News - April (2 MB) - Hamburgischer Verein Seefahrt
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<strong>Hamburgischer</strong> <strong>Verein</strong> <strong>Seefahrt</strong> e.V.<br />
SEGELGRUPPE STÖRTEBEKER<br />
<br />
der Boatspeed stets darauf überprüft,<br />
ob man nicht bei ähnlichen Bedingungen<br />
schon mal schneller war.<br />
27. Juni, Boatmen: Es gibt Indizien,<br />
dass dieZeit vergeht: Wir haben zweimal<br />
die Uhr umgestellt und sind nur noch<br />
vier Stunden hinter Deutschland zurück.<br />
Bergfest ist geschafft. Und: Der unkaputtbare<br />
Staudensellerie ist vergammelt. Es<br />
sieht draußen immer gleich aus. Grau.<br />
Mal mehr, mal weniger nass. Das Vorsegel<br />
ist immer rotweiß. Klamotten sind immer<br />
gleich feucht. Jedes warme Essen enthält<br />
Speck und Zwiebeln. Jeder zweite Satz<br />
das Wort „geil“. Nach fünfstündigen Mittagsschlaf<br />
war ich heute endlich mal nicht<br />
mehr müde. Und nach dem Abendessen<br />
ging mein mentales Hoch sogar so weit<br />
zu erkennen, dass Bürotage, auf das Abstrakte<br />
reduziert, genauso eintönig sind.<br />
Nur kann ich dort keinen fünfstündigen<br />
Mittagsschlaf halten.<br />
28. Juni, Seeadler: Das morgendliche<br />
Müsli mit warmem Wasser und Milchpulver<br />
geht immer schwerer runter und wird<br />
nun häufiger zur Geschmackverbesserung<br />
mit Schokolade versetzt.<br />
28. Juni, Tutima: Als wir mit 12 bis<br />
15 Knoten dahinrauschen, taucht rund<br />
300m rechts von uns ein treibender Gegenstand<br />
auf - wahrscheinlich ein Container,<br />
von einem Frachter gefallen. Wir geben<br />
Meldung über Satellitentelefon und<br />
Funk an alle Schiffe und die Regattaleitung.<br />
Das war knapp, die Realität hat uns<br />
wieder, einen kurzen Moment kommt<br />
der Gedanke hoch, was hätte passieren<br />
können, wenn wir ihn gerammt hätten.<br />
29. Juni, Cheri Raffay: Für die Kojen<br />
im Vorschiff werden Platzreservierungen<br />
vorgenommen: Das Erlebnis, für eine Sekunde<br />
über der Koje zu schweben und<br />
wie in einer Waschmaschinentrommel<br />
die Geräusche des Schiffes und des vorbeigurgelnden<br />
Wassers zu erleben, toppt<br />
die schärfste Achterbahn.<br />
30. Juni, Luv: Der Sturm hat sich ausgeweht.<br />
Wir haben noch mal Glück gehabt.<br />
Gegen Mitternacht bei 13 Knoten<br />
Wind wieder Vollzeug. Aber es ist keine<br />
gute Fahrt im Schiff. Die Wellen laufen<br />
kreuzweise durcheinander und wetteifern<br />
um den größten Einfluss auf unser<br />
Boot: Die langen, steilen von vorn stoppen<br />
die Fahrt. Die von der Seite lassen es<br />
schlingern. Die von achtern hindern den<br />
Rudergänger daran, geradeaus zu steuern.<br />
Und das waren jetzt nur drei der<br />
unterschiedlich hohen, unterschiedlich<br />
schnellen, unterschiedlich steilen, aus allen<br />
Himmelsrichtungen heran- und vorbeiund<br />
nachlaufenden Wellenberge. Und in<br />
stockfinsterer Nacht sieht man nicht mal<br />
was von dem ganzen Durcheinander.<br />
1. Juli, Boatmen: Beim Wachwechsel<br />
erwägt man Totstellen, das Anziehen