März 2013 - Sächsischer Bergsteigerbund
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Leserbriefe<br />
Aufkündigung empfohlen. Hierzu heißt es im<br />
Bericht unter anderem: „Erarbeitung und Umsetzung<br />
eines Konzeptes zur weiteren Reduktion<br />
der Inanspruchnahme des Nationalparks<br />
für Aktivitäten, die den naturschutzfachlichen<br />
Anforderungen widersprechen“, d. h. Einschränkung<br />
des Klettersports und deutliche<br />
Reduzierung der Wegdichte.<br />
Geradezu ein Schlag ins Gesicht der vielen<br />
ehrenamtlichen Naturschützer im Gebirge<br />
dürfte schließlich die Aussage der Evaluierungskommission<br />
sein, dass „Naturschutzaspekte<br />
… gegenüber Wander- und Bergsportverbänden<br />
sowie anderen Nutzergruppen<br />
nicht stark genug vertreten werden“<br />
können.<br />
Die Kommission lässt in ihrem Bericht keinen<br />
Zweifel hinsichtlich ihrer Erwartungen an die<br />
künftige Entwicklung im Nationalpark Sächsische<br />
Schweiz. Jeder Bewohner und jeder<br />
Naherholungssuchende wird sich dementsprechend<br />
positionieren müssen.<br />
Der Bericht macht deutlich: Entgegen allen<br />
zurückliegenden Versprechungen geht es darum,<br />
den Menschen schrittweise aus der Natur<br />
zu entfernen. Eine über Jahrhunderte von<br />
Menschen geprägte Landschaft soll zu einem<br />
Analogurwald konvertiert werden. Anstelle<br />
von gelebtem Abenteuer in der Natur wird<br />
es Analogabenteuer in Wildniscamps geben.<br />
Wenn sich dann irgendwann der Besucher der<br />
Sächsischen Schweiz damit zufrieden gibt, die<br />
Natur in einer Kunstwelt mit Videos und 3 D-<br />
Animation gleich neben dem Großraumparkplatz<br />
zu erleben, dann dürfte die Kommission<br />
ihren Frieden finden.<br />
Es ist nunmehr fast 20 Jahre her, dass ein<br />
sächsischer Forstbeamter auf einer Exkursion<br />
mit Studenten sinngemäß sagte, es obliege<br />
den Menschen, künftig darüber zu entscheiden,<br />
ob ein Nationalpark das ist, was sie<br />
wollen und ob dieser dauerhaft für Landschaft<br />
und Menschen das Mittel der Wahl sein kann.<br />
Im ehrlichen Umgang miteinander müssen wir<br />
irgendwann zwangsläufig zu der Erkenntnis<br />
kommen, dass ein Nationalpark, wie er in<br />
Deutschland offenbar nach Meinung der<br />
Evaluierungskommission verstanden werden<br />
soll, eher der Selbstverwirklichung einer<br />
Gruppe von Stadtmenschen dient als den<br />
Menschen in der Region. Hier gibt es einen<br />
Gegenentwurf! Biosphärenreservate kommen<br />
als erprobtes und bewährtes Alternativmodell<br />
zum dauerhaften Schutz bewahrenswerter<br />
Kulturlandschaften infrage. Biosphärenreservate<br />
fühlen sich in ihrer programmatischen<br />
Ausrichtung dem Menschen und der Biosphäre<br />
gleichermaßen verpflichtet. Sie erkennen<br />
an, dass der Mensch Teil des Lebensraumes<br />
ist, statt diesen in Besucherzentren zu verbannen.<br />
Sie ermöglichen den Menschen<br />
der Region eine Existenz in der Region. Sie<br />
ermöglichen den Erhalt und den Unterhalt<br />
des Kulturraumes durch dessen pflegliche<br />
Bewirtschaftung. Denn genau dadurch ist die<br />
Sächsische Schweiz zu dem geworden, was<br />
sie zum Zeitpunkt ihrer Unterschutzstellung<br />
war: ein Lebensraum für Pflanzen, Tiere und<br />
Menschen gleichermaßen.<br />
Zurück zum Ausgang und zur Sorge, ein<br />
gutes Bündnis könne zerbrechen: Der zuständige<br />
Fachminister sowie Vertreter der<br />
Nationalparkverwaltung haben sich öffentlich<br />
für die Fortführung der vertrauensvollen Zusammenarbeit<br />
zwischen den Verbänden, den<br />
Touristikern und der Nationalparkverwaltung<br />
in Kenntnis ihrer gemeinsamen Verantwortung<br />
ausgesprochen und wesentliche Forderungen<br />
der Evaluierungskommission sinngemäß als<br />
nicht praxistauglich erklärt. Diese Signale sind<br />
wichtig und sollten ernst genommen werden.<br />
Dr. Jens Triebel<br />
Vgl. auch den Beitrag „Bewertung des Nationalparkes“<br />
von Peter Rölke, Leiter der AG<br />
Natur- und Umweltschutz des SBB (S. 28).<br />
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