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News - April (2 MB) - Hamburgischer Verein Seefahrt

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August 2007<br />

<strong>Hamburgischer</strong><strong>Verein</strong> <strong>Seefahrt</strong><br />

S E G E L G R U P P E S T Ö R T E B E K E R<br />

August 2007 - NR. 56<br />

Alles zum<br />

HSH Nordbank<br />

Blue Race 2007<br />

auf Haspa Hamburg<br />

und Norddeutsche<br />

Vermögen Hamburg<br />

NACHRICHTEN & INFORMATIONEN


<strong>Hamburgischer</strong> <strong>Verein</strong> <strong>Seefahrt</strong> e.V.<br />

SEGELGRUPPE STÖRTEBEKER<br />

<br />

Das HSH Nordbank<br />

Blue Race 2007<br />

Die beiden HVS-Schiffe „Haspa<br />

Hamburg“ und „Norddeutsche<br />

Vermögen Hamburg“ haben<br />

das HSH Nordbank Blue Race<br />

mit hervorragenden Ergebnissen<br />

(NV: Platz 3 von 7 in ihrer Klasse,<br />

Platz 9 overall; Haspa 15 overall)<br />

beendet. Mit dem „Best of“ aus<br />

den Mails, die die teilnehmenden<br />

Schiffe gesendet haben, zeichnen<br />

die HVS-Clubnachrichten den<br />

Verlauf eines Rennens nach, wie es<br />

spannender nicht hätte sein können<br />

(Fotos: NRV-Marketing).<br />

16. Juni, Norddeutsche Vermögen<br />

Hamburg: Eineinhalb Jahre Vorbereitung<br />

sind zu Ende: Um 14 Uhr<br />

Die Crew der Norddeutschen Vermögen<br />

Hamburg.<br />

Ortszeit sind wir in Newport gestartet.<br />

Bescheiden wie wir sind, können wir sagen,<br />

dass wir einen geilen Start hingelegt<br />

haben. Snow Lion – die nach IRC ähnlich<br />

vermessen wird wie wir – konnten wir<br />

auf der Startkreuz gut in Schach halten.<br />

Die letzte Bahnmarke vor Point Charly<br />

haben wir nach Outsider, Grey Goose<br />

und Chieftain als Vierte passiert.<br />

17. Juni, Haspa Hamburg: Wir sind<br />

seit 26 Stunden unterwegs, die Crew hat<br />

sich prima ins Wachsystem eingefunden.<br />

Der Atlantik zeigt sich von einer Seite,<br />

die wir von den ersten Tagen nicht erwartet<br />

hatten. Die Sonne scheint weiter<br />

fleissig vor sich hin. Wir reachen mit<br />

einem schönen Schrick in den Schoten<br />

beständig jenseits der 9 Knoten.<br />

18. Juni, Luv: Vor einer Stunde hat<br />

sich das Wetter geändert. Der Himmel,<br />

seit zwei Tagen wolkenlos, hat sich bezogen,<br />

der Wind frischt auf, in Böen bis 6<br />

Bft. Der Wind nimmt stetig zu. Das Barometer<br />

fällt. Wir ziehen die kurzen Hosen<br />

aus und steigen ins Ölzeug.<br />

19. Juni, Boatmen: Gute 35 Knoten<br />

Wind aus achterlichen Richtungen.<br />

Die Böen hetzen mit schwarzen Riffeln<br />

die Wellenberge hinauf. Was an Wasser<br />

abreißt, wird waagerecht davongetragen.<br />

Unser Ritt geht mit durchschnittlich 11<br />

Knoten Fahrt Richtung Point Alpha.<br />

20. Juni, Luv: Was passiert eigentlich<br />

in der Welt? Wenn Bush einen weiteren<br />

Krieg anzetteln sollte – wir erführen<br />

nichts davon. Für uns geschieht nur<br />

Wetter und Welle. Gelegentlich fliegt<br />

eine Schüssel mit Müsli durch die Kajüte<br />

und entleert sich auf Kartentisch und<br />

abgelegtes Ölzeug. Das beschäftigt unsere<br />

kleine Gemeinschaft emotional und<br />

beeinflusst unsere Lebensqualität.


August 2007<br />

20. Juni, Norddeutsche Vermögen<br />

Hamburg: Das Leben unter Deck<br />

wird zur Tortur. Das Schiff fühlte sich an,<br />

als ob man mit einem LKW Treppen hinunterfährt.<br />

Die Kreuzseen hämmern mit<br />

einer Wucht in die Seite, dass es einen<br />

aus der Koje haut. Obwohl es draußen<br />

fleißig pustet, haben wir schwülwarme<br />

28 Grad unter Deck. Lüften ist derzeit<br />

nicht möglich.<br />

21. Juni, Iskareen: Pünktlich vor<br />

Einbruch der Dunkelheit haben wir das<br />

Groß ins zweite Reff genommen, um an-<br />

Die Crew der Haspa Hamburg.<br />

gesichts der hohen Wellen einen Gang<br />

herunterzuschalten. Da wir dennoch mit<br />

bis zu 20 Knoten ins stockdunkle Nirwana<br />

rauschten, nahmen wir das Groß ganz<br />

weg und fuhren nur unter Blast Reacher<br />

weiter. Dennoch stieg wenig später die<br />

erste brechende Welle übers Schiff, Sönke<br />

wurde in den Lenker geworfen, der<br />

verbog. Kurze Zeit später riss der Blast<br />

Reacher erst oben quer durch, dann flog<br />

er mit einem Knall aus dem Vorliek und<br />

verabschiedete sich partiell über Bord.<br />

Wir trieben eine halbe Stunde vor Top<br />

und Takel, bis wir alles aufgeräumt und die<br />

Sturmfock herausgeholt hatten. Anschließend<br />

erwischte uns der zweite Brecher,<br />

der Sönke und mich vom Lenker in den<br />

Heckkorb und die Crew ins Cockpit, teilweise<br />

bis zum Lenker, schleuderte. Der<br />

Jon Buoy am Heckkorb wurde einfach<br />

weggewaschen. Ich habe so etwas noch<br />

nie erlebt. Die Welle war extrem hoch –<br />

geschätzte 8 Meter – und extrem steil.<br />

21. Juni, Norddeutsche Vermögen<br />

Hamburg: Wir haben endlich Ruhe im<br />

Schiff, konnten einmal komplett durchlüften<br />

und die Feuchtigkeit rausbekommen.<br />

Unsere kleinen Frischetücher sind sehr<br />

beliebt und die Funktionsunterwäsche<br />

wurde bei vielen das erste Mal gewechselt.<br />

Nun mag mancher Leser meinen,<br />

dass das eklig sei. Da hat er recht. Deswegen<br />

wurde ja auch gewechselt.<br />

22. Juni, Haspa Hamburg: Ich weiß<br />

nicht wie viele Tage mein Körper ins Lee-<br />

Segel gedrückt wurde. Der Rücken tat<br />

weh, und wenn ich nicht weit genug nach<br />

unten in meine Koje gerutscht bin, hing<br />

mein Kopf bei Katrin auf dem Kissen (das<br />

aus einer Fleece Hose besteht, die nicht<br />

mehr wirklich frisch ist). Aber gestern<br />

hat die Steuerbord-Wache eine Halse<br />

gefahren. Sensation! Wir haben den Augenblick<br />

verschlafen, aber als ich wach


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SEGELGRUPPE STÖRTEBEKER<br />

4<br />

wurde, klebte ich an der Holzverkleidung<br />

der Bordwand. Tolles Gefühl!<br />

23. Juni, Norddeutsche Vermögen<br />

Hamburg: Höchstes 24h-Etmal liegt bei<br />

272 Meilen durchs Wasser. Leider stand<br />

der Wind nicht durch. Regelmäßige lange<br />

Surfs um die 18 kn bei 20-24 kn Wind<br />

sind häufi g. Topspeed liegt bei 22 kn.<br />

23. Juni, HSH-Nordbank: Gegen<br />

10.30 kommt die Cap Rogers der Coast<br />

Guard in Sicht. Leider hat der Wind auf<br />

4-5 Bft. zugenommen. Die gesamte Crew<br />

ist bereit. Alle verabschieden sich von<br />

Kerstin. Ein massives RIB kommt rüber.<br />

Zwei Mann entern die HSH-Nordbank<br />

unter Schwierigkeiten, dabei wird unser<br />

Schiff am Heck heftig getroffen. Die Diskussion<br />

über die Bergung beginnt. Übergehen<br />

funktioniert aufgrund des Seegangs<br />

nicht. HSH-Nordbank wird unter Groß<br />

hoch am Wind stabil gehalten, Motor in<br />

standby. Kerstin wird auf einer Trage festgeschnallt,<br />

so dass sie sich nicht rühren<br />

kann und das Bein fi xiert ist. Ein Coast-<br />

Guard-Mann geht zurück auf das RIB.<br />

Drei Mann lassen die Trage seitlich über<br />

die Reling auf das neben uns tanzende<br />

RIB gleiten. Sichtlich erleichtert landet<br />

Kerstin im RIB und nicht im Wasser. Der<br />

letzte Coast-Guard-Mann springt zurück<br />

und das RIB dreht ab - zurück zur 0,5 sm<br />

entfernten Cap Rogers. Wir fl icken den<br />

Schaden am Heck notdürftig, bis nach 10<br />

Minuten per Funk die Meldung eingeht,<br />

dass Kerstin sicher an Bord ist. Die Cap<br />

Rogers dreht ab, wir setzen Segel und<br />

nehmen um 11.36h 253 sm nordwestlich<br />

von Point Alpha das Rennen wieder auf.<br />

24. Juni, Peter von Seestermühe:<br />

Überall liegen und hängen Ölzeug,<br />

Segel und Kleidungsstücke, die glücklich<br />

sind, noch während der Muffphase, aber<br />

rechtzeitig vor Beginn des Schimmelstadiums<br />

wieder an die Luft zu kommen.<br />

Der Spischotfahrer sitzt lässig an Deck,<br />

auf dem Achterschiff werden Mensch<br />

und Socken gewaschen, während die<br />

eine oder andere kleine Reparatur erledigt<br />

wird. So putzen wir unser vom<br />

Sturm zerzaustes Gefi eder und zuckeln<br />

gemächlich durch die ruhige See.<br />

25. Juni, Norddeutsche Vermögen<br />

Hamburg: Seit 2 Tagen fahren wir<br />

durch dichten Nebel. Aber dafür ist die<br />

Gegend hier ja bekannt. Wir vertreiben<br />

uns die Zeit mit Segelwechseln: Rekord<br />

bisher sind 8mal in einer 4h Wache. Es<br />

wird nie langweilig. Unser neuer Heckkorb<br />

ist mittlerweile auch fertig. Aus<br />

Fragmenten des alten, mit zwei Bodenbrettern<br />

und Teilen aus Küche und Ofen<br />

haben wir ein kleines Kunstwerk geschaffen.Sieht<br />

sehr stabil aus. Dahinter können<br />

wir uns verschanzen und gegen Piraten<br />

verteidigen, wenn denn welche im Nebel<br />

zu uns fi nden.


August 2007<br />

25. Juni,<br />

H a s p a<br />

Hamburg:<br />

Am siebten<br />

Tag fing der<br />

Kühlschrank<br />

an zu müffeln.<br />

Eine undefinierbare<br />

Brühe<br />

schwamm<br />

am Boden.<br />

Keiner wollte<br />

wissen, was das ist – und somit wurde<br />

radikal ausgemistet und weggeschmissen,<br />

was uns wirklich im Herzen wehtat. Das<br />

Kühlgerät wurde mit Sagrotan desinfiziert,<br />

denn einen Virus können wir an<br />

Bord wirklich nicht gebrauchen.<br />

26. Juni, Albatros: Heute erschütterte<br />

uns ein schwerer Schlag – unter<br />

Deck hörte es sich an, als ob der Mast<br />

gefallen ist: Wir waren mit einem Wal<br />

zusammengestoßen! Die Kontrolle von<br />

Bilge und Ruderanlage innen ließ vermuten,<br />

dass wir den Aufprall ohne Schaden<br />

überstanden hatten. Nach längerer Zeit<br />

ließ sich das Ruder immer schwerer<br />

bewegen, die Mittschiffseinstellung wanderte<br />

hart nach Backbord. Heute Morgen<br />

lokalisierten wir den Schaden unter<br />

Wasser: Das gesamte Ruderblatt ist von<br />

unten bis oben delaminiert. Versuche,<br />

mit Gurten die wabernde Gelcoatschale<br />

an den Kern zu binden oder abzusägen,<br />

blieben erfolglos.<br />

26. Juni, Tutima: Nebel, so dicht, dass<br />

man fast die Hand nicht vor Augen sieht.<br />

Die Luftfeuchtigkeit ist so hoch, dass dem<br />

Steuermann dauernd die Brille beschlägt,<br />

von oben fallen dicke Tropfen. Kein Regen:<br />

Wasser tropft von den Segeln, vom<br />

Großbaum. Laut Positionsmeldungen<br />

müssten noch mindestens sieben Schiffe<br />

um uns herum sein, doch der dichte<br />

Nebel schluckt alle Geräusche und alles<br />

Licht. Es herrscht gespannte Aufmerksamkeit.<br />

26. Juni, Luv: Und dann ist da noch<br />

Horst. Horst hat vergessen, das Toilettenventil<br />

zu schließen. Horst hat den<br />

Knoten gebunden, der nicht gehalten<br />

hat. Horst stand am Ruder bei der Patenthalse.<br />

Horst macht nur Mist. Immer,<br />

wenn ein wütender Bordkamerad wissen<br />

will, „wer den Scheiß schon wieder“ angerichtet<br />

habe, lautet die Antwort meist<br />

vielstimmig: „Horst!“ Dieser Sündenbock<br />

fährt mit, weil mit ihm die Schuldfrage<br />

an jeglichem Übel, an allen Pannen und<br />

Unzulänglichkeiten ein für allemal geklärt<br />

ist. Horst erträgt jede Beschimpfung, alle<br />

anderen können sich damit befassen,<br />

Fehler in Zukunft zu vermeiden.Horst<br />

wird wohl einen Platz in der Rettungsinsel<br />

bekommen, wenn wir absaufen<br />

sollten. Auch wenn er - was schon jetzt<br />

fest steht - an diesem Unglück die Alleinschuld<br />

tragen wird.<br />

27. Juni, Norddeutsche Vermögen<br />

Hamburg: Und nun reachen wir<br />

den x-ten Tag gen Europa. Auch wenn<br />

die Beschreibung des Windes nicht sonderlich<br />

spektakulär erscheint, so ist es<br />

doch anspruchsvolles und forderndes<br />

Segeln. Nur Geschwindigkeit zählt. Die<br />

Schoten werden seit Newport aus der<br />

Hand gefahren, die Segel definitiv häufiger<br />

gewechselt als die Unterhosen und


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<br />

der Boatspeed stets darauf überprüft,<br />

ob man nicht bei ähnlichen Bedingungen<br />

schon mal schneller war.<br />

27. Juni, Boatmen: Es gibt Indizien,<br />

dass dieZeit vergeht: Wir haben zweimal<br />

die Uhr umgestellt und sind nur noch<br />

vier Stunden hinter Deutschland zurück.<br />

Bergfest ist geschafft. Und: Der unkaputtbare<br />

Staudensellerie ist vergammelt. Es<br />

sieht draußen immer gleich aus. Grau.<br />

Mal mehr, mal weniger nass. Das Vorsegel<br />

ist immer rotweiß. Klamotten sind immer<br />

gleich feucht. Jedes warme Essen enthält<br />

Speck und Zwiebeln. Jeder zweite Satz<br />

das Wort „geil“. Nach fünfstündigen Mittagsschlaf<br />

war ich heute endlich mal nicht<br />

mehr müde. Und nach dem Abendessen<br />

ging mein mentales Hoch sogar so weit<br />

zu erkennen, dass Bürotage, auf das Abstrakte<br />

reduziert, genauso eintönig sind.<br />

Nur kann ich dort keinen fünfstündigen<br />

Mittagsschlaf halten.<br />

28. Juni, Seeadler: Das morgendliche<br />

Müsli mit warmem Wasser und Milchpulver<br />

geht immer schwerer runter und wird<br />

nun häufiger zur Geschmackverbesserung<br />

mit Schokolade versetzt.<br />

28. Juni, Tutima: Als wir mit 12 bis<br />

15 Knoten dahinrauschen, taucht rund<br />

300m rechts von uns ein treibender Gegenstand<br />

auf - wahrscheinlich ein Container,<br />

von einem Frachter gefallen. Wir geben<br />

Meldung über Satellitentelefon und<br />

Funk an alle Schiffe und die Regattaleitung.<br />

Das war knapp, die Realität hat uns<br />

wieder, einen kurzen Moment kommt<br />

der Gedanke hoch, was hätte passieren<br />

können, wenn wir ihn gerammt hätten.<br />

29. Juni, Cheri Raffay: Für die Kojen<br />

im Vorschiff werden Platzreservierungen<br />

vorgenommen: Das Erlebnis, für eine Sekunde<br />

über der Koje zu schweben und<br />

wie in einer Waschmaschinentrommel<br />

die Geräusche des Schiffes und des vorbeigurgelnden<br />

Wassers zu erleben, toppt<br />

die schärfste Achterbahn.<br />

30. Juni, Luv: Der Sturm hat sich ausgeweht.<br />

Wir haben noch mal Glück gehabt.<br />

Gegen Mitternacht bei 13 Knoten<br />

Wind wieder Vollzeug. Aber es ist keine<br />

gute Fahrt im Schiff. Die Wellen laufen<br />

kreuzweise durcheinander und wetteifern<br />

um den größten Einfluss auf unser<br />

Boot: Die langen, steilen von vorn stoppen<br />

die Fahrt. Die von der Seite lassen es<br />

schlingern. Die von achtern hindern den<br />

Rudergänger daran, geradeaus zu steuern.<br />

Und das waren jetzt nur drei der<br />

unterschiedlich hohen, unterschiedlich<br />

schnellen, unterschiedlich steilen, aus allen<br />

Himmelsrichtungen heran- und vorbeiund<br />

nachlaufenden Wellenberge. Und in<br />

stockfinsterer Nacht sieht man nicht mal<br />

was von dem ganzen Durcheinander.<br />

1. Juli, Boatmen: Beim Wachwechsel<br />

erwägt man Totstellen, das Anziehen


August 2007<br />

der nassen<br />

K l a m o t t e n<br />

schürt Wutanfälle,<br />

die Hände<br />

schmerzen,<br />

weil sich<br />

die kleinsten<br />

W u n d e n<br />

durch stund<br />

e n l a n g e s<br />

Seewasserbad<br />

zu schwärenden<br />

Löchern<br />

entwickeln.<br />

Und die ganze Qual bringt uns nur sehr<br />

mittelbar dem Ziel näher – der Wind<br />

kommt genau dort her, wo wir hinwollen<br />

und hat uns schon jetzt zig Meilen<br />

vom Kurs abgebracht. Fair Isle wirkte<br />

gestern schon zum Greifen nah. Doch<br />

heute drohen 600 Meilen Kreuz – eine<br />

gefühlte Ewigkeit.<br />

1. Juli, Norddeutsche Vermögen<br />

Hamburg: Heute Morgen sind mit Sonnenschein<br />

die südlichen Hebriden im NE<br />

aufgetaucht. Im NW können wir die über<br />

400m hohe Insel St. Kilda sehen. Und ja,<br />

Handyempfang gibts auch wieder....Ring<br />

Ring hier … Ring Ring da. Wir haben<br />

heute erfahren, dass die Luv mit Horst ein<br />

11. Crewmitglied hat. Wir können bestätigen:<br />

Horst hat Freunde,viele Freunde und<br />

die sind alle bei uns. Die reißen Pakete<br />

auf und klauen die feinen Schokoriegel<br />

Marke „Snickers“ und „Wunderbar“ und<br />

lassen das Papier liegen, machen nie das<br />

Seewasserzulaufventil zum Klo zu und<br />

da steht dann immer alles unter Wasser.<br />

Wenn wir einen von denen erwischen,<br />

dann ….<br />

2. Juli, Norddeutsche Vermögen<br />

Hamburg: Dieses letzte Stück<br />

vor Fair Isle ist zum Abgewöhnen. Wir<br />

haben nicht mal viel Wind, aber eine<br />

Welle von einem anderen Stern. Klein<br />

und kurz. Seitdem bolzen wir wie die<br />

Geisteskranken gegen die achtkantig auf<br />

uns zukommende Welle an, unter Deck<br />

ist es unerträglich. Dazu spürt man, wie<br />

Rumpf und Rigg für kurze Zeit nach dem<br />

Aufschlag in ein Wellental zu schwingen<br />

beginnen. Die Klotür geht nicht mehr<br />

auf bzw. nicht mehr zu. Man muss einen<br />

günstigen Flugzeitpunkt abwarten.<br />

Wir laufen nur noch unter G3 hoch am<br />

Wind mit 8-9 kn. Schneller wollen wir<br />

gar nicht sein. Je schneller, desto härter<br />

der Aufschlag.<br />

4. Juli, Boatmen: Ich gebe hiermit zu,<br />

vorgestern das letzte halbe Weißbrot für<br />

unsere Wache versteckt zu haben, damit<br />

wir an einem besonders schlimmen<br />

Warten auf die HVS-Schiffe im City-Sportboothafen.<br />

Morgen mal ein schönes nicht-schwarzes<br />

Frühstücksmarmeladenbrot essen können.<br />

Denn Nutella ist aus. Dachte ich.


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SEGELGRUPPE STÖRTEBEKER<br />

August 2007<br />

<br />

Fand jedoch gestern an einem sehr unwahrscheinlichen<br />

Ort noch ein halbes<br />

Glas. Wurde wahrscheinlich von der anderen<br />

Wachmannschaft aus den gleichen<br />

Gründen versteckt.<br />

Erst das Bad im Hafen, dann das kühle<br />

Bier: Begrüßung für Skipper Torsten Hilbert<br />

und die Wachführer Eike Holst und<br />

Patrick Kern<br />

5. Juli, Norddeutsche Vermögen<br />

Hamburg: Bank von Bremen und Snow<br />

Lion konnten auf ihren Positionen auch<br />

noch nicht wie gewünscht punkten, so<br />

dass im Ranking erstmal alles beim Alten<br />

geblieben ist. Die Entscheidung, welche<br />

Route durch die Nordsee die bessere<br />

ist, wird sich also auf die letzten Meilen<br />

vertagen. Heute kam nach langer Zeit<br />

zudem wieder mal die Sonne durch. Soeben<br />

verabschiedet sich der Tag mit einem<br />

tollen Sonneuntergang und wir fahren<br />

unter Gennaker mit 8kn gen Helgoland<br />

bei 8.5kn Wind. So gehört sich das.<br />

6. Juli, Haspa Hamburg: Endlich<br />

sind wir im heimisch klingenden Gewässer<br />

Nordsee! Gerd hat für jeden eine Zigarre<br />

besorgt: Für die Jungs eine richtig<br />

dicke Zigarre, für die Mädels ein etwas<br />

dezenteres Rauchetwas. Es war ein Genuss<br />

und jeder hüstelte ein wenig vor<br />

sich hin. Gerd sagte nur: „Ey Leute, ihr<br />

habt den Atlantik überquert!“ Recht hat<br />

er!<br />

8. Juli, Haspa Hamburg: Wir<br />

sind mit Spi in die Elbe eingelaufen und<br />

konnten, dank des Stromes mit uns, einen<br />

Speed von 13,5 Knoten über Grund<br />

hinlegen. Zum Schluss haben wir noch<br />

einmal die Genua 3 gesetzt und sind mit<br />

einem Schwung um 6.30 Uhr Ortszeit<br />

über die Ziellinie gerutscht. Der Empfang<br />

war einmalig. Viele Mamis, Papis,<br />

Geschwister und Freunde haben uns in<br />

Empfang genommen. Alle wollten wissen,<br />

wie es so war. Natürlich war es super. Ich<br />

glaube, Einzelheiten kommen im Laufe<br />

der nächsten Tage. Es gibt viel zu erzählen,<br />

denn wir haben nicht wenig erlebt!<br />

Redaktion<br />

Aktuelles und Hintergrundinformationen<br />

im Internet:<br />

www.hvs-hamburg.de<br />

Redaktion<br />

Ewa Zwirlein<br />

Rehmkoppel 21<br />

22391 Hamburg<br />

Tel 040 - 460 52 59<br />

clubnachrichten@hvs-hamburg.de

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