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Admiral Friedrich August von Thomsen aus der Gemeinde Oldenswort

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<strong>Friedrich</strong> Johannsen<br />

<strong>Admiral</strong> <strong>Friedrich</strong> <strong>August</strong> <strong>von</strong> <strong>Thomsen</strong><br />

<strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>Oldenswort</strong><br />

Gesellschaft für Husumer Stadtgeschichte e.V.


<strong>Friedrich</strong> Johannsen: <strong>Admiral</strong> <strong>Friedrich</strong> <strong>August</strong> <strong>von</strong> <strong>Thomsen</strong><br />

Aus: Heimatkalen<strong>der</strong><br />

Zwischen Ei<strong>der</strong> und Wiedau<br />

Nordfriesland 1969<br />

Zu den Großen, die <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Landschaft<br />

Ei<strong>der</strong>stedt stammen, gehört<br />

auch <strong>Admiral</strong> <strong>Friedrich</strong> <strong>August</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Thomsen</strong>, <strong>der</strong> am 6. <strong>August</strong> 1846<br />

auf dem Steinbrennerhof im Osterende<br />

<strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>Oldenswort</strong> geboren wurde.<br />

Sein Vater war <strong>der</strong> für unser Land in<br />

den Jahren 1848 bis 1865 so verdienstvolle<br />

und im ganzen Lande bekannte<br />

Ratmann Adolf-Theodor <strong>Thomsen</strong>-<strong>Oldenswort</strong>.<br />

Seine Mutter war Catharina<br />

Tönnies. Schon 1862, also zwei<br />

Jahre vor dem deutsch-dänischen Kriege,<br />

wurde <strong>Friedrich</strong> <strong>August</strong> <strong>Thomsen</strong><br />

Seekadett bei <strong>der</strong> preußischen Marine,<br />

1893 wurde er Konteradmiral <strong>der</strong> Kaiserlichen<br />

Kriegsmarine und 1913 erhielt<br />

er.das Adelsprädikat. Nicht nur für die<br />

deutsche Marine son<strong>der</strong>n allgemein gilt<br />

er als <strong>der</strong> Reformer und Begrün<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

mo<strong>der</strong>nen Seekriegsschießkunst. 1920<br />

starb er in Kiel. Der letzte Sohn des <strong>Admiral</strong>s<br />

<strong>von</strong> <strong>Thomsen</strong> lebte zuletzt als<br />

Landgerichtsrat a. D. am Bodensee.<br />

Als <strong>August</strong> <strong>Thomsen</strong> - sein voller Name<br />

lautet Gustav <strong>Friedrich</strong> <strong>August</strong> -<br />

1846 geboren wurde, hegte seine Mutter,<br />

eine Tochter <strong>von</strong> Gert C. Tönnies<br />

<strong>aus</strong> Garding, den Wunsch, er solle einstmals<br />

Pastor werden. Nach einer seligen<br />

Kindheit auf dem Steinbrennerhof kam<br />

er mit 12 Jahren auf das Gymnasium<br />

nach Kiel.<br />

Hier wohnte er bei <strong>der</strong> Familie des<br />

Zollamtmannes Baron <strong>von</strong> Liliencron<br />

und wuchs mit dem späteren Dichter,<br />

Detlev <strong>von</strong> Liliencron, zusammen auf.<br />

Die beiden Jungen verstanden sich anscheinend<br />

gut, in den Ferien waren sie<br />

zusammen in <strong>Oldenswort</strong> und machten<br />

gemeinsame Wan<strong>der</strong>ungen und Fahrten<br />

nach Hoyerswort und an<strong>der</strong>en Orten in<br />

Ei<strong>der</strong>stedt. Detlev <strong>von</strong> Liliencron hat den<br />

Jugendgespielen in seinen Erzählungen<br />

verewigt.<br />

Als preußischer Seekadett erlebte<br />

<strong>August</strong> <strong>Thomsen</strong> 1864 die Befreiung<br />

seiner Heimat, wobei sein Vater an <strong>der</strong><br />

Westküste eine beson<strong>der</strong>e Rolle spielte.<br />

Die weitere Ausbildung erhielt <strong>Thomsen</strong><br />

nun im Königlich Preußischen Seekadetteninstitut,<br />

später an Bord <strong>von</strong><br />

SMS „Niobe“. 1867 wurde er Leutnant,<br />

1869 Oberleutnant und 1870/71 war er<br />

Kommandant des Wachtschiffes „Rhein“<br />

vor <strong>der</strong> Jademündung.<br />

In den folgenden Jahren erfolgte <strong>der</strong><br />

weitere Aufbau <strong>der</strong> nunmehr „Kaiserlichen<br />

Marine“. Im Jahre 1888 war <strong>August</strong><br />

<strong>Thomsen</strong> Kapitän zur See und Kommandant<br />

<strong>der</strong> Schulfregatte „Gneisenau“.<br />

In diesem Jahre heiratete er zum zweiten<br />

Male, nachdem seine erste Frau - eine<br />

Kaufmannstochter <strong>aus</strong> Kopenhagen -<br />

bereits 1885 verstorben war. Seine zweite<br />

Frau war Carola <strong>von</strong> Böckmann, eine<br />

deutsche Kaufmannstochter <strong>aus</strong> Neapel.<br />

Aus dieser Ehe entstammen fünf<br />

Kin<strong>der</strong>. Zwei Söhne fielen als Seeoffiziere<br />

im 1. Weltkriege.<br />

<strong>August</strong> <strong>Thomsen</strong> hatte ein beson<strong>der</strong>es<br />

Interesse für die Schießkunst, und er<br />

sah die Aufgabe <strong>der</strong> Marine nicht nur in<br />

dem Aufbau einer Hochseeflotte, son<strong>der</strong>n<br />

ebenso sehr in dem Aufbau einer<br />

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<strong>Friedrich</strong> Johannsen: <strong>Admiral</strong> <strong>Friedrich</strong> <strong>August</strong> <strong>von</strong> <strong>Thomsen</strong><br />

<strong>Friedrich</strong> Johannsen: <strong>Admiral</strong> <strong>Friedrich</strong> <strong>August</strong> <strong>von</strong> <strong>Thomsen</strong><br />

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<strong>Admiral</strong> <strong>Friedrich</strong> <strong>August</strong> <strong>von</strong> <strong>Thomsen</strong><br />

Marineartillerie und in dem Ausbau <strong>der</strong><br />

Küstenverteidigung. Es ist daher kein<br />

Wun<strong>der</strong>, daß man ihn eines Tages<br />

(1891) zum Inspekteur <strong>der</strong> Marineartillerie,<br />

also <strong>der</strong> Küstenverteidigung, ernannte.<br />

Inzwischen war er zum Konteradmiral<br />

emporgestiegen. In die Jahre<br />

dieser Tätigkeit fiel <strong>der</strong> Eint<strong>aus</strong>ch <strong>der</strong> Insel<br />

Helgoland und die Fertigstellung des<br />

Kaiser-Wilhelm-Kanals. Beide Ereignisse<br />

waren für die Marine <strong>von</strong> ganz beson<strong>der</strong>er<br />

Bedeutung. Der Aufbau <strong>der</strong><br />

Schutzanlagen an <strong>der</strong> deutschen Nordseeküste<br />

war wohl ein beson<strong>der</strong>es Werk<br />

<strong>von</strong> <strong>Admiral</strong> <strong>Thomsen</strong>. Im Jahre 1895<br />

wurde er Vizeadmiral und Kommandieren<strong>der</strong><br />

<strong>Admiral</strong> <strong>der</strong> Ostsee. In diese<br />

Dienstzeit fällt ein bedeutsames Marinegefechtschießen,<br />

das unter dem Namen<br />

„Carola-Schießen“ (dem Vornamen<br />

seiner Frau) in die Geschichte eingegangen<br />

ist. Dabei handelt es sich um<br />

Schießversuche nach dem <strong>Thomsen</strong>schen<br />

Verfahren. Sie waren erfolgreich<br />

und <strong>von</strong> großer Bedeutung für eine gefechtsmäßige<br />

Verwendung. Die Verfahrensvorschriften<br />

wurden um die Jahrhun<strong>der</strong>twende<br />

gestohlen und an die Japaner<br />

verkauft. Diese verwendeten sie<br />

im Kriege mit Rußland, und man sagt,<br />

daß <strong>der</strong> japanische Sieg <strong>von</strong> Tschuschima<br />

<strong>der</strong> erste Sieg <strong>Thomsen</strong>scher<br />

Schießkunst gewesen sei.<br />

Als Chef <strong>der</strong> Manöverflotte erhielt<br />

<strong>Thomsen</strong> im Jahre 1893 den Hohenzollernschen<br />

H<strong>aus</strong>orden, 1901 das Großkreuz<br />

des Roten Adlerordens mit Eichenlaub<br />

und 1904 wurde das schwere<br />

28-cm-Fort in Cuxhaven vom Kaiser<br />

selbst auf den Namen „Fort <strong>Thomsen</strong>“<br />

getauft. Das Fort wurde zwar 1945 <strong>von</strong><br />

den Englän<strong>der</strong>n gesprengt, doch liegt<br />

<strong>der</strong> Gedenkstein mit <strong>Thomsen</strong>s Namen<br />

noch an <strong>der</strong> alten Stelle.<br />

Es ist bekannt, daß <strong>der</strong> Kaiser viel auf<br />

<strong>Thomsen</strong> gehalten hat. <strong>Thomsen</strong> war<br />

Schleswig-Holsteiner wie die Kaiserin.<br />

Er war sehr tüchtig und hatte eine Zeitlang<br />

dem jungen Kaiser Unterricht in<br />

Marine-Taktik gegeben. Gelegentlich<br />

nannte ihn <strong>der</strong> Kaiser auch einfach<br />

„Thommy“.<br />

Es bestanden zu <strong>der</strong> Zeit aber auch<br />

große Spannungen in <strong>der</strong> Marineleitung,<br />

an denen <strong>Thomsen</strong> irgendwie beteiligt<br />

gewesen sein muß. So wurde <strong>Thomsen</strong><br />

bereits 1903 in den Ruhestand versetzt.<br />

Wie die Kieler Nachrichten in einer <strong>aus</strong>führlichen<br />

Würdigung seiner Verdienste<br />

schrieb, erfolgte die Pensionierung <strong>aus</strong><br />

Gesundheitsrücksichten, was sie jedoch<br />

selbst in Frage stellt. Der Berichterstatter<br />

würdigt auch die Verdienste <strong>Thomsen</strong>s<br />

um eine bessere Fürsorge für die<br />

Marinesoldaten und um die Einrichtung<br />

<strong>von</strong> Seemannsheimen. Nach seiner<br />

Pensionierung wurde <strong>Admiral</strong> <strong>Thomsen</strong><br />

„ä la Suite“ gestellt, und er mag noch bei<br />

vielen Manövern und Veranstaltungen<br />

<strong>der</strong> Marine dabei gewesen sein. Eine<br />

beson<strong>der</strong>e Auszeichnung erhielt er<br />

1913, als er anläßlich des 25jährigen<br />

Dienstjubiläums des Kaisers in den<br />

preußischen Adelsstand erhoben wurde.<br />

Im selben Jahre nahm er auch an einer<br />

bedeutsamen Veranstaltung in Tönning<br />

teil, nämlich an den Einweihungsfeierlichkeiten<br />

des Ei<strong>der</strong>stedter Heimatmuseums.<br />

Die Marinekameradschaft Tönning<br />

übernahm seinen Namen. Zu Beginn<br />

des 1. Weltkrieges wurde <strong>Thomsen</strong> wie<strong>der</strong><br />

zu Diensten gestellt. In dieser Zeit<br />

verfaßte er ein Buch über die deutsche<br />

Flotte. <strong>Thomsen</strong> stand in diesen Jahren<br />

auf <strong>der</strong> Seite des Großadmirals <strong>von</strong> Tirpitz.<br />

Wie dieser for<strong>der</strong>te auch er den vollen<br />

Einsatz <strong>der</strong> deutschen Flotte. Tirpitz<br />

mußte gehen, und auch <strong>Thomsen</strong> zog<br />

sich mehr und mehr zurück.<br />

Zwei Söhne fielen im Kriege, die Marine<br />

meuterte in Kiel, <strong>der</strong> Krieg ging verloren,<br />

die Revolution brach <strong>aus</strong>, <strong>der</strong> Kaiser<br />

verließ das Land. Das war wohl auch<br />

für einen sonst so lebensfrohen und optimistischen<br />

Ei<strong>der</strong>stedter und Kaiserlichen<br />

<strong>Admiral</strong> zu viel. 1920 starb <strong>Admiral</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Thomsen</strong>. Auf dem Marinefriedhof<br />

zu Kiel fand er neben seiner Frau und einem<br />

gefallenen Sohn die letzte Ruhestätte.<br />

Der zuletzt in Lindau am Bodensee<br />

lebende Sohn, Landgerichtsrat a. D.<br />

Waldemar <strong>von</strong> <strong>Thomsen</strong>, bewahrte die<br />

<strong>Admiral</strong>sflagge seines Vaters als letztes<br />

Vermächtnis auf.<br />

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