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Buchbesprechungen - Berner Zeitschrift für Geschichte

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dem reformpädagogischen Kindbild übereinstimmt, wie es etwa durch die schwedische<br />

Schriftstellerin Ellen Key und ihr 1902 in deutscher Übersetzung erschienenes Buch<br />

Das Jahrhundert des Kindes verbreitet wurde. Insbesondere im dritten Kapitel zeigt<br />

Stark auf, dass Dehmel die feine Ironie Walsers nicht verstand – was schlussendlich ein<br />

Glück war, denn sonst wäre die Zusammenarbeit wohl kurzum beendet worden. Das<br />

vierte Kapitel beschäftigt sich mit der zeitgenössischen Kritik am Buntscheck. Diese<br />

war grossenteils vernichtend. Das Buch, über dessen Erscheinen sich die Kinder hätten<br />

«glücklich schätzen» sollen (S. 29), fand bei den Rezensenten keinen Anklang. Auch<br />

kommerziell war es wenig erfolgreich, es verkaufte sich schlecht und lag «wie Blei am<br />

Lager» (S. 33). Das fünfte Kapitel ist den Illustrationen Ferdinand Edmund von Freyholds<br />

gewidmet und im sechsten Kapitel schliesslich sind je zwei Versionen der kurzen<br />

<strong>Geschichte</strong>n Walsers abgedruckt.<br />

Über die anderen Texte im Buntscheck erfährt man leider nur sehr wenig. Dabei wäre<br />

gerade der Vergleich mit ihnen besonders reizvoll. Walser hatte ganz offensichtlich die<br />

Absicht, den in der deutschen Reformpädagogik weitverbreiteten pädagogischen «Bierernst»<br />

(S. 21), der allzu oft im Gewand des «heiligen Ernstes» daherkam, zu unter laufen.<br />

Dass ihm dies auch gelungen ist, zeigt Stark mehrfach. Was ist aber mit den anderen<br />

Autorinnen und Autoren? Wie interpretierten sie die Aufforderung, «vom Kinde aus»<br />

(S. 7) zu dichten? Wie gestaltete sich das Zusammenspiel von Bild und Text bei ihnen?<br />

Insgesamt ist das Buch Sprache auf der Goldwaage durchaus lesenswert, denn es ermöglicht<br />

den Leserinnen und Lesern interessante Einblicke in die Entstehungsgeschichte<br />

eines Kinderbuches zur Zeit des beginnenden 20. Jahrhunderts.<br />

Lukas Boser, Bern<br />

Streun, Franziska: Rückkehr ohne Wiederkehr. Roman.<br />

Oberhofen: Zytglogge Verlag 2012. 312 S. ISBN 978-3-7296-0840-5.<br />

Der <strong>Berner</strong> Rodolfo von Wattenwyl schreibt 1873 aus Argentinien: «Ich glaube allerdings<br />

nicht, dass ich in der Schweiz leben könnte. Denn ich bin nicht mehr genügend<br />

zivilisiert und liebe unser wildes Leben hier sehr.» (S. 237). Der Auswanderer sendet von<br />

1866 bis 1876 Briefe an seine Familie in Bern. Auf ihnen basiert Rückkehr ohne Wiederkehr,<br />

der Thuner Journalistin und Redaktorin Franziska Streun. Die Autorin ergänzt<br />

die Original-Briefe mit fiktiven Tagebuch-Einträgen und einer Rahmengeschichte. Durch<br />

die Augen des gebildeten und aus guter Familie stammenden von Wattenwyl erhalten<br />

die Leser einen Einblick ins Leben europäischer Einwanderer in Argentinien. Neben<br />

seiner Arbeit in der Landwirtschaft kämpft der junge <strong>Berner</strong> als Friedensrichter gegen<br />

Lynchjustiz und schützt mit seiner Schutztruppe die Nachbarschaft vor Viehdieben.<br />

86 BEZG N° 04 / 13

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