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Shell BDH Hauswärme-Studie - HWWI

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52<br />

<strong>Shell</strong> <strong>BDH</strong> <strong>Hauswärme</strong>-<strong>Studie</strong><br />

Szenaretten<br />

53<br />

Im Solarprogramm wird der Zubau solarthermischer<br />

Anlagen im Programmzeitraum<br />

verdoppelt. Damit werden von 2014 bis 2017<br />

pro Jahr rund 150.000 Anlagen zusätzlich<br />

installiert. Dadurch sinkt der Endenergieverbrauch<br />

für die Erzeugung von Raumwärme<br />

und insbesondere für die Bereitstellung von<br />

Warmwasser im Vergleich zum Trendszenario<br />

ab. Der jährliche Endenergieverbrauch liegt<br />

im Jahr 2030 um 14,7% niedriger als im Jahr<br />

2011 und ist damit um 0,2% geringer als<br />

im Trendszenario. Bis 2030 vermindert sich<br />

der kumulierte Energieverbrauch in Folge<br />

des verstärkten Einsatzes von Solarthermie<br />

um 18,2 Mrd. kWh. Dies ist insbesondere<br />

auf einen geringeren Verbrauch für die<br />

Warmwasserbereitstellung zurückzuführen.<br />

Der Anteil der Endenergie, die für Warmwasser<br />

benötigt wird, liegt mit 15,6% rund<br />

0,3% niedriger als im Trendszenario (15,9%).<br />

Mit dem sinkenden Endenergieverbrauch<br />

gehen ebenfalls die Treibhausgasemissionen<br />

zurück und 2030 werden jährlich 21,9%<br />

weniger an Treibhausgasen ausgestoßen, im<br />

Vergleich zum Trendszenario eine um 0,2%<br />

stärkere Reduktion. Bis 2030 werden damit<br />

aggregiert rund 4 Mio. t Treibhausgase mehr<br />

eingespart.<br />

Exkurs: Vollkosten vs. Ohnehin- und Mehrkosten<br />

Bei den Investitionskosten handelt es sich grundsätzlich um die<br />

Vollkosten der Sanierung bzw. Modernisierung, die auch<br />

tatsächlich anfallen. Es ist allerdings zu beachten, ob sämtliche<br />

Sanierungs- bzw. Modernisierungskosten energiebedingt sind<br />

oder nicht. Denn im Sanierungsfall wird oftmals ein Teil der<br />

Kosten für notwendige Instandhaltungsmaßnahmen „ohnehin“<br />

(Ohnehin-Kosten) fällig, so dass nur ein Teil der Kosten (auch<br />

Mehrkosten) energetisch bedingt sind. So koppelt etwa die<br />

EnEV die Anforderungen an eine nachträgliche Dämmung<br />

der Außenwand an eine „ohnehin“ erforderliche umfassende<br />

Instandsetzung der Fassade. Wenn folglich zwecks Instandhaltung<br />

bereits ein Gerüst errichtet werden muss, werden für das<br />

Aufbringen von zusätzlichen Dämmmaterialien nur Materialund<br />

Dienstleistungskosten fällig.<br />

Unterschiedliche Sanierungsmaßnahmen weisen wiederum<br />

unterschiedliche „Ohnehin-Faktoren“ auf. Die Dämmung von<br />

oberster Geschossdecke und der Kellerdecke erfolgt immer aus<br />

energetischen Gründen, damit entsprechen die energiebedingten<br />

Mehrkosten bei diesen Maßnahmen den Vollkosten. Ebenso<br />

ist für Fenster eine Trennung zwischen energiebedingten Mehrkosten<br />

und Ohnehin-Kosten schwierig, da heutige Standardfenster<br />

energetisch deutlich besser sind als ältere Fenster und damit<br />

eine Sanierung ohne energetische Verbesserung kaum realisierbar<br />

ist. Energiebedingte Mehrkosten sind nur für eine weitere<br />

Verbesserung des U-Wertes gegenüber dem geforderten<br />

Standard auszuweisen. Die Spannweite von Ohnehin-Faktoren<br />

ist aufgrund der unterschiedlichen Maßnahmen und Gebäudestandards<br />

sehr groß. Ein Ohnehin-Faktor von etwa 50% wäre<br />

für eine mehrere Elemente umfassende Gebäudesanierung<br />

vertretbar; das heißt, nur 50% der Sanierungskosten werden als<br />

energetisch bedingt angerechnet.<br />

Zudem besitzen Gebäudeteile eine höhere erwartete/<br />

geschätzte Lebensdauer als Heizkessel; für die Dämmung der<br />

Gebäudehülle kann eine Lebensdauer von 40 Jahren, für Fenster<br />

eine Lebensdauer von 30 Jahren und für Heizkessel eine<br />

Lebensdauer von rund 20 Jahren angesetzt werden. Allerdings<br />

Kosten<br />

Im Trendszenario werden bis insgesamt 419<br />

Mrd. € investiert; davon entfallen 169 Mrd. €<br />

auf die Sanierung des baulichen Wärmeschutzes<br />

und 250 Mrd. € auf die Modernisierung<br />

von Heiztechnik. Die Ausgaben für<br />

Brennstoffe und Energie summieren sich bei<br />

angenommener jährlicher Preiserhöhung von<br />

3% bis zum Jahr 2030 auf 1.030 Mrd. €, bei<br />

konstanten Preisen sind es etwas über 758<br />

Mrd. €.<br />

würden vorzeitige Gebäudesanierungsmaßnahmen wiederum<br />

zu höheren energiebedingten Sanierungskosten führen; denn<br />

hier müsste ein Teil der geplanten/normalen Nutzungsdauer<br />

von Fassade/Wand/Fenster/Decke vorzeitig abgeschrieben<br />

werden.<br />

Analog zu den Kosten der Gebäudesanierung lassen sich<br />

– zumindest prinzipiell – auch die Kosten der Heizungsmodernisierung<br />

in Kosten zur Instandhaltung und Kosten zur<br />

Modernisierung unterteilen. Danach würde zum Beispiel die<br />

Ablösung von Heizwerttechnik (Niedertemperatur) nach<br />

geplanter Nutzungsdauer erneut durch Niedertemperatur zu<br />

keinen Mehrkosten der Heizungsmodernisierung führen; analog<br />

der Gebäudesanierung dürften beim Upgrade von Niedertemperatur<br />

auf Brennwerttechnik nur die zusätzlichen Investitionskosten<br />

als Kosten der energetischen Modernisierung aufgeführt<br />

werden. Tatsächlich werden Gas-/Öl-Kesselmodernisierungen<br />

auf Brennwerttechnik jedoch inzwischen als Stand der Technik<br />

gewertet, der ohne energiebedingte Mehrkosten zu realisieren<br />

ist.<br />

Weiterhin stellt sich die Modernisierung von Heiztechnik innerhalb<br />

eines Energieträgers relativ günstig dar, während es bei<br />

Wechsel eines Energieträgers zu relativ hohen Kosten kommt.<br />

Ein vorzeitiger Wechsel, das heißt eine Beschleunigung der<br />

Modernisierung, führt allerdings auch hier zu höheren Kosten,<br />

wenn Heizanlagen vorzeitig abgeschrieben werden müssen.<br />

Allerdings existiert ein großer Teil von Heizsystemen (vor allem<br />

Konstanttemperaturkessel), die längst abgeschrieben sind,<br />

so dass hier auch bei beschleunigter Modernisierung keine/<br />

kaum Abschreibungskosten bzw. gegebenenfalls nur geringe<br />

Restwertverluste entstünden.<br />

Das Institut Wohnen und Umwelt (2012) hat mit Hilfe von<br />

Regressionsanalysen Kostenfunktionen für die Vollkosten<br />

(Gesamtkosten) bzw. energiebedingten Mehrkosten der Maßnahmen<br />

abgeleitet (IWU 2012).<br />

Durch das Gebäude-Sanierungsprogramm<br />

fallen im Vergleich zum Trend Extrakosten<br />

für bauliche Maßnahmen von 42 Mrd. € an.<br />

Würde der Anteil der „Ohnehin-Kosten“ im<br />

Durchschnitt etwa 50% betragen, so lägen<br />

die energetisch bedingten Mehrkosten bei<br />

21 Mrd. €. Im Gegenzug verringern sich bei<br />

jährlich 3% Preissteigerung die Energieverbrauchskosten<br />

um zusammengenommen über<br />

9 Mrd. € und im Fall konstanter Preise um 6,6<br />

Mrd. € bis 2030.<br />

Für den erhöhten Austausch der Wärmeerzeuger<br />

im Modernisierungsprogramm<br />

fallen gegenüber dem Trendszenario zusätzliche<br />

Kosten im Vergleich zum Trend von 6,5<br />

Mrd. € an. Die Kosten für den baulichen<br />

Wärmeschutz bleiben unverändert. Durch<br />

den sinkenden Endenergieverbrauch verringern<br />

sich die Verbrauchskosten im Vergleich<br />

zum Trendszenario. Bis zum Jahr 2030 liegen<br />

diese bei dreiprozentiger Preissteigerung<br />

rund 9,5 Mrd. € niedriger als im Trend. Bei<br />

konstanten Preisen sind es 6,6 Mrd. €.<br />

Für den gesteigerten Ausbau der Holzheizungen<br />

werden insgesamt rund 1,7 Mrd. €<br />

zusätzlich investiert. Durch die günstigeren<br />

Brennstoffkosten von Holz im Vergleich zu<br />

anderen Energieträgern sinken die Verbrauchskosten.<br />

Die Verbrauchskosten verringern<br />

sich damit bei angenommener jährlicher<br />

Preissteigerung um 3% bis zum Jahr 2030 um<br />

zusammengerechnet mehr als 1,4 Mrd. €.<br />

Der forcierte Ausbau von Wärmepumpen und<br />

Mini-KWK erfordert zusätzliche Investitionen<br />

in Höhe von 1,8 Mrd. € verteilt über die<br />

vier Jahre des Programms. Dadurch steigt die<br />

kumulierte durch KWK-Anlagen produzierte<br />

Strommenge im Vergleich zum Trend um 0,3<br />

Mrd. kWh. Eine wirtschaftliche Bewertung<br />

dieser Maßnahme ist sehr schwierig, da nicht<br />

abzuschätzen ist, inwieweit die Strompreise<br />

zukünftig zeitlich differenziert werden. Im<br />

Idealfall könnten Wärmepumpen den Strom<br />

nutzen, wenn er reichlich und preiswert ist,<br />

während die KWK-Anlagen zu Spitzenzeiten<br />

sehr teuren Strom produzieren.<br />

Durch den intensivierten Zubau von<br />

Solarthermie fallen im Programmzeitraum<br />

zusätzliche Investitionen von etwas mehr als<br />

3 Mrd. € an. Im Vergleich zum Trendszenario<br />

sinken die Verbrauchskosten bis 2030 um<br />

annähernd 2,4 Mrd. €.<br />

Zwischenfazit Szenaretten<br />

Aus der Sanierungsmaßnahme des baulichen Wärmeschutzes entstehen im Vergleich<br />

der Programme die größten Einsparungen bei der Endenergie und beim<br />

jährlichen Treibhausgasausstoß. Somit ist die erhöhte Sanierung des baulichen<br />

Wärmeschutzes ein sehr wirksames Mittel zur Reduktion des Endenergieverbrauches<br />

und der Treibhausgasemissionen. Bei Vollkostenansatz fallen jedoch<br />

die mit Abstand höchsten Investitionskosten an; bei Mehrkostenansatz und<br />

unter Berücksichtigung der Lebensdauer von Gebäudeteilen nähern sich Maßnahmen<br />

zur Gebäudesanierung der Heizungsmodernisierung deutlich an.<br />

Wirtschaftlicher ist das Modernisierungsprogramm. Auch hier sind große Einsparungen<br />

beim Endenergieverbrauch und bei den Treibhausgasemissionen zu<br />

erzielen. Die im Vergleich relativ niedrigen Investitionskosten lassen die Modernisierung<br />

von Heizungen auch unter Wirtschaftlichkeitsaspekten attraktiv<br />

erscheinen. In diesem Programm werden die Investitionskosten durch Einsparungen<br />

bei den Energiekosten mehr als kompensiert.<br />

Die Programme für Holz, Strom und Solar leisten ebenfalls einen großen Beitrag<br />

zu den energiepolitischen Zielen.<br />

Speziell Holzheizungen können – mit dem heute schon bedeutendsten alternativen<br />

Energieträger Holz – zur Reduktion von Treibhausgasemissionen beitragen.<br />

Dabei sind die gesamtwirtschaftlichen Kosten bei einem Horizont bis<br />

2030 relativ gering. Voraussetzung ist aber, dass ein hinreichend nachhaltiges<br />

Holzangebot vorhanden ist.<br />

Wärmepumpen und häusliche Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen können aufgrund<br />

der durch Wärmepumpen zusätzlich gewonnenen Umweltwärme sowie<br />

des erzeugten KWK-Stroms deutlich zur Reduktion des Endenergieverbrauches<br />

und – in Abhängigkeit vom verfügbaren Strom(mix) – der Treibhausgasemissionen<br />

beitragen. Darüber hinaus ermöglichen sie eine verstärkte Integration von<br />

Strom- und Wärmeversorgung – zum Beispiel durch Verbrauchsverlagerung mit<br />

Hilfe lastvariabler Stromtarife und intelligenter Stromzähler (Smart Metering).<br />

Wärmepumpen könnten mit Hilfe von Pufferspeichern überschüssigen Strom<br />

effizient nutzen.<br />

Auf der Versorgungsseite könnten stromerzeugende Heizungen, mit Erdgas<br />

und Heizöl betriebene Mikro- und Mini-KWK-Anlagen zur Abdeckung von<br />

Netzlastspitzen beitragen, insbesondere wenn sie überwiegend stromgeführt<br />

betrieben werden. Da die Investitionskosten relativ hoch liegen, wäre für einen<br />

vermehrten Ausbau dieser Technologien eine angemessene Vergütung des<br />

KWK-Stroms und eine hinreichende Differenzierung der Stromtarife notwendig.<br />

Schließlich kann Solarthermie einen spürbaren Beitrag zur Reduktion von<br />

Endenergieverbrauch und Treibhausgasemissionen leisten, insbesondere dann,<br />

wenn die Energiepreise steigen.

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