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Markt der Lernprojekte - am Institut Arbeit und Wirtschaft - Universität ...

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SESEKO<br />

<strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

<br />

Projektdaten<br />

Projekt SESEKO<br />

SElbstwirks<strong>am</strong>keit durch<br />

SElbststeuerung <strong>und</strong><br />

KOoperatives Lernen<br />

für benachteiligte Jugendliche in <strong>der</strong> Berufsausbildung<br />

<strong>und</strong> ihr pädagogisches Personal<br />

www.seseko.de<br />

Projektför<strong>der</strong>ung<br />

B<strong>und</strong>esministerium<br />

für Bildung<br />

<strong>und</strong> Forschung<br />

Laufzeit:<br />

01.01.2005 – 31.12.2007<br />

Im Modellversuchsprogr<strong>am</strong>m<br />

Selbst gesteuertes <strong>und</strong><br />

kooperatives Lernen in <strong>der</strong><br />

beruflichen Erstausbildung<br />

www.blk-skola.de<br />

Progr<strong>am</strong>mkoordination SKOLA<br />

Dr. Rolf Möhlenbrock<br />

Die Senatorin für Bildung <strong>und</strong> Wissenschaft<br />

<strong>der</strong> Freien <strong>und</strong> Hansestadt Bremen<br />

Rembertiring 8-12<br />

28195 Bremen<br />

Projektträger<br />

Freie<br />

Hansestadt<br />

Bremen<br />

Die Senatorin für<br />

Bildung <strong>und</strong> Wissenschaft<br />

SESEKO-Projektte<strong>am</strong><br />

www.abs-bremen.de<br />

Allgemeinen Berufsschule<br />

Berufliche Schule für Ausbildungsvorbereitung<br />

<strong>und</strong> berufspädagogische<br />

Beratung<br />

Winfried Bonk, Manfred Mollenhauer,<br />

Susanne Schrö<strong>der</strong>, Frank Stephan<br />

Schulzentrum Alwin-Lonke-<br />

Straße, Berufliche Schulen für<br />

Bautechnik <strong>und</strong> Baugestaltung<br />

Maria Busch, Kai Garbade, Claudia Gremmer,<br />

Uwe Uhlhorn<br />

www.schule.bremen.de/schulen/szals/<br />

BfM<br />

Berufsschule für Metalltechnik<br />

Berufsschule für Metalltechnik<br />

Ralf Burfeind, Andrea Fidan, Ralf Giessler,<br />

Peter Rau (†)<br />

Zertifiziertes<br />

Managementsystem<br />

DIN EN<br />

ISO<br />

9001:2000<br />

Reg.-Nr.: Q1 0105031<br />

www.bfm-bremen.de<br />

Wissenschaftliche Begleitung<br />

<strong>Institut</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />

Universität/<strong>Arbeit</strong>nehmerk<strong>am</strong>mer Bremen<br />

www.iaw.uni-bremen.de<br />

Forschungseinheit:<br />

Qualifikationsforschung <strong>und</strong><br />

Kompetenzerwerb<br />

Gerlinde H<strong>am</strong>mer<br />

gh<strong>am</strong>mer@uni-bremen.de<br />

Dr. Norbert Hübner<br />

nhuebner@uni-bremen.de<br />

<strong>Institut</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong>, Universität Bremen /<br />

<strong>Arbeit</strong>nehmerk<strong>am</strong>mer Bremen (IAW)<br />

FVG Mitte, Postfach 330440<br />

28334 Bremen


<strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

<strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

Jugendliche agieren kompetent - Tagungsdokumentation<br />

Bremen, Januar 2008<br />

Gerlinde H<strong>am</strong>mer<br />

Änne Hildebrand<br />

Dr. Norbert Hübner<br />

Barbara Hummel<br />

Susanne Kretzer<br />

Eugen Nordloh<br />

unter Mitarbeit von<br />

Für das Projekt Seseko<br />

Schul zentrum Alwin-Lonke-Straße<br />

Kai Garbade<br />

Berufsschule für Metalltechnik<br />

Andrea Fidan, Ralf Burfeind, Ralf Giesler<br />

Allgemeine Berufsschule in Bremen<br />

Susanne Schrö<strong>der</strong> (Berufsschullehrerin), Inge Krevert (Sozialpädagogin),<br />

Jens Meier (Lehrmeister)<br />

Für das Projekt „Lern Wie<strong>der</strong>!“<br />

Schulzentrum Blumenthal<br />

Renate Petschko, Dieter Koczy, Hans-Joachim Below, Barbara Neurath,<br />

Gerda Öllering-Gräfing, Birgit Detjen, Simone Schmiessek<br />

BTZ Bremerhaven<br />

Monika Liedtke, Petra Brandt, Maike Booken-Lange, Melanie Schenk<br />

SZ Carl von Ossietzkky - Gewerbliche Lehranstalten Bremerhaven<br />

Hela Bildau, Volker Hattendorf, Birgit Landsberg, Heiko Weber von Scheidt<br />

Kaufmännische Lehranstalten Bremerhaven<br />

Susanna Bransi, Katrin Molthan<br />

<strong>Institut</strong> für Berufs- <strong>und</strong> Sozialpädagogik e.V.<br />

Martina Franke, Christine Gottschalch, Peter Michels, Erika Opitz, Ulla Seitz


<strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

<br />

<strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

Jugendliche agieren kompetent –<br />

Eine Tagungsdokumentation<br />

Gerlinde H<strong>am</strong>mer<br />

Bremen, Januar 2008<br />

ESF – Projekt: Lern wie<strong>der</strong>!<br />

Selbstlernkompetenzen für benachteiligte Jugendliche<br />

in <strong>der</strong> beruflichen Bildung – Lehr- <strong>und</strong> Lernberatung für Lehrkräfte,<br />

Schüler/innen <strong>und</strong> Auszubildende<br />

BLK – Modellversuch SESEKO<br />

Selbstwirks<strong>am</strong>keit durch Selbststeuerung <strong>und</strong> kooperatives Lernen<br />

für benachteiligte Jugendliche in <strong>der</strong> Berufsbildung <strong>und</strong> ihr<br />

pädagogisches Personal


<strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong>


<strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

<strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1<br />

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

Gerlinde H<strong>am</strong>mer, Leiterin <strong>der</strong> Forschungseinheit „Qualifikationsforschung<br />

<strong>und</strong> Kompetenzerwerb“ im IAW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

2.1 Dr. Birgit Weihrauch, Staatsrätin <strong>und</strong> Senatorin für <strong>Arbeit</strong>, Frauen,<br />

Ges<strong>und</strong>heit, Jugend <strong>und</strong> Soziales . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

2.2 Dr. Luise Martens, Referentin bei <strong>der</strong> Senatorin für Bildung <strong>und</strong> Wissenschaft . 14<br />

2.3 Wolfgang Funk, Referent bei <strong>der</strong> Bremerhavener <strong>Arbeit</strong> GmbH . . . . . . . . . . . . 16<br />

Einleitendes Referat von Prof. Dr. Peters: Die Bedeutung Selbstorganisierten<br />

Lernens in <strong>der</strong> Beruflichen Integrationsför<strong>der</strong>ung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />

3.1 Was ist unter selbstorganisiertem Lernen zu verstehen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

3.2 Warum ist selbstorganisiertes Lernen eigentlich so wichtig? . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

3.3 Selbstlernkompetenz – was gehört dazu? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />

3.4 Die Lernausgangssituation auf Seiten <strong>der</strong> Teilnehmer <strong>und</strong> Teilnehmerinnen von<br />

Maßnahmen <strong>der</strong> beruflichen Integrationsför<strong>der</strong>ung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

3.5 Wie können Selbstlernkompetenzen geför<strong>der</strong>t werden? . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

3.6 Schlussbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />

Präsentation von <strong>Lernprojekte</strong>n im Plenum. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />

4.1 Medienkompetenz im Ausbildungsalltag zur Hauswirtschaftshelfer/in . . . . . . . 27<br />

4.2 „Alles was rollt“ – ein Sommerfest für Kin<strong>der</strong>gartenkin<strong>der</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />

4.3 „Computerkurse für Senioren <strong>und</strong> Seniorinnen“. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />

Der <strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong> <strong>am</strong> Nachmittag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49<br />

5.1 „Second-Hand-Laden“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49<br />

5.2 „Kreative Praktikumsauswertung“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53<br />

5.3 „Internationale Frikadellen im Esscape“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57<br />

5.4 „Te<strong>am</strong>power-Spiel <strong>und</strong> Lernkartei“. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62<br />

5.5 „Vorstellung <strong>der</strong> Berufsausbildung zum<br />

Konstruktionsmechaniker/zur Konstruktionsmechanikerin“. . . . . . . . . . . . . . . . 64<br />

5.6 „Schülerfirma für Maleraufträge“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70<br />

5.7 „HanseLife Kochshow- Asiatische Bratnudeln“. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73<br />

5.8 Liste <strong>der</strong> verwendeten Abkürzungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77


<strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

Vorwort<br />

Der Transfer-Workshop hat den Versuch gemacht, Jugendlichen mit beson<strong>der</strong>em För<strong>der</strong>bedarf<br />

eine Bühne zu bieten, auf <strong>der</strong> sie ihre Erfolge beim Erwerb von Selbstlernkompetenzen<br />

in <strong>Lernprojekte</strong>n mit Realcharakter darstellen <strong>und</strong> präsentieren können. Erfolge, die sie<br />

erzielt haben, weil sie die Angebote zum Lernen in den verschiedenen Lernarrangements<br />

mit <strong>der</strong> Übernahme von Verantwortung beantwortet haben <strong>und</strong> Stück für Stück bei<br />

<strong>der</strong> Realisierung <strong>der</strong> an sie gestellten Herausfor<strong>der</strong>ungen in ihre jeweiligen Rollen<br />

hineingewachsen sind. Sie haben die <strong>Arbeit</strong>sprodukte <strong>und</strong> Dienstleistungen in ihren<br />

<strong>Lernprojekte</strong>n als ihre eigene Sache begriffen, die sie selbst in die Hand genommen<br />

haben. So haben sie selbständig, eigeninitiativ <strong>und</strong> selbstgesteuert gelernt. Dadurch wird<br />

Selbstvertrauen aufgebaut. Und dieses neu erworbene Selbstvertrauen hat man den<br />

Präsentierenden angemerkt.<br />

Der Transfer-Workshop war eine Veranstaltung im Rahmen <strong>der</strong> Kooperation im Netzwerk<br />

„Lebenslanges Lernen in <strong>der</strong> beruflichen Integrationsför<strong>der</strong>ung des Landes Bremen“.<br />

In ihm sind<br />

• das ESF-Projekt LernWie<strong>der</strong>! „Selbstlernkompetenzen für benachteiligte Jugendliche in<br />

<strong>der</strong> beruflichen Bildung - Lehr- <strong>und</strong> Lernberatung für Lehrkräfte <strong>und</strong> Schüler/innen“<br />

• <strong>der</strong> BLK-Modellversuch SESEKO „Selbstwirks<strong>am</strong>keit durch Selbststeuerung <strong>und</strong><br />

kooperatives Lernen für benachteiligte Jugendliche in <strong>der</strong> Berufsausbildung <strong>und</strong> ihr<br />

pädagogisches Personal“<br />

• das Projekt LeLe „Personalfortbildung für die För<strong>der</strong>ung Lebenslangen Lernens in <strong>der</strong><br />

beruflichen Integrationsför<strong>der</strong>ung“ aktiv.<br />

Das Netzwerk wird in Projektpartnerschaft von beruflichen Schulen, Aus- <strong>und</strong> Weiterbildungseinrichtungen<br />

<strong>und</strong> dem IAW/Universität Bremen <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>nehmerk<strong>am</strong>mer getragen.<br />

Mit ihrer Vernetzung wollen die Projekte <strong>und</strong> ihre Partnerinnen <strong>und</strong> Partner Synergien<br />

schaffen, die <strong>der</strong> Qualitätssteigerung <strong>und</strong> Nachhaltigkeit - <strong>der</strong> um die Verbesserung <strong>der</strong><br />

Integrationschancen benachteiligter Jugendlicher bemühten Progr<strong>am</strong>me - dienen.<br />

In diesem Sinn war <strong>der</strong> gemeins<strong>am</strong> von den Projekten Lern Wie<strong>der</strong>! <strong>und</strong> SESEKO mit<br />

ihren Projektte<strong>am</strong>s veranstaltete Transfer-Workshop eine Plattform für Wissens- <strong>und</strong><br />

Erfahrungsaustausch zwischen anwendungsorientierter Wissenschaft <strong>und</strong> <strong>der</strong> Praxis von<br />

<strong>Lernprojekte</strong>n in elf berufsschulischen <strong>und</strong> außerbetrieblichen Bildungseinrichtungen aus<br />

Bremen <strong>und</strong> Bremerhaven. Vor allem im Hinblick auf den Transfer <strong>der</strong> entwickelten didaktischen<br />

<strong>und</strong> methodischen Konzepte war er <strong>der</strong> Versuch, auch bei <strong>der</strong> Präsentation <strong>der</strong><br />

vielen überzeugenden <strong>Lernprojekte</strong> den Ansprüchen an selbstgesteuertes <strong>und</strong> kooperatives<br />

Lernen gerecht zu werden. Wir meinen, dies ist den Akteuren <strong>und</strong> Akteurinnen gelungen.


<strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

<br />

Dazu möchte die vorliegende Dokumentation einen Beitrag leisten. Sie setzt drei<br />

Schwerpunkte: Der Erste beinhaltet Einleitung, Begrüßung <strong>und</strong> Initialreferat zum Thema<br />

„Selbstorganisiertes Lernen in <strong>der</strong> beruflichen Integrationsför<strong>der</strong>ung“. Im zweiten<br />

Schwerpunkt sind drei <strong>Lernprojekte</strong> dargestellt, die im wesentlichen von Jugendlichen in <strong>der</strong><br />

Berufsorientierung o<strong>der</strong> –ausbildung vorgetragen <strong>und</strong> vorgeführt wurden. Sie behandeln die<br />

Themen „Medienkompetenz in <strong>der</strong> Hauswirtschaft“, „Alles, was rollt – ein Sommerfest für<br />

Kin<strong>der</strong>gartenkin<strong>der</strong>“ <strong>und</strong> „Computerkurse für Senioren“ <strong>und</strong> wurden im ges<strong>am</strong>ten Plenum<br />

vor 150 Gästen präsentiert. Im dritten Schwerpunkt ist <strong>der</strong> „<strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong>“ dokumentiert,<br />

auf dem Jugendliche aus sieben <strong>Lernprojekte</strong>n ihre <strong>Arbeit</strong> dreimal nacheinan<strong>der</strong><br />

vorgestellt <strong>und</strong> erläutert haben <strong>und</strong> im Anschluss für Nachfragen zur Verfügung standen.<br />

So konnten die vielen selbst präsentierenden Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler auch die Ergebnisse<br />

<strong>und</strong> Erfahrungen aus an<strong>der</strong>en <strong>Lernprojekte</strong>n anschauen <strong>und</strong> ihre Erfahrungen untereinan<strong>der</strong><br />

austauschen.


<strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

Einleitung<br />

Das Netzwerk Lebenslanges Lernen in <strong>der</strong> beruflichen Integrationsför<strong>der</strong>ung des Landes<br />

Bremen hat diesen Workshop mit dem Ziel geplant, einer interessierten (Fach-) Öffentlichkeit<br />

Beispiele guter Praxis von erprobten <strong>Lernprojekte</strong>n zum selbstorganisierten <strong>und</strong> kooperativen<br />

Lernen vorzustellen. Im Mittelpunkt <strong>der</strong> Veranstaltung sollten die Jugendlichen mit<br />

beson<strong>der</strong>em För<strong>der</strong>bedarf selbst stehen. Sie sollten die Gelegenheit haben, präsentieren<br />

zu können, wie es ihnen mit Mut <strong>und</strong> Engagement gelungen ist, sich an Aufgaben <strong>und</strong><br />

Aufträgen mit Ernstcharakter zu erproben, bei ihrer Bewältigung Selbstvertrauen zu gewinnen<br />

<strong>und</strong> mit eigenen Ideen zur Lösung von Problemen beizutragen. Der Workshop wurde<br />

mit <strong>und</strong> für die aktiven Lerngruppen <strong>und</strong> ihre Lehrkräfte aus 11 schulischen <strong>und</strong> außerschulischen<br />

Einrichtungen in Bremen <strong>und</strong> Bremerhaven organisiert.<br />

Welche Bedeutung die Unterstützung von Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern bzw. Auszubildenden<br />

hat, bei denen ein allgemeinbilden<strong>der</strong> Schulabschluss <strong>und</strong> <strong>der</strong> Übergang in eine betriebliche<br />

Ausbildung keine Selbstverständlichkeit sind, zeigt <strong>der</strong> Berufsbildungsbericht für das<br />

Jahr 2006. Das BMBF weist darauf hin, dass es im Zeitraum von 1992 bis 2005 eine starke<br />

Verschiebung von <strong>der</strong> dualen Berufsausbildung hin zum Übergang in Bildungsgänge <strong>der</strong><br />

beruflichen Gr<strong>und</strong>bildung gibt, die keine voll qualifizierenden Ausbildungen darstellen.<br />

Beson<strong>der</strong>e Risikogruppen stellen Jugendliche mit ausländischer Staatsangehörigkeit o<strong>der</strong><br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> (hier insbeson<strong>der</strong>e Mädchen <strong>und</strong> junge Frauen) <strong>und</strong> Jugendliche<br />

ohne Hauptschulabschluss dar.<br />

Für die Verbesserung <strong>der</strong> beruflichen Integrationschancen von Jugendlichen mit beson<strong>der</strong>em<br />

För<strong>der</strong>bedarf sind zwei Gesichtspunkte hervorzuheben: Zum einen geht es um<br />

Lernarrangements, die die Kompetenzen Lebenslangen Lernens entwickeln, indem sie selbstgesteuerte<br />

<strong>und</strong> kooperative Lernprozesse för<strong>der</strong>n. Denn neben ein abnehmendes Angebot<br />

an Einfacharbeitsplätzen treten zukünftig - im Zuge <strong>der</strong> mit technischen Entwicklungen einhergehenden<br />

betrieblichen Umorganisationsprozesse - zunehmende Qualifikationsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

an einfache <strong>Arbeit</strong>: In flexibilisierten, enthierarchisierten <strong>Arbeit</strong>sprozessen steigen die<br />

fachlichen, vor allem aber die überfachlichen Anfor<strong>der</strong>ungen („soft skills“). Kommunikative<br />

Gruppenarbeitsprozesse sollen im Bereich von Hilfstätigkeiten ebenso bewältigt werden wie<br />

selbständiges Problemlösehandeln. <br />

Am Netzwerk beteiligte Projekte sind: ESF-Projekt Lern Wie<strong>der</strong>!, BLK-Modellversuch SESEKO. Weitere Informationen unter<br />

www.iaw.uni-bremen.de/netzwerk-lebenslanges -lernen<br />

Vgl. BMBF: Berufsbildungsbericht 2006. Verfügbar unter: http://www.bmbf.de/de/4237.php (25.06.07)<br />

Vgl. Zeller, B./Richter, R./Dauser, D./ u.a. (Hrsg.): Die Zukunft <strong>der</strong> einfachen <strong>Arbeit</strong>. Von <strong>der</strong> Hilfstätigkeit zur<br />

Prozessdienstleistung. F-bb-Reihe <strong>Wirtschaft</strong> <strong>und</strong> Weiterbildung. Bielefeld 2004


<strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

<br />

Der zweite wichtige Gesichtspunkt für die Verbesserung <strong>der</strong> Integrationschancen besteht<br />

darin, eine Verbindung von <strong>Arbeit</strong>en <strong>und</strong> Lernen zu arrangieren, in <strong>der</strong> Lerninhalte sich an<br />

den fachlichen <strong>und</strong> überfachlichen Anfor<strong>der</strong>ungen von konkreten <strong>Arbeit</strong>sprozessen orientieren.<br />

Dass <strong>am</strong> Lernort Betrieb die Verbindung von <strong>Arbeit</strong>en <strong>und</strong> Lernen u.a. im Hinblick<br />

auf die Anschaulichkeit des Ergebnisses <strong>und</strong> die unmittelbare Erfahrung des Nutzens von<br />

Lernfortschritten beson<strong>der</strong>s für benachteiligte Jugendliche als Vorteil gesehen wird, gilt für<br />

den Lernort Schule, insbeson<strong>der</strong>e berufliche Schulen <strong>und</strong> außerbetriebliche Einrichtungen<br />

in gleichem Maß – allerdings von dem umgekehrten Ausgangspunkt einer klassischerweise<br />

eher theoriegeleiteten Wissensvermittlung aus.<br />

In den <strong>Lernprojekte</strong>n mit Ernstcharakter sind beide Anfor<strong>der</strong>ungen an mo<strong>der</strong>ne Lernarrangements<br />

enthalten. Ob beim Betreiben einer Schulcafeteria, in <strong>der</strong> Schülerfirma o<strong>der</strong><br />

beim PC-Kurs für Seniorinnen <strong>und</strong> Senioren – Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler erbringen eine<br />

Dienstleistung o<strong>der</strong> erarbeiten ein Produkt, das termingerecht fertig werden muss <strong>und</strong> von<br />

einem K<strong>und</strong>en „bezahlt“ wird. Der Ernstfallcharakter <strong>und</strong> das reale Produkt bringen arbeitsorganisatorische<br />

Notwendigkeiten hervor, die für diejenigen, die <strong>am</strong> <strong>Arbeit</strong>sprozess beteiligt<br />

sind, nachvollziehbar <strong>und</strong> einsehbar sind. Dem Lernen wird die Praxisferne genommen -<br />

Motivation <strong>und</strong> Lernbereitschaft werden geför<strong>der</strong>t.<br />

Die Herstellung von Produkten <strong>und</strong> Dienstleistungen werden im Hinblick auf die För<strong>der</strong>ung<br />

von selbstgesteuerten <strong>und</strong> kooperativen Schritten im Lernprozess geplant. Das erfor<strong>der</strong>t<br />

den Ablauf <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong> inhaltlich so zu strukturieren, dass Lernumgebungen<br />

geschaffen werden, die den Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern einen für sie akzeptablen Grad von<br />

Freiheit bei <strong>der</strong> Selbststeuerung einräumen. Planungsschritte, Momente des Projekt- <strong>und</strong><br />

Zeitmanagements, Te<strong>am</strong>prozesse wie Gruppenbildung, Übernahme von Funktionen in <strong>der</strong><br />

Gruppe, Gruppenarbeit <strong>und</strong> auch Präsentation von Zwischen- <strong>und</strong> En<strong>der</strong>gebnissen inklusive<br />

anschließen<strong>der</strong> Reflexion – alle Momente des Unterrichtsgeschehens - werden daraufhin<br />

überprüft, ob <strong>und</strong> wie sie von den Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern in eigener Verantwortung<br />

möglichst selbständig wahrgenommen werden können <strong>und</strong> wie das Sicherheitsnetz aussieht,<br />

das die Intervention <strong>der</strong> Lehrkräfte darstellt. Deren neue Funktion als Lernberater/<br />

innen <strong>und</strong> Unterstützer/innen wird dann gebraucht, wenn sich Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler<br />

bzw. Auszubildende überfor<strong>der</strong>n, wenn die Empfindung von Angst bedrohlich wird o<strong>der</strong> sie<br />

einfach nicht mehr weiterwissen.<br />

<br />

Vgl. Klippert, H: Te<strong>am</strong>entwicklung im Klassenraum. Übungsbausteine für den Unterricht. Weinheim <strong>und</strong> Basel<br />

(7. Aufl.) 2005, S. 60f.


10 <strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

Das Konzept des Workshops sollte den didaktischen <strong>und</strong> methodischen Zielen <strong>der</strong> durchgeführten<br />

<strong>Lernprojekte</strong> entsprechen. Den Maßstäben, die die Lerngruppen <strong>und</strong> ihre Lehrkräfte<br />

bei <strong>der</strong> Gestaltung von Lern- <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>sprozessen anlegen, hat auch ein Tag des gemeins<strong>am</strong>en<br />

Austausches für die Verbesserung des Transfers gerecht zu werden. Insofern lag es<br />

nahe, die Präsentationen <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong> in die Hände <strong>der</strong> Akteure <strong>und</strong> Akteurinnen selbst<br />

– Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler bzw. Auszubildende – zu legen <strong>und</strong> den Erfolg <strong>der</strong> Veranstaltung<br />

von ihren Leistungen abhängig zu machen. Das Ziel des Workshop-Konzepts war, einen<br />

organisatorischen <strong>und</strong> zeitlichen Rahmen zu schaffen, <strong>der</strong> offen <strong>und</strong> aufnahmefähig ist für<br />

die vielfältigen Formen <strong>der</strong> Präsentation, wie sie dann auch zu sehen waren: Theaterstücke,<br />

Rollenspiele, (Be<strong>am</strong>er-) Präsentationen, Film <strong>und</strong> Kochshow. Der Workshop selbst sollte ein<br />

gutes Beispiel für selbstgesteuertes <strong>und</strong> kooperatives Lernen werden.<br />

Das Progr<strong>am</strong>m sah deshalb neben Begrüßung <strong>und</strong> kurzem Eingangsreferat eine Zweiteilung<br />

des Tages vor: die Präsentation von drei <strong>Lernprojekte</strong>n im ges<strong>am</strong>ten Plenum mit 150<br />

Zuhörerinnen <strong>und</strong> Zuhörern bzw. Zuschauerinnen <strong>und</strong> Zuschauern <strong>und</strong> <strong>am</strong> Nachmittag<br />

einen großen „<strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong>“, auf dem parallel acht weitere Präsentationen<br />

jeweils dreimal gezeigt werden konnten, sodass es für die Besucherinnen <strong>und</strong> Besucher<br />

<strong>und</strong> auch die Jugendlichen selbst möglich war, sich drei weitere Vorführungen anzusehen.<br />

Nicht nur die große Zahl <strong>der</strong>jenigen, die bis zur abschließenden Zus<strong>am</strong>menfassung <strong>und</strong><br />

Auswertung <strong>der</strong> einzelnen Präsentationen anwesend waren <strong>und</strong> den Akteuren applaudiert<br />

haben, son<strong>der</strong>n auch die Tatsache, dass immer wie<strong>der</strong> im Verlauf des Tages Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schüler von sich aus die Organisatoren angesprochen <strong>und</strong> um Medienunterstützung<br />

wie eine weitere Lautsprecheranlage o<strong>der</strong> einen Be<strong>am</strong>er gebeten haben, zeigt, dass das<br />

Konzept aufgegangen ist. Die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler haben den Workshop als ihren Tag<br />

begriffen <strong>und</strong> die Sache mit den Präsentationen selbst in die Hand genommen.<br />

<br />

Die zu den <strong>Lernprojekte</strong>n erarbeiteten Veröffentlichungen <strong>und</strong> Materialien sind unter<br />

www.iaw.uni-bremen.de/netzwerk-lebenslanges-lernen als Download erhältlich.


<strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

11<br />

Eröffnung <strong>und</strong> Begrüßung<br />

Gerlinde H<strong>am</strong>mer, Leiterin <strong>der</strong> Forschungseinheit<br />

„Qualifikationsforschung <strong>und</strong> Kompetenzerwerb“ im IAW<br />

Ich möchte Sie in meiner Funktion als Projektleitung zum heutigen Transfer-Workshop des<br />

Netzwerkes „ Lebenslanges Lernen in <strong>der</strong> beruflichen Integrationsför<strong>der</strong>ung des Landes<br />

Bremen“ herzlich begrüßen. Wir sind überrascht <strong>und</strong> freuen uns natürlich sehr, dass das<br />

Thema „Lebenslanges Lernen“ so viele – mindestens 150 - interessierte Gäste aus <strong>der</strong><br />

Integrationsför<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> auch jugendliche Besucher/innen angezogen hat!<br />

Unser beson<strong>der</strong>er Dank für die Mitgestaltung des Transfer-Workshops gilt den senatorischen<br />

Vertreterinnen<br />

• Frau Dr. Weihrauch, Staatsrätin, Senatorin für <strong>Arbeit</strong>, Frauen, Ges<strong>und</strong>heit, Jugend <strong>und</strong><br />

Soziales <strong>und</strong><br />

• Frau Dr. Martens, Referentin im Referat Berufliche Schulen bei <strong>der</strong> Senatorin für<br />

Bildung <strong>und</strong> Wissenschaft sowie<br />

• dem Vertreter <strong>der</strong> Bremerhavener <strong>Arbeit</strong> GmbH<br />

Herrn Funk, Fachbereichsleiter Ausbildung.<br />

Denn die politische Unterstützung <strong>und</strong> finanzielle För<strong>der</strong>ung aus diesen Häusern hat die<br />

Projekte, <strong>der</strong>en Ergebnisse wir heute vorstellen, erst möglich gemacht.<br />

Noch ein Satz zum IAW: Das <strong>Institut</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong> ist eine sogenannte Forschungstransferstelle,<br />

d.h. unsere Aufgabe besteht darin, neue wissenschaftliche Erkenntnisse<br />

aus <strong>der</strong> Universität in die Region zu transferieren, sie für die hier lebenden Menschen<br />

nutzbar zu machen. Das IAW ist eine Kooperationseinrichtung von Universität <strong>und</strong><br />

<strong>Arbeit</strong>nehmerk<strong>am</strong>mer Bremen.<br />

Diesem Auftrag folgend hat die Forschungseinheit „Qualifikationsforschung <strong>und</strong><br />

Kompetenzerwerb“ im IAW Transfer-Projekte mit regionalen Kooperationspartnern aus<br />

beruflichen Schulen <strong>und</strong> außerbetrieblichen Bildungsstätten zum „Lebenslangen Lernen“<br />

• eine <strong>der</strong> Kernkompetenzen für Ausbildungs- <strong>und</strong> Beschäftigungsfähigkeit – initiiert<br />

• zum einen das Projekt „Lern wie<strong>der</strong>!“, ein sog. ESF-Projekt, d.h. mitfinanziert aus dem<br />

Europäischen Sozialfonds<br />

• zum zweiten das Projekt „SESEKO“, das aus dem SKOLA-Progr<strong>am</strong>m <strong>der</strong> B<strong>und</strong>-Län<strong>der</strong>-<br />

Kommission des B<strong>und</strong>esministeriums für Bildung <strong>und</strong> Forschung För<strong>der</strong>mittel erhält.<br />

Zielgruppe bei<strong>der</strong> Projekte sind Jugendliche, die auf dem dualen Ausbildungsmarkt keine<br />

Lehrstelle bekommen konnten; diese Personengruppe wird „Jugendliche mit beson<strong>der</strong>em<br />

För<strong>der</strong>bedarf“ genannt.<br />

Mit unseren Kooperationspartnern – die Sie alle heute noch kennen lernen werden – haben<br />

wir seit 2005 d<strong>am</strong>it begonnen, das Postulat des „Lebenslangen Lernens“ in berufsvorbereitenden<br />

Maßnahmen, in vollzeitschulischen Bildungsgängen <strong>und</strong> in Berufsausbildungen bei


12 <strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

außerbetrieblichen Einrichtungen mittels sog. „<strong>Lernprojekte</strong>“ praktisch werden zu lassen.<br />

Diese „<strong>Lernprojekte</strong>“ werden Ihnen heute vorgestellt.<br />

Da nicht nur die Schüler/innen <strong>und</strong> Auszubildenden die Kompetenz zum „Lebenslangen<br />

Lernen“ erwerben müssen, son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong>en Lehrpersonal die Kompetenzen zu <strong>der</strong>en<br />

Vermittlung, haben wir – offen für alle Bildungsträger <strong>der</strong> beruflichen Integrationsför<strong>der</strong>ung<br />

– das Netzwerk „Lebenslanges Lernen in <strong>der</strong> beruflichen Integrationsför<strong>der</strong>ung des Landes<br />

Bremen“ gegründet, das Fortbildungen <strong>und</strong> Erfahrungsaustausch zum Thema anbietet. Eine<br />

Anschubfinanzierung wurde durch den Senator für Bildung <strong>und</strong> Wissenschaft zur Verfügung<br />

gestellt. Soweit zur Vorgeschichte.<br />

Zum heutigen Ablauf <strong>der</strong> Veranstaltung:<br />

Nach <strong>der</strong> Begrüßung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Einführung in die wissenschaftliche Diskussion zum<br />

„Lebenslangen Lernen“ durch Herrn Prof. Dr. Peter wird <strong>der</strong> weitere Tagesablauf durch die<br />

Hauptpersonen, die Jugendlichen selbst, die in den <strong>Lernprojekte</strong>n gearbeitet haben, gestaltet<br />

werden. Denn heute soll nicht über sie – gar als Problemfälle des Ausbildungsmarktes<br />

– geredet werden, son<strong>der</strong>n heute werden sie uns zeigen, was sie von <strong>und</strong> miteinan<strong>der</strong> „für<br />

das Leben <strong>und</strong> d<strong>am</strong>it für ihre Ausbildungsfähigkeit gelernt“ haben. Sie präsentieren uns<br />

auf vielfältige Weise die Ergebnisse <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong>. Wir wünschen Ihnen viel Spaß <strong>und</strong><br />

Anregungen für Ihre <strong>Arbeit</strong>!


<strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

13<br />

Begrüßung<br />

Staatsrätin Dr. Birgit Weihrauch<br />

Ich freue mich, heute so viele Akteure aus dem Netzwerk<br />

„Lebenslanges Lernen in <strong>der</strong> beruflichen Integrationsför<strong>der</strong>ung“<br />

begrüßen zu können <strong>und</strong> möchte Ihnen für Ihre engagierte<br />

<strong>Arbeit</strong> danken.<br />

D<strong>am</strong>it meine ich zunächst einmal die jungen Menschen, die<br />

sich in den Projekten „Lern wie<strong>der</strong>!“ <strong>und</strong> „SESEKO“ zus<strong>am</strong>men<br />

mit ihren Lehrkräften aufgemacht haben, neue Wege des<br />

selbstorganisierten <strong>und</strong> kooperativen Lernens zu erproben <strong>und</strong><br />

die uns heute ihre <strong>Arbeit</strong>sergebnisse <strong>und</strong> Erfahrungen vorstellen<br />

möchten.<br />

D<strong>am</strong>it meine ich aber auch die Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer <strong>und</strong> die Ausbil<strong>der</strong>innen <strong>und</strong><br />

Ausbil<strong>der</strong>, die Fortbildungsangebote des Netzwerks genutzt haben, um neue Impulse in die<br />

berufliche Integrationsför<strong>der</strong>ung einzubringen - das waren immerhin über 300 Personen bei<br />

einem Frauenanteil von ca. 60 %!<br />

Und d<strong>am</strong>it meine ich natürlich auch das Projektte<strong>am</strong> beim IAW, das all die <strong>Lernprojekte</strong><br />

begleitet <strong>und</strong> die Fortbildungsangebote bereitgestellt hat.<br />

Sie alle haben sich gemeins<strong>am</strong> bemüht, in den 11 beteiligten Berufsbildungseinrichtungen<br />

<strong>Lernprojekte</strong> zu entwickeln <strong>und</strong> umzusetzen, die junge Menschen mit beson<strong>der</strong>em<br />

För<strong>der</strong>bedarf besser für eine erfolgreiche Berufsausbildung rüsten. Ich begrüße, dass sie<br />

auf diesem Transferworkshop ihre <strong>Arbeit</strong>sergebnisse, die Erfolge <strong>und</strong> Schwierigkeiten ihrer<br />

Projektarbeit austauschen <strong>und</strong> auch einer breiteren Öffentlichkeit in <strong>der</strong> Region zugänglich<br />

machen werden, d<strong>am</strong>it können ihre guten Beispiele auch an<strong>der</strong>en Jugendlichen im Lande<br />

zugute kommen.<br />

Von Seiten des Landes för<strong>der</strong>n wir die beiden Projekte „Lern wie<strong>der</strong>!“ <strong>und</strong> „SESEKO“,<br />

weil solche neuen Impulse nötig sind, um die Ausbildungsfähigkeit benachteiligter junger<br />

Menschen zu verbessern.<br />

Denn wir wissen: Insbeson<strong>der</strong>e Jugendliche mit schlechten Schulabschlüssen <strong>und</strong> Lernvoraussetzungen<br />

haben geringe Chancen, eine Ausbildung erfolgreich zu bestehen. Und<br />

wir wissen auch, wie wichtig eine abgeschlossene Ausbildung für die Zukunft dieser jungen<br />

Menschen ist. Gerade jetzt, wo die <strong>Wirtschaft</strong> in Schwung kommt, zeigt sich: Vom<br />

Aufschwung profitieren in aller erster Linie Menschen, die einen Beruf gelernt haben.<br />

Mit den beiden Projekten erreichen wir immerhin drei außerbetriebliche Weiterbildungseinri<br />

chtungen <strong>und</strong> acht berufliche Schulen, in denen sich junge Menschen mit Bildungsdefiziten<br />

für das Bestehen einer Berufsausbildung fit machen.<br />

Insges<strong>am</strong>t sind 82 Lehrkräfte <strong>und</strong> Ausbil<strong>der</strong>/innen <strong>und</strong> über 500 Jugendliche bislang im<br />

Netzwerk beteiligt. Und was mich beson<strong>der</strong>s freut: Der Frauenanteil bei den beteiligten<br />

Jugendlichen <strong>und</strong> bei den Lehrpersonen ist mit ca. 60% beson<strong>der</strong>s hoch.<br />

<br />

Abkürzung für das BLK-Projekt „Selbstwirks<strong>am</strong>keit durch Selbststeuerung <strong>und</strong> kooperatives Lernen für benachteiligte Jugendliche<br />

in <strong>der</strong> Berufsausbildung <strong>und</strong> ihr pädagogisches Personal“


14 <strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

Im Projekt „Lern wie<strong>der</strong>!“, das vor allem Jugendliche in sogenannten frauentypischen<br />

Bildungsgängen im Bereich Hauswirtschaft <strong>und</strong> Ernährung, Einzelhandel, Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong><br />

Erziehung unterstützt, liegt <strong>der</strong> Frauenanteil bei den Jugendlichen sogar bei 66 %. Im BLK-<br />

Modellversuch SESEKO, <strong>der</strong> sich auf gewerblich technische Bildungsgänge konzentriert,<br />

liegt <strong>der</strong> Frauenanteil immer noch bei 17%.<br />

Ich denke, wir alle sind gespannt, was uns die beiden Projekte zu berichten haben, <strong>und</strong> ich<br />

wünsche uns allen neue Impulse für die weitere <strong>Arbeit</strong>.<br />

Begrüßung<br />

Dr. Luise Martens, Referentin bei <strong>der</strong> Senatorin für Bildung <strong>und</strong> Wissenschaft<br />

Sehr geehrte Frau Dr. Weihrauch, sehr geehrter Herr Funk, sehr geehrte Frau H<strong>am</strong>mer,<br />

gerne bin ich <strong>der</strong> Einladung gefolgt, hier ein Grußwort zu sprechen.<br />

Ich begrüße alle Gäste dieses Transferworkshops <strong>und</strong> alle, die aus Interesse an diesem<br />

Thema den Weg zu dieser Veranstaltung gef<strong>und</strong>en haben.<br />

Ganz beson<strong>der</strong>s aber freue ich mich über die Anwesenheit unserer aktiven Teilnehmerinnen<br />

<strong>und</strong> Teilnehmer, welche die beiden Projekte, nämlich das ESF-Projekt „Lern wie<strong>der</strong>!“ <strong>und</strong><br />

den BLK-Modellversuch SESEKO, mit Leben erfüllt haben.<br />

Ihr Engagement für innovative Ansätze in <strong>der</strong> schulischen <strong>und</strong> außerschulischen Bildungsarbeit<br />

auf dem Feld des Lebenlangen Lernens wird von <strong>der</strong> Bildungsbehörde ausdrücklich<br />

unterstützt.<br />

Die Ansprüche an Integrationsför<strong>der</strong>ung seitens <strong>der</strong> beruflichen Schulen steigen seit<br />

vielen Jahren. Dieses gilt auch für die außerbetrieblichen Bildungseinrichtungen. Beide<br />

übernehmen in großer Zahl schulpflichtige <strong>und</strong> nicht mehr schulpflichtige Jugendliche<br />

<strong>und</strong> junge Erwachsene in berufsorientierende, ausbildungsvorbereitende <strong>und</strong> berufliche<br />

Bildungsgänge, <strong>der</strong>en Ziele die Vermittlung des Hauptschulabschlusses, <strong>der</strong> Berufsreife o<strong>der</strong><br />

einer Berufsausbildung sind.<br />

Für die berufliche Integrationsför<strong>der</strong>ung stellt die Vermittlung von Kompetenzen, die zu<br />

einem Lebenslangen Lernen befähigen, eine beson<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung dar.<br />

Die Bedeutung wird durch zwei Zahlen klar. Der Berufsbildungsbericht <strong>der</strong> Regierung<br />

weist darauf hin, dass 1,3 Millionen Schulabgängerinnen <strong>und</strong> Schulabgänger im Alter von<br />

unter 29 Jahren <strong>der</strong>zeit keinen Berufsabschluss haben <strong>und</strong> jährlich verlassen 80.000 junge<br />

Erwachsene die Schule ohne Abschluss.<br />

Vor dem Hintergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> sich permanent verän<strong>der</strong>nden beruflichen Anfor<strong>der</strong>ungen haben<br />

aber nur diejenigen auf dem <strong>Arbeit</strong>smarkt eine Chance, die motiviert <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Lage sind,<br />

aktiv <strong>und</strong> selbstorganisiert - auch jenseits von formalen Bildungsgängen - lebensbegleitend<br />

weiter zu lernen.<br />

Nur diejenigen, die einmal erworbene Kenntnisse <strong>und</strong> Fähigkeiten entsprechend <strong>der</strong> sich<br />

än<strong>der</strong>nden Erfor<strong>der</strong>nisse weiterentwickeln können, werden auf Dauer die Chancen haben,


<strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

15<br />

Beschäftigungsverhältnisse zu erhalten, die nicht im Bereich <strong>der</strong> prekären Beschäftigungsverhältnisse<br />

liegen.<br />

Um die Kluft zwischen <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> bereits gut qualifizierten, weiterbildungsbereiten<br />

Personen auf <strong>der</strong> einen Seite <strong>und</strong> den benachteiligten Bevölkerungsgruppen auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Seite nicht weiter zu vertiefen <strong>und</strong> d<strong>am</strong>it für die letztgenannte Gruppe eine Ausgrenzung<br />

aus dem beruflichen sowie aus dem gesellschaftlichen Leben zu verstetigen, ist in <strong>der</strong> beruflichen<br />

Integrationsför<strong>der</strong>ung das Postulat des Lebenslangen Lernens weiter mit Nachdruck<br />

zu verfolgen.<br />

Diejenigen, die heute hier vers<strong>am</strong>melt sind, haben das verstanden.<br />

Sie alle versuchen diesem Anspruch gerecht zu werden.<br />

Die für das Lebenslange Lernen notwendigen Kompetenzen – zus<strong>am</strong>mengefasst in<br />

dem Begriff <strong>der</strong> Selbstlernkompetenz – sind vielfältig. Sie beinhalten personale, soziale,<br />

methodische sowie fachliche Kompetenzen in ihren vielfältig verästelten Dimensionen.<br />

Selbstlernkompetenz kann nicht einfach auf den St<strong>und</strong>enplan geschrieben <strong>und</strong> „gelernt“<br />

werden. Vielmehr muss sie als integraler Bestandteil von Lehr-Lernarrangements so integriert<br />

sein, dass sich daraus eine dauerhafte Haltung, die ein entsprechendes Lernverhalten<br />

erzeugt, ergibt.<br />

Das wie<strong>der</strong>um hat zur Folge, dass Lerninhalte, Methodik/Didaktik, Lernarrangements,<br />

die Rolle <strong>der</strong> Lehrenden <strong>und</strong> Ausbildenden, das Verhältnis von Subjekt <strong>und</strong> Objekt in <strong>der</strong><br />

Weiterbildung neu durchdacht <strong>und</strong> gestaltet werden müssen. In diese Überlegungen muss<br />

<strong>der</strong> Einsatz <strong>der</strong> neuen Medien als unabdingbar notwendiger Bestandteil im Sinne von Lehr-<br />

Lernmitteln einbezogen sein.<br />

Insges<strong>am</strong>t gesehen wird es darum gehen bei Jugendlichen <strong>und</strong> jungen Erwachsenen ein<br />

positives, kontinuierliches Lerninteresse <strong>und</strong> Lernverhalten mit adäquaten Mitteln <strong>und</strong><br />

Methoden zu implementieren.<br />

Das wie<strong>der</strong>um stellt alle, die an Schule <strong>und</strong> Ausbildung beteiligt sind, vor neue Herausfor<strong>der</strong>ungen.<br />

Diese wie<strong>der</strong>um machen die eigene Weiterqualifizierung ebenso wie die<br />

Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> jeweiligen Rollenbil<strong>der</strong> notwendig.<br />

Dazu leisten die Projekte „Lern wie<strong>der</strong>!“ <strong>und</strong> „SESEKO“ einen wichtigen Beitrag.<br />

Neben <strong>der</strong> Weiterbildung <strong>der</strong> Lehrkräfte ist <strong>der</strong> wesentliche Schwerpunkt das Entwickeln<br />

von sogenannten <strong>Lernprojekte</strong>n.<br />

In diesen <strong>Lernprojekte</strong>n geht es darum, dass das Lernen als möglichst weitgehend selbstorganisierte<br />

<strong>und</strong> eigenverantwortliche Tätigkeit neu bzw. wie<strong>der</strong> neu gelernt <strong>und</strong> mit konkreten<br />

<strong>Arbeit</strong>en, die Ernstfallcharakter haben, verb<strong>und</strong>en wird.<br />

Im weiteren Verlauf des Transferworkshops - <strong>und</strong> das ist ein Punkt, auf den ich mich beson<strong>der</strong>s<br />

freue - werden die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler uns ihre <strong>Lernprojekte</strong> präsentieren.<br />

Ich wünsche uns allen gutes Gelingen, inhaltliche Anregungen <strong>und</strong> intensiven Austausch<br />

über Möglichkeiten des Erwerbs von Selbstlernkompetenz sowie über den Ertrag, den Sie<br />

bei <strong>der</strong> Entwicklung <strong>und</strong> Umsetzung Ihrer <strong>Lernprojekte</strong> erzielt haben.<br />

DANKE


16 <strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

Wolfgang Funk,<br />

Referent bei <strong>der</strong> Bremerhavener <strong>Arbeit</strong> GmbH<br />

Vielen Dank für Ihre Einladung zum heutigen Workshop.<br />

Unsere Geschäftsführerin Frau Kaap bedauert, dass sie heute lei<strong>der</strong> aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Festveranstaltung zum 50-jährigen Bestehen des ESF in Potsd<strong>am</strong> nicht hier sein kann.<br />

Gerne ergreife ich die Gelegenheit, das Projekt „Lern wie<strong>der</strong>!“ aus unserer Sicht zu beleuchten<br />

<strong>und</strong> möchte zunächst kurz über die Bremerhavener <strong>Arbeit</strong> informieren.<br />

Die Bremerhavener <strong>Arbeit</strong> ist eine Gesellschaft des Landes <strong>und</strong> <strong>der</strong> Seestadt Bremerhaven.<br />

Ihre Aufgabe besteht in <strong>der</strong> operativen Umsetzung des beschäftigungspolitischen<br />

Aktionsprogr<strong>am</strong>ms ( BAP ) <strong>und</strong> an<strong>der</strong>er Vorgaben, die im zuständigen Ressort <strong>der</strong> Senatorin<br />

getroffen werden.<br />

Was heißt „operative Umsetzung“: Wir prüfen <strong>und</strong> bewilligen För<strong>der</strong>anträge, überwachen<br />

die Verwendung <strong>der</strong> För<strong>der</strong>mittel, dringen auf die Einhaltung <strong>der</strong> vereinbarten Meilensteine<br />

<strong>und</strong> Zielgrößen <strong>und</strong> führen auch Vor-Ort-Kontrollen durch.<br />

Daher kennen wir die Projekte <strong>und</strong> natürlich die Antragsteller o<strong>der</strong> Träger sehr genau.<br />

Das ESF-Projekt „Lern wie<strong>der</strong>!“ wird von uns seit Januar 2005 geför<strong>der</strong>t. Ich möchte zwei<br />

Zielsetzungen des Projekts herausgreifen.<br />

Zum einen werden Lehr- <strong>und</strong> Ausbildungskräfte, die mit Jugendlichen <strong>und</strong> jungen<br />

Erwachsenen arbeiten, darin unterstützt, neue Lehr- bzw. Lernformen <strong>und</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

zu entwickeln <strong>und</strong> im schulischen Alltag einzusetzen. Dafür wurde im Projekt ein modulares<br />

Fortbildungsprogr<strong>am</strong>m entwickelt, welches auf überaus große Akzeptanz, belegt<br />

durch die steigenden Teilnehmerzahlen, stößt. Dieser Erfolg war für die Projektmitarbeiter<br />

<strong>und</strong> –mitarbeiterinnen sicher nur mit sehr hohem Engagement <strong>und</strong> Beharrlichkeit zu erreichen.<br />

Wir wissen, dass es zahlreicher Besuche <strong>und</strong> Besprechungen bedurfte, den „Tanker“<br />

Schule „mitzulenken“.<br />

Zum an<strong>der</strong>en wurden <strong>und</strong> werden in „Lern wie<strong>der</strong>!“ <strong>Lernprojekte</strong> speziell für Jugendliche<br />

mit erhöhtem För<strong>der</strong>bedarf entwickelt. In diesen Projekten werden anhand realer <strong>Arbeit</strong>ssituationen<br />

die Selbstlern-, aber auch arbeitsorganisatorischen Kompetenzen <strong>der</strong> Jugendlichen<br />

<strong>und</strong> jungen Erwachsenen gestärkt. Aufgr<strong>und</strong> unserer Befragungen <strong>der</strong> Jugendlichen bei den<br />

Vor-Ort-Kontrollen konnten wir erfahren, dass viele von ihnen an Selbstvertrauen gewonnen<br />

haben <strong>und</strong> den hohen Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Berufswelt besser standhalten können.<br />

Sicher wird dies auch durch die „Präsentation <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong>“ bestätigt. Nicht unerwähnt<br />

bleiben sollte dabei <strong>der</strong> hohe Anteil weiblicher Jugendlicher von über 60%!<br />

Vom <strong>Arbeit</strong>sprogr<strong>am</strong>m des Projekts „Lern wie<strong>der</strong>!“ habe ich nur zwei Schwerpunkte<br />

herausgegriffen. Tatsächlich umfasst das Projekt 7 verschiedene Pakete, in denen die mit<br />

dem IAW vereinbarten Meilensteine <strong>und</strong> Zielgrößen alles<strong>am</strong>t übertroffen wurden.<br />

Die Bremerhavener <strong>Arbeit</strong> hat im Juni 2006 einer Ausweitung des Projekts – <strong>und</strong> natürlich<br />

auch <strong>der</strong> entsprechenden För<strong>der</strong>ung - zugestimmt. Dies geschah u. a. vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />

nicht nur <strong>der</strong> nachzählbaren Erfolge, son<strong>der</strong>n auch auf Gr<strong>und</strong>lage des Vertrauens, welches<br />

wir in die Leistungsfähigkeit des Trägers setzen.<br />

Ich wünsche <strong>der</strong> Tagung im N<strong>am</strong>en <strong>der</strong> Bremerhavener <strong>Arbeit</strong> einen erfolgreichen Verlauf <strong>und</strong><br />

bin beson<strong>der</strong>s gespannt auf die „Präsentation“ <strong>und</strong> den „<strong>Markt</strong>platz <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong>“.


<strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

17<br />

Einleitendes Referat von Prof. Dr. Peters :<br />

Die Bedeutung Selbstorganisierten Lernens in <strong>der</strong> beruflichen<br />

Integrationsför<strong>der</strong>ung<br />

„...erstens dass ich fast ganz Autodidakt war...“<br />

Gottfried Wilhelm Leibniz, geboren 1646, gestorben 1716, gilt als bedeuten<strong>der</strong> Philosoph<br />

<strong>und</strong> als einer <strong>der</strong> letzten Universalgelehrten. In einem Rückblick auf seinen Werdegang<br />

bekennt er sich dazu, Autodidakt zu sein. Von Beruf Jurist, eignete er sich bereits frühzeitig<br />

die in <strong>der</strong> Wissenschaft <strong>und</strong> Philosophie seiner Zeit gültigen Kenntnisse an, um sie aktiv<br />

weiterzuentwickeln.<br />

Autodidakten, das sind Menschen, die sich wesentliche Fähigkeiten <strong>und</strong> Kenntnisse selber<br />

„beibringen“ – ohne die Unterstützung einer Schule, eines Lehrers o<strong>der</strong> eines Anleiters. Es<br />

sind also Aktivisten eines selbstorganisierten Lernens.<br />

Aus heutiger Sicht wirkt Leibniz d<strong>am</strong>it ausgesprochen mo<strong>der</strong>n – einerseits. Denn auf <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en Seite lässt sich an ihm auch ablesen, welche Verän<strong>der</strong>ungen in den mittlerweile fast<br />

300 Jahren seit seinem Todestag eingetreten sind.<br />

Autodidakt zu sein, durch selbstorganisiertes Lernen neue Kenntnisse <strong>und</strong> Fertigkeiten<br />

zu erwerben, das ist heute längst nicht mehr die Sache einzelner, ausgezeichneter<br />

Persönlichkeiten – das ist unser aller täglich Brot geworden.<br />

Zugleich steht unsere Gesellschaft, stehen unsere Bildungsinstitutionen nicht länger abseits.<br />

Sie wirken dabei mit, den Heranwachsenden die Kompetenzen zu vermitteln, die sie<br />

brauchen, um gute Autodidakten zu werden, um lebenslange Lernprozesse erfolgreich zu<br />

gestalten <strong>und</strong> zu bewältigen. Die För<strong>der</strong>ung dieser Selbstlernkompetenzen ist eine Aufgabe,<br />

die sich auch im Bereich <strong>der</strong> beruflichen Integrationsför<strong>der</strong>ung stellt.<br />

Darauf möchte ich nun näher eingehen – <strong>und</strong> zwar in den folgenden Einzelschritten.<br />

Zunächst werde ich (1) zu klären versuchen, was unter selbstorganisiertem Lernen eigentlich<br />

zu verstehen ist. Daran anschließend geht es (2) um die Frage, warum diese Lernform heute<br />

so viel Aufmerks<strong>am</strong>keit erfährt: Warum ist selbstorganisiertes Lernen so wichtig? Und (3):<br />

Welche Kompetenzen, welche Selbstlernkompetenzen brauchen wir, um gute Autodidakten<br />

zu sein? Bei <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung selbstorganisierten Lernens spielt (4) das Profil <strong>der</strong> Stärken<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Schwächen <strong>der</strong> Teilnehmer <strong>und</strong> Teilnehmerinnen, also ihre Lernausgangslage,<br />

eine entscheidende Rolle. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> möchte ich schließlich (5) <strong>der</strong> zentralen<br />

Frage nachgehen: Wie kann <strong>der</strong> Erwerb von Selbstlernkompetenzen in <strong>der</strong> beruflichen<br />

Integrationsför<strong>der</strong>ung geför<strong>der</strong>t <strong>und</strong> unterstützt werden?<br />

<br />

Die Folien <strong>der</strong> Power-Point-Präsentation zum Vortrag können im Internet unter www.iaw.uni-bremen.de/netzwerk-lebenslangeslernen<br />

angesehen <strong>und</strong> herunter geladen werden.


18 <strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

1 Was ist unter selbstorganisiertem Lernen zu verstehen?<br />

Selbstorganisiertes Lernen – das ist zunächst einmal Lernen, <strong>und</strong> zwar menschliches Lernen.<br />

Dieses Lernen – genauer gesagt: das Verhältnis von Lernen <strong>und</strong> Lehren – wird in <strong>der</strong> aktuellen<br />

Psychologie <strong>und</strong> Pädagogik seit geraumer Zeit in einem neuen Licht gesehen.<br />

Jahrzehntelang dominierte das, was man heute als die „Herstellungsperspektive“ (Faulstich<br />

& Zeuner 1999) bezeichnet. Ein karikierendes, also grob schematisierendes Sinnbild für<br />

dieses Lernverständnis ist <strong>der</strong> Nürnberger Trichter.<br />

Abb. 1. Der Nürnberger Trichter<br />

Sie sehen: Hier wird das Wissen, <strong>der</strong> „Geist“, in den<br />

Kopf des Schülers eingefüllt – dieser Vorgang ist die Tat<br />

des Lehrers. Der Beitrag des Schülers <strong>und</strong> <strong>der</strong> Schülerin<br />

besteht lediglich darin, seinen Kopf bereitzustellen, einen<br />

leeren Behälter, <strong>der</strong> das angebotene Wissen im Gr<strong>und</strong>e<br />

völlig unverän<strong>der</strong>t übernimmt. In diesem Verständnis<br />

des Lernprozesses liegt das Handlungszentrum d<strong>am</strong>it auf<br />

Seiten des Lehrers. Der Schüler bleibt passiv-rezeptiv – er<br />

übernimmt das, was ihm als Wissen angeboten wird.<br />

Dieses Verständnis des menschlichen Lernens führt zu<br />

<strong>der</strong> Erwartung, dass die Lehrkraft durch ihr Handeln – sofern es sich nur an den Regeln<br />

<strong>der</strong> (pädagogischen) Kunst orientiert – den Lernerfolg beim Lernenden aus eigener Kraft<br />

sicherstellen, in diesem Sinne also: „herstellen“ könne.<br />

Diese Erwartung hat sich als illusionär herausgestellt. Heute wird die „Herstellungsperspektive“<br />

auf das Lehr-Lern-Geschehen zunehmend durch eine an<strong>der</strong>e Sicht des Lernens verdrängt<br />

– die „Aneignungsperspektive“ (Faulstich & Zeuner 1999). Dabei wird erkannt,<br />

dass Lernen ein aktives, durch eigene Motive gesteuertes Handeln des jeweiligen<br />

Subjektes ist. Das bedeutet aber, dass das lernende Subjekt, <strong>der</strong> Schüler, die Schülerin im<br />

Handlungszentrum steht. Neue Informationen <strong>und</strong> Kenntnisse werden von ihr nicht einfach<br />

übernommen – sie werden verarbeitet. Das heißt: Sie werden in die bereits bestehenden<br />

persönlichen Vorstellungen <strong>und</strong> Erfahrungsmuster <strong>der</strong> Lernenden integriert.<br />

Der Begriff des selbstorganisierten Lernens lenkt nun die Aufmerks<strong>am</strong>keit darauf, dass es<br />

im Vollzug des Lernens eine Reihe von Entscheidungen zu fällen gilt. Ich möchte diesen<br />

Sachverhalt an einem Beispiel verdeutlichen.<br />

Nehmen Sie einmal an, Sie hätten sich vorgenommen, eine fremde Sprache – zum Beispiel<br />

Schwedisch – zu lernen. Zu einem selbstorganisierten Lernprozess gehören die folgenden<br />

Teilschritte.<br />

(1)Sie müssen zunächst Ihre Ziele klären <strong>und</strong> festlegen: Wie weit wollen Sie die Sprache<br />

überhaupt beherrschen? Wollen Sie ein paar Brocken im Super-<strong>Markt</strong> an den Mann<br />

bringen? Wollen Sie die Fernseh-Nachrichten verstehen? O<strong>der</strong> wollen Sie fließend<br />

Konversation treiben?


<strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

19<br />

(2)Wenn Sie hier Klarheit gewonnen haben, steht die Frage nach <strong>der</strong> Lern-Methode an:<br />

Wollen Sie mit Buch <strong>und</strong> CD selber, alleine für sich, lernen? O<strong>der</strong> wollen Sie einen<br />

Sprachkurs besuchen? Usw.<br />

(3)Im Anschluss können Sie sich daran machen, einen Plan aufzustellen: Womit wollen Sie<br />

beginnen? Welche Schritte schließen sich an? Wenn Sie mit an<strong>der</strong>en zus<strong>am</strong>men lernen,<br />

müssen Sie in dieser Phase auch die jeweiligen Aufgaben verteilen.<br />

(4)Und dann geht es endlich los! – Sie arbeiten die einzelnen Lernschritte ab: Vokabeln<br />

lernen, Texte lesen, Gespräche führen. Sie arbeiten sich vor von Lektion 1 bis (sagen<br />

wir mal) Lektion 25. Und stets prüfen Sie lernbegleitend, ob Sie auch wirklich alles gut<br />

gemacht haben <strong>und</strong> ob Sie tatsächlich schon so weit sind, dass Sie den nächsten Schritt,<br />

die nächste Lektion angehen können.<br />

(5)Und wenn nichts Unvorhergesehenes dazwischenkommt, ist es dann irgendwann soweit:<br />

Sie sind <strong>am</strong> Ziel angelangt, haben die schwedische Sprache so weit erlernt, wie Sie es sich<br />

vorgenommen hatten. Und dann können Sie sich mit Fug <strong>und</strong> Recht freuen!<br />

Sie sehen: Wenn man ins Detail geht, erweist sich <strong>der</strong> Lernvorgang als ein außerordentlich<br />

komplexes Geschehen, das dem Lernenden eine Vielzahl unterschiedlicher Entscheidungen<br />

abverlangt.<br />

Selbstorganisiertes Lernen zeichnet sich nun dadurch aus, dass diese Entscheidungen mehr<br />

o<strong>der</strong> weniger durch die lernende Person selbst getroffen werden.<br />

So definiert Weinert (1982) selbstorganisiertes o<strong>der</strong> – wie er sagt – selbstgesteuertes Lernen<br />

als eine Lernform, bei <strong>der</strong> „<strong>der</strong> Handelnde die wesentlichen Entscheidungen, ob, was, wann,<br />

wie <strong>und</strong> woraufhin er lernt, gravierend <strong>und</strong> folgenreich beeinflussen kann“. (Ders., 102)<br />

Pätzold & Lang (2006) sind zugleich anspruchsvoller <strong>und</strong> großzügiger, wenn sie selbstgesteuertes<br />

Lernen definieren als eine Lernform, „bei <strong>der</strong> <strong>der</strong> Lernende einen o<strong>der</strong> mehrere<br />

Bestandteile seines Lernprozesses (z.B. Methoden, Ziele, Inhalte, Lernstrategien, Ressourcen)<br />

selbständig auswählt.“<br />

Sie sprechen also bereits dann von selbstgesteuertem Lernen, wenn die Lernenden selber<br />

wenigstens einen Bestandteil (o<strong>der</strong> mehrere Bestandteile) des Lernprozesses auswählen.<br />

Dabei schließt in ihrer Sicht selbstgesteuertes Lernen die Nutzung fremdorganisierter<br />

Lernangebote o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Unterstützung <strong>und</strong> Hilfe an<strong>der</strong>er Personen keineswegs aus.<br />

D<strong>am</strong>it verfügen wir über ein erstes, gr<strong>und</strong>legendes Verständnis, was unter selbstorganisiertem<br />

Lernen zu verstehen ist.<br />

2 Warum ist selbstorganisiertes Lernen eigentlich so wichtig?<br />

In unserer heutigen Gesellschaften gilt – so scheint es – die Devise: „Stabil ist nur eins: Der<br />

permanente Wandel – dass nichts so bleibt, wie es ist.“<br />

Die Ursachen für diesen Wandel sind unterschiedlich:


20 <strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

• Globalisierung <strong>und</strong> die Sorge um die internationale Wettbewerbsfähigkeit sind<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen, die keinen <strong>der</strong> heutigen Nationalstaaten ungerührt lassen. Die<br />

Regierungen reagieren darauf mit einer Politik <strong>der</strong> permanenten Reform. Dabei werden<br />

die sozialpolitischen Gr<strong>und</strong>koordinaten unseres Alltagslebens beständig umgewälzt. Die<br />

Einführung des Euro, Hartz IV, die Riester-Rente, die Praxisgebühr – das sind nur einige<br />

Beispiele für die Verän<strong>der</strong>ungen, die tief in unser Alltagsleben hineinwirken <strong>und</strong> vielfältige<br />

Anpassungen erfor<strong>der</strong>lich machen.<br />

• Beson<strong>der</strong>s markant sind die Umwälzungen, die das Feld von <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> Beschäftigung<br />

betreffen. Der beschleunigte technologische Wandel hat drastische Folgen. Traditionsreiche<br />

Berufsbil<strong>der</strong> verschwinden, neue entstehen, in den verbleibenden Beschäftigungsfel<strong>der</strong>n<br />

verän<strong>der</strong>t sich das Tätigkeitsprofil „von Tag zu Tag“. Die Erwartung, in einem einmal<br />

ergriffenen Beruf bis zum Tag <strong>der</strong> Verrentung zu verbleiben, wird zur Illusion.<br />

Diskontinuitäten, Brüche in <strong>der</strong> Erwerbsbiografie sind längst zum Normalfall geworden.<br />

Von den Betroffenen wird das teils als Belastung erlebt, teils aber auch als Chance, weil<br />

sie hier Möglichkeiten <strong>der</strong> persönlichen Weiterentwicklung, <strong>der</strong> Realisierung persönlicher<br />

beruflicher Projekte sehen.<br />

Lernen – Lernen in allen Lebensphasen – wird d<strong>am</strong>it zu einem Gr<strong>und</strong>zug unserer Gesellschaft.<br />

Für den beruflichen Bereich bedeutet das: Lernen ist längst nicht mehr beschränkt auf eine<br />

<strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>stätigkeit vorgelagerte Bildungs- <strong>und</strong> Ausbildungsphase, vielleicht ergänzt durch<br />

punktuelle Fortbildungen o<strong>der</strong> Umschulungen – Lernen wird zum alltäglichen, berufsbegleitenden<br />

Erfor<strong>der</strong>nis. Und dieses Lernen findet überwiegend außerhalb institutioneller<br />

Arrangements statt. Das heißt: Die Lernprozesse müssen von den Betreffenden selbst organisiert<br />

werden. Lebenslanges Lernen ist also notwendigerweise selbstorganisiertes Lernen.<br />

D<strong>am</strong>it kommt aber auch auf unser Bildungswesen eine neue Aufgabe zu: Es muss die<br />

Menschen in unserer Gesellschaft mit den nötigen Kompetenzen ausstatten, die sie<br />

brauchen, um mit diesen Herausfor<strong>der</strong>ungen zurechtzukommen. Die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Selbstlernkompetenz ist eine Aufgabe, die sich auf allen Stufen unseres Bildungssystems<br />

stellt. Das gilt in beson<strong>der</strong>em Maße für den Bereich <strong>der</strong> beruflichen Integrationsför<strong>der</strong>ung.<br />

Diese Zus<strong>am</strong>menhänge werden noch einmal beson<strong>der</strong>s deutlich, wenn man sich die wachsende<br />

Bedeutung <strong>der</strong> neuen Informationstechnologien vor Augen führt (Computer, Handy,<br />

Internet u.ä.).<br />

Sie entwickeln sich mit atemberauben<strong>der</strong> Geschwindigkeit. Die Menschheit hat fast 100<br />

Jahre gebraucht, um es vom ersten Telefon zum landesweit einsetzbaren Mobil-Telefon,<br />

dem Handy, zu bringen. Es bedurfte aber keiner 20 Jahre, um von den frühen, mittlerweile<br />

fast archaisch wirkenden Handy-Modellen zu den Multi-Media-Geräten heutiger Tage zu<br />

gelangen. Nicht min<strong>der</strong> stürmisch verläuft die Entwicklung des Internet.<br />

Diese Vorgänge haben dr<strong>am</strong>atische Folgen für Beruf <strong>und</strong> Alltag. Denn immer stärker etablieren<br />

sich Computer <strong>und</strong> Internet als die Medien <strong>der</strong> gesellschaftlichen <strong>und</strong> wirtschaftlichen<br />

Kommunikation:


<strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

21<br />

• Der traditionelle Brief-Verkehr wird zunehmend durch das E-Mailing verdrängt.<br />

• Wikipedia tritt an die Stelle des Brockhaus.<br />

• Immer mehr – auch öffentliche – Dienstleister legen einen neuen Schwerpunkt auf den<br />

Online-Service.<br />

Dies ist eine Entwicklung mit zwiespältigen Konsequenzen. Zum einen: Wer hier nicht mithalten<br />

kann, <strong>der</strong> ist in Gefahr, an den Rand <strong>der</strong> Gesellschaft gedrängt zu werden. Schon<br />

heute wird die Gefahr einer „digitalen Kluft“ beschworen, die Gefahr einer Spaltung zwischen<br />

Nutzern <strong>und</strong> Nicht-Nutzern <strong>der</strong> Informationstechnologien.<br />

Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite stellen diese Technologien aber auch ein hervorragendes Medium für<br />

die notwendigen Selbstlernprozesse dar. Sie eröffnen den einzelnen ja einen persönlichen<br />

Zugang zu den Wissensbeständen unserer Gesellschaft.<br />

Daraus folgt zumindest eines: Der sachverständige Umgang mit den Neuen Medien – die<br />

„vierte Kulturtechnik“ Medienkompetenz – wird zum unverzichtbaren Bestandteil dessen,<br />

was heutzutage als Selbstlernkompetenz beschrieben wird.<br />

Womit wir bereits im nächsten Unterpunkt angelangt wären:<br />

3 Selbstlernkompetenz – was gehört dazu?<br />

Selbstorganisiertes Lernen setzt voraus, dass die einzelnen über die dafür nötigen<br />

Kompetenzen verfügen. Aber welche sind das eigentlich?<br />

Fachkompetenzen<br />

Zu ihnen gehört in erster Linie die Beherrschung <strong>der</strong> Kulturtechniken, zu denen hier nicht<br />

nur Lesen, Schreiben <strong>und</strong> Rechnen gezählt wird, son<strong>der</strong>n auch die „vierte Kulturtechnik“<br />

<strong>der</strong> Medienkompetenz.<br />

Methodenkompetenzen<br />

Hier geht es um die Methoden des Lernens. Und das sind insbeson<strong>der</strong>e Fähigkeiten <strong>der</strong><br />

Informationserhebung <strong>und</strong> –verarbeitung.<br />

Selbstkompetenzen<br />

Dazu gehört die Fähigkeit zur Selbstmotivierung: Sie erlaubt es den einzelnen, zwischenzeitliche<br />

Misserfolgserfahrungen zu neutralisieren <strong>und</strong> trotzdem „<strong>am</strong> Ball“ zu bleiben.<br />

Die Fähigkeit zur Selbstreflexion <strong>und</strong> zur Selbstkontrolle sind ebenfalls unverzichtbare<br />

Voraussetzungen eines gelingenden Lernprozesses.<br />

Soziale Kompetenzen<br />

Sie richten sich v.a. auf die Fähigkeit zur Kommunikation, zur Kooperation mit an<strong>der</strong>en <strong>und</strong><br />

zum produktiven Umgang mit Konflikten.<br />

Handlungskompetenz<br />

D<strong>am</strong>it sich diese einzelnen Bausteine auch tatsächlich zu einem sinnvollen Lernprozess<br />

zus<strong>am</strong>menfügen, bedürfen sie <strong>der</strong> Integration – situationsgerecht, interessenbezogen, aufgabengemäß.<br />

Diese Integration ist das Werk <strong>der</strong> übergreifenden Handlungskompetenz.


22 <strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

4 Die Lernausgangssituation auf Seiten <strong>der</strong> Teilnehmer <strong>und</strong> Teilnehmerinnen von<br />

Maßnahmen <strong>der</strong> beruflichen Integrationsför<strong>der</strong>ung<br />

Die Vermittlung von Selbstlernkompetenzen kann nur gelingen, wenn sie zugeschnitten ist<br />

auf das spezifische Leistungsprofil <strong>der</strong> jeweiligen Zielgruppe, auf das Profil ihrer Stärken <strong>und</strong><br />

Schwächen.<br />

Dabei wird oft <strong>und</strong> gerne übersehen, dass die Jugendlichen, mit denen wir es in <strong>der</strong> beruflichen<br />

Integrationsför<strong>der</strong>ung zu tun haben, nicht nur Schwächen haben, son<strong>der</strong>n auch ganz<br />

entscheidende Stärken. Es ist eine Medaille mit zwei Seiten.<br />

Schauen wir zunächst auf die Vor<strong>der</strong>seite <strong>der</strong> Medaille, die Schwierigkeiten.<br />

Viele <strong>der</strong> jungen Menschen<br />

• sind mit Sprachproblemen belastet,<br />

• haben mit spezifischen Lernschwierigkeiten (Legasthenie, Dyskalkulie o<strong>der</strong><br />

Aufmerks<strong>am</strong>keitsstörungen) zu kämpfen,<br />

• leiden unter Verhaltens- <strong>und</strong> Orientierungsproblemen, o<strong>der</strong><br />

• sind durch schwierige häusliche Lebensumstände beeinträchtigt.<br />

In <strong>der</strong> Folge haben sich oftmals Schul- <strong>und</strong> Bildungswege herausgebildet, die durch<br />

gehäufte Misserfolgserfahrungen geprägt sind. Das prägt auch die Einstellung zum schulischen<br />

Lernen: Die Jugendlichen sind vielfach entmutigt, trauen sich nur wenig zu, lehnen<br />

Unterricht <strong>und</strong> Schule ab.<br />

Das heißt zunächst einmal: Die für effektives Lernen nötigen sozialen, personalen <strong>und</strong><br />

methodischen Kompetenzen bringen diese Jugendlichen in <strong>der</strong> Regel nur teilweise o<strong>der</strong><br />

noch gar nicht mit.<br />

Aber Vorsicht: Dies ist ja nur die eine Seite <strong>der</strong> Medaille. Es gibt noch eine an<strong>der</strong>e Seite, die<br />

Rückseite. Dies ist die Seite <strong>der</strong> Ressourcen.<br />

So verfügen viele <strong>der</strong> Jugendlichen über handwerkliches Geschick, über Kenntnisse von<br />

Sprachen <strong>und</strong> Kulturen, über Kreativität, Musikalität, schauspielerische Fähigkeiten.<br />

Vor allem aber: Sie haben vielfach einschlägige Erfahrungen in alltäglichen Selbstlernvollzügen,<br />

Erfahrungen als Autodidakten gemacht – eben dort, wo es sie interessiert! Handy, DVD,<br />

Computer, Internet, Musikinstrumente, Sport – es sind diese Bereiche eines informellen<br />

Lernens, in denen sie teilweise beeindruckende Leistungen erbringen, in denen sie bereits<br />

Kompetenzen entwickelt haben, die es zu erschließen gilt.<br />

So treffen wir bei ihnen auf ein je persönliches Profil aus För<strong>der</strong>bedarf <strong>und</strong> Stärken.<br />

5 Wie können Selbstlernkompetenzen geför<strong>der</strong>t werden?<br />

Kann man Lernen lernen? Wie kann die Entwicklung von Selbstlernkompetenzen unterstützt<br />

werden?<br />

Sicherlich nicht auf dem Wege traditioneller Lehr-Lern-Arrangements! Ein solcher Unterricht<br />

mag seine Berechtigung in an<strong>der</strong>en Zus<strong>am</strong>menhängen haben – doch wenn es um die<br />

För<strong>der</strong>ung von Selbstlernkompetenz geht, müssen wir nach an<strong>der</strong>en Wegen suchen.<br />

Wir finden sie in Lernarrangements, die sich an dem Prinzip eines handlungsorientierten<br />

Lernens ausrichten.


<strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

23<br />

Hier wird gelernt durch direktes Handeln, eben durch Probe-Handeln – den Sprung ins kalte<br />

Wasser. Die Teilnehmer <strong>und</strong> Teilnehmerinnen setzen sich also mit praktischen Lernaufgaben<br />

auseinan<strong>der</strong>: Das kann die Gründung einer eigenen Schülerfirma, die Vorbereitung einer<br />

Klassenfahrt o<strong>der</strong> die Organisation einer Schulkantine sein.<br />

Die Bearbeitung solcher praktischen Aufgabenstellungen wird dadurch zu einem Lernprozess,<br />

dass die Beteiligten in seinem Verlauf<br />

1. Handlungserfahrungen machen – hier geht es darum, zu planen, Entscheidungen zu<br />

fällen <strong>und</strong> mit an<strong>der</strong>en zu kooperieren;<br />

2. über diese Erfahrungen nachdenken <strong>und</strong> sie bewerten – dabei werden Erfolge festgehalten,<br />

aber auch Verbesserungsmöglichkeiten aufgedeckt;<br />

3. verbesserte Handlungsstrategien entwickeln, mit denen sie von neuem in den praktischen<br />

Erfahrungsprozess hineingehen.<br />

Man sieht: Es handelt sich bei diesem Lernprozess um einen Kreisprozess, einen Kreislauf<br />

– was aber keineswegs bedeutet, dass wir mit ihm auf <strong>der</strong> Stelle treten.<br />

Das kann man sehr deutlich an den Kommentaren <strong>der</strong> Teilnehmenden im Lernverlauf ablesen.<br />

So hört man in <strong>der</strong> Reflexionsphase häufiger Kommentare wie diesen: „..hätte ich nicht<br />

gedacht, dass wir das hinkriegen!“ Ein an<strong>der</strong>es Beispiel aus <strong>der</strong> dritten Phase, in <strong>der</strong> an <strong>der</strong><br />

Verbesserung <strong>der</strong> Lern- <strong>und</strong> Handlungsstrategien gearbeitet wird: „Jetzt habe ich eine Idee,<br />

wie wir das an<strong>der</strong>s machen können!“<br />

Schlaglichtartig wird an solchen Sätzen deutlich: Im Prozess des handlungsorientierten<br />

Lernens kommt es zu einer Stärkung des Selbstvertrauens, aber auch zu einer Verbesserung<br />

<strong>und</strong> Festigung <strong>der</strong> eingesetzten Lernstrategien. In <strong>der</strong> Folge kann bald vorangeschritten<br />

werden, können an<strong>der</strong>e, anspruchsvollere Lernaufgaben angegangen werden.<br />

Bei so viel Eigenaktivität <strong>der</strong> Lernenden stellt sich natürlich die Frage: Worin besteht genau<br />

die Rolle <strong>der</strong> Lehrer <strong>und</strong> Lehrerinnen in diesem sich entfaltenden Lerngeschehen, wie können<br />

sie zu seinem Erfolg beitragen?<br />

Die Rolle <strong>der</strong> Lehrenden (1): Auswahl <strong>der</strong> Aufgabenstellung<br />

Zunächst einmal sind sie dafür verantwortlich, eine geeignete Aufgabenstellung auszusuchen<br />

o<strong>der</strong> zu entwickeln. Die Passgenauigkeit dieser Aufgabe ist gerade in den anfänglichen<br />

Lernzyklen von entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung für den Verlauf <strong>und</strong> den Erfolg des<br />

Lernunternehmens. Bewährt haben sich Aufgaben mit Projektcharakter, also mit einem<br />

überschaubaren inhaltlichen <strong>und</strong> oft auch zeitlichen Umfang – Beispiele s.o. Was sind die<br />

Gütekriterien für eine erfolgversprechende Lernaufgabe ?<br />

Die Aufgabe sollte in ein vorzeigbares Produkt einmünden, sie sollte einen handgreiflichen<br />

Nutzen für die Teilnehmer <strong>und</strong> Teilnehmerinnen haben <strong>und</strong> nach Möglichkeit einen<br />

Ernstfallcharakter besitzen. Dadurch wird <strong>der</strong> Lernprozess für sie auch persönlich sinnvoll,<br />

dadurch entsteht die Motivation, sich hier nachhaltig zu engagieren.<br />

Die Aufgabe sollte aber nicht nur motivieren, sie sollte auch wesentliche Lernchancen enthalten.<br />

Daher sollte sie die Kooperation mit an<strong>der</strong>en erfor<strong>der</strong>lich machen, sie sollte offen gestaltet<br />

sein, <strong>und</strong> sie sollte so komplex sein, dass sie sich nur in mehreren Schritten lösen lässt. Auf


24 <strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

diese Weise lassen sich Erfahrungen in <strong>der</strong> gemeins<strong>am</strong>en Abwägung, <strong>der</strong> Planung <strong>und</strong> in<br />

<strong>der</strong> Abstimmung mit an<strong>der</strong>en machen.<br />

Beson<strong>der</strong>e Sorgfalt verlangt die Berücksichtigung <strong>der</strong> Lernausgangslage <strong>der</strong> Teilnehmer <strong>und</strong><br />

Teilnehmerinnen. Die Aufgabenstellung sollte sinnvolle För<strong>der</strong>schwerpunkte setzen <strong>und</strong><br />

dabei an den Stärken <strong>der</strong> Lerngruppe ansetzen. Unterfor<strong>der</strong>ung ist hier ebenso zu vermeiden<br />

wie Überfor<strong>der</strong>ung.<br />

Die Rolle <strong>der</strong> Lehrenden (2): Der Rahmen muss stimmen!<br />

Lehrkräfte entwickeln aber nicht nur die Projektaufgabe, sie sind auch verantwortlich für<br />

den Rahmen des Lernprozesses.<br />

Zu diesem Rahmen gehört natürlich zunächst einmal die Entwicklung <strong>der</strong> Projektaufgabe<br />

(s.o.).<br />

Zu ihm gehört es zweitens, einen konstruktiven Umgang mit Fehlern zu för<strong>der</strong>n, einen<br />

Umgang, <strong>der</strong> Fehler nicht als Katastrophe, son<strong>der</strong>n als normales Durchgangsphänomen<br />

eines Lernprozesses aufnimmt.<br />

Zum Rahmen gehört es drittens, die nötigen Zeitpolster zu sichern, die ein Lernprozess<br />

braucht, <strong>der</strong> Umwege <strong>und</strong> vorübergehende Sackgassen nicht scheut, weil sich an ihnen<br />

Lernstrategien weiterentwickeln.<br />

Schließlich sollten die Teilnehmer <strong>und</strong> Teilnehmerinnen auf ein Beziehungsangebot rechnen<br />

können, das ihnen die Sicherheit gibt, auch jenseits ihrer je aktuellen Leistungen <strong>und</strong><br />

Fehlleistungen (bei aller diesbezüglichen Offenheit) auf Respekt <strong>und</strong> positive Anteilnahme<br />

zu stoßen. Diese Sicherheit erleichtert es ihnen, sich auf einen neuen Lernprozess einzulassen,<br />

dessen Unwägbarkeiten <strong>und</strong> Risiken für sie – vor dem Hintergr<strong>und</strong> ihrer eigenen<br />

Biografie – oftmals mit starken Ängsten <strong>und</strong> Befürchtungen verknüpft sind.<br />

Die Lehrkräfte sind nicht nur verantwortlich für den Rahmen des Lernprozesses, sie intervenieren<br />

auch aktiv in ihm. Freilich in einer neuen Rolle.<br />

Die Rolle <strong>der</strong> Lehrenden (3): Das Lernen begleiten<br />

Lernbegleitung ist hier das Stichwort – aber was bedeutet das eigentlich? Lernbegleitung<br />

heißt, dass das eigenständige Lernhandeln <strong>der</strong> Lernenden im Handlungszentrum steht.<br />

Dieses Lernhandeln wird durch die Lehrerpersonen unterstützt, ohne dass sie darüber<br />

jedoch zum „Bestimmer“ des Geschehens werden.<br />

So werden 1. Impulse gegeben, es findet 2. Beratung statt, es werden 3. Konflikte mo<strong>der</strong>iert<br />

– aber stets mit <strong>der</strong> Perspektive, die Teilnehmer <strong>und</strong> Teilnehmerinnen auf dem Weg zu<br />

mehr Eigenständigkeit zu för<strong>der</strong>n. Die Leitorientierung lautet hier: So viel Eigenständigkeit<br />

wie möglich, so viel Unterstützung wie nötig.<br />

Was heißt das konkret?<br />

Zum Beispiel: Impulse geben. Die Beobachtung <strong>und</strong> die Beurteilung des eigenen Lernhandelns<br />

bereitet den Teilnehmenden oft große Schwierigkeiten. Oft fehlen die sprachlichen Mittel,


<strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

25<br />

um das eigene Tun zu beschreiben. Hier kann die Lehrperson aktiv einen Einstieg vermitteln.<br />

Durch ihr Beispiel in regelmäßigen Feedback- o<strong>der</strong> Orientierungsgesprächen kann sie<br />

sichtbar machen, welche Gesichtspunkte bei <strong>der</strong> Beschreibung des eigenen Lernverhaltens<br />

überhaupt eine Rolle spielen <strong>und</strong> wie man sie in Worte fassen kann.<br />

Zum Beispiel Beratung. Natürlich wird die Lehrkraft die Teilnehmer <strong>und</strong> Teilnehmerinnen<br />

bei auftauchenden Schwierigkeiten auch beraten. Aber sie wird darauf hinwirken, dass<br />

nicht sogleich die Lehrkraft zu Hilfe gerufen wird. Vielmehr sollten die Lernenden zunächst<br />

sorgfältig die eigenen Möglichkeiten prüfen o<strong>der</strong> – wenn dies nicht weiterführt – sich an<br />

die an<strong>der</strong>en Gruppenmitglie<strong>der</strong> wenden. Erst wenn auch dies ohne Erfolg bleibt, sollten die<br />

Lehrer <strong>und</strong> Lehrerinnen eingeschaltet werden.<br />

Lernbegleitung setzt auf Seiten <strong>der</strong> Lehrenden eine neue Gr<strong>und</strong>haltung voraus.<br />

Die Rolle <strong>der</strong> Lehrenden (4): Eine neue Gr<strong>und</strong>haltung<br />

So müssen sie sich darauf einstellen, dass eine Unterrichtsplanung im überkommenen<br />

Verständnis keinen Sinn macht. Sie müssen vielmehr bereit sein, offene Lernsituationen, bei<br />

denen das Ergebnis nicht schon vorab feststeht, zuzulassen <strong>und</strong> „auszuhalten“.<br />

Lehrkräfte brauchen den Mut zum Risiko, die Bereitschaft, Fehler <strong>und</strong> Umwege auf Seiten<br />

<strong>der</strong> Teilnehmer <strong>und</strong> Teilnehmerinnen zu akzeptieren.<br />

Die Fähigkeit zur Perspektivenübernahme, also die Fähigkeit, sich in die Vorstellungswelt<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite hineinzuversetzen wird in <strong>der</strong> skizzierten Lernform viel wichtiger als es<br />

bereits im traditionellen Unterricht <strong>der</strong> Fall war.<br />

Lehrkräfte brauchen auch Neugierde gegenüber den Einfällen, den Ideen <strong>und</strong> den<br />

Son<strong>der</strong>wegen <strong>der</strong> Teilnehmer <strong>und</strong> Teilnehmerinnen.<br />

Und schließlich brauchen sie Geduld! Denn <strong>der</strong> skizzierte Erwerb <strong>der</strong> Selbstlernkompetenz<br />

entwickelt sich alles an<strong>der</strong>e als geradlinig, er kennt Sackgassen <strong>und</strong> Umwege. Sie gehören<br />

aber dazu, sind wertvolle Erfahrungen.<br />

6 Schlussbemerkung<br />

Es war mir wichtig, in meinen Ausführungen noch einmal etwas detaillierter auf die<br />

Aufgaben, die Rollen <strong>der</strong> Lehrer <strong>und</strong> Lehrerinnen einzugehen, die ohne Zweifel hochgradig<br />

anspruchsvoll sind.<br />

Allerdings kann kein Zweifel bestehen: Wenn wir uns die Ergebnisse des einzelnen<br />

<strong>Lernprojekte</strong>s anschauen, dann sind diese Ergebnisse in erster Linie durch die Beiträge <strong>der</strong><br />

Teilnehmer <strong>und</strong> Teilnehmerinnen selbst bestimmt, durch ihr Engagement, ihre wachsende<br />

Versiertheit <strong>und</strong> durch ihre Kreativität.<br />

Und ich denke, es ist an <strong>der</strong> Zeit, hier jetzt einmal Schluss zu machen, weil ich – wie Sie<br />

auch – schon sehr gespannt bin auf die einzelnen Projekte, die im Folgenden präsentiert<br />

werden sollen.


26 <strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

Literatur<br />

Faulstich, Peter / Zeuner, Christine (2006). Erwachsenenbildung. Eine handlungsorientierte<br />

Einführung, Weinheim.<br />

Pätzold, G. / Lang, M. (2004). Unterrichtsentwicklung I: För<strong>der</strong>ung des selbstgesteuerten<br />

Lernens in <strong>der</strong> beruflichen Erstausbildung. SKOLA-Dossier 1, Dortm<strong>und</strong>.<br />

Weinert, F. E. (1982). Selbstgesteuertes Lernen als Voraussetzung, Methode <strong>und</strong> Ziel des<br />

Unterrichts. Unterrichtswissenschaft 10, S. 99-110.


<strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

27<br />

Präsentation von <strong>Lernprojekte</strong>n im Plenum<br />

Auszubildende des BTZ Bremerhaven präsentieren das Lernprojekt<br />

Medienkompetenz im Ausbildungsalltag <strong>der</strong> Hauswirtschaftshelfer/innen<br />

Projektbetreuung<br />

Monika Liedtke, Petra Brandt, Maike Booken-Lange, Melanie Schenk<br />

Projektbearbeitung<br />

Nadja Eggers, Katharina Luft, Ajda Marcinkow, Tanja Otten, Miri<strong>am</strong> Rekowski, Nicole<br />

Szeike, Britta Müller, Sabrina Böddeker, Hala Jindo, Nicole Hawacker, Nakisha Lewis<br />

Die Auszubildenden des zweiten <strong>und</strong> dritten Ausbildungsjahres zur Hauswirtschaftshelferin/<br />

zum Hauswirtschaftshelfer (HWH) beim Berufsbildungs- <strong>und</strong> Technologiezentrum (BTZ)<br />

in Bremerhaven präsentieren ihre <strong>Lernprojekte</strong> in Form eines Theaterstücks, das an ihrem<br />

zentralen Ausbildungsort, d.h. in <strong>der</strong> Kantine, gespielt wird.<br />

Die Lerngruppe<br />

Diese Gruppe von Auszubildenden besteht aus 11 jungen Frauen im Alter zwischen 18<br />

<strong>und</strong> 23 Jahren. Das Lern wie<strong>der</strong>!-Te<strong>am</strong> setzt sich zus<strong>am</strong>men aus zwei Ausbil<strong>der</strong>innen,<br />

einer För<strong>der</strong>lehrerin <strong>und</strong> einer Sozialpädagogin. Das Ziel dieses Te<strong>am</strong>s war von Beginn<br />

an die integrierte För<strong>der</strong>ung von Medienkompetenz innerhalb des Ausbildungsalltags <strong>der</strong><br />

Hauswirtschaftshelferinnen (HWH) unter Berücksichtigung vorhandener Lernschwächen,<br />

d.h. des beson<strong>der</strong>en För<strong>der</strong>bedarfs dieser Zielgruppe. Eine Befragung <strong>der</strong> Auszubildenden<br />

durch die Mitarbeiter <strong>und</strong> Mitarbeiterinnen des IAW nach ihren Interessen bezogen auf<br />

die Nutzung von Computer <strong>und</strong> Internet sowie zu ihrem Kenntnisstand auf diesem Gebiet<br />

legte einen großen Nachholbedarf offen <strong>und</strong> zeigte zugleich, dass ein solches Angebot die<br />

Lernmotivation stark beför<strong>der</strong>n würde.<br />

Das Projektvorhaben<br />

Die Lernprojektideen waren so konzipiert, dass sinnvolle Anknüpfungspunkte für das<br />

Lernen mit einem zusätzlichen <strong>und</strong> neuen Lernwerkzeug, dem Computer, identifiziert <strong>und</strong><br />

in die Rahmenbedingungen integriert werden sollte. Die Inhalte <strong>und</strong> Themen sollten sich in<br />

die Ausbildungsinhalte einfügen bzw. mit diesen verknüpfen lassen. Die Einzelvorhaben, die<br />

entwickelt <strong>und</strong> umgesetzt wurden <strong>und</strong> jeweils mit dem Einsatz von Computer <strong>und</strong> Internet<br />

verb<strong>und</strong>en wurden, waren:


28 <strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

‣ Selbstportraits <strong>und</strong> Erstellung einer gemeins<strong>am</strong>en Präsentation für die Kantinengäste.<br />

Fotografieren mit <strong>der</strong> digitalen K<strong>am</strong>era, Bearbeiten <strong>der</strong> Fotos <strong>und</strong> Gestaltung von Texten<br />

mit Fotos zum Thema: Ausbildungsalltag, zentrale Tätigkeiten <strong>und</strong> Aufgaben<br />

‣ Einführung in Ergonomie <strong>und</strong> belastungsmin<strong>der</strong>nde Übungen für den Ausbildungsalltag<br />

in <strong>der</strong> Küche <strong>und</strong> <strong>am</strong> PC-<strong>Arbeit</strong>splatz. Gestaltung von anschaulichen Bildtafeln unter<br />

dem Motto „Falsch“ <strong>und</strong> „Richtig“ mithilfe von Text- <strong>und</strong> Bildbearbeitung<br />

‣ Auswahl, Gestaltung <strong>und</strong> Erstellung von Rezepttafeln für eine Themenwoche zur Fußball-<br />

Weltmeisterschaft<br />

‣ Auseinan<strong>der</strong>setzung mit dem Thema Mutterschaft (Einzelprojekt)<br />

‣ Selbstorganisierte Planung einer Reise nach Berlin: Basiskenntnisse zur Nutzung von<br />

Internet <strong>und</strong> E-Mail, För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Planungskompetenz, Kommunikationsfähigkeit <strong>und</strong><br />

Te<strong>am</strong>fähigkeit<br />

Die Umsetzung <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

Da diese Lerngruppe einen Großteil <strong>der</strong> fachpraktischen Ausbildung in <strong>der</strong> Kantine <strong>der</strong><br />

Bildungseinrichtung absolvierte, in <strong>der</strong> jeden Tag die Versorgung vieler Menschen vom<br />

Frühstück bis täglichen Mittagstisch geleistet werden musste, war die Lernsituation durch<br />

eine große Verantwortung geprägt. Die Gäste <strong>der</strong> Kantine nehmen in <strong>der</strong> Regel dieses<br />

Angebot als selbstverständliche Dienstleistung hin. Dass die jungen Frauen noch in <strong>der</strong><br />

Ausbildung, also Lernende sind, war vielen K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> K<strong>und</strong>innen nicht bewusst. Dass<br />

demnach hinsichtlich <strong>der</strong> Schnelligkeit <strong>und</strong> Routine im Service als auch bei <strong>der</strong> Zubereitung<br />

<strong>der</strong> Speisen nicht die Erwartungen wie bei einer professionellen Kantine zu erfüllen sind,<br />

wurde oft nicht wahrgenommen.<br />

Als Einstieg wurde deshalb die Herstellung einer Präsentationstafel gewählt, die Informationen<br />

zur HWH-Ausbildung vor Ort enthält, aber auch persönliche Portraits <strong>der</strong> Auszubildenden<br />

beinhaltet <strong>und</strong> den Besuchern<br />

<strong>und</strong> Besucherinnen ein Bild<br />

von den Beson<strong>der</strong>heiten <strong>und</strong><br />

Kontexte dieser Lern- <strong>und</strong><br />

Ausbildungsgruppe vermitteln<br />

will. Diese Informationstafel ist<br />

in <strong>der</strong> Kantine an zentraler<br />

Stelle aufgehängt worden. Für<br />

die <strong>Arbeit</strong> an <strong>der</strong> beschriebenen<br />

Präsentation mussten<br />

zunächst durch Projektmittel<br />

(<strong>und</strong> Spenden) die erfor<strong>der</strong>lichen<br />

<strong>Arbeit</strong>sbedingungen<br />

geschaffen werden. Dafür wurden<br />

im Unterrichtsraum zwei


<strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

29<br />

PCs sowie Scanner, Drucker<br />

<strong>und</strong> Zubehör eingerichtet. Den<br />

Einstieg in die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Medienkompetenz stellte in diesem<br />

Fall das Fotografieren <strong>und</strong><br />

die Fotobearbeitung sowie die<br />

Komposition von Bil<strong>der</strong>n <strong>und</strong><br />

Texten dar, <strong>und</strong> bildete einen<br />

wichtigen Bestandteil neben<br />

<strong>der</strong> inhaltlichen Reflexion über<br />

ihre Ausbildung <strong>und</strong> Rolle in<br />

<strong>der</strong> Einrichtung.<br />

In dieses Projekt einbezogen<br />

waren Lerneinheiten<br />

zum ges<strong>und</strong>heitsgerechten<br />

Verhalten sowohl bei <strong>der</strong><br />

<strong>Arbeit</strong> in <strong>der</strong> Küche als auch<br />

<strong>am</strong> Computer. Im Rahmen <strong>der</strong><br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong><br />

eigenen beruflichen Rolle, wie sie sich aktuell für die jungen Frauen in <strong>der</strong> Ausbildung <strong>und</strong><br />

in <strong>der</strong> Einrichtung darstellt, erarbeiteten sich die Auszubildenden Kenntnisse zu den Themen<br />

Tragen, Heben, Bücken, Fegen, Sitzen sowie Entspannen nach <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>, die für ihr weiteres<br />

Berufsleben relevant sind.<br />

Darauf aufbauend haben die Auszubildenden Rezepte <strong>und</strong> Rekl<strong>am</strong>etafeln für eine<br />

Themenwoche in <strong>der</strong> Kantine unter dem Motto Fußball-Weltmeisterschaft mithilfe des<br />

Computers selbständig entworfen <strong>und</strong> erstellt. An jedem Tag in <strong>der</strong> Woche gab es ein<br />

Speisenangebot o<strong>der</strong> Mittagessen, das sich thematisch auf dieses Großereignis bezog, wie<br />

z.B. „Chili con Kahn“ o<strong>der</strong> „Chicken-Frings“.<br />

Das Baby-Projekt, (eine Projektidee, die schon länger <strong>und</strong> unabhängig von Lern wie<strong>der</strong>!<br />

geplant war) wurde hier ebenfalls realisiert. Den jungen Frauen in <strong>der</strong> Hauswirtschaftsausbildung<br />

wird durch Babypuppen, die sie für eine bestimmte Zeit mit nach Hause nehmen<br />

<strong>und</strong> auch bei <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong> ständig mit sich tragen <strong>und</strong> behüten müssen <strong>und</strong> die einer<br />

Progr<strong>am</strong>mierung gehorchen, die die Bedürfnisse eines echten Babys simulieren, die Folgen<br />

einer Mutterschaft in ihrer Lebenslage praktisch verdeutlicht.<br />

Das sich anschließende Lernför<strong>der</strong>angebot, das erneut die Mediennutzung in den Mittelpunkt<br />

stellte, enthielt eine Steigerung <strong>der</strong> Komplexität <strong>der</strong> Aufgaben insofern, als die eigenständige<br />

Planung <strong>und</strong> Zus<strong>am</strong>menstellung einer gemeins<strong>am</strong>en Fahrt nach Berlin selbständig von den<br />

Lernenden organisiert wurde. Die gemeins<strong>am</strong>e Reiseplanung umfasste den Besuch in einer<br />

vergleichbaren Ausbildungsstätte <strong>und</strong> den Austausch mit den Auszubildenden dort, ein<br />

Kultur- <strong>und</strong> Bildungsprogr<strong>am</strong>m (Reichstag, Gedächtniskirche, Weihnachtsmarkt, Zoo u. V.<br />

m.), aber auch Organisation von Anreise, Fahrtkosten, Unterkünfte <strong>und</strong> Freizeitangeboten.<br />

Von <strong>der</strong> Aufgaben- <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>steilung bis zu den Abstimmungsprozessen im Te<strong>am</strong> oblagen


30 <strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

alle wichtigen Entscheidungen <strong>der</strong> Lerngruppe selbst. Die Lehrkräfte unterstützten nur, wo<br />

dies unbedingt nötig schien. Neben <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Kommunikations- <strong>und</strong> Te<strong>am</strong>fähigkeit<br />

bestanden die Lernziele - bezogen auf den Computer als Werkzeug - in <strong>der</strong> Erarbeitung<br />

von Basiskenntnissen wie z.B. das Internet als Informationsmedium nutzen zu können, die<br />

Fertigkeit zur gezielten Recherche im Netz zu entwickeln sowie Anfragen <strong>und</strong> Schriftverkehr<br />

per Mail erledigen zu können. Anhand <strong>der</strong> Rückmeldungen von den Auszubildenden ist<br />

ersichtlich, dass ihnen dieses letzte gemeins<strong>am</strong>e Abschlussprojekt <strong>und</strong> die gemeins<strong>am</strong>e<br />

Reise den meisten Spaß <strong>und</strong> die größten Lernerfolge gebracht hat.<br />

Für die Vorstellung ihrer <strong>Lernprojekte</strong> auf <strong>der</strong> Transferveranstaltung haben die Auszubildenden<br />

die Form eines kleinen Theaterstückes gewählt, das verschiedene Szenen enthält, die sich<br />

im Ausbildungsalltag in <strong>der</strong> Kantine täglich zutragen können. Anhand dieser Situationen<br />

stellten die Auszubildenden anschaulich <strong>und</strong> mit Humor dar, welche neuen Kenntnisse <strong>und</strong><br />

Kompetenzen sie durch die <strong>Lernprojekte</strong> erworben haben <strong>und</strong> welche positive Bedeutung<br />

das Lernen für sie wie<strong>der</strong> gewonnen hat.<br />

Um den jungen Frauen das L<strong>am</strong>penfieber vor einem großen Publikum aufzutreten zu nehmen,<br />

wurde in <strong>der</strong> Einrichtung in Bremerhaven eine Generalprobe mit ca. 30 Personen durchgeführt,<br />

zu <strong>der</strong> die Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen per Handzettel eingeladen wurden. Diese Veranstaltung<br />

diente zugleich auch <strong>der</strong> Verbreitung <strong>der</strong> Projektideen von Lern wie<strong>der</strong>! <strong>und</strong> von Beispielen<br />

guter Praxis für interessierte Lehrpersonen. Die zweite Vorstellung im Landesinstitut für


<strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

31<br />

Schule (LIS) vor immerhin 150 Personen, die wir im Folgenden anhand von Fotos <strong>und</strong> mithilfe<br />

<strong>der</strong> Regieanweisung dokumentieren, lief reibungslos <strong>und</strong> die Lerngruppe erntete sehr<br />

viel Applaus.<br />

Auszug aus <strong>der</strong> Original-Regieanweisung<br />

(...........)<br />

Nadja <strong>und</strong> Miri<strong>am</strong> tragen das Bild „Kantine“ rein. Nicole H. wechselt dann mit Nadja den Platz.<br />

Nicole H.: Hallo wir sind die Auszubildenden <strong>der</strong> Hauswirtschaft. Zwei Auszubildende aus<br />

dem 3. Lehrjahr haben Fotos von den Hauswirtschaftgruppen gemacht. Dann haben wir<br />

diese Wandzeitung zus<strong>am</strong>mengestellt, um uns vorzustellen <strong>und</strong> zu zeigen das wir auch<br />

Auszubildende sind.<br />

Miri<strong>am</strong>: Diese Bil<strong>der</strong> haben wir von <strong>der</strong> Digital C<strong>am</strong>era <strong>am</strong> PC zus<strong>am</strong>mengestellt <strong>und</strong><br />

ausgedruckt. Dazu haben wir Texte drunter geschrieben. Dieses war für mich nicht einfach.<br />

Der Umgang mit dem PC war nicht so leicht, aber <strong>am</strong> Ende haben wir es dann doch<br />

geschafft. Das ist unsere Wandzeitung.<br />

Miri<strong>am</strong> <strong>und</strong> Nicole H. hängen die Wandzeitung / Kantine auf.<br />

Nadja: Und dazu haben wir ein Informationsblatt erstellt. Dieses haben wir dann in den<br />

einzelnen Werkstätten verteilt.<br />

Nicole S.: In dieser Woche lernten wir die ersten <strong>Arbeit</strong>en <strong>am</strong> Computer. <strong>Arbeit</strong>en mit<br />

Bildbearbeitung, Word Art <strong>und</strong> schreiben in Word, Ordner anlegen <strong>und</strong> verschiedene<br />

Funktionen. Es war ungeheuer schwer, von Anfang an, selbstständig an diesem Projekt<br />

Wandzeitung zuarbeiten.<br />

Ajda: Noch nicht zumachen! Ich möchte bitte noch eine Cola kaufen.<br />

Nicole S.: Einen Moment bitte, wir müssen mal eben welche aus dem Kühlhaus holen.<br />

Katharina kannst du bitte eine Kiste Cola bringen?<br />

Nicole H. <strong>und</strong> Katharina tragen eine Kiste Cola, Nicole ,<br />

falsch <strong>und</strong> Katharina richtig.<br />

Nadja kommt dazu <strong>und</strong> sieht Nicole H.<br />

Nadja: Nicole, du machst das falsch. Denk an deinen Rücken. Soll ich dir zeigen, wie man<br />

das richtig macht?<br />

Nicole H: Ja. mach doch mal vor.<br />

Nadja macht es richtig vor <strong>und</strong> erklärt.<br />

Nadja: du musst immer in die Hocke gehen, dass <strong>der</strong> Rücken gerade bleibt. So, musst Du<br />

dann hoch kommen.<br />

Nicole H.: Und wenn ich runter gehe auch ?<br />

Nadja : Ja auch so wie<strong>der</strong> runter.


32 <strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

Nadja zeigt es weiter<br />

Nicole S.: Wir haben einige Tage Ergometrie bei uns auf <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong> durchgenommen<br />

<strong>und</strong> dabei viele Sachen gelernt Unter an<strong>der</strong>en wie ich richtig hebe, <strong>am</strong> PC sitze o<strong>der</strong><br />

richtig fege.<br />

Nadja <strong>und</strong> Nicole hängen die Fotos <strong>der</strong> Ergometrie auf. Gehen dann von <strong>der</strong> Bühne<br />

Nicole: Auf diesen Fotos sind die Unterschiede zu sehen. <strong>Arbeit</strong>en, die wir in richtiger o<strong>der</strong><br />

falscher Haltung durchführen.<br />

Geht dann von <strong>der</strong> Bühne. (..........)<br />

Neue Szene:<br />

Sabrina: Berlin, Berlin wir fahren nach Berlin!<br />

Nicole kommt dazu<br />

Nicole: Hey, was rufst du denn hier so laut?<br />

Sabrina: Ich muss immer noch an unsere tolle Berlinfahrt denken.<br />

Miri<strong>am</strong> kommt dazu<br />

Miri<strong>am</strong>: Ich habe Berlin gehört?<br />

Nicole H.: Wir reden über unsere Klassenfahrt, die wir über das Internet geplant haben.<br />

Sabrina: Das ist ganz schön viel <strong>Arbeit</strong> gewesen, Möglichkeiten <strong>und</strong> Preise für die<br />

Unterkunft, Fahrpreise <strong>und</strong> Zugverbindungen <strong>und</strong> auch die Unternehmungen zu planen.<br />

Wir haben ja alles vorher über das Internet rausgef<strong>und</strong>en. Echt eine super Sache so kann<br />

man sich viel besser vorbereiten <strong>und</strong> alles planen.<br />

Miri<strong>am</strong>: Super war, dass uns das Frühstück gebracht wurde. Für den Rest haben wir dann<br />

selber gesorgt. Die Leute in <strong>der</strong> Gästeetage waren auch sehr nett. Gut das die im Internet<br />

stehen, sonst hätten wir auch nicht so günstig wohnen können.<br />

Nicole H.: Berlin ist eine Stadt wo man immer was unternehmen kann. Am Besten hat mir<br />

das Musical „Tanz <strong>der</strong> V<strong>am</strong>pire” gefallen. Die Karten hatten wir ja auch vorher über das<br />

Internet gebucht.<br />

Sabrina: Interessant war aber auch die Führung durch den B<strong>und</strong>estag. Da mussten wir uns<br />

vorher anmelden mit N<strong>am</strong>en <strong>und</strong> Anschrift, sonst kommt da keiner rein.<br />

Miri<strong>am</strong>: Dann habe ich noch per Email den Kontakt zum Johannesstift hergestellt. Eine<br />

Einrichtung mit einer Gemeinschaftsverpflegung, wollten wir schon immer mal ansehen.<br />

Nicole H.: In <strong>der</strong> Disco, im Kino <strong>und</strong> im Gruselkabinett waren wir natürlich auch. Das<br />

gehört einfach zu Berlin dazu.<br />

Nicole S.: Berlin ist eine sehr aufregende Stadt, in <strong>der</strong> man sehr viel unternehmen kann.<br />

Wir haben Weihnachtsmärkte besucht, Gedenkstätten <strong>und</strong> Kirchen angesehen, waren <strong>am</strong><br />

Brandenburger Tor, im Fernsehturm <strong>und</strong> <strong>am</strong> „Lehrter Bahnhof`. Unser Geld konnten wir<br />

beim Bummel auf dem Kuhd<strong>am</strong>m <strong>und</strong> im KDW loswerden. Weil wir so viel erlebt haben,<br />

wurde je<strong>der</strong> Tag in einem Protokoll festgehalten. So ist ein Tagebuch entstanden.<br />

Miri<strong>am</strong> <strong>und</strong> Nicole H. tragen die Fotos rein <strong>und</strong> hängen die auf


<strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

33<br />

Sabrina: Einige unserer schönsten Erlebnisse <strong>und</strong> Erinnerungen von Berlin haben wir hier<br />

auf den Fotos festgehalten.<br />

Ajda: Was macht ihr dann jetzt schon wie<strong>der</strong>?<br />

Die Gruppe zus<strong>am</strong>men: (sehr laut rufen) Es geht voran!!!<br />

Alle kommen mit Nordic Walking<br />

Stöcker rein. Laufen im Kreis <strong>und</strong><br />

je<strong>der</strong> sagt noch etwas.<br />

Lebenslangen Lernen!<br />

Es geht immer weiter!<br />

Wir lernen jeden Tag dazu!<br />

Immer nach vorne sehen!<br />

Da haben wir aber viel gelernt !<br />

Internet macht Spaß!<br />

Bloß noch keine Babys!<br />

Was man alles in 3 Jahren lernen<br />

kann!<br />

Ajda kommt dazu <strong>und</strong> fragt:<br />

Reflexion<br />

Dass sie ihr Lernprojekt auf einer so großen Veranstaltung vorstellen konnten, motivierte<br />

die Lerngruppe zusätzlich. Dies zeigen die Rückmeldungen <strong>der</strong> Auszubildenden zu den<br />

Eindrücken <strong>und</strong> Erfahrungen, die sie auf <strong>der</strong> Transferveranstaltung gewonnen haben<br />

deutlich:<br />

„Ich habe mich getraut vor vielen Menschen zu sprechen.“<br />

„Wo ich zum ersten Mal auf <strong>der</strong> Bühne stand, fand ich schön <strong>und</strong> wo ich den Applaus<br />

gekriegt habe, habe ich mich glücklich gefühlt.“<br />

„Dieser Applaus war ein sehr schönes <strong>und</strong> zugleich aufregendes Erlebnis für mich.“ „Das<br />

hatte mir viel Spaß gemacht. Würde ich gerne noch mal so was machen.“<br />

„Ich fand es super vom Publikum, dass sie uns zugehört haben, <strong>und</strong> so viel Applaus!“


34 <strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

Die Klasse BFSK 05.1 <strong>der</strong> Berufsfachschule Kin<strong>der</strong>pflege <strong>am</strong> Schulzentrum<br />

Blumenthal präsentiert das Lernprojekt „Alles, was rollt“<br />

ein Sommerfest für Kin<strong>der</strong>gartenkin<strong>der</strong><br />

Projektbetreuung<br />

Renate Petschko, Dieter Koczy<br />

Projektbearbeitung<br />

R<strong>am</strong>ona Baumgart, Viktoria Brem, Wiebke Brinkmann, Nicole Burdorf, Roland<br />

Ditinger, Svenja Emmerich, Alina Fitz, Daniela Geide, Bianca Hauswald,<br />

Marlene Nitzpon, Stephanie Wentland, Julia Wurthmann<br />

Die Lerngruppe<br />

Die Klasse dieser schulischen Berufsausbildung zur Kin<strong>der</strong>pflegerin besteht aus 2 Schülern<br />

<strong>und</strong> 14 Schülerinnen <strong>am</strong> Ende des ersten Ausbildungsjahres. Das „Lern Wie<strong>der</strong>!“-Te<strong>am</strong><br />

bestand aus sechs Lehrkräften mit den Fächern Sozialpädagogische Gr<strong>und</strong>lagen, Gestaltende<br />

Techniken, Datenverarbeitung <strong>und</strong> Kommunikation.<br />

Das Lernprojekt „Alles was rollt – ein Sommerfest für Kin<strong>der</strong>gartenkin<strong>der</strong>“ wurde bereits in<br />

einer vorangegangenen Veröffentlichung vorgestellt. <br />

Das Projektvorhaben<br />

Zum Abschluss des ersten Ausbildungsjahrs wurde von den Auszubildenden selbständig<br />

ein Sommerfest für Kin<strong>der</strong> einer Kin<strong>der</strong>tagesstätte organisiert <strong>und</strong> durchgeführt.<br />

Die Kin<strong>der</strong>tagesstätte gab das Motto für das Kin<strong>der</strong>fest vor: Als roter Faden sollte mit<br />

Blick auf die Fußballweltmeisterschaft „Alles was rollt“ Thema des Kin<strong>der</strong>festes sein. Die<br />

Auszubildenden sollten unter diesem Motto ein für Kin<strong>der</strong> im Alter von 3 bis 6 Jahren<br />

geeignetes Fest planen <strong>und</strong> gestalten. Dabei sollen die Jugendlichen fächerübergreifend das<br />

Know-how einsetzen, das sie im ersten Ausbildungsjahr erworben hatten. Das Lernprojekt<br />

eröffnete den Auszubildenden verschiedene Lernchancen, die sich dem Kompetenzbündel<br />

„Kompetenz zum selbstgesteuerten Lernen“ zuordnen lassen.<br />

Die Umsetzung des Lernprojekts<br />

Nach einer Vorbesprechung mit den Lehrkräften arbeiten die Auszubildenden im Te<strong>am</strong> folgende<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an ihr Vorhaben heraus:<br />

<br />

von Flatow, Sybille et al (2007): <strong>Lernprojekte</strong> mit Ernstcharakter. Bremen / Bremerhaven. Als Download unter www.iaw.uni-bremen.de/netzwerk-lebenslanges-lernen.


<strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

35<br />

‣ Die Angebote für die Kin<strong>der</strong> müssen altersgerecht sein<br />

‣ Der Vorbereitungsaufwand muss vertretbar sein<br />

‣ Die Planung muss einbeziehen, dass das Fest vom Wetter unabhängig durchführbar ist<br />

‣ Als pädagogisches Gestaltungsprinzip soll das Fest die Kin<strong>der</strong> zu Bewegung <strong>und</strong> eigener<br />

Aktivität anregen<br />

‣ Die Eltern <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>, die zum Fest eingeladen werden, müssen im Vorfeld über die<br />

Pläne <strong>der</strong> Auszubildenden informiert werden<br />

Das Elternflugblatt<br />

Die Auszubildenden einigten sich mit <strong>der</strong> Leitung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>tagesstätte darauf, die<br />

Elterninformation über ein Flugblatt zu regeln, das über die Kin<strong>der</strong>tagesstätte als Einladung<br />

verteilt wurde <strong>und</strong> zugleich auch die Beschäftigten im Kin<strong>der</strong>garten <strong>und</strong> sonstige mögliche<br />

Festbesucher ansprach. Der Text des Flugblatts wurde von <strong>der</strong> Lerngruppe im<br />

Unterrichtsgespräch konzipiert <strong>und</strong> anschließend formuliert.<br />

Zielgruppenreflexion<br />

Angestellt wurden auch Überlegungen zur Zielgruppe, um die Angebote alters- <strong>und</strong> zielgruppengerecht<br />

gestalten zu können: Wie alt sind die Kin<strong>der</strong>, wie setzen sie sich nach<br />

Geschlecht, nationaler bzw. ethnischer <strong>und</strong> sozialer Herkunft etc. zus<strong>am</strong>men? Welches<br />

Niveau an Sprach- <strong>und</strong> Körperbeherrschung sowie im Umgang mit Gerätschaften,<br />

Werkzeugen etc. kann vorausgesetzt werden? Hier brachten die Jugendlichen auch ihre<br />

Praktikumserfahrungen in die Diskussion ein.<br />

Die Einführungstombola<br />

Bei <strong>der</strong> Planung des Festes fiel den Auszubildenden ein, dass die Kin<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>tagesstätte<br />

fast alle Auszubildenden nicht kennen, dass diese außerdem mit einer großen Anzahl<br />

unbekannter Besucher konfrontiert werden. Daher überlegte das Te<strong>am</strong>, was getan werden<br />

konnte, um gleich zu Anfang das Eis zu brechen. Man einigte sich darauf, zum Auftakt des<br />

Festes eine Tombola zu veranstalten, bei <strong>der</strong> jedes Kind einen netten Gewinn ziehen konnte.<br />

Dann, so die Berechnung, die sich als zutreffend erwies, war zu Beginn gleich Spannung<br />

im Raum, die Kin<strong>der</strong> fasziniert <strong>und</strong> haben die Chance, darüber die erste Fremdheit<br />

zu überwinden.


36 <strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

Die Ressourcen<br />

Für die Organisation des Kin<strong>der</strong>festes stand den Auszubildenden nur ein geringes Budget<br />

von ca. 50 Euro zur Verfügung. Ein Brainstorming über Möglichkeiten, kostenlos an Preise<br />

für die Tombola heranzukommen, för<strong>der</strong>te eine tolle Idee zutage: Unter Nutzung des<br />

Internets wurden Spielwaren- <strong>und</strong> Sportgeschäfte <strong>der</strong> Region sowie Krankenkassen <strong>und</strong><br />

große Unternehmen wie swb angeschrieben, über die geplante Kin<strong>der</strong>-Tombola informiert<br />

<strong>und</strong> um Sachspenden gebeten. Um dies umzusetzen, kooperierten Jugendliche mit guter<br />

Medienkompetenz mit Schülern <strong>und</strong> Schülerinnen, die eher etwas zum Formulieren <strong>der</strong><br />

Mail-Texte beisteuern konnten. Den Jugendlichen gelingt es auf diesem Weg, ein weitgefächertes<br />

Sortiment an attraktiven Preisen zu s<strong>am</strong>meln. Konzipiert, konstruiert <strong>und</strong> gestaltet<br />

wird dazu ein Glücksrad, an dem die Kin<strong>der</strong> drehen <strong>und</strong> Preise erlösen können.<br />

Die Entwicklung von Spielideen<br />

Ein weiteres Brainstorming in <strong>der</strong> Klasse ergab eine erste S<strong>am</strong>mlung von Spielideen <strong>und</strong> ihre<br />

Kategorisierung unter bestimmten pädagogischen Überschriften: Manche Spiele sprechen<br />

beson<strong>der</strong>s das Bewegungsgefühl <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> an, an<strong>der</strong>e das Geschick, wie<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e die<br />

Kreativität beim Gestalten <strong>und</strong> Verän<strong>der</strong>n von Dingen, an<strong>der</strong>e zielen auf das musikalische<br />

Empfinden, das Gefühl für Rhythmus usw. Nun beschloss die Jugendlichen, drei Gruppen<br />

zu bilden, um die Weiterentwicklung <strong>und</strong> Ausgestaltung <strong>der</strong> Spielideen arbeitsteilig umzusetzen.<br />

Jede Gruppe nahm den Auftrag mit, sich spielerische Aufgaben auszudenken, die<br />

zum Motto passten <strong>und</strong> organisierten <strong>und</strong> erstellten alle dazu nötigen Utensilien. Sie vereinbarten<br />

auch die Erstellung von Plakaten zu den einzeln Spiel- <strong>und</strong> Mitmachangeboten<br />

als Information für die kleinen <strong>und</strong> großen Gäste des Festes.<br />

Die zeitliche <strong>und</strong> inhaltliche <strong>Arbeit</strong>splanung, die Umsetzung <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sschritte, die<br />

Kalkulation des für die Materialbeschaffung verfügbaren Budgets – all das war in <strong>der</strong><br />

jeweiligen Gruppe autonom zu organisieren. Konflikte über die Schwerpunktsetzung, die<br />

Aufteilung <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>en, den Einsatz <strong>der</strong> Finanzmittel löste die Gruppe möglichst selbst.<br />

Nur im Notfall wird auf die Lehrpersonen zurückgegriffen. Für diese <strong>Arbeit</strong> in den festen<br />

Te<strong>am</strong>s wurden die Unterrichtsst<strong>und</strong>en <strong>der</strong> beteiligten Fächer zur Verfügung gestellt.<br />

Die Auszubildenden arbeiteten gemeins<strong>am</strong> die von ihnen erarbeiteten Planungsschritte<br />

ab <strong>und</strong> konnten nötigenfalls theoretische <strong>und</strong> praktische Unterstützung von den Lehrkräften<br />

abfor<strong>der</strong>n.


<strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

37<br />

Ergebnisse<br />

Heraus k<strong>am</strong> eine pädagogisch durchdachte <strong>und</strong> abwechslungsreiche Spieles<strong>am</strong>mlung, die<br />

sich sehen lassen kann:<br />

‣ Für das Spiel „Murmelbil<strong>der</strong>“ benötigt man umgedrehte Schuhkartondeckel <strong>und</strong> kleine<br />

Schaumstoffbälle. Diese werden von den Kin<strong>der</strong>n bemalt <strong>und</strong> in den Kartondeckeln<br />

hin- <strong>und</strong> hergerollt, bis bunte Bil<strong>der</strong> entstehen. Es regt die Phantasie <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> an <strong>und</strong><br />

trainiert ihre Geschicklichkeit<br />

‣ Für das Spiel „Autorennen“ werden auf einem Tisch mit Barrieren aus Pappe zwei<br />

Rennstrecken aufgebaut. Den Kin<strong>der</strong>n werden Papierautos zur Verfügung gestellt. Auf<br />

„Los“ fahren je zwei Autos um die Wette, indem sie von je einem Kind vorwärts gepustet<br />

werden. Das Spiel trainiert ein Moment von Körperbeherrschung, denn es regt die<br />

Kin<strong>der</strong> dazu an, ihren Atem zielgerichtet zu dosieren. Es bringt zudem auch eher bewegungsarme<br />

Kin<strong>der</strong> in Bewegung.<br />

‣ Beim Spiel „Schwungtuch“ halten die einen Kin<strong>der</strong> ein großes Tuch an den vier Seiten<br />

<strong>und</strong> versuchen durch Bewegung des Tuchs Wellen <strong>und</strong> Wind zu simulieren. Jeweils<br />

reihum legt sich ein Kind in das Tuch <strong>und</strong> wird von „Wind <strong>und</strong> Meer“ hin <strong>und</strong> her<br />

gewogt . Das Spiel spricht einerseits das Bewegungsgefühl <strong>und</strong> die Balance <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><br />

an, an<strong>der</strong>seits wird die Abstimmung <strong>der</strong> Bewegungsabläufe in <strong>der</strong> Gruppe erprobt.<br />

Bei dieser Aktivität haben die Kin<strong>der</strong> erstmal mit dem<br />

Schwungtuch Wellen geschlagen <strong>und</strong> dann durften sie<br />

unter durch rennen.


38 <strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

‣ Beim Spiel „langes Elend“ wird aus Bettlaken ein sehr langes Tuch zus<strong>am</strong>mengenäht.<br />

Dieses Tuch wird auf dem Boden über eine Reihe von Hin<strong>der</strong>nissen gebreitet,<br />

die eine Art Berg- <strong>und</strong> Talbahn ergeben. Die Aufgabe <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> besteht nun darin,<br />

einen Ball über diese Hin<strong>der</strong>nisse bis ins Ziel, das von einer Dose <strong>am</strong> Ende des „langen<br />

Elends“ markiert wird, zu rollen. Die Kin<strong>der</strong> erproben hier ihre Motorik <strong>und</strong> werden in<br />

Bewegung gebracht.<br />

‣ An <strong>der</strong> Torwand aus einem Bettlaken mit Löchern konnten die Kin<strong>der</strong> sich im<br />

Torschießen versuchen <strong>und</strong> ihr Ballgeschick erproben bzw. trainieren.<br />

‣ Beim Spiel „Luftballonmännchen“ stellen sich die Kin<strong>der</strong> auf ein Stück Pappe, zeichnen<br />

eine Linie um ihre Füße herum <strong>und</strong> schneiden anschließend eine Fußschablone aus. In<br />

diese wird ein Schlitz geschnitten. Nun bekommen die Kin<strong>der</strong> einen Luftballon an einer<br />

Schnur. Die Schnur wird durch den Schablonenschlitz geführt <strong>und</strong> hinten verknotet,<br />

sodass <strong>der</strong> Luftballon über dem „Pappfuß“ schwebt. Hier wird die Feinmotorik in <strong>der</strong><br />

Handhabung <strong>der</strong> Schere <strong>und</strong> dem Knotenmachen geübt.<br />

‣ Beim Spiel „Knautschbälle“ werden Luftballons mittels eines Trichters mit Sand befüllt,<br />

anschließend werden die Luftballons bemalt. Die Geschicklichkeit <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> ihre<br />

Kreativität wird in diesem Spiel beson<strong>der</strong>s geför<strong>der</strong>t.<br />

Hier ging es darum mit den Kin<strong>der</strong>n Knautschbälle zu basteln.<br />

Dafür mussten sie in einen Luftballon Sand füllen. Mit den<br />

fertigen Produkten konnten sie spielen o<strong>der</strong> zu <strong>der</strong> Torwand<br />

von Svenja gehen.


<strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

39<br />

‣ Beim Spiel „Minigolf mal an<strong>der</strong>s “ haben die Kin<strong>der</strong> einen Ball über verschiedene<br />

Hin<strong>der</strong>nisse zu führen. Die Aufgabe besteht darin, den Ball durch Röhren o<strong>der</strong> über<br />

eine R<strong>am</strong>pe zu rollen; das Kind muss mit dem Ball durch einen Tunnel kriechen; <strong>der</strong> Ball<br />

muss durch einen Reifen <strong>und</strong> schließlich <strong>am</strong> Ziel in einen Eimer geworfen werden. Das<br />

Spiel gibt den Kin<strong>der</strong>n Gelegenheit, ihre Geschicklichkeit <strong>und</strong> Motorik, die Koordination<br />

von Augen <strong>und</strong> Hand weiterzuentwickeln.<br />

‣ Beim Spiel „Parcours <strong>der</strong> Bälle“ können die Kin<strong>der</strong> mit einem rollenden Ball kleine<br />

Kegel umwerfen <strong>und</strong> dabei ihre Geschicklichkeit im Umgang mit dem Ball erproben.<br />

‣ Das Spiel „Windmühlen“: um eine Windmühle zu erstellen, müssen die Kin<strong>der</strong> zuerst<br />

mit einer Schere in bunte Papierquadrate bis zu einer vorgegebenen Markierung<br />

schneiden. Dann nimmt sich jedes Kind ein Stück Draht, sticht diesen durch die Mitte<br />

des Quadrates <strong>und</strong> weiter durch jede einzelne Ecke <strong>und</strong> befestigt ihn anschließend mit<br />

einer Perle. Zum Schluss, wenn alles fertig ist, nehmen sie sich einen Strohhalm <strong>und</strong><br />

befestigen die Mühle mit dem Draht an dem vorgefertigten Loch.<br />

Beim Spiel „Windmühlen“ bauen die Kin<strong>der</strong> Papierwindmühlen,<br />

die sie nach Hause mitnehmen können. Hier wird<br />

die Feinmotorik angesprochen bzw. trainiert.


40 <strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

‣ Das Spiel „Dosenlaufen“: bei diesem Spiel wird eine Art Stelzenlauf auf Dosen veranstaltet.<br />

Die Kin<strong>der</strong> können sich aus Luftballonmännchen einen individuellen Parcours<br />

aufbauen <strong>und</strong> ihn mit den Dosenstelzen unter den Füßen bewältigen. So wird die<br />

Balance, die Geschicklichkeit <strong>und</strong> die Körperkoordination geschult.<br />

‣ Das Spiel „Klangkonzert“: die Kin<strong>der</strong> basteln Musikinstrumente aus Transparent-<br />

Tonpapier, Kleber, Perlen <strong>und</strong> Reis. Mit den hergestellten Instrumenten können<br />

sie musizieren.<br />

‣ Das Spiel „Klangbälle“: die Kin<strong>der</strong> stellen Klangbälle her, indem sie Luftballons mit Reis<br />

<strong>und</strong> Perlen füllten. Durch Bewegungen mit dem "Klangball" können die Kin<strong>der</strong> verschiedene<br />

Klänge erzeugen.<br />

‣ Das „Murmellabyrinth“: bei dieser Aktion haben die Kin<strong>der</strong> sich ein eigenes<br />

Murmellabyrinth erstellt. Sie haben dabei verschiedene zurechtgeschnittene Pappstücke<br />

so ineinan<strong>der</strong> gesteckt, dass ein Labyrinth entsteht <strong>und</strong> eine Murmel durchrollen<br />

konnte.<br />

Mitmachaktionen „Essen & Trinken“<br />

Neben den Spielen hat sich jede <strong>der</strong> drei <strong>Arbeit</strong>sgruppen zum Ziel gesetzt, eine Mitmachaktion<br />

auf dem Feld „Essen <strong>und</strong> Trinken“ zu erfinden. Die Kin<strong>der</strong> bekommen hier die Möglichkeit,<br />

eine aktiv-produzierende Haltung zu ihrer Ernährung einzunehmen <strong>und</strong> sich eine ges<strong>und</strong>e<br />

<strong>und</strong> kreative Speise o<strong>der</strong> ein Getränk unter Nutzung geeigneter Instrumente selbst zu bereiten<br />

- o<strong>der</strong> mit den Worten einer Auszubildenden:<br />

“Das Getränk motiviert die Kin<strong>der</strong> dazu, sich selbst vit<strong>am</strong>inreiche <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>e Getränke zu<br />

mischen, weil sie wissen wie leicht das funktioniert.“<br />

Folgendes k<strong>am</strong> dabei heraus:<br />

‣ Der Melonendrink: Die Kin<strong>der</strong> können sich mit Wasser <strong>und</strong> Apfelsaft in einem<br />

Plastikbecher einen Drink mixen. Aus einer Honigmelone können sich die Kin<strong>der</strong> dann<br />

Melonenkugeln ausstechen <strong>und</strong> diese in den Drink werfen. Außerdem können sie eine<br />

Kiwischeibe abschneiden <strong>und</strong> diese dekorativ an den Becherrand stecken.<br />

‣ Der Tomatenspieß: Die Kin<strong>der</strong> können von Cherrytomaten einen Deckel abschneiden,<br />

sie aushöhlen, mit Frischkäse füllen <strong>und</strong> mit einer Lauchzwiebel dekorieren.<br />

Anschließend können sie die Tomaten aufspießen <strong>und</strong> vom Spieß verzehren.<br />

‣ Der Gurkenburger: In Anlehnung an den H<strong>am</strong>burger werden von den Kin<strong>der</strong>n<br />

Gurkenscheiben abgeschnitten, zwischen zwei Gurkenscheiben wird Frischkäse<br />

geschmiert.<br />

Reflexion<br />

Nach dem Sommerfest erfolgte sowohl eine individuelle, schriftliche Reflexion als auch eine<br />

gemeins<strong>am</strong>e Auswertung verb<strong>und</strong>en mit <strong>der</strong> Aufgabe, eine Präsentation für die Schüler <strong>und</strong>


<strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

41<br />

Schülerinnen des nächsten Jahrgangs zu erarbeiten, mit <strong>der</strong> zum einen die Erfahrungen <strong>und</strong><br />

Ergebnisse vorgestellt <strong>und</strong> bewertet werden, zum an<strong>der</strong>en die neue Lerngruppe wichtige<br />

Informationen über berufliche Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> Tätigkeiten erhält. Das hier zus<strong>am</strong>mengestellte<br />

Material stellt eine Auswahl dar, die die Lerngruppe selbst für die Präsentation auf<br />

dem Transfer-Workshop getroffen hat. Die Lerngruppe hat eine gemeins<strong>am</strong> erarbeitete<br />

Powerpoint-Präsentation gewählt, um die Prozesse <strong>und</strong> Ergebnisse ihres Lernprojekts beim<br />

Transfer-Workshop vorzustellen. Das ges<strong>am</strong>te Angebot an entwickelten Spielen will die<br />

Gruppe wegen <strong>der</strong> großen Nachfrage <strong>und</strong> den vielen positiven Rückmeldungen auf <strong>der</strong><br />

Veranstaltung in einer eigenständigen S<strong>am</strong>mlung demnächst veröffentlichen.<br />

Die Klasse BT 2601 des Projektes Lernen <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>en im Buntentor (PLAnB)<br />

<strong>der</strong> Allgemeinen Berufsschule in Bremen präsentiert das Lernprojekt<br />

„50+“ - PC-Kurse für Ältere im Buntentor - Schüler <strong>und</strong> Schülerinnen<br />

unterrichten Senioren <strong>und</strong> Seniorinnen<br />

Projektbetreuung<br />

Susanne Schrö<strong>der</strong> (Berufsschullehrerin), Inge Krevert (Sozialpädagogin),<br />

Jens Meier (Lehrmeister)<br />

Projektbearbeitung<br />

Cenk Asuman, Cem-Tahir Cetinel, Meral Demirci, Christin Haan, Silvia-Sabrina Haar,<br />

John Kieselbach, Marcel Landsiedel, Mareike Pollog<br />

Die Lerngruppe<br />

Das Projekt PLAnB - Projekt Lernen <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>en im Buntentor - ist ein Kooperationsprojekt<br />

zwischen dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) <strong>der</strong> Jugendhilfe „Kleine Marsch“ <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Allgemeinen Berufsschule (ABS) in Bremen.<br />

Das Angebot umfasst acht Plätze plus zwei Notfallplätze, die häufig belegt sind.Es richtet sich<br />

an Jugendliche im Alter zwischen 16 <strong>und</strong> 18 Jahren, die längere Zeit die Schule nicht o<strong>der</strong><br />

nur teilweise besucht haben, noch schulpflichtig sind <strong>und</strong> nach dem 10. Schulbesuchsjahr<br />

noch keinen Abschluss haben. Die Jugendlichen leben in <strong>der</strong> Mehrzahl nicht mehr bei ihren<br />

Eltern <strong>und</strong> werden deswegen in Jugendwohngruppen o<strong>der</strong> Einzelwohnungen durch verschiedene<br />

Jugendhilfeeinrichtungen betreut.<br />

PlanB mit seinem Lernprojekt „50+ - PC-Kurse für Ältere im Buntentor - Schüler <strong>und</strong><br />

Schülerinnen unterrichten Senioren <strong>und</strong> Seniorinnen“ ist dem 2. <strong>Arbeit</strong>sbereich <strong>der</strong> ABS,<br />

den Ausbildungsvorbereitenden Bildungsgängen zugeordnet. D.h. es ist im Bereich <strong>der</strong><br />

beruflichen Gr<strong>und</strong>ausbildung - mit dem Schwerpunkt <strong>Wirtschaft</strong> <strong>und</strong> Verwaltung - im<br />

Bildungsgang Berufsorien-tierung in Projektform (BO) angesiedelt.


42 <strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

Das PlanB-Projektte<strong>am</strong> arbeitet in einem Dreierte<strong>am</strong>, bestehend aus einer Sozialpädagogin,<br />

einem Lehrmeister <strong>und</strong> einer Lehrerin. Zudem wird das Projekt im Unterrichtsfach Englisch<br />

durch einen Fachlehrer unterstützt.<br />

Beschreibung <strong>der</strong> Lerngruppe - PLAnB<br />

Geschlecht:<br />

4 Mädchen (ein Mädchen im Praktikum)<br />

3 Jungen<br />

Alter:<br />

17 (m), 18 (m), 18 (m)<br />

16 (w), 17 (w), 18 (w), 19 (w)<br />

Muttersprache: Deutsch<br />

Staatsangehörigkeit:<br />

5 Schüler: Deutschland<br />

2 Schüler: Türkei<br />

Schulabschlüsse:<br />

Alle Schüler/innen ohne Abschluss (eine Schülerin mit Abschluss)<br />

29.01.2008<br />

Referent/-in - Susanne Schrö<strong>der</strong>, Inge Krevert, Jens Meier <strong>und</strong> Jugendliche <strong>der</strong> Lerngruppe im<br />

PLAnB: Meral, Mareike, Silvia, Christin, Cem, Cenk <strong>und</strong> Marcel. Folie 5<br />

Das Projektvorhaben<br />

Die Schüler/innen planen gemeins<strong>am</strong> mit den Lehrkräften PC-Kurse für Senioren <strong>und</strong><br />

Seniorinnen, bereiten sie in kleinen Te<strong>am</strong>s vor <strong>und</strong> führen sie selbständig durch. Dabei<br />

werden neue Lernstrategien angewendet, da die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler die Rolle<br />

<strong>der</strong> Lehrkraft übernehmen <strong>und</strong> die beteiligten Lehrer/innen im Lernprozess begleitende<br />

<strong>und</strong> unterstützende Aufgaben wie die des Mo<strong>der</strong>ierens <strong>und</strong> Beratens wahrnehmen. Die<br />

zentrale Idee des Projekts besteht darin, die Motivation <strong>der</strong> Schüler/innen, sich mit den<br />

Gegenständen des regulären Unterrichts (EDV, Betriebswirtschaftslehre, Rechnungswesen,<br />

Deutsch, Fachpraxis) auseinan<strong>der</strong> zu setzen, auf diese Weise zu verbessern.<br />

Die geplanten Kurse haben Realcharakter, es rufen also tatsächlich K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> K<strong>und</strong>innen<br />

an, Senioren <strong>und</strong> Seniorinnen nehmen an den Kursen teil <strong>und</strong> <strong>am</strong> Ende werden für die<br />

Bezahlung „echte“ Quittungen ausgestellt. Die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler sind im Lernprojekt<br />

als „echte“ Mitarbeiter/innen angesprochen. Sie werden an den Einnahmen beteiligt <strong>und</strong>


<strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

43<br />

haben eine klare Verantwortung gegenüber ihren K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> K<strong>und</strong>innen, da sie ja selbst<br />

das Produkt, die PC-Kurse für Senioren <strong>und</strong> Seniorinnen, planen <strong>und</strong> umsetzen. Auf dieser<br />

Gr<strong>und</strong>lage werden weitergehende Ziele verfolgt.<br />

Ziele im Projekt – PLAnB<br />

Wir wollen gemeins<strong>am</strong> mit benachteiligten Jugendlichen<br />

(Mädchen <strong>und</strong> Jungen) aus dem Wohngebiet Buntentor / Neustadt<br />

Lernen & <strong>Arbeit</strong>en<br />

Auf dieser Basis können weitere Ziele erreicht werden:<br />

Der Erwerb des Hauptschulabschlusses;<br />

eine berufliche Gr<strong>und</strong>ausbildung<br />

im Bereich <strong>Wirtschaft</strong> <strong>und</strong> Verwaltung<br />

1. Jahr Berufsorientierung in Projektform entspricht dem<br />

1. Jahr B/BFS (Bildungsgang Berufseingangsstufe/Berufsfachschule);<br />

sich von Straffälligkeit, Gewalt <strong>und</strong> Drogen distanzieren;<br />

neue Lebensstrukturen aufbauen <strong>und</strong> Perspektiven schaffen.<br />

29.01.2008<br />

Referent/-in - Susanne Schrö<strong>der</strong>, Inge Krevert, Jens Meier <strong>und</strong> Jugendliche <strong>der</strong> Lerngruppe im<br />

PLAnB: Meral, Mareike, Silvia, Christin, Cem, Cenk <strong>und</strong> Marcel. Folie 4<br />

Die Umsetzung des Lernprojekts<br />

Vor Beginn des Lernprojekts als einer didaktisch geplanten Unterrichtssequenz im Umfang<br />

von 30 Unterrichtsst<strong>und</strong>en zur Planung <strong>und</strong> Durchführung von PC-Kursen für Seniorinnen<br />

<strong>und</strong> Senioren im Buntentor ist eine genaue Terminplanung, Öffentlichkeitsarbeit <strong>und</strong> ein<br />

Anmeldeverfahren durchgeführt worden. Dafür wurden Werbeflyer gestaltet <strong>und</strong> in den<br />

Haushalten des Quartiers verteilt, es wurden Zeitungsanzeigen geschaltet <strong>und</strong> kleine<br />

Presseinformationen verschickt. Die danach eingehenden telefonischen Anfragen wurden<br />

von den Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern angenommen <strong>und</strong> bearbeitet.


44 <strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

1. Schritt: Werbeflyer<br />

Postwurf im Stadtteil<br />

Flyer: PC-<br />

Seniorenkurse<br />

Die inhaltliche Vorbereitung <strong>der</strong> PC-<br />

Kurse fand in dafür eingerichteten<br />

Te<strong>am</strong>s statt, in denen jede/r<br />

Schüler/ in für verschiedene inhaltliche<br />

Aspekte <strong>der</strong> Themen verantwortlich<br />

war, die in einem <strong>der</strong> drei<br />

Kurse auf dem Progr<strong>am</strong>m standen.<br />

Um arbeitsfähige Schülerte<strong>am</strong>s zu<br />

bilden, wurde mit den Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schülern über vorhandene<br />

Erfahrungen mit Te<strong>am</strong>arbeit gesprochen,<br />

es wurden gemeins<strong>am</strong> aus<br />

<strong>der</strong> Diskussion heraus <strong>Arbeit</strong>sregeln<br />

für die <strong>Arbeit</strong> in Te<strong>am</strong>s festgelegt<br />

<strong>und</strong> Sinn <strong>und</strong> Zweck von<br />

Te<strong>am</strong>arbeit wurden geklärt. Bei<br />

<strong>der</strong> Te<strong>am</strong>zus<strong>am</strong>menstellung wurde<br />

darauf geachtet, dass man sich<br />

wechselseitig im Te<strong>am</strong> helfen kann<br />

<strong>und</strong> es möglichst wenig Konfliktstoff<br />

in den Te<strong>am</strong>s gibt.<br />

So sahen die Wünsche <strong>der</strong><br />

Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler für die<br />

Te<strong>am</strong>arbeit aus:<br />

29.01.2008<br />

2. Schritt: Zeitungsanzeige<br />

Referent/-in - Susanne Schrö<strong>der</strong>, Inge Krevert, Jens Meier <strong>und</strong> Jugendliche <strong>der</strong> Lerngruppe im<br />

PLAnB: Meral, Mareike, Silvia, Christin, Cem, Cenk <strong>und</strong> Marcel. Folie 11<br />

Zeitungsanzeige <strong>am</strong> PC<br />

entwerfen<br />

Anzeige "schalten"<br />

Telefonische Annahme <strong>der</strong><br />

Anmeldungen<br />

Teilnehmerlisten führen<br />

•„Dass sich alle beteiligen“<br />

• „Dass alle zus<strong>am</strong>men arbeiten<br />

<strong>und</strong> nicht je<strong>der</strong> alleine...“<br />

• „Dass je<strong>der</strong> humorvoll mitarbeitet<br />

<strong>und</strong> nix gegen Musik einzuwenden<br />

hat“<br />

• „Ich wünsche mir, wenn ich in<br />

<strong>der</strong> Gruppe arbeite, dass ich nicht<br />

alleine nachdenken muss <strong>und</strong><br />

dass man sich nicht streitet“<br />

• „Ich wünsche mir, dass je<strong>der</strong><br />

eine klare Aufgabe hat <strong>und</strong> dass<br />

es keine Unstimmigkeiten gibt“<br />

29.01.2008<br />

Kursplanung:<br />

Termine verschoben<br />

Referent/-in - Susanne Schrö<strong>der</strong>, Inge Krevert, Jens Meier <strong>und</strong> Jugendliche <strong>der</strong> Lerngruppe im<br />

PLAnB: Meral, Mareike, Silvia, Christin, Cem, Cenk <strong>und</strong> Marcel. Folie 12<br />

Dann wurde in einem mit detaillierten<br />

<strong>Arbeit</strong>sanweisungen vorgeplanten<br />

Wechsel zwischen selbstver-


<strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

45<br />

antwortlicher <strong>Arbeit</strong> zum Recherchieren <strong>der</strong> Inhalte <strong>und</strong> gegenseitigem Zeigen, Besprechen<br />

<strong>und</strong> Auswählen <strong>der</strong> Inhalte in den Te<strong>am</strong>s die Vorbereitung <strong>der</strong> Kurse in die Tat umgesetzt.<br />

Dabei soll nicht verschwiegen werden, dass es vor allem bei <strong>der</strong> Vorbereitung des ersten<br />

Kurses immer wie<strong>der</strong> auch einmal hakte. Es ist so ziemlich alles vorgekommen, was das<br />

Gelingen eines komplexeren Lehr- Lernarrangements für alle Beteiligten manchmal schwierig<br />

sein lässt: Beim Feedback stellt sich heraus, <strong>Arbeit</strong>sanweisungen sind nicht verstanden<br />

worden. Te<strong>am</strong>s sind nicht arbeitsfähig, weil Te<strong>am</strong>mitglie<strong>der</strong> fehlen o<strong>der</strong> weil sie wegen<br />

äußerst negativer Erlebnisse in ihrem sozialen Umfeld nicht in <strong>der</strong> Lage sind, mitzuarbeiten.<br />

Und eines Morgens ruht die <strong>Arbeit</strong> einfach vollständig: Es ist eingebrochen worden <strong>und</strong> die<br />

Gruppenkasse ist gestohlen worden. Das ist dann erst einmal wichtiger <strong>und</strong> sowieso völlig<br />

unabweisbar. Als Folge musste <strong>der</strong> erste Kurs verschoben werden <strong>und</strong> die ganze Planung<br />

geriet ins Wanken.<br />

3. Schritt: Vorbereitung <strong>der</strong> PC-Kurse im Unterricht<br />

Materials<strong>am</strong>mlungen<br />

<strong>Arbeit</strong>splakate /<br />

29.01.2008<br />

3. Schritt:<br />

Vorbereitung <strong>der</strong> PC-Kurse<br />

im Unterricht<br />

"Generalproben"<br />

29.01.2008<br />

Referent/-in - Susanne Schrö<strong>der</strong>, Inge Krevert, Jens Meier <strong>und</strong> Jugendliche <strong>der</strong> Lerngruppe im<br />

PLAnB: Meral, Mareike, Silvia, Christin, Cem, Cenk <strong>und</strong> Marcel. Folie 13<br />

Die Mädchengruppe<br />

<strong>und</strong> Jungengruppe<br />

entwickeln<br />

gemeins<strong>am</strong> Beispiele<br />

<strong>und</strong> Übungen<br />

Referent/-in - Susanne Schrö<strong>der</strong>, Inge Krevert, Jens Meier <strong>und</strong> Jugendliche <strong>der</strong> Lerngruppe im<br />

PLAnB: Meral, Mareike, Silvia, Christin, Cem, Cenk <strong>und</strong> Marcel. Folie 15<br />

Trotzdem haben alle drei Seniorenkurse<br />

stattgef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> <strong>der</strong> Verlust<br />

<strong>der</strong> Gruppenkasse ist auf gemeins<strong>am</strong>en<br />

Beschluss von Schülern <strong>und</strong><br />

Schülerinnen <strong>und</strong> dem Projektte<strong>am</strong><br />

von PlanB durch vier zusätzliche<br />

Kursangebote wie<strong>der</strong> wettgemacht<br />

worden. Stimmung <strong>und</strong> Motivation<br />

in <strong>der</strong> Lerngruppe wurden gegen<br />

Ende des Lernprojekts immer besser.<br />

Es gab nämlich Lerneffekte,<br />

die die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler<br />

bei sich selbst beobachtetet haben:<br />

Was das Lernarrangement <strong>und</strong> die<br />

Te<strong>am</strong>arbeit betrifft war irgendwann<br />

klar, wie das geht <strong>und</strong> dass <strong>am</strong><br />

Ende ein Feedback stattfindet. Was<br />

die Nervosität vor dem tatsächlichen<br />

„Halten“ eines Kurses betrifft<br />

stellte sich so etwas wie Routine<br />

mit L<strong>am</strong>penfieber ein. Was die<br />

Benutzung von Mo<strong>der</strong>ationskarten<br />

betrifft - die hatten ihre Nützlichkeit<br />

nach dem ersten Mal unter Beweis<br />

gestellt. Und was das Sprechen <strong>und</strong><br />

Reden vor Seniorinnen <strong>und</strong> Senioren<br />

angeht hatten die sehr positiven<br />

Rückmeldungen für deutlich mehr<br />

Selbstvertrauen gesorgt.


46 <strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

Kommentare <strong>der</strong> Seniorinnen <strong>und</strong> Senioren<br />

Das hat mir gefallen<br />

„Viel Mühe gegeben. Viel Geduld aufgebacht. Gut erklärt.“<br />

„Sie hatten alle viel Geduld.“<br />

„Alle sehr viel Mühe gegeben.“<br />

„Die Atmosphäre im Haus hat mir gut gefallen. Der Unterricht war gut. Es hat mir gut gefallen.“<br />

„Es war alles gut für mich.“<br />

„Es war gut!“<br />

„Kein Zeitlimit. Kombination: Alt <strong>und</strong> Jung.“<br />

„Sehr ausführliche Erklärung für Senioren.“<br />

Das sollte man beim nächsten Mal verbessern<br />

„Man müsste etwas mehr Zeit haben!“<br />

„Man sollte noch einen Tag anhängen, die Zeit war zu kurz.“<br />

„Mir hat alles ein bisschen zu lange gedauert. Etwas mehr Hintergr<strong>und</strong>wissen.“<br />

„Etwas mehr Zeit z.B. fürs Internet.“<br />

„Wir brauchen mehr Zeit für einzelne Themen.“<br />

„Keine Beurteilung möglich.“<br />

4. Schritt: Durchführung <strong>der</strong> PC-Kurse<br />

02.02.2008<br />

. . . Schüler unterrichten Senioren<br />

Referent/-in - Susanne Schrö<strong>der</strong>, Inge Krevert, Jens Meier <strong>und</strong> Jugendliche <strong>der</strong> Lerngruppe im<br />

PLAnB: Meral, Mareike, Silvia, Christin, Cem, Cenk <strong>und</strong> Marcel. Folie 16<br />

Im Lernprojekt wurde intensiv mit<br />

Präsentationen - auch in Form von<br />

Rollenspielen <strong>und</strong> Generalproben -<br />

gearbeitet. Die jeweils im Anschluss<br />

stattfindenden Reflexionsr<strong>und</strong>en<br />

gehörten fest mit zum Progr<strong>am</strong>m,<br />

da sie für benachteiligte Jugendliche<br />

ein eigener, neuer <strong>und</strong> wichtiger<br />

Lerngegenstand sind. Im Folgenden<br />

ist ein Auszug aus verschiedenen<br />

Reflexionsgesprächen zu lesen, bei<br />

denen die Kommentare von den<br />

Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern auf<br />

Mo<strong>der</strong>ationskarten geschrieben<br />

wurden.


<strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

47<br />

4. Schritt: Durchführung <strong>der</strong> PC-Kurse<br />

Verkostung: Kaffee, Tee <strong>und</strong> Kekse<br />

Erstellen digitaler Bil<strong>der</strong> von den Kursteilnehmern<br />

Erstellen von Quittungen<br />

02.02.2008<br />

Referent/-in - Susanne Schrö<strong>der</strong>, Inge Krevert, Jens Meier <strong>und</strong> Jugendliche <strong>der</strong> Lerngruppe im<br />

PLAnB: Meral, Mareike, Silvia, Christin, Cem, Cenk <strong>und</strong> Marcel. Folie 17<br />

Gut war / Das habe ich durch die<br />

Gruppenarbeit gelernt<br />

„Lust“ war kein Kriterium“<br />

„einfach gemacht“<br />

„Spaß gehabt, verstehen uns gut“<br />

„Das es wichtig ist, sich auf den an<strong>der</strong>en<br />

verlassen zu können.“<br />

„Dass ich mich lieber auf mich selber<br />

verlasse o<strong>der</strong> dem ich vertraue.“<br />

„Dass ich nicht so wirklich mitgearbeitet<br />

habe. Beim 1. Kurs ja, beim 2. Kurs nicht<br />

so. Das war schon Scheiße.“<br />

„Dass man sich gegenseitig hilft.“<br />

Nicht so gut war / Das waren die Stolpersteine<br />

„lieber in zweier` Te<strong>am</strong>s“<br />

„keine Lust jemanden anzutreiben“<br />

„Dass Schülerin 11 <strong>und</strong> ich vieles alleine machen mussten.“<br />

„Keine richtige Absprache!“<br />

„Keine richtige Zus<strong>am</strong>menarbeit!“<br />

„Die Gruppe war nie vollständig.“<br />

„Ich habe mein Kopf zu Hause vergessen...“<br />

„Habe mich nicht vorbereitet...so...wirklich...“<br />

Das werde ich mir in Zukunft vornehmen<br />

„Nicht so nervös vor einem Kurs zu sein.“<br />

„Beim nächsten Mal werde ich Gas geben, so wie beim 1. Kurs.“<br />

„Mehr versuchen auf die an<strong>der</strong>en einzugehen.“<br />

„Viel, viel, viel...besser üben!“<br />

Als das Projektte<strong>am</strong> dann den Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern erklärte, dass ein Transfer-<br />

Workshop mit vielen <strong>Lernprojekte</strong>n aus verschiedenen beruflichen Schulen <strong>und</strong> Weiterbildungseinrichtungen<br />

stattfinden soll, <strong>und</strong> jedes Lernprojekt von den Schülerinnen <strong>und</strong><br />

Schülern selbst vorgestellt werden soll, <strong>und</strong> dass PlanB mit seinem Lernprojekt im großen<br />

Plenum vor über 100 Gästen die Seniorenkurse präsentieren wird, war das natürlich zunächst<br />

ein riesiger Berg. Gemeins<strong>am</strong> haben dann die Schüler <strong>und</strong> Schülerinnen <strong>und</strong> das PlanB-<br />

Projektte<strong>am</strong> die Einladung <strong>und</strong> Tagesordnung gelesen <strong>und</strong> überlegt, was man tun kann.<br />

So k<strong>am</strong> die Idee zustande, eine gemeins<strong>am</strong>e Präsentation mit den wichtigsten Stationen


48 <strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

des Lernprojekts vorzubereiten. Es sollte auf Bil<strong>der</strong>n gezeigt <strong>und</strong> mit kleinen Kommentaren<br />

<strong>und</strong> Texten erläutert werden, was alles an <strong>Arbeit</strong>en vor, während <strong>und</strong> nach einem PC-<br />

Kurse zu bedenken <strong>und</strong> zu machen ist. Weil nicht für jede Station auch Bil<strong>der</strong> vorhanden<br />

waren, wurden einige Szenen wie z.B. „Werbeflyer im Stadtteil verteilen“ nachgestellt, es<br />

wurde eine Generalprobe abgehalten <strong>und</strong> was übrig blieb war – Angst. Dass tatsächlich<br />

alle Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler durchgehalten haben <strong>und</strong> nicht davongelaufen sind, son<strong>der</strong>n<br />

ihre Präsentation vor diesem sehr großen Auditorium erfolgreich vorgetragen haben,<br />

das hat allen ein Gefühl <strong>der</strong> Euphorie verschafft <strong>und</strong> als Motivationsschub für die danach<br />

noch stattfindenden zusätzlichen PC-Kurse gewirkt. Alle haben stolz ihr Zertifikat nach<br />

Hause getragen.<br />

Fehlt nur noch ...<br />

Ziele im Lernprojekt "50+"<br />

För<strong>der</strong>ung von Selbstlernkompetenz:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

durch gemeins<strong>am</strong>e Planung <strong>und</strong> Durchführung,<br />

den eigenständiger Erwerb des Fachwissens,<br />

<strong>und</strong> die eigenständige Vermittlung <strong>und</strong> Anwendung.<br />

Lernende werden Lehrende.<br />

Lehrende werden Berater <strong>und</strong> Unterstützer.<br />

För<strong>der</strong>ung von Motivation:<br />

<br />

<br />

<br />

durch eigenständige Erarbeitung <strong>der</strong> Fachkompetenzen,<br />

durch die Ernsthaftigkeit: Lernende sind "echte" Mitarbeiter,<br />

Senioren sind "echte" K<strong>und</strong>en.<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Selbstwirks<strong>am</strong>keit:<br />

<br />

Die Lernenden werden in "echter" Form beteiligt <strong>und</strong> übernehmen<br />

eine hohe Verantwortung gegenüber den "K<strong>und</strong>en". Sie bekommen<br />

eine "echte" Rückmeldungen hinsichtlich ihre Kompetenzen.<br />

Perspektiven:<br />

<br />

Wir können uns vorstellen - insbeson<strong>der</strong>e für unseren Stadtteil<br />

Buntentor - PC-Kurse für Senioren regelmäßig anzubieten.<br />

02.02.2008<br />

Referent/-in - Susanne Schrö<strong>der</strong>, Inge Krevert, Jens Meier <strong>und</strong> Jugendliche <strong>der</strong> Lerngruppe im<br />

PLAnB: Meral, Mareike, Silvia, Christin, Cem, Cenk <strong>und</strong> Marcel. Folie 20


<strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

49<br />

Der <strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong> <strong>am</strong> Nachmittag<br />

Der Berufsorientierungs-Kurs des Schulzentrums Blumenthal<br />

präsentiert das Lernprojekt<br />

„Second-Hand-Laden“<br />

Projektbetreuung<br />

Hans-Joachim Below, Barbara Neurath, Gerda Öllering-Gräfing<br />

Projektbearbeitung<br />

Kristina Aap, Nurcan Agirman, Nergez Akan, Sultan Alankaya, Murat Braimi, Fatima<br />

Gusani, Mustafa Lalek, Kathrin Lochner, Joanna Nowicki, Joschka Piontek, Eva-Maria<br />

Rabe, Merlinda Sali, Vivien Seedorf, Ceylan Sego, Emine Karadag<br />

Die Lerngruppe<br />

Zur Lerngruppe gehören 15 Jugendliche, davon sind 3 männlich. Sie besuchen einen einjährigen<br />

Berufsfeldorientierungskurs, dessen Ziel <strong>der</strong> Erwerb des Hauptschulabschlusses bzw.<br />

des erweiterten Hauptschulabschlusses in Verbindung mit hauswirtschaftlichen <strong>und</strong> sozialpädagogischen<br />

Gr<strong>und</strong>lagen ist. Das Lern wie<strong>der</strong>!-Te<strong>am</strong> besteht aus drei Lehrkräften mit den<br />

Fächern Textiles Gestalten, Mathematik, Datenverarbeitung, Politik <strong>und</strong> Deutsch.<br />

Das Projektvorhaben<br />

Für diese Zielgruppen sollte <strong>der</strong> traditionelle Fächerkanon aufgebrochen werden. Die<br />

gefor<strong>der</strong>ten Lerninhalte müssen integriert sein in produktorientierte Lernsituationen mit<br />

konkreten greifbaren <strong>und</strong> sichtbaren Lernergebnissen. Diesem Anspruch sollte bereits<br />

das Vorgänger-Lernprojekt „Textile Gestaltung - Weihnachtsbasar“ genügen, aus dessen<br />

Umsetzung heraus die Impulse für die Idee zum Aufbau eines schülerbetriebenen Second-<br />

Hand-Ladens entstanden.<br />

Mit Blick auf die Motivationslage <strong>der</strong> Zielgruppe wurde <strong>der</strong> Schwerpunkt <strong>der</strong> Projektarbeit<br />

auf handwerkliches <strong>Arbeit</strong>en gelegt. Im Zentrum des Lernprojekts steht dabei das Fach<br />

Textilgestaltung. Eingeb<strong>und</strong>en werden zudem die Lernbereiche <strong>Wirtschaft</strong>, Politik, Deutsch,<br />

Mathematik <strong>und</strong> Datenverarbeitung.<br />

Die Umsetzung des Lernprojekts<br />

Das erste Lernprojekt hatte zwei Phasen: In <strong>der</strong> ersten Phase wählten <strong>und</strong> fertigten die<br />

Jugendlichen vorwiegend textile Gebrauchsgegenstände für einen Weihnachtsbasar <strong>und</strong>


50 <strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

organisierten die Vermarktung ihrer Produkte. Sie sollten etwas produzieren, was einen<br />

für sie einsehbaren Sinn erfüllte <strong>und</strong> ihnen die Chance gab, mit ihren Produkten an die<br />

„Öffentlichkeit“ zu treten <strong>und</strong> durch den Verkauf sogar Einnahmen für die Klassenkasse<br />

zu erzielen. In <strong>der</strong> zweiten Phase fertigen die Jugendlichen Textilien für ihren eigenen<br />

Gebrauch. Hier entstanden auf Wunsch <strong>der</strong> Jugendlichen Grillhandschuhe.<br />

Aus diesem Lernprojekt heraus entstand<br />

die Idee zum Aufbau eines<br />

schülerbetriebenen Second-Hand-<br />

Ladens, <strong>der</strong> ebenfalls die genannten<br />

Kompetenzebenen anspricht: ein solches<br />

Lernprojekt bietet praxisorientierte<br />

Lernzugänge <strong>und</strong> Anknüpfungspunkte<br />

an die Kreativität <strong>der</strong> Jugendlichen, es<br />

verlangt Fertigkeiten auf dem Feld <strong>der</strong><br />

Organisations- <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>splanung<br />

<strong>und</strong> nicht zuletzt trainiert es die<br />

Te<strong>am</strong>arbeit <strong>und</strong> die Übernahme<br />

von Verantwortung durch den<br />

Ernstcharakter <strong>der</strong> Aufgabe. Und auch in dieses Lernprojekt ließen sich Inhalte aus den<br />

verschiedenen Fächern wie Mathematik, Deutsch <strong>und</strong> Politik integrieren. Begonnen wurde<br />

mit diesem Lernprojekt im Herbst 2006. Die Eröffnung des Ladens fand <strong>am</strong> 15. April 2007<br />

mit einer großen Veranstaltung in <strong>der</strong> Schule statt, zu <strong>der</strong> auch die Presse eingeladen wurde<br />

<strong>und</strong> mehrere Artikel in <strong>der</strong> Zeitung erschienen. Lehrenden wie Lernenden war es wichtig,<br />

dass dieses Projekt auch Wege aus <strong>der</strong> Schule heraus findet.<br />

Die Stationen dieses <strong>Lernprojekte</strong>s sind in <strong>der</strong> Präsentation für den Transfer-Workshop<br />

beschrieben.<br />

‣ Vorstellung <strong>der</strong> Idee, Beschaffung<br />

eines ersten F<strong>und</strong>us an gebrauchter<br />

Kleidung<br />

‣ ein kahler, leerer Raum soll ein<br />

Laden werden, da sind<br />

Gestaltungsideen gefragt<br />

‣ Die Jugendlichen schwärmen aus<br />

für Erk<strong>und</strong>ungen in Second-Hand-<br />

Läden in Bremen-Nord, sie führen<br />

Interviews mit den Geschäftsinhabern<br />

<strong>und</strong> -inhaberinnen <strong>und</strong><br />

entwickeln eigene Ideen.


<strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

51<br />

‣ Die Lerngruppe hat viele Aufgaben <strong>und</strong> Fragen zu diskutieren <strong>und</strong> zu entscheiden:<br />

Wer sind unsere K<strong>und</strong>en, wie können wir das Angebot attraktiv gestalten, die Ware präsentieren?<br />

Wo bekommen wir gut erhaltene, gebrauchte Kleidung? Nach welchen Maßstäben<br />

wollen wir sie sortieren <strong>und</strong> sichten? Wie arbeiten wir diese Kleidung auf <strong>und</strong> wie pflegen<br />

<strong>und</strong> verschönern wir sie? Welche Näh- <strong>und</strong> Wäschepflege muss sein? Wie können wir<br />

unser Angebot ausweiten? Wie erreichen wir unsere (neue, mehr) K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> K<strong>und</strong>innen<br />

<strong>am</strong> besten?<br />

‣ Erarbeitung eines verbindlichen<br />

<strong>Arbeit</strong>splans, Festlegung <strong>der</strong><br />

Öffnungszeiten, Aufgabenteilung<br />

<strong>und</strong> Verantwortlichkeiten,<br />

aber auch den Schichtwechsel,<br />

die Kassenprüfung <strong>und</strong> das<br />

Aufräumen regeln<br />

‣ Öffentlichkeitsarbeit: Entwicklung<br />

von Werbeslogans sowie<br />

Entwurf <strong>und</strong> Verteilung von<br />

Rekl<strong>am</strong>e-Flyern in <strong>der</strong> Nachbarschaft<br />

<strong>und</strong> in <strong>der</strong> Schule<br />

‣ Ankündigung einer<br />

Eröffnungsfeier<br />

‣ Erstellung von Plakaten <strong>und</strong> Stellwänden für die große Eröffnungsfeier, Auswahl<br />

<strong>der</strong> Kleidungsstücke <strong>und</strong> <strong>der</strong> selbstgefertigten Ohrringe <strong>und</strong> Perlenarmbän<strong>der</strong> für<br />

die Eröffnung<br />

‣ Präsentation von Ergebnissen zu angrenzenden Fragestellungen aus dem Politikunterricht:<br />

u.a. „Klei<strong>der</strong> machen Leute - gestern <strong>und</strong> heute“; wo <strong>und</strong> unter welchen<br />

<strong>Arbeit</strong>sbedingungen wird Kleidung heute hergestellt?<br />

‣ Entwurf für einen Presseartikel<br />

‣ Durchführung <strong>der</strong> Eröffnungsfeier <strong>und</strong> Reflexion <strong>der</strong> Veranstaltung<br />

‣ Erarbeitung eines Internetauftritts, <strong>der</strong> über das Projekt informiert, durch die<br />

Medienfachleute <strong>der</strong> Lerngruppe (www.seggend-hand.de.ki)<br />

‣ Erarbeitung <strong>der</strong> Präsentation für den Transfer-Workshop im LIS<br />

Reflexion<br />

Die handwerkliche Gestaltung von textilen Objekten gibt den Jugendlichen die Chance,<br />

Motivationsbarrieren zu überwinden. Denn Textilien sind keine abstrakten Fakten, die<br />

mühs<strong>am</strong> kognitiv erschlossen werden müssen. Je<strong>der</strong> benutzt sie. Sie sind konkret erfahrbar.<br />

Die Jugendlichen haben den konkreten Nutzen ihrer <strong>Arbeit</strong> vor Augen. Sie sind gefor<strong>der</strong>t,


52 <strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

den Prozess <strong>der</strong> Verschönerung o<strong>der</strong> Herstellung ihrer Produkte selbständig zu planen <strong>und</strong><br />

können so ihre Planungskompetenz verbessern. Die Schüler <strong>und</strong> Schülerinnen können ihre<br />

Kreativität weiterentwickeln <strong>und</strong> eigene Gestaltungsideen in die Produkt(neu)gestaltung<br />

einbringen. Sie können durch den Erwerb handwerklicher Kompetenzen neues Vertrauen<br />

in ihre eigenen Fähigkeiten gewinnen. Die Lernenden identifizieren sich mit ihrem Laden<br />

<strong>und</strong> ihren Produkten <strong>und</strong> gewinnen durch die Würdigung ihrer Produkte durch Dritte an<br />

Selbstbewusstsein. Sie übernehmen Eigenverantwortung für ihre Produkte <strong>und</strong> Aufgaben,<br />

ihr Verantwortungsbewusstsein auch gegenüber <strong>der</strong> Gruppe wird gestärkt.<br />

Für die Beteiligten wird die Bedeutung<br />

von Te<strong>am</strong>arbeit ganz konkret erfahrbar:<br />

Die Jugendlichen lernen eigene Stärken<br />

<strong>und</strong> Schwächen besser einzuschätzen<br />

<strong>und</strong> lernen die Unterschiedlichkeit<br />

von Individuen als Zugewinn kennen.<br />

Sie entwickeln die Kompetenz weiter,<br />

eigene <strong>Arbeit</strong>sergebnisse angemessen<br />

zu präsentieren. Durch den<br />

fächerübergreifenden Ansatz können<br />

neue Lernzugänge zum Erwerb<br />

(schrift-)sprachlicher <strong>und</strong> mathematischer<br />

Kompetenzen geschaffen werden,<br />

denn für die Aufgaben sind<br />

Mengenbetrachtungen für ihre Material- <strong>und</strong> Preisberechnungen nötig, ebenso wie kommunikative<br />

Kompetenzen zur Vermittlung von Produktinformationen im K<strong>und</strong>engespräch.<br />

Für die Präsentation ihres Lernprojekts<br />

auf dem Transfer-Workshop im LIS<br />

wurde zum einen eine Auswahl<br />

von Kleidung <strong>und</strong> Schmuck mitgebracht<br />

<strong>und</strong> dekorativ ausgestellt,<br />

zum an<strong>der</strong>en konnten die Besucher<br />

<strong>und</strong> Besucherinnen anhand mehrerer<br />

Stellwände den Entstehungsprozess<br />

des Ladens nachvollziehen, denn die<br />

verschiedenen Stationen waren von<br />

<strong>der</strong> Lerngruppe selbst dokumentiert<br />

<strong>und</strong> fotografisch festgehalten worden.<br />

Darüber hinaus wurde die Website auf<br />

eine Leinwand projiziert. Dass sie ihre<br />

<strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> ihren Laden auf einer so großen Veranstaltung vorstellen konnten, motivierte<br />

zusätzlich, wie die Rückmeldungen <strong>der</strong> Schüler <strong>und</strong> Schülerinnen zu den Eindrücken <strong>und</strong>


<strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

53<br />

Erfahrungen, die sie auf <strong>der</strong> Transferveranstaltung gewonnen haben, deutlich zeigen:<br />

„Ich fand die Ausstellung sehr gelungen. Es hat mir <strong>und</strong> ich denke mal auch <strong>der</strong> ganzen<br />

Klasse sehr viel Spaß gemacht. Ich fand es auch gut, vor den vielen Leuten den Vortrag<br />

zu machen. Das hat mein Selbstbewusstsein sehr gestärkt. Die Vorträge von den an<strong>der</strong>en<br />

waren auch sehr aufschlussreich. Ich denke, dass man den Sinn des „Seggenhandladens“<br />

sehr gut verstanden hat, da wir die Vorträge sehr gut rübergebracht haben. Unter an<strong>der</strong>em<br />

fand ich es auch toll, dass es was zu essen gab.“<br />

„Ich fand die Ausstellung schon ganz okay, bis auf den Jungen <strong>der</strong> nebenan genervt hat.<br />

Das Telefonieren fand ich auch klasse. Ich war auf jeden einzelnen Mitschüler sehr stolz, alle<br />

haben gut mitgemacht. Die Leute von nebenan waren auch sehr nett, mit denen k<strong>am</strong> ich<br />

gut klar. Das Büffet fand ich auch sehr lecker. Also ich fand das schön, dass ich mitgefahren<br />

bin, ich würde so was gerne noch mal tun.“<br />

Die Klasse BFSG 06.1 des Schulzentrums Blumenthal<br />

präsentiert das Lernprojekt<br />

„Kreative Praktikumsauswertung“<br />

Projektbetreuung<br />

Birgit Detjen, Simone Schmiessek<br />

Projektbearbeitung<br />

Christina Bock, Sabrina Bolczyk, Dittmann Frauke, Mateus Goncz, Philip Halle,<br />

Gernot Henkel, Ayse Insel, Katja Kuhnke, Julia Orlowski, Mona Plifke, Natalia Riffel,<br />

Kristina Wagner, Marcel Zimmermann<br />

Die Lerngruppe<br />

Die Lerngruppe besteht aus 16 Jugendlichen, davon 4 männlich, im Alter von 17 bis 22<br />

Jahren. Die Voraussetzung zur Teilnahme <strong>am</strong> diesem Bildungsgang ist <strong>der</strong> Realschulabschluss,<br />

d.h. es handelt sich hier um eine vergleichsweise leistungsstarke Gruppe im Rahmen <strong>der</strong><br />

Zielgruppen des Projekts. Das Lern Wie<strong>der</strong>!-Te<strong>am</strong> bestand aus zwei Lehrerinnen mit den<br />

Fächern Deutsch <strong>und</strong> Gestaltung.


54 <strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

Das Projektvorhaben<br />

Während <strong>der</strong> einjährigen Berufsfachschule sind in <strong>der</strong> Regel zwei Praktikumsphasen vorgesehen.<br />

Die traditionellen Formen <strong>der</strong> Auswertung <strong>der</strong> individuellen Praktikumserfahrungen,<br />

wie Tagebücher <strong>und</strong> schriftliche Berichte, wollte diese Lerngruppe als selbstgestellte Aufgabe<br />

durch kreative Auswertungs- <strong>und</strong> Präsentationsformen ersetzen o<strong>der</strong> ergänzen.<br />

Die Umsetzung des Lernprojekts<br />

Nach dem ersten Praktikum im Zeitraum November bis Dezember 2006 entschied sich<br />

die Lerngruppe neue Wege in <strong>der</strong> Präsentation <strong>der</strong> Erlebnisse zu gehen: Die Schüler <strong>und</strong><br />

Schülerinnen erarbeiteten individuelle <strong>und</strong> kreative Präsentationen<br />

‣ als kleines Theaterstück, in das das Publikum, d.h. die Mitschüler <strong>und</strong> Mitschülerinnen<br />

einbezogen wurden<br />

‣ in Gedichtform<br />

‣ als Lebensmittel-Verkostung (Geschmackstest mit Testpersonen aus dem Publikum) in<br />

Verbindung mit einem Quiz<br />

‣ als Lese- <strong>und</strong> Märchenst<strong>und</strong>e<br />

‣ als nachgestellte Tagesabläufe unter Zuhilfenahme von berufsrelevanten Gerätschaften<br />

wie Urinal o<strong>der</strong> Zahnarztinstrumente


<strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

55<br />

‣ als Pantomime (ohne Worte)<br />

‣ als Adventskalen<strong>der</strong> in Form eines Hauses bzw. Wohnheims, mit vielen Fenstern <strong>und</strong><br />

Türen, die sich öffnen ließen<br />

‣ als Plakat<br />

‣ als geräumiges Modell auf einer Holzplatte (Tierheim zur „Begehung“)<br />

Die Ideen waren zahlreich <strong>und</strong> spannend. Der<br />

Präsentationstag in <strong>der</strong> Schule wurde fotografisch<br />

festgehalten <strong>und</strong> bildet den ersten Teil <strong>der</strong><br />

Präsentation auf dem Transfer-Workshop im LIS,<br />

insofern die Lerngruppe ein Beispiel, nämlich das<br />

Praktikum einer Schülerin im Tierheim, auswählte<br />

<strong>und</strong> dem Publikum vorstellte. Das zweite Praktikum<br />

im Frühjahr dieses Jahres hat die Lerngruppe ebenfalls<br />

kreativ ausgewertet. Statt <strong>der</strong> traditionellen<br />

Berichte wurden von den Schülern <strong>und</strong> Schülerinnen<br />

zunächst Interviews mit ausgewählten Personen<br />

geführt. Diese wurden aufgeschrieben <strong>und</strong> in <strong>der</strong><br />

Schülerzeitung „Egge-News“ veröffentlicht. Des<br />

Weiteren haben einige Schüler <strong>und</strong> Schülerinnen<br />

ihre Berufe in Form von „<strong>Markt</strong>schreiern“ verkauft,


56 <strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

d.h. sich in die Pose des vorlauten <strong>und</strong> offensiven Verkaufsstrategen geworfen <strong>und</strong> die Rolle<br />

eines überzeugten <strong>und</strong> überzeugen wollenden Propagandisten für die eigene Sache gespielt.<br />

In dieser Form wurden vier Pflegeberufe vorgestellt. Diese Präsentationsmethode sollte<br />

die Zuschauer <strong>und</strong> Zuschauerinnen fesseln <strong>und</strong> einnehmen, was auch gelang.<br />

Darüber hinaus haben die Jugendlichen mit Unterstützung eines Kunsttherapeuten ihre<br />

individuellen Praktikumserfahrungen in einem Bild dargestellt. Diese Bil<strong>der</strong>, es sind sechszehn<br />

an <strong>der</strong> Zahl im Format 50x50 cm, wurden im zweiten Schritt zu einem gemeins<strong>am</strong>en<br />

Gemälde „komponiert“. Jedes Bild erzählt eine Geschichte, zu jedem Bild gehört ein individueller,<br />

aber zentraler Gedanke, <strong>der</strong> die wichtigste Erfahrung aus dem Praktikum ausdrückt.<br />

Daraus entstand die Idee, zu den Bil<strong>der</strong>n tatsächlich eine Geschichte zu erzählen, die von<br />

einer „Reise durch das Praktikumsland <strong>der</strong> BFSG“ erzählt, die <strong>der</strong> kleine Junge n<strong>am</strong>ens<br />

Dietmar erlebt.<br />

Die Struktur <strong>und</strong> Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Vorträge ebenso wie die Mittel zur<br />

Veranschaulichung bestimmter Inhalte<br />

sind von dieser Lerngruppe sehr<br />

durchdacht, effektiv <strong>und</strong> einnehmend<br />

umgesetzt worden. Begleitend k<strong>am</strong>en<br />

darüber hinaus auch Powerpoint-<br />

Präsentationen zum Einsatz, die die<br />

Zuschauer <strong>und</strong> Zuschauerinnen durch<br />

die Vorträge <strong>und</strong> Demonstrationen<br />

leitete.


<strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

57<br />

Reflexion<br />

Die Intensität, mit <strong>der</strong> sich die Schüler <strong>und</strong> Schülerinnen mit ihren Erfahrungen sowie den<br />

Konsequenzen für ihre Berufswahl <strong>und</strong> ihre Bewerbungen beschäftigten, war hoch <strong>und</strong><br />

produktiv. Die Diskussionen <strong>und</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzungen mit den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> verschiedenen<br />

Berufe <strong>und</strong> persönlichen Interessen standen im Mittelpunkt. Wichtig war aber<br />

auch die Erprobung von neuen Ausdrucksformen <strong>und</strong> Selbstpräsentation <strong>und</strong> nicht zuletzt<br />

die För<strong>der</strong>ung von kreativer Schreibkompetenz.<br />

Die Klasse LAV / BOK des SZ Carl von Ossietzky Gewerbliche Lehranstalten<br />

Bremerhaven präsentiert das Lernprojekt<br />

„Internationale Frikadellen“ im Esscape<br />

Projektbetreuung<br />

Hela Bildau, Volker Hattendorf, Heiko Weber von Scheidt, Birgit Landsberg<br />

Projektbearbeitung<br />

Vanessa Fountain, Denise Hoffmann, Songül Kaya, Riad Khello,<br />

Christin Ostendorf, Elvira Selemi<br />

Die Lerngruppe<br />

Die Lerngruppe besteht aus 6 Jugendlichen, davon 2 männlich. Der Lehrgang bietet neben<br />

einer Berufsorientierung die Möglichkeit, den Hauptschulabschluss nachzuholen. Die<br />

Mehrzahl <strong>der</strong> Schüler <strong>und</strong> Schülerinnen kommen aus sozial schwachen F<strong>am</strong>ilien, haben<br />

einen erheblichen För<strong>der</strong>bedarf <strong>und</strong> sind schulmüde. In <strong>der</strong> Folge sind ihre individuellen<br />

Fähigkeiten <strong>und</strong> ihre Lernbereitschaft im Rahmen traditioneller Unterrichtsformen nur<br />

schwer zu aktivieren. Das Lehrgangskonzept stellt deshalb die Praxisorientierung in den<br />

Mittelpunkt, in dem die Jugendlichen an vier Tagen in <strong>der</strong> Woche in <strong>der</strong> schülerbetriebenen<br />

Kantine, dem „Esscape“, lernen <strong>und</strong> arbeiten. Sie bereiten dort täglich Frühstück <strong>und</strong><br />

Mittagstisch zu <strong>und</strong> verkaufen Speisen <strong>und</strong> Getränke. Das Lern wie<strong>der</strong>!-Te<strong>am</strong> besteht aus<br />

drei Lehrkräften, die sowohl in <strong>der</strong> Praxis als auch im Unterricht eingesetzt sind.


58 <strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

Das Projektvorhaben<br />

Die Projektidee besteht darin, den Gästen des „Esscape“ verschiedene Sorten von Frikadellen<br />

anzubieten, die jeweils etwas Landestypisches auszeichnet, wie etwa die benutzten Gewürze<br />

<strong>und</strong> Zutaten. Dabei zielt das Projekt darauf, die Selbständigkeit sowie die Identifikation<br />

mit dem „Esscape“ zu erhöhen, in dem die Lerngruppe Verantwortung übernimmt für<br />

die Erk<strong>und</strong>ung zu den verschiedenen Zubereitungsmög-lichkeiten dieser Speise, für die<br />

Auswahl <strong>der</strong> Rezepte, für die <strong>Arbeit</strong>splanung <strong>und</strong> den Einkauf, für die Zubereitung selbst<br />

<strong>und</strong> die Präsentation <strong>und</strong> letztendlich für den Entwurf eines K<strong>und</strong>enfragebogen <strong>und</strong> dessen<br />

Auswertung für mögliche Anregungen o<strong>der</strong> Verbesserungen. Die Möglichkeit eigene Ideen<br />

<strong>und</strong> Vorstellungen einzubringen<br />

zielt darauf, die<br />

Lernmotivation zu erhöhen<br />

Griechische Frikadellen (4 Personen)<br />

Ca. 30 Min.<br />

<strong>und</strong> die oft eher passive<br />

Haltung <strong>der</strong> Jugendlichen<br />

zum Lernangebot im<br />

Esscape zu verän<strong>der</strong>n.<br />

Wichtig ist aber auch<br />

die Lernhaltigkeit dieses<br />

<strong>Arbeit</strong>sgeräte:<br />

Vorhabens bezogen<br />

auf die Bedeutung einer<br />

guten <strong>Arbeit</strong>splanung<br />

<strong>und</strong> bezogen auf die<br />

K<strong>und</strong>enorientierung in<br />

Zutaten <strong>Arbeit</strong>sschritte<br />

einem Serviceberuf.<br />

½ Salatgurke<br />

waschen, putzen , klein schneiden<br />

½ rote Paprikaschote<br />

1 Glas grüne Oliven (ohne<br />

Steine)<br />

500g Magerquark<br />

600g Rin<strong>der</strong>hackfleisch<br />

1 Prise Salz<br />

1 Prise Pfeffer<br />

150g Vollmilchjogurt<br />

3 El Olvienöl<br />

1 Knoblauchzehe<br />

1 Fladenbrot<br />

1 Ei<br />

waschen, putzen, klein scheiden<br />

abgießen <strong>und</strong> in Würfel schneiden<br />

in Küchentuch ausdrücken<br />

in eine Schüssel geben<br />

unterrühren <strong>und</strong> abschmecken<br />

unterrühren <strong>und</strong> abschmecken<br />

in die Schüssel geben<br />

in <strong>der</strong> Pfanne erhitzen<br />

abschälen <strong>und</strong> klein hacken<br />

in Stücke schneiden<br />

zum Binden dazu geben<br />

Die Umsetzung des<br />

Lernprojekts<br />

Die Projektidee wird von<br />

den Lehrkräften vorgestellt<br />

<strong>und</strong> von <strong>der</strong> Lerngruppe<br />

angenommen. Die<br />

Jugendlichen diskutieren<br />

über die vielen Varianten<br />

von Frikadellen, die zubereitet<br />

werden könnten,<br />

wie z.B. griechische, italienische,<br />

türkische o<strong>der</strong><br />

syrische (arabische Falafel<br />

ohne Fleisch). Um heraus-


<strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

59<br />

zufinden, was denn das Typische im Sinne von Charakteristischem o<strong>der</strong> Kennzeichnendem<br />

an Speisen <strong>und</strong> Gerichten aus einem bestimmten Land sei, s<strong>am</strong>melten sie zunächst<br />

Informationen zu den Län<strong>der</strong>n. Die Ergebnisse haben die Jugendlichen im Anschluss daran<br />

auf Plakaten dargestellt, die bei <strong>der</strong> Präsentation im LIS den Hintergr<strong>und</strong> ihrer Stände bildeten,<br />

an denen die interessierte K<strong>und</strong>schaft die Frikadellen probieren, vergleichen <strong>und</strong><br />

bewerten durfte.<br />

Dann werden Rezeptbücher gewälzt o<strong>der</strong> im Internet Recherchen angestellt, um Material für<br />

die Auswahl zus<strong>am</strong>menzutragen. Im nächsten Schritt wählen die Schüler <strong>und</strong> Schülerinnen<br />

eine Frikadellensorte aus, für die sie jeweils zuständig sind, d.h. die sie ins Angebot auf-


60 <strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

nehmen <strong>und</strong> zubereiten wollen. Einkauf <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>splan wird gemeins<strong>am</strong> erledigt. Danach<br />

werden alle gewählten Rezepte im „Esscape“ zubereitet, wobei beson<strong>der</strong>es Augenmerk <strong>der</strong><br />

guten <strong>Arbeit</strong>svorbereitung gilt. Die verschiedenen internationalen Frikadellen werden auf<br />

dekorierten Platten serviert, gemeins<strong>am</strong> probiert <strong>und</strong> bewertet. Das Angebot umfasste:<br />

‣ eine italienische Frikadelle mit L<strong>am</strong>mhackfleisch <strong>und</strong> Parmesan<br />

‣ eine Falafel (syrisch) aus Kichererbsen mit Korian<strong>der</strong> <strong>und</strong> Kreuzkümmel<br />

‣ eine griechische Frikadelle mit Quark, Oliven, Gurke <strong>und</strong> Paprika<br />

‣ eine türkische Frikadelle, die Köfte, zur Hälfte aus L<strong>am</strong>mhackfleisch <strong>und</strong> Rin<strong>der</strong>hackfleisch<br />

mit Knoblauch<br />

‣ eine kroatische Cevapcici, länglich geformt mit Zwiebeln <strong>und</strong> Petersilie<br />

Der Herstellungsprozess wird im Esscape gefilmt <strong>und</strong> <strong>der</strong> entstandene Film bei <strong>der</strong><br />

Präsentation mit Musik unterlegt vorgeführt. Für die Präsentation im LIS haben die<br />

Jugendlichen ihre Frikadellen <strong>am</strong> Vortag zubereitet <strong>und</strong> in Kühlboxen verpackt, um sie den<br />

Gästen <strong>der</strong> Tagung zu servieren, die sie auch als Testpersonen ansprachen. Dazu haben<br />

sie kleine Texte vorbereitet, die Informationen zur Zubereitung sowie zu den Zutaten <strong>und</strong><br />

Gewürzen enthalten <strong>und</strong> ihren K<strong>und</strong>enfragebogen bereitgelegt.


<strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

61<br />

Reflexion<br />

Die Schüler/innen haben die Informationen, die sie über das Herkunftsland <strong>der</strong> Frikadellen<br />

an das Publikum ihrer Präsentation vermittelten, selbst erarbeitet <strong>und</strong> aufbereitet. Für einige<br />

Schüler/innen war es gleichzeitig ihr Heimatland. Weil gerade diesen Schüler/innen die<br />

Weitergabe von kulturellen Beson<strong>der</strong>heiten an die Mitglie<strong>der</strong> des <strong>Lernprojekte</strong>s <strong>und</strong> die<br />

Besucher <strong>der</strong> Präsentation sehr wichtig war, wurde <strong>der</strong> im Titel „Internationale Frikadellen“<br />

angelegte interkulturelle Aspekt eingelöst. Durch die beständige Beurteilung <strong>der</strong> Frikadellen<br />

in <strong>der</strong> Erprobungsphase als auch während <strong>der</strong> Präsentation lernten die Schüler/innen, auf<br />

Gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Bewertungen <strong>der</strong> Frikadellen durch die Gäste, Kritik als Anregung für die beständige<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Rezeptzus<strong>am</strong>menstellungen <strong>und</strong> Zubereitungsweisen umzusetzen.<br />

Das Selbstbewusstsein <strong>und</strong> die Lernbereitschaft <strong>der</strong> Schüler/innen wurden durch die <strong>Arbeit</strong><br />

im Lernprojekt <strong>und</strong> die anschließende Präsentation gestärkt. Neben <strong>der</strong> Einübung fachpraktischer<br />

Kompetenzen konnte die Medienkompetenz durch die Nutzung des Internets <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Anfertigung <strong>der</strong> selbstgestalteten Plakate für die Besucher geför<strong>der</strong>t werden. Ebenso<br />

verbesserten die Schüler/innen ihre sprachlichen Kompetenzen durch die Aufbereitung <strong>der</strong><br />

Informationen <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Darstellung.


62 <strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

Die Klasse EO5/3 <strong>der</strong> Kaufmännischen Lehranstalten Bremerhaven<br />

präsentiert das Lernprojekt<br />

Te<strong>am</strong>-Power-Spiel <strong>und</strong> Lernkartei<br />

Projektbetreuung<br />

Susanna Bransi, Katrin Molthan<br />

Projektbearbeitung<br />

Anna Andreev, Eugenia Grünwald, Tatjana Maatz, Nico Galwas,<br />

Patrick Pleuß, Kevin Stolze<br />

Die Lerngruppe<br />

Die Lerngruppe besteht aus 20 Auszubildenden, davon XX männlich. Die Ausbildungsbetriebe<br />

verteilen sich über ein großes Spektrum an Einzelhandelsunternehmen, es<br />

reicht von kleinen Geschäften wie einer Tankstelle o<strong>der</strong> Zoohandlung bis hin zu großen<br />

Lebensmittelketten <strong>und</strong> Discountern.<br />

Das Projektvorhaben<br />

Die Ausbildungsinhalte <strong>der</strong> zwei bzw. dreijährigen Ausbildung im Einzelhandel, die in <strong>der</strong><br />

Berufsschule vermitteln werden müssen, sind in den letzten Jahren reformiert <strong>und</strong> in 10<br />

Lernfel<strong>der</strong> geglie<strong>der</strong>t worden. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> entstand die Idee zur Herstellung einer<br />

mit den Ausbildungsjahren stets wachsenden Lernkartei durch die Auszubildenden selbst.<br />

Der Lernstoff kann nach Lernfel<strong>der</strong>n geglie<strong>der</strong>t in Form von Frage- <strong>und</strong> Antwortkarten aufbereitet<br />

werden <strong>und</strong> auf diese Weise sowohl <strong>der</strong> Vorbereitung auf Klassenarbeiten als auch<br />

<strong>der</strong> Prüfungsvorbereitung dienen. Vorteil dieser Methode ist zudem, dass <strong>der</strong> Stoff von den<br />

Auszubildenden selbst kurz <strong>und</strong> prägnant herausgearbeitet, auf das inhaltlich Wesentliche<br />

reduziert <strong>und</strong> verständlich formuliert werden muss, d<strong>am</strong>it die Karten für die genannten<br />

Zwecke auch nützlich sind. Ein solches Vorgehen bringt es notwendigerweise mit sich, dass<br />

die Auszubildenden sich intensiv <strong>und</strong> reflektierend mit den Inhalten befassen, den Lernstoff<br />

erarbeiten <strong>und</strong> durchdringen müssen, statt nur auswendig zu lernen o<strong>der</strong> mechanisch<br />

zu pauken.


<strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

63<br />

Die Umsetzung des Lernprojekts<br />

Um den Einstieg in die Erstellung einer<br />

Lernkartei zu erleichtern, wurde das<br />

Te<strong>am</strong>power-Spiel angeschafft <strong>und</strong> eingesetzt.<br />

Dieses preisgekrönte pädagogische Spiel<br />

funktioniert ebenfalls mit Fragekarten, wobei<br />

nicht einfach nur Antworten gegeben werden<br />

müssen, son<strong>der</strong>n auch Einschätzungen<br />

von Stärken <strong>und</strong> Schwächen <strong>der</strong> Mitspieler<br />

<strong>und</strong> Mitspielerinnen eine wichtige Rolle für<br />

den Erfolg im Spielverlauf haben. Die in<br />

diesem Spiel vorgegebenen Fragenkarten<br />

wurden als Vorlagen bzw. exemplarisch für<br />

gute Formulierung <strong>und</strong> Fragetechniken eingeführt.<br />

Das Spiel wurde zunächst zweimal<br />

im Unterricht gespielt. Im nächsten<br />

Schritt wurden die vorhandenen Spielkarten<br />

mit Blankokarten ergänzt, auf denen die<br />

Auszubildenden berufsfachliche Fragen bezogen auf die aktuell im Unterricht behandelten<br />

Themen festhielten. Das diente <strong>der</strong> Übung für effektive Strategien zur Anfertigung <strong>der</strong><br />

Karten für die Lernkartei. Für die Präsentation auf dem Transfer-Workshop im LIS hat die<br />

Mehrzahl <strong>der</strong> Auszubildenden von ihren <strong>Arbeit</strong>gebern keine Freistellung erhalten, sodass<br />

nur eine kleine Gruppe kommen konnte, um über die fortlaufende <strong>Arbeit</strong> an <strong>und</strong> mit <strong>der</strong><br />

Lernkartei zu berichten.<br />

Reflexion<br />

„Es war eine gute Alternative zum normalen Unterricht. Unsere Te<strong>am</strong>fähigkeit wurde<br />

gestärkt. Da wir die Fragen selber formuliert haben, hatten wir einen besseren Lernerfolg.<br />

Dabei haben wir gemerkt, dass das Überlegen <strong>und</strong> Formulieren von Fragen schwerer ist als<br />

sie zu beantworten. Das Spiel <strong>und</strong> die Vorbereitung dazu haben Spaß gemacht.


64 <strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

Die Klassen „Konstruktionsmechaniker“ KM 04-2 <strong>und</strong> KMI 04-1/2<br />

<strong>der</strong> Berufsschule für Metalltechnik präsentieren die <strong>Lernprojekte</strong><br />

1. Powerpoint-Präsentation: Vorstellung <strong>der</strong> Berufsausbildung zum<br />

Konstruktionsmechaniker / zur Konstruktionsmechanikerin<br />

2. Abdeckhauben – kooperative Gruppenarbeit<br />

Projektbetreuung<br />

Andrea Fidan, Ralf Burfeind, Ralf Giesler<br />

Die Lerngruppe<br />

Die Klasse KM 04/2, Schüler des 3. Ausbildungsjahres zum Konstruktionsmechaniker, wurde<br />

aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Vorerfahrungen mit <strong>der</strong> ersten Durchführung des Lernprojekts „Ausbildung<br />

zum/zur Konstruktionsmechaniker/in – Vollzeitschüler erstellen eine digitale Präsentation<br />

über ihre Berufsausbildung“ ausgewählt, um bei <strong>der</strong> Fortsetzung des Projektes mit dem<br />

neuen Schwerpunkt „Kooperatives Lernen“ mitzuarbeiten.<br />

Die Klasse besteht aus 14 männlichen Vollzeitschülern des 3. Ausbildungsjahres im<br />

Alter von 18-25 Jahren, sechs von ihnen Migranten bzw. mit Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

Ihren Hauptschulabschluss haben sie im Rahmen des zweijährigen Bildungsganges<br />

Berufseingangsstufe <strong>der</strong> Berufsfachschule erworben. Acht Schüler haben an <strong>der</strong> Durchführung<br />

des ersten Lernprojekts teilgenommen. Ihnen ist <strong>der</strong> Umgang mit PowerPoint vertraut <strong>und</strong><br />

sie haben bereits mit dem Fragebogen Wie Lerne Ich? WLI – Schule zur Reflexion <strong>und</strong><br />

Verbesserung ihrer Lernstrategien gearbeitet. Die sechs neuen Schüler müssen an beide<br />

Inhalte noch herangeführt werden.<br />

Das Projektvorhaben<br />

Im Lernprojekt wurde eine Homepage inhaltlich geplant <strong>und</strong> technisch realisiert, die die<br />

Ausbildung zum Konstruktionsmechaniker an <strong>der</strong> Berufsschule für Metalltechnik darstellt<br />

– aus <strong>der</strong> Perspektive <strong>der</strong> Schüler des 3. Ausbildungsjahres. Wesentliche Elemente sind<br />

ein Klassenfoto aller Schüler, das mit den persönlichen Lebensläufen hinterlegt ist, Fotos<br />

<strong>der</strong> verschiedenen Ausbildungsstätten <strong>und</strong> Maschinen, <strong>der</strong>en fachgerechte Benutzung Teil<br />

<br />

Metzger, Christoph: WLI-Schule. Wie lerne ich? Eine Anleitung zum erfolgreichen Lernen für Mittelschulen <strong>und</strong><br />

Berufsschulen mit beigelegtem Fragebogen. Aarau (6. unv. Aufl.) 2006. WLI-Fragebogen mit Anwendungsbeispielen<br />

<strong>und</strong> Kommentaren s.a. Clasen, H., H<strong>am</strong>mer, G., Hübner, N., Kostov, I.K: Wie lernt man, wie man lernt?<br />

Reflexionsmethoden für Jugendliche mit beson<strong>der</strong>em För<strong>der</strong>bedarf, IAW 2007


<strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

65<br />

<strong>der</strong> Ausbildung ist, Fotos von hergestellten Produkten <strong>der</strong> Klasse wie Außentreppe <strong>und</strong><br />

Gelän<strong>der</strong> <strong>und</strong> eine Übersicht über die Ausbildung. Im Lernprojekt wird die Aufarbeitung<br />

biografischer Bezüge <strong>der</strong> Schüler an Inhalten <strong>der</strong> Ausbildung <strong>und</strong> mit Blick auf berufliche<br />

Perspektiven - auch bezüglich zukünftiger Bewerbungssituationen - durchgeführt. Die technische<br />

Realisierung wurde mit Blick auf die Erweiterung <strong>der</strong> Medienkompetenz (Internet,<br />

digitale Fotografie, PowerPoint) geplant.<br />

Unsere Berufsausbildung<br />

zum Konstruktionsmechaniker<br />

an <strong>der</strong> Berufsschule für Metalltechnik<br />

Unsere Klasse<br />

KM 04/2<br />

Unser<br />

Wochenst<strong>und</strong>enplan im<br />

3. Ausbildungsjahr<br />

Unsere beiden<br />

Betriebspraktika<br />

Unsere typischen<br />

Ausbildungstätigkeiten<br />

Unsere Schweißausbildung<br />

Unser Theorieunterricht<br />

Unsere Projekte<br />

Lehrgänge<br />

(Zerspanung)<br />

Unsere<br />

Berufsausbildung<br />

Ausbildungsordnung<br />

für den<br />

Konstruktionsmechaniker<br />

Ausbildungsvorbereitung<br />

<strong>und</strong><br />

Berufsausbildung<br />

an <strong>der</strong> BfM<br />

Gabelstabler-<br />

Führerschein<br />

Die Umsetzung des Lernprojekts<br />

Um die vorhandenen Lernunterschiede soweit wie möglich auszugleichen wurden in einem<br />

Vorprojekt Flächenberechnungen in Verbindung mit den Gr<strong>und</strong>lagen von PowerPoint<br />

erarbeitet. Das sogenannte Hauptprojekt – „Ausbildung zum Konstruktionsmechaniker -<br />

Vollzeitschüler erstellen eine digitale Präsentation über ihre Berufsausbildung“ – war in fünf<br />

Phasen geglie<strong>der</strong>t:


66 <strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

Anwendung des WLI-Fragebogens<br />

Die <strong>Arbeit</strong> mit den Ergebnissen des WLI-Fragebogens stellte für die Gruppe <strong>der</strong> Schüler,<br />

die schon <strong>am</strong> ersten Durchgang des Lernprojekts teilgenommen haben die bewusste<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung mit Stärken <strong>und</strong> Schwächen eigenen Lernverhaltens <strong>und</strong> seiner<br />

Entwicklung im letzten Lernprojekt dar. Mit ihnen wurden Einzelgespräche geführt, in<br />

denen ausgehend vom Ergebnis <strong>der</strong> Fragebogenauswertung die individuelle Entwicklung<br />

des letzten Schulhalbjahres besprochen wurde <strong>und</strong> Strategien <strong>und</strong> Ziele für das zweite<br />

Lernprojekt erarbeitet wurden. Für die Gruppe <strong>der</strong> neuen Schüler bedeutete die Anwendung<br />

des WLI-Fragebogens den Einstieg in die Fragestellung, wie sie selbst ihr eigenes<br />

Lernverhalten beurteilen, wo sie Stärken <strong>und</strong> wo sie Schwächen sehen. Im Anschluß an die<br />

Bearbeitung des WLI-Fragebogens wurden mit ihnen auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage einer visualisierten<br />

Ergebnisdarstellung Absprachen über Verän<strong>der</strong>ungswünsche <strong>und</strong> –möglichkeiten für ihr<br />

Lern- <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>sverhalten getroffen.<br />

Erstellen <strong>der</strong> Lebensläufe<br />

Für die Erstellung <strong>der</strong> persönlichen Lebenslaufe wurde in den gleichen Gruppen wie zuvor<br />

gearbeitet. Für den eigenen Lebenslauf sind die Schüler die Experten <strong>und</strong> können individuell<br />

bestimmen, welche Inhalte ihnen für die eigene Darstellung auf <strong>der</strong> Homepage wichtig<br />

sind. Dadurch wird eine Auseinan<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> eigenen Biografie in Gang gesetzt<br />

<strong>und</strong> ein Bewusstsein dafür geschaffen, mit welchen Werten sich die Schüler identifizieren<br />

(z.B.: Hobbys, F<strong>am</strong>ilie, Herkunft, Ziele).<br />

Durch den Austausch untereinan<strong>der</strong> über die individuellen Lebenswege werden die Schüler<br />

auf unterschiedliche Wertvorstellungen <strong>und</strong> Perspektiven aufmerks<strong>am</strong>. Dadurch können sie<br />

einerseits die Inhalte, Normen <strong>und</strong> Werte vergleichen <strong>und</strong> sich selbst positionieren, an<strong>der</strong>erseits<br />

erhalten sie auch Anregungen für ihre eigene Perspektive <strong>und</strong> vielleicht sogar für<br />

eigene Lebensziele. Durch die Gruppenarbeit zur eigenen Lebensgeschichte lernten sich die<br />

Schüler näher kennen <strong>und</strong> das Klassenklima wurde verbessert. In den Reflexionsgesprächen<br />

wurde die Gruppenarbeit positiv bewertet, sie habe Ideen <strong>und</strong> Anregungen gebracht.<br />

Kommentare <strong>der</strong> Schüler: „Mit dem Fragebogen <strong>und</strong> mit <strong>der</strong> klaren Aufgabenstellung <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Einteilung <strong>der</strong> Gruppenmitglie<strong>der</strong> hat es Spaß gemacht, mich mit <strong>der</strong> CD (gemeint<br />

ist die CD mit <strong>der</strong> Präsentation, die im ersten Durchgang des Lernprojekts entstanden<br />

war) wie<strong>der</strong> auseinan<strong>der</strong>zusetzen“. „Ohne die ‚alten Schüler’ wäre ich gar nicht mit <strong>der</strong><br />

CD zurechtgekommen <strong>und</strong> hätte gar nichts gef<strong>und</strong>en. Ich habe schon Ideen für meinen<br />

Lebenslauf.“<br />

Verbesserungsvorschläge für die vorhandene Präsentation<br />

In <strong>der</strong> folgenden Gruppenarbeit sollten die Schüler die aus dem ersten Lernprojektdurchgang<br />

vorhandene PowerPoint-Präsentation bewerten <strong>und</strong> Verbesserungsvorschläge s<strong>am</strong>meln


<strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

67<br />

(z.B.: Neue Themen, vorhandene Themen überarbeiten usw.). Dabei sollten sie sich überlegen,<br />

welche Medien sie nutzen wollen, welche zusätzlichen Texte geschrieben werden<br />

müssen, welche außerschulischen Orte besucht werden müssen <strong>und</strong> wer für welche<br />

Themen die Verantwortung übernimmt. Die Schüler sollten sich einzelnen Schwerpunkten<br />

zuordnen. Drei bis vier Schüler bearbeiteten in einer Gruppe ein Thema, wobei alte <strong>und</strong><br />

neue Schüler gemischt wurden. Innerhalb <strong>der</strong> Gruppen sollten Diskussionsprozesse über die<br />

verschiedenen Ideen <strong>und</strong> Punkte, die zu einem Thema gehören, <strong>und</strong> über Möglichkeiten<br />

<strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> Themen erfolgen. In den Gruppen wurden Rollen wie Gruppensprecher,<br />

<strong>der</strong> die Kommunikation zwischen den Gruppen in Gang hält, <strong>und</strong> Beobachter, <strong>der</strong> Material<br />

für die Reflexion s<strong>am</strong>melt, eingesetzt.<br />

Ausarbeitung <strong>der</strong> festgelegten Themen<br />

Die Schüler sollten in ihren Gruppen die einzelnen, diskutierten Themen erarbeiten. Für<br />

die Umsetzung <strong>der</strong> eigenen Ideen zu einem Thema musste die Gruppe einen <strong>Arbeit</strong>splan<br />

mit einer Aufgabenverteilung <strong>und</strong> einer Zeitleiste erstellen. Die Gruppe traf auch die<br />

Entscheidungen über zu nutzende Medien. Weiterhin mussten die Ziele für die Erstellung<br />

des Produktes benannt werden, wodurch das Ergebnis <strong>am</strong> Ende <strong>der</strong> Gruppenarbeit<br />

bewertet werden sollte. Die neuen <strong>und</strong> die zu überarbeitenden Themen wurden von den<br />

Gruppensprechern <strong>der</strong> ges<strong>am</strong>ten Klasse vorgestellt.<br />

Einzelne Gruppenmitglie<strong>der</strong> übernahmen Teilaufgaben <strong>und</strong> besprachen die Inhalte untereinan<strong>der</strong>,<br />

bearbeiteten sie <strong>und</strong> stellten die (Zwischen-) Ergebnisse ihrer Gruppe vor. Nachdem<br />

die Produkte in den Gruppen fertiggestellt worden waren, wurden sie <strong>der</strong> ges<strong>am</strong>ten<br />

Klasse vorgestellt. Da das den Gruppen vorher bekannt war, wurde dadurch eine höhere<br />

Identifikation mit dem Produkt erreicht. Bei einer kritischen Bewertung durch die Mitschüler<br />

sollten sie ggf. Position für ihr Produkt beziehen. Die Kritikfähigkeit innerhalb <strong>der</strong> Klasse<br />

sollte dadurch gesteigert werden.<br />

Fertigstellung <strong>der</strong> Präsentation<br />

Jeweils ein Schüler je<strong>der</strong> Gruppe sollte die neuen <strong>und</strong> überarbeiteten Inhalte zur<br />

Ges<strong>am</strong>tpräsentation hinzufügen <strong>und</strong> danach die Verlinkung <strong>der</strong> einzelnen Punkte <strong>und</strong><br />

Themen fertigstellen. Die Zus<strong>am</strong>menführung <strong>der</strong> einzelnen Punkte <strong>und</strong> die Erstellung <strong>der</strong><br />

PowerPoint-Präsentation auf einer CD kann aus organisatorischen Gründen nicht von allen<br />

Schülern gemeins<strong>am</strong> erstellt werden. Von daher musste aus je<strong>der</strong> Gruppe jeweils ein Schüler<br />

in das CD-Erstellungste<strong>am</strong> bestellt werden. Eine Abstimmung über diese Funktion musste<br />

gruppenintern erfolgen. Das von dem jeweiligen Gruppente<strong>am</strong> entsendete Te<strong>am</strong>mitglied<br />

übernimmt Verantwortung für die ges<strong>am</strong>ten Inhalte <strong>der</strong> Gruppe. Die Präsentation wurde<br />

auf CD gebrannt <strong>und</strong> jedem Schüler überreicht.


68 <strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

Reflexion <strong>der</strong> Ergebnisse <strong>und</strong> <strong>der</strong> Gruppenarbeit<br />

Nachdem die einzelnen <strong>Arbeit</strong>sgruppen ihre Inhalte auf <strong>der</strong> CD <strong>der</strong> Klasse vorgestellt<br />

hatten wurde deutlich, dass sie sehr stolz auf ihre Ergebnisse waren. Die anschließende<br />

Reflexion über die persönlichen Lernergebnisse, über die Gruppenarbeit <strong>und</strong> über die Frage<br />

<strong>der</strong> nachlassenden Motivation ergab folgendes Bild. Positiv wurde zuerst das Erlernen <strong>der</strong><br />

PowerPoint-Software genannt, dann das selbstständige Erarbeiten von Inhalten mithilfe<br />

von Medien wie Internet, digitaler Fototechnik etc. <strong>und</strong> als Drittes das gegenseitige Helfen<br />

in <strong>der</strong> Gruppe o<strong>der</strong> auch in <strong>der</strong> Klasse. Generell wurde die Anfangsphase <strong>der</strong> Gruppenarbeit<br />

von den Schülern positiv bewertet. Beim eigenständigen Abarbeiten <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>saufträge<br />

wurde die Kommunikation in <strong>der</strong> Gruppe nicht mehr so gut bewertet. Als Gründe dafür<br />

wurden zum einen die eigene Unsicherheit genannt, ob die erzielten Ergebnisse gut<br />

genug wären, zum an<strong>der</strong>en wurde darauf hingewiesen, dass durch das Fehlen einzelner<br />

Gruppenmitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Ist-Zustand häufiger unklar war.<br />

Kommentare <strong>der</strong> Schüler:<br />

„PowerPoint kann ich jetzt noch besser. Ich weiß, wo ich im Internet suchen muss, wenn<br />

ich Material brauche <strong>und</strong> wenn ich nicht weiter wusste, konnte ich bei meinem Nachbarn<br />

nachfragen“.<br />

„Zu Anfang wusste je<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Gruppe was er machen sollte, aber später beim Erarbeiten<br />

<strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>saufträge, wusste ich gar nicht ob ich die Fragen schon gut genug beantwortet<br />

hatte. Die an<strong>der</strong>en Gruppenmitglie<strong>der</strong> haben mir auch keine Antwort gegeben. Zeitweise<br />

war ich alleine <strong>und</strong> die an<strong>der</strong>en Gruppenmitglie<strong>der</strong> waren nicht da, woher sollte ich wissen,<br />

was die schon gemacht haben“.<br />

Unsere Klasse KM 04/2<br />

Lehrgänge Bil<strong>der</strong><br />

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<strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

69<br />

Unsere Schweißausbildung<br />

Berufsschule für Metalltechnik<br />

Reiherstraße 86 <strong>und</strong> Bevenser Straße 5<br />

Lebenslanges Lernen / Weiterbildung<br />

Bildungsgangstruktur:<br />

SS KlV Berufe<br />

• Ausbildung:<br />

• Die Schweißausbildung beginnt im 1. Ausbildungsjahr<br />

• <strong>und</strong> geht bis zum Ende <strong>der</strong> Ausbildung.<br />

• Man lernt die Maschinen <strong>und</strong> verschiedene<br />

• Schweißverfahren kennen.<br />

•<br />

•<br />

• Prüfung:<br />

• Die Prüfung ist <strong>am</strong> Ende des 3. Ausbildungsjahres.<br />

• Für die Schweißprüfung für MAG 135 muss man<br />

• Kehlnaht steigend <strong>und</strong> V- naht mit Wurzel, Füll <strong>und</strong><br />

• Decklage schweißen können.<br />

• Bei Elektrode 111 sind die Prüfungen gleich.<br />

4. Ausb.-<br />

Jahr 14<br />

3. Ausb.-<br />

Jahr 13<br />

2. Ausb.-<br />

Jahr 12<br />

1. Ausb.-<br />

Jahr<br />

11<br />

0. Ausb.-<br />

Jahr 10<br />

9<br />

8<br />

7<br />

K<strong>am</strong>merprüfung K<strong>am</strong>merprüfung<br />

BFS/qu Fachstufe<br />

BFS/qu Fachstufe<br />

BFS/qu Fachstufe<br />

B/BFS (BGJ-s) 2-<br />

jähriger Bildungsgang<br />

B/BFS (Ausbildungsvorbereitung)<br />

HS-Abschluß<br />

Beratung Sek I / BS durch Beratungslehrer in den:<br />

* Schulzentren des Sek<strong>und</strong>arbereiches I<br />

* Ges<strong>am</strong>tschulen<br />

* Son<strong>der</strong>schulen<br />

* Seiteneinsteiger (z.B. Sprachanfänger)<br />

Verb<strong>und</strong>system<br />

zwischen Betrieben<br />

<strong>und</strong><br />

Produktionsschule<br />

Einstieg<br />

duale Ausbildung<br />

BS-Teilzeit<br />

4. Jahr (dual)<br />

BS-Teilzeit<br />

3. Jahr (dual)<br />

BS-Teilzeit<br />

2. Jahr (dual)<br />

BS-Teilzeit<br />

1. Jahr (dual)<br />

Sek. I<br />

Werkstattphasen<br />

14<br />

13<br />

12<br />

11<br />

10<br />

9<br />

8<br />

7<br />

Teilzeit Vollzeit<br />

117 8 BFS/qu<br />

77 5 B/BFS 2. Jahr<br />

78 5 B/BFS 1. Jahr<br />

18 1 BGJ<br />

36 2 BFS<br />

21 1 KMAU<br />

109 6 KMMS<br />

27 2 AMST/KMST<br />

96 6 MBKT<br />

27 2 MEBE<br />

606 38 Ges<strong>am</strong>t<br />

Legende Bildungsgänge:<br />

BFS/qu = Berufsfachschule mit berufsqualifizierendem<br />

Abschluss<br />

B/BFS = Berufseingangsstufe/<br />

Berufsfachschule<br />

BGJ = Berufsgr<strong>und</strong>bildungsjahr Metall<br />

BFS = Berufsfachschule Technik<br />

Legende Berufsbezeichnungen:<br />

KM = Konstruktionsmechaniker<br />

AM = Anlagenmechnaiker<br />

IM = Industriemechaniker<br />

MB = Metallbauer<br />

MEBE= Metallbearbeiter<br />

Fachrichtungen(Teilzeit):<br />

MS = Metall- u. Schiffbautechnik<br />

AU = Ausrüstungstechnik<br />

ST = Schweißtechnik<br />

KT = Konstruktiontechnik<br />

Struktur <strong>der</strong> Bildungsgänge<br />

Unser typischen Ausbildungstätigkeiten<br />

Unser typischen Ausbildungstätigkeiten


70 <strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

Die Klasse B/BFS 2, Berufsfeld IX des Schulzentrums Alwin-Lonke-Straße<br />

präsentiert das Lernprojekt<br />

„Schülerfirma“ für Maleraufträge an <strong>der</strong> Alwin-Lonke-Straße<br />

Projektbetreuung<br />

Kai Garbade<br />

Projektbearbeitung<br />

Michéle Löbbert, Florian Kochan, Patrick Plazewski<br />

Die Lerngruppe<br />

An dem Lernprojekt „Schülerfirma“ waren 14 Schüler <strong>und</strong><br />

1 Schülerin im Alter zwischen 17 <strong>und</strong> 19 Jahren beteiligt.<br />

Sechs von ihnen haben einen Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

Sie besuchten die zweijährige Berufseingangsstufe<br />

<strong>der</strong> Berufsfachschule im Berufsfeld Farbtechnik <strong>und</strong><br />

Raumgestaltung. Der Bildungsgang verbindet den Erwerb<br />

des Hauptschulabschlusses mit <strong>der</strong> Vermittlung von<br />

Berufsreife.<br />

Das Projektvorhaben<br />

In Anlehnung an den Rahmenlehrplan des Lernfelds<br />

Farbtechnik <strong>und</strong> Raumgestaltung war die Idee des<br />

Lernprojekts, handlungsorientierte Lernsituationen herzustellen.<br />

Passend zum Konzept von <strong>Lernprojekte</strong>n, das<br />

Lernen an die Durchführung von realen Aufträgen mit<br />

Ernstcharakter binden möchte, macht die „Schülerfirma“<br />

alle Phasen <strong>der</strong> Auftragsbearbeitung von <strong>der</strong> Akquisition<br />

des Auftrags bis zur Abnahme <strong>der</strong> Baustelle durch<br />

den K<strong>und</strong>en/die K<strong>und</strong>in zum Gegenstand des Lernens.<br />

Sowohl Aufträge wie <strong>der</strong> Entwurf eines Logos für den<br />

Gr<strong>am</strong>bker Jugendclub <strong>und</strong> <strong>der</strong> Bau einer Schildanlage<br />

den die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler selbst akquiriert haben,<br />

als auch Aufträge des Schulzentrums Alwin-Lonke-Straße<br />

wurden erfolgreich gemeistert.


<strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

71<br />

Umsetzung <strong>und</strong> Ergebnis des Lernprojekts<br />

Im Schuljahr 2006/2007 war die Durchführung des Lernprojekts auf den Schwerpunkt<br />

kooperatives Lernen ausgerichtet. Insofern waren zunächst Schritte wie Einführung von<br />

Gruppenarbeit, Vorstellung <strong>der</strong> Aufgaben, Gruppenbildung, <strong>und</strong> Rollenverteilung in <strong>der</strong><br />

Gruppe (Gruppensprecher, Zeitwächter, Protokollant etc.) zu bewältigen. Beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong><br />

Gruppenbildung wurde große Aufmerks<strong>am</strong>keit gewidmet, weil bestehende Sympathie<br />

zwischen den verschiedenen Gruppenmitglie<strong>der</strong>n für die Motivation <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sgruppe<br />

<strong>und</strong> die Tragfähigkeit <strong>der</strong> Binnenstruktur <strong>der</strong> Gruppen von großer Bedeutung ist. Konflikte,<br />

die aus außerschulischen Beziehungen entstehen o<strong>der</strong> auch in den Gruppen eskalierende<br />

Konflikte wie z.B. die Weigerung, eine Frau als Gruppensprecherin zu akzeptieren, können<br />

mitunter nicht innerhalb <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sgruppe bearbeitet werden, son<strong>der</strong>n müssen bei <strong>der</strong><br />

Gruppenbildung beachtet werden. Für die Bearbeitung solcher Konfliktkonstellationen muss<br />

dann ein an<strong>der</strong>er Rahmen gesucht werden.<br />

Die <strong>Arbeit</strong>sgruppen, die die Phase <strong>der</strong> Gruppenbildung („storming“) erfolgreich durchlaufen<br />

haben, zeigten bei den Schritten Baustellenbegehung, Aufmaß, <strong>Arbeit</strong>s- <strong>und</strong> Materialplanung,<br />

Baustelleneinrichtung, –durchführung <strong>und</strong> –abnahme eine gute „Performance“. Der Punkt<br />

Baustellenkalkulation blieb wegen schwacher Mathematikkenntnisse, die sich im Verlauf<br />

des Lernprojekts nicht beheben ließen, ein offenes Problem.<br />

Folgen<strong>der</strong> Dialog aus <strong>der</strong> Reflexionsphase wirft ein Schlaglicht auf die Bewertung des<br />

Lernprojekts durch die Schüler <strong>und</strong> Schülerin:<br />

Frage<br />

„Was habt ihr bei den <strong>Lernprojekte</strong>n gelernt? Was hat euch bei den <strong>Arbeit</strong>en an den<br />

Projekten gefallen?“<br />

Antwort<br />

„Wir sind selbstständiger geworden.“<br />

Frage<br />

„Woran habt ihr denn gemerkt, dass ihr selbstständiger geworden seid?“<br />

Antwort<br />

„Wir können unsere <strong>Arbeit</strong> besser organisieren. Wir planen die <strong>Arbeit</strong>szeit <strong>und</strong> die<br />

Pausen selber.“<br />

Und:<br />

„Die an<strong>der</strong>en haben mich gefragt <strong>und</strong> nicht den Lehrmeister, wenn sie was nicht verstanden<br />

haben, weil ich immer da war <strong>und</strong> Bescheid wusste.“<br />

Frage<br />

„Wenn die vorhin genannten Probleme nicht auftreten würden – alle kommen, regelmäßig<br />

<strong>und</strong> pünktlich – würdet ihr dann wie<strong>der</strong> Gruppenarbeit <strong>und</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

machen wollen?“


72 <strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

Antwort<br />

„Ich will nicht nochmal. Ich krieg das zu zweit o<strong>der</strong> allein besser hin. Mit <strong>der</strong> Gruppe ist<br />

mir zuviel Unruhe drin.“<br />

Und:<br />

„Wenn wir die Gruppen selbst zus<strong>am</strong>menstellen könnten, dann würden wir es wie<strong>der</strong><br />

machen.“<br />

Und:<br />

„Wie<strong>der</strong> mit den Leuten, mit denen wir jetzt gearbeitet haben.“<br />

Präsentation des Projekts auf dem Transfer-Workshop<br />

Das Projekt auf einem großen Workshop in <strong>der</strong> Öffentlichkeit vorzustellen war etwas,<br />

was den beteiligten Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern ganz fern lag. So wurde gemeins<strong>am</strong> überlegt,<br />

was man tun könnte, um den Jugendlichen die Angst davor zu nehmen, dass einem<br />

nichts einfällt, dass man etwas Dummes sagt o<strong>der</strong> einfach blöd dasteht. So wurde die Idee<br />

entwickelt, einen kleinen Film darüber zu drehen, wie eine <strong>Arbeit</strong>sgruppe eine Baustelle<br />

plant, durchführt <strong>und</strong> gemeins<strong>am</strong> im Te<strong>am</strong> die <strong>Arbeit</strong> auswertet. Der Film sollte dann auf<br />

dem Workshop vorgestellt werden, <strong>und</strong> Schauspieler/in, Regisseur/in <strong>und</strong> K<strong>am</strong>eraleute<br />

(die Lehrer/innen!) danach dem Publikum für Fragen zur Verfügung stehen – wie auf<br />

<strong>der</strong> richtigen Berlinale. Nachdem die Szenen geplant <strong>und</strong> ein grobes Drehbuch entworfen<br />

war, wurde <strong>der</strong> Film parallel zur Durchführung <strong>der</strong> Baustelle gedreht, was gar nicht<br />

so einfach war. Erst beim Drehen des Films wurde allen klar, dass man nicht nur Drehort,<br />

Einstellungen, handelnde Akteure/Akteurinnen <strong>und</strong> Ablauf planen muss, son<strong>der</strong>n es muss<br />

den Schauspielern <strong>und</strong> Schauspielerinnen auch klar sein, was sie an welcher Stelle tun <strong>und</strong><br />

sagen müssen, d<strong>am</strong>it es im Film auch gut zu sehen <strong>und</strong> verständlich ist. So ging’s noch mal<br />

zurück ins Klassenzimmer, <strong>und</strong> für die Hauptsituationen wurden kleine Szenen gemeins<strong>am</strong><br />

erarbeitet <strong>und</strong> aufgeschrieben. Genauso sah auch die Vorbereitung für das Interview durch<br />

das Publikum auf dem Transfer-Workshop aus. Mit einem kleinen Kurzfilm zum Üben für<br />

den großen Auftritt auf dem Transfer-Workshop...<br />

Frage<br />

„Wie war das, Euren Film über das Lernprojekt „Schülerfirma“ auf dem Transfer-Workshop<br />

vorzustellen?“<br />

Antwort<br />

„Ungewohnt, wir hatten Angst, dass uns nichts einfällt. Aber das ging dann immer besser.<br />

Beim dritten Mal mussten wir nicht mal mehr auf unseren Spickzettel schauen.“<br />

„Wir hatten ja ziemlich viele Fragen: Was für Leute kommen da? Wo sitzen wir? Auf <strong>der</strong><br />

Bühne, in <strong>der</strong> Halle, o<strong>der</strong> wo? Ich hatte Angst, dass ich die Fragen nicht verstehe.“


<strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

73<br />

Frage<br />

„Was hast Du gemacht, um mit <strong>der</strong> Angst klar zu kommen?“<br />

Antwort<br />

„Die Lehrer haben mich beruhigt, sie würden mir die Antworten übersetzen. Ich habe dann<br />

die Leute auch mal gefragt, wer sind Sie <strong>und</strong> was machen Sie?“<br />

Die Auszubildenden „Hauswirtschaftshelfer/in“ des<br />

<strong>Institut</strong>s für Berufs- <strong>und</strong> Sozialpädagogik e.V.<br />

präsentieren das Lernprojekt HanseLife Kochshow<br />

Asiatische Bratnudeln<br />

Projektbetreuung<br />

Martina Franke, Christine Gottschalch, Peter Michels, Erika Opitz, Ulla Seitz<br />

Projektbearbeitung<br />

Jessica Jürgens, Fabian KleinSascha Kück, Thomas Maschke, Tugba Memis, Denise<br />

Otto, Oxana Reifschnei<strong>der</strong>, Sabrina Rother, Anetka Szymanczyk, Patrik Unger


74 <strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

Die Lerngruppe<br />

Die Lerngruppe besteht aus 21 Auszubildenden, davon 6 männlich. Das Lern wie<strong>der</strong>!-<br />

Te<strong>am</strong> besteht aus 4 Lehrkräften. Die Lerngruppe ist gekennzeichnet durch ein gutes<br />

Gruppengefüge <strong>und</strong> eine große Motivation <strong>und</strong> Begeisterungsfähigkeit auf <strong>der</strong> einen Seite.<br />

Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite ist ein erhöhter För<strong>der</strong>bedarf auf den Gebieten <strong>der</strong> schriftsprachlichen<br />

<strong>und</strong> kommunikativen Kompetenzen, <strong>der</strong> Konzentrations- <strong>und</strong> Merkfähigkeit, <strong>der</strong><br />

Fähigkeit zur Selbsteinschätzung <strong>und</strong> Selbstpräsentation sowie bei <strong>der</strong> Selbständigkeit <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Übernahme von Verantwortung gegeben. Auf die För<strong>der</strong>ung dieser Kompetenzfel<strong>der</strong><br />

konzentriert sich das Lernprojekt „Hanse Life Kochshow“. Es verbindet Handlungs- <strong>und</strong><br />

Produktorientierung <strong>und</strong> för<strong>der</strong>t die Fachkompetenz bezogen auf die Produkte, die ausgewählt,<br />

weiterentwickelt <strong>und</strong> zubereitet werden.<br />

Das Projektvorhaben<br />

Die Auszubildenden kreieren einen<br />

Stand für die Hanse Life Messe, an<br />

dem sie selbstentwickelte Rezepte,<br />

die für Kochanfänger geeignet <strong>und</strong><br />

ges<strong>und</strong> sind, life zubereiten <strong>und</strong> den<br />

Besuchern <strong>und</strong> Besucherinnen zum<br />

Probieren anbieten. Das Lernprojekt<br />

wird den Auszubildenden vorgestellt<br />

<strong>und</strong> angekündigt, dass sie sich an<br />

<strong>der</strong> Vorbereitung, Durchführung,<br />

Dokumentation <strong>und</strong> Auswertung des<br />

geplanten Vorhabens beteiligen können<br />

<strong>und</strong> dabei größtmögliche Entscheidungsfreiheit zu folgenden Aufgaben erhalten:<br />

‣ Unterstützung <strong>und</strong> Partner organisieren (Sponsoren, Spenden für Standkosten,<br />

Kooperation mit Betrieben)<br />

‣ Auswahl eines geeigneten Rezeptes<br />

‣ Organisation <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>steilung<br />

‣ Gestaltung des Standes<br />

‣ Entwicklung einer K<strong>und</strong>enbefragung<br />

‣ Entwicklung eines Handzettels für die K<strong>und</strong>schaft, die das Rezept zum Nachkochen<br />

mitnehmen möchte<br />

‣ Gestaltung <strong>der</strong> Präsentation <strong>und</strong> Dokumentation per Foto- bzw. Videoaufzeichnung<br />

‣ Auswahl einer geeigneten Gelegenheit <strong>und</strong> Vorbereitung einer Generalprobe für die<br />

Kochshow (Stadtteilfeste o<strong>der</strong> kleinere Messen)<br />

‣ Durchführung <strong>und</strong> Auswertung <strong>der</strong> Generalprobe<br />

‣ Vorbereitung für den Transfer-Workshop (Präsentation ohne Kochen vor Ort)


<strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

75<br />

Umsetzung des Lernprojekts<br />

Bei <strong>der</strong> Vorstellung des Lernprojekts<br />

wurde den Auszubildenden ein<br />

Feedbackbogen vorgelegt, mit<br />

dem sie ihre Meinung dazu geäußert<br />

haben: Der Feedbackbogen<br />

erfasste folgende Kategorien:<br />

• Ich freue mich auf ...<br />

• Ich habe Angst vor ...<br />

• Ich kann mir vorstellen ...<br />

• Mir fällt sonst noch ein ...<br />

Das Projekt wurde von <strong>der</strong><br />

Lerngruppe sehr positiv aufgenommen.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e zu den<br />

Kompetenzen, die mit diesem Projekt geför<strong>der</strong>t werden sollten, haben sie ihre Empfindungen,<br />

ihre positive Motivation, aber auch ihre Befürchtungen benannt, sodass diese von Anfang an<br />

Thema <strong>und</strong> Lerngegenstand beim Projekt waren. Angst hatten die meisten von ihnen davor<br />

„(.....)vor Aufregung etwas falsch zu machen“. Gefreut haben sie sich bei diesem Vorhaben<br />

<strong>am</strong> häufigsten darauf „(.....)zu zeigen, was ich kann.“ Die Häufigkeit <strong>der</strong> ersten Antwort<br />

zeigt deutlich das mangelnde Selbstvertrauen <strong>der</strong> Auszubildenden <strong>und</strong> die zweite zeigt in<br />

Korrespondenz dazu die Bedeutung von Anerkennung durch an<strong>der</strong>e als Motivationskraft<br />

für diese Zielgruppe.<br />

Zu Beginn haben die Auszubildenden Anschreiben entworfen, die an mögliche<br />

Kooperationspartner (<strong>Arbeit</strong>sagentur, Radio Bremen, Weser-Kurier, swb, Krankenkassen)<br />

gerichtet werden. Sie haben sich in die Situation <strong>und</strong> Sichtweise <strong>der</strong> jeweiligen Adressaten<br />

<strong>und</strong> Adressatinnen hineingedacht <strong>und</strong> auf diese Weise ideenreiche <strong>und</strong> schöne Anschreiben<br />

formuliert. Lediglich die Rechtschreibung ist korrigiert worden. Diese selbst entworfenen<br />

Anschreiben dienen als Vorlage für die beim ibs für die Pressearbeit zuständige Mitarbeiterin.<br />

Die Azubis waren froh <strong>und</strong> stolz darauf, dass ihnen von den Lehrkräften zugetraut wurde,<br />

diese Anschreiben verfassen zu können.<br />

Bei <strong>der</strong> Auswahl des Rezeptes musste die spezielle Zielgruppe <strong>der</strong> Kochanfänger/innen<br />

berücksichtigt werden, insofern mussten sich die Auszubildenden in die Lage (eher) junger<br />

Menschen ohne Kocherfahrung versetzen. Nach den Erk<strong>und</strong>ungen, welche Rezepte <strong>und</strong><br />

Speisen dafür geeignet sind, wurden diese zur Probe gekocht, um auch Mengen, Zeiten <strong>und</strong><br />

geschmackliche Varianten auszuprobieren.<br />

Die Gestaltung <strong>der</strong> Stellwände <strong>und</strong> des Standes insges<strong>am</strong>t enthält neben Informationen<br />

zu dem ausgewählten Gericht auch solche über die Auszubildenden, ihren Beruf <strong>und</strong> ihre<br />

Einrichtung. Die Lerngruppe entwickelt einen K<strong>und</strong>enfragebogen, <strong>der</strong> auf dem Stadtteilfest<br />

in Hemelingen, wo die Kochshow das erste Mal öffentlich auftritt, erprobt wird. Es handelte<br />

sich für die Auszubildenden um den ersten „Ernstfall“ <strong>und</strong> sie mussten sich mit Kritik <strong>und</strong>


76 <strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

<strong>der</strong> Korrektur ihrer Fehler auseinan<strong>der</strong>setzen. So gab es die Feststellung, dass die Würzung<br />

des Gerichts nicht gut bewertet wurde <strong>und</strong> dass die <strong>Arbeit</strong>s- <strong>und</strong> Rollenteilung besser abgesprochen<br />

werden muss, d.h. eine detaillierte Festlegung darauf stattfinden muss, wer kocht,<br />

wer schneidet Gemüse <strong>und</strong> bereitet vor, wer führt das Gespräch mit dem Publikum, wann<br />

wird gewechselt. Gerade bei dem Thema „Würzen“ kommt zum Tragen, dass die Azubis<br />

häufig Defizite im Wissen um Geschmack <strong>und</strong> die Wirkung einzelner Gewürze haben <strong>und</strong><br />

ihre sensorische Wahrnehmung nicht stark ausgeprägt ist.<br />

Es sollen von <strong>der</strong> DVD zwei Bildfolgen mit Filmrand versehen <strong>und</strong> eingefügt werden.<br />

Eine, die die Jugendlichen in einer Besprechung zeigt, die an<strong>der</strong>e, die <strong>Arbeit</strong>en auf <strong>der</strong><br />

Baustelle zeigt.<br />

Reflexion<br />

Die Auszubildenden haben ein eigenes Rezept entwickelt <strong>und</strong> erprobt, das auch Ungeübte<br />

nachkochen können: Asiatische Bratnudeln. Die Auszubildenden stellten auf dem Transfer-


<strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

77<br />

Workshop den Weg <strong>und</strong> die Schritte für die Entwicklung ihrer eigenen Kochshow dar. Da<br />

es auf dem Transfer-Workshop aus technischen Gründen nicht möglich war, die Rezepte<br />

life zuzubereiten <strong>und</strong> den K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> K<strong>und</strong>innen zum Probieren zu präsentieren, wurde<br />

stattdessen die Herstellung anhand einer Powerpoint-Präsentation mithilfe von Stellwänden<br />

<strong>und</strong> durch eine Reihe von mitgebrachten Utensilien wie etwa einem Wok verdeutlicht. Die<br />

Gäste des Transfer-Workshops konnten die Auszubildenden dazu befragen <strong>und</strong> gemeins<strong>am</strong><br />

diskutieren über Schwierigkeiten <strong>und</strong> Hürden bzw. über die Erfolgserlebnisse. Für viele <strong>der</strong><br />

Jugendlichen aus dieser Lerngruppe war es eine wichtige Erfahrung <strong>und</strong> ein Zugewinn, sich<br />

mit <strong>der</strong> Frage nach effektiven Methoden zur verständlichen Vermittlung von Informationen<br />

<strong>und</strong> Prozessen für die Zuhörer <strong>und</strong> Zuhörerinnen zu beschäftigen, um die Präsentation hinter<br />

dem Stand zu optimieren. Die freie Rede <strong>und</strong> <strong>der</strong> Dialog mit dem Publikum erfor<strong>der</strong>t sehr<br />

viele Dinge: Fachkompetenz, kommunikative Kompetenzen, aber auch Selbstbewusstsein<br />

<strong>und</strong> Improvisationstalent.<br />

Liste <strong>der</strong> verwendeten Abkürzungen<br />

ABS<br />

ALS<br />

BaE<br />

BfM<br />

BFO<br />

BFSG<br />

BFSH<br />

BFSKi<br />

BOK<br />

BvB<br />

Egge<br />

GLA<br />

HWH<br />

KLA<br />

LLL<br />

LIS<br />

SOL<br />

SZ<br />

Allgemeine Berufsschule/ Bremen<br />

Alwin-Lonke-Straße<br />

Berufsausbildung in einer außerbetrieblichen Einrichtung<br />

Berufsschule für Metalltechnik<br />

Berufsfeldorientierung<br />

Berufsfachschule für Ges<strong>und</strong>heit<br />

Berufsfachschule für Hauswirtschaft<br />

Berufsfachschule Kin<strong>der</strong>pflege<br />

Berufsfeldorientierungskurs<br />

Berufsvorbereitung<br />

Abkürzung für das SZ Blumenthal mit Bezug auf die Adresse:<br />

Eggestedter Straße<br />

Gewerbliche Lehranstalten/ Bremerhaven<br />

Hauswirtschaftshelferin/ Hauswirtschaftshelfer<br />

Kaufmännischen Lehranstalten/ Bremerhaven<br />

Lebenslanges Lernen<br />

Landesinstitut für Schule<br />

Selbstorganisiertes Lernen<br />

Schulzentrum


78 <strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong>


<strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong><br />

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80 <strong>Markt</strong> <strong>der</strong> <strong>Lernprojekte</strong>

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