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Was wirkt in der stationären Rehabilitation Drogenabhängiger ( pdf )

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<strong>Was</strong> <strong>wirkt</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>stationären</strong><br />

<strong>Rehabilitation</strong> <strong>Drogenabhängiger</strong>?<br />

Hanns Jürgen Kunert<br />

AHG Kl<strong>in</strong>ik am Waldsee, Rieden (Eifel)<br />

Die AHG Drogenkl<strong>in</strong>iken „vor Ort“


„Suchtdreieck“:<br />

Bed<strong>in</strong>gungsgefüge <strong>der</strong> Entstehung von Abhängigkeit


Auswirkungen des Drogenkonsums<br />

Nicht nur Sucht !<br />

Ø<br />

Ø<br />

Ø<br />

Ø<br />

Ø<br />

Kognitive Verarbeitungsprozesse<br />

Gefühls- und Stimmungslage<br />

Verän<strong>der</strong>ungen im Persönlichkeitsgefüge<br />

Selbstwertgefühl / Selbstwirksamkeitserwartungen<br />

Körperliche und geistige Leistungsfähigkeit<br />

Ø<br />

Ø<br />

Ø<br />

Ø ...<br />

Stresstoleranz<br />

Sozialverhalten<br />

Psychische und körperliche Erkrankungen<br />

Schema des mesolimbischen<br />

Belohnungs- o<strong>der</strong> Suchtsystems,<br />

projiziert auf e<strong>in</strong>en Medialschnitt<br />

des menschlichen Gehirns.


Bee<strong>in</strong>flussung <strong>der</strong> Botenstoffsysteme durch Drogen<br />

DOPAMIN<br />

Belohnung<br />

Abhängigkeit<br />

Aggression<br />

NORADRENALIN<br />

Motivation<br />

Interesse<br />

Konzentration<br />

Vigilanz<br />

Stimmung<br />

Schlaf<br />

Stress/<br />

Cop<strong>in</strong>g<br />

Schmerz<br />

SEROTONIN<br />

Angst<br />

Energie<br />

Impulsivität<br />

Sexualfunktion<br />

Appetit<br />

(Healy & McMonagle, 1997; Norra, 2007)


SUCHT<br />

Komorbidität<br />

PSYCH.<br />

STÖRUNG<br />

Subtile psychopathologische Auffälligkeiten


Subtile Auffälligkeiten<br />

⎮ Der verborgene Teufelskreis<br />

• Nichterkennen funktioneller Bee<strong>in</strong>trächtigungen (Anosognosie)<br />

• Gleichgültigkeit gegenüber funktionellen Bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />

(Anosodiaphorie)<br />

• Gefühle können nicht mehr differenziert wahrgenommen und geschil<strong>der</strong>t<br />

werden („Seelentaubheit“: Alexithymie)<br />

• Amotivationales Syndrom<br />

• Antriebsm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

• Unfähigkeit, Freude und Lust zu empf<strong>in</strong>den bzw. Zerstreuung zu genießen<br />

(Anhedonie)<br />

• Komplexe kognitive, emotionale und soziale Funktionsstörungen<br />

(Exekutive Funktionsstörungen)<br />

• Somatisierungsneigung<br />

• Schwankendes Durchhaltevermögen<br />

• „Indirekte“ Rückfälle (Verhaltensrückfälle)<br />

• Autobiografische Gedächtnisstörungen<br />

• Vergröberung im Persönlichkeitsgefüge (Entdifferenzierung)<br />

• ...


Behandlungspr<strong>in</strong>zip<br />

Drogentherapie muss auf die vielschichtigen, häufig verdeckt <strong>in</strong><br />

Ersche<strong>in</strong>ung tretenden kognitiven, psychischen und sozialen Störungen<br />

Bezug nehmen.


<strong>Was</strong> s<strong>in</strong>d die spezifischen Wirkfaktoren?<br />

• Behandlungsmotivation<br />

• Abst<strong>in</strong>enzorientierung<br />

• Regelwerk <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik (!)<br />

• Teamorientierung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung<br />

• Therapeutische Beziehung (Bezugstherapeuten)<br />

• Stützende, för<strong>der</strong>nde und konfrontative Interventionsstrategien<br />

• Gruppen- und E<strong>in</strong>zeltherapie<br />

• Psychoedukation<br />

• Indikativgruppen<br />

• Arbeitstherapie<br />

• Bewegungstherapie<br />

• Sozialberatung<br />

• Anleitung zur Freizeitgestaltung<br />

• Therapeutische Lebensgeme<strong>in</strong>schaft<br />

• Milieutherapie


<strong>Was</strong> <strong>wirkt</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> sta-onären Rehabilita-on <strong>Drogenabhängiger</strong>? <br />

PSYCHOTHERAPIE


Schulenübergreifende Wirkfaktoren<br />

<strong>der</strong> Psychotherapie nach Grawe<br />

Ø Therapeutische Beziehung<br />

• Qualität <strong>der</strong> Beziehung zwischen dem Psychotherapeuten und dem Patienten trägt<br />

signifikant zu e<strong>in</strong>em besseren o<strong>der</strong> schlechteren Therapieergebnis bei<br />

Ø Ressourcenaktivierung<br />

• Erfassung und Nutzung motivationaler Bereitschaften, Fähigkeiten und Interessen<br />

Ø Problemaktualisierung<br />

• Analyse gescheiterter Bewältigungsversuche<br />

• Klärung und Bearbeitung des „Nicht-Verstehens“ und „Nicht-Könnens“<br />

Prof. Dr. Klaus Grawe (1943 - 2005)<br />

Ø Motivationale Klärung<br />

• Vertiefendes biographisches Verständnis des eigenen Erlebens und Verhaltens<br />

• Klärung von Motiven, E<strong>in</strong>stellungen und Konzepten über die eigene Person<br />

Ø Problembewältigung<br />

• Behandlung mit adäquaten Techniken bzw. Maßnahmen und Verfahren<br />

• Ziel: positive Bewältigungserfahrungen um Umgang mit Problemen


Bedeutung <strong>der</strong> Beziehungsarbeit<br />

• Aufbau und Festigung <strong>der</strong> Therapiemotivation<br />

• Durchführung spezieller therapeutischer Methoden<br />

• Transparenz von Interventionen und Therapiezielen<br />

• Compliance<br />

• Haltgebendes Element <strong>in</strong> Krisensituationen<br />

• Konfrontative Intervention ist e<strong>in</strong> wichtiges Behandlungselement<br />

CAVE:<br />

Beziehungsfallen s<strong>in</strong>d zu beachten<br />

(z.B. psychopathische Merkmalszüge)<br />

13


Aspekte <strong>der</strong> multimodalen Verhaltenstherapie<br />

Ø<br />

Ø<br />

Ø<br />

Problemaktualisierung<br />

Ressourcenaktivierung<br />

Aktive Hilfe zur Problembewältigung


I. Grundlagen und Basisverhalten<br />

• Verhaltensbeobachtung<br />

• Analyse <strong>der</strong> Kooperation und Compliance<br />

• Empathie<br />

• Beziehungsklären<br />

• Beruhigende Versicherungen<br />

• Beratung<br />

• Verstärkung<br />

• ...


II. Methoden und E<strong>in</strong>zelverfahren<br />

(über 50 E<strong>in</strong>zelverfahren)<br />

• Motivational Interview<strong>in</strong>g<br />

• Kognitives Neubenennen (Reattribuierung)<br />

• Problemlösetra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

• Sokratischer Dialog<br />

• Dialektisch-behaviorale Therapie <strong>der</strong> Bor<strong>der</strong>l<strong>in</strong>e-Persönlichkeitsstörung<br />

nach Marsha M. L<strong>in</strong>ehan<br />

• Schematherapie nach Young<br />

• Lernen am Modell<br />

• Selbstmanagement-Therapie<br />

• Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g sozialer Kompetenzen<br />

• Entspannungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

• …


Hierachisierung <strong>der</strong> Behandlungsziele bei<br />

Persönlichkeitsstörungen<br />

(Bohus et al., 1999)<br />

Suizidalität,<br />

Fremdgefährdung<br />

Gefährdung <strong>der</strong> Therapie<br />

Störungen <strong>der</strong><br />

Verhaltenskontrolle<br />

Klare Regeln <strong>in</strong> <strong>der</strong> Therapie:<br />

• welches Problem<br />

• zu welchem Zeitpunkt<br />

• mit welchen Mitteln bearbeiten?<br />

Störungen des<br />

emotionalen<br />

Erlebens<br />

Probleme <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Lebensgestaltung


„Dual Focus“ Therapien:<br />

Sucht und Persönlichkeitsstörungen<br />

Dual Focus Schema Therapy, DFST (Ball, 1998):<br />

Verb<strong>in</strong>det suchtspezifische Intervention <strong>der</strong> Rückfallprävention mit<br />

speziellen Schema-fokussierten Techniken<br />

Wirksamkeit: Höher h<strong>in</strong>sichtlich Substanzmissbrauch und therapeutischer<br />

Allianz <strong>in</strong> kontrollierter Pilotstudie gegenüber suchtspezifischer Therapie<br />

bei Hero<strong>in</strong>abhängigen unter Methadonsubstitution über 24 Wochen<br />

DBT-S (L<strong>in</strong>ehan et al. 1991):<br />

Verb<strong>in</strong>det DBT mit zusätzlichen suchtspezifischen Interventionen: z.B.<br />

Motivationsstärkung, zusätzliche Skills, Verstärkung <strong>der</strong> Abst<strong>in</strong>enzbestrebungen,<br />

dialektischer Umgang mit Suchtverhalten<br />

Wirksamkeit: Ger<strong>in</strong>gere Abbruchrate, ger<strong>in</strong>gerer Substanzmissbrauch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>jähriger<br />

Behandlung und 16 Monate Nachuntersuchung


Schematherapie nach Young et al. (2003)<br />

Ø<br />

Ø<br />

Ø<br />

Ø<br />

Ø<br />

Identifikation und Behandlung dysfunktionaler Muster an<br />

Er<strong>in</strong>nerungen, Emotionen, Kognitionen und<br />

Körperempf<strong>in</strong>dungen („Schemata“)<br />

Beson<strong>der</strong>er Stellenwert <strong>der</strong> therapeutischen Beziehung<br />

Beson<strong>der</strong>e Bedeutung von K<strong>in</strong>dheitserfahrungen<br />

Affektive Beteiligung durch Rollenspiele und<br />

Imag<strong>in</strong>ationsverfahren<br />

Aktive Konfrontation mit unterschiedlichen Kognitionen und<br />

Verhaltensmustern


Schematherapie<br />

Behandlungspr<strong>in</strong>zipien<br />

Ø<br />

Ø<br />

Ø<br />

Ø<br />

B<strong>in</strong>dung<br />

Therapeut wird zu e<strong>in</strong>er stabilen zwischenmenschlichen Basis,<br />

gibt Sicherheit und emotionalen Halt<br />

Gefühlsregulation<br />

Cop<strong>in</strong>g-Strategien im Umgang mit Stimmungsschwankungen und<br />

Stress (Skill-Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g)<br />

Verhaltensanalysen, kognitive Techniken,<br />

Emotionsexposition, dialektische Strategien,<br />

Kont<strong>in</strong>genzmanagement<br />

Verän<strong>der</strong>ung von Reaktionsmustern


„ … Each treatment targets different primary sites with<br />

differential top-down and bottom-up effects - medial frontal and<br />

c<strong>in</strong>gulate cortices with cognitive therapy and limbic and<br />

subcortical regions with pharmacotherapy (bra<strong>in</strong>stem, <strong>in</strong>sula,<br />

subgenual c<strong>in</strong>gulate), both result<strong>in</strong>g <strong>in</strong> a net change <strong>in</strong> critical<br />

prefrontal-hippocampal pathways. The overall modulation of<br />

this complex system rather than any one focal regional<br />

change may be most critical for disease remission.“


<strong>Was</strong> <strong>wirkt</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> sta-onären Rehabilita-on <strong>Drogenabhängiger</strong>? <br />

UMGANG MIT KRISENSITUATIONEN


„Krisen“ stellen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Drogentherapie<br />

normale Entwicklungsprozesse dar<br />

Ø Ke<strong>in</strong> therapeutischer Erfolg ohne Krisen<br />

Ø Krisen s<strong>in</strong>d zeitlich begrenzt und laufen <strong>in</strong> Phasen ab<br />

Ø Ziel <strong>der</strong> Krisen<strong>in</strong>tervention:<br />

„Behebung von Problemen o<strong>der</strong> sogar Abwendung von Gefahr<br />

für Leben und Gesundheit“ (des Patienten und an<strong>der</strong>er)<br />

Ø Sofortiges (konkretes) Handeln ist angezeigt<br />

Ø Erfolgreiche Krisen<strong>in</strong>tervention kann positiven E<strong>in</strong>fluss auf die<br />

weitere Behandlung nehmen


Mögliche Krisensituationen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Drogentherapie<br />

• Krisensituationen zu<br />

Beg<strong>in</strong>n o<strong>der</strong> gegen Ende<br />

<strong>der</strong> Therapie<br />

• Abbruchgedanken<br />

• „Suchtdruck“<br />

• Rückfall<br />

• Motivationsstörungen<br />

• Anpassungsstörungen<br />

• Bilanzierende Gedanken<br />

• Selbst- und<br />

fremdgefährdendes<br />

Verhalten<br />

• Psychische Krisen<br />

• Regelverstöße<br />

• Ger<strong>in</strong>ge o<strong>der</strong> fehlende<br />

Krankheitse<strong>in</strong>sicht<br />

• Fehlende o<strong>der</strong> ger<strong>in</strong>ge<br />

Medikamenten-Compliance<br />

• Überfor<strong>der</strong>ung<br />

• Gerichtsverhandlungen<br />

• Familiäre, soziale o<strong>der</strong><br />

f<strong>in</strong>anzielle Probleme<br />

• Induzierte, therapeutisch<br />

begründete Krisen<br />

• Verän<strong>der</strong>ungen im<br />

therapeutischen Sett<strong>in</strong>g<br />

• ...


Inhaltliche E<strong>in</strong>ordnung von Krisen<br />

Entwicklungskrise<br />

• Normale Durchgangsstadien bei <strong>der</strong> Entwicklung durch Neuorientierung<br />

(z.B. Nachreifung), Ablöseprozessen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>stationären</strong> Drogentherapie<br />

Belastungskrise<br />

• Durch <strong>in</strong>nere (Krankheit) und/o<strong>der</strong> äußerer Belastung (psychosozialer<br />

Stress) – PTSD, akute Belastungsreaktionen<br />

Verän<strong>der</strong>ungskrise<br />

• Durch umfassenden Wechsel <strong>der</strong> Lebensumstände bzw. durch<br />

Neuorientierung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Drogentherapie


Checkliste mit Leitfragen zur Krisen<strong>in</strong>tervention<br />

Aktuelles Problem konkret umschreiben und verstehen:<br />

Ø Wichtigste Belastungsfaktoren (Krisen-Anlass, H<strong>in</strong>tergrundbelastung)?<br />

Ø<br />

Ø<br />

Ø<br />

Psychiatrische Beurteilung?<br />

Problem- und Lösungsdynamik (was trägt zur Verschlimmerung, was zur Verbesserung bei)?<br />

Anliegen des Patienten? Angebot des Therapeuten? <strong>Was</strong> s<strong>in</strong>d die Möglichkeiten <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik am Waldsee?<br />

Therapieziel auf Krisenbewältigung e<strong>in</strong>grenzen:<br />

Ø <strong>Was</strong> kann bis wann verän<strong>der</strong>t werden?<br />

Ø<br />

Ø<br />

Ø<br />

<strong>Was</strong> ist <strong>der</strong> erste kle<strong>in</strong>e Schritt <strong>in</strong> diese Richtung?<br />

Erfolgs- und Misserfolgskriterien, d.h. wie objektivierbar?<br />

Behandlungsalternativen?<br />

Sett<strong>in</strong>g pragmatisch festlegen:<br />

Ø <strong>Was</strong> ist Thema <strong>der</strong> Krisen<strong>in</strong>tervention?<br />

Ø<br />

Ø<br />

Wie viele Interventionse<strong>in</strong>heiten s<strong>in</strong>d notwendig?<br />

Selbstverantwortung des Patienten? Rolle <strong>der</strong> Angehörigen, sollen sie e<strong>in</strong>bezogen werden?<br />

Realitätsbezogene, ressourcen- und lösungsorientierte Haltung e<strong>in</strong>nehmen:<br />

Ø För<strong>der</strong>e ich wirklichkeitsnahe, aufs Hier und Jetzt bezogene Wahrnehmungen?<br />

Ø<br />

Ø<br />

Ø<br />

Ø<br />

Ø<br />

Ø<br />

Setze ich bei Entwertung und Gefährdung Grenzen?<br />

Unterstütze ich den Patienten dabei, die Belastungen zu verm<strong>in</strong><strong>der</strong>n?<br />

Anerkenne ich die konstruktiven Bemühungen des Patienten?<br />

Ermuntere ich dazu, neue Lebensbewältigungsmöglichkeiten zu erproben?<br />

Gibt es e<strong>in</strong>e Möglichkeit, mit Medikamenten vorübergehend zu unterstützen?<br />

Habe ich mögliche Rückschläge und <strong>der</strong>en Bewältigung vorbesprochen?<br />

Verän<strong>der</strong>ung evaluieren:<br />

Ø Evaluiere ich den Behandlungserfolg fortlaufend – geme<strong>in</strong>sam mit dem Patienten?<br />

Ø<br />

Ø<br />

Gebe ich dem Patienten zu erkennen, welchen Beitrag er als „Autor“ <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung leistet?<br />

Übertrage ich dem Patienten entsprechend se<strong>in</strong>er Fortschritte mehr Verantwortung?


Unterschiedliche therapeutische Rollen bei <strong>der</strong><br />

Kommunikation <strong>in</strong> Krisensituationen (I.)<br />

Empathisch<br />

Ø<br />

Ø<br />

Ø<br />

Ø<br />

Ø<br />

Zuhörer (Begleiter se<strong>in</strong>):<br />

Der Patient benötigt e<strong>in</strong> Gegenüber, um emotionalen Druck loszuwerden.<br />

Kommentarlos wahrnehmen (Zeuge se<strong>in</strong>):<br />

Der Patient benötigt e<strong>in</strong>e wahrnehmend-erkennende Haltung, die sich ohne Worte vermitteln kann.<br />

Zuhören und Rückmeldung geben (aktiver Zuhörer se<strong>in</strong>):<br />

Der Patient braucht Anteilnahme und Respekt für se<strong>in</strong>e Art <strong>der</strong> Lebensbewältigung.<br />

Ereignis-Zusammenhänge aufgreifen (nüchterner Beobachter se<strong>in</strong>):<br />

Der Patient braucht den Wechsel von übermäßiger Betroffenheit zur Übersicht.<br />

Die Absicht, die Zielsetzung aufgreifen (Coach se<strong>in</strong>):<br />

Der Patient braucht Unterstützung se<strong>in</strong>er Bedürfnisorientierung („Ich“).<br />

Gegenüberstellend<br />

Ø<br />

Ø<br />

Unterbrechen, Spielregeln def<strong>in</strong>ieren und konfrontieren (Schiedsrichter se<strong>in</strong>):<br />

Der Patient braucht Positionsbezug des Gegenübers und den klaren H<strong>in</strong>weis auf drohende destruktive<br />

Impulse.<br />

Aufmerksamkeit verschieben (Forscher se<strong>in</strong>):<br />

Der Patient braucht neue, <strong>in</strong>spirierende Gesichtspunkte.<br />

(<strong>in</strong> Anlehnung an Rupp, 2010)


Unterschiedliche therapeutische Rollen bei <strong>der</strong><br />

Kommunikation <strong>in</strong> Krisensituationen (II.)<br />

Entlastend<br />

Ø<br />

Ø<br />

Ø<br />

Ø<br />

Ø<br />

Anregen (Berater se<strong>in</strong>):<br />

Der Patient braucht Inspiration im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> Erweiterung se<strong>in</strong>er sozialen Kompetenz<br />

Bestätigen und bekräftigen (Supporter se<strong>in</strong>):<br />

Der Patient braucht Ermutigung.<br />

Entlasten und unterstützen (Helfer se<strong>in</strong>):<br />

Der Patient braucht Befreiung von Teilüberfor<strong>der</strong>ung und konkrete Hilfe.<br />

Trösten (Seelsorger se<strong>in</strong>):<br />

Der Patient braucht Sicherheit und Begleitung.<br />

Verordnen (Hausarzt se<strong>in</strong>):<br />

Der Patient braucht Gewissheit und Handlungsanweisung.<br />

Schützend<br />

Ø<br />

Ø<br />

Ø<br />

Entscheiden (Beistand se<strong>in</strong>):<br />

Der Patient braucht Entlastung von <strong>der</strong> Entscheidungsverantwortung.<br />

Überwachen (Hüter se<strong>in</strong>):<br />

Der Patient braucht Schutz vor destruktiven Impulsen.<br />

Handelnd Grenzen setzen (Wächter se<strong>in</strong>):<br />

Der Patient braucht sofortige E<strong>in</strong>dämmung e<strong>in</strong>es durchgebrochenen destruktiven Impulses.<br />

(<strong>in</strong> Anlehnung an Rupp, 2010)


Wodurch zeichnen sich Menschen mit guter<br />

Krisenbewältigung aus („good copers“) ?<br />

„Comprehensibility“<br />

• Fähigkeit, die Krise <strong>in</strong> ihren Elementen zu beschreiben, zu fassen<br />

„Manageability“<br />

• Fähigkeit, sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Krise zielgerichtet und aktiv (!) um <strong>der</strong>en<br />

Bewältigung zu bemühen<br />

„Mean<strong>in</strong>gfullness“<br />

• Fähigkeit, <strong>der</strong> Krise S<strong>in</strong>nhaftigkeit zuzuordnen


<strong>Was</strong> <strong>wirkt</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> sta-onären Rehabilita-on <strong>Drogenabhängiger</strong>? <br />

PSYCHOEDUKATION


Patientenratgeber<br />

Selbsthilfemanuale<br />

(„Bibliotherapie“)<br />

Psychoedukation


"Man erblickt nur, was man schon weiß und versteht."<br />

(aus e<strong>in</strong>em Brief an F. v. Müller vom 24.4.1819, <strong>in</strong>: Schriften zur Kunst, Propylen, Zürich und Stuttgart 1948 ff, Bd. 23, S. 52)


<strong>Was</strong> <strong>wirkt</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> sta-onären Rehabilita-on <strong>Drogenabhängiger</strong>? <br />

RÜCKFALLPROPHYLAXE


CRAVING<br />

• Motivationaler Spannungszustand<br />

• Komplexe kognitive, affektive, behaviorale<br />

und somatoviszerale Erlebnis- und Vorstellungsebene<br />

• Drogenkonsum als Endpunkt komplexer Verhaltenssequenzen<br />

• Gegenregulationsprozesse können auf unterschiedlichen<br />

Ebenen defizitär se<strong>in</strong><br />

• Aufbau spezifischer Erlebnis- und Handlungsschemata s<strong>in</strong>d notwendig


Kernmerkmale e<strong>in</strong>er guten Rückfallprophylaxe<br />

• Frühzeitigkeit bzw. Tim<strong>in</strong>g im Therapieverlauf<br />

• Systematik des Vorgehens (d.h. ke<strong>in</strong> <strong>in</strong>tuitives Agieren)<br />

• Ke<strong>in</strong> primäres „Herumwühlen“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit<br />

• Therapeutisch-psychoedukativer Bezug<br />

• Lifespan-Development-Perspektive (d.h. nach vorne schauen)<br />

• Konkretes Rückfallmanagement


Notwendige Optimierung <strong>der</strong> Rückfallprophylaxe<br />

(Klos, 2006)<br />

Patientenperspektive<br />

• Unrealistische Sichtweisen<br />

über Rückfallgeschehen<br />

• Unzureichend über Erkrankung<br />

<strong>in</strong>formiert (Psychoedukation!)<br />

• Patienten verfügen über<br />

unzureichende Bewältigungsund<br />

Selbststeuerungsmuster<br />

Therapeutenperspektive<br />

• Häufig nur <strong>in</strong> Akutsituationen<br />

„<strong>in</strong>tuitiv“ e<strong>in</strong>gesetzt<br />

• Systematik, Frühzeitigkeit und<br />

Tim<strong>in</strong>g im Therapieprozess fehlen<br />

• Rückfälle nur selten<br />

antizipatorisch thematisiert<br />

• Strukturierte Therapiemanuale<br />

fehlen<br />

• Überbetonung<br />

psychodynamischer Ansätze


Rückfallprophylaxe<br />

Ziel<br />

Ø<br />

Ø<br />

Verstärkte Risikowahrnehmung<br />

Verbesserte Bewältigungskompetenz<br />

Vorgehen<br />

Ø<br />

Therapeutisch-psychoedukatives Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsprogramm<br />

(u.a. nach Klos, 2006: 12 Gruppensitzungen)<br />

1. E<strong>in</strong>leitung<br />

2. Phasen <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung<br />

3. Schutzfaktoren<br />

4. Risikofaktoren<br />

5. Ambivalenzen: Das Für und Wi<strong>der</strong> <strong>der</strong> Abst<strong>in</strong>enz<br />

6. Strategien für den Umgang mit Drogenverlangen I<br />

7. Strategien für den Umgang mit Drogenverlangen II<br />

8. Alkoholkonsum und Drogenabhängigkeit<br />

9. Lustgew<strong>in</strong>n und an<strong>der</strong>e positive Gefühle<br />

10. Krim<strong>in</strong>alität und Rückfall<br />

11. Ausrutscher und Rückfall: Das „Airbag-Modell“<br />

12. Angehörige und Rückfallgeschehen


Stressverarbeitungsweisen (SF120) <br />

Bagatellisierung <br />

Herunterspielen <br />

Schuldabwehr <br />

Ablenkung <br />

Ersatzbefriedigung <br />

Selbstbestä-gung <br />

Entspannung <br />

Situa-onskontrolle <br />

Reak-onskontrolle <br />

Posi-ve Selbs-nstruk-on <br />

Soziales Unterstützungsbedürfnis <br />

Vermeidung <br />

Flucht <br />

Soziale Abkapselung <br />

Gedankliche WeiterbeschäSigung <br />

Resigna-on <br />

Selbstbemitleidung <br />

Selbstbeschuldigung <br />

Aggression <br />

Pharmakae<strong>in</strong>nahme <br />

Kennzeichnung <br />

Stärke, Dauer o<strong>der</strong> Gewich-gkeit e<strong>in</strong>er Belastung abwerten <br />

Sich selbst im Vergleich zu an<strong>der</strong>en ger<strong>in</strong>geren Stress zuschreiben <br />

Fehlende Eigenverantwortlichkeit betonen <br />

Sich von stressbezogenen Ak-vitäten/Situa-onen ablenken bzw. <br />

stress<strong>in</strong>kompa-blen zuwenden <br />

Sich posi-ven Ak-vitäten / Situa-onen zuwenden <br />

Sich Erfolg, Anerkennung und Selbstbestä-gung verschaffen <br />

Sich <strong>in</strong>sgesamt o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelne Körperteile entspannen <br />

Die Situa-on analysieren, Handlungen zur Kontrolle/Problemlösung planen und <br />

ausführen <br />

Eigene Reak-onen unter Kontrolle br<strong>in</strong>gen o<strong>der</strong> halten <br />

Sich selbst Kompetenz und Kontrollvermögen zusprechen <br />

Aussprache, soziale Unterstützung und Hilfe suchen <br />

Sich vornehmen, Belastungen zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n o<strong>der</strong> ihnen auszuweichen <br />

(Resigna-ve) Tendenz, e<strong>in</strong>er Belastungssitua-on zu entkommen <br />

Sich von an<strong>der</strong>en zurückzuziehen <br />

Sich gedanklich nicht lösen können, grübeln <br />

Aufgeben mit Gefühlen von Hilflosigkeit, Hoffnungslosigkeit <br />

Sich selbst bemitleiden mit missgüns-ger (aggressiver) Komponente <br />

Belastungen eigenen Fehl-­‐Handlungen zuschreiben <br />

Gereizt, ärgerlich, aggressiv reagieren <br />

Psychotrope Substanzen (Medikamente, Alkohol, Niko-n) e<strong>in</strong>nehmen


<strong>Was</strong> <strong>wirkt</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> sta-onären Rehabilita-on <strong>Drogenabhängiger</strong>? <br />

ARBEITSTHERAPIE


Arbeitstherapie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Drogenrehabilitation<br />

⎮ BEDEUTUNG<br />

• Drogenabhängige (<strong>in</strong>sb. mit komorbiden psychischen Erkrankungen)<br />

weisen Bee<strong>in</strong>trächtigungen ihrer Arbeitsleistung auf und haben<br />

Schwierigkeiten, e<strong>in</strong>er geregelten beruflichen Tätigkeit nachzugehen.<br />

• Durch die Arbeitstherapie wird <strong>der</strong> Patient wie<strong>der</strong> auf<br />

Grundanfor<strong>der</strong>ungen des Arbeitslebens vorbereitet und se<strong>in</strong><br />

Selbstvertrauen wie<strong>der</strong> aufgebaut.<br />

• Arbeitstherapie ist e<strong>in</strong> Behandlungsfeld <strong>der</strong> Ergotherapie, bei dem<br />

Arbeit unter wirklichkeitsnahen Bed<strong>in</strong>gungen als Mittel <strong>der</strong> Therapie<br />

e<strong>in</strong>gesetzt wird.<br />

• Der Patient wechselt zunehmend aus <strong>der</strong> Rolle des Behandelten <strong>in</strong> die<br />

Rolle des Handelnden über.


Arbeitstherapie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Drogenrehabilitation<br />

⎮ ZIELE<br />

• Grundarbeitsfähigkeiten, wie Ausdauer, Konzentration,<br />

Zeitstrukturierung (auch Tagesstruktur)<br />

• soziale Fähigkeiten, wie Kontakt-, Durchsetzungs- und<br />

Anpassungsfähigkeit<br />

• emotionale Stabilität, Selbstvertrauen und Entscheidungsfähigkeit<br />

• motorische Fähigkeiten (z.B. Fe<strong>in</strong>motorik und Geschick)<br />

• Entwicklung o<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>gew<strong>in</strong>nung <strong>der</strong> berufs- und<br />

arbeitsplatzspezifischen Fähigkeiten<br />

• körperlich-mentale Belastbarkeit und Belastungserprobung<br />

• För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> kulturellen und <strong>in</strong>dividuellen Kompetenzen (z.B.<br />

Schreiben, Rechnen, Organisieren)<br />

• Alltagskompetenzen


Arbeitstherapie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Drogenrehabilitation<br />

⎮ DURCHFÜHRUNG<br />

• Mit dem Patienten werden Ziele und Zwischenziele vere<strong>in</strong>bart.<br />

• Je<strong>der</strong> Patient bekommt e<strong>in</strong>e se<strong>in</strong>er Fähigkeiten angepasste Aufgabe,<br />

die ohne zeitlichen Druck, alle<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> auch <strong>in</strong> Gruppen, ausgeführt<br />

werden kann.<br />

• Die Vielfalt an Arbeitsgängen garantiert Abwechslung und e<strong>in</strong>e<br />

Differenzierung des Schwierigkeitsgrades.<br />

• Neue Aufgaben richten sich nach dem Therapiefortschritt.<br />

• Maßnahmen o<strong>der</strong> Interventionen werden mit dem Patienten<br />

besprochen (Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> konstruktiven Kritik).<br />

• Relevante Informationen aus an<strong>der</strong>en Therapiebereichen (z.B. Mediz<strong>in</strong><br />

o<strong>der</strong> Psychotherapie) werden berücksichtigt.


Arbeitstherapie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Drogenrehabilitation<br />

⎮ BEISPIEL GARTEN- UND LANDSCHAFTSPFLEGE<br />

Allgeme<strong>in</strong><br />

• Der Patient übernimmt Verantwortung, da jede Pflanze Pflege und Aufsicht benötigt.<br />

• Die Identifikation mit <strong>der</strong> Pflanze ist als Beziehungsaufnahme zu verstehen.<br />

• Entwicklung und Wachstum s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> lang andauern<strong>der</strong> Prozess und for<strong>der</strong>t Ausdauer und<br />

Geduld (die <strong>der</strong> Patient auch für se<strong>in</strong>e eigene Therapie benötigt).<br />

• Pflanzen wirken beständig und beruhigend (d.h. ke<strong>in</strong>e störenden Außenreize).<br />

Tätigkeiten und <strong>der</strong>en therapeutische Impulse<br />

• Pflegearbeiten: z.B. Gießen, Düngen und Schneiden<br />

(Verantwortung, Zuverlässigkeit)<br />

• Freilandpflege: z.B. Umgraben, Hacken und Bepflanzen<br />

(Planen, Ausdauer, Belastbarkeit)<br />

• Blumenpflege und –gestaltung: z.B. Schneiden, Sträuße b<strong>in</strong>den<br />

(Wahrnehmung, Kreativität)<br />

• Gestecke entwerfen z.B. für Tischdekoration<br />

(Vorstellungsvermögen, Selbstvertrauen)<br />

• Gemüse ernten und küchenfertig vorbereiten<br />

(Konzentration, Entscheidungsfähigkeit)<br />

»Letzten Endes ist das Ziel des Gärtnerns nicht das Ziehen von Pflanzen,<br />

son<strong>der</strong>n die Pflege und Vervollkommnung von uns Menschen.« (Masanobu Fukuoka, *1913, † 2008)


<strong>Was</strong> <strong>wirkt</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> sta-onären Rehabilita-on <strong>Drogenabhängiger</strong>? <br />

INDIKATIVGRUPPEN


Indikativgruppen<br />

• Kognitives Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g (z.B. Aufmerksamkeit und Konzentration, Lernen- und<br />

Gedächtnis, planerische Fähigkeiten)<br />

• „Lernen zu lernen“<br />

• Bewerbungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

• Hilfe zur Selbsthilfe (u.a. „Narcotics Anonymus“)<br />

• Anti-Aggressions-, Kommunikations- und Selbstsicherheitstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

• Freizeitverhalten<br />

• Spiritualität und Gesellschaftskunde sowie ethische und moralische Grundlagen<br />

<strong>der</strong> Lebensorientierung und –gestaltung<br />

• Frau / Mann und Sucht<br />

• Rückfallprophylaxe<br />

• Raucherentwöhnung<br />

• Allgeme<strong>in</strong>e Hygiene<br />

• ...


Kognitives Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

Phasic alertness<br />

z-­‐value<br />

1,00<br />

0,00<br />

-­‐1,00<br />

Cognitive tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

Controls<br />

-­‐2,00<br />

t1<br />

t2<br />

Divided attentiveness<br />

1,00<br />

z -­‐value<br />

0,00<br />

-­‐1,00<br />

Cognitive tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

Controls<br />

-­‐2,00<br />

t1<br />

t2<br />

Intermodal comparison<br />

1,00<br />

z -­‐value<br />

0,00<br />

-­‐1,00<br />

Cognitive tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

Controls<br />

-­‐2,00<br />

t1<br />

t2<br />

NCSys (2012). Modul AUF-GET. Geteilte Aufmerksamkeit.<br />

(AHG: Kunert et al., 2010)


<strong>Was</strong> <strong>wirkt</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> sta-onären Rehabilita-on <strong>Drogenabhängiger</strong>? <br />

BEWEGUNGSTHERAPIE


Sport und Konzentrationsfähigkeit<br />

d2-Test<br />

Ø<br />

Ø<br />

Ø<br />

Signifikante Steigerung <strong>der</strong> Konzentrationsfähigkeit<br />

während e<strong>in</strong>es Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsjahres bei<br />

12 – 15jährigen Skirennläufern<br />

(Schaller, 1986)<br />

Vergleich von Tennisspielern und<br />

Geräteturnern (Maxe<strong>in</strong>er, 1987)<br />

• vergleichbare allgeme<strong>in</strong>e<br />

Konzentrationsleistungen<br />

• bessere Leistungen <strong>der</strong> geteilten<br />

Aufmerksamkeit (simultanes Bewältigung<br />

e<strong>in</strong>er Signal-Entdeckungsaufgabe) bei<br />

Tennisspielern<br />

Signifikante Leistungsunterscheide <strong>der</strong><br />

Konzentrationsfähigkeit zwischen<br />

verschiedenen Sportgruppen<br />

(Tenenbaum, Benedick & Bar-Eli, 1988)


Bewegungs- und Ausdauertra<strong>in</strong><strong>in</strong>g bee<strong>in</strong>flusst spezifische<br />

kognitive Verarbeitungsprozesse<br />

Kramer AF et al. (1999).<br />

Age<strong>in</strong>g, fitness and neurocognitive function.<br />

Nature 400: 418-419.<br />

„ … These oberservation suggest that the<br />

effects of exercise are not ubiquitously<br />

expressed throughout the bra<strong>in</strong>, rather<br />

exercise has a more dramatic <strong>in</strong>fluence<br />

on specific aspects of cognition.“<br />

Colcombe St, Kramer AF (2003).<br />

Fitness effects on the cognitive function of ol<strong>der</strong> adults: a meta-analytic study.<br />

Psychological Sci 14: 125-130.<br />

Metaanalyse<br />

Fragestellung<br />

• Steigert körperliche Fitness die kognitive<br />

Leistungsfähigkeit gesunden älteren Erwachsenen?<br />

Methode<br />

• Auswertung von 18 kl<strong>in</strong>ischen Anwendungsstudien<br />

(1966 – 2001)<br />

Ergebnis<br />

• „ … fitness effect sizes were substantially larger for<br />

tasks and task components that <strong>in</strong>cluded executive<br />

control processes …“


• N = 24; 22 ± 1.6 Jahre<br />

• 3 Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsgruppen<br />

• Strukturelle Än<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> sekundären<br />

visuellen und motorischen Zentren nach<br />

e<strong>in</strong>em 3-monatigen Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

• „Our results contradict the traditionally<br />

held view that the anatomical structure<br />

of the adult human bra<strong>in</strong> does not alter,<br />

except for changes <strong>in</strong> morphology caused<br />

by age<strong>in</strong>g or pathological conditions. Our<br />

f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs <strong>in</strong>dicate that learn<strong>in</strong>g-<strong>in</strong>duced<br />

cortical plasticity is also reflected at a<br />

structural level.“


Wirksamkeit von Bewegungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

- Metaanalysen -<br />

• North TC, McCullagh P, Tran ZV (1990)<br />

Effect of exercise on depression<br />

Exerc Sport Sci Rev, 18, 379-415<br />

• Craft LL, Lan<strong>der</strong>s DM (1998)<br />

The effects of exercise on cl<strong>in</strong>ical depression and depression result<strong>in</strong>g from mental illness:<br />

a meta-regression analysis<br />

J Sport Ex Psych, 20, 339-357<br />

• Lawler DA, Hopker SW (2001)<br />

The effectiveness of exercise as an <strong>in</strong>tervention <strong>in</strong> the management of depression:<br />

systematic review and meta-regression analysis of randomized control trials<br />

BMJ, 322, 763-766<br />

• Stathopoulou G et al. (2006)<br />

Exercise <strong>in</strong>terventions for mental health: a quantitative and qualitative review<br />

Cl<strong>in</strong> Psychol Sci Pract, 13, 179-193


Wirksamkeit von Bewegungstherapie<br />

Ø<br />

Ø<br />

Ø<br />

Ø<br />

Ø<br />

Ø<br />

Ø<br />

Ø<br />

Ø<br />

Ø<br />

Ø<br />

Suchtverhalten, „Suchtdruck“<br />

Amotivationales Syndrom<br />

Emotionale Basisprozesse<br />

(z.B. Alexithymie)<br />

Anhedonie<br />

Selbstwertgefühl und Selbstwirksamkeit<br />

Affektive Erlebnisreaktionen<br />

(z.B. Depressivität und Angst)<br />

Verhaltenssteuerung<br />

(z.B. Impulsivität, Aggressivität)<br />

(Körper-)Wahrnehmung<br />

Kognition<br />

(z.B. Aufmerksamkeit, Konzentration und Ausdauer)<br />

Sozialverhalten<br />


<strong>Was</strong> <strong>wirkt</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> sta-onären Rehabilita-on <strong>Drogenabhängiger</strong>? <br />

MILIEUTHERAPIE


Milieutherapie ...<br />

• ist e<strong>in</strong> geeigneter, d.h. def<strong>in</strong>ierter Rahmen (Katalysator) zur<br />

Unterstützung an<strong>der</strong>er Therapieverfahren<br />

• bezeichnet die Gesamtheit unterschiedlicher Maßnahmen,<br />

Regeln o<strong>der</strong> Gegebenheiten<br />

• ist <strong>in</strong> Abhängigkeit von <strong>der</strong> bestehenden Diagnose und vom<br />

Krankheitsstadium des Patienten bzw. Patientengruppen zu<br />

gestalten<br />

• entfaltet se<strong>in</strong>e Wirkung „<strong>in</strong>tegrativ“, d.h. über sämtliche<br />

E<strong>in</strong>zelmaßnahmen h<strong>in</strong>weg<br />

Ziel <strong>der</strong> Milieutherapie ist u.a. das Wie<strong>der</strong>erlangen o<strong>der</strong> Erlernen<br />

von Selbständigkeit o<strong>der</strong> Kompetenzen


Ziel <strong>der</strong> Milieutherapie<br />

Ø<br />

Ø<br />

Ø<br />

Ø<br />

Ø<br />

Ø<br />

Ø<br />

Ø<br />

Gestaltung des Rahmens zur Ergänzung an<strong>der</strong>er therapeutischer Maßnahmen<br />

För<strong>der</strong>ung von Ressourcen<br />

Vermeidung von Passivität<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Umweltkompetenz<br />

Steigerung von Selbstverantwortung<br />

Aufbau positiver Sozialbeziehungen<br />

Modell e<strong>in</strong>er def<strong>in</strong>ierten Lebensgestaltung<br />

Übungsfeld<br />

Ø ...


Merkmale des therapeuSschen Milieus <br />

§<br />

§<br />

§<br />

§<br />

§<br />

§<br />

§<br />

§<br />

§<br />

§<br />

§<br />

§<br />

§<br />

§<br />

§<br />

§<br />

Vermeidung schädlicher E<strong>in</strong>flüsse <br />

Befriedigung von Grundbedürfnissen <br />

Berücksich-gung <strong>der</strong> entwicklungspsychologischen, psychopathologischen, subkulturellen, sozioökonomischen und ethnischen Perspek-ve <br />

Schaffung von zuverlässigen, durchschaubaren und vertrauensvollen sozialen Strukturen <br />

Übere<strong>in</strong>s-mmung <strong>der</strong> vermiYelten und gelebten Wertsysteme <br />

Def<strong>in</strong>ierte und verlässliche Gewohnheiten, Rituale und Verhaltensregeln <br />

Gruppenprozesse erkennen und bewerten <br />

Beachtung <strong>der</strong> Dynamik zwischen den Gruppenmitglie<strong>der</strong>n <br />

Beachtung <strong>der</strong> gelebten E<strong>in</strong>stellungen und Gefühle des Personals (!) <br />

Beachtung <strong>der</strong> „Zwischenräume und –zeiten“ <br />

<strong>in</strong>sb. Schni`stelle Therapiezeit / Freizeit problema-sieren <br />

Raum / Zeit / Therapie – Koord<strong>in</strong>aten beachten <br />

(u.a. Möglichkeiten und Grenzen e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>richtung, Def<strong>in</strong>i-on des therapeu-schen Handelns) <br />

Räumliche Umgebung bietet sowohl Schutz als auch Ak-vierung <br />

Berücksich-gung <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Außenwelt (u.a. TherapieauSrag) <br />

„Therapeu-sche Elas-zität“ im H<strong>in</strong>blick auf die Alltagsrelevanz <strong>der</strong> Maßnahmen <br />

... <br />

(In Anlehnung an Redl, 1953)


Freizeit<br />

Therapie


Freizeit<br />

Projektgruppen<br />

Therapie<br />

Szene-Musik<br />

Freizeitkultur allgeme<strong>in</strong><br />

Körperkultur<br />

etc.


Pr<strong>in</strong>zipien <strong>der</strong> Milieugestaltung<br />

Ø Kontrolle und Sicherstellung <strong>der</strong> Rahmenbed<strong>in</strong>gung<br />

Ø Unterstützung durch Hilfestellung und Beratung<br />

Ø Strukturierung durch Behandlungsprogramme und Regeln<br />

Ø <strong>in</strong>sb. ke<strong>in</strong>e „Milieubrüche“ zwischen den Interventionsformen<br />

Ø Rückzugsmöglichkeiten<br />

Ø För<strong>der</strong>liche E<strong>in</strong>stellung des therapeutischen Personals<br />

Ø Offene Kommunikation, soziales Lernen und Leben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>schaft<br />

Ø Bereitschaft zur Entwicklung <strong>der</strong> Milieugestaltung<br />

Ø ...


<strong>Was</strong> <strong>wirkt</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> sta-onären Rehabilita-on <strong>Drogenabhängiger</strong>? <br />

SCHNITTSTELLENMANAGEMENT


Mediz<strong>in</strong> Psychotherapie Arbeitstherapie<br />

Schnittstellenmanagement<br />

(u.a. regelmäßige Fallkonferenzen)<br />

Bewegungstherapie<br />

Sozialberatung<br />

Verwaltung


<strong>Was</strong> <strong>wirkt</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> sta-onären Rehabilita-on <strong>Drogenabhängiger</strong>? <br />

FAZIT


Q<br />

Q<br />

fen. Das Programm <strong>der</strong> gesetzlichen Rentenversicherung<br />

wird <strong>in</strong> vielen E<strong>in</strong>richtungen<br />

durch <strong>in</strong>terne Qualitätssicherungsmaßnahmen<br />

ergänzt. Auch an E<strong>in</strong>richtungen<br />

<strong>der</strong> <strong>stationären</strong> mediz<strong>in</strong>ischen <strong>Rehabilitation</strong><br />

<strong>Drogenabhängiger</strong> ist die For<strong>der</strong>ung<br />

zu richten, im Rahmen ihrer Möglichkeiten<br />

entsprechende Nachweise für e<strong>in</strong> effektives<br />

Handeln mit nachweisbaren Ergebnissen<br />

zu erbr<strong>in</strong>gen und nachzuweisen, dass die<br />

e<strong>in</strong>gesetzten Mittel auch effizient verwendet<br />

werden.<br />

Rout<strong>in</strong>ekatamnesen werden <strong>in</strong> den <strong>stationären</strong><br />

Reha-Kl<strong>in</strong>iken für Drogenabhängige<br />

die dem Qualitätszirkel des FVS e.V. angehören,<br />

sukzessive implementiert. In dem<br />

Artikel werden erste Ergebnisse vorgestellt.<br />

Die Katamnese des Entlassjahrgangs 2009<br />

umfasst die Daten von 4 E<strong>in</strong>richtungen, die<br />

<strong>in</strong>zwischen e<strong>in</strong>e Rout<strong>in</strong>ekatamnese implementiert<br />

haben. E<strong>in</strong>bezogen wurden dabei<br />

E<strong>in</strong>richtungen, <strong>der</strong>en Rücklaufquote (Ka-<br />

Suchtkrankenhilfe (DHS, 2010) ab. Unterschiedliche<br />

Abst<strong>in</strong>enze<strong>in</strong>schätzungen zur<br />

Klassischen Abst<strong>in</strong>enze<strong>in</strong>schätzung ergeben<br />

sich durch die Än<strong>der</strong>ung des Kriteriums<br />

"abst<strong>in</strong>ent nach Rückfall". Das Kriterium<br />

"abst<strong>in</strong>ent nach Rückfall" wurde von m<strong>in</strong>destens<br />

dreimonatiger (12 Wochen) durchgängiger<br />

Abst<strong>in</strong>enz zum Befragungszeitpunkt<br />

auf m<strong>in</strong>destens 30 Tage Abst<strong>in</strong>enz<br />

zum Befragungszeitpunkt reduziert.<br />

Als "abst<strong>in</strong>ent" wurden diejenigen Patienten<br />

e<strong>in</strong>gestuft, die im Katamnesezeitraum<br />

von e<strong>in</strong>em Jahr we<strong>der</strong> Drogen, Alkohol<br />

noch psychotrope Medikamente konsumiert<br />

hatten. Als "abst<strong>in</strong>ent nach Rückfall"<br />

Fachbeiträge<br />

wurde e<strong>in</strong>gestuft, wer zum Befragungszeit-<br />

Effektivität <strong>der</strong> <strong>stationären</strong> abst<strong>in</strong>enzorientierten<br />

Drogenrehabilitation<br />

Tab. 2: Geschlecht und Alter<br />

ter Patienten- und Behandlungsmerkmale<br />

<strong>der</strong> Gesamtstichprobe (Entlassjahrgang<br />

2009) sowie die Differenzierung <strong>der</strong> Katamnesestichproben<br />

nach Katamneseantwortern<br />

und Nicht-Antwortern.<br />

Stationäre Drogenrehabilitation ist<br />

erfolgreich !<br />

Zeitschrift des Fachverbandes Sucht e. V. ISSN 143-1650 Jahrgang 19/03.12<br />

E<strong>in</strong>zelpreis 6,50 Euro<br />

E<strong>in</strong> Vergleich <strong>der</strong> Merkmale <strong>der</strong> Antworter<br />

und Nicht-Antworter zeigt e<strong>in</strong>e recht hohe<br />

Übere<strong>in</strong>stimmung bei den Patienten merkmalen,<br />

bei den Behandlungsmerkmalen<br />

gibt es jedoch deutliche Unterschiede. 50<br />

f<strong>in</strong>den sich unter den Nicht-Antwortern weniger<br />

Patienten mit regulärem Abschluss<br />

und e<strong>in</strong>e höhere Anzahl von Abbrechern.<br />

Damit verbunden ist e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere Behandlungsdauer<br />

<strong>der</strong> Nicht-Antworter.<br />

Männer Frauen Gesamt<br />

Geschlecht 544 (76,3%) 169(23,7%) 713 (100,0%)<br />

FVS-Katamnese des Entlassjahrgangs 2009 von Fachkl<strong>in</strong>iken<br />

für Drogenrehabilitation<br />

Alter 30,9 Jahre 30,1 Jahre 30,7 Jahre<br />

Mart<strong>in</strong>a Fischer, Dieter Garbe, Volker Weiss<strong>in</strong>ger, Peter Missei, Sven Bange, Michael Stehr, Dietmar Kemmann<br />

- Q<br />

C<br />

:z:<br />

ce<br />

.....<br />

o<br />

:J:<br />

...., o<br />

.....<br />

c<br />

:z:<br />

o<br />

42<br />

e Meilenste<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Suchtbehandlung<br />

aus Sicht <strong>der</strong><br />

Leistungsträger, <strong>der</strong> Selbsthilfe<br />

und Behandler<br />

e Neurobiologie <strong>der</strong> Sucht -<br />

E<strong>in</strong>e kritische Betrachtung<br />

e (RAFT - E<strong>in</strong> neuer Ansatz für<br />

Angehörige Suchtkranker<br />

e Wirksamkeit <strong>der</strong> Drogenrehabilitation<br />

e Ambulante Suchtrehabilitation<br />

cannabisbezogener<br />

Abhängigkeitserkrankungen<br />

e Ärztliche Weiterbildung <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Rehabilitation</strong>skl<strong>in</strong>ik für<br />

Abhängigkeitserkrankungen<br />

Untersuchungen zur Wirksamkeit <strong>der</strong> Behandlung<br />

hatten traditionell <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis<br />

tamneseantworter) bei über 25% lag. Hierzu<br />

gehören folgende E<strong>in</strong>richtungen:<br />

stationärer Drogentherapiee<strong>in</strong>richtungen<br />

eher e<strong>in</strong>e untergeordnete Rolle, da sie mit Tab. 1: Beteiligte E<strong>in</strong>richtungen<br />

e<strong>in</strong>em erheblichen Aufwand verbunden<br />

s<strong>in</strong>d und die Aussagekraft entsprechen<strong>der</strong> AHG Kl<strong>in</strong>iken Daun-Altburg<br />

Erhebungen aufgrund vergleichsweise ger<strong>in</strong>ger<br />

salus kl<strong>in</strong>ik Friedberg<br />

Rücklaufquoten begrenzt ist. In den<br />

Kl<strong>in</strong>iken Wied (Drogen)<br />

letzten Jahren wird allerd<strong>in</strong>gs immer mehr<br />

die For<strong>der</strong>ung laut (z.B. Fachverband Sucht Diakoniekrankenhaus Harz (Drogen)<br />

e.V., o.A.), <strong>in</strong> Fachkl<strong>in</strong>iken Instrumente zur<br />

Dokumentation und Evaluation von Therapieprozess<br />

und Therapieergebnis rout<strong>in</strong>e-<br />

Die Durchführung <strong>der</strong> 1-Jahres-Katamnese<br />

orientiert sich an den "Standards zur Durchführung<br />

von Katamnesen bei Abhängigen"<br />

mäßig e<strong>in</strong>zusetzen (vgL Havemann-Re<strong>in</strong>ecke<br />

et aL, 2004) und darüber e<strong>in</strong>en Beitrag<br />

<strong>der</strong> "Deutschen Gesellschaft für Suchtforschung<br />

und Suchttherapie" (1985, 1992,<br />

zur Ergebnisqualität <strong>der</strong> Behandlung zu<br />

leisten. In <strong>der</strong> aktuellen Diskussion des Statistikausschusses<br />

<strong>der</strong> Deutschen HauptsteI-<br />

2001).<br />

le für 5uchtfragen (DH5) (2004, 2006, 2010)<br />

wurde e<strong>in</strong> Kerndatensatz mit Katamnesestandards<br />

erarbeitet, welche die Durchführung<br />

Folgende Erhebungs<strong>in</strong>strumente wurden<br />

e<strong>in</strong>gesetzt:<br />

• Nachbefragungsbogen zur <strong>stationären</strong><br />

von Rout<strong>in</strong>ekatamnesen auch für den Entwöhnungsbehandlung (Fachaus-<br />

<strong>stationären</strong> Bereich <strong>der</strong> Drogenrehabilitation<br />

empfehlen.<br />

schuss Sucht des AHG Wissenschaftsrats,<br />

2010) bzw. kl<strong>in</strong>ikspezifisch angepasste<br />

Versionen, mit dazugehörigem Protokollbogen<br />

zur abschließenden Abst<strong>in</strong>enzbewertung<br />

und Erfassung des Katamneserücklaufs.<br />

Die E<strong>in</strong>führung des Qualitätssicherungsprogramms<br />

<strong>der</strong> gesetzlichen Rentenversicherung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen <strong>Rehabilitation</strong><br />

(vgL Verband Deutscher Rentenversicherungsträger,<br />

2000) soll die Struktur-,<br />

Prozess- und Ergebnisqualität entsprechen<strong>der</strong><br />

<strong>Rehabilitation</strong>sangebote sichern helfen.<br />

Das Programm <strong>der</strong> gesetzlichen Rentenversicherung<br />

wird <strong>in</strong> vielen E<strong>in</strong>richtungen<br />

durch <strong>in</strong>terne Qualitätssicherungsmaßnahmen<br />

ergänzt. Auch an E<strong>in</strong>richtungen<br />

<strong>der</strong> <strong>stationären</strong> mediz<strong>in</strong>ischen <strong>Rehabilitation</strong><br />

<strong>Drogenabhängiger</strong> ist die For<strong>der</strong>ung<br />

zu richten, im Rahmen ihrer Möglichkeiten<br />

entsprechende Nachweise für e<strong>in</strong> effektives<br />

Handeln mit nachweisbaren Ergebnissen<br />

zu erbr<strong>in</strong>gen und nachzuweisen, dass die<br />

e<strong>in</strong>gesetzten Mittel auch effizient verwendet<br />

werden.<br />

Rout<strong>in</strong>ekatamnesen werden <strong>in</strong> den <strong>stationären</strong><br />

Reha-Kl<strong>in</strong>iken für Drogenabhängige<br />

die dem Qualitätszirkel des FVS e.V. angehören,<br />

sukzessive implementiert. In dem<br />

Artikel werden erste Ergebnisse vorgestellt.<br />

Die Katamnese des Entlassjahrgangs 2009<br />

umfasst die Daten von 4 E<strong>in</strong>richtungen, die<br />

<strong>in</strong>zwischen e<strong>in</strong>e Rout<strong>in</strong>ekatamnese implementiert<br />

haben. E<strong>in</strong>bezogen wurden dabei<br />

E<strong>in</strong>richtungen, <strong>der</strong>en Rücklaufquote (Ka-<br />

Die e<strong>in</strong>gesetzte Katamnese deckt ebenfalls<br />

den überarbeiteten Deutschen Kerndatensatz<br />

zur Dokumentation im Bereich <strong>der</strong><br />

Suchtkrankenhilfe (DHS, 2010) ab. Unterschiedliche<br />

Abst<strong>in</strong>enze<strong>in</strong>schätzungen zur<br />

Klassischen Abst<strong>in</strong>enze<strong>in</strong>schätzung ergeben<br />

sich durch die Än<strong>der</strong>ung des Kriteriums<br />

"abst<strong>in</strong>ent nach Rückfall". Das Kriterium<br />

"abst<strong>in</strong>ent nach Rückfall" wurde von m<strong>in</strong>destens<br />

dreimonatiger (12 Wochen) durchgängiger<br />

Abst<strong>in</strong>enz zum Befragungszeitpunkt<br />

auf m<strong>in</strong>destens 30 Tage Abst<strong>in</strong>enz<br />

zum Befragungszeitpunkt reduziert.<br />

Als "abst<strong>in</strong>ent" wurden diejenigen Patienten<br />

e<strong>in</strong>gestuft, die im Katamnesezeitraum<br />

von e<strong>in</strong>em Jahr we<strong>der</strong> Drogen, Alkohol<br />

noch psychotrope Medikamente konsumiert<br />

hatten. Als "abst<strong>in</strong>ent nach Rückfall"<br />

wurde e<strong>in</strong>gestuft, wer zum Befragungszeit-<br />

Tab. 2: Geschlecht und Alter<br />

Sucht Aktuell 3·2012<br />

punkt m<strong>in</strong>destens 30 Tage (KDS), beziehungsweise<br />

3 Monate (DGSS) abst<strong>in</strong>ent<br />

war. Als "rückfällig" galten alle an<strong>der</strong>en Personen,<br />

e<strong>in</strong>schließlich <strong>der</strong>jenigen mit wi<strong>der</strong>sprüchlichen<br />

Angaben sowie <strong>der</strong> im Drogen<br />

bereich sehr hohe Anteil <strong>der</strong> Nichtantworter<br />

von 64 Prozent. Da die Nichtantworter<br />

bei <strong>der</strong> Berechnungsform 4 (nach<br />

DGSS) grundsätzlich als rückfällig e<strong>in</strong>gestuft<br />

werden, ist bei dieser Berechnungsform<br />

mit e<strong>in</strong>er deutlichen Unterschätzung<br />

des Behandlungserfolges zu rechnen.<br />

1. Beschreibung <strong>der</strong> Stichprobe<br />

Alle im Zeitraum vom 01.01.2009 bis<br />

31.12.2009 <strong>in</strong> den beteiligten Kl<strong>in</strong>iken entlassenen<br />

Patienten bilden die Gesamtstichprobe<br />

mit <strong>in</strong>sgesamt 713 Patienten / <strong>stationären</strong><br />

Maßnahmen.<br />

Alter und Geschlecht<br />

Von den <strong>in</strong>sgesamt 713 Patienten waren<br />

76,3 % Männer und 23,7 % Frauen. Das<br />

durchschnittliche Alter liegt bei den Männern<br />

bei 30,9 Jahren und bei den Frauen bei<br />

30,1 Jahren.<br />

Ausgewählte Patienten- und Behandlungsmerkmale<br />

Tabelle 3 zeigt e<strong>in</strong>en Vergleich ausgewählter<br />

Patienten- und Behandlungsmerkmale<br />

<strong>der</strong> Gesamtstichprobe (Entlassjahrgang<br />

2009) sowie die Differenzierung <strong>der</strong> Katamnesestichproben<br />

nach Katamneseantwortern<br />

und Nicht-Antwortern.<br />

E<strong>in</strong> Vergleich <strong>der</strong> Merkmale <strong>der</strong> Antworter<br />

und Nicht-Antworter zeigt e<strong>in</strong>e recht hohe<br />

Übere<strong>in</strong>stimmung bei den Patienten merkmalen,<br />

bei den Behandlungsmerkmalen<br />

gibt es jedoch deutliche Unterschiede. 50<br />

f<strong>in</strong>den sich unter den Nicht-Antwortern weniger<br />

Patienten mit regulärem Abschluss<br />

und e<strong>in</strong>e höhere Anzahl von Abbrechern.<br />

Damit verbunden ist e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere Behandlungsdauer<br />

<strong>der</strong> Nicht-Antworter.<br />

Männer Frauen Gesamt<br />

Geschlecht 544 (76,3%) 169(23,7%) 713 (100,0%)<br />

Alter 30,9 Jahre 30,1 Jahre 30,7 Jahre<br />

42<br />

Sucht Aktuell 3·2012

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