Die alte St.-Marien-Kirche in Husum - Husum-Stadtgeschichte
Die alte St.-Marien-Kirche in Husum - Husum-Stadtgeschichte
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Häuser und Plätze <strong>in</strong> <strong>Husum</strong>: Alte <strong>St</strong>.-<strong>Marien</strong>-<strong>Kirche</strong> und ihre Begräbnisstellen<br />
<strong>Die</strong> <strong>alte</strong> <strong>St</strong>.-<strong>Marien</strong>-<strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> <strong>Husum</strong><br />
Überlegungen zu ihrem Abbruch, ihrer Lage <strong>in</strong> der <strong>St</strong>adtmitte<br />
und ihren Begräbnisstellen <strong>in</strong> der <strong>Kirche</strong> im 18. Jahrhundert<br />
Uwe Iben<br />
Der Beg<strong>in</strong>n des 19. Jahrhunderts war für<br />
viele <strong>Kirche</strong>n, aber auch für e<strong>in</strong>ige Profanbauten<br />
des Nordens e<strong>in</strong>e baugeschichtlich<br />
schicksalsschwere Epoche.<br />
<strong>Die</strong> Ehrfurcht vor den <strong>alte</strong>n Bauten und<br />
ihrem Inventar war im Zeit<strong>alte</strong>r der Aufklärung<br />
häufig verloren gegangen. So<br />
wurden <strong>in</strong> Dänemark 1806 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er fragwürdigen<br />
Auktion die mittel<strong>alte</strong>rlichen<br />
Kunstwerke der Roskilder <strong>Kirche</strong> verschleudert.<br />
<strong>Die</strong> Graubrüderkirche <strong>in</strong><br />
Odense wurde im gleichen Jahr niedergerissen.<br />
1 1806 wurde auch der großartige<br />
Hamburger Dom abgebrochen. „An<br />
se<strong>in</strong>er kunstgeschichtlichen Bedeutung<br />
... und se<strong>in</strong>er kostbaren Ausstattung bestand<br />
ke<strong>in</strong> Interesse, daher wurde die<br />
Ausstattung veräußert.“ 2 <strong>Die</strong> Frauenkirche<br />
<strong>in</strong> Kopenhagen wurde 1807 beim<br />
Bombardement der Engländer schwer<br />
beschädigt und anschließend abgerissen.<br />
3 Auf ihrem Fundament entstand die<br />
klassizistische Frauenkirche des bedeutenden<br />
dänischen Baumeisters Christian<br />
Friedrich Hansen, der später auch als<br />
Architekt die heutige <strong>Husum</strong>er <strong>St</strong>.-<strong>Marien</strong>-<strong>Kirche</strong><br />
erbaute. Deren Vorgänger<strong>in</strong><br />
wurde 1807 wegen angeblicher schwerer<br />
Baumängel abgerissen. Bereits e<strong>in</strong>ige<br />
Jahre zuvor war der prächtige Renaissance-Vorbau<br />
des <strong>Husum</strong>er Rathauses<br />
mit den vier Arkaden aus dem<br />
17. Jahrhundert abgebrochen und der<br />
verbleibende Korpus mit e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>fachen<br />
Verblendung versehen worden.<br />
Mit dem Abbruch ist bedauerlicherweise<br />
auch die Kenntnis über die Lage<br />
der <strong>Kirche</strong> verloren gegangen. Ich habe<br />
1993 versucht, mit Hilfe der im <strong>St</strong>adtarchiv<br />
vorliegenden „Jahrmarktsbücher“ 4<br />
aus dem 18. Jahrhundert, die neben der<br />
Aufteilung der <strong>St</strong>ände der Händler auch<br />
Maßangaben enth<strong>alte</strong>n, e<strong>in</strong>e Rekonstruktion<br />
von Markt und <strong>Kirche</strong> zu zeichnen.<br />
<strong>Die</strong> Maßangaben waren aber teilweise<br />
sehr willkürlich angesetzt und, wie<br />
Vergleichsrechnungen ergaben, auch<br />
nicht immer richtig. Mit Hilfe von Ausgleichsrechnungen<br />
gelang es jedoch,<br />
e<strong>in</strong> relativ genaues Bild des Marktes und<br />
der Vorgebäude der <strong>Kirche</strong> (Schrangen<br />
und Wachtgebäude) herzustellen. Leider<br />
ist von der <strong>Kirche</strong> nur die E<strong>in</strong>gangssituation<br />
aufgezeichnet, aus der sich e<strong>in</strong>e<br />
ungefähre West-Ost-Richtung des<br />
Gebäudes ergab. <strong>Die</strong>se ist jedoch ungenau.<br />
Ich habe daher die Lage der <strong>Kirche</strong><br />
nach e<strong>in</strong>em Plan der äußeren Grabstellen<br />
auf der Südseite des Gebäudes<br />
2001 berichtigt (Abb. 1).<br />
E<strong>in</strong>e im Jahre 2006 durchgeführte<br />
Georadar-Messung durch die Christian-<br />
Albrechts-Universität <strong>in</strong> Kiel unter Leitung<br />
von Dr. Helmut <strong>St</strong>ümpel bestätigte<br />
ungefähr me<strong>in</strong>e Zeichnung vom Januar<br />
2001. 5 Der Neubau der <strong>Kirche</strong> verlief danach<br />
tatsächlich nicht parallel zur <strong>alte</strong>n<br />
<strong>Kirche</strong> auf deren Südfundament, sondern<br />
schwenkte ca. 3 Grad vom Chor<br />
aus gesehen südwestlich ab. Sonst<br />
1
Häuser und Plätze <strong>in</strong> <strong>Husum</strong>: Alte <strong>St</strong>.-<strong>Marien</strong>-<strong>Kirche</strong> und ihre Begräbnisstellen<br />
Abb. 1: Lageplan der <strong>alte</strong>n und der neuen <strong>St</strong>.-<strong>Marien</strong>-<strong>Kirche</strong><br />
stimmte die Lage der <strong>Kirche</strong> mit me<strong>in</strong>em<br />
Plan aus den Jahren 1993/2001 im<br />
Wesentlichen übere<strong>in</strong>. Trotzdem wurden<br />
offenbar das Fundament der Südwand<br />
der <strong>alte</strong>n <strong>Kirche</strong> sowie die Fundamente<br />
der nördlichen Pfeilerreihe mitgenutzt<br />
(Abb. 2).<br />
<strong>Die</strong> <strong>alte</strong> <strong>Kirche</strong> wies im 18. Jahrhundert<br />
erhebliche bauliche Mängel auf. Im<br />
Mai 1743 schlug der dänische Landbaumeister<br />
Otto Johann Müller e<strong>in</strong>e Reparatur<br />
des unteren Turmteils mit Hilfe von<br />
Zugbändern und Entlastungspfeilern vor<br />
(Abb. 3). 6 Ob diese Arbeit ausgeführt<br />
wurde, ist nicht bekannt, denn die <strong>St</strong>adt<br />
wehrte sich aus akutem Geldmangel<br />
mehrfach, die Kosten für Reparaturen<br />
an der <strong>Kirche</strong> zu übernehmen. E<strong>in</strong>e Ansicht<br />
der Südseite der <strong>Kirche</strong> von 1780<br />
zeigt im oberen Turmteil zahlreiche Verankerungen.<br />
7 Besonders die acht unteren<br />
Verankerungen auf der westlichen<br />
Turmsüdseite deuten bereits auf den<br />
Versuch h<strong>in</strong>, diese offenbar schadhafte<br />
Seite durch Zugbänder zu sichern. Ob<br />
dies auf die Anregungen von Laß aus<br />
dem Jahr 1773 geschah, ist nicht ermittelbar.<br />
8 Als Ursache der Rissbildungen<br />
wird immer wieder auf die problematische<br />
Konstruktion der Turmspitze verwiesen.<br />
So soll der Mäkler [= mittlere<br />
Tragsäule des Turms] besonders beim<br />
Läuten der tonnenschweren Glocken<br />
wie e<strong>in</strong>e Ramme auf das Turmgemäuer<br />
e<strong>in</strong>gewirkt haben. 9 Auch Schäden am<br />
1510 h<strong>in</strong>zugefügten mächtigen Chor bereiteten<br />
den <strong>St</strong>adtvätern und den h<strong>in</strong>zugezogenen<br />
Gutachtern große Sorge.<br />
E<strong>in</strong> weiterer Anlass für die Schäden<br />
an der <strong>alte</strong>n <strong>St</strong>.-<strong>Marien</strong>-<strong>Kirche</strong> könnte <strong>in</strong><br />
der Beschaffenheit des Baugrundes liegen,<br />
der allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> den zeitgenössi-<br />
2
Häuser und Plätze <strong>in</strong> <strong>Husum</strong>: Alte <strong>St</strong>.-<strong>Marien</strong>-<strong>Kirche</strong> und ihre Begräbnisstellen<br />
schen Aufzeichnungen nicht erwähnt<br />
wird. Dennoch s<strong>in</strong>d folgende Überlegungen<br />
<strong>in</strong> Betracht zu ziehen:<br />
1. Das Gebäude wurde auf dem Auslauf<br />
e<strong>in</strong>er Endmoräne der letzten<br />
Eiszeit errichtet und der relativ lokkere,<br />
meist sandige Boden besaß<br />
nicht die hohe Verdichtung wie im<br />
östlichen Bereich Schleswig-Holste<strong>in</strong>s,<br />
die <strong>in</strong>folge e<strong>in</strong>er sehr hohen<br />
Eisauflage der eiszeitlichen Gletscher<br />
entstanden war.<br />
2. Der Bau der <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> mehreren Abschnitten<br />
führte deshalb zu ungleichmäßigen<br />
Bodenpressungen.<br />
Während der mittlere Teil der <strong>Kirche</strong><br />
aus den Jahren 1470 bis 1474 bereits<br />
e<strong>in</strong>e gewisse Verdichtung im<br />
Fundamentbereich erh<strong>alte</strong>n hatte,<br />
wurde der Turm von 1495 bis 1506<br />
auf e<strong>in</strong>em Boden ohne Vorverdichtung<br />
errichtet. Dadurch könnte u. U.<br />
e<strong>in</strong>e leichte Neigung des Turmes<br />
nach Westen hervorgerufen worden<br />
e<strong>in</strong>. So ist auch die bereits oben genannte<br />
starke Verankerung auf der<br />
westlichen Turmsüdseite erklärbar.<br />
Zusätzlich bewirkte die Bodenbelastung<br />
durch die gewaltige Baumasse<br />
des Turms gegenüber dem relativ<br />
leichten Mittelbau der <strong>Kirche</strong> e<strong>in</strong>e<br />
wesentlich höhere Bodenpressung<br />
und damit e<strong>in</strong>e stärkere Setzung 10<br />
als bei dem bereits seit etwa zwei<br />
Jahrzehnten bestehenden Mittelbau.<br />
Abb. 2: Plan der Georadar-Messung der <strong>alte</strong>n <strong>St</strong>.-<strong>Marien</strong>-<strong>Kirche</strong> mit der E<strong>in</strong>zeichnung ihrer<br />
ungefähren Lage<br />
3
Häuser und Plätze <strong>in</strong> <strong>Husum</strong>: Alte <strong>St</strong>.-<strong>Marien</strong>-<strong>Kirche</strong> und ihre Begräbnisstellen<br />
Abb. 3: Ausschnitt aus e<strong>in</strong>em Vorschlag zur Sanierung des Turmes im Mai 1741 des<br />
dänischen Landbaumeisters Otto Johann Müller durch den E<strong>in</strong>zug von Zugbändern<br />
und Verstärkung der Turmpfeiler nach <strong>in</strong>nen<br />
4
Häuser und Plätze <strong>in</strong> <strong>Husum</strong>: Alte <strong>St</strong>.-<strong>Marien</strong>-<strong>Kirche</strong> und ihre Begräbnisstellen<br />
3. Auch bei dem Bau des Chors 1522<br />
dürften die unterschiedliche Bodenpressung<br />
und die hiermit verbundene<br />
Setzung zum Mittelschiff<br />
sowie e<strong>in</strong> Ause<strong>in</strong>anderdriften des<br />
Chorgewölbes zu erheblichen Schäden<br />
geführt haben (Abb. 4).<br />
<strong>Die</strong> Furcht vor e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>sturz des<br />
Turmes verursachte bei umliegenden<br />
Anwohnern im Bereich der <strong>Kirche</strong> erhebliche<br />
Ängste und die <strong>St</strong>adt wurde am<br />
Ausgang des 18. Jahrhunderts immer<br />
wieder zur Abhilfe dieser Gefahr gedrängt.<br />
Der Baumeister Lorenz Christian<br />
Kreyser hatte 1807 noch e<strong>in</strong>en Plan vorgelegt,<br />
der davon ausg<strong>in</strong>g, den ältesten<br />
mittleren Teil der <strong>Kirche</strong> zu erh<strong>alte</strong>n. 11<br />
Aus diesem Plan wird deutlich, dass dieser<br />
Teil der <strong>Kirche</strong> durchaus erh<strong>alte</strong>nswürdig<br />
war. Es ist schade, dass diese<br />
Idee nicht aufgegriffen wurde; <strong>Husum</strong><br />
hätte sonst heute noch e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressantes<br />
ursprüngliches, gotisches Bauwerk gehabt<br />
und die unglaubliche Vernichtung<br />
der <strong>Kirche</strong>nschätze 12 wäre sicherlich<br />
deutlich ger<strong>in</strong>ger ausgefallen.<br />
Kreyser selbst sprach sich jedoch wenig<br />
später für e<strong>in</strong>en umfassenden Abbruch<br />
der <strong>Kirche</strong> aus und zwei weitere<br />
Gutachter kamen zu dem gleichen<br />
Schluss. Relativ schnell wurde dann der<br />
Beschluss gefasst, die gesamte <strong>Kirche</strong><br />
abzubrechen, besonders nachdem das<br />
Obergericht <strong>in</strong> Gottorf am 10. April 1807<br />
den Abbruch des Turmes verfügte.<br />
Schon bald darauf wurde der Abbruch<br />
des gewaltigen Bauwerks mit e<strong>in</strong>er beachtlichen<br />
Geschw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong>nerhalb<br />
von zwei Jahren durchgeführt. 13 Dass<br />
hierbei kostbare Kunstschätze <strong>in</strong> der Eile<br />
und unter anderem aus Mangel an<br />
Abb. 4: Vermutliche Schäden an der <strong>alte</strong>n<br />
<strong>St</strong>.-<strong>Marien</strong>-<strong>Kirche</strong> durch unterschiedliche Setzungen<br />
während der verschiedenen Bauphasen,<br />
z. B. Belastungen durch den schweren<br />
Turm und den sehr fe<strong>in</strong>gliedrigen Anbau des<br />
Chores<br />
E<strong>in</strong>lagerungsmöglichkeiten verloren g<strong>in</strong>gen,<br />
ist aus heutiger Sicht kaum vorstellbar.<br />
14 Über den Abbruch der <strong>Kirche</strong><br />
erfuhr die schleswig-holste<strong>in</strong>ische Kanzlei<br />
<strong>in</strong> Kopenhagen erst 1810 aus Zeitungsberichten<br />
und forderte Rechenschaft<br />
vom Oberkonsistorium <strong>in</strong> Schleswig.<br />
Dem Magistrat wurde 1813 wegen<br />
des Abbruchs der <strong>Kirche</strong> aus Kopenhagen<br />
e<strong>in</strong>e Rüge erteilt. 15<br />
Leider zeigt die Georadar-Messung<br />
die Ausmaße der <strong>Kirche</strong> nur ungefähr.<br />
E<strong>in</strong>e Darstellung der Eckpunkte des <strong>alte</strong>n<br />
Bauwerks im Bereich um die <strong>alte</strong> <strong>Kirche</strong><br />
ist daher nur bed<strong>in</strong>gt möglich. Bedauerlicherweise<br />
hat man es bisher versäumt,<br />
die bei Erdarbeiten im Bereich<br />
der <strong>alte</strong>n <strong>Kirche</strong> immer wieder gefundenen<br />
F<strong>in</strong>dl<strong>in</strong>ge des <strong>alte</strong>n Fundaments<br />
e<strong>in</strong>zumessen; hierdurch wäre es u. U.<br />
möglich gewesen, die genaue Lage der<br />
<strong>Kirche</strong> zu markieren. 16 Über die Lage der<br />
Grabstätten <strong>in</strong> der <strong>alte</strong>n <strong>Kirche</strong> weiß<br />
man heute etwas mehr. Ich bekam 1993<br />
5
Häuser und Plätze <strong>in</strong> <strong>Husum</strong>: Alte <strong>St</strong>.-<strong>Marien</strong>-<strong>Kirche</strong> und ihre Begräbnisstellen<br />
Abb. 6:<br />
Plan der <strong>St</strong>.-<br />
<strong>Marien</strong>-<strong>Kirche</strong><br />
nach Lorenz<br />
Christian<br />
Kreyser 1807.<br />
Den Chor von<br />
1510 hätte<br />
man hiernach<br />
entfernt, das<br />
Hauptschiff<br />
wäre erh<strong>alte</strong>n<br />
geblieben und<br />
vom Turm nur<br />
der untere Teil<br />
als Vorhaus<br />
verwendet<br />
worden<br />
e<strong>in</strong>en völlig unmaßstäblichen Plan der<br />
Grabstellen <strong>in</strong> der <strong>Kirche</strong> aus dem Jahr<br />
1772 von Herrn Holger Borzikowsky.<br />
Mithilfe der gebräuchlichen Grabstättenabmessungen<br />
17 konnte ich danach e<strong>in</strong>en<br />
Plan des <strong>Kirche</strong>n<strong>in</strong>neren erstellen, der<br />
mit annähernder Genauigkeit die Lage<br />
der Gräber zeigt (Abb. 5).<br />
Aus diesem Plan wird neben den bekannten<br />
zeitgenössischen Darstellungen<br />
deutlich, welch e<strong>in</strong> großartiges<br />
Bauwerk die <strong>Husum</strong>er <strong>Kirche</strong> war. Sie<br />
war e<strong>in</strong> Zeugnis des Geme<strong>in</strong>s<strong>in</strong>ns der<br />
Bürger dieser <strong>St</strong>adt, die zu dieser Zeit<br />
vermutlich etwa 4000 E<strong>in</strong>wohner hatte,<br />
denen für diesen Bau und se<strong>in</strong>e Unterhaltung<br />
heute kaum vorstellbare f<strong>in</strong>anzielle<br />
Opfer abverlangt wurden. Aus heutiger<br />
Sicht wäre technisch sicherlich e<strong>in</strong>e<br />
Rettung des domartigen Gebäudes<br />
möglich gewesen. Ob allerd<strong>in</strong>gs die Entscheidung<br />
<strong>in</strong> Anbetracht der hohen Sanierungskosten<br />
und der dauernden<br />
Unterhaltung heute anders ausgefallen<br />
wäre? Wahrsche<strong>in</strong>lich hätte jedoch der<br />
Plan von Lorenz Christian Kreyser aus<br />
dem Jahr 1807, der wie bereits erwähnt<br />
die Erhaltung des <strong>alte</strong>n <strong>Kirche</strong>nhauptschiffes<br />
vorsah, e<strong>in</strong>e gute Aussicht auf<br />
e<strong>in</strong>e Verwirklichung gehabt und <strong>Husum</strong><br />
besäße dann immer noch e<strong>in</strong> bedeutendes<br />
Bauwerk des ausgehenden Mittel<strong>alte</strong>rs<br />
(Abb. 6).<br />
Anmerkungen<br />
Vorbemerkung: <strong>Die</strong> Zeichnungen 1, 4, 5 und<br />
6 stammen vom Verfasser. Für die Darstellung<br />
der Lage der <strong>alte</strong>n <strong>St</strong>.-<strong>Marien</strong>-<strong>Kirche</strong><br />
(Abb.2) wurde der Profilplan der Geo-radar-<br />
Messung der CAU, Kiel (s. Ziff. 5 ) vom Verfasser<br />
verwendet. <strong>Die</strong> Abb. 3 zeigt e<strong>in</strong>en Auszug<br />
aus e<strong>in</strong>em Plan des KANF D2-126.<br />
(KANF = Kreisarchiv Nordfriesland)<br />
1. Thorlassius-Uss<strong>in</strong>g, V, En madonnafigur<br />
af Hans Brüggemann i det danske kongehus’<br />
eje, <strong>in</strong>: Aarboger for Nordisk Oldkyndighed<br />
og Historie, IL Raskke, Bd. 19,<br />
Kobenhavn 1929, S. 263.<br />
2. <strong>Marien</strong>dom(Hamburg), www.wikipedia.de,<br />
5. Februar 2007.<br />
3. Wie 1., S. 263.<br />
7
Häuser und Plätze <strong>in</strong> <strong>Husum</strong>: Alte <strong>St</strong>.-<strong>Marien</strong>-<strong>Kirche</strong> und ihre Begräbnisstellen<br />
4. KANF D2-348, 351, 352, sog. „Jahrmarktsbücher“<br />
(enth<strong>alte</strong>n jeweils den<br />
Plan der <strong>St</strong>adtmitte mit den <strong>St</strong>änden der<br />
Marktbeschicker).<br />
5. Christian-Albrechts-Universität zu Kiel,<br />
Institut für Geowissenschaften, Geophysikalische<br />
Prospektion <strong>St</strong>. <strong>Marien</strong>kirche<br />
<strong>Husum</strong> unter Leitung von Dr. Helmut<br />
<strong>St</strong>ümpel, Profilplan.<br />
6. KANF D2 - 126, Abriss der <strong>alte</strong>n und Bau<br />
der neuen <strong>Marien</strong>kirche, enthält u. a.: Kostenanschlag<br />
wegen Reparatur des<br />
Kirchturms 1741 (Vgl. Abb.3).<br />
7. Appuhn, Horst, Sankt <strong>Marien</strong> <strong>in</strong> <strong>Husum</strong>,<br />
<strong>Husum</strong> 1953 (Schriften des Nissenhauses<br />
2), S. 4, Sankt <strong>Marien</strong> nach e<strong>in</strong>em<br />
Holzschnitt um 1780.<br />
8. KANF J23 - 123, Manuskript v. Johannes<br />
Hennigsen, Verfall und Abbruch der <strong>alte</strong>n<br />
<strong>Husum</strong>er <strong>Marien</strong>kirche (im Wesentlichen<br />
Auszug aus KANF D2 - 126), S. 3.<br />
9. Wie 8, S. 2 f.<br />
10. Setzung = Verm<strong>in</strong>derung der ursprünglichen<br />
Bodenhöhe durch Belastung mit e<strong>in</strong>em<br />
Baukörper und der damit verbundenen<br />
Verdichtung des Bodens.<br />
11. LASH Abt. 32 Bau<strong>in</strong>spektorate Nr. 38,<br />
fac. 6, Amt <strong>Husum</strong>, 1762-1834, hier Plan<br />
von Lorenz Christian Kreyser, Quelle:<br />
Borzikowsky, Holger, <strong>Husum</strong> <strong>in</strong> <strong>alte</strong>n Ansichten,<br />
Heide 1993, S. 198.<br />
12. Wie 1., S. 263ff.<br />
13. Wie 8., S. 14 ff.<br />
14. Wie 8., S. 28.<br />
15. Wie 8., S. 22 f.<br />
16. Z. B. <strong>Husum</strong>er Nachrichten vom 1. November<br />
1991, Sieben massive F<strong>in</strong>dl<strong>in</strong>ge;<br />
Christansen, U. A., <strong>Die</strong> Geschichte <strong>Husum</strong>,<br />
I. Teil, S. 86,1902, Fundamente der<br />
<strong>alte</strong>n <strong>Kirche</strong> beim Bau des Asmussen-<br />
Woldsen-Brunnens.<br />
17. Archiv <strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>de <strong>Husum</strong>, Plan<br />
der Grabstätten <strong>in</strong> der <strong>alte</strong>n <strong>Kirche</strong> v.<br />
1772, Archivnummer unbekannt; Laß, Johannes,<br />
Anleitung wie <strong>St</strong>udiosi Theologiae<br />
und angehende Prediger <strong>in</strong> den Herzogthümern<br />
Schleswig und Holste<strong>in</strong> Königl.<br />
Antheils die herausgekommene Landes-Herrschaftliche<br />
<strong>Kirche</strong>nverordnungen,<br />
Rescripten etc. zur Wahrnehmung<br />
ihrer Pflichten, sich bekannt machen können.<br />
3. Aufl. Flensburg 1768, enthält Abmessungen<br />
der Grabstätten, S. 204, § 2.<br />
Aus: Zwischen Eider und Wiedau. Heimatkalender<br />
Nordfriesland 2008. Herausgegeben<br />
vom Nordfriesischen Vere<strong>in</strong> e. V. und vom<br />
Heimatbund Landschaft Eiderstedt<br />
8