/verdursten lassen!“<br />

„Soll man künstlich diese Nährstoffe<br />

zufügen, sprich eine Ernährungssonde<br />

einlegen oder den Körper über Infusionen<br />

o.ä. versorgen?“<br />

Wissenschaftlich ist erwiesen, dass<br />

sich durch diese nicht physiologische<br />

Zufuhr von Nährlösungen die Lebensdauer<br />

von MmD nicht greifbar verlängern<br />

lässt. Trotzdem ist dieses Thema<br />

ein „heißes Eisen“, wenn man es<br />

als Angehöriger oder als Pflegekraft<br />

aushalten und akzeptieren soll, dass<br />

ein Mensch diese augenscheinlich<br />

lebenswichtigen Tätigkeiten reduziert<br />

oder ganz einstellt. Nicht mal eine eindeutige<br />

Patientenverfügung schützt<br />

vor Zweifeln an der Entscheidung,<br />

zu lassen, wenn nichts mehr geht,<br />

auszuhalten, NICHTS zu tun.<br />

Ich selbst habe diese Erfahrung bei<br />

meiner Mutter gemacht. Sie hat ihre<br />

Patientenverfügung in einem frühen<br />

Stadium der Demenz erstellt und die<br />

diesbezüglich ganz klare Ablehnung<br />

schriftlich bestätigt. Mein Vater konnte<br />

diese Entscheidung immer gut mittragen.<br />

Er hat sie fast 10 Jahre zu Hause<br />

betreut. Nach einem schweren Sturz<br />

wurde sie stationär<br />

gepflegt, wo sie nach<br />

kurzer Zeit verstorben<br />

ist. Wir als Familie<br />

mit Ehemann, Kindern,<br />

Geschwistern<br />

und Enkel waren uns<br />

einig, ihrem schriftlich<br />

geäußerten Willen zu<br />

entsprechen. Auch<br />

die meisten Pflegenden<br />

und insbesondere<br />

die Leitung der<br />

Einrichtung haben<br />

uns unterstützt.<br />

Einige Wochen nach<br />

dem Tod meiner Mutter war mein Vater<br />

sehr aufgelöst. Er hatte noch Sachen<br />

meiner Mutter in der Einrichtung<br />

abgeholt, als ihm ein Pfleger begegnete,<br />

der sagte „Ihre Frau könnte ja<br />

noch leben, aber Sie wollten das ja<br />

nicht….“<br />

Hospizarbeit und Demenz<br />

Die Hospiz- und Palliativbegleitung<br />

von MmD ist für mich unabdingbar.<br />

Sowohl im häuslichen Umfeld als<br />

auch in stationären Einrichtungen<br />

brauchen Angehörige und Pflegende<br />

Unterstützung. Nicht nur auf fachlich<br />

beratender Ebene, durch die<br />

Fachkräfte, sondern vielmehr durch<br />

die einfühlsame und zeitspendende<br />

Arbeit der ehrenamtlichen Mitarbeiter/-innen<br />

des KHV, lässt sich die Betreuung<br />

verbessern. Nur gemeinsam<br />

mit den Angehörigen und den zuständigen<br />

Pflegefachkräften und sozialen<br />

Betreuern der Einrichtungen oder zu<br />

Hause mit den Pflegediensten können<br />

wir versuchen, den Menschen im Gefühl<br />

des „ewigen Augenblicks“, wie<br />

MmD sich erleben, zu begleiten.<br />

Menschen mit Demenz leiden im<br />

Allgemeinen nicht, sie leiden nur<br />

unter nicht angepasstem Verhalten<br />

ihrer Umwelt.<br />

Viele gute Konzepte zur Betreuung<br />

und Begleitung von dementiell erkrankten<br />

Menschen haben sich bereits<br />

fest etabliert. Wie die „Validation“<br />

(= „In den Schuhen des Anderen<br />

gehen“) und die „Basale Stimulation“,<br />

welche auf Anregung der menschlichen<br />

Sinne, basierend auf der haptischen,<br />

olfaktorischen, oralen und<br />

visuellen Wahrnehmung den Betroffenen<br />

erreichen kann.<br />

Trotz aller guten theoretischen Ansätze<br />

bleibt die Begleitung von MmD,<br />

insbesondere im fortgeschrittenen<br />

Stadium, eine Herausforderung für<br />

alle Beteiligten. Besonders die Angehörigen,<br />

die oft lange Zeit/Jahre die/<br />

den Betroffene(n) zu Hause versorgt<br />

haben, sind an ihren physischen<br />

und psychischen Grenzen angelangt.<br />

Dazu kommen noch Schuldgefühle,<br />

es nicht bis zum „Ende“ geschafft zu<br />

haben. Auch die Pflegenden in den<br />

stationären Einrichtungen täten gern<br />

mehr als sie leisten können. Der zeitliche<br />

Druck für diese Berufsgruppe ist<br />

wirklich enorm hoch, was ich aus leidiger<br />

eigener Erfahrung weiß. Umso<br />

wichtiger ist die Unterstützung durch<br />

zusätzliche Dienste wie den KHV.<br />

Ich freue mich, dass wir als gemeinnütziger<br />

Verein die Einrichtungen und<br />

Angehörigen bei ihrer schweren Aufgabe<br />

unterstützen können. Danke allen<br />

Mitgliedern und Förderern sowie<br />

den sehr aktiven ehrenamtlichen Mitarbeiter/-innen<br />

des KHV.<br />

Britta Gil<br />

Hospiz <strong>aktuell</strong> 1/2013


Hospiz in Koblenz<br />

5<br />

DHPV-Umfrage: „Sterben in Deutschland – Wissen<br />

und Einstellungen zum Sterben“<br />

Im Juni letzten Jahres gab der Deutsche<br />

Hospiz- und PalliativVerband<br />

e.V. mit Sitz in Berlin eine Telefonumfrage<br />

in Auftrag, um <strong>aktuell</strong>es Wissen<br />

und Einstellungen zum Thema Sterben<br />

und Tod zu erfahren.<br />

Repräsentativ wurden 1.044 Deutsche<br />

ab 18 Jahren zu den unterschiedlichs-ten<br />

Fragen interviewt.<br />

Auszugsweise möchten wir hier Ergebnisse<br />

dieser Umfrage wiedergeben:<br />

• 58 % der Befragten geben an,<br />

dass sich die Gesellschaft mit<br />

Sterben und Tod zu wenig befasst.<br />

• Bei zwei von drei Befragten spielt<br />

das Thema „Sterben und Tod“ im<br />

persönlichen Umfeld eine nicht<br />

so große bzw. keine Rolle. Dennoch<br />

haben 83 % der befragten<br />

Menschen bereits Erfahrung mit<br />

dem Sterben eines nahestehenden<br />

Menschen gemacht.<br />

• Mehr als die Hälfte der Befragten<br />

machen sich häufig oder ab und<br />

zu Gedanken über ihr eigenes<br />

Sterben. Dieses verändert sich innerhalb<br />

der Altersgruppen, doch<br />

bereits 48 % der jungen Menschen<br />

zwischen 18 - 29 Jahren<br />

bestätigen dies.<br />

• 2/3 der Befragten wollen zu Hause<br />

sterben, jeder Dritte hat Angst,<br />

der Apparatemedizin hilflos ausgeliefert<br />

zu sein, dennoch haben<br />

¾ der interviewten Menschen keine<br />

Patientenverfügung, darüber<br />

nachdenken tun 67%.<br />

• Fast alle Befragten haben schon<br />

einmal den Begriff „Hospiz“ gehört,<br />

66 % kennen die richtige<br />

Bedeutung dieses Wortes. Fast<br />

80 % wissen nicht, dass die Versorgung<br />

durch einen ambulanten<br />

Hospiz- und Palliativberatungsdienst<br />

und/ oder im stationären<br />

Hospiz kostenlos ist.<br />

• Die meisten der Befragten fühlen<br />

sich von ihrem persönlichen<br />

Umfeld getragen und aufgehoben,<br />

auch wenn sie krank sind (90<br />

%). 2/3 der allein lebenden Menschen<br />

haben diese Frage mit Ja<br />

beantwortet.<br />

• Fragen zur Schmerztherapie wurden<br />

ebenfalls formuliert. Dabei<br />

stellte sich heraus, dass 72 % der<br />

Befragten die Schmerztherapie<br />

eines ihnen nahe stehenden Menschen<br />

zu Hause als gut einschätzen,<br />

nur 49 % haben dies bei Angehörigen<br />

im Krankenhaus als gut<br />

wahrgenommen.<br />

Fazit des DHPV:<br />

Im Kern wird deutlich – Sterben ist<br />

in der Bevölkerung kein Tabu mehr.<br />

Die Bevölkerung wünscht sich eine<br />

intensivere gesellschaftliche Auseinandersetzung<br />

mit diesen Fragen.<br />

Marion Steinke<br />

Schale der Liebe<br />

Wenn du vernünftig bist, erweise dich als Schale und nicht als Kanal, der fast gleichzeitig empfängt<br />

und weitergibt, während jene wartet, bis sie gefüllt ist. Auf diese Weise gibt sie das, was bei<br />

ihr überfließt, ohne eigenen Schaden weiter. Lerne auch du, nur aus der Fülle auszugießen, und habe<br />

nicht den Wunsch, freigiebiger zu sein als Gott. Die Schale ahmt die Quelle nach. Erst wenn sie<br />

mit Wasser gesättigt ist, strömt sie zum Fluss, wird sie zum See. Du tue das Gleiche! Zuerst anfüllen<br />

und dann ausgießen. Die gütige und kluge Liebe ist gewohnt überzuströmen, nicht auszuströmen.<br />

Ich möchte nicht reich werden, wenn du dabei leer wirst. Wenn du nämlich mit dir selber schlecht<br />

umgehst, wem bist du dann gut? Wenn du kannst, hilf mir aus deiner Fülle; wenn nicht, schone dich.<br />

Bernhard von Clairvaux<br />

Hospiz <strong>aktuell</strong> 1/2013


6 Hospiz in Koblenz<br />

Ngiyabonga – Vielen Dank<br />

Im Januar 2013 habe ich für knapp<br />

vier Wochen ehrenamtlich in der<br />

Hilfs-organisation des Malteserordens<br />

„Brotherhood of Blessed Gerard“<br />

gearbeitet. Hauptberuflich bin ich als<br />

Hospiz- und Palliativfachkraft im ambulanten<br />

Hospiz in Koblenz tätig.<br />

v.l.n.r.: Pater Gerhard, Alena Schütte<br />

Es gibt viele Gründe, warum ich<br />

„Ngiyabonga“ (afrikanische Sprache<br />

Zulu = vielen Dank) sagen möchte.<br />

Zum einen wurde es mir ermöglicht,<br />

vier Wochen frei zu nehmen und zum<br />

anderen hat der <strong>Koblenzer</strong> <strong>Hospizverein</strong><br />

im Vorfeld 700 Euro gesammelt,<br />

um diese Organisation zu unterstützen.<br />

Nochmals vielen Dank dafür.<br />

Ich habe eine sehr bewegende Zeit<br />

hinter mir und möchte versuchen, sie<br />

Ihnen anhand dieses Artikels etwas<br />

näher zu bringen.<br />

Pater Gerhard Lagleder (Präsident<br />

der Hilfsorganisation und gebürtiger<br />

Regensburger, der seit über 25 Jahren<br />

in Südafrika lebt) holte mich am<br />

2. Januar vom Flughafen in Durban ab<br />

und wir fuhren ins 100 Kilometer entfernte<br />

Mandeni. In diesem Gebiet gibt<br />

es sehr viel Armut und eine hohe HIV-<br />

Rate. Die einzige Einnahmequelle für<br />

die Menschen hier sind die Fabriken<br />

in Mandeni. Leider schließen immer<br />

mehr, so dass nur noch 50 Prozent<br />

der Bevölkerung Arbeit hat. Besonders<br />

die Frauen sind von der Arbeitslosigkeit<br />

betroffen. Daher findet man<br />

dort oft das „sugar daddies“-Phänomen.<br />

Das bedeutet, dass sich ein<br />

Freier für eine bestimmte Zeit eine<br />

Frau „mietet“, die als Gegenleistung<br />

für ihre stets abrufbaren Dienste von<br />

ihm regelmäßige Zahlungen für den<br />

Lebensunterhalt bekommt. Bei all<br />

diesen Kontakten wird der HIV-Virus<br />

stets weiter gegeben. Mandeni wird<br />

als AIDS-Hochburg der Welt bezeichnet,<br />

denn 2/3 der Bevölkerung hat HIV.<br />

Das „Blessed Gerads Care Zentrum“<br />

bietet ein umfassendes ganzheitliches<br />

Hilfssystem durch den Betrieb<br />

von einem Hospiz, Aids-Behandlungsprogramm,<br />

Kinderheim, Kindergarten<br />

und vieles mehr. 75 Hauptamtliche<br />

und sehr viele Ehrenamtliche<br />

kümmern sich um die Kranken und<br />

Hilfsbedürftigen. Für keine einzige der<br />

Hilfsleistungen des gesamten Zentrums<br />

müssen die Menschen zahlen.<br />

Während meines Aufenthalts war ich<br />

im stationären und ambulanten Hospizbereich<br />

sowie im Kinderheim tätig.<br />

Das stationäre Hospiz ist mit 40 Betten<br />

das größte Hospiz in Südafrika.<br />

Die sehr großen Zimmer (teilweise<br />

9 Betten) und die abgemagerten jungen<br />

Patienten, die meist an Tuberkulose<br />

und Aids erkrankt sind, waren<br />

ein schlimmer Anblick für mich. Ich<br />

habe aber schnell gemerkt, dass sie<br />

die Zeit im Hospiz genießen und das<br />

Leben dort für sie eine „5 Sterne Luxus-Versorgung“<br />

ist. Allein durch die regelmäßigen<br />

warmen Mahlzeiten fühlen<br />

sie sich schon besser. Neben der medizinischen<br />

und pflegerischen Versorgung<br />

habe ich viel mit den Menschen<br />

gesprochen und konnte mir somit einige<br />

Wörter der afrikanischen Sprache<br />

aneignen. Mit den Worten „Sawabon“<br />

(Begrüßung = ich nehme dich wahr)<br />

konnte ich oft ein Lächeln auf die Gesichter<br />

der Menschen zaubern.<br />

Es gibt nur einen Arzt, der sowohl für<br />

die Behandlung im Hospiz als auch<br />

für die Aids-Behandlung in der Praxis<br />

zuständig ist. Viele Menschen holen<br />

sich hier ihre Medikamente gegen<br />

Aids ab. Zuvor mussten sie jedoch einen<br />

Kurs absolvieren, der ihnen wichtige<br />

Informationen über die Krankheit<br />

und die Wichtigkeit der Medikamente<br />

vermittelte. Auch die Aids-Tests werden<br />

kostenlos durchgeführt. Ein einziger<br />

Blutstropfen, der in einer Minute<br />

das Ergebnis der HIV Diagnose mitteilt,<br />

verändert hier für viele Menschen<br />

das Leben.<br />

Im ambulanten Team besuchte ich die<br />

Patienten, die regelmäßig HIV-Medikamente<br />

nehmen müssen. Bei Verschlechterung<br />

ihres Gesundheitszustandes<br />

wurden sie mit ins Hospiz<br />

genommen, sofern Platz vorhanden<br />

war. Es erstaunte mich immer wieder,<br />

wie sie die Hütten fanden, da es hier<br />

keine Straßennamen gibt. Aber auch<br />

über die ärmlichen Verhältnisse war<br />

ich immer wieder sehr erschrocken.<br />

Wenn in einer Hütte Wasser vorhanden<br />

war, gehörte das schon zum Luxus.<br />

Überwiegend mussten sie weit<br />

laufen, um Wasser zu holen. Die Wege<br />

waren durch den Regen matschig und<br />

Fortsetzung S. 7<br />

Hospiz <strong>aktuell</strong> 1/2013


Hospiz in Koblenz<br />

7<br />

deshalb schwer befahrbar. Wir kamen<br />

oft nur langsam voran.<br />

Besonders nachdenklich hat mich<br />

eine Situation gemacht, als ich eine<br />

32-jährige Frau in ihrer Hütte angetroffen<br />

habe. Sie lag auf einer Decke<br />

am Boden und neben ihr lag ihr sieben<br />

Monate altes Kind. So wie dieses<br />

Kind werden viele in Armut und Elend<br />

hineingeboren. Die Frau war stark abgemagert.<br />

Um nicht zu frieren, blies<br />

sie sich mit einem Föhn warme Luft<br />

ins Gesicht. Im Hintergrund stand<br />

ihre Mutter, in deren Gesicht las ich<br />

– Hoffnung, dass wir ihre Tochter mitnehmen<br />

und ihr ein warmes Bett geben?<br />

Hoffnung, dass sie bald sterben<br />

kann? Schweren Herzens mussten<br />

wir dieser Familie sagen, dass wir<br />

zurzeit kein Bett im Hospiz frei haben.<br />

Wir versprachen aber, wiederzukommen,<br />

um Decken und Essen zu bringen.<br />

Doch im Laufe des Nachmittags<br />

konnten wir die Patientin dann doch<br />

ins Hospiz verlegen. Den Anblick dieser<br />

Frau, die versuchte sich mit einem<br />

Föhn etwas zu wärmen, um nicht auf<br />

dem nackten Boden zu frieren, werde<br />

ich nicht so schnell vergessen.<br />

Das Kinderheim befindet sich im ersten<br />

Stock oberhalb des Hospizes. Zurzeit<br />

halten sich dort 33 Kinder zwischen<br />

2 und 17 Jahren auf. Die älteren Kinder<br />

leben in einer Wohngemeinschaft<br />

zusammen. Dort lernen sie, einen ei-<br />

genen Haushalt zu führen.<br />

Meine Freizeit verbrachte ich oft mit<br />

den Kindern im Kinderheim. Obwohl<br />

die Kinder täglich mit dem Thema<br />

Krankheit, Tod und Sterben konfrontiert<br />

werden, erscheinen sie mir glücklich<br />

und zufrieden. Sie lernen von Anfang<br />

an, dass Leiden vom Leben nicht<br />

zu trennen ist.<br />

Ein Zulusprichwort lautet: Ein Mensch<br />

ist ein Mensch durch andere.<br />

Trotz aller Armut erlebte ich ganz viel<br />

Freude, Liebe und Dankbarkeit sowie<br />

ganz große Herzlichkeit. Ein intensives<br />

Gefühl der Gemeinschaft. Auch<br />

wenn es schwer ist das Erlebte in<br />

Worte zu fassen, wird es Spuren bei<br />

mir hinterlassen. Ich bin sehr dankbar<br />

dafür und tief beeindruckt von den Erlebnissen.<br />

Text und Fotos: Alena Schütte<br />

MPS - Familienkonferenz<br />

MPS - Familienkonferenz, so hatte<br />

ich mir das verlängerte Wochenende<br />

im Kalender vermerkt. Dort, wo sich<br />

Familien mit gleichen Schicksalen<br />

treffen. Angekommen und nach Bezug<br />

des Zimmers setzte ich mich ins<br />

Foyer und war Zuschauer. Viele Familien<br />

reisten an und schnell merkte ich,<br />

diese Familienkonferenz heißt auch<br />

so, weil sie sich wie eine Großfamilie<br />

nach längerer Zeit wiedersehen.<br />

Meistens wurden erst die erkrankten<br />

Kinder herzlichst begrüßt, dann Geschwisterkinder,<br />

bis sich schließlich<br />

die Eltern in den Armen lagen. Sogar<br />

in den Augen der schwer erkrankten<br />

Kinder blitzte häufig ein Erkennen<br />

auf. Dann entstanden nach und nach<br />

Grüppchen, die sich immer wieder<br />

zusammenfanden und ich war neugierig,<br />

nach welchem „System“ das<br />

ablief. Am zweiten Tag merkte ich,<br />

dass sie sich nach den Erkrankungsgruppen<br />

MPS I-VI zusammenfanden.<br />

Meine Hospizfamilie hat ein MPS III<br />

erkranktes Kind und konnte innerhalb<br />

der Gruppe MPS III den für sie besten<br />

Austausch erfahren.<br />

Für mich hingegen war es spannend,<br />

da ich mit allen Kontakt bekam und<br />

da ich nicht selber „Betroffene“ war,<br />

konnte ich mich völlig neutral in Gespräche<br />

begeben.<br />

Ich durfte an etlichen Seminaren, einigen<br />

Workshops und einer Podiumsdiskussion<br />

teilnehmen. Ein Seminar<br />

über sozialrechtliche Unterstützung<br />

wurde von Peer Gent, geschäftsführender<br />

Vorstand des Kinderhospizes<br />

Sternenbrücke in Hamburg, geleitet.<br />

Dort wurde mir bewusst, was für ein<br />

„Zusatzstudium“ in Rechtsprechung<br />

und der einzelnen Paragraphen die<br />

Eltern brauchen, um zu bekommen,<br />

Fortsetzung S. 8<br />

Hospiz <strong>aktuell</strong> 1/2013


8 Hospiz in Koblenz<br />

was den Kindern zusteht. Die Mama<br />

von Luis, meinem Begleitkind, saß neben<br />

mir. Auf die Frage des Seminarleiters,<br />

wer denn Erfahrung mit einem<br />

ambulanten Kinderhospiz habe, hat<br />

sie sich gemeldet und geschildert,<br />

wie gut sie wahrgenommen wurde,<br />

dass sie schnell nach der Anfrage ein<br />

Gespräch mit der Palliativkraft bekam<br />

und mit ihr über die Erwartungen und<br />

Wünsche gesprochen und dann eine<br />

Helferin in sehr kurzer Zeit gefunden<br />

wurde. Daraufhin stellte sie mich vor.<br />

Herr Gent fragte mich dann nach<br />

meiner Ausbildung und war sehr beeindruckt,<br />

wie toll unsere Hospizler<br />

ausgebildet und begleitet werden. Er<br />

setzt sich sehr für einheitliche Ausbildungsinhalte<br />

ein.<br />

An der Podiumsdiskussion nahmen<br />

Ärzte aus den MPS-Zentren Mainz,<br />

Hamburg, Hannover und der Schweiz<br />

teil. Sie sind seit einigen Jahren bestrebt,<br />

ein Netzwerk unter den Ärzten<br />

auszubauen. So kann das erkrankte<br />

Kind immer erst in sein gewohntes<br />

Zentrum kommen und dort ganzheitlich<br />

untersucht werden. Wenn dann<br />

ein Spezialist benötigt wird, können<br />

die Ärzte gut aufeinander zugreifen.<br />

Die Themen der beiden Workshops<br />

lauteten:<br />

• Wie sage ich es meinem Kind<br />

(mit Kindern über ihre Erkrankung<br />

sprechen)<br />

• Hallo, ich bin auch noch da –<br />

Wahrnehmen der Geschwisterkinder<br />

Es erstaunte mich, dass zu diesen<br />

Themen auch viele Väter teilnahmen.<br />

Im ersten Workshop wurde zunächst<br />

einmal ein ICH-Gefühl erarbeitet, was<br />

sich wesentlich schwerer gestaltete<br />

als bei Familien ohne erkranktes Kind.<br />

Denn diese Eltern kreisen fast ausschließlich<br />

gedanklich und körperlich<br />

um ihr Kind, so scheint es. Ich habe<br />

dort viele tolle Menschen kennenlernen<br />

dürfen, die ich auch für ihren<br />

liebevollen und selbstverständlichen<br />

Umgang mit ihren Kindern bewundere<br />

und schätze. Bei der Frage aber, wie<br />

und wann sag ich es meinem Kind, in<br />

welcher Umgebung und wie viel vom<br />

Ausmaß der Erkrankung, waren die<br />

meisten stark verunsichert. Ebenso<br />

hatten fast alle ein schlechtes Gewissen<br />

den Geschwisterkindern gegenüber.<br />

Oftmals konnte ich als neutrale<br />

Beobachterin bemerken, dass sie mit<br />

den gleichen Problemen konfrontiert<br />

sind wie „gesunde Familien“. Hin und<br />

wieder wurde ich um meine Meinung<br />

gefragt und ein Blick von außen und<br />

auch eine Bestärkung, dass sie allein<br />

durch Bewusstmachung schon gar<br />

nichts vernachlässigen, hat ihnen gut<br />

getan.<br />

Ein tolles Gefühl war es auch, dass es<br />

ganz normal war, wenn im Speisesaal<br />

Essen runtergefallen ist, ein Kind auf<br />

einen Tisch einschlug, gekreischt<br />

wurde oder das Gleichgewicht bedroht<br />

war, weil ein Rollstuhlfahrer sich<br />

verschätzt hatte. Dieses verständnisvolle<br />

Verhalten würde ich mir für die<br />

Familien auch außerhalb wünschen.<br />

Am bunten Abend gab es abends<br />

eine dreistündige Kinderbetreuung.<br />

Ungefähr eine Stunde lang wurde<br />

das Essen vergeben, dann schafften<br />

es zwei Sängerinnen mit ihren tollen<br />

Stimmen und fetzigen Musikstücken<br />

innerhalb kürzester Zeit, dass sich<br />

fast alle Eltern auf der Tanzfläche befanden.<br />

Dort tanzten wir ausgelassen<br />

und teilweise lachend wie die Kinder,<br />

völlig gelöst und unbeschwert, bis die<br />

Betreuung endete.<br />

Der Abschied am letzten Tag war<br />

wirklich bewegend. Ich hatte so viele<br />

tolle und besondere Begegnungen,<br />

sodass es mir wirklich schwer fiel,<br />

mich von vielen wieder so schnell zu<br />

verabschieden.<br />

So war die Teilnahme an der Familienkonferenz<br />

– ein Treffen der MPS Familie.<br />

Petra Bündgen-Spielvogel<br />

MPS – Was ist das?<br />

Der Mukopolysaccharidose<br />

liegt ein Enzymdefekt im Kohlenhydrathaushalt<br />

zugrunde.<br />

Wegen dieses Defekts werden<br />

nicht abgebaute Kohlenhydratbausteine<br />

in den Körperzellen<br />

gespeichert und sorgen<br />

so für Zellschädigungen und<br />

Funktionseinschränkungen<br />

vor allem am Skelettsystem,<br />

am zentralen Nervensystem,<br />

den Augen sowie den Organen<br />

Herz, Milz, Leber und<br />

Lunge.<br />

Das Fortschreiten der Krankheit<br />

bedeutet für die Kinder<br />

einen Verlust an Fähigkeiten<br />

wie z.B. das Laufen, Sprechen,<br />

Sehen, Hören sowie vermehrte<br />

Infektionen z.B. der Lunge.<br />

Im Krankheitsverlauf zeigen<br />

sich, je nach Krankheitstyp –<br />

insgesamt gibt es 6 Formen<br />

der MPS – und dann auch<br />

wieder von Kind zu Kind, erhebliche<br />

Unterschiede in<br />

Schwere und Symptomausprägung.<br />

Allen gemeinsam<br />

ist jedoch eine verkürzte Lebenszeit,<br />

viele Kinder erreichen<br />

das Erwachsenenalter<br />

nicht.<br />

Foto: Ursula Weippert<br />

Hospiz <strong>aktuell</strong> 1/2013


Hospiz in Koblenz<br />

9<br />

Ein Heiliger Abend im Stationären Hospiz<br />

Es ist Dezember 2012, wir sprechen<br />

im Team über den Weihnachtsdienst.<br />

Die Chefin teilt uns mit, dass Frau<br />

Conny Humm, unsere Köchin, am<br />

Heiligen Abend für die Gäste und Mitarbeiter<br />

kochen möchte, was bei den<br />

Gästen und Mitarbeitern großen Anklang<br />

findet.<br />

Am 24.12. um 16:00 Uhr stellte Conny<br />

ihr Fahrrad ab, wie immer den vollgepackten<br />

Rucksack auf dem Rücken,<br />

und ging in Richtung Küche: „Dann<br />

will ich mal beginnen.“ Die Menüfolge<br />

und die dazugehörigen Rezepte hatte<br />

sie in den vergangenen Tagen immer<br />

wieder überarbeitet, damit unsere<br />

Gäste die Speisen auch gut genießen<br />

konnten. Während Conny das Essen<br />

zubereitete, stellten wir die Krippe unter<br />

den Weihnachtsbaum und deckten<br />

den Tisch.<br />

Unsere Gäste, die sich schon seit<br />

Tagen auf das Fest freuten, bereiteten<br />

sich vor. Frau K., 90 Jahre alt,<br />

bat schon am Tag zuvor darum, ihre<br />

Kleidung bereitzulegen; eine hübsche<br />

Bluse, Rock und ganz wichtig waren<br />

ihr dabei ihre schwarzen Lackschuhe,<br />

die Seidenstrumpfhose, ihr Goldschmuck<br />

und die Handtasche, die sie<br />

immer zum Theaterbesuch getragen<br />

hatte. So festlich gekleidet und gut<br />

frisiert begleitete ich sie gegen 17:00<br />

Uhr in den Wintergarten, wo Herr T.<br />

schon seit 14:00 Uhr immer wieder<br />

mal vorbeischaute, um zu sehen, wie<br />

weit die Vorbereitungen waren.<br />

Frau B., Frau Sch. und Herr L. wurden<br />

mit ihren Rollatoren in den Wintergarten<br />

begleitet, in dem es bereits herrlich<br />

duftete, und Erinnerungen von zu<br />

Hause und der Kindheit tauchten in<br />

unserem Inneren auf. Unsere Gäste<br />

stellten sich untereinander vor und<br />

eröffneten den Abend mit<br />

einem Toast auf unsere<br />

Köchin. Dann besprachen<br />

wir den weiteren Ablauf<br />

des Abends und setzten<br />

uns zu unseren Gästen.<br />

Eine feierliche Spannung,<br />

aber auch Traurigkeit waren<br />

zu spüren. Eine Dame,<br />

die seit ihrer Kindheit bei<br />

ihrer Schwester lebte<br />

und zum ersten Mal am<br />

Heiligen Abend nicht zu<br />

Hause sein konnte, verbrachte<br />

den Tag mit ihren<br />

Angehörigen im Hospiz. Sie freute sich<br />

sehr auf den gemeinsamen Abend mit<br />

den anderen Gästen und auf das Essen,<br />

welches die Köchin vorbereitete.<br />

Auch sie hatte sich festlich gekleidet<br />

zu dem besonderen Abend.<br />

Foto: Barbara Beisel<br />

Eine 50-jährige Frau, die inzwischen<br />

seit acht Monaten von uns betreut<br />

wurde, hatte den Tag über Besuch<br />

von ihren Kindern und ihrem Ehemann.<br />

Sie konnte auf Grund ihres<br />

Krankheitszustands das Bett nicht<br />

verlassen. Eine langjährige ehrenamtliche<br />

Mitarbeiterin saß am Nachmittag<br />

immer mal wieder an ihrem Bett. Sie<br />

las ihr vor oder blieb einfach still bei<br />

ihr sitzen. An diesem Tag war eine<br />

ganz andere Atmosphäre in dem Zimmer.<br />

Trotz der Traurigkeit durch die<br />

sich abzeichnende Endlichkeit in ihrem<br />

Leben war etwas Feierliches zu<br />

spüren. Einige Angehörige, die Zeit<br />

bei uns verbrachten, fühlten sich wohl<br />

bei den Vorbereitungen für diesen besonderen<br />

Abend.<br />

18:00 Uhr: Wir saßen zusammen mit<br />

unseren Gästen am Tisch. Conny,<br />

unsere Köchin, spielte zum Auftakt<br />

eine Sonate auf der Querflöte und<br />

servierte anschließend die Vorspeise:<br />

Fischpastete, liebevoll angerichtet<br />

und sehr schmackhaft. Des Weiteren<br />

folgte eine Rindfleischbrühe mit Eierstich.<br />

Es schmeckte allen sehr! Auch<br />

hier war eine besondere Stimmung,<br />

die begleitet war von gegenseitigem<br />

Kennenlernen und einigen angeregten<br />

Unterhaltungen, zu spüren.Sie<br />

nahm für kurze Zeit die Traurigkeit<br />

und Schwere der Situation von unseren<br />

Gästen.<br />

Zwischen den einzelnen Gängen unterhielt<br />

uns Conny immer wieder mit<br />

kurzen Musikstücken auf der Querflöte.<br />

Dann gab es Hühnerfrikassee<br />

mit Feldsalat. Es schmeckte köstlich<br />

und wurde auch hinreichend entsprechend<br />

kommentiert. Es wurden Wein,<br />

Bier, Sekt und auch Schnaps, Kaffee<br />

oder Espresso angeboten. Auch der<br />

Nachtisch muss noch erwähnt werden:<br />

Vanillecreme mit Kirschen im<br />

Glas, sehr lecker.<br />

Gegen 20:00 Uhr, nach einem kurzen<br />

Musikstück auf der Querflöte, ging<br />

der Abend langsam zu Ende. Alle fühlten<br />

sich wohl und dankten der Köchin<br />

für das liebevoll zusammengestellte<br />

Menü und den gemütlichen Abend.<br />

Die Erinnerung und die Gespräche untereinander<br />

über den Heiligen Abend<br />

hielten noch bis zum nächsten Tag an.<br />

Ein besonderer Abend, dieser Heilige<br />

Abend, wie jedes Mal, – dieses Mal jedoch<br />

besonders anders!<br />

– Danke Conny –<br />

Annemarie Lanfermann<br />

Hospiz <strong>aktuell</strong> 1/2013


10 Hospiz in Koblenz<br />

Letzte Wünsche<br />

Dass Menschen vor ihrem Tod noch<br />

letzte Wünsche haben, erleben wir im<br />

Hospiz nicht nur im Erwachsenenbereich,<br />

sondern auch bei Kindern. Aber<br />

was sind das für Wünsche, wenn Kinder<br />

wissen, dass sie nur noch eine begrenzte<br />

Zeit zu leben haben?<br />

Ich glaube, oft sind es Wünsche, die<br />

tief aus dem Inneren ihrer Herzen<br />

kommen – Herzenswünsche eben.<br />

Wünsche, deren Erfüllung ganz viel<br />

Kraft geben kann. Zumindest war das<br />

bei Lea so. Und davon möchte ich ein<br />

bisschen erzählen.<br />

Lea war ein 13-jähriges Mädchen, das<br />

an einem Hirntumor erkrankt war. Es<br />

war ein Tumor, der schnell wuchs und<br />

Lea zum Zeitpunkt unseres Kennenlernens<br />

aller Wahrscheinlichkeit<br />

nur noch wenig Zeit zu leben ließ.<br />

Diese wenige Zeit, es waren vier<br />

Monate, durften wir Lea und ihre<br />

Familie im vergangenen Jahr begleiten.<br />

Als ich mit Leas Mama bei<br />

einem ersten Gespräch in der Bibliothek<br />

hier in der Geschäftsstelle<br />

saß und sie mir von der Krankheit,<br />

der Klarheit, dem Glauben und<br />

dem letzten Wunsch ihrer Tochter<br />

erzählte, war ich zutiefst berührt<br />

und beeindruckt.<br />

Sie erzählte mir, dass Lea genau<br />

wisse, wie es um sie steht. Sie war<br />

sehr gut aufgeklärt und vorbereitet<br />

und wusste, dass sie keine Angst haben<br />

muss. Sie glaubte ganz fest daran,<br />

dass sie zu ihrer geliebten Oma in<br />

den Himmel kommt. Ich erinnere mich<br />

auch noch an einen Hausbesuch, da<br />

konnte Lea noch sprechen. Sie erzählte<br />

mir von einem Traum, in dem<br />

sie ihrer Oma im Himmel begegnete<br />

und diese ihr die Hand reichte. Das<br />

gab ihr Hoffnung und Mut.<br />

Lea schrieb für ihr Leben gerne eigene<br />

Kurzgeschichten, dachte sich kleine<br />

Rätsel aus. Als sie wegen ihrer Krankheit<br />

nicht mehr zur Schule gehen<br />

konnte, begann sie sogar, auf einer eigenen<br />

Internetseite ihre Geschichten<br />

und Rätsel zu veröffentlichen.<br />

Aber eine Geschichte in gedruckter<br />

Form an andere Menschen weiterzugeben,<br />

das wäre für Lea etwas ganz<br />

Besonderes, etwas, das sie sich von<br />

Herzen wünschte. Sofort war für mich<br />

klar, dass wir Lea bei der Erfüllung<br />

ihres Wunsches unterstützen.<br />

Das große Netzwerk des <strong>Hospizverein</strong>s<br />

kam uns bei der Suche nach einer<br />

Lösung sofort zugute. So bekam<br />

ich Kontakt zu Susanne Beckenkamp,<br />

einer Autorin aus dem <strong>Koblenzer</strong><br />

Raum. Sie hatte sofort eine Idee und<br />

gute Beziehungen zu Stefan Gemmel,<br />

dem bekannten Jugendbuchautor.<br />

Gemeinsam besuchten wir die Familie<br />

zu Hause, um Lea die Neuigkeiten zu<br />

Foto: Ursula Weippert<br />

überbringen und alles weitere zu planen.<br />

Das Angebot von Frau Beckenkamp<br />

war für Lea und ihre Familie ein<br />

wahrer Segen. Sie bot Lea an, für sie<br />

den Kontakt zu Herrn Gemmel zu ermöglichen.<br />

Stefan Gemmel setzte sich für Lea ein.<br />

Er unterstützte Lea bei der Wahl einer<br />

ihrer Geschichten und schaffte es,<br />

dass diese in einem <strong>Koblenzer</strong> Magazin<br />

abgedruckt wurde. Vor allem für<br />

Lea und ihre Familie war das ein ganz<br />

besonderer Erfolg, der sie bestimmt<br />

mit Stolz erfüllte! Frau Beckenkamp<br />

war danach noch einige Male bei Lea,<br />

um mit ihr an einer neuen Geschichte<br />

zu arbeiten. Vielleicht war es für Lea<br />

eine Möglichkeit, eigene Themen zu<br />

bearbeiten, viel eher war es aber vielleicht<br />

auch eine Möglichkeit, gemeinsam<br />

mit ihren Eltern und ihrer Schwester<br />

eine ganz besondere Erinnerung<br />

zu schaffen.<br />

Aber so willensstark, wie ich Lea erlebt<br />

hatte, blieb es nicht dabei. Denn<br />

Lea schrieb in Eigenregie sogar einen<br />

eigenen Song. Er erzählte von ihrem<br />

Tumor und dem Kampf gegen die Erkrankung.<br />

Sie las ihn mir einmal vor,<br />

und ich konnte kaum etwas sagen, so<br />

beeindruckt war ich von der Stärke<br />

ihres Ausdrucks. Gemeinsam mit ihrer<br />

Schwester Anna und ihrer besten<br />

Freundin nahm sie den Song auf CD<br />

auf. So schuf sie auch damit ein ganz<br />

besonderes Stück Erinnerung.<br />

Im Sommer stand Leas 14. Geburtstag<br />

bevor. Sie wollte diesen<br />

unbedingt feiern und plante<br />

eine Party mit Freundinnen. Auch<br />

wenn sie an ihrem besonderen<br />

Tag schon deutlich schwächer war,<br />

sie durfte ihn noch erleben und<br />

feiern. Einige Tage später verstarb<br />

Lea zu Hause. Alles war ruhig, sie<br />

hatte keine Schmerzen.<br />

Lea kann es uns zwar selbst nicht<br />

mehr sagen, aber ich glaube, ihren<br />

Geburtstag zu feiern und Freunde<br />

um sich zu haben, das war auch noch<br />

so ein letzter inniger Wunsch.<br />

Einige Wochen später fuhr ich dann<br />

noch mal zur Familie zu einem letzten<br />

Gespräch. Ich erinnere mich noch als<br />

sei es gestern gewesen, wie ich mit<br />

Leas Mama auf der Terrasse saß. Wir<br />

aßen Leas Lieblingseis und sprachen<br />

sowohl über die schwere und intensive<br />

Zeit als auch die schönen Momente<br />

der Familie und über das, was<br />

Lea als Person ausmachte. Ich war<br />

gerührt und bin es heute noch, wenn<br />

ich daran denke. Aber vor allem bin<br />

ich dankbar…<br />

Nora Daum<br />

Hospiz <strong>aktuell</strong> 1/2013


Hospiz in Koblenz<br />

11<br />

Trauerseminartag für Jugendliche<br />

anschließenden Betrachtung wurden<br />

die Kunstwerke gemeinsam angesehen<br />

und jeder durfte sagen, was er in<br />

den Bildern sieht.<br />

Die Spirale ist<br />

das Symbol des Lebens<br />

und des Todes<br />

Friedensreich Hundertwasser<br />

Es sind 6 sehr unterschiedliche<br />

Kunstwerke entstanden, jedes ist einzigartig,<br />

so wie auch jedes Leben einzigartig<br />

ist.<br />

Vieles bleibt uns verborgen aber ein<br />

kleiner Einblick in das jeweilige Leben<br />

ist zu sehen.<br />

Kristina Vogel<br />

Dipl.-Kunsttherapeutin<br />

Foto: Bild eines Teilnehmers<br />

Am Samstag, den 12. Januar 2013<br />

fand die erste von vier Jugendtrauergruppen<br />

in diesem Jahr statt.<br />

Unter der Leitung von Dipl.-Sozialpädagogin<br />

Gabriela Munsch haben<br />

trauernde Jugendliche im Alter von<br />

13 - 20 Jahren die Möglichkeit, altersadäquat<br />

in ihrem individuellen<br />

Trauerprozess unterstützt zu werden.<br />

Ihnen wird die Gelegenheit gegeben,<br />

sich in der Gemeinsamkeit zu erleben,<br />

sich auszutauschen und gegenseitige<br />

Unterstützung zu erleben. Erfahrungsgemäß<br />

erwächst aus dem Kreis<br />

Gleichgesinnter Kraft, Sicherheit, Orientierung<br />

und Zuversicht.<br />

Dieses Mal war eine Art Biografiearbeit<br />

geplant, deren Umsetzung aber<br />

eine kreative, künstlerische Form annehmen<br />

sollte.<br />

Ich wurde gefragt, ob ich zu diesem<br />

Thema etwas für die Jugendlichen<br />

vorbereiten könnte.<br />

Nach einigem Überlegen fiel mir<br />

mein letzter Museumsbesuch in der<br />

Kunsthalle Bremen ein. Dort war vor<br />

kurzem eine große Ausstellung von<br />

Hundertwasser, dem Naturliebhaber.<br />

Der Künstler beschäftigte sich in seinen<br />

Malereien viel mit dem Symbol<br />

der Spirale. Es geht in dieser Symbolik<br />

immer auch um Lebenslinien, Lebensweg,<br />

Geburt, Leben und Tod.<br />

Die Aufgabe für die Jugendlichen war<br />

nun, ihre eigene Lebensspirale zu entwerfen.<br />

Hierfür konnten sie sich zunächst einigen<br />

Notizen machen und folgende<br />

Fragen innerlich bewegen:<br />

• Welche prägnanten, schönen,<br />

traurigen Ereignisse gab es bis<br />

jetzt in meinem Leben?<br />

• Wie habe ich mich gefühlt in den<br />

verschiedenen Lebensabschnitten?<br />

• Welche Farben passen zu dem jeweiligen<br />

Ereignis oder Abschnitt?<br />

usw.<br />

Aber auch der Blick in die Zukunft<br />

sollte mit einbezogen werden.<br />

• Wohin geht mein Weg?<br />

• Welche Richtung schlage ich jetzt<br />

ein?<br />

• Welche Ereignisse erwarten mich?<br />

• Was habe ich mir als Ziel gesetzt?<br />

Anschließend bekam jeder der Jugendlichen<br />

eine Leinwand (50 cm x<br />

50 cm) Pinsel und Farben.<br />

Nun durfte gestaltet werden! Bei der<br />

Die Linie des Lebens<br />

ist alles andere als gerade.<br />

Manchmal ein breiter Weg,<br />

manchmal ein schmaler Pfad,<br />

manchmal steil,<br />

manchmal ruhig wie<br />

langsam fließendes Wasser.<br />

Jeder Tag ist verschieden<br />

vom vorhergegangenen<br />

und vom nachkommenden,<br />

jedoch voll von Überraschungen.<br />

Und dennoch hat er seine<br />

präzisen Gesetzmäßigkeiten<br />

in jedem kleinen Teilabschnitt.<br />

Das Leben ist das<br />

größte Abenteuer.<br />

Es ist die große Reise.<br />

Es ist der große Weg.<br />

Friedensreich Hundertwasser<br />

Hospiz <strong>aktuell</strong> 1/2013


12 Hospiz in Koblenz<br />

Basiskurs: Hospiz und Palliative Care in der Altenhilfe<br />

Seit mehr als 20 Jahren ist es Aufgabe<br />

und Ziel der Hospizbewegung, die<br />

Lebensqualität von Menschen, die<br />

an einer nicht heilbaren und todbringenden<br />

Erkrankung leiden, zu verbessern.<br />

Sowohl die Hospizbewegung als<br />

auch die Palliativmedizin und -pflege<br />

bemühen sich dabei, die Betroffenen<br />

würdevoll und unterstützend auf ihrem<br />

letzten Lebensweg zu begleiten.<br />

Der Schwerpunkt lag hier viele Jahre<br />

lang fast ausschließlich bei Menschen<br />

mit einer Krebserkrankung. Die meisten<br />

Menschen sterben aber vor allem<br />

in höherem Alter, oft jenseits der 80<br />

Jahre, stark geschwächt, dementiell<br />

erkrankt oder multimorbid. Mehr als<br />

ein Drittel dieser betagten Menschen<br />

sterben in Pflegeeinrichtungen.<br />

Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

in der Altenhilfe haben in ihrer Ausbildung<br />

nur wenig Kontakt mit der hospizlichen<br />

und palliativen Praxis erlebt.<br />

Mit dem Basiskurs „Hospiz und Palliative<br />

Care in der Altenhilfe“ möchten wir<br />

die Frage nach menschenwürdigem<br />

Sterben im Alter aufgreifen und anhand<br />

praktischer Beispiele die Grundidee<br />

hospizlichen und palliativen Wahrnehmens<br />

und Handelns vermitteln.<br />

Der Basiskurs erstreckt sich über<br />

eine 5-Tage-Woche mit 40 Unterrichtsstunden<br />

und ist inhaltlich breit<br />

gefächert. Die Grundlagen der Hospiz-<br />

und Palliativarbeit<br />

sowie die werteorientierte<br />

Grundhaltung<br />

in der<br />

Sterbebegleitung<br />

bilden den Beginn<br />

des Kurses und<br />

ziehen sich durch<br />

alle weiteren Unterrichtsthemen<br />

hindurch.<br />

Die Teilnehmer/<br />

-innen setzen sich<br />

mit den verschiedenen<br />

Modellen<br />

der Kommunikation<br />

auseinander und üben sich in<br />

ihrer Wahrnehmungsfähigkeit. Sehr<br />

praxisbezogen werden verschiedene<br />

Grundlagen zur Grundund<br />

Behandlungspflege<br />

besprochen und zum<br />

Teil selbst ausprobiert. In<br />

den Thementagen „Eigene<br />

Auseinandersetzung mit<br />

Krankheit, Sterben, Tod<br />

und Trauer“ geht es um<br />

psychische, spirituelle und<br />

soziale Aspekte in der Begleitung<br />

Sterbender und<br />

dem Umgang mit dem<br />

Verstorbenen.<br />

Die Leitung des Kurses hat Daniela<br />

Kiefer-Fischer (Hospiz-/Palliativfachkraft<br />

und zertifizierte Trainerin für Palliative<br />

Care). Unterstützt<br />

wird sie von<br />

Britta Gil (Hospiz-/<br />

Palliativfachkraft),<br />

Pia Euteneuer (Dipl.-Pädagogin,<br />

Super-visorin)<br />

und<br />

Catrina E. Schneider,<br />

(Dipl.-Theologin,<br />

Psychoonkologin<br />

und system. Familientherapeutin).<br />

Der Basiskurs wird<br />

allen mit dem <strong>Hospizverein</strong><br />

kooperierenden Altenpflegeeinrichtungen<br />

angeboten.<br />

In den 2 vergangenen Kursen haben<br />

30 Mitarbeiter/-innen aus verschiedenen<br />

Arbeitsfeldern der Altenhilfe<br />

teilgenommen und in dieser Woche<br />

die breit gefächerten Angebote des<br />

<strong>Hospizverein</strong>s direkt in der Geschäftsstelle<br />

kennen und schätzen gelernt.<br />

Dies erleichtert die Kontaktaufnahme,<br />

wenn sie der Alltag vor Ort wieder erreicht.<br />

Für November dieses Jahres ist ein<br />

weiterer Basiskurs geplant.<br />

Daniela Kiefer-Fischer<br />

Andrea Schu<br />

Fotos: Daniela Kiefer-Fischer<br />

Hospiz <strong>aktuell</strong> 1/2013


Hospiz in Koblenz<br />

13<br />

Mitgliederversammlung<br />

2013<br />

Am 24.04.2013 fand unsere diesjährige Mitgliederversammlung<br />

statt. Gekommen waren 61 Menschen. Es gab<br />

wieder viel aus dem vergangenen Geschäftsjahr zu berichten.<br />

Die finanzielle Situation stellte Herr Blum dar und nach<br />

dem Prüfbericht durch Herrn Hilger konnte der Vorstand<br />

entlastet werden.<br />

Es wurde gewählt. Nicht mehr zur Wiederwahl angetreten<br />

sind Frau Dr. Zakrzewski, Frau Goldhorn, Frau Wefelscheid,<br />

Herr Dr. Schaum, Herr Blum und Herr Tietenberg.<br />

Der neue Vorstand setzt sich wie folgt zusammen:<br />

Vorsitzende:<br />

Maya Darscheid<br />

stellvertr. Vorsitzende: Heide von Hohenzollern<br />

Schatzmeister: Waldemar Kalisch<br />

Schriftführerin: Hiltrud Schlitt<br />

Beisitzer:<br />

Helmut Kusche, Herbert Bocklet<br />

Herzlichen Dank an all die „Alten“ und herzlichen Glückwunsch<br />

den „Neuen“! Die erste Sitzung des neuen Vorstandes<br />

ist für den 16.05.2013 geplant. Da gilt es zu schauen,<br />

was es zur „Einarbeitung“ braucht.<br />

Gisela Textor<br />

Unverzichtbar –<br />

Unser Ehrenamt<br />

Durch Zunahme der Anforderungen an die Hospizarbeit<br />

und den demographischen Wandel in der Gesellschaft<br />

haben die Begleitungszahlen im ambulanten Erwachsenenhospiz<br />

und im ambulanten Kinderhospiz in<br />

den letzten Jahren stetig zugenommen (s. auch beiliegenden<br />

Jahresbericht). Daher brauchen wir weiterhin<br />

dringend Menschen, die sich ehrenamtlich in der Hospizarbeit<br />

engagieren möchten.<br />

Ohne sie ist Begleitung und Betreuung der schwerstkranken<br />

und sterbenden Menschen sowie ihrer Angehörigen<br />

nicht möglich. Ihrer Bedeutung und Funktion entsprechend<br />

werden die ehrenamtlichen Mitarbeiter/-innen auf ihre Tätigkeit<br />

professionell vorbereitet. Dazu gehört die Teilnahme<br />

an der einjährigen Seminarreihe zur Vorbereitung und Befähigung<br />

im Hospizdienst.<br />

Auch viele andere Begabungen und Talente sind gebraucht,<br />

um den <strong>Koblenzer</strong> <strong>Hospizverein</strong> bei der Erreichung seiner<br />

Ziele zu unterstützen. Wenn Sie sich angesprochen fühlen,<br />

uns neben Ihrer Mitgliedschaft auch ehrenamtlich zu unterstützen,<br />

dann zögern Sie nicht anzurufen.<br />

Ansprechpartnerin ist Andrea Schu, Tel. 0261-5793790<br />

oder senden Ihre Mail an: schu@hospizinkoblenz.de<br />

Spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV)<br />

Der <strong>Koblenzer</strong> <strong>Hospizverein</strong> hat 2009 die Hospizgesellschaft<br />

Koblenz GmbH gegründet mit dem Ziel, in Koblenz<br />

die spezialisierte ambulante Palliativversorgung anbieten<br />

zu können. Leider waren die Verhandlungen auf Landesebene<br />

sehr schwierig und es kam erst 2011 zu einem<br />

Abschluss eines Mustervertrages. Koblenz bekam dann<br />

zum 01.04.2011 den ersten Versorgungsvertrag in Rheinland-Pfalz.<br />

Wir mussten diesen Vertrag ein Jahr später wieder kündigen,<br />

da eine finanzielle Deckung nicht gegeben war.<br />

Mittlerweile hat es neue Verhandlungen gegeben und seit<br />

01.10.2012 besteht ein neuer Mustervertrag mit einer deutlich<br />

besseren, den Anforderungen angepassten Vergütung.<br />

Das ambulante Hospiz begleitet zunehmend mehr Menschen.<br />

Das was benötigt wird, um diesen Menschen ein<br />

Verbleiben in ihrer Häuslichkeit zu ermöglichen, gehen zum<br />

Teil weit über das hinaus, was ambulante Hospize üblicherweise<br />

leisten.<br />

Wir haben deshalb beschlossen, wieder mit SAPV zu beginnen.<br />

Zusammen mit Palliativmedizinern/-innen sind wir<br />

nun u. a. durch engmaschigere Kontakte in der Lage, auch<br />

Krisensituationen und komplizierte Verläufe aufzufangen<br />

und palliativpflegerisch/-medizinisch und psychosozial<br />

wirksame Maßnahmen zu ergreifen.<br />

Das „ehemalige alte“ SAPV-Team konnte reaktiviert werden.<br />

Alle Kooperationspartner sind wieder dabei. Das ärztliche<br />

Team für den Rufdienst hat sich vergrößert und wir hoffen,<br />

dass da auch noch ein paar mehr niedergelassene Mediziner/-innen<br />

dazukommen. Bisher arbeiten mit: Dr. Elisabeth<br />

Jaekel, Dr. Jürgen Prusseit, Dr. Sabine Lawaczeck, Dr. Volker<br />

Lawaczeck, Dr. Thomas Dyong, Dr. Thomas Mengen,<br />

Dr. Christine Hoffmann, Dr. Inga Jezek. Im palliativpflegerischen<br />

Bereich wird das Team im Rufdienst unterstützt<br />

von Mathilde Berghoff (Sozialstation Geschwister de’Haye),<br />

Anne Kotulla und Julia Wächter (amb. Pflegedienst Katholisches<br />

Klinikum Marienhof). Auch hier wollen und werden<br />

wir noch erweitern.<br />

Bisher laufen die Genehmigungen durch die Kostenträger<br />

problemlos. Bleibt die Frage, ob wir bis Ende 2013 die Anzahl<br />

an Verordnungen bekommen, die wir benötigen.<br />

Ohne Anstellung von Palliativmedizinern/-innen im Regeldienst<br />

wird es nicht gehen. Hier hoffen wir, zum 01.07.2013<br />

zwei Anstellungen vornehmen zu können.<br />

Gisela Textor<br />

Hospiz <strong>aktuell</strong> 1/2013


14 Hospiz in Koblenz<br />

Ehrennadel der Stadt Koblenz für<br />

Schwester Mechtild Hoffend<br />

Am 29. Januar 2013 lud der Oberbürgermeister der Stadt<br />

Koblenz, Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig, zum diesjährigen<br />

Neujahrsempfang der Stadt Koblenz ins Haus Horchheimer<br />

Höhe ein.<br />

An diesem Abend erhielten vor einigen hundert Gästen<br />

drei Frauen für ihr soziales Engagement die Ehrennadel der<br />

Stadt Koblenz. Eine dieser Frauen war Schwester Mechtild<br />

Hoffend, die Mitbegründerin unseres Vereins. Im Laufe<br />

ihres Lebens war sie als Ordensschwester und Pionierin<br />

vielfältig in Koblenz im Einsatz. Sie hat maßgeblich dazu<br />

beigetragen, dass der Verein vor über 22 Jahren gegründet<br />

wurde und direkt mit seiner Arbeit beginnen konnte. Auch<br />

ihr jahrzehntelanger Einsatz für wohnungslose und von Armut<br />

betroffene Menschen wurde an diesem Abend von der Laudatorin,<br />

Bürgermeisterin Marie-Theres Hammes-Rosenstein,<br />

hervorgehoben. Wir gratulieren Schwester Mechtild sehr<br />

herzlich für diese Ehrung und wünschen ihr weiterhin viel<br />

Kraft und Gesundheit!<br />

Marion Steinke<br />

v.l.n.r.: Oberbürgermeister Joachim Hofmann-Göttig,<br />

Adelheid Ameth, Sr. Mechtild Hoffend, Inge Geers,<br />

Bürgermeisterin Marie-Theres Hammes-Rosenstein<br />

Begrüßung des 1.000. Mitglieds beim<br />

<strong>Koblenzer</strong> <strong>Hospizverein</strong><br />

v.l.n.r.: Prinzessin Heide von Hohenzollern, Vorsitzende<br />

des <strong>Koblenzer</strong> <strong>Hospizverein</strong>s, das Ehepaar Tukker<br />

Im Februar dieses Jahres war es endlich soweit. Die 1.000.<br />

Mitgliedschaft wurde auf den Namen Tukker eingetragen.<br />

Natürlich war dieses Ereignis besonders und wir haben das<br />

Ehepaar Tukker aus Koblenz in die Geschäftsstelle eingeladen,<br />

um sie gebührend zu begrüßen.<br />

Beide, Edelgard und Pieter Tukker, möchten mit ihrer Mitgliedschaft<br />

ihre Solidarität mit der Hospizidee und deren<br />

Umsetzung in Koblenz und Umgebung erklären.<br />

Edelgard Tukker ist der sozialen Arbeit sehr zugetan. Als<br />

grüne Dame hat sie sich über 10 Jahre im Altenheim<br />

St. Martin den Seniorinnen und Senioren gewidmet und<br />

sie im Alltag unterstützt. Sie haben Freunde im stationären<br />

Hospiz St. Martin besucht und dabei die Hospizarbeit näher<br />

kennen gelernt. Dies war einer der Gründe, dem <strong>Koblenzer</strong><br />

<strong>Hospizverein</strong> als Mitglieder beizutreten.<br />

Mit einem Blumenstrauß und der Festschrift „Da sein – da<br />

bleiben, 20 Jahre <strong>Koblenzer</strong> <strong>Hospizverein</strong> e.V.“ hat die Vorsitzende,<br />

Heide Prinzessin von Hohenzollern, Edelgard und<br />

Pieter Tukker willkommen geheißen und sich für ihre Mitgliedschaft<br />

bedankt.<br />

Marion Steinke<br />

Hospiz <strong>aktuell</strong> 1/2013


Hospiz in Koblenz<br />

15<br />

Buchvorstellung<br />

„Das Schicksal ist ein<br />

mieser Verräter“<br />

von<br />

John Green<br />

Preis: 16,90 €<br />

Verlag: Carl Hanser<br />

Erschienen: 2012<br />

288 Seiten<br />

ISBN: 3446240098<br />

Hazel Grace ist 16 und seit 3 Jahren<br />

unheilbar an Schilddrüsenkrebs erkrankt.<br />

Sie weiß, dass sie in absehbarer<br />

Zeit daran sterben wird. Dann lernt<br />

sie, in einer akuten Depressionsphase,<br />

in einer Selbsthilfegruppe („Hazel findet<br />

eigentlich Selbsthilfegruppen und<br />

auch Bücher über Krebs doof, aber<br />

ihrer Mutter zuliebe geht sie doch<br />

hin“) Augustus kennen, der bereits<br />

durch seine Krebserkrankung ein Bein<br />

verloren hat und von dem sie anfangs<br />

glaubt, dass er nur seinen kranken<br />

Freund Isaac in die Gruppe begleitet.<br />

Und dieser gut aussehende, intelligente<br />

und schlagfertige Augustus,<br />

von Hazel Gus genannt, bringt es fertig,<br />

sie aus ihrer akuten Depression<br />

herauszuholen.<br />

Die beiden freunden sich an, tauschen<br />

Bücher, Musik und Filme aus. Sie telefonieren<br />

ständig, treffen sich mal bei<br />

Hazel Grace, wie Gus sie nennt, mal<br />

bei Gus und es beginnt eine wunderschöne<br />

Liebesgeschichte. Anfangs<br />

glaubt man, dass Augustus derjenige<br />

ist, der für Hazel so wichtig ist.<br />

Doch es ist eine Verbindung, die für<br />

beide trotz der akuten Krebserkrankung,<br />

den damit verbundenen eingeschränkten<br />

Lebensumständen und<br />

der begrenzten Lebenszeit so viel Bereicherung,<br />

Lebensqualität und Überlebenswillen<br />

bringt.<br />

Weil Hazel unbedingt Peter van Houten,<br />

den Schriftsteller ihres absoluten,<br />

leider nie vollendeten Lieblingsbuches,<br />

kennenlernen will, schaffen es<br />

die beiden, gegen ganz viele Widerstände,<br />

eine fast unmöglich erscheinende<br />

Europareise zu unternehmen.<br />

Und obwohl diese Reise nicht unbedingt<br />

den Erfolg bringt, den sich Hazel<br />

gewünscht hat, so sind es doch<br />

glückliche, wenn auch nicht ganz unbeschwerte<br />

Tage in Amsterdam.<br />

„Das Schicksal ist ein mieser Verräter“,<br />

(allein schon der von Shakespeare<br />

entliehene Titel ist Programm) ist von<br />

John Green als Jugendbuch gedacht.<br />

Ich habe es geschenkt bekommen<br />

und wollte es anfangs auch gar nicht<br />

Ich gehe langsam aus der Welt heraus<br />

in eine Landschaft jenseits aller Ferne,<br />

und was ich war und bin und was ich bleibe,<br />

geht mit mir ohne Ungeduld und Eile,<br />

in ein bisher unbetretenes Land.<br />

Ich gehe langsam aus der Zeit heraus<br />

in eine Zukunft jenseits aller Sterne,<br />

lesen, da ich mir zu dem Zeitpunkt<br />

vorgenommen hatte, „nicht schon wieder<br />

ein „Problembuch“ zu lesen. Zum<br />

Glück habe ich mich, der Schenkerin<br />

zuliebe, umbesonnen – und habe es<br />

dann regelrecht „verschlungen“!<br />

Die Sprache des Autors ist erfrischend<br />

jung und frech und auch wenn<br />

es mich manchmal zu Tränen gerührt<br />

hat, so konnte ich doch an anderer<br />

Stelle wieder herzlich lachen.<br />

Auch die Rolle von Isaac, dem Freund<br />

von Gus, der durch seine Krebserkrankung<br />

gerade akut erblindet ist<br />

und die beiden mit seiner Wut, Enttäuschung,<br />

Trauer und großer Emotionalität<br />

konfrontiert, entstehen starke,<br />

witzige und makabre Szenen. Und da<br />

„das Schicksal ein mieser Verräter ist“,<br />

verändern sich am Ende die jeweiligen<br />

Kräfteverhältnisse.<br />

Ich kann dieses Buch, das es auch<br />

als Hörbuch und als E-Book gibt, daher<br />

nur sehr empfehlen. Für mich war<br />

es, trotz meiner vorherigen Bedenken,<br />

kein Problembuch.<br />

Alrun Stützel<br />

und was ich war und bin und immer bleiben werde,<br />

geht mit mir ohne Ungeduld und Eile,<br />

als wäre ich nie gewesen oder kaum.<br />

Hans Sahl<br />

Hospiz <strong>aktuell</strong> 1/2013


16 Hospiz in Koblenz<br />

Neues von unseren haupt- und ehrenamtlichen<br />

Mitarbeiter/-innen<br />

Abschied von Nora Daum<br />

neuen Weg einzuschlagen und mich anderen Aufgaben zu<br />

widmen. Und so verabschiede ich mich zum 30.04.2013<br />

von meinen lieben Kolleginnen und Kollegen, den Familien,<br />

die ich begleiten durfte, und den Mitgliedern des Vereins.<br />

Der Abschied fällt gewiss nicht leicht, es gibt vieles, das mir<br />

in meiner Zeit im Kinderhospiz ans Herz gewachsen ist. Es<br />

sind vor allem die Beziehungen zu den Menschen, die den<br />

Abschied schwer machen. Dennoch blicke ich gleichzeitig<br />

mit Freude und Vertrauen auf den Weg ins Unbekannte, ins<br />

Neue.<br />

Im Juli 2009 nahm ich im Kinderhospiz meine Tätigkeit als<br />

Koordinatorin auf. Eine sehr bewegte, intensive, ganz besondere<br />

Zeit brach damit für mich an. Mit Leidenschaft und<br />

ganz besonderen Kolleginnen und Kollegen an meiner Seite<br />

ging ich meinen neuen Aufgaben nach.<br />

Dennoch – alles hat seine Zeit. Jetzt nach fast vier Jahren<br />

spüre ich ganz deutlich, dass es Zeit für mich ist, einen<br />

Ich gehe in tiefer Dankbarkeit für alles, was ich erleben<br />

durfte, für die Zeit, die ich hier sein und für andere da sein<br />

durfte, für die Menschen, die ich kennenlernen und mit<br />

denen ich zusammenarbeiten durfte, für die traurigen und<br />

fröhlichen Momente, für die Erinnerungen, die ich mitnehme<br />

und in meinem Herzen tragen werde.<br />

Ich verabschiede mich in tiefer Verbundenheit…<br />

Nora Daum<br />

Wir begrüßen die ehrenamtlichen<br />

Mitarbeiter/-innen:<br />

In der Sterbebegleitung:<br />

Antonia Gansemer<br />

Michael Kaltenbach<br />

Katharina Krause<br />

Monika Mittermaier<br />

Gabriele Monreal<br />

Ilona Sahl<br />

Sigrid Speckhardt<br />

Monika Weidner<br />

Frank Will<br />

Claudia Wolter<br />

Wir verabschieden die ehrenamtlichen<br />

Mitarbeiter/innen:<br />

In der Sterbegleitung:<br />

Inge Simonis<br />

Cornelia Pirl<br />

Birgit Kurig<br />

Silke Windhäuser<br />

Wir bedanken uns bei allen ganz<br />

herzlich für ihre Mitarbeit.<br />

Im Telefondienst:<br />

Dr. Doris Caspers<br />

Angelika Eisenberger<br />

Heide Krissel<br />

Hospiz <strong>aktuell</strong> 1/2013


Hospiz in Koblenz<br />

17<br />

Fortbildung unserer haupt- und ehrenamtlichen<br />

Mitarbeiter/-innen<br />

Kinaesthetics® in der Pflege<br />

Kinaesthetics® ist ein Konzept, das sich mit der Lehre<br />

menschlicher Bewegung beschäftigt. Es basiert auf Verhaltenskybernetik-Theorie<br />

und -Forschung.<br />

In den Kursen für Pflegende geht es darum, eigene Bewegung<br />

zu erfahren und mit Hilfe der Kinaesthetics®-Konzepte<br />

zu analysieren, um dann in Bewegung mit anderen<br />

Menschen sinnvolle Anpassung leisten zu können. Der andere<br />

Mensch wird nicht bewegt im Sinne von Heben und<br />

Tragen, sondern er wird unterstützt, die eigenen Bewegungsressourcen<br />

zu nutzen.<br />

Dazu hat der <strong>Koblenzer</strong> <strong>Hospizverein</strong> eine Fortbildung angeboten,<br />

die schon im vergangenen Jahr gebucht war: 2<br />

x 2 Tage Grundkurs „Kinaesthetics® in der Pflege“ sollten<br />

es sein. Eine geeignete Trainerin war bestellt. Die Teilnehmer/-innen<br />

hatten sich gefunden, sowohl intern als auch<br />

extern. Dann fehlte eine Räumlichkeit. Wo holen wir so<br />

kurzfristig einen Raum her? Geholfen hat die Seniorenresidenz<br />

Humboldthöhe – ein herzliches Dankeschön an dieser<br />

Stelle für dieses spontane „Ja“. Das ist gelebte Vernetzung!<br />

Nun war der Raum gegeben, aber es passten keine Krankenbetten,<br />

die für das praktische Üben dringend benötigt<br />

wurden, durch die Türen. Zum Glück gibt es da einen Kooperationspartner<br />

– die Firma Burbach + Goetz.<br />

Herr Probst mit<br />

seinem Team<br />

macht für uns<br />

so vieles möglich.<br />

Immer<br />

wieder mal<br />

wird ein Bett<br />

zu Übungszwecken<br />

gebraucht<br />

oder<br />

Lagerraum für<br />

einen Bettrahmen<br />

etc. Hier<br />

erfolgt Hilfe unmittelbar<br />

und<br />

unbürokratisch.<br />

Ein herzliches<br />

Dankeschön!<br />

Gisela Textor<br />

Hier wird am Boden miteinander ausprobiert und ausgetauscht,<br />

was erfahre ich und was erfährt die Partnerin in Bezug<br />

auf Anstrengung, Selbstwahrnehmung, Gewicht usw.<br />

K. Masendorf bewegt im Bett eine Kollegin kopfwärts, ohne<br />

ihr Gewicht zu heben. Die so bewegte Kollegin erfährt eine<br />

hohe Selbstkontrolle und eine mit wenig Anstrengung verbundene<br />

Unterstützung.<br />

Auch das Positionieren eines Menschen im Bett gehört zu<br />

den Aktivitäten, die geübt werden.<br />

Hospiz <strong>aktuell</strong> 1/2013


18 Hospiz in Koblenz<br />

Spendenübergaben<br />

„Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“<br />

betroffenen Kindern die Möglichkeit<br />

zu geben, eines ihrer Liegedreiräder<br />

zu erproben. Wir sahen darin eine<br />

Chance für die von uns begleiteten<br />

Kinder, die Welt einmal aus einer anderen<br />

Perspektive zu sehen, sich auf<br />

eine andere Art und Weise als nur im<br />

Rollstuhl fortzubewegen.<br />

Am 10.03.2013 hatten wir die vom Kinderhospiz<br />

begleiteten Familien zum<br />

Brunch ins Hotel Contel eingeladen<br />

und auch Frau Billerbeck und Herr<br />

Jahrl kamen mit zwei ihrer Liegedreiräder<br />

dazu. Sie saßen am Tisch bei<br />

v.l.n.r.: G. Textor, Alena, Fr. Billerbeck<br />

einer Familie, die extra aus Cochem<br />

angereist war und erst seit kurzem<br />

Im Laufe meiner Tätigkeit durfte ich von uns begleitet wird. Ihre beiden<br />

viele interessante und hilfsbereite Töchter, 12 und 17 Jahre alt, leiden<br />

Menschen kennenlernen,<br />

die unsere Arbeit<br />

auf vielfältige Art unterstützen<br />

wollten. So ging<br />

es mir auch mit Frau<br />

Billerbeck aus Kobern.<br />

Meine Kolleginnen aus<br />

dem ambulanten Erwachsenenbereich<br />

standen ihr zur Seite, als<br />

sie ihren Mann bis zum<br />

Tod begleitet hat. Sie rief<br />

mich Ende des Jahres Familie B. mit Frau Billerbeck und Herrn Jahrl<br />

an und unterbreitete<br />

mir einen interessanten Vorschlag:<br />

Frau Billerbeck und ihr neuer Lebensgefährte,<br />

Herr Jahrl, der nach einem<br />

Schlaganfall halbseitig gelähmt ist,<br />

sind Besitzer eines großen, illustren<br />

Fuhrparks an Liegedreirädern. Eines<br />

davon wollte Frau Billerbeck dem ambulanten<br />

Kinderhospiz für eine Familie<br />

zur Verfügung stellen und es auch vor<br />

Ort für das betroffene Kind umbauen.<br />

Frau Textor und ich besuchten Frau<br />

Billerbeck Anfang Januar 2013, ließen<br />

uns alles erklären und waren begeistert<br />

von ihrer Idee, den von uns<br />

begleiteten Familien und mit ihren<br />

an Leukodystrophie, einer Stoffwechselerkrankung,<br />

die zum vorzeitigen<br />

Tod führt. Die Kinder verlieren nach<br />

und nach ihre Fähigkeiten, bei unterschiedlich<br />

schnellem oder langsamen<br />

Krankheitsverlauf. In diesem Fall geht<br />

es der 17-jährigen Tochter Alena etwas<br />

besser, sie kann mit Unterstützung<br />

noch laufen, aber die Muskeln der Beine<br />

werden schwächer. Die 12-jährige<br />

Tochter sitzt nur noch im Rollstuhl und<br />

muss rund um die Uhr versorgt werden.<br />

Schnell kamen alle Personen an<br />

diesem Tisch ins Gespräch und das<br />

Interesse, dass Alena das Liegedreirad<br />

mal ausprobiert, war schnell geweckt.<br />

Da das Wetter an diesem Tag nicht so<br />

schön war, durften wir uns mit dem<br />

Liegedreirad im Flur des Hotel Contel<br />

bewegen. Alena wusste sofort, wie<br />

sie sich mit dem Gefährt fortbewegen<br />

konnte und hatte großen Spaß.<br />

Familie B. erkannte schnell, dass ein<br />

Liegedreirad ein weiteres Stück Lebensqualität<br />

für Alena bedeuten würde<br />

und gleichzeitig einen positiven Effekt<br />

auf die Beinmuskulatur hätte. Als<br />

einziges Hindernis blieb die Frage der<br />

Finanzierung. Als ich dann nach einiger<br />

Zeit noch einmal das Gespräch<br />

mit Familie B. suchte, fand ich die<br />

Mutter völlig sprachlos an ihrem Tisch<br />

sitzen, denn Frau Billerbeck hatte sich<br />

bei der Verabschiedung von der Familie<br />

spontan dazu entschlossen, Alena<br />

das Liegedreirad zu schenken. Sie<br />

hatte gesehen, welch Freude Alena<br />

damit hatte und wollte mit der großzügigen<br />

Spende ihr und ihrer Familie zu<br />

etwas mehr Lebensqualität in ihrem<br />

Leben verhelfen.<br />

Bei Frau Billerbeck und Herrn Jahrl<br />

möchte ich mich auf diesem Wege<br />

noch einmal ganz herzlich bedanken,<br />

dass sie uns am Familientag ihre Liegedreiräder<br />

vorgeführt und zum Austesten<br />

zur Verfügung gestellt haben-<br />

Alena B.<br />

Abschließend fällt mir dazu ein Satz<br />

von Erich Kästner ein: Es gibt nichts<br />

Gutes, außer man tut es.<br />

Katja Masendorf<br />

Fotos: Barbara Beisel<br />

Hospiz <strong>aktuell</strong> 1/2013


Hospiz in Koblenz<br />

19<br />

Spendenübergaben<br />

Weihnachtsmarkt Mülheim-Kärlich<br />

.......so sieht sie aus, die Schar der<br />

erfolgreichen Helferinnen und Helfer<br />

des ersten Mülheim-Kärlicher Weihnachtsmarktes<br />

„Von Kindern für Kinder“!<br />

Jutta Kremer, Inhaberin der Gaststätte<br />

„Zum Hoorweiher“, hatte die Idee<br />

des Weihnachtsmarktes zugunsten<br />

des ambulanten Kinderhospizes im<br />

Frühjahr 2012. Auf ihre Beweggründe<br />

angesprochen erzählt sie, dass<br />

es ihr nach schwerer Krankheit<br />

wieder gut gehe, sie deshalb etwas<br />

zurückgeben wolle und so<br />

begann sie mit der Organisation<br />

des Marktes. Viele Menschen<br />

hat sie eingebunden, viel wurde<br />

gespendet. Am 8. Dezember<br />

2012 war es dann soweit: Der<br />

erste Weihnachtsmarkt in Mülheim-Kärlich,<br />

mit guter Öffentlichkeitsarbeit<br />

im Vorfeld, konnte<br />

beginnen. Das Ergebnis machte<br />

alle sprachlos: 5.125,16 Euro<br />

wur- den eingenommen! Zur<br />

Spendenübergabe in der Gaststätte<br />

kamen dann nochmals alle<br />

Helferinnen und Helfer zusammen und<br />

haben der Geschäftsführerin Gisela<br />

Textor das Geld für das ambulante Kinderhospiz<br />

und den dazugehörenden<br />

symbolischen Scheck überreicht.<br />

Benefizkonzert der IGOL wieder ein großer Erfolg<br />

Am 3. Advent des vergangenen Jahres<br />

war die <strong>Koblenzer</strong> Herz-Jesu-Kirche<br />

ausverkauft. An diesem Sonntag<br />

veranstaltete die Interessengemeinschaft<br />

Obere Löhr ihr fast schon traditionelles<br />

Benefizkonzert zugunsten<br />

karitativer Einrichtungen.<br />

Über je eine Spende von 2.750 Euro<br />

konnten sich das „Haus am Eulenhorst<br />

der Caritas“ und der <strong>Koblenzer</strong><br />

<strong>Hospizverein</strong> freuen.<br />

Das ehrenamtliche Engagement der<br />

<strong>Koblenzer</strong> Kaufleute und der am Konzert<br />

Beteiligten (Staatsorchester Rheinische<br />

Philharmonie, Vokalensemble<br />

der Liebfrauenkirche, Mädchenkantorei,<br />

Jugendkammerchor der Liebfrauenkirche,<br />

die Solisten Andreas Stickel,<br />

Stephanie Zimmer, Hannah Lee) ließ<br />

auch dieses Konzert wieder zu einem<br />

vollen Erfolg werden.<br />

v.l.n.r.: Marion Steinke (KHV), Eberhard Duchstein (Reuffel),<br />

Gisela Textor (KHV), Frank Lefers (Intendant Rheinische Philharmonie),<br />

Doris Warnecke (Café Baumann), Holger Großklos,<br />

Martina Best-Liesenfeld (Caritas),<br />

Werner Birkenheier (Volksbank Koblenz-Mittelrhein),<br />

Ruth A. Duchstein ( Reuffel)<br />

Hospiz <strong>aktuell</strong> 1/2013


20 Hospiz in Koblenz<br />

Spendenübergaben<br />

Verrückte Ideen für einen guten Zweck<br />

Hardtseemafia Triathlon spendet 3.200 Euro für das<br />

Kinderhospiz in Koblenz<br />

Ein halbes Jahr lang sammelte die Hardtseemafia Triathlon<br />

mit Hilfe ihrer vielen Mitglieder und Anhänger Geld für<br />

das ambulante Kinderhospiz. Viele sportliche Aktionen, von<br />

den Mitgliedern begeistert durchgeführt, brachten unzählige<br />

kleine und große Spenden.<br />

Es gab einige selbstlose Spender, z.B. wurde ein (Weltmeister-)Helm<br />

zur Verfügung gestellt, damit dieser für den guten<br />

Zweck versteigert werden konnte. Für 1.000 Euro hat er<br />

den Besitzer gewechselt; sein ideeller Wert übersteigt nun<br />

um ein Vielfaches den materiellen Wert.<br />

Die Hardtseemafia mit Vereinssitz in Urbar bei Koblenz, deren<br />

viele Mitglieder deutschlandweit verteilt sind, wird auch<br />

zukünftig mit viel Engagement weitere Spendengelder für<br />

das ambulante Kinderhospiz einsammeln.<br />

Mitglieder der Hardtseemafia<br />

mit Gisela Textor (vierte von links)<br />

Geplant sind künftig weitere außergewöhnliche Aktionen wie<br />

der „underpant run“, bei dem deutschlandweit auf Weihnachtsmärkten<br />

einige „Mafiosi“ in Unterhosen laufen werden,<br />

einige planen 100 Kilometer mit Kettcars hinter sich zu<br />

bringen oder 24 Stunden für das Hospiz zu schwimmen.<br />

Marion Steinke<br />

Loriot und kein Ende ...<br />

Christiane Brühl (links im Bild), Mitglied der freien Theatergruppe<br />

DIE FINDLINGE, war die Initiatorin der Benefizveranstaltung<br />

in der Kulturfabrik Koblenz.<br />

Zugunsten des stationären Hospizes St. Martin hat die<br />

Theatergruppe an einem Samstagabend im Oktober vergangenen<br />

Jahres Sketche von Loriot zum Besten gegeben.<br />

Mit einem beachtlichen Erfolg: Fast 150 Gäste haben<br />

die Veranstaltung besucht. Den Erlös aus dem Verkauf der<br />

Eintrittskarten (die Kufa wurde kostenlos zur Verfügung gestellt)<br />

in Höhe von 1.745 Euro hat Anne Egbert, Leiterin des<br />

stationären Hospizes, bei einem Besuch der Geschäftsstelle<br />

des <strong>Koblenzer</strong> <strong>Hospizverein</strong>s gern entgegengenommen.<br />

v.l.n.r.: Christiane Brühl, Christina Zirngibl,<br />

Bärbel Hahn, Daniela Bootz,<br />

Renate Steinkamp, Anne Egbert, Marion Steinke<br />

Auf dem Sofa sitzend haben sich mit den beiden mitgefreut:<br />

Christina Zirngibl von der Kufa, Bärbel Hahn, Daniela<br />

Bootz und Renate Steinkamp (Die Findlinge) sowie Marion<br />

Steinke vom <strong>Koblenzer</strong> <strong>Hospizverein</strong>.<br />

Marion Steinke<br />

Hospiz <strong>aktuell</strong> 1/2013


Hospiz in Koblenz<br />

21<br />

Spendenübergaben<br />

Mein Name ist Cooper – Labrador Cooper<br />

Mein Einsatzgebiet: tiergestützte Begleitung im Auftrag<br />

von Hospiz in Koblenz, ...<br />

und ab und zu Spezialaufträge mit meiner engsten Mitarbeiterin<br />

mit Namen Judith Reinartz.<br />

In meinem Alltag geht es recht gemütlich zu. Gemeinsame<br />

Spaziergänge mit meinem alten Kumpel und Mitbewohner<br />

Nemo, in Begleitung unserer Hausgenossen, gemeinschaftliche<br />

Essen und wunderbare Ruhepausen auf<br />

unseren kuscheligen Decken. Es hätte mich härter treffen<br />

können. Aber dann gibt es Tage, da klingelt das Telefon<br />

und an der Reaktion meiner Mitarbeiterin weiß ich, es geht<br />

raus in die Welt. So legt sie meine Arbeitskleidung (ein<br />

rotes Halstuch mit dem Emblem des <strong>Koblenzer</strong> <strong>Hospizverein</strong>s<br />

und meinem Namen) und das restliche Equipment<br />

parat, der Adrenalinspiegel steigt und es geht los. Diesmal<br />

ein Spezialauftrag – eine Spendenübergabe bei Schülern<br />

der Realschule Plus auf der Karthause.<br />

Schnell ins Auto – wir werden von Frau Beyer und ihrer<br />

Klasse erwartet. Bei einer kurzen Vorstellungsrunde durfte<br />

ich alle Kinder einzeln begrüßen, denn keines der Kinder<br />

hatte Angst oder Bedenken mir gegenüber. Die Schüler<br />

arbeiten regelmäßig in ihrer „Vier-Pfoten-AG“ und sind<br />

den Umgang mit Hunden gewöhnt. Ruhig, respektvoll und<br />

kompetent ließen sie mich gewähren und so fühlte ich mich<br />

schnell wohl in ihrer Klasse.<br />

Ja, und sie waren gut vorbereitet, sie interessierten sich<br />

sehr für meine Arbeit und stellten ohne Scheu tolle Fragen,<br />

die meine Mitarbeiterin gerne beantwortete. Dann durften<br />

wir uns noch einen Film anschauen, den die „rasenden Reporter“<br />

im Rahmen ihrer AG und dem Erstellen ihrer Schülerzeitung<br />

gemacht haben, deren Erlös war ja der Grund<br />

für unseren Besuch. Diesen Erlös wollen die Schüler dem<br />

Kinderhospiz Koblenz spenden. Die Übergabe von 83,00<br />

Euro in einem braunen Umschlag wurde stellvertretend von<br />

Nico durchgeführt, es war ein besonderer Moment für die<br />

Kinder und für mich. Ich bedanke mich ganz herzlich bei<br />

den Schülern und bei Frau Beyer, dass sie die Arbeit des<br />

<strong>Koblenzer</strong> <strong>Hospizverein</strong>s unterstützen, und es hat großen<br />

Spaß gemacht die Klasse kennenzulernen.<br />

Ich wünsche allen eine gute Zeit und drücke alle Pfoten für<br />

eine gute Schulzeit, herzlichste Grüße<br />

Cooper<br />

P.S.: Liebe Grüße auch von meiner Mitarbeiterin, Judith<br />

Reinartz, sie hat sich in Eurer Klasse sehr wohlgefühlt und<br />

war beeindruckt von Eurer Arbeit.<br />

Judith Reinartz<br />

Grillen für einen guten Zweck<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Verwaltungsgerichts<br />

Koblenz haben im November 2012 ein „St. Martins-Grillen“<br />

in der Mittagspause organisiert. Innerhalb kurzer Zeit<br />

waren die 24 Kuchen, die gegrillten Würstchen und die<br />

Getränke vergriffen. Viele Angehörige des Neuen Justizzentrums<br />

Koblenz kamen, um diese Aktion für das ambulante<br />

Kinderhospiz zu unterstützen. Der Präsident des<br />

Verwaltungsgerichts Koblenz, Ralf Geis, hatte Gisela Textor,<br />

die Geschäftsführerin des Vereins, eingeladen, um ihr die<br />

Spende in Höhe von 1.160 Euro zu überreichen.<br />

„Die Angehörigen unseres Gerichts haben sich vorgenommen,<br />

einmal im Jahr eine soziale Organisation zu unterstützen.<br />

Richterrat und Personalrat haben aus gutem Grund<br />

bestimmt, dass wir dieses Mal etwas für das ambulante<br />

Kinderhospiz tun möchten“, so Präsident Ralf Geis im Gespräch.<br />

Marion Steinke<br />

Gisela Textor, umrahmt von Herrn Geis, Präsident des<br />

Verwaltungsgerichts Koblenz, und zwei Mitarbeitern<br />

Hospiz <strong>aktuell</strong> 1/2013


22 Hospiz in Koblenz<br />

Veranstaltungsrückblick<br />

Erster Familientag 2013<br />

Austausch der Familien untereinander<br />

und mit uns Haupt- oder Ehrenamtlichen<br />

sind immer sehr fruchtbar. In<br />

solcher Runde kommen wir auch mit<br />

Eltern ins Gespräch, die wir in unserer<br />

ehrenamtlichen Begleitung sonst<br />

nicht treffen würden.<br />

Der alljährliche Brunch für Kinder und<br />

Eltern im ambulanten Kinderhospiz<br />

ist schon Tradition geworden. In den<br />

vergangenen Jahren fanden diese Familientage<br />

in der Geschäftsstelle des<br />

<strong>Koblenzer</strong> <strong>Hospizverein</strong>s statt. Doch<br />

der Kreis derer, die der Einladung folgen,<br />

wird, wie schön , immer größer.<br />

Aus diesem Grunde war der Ort für den<br />

diesjährigen Brunch im Hotel CONTEL<br />

an der Mosel sehr gut gewählt.<br />

In dem wunderschönen großzügigen<br />

Raum, mit liebevoll gedeckten Tischen,<br />

war schon bald eine gute und<br />

entspannte Atmosphäre zu spüren. Für<br />

viele Eltern, die in ihrem Alltag wenig<br />

Zeit und Muße haben, sich einfach mal<br />

ungezwungen an einen gedeckten<br />

Tisch zu setzen und sich dabei leckeren<br />

Speisen zuzuwenden, war das sicher<br />

eine willkommene Abwechslung.<br />

Für uns Ehrenamtliche sind solche<br />

Tage auch immer wieder eine tolle<br />

Sache. Wir treffen Familien, die wir<br />

manchmal schon von anderen Zusammenkünften<br />

kennen, kommen ins<br />

Gespräch und sehen Familiennachwuchs,<br />

den wir noch nicht kannten.<br />

Auch der Kontakt mit neuen Familien<br />

ist immer wieder eine große Bereicherung.<br />

Die Gespräche und der<br />

An diesem, leider wettermäßig sehr<br />

ungemütlichen Sonntag, war daher<br />

natürlich auch für die Innen-Unterhaltung<br />

der Kinder gesorgt. Ein großer<br />

Renner ist immer wieder das kreative<br />

Bemalen der Gesichter und natürlich<br />

werden neue Spiele ausprobiert.<br />

An unserem Tisch hat eine Ehrenamtliche<br />

den drei Kindern einer Familie,<br />

die sich sehnlichst einen Hund<br />

wünschen, ganz viele Tipps und Ratschläge<br />

zur richtigen Auswahl eines<br />

Familienhundes und den Aufgaben<br />

und Pflichten, die hieraus entstehen,<br />

gegeben. Der Vater der Kinder konnte<br />

inzwischen zwanglose Gespräche<br />

führen und feststellen, wie klein die<br />

Welt ist, da der Sohn einer Ehrenamtlichen<br />

und seine Tochter im gleichen<br />

Gymnasium sind und sie sich demnächst<br />

bei der Abiturfeier sicher treffen<br />

werden.<br />

Ich habe, da ich derzeit eine „Begleitpause“<br />

mache und keine feste Familie<br />

zu betreuen hatte, hier und da nette<br />

Tischgespräche führen können und<br />

mit einem kleinen Geschwisterkind<br />

im Nieselregen einen „Schlaf“-Spaziergang<br />

gemacht und dabei mit einer<br />

Mama aus einer anderen Familie,<br />

die mich begleitete, mal ausführlicher<br />

plaudern können.<br />

Ich glaube, die Familien haben sich an<br />

diesem Sonntag richtig wohlgefühlt<br />

und für uns Ehrenamtliche war es<br />

auch ein entspannter Tag. Wir haben<br />

unsere Zeit dafür gerne eingebracht.<br />

Alrun Stützel<br />

Fotos: Barbara Beisel<br />

Hospiz <strong>aktuell</strong> 1/2013


Hospiz in Koblenz<br />

23<br />

Veranstaltungsrückblick<br />

Weihnachtsbasar des <strong>Koblenzer</strong> <strong>Hospizverein</strong>s<br />

Viele helfende haupt- und ehrenamtliche<br />

Hände machten es möglich,<br />

dass der Verein zum ersten Mal einen<br />

vorweihnachtlichen Basar in den eigenen<br />

Räumen veranstalten konnte. Am<br />

Samstag, 1. Dezember und Sonntag,<br />

2. Dezember wurden die Türen der<br />

Geschäftsstelle für alle interessierten<br />

Bürgerinnen und Bürger weit geöffnet<br />

und mit Spannung die Besucher erwartet.<br />

Das Angebot der ansprechend dekorierten<br />

Basartische war sehr reichhaltig,<br />

hatten sich doch viele „Hospizler“<br />

gemeldet, um gemeinsam zu basteln<br />

und kreativ tätig zu sein und so konnten<br />

die Gäste vieles bestaunen und<br />

kaufen.<br />

Ein kleines Café im großen Seminarraum<br />

lud zum Verweilen ein. Fast jeder<br />

Besucher, der den Tisch mit den<br />

leckeren Kuchen in Augenschein<br />

nahm, musste anschließend ein Stück<br />

(oder auch zwei....) und dazu eine<br />

Tasse Kaffee genießen. Leider waren<br />

die Außentemperaturen nicht winterlich,<br />

dennoch kamen Glühwein und<br />

Punsch gut an.<br />

Der Sonntag bot ein zusätzliches<br />

Highlight: Die Musikerinnen Eleonore<br />

Ciupka, Flöte, und Stefanie Zimmer,<br />

Harfe, spielten klassische Stücke,<br />

passend zur Adventszeit, und verzauberten<br />

mit ihrer Musik die Zuhörerinnen<br />

und Zuhörer.<br />

Die Entscheidung, den Basar selbst<br />

zu organisieren und in den eigenen<br />

Räumen stattfinden zu lassen, war<br />

genau richtig! Zum einen wird der beachtliche<br />

Erlös in Höhe von ca. 3.000<br />

Euro für die ambulante und stationäre<br />

Hospizarbeit eingesetzt, zum anderen<br />

schafft gemeinsames Arbeiten mit<br />

einem bestimmten Ziel Gemeinschaft<br />

und Freundschaft, ein nicht zu unterschätzender<br />

Gewinn für die hauptund<br />

ehrenamtlich Tätigen in der Hospiz-<br />

und Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Text und Fotos: Marion Steinke<br />

Hospiz <strong>aktuell</strong> 1/2013


24 Hospiz in Koblenz<br />

Veranstaltungshinweis<br />

9. <strong>Koblenzer</strong> Hospiztag<br />

– Fachtagung –<br />

Die diesjährige Fachtagung des <strong>Koblenzer</strong> <strong>Hospizverein</strong>s<br />

e.V. steht unter dem Motto: „Wenn Worte allein nicht<br />

mehr (er)reichen“. Der Vortrag am Vormittag und unterschiedliche<br />

Workshops machen die Teilnehmer/-innen mit<br />

den verschiedenen Möglichkeiten vertraut, wenn Sprache<br />

nicht mehr möglich ist.<br />

Zur „umhüllenden Pflege“, heute als Palliative Care bekannt,<br />

gehören u. a. Aromapflege, Atemtherapie, Klangschalentherapie,<br />

non-verbale Kommunikation, Kinaesthetics (Bewegungsunterstützung)<br />

und Akupressur.<br />

Mit erfahrenen Referent/-innen können sich die TeilnehmerInnen<br />

während des Vortrags und in den Workshops informieren<br />

und austauschen.<br />

Donnerstag, 20. Juni 2013, Beginn 9:00 Uhr<br />

Hotel Contel, Pastor-Klein-Str. 19, 56073 Koblenz<br />

Eintritt: 35 Euro (incl. Mittagsimbiss und Getränke)<br />

Information: www.hospizinkoblenz.de<br />

Anmeldung: <strong>Koblenzer</strong> <strong>Hospizverein</strong>, Tel.: 0261/579379-0<br />

Ehrenamtliche Mitarbeit im ambulanten Kinderhospiz<br />

Auch in diesem Jahr möchten wir wieder einen Befähigungskurs<br />

zur ehrenamtlichen Mitarbeit im ambulanten<br />

Kinderhospiz des <strong>Koblenzer</strong> <strong>Hospizverein</strong> e.V. anbieten.<br />

Aufgabe und Ziel des ambulanten Kinderhospizes ist<br />

es, Familien, in denen ein Kind lebensverkürzt erkrankt<br />

ist, in ihrem Alltag verlässlich zu begleiten, zu unterstützen<br />

und auf verschiedenen Ebenen zu entlasten.<br />

Durch unseren Einsatz möchten wir zu einer höchstmöglichen<br />

Lebensqualität für die Betroffenen und ihren<br />

Familien beitragen.<br />

Um auf diese Aufgabe gut vorbereitet zu sein, bietet der<br />

<strong>Koblenzer</strong> <strong>Hospizverein</strong> e.V. einen Befähigungskurs an,<br />

der am Donnerstag, 19.09.2013 beginnt. In diesem<br />

Kurs ist die eigene Auseinandersetzung mit den Themen<br />

Krankheit, Sterben, Tod und Trauer ein wichtiger<br />

Schwerpunkt. Hinzu kommen einzelne Themen, wie<br />

Schmerztherapie, Wahrnehmung und Kommunikation,<br />

Spiritualität, und andere.<br />

Wenn Sie die Mitarbeit im ambulanten Kinderhospiz<br />

des <strong>Koblenzer</strong> <strong>Hospizverein</strong> e.V. interessiert, dann rufen<br />

Sie uns an (Tel.: 0261/579379-0) und vereinbaren<br />

einen Termin zu einem Informationsgespräch.<br />

Wir freuen uns auf Ihr Interesse.<br />

Termine auf einen Blick<br />

20.06.2013 <strong>Koblenzer</strong> Hospiztag 9:00 - 16:30 Uhr<br />

Hotel-Contel,<br />

Pastor-Klein-Str. 19, Koblenz<br />

14.09. / 15.09.2013 Burgunderfest ganztags Obere Löhr, Koblenz<br />

25.09.2013<br />

Lesung mit<br />

Barbara Pachl-Eberhart<br />

Autorin von „Vier minus drei!“<br />

20:00 Uhr<br />

Buchhandlung Reuffel<br />

Löhrstr. 92, 56068 Koblenz<br />

Oktober / November Konzert N.N. N.N<br />

15.11.2013 Gedenkgottesdienst 18:30 Uhr St. Josefskirche, Koblenz<br />

30.11.2013<br />

01.12.2013<br />

Weihnachtsbasar<br />

14:00 - 17:30 Uhr<br />

11:00 - 17:00 Uhr<br />

<strong>Koblenzer</strong> <strong>Hospizverein</strong> e.V.<br />

Hohenzollernstr. 18, Koblenz<br />

Weitere Veranstaltungen, wie z.B. vorträge, entnehmen Sie bitte der Tagespresse<br />

Hospiz <strong>aktuell</strong> 1/2013

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