KrimWissEinf2013_B Wissenschaft.pdf
KrimWissEinf2013_B Wissenschaft.pdf
KrimWissEinf2013_B Wissenschaft.pdf
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Kant, I. (1786)<br />
Was heißt:<br />
Sich im Denken<br />
orientieren?<br />
In: Werke. Hrsg. von W.<br />
Weischedel, Darmstadt (1983):<br />
wb, S. 267 - 283<br />
Selbstdenken heißt den obersten<br />
Probierstein der Wahrheit in sich selbst (d. i.<br />
in seiner eigenen Vernunft) suchen; und die<br />
Maxime, jederzeit selbst zu denken, ist die<br />
Aufklärung.…<br />
Aufklärung in einzelnen Subjekten durch<br />
Erziehung zu gründen, ist also gar leicht;<br />
man muß nur früh anfangen, die jungen<br />
Köpfe zu dieser Reflexion zu gewöhnen.<br />
Ein Zeitalter aber aufzuklären, ist sehr<br />
langwierig; denn es finden sich viel äußere<br />
Hindernisse, welche jene Erziehungsart teils<br />
verbieten, teils erschweren.
Kant, I. (1786)<br />
Was heißt:<br />
Sich im Denken<br />
orientieren?<br />
In: Werke. Hrsg. von W.<br />
Weischedel, Darmstadt (1983):<br />
wb, S. 267 - 283<br />
Also kann man wohl sagen, daß diejenige<br />
äußere Gewalt, welche die Freiheit, seine<br />
Gedanken öffentlich mitzuteilen, den<br />
Menschen entreißt, ihnen auch die Freiheit<br />
zu denken nehme: das einzige Kleinod, das<br />
uns bei allen bürgerlichen Lasten noch übrig<br />
bleibt, und wodurch allein wider alle Übel<br />
dieses Zustandes noch Rat geschafft werden<br />
kann.
Regel der<br />
<strong>Wissenschaft</strong> ist es,<br />
zunächst einmal<br />
abzugrenzen, von<br />
welchen Phänomenen<br />
die Rede sein soll<br />
(Dörner, 1999, S. 789)<br />
Haben die Lehrbücher<br />
des Strafrechts<br />
der Kriminologie<br />
Sie gelehrt<br />
* was Recht ist<br />
* was ein Verbrechen ist,<br />
* wie das Verhältnis von<br />
* Verbrechen, Recht und Gesetz ist?
Wenn Sie heutzutage<br />
gegenüber Biologen<br />
zu behaupten<br />
versuchen, dass eine<br />
ihrer Entdeckungen<br />
links sei, oder rechts,<br />
katholisch oder<br />
unkatholisch, werden<br />
Sie offene Heiterkeit<br />
hervorrufen, aber das<br />
war nicht immer so. In<br />
der Soziologie können<br />
Sie immer noch<br />
derartige Dinge<br />
behaupten. (Bourdieu<br />
et al., 1997, S. 20)<br />
<strong>Wissenschaft</strong><br />
- verlangt politische Autonomie<br />
- verlangt methodisches Arbeiten<br />
- arbeitet mit Deduktion, Induktion, Abduktion
Wenn Sie heutzutage<br />
gegenüber Biologen zu<br />
behaupten versuchen,<br />
dass eine ihrer<br />
Entdeckungen links sei,<br />
oder rechts, katholisch<br />
oder unkatholisch,<br />
werden Sie offene<br />
Heiterkeit hervorrufen,<br />
aber das war nicht immer<br />
so. In der Soziologie<br />
können Sie immer noch<br />
derartige Dinge<br />
behaupten. (Bourdieu et<br />
al., 1997, S. 20)<br />
<strong>Wissenschaft</strong><br />
- verlangt politische Autonomie<br />
- verlangt methodisches Arbeiten<br />
- arbeitet mit Deduktion, Induktion, Abduktion<br />
Was ist es?<br />
Was tut es?<br />
Wo kommt es vor?<br />
Wie funktioniert es?<br />
Wozu gibt es?<br />
Gibt es?<br />
Ist es gut?
Deduktion:<br />
Frage: Ist A wegen Diebstahls strafbar?<br />
Regel: Wer eine fremde Sache wegnimmt<br />
usw.(§ 242 StGB)<br />
Fall: A hat seine eigene Sache dem B<br />
weggenommen<br />
Schluss: Also ist A nicht wegen Diebstahls<br />
strafbar.<br />
Induktion:<br />
Frage: Sind alle Schwäne weiß?<br />
Fälle: 100 Schwäne wurden gesehen, alle<br />
waren weiß<br />
Schluß auf die Regel: Alle Schwäne sind weiß<br />
Von nun an lernen alle Kinder in der Schule:<br />
Schwäne sind weiß.
„Mutti, Mutti, ich habe<br />
einen schwarzen<br />
Schwan gesehen."<br />
„Das bildest du dir nur<br />
ein, das war bestimmt<br />
eine Wildgans."<br />
„Komm mit, ich zeig ihn<br />
dir."<br />
„Für so einen Quatsch<br />
habe ich keine Zeit."<br />
Die Mutter deduziert korrekt. Sie hat gelernt:<br />
„Alle Schwäne sind weiß" und schlussfolgert<br />
(logisch): Es gibt keinen schwarzen Schwan.<br />
Und sie ist dogmatisch.<br />
Weil sie nicht bereit ist, ihre Prämisse in<br />
Frage zu stellen.<br />
Schulweisheit ist sakrosankt.<br />
Abduktion:<br />
Fall: Kind sagt, es habe weißen Schwan<br />
gesehen<br />
Mögliche Regeln: Hypothesen<br />
Schluss: Auswahl der wahrscheinlichsten<br />
Hypothesen (und nachfolgende induktive<br />
Untersuchung)
Rechtswissenschaft<br />
und<br />
Kriminologie erfüllen<br />
allgemeine<br />
Kriterien für<br />
<strong>Wissenschaft</strong> nur<br />
unvollkommen.<br />
Es fehlt an<br />
politischer Autonomie<br />
Rezeption und<br />
Integration<br />
(insbesondere der<br />
Evolutionstheorie)<br />
<strong>Wissenschaft</strong>lichkeit<br />
- Strenge der Methode<br />
- Möglichkeiten der Veri- oder Falsifizierung<br />
- Möglichkeit, widerspruchsfreie Paradigmen<br />
aufzustellen sowie<br />
- Wahrscheinlichkeit<br />
- Einfachheit<br />
- Eleganz.<br />
Hinzuzufügen ist:<br />
- keine empirischen Annahmen gegen bzw.<br />
ohne Fundierung i. empirischen<br />
<strong>Wissenschaft</strong><br />
- Widerspruchsfreiheit<br />
- keine herrschende Meinung, keine<br />
Dogmen<br />
- keine metaphysisch-kreationistischen<br />
Annahmen.
Objektivierung<br />
Standpunktwechsel:<br />
Dezentrierung - Rezentrierung<br />
“Gegenübertragung” im Auge behalten<br />
Techniken<br />
Begriffsbildung<br />
Beobachtung und Experiment<br />
Modellbildung und Simulation:<br />
Zwischen Theorie und Praxis
Komplexe Systeme<br />
und<br />
komplexe Probleme<br />
Was sagt Ihr Gehirn zu<br />
dieser Ansammlung<br />
grauweissschwarzer<br />
Quadrate?<br />
Die Metaphorik des<br />
“Programms”<br />
und des<br />
„Programmierens“ als<br />
Basis für neue Modelle
Komplexe Systeme<br />
und<br />
komplexe Probleme<br />
Die Metaphorik des<br />
“Programms”<br />
und des<br />
„Programmierens“ als<br />
Basis für neue Modelle
Wir müssen unterscheiden:<br />
Hypothese<br />
und<br />
Test<br />
• Signale, die als „Oberflächenreizungen“ unserer<br />
Sinnesorgane physikalisch messbar sind;<br />
• Daten, die dadurch entstehen, dass Signale<br />
ausgewertet werden mittels eines Codes;<br />
• Hypothesen, die den Schluss auf Zukünftiges<br />
und nicht Wahrgenommenes ermöglichen sollen<br />
mittels Extrapolation und Interpolation
Je mehr Hypothesen in Betracht gezogen worden sind,<br />
je größer die Zahl der Fälle ist, in denen Hypothesen bestätigt sind,<br />
je besser ein Artefakt<br />
die Funktionen des untersuchten Gegenstandes erfüllt,<br />
je mehr durch ein Konzept, Schema, eine Theorie gebündelte<br />
Hypothesen gut belegt sind,<br />
desto eher kann man davon ausgehen, dass die alternativen Hy-<br />
pothesen nicht zutreffen und Behauptungen oder Repräsenta-<br />
tionen, die darauf gestützt sind, falsch sind,<br />
desto eher wird man die Behauptungen oder Repräsentationen, die<br />
aus den bestätigten Hypothesen abgeleitet sind, für wahr halten
Risco<br />
Hoch-Rechnen<br />
Technik<br />
Bio-/Sozio-/Psychologie<br />
Materielles Recht<br />
Prozeßrecht<br />
Von Beschreibung und Klassifikation<br />
zu<br />
Experiment und Simulation<br />
Erklärung der Entstehung der Arten<br />
Erklärung der Entwicklung von Individuen<br />
Erklärung von Verhalten<br />
Erklärung von Verhalten in der Interaktion<br />
und in gesellschaftlichen Feldern (Massenund<br />
Sozialpsychologie)<br />
“Computationales Paradigma”<br />
Kriminologie/Kriminalpolitik<br />
(c) Dirk Fabricius 2006