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Die alte St.-Marien-Kirche in Husum - Husum-Stadtgeschichte

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Häuser und Plätze <strong>in</strong> <strong>Husum</strong>: Alte <strong>St</strong>.-<strong>Marien</strong>-<strong>Kirche</strong> und ihre Begräbnisstellen<br />

<strong>Die</strong> <strong>alte</strong> <strong>St</strong>.-<strong>Marien</strong>-<strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> <strong>Husum</strong><br />

Überlegungen zu ihrem Abbruch, ihrer Lage <strong>in</strong> der <strong>St</strong>adtmitte<br />

und ihren Begräbnisstellen <strong>in</strong> der <strong>Kirche</strong> im 18. Jahrhundert<br />

Uwe Iben<br />

Der Beg<strong>in</strong>n des 19. Jahrhunderts war für<br />

viele <strong>Kirche</strong>n, aber auch für e<strong>in</strong>ige Profanbauten<br />

des Nordens e<strong>in</strong>e baugeschichtlich<br />

schicksalsschwere Epoche.<br />

<strong>Die</strong> Ehrfurcht vor den <strong>alte</strong>n Bauten und<br />

ihrem Inventar war im Zeit<strong>alte</strong>r der Aufklärung<br />

häufig verloren gegangen. So<br />

wurden <strong>in</strong> Dänemark 1806 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er fragwürdigen<br />

Auktion die mittel<strong>alte</strong>rlichen<br />

Kunstwerke der Roskilder <strong>Kirche</strong> verschleudert.<br />

<strong>Die</strong> Graubrüderkirche <strong>in</strong><br />

Odense wurde im gleichen Jahr niedergerissen.<br />

1 1806 wurde auch der großartige<br />

Hamburger Dom abgebrochen. „An<br />

se<strong>in</strong>er kunstgeschichtlichen Bedeutung<br />

... und se<strong>in</strong>er kostbaren Ausstattung bestand<br />

ke<strong>in</strong> Interesse, daher wurde die<br />

Ausstattung veräußert.“ 2 <strong>Die</strong> Frauenkirche<br />

<strong>in</strong> Kopenhagen wurde 1807 beim<br />

Bombardement der Engländer schwer<br />

beschädigt und anschließend abgerissen.<br />

3 Auf ihrem Fundament entstand die<br />

klassizistische Frauenkirche des bedeutenden<br />

dänischen Baumeisters Christian<br />

Friedrich Hansen, der später auch als<br />

Architekt die heutige <strong>Husum</strong>er <strong>St</strong>.-<strong>Marien</strong>-<strong>Kirche</strong><br />

erbaute. Deren Vorgänger<strong>in</strong><br />

wurde 1807 wegen angeblicher schwerer<br />

Baumängel abgerissen. Bereits e<strong>in</strong>ige<br />

Jahre zuvor war der prächtige Renaissance-Vorbau<br />

des <strong>Husum</strong>er Rathauses<br />

mit den vier Arkaden aus dem<br />

17. Jahrhundert abgebrochen und der<br />

verbleibende Korpus mit e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>fachen<br />

Verblendung versehen worden.<br />

Mit dem Abbruch ist bedauerlicherweise<br />

auch die Kenntnis über die Lage<br />

der <strong>Kirche</strong> verloren gegangen. Ich habe<br />

1993 versucht, mit Hilfe der im <strong>St</strong>adtarchiv<br />

vorliegenden „Jahrmarktsbücher“ 4<br />

aus dem 18. Jahrhundert, die neben der<br />

Aufteilung der <strong>St</strong>ände der Händler auch<br />

Maßangaben enth<strong>alte</strong>n, e<strong>in</strong>e Rekonstruktion<br />

von Markt und <strong>Kirche</strong> zu zeichnen.<br />

<strong>Die</strong> Maßangaben waren aber teilweise<br />

sehr willkürlich angesetzt und, wie<br />

Vergleichsrechnungen ergaben, auch<br />

nicht immer richtig. Mit Hilfe von Ausgleichsrechnungen<br />

gelang es jedoch,<br />

e<strong>in</strong> relativ genaues Bild des Marktes und<br />

der Vorgebäude der <strong>Kirche</strong> (Schrangen<br />

und Wachtgebäude) herzustellen. Leider<br />

ist von der <strong>Kirche</strong> nur die E<strong>in</strong>gangssituation<br />

aufgezeichnet, aus der sich e<strong>in</strong>e<br />

ungefähre West-Ost-Richtung des<br />

Gebäudes ergab. <strong>Die</strong>se ist jedoch ungenau.<br />

Ich habe daher die Lage der <strong>Kirche</strong><br />

nach e<strong>in</strong>em Plan der äußeren Grabstellen<br />

auf der Südseite des Gebäudes<br />

2001 berichtigt (Abb. 1).<br />

E<strong>in</strong>e im Jahre 2006 durchgeführte<br />

Georadar-Messung durch die Christian-<br />

Albrechts-Universität <strong>in</strong> Kiel unter Leitung<br />

von Dr. Helmut <strong>St</strong>ümpel bestätigte<br />

ungefähr me<strong>in</strong>e Zeichnung vom Januar<br />

2001. 5 Der Neubau der <strong>Kirche</strong> verlief danach<br />

tatsächlich nicht parallel zur <strong>alte</strong>n<br />

<strong>Kirche</strong> auf deren Südfundament, sondern<br />

schwenkte ca. 3 Grad vom Chor<br />

aus gesehen südwestlich ab. Sonst<br />

1


Häuser und Plätze <strong>in</strong> <strong>Husum</strong>: Alte <strong>St</strong>.-<strong>Marien</strong>-<strong>Kirche</strong> und ihre Begräbnisstellen<br />

Abb. 1: Lageplan der <strong>alte</strong>n und der neuen <strong>St</strong>.-<strong>Marien</strong>-<strong>Kirche</strong><br />

stimmte die Lage der <strong>Kirche</strong> mit me<strong>in</strong>em<br />

Plan aus den Jahren 1993/2001 im<br />

Wesentlichen übere<strong>in</strong>. Trotzdem wurden<br />

offenbar das Fundament der Südwand<br />

der <strong>alte</strong>n <strong>Kirche</strong> sowie die Fundamente<br />

der nördlichen Pfeilerreihe mitgenutzt<br />

(Abb. 2).<br />

<strong>Die</strong> <strong>alte</strong> <strong>Kirche</strong> wies im 18. Jahrhundert<br />

erhebliche bauliche Mängel auf. Im<br />

Mai 1743 schlug der dänische Landbaumeister<br />

Otto Johann Müller e<strong>in</strong>e Reparatur<br />

des unteren Turmteils mit Hilfe von<br />

Zugbändern und Entlastungspfeilern vor<br />

(Abb. 3). 6 Ob diese Arbeit ausgeführt<br />

wurde, ist nicht bekannt, denn die <strong>St</strong>adt<br />

wehrte sich aus akutem Geldmangel<br />

mehrfach, die Kosten für Reparaturen<br />

an der <strong>Kirche</strong> zu übernehmen. E<strong>in</strong>e Ansicht<br />

der Südseite der <strong>Kirche</strong> von 1780<br />

zeigt im oberen Turmteil zahlreiche Verankerungen.<br />

7 Besonders die acht unteren<br />

Verankerungen auf der westlichen<br />

Turmsüdseite deuten bereits auf den<br />

Versuch h<strong>in</strong>, diese offenbar schadhafte<br />

Seite durch Zugbänder zu sichern. Ob<br />

dies auf die Anregungen von Laß aus<br />

dem Jahr 1773 geschah, ist nicht ermittelbar.<br />

8 Als Ursache der Rissbildungen<br />

wird immer wieder auf die problematische<br />

Konstruktion der Turmspitze verwiesen.<br />

So soll der Mäkler [= mittlere<br />

Tragsäule des Turms] besonders beim<br />

Läuten der tonnenschweren Glocken<br />

wie e<strong>in</strong>e Ramme auf das Turmgemäuer<br />

e<strong>in</strong>gewirkt haben. 9 Auch Schäden am<br />

1510 h<strong>in</strong>zugefügten mächtigen Chor bereiteten<br />

den <strong>St</strong>adtvätern und den h<strong>in</strong>zugezogenen<br />

Gutachtern große Sorge.<br />

E<strong>in</strong> weiterer Anlass für die Schäden<br />

an der <strong>alte</strong>n <strong>St</strong>.-<strong>Marien</strong>-<strong>Kirche</strong> könnte <strong>in</strong><br />

der Beschaffenheit des Baugrundes liegen,<br />

der allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> den zeitgenössi-<br />

2


Häuser und Plätze <strong>in</strong> <strong>Husum</strong>: Alte <strong>St</strong>.-<strong>Marien</strong>-<strong>Kirche</strong> und ihre Begräbnisstellen<br />

schen Aufzeichnungen nicht erwähnt<br />

wird. Dennoch s<strong>in</strong>d folgende Überlegungen<br />

<strong>in</strong> Betracht zu ziehen:<br />

1. Das Gebäude wurde auf dem Auslauf<br />

e<strong>in</strong>er Endmoräne der letzten<br />

Eiszeit errichtet und der relativ lokkere,<br />

meist sandige Boden besaß<br />

nicht die hohe Verdichtung wie im<br />

östlichen Bereich Schleswig-Holste<strong>in</strong>s,<br />

die <strong>in</strong>folge e<strong>in</strong>er sehr hohen<br />

Eisauflage der eiszeitlichen Gletscher<br />

entstanden war.<br />

2. Der Bau der <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> mehreren Abschnitten<br />

führte deshalb zu ungleichmäßigen<br />

Bodenpressungen.<br />

Während der mittlere Teil der <strong>Kirche</strong><br />

aus den Jahren 1470 bis 1474 bereits<br />

e<strong>in</strong>e gewisse Verdichtung im<br />

Fundamentbereich erh<strong>alte</strong>n hatte,<br />

wurde der Turm von 1495 bis 1506<br />

auf e<strong>in</strong>em Boden ohne Vorverdichtung<br />

errichtet. Dadurch könnte u. U.<br />

e<strong>in</strong>e leichte Neigung des Turmes<br />

nach Westen hervorgerufen worden<br />

e<strong>in</strong>. So ist auch die bereits oben genannte<br />

starke Verankerung auf der<br />

westlichen Turmsüdseite erklärbar.<br />

Zusätzlich bewirkte die Bodenbelastung<br />

durch die gewaltige Baumasse<br />

des Turms gegenüber dem relativ<br />

leichten Mittelbau der <strong>Kirche</strong> e<strong>in</strong>e<br />

wesentlich höhere Bodenpressung<br />

und damit e<strong>in</strong>e stärkere Setzung 10<br />

als bei dem bereits seit etwa zwei<br />

Jahrzehnten bestehenden Mittelbau.<br />

Abb. 2: Plan der Georadar-Messung der <strong>alte</strong>n <strong>St</strong>.-<strong>Marien</strong>-<strong>Kirche</strong> mit der E<strong>in</strong>zeichnung ihrer<br />

ungefähren Lage<br />

3


Häuser und Plätze <strong>in</strong> <strong>Husum</strong>: Alte <strong>St</strong>.-<strong>Marien</strong>-<strong>Kirche</strong> und ihre Begräbnisstellen<br />

Abb. 3: Ausschnitt aus e<strong>in</strong>em Vorschlag zur Sanierung des Turmes im Mai 1741 des<br />

dänischen Landbaumeisters Otto Johann Müller durch den E<strong>in</strong>zug von Zugbändern<br />

und Verstärkung der Turmpfeiler nach <strong>in</strong>nen<br />

4


Häuser und Plätze <strong>in</strong> <strong>Husum</strong>: Alte <strong>St</strong>.-<strong>Marien</strong>-<strong>Kirche</strong> und ihre Begräbnisstellen<br />

3. Auch bei dem Bau des Chors 1522<br />

dürften die unterschiedliche Bodenpressung<br />

und die hiermit verbundene<br />

Setzung zum Mittelschiff<br />

sowie e<strong>in</strong> Ause<strong>in</strong>anderdriften des<br />

Chorgewölbes zu erheblichen Schäden<br />

geführt haben (Abb. 4).<br />

<strong>Die</strong> Furcht vor e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>sturz des<br />

Turmes verursachte bei umliegenden<br />

Anwohnern im Bereich der <strong>Kirche</strong> erhebliche<br />

Ängste und die <strong>St</strong>adt wurde am<br />

Ausgang des 18. Jahrhunderts immer<br />

wieder zur Abhilfe dieser Gefahr gedrängt.<br />

Der Baumeister Lorenz Christian<br />

Kreyser hatte 1807 noch e<strong>in</strong>en Plan vorgelegt,<br />

der davon ausg<strong>in</strong>g, den ältesten<br />

mittleren Teil der <strong>Kirche</strong> zu erh<strong>alte</strong>n. 11<br />

Aus diesem Plan wird deutlich, dass dieser<br />

Teil der <strong>Kirche</strong> durchaus erh<strong>alte</strong>nswürdig<br />

war. Es ist schade, dass diese<br />

Idee nicht aufgegriffen wurde; <strong>Husum</strong><br />

hätte sonst heute noch e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressantes<br />

ursprüngliches, gotisches Bauwerk gehabt<br />

und die unglaubliche Vernichtung<br />

der <strong>Kirche</strong>nschätze 12 wäre sicherlich<br />

deutlich ger<strong>in</strong>ger ausgefallen.<br />

Kreyser selbst sprach sich jedoch wenig<br />

später für e<strong>in</strong>en umfassenden Abbruch<br />

der <strong>Kirche</strong> aus und zwei weitere<br />

Gutachter kamen zu dem gleichen<br />

Schluss. Relativ schnell wurde dann der<br />

Beschluss gefasst, die gesamte <strong>Kirche</strong><br />

abzubrechen, besonders nachdem das<br />

Obergericht <strong>in</strong> Gottorf am 10. April 1807<br />

den Abbruch des Turmes verfügte.<br />

Schon bald darauf wurde der Abbruch<br />

des gewaltigen Bauwerks mit e<strong>in</strong>er beachtlichen<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong>nerhalb<br />

von zwei Jahren durchgeführt. 13 Dass<br />

hierbei kostbare Kunstschätze <strong>in</strong> der Eile<br />

und unter anderem aus Mangel an<br />

Abb. 4: Vermutliche Schäden an der <strong>alte</strong>n<br />

<strong>St</strong>.-<strong>Marien</strong>-<strong>Kirche</strong> durch unterschiedliche Setzungen<br />

während der verschiedenen Bauphasen,<br />

z. B. Belastungen durch den schweren<br />

Turm und den sehr fe<strong>in</strong>gliedrigen Anbau des<br />

Chores<br />

E<strong>in</strong>lagerungsmöglichkeiten verloren g<strong>in</strong>gen,<br />

ist aus heutiger Sicht kaum vorstellbar.<br />

14 Über den Abbruch der <strong>Kirche</strong><br />

erfuhr die schleswig-holste<strong>in</strong>ische Kanzlei<br />

<strong>in</strong> Kopenhagen erst 1810 aus Zeitungsberichten<br />

und forderte Rechenschaft<br />

vom Oberkonsistorium <strong>in</strong> Schleswig.<br />

Dem Magistrat wurde 1813 wegen<br />

des Abbruchs der <strong>Kirche</strong> aus Kopenhagen<br />

e<strong>in</strong>e Rüge erteilt. 15<br />

Leider zeigt die Georadar-Messung<br />

die Ausmaße der <strong>Kirche</strong> nur ungefähr.<br />

E<strong>in</strong>e Darstellung der Eckpunkte des <strong>alte</strong>n<br />

Bauwerks im Bereich um die <strong>alte</strong> <strong>Kirche</strong><br />

ist daher nur bed<strong>in</strong>gt möglich. Bedauerlicherweise<br />

hat man es bisher versäumt,<br />

die bei Erdarbeiten im Bereich<br />

der <strong>alte</strong>n <strong>Kirche</strong> immer wieder gefundenen<br />

F<strong>in</strong>dl<strong>in</strong>ge des <strong>alte</strong>n Fundaments<br />

e<strong>in</strong>zumessen; hierdurch wäre es u. U.<br />

möglich gewesen, die genaue Lage der<br />

<strong>Kirche</strong> zu markieren. 16 Über die Lage der<br />

Grabstätten <strong>in</strong> der <strong>alte</strong>n <strong>Kirche</strong> weiß<br />

man heute etwas mehr. Ich bekam 1993<br />

5


Häuser und Plätze <strong>in</strong> <strong>Husum</strong>: Alte <strong>St</strong>.-<strong>Marien</strong>-<strong>Kirche</strong> und ihre Begräbnisstellen<br />

Abb. 6:<br />

Plan der <strong>St</strong>.-<br />

<strong>Marien</strong>-<strong>Kirche</strong><br />

nach Lorenz<br />

Christian<br />

Kreyser 1807.<br />

Den Chor von<br />

1510 hätte<br />

man hiernach<br />

entfernt, das<br />

Hauptschiff<br />

wäre erh<strong>alte</strong>n<br />

geblieben und<br />

vom Turm nur<br />

der untere Teil<br />

als Vorhaus<br />

verwendet<br />

worden<br />

e<strong>in</strong>en völlig unmaßstäblichen Plan der<br />

Grabstellen <strong>in</strong> der <strong>Kirche</strong> aus dem Jahr<br />

1772 von Herrn Holger Borzikowsky.<br />

Mithilfe der gebräuchlichen Grabstättenabmessungen<br />

17 konnte ich danach e<strong>in</strong>en<br />

Plan des <strong>Kirche</strong>n<strong>in</strong>neren erstellen, der<br />

mit annähernder Genauigkeit die Lage<br />

der Gräber zeigt (Abb. 5).<br />

Aus diesem Plan wird neben den bekannten<br />

zeitgenössischen Darstellungen<br />

deutlich, welch e<strong>in</strong> großartiges<br />

Bauwerk die <strong>Husum</strong>er <strong>Kirche</strong> war. Sie<br />

war e<strong>in</strong> Zeugnis des Geme<strong>in</strong>s<strong>in</strong>ns der<br />

Bürger dieser <strong>St</strong>adt, die zu dieser Zeit<br />

vermutlich etwa 4000 E<strong>in</strong>wohner hatte,<br />

denen für diesen Bau und se<strong>in</strong>e Unterhaltung<br />

heute kaum vorstellbare f<strong>in</strong>anzielle<br />

Opfer abverlangt wurden. Aus heutiger<br />

Sicht wäre technisch sicherlich e<strong>in</strong>e<br />

Rettung des domartigen Gebäudes<br />

möglich gewesen. Ob allerd<strong>in</strong>gs die Entscheidung<br />

<strong>in</strong> Anbetracht der hohen Sanierungskosten<br />

und der dauernden<br />

Unterhaltung heute anders ausgefallen<br />

wäre? Wahrsche<strong>in</strong>lich hätte jedoch der<br />

Plan von Lorenz Christian Kreyser aus<br />

dem Jahr 1807, der wie bereits erwähnt<br />

die Erhaltung des <strong>alte</strong>n <strong>Kirche</strong>nhauptschiffes<br />

vorsah, e<strong>in</strong>e gute Aussicht auf<br />

e<strong>in</strong>e Verwirklichung gehabt und <strong>Husum</strong><br />

besäße dann immer noch e<strong>in</strong> bedeutendes<br />

Bauwerk des ausgehenden Mittel<strong>alte</strong>rs<br />

(Abb. 6).<br />

Anmerkungen<br />

Vorbemerkung: <strong>Die</strong> Zeichnungen 1, 4, 5 und<br />

6 stammen vom Verfasser. Für die Darstellung<br />

der Lage der <strong>alte</strong>n <strong>St</strong>.-<strong>Marien</strong>-<strong>Kirche</strong><br />

(Abb.2) wurde der Profilplan der Geo-radar-<br />

Messung der CAU, Kiel (s. Ziff. 5 ) vom Verfasser<br />

verwendet. <strong>Die</strong> Abb. 3 zeigt e<strong>in</strong>en Auszug<br />

aus e<strong>in</strong>em Plan des KANF D2-126.<br />

(KANF = Kreisarchiv Nordfriesland)<br />

1. Thorlassius-Uss<strong>in</strong>g, V, En madonnafigur<br />

af Hans Brüggemann i det danske kongehus’<br />

eje, <strong>in</strong>: Aarboger for Nordisk Oldkyndighed<br />

og Historie, IL Raskke, Bd. 19,<br />

Kobenhavn 1929, S. 263.<br />

2. <strong>Marien</strong>dom(Hamburg), www.wikipedia.de,<br />

5. Februar 2007.<br />

3. Wie 1., S. 263.<br />

7


Häuser und Plätze <strong>in</strong> <strong>Husum</strong>: Alte <strong>St</strong>.-<strong>Marien</strong>-<strong>Kirche</strong> und ihre Begräbnisstellen<br />

4. KANF D2-348, 351, 352, sog. „Jahrmarktsbücher“<br />

(enth<strong>alte</strong>n jeweils den<br />

Plan der <strong>St</strong>adtmitte mit den <strong>St</strong>änden der<br />

Marktbeschicker).<br />

5. Christian-Albrechts-Universität zu Kiel,<br />

Institut für Geowissenschaften, Geophysikalische<br />

Prospektion <strong>St</strong>. <strong>Marien</strong>kirche<br />

<strong>Husum</strong> unter Leitung von Dr. Helmut<br />

<strong>St</strong>ümpel, Profilplan.<br />

6. KANF D2 - 126, Abriss der <strong>alte</strong>n und Bau<br />

der neuen <strong>Marien</strong>kirche, enthält u. a.: Kostenanschlag<br />

wegen Reparatur des<br />

Kirchturms 1741 (Vgl. Abb.3).<br />

7. Appuhn, Horst, Sankt <strong>Marien</strong> <strong>in</strong> <strong>Husum</strong>,<br />

<strong>Husum</strong> 1953 (Schriften des Nissenhauses<br />

2), S. 4, Sankt <strong>Marien</strong> nach e<strong>in</strong>em<br />

Holzschnitt um 1780.<br />

8. KANF J23 - 123, Manuskript v. Johannes<br />

Hennigsen, Verfall und Abbruch der <strong>alte</strong>n<br />

<strong>Husum</strong>er <strong>Marien</strong>kirche (im Wesentlichen<br />

Auszug aus KANF D2 - 126), S. 3.<br />

9. Wie 8, S. 2 f.<br />

10. Setzung = Verm<strong>in</strong>derung der ursprünglichen<br />

Bodenhöhe durch Belastung mit e<strong>in</strong>em<br />

Baukörper und der damit verbundenen<br />

Verdichtung des Bodens.<br />

11. LASH Abt. 32 Bau<strong>in</strong>spektorate Nr. 38,<br />

fac. 6, Amt <strong>Husum</strong>, 1762-1834, hier Plan<br />

von Lorenz Christian Kreyser, Quelle:<br />

Borzikowsky, Holger, <strong>Husum</strong> <strong>in</strong> <strong>alte</strong>n Ansichten,<br />

Heide 1993, S. 198.<br />

12. Wie 1., S. 263ff.<br />

13. Wie 8., S. 14 ff.<br />

14. Wie 8., S. 28.<br />

15. Wie 8., S. 22 f.<br />

16. Z. B. <strong>Husum</strong>er Nachrichten vom 1. November<br />

1991, Sieben massive F<strong>in</strong>dl<strong>in</strong>ge;<br />

Christansen, U. A., <strong>Die</strong> Geschichte <strong>Husum</strong>,<br />

I. Teil, S. 86,1902, Fundamente der<br />

<strong>alte</strong>n <strong>Kirche</strong> beim Bau des Asmussen-<br />

Woldsen-Brunnens.<br />

17. Archiv <strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>de <strong>Husum</strong>, Plan<br />

der Grabstätten <strong>in</strong> der <strong>alte</strong>n <strong>Kirche</strong> v.<br />

1772, Archivnummer unbekannt; Laß, Johannes,<br />

Anleitung wie <strong>St</strong>udiosi Theologiae<br />

und angehende Prediger <strong>in</strong> den Herzogthümern<br />

Schleswig und Holste<strong>in</strong> Königl.<br />

Antheils die herausgekommene Landes-Herrschaftliche<br />

<strong>Kirche</strong>nverordnungen,<br />

Rescripten etc. zur Wahrnehmung<br />

ihrer Pflichten, sich bekannt machen können.<br />

3. Aufl. Flensburg 1768, enthält Abmessungen<br />

der Grabstätten, S. 204, § 2.<br />

Aus: Zwischen Eider und Wiedau. Heimatkalender<br />

Nordfriesland 2008. Herausgegeben<br />

vom Nordfriesischen Vere<strong>in</strong> e. V. und vom<br />

Heimatbund Landschaft Eiderstedt<br />

8

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