14.01.2014 Aufrufe

1,80 02 | 13 - Draußen

1,80 02 | 13 - Draußen

1,80 02 | 13 - Draußen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>02</strong> | <strong>13</strong><br />

1,<strong>80</strong><br />

~Straßenmagazin für Münster und das Münsterland | 0,70 Euro für den Verkäufer | www.strassenmagazin-draussen.de<br />

Der Kailoff | Autisten = Massenmörder? | Armes Münster<br />

Bayernkeeper Starke im Interview


Editorial<br />

Liebe Leserinnen<br />

und Leser,<br />

Wir rauchen zu stark, wir trinken zu viel, wir geben verantwortungslos<br />

viel aus; wir lachen zu wenig, fahren zu schnell, regen<br />

uns zu schnell auf, gehen zu spät schlafen, stehen zu müde<br />

auf; wir lesen zu wenig, sehen zu viel fern, beten zu selten. Wir<br />

haben unseren Besitz vervielfacht, aber unsere Werte reduziert.<br />

Wir sprechen zu viel, wir lieben zu selten und wir hassen zu<br />

oft. Wir wissen, wie man seinen Lebensunterhalt verdient, aber<br />

nicht mehr wie man lebt. Wir haben dem Leben Jahre hinzugefügt,<br />

aber nicht den Jahren Leben. Wir kommen zum Mond,<br />

aber nicht mehr an die Tür des Nachbarn. Wir haben den Weltraum<br />

erobert, aber nicht den Raum in uns. Wir machen größere<br />

Dinge, aber keine Besseren. Wir haben die Luft gereinigt, aber<br />

die Seelen verschmutzt. Wir können Atome spalten, aber nicht<br />

unsere Vorurteile. Wir schreiben mehr, aber wissen weniger,<br />

wir planen mehr, aber erreichen weniger. Wir haben gelernt<br />

schnell zu sein, aber wir können nicht warten. Es ist die Zeit<br />

des schnellen Essens und der schlechten Verdauung, der großen<br />

Männer und der kleinkarierten Seelen, der leichten Profite und<br />

der schwierigen Beziehungen. Es ist die Zeit des größeren Familieneinkommens<br />

und der Scheidungen, der schöneren Häuser<br />

und der zerstörten Zuhause.<br />

Vergesst nicht, mehr Zeit denen zu schenken, die Ihr liebt, weil<br />

sie nicht immer mit Euch sein werden. Sagt ein gutes Wort denen,<br />

die Euch jetzt voll Begeisterung von unten her anschauen,<br />

weil diese kleinen Geschöpfe bald erwachsen werden und nicht<br />

mehr bei Euch sein werden. Schenkt dem Menschen neben<br />

Euch eine innige Umarmung, denn sie ist der einzige Schatz,<br />

der von Eurem Herzen kommt und Euch nichts kostet. Sagt dem<br />

geliebten Menschen: „Ich liebe Dich“ und meint es auch so.<br />

Ein Kuss und eine Umarmung, die von Herzen kommen, können<br />

alles Böse wiedergutmachen. Geht Hand in Hand und schätzt<br />

die Augenblicke, wo Ihr zusammen seid, denn eines Tages wird<br />

dieser Mensch nicht mehr neben Euch sein.<br />

Findet Zeit Euch zu lieben, findet Zeit miteinander zu sprechen.<br />

Findet Zeit, alles was Ihr zu sagen habt miteinander zu teilen,<br />

denn das Leben wird nicht gemessen an der Anzahl der Atemzüge,<br />

sondern an der Anzahl der Augenblicke, die uns des Atems<br />

berauben.<br />

Frei nach einer E-Mail vom Clown Fidelidad<br />

Ihr ~ - Redaktionsteam<br />

Anzeige<br />

www.stadtwerke-muenster.de<br />

Fernwärme:<br />

Jetzt bis zu 2.250 Euro<br />

Zuschuss sichern!<br />

FERNWÄRME<br />

Münster:nachhaltig<br />

Anschluss<br />

gesucht?<br />

Fernwärme – preiswert und klimafreundlich!<br />

Jetzt Verfügbarkeit<br />

checken und wechseln. Mehr:<br />

✔ unter Telefon: <strong>02</strong> 51.6 94-12 34 oder<br />

✔ vom 14. – 17. März auf der Bauen<br />

& Wohnen in der Halle Münsterland<br />

2


Anzeige<br />

Werden Sie<br />

~<br />

Pate!<br />

Unser Patenspendenkonto:<br />

Kto 34205427<br />

BLZ 40050150<br />

Sparkasse Münsterland Ost<br />

Ihre Unterstützung ist Hilfe, die direkt ankommt.<br />

Jeder Euro wird sinnvoll und verantwortungsvoll genutzt, um Obdachlosen und<br />

schwer vermittelbaren Langzeitarbeitslosen neue Chancen zur Verbesserung ihrer<br />

Lebenssituation zu bieten. Helfen Sie mit, es gibt vielfältige Möglichkeiten:<br />

• Kaufen und Weiterempfehlen der ~ ist die direkte Hilfe zur Selbsthilfe<br />

für die VerkäuferInnen (kleines Zubrot, Akzeptanz, Eröffnung neuer<br />

Perspektiven) und steigert die Auflage der Zeitung. Preis: 1,<strong>80</strong> Euro.<br />

• Seitensponsoring ist eine besondere Form, die Druckkosten einer Seite in der<br />

~ direkt zu finanzieren. Preis: ab 50,- Euro. (Kto 34205427, BLZ 40050150)<br />

• Werbung in ~ unterstützt die laufenden Betriebskosten und zeigt<br />

außerdem Ihr gesellschaftliches Engagement und Ihre soziale Verantwortung.<br />

Preis ab 58,- Euro (incl. MwSt.) (Kto 34205427, BLZ 40050150)<br />

• Spenden sind wichtig für den Erhalt des Projektes<br />

Summe: beliebig (Kto 34205427, BLZ 40050150)<br />

• Patenschaften ermöglichen uns die Finanzierung von Vollund<br />

Teilzeitstellen. Summe: langfristig und beliebig<br />

3


Impressum<br />

Herausgeber<br />

„~“ e. V.<br />

Berliner Platz 8<br />

48143 Münster<br />

Redaktionsteam<br />

Juliane Büker<br />

Michael Heß<br />

Sabrina Kipp<br />

Sigi Nasner<br />

Carsten Scheiper (V.i.S.d.P.)<br />

Horst Gärtner<br />

Tel.: <strong>02</strong>51 / 49 09 11 8<br />

redaktion@strassenmagazin-draussen.de<br />

Streetwork<br />

Sabrina Kipp<br />

s.kipp@strassenmagazin-draussen.de<br />

Internetseite<br />

www.strassenmagazin-draussen.de<br />

Administrator: Cyrus Tahbasian<br />

Texte<br />

Christine Dedeck, Lena Fiebig, Horst<br />

Gärtner, Michael Heß, Markus Kipp,<br />

Kerstin Klimenta, Glenn Langhorst,<br />

Katrin Moser, Bernd Mülbrecht, Annette<br />

Poethke, Manuel Schumann<br />

Fotos<br />

Allwetterzoo Münster, Anke Elsner,<br />

FC Bayern München, Lena Fiebig,<br />

Michael Heß, Markus Kipp, Andreas<br />

Löchte, Tobias Könneker, Katrin Moser,<br />

Sigi Nasner, Manuel Schumann<br />

Titelfoto<br />

Allwetterzoo Münster<br />

Layout und Titelgestaltung<br />

Juliane Büker<br />

j.bueker@strassenmagazin-draussen.de<br />

Gestaltungskonzept<br />

Lisa Schwarz/Christian Büning<br />

Druck<br />

Gutverlag Druck & Medien<br />

Auflage 10.000<br />

Unterstützt durch<br />

Siverdes-Stiftung<br />

Bankverbindung<br />

Sparkasse Münsterland Ost<br />

Konto-Nr. 33 878<br />

BLZ 400 501 50<br />

Paten-Spenden-Konto<br />

Sparkasse Münsterland Ost<br />

Konto-Nr. 34205427<br />

BLZ 400 501 50<br />

Wir danken allen Spendern!<br />

Artikel, die namentlich gekennzeichnet<br />

sind, geben nicht unbedingt die<br />

Meinung der Redaktion wieder.<br />

Bitte beachten Sie unsere<br />

Anzeigenkunden.<br />

2<br />

6<br />

8<br />

11<br />

12<br />

14<br />

16<br />

18<br />

20<br />

23<br />

24<br />

25<br />

26<br />

27<br />

28<br />

Inhalt<br />

Editorial<br />

Das Paradox unserer Zeit<br />

Der Kailoff heult wieder<br />

Der Wolf kehrt nach Deutschland zurück - ein Überblick<br />

Willkommen in der Armutsfalle<br />

In Münster hält Armut flächendeckend Einzug<br />

Wohnen 60 Plus<br />

Warm - trocken - sicher: Dreifaltigkeitskirche<br />

Die lauten Autisten<br />

Sind Menschen mit Asperger-Syndrom potentielle Massenmörder?<br />

Teilhabe an der Stadtgesellschaft ermöglicht<br />

Ein Ratsbeschluss bringt Münster 1997 an die Weltspitze<br />

Löffelstarschnitt<br />

Münsteraner Promis geben den Löffel ab<br />

Ein Hoch dem Löffel!<br />

Eine kurze Kulturgeschichte des Löffels<br />

„Ich wurde in den Medien zerrissen“<br />

Bayernkeeper Tom Starke im Interview<br />

Junge Journalisten gehen ihren Weg...<br />

„Journalismus ist für mich Herausforderung und Leidenschaft!“<br />

Columne: ~ auf Cuba<br />

Weihnachten - Ein Nachruf<br />

Neues aus dem Familienrecht<br />

Mehr Rechte für Väter von nichtehelichen Kindern<br />

Lesen<br />

S. Tophofen: „So lange bin ich vogelfrei. Mein Leben als Straßenkind“<br />

Rezepte<br />

Antipasti<br />

Schlussakkord<br />

Der richtige Blick<br />

#<br />

5


Bericht | Text: Christine Dedeck | Fotos: Allwetterzoo Münster<br />

Der Kailoff heult wieder!<br />

Der Wolf kehrt nach Deutschland zurück – ein Überblick<br />

C<br />

M<br />

Y<br />

CM<br />

MY<br />

Er hat graues Fell und heult, so heißt<br />

es im Volksmund, gerne den Vollmond<br />

an: der Wolf. Nach vielen Jahren fasst<br />

er langsam wieder Fuß in seiner alten<br />

Heimat. Doch Mensch und Wolf haben<br />

sich in Deutschland auseinandergelebt.<br />

Anzeige<br />

Wer ist der ist das Raubtier im grauen Pelz, Eben dort, wo es ausreichend Nahrung<br />

der unserem Haushund so ähnlich ist? und ungestörte Reviere für die Aufzucht<br />

Der Wolf bildet zusammen mit Schakalen der Jungen gibt. Eingewanderten Wölfen<br />

eine eigene Gattung in der Familie der in der Oberlausitz in Sachsen gelang es<br />

Hunde. In dieser Tierfamilie ist er selbst 2000 zum ersten Mal wieder Junge in<br />

das größte Mitglied. Meistens bevorzugt Deutschland aufzuziehen. Seitdem breitet<br />

der Wolf Grasland und Wälder als Lebensraum,<br />

sich der Wolf wieder in unserer Republik<br />

ist aber extrem anpassungsfähig. aus. Das bundesweite Wolfsmonitoring<br />

MS_Anz_draußen_42,7x126_sw_RZ.pdPage 1 31.08.2009 14:29:31 Uhr<br />

Bevorzugt werden Rehe, Rothirsche oder<br />

Wildschweine gejagt, aber auch kleinere<br />

Tiere stehen auf dem Speiseplan des<br />

Wolfes. In seinem Jagdrevier legt er auf<br />

der Suche nach Beute durchaus über<br />

100 Kilometer in nur einer Nacht zurück.<br />

Wölfe leben in Rudeln zusammen, die<br />

Beziehungen untereinander sind durch<br />

eine strenge Rangordnung geprägt.<br />

Derzeit schätzt der WWF den Bestand in<br />

Deutschland auf etwa 100 Tiere. Früher<br />

bevölkerte der Wolf die gesamte nördliche<br />

Halbkugel und sogar Mexico, Nordafrika,<br />

Arabien und Indien. Durch Verfolgung und<br />

Zerstörung des wölfischen Lebensraumes<br />

galt der graue Pelz in Deutschland Mitte<br />

des 20. Jahrhunderts als ausgestorben.<br />

Inzwischen haben sich einige Tiere wieder<br />

im Osten von Deutschland angesiedelt.<br />

Sie erobern alte Truppenübungsplätze in<br />

Sachsen und Brandenburg und wurden<br />

auch in Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen,<br />

Hessen und Bayern gesichtet.<br />

konnte bisher 19 Rudel bzw. Wolfspaare<br />

und vier Einzeltiere ausmachen (Stand<br />

Dezember 2012). Die meisten davon in<br />

Sachsen und Brandenburg.<br />

Mensch gegen Wolf<br />

Nach 150 Jahren wolfsfreier Republik muss<br />

sich der Mensch erst wieder an den Wolf<br />

gewöhnen. So kommt es zum Beispiel<br />

dort häufig zu Konflikten zwischen Wolf<br />

und Mensch, wo sich die Freitierhaltung<br />

nach dem Aussterben des Wolfes um 1900<br />

ausgebreitet hat. In mehreren Fällen<br />

wurden zum Beispiel Schafe von Wölfen<br />

gerissen. Zwar erhalten die geschädigten<br />

Tierhalter einen finanziellen Ausgleich,<br />

doch der Unmut nach solchen Vorfällen<br />

ist natürlich groß. Dass der Wolf sich an<br />

Schafsherden bedient, liegt in seinem<br />

Wesen: „Der Wolf ist ein großes Wildtier,<br />

das sich als Opportunist unter anderem<br />

CY<br />

CMY<br />

K<br />

6


das holt, was er als Beute am leichtesten<br />

bekommt: Nutztiere, also beispielsweise<br />

ein Schaf.“, sagt Tierexperte Derk Ehlert<br />

in einem Interview der taz. Bisher sind<br />

Wölfe in Deutschland streng geschützt<br />

und dürfen nicht bejagt werden. In Sachsen<br />

unterliegt er zwar dem Jagdrecht,<br />

hat aber ganzjährig Schonzeit. Nach<br />

wölfischen Übergriffen auf Nutzvieh wie<br />

zum Beispiel im letzen November auf<br />

eine Schafherde an der Müritz melden<br />

sich erste Stimmen, die nachdrücklich<br />

eine Bejagung des Wolfes fordern. Rainer<br />

Tietböhl, Präsident des Landesbauernverbandes<br />

Mecklenburg-Vorpommern,<br />

befürchtet einen Anstieg der Übergriffe,<br />

wie sie schon jetzt in wolfreichen Ländern<br />

wie Schweden zu verzeichnen sind. Dort<br />

hat sich die Zahl von 50 Übergriffen von<br />

Wölfen im Jahr 1997 auf 450 Übergriffe aus<br />

dem Jahr 2011 fast verzehnfacht. „Diese<br />

Entwicklung droht uns auch, zumal der<br />

Wolf keine natürlichen Feinde hat. Deshalb<br />

müssen die zuständigen Behörden<br />

prüfen, ob nicht der Wolf wieder zur<br />

Jagd freigegeben werden soll“, fordert<br />

Tietböhl in einer Presseerklärung.<br />

Willkommen Wolf!<br />

Tier- und Naturschutzvereine dagegen<br />

möchten den Wolf in Deutschland weiter<br />

geschützt sehen. Auf der Roten Liste wird<br />

er als streng geschützte Art geführt. Eine<br />

Bejagung des Wolfes wird konsequent<br />

abgelehnt. Das NABU-Projekt „Willkommen<br />

Wolf“ möchte frei lebenden Wölfen<br />

in Deutschland wieder einen dauerhaften<br />

Lebensraum bieten. Informationsbüros<br />

und verschiedene Broschüren sollen die<br />

Einwanderung begleiten und die Bevölkerung<br />

aufklären. Schließlich ist der Wolf<br />

immer noch das seltenste Säugetier in<br />

Deutschland. Für den NABU hinken die<br />

Bundesländer dem Wolf noch hinterher,<br />

bisher gibt es nur wenig Ansätze, das Nebeneinander<br />

von Mensch und Wolf zu regeln.<br />

Die Wohngemeinschaft von Wolf und<br />

Mensch in der Bundesrepublik ist noch<br />

jung. Um ein konfliktfreies Miteinander<br />

von Mensch und Tier zu ermöglichen,<br />

erarbeitete Brandenburg zusammen mit<br />

dem NABU einen Wolfsmanagementplan<br />

für die nächsten fünf Jahre. „Ziel des<br />

brandenburgischen Wolfsmanagements<br />

sind Prävention und Lösung der Konflikte,<br />

die mit der Rückkehr des Wolfes<br />

verbunden sind. Mit mehr Aufklärung<br />

und Öffentlichkeitsarbeit wollen wir<br />

mehr Akzeptanz und Verständnis für<br />

eine dauerhafte Rückkehr des Wolfes<br />

nach Brandenburg erreichen, damit so<br />

das Vorkommen von Wölfen Normalität<br />

wird“, sagte Brandenburgs Umweltministerin<br />

Anita Tack bei der Präsentation<br />

des Papiers. WWF, IFAW und der NABU<br />

Brandenburg begrüßen den Plan. „Mit<br />

dem Brandenburger Wolfmanagementplan<br />

wurde ein rahmengebendes und<br />

grundlegendes Instrument geschaffen,<br />

um den Herausforderungen, die die<br />

Rückkehr der Wölfe nach Brandenburg<br />

mit sich bringen, gewachsen zu sein“,<br />

schreibt der International Fund for Animal<br />

Welfare, IFAW, in einer Mitteilung.<br />

Der böse Wolf<br />

Die Anwohner der betroffenen Regionen<br />

reagieren unterschiedlich auf den neuen<br />

Mitbewohner. Die Angst vor dem bösen<br />

Wolf ist noch immer weit verbreitet. In<br />

vielen deutschen Märchen ist der Wolf<br />

eine hungrige Bestie und der Mythos des<br />

menschenreißenden Raubtieres hält sich<br />

hartnäckig. Die Urangst vor dem wilden<br />

und unbekannten Tier steckt noch immer<br />

in uns. Mit der Realität haben Märchen<br />

und Mythen jedoch wenig gemein. In<br />

Deutschland lebende Wölfe reagieren bei<br />

einer Begegnung mit Menschen vorsichtig,<br />

aber nicht extrem scheu. Der Wolf<br />

zieht sich bedacht und ruhig zurück, statt<br />

panisch die Flucht zu ergreifen. Es gehört<br />

zur Überlebensstrategie des Wolfes, potentiellen<br />

Feinden gegenüber vorsichtig<br />

zu sein. Begegnungen mit den tierischen<br />

Einwanderern sind daher eher selten.<br />

Vor allem deswegen, weil Wölfe den<br />

Menschen bereits frühzeitig bemerken<br />

und aus dem Weg gehen. Streifgebiete,<br />

die von Menschen aktiv genutzt werden,<br />

durchquert der Wolf eher in der Nacht.<br />

Der Mensch zählt nicht zur natürlichen<br />

Beute von Wölfen. Doch viele Menschen<br />

befürchten, dass ausgehungerte Wölfe<br />

mangels natürlicher Beutetiere sich auch<br />

an den Homo sapiens wagten. Solche<br />

Befürchtungen sind unbegründet. Wilde<br />

Wölfe werden im Welpenalter durch die<br />

Nahrung, die ihre Wolfseltern herantragen,<br />

auf ihr Beutespektrum geprägt - und<br />

der Mensch gehört nicht dazu.<br />

Eine Studie des Norwegischen Institutes<br />

für Naturforschung (NINA) zum Gefährdungspotential<br />

von Wölfen gegenüber<br />

Menschen kam zu dem Schluss, dass das<br />

Risiko eines Angriffs äußerst gering ist. In<br />

den letzten 50 Jahren gab es in Europa<br />

fünf tödliche Angriffe von Wölfen und die<br />

waren auf Tollwut und Gewöhnung zurückzuführen.<br />

Seit 2008 ist Deutschland<br />

allerdings tollwutfrei. Zudem soll das Monitoring<br />

der Wölfe dazu beitragen, dass<br />

auffällige oder aggressive Tiere frühzeitig<br />

erkannt werden. Eine Gefahr besteht<br />

meistens nur dann, wenn die wilden<br />

Tiere angefüttert werden. Wölfe können<br />

durch Gewöhnung und Anfütterung dem<br />

Menschen gegenüber auch dreist werden.<br />

Wölfe in Münster<br />

Wer im Münsterland Wölfe sehen möchte,<br />

der muss in den Allwetterzoo gehen. Dort<br />

leben seit 2010 wieder Wölfe in einem<br />

Freigehege. Freilebende Wölfe, die gibt<br />

es bei uns nicht. #<br />

7


Bericht | Text und Fotos: Michael Heß<br />

Willkommen in der Armutsfalle<br />

In Münster hält Armut flächendeckend Einzug<br />

8<br />

In Münster lebt es sich unbestritten gut.<br />

Für die meisten Mitbürger. Noch. Denn<br />

die lebenswerteste Stadt der Welt ist im<br />

Ozean sozialer Realitäten keine Insel der<br />

Seeligen mehr. Wenn auch die Zeichen<br />

nicht immer deutlich sichtbar sind, hält<br />

wirkliche Armut Einzug in Münster. Die<br />

Misere verdeutlicht ~-Lokalredakteur<br />

Michael Heß anhand vieler Zahlen.<br />

Es ist ein Skandal, der schon lange<br />

nicht mehr aufregt. Obwohl die Bundesrepublik<br />

mit 4,9 Billionen Euro Privatvermögen<br />

das fünftreichste Land der Welt<br />

ist, zeichnet der am 20. Dezember 2012<br />

veröffentlichte Armutsbericht des Paritätischen<br />

Wohlfahrtsverbandes ein anderes<br />

Bild. Nämlich das einer sich langsam,<br />

aber stetig ausbreitenden Armut. Als<br />

armutsgefährdet gilt, wem weniger als<br />

60 Prozent des Durchschnittsverdienstes<br />

zur Verfügung stehen. Konkret sind das<br />

monatlich 848 Euro und weniger. Derzeit<br />

betrifft das etwa 12 Millionen Personen<br />

oder im Bericht deutlicher formuliert:<br />

„Jeder siebte Deutsche ist armutsgefährdet.”<br />

Es ist eine Angleichung der unerfreulichen<br />

Art. Erstmals führt mit Bremen<br />

ein altes Bundesland die Rennliste an.<br />

Mit 22,3 Prozent ist mehr als jeder fünfte<br />

Bremer von Armut bedroht. Dicht gefolgt<br />

von Meck-Pomm (22,2), Berlin (21,1) und<br />

Sachsen-Anhalt (20,5). Am Ende liegen<br />

Bayern (11,3) und Baden-Württemberg<br />

(11,2). NRW rangiert mit 16,6 Prozent im<br />

Mittelfeld, verdankt das aber nur seinen<br />

ländlichen Regionen. Denn regional<br />

sind die Unterschiede noch größer. So<br />

betragen die Quoten für Dortmund 30<br />

Prozent, steigen in Duisburg auf 45 Prozent<br />

und erreichen in Essen 57 Prozent.<br />

Generell leiten die Ruhrkommunen<br />

seit einigen Jahren unter einer starken<br />

Zunahme; auch konjunkturelle Aspekte<br />

spielen keine Rolle mehr. Für 2011 merkt<br />

der Bericht an, dass „überhaupt kein<br />

positiver Zusammenhang mehr zwischen<br />

Wirtschafts- und Armutsentwicklung<br />

festgestellt werden” kann. Willkommen<br />

in der Armutsfalle.<br />

Gerne verdrängt, gedeiht ein echtes<br />

Armutsmilieu auch in Münster und wird<br />

sich nicht mehr beseitigen lassen. Im<br />

Gegenteil, soviel Prophetie darf sein.<br />

Nein, es ist nicht so weit gewachsen wie<br />

im Dortmunder Norden oder im Duisburger<br />

Stadtteil Hochfeld. Doch in manchen<br />

lokalen Kiezen, in Berg Fidel, Coerde und<br />

Kinderhaus, sind schon mehr als erste<br />

Anzeichen dieser Entwicklung sichtbar.<br />

Rund 14.000 sog. „Bedarfsgemeinschaften”<br />

mit Hartz IV-Bezug gibt es in<br />

der Domstadt. Circa 6.000 Bezieher von<br />

Arbeitslosengeld sind in steter Gefahr, in<br />

Hartz IV hinein zu rutschen. Jedem, der<br />

wieder eine Stelle findet, ist deshalb doppelt<br />

zu gratulieren. Zu den bundesweit<br />

etwa 245.000 Obdachlosen trägt Münster<br />

<strong>80</strong>0 Fälle bei. Offiziell, denn geschätzt ist<br />

es die doppelte Anzahl. Es sind Menschen<br />

in Not, die vorübergehend bei Freunden<br />

oder Verwandten unterkommen. Wem die<br />

treffend als „dritte Haut” bezeichneten<br />

eigenen vier Wände abhanden kommen,<br />

der ist nur noch ein halber Mensch. So<br />

weit kommt es selten, aber der faktische<br />

Nullleerstand bei Wohnungen erlaubt nur<br />

kleine Lösungen. Die Mietervereine singen<br />

davon seit Jahren ein trauriges Lied.<br />

Das Wohnungsamt ebenso. Im Jahre 2011<br />

teilte es 4.385 Wohnberechtigungsscheine<br />

zu. Zwar mit deutlich sinkender Tendenz<br />

gegenüber dem Vorjahr mit 5.184 Scheinen.<br />

Die Entwicklung signalisiere aber<br />

keine Entspannung am Wohnungsmarkt,<br />

sondern sei gesetzlichen Regelungen<br />

geschuldet. Sagt Gabriele Regenitter, Leiterin<br />

des Münsterschen Wohnungsamtes<br />

und verweist auf präziser formulierte<br />

Zuständigkeiten für das Amt für Wohnungswesen<br />

und das Jobcenter. Deutlicher<br />

wird es bei der beständig sinkenden<br />

Anzahl von Sozialwohnungen vor Ort, von<br />

denen es 2011 noch 7.561 gab. Dem steht<br />

ein starker Anstieg des Mietniveaus bei<br />

Neuvermietungen gegenüber; die Schere<br />

zwischen Angebot und Bedarf klafft<br />

immer weiter auseinander. Die Münster-<br />

Tafel hat so gut zu tun wie noch nie in<br />

ihrer Geschichte: An 82 Stellen werden<br />

wöchentlich 60 Tonnen Lebensmittel an<br />

Bedüftige weitergegeben. Längst nehmen<br />

nicht nur Wohnungslose ihr verbilligtes<br />

Mittagessen in Treffpunkten wie dem an<br />

der Clemenskirche ein. Am Kanal ist mit<br />

scharfem Blick manches gut getarnte Zelt<br />

zu entdecken. Sie werden wohl „bewohnt”<br />

sein. Es bröckelt an immer mehr<br />

Stellen.<br />

Gemessen am materiellen Elend<br />

woanders sind deutsche Arme “reich”.<br />

Der Auszahlbetrag von Hartz IV reicht<br />

woanders für Großfamilien zum Leben.<br />

Ein Umstand, der von gut versorgten<br />

Berufspolitikern gerne zum Relativieren<br />

genutzt wird. Dass dabei deutsche Äpfel<br />

mit afrikanischen Birnen verglichen<br />

werden, kommt ihnen nicht in den Sinn.<br />

Armut ist etwas am Umfeld gemessen<br />

Relatives, sie ist nichts nur materiell<br />

Absolutes. Sie hat auch kulturelle Züge,<br />

seelische und öffentliche Merkmale,<br />

aber für solche Erörterungen bräuchte es<br />

wohl ein ganzes ~-Heft. Verweise<br />

auf die unmöglichen Besuche kultureller<br />

Veranstaltungen und gekürzte städtische<br />

Leistungen müssen hier genügen. Wo der<br />

Kämmerer kein Geld mehr hat, ist jedes<br />

städtische Angebot im Grundsatz obsolet.<br />

Siehe dazu den letzten Absatz.<br />

Noch ein Punkt ist zu bedenken. Monatliche<br />

848 Euro markieren die amtliche<br />

Armutsgrenze. Aber ist jemand mit 900<br />

Euro oder 1.000 Euro wirklich besser<br />

dran? Wer nur einige Euro über den<br />

Bezugsgrenzen liegt wird statistisch zwar<br />

nicht mehr erfasst, trägt aber seinen Teil<br />

zur realen Not bei. Wie viele Betroffene<br />

mit der Tendenz nach unten statt nach<br />

oben mag es geben? Fachleute schätzen<br />

diese Grauzone bis auf das Doppelte der<br />

amtlich Erfassten. Etliche Millionen mehr


dürfen für den Bund also angenommen<br />

werden, für Münster eine fünfstellige<br />

Zahl an Haushalten.<br />

Weiter verschärfend wirken sich die<br />

oftmals niedrigen Einkommen aus Teilzeit-<br />

oder befristeten Verträgen aus, mit<br />

denen junge Menschen ins Berufsleben<br />

starten müssen. Akademiker generell<br />

eingeschlossen. Das Münsterland gilt als<br />

Hort prekärer Beschäftigungsverhältnisse<br />

- so hängen die Dinge zusammen. Ein<br />

Vermögensaufbau wie in der alten Republik<br />

ist den meisten Betroffenen nicht<br />

mehr möglich. Der Reichtum konzentriert<br />

sich tendenziell bei den Alten mit ihren<br />

erworbenen Gütern und Ansprüchen.<br />

Reichtum wird zunehmend vererbt, das<br />

ist bekannt. Armut aber ebenso, das<br />

wird gerne verdrängt. Schon sind dritte<br />

Generationen, die von Transferleistungen<br />

leben, keine Seltenheit. Statistisch ausgedrückt,<br />

hält die untere Einkommenhälfte<br />

der Deutschen gerade einmal zwei<br />

Prozent des Volksvermögens. Das eine<br />

oberste Einkommenprozent dagegen die<br />

Hälfte des Volksvermögens.<br />

Damit hängt wiederum die zunehmende<br />

Überschuldung von Haushalten<br />

zusammen. Der lokale Spitzenwert liegt<br />

in Kinderhaus mit knappen 15 Prozent<br />

der Haushalte. In der ganzen Stadt sind<br />

es etwa 11 Prozent. Überschuldung ist definiert<br />

als Zustand, in dem das verfügbare<br />

Einkommen nicht mehr zum Bedienen<br />

der Darlehen ausreicht. Auch hierbei<br />

kommen eine Menge Haushalte hinzu,<br />

die de jure (noch) nicht überschuldet<br />

sind, de facto aber doch. Niemand zählt<br />

sie. Längst sind auch die Schuldnerberatungen<br />

bis über die Ohren ausgebucht.<br />

Die Frage nach den politischen Hauptverantwortlichen<br />

für diese Entwicklungen<br />

weist auf viele Väter hin. Vorneweg die<br />

beiden rot-grünen Koalitionen von 1998<br />

bis 2005 unter Gerhard Schröder und<br />

Josef Fischer. Im Januar 20<strong>13</strong> sind Hartz I<br />

und Hartz II zehn Jahre in der Welt, es ist<br />

ein trauriges Jubiläum. Hartz III und Hartz<br />

IV folgen wenig später. Der Namensgeber<br />

der Gesetze, der vormalige VW-Personaldirektor<br />

und Schröder-Intimus Peter Hartz<br />

wird wenig später wegen Untreue selber<br />

verurteilt. Wenn das kein Zeichen war,<br />

was dann? Schwarz und Gelb bekommen<br />

jedoch keinen Persilschein, denn sie<br />

hätten es nicht schlechter hinbekommen,<br />

wenn sie gedurft hätten. Siehe auch<br />

das Hickhack um einen angemessenen<br />

9


Mindestlohn und die Vermögenssteuer.<br />

Die meisten Industrieländer haben sowas<br />

und funktionieren, die im Privaten<br />

superreiche Bundesrepublik hat es nicht<br />

oder nicht mehr. Rot und Grün üben sich<br />

dagegen in halbherzigen Reparaturversuchen<br />

des von ihnen angerichteten<br />

Unheils. Bedenkt man es recht, trifft von<br />

den großen Parteien einzig die LINKE<br />

keine Schuld. So aber liegt das Kind im<br />

Brunnen und kommt nicht mehr heraus.<br />

Soziale Entwicklungen lassen sich nicht<br />

wie technische Prozesse qua Knopfdruck<br />

von oben umsteuern. Allenfalls von<br />

unten, täten die Bedingungen dafür<br />

stimmen.<br />

Denn es wird zu keiner breiten<br />

Protestbewegung kommen. Attac und<br />

Occupy und wie sie alle heißen leisten<br />

verdienstvolle Aufklärungsarbeit. Für<br />

diejenigen, die das zur Kenntnis nehmen<br />

wollen. Für eine deutliche Minderheit<br />

also, die sich zumeist im akademischen<br />

Milieu rekrutiert, aber nicht bei den Betroffenen<br />

selbst. Welche Werte bei denen<br />

dominieren, zeigt das Unterschichten-TV<br />

(so der Entertainer Harald Schmidt politisch<br />

unkorrekt, aber zutreffend) auf. Zu<br />

Anzeige<br />

W „ er sich für die<br />

kleinen Dinge<br />

zu groß fühlt,<br />

ist für die<br />

großen Dinge<br />

meist zu klein.<br />

sagte Lao Tse<br />

und findet<br />

HORSTER STR. 12 FRIEDRICH-EBERT STR. 120<br />

www.moebel-schwienhorst.de<br />

www.ergo-furniture24.com<br />

viel gibt es für die meisten anderen zu<br />

verlieren. Häuslebauer neigen nicht zum<br />

Revoluzzen, höchsten mal zum folgenlosen<br />

Meckern im privaten Kreis. Ansonsten<br />

sind Klappehalten und Krummbuckeln<br />

für die Raten angesagt. Wer hat fürchtet,<br />

demnächst vielleicht noch weniger zu<br />

haben. Wer haben will, fürchtet um die<br />

Karriere. Alles zusammen stabilisiert das<br />

die Armut verstärkende System so effektiv<br />

wie selten etwas in der Weltgeschichte.<br />

Die Idee werde zur gestaltenden Kraft, sobald<br />

sie die Massen ergreife - wusste Karl<br />

Marx, der ebenso wie Charles Dickens im<br />

England des 19. Jahrhunderts Anschauungsstoff<br />

en masse vorfand. Zu einer Revolution<br />

reichte es dennoch nicht, dazu<br />

bedurfte es noch des Ersten Weltkriegs<br />

als Katalysator. Die Proleten hatten immerhin<br />

Klassenstolz und manchmal auch<br />

Klassendünkel, sie organisierten sich in<br />

konfliktbereiten Gewerkschaften und<br />

Parteien und schufen sich eine eigene<br />

Bildungsbewegung jenseits der bürgerlichen<br />

Bildungsstrukturen, in denen der<br />

Muff aus tausend Jahren noch Jahrzehnte<br />

unter den Talaren herrschen sollte. Es ist<br />

alles Geschichte, vergangen und vertan<br />

im Zeitgeist und einem ausgefeilten<br />

und verfilzten Verteilungssystem Platz<br />

machend. Linke Parteien und Gewerkschaften<br />

inbegriffen und<br />

so ist es kein Wunder,<br />

dass die Mitgliedszahlen<br />

hier wie dort stetig<br />

zurück gehen. Weder die<br />

“<br />

mit Transferleistungen<br />

plus Schwarzarbeit<br />

ruhig gestellten Unterschichtler<br />

noch die<br />

selbstausbeuterischen<br />

kleinen Freiberufler<br />

und Gewerbetreibenden<br />

noch die Berufseinsteiger<br />

ohne wirkliche<br />

Perspektive fühlen sich<br />

in Größenordnungen<br />

angesprochen. Man mag<br />

es bedauern, aber es<br />

ändert kein Jota.<br />

Zur Erinnerung, liegen<br />

auf privaten Konten<br />

deutscher Bürger im<br />

In- und Ausland 4,9 Billionen<br />

Euro (mit Nullen<br />

ausgeschrieben: 4 900<br />

000 000 000 Euro). Das<br />

ist übrigens ziemlich<br />

genau das Doppelte des<br />

Bruttoinlandproduktes<br />

und beinahe das Zweieinhalbfache der<br />

Schulden von Bund, Länder, Kommunen<br />

und SV-Trägern zusammen. Die Stadt<br />

Münster ist mit <strong>80</strong>0 Millionen Ocken<br />

dabei. Es ist nicht nur dem jahrzehntelangen<br />

Ausgabeverhalten des Rates<br />

zu verdanken. Zu gerne wälzen gelbe,<br />

grüne, rote, schwarze und sonstige Bundes-<br />

und Landesregierungen Leistungen<br />

auf die Kommunen als die letzten in der<br />

Reihe ab und die beißen dann die Hunde.<br />

Bestes Beispiel: die in den Kommunen<br />

still und leise gebildeten Rückstellungen<br />

für Schadenersatzansprüche ab August<br />

aufgrund fehlender Kita-Plätze. Der Bund<br />

bestellte, die ohnehin klammen Kommunen<br />

haben zu zahlen. An der Aa verhält<br />

es sich nicht anders mit bösen Folgen.<br />

Stapelt man vier 50-Euro-Scheine pro<br />

Millimeter, wäre der Münsteraner Schuldenturm<br />

vier Kilometer hoch. Jeden Tag<br />

kommt ein knapper halber Meter hinzu.<br />

Wem das zu abstrakt ist: Lückenlos ausgelegt<br />

bedecken die Scheine eine Fläche<br />

von 17,2 Hektar oder 24 Fußballfeldern. An<br />

der Autobahn fein säuberlich aneinander<br />

gelegt, käme man mit den Scheinen bis<br />

Hamburg. Es sind Summen, die sich nur<br />

noch Astronomen und Mathematikern<br />

erschließen. #<br />

10


Bericht | Text: Bernd Mülbrecht<br />

Wohnen 60 Plus<br />

Warm - trocken - sicher: Dreifaltigkeitskirche<br />

Der Förderverein für Wohnhilfen e.V.,<br />

dessen ehrenamtlicher Vorstandsvorsitzender<br />

ich bin, wurde 1991 von hauptund<br />

ehrenamtlich tätigen Mitarbeitern<br />

in der Wohnungslosenhilfe Münster gegründet.<br />

Er hatte und hat die Aufgabe,<br />

durch gemeinsame Bemühungen sozial<br />

engagierter Einzelpersonen und Institutionen<br />

Wohnmöglichkeiten für wohnungslose<br />

Menschen zu erschließen, die<br />

auf dem allgemeinen Wohnungsmarkt<br />

benachteiligt sind. Der Förderverein, der<br />

ökumenisch ausgerichtet ist, wurde vom<br />

Bistum Münster für die Renovierung des<br />

Waldhauses im konziliaren Prozess für<br />

Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung<br />

der Schöpfung von der Evangelischen<br />

Kirche von Westfalen für das Projekt<br />

„Wohnhaus Münster – Amelsbüren“<br />

ausgezeichnet. Aktuell arbeitet der<br />

Förderverein für Wohnhilfen e.V. an der<br />

Umsetzung des nachfolgenden Konzeptes<br />

für ein eigenständiges Wohnen für<br />

alte, unterstützungsbedürftige wohnungslose<br />

Menschen: Wohnen 60 Plus.<br />

Nach sechsjährigem erfolglosen Bemühungen<br />

um eine geeignete Immobilie<br />

bot sich mit der leer stehenden und<br />

profanierten Dreifaltigkeitskirche, die im<br />

erweiterten Innenstadtgebiet liegt, eine<br />

Chance zur Realisierung des Bauvorhabens.<br />

Als sich dann noch das städtische<br />

Wohnbauunternehmen als Investor gewonnen<br />

ließ, konnten konkrete Planungen<br />

vorgenommen werden. Gebaut wird<br />

nun nach dem Wohnbauförderungsprogramm<br />

des Landes Nordrhein-Westfalen,<br />

das besondere Akzente bei der Förderung<br />

von Wohnraum für Senioren und Seniorinnen<br />

und Menschen mit Behinderungen<br />

setzt. Zielgruppen sind hier Haushalte/<br />

Personen mit geringem Einkommen, die<br />

sich am Markt nicht selbstständig mit<br />

Wohnraum und notwendiger Betreuung<br />

versorgen können. Dieses trifft auch<br />

auf viele alleinstehende wohnungslose<br />

Menschen zu. Unsere Konzeption zielt<br />

auf die Förderung des sogenannten<br />

Gruppenwohnens im Rahmen des Förderprogramms<br />

ab. Wir haben uns für<br />

die Fördervariante A (Appartements mit<br />

Wohnschlafraum, Küchenbereich und<br />

Bad mit WC) entschieden. Alle Wohnungen<br />

werden barrierefrei erstellt und zwei<br />

Wohnungen werden für Rollstuhlfahrer<br />

ausgelegt. Zielgruppe sind alleinstehende<br />

wohnungslose Menschen ab 60 Jahren,<br />

alleinstehende wohnungslose Menschen<br />

mit einer Behinderung von mindestens<br />

50% MdE, oder alleinstehende wohnungslose<br />

Personen mit mindestens einer<br />

Pflegestufe 1.<br />

Im Rahmen der ambulant betreuten<br />

Wohngemeinschaft analog der Betreuung<br />

für Menschen mit Demenz ist es möglich<br />

stundenweise pädagogisch gebildete<br />

Hauswirtschafterinnen vor Ort anzustellen,<br />

die die Bewohner motivieren, sie<br />

anleiten und unterstützen, sie aktivieren<br />

und weitere ambulante Hilfen koordinieren<br />

(Hausdamenmodell). Die Stadt<br />

Münster öffnet für unser Wohnprojekt<br />

erstmalig die Leistung „Ambulant betreute<br />

Wohngemeinschaften für Menschen<br />

mit Demenz“ auch für wohnungslose<br />

Personen. Die Sozialplanung der Stadt<br />

Münster, der Fachdienst für Senioren und<br />

Pflege, ein Fachdienst des kommunalen<br />

Sozialdienstes und die Gesundheitskonferenz<br />

der Stadt Münster begrüßen das<br />

Wohnkonzept „Wohnen 60 Plus“ sehr<br />

und sehen darin Entwicklungspotentiale.<br />

Darüber hinaus erhält der Förderverein<br />

für Wohnhilfen e.V. Mittel aus dem<br />

Förderkonzept zum Aktionsprogramm<br />

„Obdachlosigkeit verhindern – Weiterentwicklung<br />

der Hilfen in Wohnungsnotfällen“<br />

vom Ministerium für Arbeit,<br />

Integration und Soziales des Landes NRW<br />

ab 01.04.2012 für zwei Jahre und neun<br />

Monate. Es werden <strong>80</strong>% einer ganzen<br />

Sozialarbeiterstelle gefördert, dazu<br />

<strong>80</strong>% der Kosten für Evaluation und der<br />

notwendigen Sachkosten. Die restlichen<br />

Kosten stellt der Förderverein für<br />

Wohnhilfen aus Eigenmitteln. Aufgaben<br />

des Projektmitarbeiters sind u. a. die<br />

sorgfältige Vorbereitung der zukünftigen<br />

Mieter für die Anmietung der Appartements<br />

in der ehemaligen Dreifaltigkeitskirche,<br />

die Hilfe beim Einleben in der<br />

eigenen Wohnung, Hilfestellungen bei<br />

Behördenangelegenheiten, die materielle<br />

Sicherung der Mieter vornehmen und<br />

Ansprechpartner für die Nachbarschaft zu<br />

sein.<br />

Außerdem wird mit Hilfe von Herrn<br />

Prof. Jan Jarre vom Institut für Projektentwicklung<br />

und Evaluation in Münster das<br />

Wohnprojekt „Wohnen 60 Plus“ evaluiert<br />

und darüber hinaus die gesundheitliche,<br />

finanzielle und soziale Lebenslage aller<br />

wohnungslosen Menschen in Münster,<br />

die 60 Jahre alt und älter sind, erfragt<br />

und ausgewertet. Externes Fachwissen<br />

stellen die Seniorenvertretung Münster,<br />

der Integrationsrat der Stadt Münster,<br />

die gerontopsychiatrische Beratungsstelle<br />

und die ambulanten Dienste zur Verfügung.<br />

Der Förderverein wird langfristig 8<br />

Wohnungen und die Gemeinschaftsfläche<br />

von insgesamt 398 qm anmieten und sie<br />

an alte wohnungslose Menschen weiter<br />

vermieten.<br />

Ich bin davon überzeugt, dass das<br />

angestrebte Wohnmodell einerseits den<br />

Wunsch der Menschen nach Autonomie<br />

und Individualität erfüllt, andererseits<br />

der Sehnsucht nach Geselligkeit nachkommt<br />

und das Abgleiten in Vereinsamung<br />

und Verwahrlosung durch die<br />

Versorgungsicherheit verhindert. Ich bin<br />

auch davon überzeugt, dass es nicht nur<br />

ein Modell bleibt, sondern in Zukunft sich<br />

weitere Wohngruppen mit entsprechenden<br />

Wohnraum- und Unterstützungskonzepten<br />

formieren. #<br />

11


Bericht | Text und Foto: Katrin Moser<br />

Die lauten Autisten<br />

Sind Menschen mit Asperger-Syndrom potentielle Massenmörder?<br />

Spiegel-Online (SPON) berichtete über<br />

den Amokläufer Adam Lanza von Newtown<br />

und der Vermutung, dass Lanza<br />

zum autistischen Spektrum gehöre und<br />

das sogenannte Asperger-Syndrom<br />

habe. Überraschenderweise regte sich<br />

massiver Widerstand im Netz. Ausgerechnet<br />

von der Seite, von der man es<br />

am wenigsten vermutet hätte: Autisten.<br />

~-Autorin Katrin Moser beleuchtet<br />

näher, was die Netz-Community in Aufruhr<br />

versetzte.<br />

Wenn ein Mensch aus scheinbar heiterem<br />

Himmel zur Waffe greift und andere<br />

Menschen erschießt, sind Betroffenheit<br />

und Ratlosigkeit groß. Sind die Opfer<br />

dann zu großen Teilen auch noch Kinder,<br />

wie beim Amoklauf im Dezember 2012<br />

im amerikanischen Newtown, dann ist<br />

die Fassungslosigkeit unbeschreiblich. Es<br />

ist nur menschlich, dass dann versucht<br />

wird, das Unerklärliche zu erklären. Was<br />

lässt einen stillen Kleinstadt-Jungen<br />

zum Killer werden? Was bringt einen<br />

Menschen dazu, die eigene Mutter und<br />

wehrlose Kinder zu erschießen? Und so<br />

berechtigt diese Fragen auch sind, gehen<br />

sie zumindest in der medialen Öffentlichkeit<br />

oft in eine falsche Richtung.<br />

Zu schnell stehen stereotype Begriffe<br />

(„Ballerspiele“) im Raum, die als vorgeschobene<br />

– weil einfache – Erklärung<br />

herhalten müssen. Psychologisch gesehen<br />

vielleicht auch nachvollziehbar, wird<br />

so doch eine klare Trennlinie zwischen<br />

einem nicht verstehbaren Täter und<br />

einer vermeintlich „normalen“ Mehrheit<br />

gezogen. Auch im Fall Newtown war<br />

schnell eine Modell-Erklärung gefunden:<br />

das Asperger-Syndrom. Laut dem ICD-10,<br />

dem diagnostischen Manual in Psychiatrie<br />

und Psychologie, handelt es sich<br />

beim Asperger-Syndrom (F84.5) um eine<br />

„tief greifende Entwicklungsstörung“, die<br />

dem autistischen Spektrum zugerechnet<br />

wird. Menschen mit Asperger-Syndrom<br />

fallen sowohl in der Kindheit wie auch im<br />

Erwachsenenalter durch ihre „Andersartigkeit“<br />

auf: Sie haben Schwierigkeiten in<br />

der sozialen Kommunikation mit anderen<br />

Menschen, dem Erkennen, Ausdrücken<br />

und Einordnen von Emotionen und<br />

Mimik (sowohl bei anderen als auch bei<br />

sich selbst), halten teils rigide an festen<br />

Strukturen und Ritualen fest und haben<br />

oft nur wenige, dafür sehr ausufernde<br />

und spezielle Interessen. Neben den<br />

Kommunikationsproblemen haben viele<br />

Personen aus dem autistischen Spektrum<br />

zudem Besonderheiten in der Wahrnehmung,<br />

nehmen überdeutlich Details wahr<br />

oder haben sehr feine Sinne. Gleichzeitig<br />

ist das autistische Spektrum sehr breit<br />

gefächert, so dass es Menschen mit einem<br />

Asperger-Syndrom gibt, die einigermaßen<br />

integriert ihren Alltag bestreitet und<br />

andere, die lebenslang auf Betreuung<br />

angewiesen sind.<br />

12


Adam Lanza, der Amokläufer von Newtown,<br />

wurde nun in einem Pressebericht<br />

als „autistisch“ beschrieben. Eine kleine<br />

Randbemerkung, bei der nicht einmal<br />

klar war, ob sie stimmte. Aber es reichte,<br />

um die scharfe Trennung zwischen „dem<br />

kranken Amokläufer“ und einer „gesunden<br />

Gesellschaft“ zu ziehen. SPON sah<br />

sich nun in der Pflicht, seine Leser über<br />

dieses Asperger-Syndrom aufzuklären,<br />

auch wenn – so betonte die Redaktion<br />

nach mehrfachem Redigieren - gar kein<br />

Zusammenhang zwischen dem Syndrom<br />

und der Tat bestehe: „Gleichwohl gab<br />

es bereits Amokläufer, bei denen auch<br />

Asberger-Autismus diagnostiziert worden<br />

war. Frederik B., der Vierfachmörder<br />

von Eislingen, leidet laut psychiatrischem<br />

Gutachten an einer schizoiden<br />

Persönlichkeitsstörung und hat Asperger-<br />

Syndrom. Der vierfache Frauenmörder<br />

und Serienvergewaltiger Heinrich Pommerenke,<br />

der bis zu seinem Tod 2008 als<br />

einer der schlimmsten Verbrecher der Republik<br />

galt, war einem Psychiater zufolge<br />

Asperger-Autist. Ein Arzt diagnostizierte<br />

auch beim rassistischen Heckenschützen<br />

von Malmö das Asperger-Syndrom“ (SPON<br />

am 15.12.2012, 16:35 Uhr – Orthografie wie<br />

im Zitat beibehalten).<br />

Im Netz regte sich Widerstand gegen<br />

diesen Artikel. Nicht nur fehlerhaftes<br />

Recherchieren und als Fakten vermittelte<br />

Unwahrheiten wurden der Autorin Cinthia<br />

Briseño vorgeworfen, sondern auch<br />

eine manipulative und suggestive Vorgehensweise.<br />

Und es sind ausgerechnet die<br />

Menschen aus dem autistischen Spektrum,<br />

die sich meldeten. Sabine Kiefner,<br />

Bloggerin unter www.aspergerfrauen.<br />

wordpress.com, schrieb ihr Statement<br />

klar in die Welt: „Mein Name ist Sabine<br />

und ich bin keine Massenmörderin.“ Und<br />

auch der Blogger Hawkeye äußerte sich<br />

kritisch: „Autismus macht einen nicht zum<br />

Amokläufer. Die Überschneidungen zwischen<br />

Amokläufern und Autisten lassen<br />

sich zum Großteil dazu zusammenfassen,<br />

dass beide Gruppen sich öfter mal nicht<br />

durch die größten sozialen Fähigkeiten<br />

auszeichnen. Aber selbst das macht einen<br />

nicht zum Amokläufer“ (www.realitaetsfilter.com).<br />

Die autistische Bloggerin und<br />

freie Journalistin AutZeit aus Münster<br />

wandte sich in einem offenen Brief an<br />

die Redaktion von SPON und sah in dem<br />

Artikel förmlich einen Aufruf zur Hetzjagd:<br />

„Sie stellen einen Zusammenhang her<br />

zwischen einer psychiatrisch-neurologischen<br />

Entwicklungsstörung und massiven<br />

Gewaltausbrüchen und Verbrechen. Auch<br />

wenn die Autorin behauptet, dass das<br />

nie in ihrer Absicht lag, diesen Zusammenhang<br />

herzustellen – allein durch<br />

die Art der Darstellung tut sie es. […]Mit<br />

Ihrer Berichterstattung gerade in diesem<br />

besonderen Fall haben Sie uns jedoch<br />

stigmatisiert, uns ausgegrenzt, Sie zeigen<br />

mit dem Finger auf uns und schüren die<br />

Angst. Damit machen Sie jedes Bestreben<br />

von Integration und Inklusion zunichte“<br />

(www.autzeit.wordpress.com). Spiegel-<br />

Online zeigte sich überrascht vom großen<br />

Echo in der Online-Welt, sah jedoch<br />

keine berechtigte Grundlage für die immense<br />

Kritik: „Solch eine völlig abwegige<br />

Gleichsetzung oder eine Stigmatisierung<br />

von Autisten liegt uns selbstverständlich<br />

absolut fern und war nicht beabsichtigt.<br />

In dem Text wird darauf hingewiesen,<br />

dass ein entsprechender Zusammenhang<br />

keinesfalls gezogen werden sollte und<br />

dass eine Ferndiagnose des Attentäters<br />

von Newtown unseriös wäre.“ Zufrieden<br />

zeigte sich die Online-Community nicht.<br />

Stattdessen fragte sie nun, wie es denn<br />

dazu kommt, dass in einem Bericht Dinge<br />

in einem Zusammenhang gesetzt werden,<br />

der nicht besteht: „Nun aber die Frage,<br />

warum ihr eigentlich so einen Aufstand<br />

zelebriert, dass der Amokläufer möglicherweise<br />

Autist war, wenn ihr doch […]<br />

so oft relativiert habt, dass das ja nichts<br />

miteinander zu tun hat? Warum stellt<br />

ihr dann eine Liste mit vermeintlich(!)<br />

autistischen Amokläufern ins Netz […]?“,<br />

fragt Hawkeye.<br />

wegen potentieller Gewalttätigkeit noch<br />

mehr gemieden zu werden. Die Redaktion<br />

von Spiegel-Online versprach, in<br />

absehbarer Zeit losgelöst vom Amoklauf<br />

in Newtown über das Asperger-Syndrom<br />

berichten und in diesem Zusammenhang<br />

auch mit Menschen aus dem autistischen<br />

Spektrum sprechen zu wollen. Der Artikel<br />

bleibe aber weiter online, denn auch<br />

wenn viele etwas verstehen, was „nicht<br />

so gemeint“ ist, sieht sich die Redaktion<br />

nicht in der Verantwortung. Neben<br />

zahlreichen Privatpersonen hat sich nun<br />

auch die Piratenpartei in die Diskussion<br />

eingeschaltet und gegen diese Berichterstattung<br />

Beschwerde beim Presserat<br />

eingereicht.<br />

Den wahren Gründen für eine solche<br />

Tat wie in Newtown kamen weder der<br />

SPON-Bericht noch andere Berichterstattungen<br />

auf die Spur. Der Konflikt<br />

mit den Menschen aus dem autistischen<br />

Spektrum machte aber deutlich, dass es<br />

nicht so einfach ist, wie es gerne vermittelt<br />

wird. Es ist nicht „der“ Außenseiter,<br />

„der“ Gamer, „der“ Stille oder „der“<br />

Autist, der geplant zur Waffe greift und<br />

Unfassbares begeht. Sondern es ist ein<br />

Zusammenspiel von vielen Faktoren,<br />

Familiengeschichten, Traumata und den<br />

Reaktionen des Umfelds, die aus einem<br />

jungen Menschen einen Mörder machen.<br />

Dass psychische Störungen und Krankheiten<br />

ebenfalls eine Rolle spielen können,<br />

steht wohl außer Frage. Aber es ist nur<br />

ein Faktor unter Vielen – und letzten Endes<br />

muss man vielleicht einfach im Raum<br />

stehen lassen, dass eine solche Tat wie in<br />

Newtown nicht verstehbar wird. Nicht für<br />

Autisten, nicht für Computerspieler, nicht<br />

für Ausländer – für niemanden. #<br />

Dass der SPON-Artikel Folgen hat, zeigt<br />

sich, wenn man nun die Kommentare unter<br />

den jeweiligen Berichten liest: Eltern,<br />

die ihre Kinder mit Asperger-Syndrom zu<br />

integrieren versuchen, um eine Regelbeschulung<br />

kämpften – und nach<br />

Anzeige<br />

dem Amoklauf in Newtown plötzlich<br />

an der Bushaltestelle gefragt werden,<br />

ob sie mit ihrer neunjährigen<br />

„Sich fürs Nicht-Handeln zu entscheiden<br />

Tochter auch in Therapie sind. Man<br />

ist keine echte Wahl:<br />

habe ja jetzt in den USA gesehen,<br />

wie „gefährlich“ so jemand sei.<br />

Oder Eltern und Menschen aus dem<br />

autistischen Spektrum, die statt<br />

Nicht-Handeln ist Nicht-Leben.“<br />

Dr. Moshe Feldenkrais<br />

Feldenkrais-Praxis Vera Lämmerzahl<br />

der Aufklärung nun lieber den Weg<br />

des Schweigens wählen aus Angst,<br />

Ludgeristraße 114 Tel.: <strong>02</strong>51-796707<br />

Diese Seite wird von Jörg Adler gesponsort.<br />

<strong>13</strong>


Bericht | Text und Foto: Michael Heß<br />

Teilhabe an der Stadtgesellschaft ermöglicht<br />

Ein Ratsbeschluss bringt Münster 1997 an die Weltspitze<br />

Männer, Frauen und Kinder, Farbige und<br />

Weiße, Heteros und Homos, Atheisten<br />

und Gläubige aller Coleur - eine heutige<br />

Großstadt gleicht der Welt im Kleinen,<br />

in der Alle grundsätzlich akzeptiert sind.<br />

Noch vor zwanzig Jahren war das unterschwellig<br />

anders, damals ging man<br />

in Münster die Ungleichheit konsequent<br />

an. An einen vergessenen Höhepunkt<br />

lokaler Gleichstellungspolitik erinnert<br />

~-Lokalredakteur Michael Heß.<br />

Obwohl mit konservativem Image<br />

behaftet, verbinden sich mit Münster die<br />

Anfänge der organisierten Homobewegung<br />

in der Bundesrepublik. Im April 1971<br />

gründet der Student Rainer Plein die Homophile<br />

Studentengruppe Münster HSM.<br />

Es ist bundesweit die zweite organisierte<br />

Struktur überhaupt. Am 29. April 1972<br />

erlebt die Domstadt die erste Demonstration<br />

von Lesben und Schwulen in der<br />

BRD; die etwa 200 aus- und inländischen<br />

Teilnehmer ziehen mit linken Losungen<br />

durch die Innenstadt. Nach wechselnden<br />

Gründungen rufen Frauen und Männer im<br />

Oktober 1985 das Kommunikationscentrum<br />

Münsterland e.V., kurz KCM genannt,<br />

ins Leben. Damals ein Tarnname denn ein<br />

“Kommunikationscentrum” konnte alles<br />

mögliche bedeuten.<br />

Zwar fand Münsters damalige CDU-<br />

Spitze mit dem Stadtkämmerer und<br />

späteren OB Berthold Tillmann schon im<br />

November 1989 ins KCM (was zu massiven<br />

Konflikten im Verein führte), aber der<br />

Durchbruch ist mit den politischen Farben<br />

Rot und Grün verbunden, die nach<br />

den gewonnenen Kommunalwahlen im<br />

Herbst 1994 die Mehrheit im Rat inne<br />

haben. Fußend auf einem Antrag beider<br />

Parteien im Januar 1995 konstituiert sich<br />

im Juli ein Runder Tisch zur Lesben- und<br />

Schwulenpolitik in Münster. Nachfolgend<br />

erarbeitet das Gremium Handlungsempfehlungen<br />

auf Feldern wie Arbeitswelt,<br />

Wohnen, Schule und Jugend aber auch<br />

Selbstorganisation. Als Ziele werden<br />

unter anderem Diskriminierungsvorbeugung,<br />

die Kompetenzförderung bei der<br />

Stadt sowie die finanzielle Unterstützung<br />

vorhandener Strukturen erarbeitet. Die<br />

umfangreichen Resultate sind im Anhang<br />

der am 26. Februar 1997 verabschiedeten<br />

Beschlussvorlage 1110/96 “Lesben und<br />

Schwulenpolitik. Künftiges Antidiskriminierungskonzept”<br />

dokumentiert. Punkt<br />

1 des Beschlusses lautet: “Der Rat bekräftigt<br />

seine Verantwortung gegenüber<br />

den...Einwohnern unserer Stadt, die<br />

aufgrund ihrer Hautfarbe, ihrer Herkunft<br />

oder Nationalität, ihrer religiösen oder<br />

politischen Überzeugung, ihres Geschlechtes<br />

oder ihrer sexuellen Orientierung,<br />

ihres Alters oder ihrer Behinderung<br />

oder aus anderen Gründen diskriminiert<br />

werden. Er bekennt sich ausdrücklich<br />

zu seiner Verpflichtung, Diskriminierung<br />

und gesellschaftliche Ausgrenzung<br />

gleichgeschlechtlich orientierter Menschen<br />

abzubauen.” Neben vier weiteren<br />

Punkten folgt ein Maßnahmekatalog,<br />

der unter anderem die Einrichtung einer<br />

Arbeitsstelle Antidiskriminierung AAD<br />

vorsieht, die geschlechterparitätisch mit<br />

jeweils einer 0,25 Stelle samt Fördertopf<br />

ausgestattet wird.<br />

Mit diesem Beschluss setzt Münster<br />

einen weltweiten Maßstab, der selbst<br />

Referenzkommunen wie das niederländische<br />

Haarlem oder San Francisco in<br />

den Schatten stellt. Sieben Jahre vor der<br />

Kür zur lebenswertesten Stadt der Welt<br />

besetzt Münster auf einem kniffligen Feld<br />

die Weltspitze. Die Resonanz im Inland ist<br />

entsprechend. “Uns erreichen zahlreiche<br />

Nachfragen auch aus anderen Städten,<br />

die sich auf das münstersche Modell<br />

beziehen” erläutern Ria Schwering und<br />

Frank Treutler von der AAD im Januar<br />

1999. Vorgestellt wird das Konzept unter<br />

anderem in Berlin, Bonn, Düsseldorf,<br />

Essen, Hamburg, Kiel, Leipzig, München,<br />

Osnabrück und Wiesbaden. Viele<br />

Kommunen übernehmen Elemente der<br />

Münsterschen Arbeit.<br />

Was für die Lokalpresse nicht gilt. Ob die<br />

Bedeutung nicht erkannt wurde oder ob<br />

es Vorbehalte gab, bleibe dahingestellt.<br />

Weder die Westfälischen Nachrichten<br />

noch die Münstersche Zeitung berichten<br />

über die Sache. Themen waren statt dessen<br />

die Parkgebühren auf dem Domplatz,<br />

die Erneuerung des Stadthauses II oder<br />

das Baugebiet im Gievenbecker Südwesten.<br />

Für Münsters organisierte Homos gleicht<br />

die Abstimmung jedoch einer Initialzündung.<br />

Das ~-Mitglied, der CDU-Sozialpolitiker<br />

und spätere KCM-Vorsitzende<br />

Richard Halberstadt (im Bild links) erinnert<br />

sich, “dass erst dieser Beschluss über<br />

Parteigrenzen hinweg den Betroffenen<br />

die Teilnahme an der Stadtgesellschaft<br />

ausdrücklich zuerkannte.” Ein Koordinierungskreis<br />

wird ins Leben gerufen. “Erstmals<br />

konnten Schwule und Lesben direkt<br />

mit Politikern und Verwaltung über ihre<br />

Anliegen und Probleme reden” erinnert<br />

sich Banker Volker Wittig (rechts), später<br />

ebenfalls langjähriger Vorsitzender des<br />

KCM. Bis zum Sommer 2004 tagt der Kreis<br />

siebzehnmal um Gleichstellungsaspekte<br />

oder akute Probleme zu regeln. Am 23.<br />

März 1998 veranstalten KCM und Stadt<br />

Münster gemeinsam den 3. Westfälischen<br />

Familienkongress im Jugendgästehaus<br />

am Aasee. Dessen Ergebnisse werden<br />

festgehalten in einer Broschüre der KCM-<br />

Schriftenreihe. Auf einem Treffen am <strong>13</strong>.<br />

Oktober 1998 finden erstmalig alle Lesbenstrukturen<br />

der Stadt zusammen. Ein<br />

halbes Jahr später kritisiert die bestens<br />

besuchte KCM-Veranstaltung “Mythos<br />

Diskriminierung” am 9. März 1999 eine<br />

krude Denkfigur. Der Beratungsbereich<br />

des KCM konzipiert einen Methodenkoffer<br />

zur Aufklärungsarbeit in Schulen, dessen<br />

Know How sich (ungefragt) später in<br />

einem Koffer des damaligen Familienministeriums<br />

des Landes NRW wiederfindet.<br />

Mit der Niederlande-AG verfügt(e) das<br />

KCM über die bis heute einzige binationale<br />

Szenestruktur, die beiderseits<br />

14


der Grenze arbeitete. Das KCM selbst ist<br />

Mitglied des niederländischen Homoverbandes<br />

COC. Im Juni 20<strong>02</strong> lädt der COC<br />

zur Teilnahme am “”Roze Zaterdag” (der<br />

niederländische CSD) in Enschede ein;<br />

die Resonanz auf den Stand des KCM ist<br />

enorm. Auf den Kölner CSD ist der Verein<br />

mit eigenen Wagen vertreten. Im KCM<br />

trennen sich Frauen- und Männerbereich.<br />

Ersterer wird zum Verein Lesben im<br />

Verein am Schönsten e.V. (LIVAS), letztere<br />

bilden weiterhin das KCM.<br />

Manches wird damals gegründet: das<br />

schwul-lesbische Netzwerk Münster, die<br />

Jugendgruppen Yohos und Youngs sowie<br />

die Julen, ein Stammtisch lesbischer Lehrerinnen,<br />

ein Arbeitskreis Homosexualität<br />

und Arbeitswelt, die Westfälischen Lesbischen<br />

Nachrichten sowie die Zauberflöte<br />

als Printmedien, Regenbogen-TV, die<br />

Radioprogramme Rosa Welle und Donna<br />

Wettert und noch mehr. Plus mancher<br />

kommerzieller Bars und Discotheken. Allesamt<br />

sind sie heute Geschichte wie der<br />

Koordinierungskreis auch. Volker Wittig<br />

dazu: “Das lag aber auch daran, dass die<br />

beim Runden Tisch formulierten Ziele zu<br />

diesem Zeitpunkt vom Kokreis abgearbeitet<br />

waren. Und aus der Szene heraus auch<br />

keine aktuellen Anliegen und Probleme<br />

mehr an den Koordinierungskreis herangetragen<br />

wurden.”<br />

Es hat letztlich mit fehlendem Bedarf<br />

in einer Stadt zu tun, in der es sich<br />

Dank des Ratsbeschlusses als Lesbe und<br />

Schwuler gut lebt. Der Strafrechtsparagraf<br />

175 verband die schwulen Männer im<br />

Negativen, nach dessen Wegfall im Mai<br />

1994 (für die alten Länder; in der ex-DDR<br />

bereits 1968) differenziert sich die Bewegung<br />

binnen Jahren rasant aus. Immer<br />

kleiner wird der gemeinsame Nenner<br />

der vormals Stigmatisierten. Wo es keine<br />

Ausgrenzung mehr gibt setzt ein Prozess<br />

ein, den der österreichische Romancier<br />

Christof Ransmayr als ein Verschwinden<br />

in die Welt hinein bezeichnet. Tatsächlich<br />

sind Vorkommnisse bis heute an einer<br />

Hand abzählbar. Im Juni 2001 sorgt die<br />

Wurfsendung “Nein zur Homosexualität”<br />

eines evangelikalen Pfarrers für einen<br />

kurzen Sturm im Wasserglas. Im Mai<br />

20<strong>02</strong> gibt es zeitweise Probleme mit<br />

Kleinkriminellen an der Kreuzschanze<br />

als Treffpunkt schwuler Männer, im April<br />

2005 beschwert sich ein Roxeler Ehepaar<br />

über einen ebensolchen an der Raststätte<br />

Münsterland. In beiden Fällen sehen die<br />

Behörden keinen Grund zum Eingreifen.<br />

Im Sommer 2011 taugt der Fall eines<br />

schützenbegeisterten Getränkehändlers<br />

aus spezifischen Gründen gerade nicht<br />

als Beispiel für Diskriminierung.<br />

Es sind im Rückblick die besten Jahre<br />

der Bewegung, in denen sich stillschweigend<br />

ein Paradigmenwechsel vollzieht.<br />

Die Aktiven der 90er Jahre engagierten<br />

sich ehrenamtlich für die Sache der<br />

Emanzipation. Ihr Einkommen bezogen<br />

sie aus ihren Berufen. Heute leben<br />

die Inhaber der auch in Münster still<br />

entstandenen Beratungsstellen davon<br />

hauptamtlich. Sie haben kein Interesse<br />

an einem Wegfall. Probleme werden<br />

notfalls aufgebauscht oder erfunden wie<br />

die angeblichen Selbstmorde verzweifelter<br />

homosexueller Schüler in Münster,<br />

die im Frühjahr 2011 durch die Presse<br />

geisterten. Zwar stellte die Kriminalkommissarin<br />

Christine Bünker während<br />

einer Podiumsdiskussion des KCM im Juni<br />

2008 bündig fest: “Wer sich selbst immer<br />

zum Opfer macht, wird irgendwann auch<br />

als Opfer behandelt.” Wenn es um die<br />

eigene, öffentlich finanzierte Stelle geht,<br />

zählt es nicht. Als der KCM-Vorstand<br />

seinen 2012er Frühjahrsempfang unter<br />

das Motto “Wir sind keine Opfer mehr”<br />

stellt, erntet er wütende Angriffe der<br />

selbsternannten Problematisierer. Nichts<br />

drückt deren Geisteshaltung drastischer<br />

aus als das Verhalten zur Nazidemo im<br />

vergangenen März. Münsters schwuler<br />

Chor Homophon nahm am Solikonzert im<br />

“Heaven” teil. Der KCM-Vorstand rief zur<br />

Teilnahme an den Gegenveranstaltungen<br />

auf. Der Rest der “Szene” war beredtes<br />

Schweigen. Denen, die so gerne und<br />

schnell “Diskriminierung” rufen, waren<br />

die Nazis in Rumphorst völlig egal. #<br />

Diese Seite wird von Siegfried Kurz gesponsort.<br />

15


Wiegand Kösters (Das Haus für Wohnkultur)<br />

16 Robert von Olberg (SPD), Ratsmitglied der Stadt Münster


Bürgermeisterin Karin Reismann<br />

Kabarettist Rüther<br />

Kabarettist Funke<br />

17


Bericht | Text: Michael Heß | Foto: Anke Elsner<br />

Ein Hoch dem Löffel!<br />

Eine kurze Kulturgeschichte des Löffels<br />

Aufmerksame Leser bemerkten es längst:<br />

das Jahr 20<strong>13</strong> steht für die ~ im<br />

Zeichen des Löffels. Sehr absichtsvoll<br />

nämlich, denn Gutes kann, soll und<br />

wird er bewirken und verdient hat er<br />

es allemal. Eine kurze Kulturgeschichte<br />

des verdienten Elements der Esskultur<br />

zeichnet ~-Besteckredakteur Michael<br />

Heß nach.<br />

Alt ist er wahrlich, der Löffel an sich. Wir<br />

wissen nicht, welche steinzeitliche Frau<br />

ihrem von der Mammutjagd heimkehrenden<br />

Männe den ersten Löffel hinlegte.<br />

Gemacht aus edlem Säbelzahntigerknochen<br />

oder aus schnödem Holz vom Bachlauf<br />

unten vorne rechts von die Höhle.<br />

Vielleicht war es eine Häuptlingsfrau im<br />

Bestreben, ihren todesmutigen Gatten<br />

von den anderen Jägern abzugrenzen<br />

(und sich selbst von den anderen Weibern<br />

in der Höhle). Die immer noch aus<br />

der hohlen Hand schlürften denn nichts<br />

anderes bildet der Löffel seit jeher nach.<br />

Die Mammute starben aus, der Löffel blieb<br />

bis auf uns erhalten. Allerdings wissen<br />

wir nicht, mit welcher Lautkombination<br />

oder mit welchem Wort das Instrument<br />

bezeichnet ward. Schlürfendähnlich – es<br />

liegt als Annahme nahe.<br />

Mit dem Schlürfen ist es tatsächlich so,<br />

bezeichnete doch lange nach dem (vielleicht?)<br />

Einfall des unbekannten Mammutjägerhäuptlingsweibs<br />

das altdeutsche<br />

“laffan” sowohl “schlürfen” wie “Löffel”.<br />

Das Instrument hatte sich weltweit längst<br />

als Basiselement der Nahrungsaufnahme<br />

etabliert. So wie das Messer aber anders<br />

als die Gabel, die ob ihrer Ähnlichkeit<br />

mit der Forke des Gehörnten bis zum<br />

Anbruch der Neuzeit unter kirchlichem<br />

Verdikt stand. So wissen wir schon im<br />

15. Jahrhundert von speziellen Löffelmachern<br />

und Messerschmieden, nicht aber<br />

von Gabelmachern. Fortschritte gab es<br />

auch bei den verwendeten Materialien.<br />

Knochen war mittlerweile ganz out,<br />

Holz war naja und Metall voll fett. Aus<br />

Edelmetall am besten für adlige Münder<br />

oder wenigstens aus Zinn für bürgerliche<br />

Lippen. Überhaupt ist kaum ein Material<br />

vorstellbar, das nicht schon in Löffelform<br />

gebracht wurde: Bein (früher gehoben<br />

für: Knochen), Edelmetalle und unedle,<br />

Elfenbein (sic!), Glas, Holz, Karfunkelsteine,<br />

Koralle, Kunststoff, Perlmutt, Porzellan,<br />

ordinärer Stein... Gut, von Löffeln<br />

aus Diamant wissen wir nichts aber das<br />

hat wohl eher mit der wenig praktischen<br />

Kleinheit der Klunker zu tun.<br />

Lange führte der Löffel ein Eigenleben.<br />

Er galt als persönlicher Besitz, den man<br />

bei Einladungen mitzubringen hatte wie<br />

das Messer auch. Starb der Besitzer, fiel<br />

der Löffel an den Erben, er wurde im<br />

wahrsten Sinne des Wortes abgegeben.<br />

Gut gefüllte Besteckkästen zum Vorhalten<br />

bei Besuchen waren gedanklich unvorstellbar.<br />

Und zu teuer wären sie auch<br />

gewesen. Nur langsam änderte sich das<br />

Muster. Vorreiter war Italien, damals in<br />

kulturellen Belangen ohnehin das Maß<br />

aller Dinge. Vor ungefähr 350 Jahren griffen<br />

italienische Oberschichtler vermehrt<br />

zur Gabel, teuflischer Charakter hin oder<br />

her. Wie fast immer ahmten Mittelstand<br />

und Unterschicht nach; das Essen mit<br />

Messer und Gabel kam ganz allmählich<br />

in Mode. Der Löffel konzentrierte sich<br />

in vornehmer Zurückhaltung von da<br />

ab auf Breie und Suppen (das Rülpsen,<br />

Schlürfen und Schmatzen galt entgegen<br />

einer angeblichen Sottise Martin Luthers<br />

längst als unschicklich) oder auf Kaviar.<br />

Ausrangiert wurde er deshalb noch lange<br />

nicht und seit etwas mehr als einhundert<br />

Jahren bilden in westlichen Kulturkreisen<br />

(und solchen, die als solche gelten<br />

möchten) Messer, Gabel und Löffel (man<br />

beachte die Reihenfolge!) die heilige<br />

Trinität der Cuisine. Zuzüglich ihrer vielen<br />

Ableger vom Buttermesser über den Sahnelöffel<br />

bis zur Zuckerzange. Längst ist<br />

das korrekte Eindecken der Festtafel eine<br />

Wissenschaft für sich.<br />

Wenn man es ihm auch nicht ansieht,<br />

sind dem Löffel basisdemokratische und<br />

globale Aspekte zu eigen. Den Löffel abgeben<br />

muss schließlich jeder und das am<br />

besten bei der ~: Reiche und Arme,<br />

Immobilienhaie und Obdachlose, Männlein,<br />

Weiblein und Metrosexuelle, Lamas,<br />

Päpste und Scheiche, A...krampen und<br />

Gotteskinder. Und Münsters Oberbürgermeister<br />

aber der hats schon geschnallt<br />

und gab im seligen Advent seinen Löffel<br />

ab. Vor dieser Abgabe ist folglich niemand<br />

gefeit; ein demokratischeres Element<br />

ist in einer Welt, in der so gut wie alles<br />

käuflich ist, nicht vorstellbar. Global ist<br />

der Löffel auch, nahm er doch lange vor<br />

amerikanischen Frittenschmieden, Puppenmachern<br />

und Softdrinkproduzenten<br />

die kulturelle Globalisierung vorweg.<br />

Und wird noch in ferner Zukunft auf<br />

den Raumkreuzern Enterprise und Orion<br />

Verwendung finden. Kurz: der Löffel ist<br />

würdiges Symbol der Kulturgeschichte<br />

und Münsters Straßenmagazin ~<br />

fügt dieses Jahr ein weiteres Glied hinzu.<br />

Deshalb: geben auch sie ihren Löffel ab.<br />

Nein, noch nicht endgültig. Erst einmal<br />

für die ~ Reicht vorerst. Danke. #<br />

18


Bericht | Text: Manuel Schumann | Foto: FC Bayern München<br />

„Ich wurde in den Medien zerissen“<br />

Bayernkeeper Tom Starke im Interview<br />

Seit vergangenem Sommer ist Tom<br />

Starke als Ersatztorhüter beim FC Bayern<br />

München verpflichtet. Im Interview mit<br />

Manuel Schumann spricht er ausführlich<br />

über seine neue Rolle als zweiter Mann<br />

hinter Manuel Neuer, Höhen undTiefen<br />

seiner Karriere und das Schwarz-Weiß-<br />

Denken von Medien.<br />

~: Tom Starke, seit dem vergangenen<br />

Sommer sind Sie Spieler des FC Bayern<br />

– wie lange hat die Eingewöhnung<br />

gedauert?<br />

~: Der Druck beim FC Bayern ist<br />

stets riesengroß – inwieweit wirkt sich<br />

der deutliche Punktevorsprung auf den<br />

Alltag der Spieler aus? Spüren Sie eine<br />

gewisse Lockerheit im Team?<br />

Tom Starke: Der Druck wird intern aufrechterhalten.<br />

Ob Vorstand oder Trainer<br />

– hier ließe es keiner durchgehen, wenn<br />

ein Spieler einen Gang zurückschaltete<br />

oder übermütig würde. Sobald die<br />

Mannschaft ein Zwischenziel erreicht<br />

hat, konfrontiert sie der Trainer bereits<br />

mit dem nächsten Ziel. Eine Saison ist<br />

lang, es gilt daher, eine Etappe nach der<br />

anderen zu bewältigen. Bis auf schöne<br />

Tom Starke: Ich muss zugeben, dass<br />

ich eine Weile gebraucht habe, um alle<br />

Abläufe zu verinnerlichen. Der FC Bayern<br />

ist eine andere Hausnummer als meine<br />

vorherigen Vereine. Die ersten Tage waren<br />

schon speziell - als würde man in<br />

eine neue Welt eintauchen.<br />

~: Es heißt, kein Verein in Deutschland<br />

werde professioneller geführt als der<br />

FC Bayern München – Ihre Meinung?<br />

Tom Starke: Das kann ich nur unterstreichen.<br />

Hier greift ein Rädchen ins andere.<br />

Hat beispielsweise ein Spieler private<br />

Probleme, bietet ihm der Verein sofort<br />

Hilfe an. Das ist einmalig. Hier steht der<br />

Mensch im Mittelpunkt; derlei ist im<br />

harten Fußballgeschäft keine Selbstverständlichkeit.<br />

~: Was hat Sie in den ersten Trainingswochen<br />

überrascht?<br />

Tom Starke: Das gesamte Ausmaß ist<br />

fulminant. Ich hatte es zuvor noch nie<br />

erlebt, dass an einem Trainingstag zweitausend<br />

Leute zuschauen. Ich denke auch<br />

gern an den Kurztrip nach China zurück.<br />

Bereits kurz nach der Ankunft jubelten<br />

uns tausende Chinesen frenetisch entgegen.<br />

Das sind unvergessliche Momente;<br />

manchmal konnte ich nur staunen - und<br />

genießen.<br />

20


Erlebnisse, viel Lob, und eine gute Punkteausbeute<br />

haben wir schließlich noch<br />

nichts erreicht.<br />

~: Ein Satz, der Ihrem Vorgesetzten<br />

Matthias Sammer sicherlich gefällt.<br />

Tom Starke: Die Stimmung in der Mannschaft<br />

ist von Anfang an gut gewesen!<br />

Und das ist nicht so daher gesagt. Unser<br />

Vorsprung in der Bundesliga ist eine<br />

schöne Momentaufnahme, keine Frage,<br />

aber: er ist sicherlich nicht der einzige<br />

Grund für die derzeitige Stimmungslage<br />

im Team. Nach den Erlebnissen der<br />

vergangenen Spielrunde sind alle hier im<br />

Klub zusammengerückt und angriffslustig<br />

in die neue Saison gegangen, jeder Spieler<br />

will zeigen, was er drauf hat – nach<br />

dem Motto: „Jetzt erst recht!“ Wir wollen<br />

Erfolg. Unbedingt.<br />

~: Gerade für einen Torhüter, so<br />

hört man häufig, sei die Anspannung vor<br />

Spielbeginn enorm wichtig. Wie schwierig<br />

ist es für Sie, diese Spannung vor jeder<br />

Partie aufzubauen, obwohl Sie bereits<br />

vorher wissen, dass Sie wahrscheinlich<br />

90 Minuten auf der Bank sitzen?<br />

Tom Starke: Fährt man ins Stadion, ist<br />

einem zunächst einmal egal, ob man<br />

später zwischen den Pfosten steht oder<br />

nicht – die nötige Anspannung kommt<br />

automatisch. Alle Leute, mit denen man<br />

vor Spielbeginn zu tun hat, sind hochkonzentriert,<br />

man selbst ist hellwach,<br />

denn man muss damit rechnen, plötzlich<br />

reinzukommen. Dass ich allerdings wenige<br />

Minuten vor Anpfiff nicht die gleiche<br />

Anspannung spüre wie Manuel Neuer, ist<br />

sicherlich naheliegend. Ich bin erfahren<br />

genug, um einzuschätzen, was man von<br />

mir erwartet. Insgesamt dreht sich doch<br />

alles nur um eins: Konzentration.<br />

~: Das klingt sehr abgeklärt. Trotzdem:<br />

Eine K.o.-Partie in der Champions<br />

League wäre auch für Sie Trainingsspiel…<br />

Tom Starke: …Natürlich nicht! Dennoch<br />

muss ich als Profi in der Lage sein,<br />

Nervosität auszublenden. Nochmal: Konzentration<br />

ist alles. Auch und gerade in<br />

solchen Momenten.<br />

~: Sind Sie derartige Situationen<br />

bereits im Kopf durchgegangen?<br />

Tom Starke: Es gibt in der Tat Gedankenspiele<br />

à la „Was passiert, wenn…“. Ich<br />

halte es für wichtig, sich mental auf mögliche<br />

Ereignisse einzustellen. Das heißt<br />

allerdings nicht, ich würde ständig daran<br />

denken (lächelt). Ich habe aufgrund meiner<br />

Erfahrung mittlerweile eine gewisse<br />

Ruhe - mich kann so schnell nichts mehr<br />

überraschen. Entscheidend ist hierbei<br />

auch die Spieltags-Vorbereitung. Ich<br />

halte viel von dem Satz „So wie man<br />

trainiert, spielt man auch“.<br />

~: Apropos „Training“: Was bewundern<br />

Sie an Ihrem Kollegen Manuel<br />

Neuer?<br />

Tom Starke: (Pause) Derartige Bewertungen<br />

stehen mir nicht gut zu Gesicht – ich<br />

will mich nicht zu weit aus dem Fenster<br />

lehnen. Fest steht: Manu hat Anlagen, die<br />

ich bislang bei keinem anderen Torhüter<br />

gesehen habe.<br />

~: Zum Beispiel?<br />

Tom Starke: Sprungkraft. Reaktionsfähigkeit.<br />

Fußballerische Fähigkeiten.<br />

Der liebe Gott hat ihm so einige Talente<br />

mitgegeben. Manu hat es geschafft,<br />

diese Talente richtig einzusetzen und an<br />

ihnen zu feilen. Extrem gut gefällt mir<br />

auch seine offensive Spielweise, dieses<br />

Vorausschauen, der Pass in die Tiefe - da<br />

kann ich mir so einiges abschauen.<br />

~: Seit einigen Jahren setzen viele<br />

Bundesligisten auf junge Torhüter – woran<br />

liegt das?<br />

Tom Starke: Dafür gibt es eine einfache<br />

Antwort: Heutzutage haben bereits Jugendteams<br />

Torwarttrainer. Ich dagegen<br />

habe mein erstes, richtiges Torwarttraining<br />

erst im Alter von 18 Jahren absolviert,<br />

was damals normal war. Früher<br />

hat uns der Trainer vor einem Spiel kurz<br />

warm geschossen, ein paar Tipps mit auf<br />

den Weg gegeben, das war´s. Heute<br />

wird bereits in der F-Jugend spezielles<br />

Torwarttraining angeboten, zudem spielt<br />

inzwischen auch das mentale Training<br />

eine wichtige Rolle. Es ist daher keine<br />

Überraschung, dass im Profibereich inzwischen<br />

derart viele junge Torhüter ihre<br />

Chance bekommen.<br />

~: Sehen Sie nicht die Gefahr, dass<br />

junge Talente zu schnell auf die große<br />

Bühne Bundesliga geführt werden - und<br />

die Karriere womöglich abrupt endet,<br />

bevor sie richtig begonnen hat?<br />

Tom Starke: Rückschläge gehören dazu,<br />

egal ob einer jung ist oder alt. Bestes<br />

Beispiel: Gladbachs Ter Stegen. Er hat in<br />

der Hinrunde eine Schwächephase erlebt<br />

und trotzdem Stärke bewiesen. So was<br />

prägt. So was macht einen Profi stärker.<br />

Ich bin überzeugt, dass der Junge seinen<br />

erfolgreichen Weg weitergeht - er hat<br />

ein enormes Potenzial.<br />

~: Wie sehr verfolgen Sie die Situation<br />

Ihrer ehemaligen Klubs MSV Duisburg<br />

und TSG Hoffenheim? Machen Sie sich<br />

Sorgen um die Zukunft des MSV?<br />

Tom Starke: Auf jeden Fall. Da macht<br />

man sich schon so seine Gedanken. Das<br />

sieht nicht gut aus. Ich weiß, dass dort<br />

Existenzangst kein Fremdwort ist.<br />

~: Anders in Hoffenheim? Die Fans<br />

in Hoffenheim feiern Sie noch immer –<br />

woran liegt das Ihrer Meinung nach?<br />

Tom Starke: Ich bin einfach wie ich bin.<br />

Ich habe nie ein Blatt vor den Mund<br />

genommen. Wenn ich Kritik geäußert<br />

habe, dann ging es mir immer um die<br />

Sache – und niemals um persönliche<br />

Eitelkeiten. Offensichtlich schätzen viele<br />

TSG-Anhänger meine Art, meine Spielweise,<br />

meine Leistung. Das freut mich<br />

natürlich ungemein.<br />

~: Haben Sie die deutlichen Sympathiebekundungen<br />

der TSG-Fans nach<br />

Ihrem Abschied überrascht?<br />

Tom Starke: Ja, doch. Es ist in der Tat<br />

nicht selbstverständlich in der Branche,<br />

dass über einen Spieler, der mittlerweile<br />

bei einem anderen Klub spielt, derart<br />

positiv gesprochen wird.<br />

~: Obwohl Ihnen bereits in jungen<br />

Jahren ein großes Potenzial zugesagt wurde,<br />

ist Ihnen der Durchbruch erst relativ<br />

spät gelungen – bereuen Sie im Rückblick<br />

einige Ihrer Entscheidungen?<br />

Tom Starke: Ich würde fast alles wieder<br />

genauso machen.<br />

~: Sie liefen zwölf Mal für die<br />

U21-Nationalmannschaft auf, Sie wurden<br />

damals mit Lob überschüttet – war mehr<br />

drin?<br />

Tom Starke: Man muss schon genauer<br />

hinschauen. In Leverkusen bin ich nicht<br />

an Hans-Jörg Butt vorbeigekommen, er<br />

21


war gesetzt. Der damalige Bayer-Trainer<br />

Michael Skibbe gab mir deutlich zu<br />

verstehen, dass ich unter seiner Leitung<br />

keine Spielpraxis bekomme würde. Ich<br />

sah daher die Option HSV.<br />

~: Der damalige HSV-Trainer Klaus<br />

Toppmöller kannte Sie aus seiner Zeit in<br />

Leverkusen.<br />

Tom Starke: Ja, richtig. Ich versprach<br />

mir in Hamburg bessere Chancen – und<br />

Toppmöller suchte offenbar einen jungen<br />

Torhüter mit Potenzial. Mein zweites und<br />

letztes Spiel lief komplett daneben (Mai<br />

2004, 31. Spieltag, 0:6 gegen Werder<br />

Bremen, Anm. d. Red.). Die komplette<br />

Mannschaft spielte damals grottenschlecht,<br />

ich wurde anschließend in den<br />

Medien zerissen. Es ist damals einiges auf<br />

mich eingeprasselt, auch viele unfaire<br />

Sachen, die ich jetzt nicht erzählen will.<br />

Auf den Punkt gebracht: Es war für mich<br />

eine Katastrophe. Damals spürte ich am<br />

eigenen Leib die negativen Mechanismen<br />

des Geschäfts.<br />

~: Was genau meinen Sie?<br />

Tom Starke: Eine gewisse Scheinheiligkeit,<br />

die man gelegentlich feststellt,<br />

Stichwort: Schwarz-Weiß-Denken. Nach<br />

Anzeige<br />

freiStil<br />

sozialtherapeutische Projekte der Jugendhilfe<br />

freiStil ist ein freier privatwirtschaftlicher Jugendhilfeträger.<br />

Mit Projekten im ganzen Bundesgebiet und Maßnahmen im Ausland<br />

bietet freiStil Möglichkeiten zur stationären Unterbringung gemäß den §§<br />

27 ff KJHG.<br />

Wir suchen daher auch in Nordrhein-Westfalen Einzelpersonen, Paare<br />

und/oder Familien, mit entsprechender pädagogischer Ausbildung und<br />

Erfahrung, die sich im Rahmen der §§ 34 u. 35/a KJHG und Ihrer häuslichen<br />

Gemeinschaft vorstellen können, mit Kindern und/oder Jugendlichen<br />

gemeinsam zu leben.<br />

Sozial - pädagogen - arbeiter<br />

Erzieher, Heilpädagogen<br />

freiStil bietet der Arbeit entsprechende Honorare, regelmäßige und<br />

fachliche Begleitung sowie Beratung der Projekte und aller Mitarbeiter.<br />

Qualifizierte Vertretung der Arbeit in entsprechenden Fachkreisen. Eine<br />

transparente und offene Zusammenarbeit mit allen an Unterbringungen<br />

beteiligten Einzelpersonen und öffentlichen Stellen.<br />

Ein kollegiales sowie aufgeschlossenes Miteinander, Fortbildungsangebote<br />

und Supervision.<br />

freiStil - Herr Michael H. Amenda - Von-Vincke-Str. 5-7 - 48143 Münster oder<br />

bewerbung@jugendhilfe-freistil.de<br />

Tel. 0049 251 - 49092930<br />

www.jugendhilfe-freistil.de<br />

dem benannten Debakel haben die Medien<br />

ausschließlich auf einzelne Spieler<br />

eingeprügelt - die Entscheidungsträger<br />

dagegen sind relativ glimpflich davongekommen.<br />

Glücklicherweise bin ich daran<br />

nicht zerbrochen.<br />

~: Nach einem weiteren Versuch<br />

in Leverkusen schlossen Sie sich dem SC<br />

Paderborn an.<br />

Tom Starke: Ich war als Profi zunächst<br />

verbrannt. Das 0:6 hing mir stets hinterher,<br />

die Medien ließen keine Gelegenheit<br />

aus, jenes Debakel zu thematisieren. Ich<br />

musste mir alles wieder neu erarbeiten,<br />

mich selbst hochziehen, Schritt für Schritt.<br />

Der Wechsel nach Paderborn war daher<br />

eine gute Entscheidung. Beim SCP wurde<br />

ich geschätzt und bekam Spielpraxis.<br />

~: Nach den Stationen Duisburg<br />

und Hoffenheim sind Sie nun Bestandteil<br />

des erfolgreichsten Klubs Deutschlands<br />

– eine späte Antwort an die Kritiker von<br />

früher?<br />

Tom Starke: Vielleicht ein bisschen. Zwar<br />

habe ich das alles in erster Linie für mich<br />

getan, aber natürlich wollte ich es auch<br />

den Kritikern zeigen. Vor vielen Jahren<br />

bin ich eines Morgens aufgestanden und<br />

habe mir gesagt: „Jetzt beweise ich es<br />

mir - und euch!“<br />

~: Haben Sie zuvor<br />

an sich gezweifelt?<br />

Tom Starke: (Pause)<br />

Manchmal schon, ja.<br />

Ich war schließlich<br />

ein junger Bursche,<br />

da steckt man solche<br />

Dinge nicht mal eben<br />

weg, so was zehrt an<br />

den Nerven. Sprechen<br />

dir diverse sogenannte<br />

Experten öffentlich die<br />

Bundesligatauglichkeit<br />

ab, tut das einfach<br />

weh, Punkt. Wie<br />

gesagt, ich bin froh,<br />

dass ich damals die<br />

Kurve gekriegt habe.<br />

Von den Kritikern höre<br />

ich jetzt nicht mehr<br />

viel - wo sind die bloß<br />

alle? (lacht) Im Ernst:<br />

Ich würde mich freuen,<br />

wenn der eine oder<br />

andere junge Torhüter<br />

an meinem Beispiel erkennen würde,<br />

dass harte Rückschläge nicht automatisch<br />

das Karriereende bedeuten. Mein Appell:<br />

Immer wieder aufstehen. Das zahlt sich<br />

aus.<br />

~: Tom Starke, wollen Sie Ihre<br />

Karriere in München beenden?<br />

Tom Starke: Ich fühle mich sehr wohl<br />

beim FC Bayern. München ist eine tolle<br />

Stadt. Mein Vertrag läuft bekanntlich drei<br />

Jahre. Was danach kommt, weiß ich nicht.<br />

Stand jetzt: Ich will meine Karriere nach<br />

den drei noch nicht beenden - solange<br />

die Knochen halten, spiele ich weiter.<br />

~: Und was haben Sie nach Ihrer<br />

Profi-Karriere vor?<br />

Tom Starke: Ich habe Abitur und zudem<br />

eine Ausbildung absolviert. Ich liebe<br />

Fußball und würde gern weiter in diesem<br />

Geschäft arbeiten. Mal schauen, welche<br />

Möglichkeiten sich später ergeben. Mir<br />

liegt die Jugendarbeit sehr, sehr am Herzen.<br />

Jungen Torhütern meine Erfahrung<br />

weitergeben – das könnte sicherlich eine<br />

großartige Aufgabe für mich sein.<br />

~: Hat Ihnen Jupp Heynckes eigentlich<br />

angedeutet, dass er Sie –sollte<br />

die Meisterschaft vorzeitig entschieden<br />

sein- aufstellt?<br />

Tom Starke: Mir ist von Anfang an klar<br />

gewesen, dass ich hier nicht um einen<br />

Stammplatz kämpfe (lacht). Im Ernst:<br />

Ich weiß, was Jupp Heynckes für eine<br />

Meinung von mir hat. Er spricht viel mit<br />

den Spielern, die momentan nicht in der<br />

vordersten Reihe stehen. Daher weiß ich,<br />

woran ich bin. Er gehört sicherlich zu den<br />

Trainern, die Wertschätzung auch zeigen.<br />

Kurz gesagt: Ich gehe davon aus, dass der<br />

eine Saisoneinsatz im Pokal nicht mein<br />

letzter sein wird. #<br />

22


Junge Journalisten gehen ihren Weg...<br />

„Journalismus ist für mich Herausforderung und Leidenschaft!“<br />

Bericht | Text und Foto: Lena Fiebig<br />

Der heutige Berufswunsch vieler<br />

Studenten und jungen Menschen ist,<br />

später mal „irgendwas mit Medien“ zu<br />

machen. Kirstin Oelgemöller hat schon<br />

früh auf das Medium Print gesetzt und<br />

ist mit Hilfe ihres Lehrers auf den Beruf<br />

„Journalistin“ gekommen. Die 21 jährige<br />

Studentin lebt in Münster und schließt<br />

noch dieses Jahr ihren Bachelor in Germanistik<br />

und Religion an der WWU ab.<br />

Mit einer freien Mitarbeit bei der Münsterschen<br />

Zeitung und dem drm Verlag im<br />

Gepäck geht sie engagiert den Weg in<br />

die richtige Richtung eine erfolgreiche<br />

Journalistin zu werden. Wer einmal einen<br />

Eindruck davon bekommen möchte<br />

wie Kirstin schreibt, der sollte bei den<br />

Artikeln der Münsterschen Zeitung auf<br />

das Kürzel „kio“ achten. Der ~ hat<br />

sie erzählt wie ihre journalistische Laufbahn<br />

begonnen hat und was sie auch in<br />

Zukunft in dem Bereich plant.<br />

~: Wie bist du in den Journalismus<br />

hineingerutscht?<br />

Kirstin Oelgemöller: Ursprünglich wollte<br />

ich Schriftstellerin werden und habe<br />

mit 15 Jahren angefangen, Gedichte zu<br />

schreiben. Aber eigentlich hat mich mein<br />

Lehrer in der Schule sehr gefördert und<br />

mich auf mein Schreibtalent aufmerksam<br />

gemacht. Ich habe daraufhin ein Praktikum<br />

bei der Ibbenbürener Volkszeitung<br />

gemacht, kleinere Artikel geschrieben<br />

und eine freie Mitarbeit angeboten<br />

bekommen. Es hat soviel Spaß gemacht,<br />

dass ich nach dem 2. Praktikumstag<br />

wusste: Ich will Journalistin werden.<br />

Während meines Studiums habe ich dann<br />

bei Radio Q in Münster und bei Radio RST<br />

in Rheine in den Bereich Hörfunk hineingeschnuppert.<br />

Zurzeit arbeite ich als<br />

freie Mitarbeiterin bei der Münsterschen<br />

Zeitung und dem drm Verlag, der unter<br />

anderem die Zeitung „Kirche und Leben“<br />

herausbringt.<br />

~: Was fasziniert dich am Journalismus?<br />

Kirstin Oelgemöller: Man ist vor allem<br />

im Printmedienbereich immer informiert<br />

und weiß über aktuelle Themen Bescheid.<br />

Außerdem hat mir der Journalismus<br />

geholfen selbstbewusster zu werden und<br />

auf fremde Menschen zuzugehen.<br />

~: Welche Herausforderungen<br />

siehst du im Beruf des Journalisten?<br />

Kirstin Oelgemöller: Ich stelle Menschen<br />

Fragen, die so formuliert sein müssen,<br />

dass sie sich mir öffnen und mir etwas<br />

erzählen, das ist teilweise nicht leicht.<br />

Außerdem ist es schwierig aus einer<br />

großen Geschichte die wichtigsten Informationen<br />

herauszusuchen und zu<br />

entscheiden, was für den Leser und nicht<br />

für mich persönlich interessant ist.<br />

~: Lässt du dich von Sätzen wie<br />

„Journalismus ist eine brotlose Kunst“<br />

abschrecken?<br />

Kirstin Oelgemöller: Nein, eigentlich<br />

nicht! Ich glaube, dass es auch Berufe in<br />

dem Bereich gibt, die ganz gut bezahlt<br />

werden. Zeitunglesen wird zwar immer<br />

weniger und gerade durch das Internet<br />

besteht da eine enorme Weiterentwicklung,<br />

aber ich denke, man muss mit der<br />

Zeit gehen und andere Wege finden, Informationen<br />

aufzubereiten, zum Beispiel<br />

durch Onlineplattformen.<br />

~: Welche positiven und negativen<br />

Erfahrungen hast du schon gemacht?<br />

Kirstin Oelgemöller: Die freie Mitarbeit<br />

bei der Münsterschen Zeitung ist wirklich<br />

positiv. Ich bekomme ein Feedback zu<br />

meinen Artikeln und es wird konstruktiv<br />

Kritik geübt. Man nimmt sich dort wirklich<br />

die Zeit für mich, das gefällt mir total gut.<br />

Es gibt allerdings auch starken Konkurrenzkampf<br />

unter den Journalisten! Mir ist<br />

es einmal passiert, als ich ein Praktikum<br />

bei einer kleineren Zeitung gemacht<br />

habe, dass zu einem Interviewtermin ein<br />

Kollege der gleichen Zeitung vor mir vor<br />

Ort war und schon alle Fragen gestellt<br />

hatte, obwohl mir der Artikel zugeschrieben<br />

war. Das ärgert einen schon ziemlich.<br />

~: Wie bereitest du dich auf Interviews<br />

oder ähnliche Termine vor?<br />

Kirstin Oelgemöller: Meistens bekomme<br />

ich Termine zugeteilt, die schon Grundinformationen<br />

der Pressemitteilung<br />

enthalten. Ich bereite mich dann auf das<br />

Thema vor, indem ich Artikel dazu lese<br />

oder die Internetseiten recherchiere und<br />

vor allem indem ich versuche Schwerpunkte<br />

zu finden, die zu dem Thema<br />

noch nicht behandelt wurden. Wenn ich<br />

einen Überblick habe, überlege ich mir<br />

Fragen für ein Interview.<br />

~: Gibt es Personen an denen du<br />

dich orientierst?<br />

Kirstin Oelgemöller: Wo Judith Rakers<br />

jetzt ist, wenn man dahin käme, das<br />

wäre natürlich toll. Sie hat ja auch in<br />

Münster studiert und schon früh im<br />

journalistischen Bereich gearbeitet. Der<br />

Journalismus ist kein sicherer Weg, aber<br />

es macht Spaß journalistisch zu arbeiten<br />

und Glück spielt in dem Bereich auch<br />

eine ganz große Rolle. Doch ich habe<br />

für mich entschieden, das zu machen,<br />

was das beste für mich ist und wenn es<br />

funktioniert, dann ist das gut.<br />

~: Was würdest du gerne noch<br />

ausprobieren?<br />

Kirstin Oelgemöller: Ich habe noch kein<br />

Praktikum beim Fernsehen gemacht und<br />

würde das total gerne mal ausprobieren.<br />

Der WDR hier in Münster wäre dafür eine<br />

gute Möglichkeit. Ich glaube, ich werde<br />

da demnächst mal eine Bewerbung losschicken.<br />

#<br />

23


Bericht | Text: Glenn Langhorst<br />

Columne: „~“ auf Cuba<br />

Weihnachten – Ein Nachruf<br />

Mit ein paar Monaten Abstand muss ich<br />

jetzt doch sagen: Schade, dass Weihnachten<br />

vorbei ist! Das Schöne an Weihnachten<br />

ist ja auch, dass man beim Einkaufen<br />

merkt, dass es Weihnachten wird. Ich<br />

meine jetzt nicht die ersten Lebkuchen<br />

und Stollen, die ab Ende August langsam<br />

in jedem Supermarkt aus den Regalböden<br />

schießen. Ich meine das Einkaufen<br />

ab Ende November, wenn die Leute<br />

schlagartig immer bekloppter werden. Ich<br />

persönlich mag Weihnachten im Grunde<br />

eh nicht sonderlich. Aus meiner Sicht gibt<br />

es genau einen einzigen Grund, sich auf<br />

Weihnachten zu freuen! Und dieser Grund<br />

ist 84 Jahre alt und mein Opa. Ich mag<br />

meinen Opa, denn er gehört zu dem Kreis<br />

von Menschen, die man problemlos mit<br />

fünf Worten beschreiben kann: Ekel Alfred<br />

trifft Klaus Kinski.<br />

Mein Lieblingsweihnachten mit meinem<br />

Opa bis jetzt war 2010. Da bin ich beim<br />

Einkaufen vor Lachen fast von der Rolltreppe<br />

gefallen. Ich stand mit Opa auf der<br />

Rolltreppe hinter zwei Mädels vom Typ<br />

„Katzenbergers Rache“ und die beiden<br />

haben sich gegenseitig die Welt erklärt.<br />

Dame Eins stellte fest, dass dieses Jahr<br />

Weihnachten ja an einem Freitag stattfand<br />

und Dame Zwei fragte besorgt, ob es<br />

sich dabei vielleicht auch um den <strong>13</strong>ten<br />

handelte. Ein kurzes Kichern entfuhr mir.<br />

Mein Opa blickte regungslos geradeaus.<br />

Ich war mir nicht sicher, ob er den Dialog<br />

auch gehört hatte. Als jedoch die beiden<br />

Damen bedauerten, dass die armen Kinder<br />

in Amerika kein Weihnachten haben,<br />

sondern nur X-mas feiern dürfen, musste<br />

ich laut lachen, während Opa immer noch<br />

regungslos neben mir stand. Während<br />

eine der Damen ernsthaft beteuerte, dass<br />

in den USA nicht der Weihnachtsmann,<br />

sondern der X-Mann die Geschenke bringt,<br />

war es um mich geschehen. Ich musste mir<br />

eine Hand vor den Mund halten, um nicht<br />

laut zu lachen. Die beiden waren so doof,<br />

die bellen höchstwahrscheinlich sogar,<br />

wenn es Zuhause an der Tür klingelt. Das<br />

Beste an der Situation war allerdings mein<br />

Opa. Der hat mich nur trocken angeschaut<br />

und gesagt: „Siehst du, genau deswegen<br />

bin ich froh, dass ich bald sterbe!“. Weihnachten<br />

2010 war an diesem Punkt schon<br />

gut, wurde allerdings noch besser.<br />

Wie jedes Jahr feiert meine Familie das<br />

Fest der Liebe am ersten Weihnachtsfeiertag<br />

bei meinen Großeltern. Traditionell<br />

wird die ganze Feierei meinem Opa aber<br />

recht schnell zu besinnlich und er versucht<br />

gekonnt, uns alle wieder loszuwerden.<br />

2009 zum Beispiel mit der klassischen Frage:<br />

„Na, soll ich euch noch was bringen?<br />

Limonade? Bier? Jacken?“ 2010 allerdings<br />

übertraf er sich aber wieder einmal selbst.<br />

Er ging kurz nach dem Essen theatralisch<br />

zum Fenster, schaute heraus, betrachtete<br />

prüfend die dunkle Nacht. Dann drehte<br />

er sich uns zu und sagte mit besorgter<br />

Stimme: „Hmm! Es zieht ein Unwetter auf.<br />

Also wenn ich woanders wäre, würde ich<br />

jetzt machen, dass ich nach Hause komme!“<br />

Ja, mein Opa ist schon etwas ganz<br />

Besonderes!<br />

Eine Steigerung ist nur noch im Duett<br />

mit meiner Oma möglich. Das Highlight<br />

dieses Festes war ohne Zweifel folgender<br />

Dialog. Mein Großvater meckerte wie<br />

üblich über alles und jeden und endete<br />

irgendwann mit den Worten „Verdammt!<br />

Seit die Merkel Kanzlerin ist, läuft auch<br />

nur noch Scheiße im Fernsehen! Wenn ich<br />

gewusst hätte, dass der blöde Westerwelle<br />

Außenminister wird, wäre ich nach der<br />

Kriegsgefangenschaft direkt in Russland<br />

geblieben!“ Meine Oma warf daraufhin<br />

ein: „Aber dann hättest du mich ja gar<br />

nicht kennengelernt!“ Ohne Pause folgte<br />

die charmante wie auch galante Antwort<br />

von Opa: „Ach, kennengelernt ...<br />

kennengelernt! Jetzt streu du noch Salz<br />

in die Wunde!“ Es war ein Fest. Opa und<br />

Oma verstehen sich ungefähr so gut wie<br />

Wissenschaft und Religion.<br />

Mein Opa ist der Hammer, was der für Dinger<br />

raushaut! Unglaublich. Mein Bruder<br />

hatte 2010 zu Weihnachten ein I-Phone<br />

bekommen und hat gemacht, was alle<br />

Leute machen, die ein I-Phone haben:<br />

Warum können sich Frauen hochschlafen,<br />

Männer aber nur runter?<br />

Wieso verhält sich bei Gesprächen,<br />

die man in S- und U-Bahnen hört,<br />

die Lautstärke immer proportional zur<br />

Banalität des Inhaltes?<br />

Nach dem Motto: >> Humor beginnt<br />

dort, wo der Spaß aufhört


Bericht | Text: RA Annette Poethke<br />

§<br />

Neues aus dem Familienrecht<br />

Mehr Rechte für Väter von nichtehelichen Kindern<br />

Bisher hatte der nichteheliche Vater grundsätzlich (bei Juristen<br />

heißt dies, es gibt Ausnahmen) nur die Möglichkeit für sein<br />

nichteheliches Kind bei gemeinsamer Sorgerechtserklärung das<br />

Sorgerecht zu erhalten oder, wenn er die Kindesmutter heiratet<br />

(§ 1626 a BGB).<br />

Er konnte also selbst bei mehrjähriger nichtehelicher Lebensgemeinschaft<br />

mit der Kindesmutter grundsätzlich kein Sorgerecht<br />

gegen den Willen der Mutter erhalten. Bereits am 03.12.2009<br />

hatte der europäische Gerichtshof für Menschenrechte in einer<br />

Entscheidung bemängelt, dass deutsche Väter außerehelich geborener<br />

Kinder beim Zugang zur gemeinsamen elterlichen Sorge<br />

diskriminiert würden. Er monierte, dass die deutsche Regelung<br />

unverhältnismäßig sei und Artikel 14 und Artikel 8 der europäischen<br />

Menschenrechtskonvention verletzt seien. Daraufhin<br />

hat das Bundesverfassungsgericht dann diese Regelung im BGB,<br />

nämlich die §§ 1626 a und 1672 I. BGB als verfassungswidrig<br />

eingestuft und klargestellt, dass diese Reglungen bis zu einer<br />

gesetzlichen Neuregelung nur in modifizierter Form angewendet<br />

werden dürfen. (BVerfG NJW 2010, 3008)<br />

Dem Gesetzgeber wurde kein bestimmtes Regelungsmodell<br />

vorgeschrieben. Einem entsprechenden Gesetzesentwurf wurde<br />

seitens der Bundesregierung im Oktober 2012 zugestimmt.<br />

Der Entwurf beinhaltet u.a., dass der nichteheliche Vater die<br />

Möglichkeit einer gerichtlichen Überprüfung hat, die Alleinsorge<br />

auch gegen den Willen der Mutter zu erhalten. Maßstab hierfür<br />

ist, dass eine solche Übertragung auf den Vater dem Wohl des<br />

Kindes am besten entspricht.<br />

Da die aktuelle gesetzliche Regelung verfassungswidrig ist, wird<br />

von den Familiengerichten bereits jetzt die neue anvisierte<br />

Regelung zu handhaben sein, was insbesondere Vätern zugute<br />

kommt, bei denen eine Sorgerechtserklärung seitens der Mutter<br />

aus Gründen verweigert wurde, die keinen Bezug zum Kindeswohl<br />

haben. #<br />

Die hübsche kleine Sue wurde wahrscheinlich<br />

ausgesetzt. Eine Tierfreundin<br />

hat sich ihrer angenommen, hat sie<br />

sogar kastrieren lassen und füttert sie<br />

regelmäßig. Sue möchte unbedingt<br />

ins Haus, das geht aber nicht, weil<br />

dort ein großer Hund lebt, der Katzen<br />

nicht mag. Tagsüber muss die kleine<br />

Samtpfote sich draußen herumtreiben,<br />

weil sie kein Zuhause mehr hat. Nachts<br />

muss sie sich dort auch ihren Unterschlupf<br />

suchen. Der Tierarzt hat Sue<br />

auf etwa zwei bis drei Jahre geschätzt.<br />

Noch ist sie gesund und ihr Fell seidenweich<br />

– aber der Winter steht vor der<br />

Tür, mit klirrenden Nächten, eventuell<br />

sogar mit Schnee. Es wird Zeit, dass Sue<br />

endlich wieder ein Zuhause bekommt!<br />

Sie ist zart, freundlich, braucht viel<br />

Ruhe, weiß was sie will – und liebt die<br />

Gesellschaft von Menschen. Auf andere<br />

Katzen verzichtet sie lieber. Ihre Hobbys<br />

sind: mit ihrem Menschen im Garten<br />

spazieren gehen, schmusen, spielen.<br />

Nach einer Eingewöhnungszeit braucht<br />

Sue unbedingt wieder verkehrsarmen<br />

Freigang. Welcher nette katzenerfahrene<br />

Dosenöffner schenkt Sue sein Herz<br />

und ein neues warmes Zuhause?<br />

Kontakt: Tel. <strong>02</strong>51/8469757 oder www.katzenhilfe-muenster.de<br />

25


Buchtipp | Text: Kerstin Klimenta<br />

Lesen<br />

Sabrina Tophofen:<br />

„So lange bin ich<br />

vogelfrei. Mein Leben<br />

als Straßenkind“<br />

Mit gerade einmal zehn Jahren lief Claudine<br />

Tophofen – die ihren „richtigen“<br />

Namen hasst - von zu Hause weg. Ein<br />

Jahr lang durchwandert sie verschiedene<br />

Heime, bis sie es nicht mehr aushält<br />

und mit der Hilfe ihrer Freundin Katrin<br />

abhaut. Die Flucht gelingt und das<br />

Mädchen nimmt den erstbesten Zug nach<br />

Anzeige<br />

Köln, ohne zu wissen, was sie dort erwartet.<br />

Aber sie hegt die Hoffnung, dort<br />

endlich ein besseres Leben zu finden und<br />

die schrecklichen Heimerlebnisse, den<br />

gewalttätigen Vater, die vielen Demütigungen<br />

und Misshandlungen für immer<br />

hinter sich zu lassen.<br />

Claudine landet auf der Domplatte, wo<br />

sie in Jenny und ihrer Clique Gleichgesinnte<br />

findet. Zum ersten Mal in ihrem<br />

Leben erfährt das Mädchen so etwas<br />

wie Schutz und Geborgenheit. Und mit<br />

„Topi“ bekommt sie einen Namen, den<br />

sie akzeptieren kann. Doch das ist nur<br />

die eine Seite, denn das Leben auf der<br />

Straße ist alles andere als leicht. Topi<br />

baut sich eine Scheinwelt auf und merkt<br />

nicht, wie sie langsam, aber sicher in ein<br />

Leben abrutscht, dass von Alkohol- und<br />

Drogenkonsum, Gewalt und Aggressivität,<br />

Kriminalität und auch von Missbrauch<br />

unter den Obdachlosen bestimmt wird.<br />

Fast sechs Jahre schlägt sie sich auf der<br />

Straße durch. Immer wieder versucht das<br />

Mädchen, sich mithilfe von Sozialarbeitern<br />

aus dem Teufelskreis zu befreien –<br />

doch sie scheitert immer wieder. In Jens<br />

scheint sie die Liebe gefunden zu haben,<br />

doch dann holt die Vergangenheit sie<br />

unerbittlich ein. Erst als sie Herbert<br />

kennenlernt, der ihr Vertrauen gewinnt<br />

und sie glauben lässt, dass sie es wert<br />

sei, geliebt zu werden, schafft sie endlich<br />

den Absprung.<br />

Im Gegensatz zu vielen ihrer damaligen<br />

Weggefährten ist es Topi gelungen, die<br />

Straßenszene komplett hinter sich zu<br />

lassen und wieder ein ganz „normales“<br />

Leben zu führen.<br />

In diesem Buch dokumentiert das<br />

ehemalige Straßenmädchen auf einzigartige<br />

Weise ihren täglichen Kampf ums<br />

Überleben – für das Recht auf Selbstbestimmtheit<br />

und Akzeptanz. Sie offenbart<br />

den Lesern einen unverblümten und<br />

ehrlichen Einblick in das Leben der Kölner<br />

Obdachlosenszene. Eine erschütternde<br />

und tief bewegende „Geschichte“ eines<br />

starken und mutigen Mädchens, eine<br />

wahre Geschichte, die unter die Haut<br />

geht. #<br />

Sabrina Tophofen: So lange bin ich vogelfrei.<br />

Mein Leben als Straßenkind | ISBN:<br />

340-106-550-5 | 9,95 EUR | Arena Verlag<br />

Spenden erwünscht!<br />

Die Spülmaschine des „Treffpunktes<br />

An der Clemenskirche“ hat nun nach<br />

acht Jahren eifrigen Spülens ihren<br />

Dienst quittiert. Um den täglichen<br />

Anforderungen gewachsen zu sein,<br />

muss eine neue für Gastronomiebetrieb<br />

geeignete Maschine gekauft<br />

werden wenn Sie also diese nicht<br />

ganz günstige Angelegenheit finanziell<br />

unterstützen möchten, ist Ihre<br />

Spende sehr willkommen.<br />

Treffpunkt An der Clemenskirche<br />

BLZ: 400 6<strong>02</strong> 65<br />

Dahrlehenskasse Münster eG<br />

Kt.Nr: 3157901<br />

Betreff: Spülmaschine<br />

Falls Sie eine Spendenquittung wünschen,<br />

geben Sie bitte Ihre vollständige<br />

Adresse im Verwendungszweck mit<br />

an - DANKE!<br />

26


Rezepte | Text und Foto: Markus Kipp<br />

Antipasti<br />

In der Karnevalszeit wird gerne und ausgelassen gefeiert.<br />

Wenn man sich nicht ganz sicher ist, wie viele Leute zur Party<br />

kommen, bieten sich kalte Leckereien an. Durch den hohen<br />

Ölgehalt der eingelegten Köstlichkeiten kann man danach<br />

auch ruhig mal ein kleines Bierchen mehr trinken, denn das<br />

Öl bleibt länger im Magen und der Alkohol wird langsamer<br />

vom Körper aufgenommen. ~ wünscht viel Spaß beim<br />

Feiern. #<br />

Eingelegte Champignons<br />

Zutaten<br />

••<br />

500 g kleine Champignons<br />

••<br />

1 Zitrone<br />

••<br />

3 EL Olivenöl<br />

••<br />

55 ml Weißwein<br />

••<br />

Thymianblättchen<br />

••<br />

2 Zehen Knoblauch<br />

••<br />

Salz & Pfeffer<br />

••<br />

Zucker<br />

••<br />

1 Schuss Balsamico Essig<br />

Zubereitung<br />

Dieses italienische Antipasti-Gericht<br />

bereitet man am besten schon einen<br />

Tag vorher zu und lässt es im Kühlschrank<br />

über Nacht ziehen. Besonders<br />

gut geeignet und lecker sind sehr kleine<br />

Champignons, die man sogar ganz lassen<br />

kann. Die Champignons putzen, ggf. klein<br />

schneiden. Die Zitrone abreiben und den<br />

Saft auspressen. Eine Pfanne mit dem<br />

Olivenöl erhitzen, die Champignons kurz<br />

darin anbraten, Zitronensaft und -schale,<br />

Weißwein und die Thymianblättchen dazugeben.<br />

Die Knoblauchzehen durch eine<br />

Knoblauchpresse pressen, dazufügen und<br />

mit etwas Salz, Pfeffer und Zucker würzen.<br />

Alles drei Minuten köcheln lassen,<br />

den Balsamico-Essig dazugeben und alles<br />

abkühlen und im Kühlschrank ziehen<br />

lassen. #<br />

Weiße Bohnen mit Kräutern<br />

Zutaten<br />

• 2 Dose/n Bohnen, weiße (250 g Einwaage)<br />

• 2 Bund Petersilie, fein gehackt<br />

• 1 Zwiebeln<br />

• 6 Zehe/n Knoblauch<br />

• Pfeffer<br />

• 300 ml Essig (Weißweinessig)<br />

• 3 EL Olivenöl<br />

Zubereitung<br />

Bohnen auf einem Sieb abtropfen lassen.<br />

Feingehackte Petersilie, Zwiebelwürfel<br />

und zerdrückten oder fein gewiegten<br />

Knoblauch mit den Bohnen mischen. Mit<br />

Pfeffer würzen. Essig zugießen und mit<br />

Olivenöl mischen. Wer es nicht so sauer<br />

mag, nimmt nur eine Hälfte Essig und die<br />

andere Hälfte Bohnenflüssigkeit.<br />

Eingelegter Schafskäse<br />

Zutaten<br />

• 2 ½ Pkt. Feta-Käse oder Schafskäse<br />

• 2 Pkt. Sauce (Salatdressing, italienische<br />

Art)<br />

• viel Olivenöl<br />

• 1 Glas Oliven, grün, z.B. mit Paprika<br />

gefüllt<br />

• 7 Zehe/n Knoblauch<br />

• Pfeffer<br />

Zubereitung<br />

Eine Schüssel, Dose o.ä. mit reichlich Olivenöl<br />

füllen (die Mischung sollte nachher<br />

vollständig bedeckt sein). Das Salatdressing<br />

einrühren. Die Knoblauchzehen in<br />

sehr dünne Scheiben, Oliven in Scheiben<br />

schneiden. Feta relativ klein würfeln.<br />

Alles zusammen in das gewürzte Olivenöl<br />

geben, etwas pfeffern und gut vermengen.<br />

Am besten ein paar Stunden oder<br />

über Nacht ziehen lassen. Schmeckt zu<br />

Baguette etc. und eignet sich hervorragend<br />

zum Mitbringen bei Grillabenden. #<br />

Gefüllte Paprikaschoten<br />

Zutaten<br />

• 8 Paprikaschote(n), rote oder gelbe<br />

Spitzpaprika<br />

• 200 g Schafskäse, (Feta)<br />

• 200 g Frischkäse mit Kräutern<br />

• 3 Knoblauchzehen<br />

• 5 Blätter Basilikum<br />

• 1 Zwiebel<br />

• 10 Körner Pfeffer<br />

• 5 Körner Piment<br />

• 3 TL Salz<br />

• 1 EL Zucker<br />

• 5 EL Essig-Essenz<br />

Zubereitung<br />

Zwiebel, Pfefferkörner, Piment, Salz, Zucker<br />

und Essig in 2 Liter Wasser zu einem<br />

Gewürzsud kochen. Von den Paprikas<br />

den Deckel abschneiden und die Kerne<br />

herauslösen. Dann Paprika kurz im Sud<br />

aufkochen, ca. 5 Minuten ziehen lassen<br />

und herausnehmen. Abkühlen lassen.<br />

Inzwischen aus Schafs- und Frischkäse,<br />

dem gepressten Knoblauch und dem Basilikum<br />

im Blitzhacker eine streichfähige<br />

Masse herstellen. Diese in einen Gefrierbeutel<br />

füllen, Spitze abschneiden und<br />

Paprikas mit der Käsemasse füllen. Für<br />

gelbe Paprikas noch etwas Tomatenmark<br />

an die Masse geben. Das sieht schöner<br />

aus. Ab damit in den Kühlschrank!<br />

Es passt zur Grillparty und zu jedem italienischem<br />

Vorspeisenbüffet! #<br />

27


Bericht | Text: Horst Gärtner<br />

Schlussakkord<br />

Nur noch ein kurzer Blick zurück ins vergangene Jahr und nur<br />

noch auf ein „Ereignis“: Die Lachnummer: „Hauptstadtflughafen<br />

Berlin“. Zwei von den drei Berliner Flughäfen sollten<br />

wegen dieses „Hauptstadtflughafens“ geschlossen werden;<br />

einer ist seit 2009 schon zu (Tempelhof); denn die Eröffnung<br />

des Prestigeobjektes stand ja kurz vor der Tür. Und dann kamen<br />

vier neue Termine jeweils einer in 2011 und 2012 und zwei in<br />

20<strong>13</strong>, die aber alle nicht eingehalten werden konnten. Jetzt gibt<br />

es –keinen- fünften Termin, weil erst noch wieder alles neu<br />

strukturiert und organisiert werden muss. Der Aufsichtsratsvorsitzende<br />

Klaus Wowereit ist zurückgetreten – die anderen<br />

machen ja weiter, so einfach ist das! Die einzige Konstante in<br />

dieser Hauptstadtsendung „Pleiten, Pech und Pannen“ ist die<br />

ständige Erhöhung der Gesamtkosten. Sie waren 2007 mit 2,4<br />

Milliarden Euro veranschlagt und liegen mittlerweile bei 4,3<br />

Milliarden Euro – Ende offen!<br />

Aber es gibt auch Positives zu erinnern: Die Welt ist nicht untergegangen<br />

und für Thomas Gottschalk wurde eine Nachfolger<br />

gefunden!<br />

Ich lasse das alles hinter mir, auch die stimmungsvollen Weihnachten,<br />

die Silvesterknallerei und jetzt in diesen Tagen Karneval<br />

immer lauter mit lustigen Kostümen und feuchtfröhlichen<br />

Großveranstaltungen; ich kann darüber lächeln, muss ja nicht<br />

mitmachen.<br />

Was mich richtig froh zum Lächeln bringt in diesen Tagen,<br />

obwohl Handschuhe, Mütze und Schal wieder gefragt sind,<br />

das sind die ersten, noch etwas frostigen Vogelgezwitscher am<br />

Morgen und am Abend, das sind zwei Tauben auf dem Dach<br />

des Nachbarn und das sind farbige Lichtblicke: Hier blüht eine<br />

Christrose, einer von einer paar hundert Hortensienzweigen<br />

steckt ein hellgrünes Blatt heraus, am Hauseingang blüht ein<br />

Duftschneeball und wenn Sie sich selbst für eine kurze Zeit vom<br />

Frühling umarmen lassen wollen, dann gehen Sie in ein Gartencenter<br />

oder in eine Gärtnerei. Im Eingangsbereich ist noch<br />

alles „normal“ und dann kommen Sie in die großen Glashallen<br />

und dort empfängt Sie eine Farbenpracht von fröhlich blühenden<br />

Primelchen, dass Sie erst einmal von dem vielen gelb, blau,<br />

rosa, rot bunt die Augen schließen müssen, und ich bin ganz<br />

sicher, wenn Sie sich vorgenommen haben, fünf Primelchen mit<br />

nach Hause zu nehmen, Sie finden die doppelte Anzahl in Ihrer<br />

Tasche zu Hause wieder (ganz legal bezahlt)!<br />

Und noch einen Blick zurück „Augen auf im Straßenverkehr“,<br />

Ich bin auf dem Parkplatz der Westfälischen Klinik für Psychiatrie,<br />

ein Mann verlässt vorsichtig diesen Parkplatz und dreht<br />

in die wenig befahrene Zufahrtstraße ein. Er sieht dort eine<br />

Frau, einfach gekleidet, vielleicht 45 Jahre alt, die aus ihrem<br />

Tabakpäckchen die letzten Krümelchen für das Drehen einer<br />

Zigarette herausschüttelt und kratzt. Der Mann hält an, greift<br />

auf seinen Beifahrersitz, holt ein Päckchen Tabak heraus, geht<br />

zu der Frau und fragt: „Mögen Sie so etwas“? Sie schaut, strahl<br />

ihn an, sagt „Ja gerne“. Er gibt ihr das Päckchen, steigt in sein<br />

Auto, fährt weg und sie winkt ihm hinterher, lacht über das<br />

ganze Gesicht, bis sie ihn nicht mehr sehen kann. Wie heißt es<br />

so schön: „Augen auf im Straßenverkehr“!<br />

Ich wünsche Ihnen viele gute Begegnungen im Neuen Jahr,<br />

dessen erster Monat eben zu Ende gegangen ist.<br />

Ihr<br />

Horst Gärtner<br />

1. Vorsitzender des Vereins ~ e.V.<br />

Katzendame Charly fiel die Eingewöhnung<br />

im Tierheim an der Kötterstraße<br />

sehr schwer. Sie lebte früher als Einzelkatze<br />

und das Zusammenleben mit den<br />

anderen Katzen behagt ihr nur bedingt.<br />

Die hübsche Charly, die tatsächlich<br />

schon seit März 2012 auf ihre neuen<br />

Menschen wartet, hat sich inzwischen<br />

zu einer ganz feinen Katze entwickelt.<br />

Vertrauten Menschen klettert sie auf<br />

den Schoß, gibt Köpfchen und lässt sich<br />

ausgiebig streicheln. Wenn sie dann<br />

genug Streicheleinheiten bekommen<br />

hat, gibt es nach guter alter Katzenmanier<br />

schon mal einen mit der Tatze<br />

- allerdings mit eingezogenen Krallen.<br />

Die neuen Besitzer sollten in jedem Fall<br />

etwas Katzenerfahrung mitbringen und<br />

sich nicht davon abschrecken lassen,<br />

dass Charly gerade zu Anfang wohl<br />

keine Schmusekatze sein wird. Charly<br />

hat in ihrem alten Zuhause problemlos<br />

mit einem Kind zusammengelebt, so<br />

dass das auch für die Zukunft denkbar<br />

wäre. Allerdings sollten diese schon im<br />

Teenageralter und katzenerfahren sein.<br />

Bisher lebte Charly in reiner Wohnungshaltung<br />

mit Balkon, sie würde sich<br />

aber mit Sicherheit auch über Freigang<br />

freuen.<br />

Tierfreunde Münster<br />

Kötterstraße 198<br />

48157 Münster<br />

<strong>02</strong>51 325058<br />

28


Wir platzen aus allen Nähten!<br />

Bislang hat sich ~ in erster Linie um die Erstellung des Straßenmagazins gekümmert. Dafür waren unsere zwei<br />

kleinen Büroräume und der Aufenthaltsraum für die Straßenzeitungsverkäufer gerade so ausreichend. Für den Plan<br />

täglich ein Mittagessen an die Verkäufer auszuteilen sind unsere bescheidenen vier Wände jedoch einfach viel zu<br />

klein und auch der Einbau einer Küche ist hier nicht möglich. Bei gutem Wetter können die Mahlzeiten draußen<br />

eingenommen werden, im Winter oder bei Regen ist das aber keine Lösung.<br />

Vergeblich bemühen wir uns seit geraumer Zeit um neue geeignete Räume. Leider müssen wir immer wieder feststellen,<br />

dass Münsters Vermieter sehr zurückhaltend sind, wenn es um die Vermietung an unser Straßenmagazin geht.<br />

Das können wir überhaupt nicht nachvollziehen. Unsere Verkäufer werden von uns dazu angehalten stets nüchtern<br />

zu verkaufen und sich angemessen zu verhalten. In fast 20 Jahren ~ haben wir ganze zweimal die Polizei im<br />

Haus gehabt, einmal davon wegen eines Einbruchs, der nicht auf die Kappe unserer Verkäufer ging. Wir sind also<br />

durchaus friedliebende, zuverlässige und langfristige Mieter.<br />

Wir suchen dringend 4-5 Räume ab 100 qm² im Bahnhofs- oder Innenstadtbereich mit der Möglichkeit zu kochen.<br />

Da einige Verkäufer schlecht zu Fuß sind wäre Erdgeschoss oder Fahrstuhl wichtig. Es müssen nicht zwangsläufig<br />

Büroräume oder ein Ladenlokal sein, auch eine entsprechende Wohnung/Haus wäre denkbar. Wenn Sie geeignete<br />

Räume für uns zur Verfügung stellen können melden Sie sich bitte schnell bei uns in der Redaktion! Tel. <strong>02</strong>51/4909118<br />

Übrigens: Das Straßenmagazin Biss aus München hat seiner Zeit ein Gebäude geerbt…das wäre auch für uns ein<br />

Wunschtraum!<br />

In eigener Sache<br />

Ehrenamtliche Hilfe erwünscht!<br />

~ sucht weiterhin Löffel<br />

Die ~ Aktion: Gib den Löffel ab! benötigt<br />

verschiedene ehrenamtliche Helfer.<br />

Zum einen werden weiterhin „Löffelkünstler“<br />

gesucht, die einige unserer gesammelten Löffel zu<br />

Kunstwerken oder z.B. Schmuck machen. Wer also<br />

Löffel bemalen, verbiegen oder sonstwie gestalten<br />

kann und möchte, melde sich bitte bei uns.<br />

Zum anderen suchen wir jemanden mit guten<br />

Internet Kenntnissen, der unseren Löffelaufruf z.B.<br />

per Facebook, E-Mail und in entsprechenden Foren<br />

verbreitet.<br />

Aller Guten Dinge sind drei! Damit wir mit der<br />

Versorgung der Verkäufer anfangen können, suchen<br />

wir ehrenamtliche Kräfte, die uns dabei unterstützen,<br />

in der Mittagszeit auf der Straße das Essen zu<br />

verteilen.<br />

Wer sich vorstellen kann die eine oder andere<br />

Aufgabe zu übernehmen, nimmt Kontakt auf zu uns<br />

auf:<br />

Sabrina Kipp,<br />

Tel. <strong>02</strong>51/4909118,<br />

Mail: s.kipp@strassenmagazin-draussen.de<br />

Für unsere Löffelaktion sammeln wir nach wie vor<br />

besondere Löffel aus aller Welt. Einige Prachtstücke<br />

aus Silber und Gold, verschiedenste Sammlerlöffel,<br />

„Promilöffel“, einige Esswerkzeuge mit besonderen<br />

Geschichten und besonders außergewöhnlich geformte<br />

Stücke, sind bereits bei uns angekommen. Für eine<br />

interessante Ausstellung reicht das allerdings noch<br />

nicht aus. Deshalb möchten wir Sie noch einmal auffordern<br />

im Familiensilber und der Besteckschublade zu<br />

kramen, oder auch im Urlaub an uns zu denken! Wenn<br />

Sie nicht persönlich bei uns vorbei kommen können,<br />

senden Sie und Ihre Löffel per Post an:<br />

Straßenmagazin ~<br />

Stichwort: Gib den Löffel ~ ab!<br />

Berliner Platz 8<br />

48143 Münster<br />

Nur mit einer ausreichenden Anzahl Löffel, kann das<br />

Projekt „Essen für ~ Verkäufer“ nachhaltig<br />

funktionieren. Selbstverständlich nehmen wir auch<br />

weiterhin gerne Geldspenden für die Aktion an!<br />

29


Anzeigen<br />

www.chance-muenster.de<br />

Möbel und Trödel<br />

2. Hand-Möbel · Porzellan · Bücher<br />

Glas-Accessoires · Trödel · u.v.m.<br />

Möbel-Trödel Friedrich-Ebert-Str. 7/15, Tel.: 62088 -10<br />

Mo. - Fr.: 9.30 - 19.00 Uhr, Sa.: 9.30 - 16.00 Uhr<br />

§Rechtsanwältin<br />

Annette Poethke<br />

Fachanwältin<br />

für Familienrecht<br />

Tätigkeitsschwerpunkte:<br />

Eherecht<br />

Miet - und Pachtrecht<br />

Verkehrsrecht<br />

Interessenschwerpunkte:<br />

Arbeitsrecht<br />

Erbrecht<br />

Hüfferstraße 8 | 48149 Münster<br />

Tel.: <strong>02</strong>51-511<strong>02</strong>3 und 511<strong>02</strong>4 | Fax: <strong>02</strong>51-57606<br />

ETTESHEIM<br />

www.nettesheim.de<br />

Wir haben alles, was sauber macht!<br />

und<br />

das größte<br />

Sortiment<br />

ökologisch<br />

zertifizierter<br />

Reinigungsprodukte<br />

im Münsterland.<br />

Der Fachmarkt<br />

mit individueller Beratung<br />

für Haushalt und Profi<br />

Mo.-Fr. 8:00-16:45 Uhr<br />

Gustav-Stresemann-Weg 48<br />

Münster · Tel. <strong>02</strong>51 / 686 <strong>13</strong>-0<br />

30


Anzeigen<br />

Aktion<br />

Sauberes Münster<br />

20<strong>13</strong><br />

Termin für die Müllsammelaktion: 15. – 21. März 20<strong>13</strong><br />

Anmeldung und Infos bei den AWM: Tel. 605255 Fax 605263 E-Mail awm@stadt-muenster.de<br />

und im Internet: www.awm.muenster.de<br />

Anmeldeschluss: 15. Februar 20<strong>13</strong><br />

Mitmachen kann jeder: Schulklassen, Kitas, Vereine, Nachbarschaften, Familien usw...<br />

Wo kann gesammelt werden? Überall in Münster<br />

Unterstützung durch die AWM: Sammelzangen, Handschuhe, Müllsäcke<br />

Eine Gemeinschaftsaktion der AWM und der Bürgerinnen und Bürger<br />

Münsters unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Markus Lewe<br />

Saubere<br />

Lösung<br />

Paul Demel<br />

Rechtsanwalt<br />

§<br />

Fachanwalt für<br />

Miet- und Wohnungseigentumsrecht<br />

weitere Schwerpunkte:<br />

• Baurecht<br />

• Sozialhilfe<br />

• Nachbarrecht<br />

Bahnhofsstr. 7<br />

48143 Münster<br />

Tel.: (<strong>02</strong> 51) 414 05 05<br />

Fax: (<strong>02</strong> 51) 414 05 06<br />

31


http://strassenmagazin-draussen.de/aktionen.html

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!