Monitoring-Bericht 2004/3 - am Institut Arbeit und Wirtschaft ...
Monitoring-Bericht 2004/3 - am Institut Arbeit und Wirtschaft ...
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EQUIB ENTWICKLUNGSPLANUNG<br />
QUALIFIKATION<br />
IM LAND BREMEN<br />
<strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3<br />
Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft<br />
Ulf Benedix, Gerlinde H<strong>am</strong>mer, Jutta Knuth<br />
Bremen, Februar 2005<br />
EQUIB ENTWICKLUNGSPLANUNG<br />
QUALIFIKATION<br />
IM LAND BREMEN<br />
Das Projekt EQUIB wird im Auftrag des<br />
Senators für <strong>Arbeit</strong>, Frauen, Ges<strong>und</strong>heit,<br />
Jugend <strong>und</strong> Soziales durchgeführt <strong>und</strong> aus<br />
Landesmitteln sowie aus Mitteln des<br />
Europäischen Sozialfonds gefördert.<br />
Projektdurchführung<br />
<strong>Institut</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />
Universität / <strong>Arbeit</strong>nehmerk<strong>am</strong>mer Bremen<br />
Direktor: Prof. Dr. Rudolf Hickel<br />
Projektförderung<br />
Freie Hansestadt Bremen<br />
Der Senator für <strong>Arbeit</strong>,<br />
Frauen, Ges<strong>und</strong>heit,<br />
Jugend <strong>und</strong> Soziales<br />
EUROPÄISCHE UNION<br />
Europäischer Sozialfonds
EQUIB<br />
Regionales <strong>Monitoring</strong>-System Qualifikationsentwicklung (RMQ)<br />
<strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3:<br />
Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft<br />
Bremen, Februar 2005<br />
Ulf Benedix, Gerlinde H<strong>am</strong>mer, Jutta Knuth<br />
Mitarbeit: Norbert Schöll<br />
Projektte<strong>am</strong>:<br />
Gerlinde H<strong>am</strong>mer (Projektleitung)<br />
0421/218-95 14, gh<strong>am</strong>mer@uni-bremen.de<br />
Ulf Benedix<br />
0421/218-95 19, ubenedix@uni-bremen.de<br />
Jutta Knuth<br />
0421/218-95 16, jknuth@uni-bremen.de<br />
Iskra Heja Kostov<br />
0421/218-95 21, ihkostov@uni-bremen.de<br />
Universität Bremen/IAW; FVG-Mitte;<br />
Postfach 330 440; 28334 Bremen<br />
Fax: 0421/218-45 60<br />
Im Internet: www.equib.de<br />
<strong>Institut</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />
Universität / <strong>Arbeit</strong>nehmerk<strong>am</strong>mer Bremen<br />
Direktor: Prof. Dr. Rudolf Hickel<br />
Forschungseinheit:<br />
Qualifikationsforschung<br />
<strong>und</strong> Kompetenzerwerb<br />
DIN EN ISO 9001:2000<br />
Zertifikat: 01 100 030365<br />
Im Internet: www.iaw.uni-bremen.de<br />
Im Projektbeirat des Projekts EQUIB sind folgende <strong>Institut</strong>ionen bzw. Personen vertreten:<br />
Ursula von Haacke-Dahlbeck<br />
Martin Johannsen<br />
Marlies Kaap<br />
Rainer Kühtmann<br />
Frank-D. Lutz<br />
Uwe Mögling<br />
Frank Münkewarf<br />
Gaby Ohlrogge<br />
Volker Pusch<br />
Claus Schroer<br />
Gerlind Schütte<br />
Marion Seevers<br />
Josef Solscheid<br />
Wolfgang Stümper<br />
Carsten Ullrich<br />
Gabriele Zaremba<br />
Handwerksk<strong>am</strong>mer Bremen<br />
Industrie- <strong>und</strong> Handelsk<strong>am</strong>mer Bremerhaven<br />
Bremerhavener <strong>Arbeit</strong> GmbH<br />
Agentur für <strong>Arbeit</strong> Bremerhaven<br />
Handelsk<strong>am</strong>mer Bremen<br />
Landesausschuss für Weiterbildung<br />
Agentur für <strong>Arbeit</strong> Bremen<br />
bremer arbeit gmbh<br />
<strong>Arbeit</strong>nehmerk<strong>am</strong>mer Bremen<br />
Senator für Bildung <strong>und</strong> Wissenschaft<br />
Senator für <strong>Wirtschaft</strong> <strong>und</strong> Häfen<br />
Senator für Bildung <strong>und</strong> Wissenschaft<br />
Kreishandwerkerschaft Bremerhaven-Wesermünde<br />
<strong>Arbeit</strong>nehmerk<strong>am</strong>mer Bremen<br />
Senator für <strong>Wirtschaft</strong> <strong>und</strong> Häfen<br />
Senator für <strong>Arbeit</strong>, Frauen, Ges<strong>und</strong>heit, Jugend <strong>und</strong> Soziales<br />
Das Projekt EQUIB wird im Auftrag des Senators für <strong>Arbeit</strong>, Frauen, Ges<strong>und</strong>heit, Jugend <strong>und</strong> Soziales durchgeführt <strong>und</strong> aus<br />
Landesmitteln sowie aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds gefördert. Das Projekt wird <strong>am</strong> <strong>Institut</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />
(IAW) der Universität / <strong>Arbeit</strong>nehmerk<strong>am</strong>mer Bremen durchgeführt.
Management Summary<br />
1. Empirische Gr<strong>und</strong>lage<br />
⊲ Expertenpool (überbetriebliche Branchenexperten<br />
<strong>und</strong> -expertinnen): 15 <strong>Institut</strong>ionen<br />
⊲ Betriebspanel (betriebliche Experten/Expertinnen):<br />
32 Einrichtungen 1<br />
– davon in Bremen: 22 Einrichtungen<br />
– davon in Bremerhaven: 10 Einrichtungen<br />
– davon Krankenhäuser: 09<br />
– davon Altenwohn- <strong>und</strong> Pflegeheime: 09<br />
– davon Ambulante Pflegedienste: 14<br />
2. Lage der Branche/Innovationen<br />
⊲ In der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft hat ein ”<br />
Paradigmenwechsel<br />
vom Kostenfaktor zur Zukunftsbranche“<br />
stattgef<strong>und</strong>en, vor dem Hintergr<strong>und</strong> einer hohen<br />
Beschäftigtenzahl (über 4 Mio.) <strong>und</strong> nicht zuletzt<br />
begleitet durch (politisch induzierte) Strukturveränderungen.<br />
Einrichtungen der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft<br />
werden zu wirtschaftlichem <strong>und</strong> d. h. auch zu<br />
wettbewerbsorientiertem Denken <strong>und</strong> Handeln gezwungen.<br />
Dadurch werden traditionelle Zuschreibungen<br />
<strong>und</strong>/oder Abgrenzungen auch innerhalb der<br />
Kernbereiche medizinischer <strong>und</strong> pflegerischer Versorgung<br />
aufgeweicht, müssen Angebotsaktivitäten<br />
in vielen Punkten neu fokussiert <strong>und</strong> ”<br />
auf den Markt<br />
gebracht“ werden, sind Einrichtungen der traditionellen<br />
Ges<strong>und</strong>heitsfürsorge gezwungen, ihre Grenzen<br />
<strong>und</strong> Geschäftsfelder neu zu definieren, auszuloten<br />
<strong>und</strong> zu justieren <strong>und</strong> auch Grenzverschiebungen<br />
vorzunehmen.<br />
Dabei werden an die Branche (aufgr<strong>und</strong> ihrer weitgehend<br />
bestehenden wirtschaftlichen Abhängigkeit<br />
von Kassen- <strong>und</strong> anderen öffentlichen Leistungen)<br />
unterschiedliche Gesichtspunkte herangetragen:<br />
– Kostengesichtspunkt,<br />
– Qualitätsgesichtspunkt sowie<br />
– Beschäftigungsgesichtspunkt.<br />
⊲ Insbesondere unter letzterem wird die Branche auch<br />
zu einem wichtigen Faktor für (regionale) Strukturpolitik.<br />
Als wesentliche Zukunftsfelder einer Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft<br />
sind anzusehen:<br />
– Mehrbedarf an professionellen Hilfs- <strong>und</strong> Pflegeangeboten<br />
sowie geronto-medizinischen Leistungen;<br />
– zunehmende IT-Unterstützung von medizinischen<br />
Dienstleistungen;<br />
– eine Kombination von Freizeit- oder Tourismusangeboten<br />
mit Ges<strong>und</strong>heitsprävention oder<br />
-kuration;<br />
– individuelle sowie kollektive Präventions- <strong>und</strong><br />
Rehabilitationsberatung.<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
1 Vorbemerkung 6<br />
2 Empirische Gr<strong>und</strong>lage 7<br />
3 Vom Ges<strong>und</strong>heitswesen zur Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft 8<br />
3.1 Ges<strong>und</strong>heit: Wettbewerbs- <strong>und</strong> Kostenfaktor . . . . 8<br />
3.2 Entwicklungstrends <strong>und</strong> Prognosen . . . . . . . . . 10<br />
3.3 Bremen als Standort der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft . . 11<br />
4 Personal-/Qualifikationsentwicklung <strong>und</strong> -bedarfe 12<br />
5 Veränderungen der <strong>Arbeit</strong>s- <strong>und</strong> Qualifikationsanforderungen<br />
14<br />
5.1 Ges<strong>am</strong>tgesellschaftliche Rahmenbedingungen . . . 14<br />
5.2 Organisatorische Veränderungen . . . . . . . . . . 16<br />
5.3 Innovations- <strong>und</strong> Produktentwicklungen . . . . . . . 18<br />
6 Auswirkungen auf die Qualifikationsbedarfsfelder 19<br />
7 Folgen für den Personalbedarf 24<br />
8 Folgen <strong>und</strong> Empfehlungen für die Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />
25<br />
9 Folgen <strong>und</strong> Empfehlungen für die Erstausbildung 29<br />
Abbildungsverzeichnis 34<br />
Tabellenverzeichnis 34<br />
Befragungsleitfaden 35<br />
⊲ Unter dem Gesichtspunkt von Strukturpolitik investiert<br />
das Land Bremen derzeit in Förderung von Projekten<br />
ebenso wie in den Ausbau von traditionell<br />
stark im Land vertretenen Feldern (Krankenhaus-,<br />
Heimbereich); daneben sollen aber auch bislang<br />
eher unterrepräsentierte Segmente wie medizinische<br />
Vorleistungsindustrie <strong>und</strong> Freizeitwirtschaft ausgebaut<br />
werden. Zu den ”<br />
Aktionsschwerpunkte(n) des<br />
Ges<strong>und</strong>heitswirtschafts-Progr<strong>am</strong>ms“ gehören:<br />
– Telematikanwendung im Ges<strong>und</strong>heitswesen,<br />
– Neue Wege in der Pflege,<br />
– Förderung von bereichsübergreifenden Kooperationen<br />
in Prävention, Ges<strong>und</strong>heitsförderung, Kuration,<br />
Rehabilitation <strong>und</strong> Lebenshilfe,<br />
– Angebote für ältere Menschen.<br />
1 Für eine detaillierte Aufstellung siehe Tabelle 2 auf Seite 7.<br />
EQUIB <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 3
3. Personalstruktur <strong>und</strong> -bedarf<br />
⊲ Die Personalstruktur in den Einrichtungen ist generell<br />
gekennzeichnet durch eine knappe Personaldecke,<br />
als Folge von Rationalisierungen (insbesondere<br />
im Krankenhausbereich) <strong>und</strong> stagnierender Refinanzierung<br />
durch die Kassen.<br />
⊲ So wird von den meisten Panelbetrieben angegeben,<br />
dass derzeit keine Ausweitung des Personalstandes<br />
geplant ist; eher sei mit einem weiteren Rückgang zu<br />
rechnen. Über mittelfristige Tendenzen lassen sich<br />
noch keine gesicherten Aussagen treffen.<br />
⊲ Augenblicklich sehen die Einrichtungen auch keine<br />
Probleme bei der Deckung ihres Personalbedarfes<br />
( ”<br />
Es gibt so viele Initiativ-Bewerbungen wie nie<br />
zuvor.“). Zu erwarten ist eine weitere Spreizung<br />
zwischen hochqualifiziertem Personal auf der einen<br />
Seite (sowohl mit generalistischer, multifunktionaler<br />
Kompetenz als auch mit hoch spezialisierter Kompetenz),<br />
<strong>und</strong> geringer qualifiziertem Personal auf der<br />
anderen Seite, das vorrangig mit ausführenden, angeleiteten<br />
<strong>und</strong> überwachten Funktionen betraut ist.<br />
Eine Zunahme dürfte auch – in besonderen Einsatzbereichen<br />
(soziale Betreuung, hauswirtschaftliche<br />
Verrichtungen) – die Beschäftigung von fachfremdem<br />
Personal erfahren (nicht zuletzt auf Gr<strong>und</strong><br />
von ”<br />
Hartz IV“).<br />
4. Qualifizierungsbedarfe/Empfehlungen für Aus<strong>und</strong><br />
Weiterbildung<br />
Schwerpunkte des Qualifizierungsbedarfes werden<br />
auf folgenden Feldern gesehen:<br />
⊲ Managementkompetenzen: Planung, Lenkung<br />
<strong>und</strong> Überwachung: Hierunter fallen Funktionen,<br />
wie sie in anderen <strong>Wirtschaft</strong>sbereichen etwa<br />
auf der Ebene von Abteilungs- oder Bereichsleitung<br />
anzutreffen sind: die selbständige Planung<br />
<strong>und</strong> Durchführung von Aufgaben, die innerhalb<br />
des operativen Geschäftes anfallen (eingeschlossen<br />
verwaltende Tätigkeiten) sowie die Planung<br />
<strong>und</strong> Überwachung des Personaleinsatzes. Ergänzend<br />
kommt die Notwendigkeit hinzu, sich vermehrt unternehmerisch“<br />
betätigen zu müssen <strong>und</strong> im Wett-<br />
”<br />
bewerb zu bestehen. Dadurch werden unternehmerisches<br />
Handeln <strong>und</strong> betriebswirtschaftliche Kenntnisse<br />
zunehmende Bedeutung als Kompetenzen gewinnen<br />
müssen.<br />
⊲ Dienstleistungskompetenz: Kommunikation <strong>und</strong><br />
Beratung: Über eine Erschließung neuer Zielgruppen<br />
– insbesondere für Angebote, die über<br />
das traditionell den Einrichtungen zugeschriebene<br />
Zuständigkeits“-Spektrum hinausgehen – werden<br />
(vorrangig bei leitendem Personal) Marktbeob-<br />
”<br />
achtung <strong>und</strong> innovativ-kreatives unternehmerisches<br />
Handeln in einem weit höheren Maße als bislang erforderlich<br />
werden.<br />
⊲ Fachliche Kompetenzen: Hinsichtlich der fachlichen<br />
Kompetenzen werden sowohl<br />
” Generalisten“<br />
als auch Spezialisten“ nachgefragt. Begründen<br />
”<br />
lässt sich dies mit vielfältiger werdenden <strong>Arbeit</strong>saufgaben,<br />
knappen Personaldecken <strong>und</strong> daraus resultierender<br />
flexibler <strong>Arbeit</strong>sorganisation. Zu den<br />
vermehrt nachgefragten speziellen Qualifikationen<br />
zählen:<br />
– Ausführung von Behandlungspflege (W<strong>und</strong>versorgung)<br />
– gerontopsychiatrische Kenntnisse (Betreuung dementer<br />
Personen)<br />
– Kenntnisse in der Pflege weiterer kohärenter<br />
Gruppen von Patientinnen <strong>und</strong> Patienten<br />
(Behinderten-, MS-, Aids- oder Wachkoma- <strong>und</strong><br />
Beatmungspflege)<br />
– Pflege von Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten ( interkulturelle<br />
Pflege“)<br />
”<br />
⊲ EDV- <strong>und</strong> Medienkompetenz: Hier besteht weiterer<br />
Qualifizierungsbedarf für Dokumentierungs- <strong>und</strong><br />
Datenaufbereitungsaufgaben (Leistungsabrechnungen,<br />
medizinische Dokumentationen) sowie durch<br />
verstärkten Einsatz von Soft- <strong>und</strong> Hardware zur<br />
Datenübermittlung zwischen Schnittstellen (Bedienungsfunktionen).<br />
⊲ Schlüsselqualifikationen: Gefragt sind hier primär<br />
Te<strong>am</strong>fähigkeit, Verantwortungsbewusstsein, analytisches<br />
Denken <strong>und</strong> die Bereitschaft, hinzu zu lernen<br />
<strong>und</strong> sich weiterzubilden.<br />
⊲ Präventiver <strong>Arbeit</strong>s- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutz: Zunehmendes<br />
Gewicht werden präventive <strong>Arbeit</strong>s<strong>und</strong><br />
Ges<strong>und</strong>heitsschutzkompetenzen erhalten, angesichts<br />
steigender (fachlicher, aber auch arbeitsorganisatorischer)<br />
Ansprüche an die Beschäftigten.<br />
⊲ Bezüglich der von den Einrichtungen geplanten<br />
Fort- <strong>und</strong> Weiterbildungsmaßnahmen ist eine<br />
Diskrepanz zu beobachten zwischen vermuteten<br />
(objektiv bestehenden) <strong>und</strong> als wünschenswert erachteten<br />
Bedarfen <strong>und</strong> dem, was davon realisiert<br />
wird bzw. als realisierbar angesehen wird. Als<br />
Gründe werden z. T. hohe Kosten (z. B. für Managementqualifikation)<br />
angeführt, aber auch personelle<br />
Engpässe. Allerdings sollte diese Diskrepanz<br />
nicht dazu (ver)führen, innovative Angebote außer<br />
Acht zu lassen; vielmehr bedarf es Überlegungen,<br />
4 <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 EQUIB
wie entsprechende Angebote für die Einrichtungen<br />
attraktiv gestaltet werden könnten, sowohl<br />
was deren finanzielle Seite angeht als auch ihre<br />
Durchführungsform (z. B. modulare Qualifizierung).<br />
⊲ Die Neuordnung von Ausbildungsgängen (Altenpflege,<br />
Krankenpflege) wird allgemein als positiv<br />
angesehen, insbesondere, was deren curriculare<br />
Ausgestaltung betrifft; allerdings werden von Experten/Expertinnen<br />
(außerhalb der Panelbetriebe) ”<br />
berufsstrukturell“<br />
Einwände wegen mangelnder Zus<strong>am</strong>menführung<br />
der Kranken- <strong>und</strong> Kinderkranken-<br />
”<br />
pflegeausbildung“ angeführt (B<strong>und</strong>esausschuss der<br />
Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer für Pflegeberufe, BA). Über<br />
die Durchsetzungsfähigkeit des Ausbildungsganges<br />
Kauffau/Kaufmann im Ges<strong>und</strong>heitswesen“ liegen<br />
”<br />
noch keine verlässlichen Daten vor, da bislang nur<br />
wenige Einrichtungen einen solchen Ausbildungsplatz<br />
anbieten.<br />
EQUIB <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 5
1 Vorbemerkung<br />
1 Vorbemerkung<br />
Hinsichtlich der Betrachtungs- <strong>und</strong> Besprechungsweise<br />
des Ges<strong>und</strong>heitssektors hat seit einiger Zeit – in<br />
der Öffentlichkeit wie in der politischen <strong>und</strong> sozioökonomischen<br />
Betrachtung – ein Begriffswechsel<br />
stattgef<strong>und</strong>en: Es wird weniger vom Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />
gesprochen, vielmehr von der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft.<br />
Das hat d<strong>am</strong>it zu tun, dass Ges<strong>und</strong>heit“ <strong>und</strong> das Umfeld,<br />
in dem darauf bezogenes Agieren erfolgt, zuneh-<br />
”<br />
mend unter dem Aspekt von Dienstleistung begriffen<br />
wird; <strong>und</strong> zwar als einer solchen, die merklich aus dem<br />
staatlich geschützten Bereich des Sozialen“ (oder der<br />
”<br />
Fürsorge“) in den des Wettbewerbs überführt worden<br />
”<br />
ist <strong>und</strong> wird.<br />
Gleichzeitig haben sich Ges<strong>und</strong>heitsbegriff <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsverständnis<br />
selbst gewandelt: Ges<strong>und</strong>heit<br />
wird nicht allein mehr als eine Zustandsform gegenüber<br />
Krankheit“ <strong>und</strong> als Voraussetzung für beliebiges Handeln<br />
begriffen, als die Abwesenheit körperlich-geistiger<br />
”<br />
Gebrechen, sondern als aktiv zu verfolgende Lebensweise,<br />
<strong>und</strong> sie gibt nicht selten sogar Inhalte der Freizeitbetätigung<br />
vor (Fitness, Wellness).<br />
Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> wird dem Ges<strong>und</strong>heitssektor<br />
insges<strong>am</strong>t ein nicht unbeträchtliches Wachstumspotenzial<br />
zugeschrieben, verb<strong>und</strong>en mit der Erwartung<br />
auch eines Anwachsens von Beschäftigung. Diese Erwartung<br />
gilt b<strong>und</strong>esweit <strong>und</strong> wird auch für Bremen<br />
geteilt: ”<br />
Die Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft wird von vielen<br />
als Zukunftsbranche angesehen, in welcher aufgr<strong>und</strong><br />
des steigenden Bedarfs an medizinischen Leistungen<br />
<strong>und</strong> der medizinisch-technischen Entwicklungen<br />
zusätzliche <strong>Arbeit</strong>splätze geschaffen werden können.“<br />
(Schneider u. a. 2003)<br />
Allerdings muss im Einzelnen festgestellt werden, dass<br />
Wachstumsbereiche <strong>und</strong> -tendenzen noch keineswegs<br />
konsolidiert <strong>und</strong> eindeutig umreißbar sind. Es sind<br />
Trends auszumachen, deren Entwicklung <strong>und</strong> Nachhaltigkeit<br />
weiter zu beobachten <strong>und</strong> zu hinterfragen sind:<br />
sowohl bezüglich der Beschäftigungsentwicklung <strong>und</strong><br />
der Berufsfelder (insbesondere, was Zuschneidung <strong>und</strong><br />
Kombination nachgefragter Qualifikationen angeht) als<br />
auch bezüglich der wirtschaftlichen Entwicklung.<br />
Aufbau der Untersuchung:<br />
Der folgende <strong>Bericht</strong> besteht aus zwei Teilen:<br />
Teil A Darstellung des Untersuchungsfeldes: allgemeine<br />
Entwicklungstrends der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft<br />
Teil B Auswertung der Betriebsbefragungen: regionale<br />
Trends <strong>und</strong> Empfehlungen<br />
In beiden Teilen, insbesondere auch in Teil B, wurde<br />
eine Beschränkung vorwiegend auf die Bereiche Krankenhaus<br />
sowie <strong>am</strong>bulante <strong>und</strong> stationäre Kranken<strong>und</strong><br />
Altenpflege vorgenommen. Sie erfolgte aus mehreren<br />
Gründen:<br />
⊲ In diesen Bereichen ist das Gros der in der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft<br />
Beschäftigten tätig; sie sind zudem<br />
als Schwerpunktbereiche im Lande Bremen auszumachen.<br />
⊲ In diesen Bereichen sind in den zurück liegenden<br />
Jahren wesentliche Veränderungen erfolgt – sowohl<br />
strukturelle Veränderungen als auch solche des Personaleinsatzes<br />
<strong>und</strong> der Qualifikationsanforderungen.<br />
⊲ Die Bereiche sind (im Gegensatz zu anderen aus<br />
dem Umfeld der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft, wie ”<br />
Wellness“<br />
oder ”<br />
Fitness“) kohärenter beschreibbar hinsichtlich<br />
der Berufsbilder <strong>und</strong> beruflichen Anforderungen<br />
– nicht zuletzt deshalb, weil sie sich an schon<br />
länger existenten Berufen <strong>und</strong> Ausbildungen orientieren.<br />
Allerdings soll nicht bestritten werden, dass<br />
dem so genannten Wellness-Markt Bedeutung zukommt,<br />
sowohl was Beschäftigungsentwicklungen<br />
angeht als auch bezüglich der dort auszumachenden<br />
Umsätze (siehe den Kasten ”<br />
Wellness-Berufe im<br />
Trend“ auf Seite 7). Vorgesehen ist deshalb, diesen<br />
Markt in die nächste RMQ-Befragung mit aufzunehmen.<br />
2 Eine kurze Darstellung von Ansatz <strong>und</strong> Methode des Regionalen <strong>Monitoring</strong>-Systems Qualifikationsentwicklung (RMQ) kann von der<br />
Internetseite des Projekts heruntergeladen werden: www.iaw.uni-bremen.de/equib/downloads/equib rmq.zip.<br />
6 <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 EQUIB
2 Empirische Gr<strong>und</strong>lage<br />
2 Empirische Gr<strong>und</strong>lage<br />
Die vorliegende Untersuchung erfolgte im Rahmen der<br />
Durchführung des Regionalen <strong>Monitoring</strong>-Systems<br />
”<br />
Qualifikationsentwicklung“ (RMQ). Seine Aufgabe<br />
besteht darin, eine kontinuierliche Qualifikationsbedarfserhebung<br />
in allen wichtigen <strong>Wirtschaft</strong>sbereichen<br />
der Region durchzuführen, dabei im Sinne einer<br />
Früherkennung neue Fähigkeiten <strong>und</strong> Kompetenzen<br />
für die Bewältigung technologischer <strong>und</strong> organisationsstruktureller<br />
Entwicklungen in den Betrieben zu ermitteln<br />
<strong>und</strong> so die regionalen Akteure <strong>und</strong> Akteurinnen in<br />
der Entwicklung bedarfsnaher Angebote zur Qualifizierung<br />
zu unterstützen. 2<br />
Im Zentrum des Systems steht ein Panel aus regionalen<br />
Betrieben, die regelmäßig in qualitativen Experteninterviews<br />
befragt werden. Mit der jetzt erfolgten Aufnahme<br />
der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft wird das Betriebspanel<br />
des regionalen <strong>Monitoring</strong>-Systems um einen wichtigen<br />
Bereich weiter komplettiert. Tabelle 1 fasst die d<strong>am</strong>it<br />
erreichte Panelzus<strong>am</strong>mensetzung zus<strong>am</strong>men.<br />
Tabelle 1: Entwicklung des Betriebspanels des RMQ<br />
09/2003 Veränderung 12/<strong>2004</strong><br />
Anzahl darunter Anzahl Anzahl Anzahl darunter<br />
Subpanel Betriebe Brhv. Abgang Zugang Betriebe Brhv.<br />
Metall- <strong>und</strong><br />
Elektro-Industrie 11 3 1 0 10 3<br />
Metall- <strong>und</strong><br />
Elektro-Handwerk 30 9 3 2 29 9<br />
Nahrungs- <strong>und</strong><br />
Genussmittel-<br />
Industrie 16 5 0 0 16 5<br />
Lebensmittelhandwerk<br />
6 3 0 3 9 3<br />
Bau-Industrie 10 3 0 0 10 3<br />
Bau-Handwerk 14 5 0 0 14 5<br />
Handel 15 2 0 0 15 2<br />
TUL / Logistik 16 4 1 0 15 3<br />
Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft<br />
32 32 10<br />
Tourismuswirtschaft<br />
21 21 7<br />
Call Center /<br />
Medien-DL 15 5 2 9 22 4<br />
ges<strong>am</strong>t 133 39 9 67 191 54<br />
Anzahl der Betriebe, die ihre Bereitschaft zur Mitwirkung <strong>am</strong> RMQ erklärt<br />
haben. Unter den 191 Betrieben (Ges<strong>am</strong>tsumme 12/<strong>2004</strong>) sind 11 im niedersächsischen<br />
Umland angesiedelt.<br />
Über die Zus<strong>am</strong>mensetzung des für den vorliegenden<br />
<strong>Bericht</strong> aufgebauten Subpanels gibt Tabelle 2 detailliert<br />
Auskunft.<br />
Ergänzt wird die über das Betriebspanel gewonnene<br />
empirische Datenlage durch Gespräche mit Verantwortlichen<br />
der <strong>Arbeit</strong>sverwaltung, des Ges<strong>und</strong>heitsressorts,<br />
der K<strong>am</strong>mern <strong>und</strong> <strong>Institut</strong>ionen der Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung.<br />
Im Rahmen des sogenannten Pools der Experten/Expertinnen<br />
wurden für diese RMQ-Erhebung in der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft<br />
15 <strong>Institut</strong>ionen befragt.<br />
Tabelle 2: Das Betriebspanel ”<br />
Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft“<br />
Einrichtungsart Ges<strong>am</strong>t Bremen Wesermünde<br />
Bremerhaven/<br />
Krankenhäuser 9 5 4<br />
Altenwohn- <strong>und</strong><br />
Pflegeheime<br />
9 7 2 ∗<br />
Ambulante<br />
Pflegedienste<br />
14 10 4 †<br />
Ges<strong>am</strong>t 32 22 10<br />
Stand: 12/<strong>2004</strong>. ∗ Eine Einrichtung unterhält 3 Altenpflegeheime in<br />
Bremerhaven <strong>und</strong> 1 Altenpflegeheim im Landkreis Wesermünde.<br />
† Eine Einrichtung unterhält 1 Sozialstation in Bremerhaven <strong>und</strong> 4<br />
Sozialstationen im Landkreis Wesermünde.<br />
Wellness-Berufe im Trend<br />
Nach Angaben des Deutschen Wellness Verbandes“<br />
”<br />
belief sich der Umsatz des Wellness-Marktes in Deutschland<br />
im Jahr 2002 auf EUR 61.5 Milliarden (. . . ), ähnlich<br />
”<br />
wie der Umsatz im Jahre 2001“; vorausgesagt wird eine<br />
wieder steigende Tendenz, da der Konsument zunehmend<br />
bereit ist, Präventivmaßnahmen für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong><br />
”<br />
Wohlbefinden aus eigener Tasche zu bezahlen.“<br />
Der Verbandsdefinition zufolge zielt Wellness auf<br />
” die<br />
subjektive Seite der Ges<strong>und</strong>heit – das Wohlbefinden<br />
(ab): Hierzu gehören nicht nur akademische Berufe,<br />
wie z. B. Ärzte, Psychologen, Sportlehrer oder<br />
Ernährungswissenschaftler. Auch Berufsgruppen wie<br />
Gymnastiklehre, Diätassistentinnen, Arzthelferinnen,<br />
Krankenschwestern/-pfleger, medizinische Bademeister,<br />
Krankengymnasten/-innen, Kosmetikerinnen, etc.<br />
versuchen, Wellness als ein fortschrittliches Ges<strong>und</strong>heitsverständnis<br />
in ihre <strong>Arbeit</strong> einzubeziehen.“<br />
Im Frühjahr <strong>2004</strong> hat eine Kommission Wellnessberufe“<br />
”<br />
d<strong>am</strong>it begonnen, Qualitätsstandards zu entwickeln,<br />
anhand derer Bildungsmaßnahmen geprüft, zertifiziert<br />
”<br />
<strong>und</strong> mit einem Qualitätssiegel versehen werden können:<br />
⊲ Schriftliches Curriculum mit St<strong>und</strong>enplan.<br />
⊲ Angemessene Mischung didaktischer Methoden.<br />
⊲ Erfolgskontrolle (Abschlussprüfung) mit Dokumentation<br />
<strong>und</strong> Zertifizierung.<br />
⊲ Transparente <strong>und</strong> korrekte Bezeichnungen der Angebote,<br />
Dozenten <strong>und</strong> Zertifikate, aktive Aufklärung der<br />
Interessenten über Qualität <strong>und</strong> Anerkennung von Abschlüssen<br />
<strong>und</strong> Zertifikaten.<br />
⊲ Nachgewiesene Fachkompetenzen der Dozenten.<br />
⊲ Zuordnung der Teilnehmer zu den Qualifizierungsangeboten<br />
auf der Basis von systematischen Auswahlverfahren.<br />
⊲ Ordnungsgemäße Durchführung der Qualifizierungsmaßnahmen.<br />
⊲ Systematische Evaluation der fachlichen <strong>und</strong> didaktischen<br />
Qualität der Angebote.“ (Alle Zitate aus:<br />
www.wellnessverband.de.)<br />
Zu ersten Einschätzungen über mögliche Qualifikationsentwicklungen<br />
siehe auch Bullinger (2001).<br />
EQUIB <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 7
3 Vom Ges<strong>und</strong>heitswesen zur Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft<br />
Teil A: Allgemeine Branchenentwicklungen<br />
3 Vom Ges<strong>und</strong>heitswesen zur Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft<br />
3<br />
3.1 Ges<strong>und</strong>heit: Wettbewerbs- <strong>und</strong> Kostenfaktor<br />
Am Gr<strong>und</strong>satz der staatlichen Reglementierung (durch<br />
Gesetzes-, Verordnungs- <strong>und</strong> Aufsichtswesen) hat sich,<br />
als Rahmen, nichts gr<strong>und</strong>sätzlich geändert, wohl aber<br />
an dem Auftrag, der den in diesem Bereich Agierenden<br />
erteilt ist: Sie sollen vermehrt nicht nur kostenbewusst,<br />
sondern – im wirtschaftlichen Sinne – auch<br />
effizient handeln. Der Gr<strong>und</strong> dafür kann einerseits in<br />
der Folge europäischer Vorgaben gesehen werden, andererseits<br />
in haushaltspolitischen Schwierigkeiten <strong>und</strong><br />
Überlegungen der vergangenen Jahre. Hierzu gehört der<br />
europäische Auftrag zur Privatisierung von Bereichen,<br />
die in staatlicher Hand als Gr<strong>und</strong>voraussetzungen für<br />
das <strong>Wirtschaft</strong>sleben organisiert waren (Bereiche der<br />
Infrastruktur, Transport- <strong>und</strong> Kommunikationswesen);<br />
es gehört aber auch dazu die Debatte um die Kosten<br />
des Sozialstaates, die gerade in Zeiten wirtschaftlichen<br />
Abschwunges <strong>und</strong> europäisch vorgegebener Haushaltsmaßgaben<br />
( ”<br />
Maastricht-Kriterien“) als zu hoch angesehen<br />
worden sind <strong>und</strong> werden: als zu hohe Belastungen<br />
für die <strong>Wirtschaft</strong> wie für den Staatshaushalt.<br />
Letzterem soll – so die gesetzgeberischen Entscheidungen<br />
der vergangenen Jahre – primär mit Maßnahmen<br />
der Kostensenkung bzw. -verlagerung begegnet werden,<br />
aber auch mit Maßnahmen, die die Organisation des<br />
Ges<strong>und</strong>heitswesens selbst betreffen (z. B. Ges<strong>und</strong>heitsmodernisierungsgesetz).<br />
Der Ges<strong>und</strong>heitssektor <strong>und</strong> seine Einrichtungen, soweit<br />
sie nicht als Ges<strong>und</strong>heitsindustrie im <strong>Wirtschaft</strong>sleben<br />
integriert sind, sind in der Vergangenheit als Ges<strong>und</strong>heitsversorgung<br />
weitgehend staatlich organisiert (das<br />
Krankenhauswesen), zumindest aber staatlich beaufsichtigt<br />
gewesen <strong>und</strong> als ”<br />
Fürsorge“ dem ”<br />
Sozialstaat“<br />
zugehörig verstanden worden.<br />
Gleichzeitig stellt das Ges<strong>und</strong>heitswesen einen Sektor<br />
dar, in dem – unter wirtschafts- wie arbeitsmarktpolitischem<br />
Blickwinkel – hohe Umsätze getätigt werden<br />
<strong>und</strong> ein nicht unerheblicher Teil der erwerbsfähigen<br />
Bevölkerung beschäftigt ist. Nach Angaben des Statistischen<br />
B<strong>und</strong>es<strong>am</strong>tes waren in 2002 mehr als 4 Millionen<br />
Menschen im Ges<strong>und</strong>heitswesen beschäftigt, darunter<br />
über eine Million in den für den <strong>Bericht</strong> relevanten Bereichen<br />
(siehe Abbildung 1).<br />
Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> wird Ges<strong>und</strong>heit zunehmend<br />
als ein Bereich angesehen, der auch für <strong>Wirtschaft</strong>s<strong>und</strong><br />
Steuerpolitik sowie für Standortfragen prädestiniert<br />
<strong>und</strong> unverzichtbar ist: nicht zuletzt im Hinblick auf die<br />
ges<strong>am</strong>ten den Kernbereichen ges<strong>und</strong>heitlicher Versorgung<br />
angeschlossenen Segmente <strong>und</strong> die auch in diesem<br />
Bereich greifenden organisatorischen <strong>und</strong> kommunikativen<br />
Innovationen. 4<br />
Und vor eben diesem Hintergr<strong>und</strong> hat auch der Paradigmenwechsel<br />
vom Kostenfaktor zur Zukunftsbran-<br />
”<br />
che“ stattgef<strong>und</strong>en (Fretschner u. a. 2003, S. 34) 5 (an<br />
anderer Stelle wird von einem Paragigmenwechsel<br />
”<br />
von der Fürsorge‘ zur Dienstleistung‘“ gesprochen<br />
’ ’<br />
(Meifort <strong>2004</strong>, S. 20), der in erster Linie folgende<br />
Phänomene für sich rekl<strong>am</strong>iert:<br />
3 In diesem Abschnitt stützen wir uns hauptsächlich auf folgende Studien aus den letzten Jahren: Fretschner u. a. (2003), Meifort (<strong>2004</strong>),<br />
Hilbert u. a. (2002) sowie Abicht u. a. (2002).<br />
4 Unter den Segmenten wären zu nennen: zum einen der ges<strong>am</strong>te Bereich von ”<br />
Zulieferern“ <strong>und</strong> Erbringern von Vorleistungen (Medizintechnik,<br />
Pharmazeutik, Informationstechnologie), zum anderen aber auch Bereiche von Rehabilitation <strong>und</strong> sogar Nahrungsmittelindustrie.<br />
5 Allerdings ist auch anzumerken, dass es sich, die untersuchten Kernbereiche betreffend, um einen Bereich handelt, der in seiner<br />
Beschäftigungsentwicklung wesentlich mit geprägt wird von haushalts- <strong>und</strong> finanzpolitischen Entscheidungen: ”<br />
R<strong>und</strong> 85 Prozent der<br />
5 102 Stellen in Ges<strong>und</strong>heits-/Wellnessberufen werden von Einrichtungen des Ges<strong>und</strong>heitswesens angeboten, die direkt der Patientenversorgung<br />
dienen <strong>und</strong> deren Leistungen in der Regel von den gesetzlichen bzw. privaten Krankenkassen erstattet werden. Aufgr<strong>und</strong><br />
dieser hohen Branchenkonzentration hängen die Beschäftigungsmöglichkeiten in Ges<strong>und</strong>heitsberufen sehr stark von der Entwicklung<br />
im Ges<strong>und</strong>heitswesen ab.“ (Schade <strong>2004</strong>, S. 7)<br />
6 Diese Aussage gilt auch für das Land Bremen; hier wird ein derzeitiger Beschäftigtenstand von ca. 50 000 in den Kernbereichen vermeldet.<br />
7 ”<br />
Nicht zuletzt wegen der demographischen Entwicklung in Deutschland <strong>und</strong> des steigenden Anteils Älterer hat die Nachfrage nach Ges<strong>und</strong>heitsdienstleistungen<br />
in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie auch künftig weiter wachsen<br />
wird. Ges<strong>und</strong>heitsdienstleistungen sind i. d. R. sehr personalintensiv, so dass mit einem hohen <strong>Arbeit</strong>skräftebedarf in diesem Sektor zu<br />
rechnen ist. Dabei ist es fraglich, ob er allein durch Rekrutierung <strong>am</strong> externen <strong>Arbeit</strong>smarkt gedeckt werden kann.“ (IAB-Materialien<br />
Nr. 4/2003, Seite 10.)<br />
8 <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 EQUIB
3 Vom Ges<strong>und</strong>heitswesen zur Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft<br />
Krankenschwestern, Heb<strong>am</strong>men<br />
Arzt-, Zahnarzthelfer<br />
Ärzte<br />
Altenpfleger<br />
Krankenpflegehelfer<br />
Physiotherapeuten, Masseure, Bademeister<br />
med.-techn. Assistenten<br />
Zahntechniker<br />
Zahnärzte<br />
andere therapeut. Berufe<br />
Apotheker<br />
pharmazeut.-techn. Assistenten<br />
phar<strong>am</strong>azeut.-kfm. Angestellte<br />
Augenoptiker<br />
Heilpraktiker<br />
andere Ges<strong>und</strong>heitshandwerker<br />
Ges<strong>und</strong>heitsingenieure<br />
ges<strong>und</strong>heitssichernde Berufe<br />
Heilpädagogen<br />
Diätassistenten<br />
Ges<strong>und</strong>heitstechniker<br />
Orthopädiemechaniker<br />
Heilerziehungspfleger<br />
Pharmakanten<br />
andere Berufe*<br />
*z.B. Verwaltung, Reinigungs-, Küchenpersonal<br />
Beschäftigte im Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />
130<br />
96<br />
71<br />
64<br />
59<br />
54<br />
50<br />
41<br />
40<br />
18<br />
17<br />
15<br />
15<br />
13<br />
12<br />
9<br />
9<br />
7<br />
5<br />
1433<br />
301<br />
277<br />
229<br />
503<br />
0 200 400 600<br />
Beschäftigte in Tausend<br />
705<br />
Beschäftigte im Ges<strong>und</strong>heitswesen (in Tausend) in Deutschland im Jahr 2002, insges<strong>am</strong>t 4.2 Millionen.<br />
Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>es<strong>am</strong>t, grafische Darstellung nach: ibv, Nr. 19 vom 29.09.<strong>2004</strong>.<br />
Abbildung 1: Beschäftigte im Ges<strong>und</strong>heitswesen in Deutschland im Jahr 2002<br />
⊲ den Umstand, dass die ”<br />
Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft eine<br />
äußerst personal- <strong>und</strong> beschäftigungsintensive<br />
Dienstleistungsbranche darstellt“ 6 (ebd.),<br />
⊲ die absehbare demografische Entwicklung (steigender<br />
Bedarf an pflegerischen Leistungen), 7<br />
⊲ ein gestiegenes präventives Bewusstsein in der<br />
Bevölkerung, das auf den Erhalt von Ges<strong>und</strong>heit<br />
(<strong>und</strong> Fitness) reflektiert.<br />
Angelehnt an diesen Paradigmenwechsel wird ein erweiterter<br />
Ges<strong>und</strong>heitssystembegriff“ verwendet, der ”<br />
die Verflechtungen der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft mit anderen<br />
<strong>Wirtschaft</strong>ssektoren“ ins Blickfeld hebt <strong>und</strong> den<br />
”<br />
produktiven bzw. wertschöpfenden Charakter der Ges<strong>und</strong>heitsdienstleistungen“<br />
betont (vgl. das sogenannte<br />
”<br />
Zwiebelmodell“ in Fretschner u. a. (2003, S. 35 f), siehe<br />
Abbildung<br />
”<br />
2).<br />
Zwiebelmodell“ der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft<br />
”<br />
Struktur der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft<br />
Wohnen<br />
Tourismus<br />
Biotechnologie<br />
Handel<br />
mit<br />
Ges<strong>und</strong>h.-<br />
produkten<br />
Ges<strong>und</strong>h.-<br />
handwerk<br />
Selbsthilfe<br />
Sport <strong>und</strong> Freizeit<br />
Medizin- <strong>und</strong> Gerontotechnik<br />
Pflege<br />
Kliniken,<br />
Krankenhäuser<br />
niedergel. Ärzte<br />
Stationäre <strong>und</strong><br />
Ambulante<br />
Versorgung<br />
Kur- <strong>und</strong><br />
Bäderwesen<br />
Pharmazeutische Industrie<br />
Beratung<br />
Apotheken<br />
Ernährung<br />
Quelle: nach Fretschner u. a. (2003, S. 36).<br />
Abbildung 2: ”<br />
Zwiebelmodell“ der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft<br />
EQUIB <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 9
3 Vom Ges<strong>und</strong>heitswesen zur Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft<br />
3.2 Entwicklungstrends <strong>und</strong> Prognosen<br />
Die dem Ges<strong>und</strong>heitssektor, der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft,<br />
von staatlicher Seite vorgegebenen Strukturveränderungen<br />
(Budgetkürzungen, Überführung in<br />
neue Rechts- <strong>und</strong> Geschäftsformen, die Auflage, Markt<br />
bezogen zu agieren) haben für Einrichtungen der Kernbereiche<br />
<strong>und</strong> deren Verantwortliche nicht unerhebliche<br />
Folgen: Sie werden zu wirtschaftlichem, <strong>und</strong> d. h. auch<br />
zu wettbewerbsorientiertem, Denken <strong>und</strong> Handeln gezwungen.<br />
Dadurch weichen traditionelle Zuschreibungen <strong>und</strong>/<br />
oder Abgrenzungen innerhalb des Ges<strong>und</strong>heitsbereiches<br />
auf, werden (<strong>und</strong> müssen) Angebotsaktivitäten<br />
in vielen Punkten neu fokussiert <strong>und</strong> auch<br />
auf den Markt gebracht“ werden. Dadurch sind,<br />
”<br />
kurz zus<strong>am</strong>mengefasst, Einrichtungen der traditionellen<br />
Ges<strong>und</strong>heitsfürsorge gezwungen, ihre Grenzen <strong>und</strong><br />
Geschäftsfelder neu zu definieren, auszuloten <strong>und</strong> zu<br />
justieren <strong>und</strong> darüber auch Grenzverschiebungen vorzunehmen:<br />
Die traditionelle Aufteilung eines Ges<strong>und</strong>heitssystems<br />
in <strong>am</strong>bulante <strong>und</strong> stationäre <strong>und</strong> über<br />
staatliche Aufsicht geregelte Ges<strong>und</strong>heitsfürsorge, die<br />
(auch standesmäßig) von privatwirtschaftlichen Bereichen<br />
abgegrenzt war, wird mittlerweile zunehmend obsolet<br />
<strong>und</strong> verändert sich hin zu einem Agglomerat<br />
unterschiedlicher, sich überschneidender Betreuungs-,<br />
Präventions- <strong>und</strong> Kurationsangebote. Auf diese Weise<br />
entsteht eine Palette von Produkten <strong>und</strong> Dienstleistungen,<br />
die auf die Aktivierung von privater Nachfra-<br />
”<br />
ge zielen“ (Hilbert u. a. 2002, S. 29), begleitet von<br />
einer Erhöhung der Nachfrage nach professionellen<br />
”<br />
ges<strong>und</strong>heitsbezogenen Diensten“ (ebd., S. 73), jedoch<br />
auch von vermutlich noch unterschiedlicher Durchsetzungsfähigkeit,<br />
Konsolidierung oder Seriosität (ebd., S.<br />
15).<br />
Die Entwicklungstrends, die vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />
sozio-demografischer, ökonomischer <strong>und</strong> auch politischer<br />
Rahmenbedingungen auszumachen sind, sind in<br />
sich selbst z. T. uneinheitlich <strong>und</strong> widersprüchlicher<br />
Natur.<br />
So wird z. B. einerseits prognostiziert, dass vor dem<br />
Hintergr<strong>und</strong> der zu erwartenden gesellschaftlichen<br />
Altersstruktur ”<br />
die Nachfrage nach vollstationärer Betreuung<br />
kräftiger wachsen wird als die Nachfrage nach<br />
<strong>am</strong>bulanter oder teilstationärer Versorgung“ (Hilbert<br />
u. a. 2002, S. 15); demgegenüber sind jedoch auch Bestrebungen<br />
festzustellen, nicht allein im Krankenhausbereich<br />
die stationäre Verweildauer zu verkürzen, 8 sondern<br />
auch die stationäre pflegerische Betreuung in Altenheimen<br />
zu reduzieren zugunsten einer <strong>am</strong>bulanten<br />
oder teilstationären Betreuung – zumindest gilt dies für<br />
einige B<strong>und</strong>esländer. 9 Hier stehen sich nicht zuletzt unterschiedliche<br />
Erwägungen gegenüber:<br />
⊲ ein Kostengesichtspunkt, 10 unter dem man sich von<br />
<strong>am</strong>bulanter Betreuung geringere Kosten verspricht<br />
als von stationären Heimplätzen,<br />
⊲ ein Qualitätsgesichtspunkt, der stationärer Betreuung<br />
mehr Professionalität <strong>und</strong> (nachweisbare) Qualität<br />
beimisst,<br />
⊲ ein Beschäftigungsgesichtspunkt, der sich vor dem<br />
Hintergr<strong>und</strong> unterschiedlicher struktureller Gegebenheiten<br />
von der jeweiligen Betreuungsform eine<br />
höhere Attraktion von Beschäftigten erhofft.<br />
Auch bezüglich eines prognostizierten Ansteigens<br />
des Angebotes freier, nicht indizierter Leistungen<br />
auf Gr<strong>und</strong> eingeschränkter Kassenleistungen müsste<br />
berücksichtigt werden, dass dem keine kontinuierlich<br />
steigenden Einkommen gegenüber stehen, was<br />
zu der Herausforderung führen dürfte, ”<br />
kostengünstige<br />
<strong>und</strong> qualitativ anspruchsvolle Angebote“ (Hilbert u. a.<br />
2002, S. 58) auf den Markt zu bringen. 11<br />
Und nicht zuletzt sind auch noch bestehende rechtliche<br />
Hindernisse oder Verzögerungen zu beobachten, die einer<br />
allein Markt bezogenen Angebotsentwicklung entgegen<br />
stehen. So werden insges<strong>am</strong>t ”<br />
zwar gute Wachstumsperspektiven<br />
(vorausgesagt), sie fallen den Anbietern<br />
jedoch nicht in den Schoß, sondern müssen durch<br />
Qualitätsmanagement, Innovation <strong>und</strong> Marketing erarbeitet<br />
werden.“ (Hilbert u. a. 2002, S. 22)<br />
Ungeachtet dieser Unsicherheiten werden als wesentliche<br />
Zukunftsfelder einer Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft angesehen:<br />
8 Hintergr<strong>und</strong> ist die Einführung der so genannten DRGs“ (Diagnosis Related Groups), auf Gr<strong>und</strong> derer (vereinfacht gesagt) Krankheitsbildern<br />
feste Behandlungs- <strong>und</strong> Verweilzeiten im Krankenhaus zugeordnet <strong>und</strong> Bezugsgröße der Finanzierung sind.<br />
”<br />
9 Das Land Bremen allerdings setzt auf einen weiteren Ausbau von Heimplätzen, sowohl aus <strong>Arbeit</strong>splatzerwägungen heraus als auch<br />
” aus <strong>Wirtschaft</strong>s- <strong>und</strong> Steuergründen“. (Vgl. Knigge möchte Senioren nach Bremen locken“, Weser-Kurier vom 09.05.2003.)<br />
”<br />
10 Für den Krankenhausbereich wird voraus gesagt, dass der Pflegedienst als einer der ersten Krankenhausdienste das Krankenhaus<br />
”<br />
verlassen <strong>und</strong> <strong>am</strong>bulant tätig werden“ dürfte. (Abicht u. a. 2002, S. 21)<br />
11 Die Unternehmen <strong>und</strong> Einrichtungen der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft stehen zunehmend vor der Herausforderung, durch k<strong>und</strong>engerechte<br />
”<br />
Produkte <strong>und</strong> Dienstleistungen zusätzliche private Mittel zu mobilisieren.“ (Fretschner u. a. 2003, S. 41)<br />
10 <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 EQUIB
3 Vom Ges<strong>und</strong>heitswesen zur Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft<br />
Förderung der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft durch die BIA Bremer Innovations-Agentur GmbH<br />
Gemeins<strong>am</strong> mit dem Land Bremen unterstützt die BIA Bremer<br />
Innovations-Agentur GmbH die Entwicklung <strong>und</strong> Erprobung innovativer<br />
Produkte, Dienstleistungen <strong>und</strong> Verfahren in der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft.<br />
Dabei stehen folgende Ziele im Vordergr<strong>und</strong>:<br />
⊲ Steigerung der Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Lebensqualität der Menschen<br />
⊲ Steigerung der <strong>Wirtschaft</strong>skraft <strong>am</strong> Standort Bremen<br />
⊲ Schaffung <strong>und</strong> Sicherung von qualifizierten <strong>Arbeit</strong>splätzen <strong>am</strong><br />
Standort Bremen<br />
⊲ Erhöhung des Absatzes für bremische Produkte <strong>und</strong> Dienstleistungen<br />
Die BIA unterstützt, fördert <strong>und</strong> begleitet Unternehmen der<br />
Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft bei der Umsetzung innovativer Ideen<br />
durch Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsprojekte zu folgenden Themenschwerpunkten:<br />
⊲ Neuartige Telematik-Anwendungen:<br />
z. B. Digitale Radiologie, Datenaustausch <strong>und</strong> -sicherheit, Dokumentationssysteme<br />
⊲ Innovative Kooperationskonzepte:<br />
z. B. Homecare, Organisationskonzepte für die Bereiche<br />
Prävention, Ges<strong>und</strong>heitsförderung, Kuration, Rehabilitation<br />
<strong>und</strong> Lebenshilfe<br />
⊲ Qualitätsgesicherte Pflegeangebote:<br />
z. B. Qualitätsmanagement, erweiterter Service <strong>und</strong> neuartige<br />
Dienstleistungen<br />
⊲ Altersgerechte Dienstleistungen:<br />
z. B. gerontotechnische Produkte, innovative Wellness- <strong>und</strong><br />
Fitness-Angebote<br />
Im thematischen Zus<strong>am</strong>menhang des <strong>Monitoring</strong>berichtes sind<br />
zwei derzeit laufende Projekte von besonderer Bedeutung:<br />
⊲ Produkt PPZ-Pflegeplatzzentrale“<br />
”<br />
Mit der Entwicklung <strong>und</strong> Gestaltung einer interaktiven, modular<br />
aufgebauten, datenbankgestützten <strong>und</strong> webbasierten<br />
Pflegeplatzzentrale“ zur Überleitung aus dem Krankenhaus<br />
”<br />
in stationäre, teilstationäre oder <strong>am</strong>bulante Pflegeeinrichtungen<br />
wird ein Instrument bereitgestellt, das den Prozess erheblich<br />
unterstützt: Durch das Informations- <strong>und</strong> Kommunikationsinstrument<br />
Pflegeplatzzentrale“ erhalten sowohl Krankenhäuser,<br />
stationäre, teilstationäre <strong>und</strong> <strong>am</strong>bulante Pflegean-<br />
”<br />
bieter, andere Ges<strong>und</strong>heitsdienstleister <strong>und</strong> auch Privatpersonen<br />
die Möglichkeit, sich einen schnellen <strong>und</strong> zuverlässigen<br />
Überblick über Angebote <strong>und</strong> Kapazitäten in den jeweiligen<br />
Einrichtungen zu verschaffen <strong>und</strong> Online-Reservierungen/Buchungen<br />
vorzunehmen. Das Produkt Pflegeplatzzentrale“ soll<br />
”<br />
Anfang 2005 zur Verfügung stehen.<br />
⊲ Produkt Machbarkeitsanalyse“:elektronische Pflegeüberleitung<br />
EVACARE<br />
”<br />
Die Überleitung von Patientinnen <strong>und</strong> Patienten (von einer<br />
Einrichtung der medizinisch-pflegerischen Versorgung zu einer/mehreren<br />
anderen) erfolgt als Entlassungsmanagement<br />
<strong>und</strong> -organisation, über Schnittstellen verschiedener Versorgungsinhalte<br />
<strong>und</strong> -einrichtungen. Zur Sicherung der Qualität<br />
ist eine Übertragung/Weitergabe umfangreicher Daten erforderlich,<br />
um Verlässlichkeit zu gewährleisten. Es ist beabsichtigt,<br />
dafür ein elektronisches unterstützendes Instrument<br />
Elektronische Pflegeüberleitung“ in Bremen zu entwickeln.<br />
”<br />
In diesem Zus<strong>am</strong>menhang hat das Projekt EVACARE den<br />
Auftrag, die sektorenübergreifenden, organisatorischen <strong>und</strong><br />
technischen Voraussetzungen für die Einführung einer elektronischen<br />
Pflegeüberleitung im Rahmen eines Pilotprojektes<br />
zu schaffen.<br />
Weitere Informationen: BIA Bremer Innovations-Agentur GmbH (www.bia-bremen.de), Frau Eva Zweidorf, Tel: 0421/96 00-342, E-<br />
Mail: zweidorf@bia-bremen.de.<br />
⊲ ”<br />
ein Mehrbedarf an professionellen Hilfs- <strong>und</strong> Pflegeangeboten<br />
sowie geronto-medizinischen Leistungen“<br />
(ebd., S. 13);<br />
⊲ die IT-Unterstützung von medizinischen Dienstleistungen<br />
– in der medizinischen Behandlung, Diagnostik<br />
<strong>und</strong> Dokumentation ebenso wie in Beratung, Information<br />
<strong>und</strong> Betreuung; 12<br />
⊲ eine Kombination von Freizeit- oder Tourismusangeboten<br />
mit Ges<strong>und</strong>heitsprävention oder -kuration;<br />
⊲ individuelle sowie kollektive Präventions- <strong>und</strong> Rehabilitationsberatung<br />
(z. B. ”<br />
betriebliches Ges<strong>und</strong>heitsmanagement“).<br />
Zusätzlich ist anzumerken, dass sich die Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft<br />
in all ihrer absehbar vielfältigen Entwicklung<br />
zu einem Feld von regionaler Profilierung <strong>und</strong> Wettbewerb<br />
(um Beschäftigungs- wie um Angebotssegmente)<br />
entwickeln wird. 13<br />
3.3 Bremen als Standort der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft<br />
Die finanz-, wirtschafts- <strong>und</strong> arbeitsmarktpolitische Bedeutung<br />
der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft ist auch im Lande<br />
Bremen nicht unerheblich. 14 Zum einen sind die Ges<strong>und</strong>heitsausgaben<br />
des Landes überdurchschnittlich im<br />
Vergleich zu anderen B<strong>und</strong>esländern, zum andern ist –<br />
ebenfalls im b<strong>und</strong>esweiten Vergleich – die Anzahl der<br />
in der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft Beschäftigten hoch: ”<br />
Jeder<br />
Neunte arbeitet im Kernbereich der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft“.<br />
(Schneider u. a. 2003, S. 4) Dabei ist allerdings<br />
zu bemerken, dass in den letzten Jahren ein leichter<br />
Rückgang der Beschäftigtenzahlen stattgef<strong>und</strong>en hat<br />
<strong>und</strong> vor allem die Anzahl von Vollzeitäquivalenten<br />
gesunken ist, so dass sich die geschätzten 50 000<br />
Beschäftigungsverhältnisse umgerechnet um ca. 25<br />
12 ”<br />
Viele ges<strong>und</strong>heitsnahe Dienstleistungen, die früher im F<strong>am</strong>ilien- oder Nachbarschaftsverb<strong>und</strong> erbracht wurden, z. B. das Herbeirufen<br />
von professioneller Hilfe bei akuten Ges<strong>und</strong>heitsproblemen, könnte in einer Gesellschaft, die durch Individualisierung gekennzeichnet<br />
ist, durch neue, z. T. technisch gestützte Angebote ersetzt werden.“ (Hilbert u. a. 2002, S. 27)<br />
13 Die Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft ist ein ”<br />
Lieblingsthema der Regional-, <strong>Wirtschaft</strong>s- <strong>und</strong> Strukturpolitik“ (Hilbert u. a. 2002, S. 67).<br />
14 Das wird im Übrigen auch in der – ansonsten nicht unkritischen – Studie der <strong>Arbeit</strong>nehmerk<strong>am</strong>mer Bremen zur Krankenhausumwandlung<br />
unterstrichen: ”<br />
Krankenhäuser sind ein entscheidender Teil <strong>und</strong> Motoren für die Entwicklung einer bremischen Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft.<br />
Dies gilt auch für die Fachdisziplinen <strong>und</strong> Schwerpunktsetzungen der frei-gemeinnützigen <strong>und</strong> privaten Krankenhäuser<br />
Bremens.“ (Bury u. Strüßmann 2003, S. 28)<br />
EQUIB <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 11
4 Personal-/Qualifikationsentwicklung <strong>und</strong> -bedarfe<br />
Prozent auf 37 200 reduzieren. 15<br />
Der Rückgang von Vollzeitäquivalenten verdankte sich<br />
in der Vergangenheit in erster Linie einer ”<br />
Abnahme der<br />
Beschäftigten in der <strong>am</strong>bulanten Versorgung“ (in Praxen<br />
ärztlicher <strong>und</strong> nichtärztlicher medizinischer Versorgung),<br />
dürfte sich aber seither noch etwas erhöht haben<br />
auf Gr<strong>und</strong> der Umstrukturierungen in den Krankenhäusern,<br />
die von Personalabbau begleitet waren.<br />
Eine Kompensation hat stattgef<strong>und</strong>en durch die Verlagerung<br />
von Beschäftigung aus dem stationären <strong>und</strong> teilstationären<br />
(Krankenhaus-)Bereich in den (<strong>am</strong>bulanten)<br />
Pflegebereich. 16<br />
Gleichwohl wird für das Land eine starke Wettbewerbsposition<br />
der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft ausgemacht, die es<br />
– nach Willen der Landespolitik – zu stärken <strong>und</strong> auf<br />
eine überregionale Ausstrahlung hin zu entwickeln gilt.<br />
In diesem Zus<strong>am</strong>menhang hat ”<br />
der Senat deshalb Ende<br />
2000 das ressortübergreifende Progr<strong>am</strong>m ’<br />
Förderung<br />
der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft im Lande Bremen‘ beschlossen.“<br />
17<br />
Zusätzlich gilt auch seit Sommer 2001 der Auftrag<br />
des Senators für <strong>Arbeit</strong>, Frauen, Ges<strong>und</strong>heit, Jugend<br />
<strong>und</strong> Soziales an die Bremer Innovations-Agentur (BIA):<br />
Die Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft im Lande Bremen soll soweit<br />
gestärkt werden, dass Bremen auch überregional<br />
”<br />
ein eigenständiges <strong>und</strong> herausragendes Profil abbildet.“<br />
(BIA 2003, S. 3)<br />
Für dieses Ziel investiert das Land in Förderung von<br />
Projekten ebenso wie in den Ausbau von <strong>und</strong> die Spezialisierung<br />
auf traditionell stark im Land vertretenen<br />
Feldern (Krankenhaus-, Heimbereich 18 ); daneben sollen<br />
aber auch bislang eher unterrepräsentierte Segmente<br />
wie medizinische Vorleistungsindustrie 19 <strong>und</strong> Freizeitwirtschaft<br />
(Stichworte Wellness“ <strong>und</strong> Kurangebote)<br />
ausgebaut werden, mit dem Ziel des Angebotes<br />
”<br />
branchenübergreifender Dienstleistungen, bis hin zur<br />
Ernährungswirtschaft.<br />
Zu den Aktionsschwerpunkte(n) des Ges<strong>und</strong>heitswirtschafts-Progr<strong>am</strong>ms“<br />
gehören dabei (nach<br />
”<br />
Staatsrat Knigge):<br />
⊲ Telematikanwendung im Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />
⊲ Neue Wege in der Pflege<br />
⊲ Förderung von bereichsübergreifenden Kooperationen<br />
in Prävention, Ges<strong>und</strong>heitsförderung, Kuration,<br />
Rehabilitation <strong>und</strong> Lebenshilfe<br />
⊲ Angebote für ältere Menschen<br />
4 Personal-/Qualifikationsentwicklung<br />
<strong>und</strong> -bedarfe<br />
Die tief greifenden <strong>und</strong> dyn<strong>am</strong>ischen Veränderungen,<br />
die auf dem Markt der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft zu erwarten<br />
sind, haben nach allgemeiner Ansicht erhebliche<br />
Auswirkungen auf das in den Kernbereichen tätige Personal,<br />
sowohl was dessen Zus<strong>am</strong>mensetzung angeht als<br />
auch bezüglich der Qualifikationen.<br />
So wird – trotz augenblicklich stagnierender<br />
Beschäftigung 20 – auf Sicht ein weiterer Personalbedarf<br />
15 Vgl. zu den Zahlen Schneider u. a. (2003).<br />
In Bremischen Krankenhäusern erfolgte zwischen 2000 <strong>und</strong> <strong>2004</strong> teilweise ein Rückgang von bis zu 10 Prozent beim pflegenden<br />
Personal (Angaben nach: Drucksache 16/217 der Bremischen Bürgerschaft).<br />
16 Zu den Zahlen <strong>und</strong> Interpretationen vgl. Schneider u. a. (2003).<br />
17 Staatsrat Dr. Arnold Knigge, zitiert nach Pressemitteilung unter: www.bremen.de/verwaltungsreform/fr<strong>am</strong>es.html?Seite=/verwaltungsreform/Kap9/Kap9<br />
7 17.html<br />
18 ”<br />
Wir haben uns vorgenommen, bis 2010 jedes Jahr 100 zusätzliche Heimplätze einzurichten“, so Hans-Heinrich Schmidt, Referatsleiter<br />
beim Senator für Soziales; zitiert nach: Kurier <strong>am</strong> Sonntag, Nr. 27 vom 04.07.<strong>2004</strong>, S. 3. Mit diesem erklärten Willen eines Ausbaues<br />
von Pflegeheimplätzen unterscheidet sich Bremen zumindest teilweise von anderen B<strong>und</strong>esländern. Der Gr<strong>und</strong> dürfte, neben Faktoren<br />
der Altersentwicklung im Lande selber, auch in dem Interesse an Bestand bzw. weiterer Attrahierung von in Bremen ansässigen<br />
Personen zu sehen sein.<br />
19 Hierfür wird wesentlich das Fehlen von medizinischen Forschungseinrichtungen verantwortlich gemacht (Schneider u. a. 2003, 9 f).<br />
20 Zu den Gründen siehe vorherigen Abschnitt.<br />
21 Diese Einschätzung wird auch von einer Studie vorgenommen, die im Rahmen des Projekts Perspektive plus X (www.perspektive-plusx.de)<br />
für Teile des Saarlandes durchgeführt worden ist (Rousselage u. Kirch-Müller 2003).<br />
Teilweise wird der Ges<strong>und</strong>heitssektor gar als ”<br />
Motor für Beschäftigung“ angesehen, da hier – per saldo – Neueinstellungen über dem allgemeinen<br />
Branchendurchschnitt liegen (vgl. IAB-Materialien Nr.1/2002), <strong>und</strong> ”<br />
Experten der Agentur für <strong>Arbeit</strong> sehen im Ges<strong>und</strong>heitsdienst<br />
eine Wachstumsbranche mit hohen Beschäftigungschancen. Jetzt schon arbeiten b<strong>und</strong>esweit 4.1 Millionen Menschen im Ges<strong>und</strong>heitswesen.<br />
Das ist jeder neunte Beschäftigte. Bis 2010 wird mit einer Ausweitung um weitere 500 000 <strong>Arbeit</strong>splätze gerechnet.“ (Presse<br />
Info 004/<strong>2004</strong> vom 27.01.<strong>2004</strong> ( ”<br />
Job-Maschine Ges<strong>und</strong>heitswesen? Gute Chancen für Akademiker“) unter www.arbeitsagentur.de/<br />
v<strong>am</strong>.) Allerdings stehen derzeitige Zahlen der Agentur für <strong>Arbeit</strong> konträr zu dieser Erwartung: ”<br />
Schwer haben es <strong>am</strong> <strong>Arbeit</strong>smarkt<br />
derzeit Fachkräfte (. . . ) aus dem Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Sozialwesen.“ ( ”<br />
Bremer <strong>Arbeit</strong>smarkt kommt nicht aus der Talsohle“, Weser-Kurier<br />
vom 05.08.<strong>2004</strong>.)<br />
22 ”<br />
Es zeigt sich ganz deutlich, dass das Thema Fachkräftebedarf nach Einschätzung der Betriebe auch in naher Zukunft eine wichtige<br />
Rolle spielen wird. So gaben 65 Prozent der Einrichtungen an, dass sie in den nächsten zwei Jahren Schwierigkeiten erwarten, speziell<br />
12 <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 EQUIB
4 Personal-/Qualifikationsentwicklung <strong>und</strong> -bedarfe<br />
erwartet 21 , verb<strong>und</strong>en mit Problemen der Personalbeschaffung.<br />
Gekennzeichnet sei dieser Bedarf allerdings<br />
von Verschiebungen: einerseits hin zu höher qualifiziertem<br />
Personal 22 , andererseits zu angereicherten oder<br />
auch neu zus<strong>am</strong>mengesetzten Qualifikationsprofilen:<br />
Gefragt ist heute zunehmend ein Qualifikationsmix,<br />
”<br />
der neben den fachspezifischen Qualifikationsinhalten<br />
auch so genannte Schlüsselqualifikationen <strong>und</strong> Kompetenzen<br />
in Bereichen wie Management <strong>und</strong> Organisation<br />
beinhaltet (. . . ). An Bedeutung gewinnen werden<br />
Informations- <strong>und</strong> Schnittstellenmanagement, die<br />
EDV, K<strong>und</strong>enorientierung <strong>und</strong> Qualitätsmanagement.<br />
Auch kulturelle Kompetenzen – Stichwort kultursensible<br />
Pflege – werden wichtiger.“ 23<br />
Demzufolge kann vorrangig von zwei Trendlinien hinsichtlich<br />
des Zuschnittes künftig nachgefragter Qualifikationen<br />
ausgegangen werden:<br />
⊲ Das Erfordernis einer Qualifikationsergänzung, in<br />
fachlicher Hinsicht <strong>und</strong> in sozialer sowie methodischer<br />
Hinsicht. Hierunter werden in erster<br />
Linie Kompetenzen <strong>und</strong> Anwendungskenntnisse<br />
im IT-Bereich genannt, die zum Umgang mit<br />
<strong>und</strong> zur qualifizierten Nutzung von u. a. Software<br />
gestützten Dokumentationen <strong>und</strong> Verlaufskontrollen<br />
im medizinisch-pflegerischen Bereich <strong>und</strong><br />
zur Einrichtung sowie Bedienung von Netzwerken<br />
befähigen. Aber auch Qualifikationen in den Bereichen<br />
K<strong>und</strong>enorientierung, Management <strong>und</strong> Qualitätssicherung<br />
24 werden verstärkt nachgefragt werden.<br />
⊲ Das Erfordernis einer (fachlichen) Qualifikationskombination,<br />
die dem Überschreiten bislang abgegrenzter<br />
Bereiche Rechnung trägt (das B<strong>und</strong>esinstitut<br />
für Berufsbildung (BIBB) spricht diesbezüglich<br />
von einer ”<br />
Qualifikationsbündelei“).<br />
In diesem Zus<strong>am</strong>menhang wären auch Zielgruppen<br />
spezifische <strong>und</strong> daran orientierte Ausrichtungen zu<br />
nennen, die vor allem mit der demografischen Struktur<br />
<strong>und</strong> Entwicklung verb<strong>und</strong>en sind: ”<br />
interkulturelle“<br />
<strong>und</strong> altersgerechte Beratungen <strong>und</strong> Betreuungen.<br />
Beides wird überlagert durch das Erfordernis nach Spezialisierung<br />
einerseits, andererseits der Nachfrage nach<br />
Generalisten“; ein Beispiel hierfür bietet der Bereich<br />
”<br />
Pflege <strong>und</strong> Betreuung:<br />
Die beständige Weiterentwicklung der Pflegeberufe<br />
”<br />
<strong>und</strong> der Medizin erfordert den Einsatz von Pflegespezialisten,<br />
da es nicht mehr möglich ist, in allen Bereichen<br />
des pflegerischen Wirkens in einer Person die<br />
Fachkompetenz auf hohem Niveau zu vereinen. Andererseits<br />
braucht es in der Pflege Generalisten, die<br />
gr<strong>und</strong>sätzlicher Weise in der Lage sind, einen Pflegebedürftigen<br />
zu versorgen <strong>und</strong> auch nach der Beratung<br />
mit einem Spezialisten (. . . ) die Pflege eigenverantwortlich<br />
durchzuführen. Auch die intensive Schulung<br />
zur Beratung von Patienten <strong>und</strong> Angehörigen wird<br />
zukünftig mehr Bedeutung bekommen.“ (Abicht u. a.<br />
2002, S. 22)<br />
Vieles aus diesem Qualifikationsumfeld dürfte in der<br />
Form berufsbegleitender Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung erfolgen,<br />
allein schon auf Gr<strong>und</strong> der Dyn<strong>am</strong>ik der<br />
Tätigkeitsanforderungen, <strong>und</strong> d<strong>am</strong>it den Trend zu ”<br />
lebenslangem<br />
Lernen“ verstärken.<br />
Darauf sind die Einrichtungen der Kernbereiche der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft<br />
einerseits gut vorbereitet, da hier<br />
Fort- <strong>und</strong> Weiterbildungsaktivitäten traditionell sehr<br />
hoch sind; andererseits bedarf es hierfür auch entsprechender<br />
zeitlicher Freiräume <strong>und</strong> Möglichkeiten: ”<br />
In<br />
Zeiten eines akuten Fachkräftemangels, in denen es<br />
häufig zu Engpässen im betrieblichen <strong>Arbeit</strong>sablauf<br />
kommt, dürfte dies oft schwierig sein.“ 25 Personalplanung,<br />
Personal- <strong>und</strong> Qualifizierungsmanagement auf<br />
Leitungsebene ist hier ebenso gefordert, wie Anbieter<br />
von Weiterbildungsangeboten sich innovativ <strong>und</strong> voraus<br />
schauend darauf einstellen müssen.<br />
Des weiteren ergibt sich daraus aber auch die Anforderung<br />
an berufliche Ausbildung, zukunftsfähige Qualifikationsinhalte<br />
modulhaft zu erarbeiten <strong>und</strong> curricular<br />
zu verankern. In diesem Zus<strong>am</strong>menhang dürfte zudem<br />
absehbar sein, dass auch <strong>und</strong> gerade neu geschaffene<br />
oder neu geregelte Aus- <strong>und</strong> Fortbildungen (dualer wie<br />
schulischer Art) vor einer länger andauernden Phase des<br />
Wandels <strong>und</strong> der Anpassung an sich real entwickelnde<br />
Tätigkeitsanforderungen stehen werden. 26<br />
Fachkräfte auf dem Markt zu finden.“ (IAB-Materialien Nr. 4/2003, S. 10.)<br />
23 So der IAT-Forschungsdirektor Josef Hilbert, nach: Informationsdienst idw, Pressemitteilung vom 02.08.<strong>2004</strong>.<br />
24 Neben so genannten ”<br />
Basisqualifikationen“ ”<br />
werden in Zukunft Qualifikationen in den Bereichen betriebswirtschaftliches Management,<br />
Organisation, Personalrekrutierung <strong>und</strong> -entwicklung, Nutzung der Neuen Medien sowie Marketing <strong>und</strong> Medizinjournalismus an<br />
Bedeutung gewinnen.“ (Fretschner u. a. 2003, S. 45) Vgl. auch Abicht u. a. (2002, S. 22).<br />
25 IAB-Materialien Nr. 4/2003, S. 11.<br />
26 Dies dürfte auch die neu geregelten <strong>und</strong> in einer Erprobungsphase befindlichen Ausbildungen im Kranken- <strong>und</strong> Altenpflegebereich<br />
betreffen. Vgl. hierzu auch Becker (<strong>2004</strong>).<br />
EQUIB <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 13
5 Veränderungen der <strong>Arbeit</strong>s- <strong>und</strong> Qualifikationsanforderungen<br />
Teil B: Ergebnisse der<br />
Betriebsbefragungen<br />
Vorbemerkung zum Aufbau<br />
Die Darstellung der Ergebnisse der Betriebsbefragung<br />
folgt der Aufbaulogik des Gesprächsleitfadens: Ausgehend<br />
von der Frage nach den aktuellen Auslösern<br />
von Qualifikationsbedarf (Veränderungen in der <strong>Arbeit</strong><br />
durch Innovationen <strong>und</strong> den Wandel der Rahmenbedingungen)<br />
wird in den Interviews dann auf deren<br />
Wirkungen auf die Qualifikationsanforderungen <strong>und</strong><br />
die Personalstruktur eingegangen. Es schließt sich die<br />
Erörterung ihrer Folgen für die Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />
an. 27 Zu betonen ist noch, dass im Rahmen der zu diesem<br />
<strong>Bericht</strong> durchgeführten Interviews in den Krankenhausbetrieben<br />
eine Fokussierung auf das pflegerischverwaltende<br />
Personal erfolgt ist.<br />
5 Veränderungen der <strong>Arbeit</strong>s- <strong>und</strong><br />
Qualifikationsanforderungen<br />
Die in Teil A beschriebenen Entwicklungen werden<br />
gleichermaßen von den betrieblichen wie den<br />
überbetrieblichen Expertinnen <strong>und</strong> Experten in der Region<br />
bestätigt <strong>und</strong> als gr<strong>und</strong>sätzlich maßgebend für<br />
veränderte Anforderungen <strong>und</strong> sich ändernde Bedarfe<br />
angeführt.<br />
Von einigen der interviewten Fachleute aus den Panelbetrieben<br />
der Krankenversorgung <strong>und</strong> Pflege allerdings<br />
wurden Zweifel angemeldet, ob sich diese Entwicklungen<br />
kurzfristig niederschlagen würden – vor allem als<br />
tatsächliche Nachfrage nach Personal. Als wesentlicher<br />
Gr<strong>und</strong> dafür wurde eine Planungsunsicherheit genannt,<br />
die mit den Entwicklungen auf dem Markt <strong>und</strong> dem<br />
Druck von (hohen) Personalkosten begründet wird.<br />
5.1 Ges<strong>am</strong>tgesellschaftliche Rahmenbedingungen<br />
Die gr<strong>und</strong>legenden <strong>und</strong> folgenreichsten Bedingungen<br />
bestehen in den strukturellen Veränderungen, die auf<br />
Gr<strong>und</strong> von neuen Gesetzen, Verordnungen <strong>und</strong> Zielsetzungen<br />
(Privatisierungen) erfolgt sind <strong>und</strong> weiter erfolgen,<br />
sowie in der demografischen Entwicklung.<br />
Blutige Entlassung“: negative Folgen verkürzter Verweildauer<br />
im Krankenhaus?<br />
”<br />
Die so genannte blutige Entlassung“ ist als Schlagwort<br />
”<br />
entstanden im Zus<strong>am</strong>menhang mit der Ankündigung bzw.<br />
Einführung der DRGs (Diagnosis Related Groups, auch<br />
Fallpauschalen“ genannt).<br />
”<br />
Sie bezeichnet den Umstand, dass Patientinnen <strong>und</strong> Patienten<br />
frühzeitiger (im Vergleich zu früher: mit mehr<br />
Nachbehandlungsbedarf) aus dem Krankenhaus entlassen<br />
werden. Der Begriff hat sich eingebürgert, <strong>und</strong> der<br />
Sachverhalt, vor allem befürchtete Folgen eines medizinischen<br />
Qualitätsverlustes, wird durchaus kontrovers diskutiert<br />
bzw. von Seiten der Krankenhäuser dementiert. Einige<br />
Auszüge:<br />
Die Einführung der DRGs wird die Krankenhauslandschaft<br />
vor allem im ländlichen Bereich <strong>und</strong> bei kleine-<br />
”<br />
ren Krankenhäusern umkrempeln. Betten werden nicht<br />
mehr nach Liegezeit bezahlt, sondern Fälle nach Diagnose<br />
<strong>und</strong> Schwierigkeitsgrad. Dies wird zu einem erheblichen<br />
Bettenabbau führen, zu früheren Entlassungsterminen<br />
(Stichwort blutige Entlassung‘), d<strong>am</strong>it zu erhöhtem<br />
’<br />
Aufwand in der <strong>am</strong>bulanten Medizin <strong>und</strong> möglicherweise<br />
zu einer Relativierung des Ärztemangels im Krankenhaus<br />
(Stichwort Vergütung des Bereitschaftsdienstes).<br />
Möglicherweise werden viele Krankenhäuser aber auch<br />
auf die Idee verfallen, überzählige ärztliche, räumliche<br />
<strong>und</strong> personelle Valenzen in neu einzurichtenden oder vergrößerten<br />
Ambulanzen <strong>am</strong> Krankenhaus anzubieten.“ ⋆<br />
Durch die vollständige, bindende Einführung des neuen<br />
”<br />
Abrechnungssystems Diagnosis Related Groups (DRG)<br />
zum 1. Januar <strong>2004</strong> wird die Krankenhausverweildauer<br />
noch weiter sinken. Manche befürchten blutige Entlassungen‘,<br />
wenn Krankenhäuser die Verweildauer so<br />
’<br />
verkürzen, dass mehr der wirtschaftliche Nutzen als das<br />
Wohl der Patienten über die Entlassung entscheidet. Einige<br />
Krankenhäuser beginnen bereits, die Defizite an<br />
der Schnittstelle zwischen stationärer <strong>und</strong> <strong>am</strong>bulanter<br />
Behandlung durch Entlassungsmanagement <strong>und</strong> Patientenüberleitungskonzepte<br />
auszugleichen.“ † Aufgr<strong>und</strong> der<br />
”<br />
politischen Entwicklungen im Ges<strong>und</strong>heitswesen werden<br />
Entlassungen nach stark verkürzter Aufenthaltsdauer im<br />
Krankenhaus erwartet. Diese Erwartung lässt stark vermuten,<br />
dass die Patienten mit einem erhöhten Pflegebedarf<br />
entlassen werden. Was die ’blutige Entlassung’ anbelangt,<br />
sind wir der Meinung, dass die Patienten mit einer ausreichenden<br />
medizinischen Versorgung, jedoch mit einem<br />
höheren Pflegebedarf als bisher entlassen werden.“ +<br />
⋆ Dr. G. Carl, 7/2002, zitiert nach www.bvdn.de.<br />
† Aus: Pressemitteilung zur EUROFORUM-Konferenz Management<br />
der Patienten-Entlassung“ <strong>am</strong> 8. <strong>und</strong> 9. Dezember 2003 in ”<br />
Bad Homburg vom 20.10.2003, www.presseportal.de.<br />
+ Aus: www.pflegesprechst<strong>und</strong>e.de.<br />
27 Siehe Dokumentation des Leitfadens im Anhang, ab Seite 35. Für das <strong>Monitoring</strong> wurde eine Leitfadenform entwickelt, die offene<br />
Fragestellungen mit einem Strukturierungsangebot in Form von ”<br />
Mindmaps“ verbindet, die die wichtigsten Elemente des kontextuellen<br />
Rahmens einer regionalen Qualifikationsbedarfsanalyse abbilden.<br />
14 <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 EQUIB
5 Veränderungen der <strong>Arbeit</strong>s- <strong>und</strong> Qualifikationsanforderungen<br />
Zu den wichtigsten politisch induzierten Veränderungen<br />
zählen: Die Einführung der ”<br />
Fallpauschalen“<br />
(DRGs) als Abrechnungssystem der Krankenhäuser,<br />
<strong>und</strong> das geplante Modell einer ”<br />
integrierten Versorgung“.<br />
Hinsichtlich der DRGs wirkt sich dies einerseits – Krankenhaus<br />
intern – als neu hinzu kommende Aufgaben für<br />
medizinische Dokumentation <strong>und</strong> Abrechnungswesen<br />
aus: die genaue Eingabe <strong>und</strong> Überprüfung erbrachter<br />
Leistungen. Betroffen sind davon sowohl das ärztliche<br />
Personal als auch Verwaltung.<br />
Andererseits aber sind auch Auswirkungen auf die<br />
medizinisch-pflegerische Versorgungskette zu nennen:<br />
Zum einen erhöht sich die Notwendigkeit eines reibungslosen<br />
Ineinandergreifens von stationärer Behandlung<br />
<strong>und</strong> (häuslicher) Nachsorge, <strong>und</strong> d<strong>am</strong>it einer datenlogistischen<br />
Kooperation zwischen den einzelnen<br />
Schnittstellen; zum andern wird hierdurch die Nachfrage<br />
nach Behandlungspflege durch <strong>am</strong>bulante Pflegedienste<br />
nicht nur quantitativ steigen, sondern auch<br />
als ein qualitatives Mehr an medizinischer Nachsorge,<br />
außerhalb der Krankenhäuser, zu Buche schlagen,<br />
mit entsprechenden Auswirkungen auf das für derartige<br />
Tätigkeiten qualifizierte <strong>und</strong> zugelassene Pflegepersonal.<br />
Nicht zuletzt vom Gelingen der Kooperation aber <strong>und</strong><br />
vom Vorhandensein entsprechend qualifizierten Personals<br />
auf Seiten der nachsorgenden Pflege dürfte<br />
abhängen, ob sich Befürchtungen hinsichtlich der Qualität<br />
medizinischer Versorgung bewahrheiten, die mit<br />
dem Schlagwort ”<br />
blutige Entlassung“ (siehe Kasten auf<br />
Seite 14) geäußert werden.<br />
Bei der integrierten Versorgung, der engen Kooperation<br />
aller an einem medizinischen Fall Agierenden,<br />
muss noch weitgehende Unsicherheit über ihre letztlichen<br />
Formen <strong>und</strong> Wirkungsweisen festgestellt werden.<br />
Zweifellos wird dieses Vorhaben, ”<br />
Sektorengrenzen“<br />
zwischen den Erbringern ges<strong>und</strong>heitlicher <strong>und</strong> pflegerischer<br />
Dienstleistungen in Richtung Fall bezogener Zus<strong>am</strong>menarbeit<br />
aufzulösen, bedeutende Auswirkungen<br />
haben, in erster Linie hinsichtlich erforderlicher Steuerungsprozesse<br />
( ”<br />
Care Management“). Da sich entsprechende<br />
Vorgehensweisen aber noch in – unterschiedlich<br />
ausgeprägten – Erprobungs- <strong>und</strong> Modellphasen befinden,<br />
sind die Auswirkungen noch nicht vollends absehbar.<br />
28<br />
Die demografische Entwicklung wird dahingehend<br />
eingeschätzt, dass hierdurch erhöhter Pflegebedarf entstehen<br />
wird. Wie sich dies konkret auf die Formen <strong>am</strong>bulanter<br />
bzw. stationärer Pflege auswirken wird, wird<br />
unterschiedlich beurteilt – z. T. sind hier die Prognosen<br />
davon geprägt, das derzeitige Betätigungsfeld als<br />
das stärker expandierende zu betrachten. Allerdings ist<br />
zu erwarten, dass sich einerseits die ”<br />
Regel“: ”<br />
<strong>am</strong>bulant<br />
geht vor stationär, stationär geht vor Hospiz“, nicht<br />
zuletzt auf Betreiben der Kassen, generell durchsetzen<br />
wird. Außerdem dürften sich Pflegeverläufe stärker als<br />
bisher in einem Wechsel zwischen <strong>am</strong>bulanter Versorgung,<br />
Krankenhaus <strong>und</strong> stationärer Versorgung abspielen.<br />
Ebenfalls wird erwartet, dass sich die noch weitgehend<br />
starre Trennung dieser Formen auflösen wird zugunsten<br />
von Mischformen (teilstationäre Pflege, betreutes<br />
Wohnen, Wohngemeinschaften), wodurch gleichfalls<br />
neue Schnittstellen entstehen werden.<br />
Zusätzlicher Qualifikationen, im Kontext der demografischen<br />
Entwicklung, wird es durch die sich<br />
verändernde kulturelle Zus<strong>am</strong>mensetzung der in der<br />
Pflege zu betreuenden Personen bedürfen, durch den<br />
Umstand, dass die Anzahl von Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten<br />
unter ihnen steigen wird. Dies wird es erforderlich<br />
machen, insbesondere in der <strong>am</strong>bulanten <strong>und</strong> stationären<br />
Pflege, ein stärkeres Augenmerk auf Formen<br />
einer ”<br />
kultursensiblen Pflege“ zu legen.<br />
Ungewissheit <strong>und</strong> Sorge bezüglich der Kombination<br />
von demografischer <strong>und</strong> wirtschaftlicher Entwicklung<br />
führen dazu, dass Anbieter sich einerseits über die<br />
Zukunftsfähigkeit ihrer Dienstleistungen besorgt zeigen,<br />
andererseits aber auch die Notwendigkeit sehen,<br />
sich stärker Markt orientiert zu präsentieren: Einem<br />
Mehrbedarf an pflegerischen Leistungen stehen weder<br />
steigende Leistungssätze der Kassen gegenüber noch<br />
steigende Einkommen in der Bevölkerung. So dürfte<br />
es ( ”<br />
in einer immer rabiater werdenden Welt“) sowohl<br />
zunehmend dringlicher werden, auch privat zu finanzierende<br />
Angebote – insbesondere solche, die den ”<br />
Lebenswert“<br />
betreffen – zu entwickeln <strong>und</strong> ”<br />
<strong>am</strong> Markt“ zu<br />
platzieren; es dürfte aber auch zunehmend schwieriger<br />
28 ”<br />
Eines der größten Probleme der medizinischen Versorgung in der GKV liegt in der starken Abgrenzung der Sektoren. Mit der Ges<strong>und</strong>heitsreform<br />
2000 eingeführt, aber in der Entwicklung nicht bemerkenswert vorangeschritten, erhält die integrierte Versorgung mit<br />
der Ges<strong>und</strong>heitsreform <strong>2004</strong> neue Impulse (. . . ). Die langfristige <strong>und</strong> strukturverändernde Verbreitung von Konzepten zur integrierten<br />
Versorgung bleibt allerdings weiterhin abhängig von sinnvollen <strong>und</strong> handhabbaren Bereinigungsvorschriften, insbesondere ab 2007.“<br />
(AOK, ”<br />
Gr<strong>und</strong>lagen der Integrierten Versorgung“, www.krankenhaus-aok.de/m06/m06 01/) Auf Gr<strong>und</strong> solcher Unwägbarkeiten wurde<br />
in einigen der durchgeführten Interviews das Gelingen des Vorhabens generell in Frage gestellt.<br />
EQUIB <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 15
5 Veränderungen der <strong>Arbeit</strong>s- <strong>und</strong> Qualifikationsanforderungen<br />
werden, dafür die entsprechende Zahlungsfähigkeit <strong>und</strong><br />
Aufgeschlossenheit vorzufinden.<br />
ganztägige Versorgung <strong>und</strong> Betreuung erforderlich <strong>und</strong><br />
darauf berechnete <strong>Arbeit</strong>szeiten vorzufinden sind.<br />
Zumindest wird es erforderlich sein, dass sich Anbieter<br />
diesbezüglich als soziale Dienstleistungsunternehmen<br />
präsentieren <strong>und</strong> verstehen <strong>und</strong> (auch)<br />
über entsprechende, zeitgemäße Marketingkompetenzen<br />
verfügen.<br />
5.2 Organisatorische Veränderungen 29<br />
Qualität <strong>und</strong> Management<br />
Qualitätssicherung, bezogen auf die Ergebnisqualität,<br />
nimmt in allen Kernbereichen der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft<br />
einen breiten Raum ein. Man sieht sich<br />
– auch schon auf Gr<strong>und</strong> des Berufsethos – dazu<br />
verpflichtet, qualitativ hochwertige Dienstleistungen<br />
zu erbringen. Dies ist um so wichtiger angesichts<br />
kritischer Beobachtungen, die die Umstrukturierungsprozesse<br />
in der Öffentlichkeit begleiten (z. B.<br />
durch Verbraucherschutz-Organisationen, Beratungsstellen<br />
für Patienten/Patientinnen). Zudem unterliegen<br />
die Einrichtungen regelmäßiger externer Kontrolle<br />
bezüglich der von ihnen erbrachten Ergebnisqualität<br />
(in der Pflege u. a. durch den Medizinischen Dienst der<br />
Krankenversicherung, MDK).<br />
Gleichwohl sind Probleme zu sehen, die durch den<br />
Druck der Personalkosten <strong>und</strong> (vor allem im Pflegebereich)<br />
durch die als nicht ausreichend empf<strong>und</strong>enen<br />
Leistungssätze entstehen. Dem wird in erster<br />
Linie zu begegnen versucht durch Veränderungen<br />
der <strong>Arbeit</strong>sorganisation (z. B. flexibilisierte <strong>Arbeit</strong>szeiten,<br />
Te<strong>am</strong>zus<strong>am</strong>mensetzungen), wobei diese Versuche<br />
hauptsächlich auf den stationären Bereich (Krankenhäuser,<br />
Pflegeheime) beschränkt sind, in dem<br />
Die herkömmliche Qualitätssicherung erfährt inzwischen<br />
allerdings eine Ergänzung durch die Forderung<br />
nach einem Qualitätsmanagement, das den Nachweis<br />
definierter, geplanter <strong>und</strong> gelenkter Prozesse, einschließlich<br />
ihrer regelmäßigen Überprüfung, erbringen<br />
muss. Dadurch sind die Einrichtungen gezwungen,<br />
z. T. nicht unwesentliche personelle Kapazitäten auf die<br />
Einrichtung, Beschreibung <strong>und</strong> betriebliche Um- bzw.<br />
Durchsetzung eines Managementsystems zu verwenden;<br />
diese stehen nicht immer in ausreichendem Maße,<br />
<strong>und</strong> mit hinreichender Qualifikation zur Verfügung.<br />
Im Krankenhausbereich ist dieser Prozess einer betrieblichen<br />
(Re-)Organisation nach Kriterien von Qualitätsmanagement<br />
(i. d. R. als KTQ-Zertifizierung 30<br />
schon seit längerem im Gange, ist in vielen Fällen abgeschlossen<br />
oder steht vor dem Abschluss. Hier werden<br />
die Wirkungen auch überwiegend positiv beurteilt,<br />
insbesondere was Organisation <strong>und</strong> Sicherung von <strong>Arbeit</strong>sabläufen<br />
betrifft.<br />
Im Bereich der (<strong>am</strong>bulanten <strong>und</strong> stationären) Pflege<br />
stellt sich die Lage differenzierter dar: Obgleich hier eine<br />
gesetzliche Forderung nach dem Aufbau eines ”<br />
einrichtungsinternen<br />
Qualitätsmanagements“ (§ 80 PQsG<br />
– Pflege-Qualitätssicherungs-Gesetz) besteht, ist dem<br />
bislang erst im stationären Bereich stärker nachgekommen<br />
worden. 31 Doch wird ”<br />
Management“ in allen Pflegeeinrichtungen<br />
zu einer immer wichtiger werdenden<br />
Aufgabe werden, vor allem angesichts neu entstehender<br />
Schnittstellen (Überleitungsmanagement, Entlassungsmanagement,<br />
Pflegemanagement; siehe den Kasten<br />
”<br />
Pflegeüberleitung“, Seite 17).<br />
29 Zu diesem <strong>und</strong> den folgenden Absätzen vgl. auch Linke (<strong>2004</strong>). Es handelt sich um Ergebnisse einer aktuellen Erhebung der <strong>Arbeit</strong>nehmerk<strong>am</strong>mer<br />
Bremen, die diese bei den <strong>am</strong>bulanten Pflegediensten in Zus<strong>am</strong>menarbeit mit dem <strong>Institut</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong> (IAW)<br />
der Universität/<strong>Arbeit</strong>nehmerk<strong>am</strong>mer Bremen im Rahmen des ESF-Projektes prag im Lande durchgeführt hat.<br />
30 ”<br />
KTQ steht für ’<br />
Kooperation für Transparenz <strong>und</strong> Qualität im Krankenhaus‘. Diese Gruppierung wurde Mitte der 90er Jahre, mit dem<br />
Ziel der kontinuierlichen Qualitätsverbesserung in Krankenhäusern, gegründet. Das KTQ-Modell ist ein praxisbezogenes Verfahren<br />
zur Beurteilung der Qualität <strong>und</strong> der Sicherheit. Weitere Ziele sind die Erhöhung der Transparenz der Leistungsqualität, die Optimierung<br />
der medizinischen Leistung i. S. des Patienten <strong>und</strong> die Motivation, neue Elemente der Qualitätssicherung zu implementieren.“<br />
(www.quality.de/lexikon/ktq.htm.)<br />
31 Auch die Auffassungen über Sinn <strong>und</strong> Umsetzungsformen fallen durchaus unterschiedlich aus: Neben Klagen über den (zeitlichen<br />
wie finanziellen) Aufwand wird häufig der Nutzen von Management-Systemen generell in Frage gestellt, ebenso wie Unsicherheit<br />
besteht hinsichtlich anzuwendender Systemkriterien <strong>und</strong> des Nutzens von Zertifizierungen (ISO 9001, EFQM-Modelle, Qualitätsoder<br />
Prüfsiegel). Ähnlich anderen B<strong>und</strong>esländern fördert auch das Land Bremen ein ”<br />
Pflege-Qualitäts-Siegel (PQS)“ als ”<br />
Projekt<br />
des <strong>Institut</strong>s für angewandte Pflegeforschung (iap) im Zentrum für Public Health der Universität Bremen unter Leitung von Professor<br />
Dr. Stefan Görres“, mit dem ”<br />
ein Verfahren zur Begutachtung von <strong>am</strong>bulanten <strong>und</strong> stationären Pflegeeinrichtungen“ entwickelt<br />
<strong>und</strong> zur Vermarktungsreife gelangen soll. (Zitate aus: www.bremen.de/verwaltungsreform/fr<strong>am</strong>es.html?Seite=/verwaltungsreform/Kap9/Kap9<br />
7 17.html.)<br />
16 <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 EQUIB
5 Veränderungen der <strong>Arbeit</strong>s- <strong>und</strong> Qualifikationsanforderungen<br />
Pflegeüberleitung: viele Daten müssen vollständig<br />
<strong>und</strong> rechtzeitig da sein!<br />
Mit Pflegeüberleitung wird das (möglichst reibungslose)<br />
Ineinanderübergehen von Vorgängen an den Schnittstellen<br />
Patient/-in, Angehörige, Arzt/Ärztin, Krankenhaus, Sozialdienst,<br />
Pflegediensten <strong>und</strong> ggf. weiteren externen Versorgern<br />
bezeichnet. Mit ihr soll insbesondere auch der<br />
Übergang von stationärer in häusliche (<strong>am</strong>bulante) Pflege<br />
koordiniert werden, unter Berücksichtigung vorwiegend<br />
folgender Momente:<br />
⊲ fachkompetente Beratung <strong>und</strong> Information der Patienten<br />
<strong>und</strong> Angehörigen über die Möglichkeiten einer<br />
häuslichen Versorgung in Bezug auf Hilfsmittelmöglichkeiten,<br />
aber auch Aufwand <strong>und</strong> zukünftige<br />
Belastungen<br />
⊲ pflegefachliche Einschätzung, Beratung <strong>und</strong> Klärung,<br />
ob Pflege zu Hause überhaupt bzw. unter welchen Bedingungen<br />
möglich ist<br />
⊲ rechtzeitige <strong>und</strong> tragfähige Klärung der weiteren Versorgung,<br />
mit allen Beteiligten<br />
⊲ die Gewährleistung einer adäquaten Hilfsmittelversorgung<br />
in Zus<strong>am</strong>menarbeit mit Krankenkassen <strong>und</strong> Sanitätshäusern,<br />
d<strong>am</strong>it das notwendige <strong>und</strong> angemessene<br />
Hilfsmittel zum Entlassungszeitpunkt zu Hause zur<br />
Verfügung steht<br />
⊲ bei komplexeren Pflegeproblemen Informationsaustausch<br />
mit <strong>am</strong>bulanten Pflegediensten <strong>und</strong> weiterbehandelnden<br />
Ärzten<br />
⊲ Unterstützung der Patienten <strong>und</strong> Angehörigen bei allen<br />
Belangen, die eine Entlassung nach Hause betreffen<br />
⊲ Kooperation mit dem zuständigen Hausarzt/Facharzt<br />
<strong>und</strong> anderen medizinischen Einrichtungen einschl.<br />
Krankenkassen ∗<br />
Angesichts des Umstandes, dass für eine reibungslose<br />
<strong>und</strong> erfolgreiche Pflegeüberleitung eine Vielzahl an<br />
medizinisch-pflegerischen Daten sach- <strong>und</strong> fristgerecht<br />
zu übermitteln ist, kommt es häufig (<strong>und</strong> insbesondere<br />
seitens <strong>am</strong>bulanter Pflegedienste) zu Klagen über eine<br />
mangelhafte Umsetzungspraxis. Neben entsprechender<br />
Qualifizierung sollen Entwicklung <strong>und</strong> Einsatz von<br />
unterstützender IuT-Technologie die Vorgänge erleichtern<br />
<strong>und</strong> verbessern helfen.<br />
∗ Quelle: Städtisches Klinikum Kemperhof, Koblenz<br />
(www.kemperhof.de/angebote/pflegeueberleitung.html).<br />
Marketing, Kooperation <strong>und</strong> Spezialisierung<br />
Eine für viele Unternehmen des Ges<strong>und</strong>heitssektors<br />
neue Aufgabe ist mit der Notwendigkeit verb<strong>und</strong>en,<br />
künftig verstärkt ”<br />
k<strong>und</strong>enorientiert“ agieren <strong>und</strong> sich<br />
sowie ihr Angebot ”<br />
bewerben“ zu müssen. ( ”<br />
Ges<strong>und</strong>heit<br />
<strong>und</strong> Pflege werden zu einem Markt wie jeder andere.“)<br />
Dafür gilt es,<br />
⊲ neue ”<br />
Pakete“ von Angeboten zu entwickeln, die<br />
pflegerische Leistungen im engen Sinne verbinden<br />
mit Dienstleistungen, die auf das weitere Lebensumfeld<br />
von K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> K<strong>und</strong>innen bezogen sind; 32<br />
⊲ flexibel zu sein <strong>und</strong> die Angebotspalette variieren<br />
<strong>und</strong> der Nachfrage anpassen zu können;<br />
⊲ offensiv aufzutreten <strong>und</strong> zeitgemäße Medien sowie<br />
Kommunikationsformen nutzen zu können.<br />
Dabei sind als Adressaten nicht nur die konkret zu<br />
betreuende Klientel anzusehen, sondern ebenso die<br />
Öffentlichkeit allgemein, insbesondere zu dem Zweck,<br />
ehren<strong>am</strong>tlich mitarbeitende Personen zu gewinnen (für<br />
soziale Betreuung).<br />
Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> sehen sich die Einrichtungen<br />
auch zunehmend weniger als ”<br />
verlängerten Arm<br />
des Kassensystems“, sondern als Dienstleistungsunternehmen,<br />
die Kompetenzfelder definieren <strong>und</strong> entwickeln<br />
müssen. Dies ist, bezogen auf die Krankenhäuser,<br />
Teil des Prozesses ihrer Umwandlung, in dessen Verlauf<br />
Schwerpunktsetzungen vorgenommen <strong>und</strong> ”<br />
Kompetenzzentren“<br />
eingerichtet werden. Aber auch im pflegerischen<br />
Bereich ist mit ähnlichen Tendenzen zu rechnen,<br />
ohne dass schon von eindeutigen Trends gesprochen<br />
werden kann. Neben Fusionierungen <strong>am</strong>bulanter<br />
Pflegeeinrichtungen (<strong>und</strong> einer d<strong>am</strong>it verb<strong>und</strong>enen<br />
Ausweitungsstrategie bezogen auf K<strong>und</strong>schaft <strong>und</strong> Angebote<br />
33 sind auch hier Spezialisierungen auf einzelne<br />
Betreuungsfelder im Gespräch – vorrangig zu nennen<br />
sind die Felder der (an Umfang zunehmenden) Behandlungspflege<br />
<strong>und</strong> der Betreuung dementer Personen.<br />
32 Manche Pflegedienste bieten vermehrt so genannte ”<br />
Wohlfühldienstleistungen“ an, bei denen zusätzlich zu oder neben den pflegerischen<br />
Kernbereichen (SGB V, SGB XI) auch weitere Dienstleistungen angeboten werden, die nicht oder nicht mehr über den Leistungskatalog<br />
der Kassen abzurechnen sind. Dies betrifft die Schaffung ”<br />
sozialer Kontakte“ ebenso wie Angebote, die auf das Lebensumfeld<br />
bezogen sind: ”<br />
House-Keeping“ bei urlaubsbedingten Abwesenheiten z. B., Behördenberatung für Angehörige spezieller Kulturkreise,<br />
oder Unterstützung bei hauswirtschaftlichen Erfordernissen (bei letzterem erwarten nicht wenige eine steigende Nachfrage). Vor<br />
diesem Hintergr<strong>und</strong> sind Verbände von Anbietern sozialer Dienstleistungen dabei, Leistungskataloge zu entwickeln für solche Dienstleistungen,<br />
die nicht über Kassen refinanziert werden können, sondern privat zubezahlt werden müssen (vgl. z. B.: ”<br />
Service-Offensive:<br />
Pflegedienste erweitern ihr Angebot“, Pressemitteilung des bpa vom 16.08.<strong>2004</strong>, zitiert nach; www.bpa.de/upload/public/doc/ISE.pdf).<br />
33 Dazu wird die Einschätzung geäußert, dass sich Pflegedienste, deren K<strong>und</strong>schaft aus weniger als 100 Personen besteht (mit einer<br />
Personalstärke von ca. 20 Beschäftigten), in dieser Größenordnung nur schwer auf Dauer werden halten können. Die Erhebung der <strong>Arbeit</strong>nehmerk<strong>am</strong>mer<br />
Bremen kommt zu der Aussage: ”<br />
Der hohen Zahl an Existenzneugründungen steht gegenüber, dass auch Konkurse<br />
zunehmen.“ (Linke <strong>2004</strong>, S. 27)<br />
EQUIB <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 17
5 Veränderungen der <strong>Arbeit</strong>s- <strong>und</strong> Qualifikationsanforderungen<br />
In diesem Zus<strong>am</strong>menhang werden Kooperationen einzugehen<br />
sein, die nicht nur durch Formen <strong>und</strong> Modelle<br />
innerhalb der Versorgungskette ( ”<br />
integrierte Versorgung“)<br />
bestimmt sein werden, sondern ebenso dadurch,<br />
dass Einrichtungen sich auf bestimmte Leistungsbereiche<br />
spezialisieren <strong>und</strong> andere Leistungen vermittels<br />
Dritter abdecken lassen.<br />
In welchem Ausmaße darüber Formen von Kooperation<br />
zunehmen, <strong>und</strong> auf welche Weise sie auf den<br />
Markt treten werden, ist noch nicht absehbar – zur Zeit<br />
überwiegen noch weitgehend informelle Absprachen<br />
zwischen einzelnen Einrichtungen. Auf Sicht gesehen<br />
wird dadurch jedoch unternehmerisches, betriebswirtschaftlich<br />
denkendes Handeln ebenso gefordert sein<br />
wie die Fähigkeit zu Projektmanagement.<br />
5.3 Innovations- <strong>und</strong> Produktentwicklungen<br />
Qualifikationsbedarf im Zus<strong>am</strong>menhang neuer Produkte<br />
erfolgt sowohl über Angebote,<br />
⊲ die von außen (vornehmlich aus dem IuT-Bereich)<br />
auf den Ges<strong>und</strong>heitssektor einwirken, z. B. in Form<br />
von Hard- oder Software-Angeboten für Leistungserfassung<br />
oder Dienstplangestaltung, als auch über<br />
solche,<br />
⊲ die der Pflegesektor im Zus<strong>am</strong>menhang mit der Planung<br />
<strong>und</strong> Gestaltung seiner Dienstleistungsangebote<br />
selbst nachfragt oder entwickelt (vorrangig im Zuge<br />
der oben, aber auch nachfolgend angeführten Orientierung<br />
<strong>am</strong> Markt).<br />
IuT-Entwicklungen<br />
Übereinstimmung herrscht allgemein darüber, dass die<br />
Notwendigkeit des Einsatzes von EDV-Unterstützung<br />
bei der Verwaltungs- <strong>und</strong> Datenübertragungsarbeit zunimmt<br />
<strong>und</strong> weiter zunehmen wird.<br />
Beschleunigt wird dies in erster Linie durch Anforderungen,<br />
die an den <strong>und</strong> über die Schnittstellen entstehen,<br />
als Datenübermittlung <strong>und</strong> -austausch: mit Kassen,<br />
bei Überleitungen, in Versorgungsverbünden. Aber<br />
auch einrichtungsinterne Vorgänge (Dokumentationen,<br />
<strong>Arbeit</strong>seinsatzplanung, Informationsbeschaffung) werden<br />
zunehmend mittels elektronischer Software bzw.<br />
über elektronische Medien erfolgen.<br />
Am weitesten voran geschritten ist die Nutzung von<br />
EDV in großen Einrichtungen (Krankenhäuser, Pflegeheime),<br />
die auch seit längerem auf solche Mittel<br />
zurückgreifen <strong>und</strong> zurückgreifen können; hier<br />
besteht auch eine größere Offenheit gegenüber ihrer<br />
Verwendung. In kleineren Einrichtungen hingegen,<br />
insbesondere der <strong>am</strong>bulanten Pflege, steht man<br />
dem Einsatz elektronischer Medien eher skeptisch gegenüber<br />
– auch wenn man befürchtet, dazu gezwungen<br />
zu sein. Der Gr<strong>und</strong> für diese Skepsis liegt zum<br />
einen in der herkömmlichen Gewöhnung an schriftliche<br />
Dokumentationen <strong>und</strong> (weitestgehend) mündliche<br />
Kommunikation vor dem Hintergr<strong>und</strong> vergleichsweise<br />
überschaubarer Datenmengen; zum andern fürchtet<br />
man die Investitionskosten: für Hard- <strong>und</strong> Software<br />
ebenso wie für die Qualifizierung der Beschäftigten.<br />
Neue Dienstleistungsangebote erfordern Beratungskompetenz<br />
Im Krankenhausbereich haben Privatisierung <strong>und</strong> Wettbewerbsorientierung<br />
u. a. dazu geführt, Schwerpunktsetzungen<br />
auf Feldern der medizinischen Kompetenz<br />
vorzunehmen (sog. ”<br />
Kompetenzzentren“), das Angebot<br />
<strong>am</strong>bulanter Behandlungen (in ”<br />
Tageskliniken“) zu erweitern<br />
<strong>und</strong> neue Angebots- <strong>und</strong> Beratungsfelder zu erschließen:<br />
So werden etwa Beratungs- <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitliche<br />
Querschnittsangebote (medizinische Aufklärung,<br />
Prävention <strong>und</strong> Versorgung) intensiviert (siehe das Beispiel<br />
im Kasten “Ges<strong>und</strong>heit für alle“). Außerdem<br />
öffnen Krankenhäuser ihre (bislang weitgehend internen)<br />
Fort- <strong>und</strong> Weiterbildungsangebote auch für Dritte,<br />
ebenso wie ihre arbeitsmedizinischen Dienste.<br />
Ges<strong>und</strong>heit für alle: das Ges<strong>und</strong>heitszentrum im Bremer<br />
Westen“<br />
”<br />
Ich habe schon so viel versucht <strong>und</strong> nehme einfach nicht<br />
”<br />
ab. Was kann ich tun?“<br />
Was ist eigentlich Sodbrennen?“<br />
”<br />
Wie bleibe ich ges<strong>und</strong>?“<br />
”<br />
Was versteht man unter Reiki?“<br />
”<br />
Mit diesen Fragen macht das DIAKO auf sein Angebot ”<br />
r<strong>und</strong> um Ges<strong>und</strong>heit, Prävention, Information, Entspannung<br />
<strong>und</strong> Fitness“ aufmerks<strong>am</strong> (www.diako-bremen.de ).<br />
Es bietet – gegen Entgelt in unterschiedlicher Höhe –<br />
öffentliche Veranstaltungen an zu Themen wie Bewegung“,<br />
Entspannung“, Ernährung“, Wellness“ u.a.m.<br />
” ”<br />
”<br />
”<br />
Eine Ausweitung von Beratungs- <strong>und</strong> Betreuungsangeboten<br />
steht auch bei den <strong>am</strong>bulanten Pflegediensten<br />
im Vordergr<strong>und</strong> ihrer Planungen, nicht zuletzt vor dem<br />
Hintergr<strong>und</strong> der Forderung ”<br />
<strong>am</strong>bulant geht vor stationär“.<br />
Dadurch werden zukünftig verstärkt Angebote<br />
im Mischbereich zwischen <strong>am</strong>bulanter <strong>und</strong> stationärer<br />
Pflege erforderlich sein, einschließlich von Tagesbetreuung.<br />
Hierüber<br />
18 <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 EQUIB
6 Auswirkungen auf die Qualifikationsbedarfsfelder<br />
VITAL“: Ein Altenheim zuhause<br />
”<br />
Seit kurzem bieten zwei regionale Pflegedienste (in Bremerhaven)<br />
diesen Service, der unter anderem eine ständig<br />
”<br />
verfügbare Kommunikation via Bildschirm zu den Pflegebedürftigen<br />
beinhaltet. Wenn Senioren den Wunsch nach<br />
persönlicher Kommunikation haben, können sie von ihren<br />
Wohnungen aus Kontakt mit ihren Betreuern im Pflegedienst<br />
aufnehmen. Das Internet ermöglicht, dass beide den<br />
für ein vertrauensvolles Gespräch wichtigen Blickkontakt<br />
haben.<br />
Die Internet-gestützte Dienstleistung wird im Rahmen des<br />
Projekts VITAL entwickelt. Projektpartner sind neben dem<br />
ttz Bremerhaven/BIGT der Pflegedienst Unterweser <strong>und</strong><br />
die Dirk Reske häusliche Kranken-, Alten- u. Behindertenpflege<br />
GmbH. Das Vorhaben wird über die Bremer<br />
Innovations-Agentur (BIA) <strong>und</strong> die Bremerhavener <strong>Arbeit</strong><br />
GmbH (BRAG) aus Mitteln des Landes Bremen <strong>und</strong> des<br />
Europäischen Sozialfonds gefördert.<br />
In Zukunft sollen Pflegebedürftige auf diese Weise r<strong>und</strong> um<br />
die Uhr betreut werden können. D<strong>am</strong>it wird es vor allem<br />
möglich, Phasen der Eins<strong>am</strong>keit zu überwinden. Senioren<br />
können aber auch Rat der Betreuer einholen, Pflegemaßnahmen<br />
abstimmen <strong>und</strong> weitere Dienstleistungen anfordern.<br />
Dem Pflegedienst hilft die Bildübertragung während<br />
der Gespräche, den Ges<strong>und</strong>heitszustand der Senioren einzuschätzen,<br />
pflegerisch zu reagieren <strong>und</strong> auch eventuelle<br />
Notfälle zu erkennen. (. . . )<br />
Prof. Dr. Ulrike Lichtblau vom BIGT <strong>am</strong> ttz Bremerhaven<br />
versichert, dass dabei besonderes Augenmerk auf eine<br />
Technikgestaltung gelegt wird, die sowohl den Senioren<br />
als auch den Betreuern eine einfache <strong>und</strong> angstfreie<br />
Nutzung des Kommunikationsangebots ermöglicht. ’<br />
Technik<br />
wird nicht um ihrer selbst willen verwendet, sondern<br />
soll einen Beitrag dazu leisten, älteren Menschen lange<br />
ein selbstbestimmtes Wohnen in vertrauter Umgebung zu<br />
ermöglichen.‘<br />
Die neuen Betreuungsaufgaben stellen besondere Anforderungen<br />
an die Mitarbeiter der Pflegedienste, die aus diesem<br />
Gr<strong>und</strong> umfassend geschult werden. Die aufmerks<strong>am</strong>e<br />
Gesprächsführung über eine räumliche Distanz hinweg<br />
muss ebenso trainiert werden wie die Beobachtung in der<br />
Pflegesituation, der Einsatz der Technik <strong>und</strong> die Bewegung<br />
vor der K<strong>am</strong>era.“<br />
Zitat aus der Pressemitteilung vom 03.03.<strong>2004</strong> in www.idw-online.de/public.<br />
In einigen Interviews wurde allerdings zu diesem Projekt angemerkt, dass man sicherlich beobachten müsse, inwieweit bei der Zielgruppe<br />
(mit gegenwärtig noch wenig Vertrautheit bezüglich neuer Medien) eine Akzeptanzbereitschaft gegenüber dieser medial vermittelten<br />
Betreuungsform vorhanden ist.<br />
⊲ sind die Übergänge fließend zu stationären Einrichtungen,<br />
die sich ihrerseits partiell der Tagesbetreuung<br />
öffnen oder verstärkt der Einrichtung betreuter<br />
Wohnbereiche zuwenden wollen; 34<br />
⊲ wird sich die Zus<strong>am</strong>menarbeit mit Angehörigen<br />
(oder sonstigen betreuenden Personen) intensivieren<br />
müssen <strong>und</strong> deren Beratung weiteres Gewicht erhalten<br />
(insbesondere im Zus<strong>am</strong>menhang mit Personen,<br />
die an Demenz erkrankt sind).<br />
Als weiteres, zumindest mittelfristig ins Blickfeld geratendes<br />
Operationsfeld dürfte schließlich (neben Beratungsleistungen<br />
im Zus<strong>am</strong>menhang mit getätigten Versorgungsleistungen)<br />
auch eine allgemeine Ges<strong>und</strong>heitsinformation<br />
<strong>und</strong> -prävention Chancen als Angebot haben.<br />
Dies ist allerdings, abgesehen von einigen Krankenhausbetrieben,<br />
noch wenig angedacht oder gar aufgenommen<br />
worden. 35<br />
6 Auswirkungen auf die Qualifikationsbedarfsfelder<br />
Einhellig <strong>und</strong> in allen drei untersuchten Kernbereichen<br />
(Krankenhaus, <strong>am</strong>bulante <strong>und</strong> stationäre Pflege) wurde<br />
die Auffassung vertreten, dass die Qualifikationsanforderungen<br />
anspruchsvoller geworden sind <strong>und</strong> weiter<br />
steigen werden; d<strong>am</strong>it bestätigen sich für die Region die<br />
Auffassungen <strong>und</strong> Prognosen, wie sie überregional getroffen<br />
werden (vgl. Teil A). Als wichtigste Bedarfsfelder,<br />
für die Nachfrage nach Qualifikationen besteht,<br />
werden angesehen:<br />
⊲ Planungs-, Lenkungs- <strong>und</strong> Überwachungsfunktionen<br />
(sowohl bezüglich der vorzunehmenden Aufgaben<br />
als auch bezüglich des Personaleinsatzes);<br />
⊲ Dienstleistungs-, Kommunikations- <strong>und</strong> Beratungskompetenz;<br />
⊲ erweiterte fachliche Kompetenzen;<br />
⊲ Anwendungskompetenz für EDV sowie IuT-Medien<br />
34 Ein innovatives Angebot in diesem ”<br />
Mischbereich“ stellt das ”<br />
virtuelle Altenheim“ dar, das es den K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> K<strong>und</strong>innen erlauben<br />
soll, möglichst lange im gewohnten Lebensumfeld zu verbleiben <strong>und</strong> erforderliche Versorgungsleistungen ”<br />
online“ abrufen zu können.<br />
Ein derartiges Modellprojekt ist Anfang <strong>2004</strong> in Bremerhaven ”<br />
ans Netz“ gegangen; vgl. den Kasten ”<br />
Vital“, Seite 19.<br />
35 Auch Angebote für die Ausgestaltung betrieblicher Ges<strong>und</strong>heitspolitiken (für Betriebe außerhalb der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft) könnten<br />
hinzukommen <strong>und</strong> den Übergang in ges<strong>und</strong>heitskompetente Unternehmensberatung markieren (Beispiele hierzu sind bislang allerdings<br />
nur in größeren Industriebetrieben, unter dem Stichwort ”<br />
Work-Life-Balance“, vorzufinden).<br />
36 Die Angaben decken sich d<strong>am</strong>it in vielem mit dem, was auch in den jüngst veröffentlichten Untersuchungsbef<strong>und</strong>en des BIBB zu Tage<br />
getreten ist; dort wurden als primäre Erfordernisse genannt: betriebswirtschaftliche Kenntnisse, Qualitätssicherung, unternehmerisches<br />
Denken <strong>und</strong> Handeln. Vgl. Schade (<strong>2004</strong>, S. 18).<br />
EQUIB <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 19
6 Auswirkungen auf die Qualifikationsbedarfsfelder<br />
⊲ Schlüsselqualifikationen (so genannte ”<br />
Soft Skills“)<br />
<strong>und</strong><br />
⊲ präventiver <strong>Arbeit</strong>s- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutz. 36<br />
Managementkompetenzen: Planung, Lenkung <strong>und</strong><br />
Überwachung<br />
Hierunter fallen Funktionen, wie sie in anderen <strong>Wirtschaft</strong>sbereichen<br />
etwa auf der Ebene von Abteilungsoder<br />
Bereichsleitung anzutreffen sind: die selbständige<br />
Planung <strong>und</strong> Durchführung von Aufgaben, die innerhalb<br />
des operativen Geschäftes anfallen (eingeschlossen<br />
verwalterische Tätigkeiten) sowie die Planung <strong>und</strong><br />
Überwachung des Personaleinsatzes. 37<br />
Begründet ist dies durch eine ”<br />
Diversifizierung“<br />
der Angebotsfelder, durch strukturelle Veränderungen,<br />
durch das Entstehen von (zunehmend bedeuts<strong>am</strong>er werdenden)<br />
Schnittstellen, aber ebenso durch Rationalisierungszwänge<br />
38 , was vermehrt zu einer ” Übernahme<br />
von Verantwortung“ führt <strong>und</strong> Managementkompetenzen,<br />
unter Einschluss von Personalmanagement erforderlich<br />
macht.<br />
Gute Aussichten auf einen <strong>Arbeit</strong>splatz“<br />
”<br />
attestierte ein Artikel der FAZ (10.04.<strong>2004</strong>, S. 57) den<br />
Studierenden der Pflegewissenschaft: Später können<br />
”<br />
sie Pflegedienste leiten, in Kliniken, Heimen oder bei<br />
Verbänden <strong>und</strong> Krankenkassen eingesetzt werden.“ Als<br />
ein Gr<strong>und</strong> wird angegeben, dass den Studierenden<br />
Fähigkeiten vermittelt werden, die besonders auf die Anforderungen<br />
komplexer werdender Sach- <strong>und</strong> Systemzus<strong>am</strong>menhänge<br />
abgezielt sind, analytisches, diagnostisches<br />
<strong>und</strong> vernetztes Denken. Abläufe müssen sys-<br />
”<br />
tematisch erklärt werden. Die Leute müssen mit den<br />
Hausärzten zus<strong>am</strong>menarbeiten.“<br />
In Bremen finden entsprechend akademische Ausbildungsgänge<br />
an der Universität (<strong>Institut</strong> für angewandte<br />
Pflegeforschung, iap) sowie an der Hochschule Bremen<br />
( Internationaler Studiengang für Pflegeleitung“) statt.<br />
”<br />
In Bremerhaven bietet die Hochschule Bremerhaven<br />
den Studiengang Medizintechnik an, dessen berufliches<br />
Einsatzfeld in ärztlichen Praxen <strong>und</strong> Krankenhäusern<br />
”<br />
von der Anwendung medizintechnischer Geräte über das<br />
Gerätemanagement bis zur Planung <strong>und</strong> Einrichtung von<br />
Anlagen <strong>und</strong> im industriellen Bereich von der Produktentwicklung<br />
über das Produktmanagement bis zur Produktschulung“<br />
reicht. Der Bedarf an entsprechend ausgebildeten<br />
Diplom-Ingenieuren/Ingenieurinnen wird, nach Aussage<br />
der Hochschule, als ansteigend angesehen (Hochschule<br />
Bremerhaven, Studienführer <strong>2004</strong>/05, S. 128 ff).<br />
Ergänzend kommt die Notwendigkeit hinzu, sich vermehrt<br />
”<br />
unternehmerisch“ betätigen zu müssen <strong>und</strong> im<br />
Wettbewerb – auch offensiver – zu bestehen. Dadurch<br />
werden unternehmerisches Handeln <strong>und</strong> betriebswirtschaftliche<br />
Kenntnisse zunehmende Bedeutung<br />
als Kompetenzen gewinnen müssen. Dies stellt<br />
insbesondere für solche <strong>am</strong>bulante Pflegeeinrichtungen<br />
eine neue, ungewohnte Situation dar, die – Mitte der<br />
90er Jahren von ehemals abhängig beschäftigten Pflegekräften<br />
gegründet – über kein oder wenig unternehmerisches<br />
Know-How verfügen, da sie bislang ausschließlich<br />
bis überwiegend auf der Gr<strong>und</strong>lage einer<br />
Refinanzierung durch die Pflegekassen agierten bzw.<br />
nach diesem Budget (dem ”<br />
Leistungskatalog“) Personaleinsatz<br />
planten <strong>und</strong> Pflegeleistungen anboten. Auf<br />
diese Weise weiterhin ”<br />
<strong>am</strong> Markt“ bestehen bleiben zu<br />
können, wird auf Dauer nicht möglich sein.<br />
Dienstleistungskompetenz: Kommunikation <strong>und</strong><br />
Beratung<br />
Unternehmerisches Handeln <strong>und</strong> Denken ist auch vor<br />
dem Hintergr<strong>und</strong> erforderlich, dass pflegerische Dienstleistungen,<br />
aber auch medizinische, zunehmend in einem<br />
Feld des Wettbewerbes stattfinden, wodurch der<br />
Umgang mit den K<strong>und</strong>innen <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> die Gewinnung<br />
neuer Klientel als wichtige Aufgaben anzusehen<br />
sind: Es muss – so wurde häufig die Auffassung<br />
geäußert – gerade im sozialen Bereich ”<br />
gelernt werden,<br />
die Leistungen zu verkaufen, Pflegen ist auch ein Verkaufsprozess“,<br />
dem es das mit dem Beruf <strong>und</strong> seinem<br />
Herkommen verb<strong>und</strong>ene karitative Ethos zu integrieren<br />
gilt. 39<br />
Über eine Erschließung neuer Zielgruppen – insbeson-<br />
37 Siehe dazu auch das folgende Kapitel 7 auf Seite 24. Im Zus<strong>am</strong>menhang mit solchen erweiterten Anforderungen an das Leitungspersonal<br />
werden akademisch qualifizierten Personen besondere Beschäftigungschancen attestiert; siehe den Kasten ”<br />
Gute Aussichten. . .“<br />
auf Seite 20.<br />
38 Letzteres wurde insbesondere aus dem Krankenhausbereich angeführt.<br />
39 Das kann als Ergänzung gelten zu der schon seit längerem bestehenden Auffassung, dass Pflege sich zu ”<br />
professionalisieren“ habe;<br />
bislang allerdings war diese Forderung in erster Linie auf eine Einstellung der Pflegekräfte zu ihrem Beruf bezogen gewesen, in dem<br />
sie sich durch dessen soziale <strong>und</strong> fürsorgerische Implikationen häufig ”<br />
aufreiben“.<br />
40 Über einen Zus<strong>am</strong>menschluss von Evangelischer Heimstiftung e. V. Stuttgart, dem Verlagshaus Vincentz Network <strong>und</strong> dem Marktforschungsinstitut<br />
Konzept & Markt ist <strong>2004</strong> ein ”<br />
Altenpflege-Monitor <strong>2004</strong>. Erwartungen an die professionelle Altenpflege“ als ”<br />
repräsentative<br />
Studie“ über ”<br />
Menschen zwischen 50 <strong>und</strong> 64 Jahren sowie Menschen ab 65 Jahren“ erschienen. Darin wird die Zielgruppe<br />
20 <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 EQUIB
6 Auswirkungen auf die Qualifikationsbedarfsfelder<br />
dere für Angebote, die über das traditionell den Einrichtungen<br />
zugeschriebene ”<br />
Zuständigkeits“-Spektrum<br />
hinausgehen – werden (vorrangig bei leitendem Personal)<br />
Marktbeobachtung 40 <strong>und</strong> innovativ-kreatives unternehmerisches<br />
Handeln in einem weit höheren Maße<br />
als bislang erforderlich werden. Aber auch die operativ<br />
tätigen Beschäftigten werden – durch das Erfordernis<br />
kompetenter Beratung <strong>und</strong> in ihrem Auftreten nach außen<br />
– vor die Notwendigkeit gestellt, sich als ”<br />
Vertreter/<br />
-innen“ ihres Unternehmens zu verstehen.<br />
Ein besonderes Feld der Kombination von<br />
Dienstleistungs- <strong>und</strong> Beratungskompetenz stellt die<br />
Klientel älterer <strong>und</strong> zu betreuender Menschen aus anderen<br />
Kulturkreisen (Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten)<br />
dar: Hier sind neben den fachlichen Leistungen auch<br />
Beratungsleistungen in Bezug auf das Lebensumfeld<br />
(Behörden etc.) zu erbringen – vor allem aber ein ausgeprägtes<br />
Verständnis gegenüber kulturellen Besonderheiten<br />
(siehe Kasten ”<br />
Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten:<br />
Bedarfe ohne Betreuung?“ auf Seite 22).<br />
Ein Zukunftsfeld von Beratung <strong>und</strong> Information<br />
schließlich wird die Nutzung elektronischer Medien<br />
(Internet, E-Mail) im Verkehr zwischen Anbieter- <strong>und</strong><br />
Nachfrageseite sein müssen, wozu es entsprechend<br />
attraktiv, bedienungsfre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> informativ aufgemachter<br />
Präsentationen bedarf – einschließlich eines<br />
Marketingkonzeptes <strong>und</strong> ggf. Umsetzungskompetenzen<br />
(siehe hierzu auch die Kästen ”<br />
Förderung der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft“<br />
(Seite 11) <strong>und</strong> ”<br />
Vital“ (Seite 19)).<br />
Fachliche Kompetenzen 41<br />
Hinsichtlich der fachlichen Kompetenzen bestätigt sich<br />
im Wesentlichen die schon oben (Teil A) zitierte Aussage,<br />
wonach sowohl ”<br />
Generalisten“ als auch ”<br />
Spezialisten“<br />
42 nachgefragt würden. Begründen lässt sich dies<br />
mit vielfältiger werdenden <strong>Arbeit</strong>saufgaben, einer notwendiger<br />
Weise knappen Personaldecke <strong>und</strong> daraus resultierender<br />
flexibler <strong>Arbeit</strong>sorganisation.<br />
Der Bedarf an generalistischem Wissen begründet<br />
sich darüber, dass mehr <strong>und</strong> mehr im Te<strong>am</strong> <strong>und</strong><br />
fachübergreifend zus<strong>am</strong>mengearbeitet werden muss<br />
(vor allem im Krankenhausbereich), so dass das Personal<br />
neben Spezialkenntnissen auch über – zumindest<br />
– Gr<strong>und</strong>kenntnisse aus anderen Bereichen ausreichend<br />
verfügen müsse.<br />
Ein neues“ Krankheitsbild: Demenz<br />
”<br />
Dementielle Erscheinungsformen sind, als Krankheitsbild<br />
(<strong>und</strong> häufig als Begleiterscheinung zu anderen Pflegeerfordernissen)<br />
in jüngster Zeit verstärkt ins Blickfeld<br />
geraten; u. a. gibt es hierzu diverse, über Internet<br />
abrufbare, Leitlinien“ sowie Empfehlungen für diesbezüglich<br />
zu entwickelnde Pflegestandards“, bei denen<br />
”<br />
”<br />
übereinstimmend hervorgehoben wird, dass es einer entsprechenden<br />
(gerontopsychiatrischen) Qualifizierung der<br />
Betreuenden bedürfe.<br />
Dies erscheint um so wichtiger, als (besonders in der <strong>am</strong>bulanten<br />
Pflege) ein erheblicher Personalanteil in un- oder<br />
angelernten <strong>und</strong> in der Gr<strong>und</strong>pflege eingesetzten Kräften<br />
besteht, der sich mit diesem Krankenbild nicht auskennt<br />
<strong>und</strong> daher oft nicht angemessen zu reagieren in der Lage<br />
ist. Zusätzlich wichtig ist die Beratung von mit betreuenden<br />
Angehörigen.<br />
Weitere Informationen: www.volkssolidaritaet.de <strong>und</strong><br />
www.bmgs.b<strong>und</strong>.de<br />
Bedarf an Spezialisten ist die Folge eines Ansteigens<br />
von (auch einer Sensibilisierung gegenüber) neu ins<br />
Blickfeld geratenden Erfordernissen; zu nennen sind<br />
hier zu allererst W<strong>und</strong>versorgung <strong>und</strong> die Betreuung dementer<br />
Personen bzw. deren Umfeldes. Hierüber wird<br />
es auch in der <strong>am</strong>bulanten Pflege, die weit stärker von<br />
generalistischer Aufgabenkombination geprägt ist, zu<br />
vermehrtem Einsatz von Personal kommen, das für<br />
spezielle Tätigkeiten zuständig ist. Zu nennen ist zum<br />
einen die Aufgabe intensiver <strong>und</strong> fachlich herausfordernd<br />
werdender Nachsorge ( ”<br />
Behandlungspflege“) 43 ;<br />
zum andern erhöht sich die Nachfrage nach spezieller<br />
Betreuungskompetenz für bestimmte kohärente Gruppen<br />
von Patienten <strong>und</strong> Patientinnen: In erster Linie <strong>und</strong><br />
aktuell betrifft dies gerontopsychiatrische Kenntnisse<br />
u. a. beschrieben hinsichtlich ihres Informationsstandes <strong>und</strong> ihrer Informationsquellen, aber auch hinsichtlich ihrer Einstellungen zu<br />
<strong>und</strong> Erwartungen an die Pflege. Vgl. www.vdab.de/web/newlet/detail.php?nr=3001.<br />
41 Gewissermaßen als Querschnittsqualifikation zu den fachlichen Anforderungen aber auch zu fast allen genannten <strong>und</strong> auf Beratung wie<br />
Betreuung bezogenen Kompetenzbereichen wurde von den Panelbetrieben das Erfordernis von psychologischer Kompetenz betont: in<br />
erster Linie dafür, um – neben der fachlichen Pflege – auch ”<br />
auf den Menschen eingehen“ zu können.<br />
42 Ein Bedarf sowohl an ”<br />
Generalisten“ als auch an ”<br />
Spezialisten“ lässt sich auch aus den Eckpunkten der ”<br />
<strong>Arbeit</strong>s- <strong>und</strong> Sozialministerkonferenz“<br />
vom 18.12.<strong>2004</strong> erschließen (www.vincentz.net, <strong>am</strong> 23.11.<strong>2004</strong>, Herv. EQUIB): ”<br />
Die Minister sprechen sich in dem Eckpunktepapier<br />
dafür aus, den Vorrang der häuslichen Versorgung konsequent umzusetzen. Die dazu erforderlichen Leistungsangebote<br />
zur Unterstützung, Entlastung <strong>und</strong> Begleitung der häuslich Pflegenden, insbesondere im Bereich der niedrigschwelligen Hilfeangebote<br />
seien auf- <strong>und</strong> auszubauen. Weiterhin sei auf die Bedürfnisse <strong>und</strong> Bedarfe pflegebedürftiger Menschen, insbesondere von Menschen<br />
mit einer Demenzerkrankung, einzugehen. Deren besonderer Hilfebedarf (Anleitung <strong>und</strong> Beaufsichtigung) sei bei der Feststellung der<br />
leistungsbegründeten Voraussetzungen ausreichend zu berücksichtigen.“<br />
43 Dies wird die Folge kürzer werdender Verweildauer in den Krankenhäusern sein, vornehmlich die W<strong>und</strong>versorgung betreffend.<br />
EQUIB <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 21
6 Auswirkungen auf die Qualifikationsbedarfsfelder<br />
Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten: Bedarfe ohne Betreuung?<br />
Interkulturelle Pflege: Mit Werben um muslimische Pflegekräfte“<br />
machte das Internetportal www.vincentz.net im<br />
”<br />
Juli auf ein Projekt des Landes Hessen aufmerks<strong>am</strong>:<br />
Quelle: Meldung vom 04.12.<strong>2004</strong> in: www.vincentz.net/homepage/h flash.cfm?id=7990.<br />
für die Betreuung von Personen, die an Demenz leiden<br />
(siehe Kasten ”<br />
Demenz“ auf Seite 21); aber auch<br />
Behinderten-, MS-, Aids- oder Wachkoma- <strong>und</strong> Beatmungspflege<br />
sind zunehmend Bedarfsfelder. 44<br />
EDV- <strong>und</strong> Medienkompetenz<br />
Waren es bislang in erster Linie Progr<strong>am</strong>me für (interne)<br />
Leistungsberechnung <strong>und</strong> Personaleinsatz, die zur<br />
Anwendung gekommen sind, so werden in naher Zukunft<br />
vermehrt auch Progr<strong>am</strong>me <strong>und</strong> Hardware für umfangreichere<br />
Dokumentationen <strong>und</strong> für den Datenaustausch<br />
zwischen den einzelnen Schnittstellen innerhalb<br />
der Versorgungskette eingesetzt werden. Dies stellt in<br />
erster Linie Anforderungen an das Personal von Pflegediensten,<br />
bei denen bislang nur wenige Kräfte berufliche<br />
Erfahrung mit <strong>und</strong> Kenntnisse in Software-<br />
Bedienung hatten; hier wird daher mit erheblichem<br />
Qualifizierungsbedarf gerechnet. 45<br />
” Mit dem Modellprojekt Kultursensible Altenpflege‘ wollen<br />
’<br />
das Land Hessen <strong>und</strong> die Türkisch-Deutsche Ges<strong>und</strong>heitsstiftung<br />
(TDG) mehr muslimische Zuwanderer in der Altenpflege<br />
einsetzen <strong>und</strong> die Integration türkischer Senioren<br />
ausbauen. Die Zahl alter <strong>und</strong> pflegebedürftiger Menschen<br />
in Hessen wird bekanntlich ansteigen. Unter ihnen<br />
’<br />
werden immer mehr Zuwanderer sein, die nicht in ihr Heimatland<br />
zurückkehren‘, sagte Landesozialministerin Silke<br />
Lautenschläger (CDU). Das Modellprojekt soll der Gewinnung<br />
geeigneter Bewerber dienen, die sozialpädagogische<br />
Betreuung sicherstellen <strong>und</strong> Unterrichtsmaterialien für die<br />
kultursensible Ausbildung erproben.<br />
Das Projekt unter der Federführung der TDG läuft bis<br />
2006 <strong>und</strong> wird von B<strong>und</strong>, Land, dem Europäischen Sozialfonds<br />
<strong>und</strong> der Stiftung finanziert. Hessens Beitrag zu den<br />
Ges<strong>am</strong>tkosten von über 500 000 Euro beläuft sich nach<br />
Angaben der Ministerin auf insges<strong>am</strong>t 106 000 Euro. An<br />
dem Projekt beteiligen sich fünf Altenpflegeschulen.“ (siehe<br />
auch: www.trd-online.net)<br />
In Bremen engagieren sich diesbezüglich (in Projekten,<br />
Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung <strong>und</strong> Beratung) in erster Linie freigemeinnützige<br />
Träger (z. B. <strong>Arbeit</strong>erwohlfahrt, www.awobremen.de).<br />
Aber auch die Bremer Heimstiftung ist auf diesem<br />
Gebiet aktiv, sowohl was die Ausbildung von Pflegekräften<br />
(aus dem Kreis von Migrantinnen/Migranten) betrifft,<br />
als auch mit ”<br />
Deutschlands erster Betreute(r) Wohnanlage<br />
für türkische Senioren. (. . . ) Sitz des Interkulturellen<br />
Wohnhauses, das von der Bremer Heimstiftung betrieben<br />
wird, ist der von vielen Türken bewohnte Bremer Stadtteil<br />
Gröpelingen. Hier stehen den Mietern in einem kleinen<br />
Mietshaus insges<strong>am</strong>t 13 Wohnungen zur Verfügung.<br />
Die speziellen Bedürfnisse türkischer Rentner wurden bei<br />
der Planung möglichst weitgehend berücksichtigt. So sprechen<br />
die Mitarbeiter des kooperierenden <strong>am</strong>bulanten Pflegedienstes<br />
fließend türkisch. Einen weiteren Vorteil des Interkulturellen<br />
Wohnhauses sieht die Bremer Heimstiftung<br />
darin, dass die Bewohner unter sich bleiben können. Denn<br />
türkische Senioren hätten häufig Probleme mit dem Alltag<br />
in deutschen Heimen, so Sabine Gerbich von der Türkisch-<br />
Deutschen Ges<strong>und</strong>heitsstiftung in Gießen. ”<br />
Das fängt bei<br />
der Musik <strong>und</strong> der Einrichtung an.“ Daneben wurden Laubengänge<br />
<strong>und</strong> ein kleiner Brunnen installiert, um mediterrane<br />
Atmosphäre aufkommen zu lassen. Nicht zuletzt sind<br />
die Toiletten in den Apartments so angebracht, dass ihre<br />
Benutzer nicht mit dem Rücken gen Mekka sitzen müssen.<br />
Aber auch im Krankenhausbereich, in dem das Personal<br />
im Umgang mit elektronischen Medien – zur Informationsgewinnung<br />
wie zu Zwecken der Dokumentation<br />
– bereits geschult ist, ist mit einem weiteren Ansteigen<br />
von Qualifizierungsbedarf für Dokumentierungs<strong>und</strong><br />
Datenaufbereitungsaufgaben (für Abrechnung 46<br />
wie medizinische Dokumentationen) zu rechnen.<br />
Schlüsselqualifikationen<br />
Als wichtiges, die fachlichen wie die Managementqualifikationen<br />
begleitendes Moment sind die<br />
Schlüsselqualifikationen anzusehen. Werden soziale<br />
Kompetenz <strong>und</strong> selbständiges <strong>Arbeit</strong>en in Pflegeberufen<br />
gleichs<strong>am</strong> unterstellt, so gewinnen Te<strong>am</strong>fähigkeit,<br />
Verantwortungsbewusstsein, analytisches Denken <strong>und</strong><br />
die Bereitschaft, hinzu zu lernen <strong>und</strong> sich weiterzubilden,<br />
zunehmend an Bedeutung, um komplexe <strong>Arbeit</strong>saufgaben<br />
bewältigen <strong>und</strong> Friktionen oder Fehler in<br />
eng geplanten <strong>und</strong> kalkulierten Abläufen vermeiden zu<br />
können. 47<br />
Solche Kompetenzen sind nicht allein für das Agie-<br />
44 In diesem Zus<strong>am</strong>menhang kann auf Nursery“-Erfahrungen aus angelsächsischen, skandinavischen Ländern <strong>und</strong> den Niederlanden<br />
”<br />
verwiesen werden, wo es schon seit längerem diesbezügliche, erprobte Betreuungsformen gibt.<br />
45 Diesbezüglich wird von den <strong>am</strong>bulanten Pflegediensten häufig geäußert, man wisse gar nicht, wie man solche Qualifizierungen zeitlich<br />
organisieren <strong>und</strong> finanziell bewerkstelligen könne.<br />
46 Insbesondere aktuell für Leistungsdokumentation <strong>und</strong> -abrechnung im Zus<strong>am</strong>menhang mit den eingeführten Fallpauschalen.<br />
47 Begründet wird dies gleichfalls wieder mit Rationalisierungsvorgängen, die es einerseits gar nicht mehr möglich machen,<br />
ständig nach dem Rechten sehen zu können“, die andererseits aber auf friktionsloses Gelingen angewiesen sind. Für<br />
ӟberall<br />
die Führungspersonalebene wird komplementär dazu die Auffassung vertreten, dass <strong>Arbeit</strong>sorganisationsplanung, -steuerung <strong>und</strong><br />
-überwachung weniger in der Form der Supervision denn als Coaching“ der Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter vor sich gehen müsse.<br />
”<br />
22 <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 EQUIB
6 Auswirkungen auf die Qualifikationsbedarfsfelder<br />
ren gegenüber den K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> K<strong>und</strong>innen von Bedeutung,<br />
sondern auch einrichtungsintern als wichtig<br />
zu erachten, nicht zuletzt, d<strong>am</strong>it wichtige Informationen<br />
ausgetauscht bzw. abgerufen werden können: für<br />
kompetente <strong>Arbeit</strong>sausführung (etwa im Zus<strong>am</strong>menspiel<br />
von ”<br />
Generalisten“ <strong>und</strong> ”<br />
Spezialisten“) ebenso<br />
wie als Rückmeldungen bezüglich zu erbringender oder<br />
nachgefragter Leistungen ( ”<br />
K<strong>und</strong>enzufriedenheit“).<br />
NEXT-Studie: <strong>Arbeit</strong>sbedingungen <strong>und</strong> Berufsausstieg<br />
Fast 4 000 Krankenschwestern <strong>und</strong> -pfleger aus 585<br />
”<br />
Krankenhäusern, Alten- <strong>und</strong> Pflegeheimen <strong>und</strong> <strong>am</strong>bulanten<br />
Pflegediensten in 10 europäischen Ländern haben<br />
an der Befragung für die NEXT-Studie teilgenommen<br />
(Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien,<br />
Italien, Niederlande, Norwegen, Polen, Slowakei).<br />
Mit dieser Resonanz wurden die Erwartungen bei weitem<br />
übertroffen. Allein in Deutschland haben 3 565 Pflegende<br />
aus 75 Einrichtungen auf die Befragung geantwortet.<br />
Auffällig ist der große Unterschied zwischen einzelnen<br />
Pflegeeinrichtungen. Der Anteil derer, die aus der Pflege<br />
aussteigen wollen, schwankt je nach Einrichtung zwischen<br />
fünf <strong>und</strong> 50 Prozent. Offensichtlich gibt es attraktive <strong>und</strong><br />
unattraktive Einrichtungen. Der Zus<strong>am</strong>menhang mit den<br />
<strong>Arbeit</strong>sbedingungen ist deutlich: Wo sie als schlecht empf<strong>und</strong>en<br />
werden, möchten mehr aus dem Beruf aussteigen.<br />
Im europäischen Vergleich steht Deutschland bei den <strong>Arbeit</strong>sbedingungen<br />
des Pflegepersonals eher ungünstig da.<br />
Dies zeigt sich insbesondere bei den <strong>Arbeit</strong>szeiten: 40<br />
Prozent sind d<strong>am</strong>it unzufrieden, so viel wie in keinem anderen<br />
Land. So müssen hierzulande mehr als ein Drittel<br />
aller Pflegenden mindestens sechsmal im Monat vor 5 Uhr<br />
früh aufstehen, um zur <strong>Arbeit</strong> zu gelangen. Solche <strong>Arbeit</strong>szeiten<br />
sind in Westeuropa eine Rarität, insbesondere in<br />
Holland, wo weniger als ein Prozent der Schwestern <strong>und</strong><br />
Pfleger so früh aufstehen müssen.“<br />
Zitiert aus: Pressemitteilung der Bergischen Universität Wuppertal<br />
vom 07.10.2003, www.next.uni-wuppertal.de/dt/index dt.htm.<br />
Präventiver <strong>Arbeit</strong>s- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutz<br />
Angesichts steigender fachlicher, aber auch arbeitsorganisatorischer<br />
Ansprüche an die Beschäftigten werden<br />
präventive <strong>Arbeit</strong>s- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutzkompetenzen<br />
zunehmendes Gewicht erhalten. Dafür muss über<br />
die reine Einhaltung gesetzlicher (<strong>Arbeit</strong>sschutz-)Vorschriften<br />
hinaus gegangen <strong>und</strong> eine besondere ”<br />
Selbstpflegekompetenz“<br />
implementiert werden – vor dem<br />
Hintergr<strong>und</strong> des Wissens, dass Beschäftigte der Pflegeberufe<br />
(vor allem beim Umgang mit den Patientinnen<br />
<strong>und</strong> Patienten, aber auch durch Wechselwirkungen von<br />
<strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> F<strong>am</strong>ilie) in einem hohen Maße physischen<br />
<strong>und</strong> psychischen Belastungen ausgesetzt sind.<br />
” Frauenberuf Pflege“ <strong>und</strong> Gender Mainstre<strong>am</strong>ing“<br />
”<br />
(GM)<br />
Gender Mainstre<strong>am</strong>ing ist die (Re)Organisation, Verbesserung,<br />
Entwicklung <strong>und</strong> Evaluierung gr<strong>und</strong>satzpolitischer<br />
”<br />
Prozesse mit dem Ziel, eine geschlechterbezogene Sichtweise<br />
in alle politischen Konzepte auf allen Ebenen <strong>und</strong> in<br />
allen Phasen durch alle normalerweise an politischen Entscheidungen<br />
beteiligten Akteure einzubringen“ (Definition<br />
des Europarates, 1998).<br />
Als verbindliche Forderung wurde dies im Vertrag von<br />
Amsterd<strong>am</strong> für alle Mitgliedsstaaten der EU festgeschrieben;<br />
die B<strong>und</strong>esrepublik hat demzufolge (im Koalitionsvertrag<br />
von 2002) Gender Mainstre<strong>am</strong>ing als Umsetzungsziel<br />
formuliert <strong>und</strong> sich u. a. verpflichtet, regelmäßig einen <strong>Bericht</strong><br />
zur Lage der Gleichstellung von Frauen <strong>und</strong> Männern<br />
”<br />
in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland zu erstellen.“<br />
Der englische Begriff Gender bezeichnet das soziale<br />
oder anerzogene Geschlecht; mit einer geschlechterbezogenen<br />
Sichtweise“ geht es darum, durch Ein-<br />
”<br />
”<br />
bindung der Chancengleichheit in sämtliche politische<br />
Konzepte <strong>und</strong> Maßnahmen Ausgewogenheit <strong>und</strong><br />
Gerechtigkeit für Frauen <strong>und</strong> Männer zu erreichen“<br />
(www.gendermainstre<strong>am</strong>ing.at). Gender Mainstre<strong>am</strong>ing<br />
ist also mehr als nur“ Frauenförderung, hat zu reflektieren<br />
”<br />
auf zwischen den Geschlechtern bestehende Unterschiede,<br />
wie sie sich gesellschaftlich – <strong>und</strong> d<strong>am</strong>it auch im Berufsleben<br />
– manifestiert haben, nicht zuletzt also auch auf<br />
die Fragwürdigkeit von als typisch weiblich“ bezeichnete<br />
”<br />
Berufs- <strong>und</strong> Statusgruppen.<br />
Für weitere Ausführungen <strong>und</strong> allgemeine Umsetzungsempfehlungen<br />
von GM vgl. <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> 2002/2, zu beziehen im<br />
Internet unter www.equib.de.<br />
Da diese Belastungen häufig als nicht nur berufsbedingt,<br />
sondern auch als sozial <strong>und</strong> ethisch notwendig<br />
zu erbringen <strong>und</strong> zu ertragen angesehen werden, führen<br />
sie häufig dazu, die eigene, physische wie psychische<br />
Berufsfähigkeit hintan zu stellen.<br />
Dies ist einer der Gründe – neben Unzufriedenheit<br />
mit <strong>Arbeit</strong>szeiten (Schicht- oder geteilte Dienste) –<br />
die zu den berufstypisch hohen Fluktuations- <strong>und</strong> Berufsabbruchraten<br />
führen; verstärkt nach wenigen Jahren<br />
des Berufseinstieges. 48 Im europäischen Vergleich<br />
stellt dies in Deutschland ein besonders gravierendes<br />
Problem dar, wie aus einer derzeit laufenden Studie hervorgeht<br />
(siehe Kasten ”<br />
NEXT“, Seite 23).<br />
48 Vgl. dazu auch die Ergebnisse eines derzeit europaweit durchgeführten Projektes: NEXT-Studie, ein europäisches Forschungsprojekt<br />
zum vorzeitigen Ausstieg aus dem Pflegeberuf. Koordiniert von der Bergischen Universität Wuppertal, Fachbereich D – Abt. Sicherheitstechnik,<br />
<strong>Arbeit</strong>ssicherheit/Ergonomie (www.next.uni-wuppertal.de). Vgl. außerdem die entsprechenden Forschungsberichte <strong>und</strong><br />
Untersuchungen, die von der B<strong>und</strong>esanstalt für <strong>Arbeit</strong>sschutz <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>smedizin (BAuA) veröffentlicht worden sind.<br />
EQUIB <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 23
7 Folgen für den Personalbedarf<br />
Ein weiterer, ebenfalls im Kontext von <strong>Arbeit</strong>sbedingungen<br />
zu sehender Umstand ist der, dass im Pflegebereich<br />
der Anteil von Frauen bei über 80 Prozent<br />
liegt, wodurch die Vereinbarkeit von Erwerbsarbeitszeiten<br />
<strong>und</strong> F<strong>am</strong>ilienarbeit stärker als bislang in das Blickfeld<br />
präventiver, betrieblicher Ges<strong>und</strong>heitspolitik geraten<br />
müsste (siehe die Kästen NEXT“ auf Seite 23 <strong>und</strong><br />
”<br />
Frauenberuf Pflege“ auf Seite 23).49<br />
”<br />
7 Folgen für den Personalbedarf<br />
Stagnation der Beschäftigtenzahl<br />
Weitgehend einhellig wird von den Panelbetrieben angegeben,<br />
dass derzeit keine Ausweitung des Personalstandes<br />
geplant ist; im Gegenteil sei – zumindest im<br />
Krankenhausbereich – mit einem weiteren Rückgang zu<br />
rechnen; wenn neu eingestellt werde, dann mit befristeten<br />
<strong>Arbeit</strong>sverträgen; außerdem werden im Bereich der<br />
stationären Pflege z. T. neue <strong>Arbeit</strong>szeit- <strong>und</strong> Schichtmodelle<br />
(Teilzeit <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong> auf Abruf) eingeführt, mit<br />
der Tendenz zu zwar ”<br />
mehr Köpfen, aber nicht mehr<br />
Stellen“. Als Gr<strong>und</strong> werden die hohen Personalkosten<br />
angegeben, verb<strong>und</strong>en mit der Unsicherheit, wie sich<br />
das Ges<strong>und</strong>heitsmodernisierungsgesetz kurz- bzw. mittelfristig<br />
auswirken werde. 50<br />
Nachfrage auf dem <strong>Arbeit</strong>smarkt könnte allenfalls über<br />
den Ersatz von ausscheidendem Personal erfolgen, da<br />
in manchen Fällen, vor allem bei Einrichtungen in ehemals<br />
öffentlicher oder freigemeinnütziger Trägerschaft,<br />
der Altersdurchschnitt relativ hoch sei.<br />
Neuer Personalmix<br />
Von der überwiegenden Anzahl der Panelbetriebe wird<br />
die Auffassung vertreten, dass sich ein Trend fortsetzen<br />
wird, der in vielen Fällen schon zu beobachten ist:<br />
eine Aufteilung in hochqualifiziertes Personal auf der<br />
einen Seite (sowohl mit generalistischer, multifunktionaler<br />
Kompetenz als auch mit hoch spezialisierter Kompetenz),<br />
<strong>und</strong> geringer qualifiziertem Personal auf der<br />
anderen Seite, das vorrangig mit ausführenden, angeleiteten<br />
<strong>und</strong> überwachten Funktionen betraut ist. In Krankenhausbetrieben<br />
wird dazu die Einschätzung vertreten,<br />
dass sich die Aufteilung in spezialisiertes, ex<strong>am</strong>iniertes<br />
Personal <strong>und</strong> assistierende Kräfte auf ein Verhältnis von<br />
40 zu 60 Prozent hin entwickeln dürfte.<br />
Schere zwischen qualifiziertem <strong>und</strong> unqualifiziertem<br />
Personal?<br />
Die Tendenz eines Personalmixes von hoch- <strong>und</strong> komplex<br />
qualifiziertem (<strong>und</strong> vergleichsweise teuren) Personal<br />
mit weniger qualifizierten, z. T. un- oder angelerntem<br />
Kräften könnte sich noch verstärken auf Gr<strong>und</strong> der<br />
Ankündigungen, Personen, die <strong>Arbeit</strong>slosengeld II nach<br />
Hartz IV“ beziehen, u. a. für soziale oder pflegerische<br />
”<br />
Dienstleistungen einzusetzen (so genannte Ein-Euro- ”<br />
Jobs“).<br />
Einige Pflegeverbände versprechen sich hiervon einen<br />
Qualitätszuwachs ihrer Angebote, da auf diese Weise<br />
insbesondere betreuende Leistungen erbracht werden<br />
könnten, die auf andere Weise nicht mehr kostendeckend<br />
ausgeführt werden könnten.<br />
Allerdings wird in diesem Zus<strong>am</strong>menhang von nicht wenigen,<br />
vor allem privaten, Anbietern ein weiterer Abbau qualifizierten<br />
Personals sowie ein möglicher Qualitätsverlust in<br />
pflegerischen Kernbereichen befürchtet:<br />
Der <strong>Arbeit</strong>geber- <strong>und</strong> Berufsverband Privater Pflege<br />
”<br />
(ABVP) sieht die geplante Einführung so genannter Ein-<br />
Euro-Jobs in der Altenpflege mit großer Skepsis. Einem ’<br />
kurzzeitigen Erfolg in der <strong>Arbeit</strong>slosenstatistik steht eine<br />
ernst zu nehmende Gefahr für sozialversicherungspflichtige<br />
Beschäftigungsverhältnisse gegenüber‘, sagte Mario<br />
D<strong>am</strong>itz, stellvertretender ABVP-Hauptgeschäftsführer.<br />
D<strong>am</strong>itz sieht die Ein-Euro-Jobs in Konkurrenz zum echten<br />
<strong>Arbeit</strong>smarkt treten, wenn Einrichtungen nicht zusätzliche<br />
’<br />
<strong>Arbeit</strong>en, die von öffentlichem Interesse sind, sondern<br />
mehr <strong>und</strong> mehr reguläre <strong>Arbeit</strong>en durch die Ein-Euro-<br />
Kräfte ausführen lassen.‘ Hier öffne sich ein Graubereich,<br />
der nur schwer zu kontrollieren sei.<br />
Mit Besorgnis‘ nehme sein Verband zur Kenntnis, so D<strong>am</strong>itz,<br />
dass die B<strong>und</strong>esregierung <strong>und</strong> die Verbände der frei-<br />
’<br />
en Wohlfahrtspflege bereits mit 15 000 Ein-Euro-Jobs für<br />
Langzeitarbeitslose in Pflege- <strong>und</strong> Betreuungseinrichtungen<br />
rechnen.“<br />
Quelle: Graubereich in der Pflege befürchtet: ABVP kritisiert<br />
”<br />
Einführung von Ein-Euro-Jobs in der Altenpflege.“ Mitteilung<br />
vom 03.11.<strong>2004</strong>, www.vincentz.net/news/index.cfm.<br />
Auch hierfür wird in erster Linie der Kostendruck<br />
verantwortlich gemacht; allerdings liefern auch die<br />
veränderten Aufgaben ein zusätzliches Argument: So<br />
sei einerseits der Anteil von Routinetätigkeiten angestiegen,<br />
für die es keines intensiv ausgebildeten Personals<br />
(dreijährig, ex<strong>am</strong>iniert) bedürfe; andererseits<br />
49 In mehreren Interviews k<strong>am</strong>en allerdings Wunsch <strong>und</strong> Interesse zum Ausdruck, vermehrt männliches Personal bei Einstellungen zu<br />
berücksichtigen <strong>und</strong> den traditionellen Frauenberuf ”<br />
Pflege“ dadurch ”<br />
aufzulockern“; dem stehe allerdings nicht zuletzt das vergleichsweise<br />
niedrige Lohn- <strong>und</strong> Gehaltsgefüge hinderlich entgegen.<br />
50 Die allgemeine Zurückhaltung gegenüber einer Erhöhung des Personalstandes drückt sich auch darin aus, dass etliche Betriebe angeben,<br />
periodische personelle Engpässe über Personalvermittlungsagenturen zu überbrücken. Zum Zus<strong>am</strong>menhang von Personalplanung<br />
<strong>und</strong> politischen Determinanten siehe auch Fußnote 5 auf Seite 8.<br />
24 <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 EQUIB
8 Folgen <strong>und</strong> Empfehlungen für die Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />
würden Aufgaben zunehmen (z. B. durch Behandlungspflege),<br />
die von Pflegehilfskräften nicht ausgeführt werden<br />
dürfen. An ihre Stelle würden vermehrt (geringer<br />
entlohnte) Arzthelferinnen treten.<br />
der Beschäftigtenzahl noch nicht abgeschlossen ist, <strong>und</strong><br />
darüber frei gestelltes Personal die Nachfrage seitens<br />
der <strong>am</strong>bulanten wie stationären Pflege weitgehend zufrieden<br />
stellt.<br />
In Einrichtungen der Altenpflege sind zudem zwei<br />
weitere Tendenzen zu beobachten: der Ersatz von<br />
Pflegekräften durch (gleichfalls billigere) Hauswirtschaftskräfte,<br />
insbesondere im stationären bzw. betreuten<br />
Wohnbereich (wobei auch auf ungelernte Kräfte<br />
zurückgegriffen wird: ”<br />
Hausfrauen, die sich etwas hinzu<br />
verdienen wollen“) sowie der vermehrte Einsatz<br />
von ehren<strong>am</strong>tlich tätigen ”<br />
Ergänzungskräften“, insbesondere<br />
für die Flankierung pflegerischer Kernaufgaben<br />
durch soziale Betreuung.<br />
Insbesondere die letztere Tendenz könnte möglicherweise<br />
eine weitere Variante erfahren auf Gr<strong>und</strong> der<br />
jüngsten, unter der Bezeichnung ”<br />
Hartz IV“ geläufigen<br />
Beschlüsse zur <strong>Arbeit</strong>smarktreform (vergleiche den<br />
Kasten ”<br />
Schere zwischen qualifiziertem <strong>und</strong> unqualifiziertem<br />
Personal?“, Seite 24). Inwieweit der geplante<br />
Einsatz von so genannten Ein-Euro-Jobs in der<br />
Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft die Personalstruktur insges<strong>am</strong>t<br />
verändern wird <strong>und</strong> welcher Qualifikationsbedarf sich<br />
speziell für diese Kräfte ergeben wird, wird im nächsten<br />
<strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> zu untersuchen sein.<br />
Bedarfsdeckung <strong>und</strong> Personalangebot<br />
Derzeit sehen die Einrichtungen kaum Probleme bei<br />
der Deckung ihres Personalbedarfes ( ”<br />
Es gibt so viele<br />
Initiativ-Bewerbungen wie nie zuvor.“) 51 : Erhöht wird<br />
das <strong>Arbeit</strong>skräfteangebot zusätzlich durch den Umstand,<br />
dass im Krankenhausbereich die Reduzierung<br />
In diesem Zus<strong>am</strong>menhang wird von den Einrichtungen<br />
sehr gezielt vorgegangen bei Einstellung <strong>und</strong><br />
Auswahl 52 des <strong>am</strong> <strong>Arbeit</strong>smarkt vorfindlichen Personalangebotes<br />
( ”<br />
Gute Kräfte bleiben nicht lange arbeitslos.“<br />
53 ), <strong>und</strong> vor allem wird bei qualifiziertem<br />
Personal sehr genau auf dessen Berufseignung <strong>und</strong><br />
Te<strong>am</strong>fähigkeit geachtet. 54<br />
Die Deckung anderer Bedarfe, insbesondere für Betreuung<br />
<strong>und</strong> Hilfstätigkeiten – für die nur geringe qualifikatorische<br />
Voraussetzungen, oder solche, die als durch<br />
Lebenserfahrung“ erworben unterstellt werden – erfolgt<br />
häufig <strong>am</strong> regulären <strong>Arbeit</strong>smarkt<br />
”<br />
vorbei.<br />
8 Folgen <strong>und</strong> Empfehlungen für die<br />
Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />
Bei der Auswertung der Bedarfsmeldungen werden<br />
zunächst zwei Momente augenfällig:<br />
⊲ Die Einrichtungen sind alles<strong>am</strong>t aktiv bis sehr aktiv,<br />
was die Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung ihrer Beschäftigten<br />
angeht. Das lässt sich darüber erklären, dass für Einrichtungen<br />
der Pflege schon immer (eine kontinuierliche)<br />
Qualifizierung ihrer Mitarbeiterinnen <strong>und</strong><br />
Mitarbeiter gewissermaßen ”<br />
zum Geschäft“ dazu<br />
gehörte – aus Bedarfsgründen ebenso wie auf Gr<strong>und</strong><br />
des Umstandes, dass durch Vorgaben in Gesetzen<br />
51 Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> – dass eine Stelle suchende <strong>Arbeit</strong>skräfte selbst initiativ werden – muss die Aussage keinen Widerspruch<br />
darstellen, wonach auf Vermittlungsangebote der (regionalen) Agentur für <strong>Arbeit</strong> nur in geringem Maße zurückgegriffen würde.<br />
52 Als Beispiel dafür kann das Auswahlverfahren angesehen werden, mit dem die Bremer Heimverwaltung einen neuen Weg in der Personalpolitik“<br />
beschreitet: Bewerberinnen <strong>und</strong> Bewerber mittels eines speziell auf die soziale <strong>Arbeit</strong> im Pflegebereich“ abgestimmten<br />
”<br />
”<br />
Assessment Center auszuwählen, um qualifiziertes <strong>und</strong> engagiertes Personal“ zu gewinnen. (Zitate aus: Pflege: Ein fordernder Beruf<br />
” ”<br />
mit Zukunft“ (Weser-Kurier, 06.11.<strong>2004</strong>, S. 1), <strong>und</strong> www.pflegen-online.de/themen/news/assessment-center-pflege-heimverwaltungbremen.htm.<br />
53 Dies wird auch bestätigt durch Angaben der regionalen Agentur für <strong>Arbeit</strong>, wonach es so gut wie keine arbeitslos gemeldeten Fachkräfte<br />
in den Pflegeberufen gebe.<br />
54 D<strong>am</strong>it scheint sich eine Veränderung ergeben zu haben gegenüber den Bef<strong>und</strong>en aus der Studie der <strong>Arbeit</strong>nehmerk<strong>am</strong>mer Bremen, die<br />
wesentlich auf Daten aus dem Jahr 2003 zurückgeht: Das Angebot an qualifizierten <strong>Arbeit</strong>skräften auf dem regionalen <strong>Arbeit</strong>smarkt<br />
”<br />
wird als eher schlecht beurteilt. Mehr als die Hälfte der Pflegeeinrichtungen sehen starke Defizite im Angebot an qualifiziertem Personal<br />
<strong>und</strong> 15 Prozent der Einrichtungen sind der Meinung, dass das Personal zusätzlich qualifiziert werden muss. Nur 15 Prozent sind mit<br />
dem Angebot auf dem regionalen <strong>Arbeit</strong>smarkt zufrieden.“ (Linke <strong>2004</strong>, S. 13)<br />
55 Das ist beispielsweise schon seit längerem vorgeschrieben für Pflegedienste; das ist, als jüngstes Beispiel, Bestandteil der ab Januar<br />
2005 gültigen Berufsordnung für Kranken- <strong>und</strong> Kinderkrankenpflegefachkräfte“ in Bremen:<br />
”<br />
Wenn die Berufsordnung <strong>am</strong> 1. Januar 2005 in Kraft tritt, sind die r<strong>und</strong> 7 000 Krankenschwestern <strong>und</strong> -pfleger in Bremen gefordert,<br />
”<br />
neben dem Studium der Fachliteratur mindestens 10 St<strong>und</strong>en pro Jahr in die Erhaltung <strong>und</strong> Weiterentwicklung ihres Wissens – zum Beispiel<br />
durch Fortbildungsveranstaltungen – zu investieren <strong>und</strong> auf Verlangen nachzuweisen.“ (Pressemitteilung des Senators für <strong>Arbeit</strong>,<br />
Frauen, Ges<strong>und</strong>heit, Jugend <strong>und</strong> Soziales vom 23.09.<strong>2004</strong>.) Als ebenfalls neue, im Rahmen des Ges<strong>und</strong>heitsmodernisierungsgesetzes<br />
erlassene Forderung gilt dies seit dem 01.01.<strong>2004</strong> auch für Ärztinnen <strong>und</strong> Ärzte.<br />
EQUIB <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 25
8 Folgen <strong>und</strong> Empfehlungen für die Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />
<strong>und</strong> Verordnungen eine regelmäßige Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />
verlangt wird. 55<br />
⊲ Die in den Interviews aus dem Bereich der Altenpflege<br />
genannten <strong>und</strong> kurzfristig vorgesehenen Qualifizierungsmaßnahmen<br />
entsprechen nur in der Minderheit<br />
unbedingt dem, was als wesentliche Entwicklungen<br />
<strong>und</strong> Trends, <strong>und</strong> d<strong>am</strong>it auch als zukünftig<br />
veränderte Operationsfelder angegeben wird. So<br />
steht von den oben (siehe Kapitel 6, Auswirkungen<br />
auf die Qualifikationsbedarfsfelder) beschriebenen<br />
Anforderungsbereichen deutlich die fachliche Kompetenz<br />
im Vordergr<strong>und</strong> von Nennungen, was aktuell<br />
oder kurzfristig geplante Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />
angeht. Somit muss – trotz entgegen lautender Aussagen<br />
über Zukunftstrends <strong>und</strong> -felder – befürchtet<br />
werden, dass bei den betrieblichen Aktivitäten der<br />
Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung von Kräften der Altenpflege<br />
weitgehend auf gewohnte Felder zurück- <strong>und</strong> zugegriffen<br />
wird, wodurch wichtige Zukunftsfelder unterrepräsentiert<br />
bleiben könnten.<br />
Unter diesen Umständen kann durchaus von einer Diskrepanz<br />
gesprochen werden zwischen erhobenen (objektiv<br />
bestehenden) <strong>und</strong> wünschenswerten Bedarfen<br />
<strong>und</strong> dem, was davon realisiert wird bzw. als realisierbar<br />
angesehen wird. Allerdings sollte diese Diskrepanz<br />
nicht dazu führen, innovative Angebote außer<br />
Acht zu lassen; vielmehr bedarf es Überlegungen,<br />
wie entsprechende Angebote für die Einrichtungen<br />
nachdrücklich beworben <strong>und</strong> attraktiv gestaltet werden<br />
könnten, sowohl was die finanzielle Seite angeht als<br />
auch ihre Durchführungsform (z. B. modulare Qualifizierung).<br />
56<br />
Schwerpunkte von Qualifizierungsbedarf<br />
Im Altenpflegebereich gilt dies besonders für den<br />
zunehmend erforderlichen Qualifizierungsbedarf in<br />
Management-Kompetenzen, 57 da gerade das leitende<br />
(oder geschäftsführende) Personal in vielen Einrichtungen<br />
stark in den operativen Aufgabenbereich eingespannt<br />
ist. Es gilt aber auch für den Erwerb einer<br />
Zusatzqualifizierung für das Feld kultursensibler Pflege“:<br />
Es wurde zwar in den meisten Interviews als ”<br />
wichtiges<br />
Zukunftsfeld bestätigt, ohne allerdings als kurzoder<br />
auch mittelfristig vordringliche Kompetenzerweiterung<br />
des Personals erachtet zu werden; auch hier<br />
scheinen weitere Propagierung, Sensibilisierung <strong>und</strong><br />
Förderung notwendig zu sein. 58<br />
Case Management – ein neues Aufgabenfeld: Koordination<br />
von Unterstützungsbedarf<br />
Case Management oder Unterstützungsmanagement,<br />
”<br />
zunächst als Erweiterung der Einzelfallhilfe in den USA<br />
entwickelt, ist zu einer methodischen Neuorientierung in<br />
der Sozialen <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> im Ges<strong>und</strong>heitswesen geworden.<br />
Systemische <strong>und</strong> ökosoziale Perspektive kommen<br />
in dieser Konzeption gr<strong>und</strong>legend zum Ausdruck. Case<br />
Management soll Fachkräfte im Sozial- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />
befähigen, unter komplexen Bedingungen Hilfemöglichkeiten<br />
abzustimmen <strong>und</strong> die vorhandenen institutionellen<br />
Ressourcen im Gemeinwesen oder <strong>Arbeit</strong>sfeld<br />
koordinierend heranzuziehen. Aufgabe ist es, ein zielgerichtetes<br />
System von Zus<strong>am</strong>menarbeit zu organisieren,<br />
zu kontrollieren <strong>und</strong> auszuwerten, das <strong>am</strong> konkreten Unterstützungsbedarf<br />
der einzelnen Person ausgerichtet ist<br />
<strong>und</strong> an deren Herstellung die betroffene Person konkret<br />
beteiligt wird. Nicht die Qualitäten als Berater/-in allein sind<br />
gefragt, sondern die als Moderatoren mit Letztverantwortung,<br />
die im Prozess der Hilfe die Bedürfnisse der Klienten<br />
einschätzen, die die Planung <strong>und</strong> Sicherung der Bereitstellung<br />
medizinischer <strong>und</strong> sozialer Dienstleistungen koordinieren,<br />
die Prioritäten setzen <strong>und</strong> ggf. zukünftig Standards<br />
erarbeiten bzw. festlegen <strong>und</strong> für ihre Einhaltung sorgen.<br />
Ziel ist eine Qualitätsgewährleistung, die untrennbar verknüpft<br />
ist mit der Sicherung von Konsumentenrechten. Relevant<br />
im Case Management ist die Unterscheidung von<br />
Fallmanagement (Optimierung der Hilfe im konkreten Fall)<br />
<strong>und</strong> Systemmanagement (Optimierung der Versorgung im<br />
Zuständigkeitsbereich). Die Übergänge vom Systemmanagement<br />
zum Care Management sind fließend.“<br />
Quelle: www.case-manager.de/Wasist.htm. Überschneidungen<br />
bestehen zu Aufgaben, die im Rahmen von Pflegeüberleitung erforderlich<br />
sind (siehe Kasten auf Seite 17).<br />
Von den Einrichtungen angemeldete Bedarfe <strong>und</strong> ins<br />
Auge gefasste Fort- <strong>und</strong> Weiterbildungen bestehen<br />
⊲ in der Qualifizierung für Aufgaben, die über die zunehmende<br />
Bedeutung <strong>und</strong> Vernetzung von Schnittstellen<br />
(Überleitung, integrierte Versorgung) entstehen,<br />
59 <strong>und</strong> weiterhin<br />
56 Auch ein verstärktes Angebot von Weiterbildung unterhalb der Schwelle staatlicher Anerkennung könnte nach Meinung der Experten<br />
<strong>und</strong> Expertinnen zu höherer Akzeptanz führen.<br />
57 Diese werden noch immer weitgehend über akademische Ausbildungsgänge erworben <strong>und</strong> kaum über berufsbegleitende Fort- <strong>und</strong><br />
Weiterbildung. Einen berufsbegleitenden Lehrgang zur ”<br />
Fachkraft für Leitungsaufgaben in der Pflege“ bietet die <strong>Wirtschaft</strong>s- <strong>und</strong> Sozialakademie<br />
(WISOAK) in Bremerhaven an; eine Weiterbildung für Aufgaben im Zus<strong>am</strong>menhang mit Qualitätsmanagement wird vom<br />
<strong>Arbeit</strong>sförderungs-Zentrum des Landes Bremen, AFZ, ebenfalls in Bremerhaven angeboten.<br />
58 Ausnahmen bilden Einrichtungen, die dies ausdrücklich zu einem Zukunftsfeld erklären <strong>und</strong> entsprechende Aktivitäten – auch als<br />
Erstausbildung – unternehmen (siehe Kasten ”<br />
Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten: Bedarfe ohne Betreuung?“ auf Seite 22).<br />
59 Zu dem d<strong>am</strong>it verb<strong>und</strong>enen Bedarf an IT-Qualifikation siehe weiter unten.<br />
26 <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 EQUIB
8 Folgen <strong>und</strong> Empfehlungen für die Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />
⊲ in fachspezifischer Fortbildung, in erster Linie auf<br />
geronto-psychiatrischem Feld sowie im Zus<strong>am</strong>menhang<br />
mit Anforderungen der Behandlungspflege<br />
(W<strong>und</strong>versorgung, W<strong>und</strong>management).<br />
Im Krankenhausbereich stehen neben<br />
⊲ fachspezifischen Bedarfen (vorrangig auch hier<br />
die W<strong>und</strong>versorgung, aber auch Inkontinenzfachkräfte/Stomatherapeuten/-therapeutinnen<br />
sowie<br />
Anästhesie <strong>und</strong> Intensivmedizin)<br />
solche im Vordergr<strong>und</strong>, die<br />
⊲ Führungs- <strong>und</strong> Managementanforderungen betreffen.<br />
Hierunter macht, neben den Aufgaben einer Stationsleitung,<br />
einen besonderen Schwerpunkt das vergleichsweise<br />
neue Feld des ”<br />
Case Management“ aus<br />
(siehe Kasten ”<br />
Case Management – ein neues Aufgabenfeld:<br />
Koordination von Unterstützungsbedarf“<br />
auf Seite 26). 60<br />
Einen Bedarfsschwerpunkt auf kurze wie mittlere Sicht<br />
stellt – im Altenpflege- sowie im Krankenhausbereich –<br />
das Erfordernis dar, dem verstärkten Einsatz moderner<br />
Technologien für Dokumentation, Datenaufbereitung<br />
<strong>und</strong> Datenübermittlung Rechnung tragen zu müssen; 61<br />
hier werden technische (<strong>und</strong> inhaltliche) Kenntnisse<br />
für Datenaufbereitung <strong>und</strong> -eingabe ebenso verlangt<br />
sein wie Bedienungsfertigkeiten für entsprechend entwickelte<br />
Soft- <strong>und</strong> Hardware. Befördert wird dies u. a.<br />
durch Codierungs- <strong>und</strong> Abrechnungsvorgänge im Zus<strong>am</strong>menhang<br />
mit den Fallpauschalen, aber auch durch<br />
Vorgänge, die an den Schnittstellen erfolgen.<br />
Teilweise müssen entsprechende Qualifikationen als<br />
Zusatzqualifikationen erworben werden können; dass<br />
d<strong>am</strong>it aber auch ein eigenes berufliches Zukunftsfeld<br />
verb<strong>und</strong>en sein kann, zeigt die Ausbildung zum Medizinischen<br />
Dokumentationsassistenten/zur Medizinischen<br />
Dokumentationsassistentin (MDA), wobei das ”<br />
Berufsbild<br />
(. . . ) die Bereiche Medizin, Verwaltung, Informatik,<br />
Forschung, Statistik <strong>und</strong> zunehmend wichtiger werdend,<br />
das Aufgabengebiet der DRG-Kodierung“ umfasst.<br />
62<br />
Schlüsselqualifikationen: Als gemeins<strong>am</strong>es Moment<br />
nahezu aller Einzelqualifikationen ist eine d<strong>am</strong>it verb<strong>und</strong>ene<br />
Vermittlung von Schlüsselqualifikationen anzusehen<br />
(in erster Linie soziale sowie Te<strong>am</strong>- <strong>und</strong><br />
Kommunikationsfähigkeiten), um den zunehmend kooperativer<br />
auszuführenden (internen) <strong>Arbeit</strong>svorgängen<br />
ebenso gerecht werden zu können wie den medizinischpflegerischen<br />
Aufgaben gegenüber den Patientinnen<br />
<strong>und</strong> Patienten.<br />
Chancen durch Personal- <strong>und</strong> Qualifizierungsmanagement?<br />
Wenn sich die derzeitige Lage auf dem <strong>Arbeit</strong>smarkt für<br />
die personelle Bedarfsdeckung seitens der Einrichtungen<br />
auch als relativ unproblematisch darstellen mag (wegen<br />
der Zurückhaltung bezüglich Neueinstellungen bzw. eines<br />
periodisch auf dem <strong>Arbeit</strong>smarkt vorfindlichen Angebotes),<br />
so wäre doch zu bedenken, ob dieser Zustand von<br />
länger anhaltender Dauer ist, <strong>und</strong> ob nicht Vorsorge getroffen<br />
werden könnte oder gar müsste, mit Maßnahmen<br />
zur Personalbindung die wesentliche Ressource, mit der<br />
vor allem die Pflegeeinrichtungen erfolgreich <strong>am</strong> Markt<br />
bestehen können, langfristig zu binden <strong>und</strong> zu motivieren.<br />
Dazu könnten z. B. Maßnahmen einer präventiven,<br />
betrieblichen Ges<strong>und</strong>heitspolitik zählen, die Probleme<br />
der Kombination von <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> F<strong>am</strong>ilie in dem<br />
(überwiegenden) Frauenberuf Pflege“ bedenkt, wie sie<br />
”<br />
unter dem Stichwort Work-Life-Balance“ mittlerweile<br />
”<br />
schon von mehreren Projekten angegangen werden.<br />
(Hinweise dazu sind u. a. zu finden über das Internetportal<br />
www.beruf-<strong>und</strong>-f<strong>am</strong>ilie.de, eine Initiative der<br />
Gemeinnützigen Hertie-Stiftung.)<br />
Dazu zählen aber auch qualifizierende Maßnahmen,<br />
die es älteren (vor allem physisch beeinträchtigten)<br />
Beschäftigten ermöglichen, mit einem veränderten<br />
Tätigkeitsfeld weiter in der Einrichtung zu verbleiben. Im<br />
Krankenhausbereich wird dies u. a. mit Umschulungen<br />
für Dokumentierungsarbeiten bereits gemacht; in den<br />
rein pflegerischen Einrichtungen (<strong>am</strong>bulant/stationär) sind<br />
dem allerdings möglicherweise Grenzen gesetzt durch<br />
die dort bestehende flache Hierarchie <strong>und</strong> geringere<br />
Aufgabenbreite.<br />
Planung, Intensität <strong>und</strong> Formen der Weiterbildung<br />
Im Krankenhausbereich haben die ohnehin bestehenden<br />
Qualifizierungsaktivitäten einen zusätzlichen<br />
60 Vgl. dazu auch die Antworten auf eine ”<br />
Kleine Anfrage der Fraktion der SPD vom 09.03.<strong>2004</strong>“ (Drucksache 16/217 der Bremischen<br />
Bürgerschaft).<br />
61 Einen ”<br />
verstärkten Einsatz moderner Technologien (. . . ) in der Pflegedokumentation“ forderte jüngst der gemeins<strong>am</strong>e ”<br />
Antrag der<br />
Fraktion der CDU <strong>und</strong> SPD“ an die Bürgerschaft vom 21.11.<strong>2004</strong> (Drucksache 16/467).<br />
62 Vgl. www.bbc-bremen.de; weiter angeboten werden ”<br />
Klinischer Kodierer“ <strong>und</strong> ”<br />
Medizinisch-kaufmännische Fachkraft“, vgl. auch den<br />
Artikel ”<br />
Hochkonjunktur für neue Ges<strong>und</strong>heitsberufe“, Weser-Kurier vom 27.11.<strong>2004</strong>, Beilage Stellenmarkt, S. 1. – Allerdings scheinen<br />
derzeit nach Auskunft der Experten <strong>und</strong> Expertinnen die Berufsaussichten für den/die MDA im Umland <strong>und</strong> in kleinen Krankenhäusern<br />
besser zu sein.<br />
EQUIB <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 27
8 Folgen <strong>und</strong> Empfehlungen für die Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />
JobRotation in der Altenpflege:<br />
Schwerpunktmaßnahme des <strong>Arbeit</strong>sförderungs-Zentrum in Bremerhaven<br />
Die Schwerpunktmaßnahme unter Federführung des <strong>Arbeit</strong>sförderungs-Zentrums<br />
(AFZ) des Landes Bremen GmbH (Regiestelle<br />
JobRotation) in Kooperation mit der staatlich anerkannten<br />
Altenpflegeschule der WISOAK bildet zum/zur staatlich geprüften<br />
Altenpflegehelfer/-in aus <strong>und</strong> kombiniert diese Ausbildung<br />
mit Stellvertretungen im Rahmen des Instruments JobRotation.<br />
Sie zielt in ihrer Konzeption auf die beiden Gr<strong>und</strong>probleme der<br />
Personalpolitik der Pflegebetriebe: die Neueinstellung von geeignetem<br />
Personal <strong>und</strong> die Entwicklung der St<strong>am</strong>mkräfte. Job-<br />
Rotation soll mit seinen unterschiedlichen Stellvertretungsmodellen<br />
unterschiedliche Lösungen für Pflegeeinrichtungen bieten, bei<br />
denen die Kosten- <strong>und</strong> Zeitfrage in der Regel gegen eine systematische<br />
Personalentwicklung spricht. Die Maßnahmekonzeption<br />
kann sich dabei auf die Bedarfe der Bremerhavener Altenpflegebetriebe<br />
berufen.<br />
Ausgangspunkt ist die Branchenerfahrung der Regiestelle für<br />
JobRotation, dass nicht unbedingt von einem absoluten Mangel<br />
an Fachkräften auszugehen ist, sondern häufig die für die<br />
Nachfrage entsprechenden modernen Qualifikationen nicht vorhanden<br />
sind. Entscheidend für diese Qualifikationslücke – das<br />
stellt das Konzept der Maßnahme richtig fest – ist zum einen die<br />
Weiterentwicklung des Berufsfeldes <strong>und</strong> die neuen Anforderungen,<br />
die sich insbesondere in den letzten Jahren herausgebildet<br />
haben: Qualitätsstandards <strong>und</strong> -management, Vernetzung von<br />
Ges<strong>und</strong>heitsdienstleistungen, weiterentwickelte Kenntnisse aus<br />
der Gerontologie <strong>und</strong> Geriatrie, Anforderungen an eine moderne<br />
Dokumentation etc. Hinzu kommt die Feststellung, dass in diesem<br />
Berufsfeld von einer relativ hohen Fluktuation auf Gr<strong>und</strong> der<br />
hohen physischen <strong>und</strong> psychischen Belastungen ausgegangen<br />
werden muss: Auch wenn genügend Personal zur Neueinstellung<br />
vorhanden ist, bildet die Bindung der St<strong>am</strong>mkräfte an die Pflegeeinrichtung<br />
ein eigenes Problem. Als weiterer Gesichtspunkt dieser<br />
Konzeption ist die Qualifikationsanpassung von Teilnehmer/<br />
-innen mit Vorqualifikationen <strong>und</strong> Berufserfahrungen aus einem<br />
ausländischen Berufshintergr<strong>und</strong> zu sehen.<br />
Die Möglichkeiten, in einer Stellvertretung im Rahmen von Job-<br />
Rotation an die Aufgabenstellungen <strong>und</strong> die ”<br />
Philosophie“ der<br />
Einrichtung herangeführt zu werden, fördern realistische Erwartungshaltungen<br />
bei Stellvertreter/-innen <strong>und</strong> Unternehmen. Ein<br />
systematisches Personalentwicklungskonzept durch Stellvertretungsmodelle<br />
<strong>und</strong> die dadurch erreichte Kosten- <strong>und</strong> Zeitersparnis<br />
erleichtert es den Pflegeeinrichtungen zur Seite ihres vorhandenen<br />
Personals, St<strong>am</strong>mkräften das Angebot einer kontinuierlichen<br />
Weiterbildung zu machen <strong>und</strong> sie so einzubinden.<br />
Die Schwerpunktmaßnahme des <strong>Arbeit</strong>sförderungs-Zentrums<br />
stellt ein b<strong>und</strong>esweit besonderes Angebot dar: Sie verbindet<br />
die Stellvertretung von St<strong>am</strong>mkräften in Pflegebetrieben durch<br />
An- oder Ungelernte mit deren Ausbildung zum/r Pflegehelfer/<br />
-in. An dem Schema, das die Theorie <strong>und</strong> Praxisanteile zu einer<br />
insges<strong>am</strong>t 19 Monate dauernden Ges<strong>am</strong>theit verbindet, wird die<br />
Neuerung deutlich: Die abgestufte Aufeinanderfolge von Theorie-/<br />
Praxisblöcken soll eine permanente Reflexion der Erfahrungen in<br />
den Theorieanteilen <strong>und</strong> Erprobung der theoretischen Inhalte in<br />
den Praxisphasen ermöglichen.<br />
Die Besonderheit liegt dabei in dem angestrebten Resultat: Stellvertreter/-innen<br />
ermöglichen nicht nur die Weiterbildung der in<br />
den Betrieben bereits arbeitenden St<strong>am</strong>mkräfte, sondern erwerben<br />
selbst in diesen 19 Monaten einen staatlich anerkannten<br />
Abschluss. Ein solcher Abschluss ist zum einen Qualifikation für<br />
eine erwünschte Festeinstellung im Anschluss an die Maßnahmen.<br />
Zum anderen berechtigt er als solcher nach dem neuen<br />
Pflegegesetz unmittelbar zur Weiterqualifizierung zum/r Altenpfleger/-in<br />
<strong>und</strong> verkürzt diese Weiterqualifizierung um ein Jahr.<br />
Dabei geht die Ges<strong>am</strong>tdauer der Qualifizierung zum/r Altenpflegehelfer/-in<br />
in dieser Maßnahme über das b<strong>und</strong>esweit übliche<br />
Maß weit hinaus, indem es sich nicht auf die vorgeschriebenen 12<br />
Monate beschränkt. Während vergleichbare Maßnahmen in anderen<br />
B<strong>und</strong>esländern mit ca. 1 600 St<strong>und</strong>en insges<strong>am</strong>t arbeiten,<br />
weist die Bremerhavener Schwerpunktmaßnahme der Regiestelle<br />
JobRotation des AFZ dagegen 2 910 St<strong>und</strong>en (1 032 Theorie<br />
<strong>und</strong> 1 878 Praxis) aus.<br />
In der Kooperation mit der anerkannten Altenpflegeschule der<br />
WISOAK stellt der Maßnahmekoordinator, K. Wöstmann, den<br />
Qualitätsaspekt in den Vordergr<strong>und</strong>. Die regional bei den Pflegebetrieben<br />
anerkannte Professionalität der Altenpflegeschule<br />
soll eine wesentliche Stütze für ein solches neuartiges <strong>und</strong> modellhaftes<br />
Vorgehen auf dem Gebiet der Personalentwicklung in<br />
der Altenpflege bilden. Zugleich betont der Maßnahmeträger die<br />
enge Kooperation mit den beteiligten Betrieben, die an dieser<br />
Form der Stellvertretung in Kombination mit einer direkten Qualifizierung<br />
der Stellvertreter/-innen mitwirken <strong>und</strong> entsprechend der<br />
Methode JobRotation <strong>am</strong> Ende der Maßnahme Festeinstellungen<br />
vornehmen können.<br />
Um eine interessierte Fachöffentlichkeit auch überregional informieren<br />
zu können, hat sich die Regiestelle JobRotation als<br />
Maßnahmeträger eine kontinuierliche Evaluation dieses Vorhabens<br />
im Internet vorgenommen. Die ersten Informationen <strong>und</strong><br />
Einschätzungen können unter www.jobrotation-pflege.de abgerufen<br />
werden.<br />
Schub erfahren durch Personalplanungsmaßnahmen in<br />
Folge der Privatisierung <strong>und</strong> durch die Einführung des<br />
Fallpauschalensystems, ”<br />
um der neuen Situation mit<br />
weiterhin hochqualifizierter Pflege zu begegnen. Hierzu<br />
gehören in hohem Maße interne <strong>und</strong> externe Fortbildungen<br />
<strong>und</strong> Qualifizierungsmaßnahmen, aber auch der<br />
Einsatz von weiteren Berufsgruppen wie Arzthelferinnen<br />
<strong>und</strong> Assistenten in geeigneten Bereichen.“ 63<br />
63 Drucksache 16/217 der Bremischen Bürgerschaft.<br />
Allerdings dürfte der allgemeine ”<br />
Weiterbildungsmarkt“<br />
nur zu einem geringen Teil Adressat für die<br />
Deckung von Qualifizierungsbedarfen sein, da für den<br />
Krankenhausbereich hervorzuheben ist, dass ein nicht<br />
geringer Teil an – vor allem fachspezifischer – Fort<strong>und</strong><br />
Weiterbildung intern, über die eigenen Angebote,<br />
erfolgt.<br />
Bei den Einrichtungen der Altenpflege erfolgt, wie<br />
oben schon ausgeführt, die Planung von Weiterbildung<br />
in vielen Fällen eher als Fortschreibung geübter Praxis<br />
28 <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 EQUIB
9 Folgen <strong>und</strong> Empfehlungen für die Erstausbildung<br />
<strong>und</strong> weniger zukunftsorientiert. Um diesen Zustand zu<br />
verändern, sind in den Einrichtungen Planungs-Knowhow<br />
<strong>und</strong> Kapazität in einem höheren als dem bisherigen<br />
Maße erforderlich. Daraus lässt sich die Folgerung ableiten,<br />
mit Fort- <strong>und</strong> Weiterbildungsangeboten auch <strong>und</strong><br />
besonders auf die Ebene der Unternehmensführungen<br />
zuzugehen, um hierüber Personal- <strong>und</strong> Qualifizierungsmanagement<br />
als unternehmerische, zukunftssichernde<br />
Managementaufgabe zu implementieren (siehe Kasten<br />
Chancen durch Personal- <strong>und</strong> Qualifizierungsmanagement?“,<br />
Seite<br />
”<br />
27).<br />
Gleichzeitig müssen Wege gef<strong>und</strong>en werden, dass die<br />
Einrichtungen – mehr als bisher <strong>und</strong> auch für längere<br />
Zeiträume als bisher – Personal freistellen für Fort<strong>und</strong><br />
Weiterbildungsthematiken, die nicht allein dem<br />
Nachvollzug gesetzlicher Erfordernisse dienen, wie<br />
dies etwa der Fall ist bei der Ausbildung zur Pflegedienstleitung.<br />
Als Erschwernis für Freistellung ist<br />
dabei nach wie vor die (aus Kostengründen) geringe<br />
<strong>und</strong> enge Personaldecke in den Einrichtungen anzusehen,<br />
die auch <strong>und</strong> gerade bei vorhandenem betrieblichen<br />
Interesse (<strong>und</strong> ebenso dem Interesse der<br />
Beschäftigten selber) an Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung zu<br />
einer Art Teufelskreis“ führen kann. So wird in einer<br />
2003 veröffentlichten Studie des IAB (<strong>Institut</strong> für<br />
”<br />
<strong>Arbeit</strong>smarkt- <strong>und</strong> Berufsforschung) hervorgehoben,<br />
dass sich Betriebe mit Fachkräftebedarf besonders in<br />
”<br />
der Weiterbildung engagieren. Da jedoch ein Großteil<br />
der betrieblich geförderten Weiterbildungsmaßnahmen<br />
zumindest teilweise während der <strong>Arbeit</strong>szeit stattfindet<br />
<strong>und</strong> durch Mehrarbeit der übrigen Mitarbeiter aufgefangen<br />
wird, stellt sich bei einem solchen Verhalten das<br />
Problem, dass sich der Personalmangel innerhalb des<br />
Betriebs nur verlagert.“ (Gewiese u. a. 2003) Zu einer<br />
Verbesserung der Situation kann hier das nach dem<br />
Job-AQTIV-Gesetz 64 mögliche Lösungsinstrument der<br />
JobRotation“ beitragen (siehe den Kasten dazu auf<br />
”<br />
Seite 28), wenn es von den Einrichtungen in einem noch<br />
höheren Maße als bisher wahrgenommen wird.<br />
9 Folgen <strong>und</strong> Empfehlungen für die<br />
Erstausbildung<br />
Neuordnung der Ausbildung in den Pflegeberufen<br />
Im Sommer 2003 erfolgte die ”<br />
Neufassung des Altenpflegegesetzes“,<br />
das eine b<strong>und</strong>eseinheitliche Ausbildung<br />
zum/zur Altenpfleger/-in regelt. Die d<strong>am</strong>it<br />
verb<strong>und</strong>ene ”<br />
Akademisierung“ wurde durchweg begrüßt<br />
wegen der dadurch verstärkten professionellen<br />
beruflichen Handlungskompetenz <strong>und</strong> der Verzahnung<br />
von praktischer <strong>und</strong> schulischer Ausbildung. Auf diese<br />
Weise sollen die (ex<strong>am</strong>inierten) Pflegekräfte besser<br />
auf zeitgemäße berufliche Anforderungen vorbereitet<br />
werden können (siehe Kasten ”<br />
Berufsausbildung<br />
in der Altenpflege: Altenpflegegesetz bringt neue Qualitätsstandards“,<br />
Seite 30). 65<br />
Die Ausbildungsplätze für Erstauszubildende in der Altenpflege<br />
werden vom Senator für <strong>Arbeit</strong>, Frauen, Ges<strong>und</strong>heit,<br />
Jugend <strong>und</strong> Soziales festgelegt <strong>und</strong> vom Landesausschuss<br />
empfohlen. Die Anzahl der Ausbildungsplätze<br />
für das Land Bremen von durchschnittlich 50<br />
Plätzen ist in den letzten Jahren konstant geblieben. Die<br />
Ausbildungsaktivitäten werden ergänzt durch Umschulungsmaßnahmen<br />
der Agenturen für <strong>Arbeit</strong> in Bremen<br />
<strong>und</strong> Bremerhaven. Sie werden jährlich neu festgelegt<br />
mit rückläufiger Tendenz in den vergangenen Jahren.<br />
Ebenfalls durch Gesetz neu (seit Frühjahr 2003) geregelt<br />
ist die Krankenpflegeausbildung (zu wesentlichen<br />
Inhalten siehe Kasten ”<br />
Krankenpflegeausbildung:<br />
Wesentliche Inhalte der Neuordnung“, Seite 31), die in<br />
ihrer Bremischen Fassung ”<br />
die Förderung einer qualitativ<br />
hochstehenden Pflege im Bereich der Praxis, der<br />
Aus-, Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung, des Managements <strong>und</strong><br />
der Pflegewissenschaft“ als Ziel vorgibt.<br />
Die Ausbildungsplätze in der Krankenpflege werden<br />
vom Senator für <strong>Arbeit</strong>, Frauen, Ges<strong>und</strong>heit, Jugend<br />
<strong>und</strong> Soziales festgelegt. Der Landes-Krankenhausplan<br />
für die Jahre 2002 bis 2005 sieht eine gleichbleibende<br />
Anzahl von Ausbildungsplätzen vor. Danach werden im<br />
64 ”<br />
Als Lösung für dieses Problem bietet sich das im Job-AQTIV-Gesetz verankerte Instrument der Jobrotation an. Ob dieses von den<br />
Betrieben des Ges<strong>und</strong>heitswesens tatsächlich angenommen wird, sollen die Ergebnisse einer weiteren Befragung zeigen.“ (Gewiese<br />
u. a. 2003)<br />
65 Insofern bedeutet die Neuordnung auch eine Überwindung nicht unbegründeter Kritik an überkommenen Berufsbildern innerhalb der<br />
Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft, wonach ”<br />
Zuschnitt, Konstruktion, Qualifikationen <strong>und</strong> Aufgabenbereiche der Berufe in den Humandienstleistungen<br />
(. . . ) heute noch im wesentlichen dem ges<strong>und</strong>heitlichen <strong>und</strong>/oder sozialpädagogischen Versorgungs- <strong>und</strong> Betreuungsparadigma<br />
ihrer ’<br />
Gründungszeit‘ – den (ausgehenden) 50er Jahren“ (Meifort <strong>2004</strong>, S. 52) entsprechen.<br />
EQUIB <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 29
9 Folgen <strong>und</strong> Empfehlungen für die Erstausbildung<br />
Berufsausbildung in der Altenpflege: Altenpflegegesetz bringt neue Qualitätsstandards<br />
∗ vincentz.net/news/newsarchiv2.cfm, vom 17.09.<strong>2004</strong>.<br />
† www.idw-online.de/pages/de/news57480<br />
Zur weiteren Information vgl. auch www.bibb.de/redaktion/altenpflege saarland.<br />
Land Bremen jährlich in der Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Kinderkrankenpflege<br />
90 Plätze <strong>und</strong> in der Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong><br />
Krankenpflege 747 Plätze zur Verfügung gestellt.<br />
D<strong>am</strong>it tragen die Ausbildungsgänge sowohl fachlichen<br />
als auch organisatorisch-methodischen Qualifikationserfordernissen<br />
Rechnung. Entsprechend positiv fallen<br />
daher auch die Urteile der befragten Experten <strong>und</strong> Expertinnen<br />
bezüglich der Neuordnungen aus, was deren<br />
curriculare Inhalte betrifft, aber auch die d<strong>am</strong>it geschaffene<br />
Verzahnung von Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung, um der<br />
Gefahr von ”<br />
Sackgassenberufen“ zu begegnen. 66 Ein<br />
Problem könnte allerdings der Umstand darstellen, dass<br />
den gestiegenen beruflichen Anforderungen nicht immer<br />
genügende Eingangsqualifikationen der Bewerber/<br />
-innen gegenüber stehen.<br />
Seit dem 1. August 2003 wird die Altenpflegeausbildung b<strong>und</strong>esweit<br />
einheitlich auf einem neuen Qualitätsniveau durchgeführt.<br />
”<br />
Die Dauer der Ausbildung beträgt drei Jahre; in allen B<strong>und</strong>esländern<br />
besteht die Möglichkeit, unmittelbar im Anschluss an<br />
die Schule die Ausbildung zu beginnen. Die Schüler haben einen<br />
Anspruch auf Ausbildungsvergütung. Die Berufsbezeichnung Altenpflegerin‘<br />
bzw. Altenpfleger‘ ist geschützt. Nach vorläufigen<br />
’<br />
’<br />
Angaben waren es im Oktober 2003 b<strong>und</strong>esweit gut 10 000<br />
Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler, die ihre Ausbildung nach dem neuen<br />
Gesetz begonnen haben. Das Statistische B<strong>und</strong>es<strong>am</strong>t weist im<br />
Ausbildungsjahr 2002/2003 insges<strong>am</strong>t 42 200 Schülerinnen <strong>und</strong><br />
Schüler aus. Nach der aktuellen Pflegestatistik arbeiteten 2001<br />
in <strong>am</strong>bulanten Pflegediensten 28 200 Altenpflegerinnen <strong>und</strong> Altenpfleger;<br />
1999 waren es noch 25 460. In Heimen waren 2001<br />
insges<strong>am</strong>t 96 700 Altenpflegerinnen <strong>und</strong> Altenpfleger beschäftigt,<br />
13 000 mehr als zwei Jahre zuvor.“ ∗<br />
Die wesentlichen Neuerungen, die mit der Regelung verb<strong>und</strong>en<br />
sind, betreffen einerseits das strukturelle Merkmal einer weitgehende(n)<br />
Annäherung der schulischen Ausbildung an die Stan-<br />
”<br />
dards der dualen Berufsausbildung nach dem Berufsbildungsgesetz“,<br />
andererseits curriculare Vorgaben, die Neuerungen gegenüber<br />
der bisherigen Ausbildung zum/zur Altenpfleger/-in sind: ”<br />
⊲ die praktische Berufsausbildung: In der schulisch dominierten<br />
Ausbildung wurde sie als Praktikum‘ verstanden – jetzt wird<br />
’<br />
sie zu einem eigenständigen Teil der Ausbildung. Sie wird dort<br />
durchgeführt, wo Praxis‘ stattfindet – in der Realität der Alten-<br />
’<br />
pflege.<br />
⊲ die beruflichen Lernziele: Sie sind sowohl im praktischen<br />
wie auch im schulischen Teil des Curriculums enthalten <strong>und</strong><br />
beschreiben konkrete berufliche Handlungskompetenzen als<br />
Ausbildungsziel.<br />
⊲ die Aufgabenteilung zwischen ausbildender Schule <strong>und</strong> praktischer<br />
Ausbildung: Jeder Lernort erhält einen auf seine besonderen<br />
Qualifizierungsaufgaben zugeschnittenen Lehrplan.<br />
Für den ’<br />
Betrieb‘ weist der Ausbildungsrahmenplan die in der<br />
Praxis zu vermittelnden Lernziele aus. Für die Schule beschreibt<br />
der Rahmenlehrplan die an beruflichen Handlungskompetenzen<br />
ausgerichteten Inhalte <strong>und</strong> Lernziele.<br />
⊲ die Profilierung des Berufs: Sie hebt sich deutlich ab von<br />
der bisherigen Vorstellung eines (Kranken)Pflegeberufes. Der<br />
nach dem neuen Curriculum ausgebildete Beruf hat ein erkennbares<br />
gerontologisches Profil, dessen Gr<strong>und</strong>lage ein sicheres<br />
Wissen um die Begleitumstände des Alterns ist.<br />
⊲ die berufliche Flexibilität <strong>und</strong> die Perspektive beruflicher Entwicklungsmöglichkeiten:<br />
Sie sind Bestandteil des ges<strong>am</strong>ten<br />
Ausbildungskonzepts. Insbesondere im dritten Ausbildungsjahr<br />
werden neben den traditionellen Aufstiegsfortbildungen<br />
berufsbiografische Perspektiven skizziert (z. B. Kurz- <strong>und</strong> Tagespflege,<br />
gerontopsychiatrische Pflege, Hospizpflege etc.),<br />
die die Altenpflege als Beruf festigen <strong>und</strong> d<strong>am</strong>it auch den Verbleib<br />
in diesem Tätigkeitsbereich nachhaltig positiv beeinflussen<br />
sollen.“ †<br />
Kritik wird allerdings weiterhin geäußert an der nach<br />
wie vor bestehenden Abschottung der einzelnen Pflegeberufe<br />
untereinander; der Wunsch nach einer weiter<br />
gehenden Integration – von Alten- <strong>und</strong> Krankenpflege<br />
– steht daher weiter im Raum. Diesbezügliche Modellprojekte,<br />
die in den B<strong>und</strong>esländern (auch in Bremen)<br />
durchgeführt werden, machen jedoch deutlich, dass eine<br />
entsprechende Integration von allen Beteiligten für<br />
prinzipiell wünschenswert erachtet wird (siehe Kasten<br />
Ausbildung für Pflegeberufe auf dem Weg zur Integration?“,<br />
Seite 31).<br />
” 67<br />
Eine Nachfrage seitens der Einrichtungen nach Kräften<br />
aus diesen Ausbildungsgängen besteht weiterhin; 68 allerdings<br />
ist die Tendenz ”<br />
in diesem Jahr erstmalig<br />
rückläufig“ aufgr<strong>und</strong> ”<br />
der großen Unsicherheit<br />
66 Vgl. den Artikel im Weser-Kurier vom 10.07.2003 ( Aufstiegsmöglichkeiten gibt es bisher kaum“), in dem auf die Gefahr einer Abschottung<br />
nach oben“ hingewiesen wurde.<br />
”<br />
”<br />
67 Entsprechende Aufmerks<strong>am</strong>keit erfährt daher auch das Transfernetzwerk Innovative Pflegeausbildung“ (tip), über das b<strong>und</strong>esweit<br />
”<br />
Modelle der Integration koordiniert <strong>und</strong> erprobt werden. Koordiniert wird das Transfernetzwerk vom <strong>Institut</strong> für angewandte Pflegeforschung<br />
(iap) der Universität Bremen, www.t-i-p.uni-bremen.de.<br />
68 Nach Auskunft der Altenpflegeschulen konnten in den letzten Jahren ca. 98 Prozent der Absolventen der Altenpflegeausbildung auf<br />
”<br />
dem ersten <strong>Arbeit</strong>smarkt einen <strong>Arbeit</strong>splatz finden.“ (Drucksache 16/217 der Bremischen Bürgerschaft.) Dem korrespondieren auch<br />
hohe Vermittlungsquoten umgeschulter Personen: über 90 Prozent nach Angaben der regionalen Agentur für <strong>Arbeit</strong>. Jedoch nahm der<br />
Anteil der Umschülerinnen <strong>und</strong> Umschüler in der Altenpflegeausbildung in den letzten Jahren ständig ab. Die Anzahl der von der<br />
”<br />
Agentur für <strong>Arbeit</strong> jährlich zu vergebenen Umschulungsmaßnahmen wird für alle Bereiche stark eingeschränkt.“ (Drucksache 16/217<br />
der Bremischen Bürgerschaft.) Bezüglich der Krankenpflegeausbildung scheint – nach Auskunft der Experten <strong>und</strong> Expertinnen – eine<br />
rückläufige Tendenz der Ausbildung in den Krankenhäusern festgestellt werden zu können.<br />
30 <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 EQUIB
9 Folgen <strong>und</strong> Empfehlungen für die Erstausbildung<br />
im Hinblick auf die ges<strong>und</strong>heitspolitische Entwicklung<br />
(zukünftige Pflegesatzvereinbarungen, tarifrechtliche<br />
Bedingungen).“ 69 Mit rückläufiger Nachfrage aus<br />
dem Krankenhausbereich wird gleichfalls gerechnet.<br />
Ausbildung für Pflegeberufe auf dem Weg zur Integration?<br />
Gertrud Stöcker, Vorsitzende des in Wuppertal ansässigen<br />
B<strong>und</strong>esausschusses der Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer für Pflegeberufe<br />
(BA), hat beklagt, dass der professionellen Pflege<br />
in Deutschland europäische Standards verwehrt bleiben.<br />
Gegenüber dem in Berlin erscheinenden Branchendienst<br />
pflege intern“ sagte sie, hinsichtlich der Pflegeausbildung<br />
weise Deutschland im Vergleich zu ande-<br />
”<br />
ren Staaten eine erhebliche Eigenheit <strong>und</strong> Reformresistenz“<br />
auf. Curricular-inhaltlich leisten die neuen Ge-<br />
”<br />
”<br />
setze über die Berufe in der Alten- sowie Ges<strong>und</strong>heits<strong>und</strong><br />
Krankenpflege ein wesentliches Maß mehr an europäischer<br />
Übereinstimmung“, sagte Stöcker im Interview,<br />
berufsstrukturell gehen sie nur einen halbherzigen Schritt<br />
”<br />
in der Zus<strong>am</strong>menführung der Kranken- <strong>und</strong> Kinderkrankenpflegeausbildung.<br />
Die Altenpflegeausbildung bleibt eigenständig<br />
geregelt.“<br />
Bildungssystemisch, so die BA-Vorsitzende, schrieben die<br />
Gesetze den Status quo fort. Eine strukturelle Verankerung<br />
von beruflicher <strong>und</strong> akademischer Ausbildung finde<br />
nicht statt <strong>und</strong> eine Verlagerung der Erstausbildung in<br />
den Hochschulbereich werde aktiv ausgebremst. Gertrud<br />
Stöcker: Das ist kein Beitrag für eine Modernisierung <strong>und</strong><br />
”<br />
Europäisierung der Pflegeausbildung.“ (19.09.<strong>2004</strong>)<br />
Welcher Kurs muss gefahren werden, um die Pflegeberufe<br />
richtig in die Zukunft zu steuern? Antworten auf diese<br />
Frage soll ein breit angelegtes Praxisprojekt des B<strong>und</strong>esministeriums<br />
für F<strong>am</strong>ilie, Senioren, Frauen <strong>und</strong> Jugend<br />
geben. In acht unterschiedlichen Modellen wird bis zum<br />
Jahr 2008 erprobt, wie die Ausbildung in der Altenpflege<br />
einerseits <strong>und</strong> die Ausbildungen in der Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong><br />
Krankenpflege sowie der Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Kinderkrankenpflege<br />
andererseits zus<strong>am</strong>mengeführt werden können.<br />
B<strong>und</strong>esf<strong>am</strong>ilienministerin Renate Schmidt erwartet praxisnahe<br />
Empfehlungen. An dem Modellvorhaben beteiligen<br />
sich 15 Schulen der Alten-, Kranken- <strong>und</strong> Kinderkrankenpflege<br />
aus acht B<strong>und</strong>esländern, r<strong>und</strong> 300 Auszubildende<br />
<strong>und</strong> diverse Pflegeeinrichtungen <strong>und</strong> Krankenhäuser.<br />
(01.12.<strong>2004</strong>)<br />
Quelle: www.vincentz.net/news/newsarchiv2.cfm.<br />
Krankenpflegeausbildung: Wesentliche Inhalte der<br />
Neuordnung<br />
Neue Berufsbezeichnungen werden eingeführt, die<br />
”<br />
den ganzheitlichen Ansatz unterstreichen: Ges<strong>und</strong>heits<strong>und</strong><br />
Krankenpflegerin‘/ Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Krankenpfleger‘,<br />
’<br />
’<br />
’ Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Kinderkrankenpflegerin‘/ ’ Ges<strong>und</strong>heits<strong>und</strong><br />
Kinderkrankenpfleger‘ sowie Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Krankenpflegehelferin‘/<br />
Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Krankenpflegehel-<br />
’<br />
’<br />
fer‘. D<strong>am</strong>it bleibt es für die allgemeine Krankenpflege<br />
<strong>und</strong> Kinderkrankenpflege bei zwei Berufsbildern mit unterschiedlichen<br />
Berufsbezeichnungen. Die Ausbildung beinhaltet<br />
weiterhin einen gemeins<strong>am</strong>en Teil zur Krankenpflege<br />
mit einer anschließenden Differenzierungsphase.<br />
Die Darstellung der charakteristischen Aufgaben betont<br />
die Attraktivität der Krankenpflegeberufe <strong>und</strong> hebt die eigenständigen<br />
Aufgabenbereiche besonders hervor.<br />
Die praktische Ausbildung erfolgt künftig auch in Einrichtungen<br />
außerhalb der Krankenhäuser, insbesondere<br />
in <strong>am</strong>bulanten, teilstationären oder stationären Pflegeeinrichtungen<br />
oder Rehabilitationseinrichtungen.<br />
Schulische <strong>und</strong> praktische Ausbildung werden vernetzt. Es<br />
werden verbindliche Regelungen zur Praxisbegleitung in<br />
den Schulen <strong>und</strong> Praxisanleitung in den Einrichtungen eingeführt.<br />
Zukünftig ist vorgesehen, dass Schulleitungen <strong>und</strong> Lehrkräfte<br />
über einen Hochschulabschluss verfügen.“<br />
Quelle: www.b<strong>und</strong>esregierung.de/Gesetze/Gesetzesvorhaben-<br />
<strong>und</strong>-Neuregelu-,441.81366/artikel/Bessere-Ausbildung-soll-<br />
Pflege.htm)<br />
Ausbildung von Helferinnen/Helfern<br />
Eine Ausbildung von Helferinnen <strong>und</strong> Helfern, in der<br />
Alten- wie in der Krankenpflege, wird zwiespältig beurteilt:<br />
So bestünde zwar Nachfrage nach den d<strong>am</strong>it verb<strong>und</strong>enen<br />
Qualifikationen, jedoch kämen diese Kräfte,<br />
unter dem Gesichtspunkt der Personalkosten, zu teuer<br />
im Vergleich zu angelerntem Personal (siehe auch<br />
den Kasten ”<br />
Altenpflege für Ungelernte öffnen?“, Seite<br />
32).<br />
In Bremen findet derzeit lediglich die Ausbildung von<br />
Helferinnen <strong>und</strong> Helfern im Bereich Altenpflege statt; 70<br />
eine Ausbildung für den Krankenhausbereich ist derzeit<br />
nicht vorgesehen. 71<br />
69 Drucksache 16/217 der Bremischen Bürgerschaft.<br />
70 Ein Schwerpunkt ist dabei die ”<br />
Ausbildung von Migrantinnen (. . . ) Im Durchschnitt wurden im Land Bremen jährlich ca. 60 Altenpflegehelferinnen/Altenpflegehelfer<br />
ausgebildet.“ (Drucksache 16/217 der Bremischen Bürgerschaft.)<br />
71 Derzeit sind in den Krankenhäusern ”<br />
Krankenpflegehelfer/-innen oder angelernte Pflegehelfer/-innen nur noch in äußerst geringem<br />
Maße eingesetzt. (. . . ) Die meisten Krankenhäuser beabsichtigen, zukünftig auf den Einsatz von Krankenpflegehelfer/-innen ganz zu<br />
verzichten.“ (Drucksache 16/217 der Bremischen Bürgerschaft.)<br />
EQUIB <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 31
9 Folgen <strong>und</strong> Empfehlungen für die Erstausbildung<br />
Kauffrau/Kaufmann im Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />
Die Berufsrichtung besteht seit dem Jahre 2001; in ihr<br />
sind erstmalig die erforderlichen beruflichen Qualifikationen<br />
aus dem kaufmännischen <strong>und</strong> dem ges<strong>und</strong>-<br />
”<br />
heitsspezifischen Bereich kombiniert“, mit dem Ziel,<br />
eine Schnittstellenfunktion innerhalb des Betriebes sowie<br />
zu anderen Einrichtungen des Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong><br />
”<br />
Sozialwesens“ auszuüben. Als Einsatzgebiete sollen<br />
Krankenhäuser, stationäre, teilstationäre <strong>und</strong> <strong>am</strong>bulante<br />
Pflegeeinrichtungen, Vorsorge- <strong>und</strong> Rehabilitations-<br />
”<br />
einrichtungen, Krankenkassen <strong>und</strong> medizinische Dienste,<br />
ärztliche Organisationen <strong>und</strong> Verbände, Arztpraxen,<br />
Rettungsdienste <strong>und</strong> Verbände der freien Wohlfahrtspflege“<br />
in Betracht kommen. 72<br />
Über nachgefragte Bedarfe <strong>und</strong> die Durchsetzungsfähigkeit<br />
des Berufsbildes in der Region lassen<br />
sich allerdings – auch nach Auskunft der befragten<br />
Experten/Expertinnen – noch keine verlässlichen Aussagen<br />
treffen, da bislang nur wenige, meist größere<br />
Einrichtungen einen solchen Ausbildungsplatz anbieten<br />
bzw. mit der Einrichtung entsprechender <strong>Arbeit</strong>splätze<br />
kalkulieren. Allerdings hat die Zahl der Ausbildungsstellen<br />
seit dem Jahre 2002 deutlich zugenommen. 73<br />
Auf einen ähnlichen beruflichen Einsatz, <strong>und</strong> auf<br />
den Bedarf, auch in der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft zunehmend<br />
betriebswirtschaftlicher <strong>und</strong> effektiver arbeiten<br />
zu müssen, zielt die Umschulung zur Medizinischkaufmännischen<br />
Fachkraft (MFK) ab. 74<br />
Altenpflege für Ungelernte öffnen?<br />
Nach Ansicht des H<strong>am</strong>burger Werbeprofis Kay Tangermann<br />
können offene Stellen in der Altenpflege erfolgreich<br />
mit berufsfremden Menschen besetzt werden.<br />
Viele Männer <strong>und</strong> Frauen sind bereit, sich dem Beruf<br />
des Altenpflegers zuzuwenden“, sagt der Inhaber<br />
”<br />
<strong>und</strong> Geschäftsführer der Kay Tangermann Werbeagentur<br />
”<br />
GmbH“, man muss aber zunächst ein Nachdenken anstoßen.“<br />
Tangermann, auf dessen ungewöhnliche Anzeigen<br />
”<br />
für offene Stellen in der Altenpflege im Raum München<br />
sich r<strong>und</strong> 2 000 Interessierte gemeldet hatten, plädiert für<br />
eine politische Neuorientierung. Wenn Angehörige zuhause<br />
ihre Mutter ohne jede Ausbildung <strong>und</strong> Kontrolle“ pflegen<br />
könnten, müsste das auch in der stationären Altenhilfe<br />
”<br />
möglich sein. Der Werbefachmann mit Büros in H<strong>am</strong>burg<br />
<strong>und</strong> München spricht sich deshalb dafür aus, Menschen<br />
mittleren Lebensalters in sechs- bis zwölfmonatigen Intensivkursen<br />
auf die <strong>Arbeit</strong> in der Altenpflege vorzubereiten.<br />
Menschen um die 45 Jahre besitzen Lebenskompetenz,<br />
”<br />
aber sind nicht mehr bereit, eine dreijährige Ausbildung zu<br />
machen.“ Entscheidender als das Durchlaufen einer solchen<br />
Ausbildung sei eh die Fähigkeit, auf Menschen zugehen<br />
zu können. Wie man Menschen bettet oder wäscht,<br />
”<br />
das kann man in kurzer Zeit lernen“, sagt Tangermann <strong>und</strong><br />
plädiert für eine Änderung des Ausbildungsgesetzes: Wir ”<br />
brauchen für Neueinsteiger deutlich kürzere Lehrzeiten.“<br />
Quelle: www.vincentz.net/news/newsarchiv2.cfm?nachr=6293,<br />
Meldung vom 04.12.2003.<br />
72 Vgl. www.bibb.de/de/ausbildungsprofil 2162.htm.<br />
73 Für das Land Bremen gibt das B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung (BIBB) die Zahl von 11 Ausbildungsstellen in 2003 an, gegenüber 4 in<br />
2002 (BIBB-Datenblatt 6 959); in <strong>2004</strong> könnte sich das Angebot weiter erhöht haben, da auch Krankenkassen verstärkt Ausbildungsplätze<br />
anbieten. Die schulische Ausbildung wird <strong>am</strong> Schulzentrum Walle – Berufsschule für Ges<strong>und</strong>heit durchgeführt. Darüber hinaus<br />
findet z. Zt. in Bremerhaven bei der <strong>Wirtschaft</strong>s- <strong>und</strong> Sozialakademie (WISOAK) ein Umschulungskurs statt.<br />
74 Diese 16monatige Ausbildung wird in Bremen durch das Berufliche Bildungs-Centrum (BBC) angeboten <strong>und</strong> kann auf gute Marktchancen<br />
verweisen (vgl. ”<br />
Hochkonjunktur für neue Ges<strong>und</strong>heitsberufe“, Weser-Kurier vom 27.11.<strong>2004</strong>, Beilage Stellenmarkt, S. 1).<br />
32 <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 EQUIB
Literatur<br />
Literatur<br />
Abicht u. a. 2002<br />
ABICHT, Lothar ; BALDIN, Klaus-M. ; FREIKAMP, Henriette: Trendqualifikationen im Bereich des Ges<strong>und</strong>heitswesens.<br />
Halle (Saale), 2002. – Studie des isw Halle-Leipzig e. V.<br />
Becker <strong>2004</strong><br />
BECKER, Wolfgang ; BUNDESINSTITUT FÜR BERUFSBILDUNG (BIBB) (Hrsg.): Berufsausbildung in der<br />
Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Krankenpflege. Lernzielorientiertes Curriculum für praktische <strong>und</strong> schulische Ausbildung<br />
(KrPflG). Bielefeld : Bertelsmann, <strong>2004</strong><br />
BIA 2003<br />
BREMER INNOVATIONSAGENTUR (BIA) (Hrsg.): Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft. Bremen, 2003. – <strong>Bericht</strong> der<br />
BIA Bremer Innovations-Agentur GmbH für den Zeitraum vom 01. September 2001 bis 30. Oktober 2003.<br />
– http://www.ges<strong>und</strong>heitswirtschaft-bremen.de/pics/Abschlussbericht2003GR.<br />
pdf<br />
Bullinger 2001<br />
BULLINGER, Hans-Jörg (Hrsg.): Ges<strong>und</strong>heit, Wellness, Wohlbefinden. Personenbezogene Dienstleistungen<br />
im Fokus der Qualifikationsentwicklung. Bielefeld : Bertelsmann, 2001 (Qualifikationen erkennen – Berufe<br />
gestalten)<br />
Bury u. Strüßmann 2003<br />
BURY, Carola ; STRÜSSMANN, Bernd: Zur Umwandlung der kommunalen Krankenhausbetriebe <strong>und</strong> zur<br />
zukünftigen Struktur der Krankenhausversorgung in Bremen. Ausgangslage <strong>und</strong> Zielvorstellungen. Bremen,<br />
2003<br />
Fretschner u. a. 2003<br />
FRETSCHNER, Rainer ; GRÖNEMEYER, Dietrich ; HILBERT, Josef: Die Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft – ein Perspektivenwechsel<br />
in Theorie <strong>und</strong> Empirie. In: Jahrbuch 2001/2002. Gelsenkirchen : <strong>Institut</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> Technik,<br />
2003, S. 33–45. – Zitiert nach der Internetveröffentlichung unter http://iat-info.iatge.de<br />
Gewiese u. a. 2003<br />
GEWIESE, Tilo ; LEBER, Ute ; SCHWENGLER, Barbara: Personalbedarf <strong>und</strong> Qualifizierung im Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />
– Ergebnisse des IAB-Betriebspanels <strong>und</strong> der IAB-Ges<strong>und</strong>heitswesenstudie. In: Mitteilungen aus der<br />
<strong>Arbeit</strong>smarkt- <strong>und</strong> Berufsforschung (MitAB) 36. Jg. (2003), Nr. 2, S. 150–165<br />
Hilbert u. a. 2002<br />
HILBERT, Josef ; FRETSCHNER, Rainer ; DÜLBERB, Alexandra: Rahmenbedingungen <strong>und</strong> Herausforderungen<br />
der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft. Gelsenkirchen, 2002<br />
Linke <strong>2004</strong><br />
LINKE, Wilhelm: Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> Qualitätssicherung in der <strong>am</strong>bulanten Pflege. Eine Bestandsaufnahme.<br />
Ergebnisse einer Untersuchung zur Struktur-, Personal- <strong>und</strong> Qualitätsentwicklung in der <strong>am</strong>bulanten<br />
Pflege im B<strong>und</strong>esland Bremen. Bremen : <strong>Arbeit</strong>nehmerk<strong>am</strong>mer Bremen, <strong>2004</strong>. – Ergebnisse einer Untersuchung<br />
im Rahmen des ESF-Projektes prag<br />
Meifort <strong>2004</strong><br />
MEIFORT, Barbara: Die pragmatische Utopie. Qualifikationserwerb <strong>und</strong> Qualifikationsverwertung in Humandienstleistungen.<br />
Bielefeld, <strong>2004</strong><br />
Rousselage u. Kirch-Müller 2003<br />
ROUSSELAGE, Marc ; KIRCH-MÜLLER, Stephanie: Branchenbericht Ges<strong>und</strong>heitswesen. Saarlouis <strong>und</strong><br />
Werzig-Wadern. Saarlouis, 2003. – http://www.perspektive-plus-x.de/aktuelles/<br />
Ges<strong>und</strong>heitswesen 03.pdf<br />
EQUIB <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 33
Tabellenverzeichnis<br />
Schade <strong>2004</strong><br />
SCHADE, Hans-Joachim: Qualifikationsanforderungen der Betriebe an neue Mitarbeiter/-innen im Berufsfeld<br />
Ges<strong>und</strong>heit/Wellness (ohne akademische Berufe). Version: <strong>2004</strong>. http://www.frequenz.net/news/<br />
BIBB Ges<strong>und</strong>heit.pdf. – Online Ressource<br />
Schneider u. a. 2003<br />
SCHNEIDER, Markus ; HOFFMANN, Uwe ; KÖSE, Aynur ; MEURER, Petra ; SÜNNER, Isabel ; STENKE,<br />
Gero ; KRAWCZYK, Olaf: Die regionalwirtschaftliche <strong>und</strong> arbeitsmarktpolitische Bedeutung der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft<br />
im Land Bremen. Studie für den Senator für <strong>Arbeit</strong>, Frauen, Ges<strong>und</strong>heit, Jugend <strong>und</strong> Soziales.<br />
Ohne Ort : Beratungsgesellschaft für angewandte Systemforschung mbH (BASYS), <strong>Institut</strong> für <strong>Wirtschaft</strong>sforschung<br />
(BAW), Niedersächsisches <strong>Institut</strong> für <strong>Wirtschaft</strong>sforschung e. V. (NIW), 2003. – http://www.<br />
niw.de/publikationen/gutachten/2003/03 2003(3)/Ges<strong>und</strong>heit HB kurz.pdf<br />
Abbildungsverzeichnis<br />
1 Beschäftigte im Ges<strong>und</strong>heitswesen in Deutschland im Jahr 2002 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />
2 ”<br />
Zwiebelmodell“ der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />
Tabellenverzeichnis<br />
1 Entwicklung des Betriebspanels des RMQ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />
2 Das Betriebspanel ”<br />
Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />
34 <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 EQUIB
Befragungsleitfaden<br />
EQUIB<br />
Betriebsbefragung Frühjahr <strong>2004</strong><br />
Leitfaden für Expertengespräche<br />
Hinweise zum Gesprächsleitfaden<br />
Aufgabe des Gesprächs ist, die Erfahrung betrieblicher Expertinnen <strong>und</strong> Experten für die frühzeitige Erkennung<br />
neuer oder erweiterter Qualifikationsanforderungen <strong>und</strong> Qualifizierungs-Trends zu nutzen. Entsprechend<br />
breit ist das Feld der möglichen Gesprächsthemen angelegt. Wir schlagen daher vor, das Gespräch<br />
entlang der folgenden Logik in 5 Themenfelder zu strukturieren:<br />
Welche<br />
Veränderungen in der <strong>Arbeit</strong> .........................Themenfeld 1<br />
⊲ durch Innovationen<br />
⊲ durch geänderte Rahmenbedingungen<br />
bewirken welche<br />
Änderungen der Qualifikationsanforderungen .......Themenfeld 2<br />
Und welche<br />
Folgen für den Personalbedarf ........................Themenfeld 3<br />
Folgen für die Weiterbildung ..........................Themenfeld 4<br />
Folgen für die Erstausbildung ........................Themenfeld 5<br />
sind d<strong>am</strong>it verb<strong>und</strong>en?<br />
Zu jedem Themenfeld finden Sie auf den Folgeseiten jeweils links eine offene Fragestellung sowie rechts<br />
eine „Mindmap“ als „Wegweiser“, in der wir eine Reihe von konkreten Themen zus<strong>am</strong>mengestellt haben,<br />
zu denen uns Auskünfte aus der betrieblichen Praxis interessieren.<br />
Diese „Wegweiser“ sind nicht als Listen zu verstehen, die abzuarbeiten wären. Sie sollen lediglich ein wenig<br />
Ordnung in ein sehr komplexes Gebiet bringen <strong>und</strong> mögliche Richtungen des Gesprächsverlaufs anbieten.<br />
Wir möchten Ihnen vorschlagen, dass Sie vor dem Gespräch die angebotenen Themen einmal durchgehen<br />
<strong>und</strong> dabei diejenigen Stichpunkte markieren, zu denen Sie uns über neue Entwicklungen in Ihrem Betrieb<br />
informieren können.<br />
Der Gesprächsleitfaden versteht sich also nicht als starres Korsett. Wenn Sie es für besser halten, können<br />
wir uns im Gespräch von der vorgeschlagenen Struktur lösen, um der Situation in Ihrem Betrieb gerecht zu<br />
werden.<br />
Wenn wir zum ersten Mal mit Ihnen sprechen, legen Sie bitte ungefähr das letzte halbe Jahr der Betrachtung<br />
zugr<strong>und</strong>e. Wenn wir bereits einmal bei Ihnen waren, interessieren uns die Entwickungen seit diesem<br />
Zeitpunkt: Welche Einschätzungen über neue Entwicklungen <strong>und</strong> Qualifikationsanforderungen haben sich<br />
bestätigt? Welche neuen Entwicklungen sind zu berichten? In jedem Fall interessieren auch die aktuellen<br />
betrieblichen Planungen.<br />
1<br />
EQUIB <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 35
Befragungsleitfaden<br />
EQUIB<br />
Themenfeld 1: Veränderungen in der <strong>Arbeit</strong> als Auslöser von Qualifizierungsbedarf<br />
Bitte informieren Sie uns, wodurch sich aktuell in Ihrem Betrieb die Anforderungen an die Beschäftigten<br />
ändern. Welche Veränderungen in den betrieblichen Abläufen durch Innovationen <strong>und</strong> geänderte Rahmenbedingungen<br />
haben die <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> d<strong>am</strong>it die Qualifikationsanforderungen verändert?<br />
Ihre Stichwörter:<br />
Themenfeld 2: Änderungen der Qualifikationsanforderungen<br />
Wir möchten von Ihnen erfahren, welche Auswirkungen die eben genannten Veränderungen auf die Anforderungen<br />
an die Mitarbeiter haben. Bitte teilen Sie uns mit, wie die Änderungen der Qualifikationsanforderungen<br />
konkret aussehen.<br />
Ihre Stichwörter:<br />
Themenfeld 3: Folgen für den Personalbedarf<br />
Bitte nennen Sie uns die Auswirkungen dieser Veränderungen auf die Größe <strong>und</strong> Zus<strong>am</strong>mensetzung der<br />
Belegschaft. Dabei interessiert vor allem, ob <strong>und</strong> wie sich dies auf die <strong>Arbeit</strong>smarktnachfrage auswirkt.<br />
Ihre Stichwörter:<br />
Themenfeld 4: Folgen für die Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />
Bitte teilen Sie uns mit, welche konkreten Qualifizierungsbedarfe aus den genannten neuen Anforderungen<br />
folgen.<br />
Wir möchten auch erfahren, wie die Umsetzung dieser Bedarfe aussieht. Auch eventuelle neue Anforderungen<br />
an die Durchführung von Qualifizierungsmaßnahmen sind von Interesse.<br />
Ihre Stichwörter:<br />
Themenfeld 5: Folgen für die Erstausbildung<br />
Abschließend interessiert uns, wie sich die genannten Veränderungen auf die Ausbildung in Ihrem Betrieb<br />
ausgewirkt haben. Hier sind mögliche neue Anforderungen an die Inhalte, Organisation <strong>und</strong> Gestaltung<br />
der Erstausbildung von Bedeutung. Auch förderliche bzw. hemmende Bedingungen der Ausbildungsbereitschaft<br />
sind für uns von Interesse.<br />
Ihre Stichwörter:<br />
2<br />
36 <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 EQUIB
Befragungsleitfaden<br />
EQUIB<br />
INNOVATIONEN<br />
(Änderung von <strong>Arbeit</strong>sabläufen)<br />
ÄNDERUNG von<br />
RAHMENBEDINGUNGEN<br />
a<br />
b<br />
c<br />
d<br />
Prozessinnovationen<br />
- neue Technologien<br />
- neue Verfahren<br />
- neue Werkstoffe<br />
Produktinnovationen<br />
- neue Produkte<br />
- neue Dienstleistungen<br />
Basisinnovationen, z.B.<br />
- Mikro-/Nanotechnologie<br />
- Biotechnologie/Gentechnik<br />
- IT-Technik<br />
Organisationsstrukturelle Innovationen<br />
- neue <strong>Arbeit</strong>sorganisationsformen<br />
- neue Managementformen<br />
- Auslagerung von Aufgaben ("Outsourcing")<br />
- Kooperation in Netzwerken<br />
mit anderen Unternehmen<br />
1. Veränderungen in<br />
der <strong>Arbeit</strong><br />
Ges<strong>am</strong>tgesellschaftliche<br />
Rahmenbedingungen<br />
- Konjunktur<br />
- Strukturwandel<br />
Marktentwicklungen<br />
- Globalisierung<br />
- Käufermärkte<br />
- neue K<strong>und</strong>enbedürfnisse<br />
- neue K<strong>und</strong>enbeziehungen<br />
- Akzeptanzverschiebungen<br />
Politisch-rechtliche<br />
Rahmenbedingungen g<br />
- neue Gesetze / Normen im nationalen<br />
<strong>und</strong> europäischen Rahmen<br />
Neue gesellschaftliche Leitbilder<br />
- "Gender Mainstre<strong>am</strong>ing"<br />
(Gleichberechtigung der Geschlechter)<br />
- Nachhaltige Entwicklung<br />
- Demographische Entwicklung<br />
f<br />
e<br />
h<br />
Richtung der Änderung a<br />
- neue / erweiterte Anforderungen<br />
- Wegfall bisheriger Anforderungen<br />
Grad der Änderung b<br />
- Ausbau / Vertiefung schon gültiger Anforderungen<br />
- ganz neue Anforderungen<br />
- für bestimmte Beschäftigtengruppen neue Anforderungen<br />
2. Änderungen der<br />
Qualifikationsanforderungen<br />
c<br />
Inhalte der neuen Anforderungen<br />
(für welche Beschäftigtengruppen?)<br />
- fachliche Kompetenzen<br />
- technische Kompetenzen<br />
- Kommunikations-Kompetenzen<br />
- soziale Kompetenzen<br />
- Kompetenzen für lebenslanges Lernen<br />
Änderung der Anzahl a<br />
der Beschäftigten<br />
- Freisetzungen<br />
- zusätzlicher Personalbedarf<br />
- Anteil "St<strong>am</strong>mbelegschaft"<br />
Veränderung der Personalstruktur b<br />
- Änderungen der Zus<strong>am</strong>mensetzung der Belegschaft<br />
nach Beschäftigtengruppen / Funktionsebenen<br />
- Änderungen der Berufsstruktur<br />
(Auf welche Berufe richtet sich die betriebliche Nachfrage?)<br />
- Änderung des Frauen-Männer-Anteils an den Beschäftigten<br />
- Änderung der Alterszus<strong>am</strong>mensetzung der Belegschaft<br />
3. Folgen für den<br />
Personalbedarf<br />
c<br />
Personalbedarfsdeckung<br />
- Strategien (Neueinstellung, Erstausbildung,<br />
Umsetzung/Qualifizierung)<br />
- Änderungen auf Gr<strong>und</strong> neuer Anforderungen<br />
d Anforderungen an den <strong>Arbeit</strong>smarkt<br />
- Angebots-/Nachfrageverhältnis<br />
- Anforderungen an die <strong>Arbeit</strong>svermittlung<br />
- Anforderungen an (arbeitslose) Bewerber/-innen<br />
(Anpassungs-, Zusatzqualifizierung,<br />
Schlüsselqualifikationen)<br />
Bedarf, Inhalte <strong>und</strong> Teilnehmer/-innen<br />
- konkreter Qualifizierungsbedarf<br />
- Zielgruppen<br />
- Schulung von Multiplikatoren/Multiplikatorinnen<br />
- realisierte / geplante Maßnahmen<br />
- Hemmnisse, nicht realisierbare Maßnahmen<br />
Methoden, Organisation b<br />
- neue Medien <strong>und</strong> Techniken,<br />
z.B. Telelearning, Internetnutzung<br />
- Lernen <strong>am</strong> <strong>Arbeit</strong>splatz<br />
- Zertifizierung / Standardisierung<br />
Ausbildung im Betrieb a<br />
- Spektrum der ausgebildeten Berufe<br />
- Entwicklung <strong>und</strong> Trend der<br />
Anzahl der Ausbildungsplätze<br />
- Eingangsqualifikationen<br />
Änderung von Berufsbildern b<br />
- neue Berufsbilder<br />
- Veränderung vorhandener Berufsbilder<br />
- Verschmelzen von verwandten Berufsbildern<br />
- neue Mischqualifikationen<br />
a<br />
4. Folgen für die Fort<strong>und</strong><br />
Weiterbildung<br />
5. Folgen für die<br />
Erstausbildung<br />
c<br />
Formen der Weiterbildung<br />
- Kooperation mit externen Anbietern<br />
- vollständige Auslagerung von Bildungsaufgaben<br />
- maßgeschneiderte Angebote, "Coaching" (Verknüpfung<br />
Weiterbildung/Beratung), "Job-Rotation"<br />
(Stellvertreter/-in für Beschäftigte in Qualifizierung)<br />
d<br />
Integration der Weiterbildung<br />
- Integration in Planungs- <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>sprozesse<br />
- Mitarbeiter/-innenbeteiligung / Eigenverantwortung<br />
bei der Weiterbildungsplanung<br />
c Inhalte der Erstausbildung<br />
- neue Inhalte<br />
- modifizierte Inhalte<br />
- überbetonte Inhalte<br />
d Strukturen, Organisation, Methoden<br />
- Anforderungen an die Ausbilder/-innen<br />
- Anforderungen an die Berufsschule<br />
- Vereinbarkeit von Ausbildung<br />
<strong>und</strong> praktischem Einsatz<br />
- Kooperation mit Partnern / Verb<strong>und</strong>ausbildung<br />
- Nutzung von Förderprogr<strong>am</strong>men<br />
- Verbindung von Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />
(z.B. duale Fachhochschulausbildung)<br />
- neue Medien <strong>und</strong> Techniken<br />
3<br />
EQUIB <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 37
Befragungsleitfaden<br />
EQUIB<br />
Allgemeine Angaben zum Betrieb<br />
Hier benötigen wir für die vergleichende Analyse einige allgemeine Daten zu Ihrem Betrieb. (Es genügen<br />
ungefähre Angaben.)<br />
Anzahl der Beschäftigten im Betrieb (insg./männlich/weiblich):<br />
Anzahl der Auszubildenden (insg./männlich/weiblich):<br />
<strong>Wirtschaft</strong>szweig <strong>und</strong> Branche: (wenn bekannt: WZ )<br />
Handwerksbetrieb? ja<br />
nein<br />
Funktion der Expertin / des Experten im Betrieb:<br />
Wir danken Ihnen für Ihre Mitarbeit!<br />
Die Erhebung unterliegt selbstverständlich dem Datenschutz. Alle Angaben werden vertraulich behandelt.<br />
Es werden keine Daten veröffentlicht, aus denen Ihre Teilnahme hervorgeht oder die eine Zuordnung von<br />
Aussagen zu Ihrem Betrieb möglich machen.<br />
Kontakt<br />
Projekt EQUIB, Postfach 330440, 28334 Bremen, Fax: 0421/218-4560. Im Internet: www.equib.de<br />
Mitarbeiter: Ulf Benedix (ubenedix@uni-bremen.de, Tel.: 0421/218-9519); Jutta Knuth (jknuth@uni-bremen.de, Tel.: 0421/218-<br />
9516); Iskra Heja Kostov (ihkostov@uni-bremen.de, Tel.: 0421/218-9521); Projektleitung: Gerlinde H<strong>am</strong>mer (gh<strong>am</strong>mer@unibremen.de,<br />
Tel.: 0421/218-9514).<br />
Das Projekt EQUIB – Entwicklungsplanung Qualifikation im Land Bremen – wird <strong>am</strong> <strong>Institut</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong> (IAW) der<br />
Universität / <strong>Arbeit</strong>nehmerk<strong>am</strong>mer Bremen durchgeführt. Das Projekt wird vom Senator für <strong>Arbeit</strong>, Frauen, Ges<strong>und</strong>heit, Jugend<br />
<strong>und</strong> Soziales aus Landesmitteln <strong>und</strong> aus ESF-Mitteln gefördert.<br />
4<br />
38 <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 EQUIB
Veröffentlichungen des Projekts EQUIB<br />
Veröffentlichungen des Projekts EQUIB<br />
Veröffentlichungen im Rahmen des Regionalen<br />
<strong>Monitoring</strong>-Systems Qualifikationsentwicklung:<br />
⊲ <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> 2001/1<br />
Metall- <strong>und</strong> Elektrobranche, Nahrungs- <strong>und</strong> Genussmittelbranche,<br />
Transport–Umschlag–Lagerei/Logistik,<br />
Handel<br />
⊲ <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> 2001/2<br />
Internet- <strong>und</strong> Multimedia-Dienstleister, Call-Center,<br />
Expertise: Digital Economy<br />
⊲ Dienstleistungsorientierung im produzierenden<br />
Handwerk (2001)<br />
⊲ <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> 2002/1<br />
Beschäftigung <strong>und</strong> Qualifizierung älterer <strong>Arbeit</strong>nehmer<br />
<strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>nehmerinnen vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />
des demographischen Wandels<br />
⊲ <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> 2002/2<br />
Bauhauptgewerbe<br />
⊲ <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> 2003/1<br />
Unternehmen auf dem Weg zum nachhaltigen <strong>Wirtschaft</strong>en:<br />
Qualifikationstrends<br />
⊲ <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> 2003/2<br />
Tourismus<br />
⊲ <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/1<br />
Metall- <strong>und</strong> Elektroindustrie, Metallhandwerk,<br />
Nahrungs- <strong>und</strong> Genussmittelbranche<br />
⊲ <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/2<br />
Transport-Umschlag-Lagerei/Logistik, Handel,<br />
Elektrotechnik-Handwerk, SHK-Handwerk, Kfz-<br />
Handwerk, Call Center, IT- <strong>und</strong> Multimedia-Dienstleister<br />
⊲ <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3<br />
Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft<br />
Weitere Bedarfsanalysen unter Beteiligung des<br />
IAW. . .<br />
• in Kooperation mit der Deutschen Telekom<br />
AG:<br />
Auch bei Speditionen <strong>und</strong> Logistikdienstleistern werden<br />
die <strong>Arbeit</strong>s- <strong>und</strong> Prozessabläufe zunehmend<br />
über E-Logistik-Anwendungen gesteuert. D<strong>am</strong>it dieser<br />
Innovationsprozess zu optimalen Geschäftserfolgen<br />
führen kann, bedarf es der entsprechenden Qualifikationen<br />
auf Seiten der Beschäftigten. Das Projekt EQUIB<br />
hat in Kooperation mit der Deutschen Telekom AG<br />
im Rahmen des Vorhabens ”<br />
LogSolutions“ (gefördert<br />
in: bremen in t.i.m.e) eine Qualifikationsbedarfsanalyse<br />
durchgeführt.<br />
Der <strong>Bericht</strong><br />
Dorn, Lothar; Ilona Hellweg, Hartmut Schekerka:<br />
Weiterbildungsbedarf bei Speditionen <strong>und</strong> Logistikdienstleistern<br />
im Land Bremen. Reihe NEMO, Band<br />
5. Bremen, 2002.<br />
steht ebenfalls zum Download auf der Internetseite von<br />
EQUIB bereit.<br />
• in Kooperation mit der Windenergie-Agentur<br />
Bremerhaven/Bremen e.V.:<br />
H<strong>am</strong>mer, Gerlinde; Rolf Röhrig: Qualifikationsbedarfe<br />
im Windenergiesektor: On- <strong>und</strong> Offshore.<br />
Analysen <strong>und</strong> Handlungsempfehlungen für Unternehmen,<br />
Aus- <strong>und</strong> Weiterbildungsträger <strong>und</strong><br />
Förderinstitutionen. Bremen/Bremerhaven <strong>2004</strong>.<br />
Auch dieser <strong>Bericht</strong> kann von der EQUIB-Internetseite<br />
heruntergeladen werden.<br />
Diese <strong>und</strong> weitere Veröffentlichungen (vor 2001) können über die genannten Kontaktadressen angefordert werden<br />
oder unter www.equib.de online bestellt werden.<br />
Dort stehen neben den oben genannten Veröffentlichungen auch die <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong>e (Ges<strong>am</strong>tberichte <strong>und</strong><br />
ausgekoppelte Kapitel) zum Download bereit.<br />
EQUIB <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 39