Eine Stunde mit... Ein Arbeitstag im Jobcenter Gelsenkirchen - IAG ...
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<strong><strong>Ein</strong>e</strong> <strong>Stunde</strong> <strong>mit</strong>... <strong>Ein</strong> <strong>Arbeitstag</strong> <strong>im</strong> <strong>Jobcenter</strong> <strong>Gelsenkirchen</strong><br />
<strong>Gelsenkirchen</strong>, 18.01.2011, Dinah Büssow<br />
Foto: Olaf Fuhrmann<br />
<strong>Gelsenkirchen</strong> S<strong>im</strong>on Mackschin ist persönlicher Ansprechpartner für Fallmanagement – kurz: pAp.<br />
Mackschins arbeitet <strong>im</strong> „Integrationscenter für Arbeit <strong>Gelsenkirchen</strong> - Das <strong>Jobcenter</strong> (<strong>IAG</strong>)“. Dort berät<br />
er Menschen, die Hartz IV bekommen.<br />
Mackschins <strong>Arbeitstag</strong> beginnt früh. Ab kurz nach sieben morgens sitzt er an seinem Schreibtisch. Das liegt aber<br />
weniger daran, dass das von ihm verlangt wird – es gibt eine Gleitzeitregelung – sondern eher daran, dass er<br />
schon gegen 16 Uhr seinen Sohn aus der Kindertagespflege abholen muss. „Außerdem muss man sich ja als<br />
Raucher <strong>im</strong>mer ausstempeln,“ sagt er entschuldigend.<br />
S<strong>im</strong>on Mackschin ist 35 Jahre alt. Der Volljurist arbeitet seit viereinhalb Jahren bei der <strong>IAG</strong>. Direkt nach seinem<br />
Referendariat hat er dort angefangen. Auf die Frage, ob er schon als kleiner Junge „persönlicher Ansprechpartner<br />
für Fallmanagement“ werden wollte, lacht er: „Da war mein Traumberuf natürlich Pilot.“<br />
Viel Verantwortung <strong>im</strong> Beruf<br />
Mit dem Fliegen ist es nichts geworden. Aber viel Verantwortung hat er in seinem Beruf trotzdem. Im Jahr betreut<br />
Mackschin etwa 300 Arbeitssuchende. Immerhin 88 Frauen und Männer konnte er <strong>im</strong> letzten Jahr in eine<br />
sozialversicherungspflichtige Beschäftigungen ver<strong>mit</strong>teln.<br />
Zwischen 8 und 12 Uhr empfängt Mackschin <strong>im</strong> Halbstundentakt Kunden – so werden Arbeitssuchende hier<br />
genannt. Für Neukunden n<strong>im</strong>mt er sich mehr Zeit: satte anderthalb <strong>Stunde</strong>n.<br />
Nach vier <strong>Stunde</strong>n Beratungsgesprächen am Vor<strong>mit</strong>tag ist erst mal Mittagspause. Anschließend erledigt der <strong>IAG</strong>-<br />
Berater den Papierkram. Er füllt Anträge aus, schreibt Vermerke und <strong>Ein</strong>ladungen zu Beratungsgesprächen und<br />
telefoniert Kunden hinterher, die nicht zum ausgemachten Termin gekommen sind.<br />
Be<strong>im</strong> dem Kunden, den er heute für halb elf eingeladen hat, ist Mackschin nicht sicher, ob er erscheinen wird.<br />
Das passiert häufiger, obwohl dann eigentlich eine Krankschreibung oder ein anderer triftiger Grund – etwa ein<br />
Vorstellungsgespräch – vorliegen müssen.<br />
ALG II um 10% gekürzt<br />
Die Sorge war umsonst. Der 59-Jährige steht überpünktlich vor der Tür. Mackschin begrüßt ihn: „Wir haben uns<br />
ja länger nicht gesehen.“ Das ist eine Anspielung: Der Kunde hatte zuletzt auf drei <strong>Ein</strong>ladungen nicht reagiert.<br />
Mackschin musste ihn deshalb <strong>mit</strong> Sanktionen belegen, das heißt konkret, dass ihm das ALG II um 10 % gekürzt<br />
wurde.Der <strong>IAG</strong>-Berater belässt es nicht bei der Floskel. Hakt nach: „Haben Sie Probleme <strong>mit</strong> dem Briefkasten?“<br />
Sein Gegenüber versichert, dass es tatsächlich Schwierigkeiten <strong>mit</strong> der Postzustellung gibt. „Ich hab doch nichts<br />
davon, wenn ich nicht hierher komme.“ Weil der 59-jährige Arbeitssuchende glaubwürdig ist, n<strong>im</strong>mt S<strong>im</strong>on<br />
Mackschin die Sanktionen wieder zurück. Das Interesse des Kunden an den Stellenanzeigen, die ihm sein<br />
persönlicher Berater ausdruckt, ist allerdings begrenzt. Weil er selbst etwas in Aussicht hat. Und zwar in dem
Bereich, in dem er die meisten Erfahrungen hat: Als Fernfahrer. Allerdings muss dafür erstmal sein LKW-<br />
Führerschein verlängert werden. Der läuft demnächst ab und die Verlängerung kostet Geld. Mackschin erklärt<br />
dem Kunden, dass er dafür in Vorkasse treten muss, anschließend aber einen Antrag stellen kann, um die Kosten<br />
erstattet zu bekommen.<br />
Der 59-Jährige verabschiedet sich und verspricht: „Meine Frau kommt <strong>mit</strong> den Papieren vorbei. Ich bin dann<br />
längst wieder auf der Straße.“<br />
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