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Monitoring-Bericht 2004/3 - am Institut Arbeit und Wirtschaft ...

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EQUIB ENTWICKLUNGSPLANUNG<br />

QUALIFIKATION<br />

IM LAND BREMEN<br />

<strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3<br />

Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft<br />

Ulf Benedix, Gerlinde H<strong>am</strong>mer, Jutta Knuth<br />

Bremen, Februar 2005<br />

EQUIB ENTWICKLUNGSPLANUNG<br />

QUALIFIKATION<br />

IM LAND BREMEN<br />

Das Projekt EQUIB wird im Auftrag des<br />

Senators für <strong>Arbeit</strong>, Frauen, Ges<strong>und</strong>heit,<br />

Jugend <strong>und</strong> Soziales durchgeführt <strong>und</strong> aus<br />

Landesmitteln sowie aus Mitteln des<br />

Europäischen Sozialfonds gefördert.<br />

Projektdurchführung<br />

<strong>Institut</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />

Universität / <strong>Arbeit</strong>nehmerk<strong>am</strong>mer Bremen<br />

Direktor: Prof. Dr. Rudolf Hickel<br />

Projektförderung<br />

Freie Hansestadt Bremen<br />

Der Senator für <strong>Arbeit</strong>,<br />

Frauen, Ges<strong>und</strong>heit,<br />

Jugend <strong>und</strong> Soziales<br />

EUROPÄISCHE UNION<br />

Europäischer Sozialfonds


EQUIB<br />

Regionales <strong>Monitoring</strong>-System Qualifikationsentwicklung (RMQ)<br />

<strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3:<br />

Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft<br />

Bremen, Februar 2005<br />

Ulf Benedix, Gerlinde H<strong>am</strong>mer, Jutta Knuth<br />

Mitarbeit: Norbert Schöll<br />

Projektte<strong>am</strong>:<br />

Gerlinde H<strong>am</strong>mer (Projektleitung)<br />

0421/218-95 14, gh<strong>am</strong>mer@uni-bremen.de<br />

Ulf Benedix<br />

0421/218-95 19, ubenedix@uni-bremen.de<br />

Jutta Knuth<br />

0421/218-95 16, jknuth@uni-bremen.de<br />

Iskra Heja Kostov<br />

0421/218-95 21, ihkostov@uni-bremen.de<br />

Universität Bremen/IAW; FVG-Mitte;<br />

Postfach 330 440; 28334 Bremen<br />

Fax: 0421/218-45 60<br />

Im Internet: www.equib.de<br />

<strong>Institut</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />

Universität / <strong>Arbeit</strong>nehmerk<strong>am</strong>mer Bremen<br />

Direktor: Prof. Dr. Rudolf Hickel<br />

Forschungseinheit:<br />

Qualifikationsforschung<br />

<strong>und</strong> Kompetenzerwerb<br />

DIN EN ISO 9001:2000<br />

Zertifikat: 01 100 030365<br />

Im Internet: www.iaw.uni-bremen.de<br />

Im Projektbeirat des Projekts EQUIB sind folgende <strong>Institut</strong>ionen bzw. Personen vertreten:<br />

Ursula von Haacke-Dahlbeck<br />

Martin Johannsen<br />

Marlies Kaap<br />

Rainer Kühtmann<br />

Frank-D. Lutz<br />

Uwe Mögling<br />

Frank Münkewarf<br />

Gaby Ohlrogge<br />

Volker Pusch<br />

Claus Schroer<br />

Gerlind Schütte<br />

Marion Seevers<br />

Josef Solscheid<br />

Wolfgang Stümper<br />

Carsten Ullrich<br />

Gabriele Zaremba<br />

Handwerksk<strong>am</strong>mer Bremen<br />

Industrie- <strong>und</strong> Handelsk<strong>am</strong>mer Bremerhaven<br />

Bremerhavener <strong>Arbeit</strong> GmbH<br />

Agentur für <strong>Arbeit</strong> Bremerhaven<br />

Handelsk<strong>am</strong>mer Bremen<br />

Landesausschuss für Weiterbildung<br />

Agentur für <strong>Arbeit</strong> Bremen<br />

bremer arbeit gmbh<br />

<strong>Arbeit</strong>nehmerk<strong>am</strong>mer Bremen<br />

Senator für Bildung <strong>und</strong> Wissenschaft<br />

Senator für <strong>Wirtschaft</strong> <strong>und</strong> Häfen<br />

Senator für Bildung <strong>und</strong> Wissenschaft<br />

Kreishandwerkerschaft Bremerhaven-Wesermünde<br />

<strong>Arbeit</strong>nehmerk<strong>am</strong>mer Bremen<br />

Senator für <strong>Wirtschaft</strong> <strong>und</strong> Häfen<br />

Senator für <strong>Arbeit</strong>, Frauen, Ges<strong>und</strong>heit, Jugend <strong>und</strong> Soziales<br />

Das Projekt EQUIB wird im Auftrag des Senators für <strong>Arbeit</strong>, Frauen, Ges<strong>und</strong>heit, Jugend <strong>und</strong> Soziales durchgeführt <strong>und</strong> aus<br />

Landesmitteln sowie aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds gefördert. Das Projekt wird <strong>am</strong> <strong>Institut</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />

(IAW) der Universität / <strong>Arbeit</strong>nehmerk<strong>am</strong>mer Bremen durchgeführt.


Management Summary<br />

1. Empirische Gr<strong>und</strong>lage<br />

⊲ Expertenpool (überbetriebliche Branchenexperten<br />

<strong>und</strong> -expertinnen): 15 <strong>Institut</strong>ionen<br />

⊲ Betriebspanel (betriebliche Experten/Expertinnen):<br />

32 Einrichtungen 1<br />

– davon in Bremen: 22 Einrichtungen<br />

– davon in Bremerhaven: 10 Einrichtungen<br />

– davon Krankenhäuser: 09<br />

– davon Altenwohn- <strong>und</strong> Pflegeheime: 09<br />

– davon Ambulante Pflegedienste: 14<br />

2. Lage der Branche/Innovationen<br />

⊲ In der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft hat ein ”<br />

Paradigmenwechsel<br />

vom Kostenfaktor zur Zukunftsbranche“<br />

stattgef<strong>und</strong>en, vor dem Hintergr<strong>und</strong> einer hohen<br />

Beschäftigtenzahl (über 4 Mio.) <strong>und</strong> nicht zuletzt<br />

begleitet durch (politisch induzierte) Strukturveränderungen.<br />

Einrichtungen der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft<br />

werden zu wirtschaftlichem <strong>und</strong> d. h. auch zu<br />

wettbewerbsorientiertem Denken <strong>und</strong> Handeln gezwungen.<br />

Dadurch werden traditionelle Zuschreibungen<br />

<strong>und</strong>/oder Abgrenzungen auch innerhalb der<br />

Kernbereiche medizinischer <strong>und</strong> pflegerischer Versorgung<br />

aufgeweicht, müssen Angebotsaktivitäten<br />

in vielen Punkten neu fokussiert <strong>und</strong> ”<br />

auf den Markt<br />

gebracht“ werden, sind Einrichtungen der traditionellen<br />

Ges<strong>und</strong>heitsfürsorge gezwungen, ihre Grenzen<br />

<strong>und</strong> Geschäftsfelder neu zu definieren, auszuloten<br />

<strong>und</strong> zu justieren <strong>und</strong> auch Grenzverschiebungen<br />

vorzunehmen.<br />

Dabei werden an die Branche (aufgr<strong>und</strong> ihrer weitgehend<br />

bestehenden wirtschaftlichen Abhängigkeit<br />

von Kassen- <strong>und</strong> anderen öffentlichen Leistungen)<br />

unterschiedliche Gesichtspunkte herangetragen:<br />

– Kostengesichtspunkt,<br />

– Qualitätsgesichtspunkt sowie<br />

– Beschäftigungsgesichtspunkt.<br />

⊲ Insbesondere unter letzterem wird die Branche auch<br />

zu einem wichtigen Faktor für (regionale) Strukturpolitik.<br />

Als wesentliche Zukunftsfelder einer Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft<br />

sind anzusehen:<br />

– Mehrbedarf an professionellen Hilfs- <strong>und</strong> Pflegeangeboten<br />

sowie geronto-medizinischen Leistungen;<br />

– zunehmende IT-Unterstützung von medizinischen<br />

Dienstleistungen;<br />

– eine Kombination von Freizeit- oder Tourismusangeboten<br />

mit Ges<strong>und</strong>heitsprävention oder<br />

-kuration;<br />

– individuelle sowie kollektive Präventions- <strong>und</strong><br />

Rehabilitationsberatung.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Vorbemerkung 6<br />

2 Empirische Gr<strong>und</strong>lage 7<br />

3 Vom Ges<strong>und</strong>heitswesen zur Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft 8<br />

3.1 Ges<strong>und</strong>heit: Wettbewerbs- <strong>und</strong> Kostenfaktor . . . . 8<br />

3.2 Entwicklungstrends <strong>und</strong> Prognosen . . . . . . . . . 10<br />

3.3 Bremen als Standort der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft . . 11<br />

4 Personal-/Qualifikationsentwicklung <strong>und</strong> -bedarfe 12<br />

5 Veränderungen der <strong>Arbeit</strong>s- <strong>und</strong> Qualifikationsanforderungen<br />

14<br />

5.1 Ges<strong>am</strong>tgesellschaftliche Rahmenbedingungen . . . 14<br />

5.2 Organisatorische Veränderungen . . . . . . . . . . 16<br />

5.3 Innovations- <strong>und</strong> Produktentwicklungen . . . . . . . 18<br />

6 Auswirkungen auf die Qualifikationsbedarfsfelder 19<br />

7 Folgen für den Personalbedarf 24<br />

8 Folgen <strong>und</strong> Empfehlungen für die Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />

25<br />

9 Folgen <strong>und</strong> Empfehlungen für die Erstausbildung 29<br />

Abbildungsverzeichnis 34<br />

Tabellenverzeichnis 34<br />

Befragungsleitfaden 35<br />

⊲ Unter dem Gesichtspunkt von Strukturpolitik investiert<br />

das Land Bremen derzeit in Förderung von Projekten<br />

ebenso wie in den Ausbau von traditionell<br />

stark im Land vertretenen Feldern (Krankenhaus-,<br />

Heimbereich); daneben sollen aber auch bislang<br />

eher unterrepräsentierte Segmente wie medizinische<br />

Vorleistungsindustrie <strong>und</strong> Freizeitwirtschaft ausgebaut<br />

werden. Zu den ”<br />

Aktionsschwerpunkte(n) des<br />

Ges<strong>und</strong>heitswirtschafts-Progr<strong>am</strong>ms“ gehören:<br />

– Telematikanwendung im Ges<strong>und</strong>heitswesen,<br />

– Neue Wege in der Pflege,<br />

– Förderung von bereichsübergreifenden Kooperationen<br />

in Prävention, Ges<strong>und</strong>heitsförderung, Kuration,<br />

Rehabilitation <strong>und</strong> Lebenshilfe,<br />

– Angebote für ältere Menschen.<br />

1 Für eine detaillierte Aufstellung siehe Tabelle 2 auf Seite 7.<br />

EQUIB <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 3


3. Personalstruktur <strong>und</strong> -bedarf<br />

⊲ Die Personalstruktur in den Einrichtungen ist generell<br />

gekennzeichnet durch eine knappe Personaldecke,<br />

als Folge von Rationalisierungen (insbesondere<br />

im Krankenhausbereich) <strong>und</strong> stagnierender Refinanzierung<br />

durch die Kassen.<br />

⊲ So wird von den meisten Panelbetrieben angegeben,<br />

dass derzeit keine Ausweitung des Personalstandes<br />

geplant ist; eher sei mit einem weiteren Rückgang zu<br />

rechnen. Über mittelfristige Tendenzen lassen sich<br />

noch keine gesicherten Aussagen treffen.<br />

⊲ Augenblicklich sehen die Einrichtungen auch keine<br />

Probleme bei der Deckung ihres Personalbedarfes<br />

( ”<br />

Es gibt so viele Initiativ-Bewerbungen wie nie<br />

zuvor.“). Zu erwarten ist eine weitere Spreizung<br />

zwischen hochqualifiziertem Personal auf der einen<br />

Seite (sowohl mit generalistischer, multifunktionaler<br />

Kompetenz als auch mit hoch spezialisierter Kompetenz),<br />

<strong>und</strong> geringer qualifiziertem Personal auf der<br />

anderen Seite, das vorrangig mit ausführenden, angeleiteten<br />

<strong>und</strong> überwachten Funktionen betraut ist.<br />

Eine Zunahme dürfte auch – in besonderen Einsatzbereichen<br />

(soziale Betreuung, hauswirtschaftliche<br />

Verrichtungen) – die Beschäftigung von fachfremdem<br />

Personal erfahren (nicht zuletzt auf Gr<strong>und</strong><br />

von ”<br />

Hartz IV“).<br />

4. Qualifizierungsbedarfe/Empfehlungen für Aus<strong>und</strong><br />

Weiterbildung<br />

Schwerpunkte des Qualifizierungsbedarfes werden<br />

auf folgenden Feldern gesehen:<br />

⊲ Managementkompetenzen: Planung, Lenkung<br />

<strong>und</strong> Überwachung: Hierunter fallen Funktionen,<br />

wie sie in anderen <strong>Wirtschaft</strong>sbereichen etwa<br />

auf der Ebene von Abteilungs- oder Bereichsleitung<br />

anzutreffen sind: die selbständige Planung<br />

<strong>und</strong> Durchführung von Aufgaben, die innerhalb<br />

des operativen Geschäftes anfallen (eingeschlossen<br />

verwaltende Tätigkeiten) sowie die Planung<br />

<strong>und</strong> Überwachung des Personaleinsatzes. Ergänzend<br />

kommt die Notwendigkeit hinzu, sich vermehrt unternehmerisch“<br />

betätigen zu müssen <strong>und</strong> im Wett-<br />

”<br />

bewerb zu bestehen. Dadurch werden unternehmerisches<br />

Handeln <strong>und</strong> betriebswirtschaftliche Kenntnisse<br />

zunehmende Bedeutung als Kompetenzen gewinnen<br />

müssen.<br />

⊲ Dienstleistungskompetenz: Kommunikation <strong>und</strong><br />

Beratung: Über eine Erschließung neuer Zielgruppen<br />

– insbesondere für Angebote, die über<br />

das traditionell den Einrichtungen zugeschriebene<br />

Zuständigkeits“-Spektrum hinausgehen – werden<br />

(vorrangig bei leitendem Personal) Marktbeob-<br />

”<br />

achtung <strong>und</strong> innovativ-kreatives unternehmerisches<br />

Handeln in einem weit höheren Maße als bislang erforderlich<br />

werden.<br />

⊲ Fachliche Kompetenzen: Hinsichtlich der fachlichen<br />

Kompetenzen werden sowohl<br />

” Generalisten“<br />

als auch Spezialisten“ nachgefragt. Begründen<br />

”<br />

lässt sich dies mit vielfältiger werdenden <strong>Arbeit</strong>saufgaben,<br />

knappen Personaldecken <strong>und</strong> daraus resultierender<br />

flexibler <strong>Arbeit</strong>sorganisation. Zu den<br />

vermehrt nachgefragten speziellen Qualifikationen<br />

zählen:<br />

– Ausführung von Behandlungspflege (W<strong>und</strong>versorgung)<br />

– gerontopsychiatrische Kenntnisse (Betreuung dementer<br />

Personen)<br />

– Kenntnisse in der Pflege weiterer kohärenter<br />

Gruppen von Patientinnen <strong>und</strong> Patienten<br />

(Behinderten-, MS-, Aids- oder Wachkoma- <strong>und</strong><br />

Beatmungspflege)<br />

– Pflege von Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten ( interkulturelle<br />

Pflege“)<br />

”<br />

⊲ EDV- <strong>und</strong> Medienkompetenz: Hier besteht weiterer<br />

Qualifizierungsbedarf für Dokumentierungs- <strong>und</strong><br />

Datenaufbereitungsaufgaben (Leistungsabrechnungen,<br />

medizinische Dokumentationen) sowie durch<br />

verstärkten Einsatz von Soft- <strong>und</strong> Hardware zur<br />

Datenübermittlung zwischen Schnittstellen (Bedienungsfunktionen).<br />

⊲ Schlüsselqualifikationen: Gefragt sind hier primär<br />

Te<strong>am</strong>fähigkeit, Verantwortungsbewusstsein, analytisches<br />

Denken <strong>und</strong> die Bereitschaft, hinzu zu lernen<br />

<strong>und</strong> sich weiterzubilden.<br />

⊲ Präventiver <strong>Arbeit</strong>s- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutz: Zunehmendes<br />

Gewicht werden präventive <strong>Arbeit</strong>s<strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heitsschutzkompetenzen erhalten, angesichts<br />

steigender (fachlicher, aber auch arbeitsorganisatorischer)<br />

Ansprüche an die Beschäftigten.<br />

⊲ Bezüglich der von den Einrichtungen geplanten<br />

Fort- <strong>und</strong> Weiterbildungsmaßnahmen ist eine<br />

Diskrepanz zu beobachten zwischen vermuteten<br />

(objektiv bestehenden) <strong>und</strong> als wünschenswert erachteten<br />

Bedarfen <strong>und</strong> dem, was davon realisiert<br />

wird bzw. als realisierbar angesehen wird. Als<br />

Gründe werden z. T. hohe Kosten (z. B. für Managementqualifikation)<br />

angeführt, aber auch personelle<br />

Engpässe. Allerdings sollte diese Diskrepanz<br />

nicht dazu (ver)führen, innovative Angebote außer<br />

Acht zu lassen; vielmehr bedarf es Überlegungen,<br />

4 <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 EQUIB


wie entsprechende Angebote für die Einrichtungen<br />

attraktiv gestaltet werden könnten, sowohl<br />

was deren finanzielle Seite angeht als auch ihre<br />

Durchführungsform (z. B. modulare Qualifizierung).<br />

⊲ Die Neuordnung von Ausbildungsgängen (Altenpflege,<br />

Krankenpflege) wird allgemein als positiv<br />

angesehen, insbesondere, was deren curriculare<br />

Ausgestaltung betrifft; allerdings werden von Experten/Expertinnen<br />

(außerhalb der Panelbetriebe) ”<br />

berufsstrukturell“<br />

Einwände wegen mangelnder Zus<strong>am</strong>menführung<br />

der Kranken- <strong>und</strong> Kinderkranken-<br />

”<br />

pflegeausbildung“ angeführt (B<strong>und</strong>esausschuss der<br />

Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer für Pflegeberufe, BA). Über<br />

die Durchsetzungsfähigkeit des Ausbildungsganges<br />

Kauffau/Kaufmann im Ges<strong>und</strong>heitswesen“ liegen<br />

”<br />

noch keine verlässlichen Daten vor, da bislang nur<br />

wenige Einrichtungen einen solchen Ausbildungsplatz<br />

anbieten.<br />

EQUIB <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 5


1 Vorbemerkung<br />

1 Vorbemerkung<br />

Hinsichtlich der Betrachtungs- <strong>und</strong> Besprechungsweise<br />

des Ges<strong>und</strong>heitssektors hat seit einiger Zeit – in<br />

der Öffentlichkeit wie in der politischen <strong>und</strong> sozioökonomischen<br />

Betrachtung – ein Begriffswechsel<br />

stattgef<strong>und</strong>en: Es wird weniger vom Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />

gesprochen, vielmehr von der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft.<br />

Das hat d<strong>am</strong>it zu tun, dass Ges<strong>und</strong>heit“ <strong>und</strong> das Umfeld,<br />

in dem darauf bezogenes Agieren erfolgt, zuneh-<br />

”<br />

mend unter dem Aspekt von Dienstleistung begriffen<br />

wird; <strong>und</strong> zwar als einer solchen, die merklich aus dem<br />

staatlich geschützten Bereich des Sozialen“ (oder der<br />

”<br />

Fürsorge“) in den des Wettbewerbs überführt worden<br />

”<br />

ist <strong>und</strong> wird.<br />

Gleichzeitig haben sich Ges<strong>und</strong>heitsbegriff <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsverständnis<br />

selbst gewandelt: Ges<strong>und</strong>heit<br />

wird nicht allein mehr als eine Zustandsform gegenüber<br />

Krankheit“ <strong>und</strong> als Voraussetzung für beliebiges Handeln<br />

begriffen, als die Abwesenheit körperlich-geistiger<br />

”<br />

Gebrechen, sondern als aktiv zu verfolgende Lebensweise,<br />

<strong>und</strong> sie gibt nicht selten sogar Inhalte der Freizeitbetätigung<br />

vor (Fitness, Wellness).<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> wird dem Ges<strong>und</strong>heitssektor<br />

insges<strong>am</strong>t ein nicht unbeträchtliches Wachstumspotenzial<br />

zugeschrieben, verb<strong>und</strong>en mit der Erwartung<br />

auch eines Anwachsens von Beschäftigung. Diese Erwartung<br />

gilt b<strong>und</strong>esweit <strong>und</strong> wird auch für Bremen<br />

geteilt: ”<br />

Die Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft wird von vielen<br />

als Zukunftsbranche angesehen, in welcher aufgr<strong>und</strong><br />

des steigenden Bedarfs an medizinischen Leistungen<br />

<strong>und</strong> der medizinisch-technischen Entwicklungen<br />

zusätzliche <strong>Arbeit</strong>splätze geschaffen werden können.“<br />

(Schneider u. a. 2003)<br />

Allerdings muss im Einzelnen festgestellt werden, dass<br />

Wachstumsbereiche <strong>und</strong> -tendenzen noch keineswegs<br />

konsolidiert <strong>und</strong> eindeutig umreißbar sind. Es sind<br />

Trends auszumachen, deren Entwicklung <strong>und</strong> Nachhaltigkeit<br />

weiter zu beobachten <strong>und</strong> zu hinterfragen sind:<br />

sowohl bezüglich der Beschäftigungsentwicklung <strong>und</strong><br />

der Berufsfelder (insbesondere, was Zuschneidung <strong>und</strong><br />

Kombination nachgefragter Qualifikationen angeht) als<br />

auch bezüglich der wirtschaftlichen Entwicklung.<br />

Aufbau der Untersuchung:<br />

Der folgende <strong>Bericht</strong> besteht aus zwei Teilen:<br />

Teil A Darstellung des Untersuchungsfeldes: allgemeine<br />

Entwicklungstrends der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft<br />

Teil B Auswertung der Betriebsbefragungen: regionale<br />

Trends <strong>und</strong> Empfehlungen<br />

In beiden Teilen, insbesondere auch in Teil B, wurde<br />

eine Beschränkung vorwiegend auf die Bereiche Krankenhaus<br />

sowie <strong>am</strong>bulante <strong>und</strong> stationäre Kranken<strong>und</strong><br />

Altenpflege vorgenommen. Sie erfolgte aus mehreren<br />

Gründen:<br />

⊲ In diesen Bereichen ist das Gros der in der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft<br />

Beschäftigten tätig; sie sind zudem<br />

als Schwerpunktbereiche im Lande Bremen auszumachen.<br />

⊲ In diesen Bereichen sind in den zurück liegenden<br />

Jahren wesentliche Veränderungen erfolgt – sowohl<br />

strukturelle Veränderungen als auch solche des Personaleinsatzes<br />

<strong>und</strong> der Qualifikationsanforderungen.<br />

⊲ Die Bereiche sind (im Gegensatz zu anderen aus<br />

dem Umfeld der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft, wie ”<br />

Wellness“<br />

oder ”<br />

Fitness“) kohärenter beschreibbar hinsichtlich<br />

der Berufsbilder <strong>und</strong> beruflichen Anforderungen<br />

– nicht zuletzt deshalb, weil sie sich an schon<br />

länger existenten Berufen <strong>und</strong> Ausbildungen orientieren.<br />

Allerdings soll nicht bestritten werden, dass<br />

dem so genannten Wellness-Markt Bedeutung zukommt,<br />

sowohl was Beschäftigungsentwicklungen<br />

angeht als auch bezüglich der dort auszumachenden<br />

Umsätze (siehe den Kasten ”<br />

Wellness-Berufe im<br />

Trend“ auf Seite 7). Vorgesehen ist deshalb, diesen<br />

Markt in die nächste RMQ-Befragung mit aufzunehmen.<br />

2 Eine kurze Darstellung von Ansatz <strong>und</strong> Methode des Regionalen <strong>Monitoring</strong>-Systems Qualifikationsentwicklung (RMQ) kann von der<br />

Internetseite des Projekts heruntergeladen werden: www.iaw.uni-bremen.de/equib/downloads/equib rmq.zip.<br />

6 <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 EQUIB


2 Empirische Gr<strong>und</strong>lage<br />

2 Empirische Gr<strong>und</strong>lage<br />

Die vorliegende Untersuchung erfolgte im Rahmen der<br />

Durchführung des Regionalen <strong>Monitoring</strong>-Systems<br />

”<br />

Qualifikationsentwicklung“ (RMQ). Seine Aufgabe<br />

besteht darin, eine kontinuierliche Qualifikationsbedarfserhebung<br />

in allen wichtigen <strong>Wirtschaft</strong>sbereichen<br />

der Region durchzuführen, dabei im Sinne einer<br />

Früherkennung neue Fähigkeiten <strong>und</strong> Kompetenzen<br />

für die Bewältigung technologischer <strong>und</strong> organisationsstruktureller<br />

Entwicklungen in den Betrieben zu ermitteln<br />

<strong>und</strong> so die regionalen Akteure <strong>und</strong> Akteurinnen in<br />

der Entwicklung bedarfsnaher Angebote zur Qualifizierung<br />

zu unterstützen. 2<br />

Im Zentrum des Systems steht ein Panel aus regionalen<br />

Betrieben, die regelmäßig in qualitativen Experteninterviews<br />

befragt werden. Mit der jetzt erfolgten Aufnahme<br />

der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft wird das Betriebspanel<br />

des regionalen <strong>Monitoring</strong>-Systems um einen wichtigen<br />

Bereich weiter komplettiert. Tabelle 1 fasst die d<strong>am</strong>it<br />

erreichte Panelzus<strong>am</strong>mensetzung zus<strong>am</strong>men.<br />

Tabelle 1: Entwicklung des Betriebspanels des RMQ<br />

09/2003 Veränderung 12/<strong>2004</strong><br />

Anzahl darunter Anzahl Anzahl Anzahl darunter<br />

Subpanel Betriebe Brhv. Abgang Zugang Betriebe Brhv.<br />

Metall- <strong>und</strong><br />

Elektro-Industrie 11 3 1 0 10 3<br />

Metall- <strong>und</strong><br />

Elektro-Handwerk 30 9 3 2 29 9<br />

Nahrungs- <strong>und</strong><br />

Genussmittel-<br />

Industrie 16 5 0 0 16 5<br />

Lebensmittelhandwerk<br />

6 3 0 3 9 3<br />

Bau-Industrie 10 3 0 0 10 3<br />

Bau-Handwerk 14 5 0 0 14 5<br />

Handel 15 2 0 0 15 2<br />

TUL / Logistik 16 4 1 0 15 3<br />

Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft<br />

32 32 10<br />

Tourismuswirtschaft<br />

21 21 7<br />

Call Center /<br />

Medien-DL 15 5 2 9 22 4<br />

ges<strong>am</strong>t 133 39 9 67 191 54<br />

Anzahl der Betriebe, die ihre Bereitschaft zur Mitwirkung <strong>am</strong> RMQ erklärt<br />

haben. Unter den 191 Betrieben (Ges<strong>am</strong>tsumme 12/<strong>2004</strong>) sind 11 im niedersächsischen<br />

Umland angesiedelt.<br />

Über die Zus<strong>am</strong>mensetzung des für den vorliegenden<br />

<strong>Bericht</strong> aufgebauten Subpanels gibt Tabelle 2 detailliert<br />

Auskunft.<br />

Ergänzt wird die über das Betriebspanel gewonnene<br />

empirische Datenlage durch Gespräche mit Verantwortlichen<br />

der <strong>Arbeit</strong>sverwaltung, des Ges<strong>und</strong>heitsressorts,<br />

der K<strong>am</strong>mern <strong>und</strong> <strong>Institut</strong>ionen der Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung.<br />

Im Rahmen des sogenannten Pools der Experten/Expertinnen<br />

wurden für diese RMQ-Erhebung in der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft<br />

15 <strong>Institut</strong>ionen befragt.<br />

Tabelle 2: Das Betriebspanel ”<br />

Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft“<br />

Einrichtungsart Ges<strong>am</strong>t Bremen Wesermünde<br />

Bremerhaven/<br />

Krankenhäuser 9 5 4<br />

Altenwohn- <strong>und</strong><br />

Pflegeheime<br />

9 7 2 ∗<br />

Ambulante<br />

Pflegedienste<br />

14 10 4 †<br />

Ges<strong>am</strong>t 32 22 10<br />

Stand: 12/<strong>2004</strong>. ∗ Eine Einrichtung unterhält 3 Altenpflegeheime in<br />

Bremerhaven <strong>und</strong> 1 Altenpflegeheim im Landkreis Wesermünde.<br />

† Eine Einrichtung unterhält 1 Sozialstation in Bremerhaven <strong>und</strong> 4<br />

Sozialstationen im Landkreis Wesermünde.<br />

Wellness-Berufe im Trend<br />

Nach Angaben des Deutschen Wellness Verbandes“<br />

”<br />

belief sich der Umsatz des Wellness-Marktes in Deutschland<br />

im Jahr 2002 auf EUR 61.5 Milliarden (. . . ), ähnlich<br />

”<br />

wie der Umsatz im Jahre 2001“; vorausgesagt wird eine<br />

wieder steigende Tendenz, da der Konsument zunehmend<br />

bereit ist, Präventivmaßnahmen für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong><br />

”<br />

Wohlbefinden aus eigener Tasche zu bezahlen.“<br />

Der Verbandsdefinition zufolge zielt Wellness auf<br />

” die<br />

subjektive Seite der Ges<strong>und</strong>heit – das Wohlbefinden<br />

(ab): Hierzu gehören nicht nur akademische Berufe,<br />

wie z. B. Ärzte, Psychologen, Sportlehrer oder<br />

Ernährungswissenschaftler. Auch Berufsgruppen wie<br />

Gymnastiklehre, Diätassistentinnen, Arzthelferinnen,<br />

Krankenschwestern/-pfleger, medizinische Bademeister,<br />

Krankengymnasten/-innen, Kosmetikerinnen, etc.<br />

versuchen, Wellness als ein fortschrittliches Ges<strong>und</strong>heitsverständnis<br />

in ihre <strong>Arbeit</strong> einzubeziehen.“<br />

Im Frühjahr <strong>2004</strong> hat eine Kommission Wellnessberufe“<br />

”<br />

d<strong>am</strong>it begonnen, Qualitätsstandards zu entwickeln,<br />

anhand derer Bildungsmaßnahmen geprüft, zertifiziert<br />

”<br />

<strong>und</strong> mit einem Qualitätssiegel versehen werden können:<br />

⊲ Schriftliches Curriculum mit St<strong>und</strong>enplan.<br />

⊲ Angemessene Mischung didaktischer Methoden.<br />

⊲ Erfolgskontrolle (Abschlussprüfung) mit Dokumentation<br />

<strong>und</strong> Zertifizierung.<br />

⊲ Transparente <strong>und</strong> korrekte Bezeichnungen der Angebote,<br />

Dozenten <strong>und</strong> Zertifikate, aktive Aufklärung der<br />

Interessenten über Qualität <strong>und</strong> Anerkennung von Abschlüssen<br />

<strong>und</strong> Zertifikaten.<br />

⊲ Nachgewiesene Fachkompetenzen der Dozenten.<br />

⊲ Zuordnung der Teilnehmer zu den Qualifizierungsangeboten<br />

auf der Basis von systematischen Auswahlverfahren.<br />

⊲ Ordnungsgemäße Durchführung der Qualifizierungsmaßnahmen.<br />

⊲ Systematische Evaluation der fachlichen <strong>und</strong> didaktischen<br />

Qualität der Angebote.“ (Alle Zitate aus:<br />

www.wellnessverband.de.)<br />

Zu ersten Einschätzungen über mögliche Qualifikationsentwicklungen<br />

siehe auch Bullinger (2001).<br />

EQUIB <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 7


3 Vom Ges<strong>und</strong>heitswesen zur Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft<br />

Teil A: Allgemeine Branchenentwicklungen<br />

3 Vom Ges<strong>und</strong>heitswesen zur Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft<br />

3<br />

3.1 Ges<strong>und</strong>heit: Wettbewerbs- <strong>und</strong> Kostenfaktor<br />

Am Gr<strong>und</strong>satz der staatlichen Reglementierung (durch<br />

Gesetzes-, Verordnungs- <strong>und</strong> Aufsichtswesen) hat sich,<br />

als Rahmen, nichts gr<strong>und</strong>sätzlich geändert, wohl aber<br />

an dem Auftrag, der den in diesem Bereich Agierenden<br />

erteilt ist: Sie sollen vermehrt nicht nur kostenbewusst,<br />

sondern – im wirtschaftlichen Sinne – auch<br />

effizient handeln. Der Gr<strong>und</strong> dafür kann einerseits in<br />

der Folge europäischer Vorgaben gesehen werden, andererseits<br />

in haushaltspolitischen Schwierigkeiten <strong>und</strong><br />

Überlegungen der vergangenen Jahre. Hierzu gehört der<br />

europäische Auftrag zur Privatisierung von Bereichen,<br />

die in staatlicher Hand als Gr<strong>und</strong>voraussetzungen für<br />

das <strong>Wirtschaft</strong>sleben organisiert waren (Bereiche der<br />

Infrastruktur, Transport- <strong>und</strong> Kommunikationswesen);<br />

es gehört aber auch dazu die Debatte um die Kosten<br />

des Sozialstaates, die gerade in Zeiten wirtschaftlichen<br />

Abschwunges <strong>und</strong> europäisch vorgegebener Haushaltsmaßgaben<br />

( ”<br />

Maastricht-Kriterien“) als zu hoch angesehen<br />

worden sind <strong>und</strong> werden: als zu hohe Belastungen<br />

für die <strong>Wirtschaft</strong> wie für den Staatshaushalt.<br />

Letzterem soll – so die gesetzgeberischen Entscheidungen<br />

der vergangenen Jahre – primär mit Maßnahmen<br />

der Kostensenkung bzw. -verlagerung begegnet werden,<br />

aber auch mit Maßnahmen, die die Organisation des<br />

Ges<strong>und</strong>heitswesens selbst betreffen (z. B. Ges<strong>und</strong>heitsmodernisierungsgesetz).<br />

Der Ges<strong>und</strong>heitssektor <strong>und</strong> seine Einrichtungen, soweit<br />

sie nicht als Ges<strong>und</strong>heitsindustrie im <strong>Wirtschaft</strong>sleben<br />

integriert sind, sind in der Vergangenheit als Ges<strong>und</strong>heitsversorgung<br />

weitgehend staatlich organisiert (das<br />

Krankenhauswesen), zumindest aber staatlich beaufsichtigt<br />

gewesen <strong>und</strong> als ”<br />

Fürsorge“ dem ”<br />

Sozialstaat“<br />

zugehörig verstanden worden.<br />

Gleichzeitig stellt das Ges<strong>und</strong>heitswesen einen Sektor<br />

dar, in dem – unter wirtschafts- wie arbeitsmarktpolitischem<br />

Blickwinkel – hohe Umsätze getätigt werden<br />

<strong>und</strong> ein nicht unerheblicher Teil der erwerbsfähigen<br />

Bevölkerung beschäftigt ist. Nach Angaben des Statistischen<br />

B<strong>und</strong>es<strong>am</strong>tes waren in 2002 mehr als 4 Millionen<br />

Menschen im Ges<strong>und</strong>heitswesen beschäftigt, darunter<br />

über eine Million in den für den <strong>Bericht</strong> relevanten Bereichen<br />

(siehe Abbildung 1).<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> wird Ges<strong>und</strong>heit zunehmend<br />

als ein Bereich angesehen, der auch für <strong>Wirtschaft</strong>s<strong>und</strong><br />

Steuerpolitik sowie für Standortfragen prädestiniert<br />

<strong>und</strong> unverzichtbar ist: nicht zuletzt im Hinblick auf die<br />

ges<strong>am</strong>ten den Kernbereichen ges<strong>und</strong>heitlicher Versorgung<br />

angeschlossenen Segmente <strong>und</strong> die auch in diesem<br />

Bereich greifenden organisatorischen <strong>und</strong> kommunikativen<br />

Innovationen. 4<br />

Und vor eben diesem Hintergr<strong>und</strong> hat auch der Paradigmenwechsel<br />

vom Kostenfaktor zur Zukunftsbran-<br />

”<br />

che“ stattgef<strong>und</strong>en (Fretschner u. a. 2003, S. 34) 5 (an<br />

anderer Stelle wird von einem Paragigmenwechsel<br />

”<br />

von der Fürsorge‘ zur Dienstleistung‘“ gesprochen<br />

’ ’<br />

(Meifort <strong>2004</strong>, S. 20), der in erster Linie folgende<br />

Phänomene für sich rekl<strong>am</strong>iert:<br />

3 In diesem Abschnitt stützen wir uns hauptsächlich auf folgende Studien aus den letzten Jahren: Fretschner u. a. (2003), Meifort (<strong>2004</strong>),<br />

Hilbert u. a. (2002) sowie Abicht u. a. (2002).<br />

4 Unter den Segmenten wären zu nennen: zum einen der ges<strong>am</strong>te Bereich von ”<br />

Zulieferern“ <strong>und</strong> Erbringern von Vorleistungen (Medizintechnik,<br />

Pharmazeutik, Informationstechnologie), zum anderen aber auch Bereiche von Rehabilitation <strong>und</strong> sogar Nahrungsmittelindustrie.<br />

5 Allerdings ist auch anzumerken, dass es sich, die untersuchten Kernbereiche betreffend, um einen Bereich handelt, der in seiner<br />

Beschäftigungsentwicklung wesentlich mit geprägt wird von haushalts- <strong>und</strong> finanzpolitischen Entscheidungen: ”<br />

R<strong>und</strong> 85 Prozent der<br />

5 102 Stellen in Ges<strong>und</strong>heits-/Wellnessberufen werden von Einrichtungen des Ges<strong>und</strong>heitswesens angeboten, die direkt der Patientenversorgung<br />

dienen <strong>und</strong> deren Leistungen in der Regel von den gesetzlichen bzw. privaten Krankenkassen erstattet werden. Aufgr<strong>und</strong><br />

dieser hohen Branchenkonzentration hängen die Beschäftigungsmöglichkeiten in Ges<strong>und</strong>heitsberufen sehr stark von der Entwicklung<br />

im Ges<strong>und</strong>heitswesen ab.“ (Schade <strong>2004</strong>, S. 7)<br />

6 Diese Aussage gilt auch für das Land Bremen; hier wird ein derzeitiger Beschäftigtenstand von ca. 50 000 in den Kernbereichen vermeldet.<br />

7 ”<br />

Nicht zuletzt wegen der demographischen Entwicklung in Deutschland <strong>und</strong> des steigenden Anteils Älterer hat die Nachfrage nach Ges<strong>und</strong>heitsdienstleistungen<br />

in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie auch künftig weiter wachsen<br />

wird. Ges<strong>und</strong>heitsdienstleistungen sind i. d. R. sehr personalintensiv, so dass mit einem hohen <strong>Arbeit</strong>skräftebedarf in diesem Sektor zu<br />

rechnen ist. Dabei ist es fraglich, ob er allein durch Rekrutierung <strong>am</strong> externen <strong>Arbeit</strong>smarkt gedeckt werden kann.“ (IAB-Materialien<br />

Nr. 4/2003, Seite 10.)<br />

8 <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 EQUIB


3 Vom Ges<strong>und</strong>heitswesen zur Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft<br />

Krankenschwestern, Heb<strong>am</strong>men<br />

Arzt-, Zahnarzthelfer<br />

Ärzte<br />

Altenpfleger<br />

Krankenpflegehelfer<br />

Physiotherapeuten, Masseure, Bademeister<br />

med.-techn. Assistenten<br />

Zahntechniker<br />

Zahnärzte<br />

andere therapeut. Berufe<br />

Apotheker<br />

pharmazeut.-techn. Assistenten<br />

phar<strong>am</strong>azeut.-kfm. Angestellte<br />

Augenoptiker<br />

Heilpraktiker<br />

andere Ges<strong>und</strong>heitshandwerker<br />

Ges<strong>und</strong>heitsingenieure<br />

ges<strong>und</strong>heitssichernde Berufe<br />

Heilpädagogen<br />

Diätassistenten<br />

Ges<strong>und</strong>heitstechniker<br />

Orthopädiemechaniker<br />

Heilerziehungspfleger<br />

Pharmakanten<br />

andere Berufe*<br />

*z.B. Verwaltung, Reinigungs-, Küchenpersonal<br />

Beschäftigte im Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />

130<br />

96<br />

71<br />

64<br />

59<br />

54<br />

50<br />

41<br />

40<br />

18<br />

17<br />

15<br />

15<br />

13<br />

12<br />

9<br />

9<br />

7<br />

5<br />

1433<br />

301<br />

277<br />

229<br />

503<br />

0 200 400 600<br />

Beschäftigte in Tausend<br />

705<br />

Beschäftigte im Ges<strong>und</strong>heitswesen (in Tausend) in Deutschland im Jahr 2002, insges<strong>am</strong>t 4.2 Millionen.<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>es<strong>am</strong>t, grafische Darstellung nach: ibv, Nr. 19 vom 29.09.<strong>2004</strong>.<br />

Abbildung 1: Beschäftigte im Ges<strong>und</strong>heitswesen in Deutschland im Jahr 2002<br />

⊲ den Umstand, dass die ”<br />

Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft eine<br />

äußerst personal- <strong>und</strong> beschäftigungsintensive<br />

Dienstleistungsbranche darstellt“ 6 (ebd.),<br />

⊲ die absehbare demografische Entwicklung (steigender<br />

Bedarf an pflegerischen Leistungen), 7<br />

⊲ ein gestiegenes präventives Bewusstsein in der<br />

Bevölkerung, das auf den Erhalt von Ges<strong>und</strong>heit<br />

(<strong>und</strong> Fitness) reflektiert.<br />

Angelehnt an diesen Paradigmenwechsel wird ein erweiterter<br />

Ges<strong>und</strong>heitssystembegriff“ verwendet, der ”<br />

die Verflechtungen der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft mit anderen<br />

<strong>Wirtschaft</strong>ssektoren“ ins Blickfeld hebt <strong>und</strong> den<br />

”<br />

produktiven bzw. wertschöpfenden Charakter der Ges<strong>und</strong>heitsdienstleistungen“<br />

betont (vgl. das sogenannte<br />

”<br />

Zwiebelmodell“ in Fretschner u. a. (2003, S. 35 f), siehe<br />

Abbildung<br />

”<br />

2).<br />

Zwiebelmodell“ der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft<br />

”<br />

Struktur der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft<br />

Wohnen<br />

Tourismus<br />

Biotechnologie<br />

Handel<br />

mit<br />

Ges<strong>und</strong>h.-<br />

produkten<br />

Ges<strong>und</strong>h.-<br />

handwerk<br />

Selbsthilfe<br />

Sport <strong>und</strong> Freizeit<br />

Medizin- <strong>und</strong> Gerontotechnik<br />

Pflege<br />

Kliniken,<br />

Krankenhäuser<br />

niedergel. Ärzte<br />

Stationäre <strong>und</strong><br />

Ambulante<br />

Versorgung<br />

Kur- <strong>und</strong><br />

Bäderwesen<br />

Pharmazeutische Industrie<br />

Beratung<br />

Apotheken<br />

Ernährung<br />

Quelle: nach Fretschner u. a. (2003, S. 36).<br />

Abbildung 2: ”<br />

Zwiebelmodell“ der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft<br />

EQUIB <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 9


3 Vom Ges<strong>und</strong>heitswesen zur Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft<br />

3.2 Entwicklungstrends <strong>und</strong> Prognosen<br />

Die dem Ges<strong>und</strong>heitssektor, der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft,<br />

von staatlicher Seite vorgegebenen Strukturveränderungen<br />

(Budgetkürzungen, Überführung in<br />

neue Rechts- <strong>und</strong> Geschäftsformen, die Auflage, Markt<br />

bezogen zu agieren) haben für Einrichtungen der Kernbereiche<br />

<strong>und</strong> deren Verantwortliche nicht unerhebliche<br />

Folgen: Sie werden zu wirtschaftlichem, <strong>und</strong> d. h. auch<br />

zu wettbewerbsorientiertem, Denken <strong>und</strong> Handeln gezwungen.<br />

Dadurch weichen traditionelle Zuschreibungen <strong>und</strong>/<br />

oder Abgrenzungen innerhalb des Ges<strong>und</strong>heitsbereiches<br />

auf, werden (<strong>und</strong> müssen) Angebotsaktivitäten<br />

in vielen Punkten neu fokussiert <strong>und</strong> auch<br />

auf den Markt gebracht“ werden. Dadurch sind,<br />

”<br />

kurz zus<strong>am</strong>mengefasst, Einrichtungen der traditionellen<br />

Ges<strong>und</strong>heitsfürsorge gezwungen, ihre Grenzen <strong>und</strong><br />

Geschäftsfelder neu zu definieren, auszuloten <strong>und</strong> zu<br />

justieren <strong>und</strong> darüber auch Grenzverschiebungen vorzunehmen:<br />

Die traditionelle Aufteilung eines Ges<strong>und</strong>heitssystems<br />

in <strong>am</strong>bulante <strong>und</strong> stationäre <strong>und</strong> über<br />

staatliche Aufsicht geregelte Ges<strong>und</strong>heitsfürsorge, die<br />

(auch standesmäßig) von privatwirtschaftlichen Bereichen<br />

abgegrenzt war, wird mittlerweile zunehmend obsolet<br />

<strong>und</strong> verändert sich hin zu einem Agglomerat<br />

unterschiedlicher, sich überschneidender Betreuungs-,<br />

Präventions- <strong>und</strong> Kurationsangebote. Auf diese Weise<br />

entsteht eine Palette von Produkten <strong>und</strong> Dienstleistungen,<br />

die auf die Aktivierung von privater Nachfra-<br />

”<br />

ge zielen“ (Hilbert u. a. 2002, S. 29), begleitet von<br />

einer Erhöhung der Nachfrage nach professionellen<br />

”<br />

ges<strong>und</strong>heitsbezogenen Diensten“ (ebd., S. 73), jedoch<br />

auch von vermutlich noch unterschiedlicher Durchsetzungsfähigkeit,<br />

Konsolidierung oder Seriosität (ebd., S.<br />

15).<br />

Die Entwicklungstrends, die vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />

sozio-demografischer, ökonomischer <strong>und</strong> auch politischer<br />

Rahmenbedingungen auszumachen sind, sind in<br />

sich selbst z. T. uneinheitlich <strong>und</strong> widersprüchlicher<br />

Natur.<br />

So wird z. B. einerseits prognostiziert, dass vor dem<br />

Hintergr<strong>und</strong> der zu erwartenden gesellschaftlichen<br />

Altersstruktur ”<br />

die Nachfrage nach vollstationärer Betreuung<br />

kräftiger wachsen wird als die Nachfrage nach<br />

<strong>am</strong>bulanter oder teilstationärer Versorgung“ (Hilbert<br />

u. a. 2002, S. 15); demgegenüber sind jedoch auch Bestrebungen<br />

festzustellen, nicht allein im Krankenhausbereich<br />

die stationäre Verweildauer zu verkürzen, 8 sondern<br />

auch die stationäre pflegerische Betreuung in Altenheimen<br />

zu reduzieren zugunsten einer <strong>am</strong>bulanten<br />

oder teilstationären Betreuung – zumindest gilt dies für<br />

einige B<strong>und</strong>esländer. 9 Hier stehen sich nicht zuletzt unterschiedliche<br />

Erwägungen gegenüber:<br />

⊲ ein Kostengesichtspunkt, 10 unter dem man sich von<br />

<strong>am</strong>bulanter Betreuung geringere Kosten verspricht<br />

als von stationären Heimplätzen,<br />

⊲ ein Qualitätsgesichtspunkt, der stationärer Betreuung<br />

mehr Professionalität <strong>und</strong> (nachweisbare) Qualität<br />

beimisst,<br />

⊲ ein Beschäftigungsgesichtspunkt, der sich vor dem<br />

Hintergr<strong>und</strong> unterschiedlicher struktureller Gegebenheiten<br />

von der jeweiligen Betreuungsform eine<br />

höhere Attraktion von Beschäftigten erhofft.<br />

Auch bezüglich eines prognostizierten Ansteigens<br />

des Angebotes freier, nicht indizierter Leistungen<br />

auf Gr<strong>und</strong> eingeschränkter Kassenleistungen müsste<br />

berücksichtigt werden, dass dem keine kontinuierlich<br />

steigenden Einkommen gegenüber stehen, was<br />

zu der Herausforderung führen dürfte, ”<br />

kostengünstige<br />

<strong>und</strong> qualitativ anspruchsvolle Angebote“ (Hilbert u. a.<br />

2002, S. 58) auf den Markt zu bringen. 11<br />

Und nicht zuletzt sind auch noch bestehende rechtliche<br />

Hindernisse oder Verzögerungen zu beobachten, die einer<br />

allein Markt bezogenen Angebotsentwicklung entgegen<br />

stehen. So werden insges<strong>am</strong>t ”<br />

zwar gute Wachstumsperspektiven<br />

(vorausgesagt), sie fallen den Anbietern<br />

jedoch nicht in den Schoß, sondern müssen durch<br />

Qualitätsmanagement, Innovation <strong>und</strong> Marketing erarbeitet<br />

werden.“ (Hilbert u. a. 2002, S. 22)<br />

Ungeachtet dieser Unsicherheiten werden als wesentliche<br />

Zukunftsfelder einer Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft angesehen:<br />

8 Hintergr<strong>und</strong> ist die Einführung der so genannten DRGs“ (Diagnosis Related Groups), auf Gr<strong>und</strong> derer (vereinfacht gesagt) Krankheitsbildern<br />

feste Behandlungs- <strong>und</strong> Verweilzeiten im Krankenhaus zugeordnet <strong>und</strong> Bezugsgröße der Finanzierung sind.<br />

”<br />

9 Das Land Bremen allerdings setzt auf einen weiteren Ausbau von Heimplätzen, sowohl aus <strong>Arbeit</strong>splatzerwägungen heraus als auch<br />

” aus <strong>Wirtschaft</strong>s- <strong>und</strong> Steuergründen“. (Vgl. Knigge möchte Senioren nach Bremen locken“, Weser-Kurier vom 09.05.2003.)<br />

”<br />

10 Für den Krankenhausbereich wird voraus gesagt, dass der Pflegedienst als einer der ersten Krankenhausdienste das Krankenhaus<br />

”<br />

verlassen <strong>und</strong> <strong>am</strong>bulant tätig werden“ dürfte. (Abicht u. a. 2002, S. 21)<br />

11 Die Unternehmen <strong>und</strong> Einrichtungen der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft stehen zunehmend vor der Herausforderung, durch k<strong>und</strong>engerechte<br />

”<br />

Produkte <strong>und</strong> Dienstleistungen zusätzliche private Mittel zu mobilisieren.“ (Fretschner u. a. 2003, S. 41)<br />

10 <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 EQUIB


3 Vom Ges<strong>und</strong>heitswesen zur Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft<br />

Förderung der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft durch die BIA Bremer Innovations-Agentur GmbH<br />

Gemeins<strong>am</strong> mit dem Land Bremen unterstützt die BIA Bremer<br />

Innovations-Agentur GmbH die Entwicklung <strong>und</strong> Erprobung innovativer<br />

Produkte, Dienstleistungen <strong>und</strong> Verfahren in der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft.<br />

Dabei stehen folgende Ziele im Vordergr<strong>und</strong>:<br />

⊲ Steigerung der Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Lebensqualität der Menschen<br />

⊲ Steigerung der <strong>Wirtschaft</strong>skraft <strong>am</strong> Standort Bremen<br />

⊲ Schaffung <strong>und</strong> Sicherung von qualifizierten <strong>Arbeit</strong>splätzen <strong>am</strong><br />

Standort Bremen<br />

⊲ Erhöhung des Absatzes für bremische Produkte <strong>und</strong> Dienstleistungen<br />

Die BIA unterstützt, fördert <strong>und</strong> begleitet Unternehmen der<br />

Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft bei der Umsetzung innovativer Ideen<br />

durch Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsprojekte zu folgenden Themenschwerpunkten:<br />

⊲ Neuartige Telematik-Anwendungen:<br />

z. B. Digitale Radiologie, Datenaustausch <strong>und</strong> -sicherheit, Dokumentationssysteme<br />

⊲ Innovative Kooperationskonzepte:<br />

z. B. Homecare, Organisationskonzepte für die Bereiche<br />

Prävention, Ges<strong>und</strong>heitsförderung, Kuration, Rehabilitation<br />

<strong>und</strong> Lebenshilfe<br />

⊲ Qualitätsgesicherte Pflegeangebote:<br />

z. B. Qualitätsmanagement, erweiterter Service <strong>und</strong> neuartige<br />

Dienstleistungen<br />

⊲ Altersgerechte Dienstleistungen:<br />

z. B. gerontotechnische Produkte, innovative Wellness- <strong>und</strong><br />

Fitness-Angebote<br />

Im thematischen Zus<strong>am</strong>menhang des <strong>Monitoring</strong>berichtes sind<br />

zwei derzeit laufende Projekte von besonderer Bedeutung:<br />

⊲ Produkt PPZ-Pflegeplatzzentrale“<br />

”<br />

Mit der Entwicklung <strong>und</strong> Gestaltung einer interaktiven, modular<br />

aufgebauten, datenbankgestützten <strong>und</strong> webbasierten<br />

Pflegeplatzzentrale“ zur Überleitung aus dem Krankenhaus<br />

”<br />

in stationäre, teilstationäre oder <strong>am</strong>bulante Pflegeeinrichtungen<br />

wird ein Instrument bereitgestellt, das den Prozess erheblich<br />

unterstützt: Durch das Informations- <strong>und</strong> Kommunikationsinstrument<br />

Pflegeplatzzentrale“ erhalten sowohl Krankenhäuser,<br />

stationäre, teilstationäre <strong>und</strong> <strong>am</strong>bulante Pflegean-<br />

”<br />

bieter, andere Ges<strong>und</strong>heitsdienstleister <strong>und</strong> auch Privatpersonen<br />

die Möglichkeit, sich einen schnellen <strong>und</strong> zuverlässigen<br />

Überblick über Angebote <strong>und</strong> Kapazitäten in den jeweiligen<br />

Einrichtungen zu verschaffen <strong>und</strong> Online-Reservierungen/Buchungen<br />

vorzunehmen. Das Produkt Pflegeplatzzentrale“ soll<br />

”<br />

Anfang 2005 zur Verfügung stehen.<br />

⊲ Produkt Machbarkeitsanalyse“:elektronische Pflegeüberleitung<br />

EVACARE<br />

”<br />

Die Überleitung von Patientinnen <strong>und</strong> Patienten (von einer<br />

Einrichtung der medizinisch-pflegerischen Versorgung zu einer/mehreren<br />

anderen) erfolgt als Entlassungsmanagement<br />

<strong>und</strong> -organisation, über Schnittstellen verschiedener Versorgungsinhalte<br />

<strong>und</strong> -einrichtungen. Zur Sicherung der Qualität<br />

ist eine Übertragung/Weitergabe umfangreicher Daten erforderlich,<br />

um Verlässlichkeit zu gewährleisten. Es ist beabsichtigt,<br />

dafür ein elektronisches unterstützendes Instrument<br />

Elektronische Pflegeüberleitung“ in Bremen zu entwickeln.<br />

”<br />

In diesem Zus<strong>am</strong>menhang hat das Projekt EVACARE den<br />

Auftrag, die sektorenübergreifenden, organisatorischen <strong>und</strong><br />

technischen Voraussetzungen für die Einführung einer elektronischen<br />

Pflegeüberleitung im Rahmen eines Pilotprojektes<br />

zu schaffen.<br />

Weitere Informationen: BIA Bremer Innovations-Agentur GmbH (www.bia-bremen.de), Frau Eva Zweidorf, Tel: 0421/96 00-342, E-<br />

Mail: zweidorf@bia-bremen.de.<br />

⊲ ”<br />

ein Mehrbedarf an professionellen Hilfs- <strong>und</strong> Pflegeangeboten<br />

sowie geronto-medizinischen Leistungen“<br />

(ebd., S. 13);<br />

⊲ die IT-Unterstützung von medizinischen Dienstleistungen<br />

– in der medizinischen Behandlung, Diagnostik<br />

<strong>und</strong> Dokumentation ebenso wie in Beratung, Information<br />

<strong>und</strong> Betreuung; 12<br />

⊲ eine Kombination von Freizeit- oder Tourismusangeboten<br />

mit Ges<strong>und</strong>heitsprävention oder -kuration;<br />

⊲ individuelle sowie kollektive Präventions- <strong>und</strong> Rehabilitationsberatung<br />

(z. B. ”<br />

betriebliches Ges<strong>und</strong>heitsmanagement“).<br />

Zusätzlich ist anzumerken, dass sich die Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft<br />

in all ihrer absehbar vielfältigen Entwicklung<br />

zu einem Feld von regionaler Profilierung <strong>und</strong> Wettbewerb<br />

(um Beschäftigungs- wie um Angebotssegmente)<br />

entwickeln wird. 13<br />

3.3 Bremen als Standort der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft<br />

Die finanz-, wirtschafts- <strong>und</strong> arbeitsmarktpolitische Bedeutung<br />

der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft ist auch im Lande<br />

Bremen nicht unerheblich. 14 Zum einen sind die Ges<strong>und</strong>heitsausgaben<br />

des Landes überdurchschnittlich im<br />

Vergleich zu anderen B<strong>und</strong>esländern, zum andern ist –<br />

ebenfalls im b<strong>und</strong>esweiten Vergleich – die Anzahl der<br />

in der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft Beschäftigten hoch: ”<br />

Jeder<br />

Neunte arbeitet im Kernbereich der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft“.<br />

(Schneider u. a. 2003, S. 4) Dabei ist allerdings<br />

zu bemerken, dass in den letzten Jahren ein leichter<br />

Rückgang der Beschäftigtenzahlen stattgef<strong>und</strong>en hat<br />

<strong>und</strong> vor allem die Anzahl von Vollzeitäquivalenten<br />

gesunken ist, so dass sich die geschätzten 50 000<br />

Beschäftigungsverhältnisse umgerechnet um ca. 25<br />

12 ”<br />

Viele ges<strong>und</strong>heitsnahe Dienstleistungen, die früher im F<strong>am</strong>ilien- oder Nachbarschaftsverb<strong>und</strong> erbracht wurden, z. B. das Herbeirufen<br />

von professioneller Hilfe bei akuten Ges<strong>und</strong>heitsproblemen, könnte in einer Gesellschaft, die durch Individualisierung gekennzeichnet<br />

ist, durch neue, z. T. technisch gestützte Angebote ersetzt werden.“ (Hilbert u. a. 2002, S. 27)<br />

13 Die Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft ist ein ”<br />

Lieblingsthema der Regional-, <strong>Wirtschaft</strong>s- <strong>und</strong> Strukturpolitik“ (Hilbert u. a. 2002, S. 67).<br />

14 Das wird im Übrigen auch in der – ansonsten nicht unkritischen – Studie der <strong>Arbeit</strong>nehmerk<strong>am</strong>mer Bremen zur Krankenhausumwandlung<br />

unterstrichen: ”<br />

Krankenhäuser sind ein entscheidender Teil <strong>und</strong> Motoren für die Entwicklung einer bremischen Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft.<br />

Dies gilt auch für die Fachdisziplinen <strong>und</strong> Schwerpunktsetzungen der frei-gemeinnützigen <strong>und</strong> privaten Krankenhäuser<br />

Bremens.“ (Bury u. Strüßmann 2003, S. 28)<br />

EQUIB <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 11


4 Personal-/Qualifikationsentwicklung <strong>und</strong> -bedarfe<br />

Prozent auf 37 200 reduzieren. 15<br />

Der Rückgang von Vollzeitäquivalenten verdankte sich<br />

in der Vergangenheit in erster Linie einer ”<br />

Abnahme der<br />

Beschäftigten in der <strong>am</strong>bulanten Versorgung“ (in Praxen<br />

ärztlicher <strong>und</strong> nichtärztlicher medizinischer Versorgung),<br />

dürfte sich aber seither noch etwas erhöht haben<br />

auf Gr<strong>und</strong> der Umstrukturierungen in den Krankenhäusern,<br />

die von Personalabbau begleitet waren.<br />

Eine Kompensation hat stattgef<strong>und</strong>en durch die Verlagerung<br />

von Beschäftigung aus dem stationären <strong>und</strong> teilstationären<br />

(Krankenhaus-)Bereich in den (<strong>am</strong>bulanten)<br />

Pflegebereich. 16<br />

Gleichwohl wird für das Land eine starke Wettbewerbsposition<br />

der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft ausgemacht, die es<br />

– nach Willen der Landespolitik – zu stärken <strong>und</strong> auf<br />

eine überregionale Ausstrahlung hin zu entwickeln gilt.<br />

In diesem Zus<strong>am</strong>menhang hat ”<br />

der Senat deshalb Ende<br />

2000 das ressortübergreifende Progr<strong>am</strong>m ’<br />

Förderung<br />

der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft im Lande Bremen‘ beschlossen.“<br />

17<br />

Zusätzlich gilt auch seit Sommer 2001 der Auftrag<br />

des Senators für <strong>Arbeit</strong>, Frauen, Ges<strong>und</strong>heit, Jugend<br />

<strong>und</strong> Soziales an die Bremer Innovations-Agentur (BIA):<br />

Die Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft im Lande Bremen soll soweit<br />

gestärkt werden, dass Bremen auch überregional<br />

”<br />

ein eigenständiges <strong>und</strong> herausragendes Profil abbildet.“<br />

(BIA 2003, S. 3)<br />

Für dieses Ziel investiert das Land in Förderung von<br />

Projekten ebenso wie in den Ausbau von <strong>und</strong> die Spezialisierung<br />

auf traditionell stark im Land vertretenen<br />

Feldern (Krankenhaus-, Heimbereich 18 ); daneben sollen<br />

aber auch bislang eher unterrepräsentierte Segmente<br />

wie medizinische Vorleistungsindustrie 19 <strong>und</strong> Freizeitwirtschaft<br />

(Stichworte Wellness“ <strong>und</strong> Kurangebote)<br />

ausgebaut werden, mit dem Ziel des Angebotes<br />

”<br />

branchenübergreifender Dienstleistungen, bis hin zur<br />

Ernährungswirtschaft.<br />

Zu den Aktionsschwerpunkte(n) des Ges<strong>und</strong>heitswirtschafts-Progr<strong>am</strong>ms“<br />

gehören dabei (nach<br />

”<br />

Staatsrat Knigge):<br />

⊲ Telematikanwendung im Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />

⊲ Neue Wege in der Pflege<br />

⊲ Förderung von bereichsübergreifenden Kooperationen<br />

in Prävention, Ges<strong>und</strong>heitsförderung, Kuration,<br />

Rehabilitation <strong>und</strong> Lebenshilfe<br />

⊲ Angebote für ältere Menschen<br />

4 Personal-/Qualifikationsentwicklung<br />

<strong>und</strong> -bedarfe<br />

Die tief greifenden <strong>und</strong> dyn<strong>am</strong>ischen Veränderungen,<br />

die auf dem Markt der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft zu erwarten<br />

sind, haben nach allgemeiner Ansicht erhebliche<br />

Auswirkungen auf das in den Kernbereichen tätige Personal,<br />

sowohl was dessen Zus<strong>am</strong>mensetzung angeht als<br />

auch bezüglich der Qualifikationen.<br />

So wird – trotz augenblicklich stagnierender<br />

Beschäftigung 20 – auf Sicht ein weiterer Personalbedarf<br />

15 Vgl. zu den Zahlen Schneider u. a. (2003).<br />

In Bremischen Krankenhäusern erfolgte zwischen 2000 <strong>und</strong> <strong>2004</strong> teilweise ein Rückgang von bis zu 10 Prozent beim pflegenden<br />

Personal (Angaben nach: Drucksache 16/217 der Bremischen Bürgerschaft).<br />

16 Zu den Zahlen <strong>und</strong> Interpretationen vgl. Schneider u. a. (2003).<br />

17 Staatsrat Dr. Arnold Knigge, zitiert nach Pressemitteilung unter: www.bremen.de/verwaltungsreform/fr<strong>am</strong>es.html?Seite=/verwaltungsreform/Kap9/Kap9<br />

7 17.html<br />

18 ”<br />

Wir haben uns vorgenommen, bis 2010 jedes Jahr 100 zusätzliche Heimplätze einzurichten“, so Hans-Heinrich Schmidt, Referatsleiter<br />

beim Senator für Soziales; zitiert nach: Kurier <strong>am</strong> Sonntag, Nr. 27 vom 04.07.<strong>2004</strong>, S. 3. Mit diesem erklärten Willen eines Ausbaues<br />

von Pflegeheimplätzen unterscheidet sich Bremen zumindest teilweise von anderen B<strong>und</strong>esländern. Der Gr<strong>und</strong> dürfte, neben Faktoren<br />

der Altersentwicklung im Lande selber, auch in dem Interesse an Bestand bzw. weiterer Attrahierung von in Bremen ansässigen<br />

Personen zu sehen sein.<br />

19 Hierfür wird wesentlich das Fehlen von medizinischen Forschungseinrichtungen verantwortlich gemacht (Schneider u. a. 2003, 9 f).<br />

20 Zu den Gründen siehe vorherigen Abschnitt.<br />

21 Diese Einschätzung wird auch von einer Studie vorgenommen, die im Rahmen des Projekts Perspektive plus X (www.perspektive-plusx.de)<br />

für Teile des Saarlandes durchgeführt worden ist (Rousselage u. Kirch-Müller 2003).<br />

Teilweise wird der Ges<strong>und</strong>heitssektor gar als ”<br />

Motor für Beschäftigung“ angesehen, da hier – per saldo – Neueinstellungen über dem allgemeinen<br />

Branchendurchschnitt liegen (vgl. IAB-Materialien Nr.1/2002), <strong>und</strong> ”<br />

Experten der Agentur für <strong>Arbeit</strong> sehen im Ges<strong>und</strong>heitsdienst<br />

eine Wachstumsbranche mit hohen Beschäftigungschancen. Jetzt schon arbeiten b<strong>und</strong>esweit 4.1 Millionen Menschen im Ges<strong>und</strong>heitswesen.<br />

Das ist jeder neunte Beschäftigte. Bis 2010 wird mit einer Ausweitung um weitere 500 000 <strong>Arbeit</strong>splätze gerechnet.“ (Presse<br />

Info 004/<strong>2004</strong> vom 27.01.<strong>2004</strong> ( ”<br />

Job-Maschine Ges<strong>und</strong>heitswesen? Gute Chancen für Akademiker“) unter www.arbeitsagentur.de/<br />

v<strong>am</strong>.) Allerdings stehen derzeitige Zahlen der Agentur für <strong>Arbeit</strong> konträr zu dieser Erwartung: ”<br />

Schwer haben es <strong>am</strong> <strong>Arbeit</strong>smarkt<br />

derzeit Fachkräfte (. . . ) aus dem Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Sozialwesen.“ ( ”<br />

Bremer <strong>Arbeit</strong>smarkt kommt nicht aus der Talsohle“, Weser-Kurier<br />

vom 05.08.<strong>2004</strong>.)<br />

22 ”<br />

Es zeigt sich ganz deutlich, dass das Thema Fachkräftebedarf nach Einschätzung der Betriebe auch in naher Zukunft eine wichtige<br />

Rolle spielen wird. So gaben 65 Prozent der Einrichtungen an, dass sie in den nächsten zwei Jahren Schwierigkeiten erwarten, speziell<br />

12 <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 EQUIB


4 Personal-/Qualifikationsentwicklung <strong>und</strong> -bedarfe<br />

erwartet 21 , verb<strong>und</strong>en mit Problemen der Personalbeschaffung.<br />

Gekennzeichnet sei dieser Bedarf allerdings<br />

von Verschiebungen: einerseits hin zu höher qualifiziertem<br />

Personal 22 , andererseits zu angereicherten oder<br />

auch neu zus<strong>am</strong>mengesetzten Qualifikationsprofilen:<br />

Gefragt ist heute zunehmend ein Qualifikationsmix,<br />

”<br />

der neben den fachspezifischen Qualifikationsinhalten<br />

auch so genannte Schlüsselqualifikationen <strong>und</strong> Kompetenzen<br />

in Bereichen wie Management <strong>und</strong> Organisation<br />

beinhaltet (. . . ). An Bedeutung gewinnen werden<br />

Informations- <strong>und</strong> Schnittstellenmanagement, die<br />

EDV, K<strong>und</strong>enorientierung <strong>und</strong> Qualitätsmanagement.<br />

Auch kulturelle Kompetenzen – Stichwort kultursensible<br />

Pflege – werden wichtiger.“ 23<br />

Demzufolge kann vorrangig von zwei Trendlinien hinsichtlich<br />

des Zuschnittes künftig nachgefragter Qualifikationen<br />

ausgegangen werden:<br />

⊲ Das Erfordernis einer Qualifikationsergänzung, in<br />

fachlicher Hinsicht <strong>und</strong> in sozialer sowie methodischer<br />

Hinsicht. Hierunter werden in erster<br />

Linie Kompetenzen <strong>und</strong> Anwendungskenntnisse<br />

im IT-Bereich genannt, die zum Umgang mit<br />

<strong>und</strong> zur qualifizierten Nutzung von u. a. Software<br />

gestützten Dokumentationen <strong>und</strong> Verlaufskontrollen<br />

im medizinisch-pflegerischen Bereich <strong>und</strong><br />

zur Einrichtung sowie Bedienung von Netzwerken<br />

befähigen. Aber auch Qualifikationen in den Bereichen<br />

K<strong>und</strong>enorientierung, Management <strong>und</strong> Qualitätssicherung<br />

24 werden verstärkt nachgefragt werden.<br />

⊲ Das Erfordernis einer (fachlichen) Qualifikationskombination,<br />

die dem Überschreiten bislang abgegrenzter<br />

Bereiche Rechnung trägt (das B<strong>und</strong>esinstitut<br />

für Berufsbildung (BIBB) spricht diesbezüglich<br />

von einer ”<br />

Qualifikationsbündelei“).<br />

In diesem Zus<strong>am</strong>menhang wären auch Zielgruppen<br />

spezifische <strong>und</strong> daran orientierte Ausrichtungen zu<br />

nennen, die vor allem mit der demografischen Struktur<br />

<strong>und</strong> Entwicklung verb<strong>und</strong>en sind: ”<br />

interkulturelle“<br />

<strong>und</strong> altersgerechte Beratungen <strong>und</strong> Betreuungen.<br />

Beides wird überlagert durch das Erfordernis nach Spezialisierung<br />

einerseits, andererseits der Nachfrage nach<br />

Generalisten“; ein Beispiel hierfür bietet der Bereich<br />

”<br />

Pflege <strong>und</strong> Betreuung:<br />

Die beständige Weiterentwicklung der Pflegeberufe<br />

”<br />

<strong>und</strong> der Medizin erfordert den Einsatz von Pflegespezialisten,<br />

da es nicht mehr möglich ist, in allen Bereichen<br />

des pflegerischen Wirkens in einer Person die<br />

Fachkompetenz auf hohem Niveau zu vereinen. Andererseits<br />

braucht es in der Pflege Generalisten, die<br />

gr<strong>und</strong>sätzlicher Weise in der Lage sind, einen Pflegebedürftigen<br />

zu versorgen <strong>und</strong> auch nach der Beratung<br />

mit einem Spezialisten (. . . ) die Pflege eigenverantwortlich<br />

durchzuführen. Auch die intensive Schulung<br />

zur Beratung von Patienten <strong>und</strong> Angehörigen wird<br />

zukünftig mehr Bedeutung bekommen.“ (Abicht u. a.<br />

2002, S. 22)<br />

Vieles aus diesem Qualifikationsumfeld dürfte in der<br />

Form berufsbegleitender Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung erfolgen,<br />

allein schon auf Gr<strong>und</strong> der Dyn<strong>am</strong>ik der<br />

Tätigkeitsanforderungen, <strong>und</strong> d<strong>am</strong>it den Trend zu ”<br />

lebenslangem<br />

Lernen“ verstärken.<br />

Darauf sind die Einrichtungen der Kernbereiche der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft<br />

einerseits gut vorbereitet, da hier<br />

Fort- <strong>und</strong> Weiterbildungsaktivitäten traditionell sehr<br />

hoch sind; andererseits bedarf es hierfür auch entsprechender<br />

zeitlicher Freiräume <strong>und</strong> Möglichkeiten: ”<br />

In<br />

Zeiten eines akuten Fachkräftemangels, in denen es<br />

häufig zu Engpässen im betrieblichen <strong>Arbeit</strong>sablauf<br />

kommt, dürfte dies oft schwierig sein.“ 25 Personalplanung,<br />

Personal- <strong>und</strong> Qualifizierungsmanagement auf<br />

Leitungsebene ist hier ebenso gefordert, wie Anbieter<br />

von Weiterbildungsangeboten sich innovativ <strong>und</strong> voraus<br />

schauend darauf einstellen müssen.<br />

Des weiteren ergibt sich daraus aber auch die Anforderung<br />

an berufliche Ausbildung, zukunftsfähige Qualifikationsinhalte<br />

modulhaft zu erarbeiten <strong>und</strong> curricular<br />

zu verankern. In diesem Zus<strong>am</strong>menhang dürfte zudem<br />

absehbar sein, dass auch <strong>und</strong> gerade neu geschaffene<br />

oder neu geregelte Aus- <strong>und</strong> Fortbildungen (dualer wie<br />

schulischer Art) vor einer länger andauernden Phase des<br />

Wandels <strong>und</strong> der Anpassung an sich real entwickelnde<br />

Tätigkeitsanforderungen stehen werden. 26<br />

Fachkräfte auf dem Markt zu finden.“ (IAB-Materialien Nr. 4/2003, S. 10.)<br />

23 So der IAT-Forschungsdirektor Josef Hilbert, nach: Informationsdienst idw, Pressemitteilung vom 02.08.<strong>2004</strong>.<br />

24 Neben so genannten ”<br />

Basisqualifikationen“ ”<br />

werden in Zukunft Qualifikationen in den Bereichen betriebswirtschaftliches Management,<br />

Organisation, Personalrekrutierung <strong>und</strong> -entwicklung, Nutzung der Neuen Medien sowie Marketing <strong>und</strong> Medizinjournalismus an<br />

Bedeutung gewinnen.“ (Fretschner u. a. 2003, S. 45) Vgl. auch Abicht u. a. (2002, S. 22).<br />

25 IAB-Materialien Nr. 4/2003, S. 11.<br />

26 Dies dürfte auch die neu geregelten <strong>und</strong> in einer Erprobungsphase befindlichen Ausbildungen im Kranken- <strong>und</strong> Altenpflegebereich<br />

betreffen. Vgl. hierzu auch Becker (<strong>2004</strong>).<br />

EQUIB <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 13


5 Veränderungen der <strong>Arbeit</strong>s- <strong>und</strong> Qualifikationsanforderungen<br />

Teil B: Ergebnisse der<br />

Betriebsbefragungen<br />

Vorbemerkung zum Aufbau<br />

Die Darstellung der Ergebnisse der Betriebsbefragung<br />

folgt der Aufbaulogik des Gesprächsleitfadens: Ausgehend<br />

von der Frage nach den aktuellen Auslösern<br />

von Qualifikationsbedarf (Veränderungen in der <strong>Arbeit</strong><br />

durch Innovationen <strong>und</strong> den Wandel der Rahmenbedingungen)<br />

wird in den Interviews dann auf deren<br />

Wirkungen auf die Qualifikationsanforderungen <strong>und</strong><br />

die Personalstruktur eingegangen. Es schließt sich die<br />

Erörterung ihrer Folgen für die Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />

an. 27 Zu betonen ist noch, dass im Rahmen der zu diesem<br />

<strong>Bericht</strong> durchgeführten Interviews in den Krankenhausbetrieben<br />

eine Fokussierung auf das pflegerischverwaltende<br />

Personal erfolgt ist.<br />

5 Veränderungen der <strong>Arbeit</strong>s- <strong>und</strong><br />

Qualifikationsanforderungen<br />

Die in Teil A beschriebenen Entwicklungen werden<br />

gleichermaßen von den betrieblichen wie den<br />

überbetrieblichen Expertinnen <strong>und</strong> Experten in der Region<br />

bestätigt <strong>und</strong> als gr<strong>und</strong>sätzlich maßgebend für<br />

veränderte Anforderungen <strong>und</strong> sich ändernde Bedarfe<br />

angeführt.<br />

Von einigen der interviewten Fachleute aus den Panelbetrieben<br />

der Krankenversorgung <strong>und</strong> Pflege allerdings<br />

wurden Zweifel angemeldet, ob sich diese Entwicklungen<br />

kurzfristig niederschlagen würden – vor allem als<br />

tatsächliche Nachfrage nach Personal. Als wesentlicher<br />

Gr<strong>und</strong> dafür wurde eine Planungsunsicherheit genannt,<br />

die mit den Entwicklungen auf dem Markt <strong>und</strong> dem<br />

Druck von (hohen) Personalkosten begründet wird.<br />

5.1 Ges<strong>am</strong>tgesellschaftliche Rahmenbedingungen<br />

Die gr<strong>und</strong>legenden <strong>und</strong> folgenreichsten Bedingungen<br />

bestehen in den strukturellen Veränderungen, die auf<br />

Gr<strong>und</strong> von neuen Gesetzen, Verordnungen <strong>und</strong> Zielsetzungen<br />

(Privatisierungen) erfolgt sind <strong>und</strong> weiter erfolgen,<br />

sowie in der demografischen Entwicklung.<br />

Blutige Entlassung“: negative Folgen verkürzter Verweildauer<br />

im Krankenhaus?<br />

”<br />

Die so genannte blutige Entlassung“ ist als Schlagwort<br />

”<br />

entstanden im Zus<strong>am</strong>menhang mit der Ankündigung bzw.<br />

Einführung der DRGs (Diagnosis Related Groups, auch<br />

Fallpauschalen“ genannt).<br />

”<br />

Sie bezeichnet den Umstand, dass Patientinnen <strong>und</strong> Patienten<br />

frühzeitiger (im Vergleich zu früher: mit mehr<br />

Nachbehandlungsbedarf) aus dem Krankenhaus entlassen<br />

werden. Der Begriff hat sich eingebürgert, <strong>und</strong> der<br />

Sachverhalt, vor allem befürchtete Folgen eines medizinischen<br />

Qualitätsverlustes, wird durchaus kontrovers diskutiert<br />

bzw. von Seiten der Krankenhäuser dementiert. Einige<br />

Auszüge:<br />

Die Einführung der DRGs wird die Krankenhauslandschaft<br />

vor allem im ländlichen Bereich <strong>und</strong> bei kleine-<br />

”<br />

ren Krankenhäusern umkrempeln. Betten werden nicht<br />

mehr nach Liegezeit bezahlt, sondern Fälle nach Diagnose<br />

<strong>und</strong> Schwierigkeitsgrad. Dies wird zu einem erheblichen<br />

Bettenabbau führen, zu früheren Entlassungsterminen<br />

(Stichwort blutige Entlassung‘), d<strong>am</strong>it zu erhöhtem<br />

’<br />

Aufwand in der <strong>am</strong>bulanten Medizin <strong>und</strong> möglicherweise<br />

zu einer Relativierung des Ärztemangels im Krankenhaus<br />

(Stichwort Vergütung des Bereitschaftsdienstes).<br />

Möglicherweise werden viele Krankenhäuser aber auch<br />

auf die Idee verfallen, überzählige ärztliche, räumliche<br />

<strong>und</strong> personelle Valenzen in neu einzurichtenden oder vergrößerten<br />

Ambulanzen <strong>am</strong> Krankenhaus anzubieten.“ ⋆<br />

Durch die vollständige, bindende Einführung des neuen<br />

”<br />

Abrechnungssystems Diagnosis Related Groups (DRG)<br />

zum 1. Januar <strong>2004</strong> wird die Krankenhausverweildauer<br />

noch weiter sinken. Manche befürchten blutige Entlassungen‘,<br />

wenn Krankenhäuser die Verweildauer so<br />

’<br />

verkürzen, dass mehr der wirtschaftliche Nutzen als das<br />

Wohl der Patienten über die Entlassung entscheidet. Einige<br />

Krankenhäuser beginnen bereits, die Defizite an<br />

der Schnittstelle zwischen stationärer <strong>und</strong> <strong>am</strong>bulanter<br />

Behandlung durch Entlassungsmanagement <strong>und</strong> Patientenüberleitungskonzepte<br />

auszugleichen.“ † Aufgr<strong>und</strong> der<br />

”<br />

politischen Entwicklungen im Ges<strong>und</strong>heitswesen werden<br />

Entlassungen nach stark verkürzter Aufenthaltsdauer im<br />

Krankenhaus erwartet. Diese Erwartung lässt stark vermuten,<br />

dass die Patienten mit einem erhöhten Pflegebedarf<br />

entlassen werden. Was die ’blutige Entlassung’ anbelangt,<br />

sind wir der Meinung, dass die Patienten mit einer ausreichenden<br />

medizinischen Versorgung, jedoch mit einem<br />

höheren Pflegebedarf als bisher entlassen werden.“ +<br />

⋆ Dr. G. Carl, 7/2002, zitiert nach www.bvdn.de.<br />

† Aus: Pressemitteilung zur EUROFORUM-Konferenz Management<br />

der Patienten-Entlassung“ <strong>am</strong> 8. <strong>und</strong> 9. Dezember 2003 in ”<br />

Bad Homburg vom 20.10.2003, www.presseportal.de.<br />

+ Aus: www.pflegesprechst<strong>und</strong>e.de.<br />

27 Siehe Dokumentation des Leitfadens im Anhang, ab Seite 35. Für das <strong>Monitoring</strong> wurde eine Leitfadenform entwickelt, die offene<br />

Fragestellungen mit einem Strukturierungsangebot in Form von ”<br />

Mindmaps“ verbindet, die die wichtigsten Elemente des kontextuellen<br />

Rahmens einer regionalen Qualifikationsbedarfsanalyse abbilden.<br />

14 <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 EQUIB


5 Veränderungen der <strong>Arbeit</strong>s- <strong>und</strong> Qualifikationsanforderungen<br />

Zu den wichtigsten politisch induzierten Veränderungen<br />

zählen: Die Einführung der ”<br />

Fallpauschalen“<br />

(DRGs) als Abrechnungssystem der Krankenhäuser,<br />

<strong>und</strong> das geplante Modell einer ”<br />

integrierten Versorgung“.<br />

Hinsichtlich der DRGs wirkt sich dies einerseits – Krankenhaus<br />

intern – als neu hinzu kommende Aufgaben für<br />

medizinische Dokumentation <strong>und</strong> Abrechnungswesen<br />

aus: die genaue Eingabe <strong>und</strong> Überprüfung erbrachter<br />

Leistungen. Betroffen sind davon sowohl das ärztliche<br />

Personal als auch Verwaltung.<br />

Andererseits aber sind auch Auswirkungen auf die<br />

medizinisch-pflegerische Versorgungskette zu nennen:<br />

Zum einen erhöht sich die Notwendigkeit eines reibungslosen<br />

Ineinandergreifens von stationärer Behandlung<br />

<strong>und</strong> (häuslicher) Nachsorge, <strong>und</strong> d<strong>am</strong>it einer datenlogistischen<br />

Kooperation zwischen den einzelnen<br />

Schnittstellen; zum andern wird hierdurch die Nachfrage<br />

nach Behandlungspflege durch <strong>am</strong>bulante Pflegedienste<br />

nicht nur quantitativ steigen, sondern auch<br />

als ein qualitatives Mehr an medizinischer Nachsorge,<br />

außerhalb der Krankenhäuser, zu Buche schlagen,<br />

mit entsprechenden Auswirkungen auf das für derartige<br />

Tätigkeiten qualifizierte <strong>und</strong> zugelassene Pflegepersonal.<br />

Nicht zuletzt vom Gelingen der Kooperation aber <strong>und</strong><br />

vom Vorhandensein entsprechend qualifizierten Personals<br />

auf Seiten der nachsorgenden Pflege dürfte<br />

abhängen, ob sich Befürchtungen hinsichtlich der Qualität<br />

medizinischer Versorgung bewahrheiten, die mit<br />

dem Schlagwort ”<br />

blutige Entlassung“ (siehe Kasten auf<br />

Seite 14) geäußert werden.<br />

Bei der integrierten Versorgung, der engen Kooperation<br />

aller an einem medizinischen Fall Agierenden,<br />

muss noch weitgehende Unsicherheit über ihre letztlichen<br />

Formen <strong>und</strong> Wirkungsweisen festgestellt werden.<br />

Zweifellos wird dieses Vorhaben, ”<br />

Sektorengrenzen“<br />

zwischen den Erbringern ges<strong>und</strong>heitlicher <strong>und</strong> pflegerischer<br />

Dienstleistungen in Richtung Fall bezogener Zus<strong>am</strong>menarbeit<br />

aufzulösen, bedeutende Auswirkungen<br />

haben, in erster Linie hinsichtlich erforderlicher Steuerungsprozesse<br />

( ”<br />

Care Management“). Da sich entsprechende<br />

Vorgehensweisen aber noch in – unterschiedlich<br />

ausgeprägten – Erprobungs- <strong>und</strong> Modellphasen befinden,<br />

sind die Auswirkungen noch nicht vollends absehbar.<br />

28<br />

Die demografische Entwicklung wird dahingehend<br />

eingeschätzt, dass hierdurch erhöhter Pflegebedarf entstehen<br />

wird. Wie sich dies konkret auf die Formen <strong>am</strong>bulanter<br />

bzw. stationärer Pflege auswirken wird, wird<br />

unterschiedlich beurteilt – z. T. sind hier die Prognosen<br />

davon geprägt, das derzeitige Betätigungsfeld als<br />

das stärker expandierende zu betrachten. Allerdings ist<br />

zu erwarten, dass sich einerseits die ”<br />

Regel“: ”<br />

<strong>am</strong>bulant<br />

geht vor stationär, stationär geht vor Hospiz“, nicht<br />

zuletzt auf Betreiben der Kassen, generell durchsetzen<br />

wird. Außerdem dürften sich Pflegeverläufe stärker als<br />

bisher in einem Wechsel zwischen <strong>am</strong>bulanter Versorgung,<br />

Krankenhaus <strong>und</strong> stationärer Versorgung abspielen.<br />

Ebenfalls wird erwartet, dass sich die noch weitgehend<br />

starre Trennung dieser Formen auflösen wird zugunsten<br />

von Mischformen (teilstationäre Pflege, betreutes<br />

Wohnen, Wohngemeinschaften), wodurch gleichfalls<br />

neue Schnittstellen entstehen werden.<br />

Zusätzlicher Qualifikationen, im Kontext der demografischen<br />

Entwicklung, wird es durch die sich<br />

verändernde kulturelle Zus<strong>am</strong>mensetzung der in der<br />

Pflege zu betreuenden Personen bedürfen, durch den<br />

Umstand, dass die Anzahl von Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten<br />

unter ihnen steigen wird. Dies wird es erforderlich<br />

machen, insbesondere in der <strong>am</strong>bulanten <strong>und</strong> stationären<br />

Pflege, ein stärkeres Augenmerk auf Formen<br />

einer ”<br />

kultursensiblen Pflege“ zu legen.<br />

Ungewissheit <strong>und</strong> Sorge bezüglich der Kombination<br />

von demografischer <strong>und</strong> wirtschaftlicher Entwicklung<br />

führen dazu, dass Anbieter sich einerseits über die<br />

Zukunftsfähigkeit ihrer Dienstleistungen besorgt zeigen,<br />

andererseits aber auch die Notwendigkeit sehen,<br />

sich stärker Markt orientiert zu präsentieren: Einem<br />

Mehrbedarf an pflegerischen Leistungen stehen weder<br />

steigende Leistungssätze der Kassen gegenüber noch<br />

steigende Einkommen in der Bevölkerung. So dürfte<br />

es ( ”<br />

in einer immer rabiater werdenden Welt“) sowohl<br />

zunehmend dringlicher werden, auch privat zu finanzierende<br />

Angebote – insbesondere solche, die den ”<br />

Lebenswert“<br />

betreffen – zu entwickeln <strong>und</strong> ”<br />

<strong>am</strong> Markt“ zu<br />

platzieren; es dürfte aber auch zunehmend schwieriger<br />

28 ”<br />

Eines der größten Probleme der medizinischen Versorgung in der GKV liegt in der starken Abgrenzung der Sektoren. Mit der Ges<strong>und</strong>heitsreform<br />

2000 eingeführt, aber in der Entwicklung nicht bemerkenswert vorangeschritten, erhält die integrierte Versorgung mit<br />

der Ges<strong>und</strong>heitsreform <strong>2004</strong> neue Impulse (. . . ). Die langfristige <strong>und</strong> strukturverändernde Verbreitung von Konzepten zur integrierten<br />

Versorgung bleibt allerdings weiterhin abhängig von sinnvollen <strong>und</strong> handhabbaren Bereinigungsvorschriften, insbesondere ab 2007.“<br />

(AOK, ”<br />

Gr<strong>und</strong>lagen der Integrierten Versorgung“, www.krankenhaus-aok.de/m06/m06 01/) Auf Gr<strong>und</strong> solcher Unwägbarkeiten wurde<br />

in einigen der durchgeführten Interviews das Gelingen des Vorhabens generell in Frage gestellt.<br />

EQUIB <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 15


5 Veränderungen der <strong>Arbeit</strong>s- <strong>und</strong> Qualifikationsanforderungen<br />

werden, dafür die entsprechende Zahlungsfähigkeit <strong>und</strong><br />

Aufgeschlossenheit vorzufinden.<br />

ganztägige Versorgung <strong>und</strong> Betreuung erforderlich <strong>und</strong><br />

darauf berechnete <strong>Arbeit</strong>szeiten vorzufinden sind.<br />

Zumindest wird es erforderlich sein, dass sich Anbieter<br />

diesbezüglich als soziale Dienstleistungsunternehmen<br />

präsentieren <strong>und</strong> verstehen <strong>und</strong> (auch)<br />

über entsprechende, zeitgemäße Marketingkompetenzen<br />

verfügen.<br />

5.2 Organisatorische Veränderungen 29<br />

Qualität <strong>und</strong> Management<br />

Qualitätssicherung, bezogen auf die Ergebnisqualität,<br />

nimmt in allen Kernbereichen der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft<br />

einen breiten Raum ein. Man sieht sich<br />

– auch schon auf Gr<strong>und</strong> des Berufsethos – dazu<br />

verpflichtet, qualitativ hochwertige Dienstleistungen<br />

zu erbringen. Dies ist um so wichtiger angesichts<br />

kritischer Beobachtungen, die die Umstrukturierungsprozesse<br />

in der Öffentlichkeit begleiten (z. B.<br />

durch Verbraucherschutz-Organisationen, Beratungsstellen<br />

für Patienten/Patientinnen). Zudem unterliegen<br />

die Einrichtungen regelmäßiger externer Kontrolle<br />

bezüglich der von ihnen erbrachten Ergebnisqualität<br />

(in der Pflege u. a. durch den Medizinischen Dienst der<br />

Krankenversicherung, MDK).<br />

Gleichwohl sind Probleme zu sehen, die durch den<br />

Druck der Personalkosten <strong>und</strong> (vor allem im Pflegebereich)<br />

durch die als nicht ausreichend empf<strong>und</strong>enen<br />

Leistungssätze entstehen. Dem wird in erster<br />

Linie zu begegnen versucht durch Veränderungen<br />

der <strong>Arbeit</strong>sorganisation (z. B. flexibilisierte <strong>Arbeit</strong>szeiten,<br />

Te<strong>am</strong>zus<strong>am</strong>mensetzungen), wobei diese Versuche<br />

hauptsächlich auf den stationären Bereich (Krankenhäuser,<br />

Pflegeheime) beschränkt sind, in dem<br />

Die herkömmliche Qualitätssicherung erfährt inzwischen<br />

allerdings eine Ergänzung durch die Forderung<br />

nach einem Qualitätsmanagement, das den Nachweis<br />

definierter, geplanter <strong>und</strong> gelenkter Prozesse, einschließlich<br />

ihrer regelmäßigen Überprüfung, erbringen<br />

muss. Dadurch sind die Einrichtungen gezwungen,<br />

z. T. nicht unwesentliche personelle Kapazitäten auf die<br />

Einrichtung, Beschreibung <strong>und</strong> betriebliche Um- bzw.<br />

Durchsetzung eines Managementsystems zu verwenden;<br />

diese stehen nicht immer in ausreichendem Maße,<br />

<strong>und</strong> mit hinreichender Qualifikation zur Verfügung.<br />

Im Krankenhausbereich ist dieser Prozess einer betrieblichen<br />

(Re-)Organisation nach Kriterien von Qualitätsmanagement<br />

(i. d. R. als KTQ-Zertifizierung 30<br />

schon seit längerem im Gange, ist in vielen Fällen abgeschlossen<br />

oder steht vor dem Abschluss. Hier werden<br />

die Wirkungen auch überwiegend positiv beurteilt,<br />

insbesondere was Organisation <strong>und</strong> Sicherung von <strong>Arbeit</strong>sabläufen<br />

betrifft.<br />

Im Bereich der (<strong>am</strong>bulanten <strong>und</strong> stationären) Pflege<br />

stellt sich die Lage differenzierter dar: Obgleich hier eine<br />

gesetzliche Forderung nach dem Aufbau eines ”<br />

einrichtungsinternen<br />

Qualitätsmanagements“ (§ 80 PQsG<br />

– Pflege-Qualitätssicherungs-Gesetz) besteht, ist dem<br />

bislang erst im stationären Bereich stärker nachgekommen<br />

worden. 31 Doch wird ”<br />

Management“ in allen Pflegeeinrichtungen<br />

zu einer immer wichtiger werdenden<br />

Aufgabe werden, vor allem angesichts neu entstehender<br />

Schnittstellen (Überleitungsmanagement, Entlassungsmanagement,<br />

Pflegemanagement; siehe den Kasten<br />

”<br />

Pflegeüberleitung“, Seite 17).<br />

29 Zu diesem <strong>und</strong> den folgenden Absätzen vgl. auch Linke (<strong>2004</strong>). Es handelt sich um Ergebnisse einer aktuellen Erhebung der <strong>Arbeit</strong>nehmerk<strong>am</strong>mer<br />

Bremen, die diese bei den <strong>am</strong>bulanten Pflegediensten in Zus<strong>am</strong>menarbeit mit dem <strong>Institut</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong> (IAW)<br />

der Universität/<strong>Arbeit</strong>nehmerk<strong>am</strong>mer Bremen im Rahmen des ESF-Projektes prag im Lande durchgeführt hat.<br />

30 ”<br />

KTQ steht für ’<br />

Kooperation für Transparenz <strong>und</strong> Qualität im Krankenhaus‘. Diese Gruppierung wurde Mitte der 90er Jahre, mit dem<br />

Ziel der kontinuierlichen Qualitätsverbesserung in Krankenhäusern, gegründet. Das KTQ-Modell ist ein praxisbezogenes Verfahren<br />

zur Beurteilung der Qualität <strong>und</strong> der Sicherheit. Weitere Ziele sind die Erhöhung der Transparenz der Leistungsqualität, die Optimierung<br />

der medizinischen Leistung i. S. des Patienten <strong>und</strong> die Motivation, neue Elemente der Qualitätssicherung zu implementieren.“<br />

(www.quality.de/lexikon/ktq.htm.)<br />

31 Auch die Auffassungen über Sinn <strong>und</strong> Umsetzungsformen fallen durchaus unterschiedlich aus: Neben Klagen über den (zeitlichen<br />

wie finanziellen) Aufwand wird häufig der Nutzen von Management-Systemen generell in Frage gestellt, ebenso wie Unsicherheit<br />

besteht hinsichtlich anzuwendender Systemkriterien <strong>und</strong> des Nutzens von Zertifizierungen (ISO 9001, EFQM-Modelle, Qualitätsoder<br />

Prüfsiegel). Ähnlich anderen B<strong>und</strong>esländern fördert auch das Land Bremen ein ”<br />

Pflege-Qualitäts-Siegel (PQS)“ als ”<br />

Projekt<br />

des <strong>Institut</strong>s für angewandte Pflegeforschung (iap) im Zentrum für Public Health der Universität Bremen unter Leitung von Professor<br />

Dr. Stefan Görres“, mit dem ”<br />

ein Verfahren zur Begutachtung von <strong>am</strong>bulanten <strong>und</strong> stationären Pflegeeinrichtungen“ entwickelt<br />

<strong>und</strong> zur Vermarktungsreife gelangen soll. (Zitate aus: www.bremen.de/verwaltungsreform/fr<strong>am</strong>es.html?Seite=/verwaltungsreform/Kap9/Kap9<br />

7 17.html.)<br />

16 <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 EQUIB


5 Veränderungen der <strong>Arbeit</strong>s- <strong>und</strong> Qualifikationsanforderungen<br />

Pflegeüberleitung: viele Daten müssen vollständig<br />

<strong>und</strong> rechtzeitig da sein!<br />

Mit Pflegeüberleitung wird das (möglichst reibungslose)<br />

Ineinanderübergehen von Vorgängen an den Schnittstellen<br />

Patient/-in, Angehörige, Arzt/Ärztin, Krankenhaus, Sozialdienst,<br />

Pflegediensten <strong>und</strong> ggf. weiteren externen Versorgern<br />

bezeichnet. Mit ihr soll insbesondere auch der<br />

Übergang von stationärer in häusliche (<strong>am</strong>bulante) Pflege<br />

koordiniert werden, unter Berücksichtigung vorwiegend<br />

folgender Momente:<br />

⊲ fachkompetente Beratung <strong>und</strong> Information der Patienten<br />

<strong>und</strong> Angehörigen über die Möglichkeiten einer<br />

häuslichen Versorgung in Bezug auf Hilfsmittelmöglichkeiten,<br />

aber auch Aufwand <strong>und</strong> zukünftige<br />

Belastungen<br />

⊲ pflegefachliche Einschätzung, Beratung <strong>und</strong> Klärung,<br />

ob Pflege zu Hause überhaupt bzw. unter welchen Bedingungen<br />

möglich ist<br />

⊲ rechtzeitige <strong>und</strong> tragfähige Klärung der weiteren Versorgung,<br />

mit allen Beteiligten<br />

⊲ die Gewährleistung einer adäquaten Hilfsmittelversorgung<br />

in Zus<strong>am</strong>menarbeit mit Krankenkassen <strong>und</strong> Sanitätshäusern,<br />

d<strong>am</strong>it das notwendige <strong>und</strong> angemessene<br />

Hilfsmittel zum Entlassungszeitpunkt zu Hause zur<br />

Verfügung steht<br />

⊲ bei komplexeren Pflegeproblemen Informationsaustausch<br />

mit <strong>am</strong>bulanten Pflegediensten <strong>und</strong> weiterbehandelnden<br />

Ärzten<br />

⊲ Unterstützung der Patienten <strong>und</strong> Angehörigen bei allen<br />

Belangen, die eine Entlassung nach Hause betreffen<br />

⊲ Kooperation mit dem zuständigen Hausarzt/Facharzt<br />

<strong>und</strong> anderen medizinischen Einrichtungen einschl.<br />

Krankenkassen ∗<br />

Angesichts des Umstandes, dass für eine reibungslose<br />

<strong>und</strong> erfolgreiche Pflegeüberleitung eine Vielzahl an<br />

medizinisch-pflegerischen Daten sach- <strong>und</strong> fristgerecht<br />

zu übermitteln ist, kommt es häufig (<strong>und</strong> insbesondere<br />

seitens <strong>am</strong>bulanter Pflegedienste) zu Klagen über eine<br />

mangelhafte Umsetzungspraxis. Neben entsprechender<br />

Qualifizierung sollen Entwicklung <strong>und</strong> Einsatz von<br />

unterstützender IuT-Technologie die Vorgänge erleichtern<br />

<strong>und</strong> verbessern helfen.<br />

∗ Quelle: Städtisches Klinikum Kemperhof, Koblenz<br />

(www.kemperhof.de/angebote/pflegeueberleitung.html).<br />

Marketing, Kooperation <strong>und</strong> Spezialisierung<br />

Eine für viele Unternehmen des Ges<strong>und</strong>heitssektors<br />

neue Aufgabe ist mit der Notwendigkeit verb<strong>und</strong>en,<br />

künftig verstärkt ”<br />

k<strong>und</strong>enorientiert“ agieren <strong>und</strong> sich<br />

sowie ihr Angebot ”<br />

bewerben“ zu müssen. ( ”<br />

Ges<strong>und</strong>heit<br />

<strong>und</strong> Pflege werden zu einem Markt wie jeder andere.“)<br />

Dafür gilt es,<br />

⊲ neue ”<br />

Pakete“ von Angeboten zu entwickeln, die<br />

pflegerische Leistungen im engen Sinne verbinden<br />

mit Dienstleistungen, die auf das weitere Lebensumfeld<br />

von K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> K<strong>und</strong>innen bezogen sind; 32<br />

⊲ flexibel zu sein <strong>und</strong> die Angebotspalette variieren<br />

<strong>und</strong> der Nachfrage anpassen zu können;<br />

⊲ offensiv aufzutreten <strong>und</strong> zeitgemäße Medien sowie<br />

Kommunikationsformen nutzen zu können.<br />

Dabei sind als Adressaten nicht nur die konkret zu<br />

betreuende Klientel anzusehen, sondern ebenso die<br />

Öffentlichkeit allgemein, insbesondere zu dem Zweck,<br />

ehren<strong>am</strong>tlich mitarbeitende Personen zu gewinnen (für<br />

soziale Betreuung).<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> sehen sich die Einrichtungen<br />

auch zunehmend weniger als ”<br />

verlängerten Arm<br />

des Kassensystems“, sondern als Dienstleistungsunternehmen,<br />

die Kompetenzfelder definieren <strong>und</strong> entwickeln<br />

müssen. Dies ist, bezogen auf die Krankenhäuser,<br />

Teil des Prozesses ihrer Umwandlung, in dessen Verlauf<br />

Schwerpunktsetzungen vorgenommen <strong>und</strong> ”<br />

Kompetenzzentren“<br />

eingerichtet werden. Aber auch im pflegerischen<br />

Bereich ist mit ähnlichen Tendenzen zu rechnen,<br />

ohne dass schon von eindeutigen Trends gesprochen<br />

werden kann. Neben Fusionierungen <strong>am</strong>bulanter<br />

Pflegeeinrichtungen (<strong>und</strong> einer d<strong>am</strong>it verb<strong>und</strong>enen<br />

Ausweitungsstrategie bezogen auf K<strong>und</strong>schaft <strong>und</strong> Angebote<br />

33 sind auch hier Spezialisierungen auf einzelne<br />

Betreuungsfelder im Gespräch – vorrangig zu nennen<br />

sind die Felder der (an Umfang zunehmenden) Behandlungspflege<br />

<strong>und</strong> der Betreuung dementer Personen.<br />

32 Manche Pflegedienste bieten vermehrt so genannte ”<br />

Wohlfühldienstleistungen“ an, bei denen zusätzlich zu oder neben den pflegerischen<br />

Kernbereichen (SGB V, SGB XI) auch weitere Dienstleistungen angeboten werden, die nicht oder nicht mehr über den Leistungskatalog<br />

der Kassen abzurechnen sind. Dies betrifft die Schaffung ”<br />

sozialer Kontakte“ ebenso wie Angebote, die auf das Lebensumfeld<br />

bezogen sind: ”<br />

House-Keeping“ bei urlaubsbedingten Abwesenheiten z. B., Behördenberatung für Angehörige spezieller Kulturkreise,<br />

oder Unterstützung bei hauswirtschaftlichen Erfordernissen (bei letzterem erwarten nicht wenige eine steigende Nachfrage). Vor<br />

diesem Hintergr<strong>und</strong> sind Verbände von Anbietern sozialer Dienstleistungen dabei, Leistungskataloge zu entwickeln für solche Dienstleistungen,<br />

die nicht über Kassen refinanziert werden können, sondern privat zubezahlt werden müssen (vgl. z. B.: ”<br />

Service-Offensive:<br />

Pflegedienste erweitern ihr Angebot“, Pressemitteilung des bpa vom 16.08.<strong>2004</strong>, zitiert nach; www.bpa.de/upload/public/doc/ISE.pdf).<br />

33 Dazu wird die Einschätzung geäußert, dass sich Pflegedienste, deren K<strong>und</strong>schaft aus weniger als 100 Personen besteht (mit einer<br />

Personalstärke von ca. 20 Beschäftigten), in dieser Größenordnung nur schwer auf Dauer werden halten können. Die Erhebung der <strong>Arbeit</strong>nehmerk<strong>am</strong>mer<br />

Bremen kommt zu der Aussage: ”<br />

Der hohen Zahl an Existenzneugründungen steht gegenüber, dass auch Konkurse<br />

zunehmen.“ (Linke <strong>2004</strong>, S. 27)<br />

EQUIB <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 17


5 Veränderungen der <strong>Arbeit</strong>s- <strong>und</strong> Qualifikationsanforderungen<br />

In diesem Zus<strong>am</strong>menhang werden Kooperationen einzugehen<br />

sein, die nicht nur durch Formen <strong>und</strong> Modelle<br />

innerhalb der Versorgungskette ( ”<br />

integrierte Versorgung“)<br />

bestimmt sein werden, sondern ebenso dadurch,<br />

dass Einrichtungen sich auf bestimmte Leistungsbereiche<br />

spezialisieren <strong>und</strong> andere Leistungen vermittels<br />

Dritter abdecken lassen.<br />

In welchem Ausmaße darüber Formen von Kooperation<br />

zunehmen, <strong>und</strong> auf welche Weise sie auf den<br />

Markt treten werden, ist noch nicht absehbar – zur Zeit<br />

überwiegen noch weitgehend informelle Absprachen<br />

zwischen einzelnen Einrichtungen. Auf Sicht gesehen<br />

wird dadurch jedoch unternehmerisches, betriebswirtschaftlich<br />

denkendes Handeln ebenso gefordert sein<br />

wie die Fähigkeit zu Projektmanagement.<br />

5.3 Innovations- <strong>und</strong> Produktentwicklungen<br />

Qualifikationsbedarf im Zus<strong>am</strong>menhang neuer Produkte<br />

erfolgt sowohl über Angebote,<br />

⊲ die von außen (vornehmlich aus dem IuT-Bereich)<br />

auf den Ges<strong>und</strong>heitssektor einwirken, z. B. in Form<br />

von Hard- oder Software-Angeboten für Leistungserfassung<br />

oder Dienstplangestaltung, als auch über<br />

solche,<br />

⊲ die der Pflegesektor im Zus<strong>am</strong>menhang mit der Planung<br />

<strong>und</strong> Gestaltung seiner Dienstleistungsangebote<br />

selbst nachfragt oder entwickelt (vorrangig im Zuge<br />

der oben, aber auch nachfolgend angeführten Orientierung<br />

<strong>am</strong> Markt).<br />

IuT-Entwicklungen<br />

Übereinstimmung herrscht allgemein darüber, dass die<br />

Notwendigkeit des Einsatzes von EDV-Unterstützung<br />

bei der Verwaltungs- <strong>und</strong> Datenübertragungsarbeit zunimmt<br />

<strong>und</strong> weiter zunehmen wird.<br />

Beschleunigt wird dies in erster Linie durch Anforderungen,<br />

die an den <strong>und</strong> über die Schnittstellen entstehen,<br />

als Datenübermittlung <strong>und</strong> -austausch: mit Kassen,<br />

bei Überleitungen, in Versorgungsverbünden. Aber<br />

auch einrichtungsinterne Vorgänge (Dokumentationen,<br />

<strong>Arbeit</strong>seinsatzplanung, Informationsbeschaffung) werden<br />

zunehmend mittels elektronischer Software bzw.<br />

über elektronische Medien erfolgen.<br />

Am weitesten voran geschritten ist die Nutzung von<br />

EDV in großen Einrichtungen (Krankenhäuser, Pflegeheime),<br />

die auch seit längerem auf solche Mittel<br />

zurückgreifen <strong>und</strong> zurückgreifen können; hier<br />

besteht auch eine größere Offenheit gegenüber ihrer<br />

Verwendung. In kleineren Einrichtungen hingegen,<br />

insbesondere der <strong>am</strong>bulanten Pflege, steht man<br />

dem Einsatz elektronischer Medien eher skeptisch gegenüber<br />

– auch wenn man befürchtet, dazu gezwungen<br />

zu sein. Der Gr<strong>und</strong> für diese Skepsis liegt zum<br />

einen in der herkömmlichen Gewöhnung an schriftliche<br />

Dokumentationen <strong>und</strong> (weitestgehend) mündliche<br />

Kommunikation vor dem Hintergr<strong>und</strong> vergleichsweise<br />

überschaubarer Datenmengen; zum andern fürchtet<br />

man die Investitionskosten: für Hard- <strong>und</strong> Software<br />

ebenso wie für die Qualifizierung der Beschäftigten.<br />

Neue Dienstleistungsangebote erfordern Beratungskompetenz<br />

Im Krankenhausbereich haben Privatisierung <strong>und</strong> Wettbewerbsorientierung<br />

u. a. dazu geführt, Schwerpunktsetzungen<br />

auf Feldern der medizinischen Kompetenz<br />

vorzunehmen (sog. ”<br />

Kompetenzzentren“), das Angebot<br />

<strong>am</strong>bulanter Behandlungen (in ”<br />

Tageskliniken“) zu erweitern<br />

<strong>und</strong> neue Angebots- <strong>und</strong> Beratungsfelder zu erschließen:<br />

So werden etwa Beratungs- <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitliche<br />

Querschnittsangebote (medizinische Aufklärung,<br />

Prävention <strong>und</strong> Versorgung) intensiviert (siehe das Beispiel<br />

im Kasten “Ges<strong>und</strong>heit für alle“). Außerdem<br />

öffnen Krankenhäuser ihre (bislang weitgehend internen)<br />

Fort- <strong>und</strong> Weiterbildungsangebote auch für Dritte,<br />

ebenso wie ihre arbeitsmedizinischen Dienste.<br />

Ges<strong>und</strong>heit für alle: das Ges<strong>und</strong>heitszentrum im Bremer<br />

Westen“<br />

”<br />

Ich habe schon so viel versucht <strong>und</strong> nehme einfach nicht<br />

”<br />

ab. Was kann ich tun?“<br />

Was ist eigentlich Sodbrennen?“<br />

”<br />

Wie bleibe ich ges<strong>und</strong>?“<br />

”<br />

Was versteht man unter Reiki?“<br />

”<br />

Mit diesen Fragen macht das DIAKO auf sein Angebot ”<br />

r<strong>und</strong> um Ges<strong>und</strong>heit, Prävention, Information, Entspannung<br />

<strong>und</strong> Fitness“ aufmerks<strong>am</strong> (www.diako-bremen.de ).<br />

Es bietet – gegen Entgelt in unterschiedlicher Höhe –<br />

öffentliche Veranstaltungen an zu Themen wie Bewegung“,<br />

Entspannung“, Ernährung“, Wellness“ u.a.m.<br />

” ”<br />

”<br />

”<br />

Eine Ausweitung von Beratungs- <strong>und</strong> Betreuungsangeboten<br />

steht auch bei den <strong>am</strong>bulanten Pflegediensten<br />

im Vordergr<strong>und</strong> ihrer Planungen, nicht zuletzt vor dem<br />

Hintergr<strong>und</strong> der Forderung ”<br />

<strong>am</strong>bulant geht vor stationär“.<br />

Dadurch werden zukünftig verstärkt Angebote<br />

im Mischbereich zwischen <strong>am</strong>bulanter <strong>und</strong> stationärer<br />

Pflege erforderlich sein, einschließlich von Tagesbetreuung.<br />

Hierüber<br />

18 <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 EQUIB


6 Auswirkungen auf die Qualifikationsbedarfsfelder<br />

VITAL“: Ein Altenheim zuhause<br />

”<br />

Seit kurzem bieten zwei regionale Pflegedienste (in Bremerhaven)<br />

diesen Service, der unter anderem eine ständig<br />

”<br />

verfügbare Kommunikation via Bildschirm zu den Pflegebedürftigen<br />

beinhaltet. Wenn Senioren den Wunsch nach<br />

persönlicher Kommunikation haben, können sie von ihren<br />

Wohnungen aus Kontakt mit ihren Betreuern im Pflegedienst<br />

aufnehmen. Das Internet ermöglicht, dass beide den<br />

für ein vertrauensvolles Gespräch wichtigen Blickkontakt<br />

haben.<br />

Die Internet-gestützte Dienstleistung wird im Rahmen des<br />

Projekts VITAL entwickelt. Projektpartner sind neben dem<br />

ttz Bremerhaven/BIGT der Pflegedienst Unterweser <strong>und</strong><br />

die Dirk Reske häusliche Kranken-, Alten- u. Behindertenpflege<br />

GmbH. Das Vorhaben wird über die Bremer<br />

Innovations-Agentur (BIA) <strong>und</strong> die Bremerhavener <strong>Arbeit</strong><br />

GmbH (BRAG) aus Mitteln des Landes Bremen <strong>und</strong> des<br />

Europäischen Sozialfonds gefördert.<br />

In Zukunft sollen Pflegebedürftige auf diese Weise r<strong>und</strong> um<br />

die Uhr betreut werden können. D<strong>am</strong>it wird es vor allem<br />

möglich, Phasen der Eins<strong>am</strong>keit zu überwinden. Senioren<br />

können aber auch Rat der Betreuer einholen, Pflegemaßnahmen<br />

abstimmen <strong>und</strong> weitere Dienstleistungen anfordern.<br />

Dem Pflegedienst hilft die Bildübertragung während<br />

der Gespräche, den Ges<strong>und</strong>heitszustand der Senioren einzuschätzen,<br />

pflegerisch zu reagieren <strong>und</strong> auch eventuelle<br />

Notfälle zu erkennen. (. . . )<br />

Prof. Dr. Ulrike Lichtblau vom BIGT <strong>am</strong> ttz Bremerhaven<br />

versichert, dass dabei besonderes Augenmerk auf eine<br />

Technikgestaltung gelegt wird, die sowohl den Senioren<br />

als auch den Betreuern eine einfache <strong>und</strong> angstfreie<br />

Nutzung des Kommunikationsangebots ermöglicht. ’<br />

Technik<br />

wird nicht um ihrer selbst willen verwendet, sondern<br />

soll einen Beitrag dazu leisten, älteren Menschen lange<br />

ein selbstbestimmtes Wohnen in vertrauter Umgebung zu<br />

ermöglichen.‘<br />

Die neuen Betreuungsaufgaben stellen besondere Anforderungen<br />

an die Mitarbeiter der Pflegedienste, die aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong> umfassend geschult werden. Die aufmerks<strong>am</strong>e<br />

Gesprächsführung über eine räumliche Distanz hinweg<br />

muss ebenso trainiert werden wie die Beobachtung in der<br />

Pflegesituation, der Einsatz der Technik <strong>und</strong> die Bewegung<br />

vor der K<strong>am</strong>era.“<br />

Zitat aus der Pressemitteilung vom 03.03.<strong>2004</strong> in www.idw-online.de/public.<br />

In einigen Interviews wurde allerdings zu diesem Projekt angemerkt, dass man sicherlich beobachten müsse, inwieweit bei der Zielgruppe<br />

(mit gegenwärtig noch wenig Vertrautheit bezüglich neuer Medien) eine Akzeptanzbereitschaft gegenüber dieser medial vermittelten<br />

Betreuungsform vorhanden ist.<br />

⊲ sind die Übergänge fließend zu stationären Einrichtungen,<br />

die sich ihrerseits partiell der Tagesbetreuung<br />

öffnen oder verstärkt der Einrichtung betreuter<br />

Wohnbereiche zuwenden wollen; 34<br />

⊲ wird sich die Zus<strong>am</strong>menarbeit mit Angehörigen<br />

(oder sonstigen betreuenden Personen) intensivieren<br />

müssen <strong>und</strong> deren Beratung weiteres Gewicht erhalten<br />

(insbesondere im Zus<strong>am</strong>menhang mit Personen,<br />

die an Demenz erkrankt sind).<br />

Als weiteres, zumindest mittelfristig ins Blickfeld geratendes<br />

Operationsfeld dürfte schließlich (neben Beratungsleistungen<br />

im Zus<strong>am</strong>menhang mit getätigten Versorgungsleistungen)<br />

auch eine allgemeine Ges<strong>und</strong>heitsinformation<br />

<strong>und</strong> -prävention Chancen als Angebot haben.<br />

Dies ist allerdings, abgesehen von einigen Krankenhausbetrieben,<br />

noch wenig angedacht oder gar aufgenommen<br />

worden. 35<br />

6 Auswirkungen auf die Qualifikationsbedarfsfelder<br />

Einhellig <strong>und</strong> in allen drei untersuchten Kernbereichen<br />

(Krankenhaus, <strong>am</strong>bulante <strong>und</strong> stationäre Pflege) wurde<br />

die Auffassung vertreten, dass die Qualifikationsanforderungen<br />

anspruchsvoller geworden sind <strong>und</strong> weiter<br />

steigen werden; d<strong>am</strong>it bestätigen sich für die Region die<br />

Auffassungen <strong>und</strong> Prognosen, wie sie überregional getroffen<br />

werden (vgl. Teil A). Als wichtigste Bedarfsfelder,<br />

für die Nachfrage nach Qualifikationen besteht,<br />

werden angesehen:<br />

⊲ Planungs-, Lenkungs- <strong>und</strong> Überwachungsfunktionen<br />

(sowohl bezüglich der vorzunehmenden Aufgaben<br />

als auch bezüglich des Personaleinsatzes);<br />

⊲ Dienstleistungs-, Kommunikations- <strong>und</strong> Beratungskompetenz;<br />

⊲ erweiterte fachliche Kompetenzen;<br />

⊲ Anwendungskompetenz für EDV sowie IuT-Medien<br />

34 Ein innovatives Angebot in diesem ”<br />

Mischbereich“ stellt das ”<br />

virtuelle Altenheim“ dar, das es den K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> K<strong>und</strong>innen erlauben<br />

soll, möglichst lange im gewohnten Lebensumfeld zu verbleiben <strong>und</strong> erforderliche Versorgungsleistungen ”<br />

online“ abrufen zu können.<br />

Ein derartiges Modellprojekt ist Anfang <strong>2004</strong> in Bremerhaven ”<br />

ans Netz“ gegangen; vgl. den Kasten ”<br />

Vital“, Seite 19.<br />

35 Auch Angebote für die Ausgestaltung betrieblicher Ges<strong>und</strong>heitspolitiken (für Betriebe außerhalb der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft) könnten<br />

hinzukommen <strong>und</strong> den Übergang in ges<strong>und</strong>heitskompetente Unternehmensberatung markieren (Beispiele hierzu sind bislang allerdings<br />

nur in größeren Industriebetrieben, unter dem Stichwort ”<br />

Work-Life-Balance“, vorzufinden).<br />

36 Die Angaben decken sich d<strong>am</strong>it in vielem mit dem, was auch in den jüngst veröffentlichten Untersuchungsbef<strong>und</strong>en des BIBB zu Tage<br />

getreten ist; dort wurden als primäre Erfordernisse genannt: betriebswirtschaftliche Kenntnisse, Qualitätssicherung, unternehmerisches<br />

Denken <strong>und</strong> Handeln. Vgl. Schade (<strong>2004</strong>, S. 18).<br />

EQUIB <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 19


6 Auswirkungen auf die Qualifikationsbedarfsfelder<br />

⊲ Schlüsselqualifikationen (so genannte ”<br />

Soft Skills“)<br />

<strong>und</strong><br />

⊲ präventiver <strong>Arbeit</strong>s- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutz. 36<br />

Managementkompetenzen: Planung, Lenkung <strong>und</strong><br />

Überwachung<br />

Hierunter fallen Funktionen, wie sie in anderen <strong>Wirtschaft</strong>sbereichen<br />

etwa auf der Ebene von Abteilungsoder<br />

Bereichsleitung anzutreffen sind: die selbständige<br />

Planung <strong>und</strong> Durchführung von Aufgaben, die innerhalb<br />

des operativen Geschäftes anfallen (eingeschlossen<br />

verwalterische Tätigkeiten) sowie die Planung <strong>und</strong><br />

Überwachung des Personaleinsatzes. 37<br />

Begründet ist dies durch eine ”<br />

Diversifizierung“<br />

der Angebotsfelder, durch strukturelle Veränderungen,<br />

durch das Entstehen von (zunehmend bedeuts<strong>am</strong>er werdenden)<br />

Schnittstellen, aber ebenso durch Rationalisierungszwänge<br />

38 , was vermehrt zu einer ” Übernahme<br />

von Verantwortung“ führt <strong>und</strong> Managementkompetenzen,<br />

unter Einschluss von Personalmanagement erforderlich<br />

macht.<br />

Gute Aussichten auf einen <strong>Arbeit</strong>splatz“<br />

”<br />

attestierte ein Artikel der FAZ (10.04.<strong>2004</strong>, S. 57) den<br />

Studierenden der Pflegewissenschaft: Später können<br />

”<br />

sie Pflegedienste leiten, in Kliniken, Heimen oder bei<br />

Verbänden <strong>und</strong> Krankenkassen eingesetzt werden.“ Als<br />

ein Gr<strong>und</strong> wird angegeben, dass den Studierenden<br />

Fähigkeiten vermittelt werden, die besonders auf die Anforderungen<br />

komplexer werdender Sach- <strong>und</strong> Systemzus<strong>am</strong>menhänge<br />

abgezielt sind, analytisches, diagnostisches<br />

<strong>und</strong> vernetztes Denken. Abläufe müssen sys-<br />

”<br />

tematisch erklärt werden. Die Leute müssen mit den<br />

Hausärzten zus<strong>am</strong>menarbeiten.“<br />

In Bremen finden entsprechend akademische Ausbildungsgänge<br />

an der Universität (<strong>Institut</strong> für angewandte<br />

Pflegeforschung, iap) sowie an der Hochschule Bremen<br />

( Internationaler Studiengang für Pflegeleitung“) statt.<br />

”<br />

In Bremerhaven bietet die Hochschule Bremerhaven<br />

den Studiengang Medizintechnik an, dessen berufliches<br />

Einsatzfeld in ärztlichen Praxen <strong>und</strong> Krankenhäusern<br />

”<br />

von der Anwendung medizintechnischer Geräte über das<br />

Gerätemanagement bis zur Planung <strong>und</strong> Einrichtung von<br />

Anlagen <strong>und</strong> im industriellen Bereich von der Produktentwicklung<br />

über das Produktmanagement bis zur Produktschulung“<br />

reicht. Der Bedarf an entsprechend ausgebildeten<br />

Diplom-Ingenieuren/Ingenieurinnen wird, nach Aussage<br />

der Hochschule, als ansteigend angesehen (Hochschule<br />

Bremerhaven, Studienführer <strong>2004</strong>/05, S. 128 ff).<br />

Ergänzend kommt die Notwendigkeit hinzu, sich vermehrt<br />

”<br />

unternehmerisch“ betätigen zu müssen <strong>und</strong> im<br />

Wettbewerb – auch offensiver – zu bestehen. Dadurch<br />

werden unternehmerisches Handeln <strong>und</strong> betriebswirtschaftliche<br />

Kenntnisse zunehmende Bedeutung<br />

als Kompetenzen gewinnen müssen. Dies stellt<br />

insbesondere für solche <strong>am</strong>bulante Pflegeeinrichtungen<br />

eine neue, ungewohnte Situation dar, die – Mitte der<br />

90er Jahren von ehemals abhängig beschäftigten Pflegekräften<br />

gegründet – über kein oder wenig unternehmerisches<br />

Know-How verfügen, da sie bislang ausschließlich<br />

bis überwiegend auf der Gr<strong>und</strong>lage einer<br />

Refinanzierung durch die Pflegekassen agierten bzw.<br />

nach diesem Budget (dem ”<br />

Leistungskatalog“) Personaleinsatz<br />

planten <strong>und</strong> Pflegeleistungen anboten. Auf<br />

diese Weise weiterhin ”<br />

<strong>am</strong> Markt“ bestehen bleiben zu<br />

können, wird auf Dauer nicht möglich sein.<br />

Dienstleistungskompetenz: Kommunikation <strong>und</strong><br />

Beratung<br />

Unternehmerisches Handeln <strong>und</strong> Denken ist auch vor<br />

dem Hintergr<strong>und</strong> erforderlich, dass pflegerische Dienstleistungen,<br />

aber auch medizinische, zunehmend in einem<br />

Feld des Wettbewerbes stattfinden, wodurch der<br />

Umgang mit den K<strong>und</strong>innen <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> die Gewinnung<br />

neuer Klientel als wichtige Aufgaben anzusehen<br />

sind: Es muss – so wurde häufig die Auffassung<br />

geäußert – gerade im sozialen Bereich ”<br />

gelernt werden,<br />

die Leistungen zu verkaufen, Pflegen ist auch ein Verkaufsprozess“,<br />

dem es das mit dem Beruf <strong>und</strong> seinem<br />

Herkommen verb<strong>und</strong>ene karitative Ethos zu integrieren<br />

gilt. 39<br />

Über eine Erschließung neuer Zielgruppen – insbeson-<br />

37 Siehe dazu auch das folgende Kapitel 7 auf Seite 24. Im Zus<strong>am</strong>menhang mit solchen erweiterten Anforderungen an das Leitungspersonal<br />

werden akademisch qualifizierten Personen besondere Beschäftigungschancen attestiert; siehe den Kasten ”<br />

Gute Aussichten. . .“<br />

auf Seite 20.<br />

38 Letzteres wurde insbesondere aus dem Krankenhausbereich angeführt.<br />

39 Das kann als Ergänzung gelten zu der schon seit längerem bestehenden Auffassung, dass Pflege sich zu ”<br />

professionalisieren“ habe;<br />

bislang allerdings war diese Forderung in erster Linie auf eine Einstellung der Pflegekräfte zu ihrem Beruf bezogen gewesen, in dem<br />

sie sich durch dessen soziale <strong>und</strong> fürsorgerische Implikationen häufig ”<br />

aufreiben“.<br />

40 Über einen Zus<strong>am</strong>menschluss von Evangelischer Heimstiftung e. V. Stuttgart, dem Verlagshaus Vincentz Network <strong>und</strong> dem Marktforschungsinstitut<br />

Konzept & Markt ist <strong>2004</strong> ein ”<br />

Altenpflege-Monitor <strong>2004</strong>. Erwartungen an die professionelle Altenpflege“ als ”<br />

repräsentative<br />

Studie“ über ”<br />

Menschen zwischen 50 <strong>und</strong> 64 Jahren sowie Menschen ab 65 Jahren“ erschienen. Darin wird die Zielgruppe<br />

20 <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 EQUIB


6 Auswirkungen auf die Qualifikationsbedarfsfelder<br />

dere für Angebote, die über das traditionell den Einrichtungen<br />

zugeschriebene ”<br />

Zuständigkeits“-Spektrum<br />

hinausgehen – werden (vorrangig bei leitendem Personal)<br />

Marktbeobachtung 40 <strong>und</strong> innovativ-kreatives unternehmerisches<br />

Handeln in einem weit höheren Maße<br />

als bislang erforderlich werden. Aber auch die operativ<br />

tätigen Beschäftigten werden – durch das Erfordernis<br />

kompetenter Beratung <strong>und</strong> in ihrem Auftreten nach außen<br />

– vor die Notwendigkeit gestellt, sich als ”<br />

Vertreter/<br />

-innen“ ihres Unternehmens zu verstehen.<br />

Ein besonderes Feld der Kombination von<br />

Dienstleistungs- <strong>und</strong> Beratungskompetenz stellt die<br />

Klientel älterer <strong>und</strong> zu betreuender Menschen aus anderen<br />

Kulturkreisen (Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten)<br />

dar: Hier sind neben den fachlichen Leistungen auch<br />

Beratungsleistungen in Bezug auf das Lebensumfeld<br />

(Behörden etc.) zu erbringen – vor allem aber ein ausgeprägtes<br />

Verständnis gegenüber kulturellen Besonderheiten<br />

(siehe Kasten ”<br />

Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten:<br />

Bedarfe ohne Betreuung?“ auf Seite 22).<br />

Ein Zukunftsfeld von Beratung <strong>und</strong> Information<br />

schließlich wird die Nutzung elektronischer Medien<br />

(Internet, E-Mail) im Verkehr zwischen Anbieter- <strong>und</strong><br />

Nachfrageseite sein müssen, wozu es entsprechend<br />

attraktiv, bedienungsfre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> informativ aufgemachter<br />

Präsentationen bedarf – einschließlich eines<br />

Marketingkonzeptes <strong>und</strong> ggf. Umsetzungskompetenzen<br />

(siehe hierzu auch die Kästen ”<br />

Förderung der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft“<br />

(Seite 11) <strong>und</strong> ”<br />

Vital“ (Seite 19)).<br />

Fachliche Kompetenzen 41<br />

Hinsichtlich der fachlichen Kompetenzen bestätigt sich<br />

im Wesentlichen die schon oben (Teil A) zitierte Aussage,<br />

wonach sowohl ”<br />

Generalisten“ als auch ”<br />

Spezialisten“<br />

42 nachgefragt würden. Begründen lässt sich dies<br />

mit vielfältiger werdenden <strong>Arbeit</strong>saufgaben, einer notwendiger<br />

Weise knappen Personaldecke <strong>und</strong> daraus resultierender<br />

flexibler <strong>Arbeit</strong>sorganisation.<br />

Der Bedarf an generalistischem Wissen begründet<br />

sich darüber, dass mehr <strong>und</strong> mehr im Te<strong>am</strong> <strong>und</strong><br />

fachübergreifend zus<strong>am</strong>mengearbeitet werden muss<br />

(vor allem im Krankenhausbereich), so dass das Personal<br />

neben Spezialkenntnissen auch über – zumindest<br />

– Gr<strong>und</strong>kenntnisse aus anderen Bereichen ausreichend<br />

verfügen müsse.<br />

Ein neues“ Krankheitsbild: Demenz<br />

”<br />

Dementielle Erscheinungsformen sind, als Krankheitsbild<br />

(<strong>und</strong> häufig als Begleiterscheinung zu anderen Pflegeerfordernissen)<br />

in jüngster Zeit verstärkt ins Blickfeld<br />

geraten; u. a. gibt es hierzu diverse, über Internet<br />

abrufbare, Leitlinien“ sowie Empfehlungen für diesbezüglich<br />

zu entwickelnde Pflegestandards“, bei denen<br />

”<br />

”<br />

übereinstimmend hervorgehoben wird, dass es einer entsprechenden<br />

(gerontopsychiatrischen) Qualifizierung der<br />

Betreuenden bedürfe.<br />

Dies erscheint um so wichtiger, als (besonders in der <strong>am</strong>bulanten<br />

Pflege) ein erheblicher Personalanteil in un- oder<br />

angelernten <strong>und</strong> in der Gr<strong>und</strong>pflege eingesetzten Kräften<br />

besteht, der sich mit diesem Krankenbild nicht auskennt<br />

<strong>und</strong> daher oft nicht angemessen zu reagieren in der Lage<br />

ist. Zusätzlich wichtig ist die Beratung von mit betreuenden<br />

Angehörigen.<br />

Weitere Informationen: www.volkssolidaritaet.de <strong>und</strong><br />

www.bmgs.b<strong>und</strong>.de<br />

Bedarf an Spezialisten ist die Folge eines Ansteigens<br />

von (auch einer Sensibilisierung gegenüber) neu ins<br />

Blickfeld geratenden Erfordernissen; zu nennen sind<br />

hier zu allererst W<strong>und</strong>versorgung <strong>und</strong> die Betreuung dementer<br />

Personen bzw. deren Umfeldes. Hierüber wird<br />

es auch in der <strong>am</strong>bulanten Pflege, die weit stärker von<br />

generalistischer Aufgabenkombination geprägt ist, zu<br />

vermehrtem Einsatz von Personal kommen, das für<br />

spezielle Tätigkeiten zuständig ist. Zu nennen ist zum<br />

einen die Aufgabe intensiver <strong>und</strong> fachlich herausfordernd<br />

werdender Nachsorge ( ”<br />

Behandlungspflege“) 43 ;<br />

zum andern erhöht sich die Nachfrage nach spezieller<br />

Betreuungskompetenz für bestimmte kohärente Gruppen<br />

von Patienten <strong>und</strong> Patientinnen: In erster Linie <strong>und</strong><br />

aktuell betrifft dies gerontopsychiatrische Kenntnisse<br />

u. a. beschrieben hinsichtlich ihres Informationsstandes <strong>und</strong> ihrer Informationsquellen, aber auch hinsichtlich ihrer Einstellungen zu<br />

<strong>und</strong> Erwartungen an die Pflege. Vgl. www.vdab.de/web/newlet/detail.php?nr=3001.<br />

41 Gewissermaßen als Querschnittsqualifikation zu den fachlichen Anforderungen aber auch zu fast allen genannten <strong>und</strong> auf Beratung wie<br />

Betreuung bezogenen Kompetenzbereichen wurde von den Panelbetrieben das Erfordernis von psychologischer Kompetenz betont: in<br />

erster Linie dafür, um – neben der fachlichen Pflege – auch ”<br />

auf den Menschen eingehen“ zu können.<br />

42 Ein Bedarf sowohl an ”<br />

Generalisten“ als auch an ”<br />

Spezialisten“ lässt sich auch aus den Eckpunkten der ”<br />

<strong>Arbeit</strong>s- <strong>und</strong> Sozialministerkonferenz“<br />

vom 18.12.<strong>2004</strong> erschließen (www.vincentz.net, <strong>am</strong> 23.11.<strong>2004</strong>, Herv. EQUIB): ”<br />

Die Minister sprechen sich in dem Eckpunktepapier<br />

dafür aus, den Vorrang der häuslichen Versorgung konsequent umzusetzen. Die dazu erforderlichen Leistungsangebote<br />

zur Unterstützung, Entlastung <strong>und</strong> Begleitung der häuslich Pflegenden, insbesondere im Bereich der niedrigschwelligen Hilfeangebote<br />

seien auf- <strong>und</strong> auszubauen. Weiterhin sei auf die Bedürfnisse <strong>und</strong> Bedarfe pflegebedürftiger Menschen, insbesondere von Menschen<br />

mit einer Demenzerkrankung, einzugehen. Deren besonderer Hilfebedarf (Anleitung <strong>und</strong> Beaufsichtigung) sei bei der Feststellung der<br />

leistungsbegründeten Voraussetzungen ausreichend zu berücksichtigen.“<br />

43 Dies wird die Folge kürzer werdender Verweildauer in den Krankenhäusern sein, vornehmlich die W<strong>und</strong>versorgung betreffend.<br />

EQUIB <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 21


6 Auswirkungen auf die Qualifikationsbedarfsfelder<br />

Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten: Bedarfe ohne Betreuung?<br />

Interkulturelle Pflege: Mit Werben um muslimische Pflegekräfte“<br />

machte das Internetportal www.vincentz.net im<br />

”<br />

Juli auf ein Projekt des Landes Hessen aufmerks<strong>am</strong>:<br />

Quelle: Meldung vom 04.12.<strong>2004</strong> in: www.vincentz.net/homepage/h flash.cfm?id=7990.<br />

für die Betreuung von Personen, die an Demenz leiden<br />

(siehe Kasten ”<br />

Demenz“ auf Seite 21); aber auch<br />

Behinderten-, MS-, Aids- oder Wachkoma- <strong>und</strong> Beatmungspflege<br />

sind zunehmend Bedarfsfelder. 44<br />

EDV- <strong>und</strong> Medienkompetenz<br />

Waren es bislang in erster Linie Progr<strong>am</strong>me für (interne)<br />

Leistungsberechnung <strong>und</strong> Personaleinsatz, die zur<br />

Anwendung gekommen sind, so werden in naher Zukunft<br />

vermehrt auch Progr<strong>am</strong>me <strong>und</strong> Hardware für umfangreichere<br />

Dokumentationen <strong>und</strong> für den Datenaustausch<br />

zwischen den einzelnen Schnittstellen innerhalb<br />

der Versorgungskette eingesetzt werden. Dies stellt in<br />

erster Linie Anforderungen an das Personal von Pflegediensten,<br />

bei denen bislang nur wenige Kräfte berufliche<br />

Erfahrung mit <strong>und</strong> Kenntnisse in Software-<br />

Bedienung hatten; hier wird daher mit erheblichem<br />

Qualifizierungsbedarf gerechnet. 45<br />

” Mit dem Modellprojekt Kultursensible Altenpflege‘ wollen<br />

’<br />

das Land Hessen <strong>und</strong> die Türkisch-Deutsche Ges<strong>und</strong>heitsstiftung<br />

(TDG) mehr muslimische Zuwanderer in der Altenpflege<br />

einsetzen <strong>und</strong> die Integration türkischer Senioren<br />

ausbauen. Die Zahl alter <strong>und</strong> pflegebedürftiger Menschen<br />

in Hessen wird bekanntlich ansteigen. Unter ihnen<br />

’<br />

werden immer mehr Zuwanderer sein, die nicht in ihr Heimatland<br />

zurückkehren‘, sagte Landesozialministerin Silke<br />

Lautenschläger (CDU). Das Modellprojekt soll der Gewinnung<br />

geeigneter Bewerber dienen, die sozialpädagogische<br />

Betreuung sicherstellen <strong>und</strong> Unterrichtsmaterialien für die<br />

kultursensible Ausbildung erproben.<br />

Das Projekt unter der Federführung der TDG läuft bis<br />

2006 <strong>und</strong> wird von B<strong>und</strong>, Land, dem Europäischen Sozialfonds<br />

<strong>und</strong> der Stiftung finanziert. Hessens Beitrag zu den<br />

Ges<strong>am</strong>tkosten von über 500 000 Euro beläuft sich nach<br />

Angaben der Ministerin auf insges<strong>am</strong>t 106 000 Euro. An<br />

dem Projekt beteiligen sich fünf Altenpflegeschulen.“ (siehe<br />

auch: www.trd-online.net)<br />

In Bremen engagieren sich diesbezüglich (in Projekten,<br />

Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung <strong>und</strong> Beratung) in erster Linie freigemeinnützige<br />

Träger (z. B. <strong>Arbeit</strong>erwohlfahrt, www.awobremen.de).<br />

Aber auch die Bremer Heimstiftung ist auf diesem<br />

Gebiet aktiv, sowohl was die Ausbildung von Pflegekräften<br />

(aus dem Kreis von Migrantinnen/Migranten) betrifft,<br />

als auch mit ”<br />

Deutschlands erster Betreute(r) Wohnanlage<br />

für türkische Senioren. (. . . ) Sitz des Interkulturellen<br />

Wohnhauses, das von der Bremer Heimstiftung betrieben<br />

wird, ist der von vielen Türken bewohnte Bremer Stadtteil<br />

Gröpelingen. Hier stehen den Mietern in einem kleinen<br />

Mietshaus insges<strong>am</strong>t 13 Wohnungen zur Verfügung.<br />

Die speziellen Bedürfnisse türkischer Rentner wurden bei<br />

der Planung möglichst weitgehend berücksichtigt. So sprechen<br />

die Mitarbeiter des kooperierenden <strong>am</strong>bulanten Pflegedienstes<br />

fließend türkisch. Einen weiteren Vorteil des Interkulturellen<br />

Wohnhauses sieht die Bremer Heimstiftung<br />

darin, dass die Bewohner unter sich bleiben können. Denn<br />

türkische Senioren hätten häufig Probleme mit dem Alltag<br />

in deutschen Heimen, so Sabine Gerbich von der Türkisch-<br />

Deutschen Ges<strong>und</strong>heitsstiftung in Gießen. ”<br />

Das fängt bei<br />

der Musik <strong>und</strong> der Einrichtung an.“ Daneben wurden Laubengänge<br />

<strong>und</strong> ein kleiner Brunnen installiert, um mediterrane<br />

Atmosphäre aufkommen zu lassen. Nicht zuletzt sind<br />

die Toiletten in den Apartments so angebracht, dass ihre<br />

Benutzer nicht mit dem Rücken gen Mekka sitzen müssen.<br />

Aber auch im Krankenhausbereich, in dem das Personal<br />

im Umgang mit elektronischen Medien – zur Informationsgewinnung<br />

wie zu Zwecken der Dokumentation<br />

– bereits geschult ist, ist mit einem weiteren Ansteigen<br />

von Qualifizierungsbedarf für Dokumentierungs<strong>und</strong><br />

Datenaufbereitungsaufgaben (für Abrechnung 46<br />

wie medizinische Dokumentationen) zu rechnen.<br />

Schlüsselqualifikationen<br />

Als wichtiges, die fachlichen wie die Managementqualifikationen<br />

begleitendes Moment sind die<br />

Schlüsselqualifikationen anzusehen. Werden soziale<br />

Kompetenz <strong>und</strong> selbständiges <strong>Arbeit</strong>en in Pflegeberufen<br />

gleichs<strong>am</strong> unterstellt, so gewinnen Te<strong>am</strong>fähigkeit,<br />

Verantwortungsbewusstsein, analytisches Denken <strong>und</strong><br />

die Bereitschaft, hinzu zu lernen <strong>und</strong> sich weiterzubilden,<br />

zunehmend an Bedeutung, um komplexe <strong>Arbeit</strong>saufgaben<br />

bewältigen <strong>und</strong> Friktionen oder Fehler in<br />

eng geplanten <strong>und</strong> kalkulierten Abläufen vermeiden zu<br />

können. 47<br />

Solche Kompetenzen sind nicht allein für das Agie-<br />

44 In diesem Zus<strong>am</strong>menhang kann auf Nursery“-Erfahrungen aus angelsächsischen, skandinavischen Ländern <strong>und</strong> den Niederlanden<br />

”<br />

verwiesen werden, wo es schon seit längerem diesbezügliche, erprobte Betreuungsformen gibt.<br />

45 Diesbezüglich wird von den <strong>am</strong>bulanten Pflegediensten häufig geäußert, man wisse gar nicht, wie man solche Qualifizierungen zeitlich<br />

organisieren <strong>und</strong> finanziell bewerkstelligen könne.<br />

46 Insbesondere aktuell für Leistungsdokumentation <strong>und</strong> -abrechnung im Zus<strong>am</strong>menhang mit den eingeführten Fallpauschalen.<br />

47 Begründet wird dies gleichfalls wieder mit Rationalisierungsvorgängen, die es einerseits gar nicht mehr möglich machen,<br />

ständig nach dem Rechten sehen zu können“, die andererseits aber auf friktionsloses Gelingen angewiesen sind. Für<br />

ӟberall<br />

die Führungspersonalebene wird komplementär dazu die Auffassung vertreten, dass <strong>Arbeit</strong>sorganisationsplanung, -steuerung <strong>und</strong><br />

-überwachung weniger in der Form der Supervision denn als Coaching“ der Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter vor sich gehen müsse.<br />

”<br />

22 <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 EQUIB


6 Auswirkungen auf die Qualifikationsbedarfsfelder<br />

ren gegenüber den K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> K<strong>und</strong>innen von Bedeutung,<br />

sondern auch einrichtungsintern als wichtig<br />

zu erachten, nicht zuletzt, d<strong>am</strong>it wichtige Informationen<br />

ausgetauscht bzw. abgerufen werden können: für<br />

kompetente <strong>Arbeit</strong>sausführung (etwa im Zus<strong>am</strong>menspiel<br />

von ”<br />

Generalisten“ <strong>und</strong> ”<br />

Spezialisten“) ebenso<br />

wie als Rückmeldungen bezüglich zu erbringender oder<br />

nachgefragter Leistungen ( ”<br />

K<strong>und</strong>enzufriedenheit“).<br />

NEXT-Studie: <strong>Arbeit</strong>sbedingungen <strong>und</strong> Berufsausstieg<br />

Fast 4 000 Krankenschwestern <strong>und</strong> -pfleger aus 585<br />

”<br />

Krankenhäusern, Alten- <strong>und</strong> Pflegeheimen <strong>und</strong> <strong>am</strong>bulanten<br />

Pflegediensten in 10 europäischen Ländern haben<br />

an der Befragung für die NEXT-Studie teilgenommen<br />

(Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien,<br />

Italien, Niederlande, Norwegen, Polen, Slowakei).<br />

Mit dieser Resonanz wurden die Erwartungen bei weitem<br />

übertroffen. Allein in Deutschland haben 3 565 Pflegende<br />

aus 75 Einrichtungen auf die Befragung geantwortet.<br />

Auffällig ist der große Unterschied zwischen einzelnen<br />

Pflegeeinrichtungen. Der Anteil derer, die aus der Pflege<br />

aussteigen wollen, schwankt je nach Einrichtung zwischen<br />

fünf <strong>und</strong> 50 Prozent. Offensichtlich gibt es attraktive <strong>und</strong><br />

unattraktive Einrichtungen. Der Zus<strong>am</strong>menhang mit den<br />

<strong>Arbeit</strong>sbedingungen ist deutlich: Wo sie als schlecht empf<strong>und</strong>en<br />

werden, möchten mehr aus dem Beruf aussteigen.<br />

Im europäischen Vergleich steht Deutschland bei den <strong>Arbeit</strong>sbedingungen<br />

des Pflegepersonals eher ungünstig da.<br />

Dies zeigt sich insbesondere bei den <strong>Arbeit</strong>szeiten: 40<br />

Prozent sind d<strong>am</strong>it unzufrieden, so viel wie in keinem anderen<br />

Land. So müssen hierzulande mehr als ein Drittel<br />

aller Pflegenden mindestens sechsmal im Monat vor 5 Uhr<br />

früh aufstehen, um zur <strong>Arbeit</strong> zu gelangen. Solche <strong>Arbeit</strong>szeiten<br />

sind in Westeuropa eine Rarität, insbesondere in<br />

Holland, wo weniger als ein Prozent der Schwestern <strong>und</strong><br />

Pfleger so früh aufstehen müssen.“<br />

Zitiert aus: Pressemitteilung der Bergischen Universität Wuppertal<br />

vom 07.10.2003, www.next.uni-wuppertal.de/dt/index dt.htm.<br />

Präventiver <strong>Arbeit</strong>s- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutz<br />

Angesichts steigender fachlicher, aber auch arbeitsorganisatorischer<br />

Ansprüche an die Beschäftigten werden<br />

präventive <strong>Arbeit</strong>s- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutzkompetenzen<br />

zunehmendes Gewicht erhalten. Dafür muss über<br />

die reine Einhaltung gesetzlicher (<strong>Arbeit</strong>sschutz-)Vorschriften<br />

hinaus gegangen <strong>und</strong> eine besondere ”<br />

Selbstpflegekompetenz“<br />

implementiert werden – vor dem<br />

Hintergr<strong>und</strong> des Wissens, dass Beschäftigte der Pflegeberufe<br />

(vor allem beim Umgang mit den Patientinnen<br />

<strong>und</strong> Patienten, aber auch durch Wechselwirkungen von<br />

<strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> F<strong>am</strong>ilie) in einem hohen Maße physischen<br />

<strong>und</strong> psychischen Belastungen ausgesetzt sind.<br />

” Frauenberuf Pflege“ <strong>und</strong> Gender Mainstre<strong>am</strong>ing“<br />

”<br />

(GM)<br />

Gender Mainstre<strong>am</strong>ing ist die (Re)Organisation, Verbesserung,<br />

Entwicklung <strong>und</strong> Evaluierung gr<strong>und</strong>satzpolitischer<br />

”<br />

Prozesse mit dem Ziel, eine geschlechterbezogene Sichtweise<br />

in alle politischen Konzepte auf allen Ebenen <strong>und</strong> in<br />

allen Phasen durch alle normalerweise an politischen Entscheidungen<br />

beteiligten Akteure einzubringen“ (Definition<br />

des Europarates, 1998).<br />

Als verbindliche Forderung wurde dies im Vertrag von<br />

Amsterd<strong>am</strong> für alle Mitgliedsstaaten der EU festgeschrieben;<br />

die B<strong>und</strong>esrepublik hat demzufolge (im Koalitionsvertrag<br />

von 2002) Gender Mainstre<strong>am</strong>ing als Umsetzungsziel<br />

formuliert <strong>und</strong> sich u. a. verpflichtet, regelmäßig einen <strong>Bericht</strong><br />

zur Lage der Gleichstellung von Frauen <strong>und</strong> Männern<br />

”<br />

in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland zu erstellen.“<br />

Der englische Begriff Gender bezeichnet das soziale<br />

oder anerzogene Geschlecht; mit einer geschlechterbezogenen<br />

Sichtweise“ geht es darum, durch Ein-<br />

”<br />

”<br />

bindung der Chancengleichheit in sämtliche politische<br />

Konzepte <strong>und</strong> Maßnahmen Ausgewogenheit <strong>und</strong><br />

Gerechtigkeit für Frauen <strong>und</strong> Männer zu erreichen“<br />

(www.gendermainstre<strong>am</strong>ing.at). Gender Mainstre<strong>am</strong>ing<br />

ist also mehr als nur“ Frauenförderung, hat zu reflektieren<br />

”<br />

auf zwischen den Geschlechtern bestehende Unterschiede,<br />

wie sie sich gesellschaftlich – <strong>und</strong> d<strong>am</strong>it auch im Berufsleben<br />

– manifestiert haben, nicht zuletzt also auch auf<br />

die Fragwürdigkeit von als typisch weiblich“ bezeichnete<br />

”<br />

Berufs- <strong>und</strong> Statusgruppen.<br />

Für weitere Ausführungen <strong>und</strong> allgemeine Umsetzungsempfehlungen<br />

von GM vgl. <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> 2002/2, zu beziehen im<br />

Internet unter www.equib.de.<br />

Da diese Belastungen häufig als nicht nur berufsbedingt,<br />

sondern auch als sozial <strong>und</strong> ethisch notwendig<br />

zu erbringen <strong>und</strong> zu ertragen angesehen werden, führen<br />

sie häufig dazu, die eigene, physische wie psychische<br />

Berufsfähigkeit hintan zu stellen.<br />

Dies ist einer der Gründe – neben Unzufriedenheit<br />

mit <strong>Arbeit</strong>szeiten (Schicht- oder geteilte Dienste) –<br />

die zu den berufstypisch hohen Fluktuations- <strong>und</strong> Berufsabbruchraten<br />

führen; verstärkt nach wenigen Jahren<br />

des Berufseinstieges. 48 Im europäischen Vergleich<br />

stellt dies in Deutschland ein besonders gravierendes<br />

Problem dar, wie aus einer derzeit laufenden Studie hervorgeht<br />

(siehe Kasten ”<br />

NEXT“, Seite 23).<br />

48 Vgl. dazu auch die Ergebnisse eines derzeit europaweit durchgeführten Projektes: NEXT-Studie, ein europäisches Forschungsprojekt<br />

zum vorzeitigen Ausstieg aus dem Pflegeberuf. Koordiniert von der Bergischen Universität Wuppertal, Fachbereich D – Abt. Sicherheitstechnik,<br />

<strong>Arbeit</strong>ssicherheit/Ergonomie (www.next.uni-wuppertal.de). Vgl. außerdem die entsprechenden Forschungsberichte <strong>und</strong><br />

Untersuchungen, die von der B<strong>und</strong>esanstalt für <strong>Arbeit</strong>sschutz <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>smedizin (BAuA) veröffentlicht worden sind.<br />

EQUIB <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 23


7 Folgen für den Personalbedarf<br />

Ein weiterer, ebenfalls im Kontext von <strong>Arbeit</strong>sbedingungen<br />

zu sehender Umstand ist der, dass im Pflegebereich<br />

der Anteil von Frauen bei über 80 Prozent<br />

liegt, wodurch die Vereinbarkeit von Erwerbsarbeitszeiten<br />

<strong>und</strong> F<strong>am</strong>ilienarbeit stärker als bislang in das Blickfeld<br />

präventiver, betrieblicher Ges<strong>und</strong>heitspolitik geraten<br />

müsste (siehe die Kästen NEXT“ auf Seite 23 <strong>und</strong><br />

”<br />

Frauenberuf Pflege“ auf Seite 23).49<br />

”<br />

7 Folgen für den Personalbedarf<br />

Stagnation der Beschäftigtenzahl<br />

Weitgehend einhellig wird von den Panelbetrieben angegeben,<br />

dass derzeit keine Ausweitung des Personalstandes<br />

geplant ist; im Gegenteil sei – zumindest im<br />

Krankenhausbereich – mit einem weiteren Rückgang zu<br />

rechnen; wenn neu eingestellt werde, dann mit befristeten<br />

<strong>Arbeit</strong>sverträgen; außerdem werden im Bereich der<br />

stationären Pflege z. T. neue <strong>Arbeit</strong>szeit- <strong>und</strong> Schichtmodelle<br />

(Teilzeit <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong> auf Abruf) eingeführt, mit<br />

der Tendenz zu zwar ”<br />

mehr Köpfen, aber nicht mehr<br />

Stellen“. Als Gr<strong>und</strong> werden die hohen Personalkosten<br />

angegeben, verb<strong>und</strong>en mit der Unsicherheit, wie sich<br />

das Ges<strong>und</strong>heitsmodernisierungsgesetz kurz- bzw. mittelfristig<br />

auswirken werde. 50<br />

Nachfrage auf dem <strong>Arbeit</strong>smarkt könnte allenfalls über<br />

den Ersatz von ausscheidendem Personal erfolgen, da<br />

in manchen Fällen, vor allem bei Einrichtungen in ehemals<br />

öffentlicher oder freigemeinnütziger Trägerschaft,<br />

der Altersdurchschnitt relativ hoch sei.<br />

Neuer Personalmix<br />

Von der überwiegenden Anzahl der Panelbetriebe wird<br />

die Auffassung vertreten, dass sich ein Trend fortsetzen<br />

wird, der in vielen Fällen schon zu beobachten ist:<br />

eine Aufteilung in hochqualifiziertes Personal auf der<br />

einen Seite (sowohl mit generalistischer, multifunktionaler<br />

Kompetenz als auch mit hoch spezialisierter Kompetenz),<br />

<strong>und</strong> geringer qualifiziertem Personal auf der<br />

anderen Seite, das vorrangig mit ausführenden, angeleiteten<br />

<strong>und</strong> überwachten Funktionen betraut ist. In Krankenhausbetrieben<br />

wird dazu die Einschätzung vertreten,<br />

dass sich die Aufteilung in spezialisiertes, ex<strong>am</strong>iniertes<br />

Personal <strong>und</strong> assistierende Kräfte auf ein Verhältnis von<br />

40 zu 60 Prozent hin entwickeln dürfte.<br />

Schere zwischen qualifiziertem <strong>und</strong> unqualifiziertem<br />

Personal?<br />

Die Tendenz eines Personalmixes von hoch- <strong>und</strong> komplex<br />

qualifiziertem (<strong>und</strong> vergleichsweise teuren) Personal<br />

mit weniger qualifizierten, z. T. un- oder angelerntem<br />

Kräften könnte sich noch verstärken auf Gr<strong>und</strong> der<br />

Ankündigungen, Personen, die <strong>Arbeit</strong>slosengeld II nach<br />

Hartz IV“ beziehen, u. a. für soziale oder pflegerische<br />

”<br />

Dienstleistungen einzusetzen (so genannte Ein-Euro- ”<br />

Jobs“).<br />

Einige Pflegeverbände versprechen sich hiervon einen<br />

Qualitätszuwachs ihrer Angebote, da auf diese Weise<br />

insbesondere betreuende Leistungen erbracht werden<br />

könnten, die auf andere Weise nicht mehr kostendeckend<br />

ausgeführt werden könnten.<br />

Allerdings wird in diesem Zus<strong>am</strong>menhang von nicht wenigen,<br />

vor allem privaten, Anbietern ein weiterer Abbau qualifizierten<br />

Personals sowie ein möglicher Qualitätsverlust in<br />

pflegerischen Kernbereichen befürchtet:<br />

Der <strong>Arbeit</strong>geber- <strong>und</strong> Berufsverband Privater Pflege<br />

”<br />

(ABVP) sieht die geplante Einführung so genannter Ein-<br />

Euro-Jobs in der Altenpflege mit großer Skepsis. Einem ’<br />

kurzzeitigen Erfolg in der <strong>Arbeit</strong>slosenstatistik steht eine<br />

ernst zu nehmende Gefahr für sozialversicherungspflichtige<br />

Beschäftigungsverhältnisse gegenüber‘, sagte Mario<br />

D<strong>am</strong>itz, stellvertretender ABVP-Hauptgeschäftsführer.<br />

D<strong>am</strong>itz sieht die Ein-Euro-Jobs in Konkurrenz zum echten<br />

<strong>Arbeit</strong>smarkt treten, wenn Einrichtungen nicht zusätzliche<br />

’<br />

<strong>Arbeit</strong>en, die von öffentlichem Interesse sind, sondern<br />

mehr <strong>und</strong> mehr reguläre <strong>Arbeit</strong>en durch die Ein-Euro-<br />

Kräfte ausführen lassen.‘ Hier öffne sich ein Graubereich,<br />

der nur schwer zu kontrollieren sei.<br />

Mit Besorgnis‘ nehme sein Verband zur Kenntnis, so D<strong>am</strong>itz,<br />

dass die B<strong>und</strong>esregierung <strong>und</strong> die Verbände der frei-<br />

’<br />

en Wohlfahrtspflege bereits mit 15 000 Ein-Euro-Jobs für<br />

Langzeitarbeitslose in Pflege- <strong>und</strong> Betreuungseinrichtungen<br />

rechnen.“<br />

Quelle: Graubereich in der Pflege befürchtet: ABVP kritisiert<br />

”<br />

Einführung von Ein-Euro-Jobs in der Altenpflege.“ Mitteilung<br />

vom 03.11.<strong>2004</strong>, www.vincentz.net/news/index.cfm.<br />

Auch hierfür wird in erster Linie der Kostendruck<br />

verantwortlich gemacht; allerdings liefern auch die<br />

veränderten Aufgaben ein zusätzliches Argument: So<br />

sei einerseits der Anteil von Routinetätigkeiten angestiegen,<br />

für die es keines intensiv ausgebildeten Personals<br />

(dreijährig, ex<strong>am</strong>iniert) bedürfe; andererseits<br />

49 In mehreren Interviews k<strong>am</strong>en allerdings Wunsch <strong>und</strong> Interesse zum Ausdruck, vermehrt männliches Personal bei Einstellungen zu<br />

berücksichtigen <strong>und</strong> den traditionellen Frauenberuf ”<br />

Pflege“ dadurch ”<br />

aufzulockern“; dem stehe allerdings nicht zuletzt das vergleichsweise<br />

niedrige Lohn- <strong>und</strong> Gehaltsgefüge hinderlich entgegen.<br />

50 Die allgemeine Zurückhaltung gegenüber einer Erhöhung des Personalstandes drückt sich auch darin aus, dass etliche Betriebe angeben,<br />

periodische personelle Engpässe über Personalvermittlungsagenturen zu überbrücken. Zum Zus<strong>am</strong>menhang von Personalplanung<br />

<strong>und</strong> politischen Determinanten siehe auch Fußnote 5 auf Seite 8.<br />

24 <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 EQUIB


8 Folgen <strong>und</strong> Empfehlungen für die Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />

würden Aufgaben zunehmen (z. B. durch Behandlungspflege),<br />

die von Pflegehilfskräften nicht ausgeführt werden<br />

dürfen. An ihre Stelle würden vermehrt (geringer<br />

entlohnte) Arzthelferinnen treten.<br />

der Beschäftigtenzahl noch nicht abgeschlossen ist, <strong>und</strong><br />

darüber frei gestelltes Personal die Nachfrage seitens<br />

der <strong>am</strong>bulanten wie stationären Pflege weitgehend zufrieden<br />

stellt.<br />

In Einrichtungen der Altenpflege sind zudem zwei<br />

weitere Tendenzen zu beobachten: der Ersatz von<br />

Pflegekräften durch (gleichfalls billigere) Hauswirtschaftskräfte,<br />

insbesondere im stationären bzw. betreuten<br />

Wohnbereich (wobei auch auf ungelernte Kräfte<br />

zurückgegriffen wird: ”<br />

Hausfrauen, die sich etwas hinzu<br />

verdienen wollen“) sowie der vermehrte Einsatz<br />

von ehren<strong>am</strong>tlich tätigen ”<br />

Ergänzungskräften“, insbesondere<br />

für die Flankierung pflegerischer Kernaufgaben<br />

durch soziale Betreuung.<br />

Insbesondere die letztere Tendenz könnte möglicherweise<br />

eine weitere Variante erfahren auf Gr<strong>und</strong> der<br />

jüngsten, unter der Bezeichnung ”<br />

Hartz IV“ geläufigen<br />

Beschlüsse zur <strong>Arbeit</strong>smarktreform (vergleiche den<br />

Kasten ”<br />

Schere zwischen qualifiziertem <strong>und</strong> unqualifiziertem<br />

Personal?“, Seite 24). Inwieweit der geplante<br />

Einsatz von so genannten Ein-Euro-Jobs in der<br />

Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft die Personalstruktur insges<strong>am</strong>t<br />

verändern wird <strong>und</strong> welcher Qualifikationsbedarf sich<br />

speziell für diese Kräfte ergeben wird, wird im nächsten<br />

<strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> zu untersuchen sein.<br />

Bedarfsdeckung <strong>und</strong> Personalangebot<br />

Derzeit sehen die Einrichtungen kaum Probleme bei<br />

der Deckung ihres Personalbedarfes ( ”<br />

Es gibt so viele<br />

Initiativ-Bewerbungen wie nie zuvor.“) 51 : Erhöht wird<br />

das <strong>Arbeit</strong>skräfteangebot zusätzlich durch den Umstand,<br />

dass im Krankenhausbereich die Reduzierung<br />

In diesem Zus<strong>am</strong>menhang wird von den Einrichtungen<br />

sehr gezielt vorgegangen bei Einstellung <strong>und</strong><br />

Auswahl 52 des <strong>am</strong> <strong>Arbeit</strong>smarkt vorfindlichen Personalangebotes<br />

( ”<br />

Gute Kräfte bleiben nicht lange arbeitslos.“<br />

53 ), <strong>und</strong> vor allem wird bei qualifiziertem<br />

Personal sehr genau auf dessen Berufseignung <strong>und</strong><br />

Te<strong>am</strong>fähigkeit geachtet. 54<br />

Die Deckung anderer Bedarfe, insbesondere für Betreuung<br />

<strong>und</strong> Hilfstätigkeiten – für die nur geringe qualifikatorische<br />

Voraussetzungen, oder solche, die als durch<br />

Lebenserfahrung“ erworben unterstellt werden – erfolgt<br />

häufig <strong>am</strong> regulären <strong>Arbeit</strong>smarkt<br />

”<br />

vorbei.<br />

8 Folgen <strong>und</strong> Empfehlungen für die<br />

Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />

Bei der Auswertung der Bedarfsmeldungen werden<br />

zunächst zwei Momente augenfällig:<br />

⊲ Die Einrichtungen sind alles<strong>am</strong>t aktiv bis sehr aktiv,<br />

was die Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung ihrer Beschäftigten<br />

angeht. Das lässt sich darüber erklären, dass für Einrichtungen<br />

der Pflege schon immer (eine kontinuierliche)<br />

Qualifizierung ihrer Mitarbeiterinnen <strong>und</strong><br />

Mitarbeiter gewissermaßen ”<br />

zum Geschäft“ dazu<br />

gehörte – aus Bedarfsgründen ebenso wie auf Gr<strong>und</strong><br />

des Umstandes, dass durch Vorgaben in Gesetzen<br />

51 Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> – dass eine Stelle suchende <strong>Arbeit</strong>skräfte selbst initiativ werden – muss die Aussage keinen Widerspruch<br />

darstellen, wonach auf Vermittlungsangebote der (regionalen) Agentur für <strong>Arbeit</strong> nur in geringem Maße zurückgegriffen würde.<br />

52 Als Beispiel dafür kann das Auswahlverfahren angesehen werden, mit dem die Bremer Heimverwaltung einen neuen Weg in der Personalpolitik“<br />

beschreitet: Bewerberinnen <strong>und</strong> Bewerber mittels eines speziell auf die soziale <strong>Arbeit</strong> im Pflegebereich“ abgestimmten<br />

”<br />

”<br />

Assessment Center auszuwählen, um qualifiziertes <strong>und</strong> engagiertes Personal“ zu gewinnen. (Zitate aus: Pflege: Ein fordernder Beruf<br />

” ”<br />

mit Zukunft“ (Weser-Kurier, 06.11.<strong>2004</strong>, S. 1), <strong>und</strong> www.pflegen-online.de/themen/news/assessment-center-pflege-heimverwaltungbremen.htm.<br />

53 Dies wird auch bestätigt durch Angaben der regionalen Agentur für <strong>Arbeit</strong>, wonach es so gut wie keine arbeitslos gemeldeten Fachkräfte<br />

in den Pflegeberufen gebe.<br />

54 D<strong>am</strong>it scheint sich eine Veränderung ergeben zu haben gegenüber den Bef<strong>und</strong>en aus der Studie der <strong>Arbeit</strong>nehmerk<strong>am</strong>mer Bremen, die<br />

wesentlich auf Daten aus dem Jahr 2003 zurückgeht: Das Angebot an qualifizierten <strong>Arbeit</strong>skräften auf dem regionalen <strong>Arbeit</strong>smarkt<br />

”<br />

wird als eher schlecht beurteilt. Mehr als die Hälfte der Pflegeeinrichtungen sehen starke Defizite im Angebot an qualifiziertem Personal<br />

<strong>und</strong> 15 Prozent der Einrichtungen sind der Meinung, dass das Personal zusätzlich qualifiziert werden muss. Nur 15 Prozent sind mit<br />

dem Angebot auf dem regionalen <strong>Arbeit</strong>smarkt zufrieden.“ (Linke <strong>2004</strong>, S. 13)<br />

55 Das ist beispielsweise schon seit längerem vorgeschrieben für Pflegedienste; das ist, als jüngstes Beispiel, Bestandteil der ab Januar<br />

2005 gültigen Berufsordnung für Kranken- <strong>und</strong> Kinderkrankenpflegefachkräfte“ in Bremen:<br />

”<br />

Wenn die Berufsordnung <strong>am</strong> 1. Januar 2005 in Kraft tritt, sind die r<strong>und</strong> 7 000 Krankenschwestern <strong>und</strong> -pfleger in Bremen gefordert,<br />

”<br />

neben dem Studium der Fachliteratur mindestens 10 St<strong>und</strong>en pro Jahr in die Erhaltung <strong>und</strong> Weiterentwicklung ihres Wissens – zum Beispiel<br />

durch Fortbildungsveranstaltungen – zu investieren <strong>und</strong> auf Verlangen nachzuweisen.“ (Pressemitteilung des Senators für <strong>Arbeit</strong>,<br />

Frauen, Ges<strong>und</strong>heit, Jugend <strong>und</strong> Soziales vom 23.09.<strong>2004</strong>.) Als ebenfalls neue, im Rahmen des Ges<strong>und</strong>heitsmodernisierungsgesetzes<br />

erlassene Forderung gilt dies seit dem 01.01.<strong>2004</strong> auch für Ärztinnen <strong>und</strong> Ärzte.<br />

EQUIB <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 25


8 Folgen <strong>und</strong> Empfehlungen für die Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />

<strong>und</strong> Verordnungen eine regelmäßige Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />

verlangt wird. 55<br />

⊲ Die in den Interviews aus dem Bereich der Altenpflege<br />

genannten <strong>und</strong> kurzfristig vorgesehenen Qualifizierungsmaßnahmen<br />

entsprechen nur in der Minderheit<br />

unbedingt dem, was als wesentliche Entwicklungen<br />

<strong>und</strong> Trends, <strong>und</strong> d<strong>am</strong>it auch als zukünftig<br />

veränderte Operationsfelder angegeben wird. So<br />

steht von den oben (siehe Kapitel 6, Auswirkungen<br />

auf die Qualifikationsbedarfsfelder) beschriebenen<br />

Anforderungsbereichen deutlich die fachliche Kompetenz<br />

im Vordergr<strong>und</strong> von Nennungen, was aktuell<br />

oder kurzfristig geplante Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />

angeht. Somit muss – trotz entgegen lautender Aussagen<br />

über Zukunftstrends <strong>und</strong> -felder – befürchtet<br />

werden, dass bei den betrieblichen Aktivitäten der<br />

Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung von Kräften der Altenpflege<br />

weitgehend auf gewohnte Felder zurück- <strong>und</strong> zugegriffen<br />

wird, wodurch wichtige Zukunftsfelder unterrepräsentiert<br />

bleiben könnten.<br />

Unter diesen Umständen kann durchaus von einer Diskrepanz<br />

gesprochen werden zwischen erhobenen (objektiv<br />

bestehenden) <strong>und</strong> wünschenswerten Bedarfen<br />

<strong>und</strong> dem, was davon realisiert wird bzw. als realisierbar<br />

angesehen wird. Allerdings sollte diese Diskrepanz<br />

nicht dazu führen, innovative Angebote außer<br />

Acht zu lassen; vielmehr bedarf es Überlegungen,<br />

wie entsprechende Angebote für die Einrichtungen<br />

nachdrücklich beworben <strong>und</strong> attraktiv gestaltet werden<br />

könnten, sowohl was die finanzielle Seite angeht als<br />

auch ihre Durchführungsform (z. B. modulare Qualifizierung).<br />

56<br />

Schwerpunkte von Qualifizierungsbedarf<br />

Im Altenpflegebereich gilt dies besonders für den<br />

zunehmend erforderlichen Qualifizierungsbedarf in<br />

Management-Kompetenzen, 57 da gerade das leitende<br />

(oder geschäftsführende) Personal in vielen Einrichtungen<br />

stark in den operativen Aufgabenbereich eingespannt<br />

ist. Es gilt aber auch für den Erwerb einer<br />

Zusatzqualifizierung für das Feld kultursensibler Pflege“:<br />

Es wurde zwar in den meisten Interviews als ”<br />

wichtiges<br />

Zukunftsfeld bestätigt, ohne allerdings als kurzoder<br />

auch mittelfristig vordringliche Kompetenzerweiterung<br />

des Personals erachtet zu werden; auch hier<br />

scheinen weitere Propagierung, Sensibilisierung <strong>und</strong><br />

Förderung notwendig zu sein. 58<br />

Case Management – ein neues Aufgabenfeld: Koordination<br />

von Unterstützungsbedarf<br />

Case Management oder Unterstützungsmanagement,<br />

”<br />

zunächst als Erweiterung der Einzelfallhilfe in den USA<br />

entwickelt, ist zu einer methodischen Neuorientierung in<br />

der Sozialen <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> im Ges<strong>und</strong>heitswesen geworden.<br />

Systemische <strong>und</strong> ökosoziale Perspektive kommen<br />

in dieser Konzeption gr<strong>und</strong>legend zum Ausdruck. Case<br />

Management soll Fachkräfte im Sozial- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />

befähigen, unter komplexen Bedingungen Hilfemöglichkeiten<br />

abzustimmen <strong>und</strong> die vorhandenen institutionellen<br />

Ressourcen im Gemeinwesen oder <strong>Arbeit</strong>sfeld<br />

koordinierend heranzuziehen. Aufgabe ist es, ein zielgerichtetes<br />

System von Zus<strong>am</strong>menarbeit zu organisieren,<br />

zu kontrollieren <strong>und</strong> auszuwerten, das <strong>am</strong> konkreten Unterstützungsbedarf<br />

der einzelnen Person ausgerichtet ist<br />

<strong>und</strong> an deren Herstellung die betroffene Person konkret<br />

beteiligt wird. Nicht die Qualitäten als Berater/-in allein sind<br />

gefragt, sondern die als Moderatoren mit Letztverantwortung,<br />

die im Prozess der Hilfe die Bedürfnisse der Klienten<br />

einschätzen, die die Planung <strong>und</strong> Sicherung der Bereitstellung<br />

medizinischer <strong>und</strong> sozialer Dienstleistungen koordinieren,<br />

die Prioritäten setzen <strong>und</strong> ggf. zukünftig Standards<br />

erarbeiten bzw. festlegen <strong>und</strong> für ihre Einhaltung sorgen.<br />

Ziel ist eine Qualitätsgewährleistung, die untrennbar verknüpft<br />

ist mit der Sicherung von Konsumentenrechten. Relevant<br />

im Case Management ist die Unterscheidung von<br />

Fallmanagement (Optimierung der Hilfe im konkreten Fall)<br />

<strong>und</strong> Systemmanagement (Optimierung der Versorgung im<br />

Zuständigkeitsbereich). Die Übergänge vom Systemmanagement<br />

zum Care Management sind fließend.“<br />

Quelle: www.case-manager.de/Wasist.htm. Überschneidungen<br />

bestehen zu Aufgaben, die im Rahmen von Pflegeüberleitung erforderlich<br />

sind (siehe Kasten auf Seite 17).<br />

Von den Einrichtungen angemeldete Bedarfe <strong>und</strong> ins<br />

Auge gefasste Fort- <strong>und</strong> Weiterbildungen bestehen<br />

⊲ in der Qualifizierung für Aufgaben, die über die zunehmende<br />

Bedeutung <strong>und</strong> Vernetzung von Schnittstellen<br />

(Überleitung, integrierte Versorgung) entstehen,<br />

59 <strong>und</strong> weiterhin<br />

56 Auch ein verstärktes Angebot von Weiterbildung unterhalb der Schwelle staatlicher Anerkennung könnte nach Meinung der Experten<br />

<strong>und</strong> Expertinnen zu höherer Akzeptanz führen.<br />

57 Diese werden noch immer weitgehend über akademische Ausbildungsgänge erworben <strong>und</strong> kaum über berufsbegleitende Fort- <strong>und</strong><br />

Weiterbildung. Einen berufsbegleitenden Lehrgang zur ”<br />

Fachkraft für Leitungsaufgaben in der Pflege“ bietet die <strong>Wirtschaft</strong>s- <strong>und</strong> Sozialakademie<br />

(WISOAK) in Bremerhaven an; eine Weiterbildung für Aufgaben im Zus<strong>am</strong>menhang mit Qualitätsmanagement wird vom<br />

<strong>Arbeit</strong>sförderungs-Zentrum des Landes Bremen, AFZ, ebenfalls in Bremerhaven angeboten.<br />

58 Ausnahmen bilden Einrichtungen, die dies ausdrücklich zu einem Zukunftsfeld erklären <strong>und</strong> entsprechende Aktivitäten – auch als<br />

Erstausbildung – unternehmen (siehe Kasten ”<br />

Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten: Bedarfe ohne Betreuung?“ auf Seite 22).<br />

59 Zu dem d<strong>am</strong>it verb<strong>und</strong>enen Bedarf an IT-Qualifikation siehe weiter unten.<br />

26 <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 EQUIB


8 Folgen <strong>und</strong> Empfehlungen für die Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />

⊲ in fachspezifischer Fortbildung, in erster Linie auf<br />

geronto-psychiatrischem Feld sowie im Zus<strong>am</strong>menhang<br />

mit Anforderungen der Behandlungspflege<br />

(W<strong>und</strong>versorgung, W<strong>und</strong>management).<br />

Im Krankenhausbereich stehen neben<br />

⊲ fachspezifischen Bedarfen (vorrangig auch hier<br />

die W<strong>und</strong>versorgung, aber auch Inkontinenzfachkräfte/Stomatherapeuten/-therapeutinnen<br />

sowie<br />

Anästhesie <strong>und</strong> Intensivmedizin)<br />

solche im Vordergr<strong>und</strong>, die<br />

⊲ Führungs- <strong>und</strong> Managementanforderungen betreffen.<br />

Hierunter macht, neben den Aufgaben einer Stationsleitung,<br />

einen besonderen Schwerpunkt das vergleichsweise<br />

neue Feld des ”<br />

Case Management“ aus<br />

(siehe Kasten ”<br />

Case Management – ein neues Aufgabenfeld:<br />

Koordination von Unterstützungsbedarf“<br />

auf Seite 26). 60<br />

Einen Bedarfsschwerpunkt auf kurze wie mittlere Sicht<br />

stellt – im Altenpflege- sowie im Krankenhausbereich –<br />

das Erfordernis dar, dem verstärkten Einsatz moderner<br />

Technologien für Dokumentation, Datenaufbereitung<br />

<strong>und</strong> Datenübermittlung Rechnung tragen zu müssen; 61<br />

hier werden technische (<strong>und</strong> inhaltliche) Kenntnisse<br />

für Datenaufbereitung <strong>und</strong> -eingabe ebenso verlangt<br />

sein wie Bedienungsfertigkeiten für entsprechend entwickelte<br />

Soft- <strong>und</strong> Hardware. Befördert wird dies u. a.<br />

durch Codierungs- <strong>und</strong> Abrechnungsvorgänge im Zus<strong>am</strong>menhang<br />

mit den Fallpauschalen, aber auch durch<br />

Vorgänge, die an den Schnittstellen erfolgen.<br />

Teilweise müssen entsprechende Qualifikationen als<br />

Zusatzqualifikationen erworben werden können; dass<br />

d<strong>am</strong>it aber auch ein eigenes berufliches Zukunftsfeld<br />

verb<strong>und</strong>en sein kann, zeigt die Ausbildung zum Medizinischen<br />

Dokumentationsassistenten/zur Medizinischen<br />

Dokumentationsassistentin (MDA), wobei das ”<br />

Berufsbild<br />

(. . . ) die Bereiche Medizin, Verwaltung, Informatik,<br />

Forschung, Statistik <strong>und</strong> zunehmend wichtiger werdend,<br />

das Aufgabengebiet der DRG-Kodierung“ umfasst.<br />

62<br />

Schlüsselqualifikationen: Als gemeins<strong>am</strong>es Moment<br />

nahezu aller Einzelqualifikationen ist eine d<strong>am</strong>it verb<strong>und</strong>ene<br />

Vermittlung von Schlüsselqualifikationen anzusehen<br />

(in erster Linie soziale sowie Te<strong>am</strong>- <strong>und</strong><br />

Kommunikationsfähigkeiten), um den zunehmend kooperativer<br />

auszuführenden (internen) <strong>Arbeit</strong>svorgängen<br />

ebenso gerecht werden zu können wie den medizinischpflegerischen<br />

Aufgaben gegenüber den Patientinnen<br />

<strong>und</strong> Patienten.<br />

Chancen durch Personal- <strong>und</strong> Qualifizierungsmanagement?<br />

Wenn sich die derzeitige Lage auf dem <strong>Arbeit</strong>smarkt für<br />

die personelle Bedarfsdeckung seitens der Einrichtungen<br />

auch als relativ unproblematisch darstellen mag (wegen<br />

der Zurückhaltung bezüglich Neueinstellungen bzw. eines<br />

periodisch auf dem <strong>Arbeit</strong>smarkt vorfindlichen Angebotes),<br />

so wäre doch zu bedenken, ob dieser Zustand von<br />

länger anhaltender Dauer ist, <strong>und</strong> ob nicht Vorsorge getroffen<br />

werden könnte oder gar müsste, mit Maßnahmen<br />

zur Personalbindung die wesentliche Ressource, mit der<br />

vor allem die Pflegeeinrichtungen erfolgreich <strong>am</strong> Markt<br />

bestehen können, langfristig zu binden <strong>und</strong> zu motivieren.<br />

Dazu könnten z. B. Maßnahmen einer präventiven,<br />

betrieblichen Ges<strong>und</strong>heitspolitik zählen, die Probleme<br />

der Kombination von <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> F<strong>am</strong>ilie in dem<br />

(überwiegenden) Frauenberuf Pflege“ bedenkt, wie sie<br />

”<br />

unter dem Stichwort Work-Life-Balance“ mittlerweile<br />

”<br />

schon von mehreren Projekten angegangen werden.<br />

(Hinweise dazu sind u. a. zu finden über das Internetportal<br />

www.beruf-<strong>und</strong>-f<strong>am</strong>ilie.de, eine Initiative der<br />

Gemeinnützigen Hertie-Stiftung.)<br />

Dazu zählen aber auch qualifizierende Maßnahmen,<br />

die es älteren (vor allem physisch beeinträchtigten)<br />

Beschäftigten ermöglichen, mit einem veränderten<br />

Tätigkeitsfeld weiter in der Einrichtung zu verbleiben. Im<br />

Krankenhausbereich wird dies u. a. mit Umschulungen<br />

für Dokumentierungsarbeiten bereits gemacht; in den<br />

rein pflegerischen Einrichtungen (<strong>am</strong>bulant/stationär) sind<br />

dem allerdings möglicherweise Grenzen gesetzt durch<br />

die dort bestehende flache Hierarchie <strong>und</strong> geringere<br />

Aufgabenbreite.<br />

Planung, Intensität <strong>und</strong> Formen der Weiterbildung<br />

Im Krankenhausbereich haben die ohnehin bestehenden<br />

Qualifizierungsaktivitäten einen zusätzlichen<br />

60 Vgl. dazu auch die Antworten auf eine ”<br />

Kleine Anfrage der Fraktion der SPD vom 09.03.<strong>2004</strong>“ (Drucksache 16/217 der Bremischen<br />

Bürgerschaft).<br />

61 Einen ”<br />

verstärkten Einsatz moderner Technologien (. . . ) in der Pflegedokumentation“ forderte jüngst der gemeins<strong>am</strong>e ”<br />

Antrag der<br />

Fraktion der CDU <strong>und</strong> SPD“ an die Bürgerschaft vom 21.11.<strong>2004</strong> (Drucksache 16/467).<br />

62 Vgl. www.bbc-bremen.de; weiter angeboten werden ”<br />

Klinischer Kodierer“ <strong>und</strong> ”<br />

Medizinisch-kaufmännische Fachkraft“, vgl. auch den<br />

Artikel ”<br />

Hochkonjunktur für neue Ges<strong>und</strong>heitsberufe“, Weser-Kurier vom 27.11.<strong>2004</strong>, Beilage Stellenmarkt, S. 1. – Allerdings scheinen<br />

derzeit nach Auskunft der Experten <strong>und</strong> Expertinnen die Berufsaussichten für den/die MDA im Umland <strong>und</strong> in kleinen Krankenhäusern<br />

besser zu sein.<br />

EQUIB <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 27


8 Folgen <strong>und</strong> Empfehlungen für die Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />

JobRotation in der Altenpflege:<br />

Schwerpunktmaßnahme des <strong>Arbeit</strong>sförderungs-Zentrum in Bremerhaven<br />

Die Schwerpunktmaßnahme unter Federführung des <strong>Arbeit</strong>sförderungs-Zentrums<br />

(AFZ) des Landes Bremen GmbH (Regiestelle<br />

JobRotation) in Kooperation mit der staatlich anerkannten<br />

Altenpflegeschule der WISOAK bildet zum/zur staatlich geprüften<br />

Altenpflegehelfer/-in aus <strong>und</strong> kombiniert diese Ausbildung<br />

mit Stellvertretungen im Rahmen des Instruments JobRotation.<br />

Sie zielt in ihrer Konzeption auf die beiden Gr<strong>und</strong>probleme der<br />

Personalpolitik der Pflegebetriebe: die Neueinstellung von geeignetem<br />

Personal <strong>und</strong> die Entwicklung der St<strong>am</strong>mkräfte. Job-<br />

Rotation soll mit seinen unterschiedlichen Stellvertretungsmodellen<br />

unterschiedliche Lösungen für Pflegeeinrichtungen bieten, bei<br />

denen die Kosten- <strong>und</strong> Zeitfrage in der Regel gegen eine systematische<br />

Personalentwicklung spricht. Die Maßnahmekonzeption<br />

kann sich dabei auf die Bedarfe der Bremerhavener Altenpflegebetriebe<br />

berufen.<br />

Ausgangspunkt ist die Branchenerfahrung der Regiestelle für<br />

JobRotation, dass nicht unbedingt von einem absoluten Mangel<br />

an Fachkräften auszugehen ist, sondern häufig die für die<br />

Nachfrage entsprechenden modernen Qualifikationen nicht vorhanden<br />

sind. Entscheidend für diese Qualifikationslücke – das<br />

stellt das Konzept der Maßnahme richtig fest – ist zum einen die<br />

Weiterentwicklung des Berufsfeldes <strong>und</strong> die neuen Anforderungen,<br />

die sich insbesondere in den letzten Jahren herausgebildet<br />

haben: Qualitätsstandards <strong>und</strong> -management, Vernetzung von<br />

Ges<strong>und</strong>heitsdienstleistungen, weiterentwickelte Kenntnisse aus<br />

der Gerontologie <strong>und</strong> Geriatrie, Anforderungen an eine moderne<br />

Dokumentation etc. Hinzu kommt die Feststellung, dass in diesem<br />

Berufsfeld von einer relativ hohen Fluktuation auf Gr<strong>und</strong> der<br />

hohen physischen <strong>und</strong> psychischen Belastungen ausgegangen<br />

werden muss: Auch wenn genügend Personal zur Neueinstellung<br />

vorhanden ist, bildet die Bindung der St<strong>am</strong>mkräfte an die Pflegeeinrichtung<br />

ein eigenes Problem. Als weiterer Gesichtspunkt dieser<br />

Konzeption ist die Qualifikationsanpassung von Teilnehmer/<br />

-innen mit Vorqualifikationen <strong>und</strong> Berufserfahrungen aus einem<br />

ausländischen Berufshintergr<strong>und</strong> zu sehen.<br />

Die Möglichkeiten, in einer Stellvertretung im Rahmen von Job-<br />

Rotation an die Aufgabenstellungen <strong>und</strong> die ”<br />

Philosophie“ der<br />

Einrichtung herangeführt zu werden, fördern realistische Erwartungshaltungen<br />

bei Stellvertreter/-innen <strong>und</strong> Unternehmen. Ein<br />

systematisches Personalentwicklungskonzept durch Stellvertretungsmodelle<br />

<strong>und</strong> die dadurch erreichte Kosten- <strong>und</strong> Zeitersparnis<br />

erleichtert es den Pflegeeinrichtungen zur Seite ihres vorhandenen<br />

Personals, St<strong>am</strong>mkräften das Angebot einer kontinuierlichen<br />

Weiterbildung zu machen <strong>und</strong> sie so einzubinden.<br />

Die Schwerpunktmaßnahme des <strong>Arbeit</strong>sförderungs-Zentrums<br />

stellt ein b<strong>und</strong>esweit besonderes Angebot dar: Sie verbindet<br />

die Stellvertretung von St<strong>am</strong>mkräften in Pflegebetrieben durch<br />

An- oder Ungelernte mit deren Ausbildung zum/r Pflegehelfer/<br />

-in. An dem Schema, das die Theorie <strong>und</strong> Praxisanteile zu einer<br />

insges<strong>am</strong>t 19 Monate dauernden Ges<strong>am</strong>theit verbindet, wird die<br />

Neuerung deutlich: Die abgestufte Aufeinanderfolge von Theorie-/<br />

Praxisblöcken soll eine permanente Reflexion der Erfahrungen in<br />

den Theorieanteilen <strong>und</strong> Erprobung der theoretischen Inhalte in<br />

den Praxisphasen ermöglichen.<br />

Die Besonderheit liegt dabei in dem angestrebten Resultat: Stellvertreter/-innen<br />

ermöglichen nicht nur die Weiterbildung der in<br />

den Betrieben bereits arbeitenden St<strong>am</strong>mkräfte, sondern erwerben<br />

selbst in diesen 19 Monaten einen staatlich anerkannten<br />

Abschluss. Ein solcher Abschluss ist zum einen Qualifikation für<br />

eine erwünschte Festeinstellung im Anschluss an die Maßnahmen.<br />

Zum anderen berechtigt er als solcher nach dem neuen<br />

Pflegegesetz unmittelbar zur Weiterqualifizierung zum/r Altenpfleger/-in<br />

<strong>und</strong> verkürzt diese Weiterqualifizierung um ein Jahr.<br />

Dabei geht die Ges<strong>am</strong>tdauer der Qualifizierung zum/r Altenpflegehelfer/-in<br />

in dieser Maßnahme über das b<strong>und</strong>esweit übliche<br />

Maß weit hinaus, indem es sich nicht auf die vorgeschriebenen 12<br />

Monate beschränkt. Während vergleichbare Maßnahmen in anderen<br />

B<strong>und</strong>esländern mit ca. 1 600 St<strong>und</strong>en insges<strong>am</strong>t arbeiten,<br />

weist die Bremerhavener Schwerpunktmaßnahme der Regiestelle<br />

JobRotation des AFZ dagegen 2 910 St<strong>und</strong>en (1 032 Theorie<br />

<strong>und</strong> 1 878 Praxis) aus.<br />

In der Kooperation mit der anerkannten Altenpflegeschule der<br />

WISOAK stellt der Maßnahmekoordinator, K. Wöstmann, den<br />

Qualitätsaspekt in den Vordergr<strong>und</strong>. Die regional bei den Pflegebetrieben<br />

anerkannte Professionalität der Altenpflegeschule<br />

soll eine wesentliche Stütze für ein solches neuartiges <strong>und</strong> modellhaftes<br />

Vorgehen auf dem Gebiet der Personalentwicklung in<br />

der Altenpflege bilden. Zugleich betont der Maßnahmeträger die<br />

enge Kooperation mit den beteiligten Betrieben, die an dieser<br />

Form der Stellvertretung in Kombination mit einer direkten Qualifizierung<br />

der Stellvertreter/-innen mitwirken <strong>und</strong> entsprechend der<br />

Methode JobRotation <strong>am</strong> Ende der Maßnahme Festeinstellungen<br />

vornehmen können.<br />

Um eine interessierte Fachöffentlichkeit auch überregional informieren<br />

zu können, hat sich die Regiestelle JobRotation als<br />

Maßnahmeträger eine kontinuierliche Evaluation dieses Vorhabens<br />

im Internet vorgenommen. Die ersten Informationen <strong>und</strong><br />

Einschätzungen können unter www.jobrotation-pflege.de abgerufen<br />

werden.<br />

Schub erfahren durch Personalplanungsmaßnahmen in<br />

Folge der Privatisierung <strong>und</strong> durch die Einführung des<br />

Fallpauschalensystems, ”<br />

um der neuen Situation mit<br />

weiterhin hochqualifizierter Pflege zu begegnen. Hierzu<br />

gehören in hohem Maße interne <strong>und</strong> externe Fortbildungen<br />

<strong>und</strong> Qualifizierungsmaßnahmen, aber auch der<br />

Einsatz von weiteren Berufsgruppen wie Arzthelferinnen<br />

<strong>und</strong> Assistenten in geeigneten Bereichen.“ 63<br />

63 Drucksache 16/217 der Bremischen Bürgerschaft.<br />

Allerdings dürfte der allgemeine ”<br />

Weiterbildungsmarkt“<br />

nur zu einem geringen Teil Adressat für die<br />

Deckung von Qualifizierungsbedarfen sein, da für den<br />

Krankenhausbereich hervorzuheben ist, dass ein nicht<br />

geringer Teil an – vor allem fachspezifischer – Fort<strong>und</strong><br />

Weiterbildung intern, über die eigenen Angebote,<br />

erfolgt.<br />

Bei den Einrichtungen der Altenpflege erfolgt, wie<br />

oben schon ausgeführt, die Planung von Weiterbildung<br />

in vielen Fällen eher als Fortschreibung geübter Praxis<br />

28 <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 EQUIB


9 Folgen <strong>und</strong> Empfehlungen für die Erstausbildung<br />

<strong>und</strong> weniger zukunftsorientiert. Um diesen Zustand zu<br />

verändern, sind in den Einrichtungen Planungs-Knowhow<br />

<strong>und</strong> Kapazität in einem höheren als dem bisherigen<br />

Maße erforderlich. Daraus lässt sich die Folgerung ableiten,<br />

mit Fort- <strong>und</strong> Weiterbildungsangeboten auch <strong>und</strong><br />

besonders auf die Ebene der Unternehmensführungen<br />

zuzugehen, um hierüber Personal- <strong>und</strong> Qualifizierungsmanagement<br />

als unternehmerische, zukunftssichernde<br />

Managementaufgabe zu implementieren (siehe Kasten<br />

Chancen durch Personal- <strong>und</strong> Qualifizierungsmanagement?“,<br />

Seite<br />

”<br />

27).<br />

Gleichzeitig müssen Wege gef<strong>und</strong>en werden, dass die<br />

Einrichtungen – mehr als bisher <strong>und</strong> auch für längere<br />

Zeiträume als bisher – Personal freistellen für Fort<strong>und</strong><br />

Weiterbildungsthematiken, die nicht allein dem<br />

Nachvollzug gesetzlicher Erfordernisse dienen, wie<br />

dies etwa der Fall ist bei der Ausbildung zur Pflegedienstleitung.<br />

Als Erschwernis für Freistellung ist<br />

dabei nach wie vor die (aus Kostengründen) geringe<br />

<strong>und</strong> enge Personaldecke in den Einrichtungen anzusehen,<br />

die auch <strong>und</strong> gerade bei vorhandenem betrieblichen<br />

Interesse (<strong>und</strong> ebenso dem Interesse der<br />

Beschäftigten selber) an Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung zu<br />

einer Art Teufelskreis“ führen kann. So wird in einer<br />

2003 veröffentlichten Studie des IAB (<strong>Institut</strong> für<br />

”<br />

<strong>Arbeit</strong>smarkt- <strong>und</strong> Berufsforschung) hervorgehoben,<br />

dass sich Betriebe mit Fachkräftebedarf besonders in<br />

”<br />

der Weiterbildung engagieren. Da jedoch ein Großteil<br />

der betrieblich geförderten Weiterbildungsmaßnahmen<br />

zumindest teilweise während der <strong>Arbeit</strong>szeit stattfindet<br />

<strong>und</strong> durch Mehrarbeit der übrigen Mitarbeiter aufgefangen<br />

wird, stellt sich bei einem solchen Verhalten das<br />

Problem, dass sich der Personalmangel innerhalb des<br />

Betriebs nur verlagert.“ (Gewiese u. a. 2003) Zu einer<br />

Verbesserung der Situation kann hier das nach dem<br />

Job-AQTIV-Gesetz 64 mögliche Lösungsinstrument der<br />

JobRotation“ beitragen (siehe den Kasten dazu auf<br />

”<br />

Seite 28), wenn es von den Einrichtungen in einem noch<br />

höheren Maße als bisher wahrgenommen wird.<br />

9 Folgen <strong>und</strong> Empfehlungen für die<br />

Erstausbildung<br />

Neuordnung der Ausbildung in den Pflegeberufen<br />

Im Sommer 2003 erfolgte die ”<br />

Neufassung des Altenpflegegesetzes“,<br />

das eine b<strong>und</strong>eseinheitliche Ausbildung<br />

zum/zur Altenpfleger/-in regelt. Die d<strong>am</strong>it<br />

verb<strong>und</strong>ene ”<br />

Akademisierung“ wurde durchweg begrüßt<br />

wegen der dadurch verstärkten professionellen<br />

beruflichen Handlungskompetenz <strong>und</strong> der Verzahnung<br />

von praktischer <strong>und</strong> schulischer Ausbildung. Auf diese<br />

Weise sollen die (ex<strong>am</strong>inierten) Pflegekräfte besser<br />

auf zeitgemäße berufliche Anforderungen vorbereitet<br />

werden können (siehe Kasten ”<br />

Berufsausbildung<br />

in der Altenpflege: Altenpflegegesetz bringt neue Qualitätsstandards“,<br />

Seite 30). 65<br />

Die Ausbildungsplätze für Erstauszubildende in der Altenpflege<br />

werden vom Senator für <strong>Arbeit</strong>, Frauen, Ges<strong>und</strong>heit,<br />

Jugend <strong>und</strong> Soziales festgelegt <strong>und</strong> vom Landesausschuss<br />

empfohlen. Die Anzahl der Ausbildungsplätze<br />

für das Land Bremen von durchschnittlich 50<br />

Plätzen ist in den letzten Jahren konstant geblieben. Die<br />

Ausbildungsaktivitäten werden ergänzt durch Umschulungsmaßnahmen<br />

der Agenturen für <strong>Arbeit</strong> in Bremen<br />

<strong>und</strong> Bremerhaven. Sie werden jährlich neu festgelegt<br />

mit rückläufiger Tendenz in den vergangenen Jahren.<br />

Ebenfalls durch Gesetz neu (seit Frühjahr 2003) geregelt<br />

ist die Krankenpflegeausbildung (zu wesentlichen<br />

Inhalten siehe Kasten ”<br />

Krankenpflegeausbildung:<br />

Wesentliche Inhalte der Neuordnung“, Seite 31), die in<br />

ihrer Bremischen Fassung ”<br />

die Förderung einer qualitativ<br />

hochstehenden Pflege im Bereich der Praxis, der<br />

Aus-, Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung, des Managements <strong>und</strong><br />

der Pflegewissenschaft“ als Ziel vorgibt.<br />

Die Ausbildungsplätze in der Krankenpflege werden<br />

vom Senator für <strong>Arbeit</strong>, Frauen, Ges<strong>und</strong>heit, Jugend<br />

<strong>und</strong> Soziales festgelegt. Der Landes-Krankenhausplan<br />

für die Jahre 2002 bis 2005 sieht eine gleichbleibende<br />

Anzahl von Ausbildungsplätzen vor. Danach werden im<br />

64 ”<br />

Als Lösung für dieses Problem bietet sich das im Job-AQTIV-Gesetz verankerte Instrument der Jobrotation an. Ob dieses von den<br />

Betrieben des Ges<strong>und</strong>heitswesens tatsächlich angenommen wird, sollen die Ergebnisse einer weiteren Befragung zeigen.“ (Gewiese<br />

u. a. 2003)<br />

65 Insofern bedeutet die Neuordnung auch eine Überwindung nicht unbegründeter Kritik an überkommenen Berufsbildern innerhalb der<br />

Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft, wonach ”<br />

Zuschnitt, Konstruktion, Qualifikationen <strong>und</strong> Aufgabenbereiche der Berufe in den Humandienstleistungen<br />

(. . . ) heute noch im wesentlichen dem ges<strong>und</strong>heitlichen <strong>und</strong>/oder sozialpädagogischen Versorgungs- <strong>und</strong> Betreuungsparadigma<br />

ihrer ’<br />

Gründungszeit‘ – den (ausgehenden) 50er Jahren“ (Meifort <strong>2004</strong>, S. 52) entsprechen.<br />

EQUIB <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 29


9 Folgen <strong>und</strong> Empfehlungen für die Erstausbildung<br />

Berufsausbildung in der Altenpflege: Altenpflegegesetz bringt neue Qualitätsstandards<br />

∗ vincentz.net/news/newsarchiv2.cfm, vom 17.09.<strong>2004</strong>.<br />

† www.idw-online.de/pages/de/news57480<br />

Zur weiteren Information vgl. auch www.bibb.de/redaktion/altenpflege saarland.<br />

Land Bremen jährlich in der Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Kinderkrankenpflege<br />

90 Plätze <strong>und</strong> in der Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong><br />

Krankenpflege 747 Plätze zur Verfügung gestellt.<br />

D<strong>am</strong>it tragen die Ausbildungsgänge sowohl fachlichen<br />

als auch organisatorisch-methodischen Qualifikationserfordernissen<br />

Rechnung. Entsprechend positiv fallen<br />

daher auch die Urteile der befragten Experten <strong>und</strong> Expertinnen<br />

bezüglich der Neuordnungen aus, was deren<br />

curriculare Inhalte betrifft, aber auch die d<strong>am</strong>it geschaffene<br />

Verzahnung von Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung, um der<br />

Gefahr von ”<br />

Sackgassenberufen“ zu begegnen. 66 Ein<br />

Problem könnte allerdings der Umstand darstellen, dass<br />

den gestiegenen beruflichen Anforderungen nicht immer<br />

genügende Eingangsqualifikationen der Bewerber/<br />

-innen gegenüber stehen.<br />

Seit dem 1. August 2003 wird die Altenpflegeausbildung b<strong>und</strong>esweit<br />

einheitlich auf einem neuen Qualitätsniveau durchgeführt.<br />

”<br />

Die Dauer der Ausbildung beträgt drei Jahre; in allen B<strong>und</strong>esländern<br />

besteht die Möglichkeit, unmittelbar im Anschluss an<br />

die Schule die Ausbildung zu beginnen. Die Schüler haben einen<br />

Anspruch auf Ausbildungsvergütung. Die Berufsbezeichnung Altenpflegerin‘<br />

bzw. Altenpfleger‘ ist geschützt. Nach vorläufigen<br />

’<br />

’<br />

Angaben waren es im Oktober 2003 b<strong>und</strong>esweit gut 10 000<br />

Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler, die ihre Ausbildung nach dem neuen<br />

Gesetz begonnen haben. Das Statistische B<strong>und</strong>es<strong>am</strong>t weist im<br />

Ausbildungsjahr 2002/2003 insges<strong>am</strong>t 42 200 Schülerinnen <strong>und</strong><br />

Schüler aus. Nach der aktuellen Pflegestatistik arbeiteten 2001<br />

in <strong>am</strong>bulanten Pflegediensten 28 200 Altenpflegerinnen <strong>und</strong> Altenpfleger;<br />

1999 waren es noch 25 460. In Heimen waren 2001<br />

insges<strong>am</strong>t 96 700 Altenpflegerinnen <strong>und</strong> Altenpfleger beschäftigt,<br />

13 000 mehr als zwei Jahre zuvor.“ ∗<br />

Die wesentlichen Neuerungen, die mit der Regelung verb<strong>und</strong>en<br />

sind, betreffen einerseits das strukturelle Merkmal einer weitgehende(n)<br />

Annäherung der schulischen Ausbildung an die Stan-<br />

”<br />

dards der dualen Berufsausbildung nach dem Berufsbildungsgesetz“,<br />

andererseits curriculare Vorgaben, die Neuerungen gegenüber<br />

der bisherigen Ausbildung zum/zur Altenpfleger/-in sind: ”<br />

⊲ die praktische Berufsausbildung: In der schulisch dominierten<br />

Ausbildung wurde sie als Praktikum‘ verstanden – jetzt wird<br />

’<br />

sie zu einem eigenständigen Teil der Ausbildung. Sie wird dort<br />

durchgeführt, wo Praxis‘ stattfindet – in der Realität der Alten-<br />

’<br />

pflege.<br />

⊲ die beruflichen Lernziele: Sie sind sowohl im praktischen<br />

wie auch im schulischen Teil des Curriculums enthalten <strong>und</strong><br />

beschreiben konkrete berufliche Handlungskompetenzen als<br />

Ausbildungsziel.<br />

⊲ die Aufgabenteilung zwischen ausbildender Schule <strong>und</strong> praktischer<br />

Ausbildung: Jeder Lernort erhält einen auf seine besonderen<br />

Qualifizierungsaufgaben zugeschnittenen Lehrplan.<br />

Für den ’<br />

Betrieb‘ weist der Ausbildungsrahmenplan die in der<br />

Praxis zu vermittelnden Lernziele aus. Für die Schule beschreibt<br />

der Rahmenlehrplan die an beruflichen Handlungskompetenzen<br />

ausgerichteten Inhalte <strong>und</strong> Lernziele.<br />

⊲ die Profilierung des Berufs: Sie hebt sich deutlich ab von<br />

der bisherigen Vorstellung eines (Kranken)Pflegeberufes. Der<br />

nach dem neuen Curriculum ausgebildete Beruf hat ein erkennbares<br />

gerontologisches Profil, dessen Gr<strong>und</strong>lage ein sicheres<br />

Wissen um die Begleitumstände des Alterns ist.<br />

⊲ die berufliche Flexibilität <strong>und</strong> die Perspektive beruflicher Entwicklungsmöglichkeiten:<br />

Sie sind Bestandteil des ges<strong>am</strong>ten<br />

Ausbildungskonzepts. Insbesondere im dritten Ausbildungsjahr<br />

werden neben den traditionellen Aufstiegsfortbildungen<br />

berufsbiografische Perspektiven skizziert (z. B. Kurz- <strong>und</strong> Tagespflege,<br />

gerontopsychiatrische Pflege, Hospizpflege etc.),<br />

die die Altenpflege als Beruf festigen <strong>und</strong> d<strong>am</strong>it auch den Verbleib<br />

in diesem Tätigkeitsbereich nachhaltig positiv beeinflussen<br />

sollen.“ †<br />

Kritik wird allerdings weiterhin geäußert an der nach<br />

wie vor bestehenden Abschottung der einzelnen Pflegeberufe<br />

untereinander; der Wunsch nach einer weiter<br />

gehenden Integration – von Alten- <strong>und</strong> Krankenpflege<br />

– steht daher weiter im Raum. Diesbezügliche Modellprojekte,<br />

die in den B<strong>und</strong>esländern (auch in Bremen)<br />

durchgeführt werden, machen jedoch deutlich, dass eine<br />

entsprechende Integration von allen Beteiligten für<br />

prinzipiell wünschenswert erachtet wird (siehe Kasten<br />

Ausbildung für Pflegeberufe auf dem Weg zur Integration?“,<br />

Seite 31).<br />

” 67<br />

Eine Nachfrage seitens der Einrichtungen nach Kräften<br />

aus diesen Ausbildungsgängen besteht weiterhin; 68 allerdings<br />

ist die Tendenz ”<br />

in diesem Jahr erstmalig<br />

rückläufig“ aufgr<strong>und</strong> ”<br />

der großen Unsicherheit<br />

66 Vgl. den Artikel im Weser-Kurier vom 10.07.2003 ( Aufstiegsmöglichkeiten gibt es bisher kaum“), in dem auf die Gefahr einer Abschottung<br />

nach oben“ hingewiesen wurde.<br />

”<br />

”<br />

67 Entsprechende Aufmerks<strong>am</strong>keit erfährt daher auch das Transfernetzwerk Innovative Pflegeausbildung“ (tip), über das b<strong>und</strong>esweit<br />

”<br />

Modelle der Integration koordiniert <strong>und</strong> erprobt werden. Koordiniert wird das Transfernetzwerk vom <strong>Institut</strong> für angewandte Pflegeforschung<br />

(iap) der Universität Bremen, www.t-i-p.uni-bremen.de.<br />

68 Nach Auskunft der Altenpflegeschulen konnten in den letzten Jahren ca. 98 Prozent der Absolventen der Altenpflegeausbildung auf<br />

”<br />

dem ersten <strong>Arbeit</strong>smarkt einen <strong>Arbeit</strong>splatz finden.“ (Drucksache 16/217 der Bremischen Bürgerschaft.) Dem korrespondieren auch<br />

hohe Vermittlungsquoten umgeschulter Personen: über 90 Prozent nach Angaben der regionalen Agentur für <strong>Arbeit</strong>. Jedoch nahm der<br />

Anteil der Umschülerinnen <strong>und</strong> Umschüler in der Altenpflegeausbildung in den letzten Jahren ständig ab. Die Anzahl der von der<br />

”<br />

Agentur für <strong>Arbeit</strong> jährlich zu vergebenen Umschulungsmaßnahmen wird für alle Bereiche stark eingeschränkt.“ (Drucksache 16/217<br />

der Bremischen Bürgerschaft.) Bezüglich der Krankenpflegeausbildung scheint – nach Auskunft der Experten <strong>und</strong> Expertinnen – eine<br />

rückläufige Tendenz der Ausbildung in den Krankenhäusern festgestellt werden zu können.<br />

30 <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 EQUIB


9 Folgen <strong>und</strong> Empfehlungen für die Erstausbildung<br />

im Hinblick auf die ges<strong>und</strong>heitspolitische Entwicklung<br />

(zukünftige Pflegesatzvereinbarungen, tarifrechtliche<br />

Bedingungen).“ 69 Mit rückläufiger Nachfrage aus<br />

dem Krankenhausbereich wird gleichfalls gerechnet.<br />

Ausbildung für Pflegeberufe auf dem Weg zur Integration?<br />

Gertrud Stöcker, Vorsitzende des in Wuppertal ansässigen<br />

B<strong>und</strong>esausschusses der Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer für Pflegeberufe<br />

(BA), hat beklagt, dass der professionellen Pflege<br />

in Deutschland europäische Standards verwehrt bleiben.<br />

Gegenüber dem in Berlin erscheinenden Branchendienst<br />

pflege intern“ sagte sie, hinsichtlich der Pflegeausbildung<br />

weise Deutschland im Vergleich zu ande-<br />

”<br />

ren Staaten eine erhebliche Eigenheit <strong>und</strong> Reformresistenz“<br />

auf. Curricular-inhaltlich leisten die neuen Ge-<br />

”<br />

”<br />

setze über die Berufe in der Alten- sowie Ges<strong>und</strong>heits<strong>und</strong><br />

Krankenpflege ein wesentliches Maß mehr an europäischer<br />

Übereinstimmung“, sagte Stöcker im Interview,<br />

berufsstrukturell gehen sie nur einen halbherzigen Schritt<br />

”<br />

in der Zus<strong>am</strong>menführung der Kranken- <strong>und</strong> Kinderkrankenpflegeausbildung.<br />

Die Altenpflegeausbildung bleibt eigenständig<br />

geregelt.“<br />

Bildungssystemisch, so die BA-Vorsitzende, schrieben die<br />

Gesetze den Status quo fort. Eine strukturelle Verankerung<br />

von beruflicher <strong>und</strong> akademischer Ausbildung finde<br />

nicht statt <strong>und</strong> eine Verlagerung der Erstausbildung in<br />

den Hochschulbereich werde aktiv ausgebremst. Gertrud<br />

Stöcker: Das ist kein Beitrag für eine Modernisierung <strong>und</strong><br />

”<br />

Europäisierung der Pflegeausbildung.“ (19.09.<strong>2004</strong>)<br />

Welcher Kurs muss gefahren werden, um die Pflegeberufe<br />

richtig in die Zukunft zu steuern? Antworten auf diese<br />

Frage soll ein breit angelegtes Praxisprojekt des B<strong>und</strong>esministeriums<br />

für F<strong>am</strong>ilie, Senioren, Frauen <strong>und</strong> Jugend<br />

geben. In acht unterschiedlichen Modellen wird bis zum<br />

Jahr 2008 erprobt, wie die Ausbildung in der Altenpflege<br />

einerseits <strong>und</strong> die Ausbildungen in der Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong><br />

Krankenpflege sowie der Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Kinderkrankenpflege<br />

andererseits zus<strong>am</strong>mengeführt werden können.<br />

B<strong>und</strong>esf<strong>am</strong>ilienministerin Renate Schmidt erwartet praxisnahe<br />

Empfehlungen. An dem Modellvorhaben beteiligen<br />

sich 15 Schulen der Alten-, Kranken- <strong>und</strong> Kinderkrankenpflege<br />

aus acht B<strong>und</strong>esländern, r<strong>und</strong> 300 Auszubildende<br />

<strong>und</strong> diverse Pflegeeinrichtungen <strong>und</strong> Krankenhäuser.<br />

(01.12.<strong>2004</strong>)<br />

Quelle: www.vincentz.net/news/newsarchiv2.cfm.<br />

Krankenpflegeausbildung: Wesentliche Inhalte der<br />

Neuordnung<br />

Neue Berufsbezeichnungen werden eingeführt, die<br />

”<br />

den ganzheitlichen Ansatz unterstreichen: Ges<strong>und</strong>heits<strong>und</strong><br />

Krankenpflegerin‘/ Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Krankenpfleger‘,<br />

’<br />

’<br />

’ Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Kinderkrankenpflegerin‘/ ’ Ges<strong>und</strong>heits<strong>und</strong><br />

Kinderkrankenpfleger‘ sowie Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Krankenpflegehelferin‘/<br />

Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Krankenpflegehel-<br />

’<br />

’<br />

fer‘. D<strong>am</strong>it bleibt es für die allgemeine Krankenpflege<br />

<strong>und</strong> Kinderkrankenpflege bei zwei Berufsbildern mit unterschiedlichen<br />

Berufsbezeichnungen. Die Ausbildung beinhaltet<br />

weiterhin einen gemeins<strong>am</strong>en Teil zur Krankenpflege<br />

mit einer anschließenden Differenzierungsphase.<br />

Die Darstellung der charakteristischen Aufgaben betont<br />

die Attraktivität der Krankenpflegeberufe <strong>und</strong> hebt die eigenständigen<br />

Aufgabenbereiche besonders hervor.<br />

Die praktische Ausbildung erfolgt künftig auch in Einrichtungen<br />

außerhalb der Krankenhäuser, insbesondere<br />

in <strong>am</strong>bulanten, teilstationären oder stationären Pflegeeinrichtungen<br />

oder Rehabilitationseinrichtungen.<br />

Schulische <strong>und</strong> praktische Ausbildung werden vernetzt. Es<br />

werden verbindliche Regelungen zur Praxisbegleitung in<br />

den Schulen <strong>und</strong> Praxisanleitung in den Einrichtungen eingeführt.<br />

Zukünftig ist vorgesehen, dass Schulleitungen <strong>und</strong> Lehrkräfte<br />

über einen Hochschulabschluss verfügen.“<br />

Quelle: www.b<strong>und</strong>esregierung.de/Gesetze/Gesetzesvorhaben-<br />

<strong>und</strong>-Neuregelu-,441.81366/artikel/Bessere-Ausbildung-soll-<br />

Pflege.htm)<br />

Ausbildung von Helferinnen/Helfern<br />

Eine Ausbildung von Helferinnen <strong>und</strong> Helfern, in der<br />

Alten- wie in der Krankenpflege, wird zwiespältig beurteilt:<br />

So bestünde zwar Nachfrage nach den d<strong>am</strong>it verb<strong>und</strong>enen<br />

Qualifikationen, jedoch kämen diese Kräfte,<br />

unter dem Gesichtspunkt der Personalkosten, zu teuer<br />

im Vergleich zu angelerntem Personal (siehe auch<br />

den Kasten ”<br />

Altenpflege für Ungelernte öffnen?“, Seite<br />

32).<br />

In Bremen findet derzeit lediglich die Ausbildung von<br />

Helferinnen <strong>und</strong> Helfern im Bereich Altenpflege statt; 70<br />

eine Ausbildung für den Krankenhausbereich ist derzeit<br />

nicht vorgesehen. 71<br />

69 Drucksache 16/217 der Bremischen Bürgerschaft.<br />

70 Ein Schwerpunkt ist dabei die ”<br />

Ausbildung von Migrantinnen (. . . ) Im Durchschnitt wurden im Land Bremen jährlich ca. 60 Altenpflegehelferinnen/Altenpflegehelfer<br />

ausgebildet.“ (Drucksache 16/217 der Bremischen Bürgerschaft.)<br />

71 Derzeit sind in den Krankenhäusern ”<br />

Krankenpflegehelfer/-innen oder angelernte Pflegehelfer/-innen nur noch in äußerst geringem<br />

Maße eingesetzt. (. . . ) Die meisten Krankenhäuser beabsichtigen, zukünftig auf den Einsatz von Krankenpflegehelfer/-innen ganz zu<br />

verzichten.“ (Drucksache 16/217 der Bremischen Bürgerschaft.)<br />

EQUIB <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 31


9 Folgen <strong>und</strong> Empfehlungen für die Erstausbildung<br />

Kauffrau/Kaufmann im Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />

Die Berufsrichtung besteht seit dem Jahre 2001; in ihr<br />

sind erstmalig die erforderlichen beruflichen Qualifikationen<br />

aus dem kaufmännischen <strong>und</strong> dem ges<strong>und</strong>-<br />

”<br />

heitsspezifischen Bereich kombiniert“, mit dem Ziel,<br />

eine Schnittstellenfunktion innerhalb des Betriebes sowie<br />

zu anderen Einrichtungen des Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong><br />

”<br />

Sozialwesens“ auszuüben. Als Einsatzgebiete sollen<br />

Krankenhäuser, stationäre, teilstationäre <strong>und</strong> <strong>am</strong>bulante<br />

Pflegeeinrichtungen, Vorsorge- <strong>und</strong> Rehabilitations-<br />

”<br />

einrichtungen, Krankenkassen <strong>und</strong> medizinische Dienste,<br />

ärztliche Organisationen <strong>und</strong> Verbände, Arztpraxen,<br />

Rettungsdienste <strong>und</strong> Verbände der freien Wohlfahrtspflege“<br />

in Betracht kommen. 72<br />

Über nachgefragte Bedarfe <strong>und</strong> die Durchsetzungsfähigkeit<br />

des Berufsbildes in der Region lassen<br />

sich allerdings – auch nach Auskunft der befragten<br />

Experten/Expertinnen – noch keine verlässlichen Aussagen<br />

treffen, da bislang nur wenige, meist größere<br />

Einrichtungen einen solchen Ausbildungsplatz anbieten<br />

bzw. mit der Einrichtung entsprechender <strong>Arbeit</strong>splätze<br />

kalkulieren. Allerdings hat die Zahl der Ausbildungsstellen<br />

seit dem Jahre 2002 deutlich zugenommen. 73<br />

Auf einen ähnlichen beruflichen Einsatz, <strong>und</strong> auf<br />

den Bedarf, auch in der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft zunehmend<br />

betriebswirtschaftlicher <strong>und</strong> effektiver arbeiten<br />

zu müssen, zielt die Umschulung zur Medizinischkaufmännischen<br />

Fachkraft (MFK) ab. 74<br />

Altenpflege für Ungelernte öffnen?<br />

Nach Ansicht des H<strong>am</strong>burger Werbeprofis Kay Tangermann<br />

können offene Stellen in der Altenpflege erfolgreich<br />

mit berufsfremden Menschen besetzt werden.<br />

Viele Männer <strong>und</strong> Frauen sind bereit, sich dem Beruf<br />

des Altenpflegers zuzuwenden“, sagt der Inhaber<br />

”<br />

<strong>und</strong> Geschäftsführer der Kay Tangermann Werbeagentur<br />

”<br />

GmbH“, man muss aber zunächst ein Nachdenken anstoßen.“<br />

Tangermann, auf dessen ungewöhnliche Anzeigen<br />

”<br />

für offene Stellen in der Altenpflege im Raum München<br />

sich r<strong>und</strong> 2 000 Interessierte gemeldet hatten, plädiert für<br />

eine politische Neuorientierung. Wenn Angehörige zuhause<br />

ihre Mutter ohne jede Ausbildung <strong>und</strong> Kontrolle“ pflegen<br />

könnten, müsste das auch in der stationären Altenhilfe<br />

”<br />

möglich sein. Der Werbefachmann mit Büros in H<strong>am</strong>burg<br />

<strong>und</strong> München spricht sich deshalb dafür aus, Menschen<br />

mittleren Lebensalters in sechs- bis zwölfmonatigen Intensivkursen<br />

auf die <strong>Arbeit</strong> in der Altenpflege vorzubereiten.<br />

Menschen um die 45 Jahre besitzen Lebenskompetenz,<br />

”<br />

aber sind nicht mehr bereit, eine dreijährige Ausbildung zu<br />

machen.“ Entscheidender als das Durchlaufen einer solchen<br />

Ausbildung sei eh die Fähigkeit, auf Menschen zugehen<br />

zu können. Wie man Menschen bettet oder wäscht,<br />

”<br />

das kann man in kurzer Zeit lernen“, sagt Tangermann <strong>und</strong><br />

plädiert für eine Änderung des Ausbildungsgesetzes: Wir ”<br />

brauchen für Neueinsteiger deutlich kürzere Lehrzeiten.“<br />

Quelle: www.vincentz.net/news/newsarchiv2.cfm?nachr=6293,<br />

Meldung vom 04.12.2003.<br />

72 Vgl. www.bibb.de/de/ausbildungsprofil 2162.htm.<br />

73 Für das Land Bremen gibt das B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung (BIBB) die Zahl von 11 Ausbildungsstellen in 2003 an, gegenüber 4 in<br />

2002 (BIBB-Datenblatt 6 959); in <strong>2004</strong> könnte sich das Angebot weiter erhöht haben, da auch Krankenkassen verstärkt Ausbildungsplätze<br />

anbieten. Die schulische Ausbildung wird <strong>am</strong> Schulzentrum Walle – Berufsschule für Ges<strong>und</strong>heit durchgeführt. Darüber hinaus<br />

findet z. Zt. in Bremerhaven bei der <strong>Wirtschaft</strong>s- <strong>und</strong> Sozialakademie (WISOAK) ein Umschulungskurs statt.<br />

74 Diese 16monatige Ausbildung wird in Bremen durch das Berufliche Bildungs-Centrum (BBC) angeboten <strong>und</strong> kann auf gute Marktchancen<br />

verweisen (vgl. ”<br />

Hochkonjunktur für neue Ges<strong>und</strong>heitsberufe“, Weser-Kurier vom 27.11.<strong>2004</strong>, Beilage Stellenmarkt, S. 1).<br />

32 <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 EQUIB


Literatur<br />

Literatur<br />

Abicht u. a. 2002<br />

ABICHT, Lothar ; BALDIN, Klaus-M. ; FREIKAMP, Henriette: Trendqualifikationen im Bereich des Ges<strong>und</strong>heitswesens.<br />

Halle (Saale), 2002. – Studie des isw Halle-Leipzig e. V.<br />

Becker <strong>2004</strong><br />

BECKER, Wolfgang ; BUNDESINSTITUT FÜR BERUFSBILDUNG (BIBB) (Hrsg.): Berufsausbildung in der<br />

Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Krankenpflege. Lernzielorientiertes Curriculum für praktische <strong>und</strong> schulische Ausbildung<br />

(KrPflG). Bielefeld : Bertelsmann, <strong>2004</strong><br />

BIA 2003<br />

BREMER INNOVATIONSAGENTUR (BIA) (Hrsg.): Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft. Bremen, 2003. – <strong>Bericht</strong> der<br />

BIA Bremer Innovations-Agentur GmbH für den Zeitraum vom 01. September 2001 bis 30. Oktober 2003.<br />

– http://www.ges<strong>und</strong>heitswirtschaft-bremen.de/pics/Abschlussbericht2003GR.<br />

pdf<br />

Bullinger 2001<br />

BULLINGER, Hans-Jörg (Hrsg.): Ges<strong>und</strong>heit, Wellness, Wohlbefinden. Personenbezogene Dienstleistungen<br />

im Fokus der Qualifikationsentwicklung. Bielefeld : Bertelsmann, 2001 (Qualifikationen erkennen – Berufe<br />

gestalten)<br />

Bury u. Strüßmann 2003<br />

BURY, Carola ; STRÜSSMANN, Bernd: Zur Umwandlung der kommunalen Krankenhausbetriebe <strong>und</strong> zur<br />

zukünftigen Struktur der Krankenhausversorgung in Bremen. Ausgangslage <strong>und</strong> Zielvorstellungen. Bremen,<br />

2003<br />

Fretschner u. a. 2003<br />

FRETSCHNER, Rainer ; GRÖNEMEYER, Dietrich ; HILBERT, Josef: Die Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft – ein Perspektivenwechsel<br />

in Theorie <strong>und</strong> Empirie. In: Jahrbuch 2001/2002. Gelsenkirchen : <strong>Institut</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> Technik,<br />

2003, S. 33–45. – Zitiert nach der Internetveröffentlichung unter http://iat-info.iatge.de<br />

Gewiese u. a. 2003<br />

GEWIESE, Tilo ; LEBER, Ute ; SCHWENGLER, Barbara: Personalbedarf <strong>und</strong> Qualifizierung im Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />

– Ergebnisse des IAB-Betriebspanels <strong>und</strong> der IAB-Ges<strong>und</strong>heitswesenstudie. In: Mitteilungen aus der<br />

<strong>Arbeit</strong>smarkt- <strong>und</strong> Berufsforschung (MitAB) 36. Jg. (2003), Nr. 2, S. 150–165<br />

Hilbert u. a. 2002<br />

HILBERT, Josef ; FRETSCHNER, Rainer ; DÜLBERB, Alexandra: Rahmenbedingungen <strong>und</strong> Herausforderungen<br />

der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft. Gelsenkirchen, 2002<br />

Linke <strong>2004</strong><br />

LINKE, Wilhelm: Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> Qualitätssicherung in der <strong>am</strong>bulanten Pflege. Eine Bestandsaufnahme.<br />

Ergebnisse einer Untersuchung zur Struktur-, Personal- <strong>und</strong> Qualitätsentwicklung in der <strong>am</strong>bulanten<br />

Pflege im B<strong>und</strong>esland Bremen. Bremen : <strong>Arbeit</strong>nehmerk<strong>am</strong>mer Bremen, <strong>2004</strong>. – Ergebnisse einer Untersuchung<br />

im Rahmen des ESF-Projektes prag<br />

Meifort <strong>2004</strong><br />

MEIFORT, Barbara: Die pragmatische Utopie. Qualifikationserwerb <strong>und</strong> Qualifikationsverwertung in Humandienstleistungen.<br />

Bielefeld, <strong>2004</strong><br />

Rousselage u. Kirch-Müller 2003<br />

ROUSSELAGE, Marc ; KIRCH-MÜLLER, Stephanie: Branchenbericht Ges<strong>und</strong>heitswesen. Saarlouis <strong>und</strong><br />

Werzig-Wadern. Saarlouis, 2003. – http://www.perspektive-plus-x.de/aktuelles/<br />

Ges<strong>und</strong>heitswesen 03.pdf<br />

EQUIB <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 33


Tabellenverzeichnis<br />

Schade <strong>2004</strong><br />

SCHADE, Hans-Joachim: Qualifikationsanforderungen der Betriebe an neue Mitarbeiter/-innen im Berufsfeld<br />

Ges<strong>und</strong>heit/Wellness (ohne akademische Berufe). Version: <strong>2004</strong>. http://www.frequenz.net/news/<br />

BIBB Ges<strong>und</strong>heit.pdf. – Online Ressource<br />

Schneider u. a. 2003<br />

SCHNEIDER, Markus ; HOFFMANN, Uwe ; KÖSE, Aynur ; MEURER, Petra ; SÜNNER, Isabel ; STENKE,<br />

Gero ; KRAWCZYK, Olaf: Die regionalwirtschaftliche <strong>und</strong> arbeitsmarktpolitische Bedeutung der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft<br />

im Land Bremen. Studie für den Senator für <strong>Arbeit</strong>, Frauen, Ges<strong>und</strong>heit, Jugend <strong>und</strong> Soziales.<br />

Ohne Ort : Beratungsgesellschaft für angewandte Systemforschung mbH (BASYS), <strong>Institut</strong> für <strong>Wirtschaft</strong>sforschung<br />

(BAW), Niedersächsisches <strong>Institut</strong> für <strong>Wirtschaft</strong>sforschung e. V. (NIW), 2003. – http://www.<br />

niw.de/publikationen/gutachten/2003/03 2003(3)/Ges<strong>und</strong>heit HB kurz.pdf<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

1 Beschäftigte im Ges<strong>und</strong>heitswesen in Deutschland im Jahr 2002 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />

2 ”<br />

Zwiebelmodell“ der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />

Tabellenverzeichnis<br />

1 Entwicklung des Betriebspanels des RMQ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

2 Das Betriebspanel ”<br />

Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

34 <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 EQUIB


Befragungsleitfaden<br />

EQUIB<br />

Betriebsbefragung Frühjahr <strong>2004</strong><br />

Leitfaden für Expertengespräche<br />

Hinweise zum Gesprächsleitfaden<br />

Aufgabe des Gesprächs ist, die Erfahrung betrieblicher Expertinnen <strong>und</strong> Experten für die frühzeitige Erkennung<br />

neuer oder erweiterter Qualifikationsanforderungen <strong>und</strong> Qualifizierungs-Trends zu nutzen. Entsprechend<br />

breit ist das Feld der möglichen Gesprächsthemen angelegt. Wir schlagen daher vor, das Gespräch<br />

entlang der folgenden Logik in 5 Themenfelder zu strukturieren:<br />

Welche<br />

Veränderungen in der <strong>Arbeit</strong> .........................Themenfeld 1<br />

⊲ durch Innovationen<br />

⊲ durch geänderte Rahmenbedingungen<br />

bewirken welche<br />

Änderungen der Qualifikationsanforderungen .......Themenfeld 2<br />

Und welche<br />

Folgen für den Personalbedarf ........................Themenfeld 3<br />

Folgen für die Weiterbildung ..........................Themenfeld 4<br />

Folgen für die Erstausbildung ........................Themenfeld 5<br />

sind d<strong>am</strong>it verb<strong>und</strong>en?<br />

Zu jedem Themenfeld finden Sie auf den Folgeseiten jeweils links eine offene Fragestellung sowie rechts<br />

eine „Mindmap“ als „Wegweiser“, in der wir eine Reihe von konkreten Themen zus<strong>am</strong>mengestellt haben,<br />

zu denen uns Auskünfte aus der betrieblichen Praxis interessieren.<br />

Diese „Wegweiser“ sind nicht als Listen zu verstehen, die abzuarbeiten wären. Sie sollen lediglich ein wenig<br />

Ordnung in ein sehr komplexes Gebiet bringen <strong>und</strong> mögliche Richtungen des Gesprächsverlaufs anbieten.<br />

Wir möchten Ihnen vorschlagen, dass Sie vor dem Gespräch die angebotenen Themen einmal durchgehen<br />

<strong>und</strong> dabei diejenigen Stichpunkte markieren, zu denen Sie uns über neue Entwicklungen in Ihrem Betrieb<br />

informieren können.<br />

Der Gesprächsleitfaden versteht sich also nicht als starres Korsett. Wenn Sie es für besser halten, können<br />

wir uns im Gespräch von der vorgeschlagenen Struktur lösen, um der Situation in Ihrem Betrieb gerecht zu<br />

werden.<br />

Wenn wir zum ersten Mal mit Ihnen sprechen, legen Sie bitte ungefähr das letzte halbe Jahr der Betrachtung<br />

zugr<strong>und</strong>e. Wenn wir bereits einmal bei Ihnen waren, interessieren uns die Entwickungen seit diesem<br />

Zeitpunkt: Welche Einschätzungen über neue Entwicklungen <strong>und</strong> Qualifikationsanforderungen haben sich<br />

bestätigt? Welche neuen Entwicklungen sind zu berichten? In jedem Fall interessieren auch die aktuellen<br />

betrieblichen Planungen.<br />

1<br />

EQUIB <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 35


Befragungsleitfaden<br />

EQUIB<br />

Themenfeld 1: Veränderungen in der <strong>Arbeit</strong> als Auslöser von Qualifizierungsbedarf<br />

Bitte informieren Sie uns, wodurch sich aktuell in Ihrem Betrieb die Anforderungen an die Beschäftigten<br />

ändern. Welche Veränderungen in den betrieblichen Abläufen durch Innovationen <strong>und</strong> geänderte Rahmenbedingungen<br />

haben die <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> d<strong>am</strong>it die Qualifikationsanforderungen verändert?<br />

Ihre Stichwörter:<br />

Themenfeld 2: Änderungen der Qualifikationsanforderungen<br />

Wir möchten von Ihnen erfahren, welche Auswirkungen die eben genannten Veränderungen auf die Anforderungen<br />

an die Mitarbeiter haben. Bitte teilen Sie uns mit, wie die Änderungen der Qualifikationsanforderungen<br />

konkret aussehen.<br />

Ihre Stichwörter:<br />

Themenfeld 3: Folgen für den Personalbedarf<br />

Bitte nennen Sie uns die Auswirkungen dieser Veränderungen auf die Größe <strong>und</strong> Zus<strong>am</strong>mensetzung der<br />

Belegschaft. Dabei interessiert vor allem, ob <strong>und</strong> wie sich dies auf die <strong>Arbeit</strong>smarktnachfrage auswirkt.<br />

Ihre Stichwörter:<br />

Themenfeld 4: Folgen für die Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />

Bitte teilen Sie uns mit, welche konkreten Qualifizierungsbedarfe aus den genannten neuen Anforderungen<br />

folgen.<br />

Wir möchten auch erfahren, wie die Umsetzung dieser Bedarfe aussieht. Auch eventuelle neue Anforderungen<br />

an die Durchführung von Qualifizierungsmaßnahmen sind von Interesse.<br />

Ihre Stichwörter:<br />

Themenfeld 5: Folgen für die Erstausbildung<br />

Abschließend interessiert uns, wie sich die genannten Veränderungen auf die Ausbildung in Ihrem Betrieb<br />

ausgewirkt haben. Hier sind mögliche neue Anforderungen an die Inhalte, Organisation <strong>und</strong> Gestaltung<br />

der Erstausbildung von Bedeutung. Auch förderliche bzw. hemmende Bedingungen der Ausbildungsbereitschaft<br />

sind für uns von Interesse.<br />

Ihre Stichwörter:<br />

2<br />

36 <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 EQUIB


Befragungsleitfaden<br />

EQUIB<br />

INNOVATIONEN<br />

(Änderung von <strong>Arbeit</strong>sabläufen)<br />

ÄNDERUNG von<br />

RAHMENBEDINGUNGEN<br />

a<br />

b<br />

c<br />

d<br />

Prozessinnovationen<br />

- neue Technologien<br />

- neue Verfahren<br />

- neue Werkstoffe<br />

Produktinnovationen<br />

- neue Produkte<br />

- neue Dienstleistungen<br />

Basisinnovationen, z.B.<br />

- Mikro-/Nanotechnologie<br />

- Biotechnologie/Gentechnik<br />

- IT-Technik<br />

Organisationsstrukturelle Innovationen<br />

- neue <strong>Arbeit</strong>sorganisationsformen<br />

- neue Managementformen<br />

- Auslagerung von Aufgaben ("Outsourcing")<br />

- Kooperation in Netzwerken<br />

mit anderen Unternehmen<br />

1. Veränderungen in<br />

der <strong>Arbeit</strong><br />

Ges<strong>am</strong>tgesellschaftliche<br />

Rahmenbedingungen<br />

- Konjunktur<br />

- Strukturwandel<br />

Marktentwicklungen<br />

- Globalisierung<br />

- Käufermärkte<br />

- neue K<strong>und</strong>enbedürfnisse<br />

- neue K<strong>und</strong>enbeziehungen<br />

- Akzeptanzverschiebungen<br />

Politisch-rechtliche<br />

Rahmenbedingungen g<br />

- neue Gesetze / Normen im nationalen<br />

<strong>und</strong> europäischen Rahmen<br />

Neue gesellschaftliche Leitbilder<br />

- "Gender Mainstre<strong>am</strong>ing"<br />

(Gleichberechtigung der Geschlechter)<br />

- Nachhaltige Entwicklung<br />

- Demographische Entwicklung<br />

f<br />

e<br />

h<br />

Richtung der Änderung a<br />

- neue / erweiterte Anforderungen<br />

- Wegfall bisheriger Anforderungen<br />

Grad der Änderung b<br />

- Ausbau / Vertiefung schon gültiger Anforderungen<br />

- ganz neue Anforderungen<br />

- für bestimmte Beschäftigtengruppen neue Anforderungen<br />

2. Änderungen der<br />

Qualifikationsanforderungen<br />

c<br />

Inhalte der neuen Anforderungen<br />

(für welche Beschäftigtengruppen?)<br />

- fachliche Kompetenzen<br />

- technische Kompetenzen<br />

- Kommunikations-Kompetenzen<br />

- soziale Kompetenzen<br />

- Kompetenzen für lebenslanges Lernen<br />

Änderung der Anzahl a<br />

der Beschäftigten<br />

- Freisetzungen<br />

- zusätzlicher Personalbedarf<br />

- Anteil "St<strong>am</strong>mbelegschaft"<br />

Veränderung der Personalstruktur b<br />

- Änderungen der Zus<strong>am</strong>mensetzung der Belegschaft<br />

nach Beschäftigtengruppen / Funktionsebenen<br />

- Änderungen der Berufsstruktur<br />

(Auf welche Berufe richtet sich die betriebliche Nachfrage?)<br />

- Änderung des Frauen-Männer-Anteils an den Beschäftigten<br />

- Änderung der Alterszus<strong>am</strong>mensetzung der Belegschaft<br />

3. Folgen für den<br />

Personalbedarf<br />

c<br />

Personalbedarfsdeckung<br />

- Strategien (Neueinstellung, Erstausbildung,<br />

Umsetzung/Qualifizierung)<br />

- Änderungen auf Gr<strong>und</strong> neuer Anforderungen<br />

d Anforderungen an den <strong>Arbeit</strong>smarkt<br />

- Angebots-/Nachfrageverhältnis<br />

- Anforderungen an die <strong>Arbeit</strong>svermittlung<br />

- Anforderungen an (arbeitslose) Bewerber/-innen<br />

(Anpassungs-, Zusatzqualifizierung,<br />

Schlüsselqualifikationen)<br />

Bedarf, Inhalte <strong>und</strong> Teilnehmer/-innen<br />

- konkreter Qualifizierungsbedarf<br />

- Zielgruppen<br />

- Schulung von Multiplikatoren/Multiplikatorinnen<br />

- realisierte / geplante Maßnahmen<br />

- Hemmnisse, nicht realisierbare Maßnahmen<br />

Methoden, Organisation b<br />

- neue Medien <strong>und</strong> Techniken,<br />

z.B. Telelearning, Internetnutzung<br />

- Lernen <strong>am</strong> <strong>Arbeit</strong>splatz<br />

- Zertifizierung / Standardisierung<br />

Ausbildung im Betrieb a<br />

- Spektrum der ausgebildeten Berufe<br />

- Entwicklung <strong>und</strong> Trend der<br />

Anzahl der Ausbildungsplätze<br />

- Eingangsqualifikationen<br />

Änderung von Berufsbildern b<br />

- neue Berufsbilder<br />

- Veränderung vorhandener Berufsbilder<br />

- Verschmelzen von verwandten Berufsbildern<br />

- neue Mischqualifikationen<br />

a<br />

4. Folgen für die Fort<strong>und</strong><br />

Weiterbildung<br />

5. Folgen für die<br />

Erstausbildung<br />

c<br />

Formen der Weiterbildung<br />

- Kooperation mit externen Anbietern<br />

- vollständige Auslagerung von Bildungsaufgaben<br />

- maßgeschneiderte Angebote, "Coaching" (Verknüpfung<br />

Weiterbildung/Beratung), "Job-Rotation"<br />

(Stellvertreter/-in für Beschäftigte in Qualifizierung)<br />

d<br />

Integration der Weiterbildung<br />

- Integration in Planungs- <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>sprozesse<br />

- Mitarbeiter/-innenbeteiligung / Eigenverantwortung<br />

bei der Weiterbildungsplanung<br />

c Inhalte der Erstausbildung<br />

- neue Inhalte<br />

- modifizierte Inhalte<br />

- überbetonte Inhalte<br />

d Strukturen, Organisation, Methoden<br />

- Anforderungen an die Ausbilder/-innen<br />

- Anforderungen an die Berufsschule<br />

- Vereinbarkeit von Ausbildung<br />

<strong>und</strong> praktischem Einsatz<br />

- Kooperation mit Partnern / Verb<strong>und</strong>ausbildung<br />

- Nutzung von Förderprogr<strong>am</strong>men<br />

- Verbindung von Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />

(z.B. duale Fachhochschulausbildung)<br />

- neue Medien <strong>und</strong> Techniken<br />

3<br />

EQUIB <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 37


Befragungsleitfaden<br />

EQUIB<br />

Allgemeine Angaben zum Betrieb<br />

Hier benötigen wir für die vergleichende Analyse einige allgemeine Daten zu Ihrem Betrieb. (Es genügen<br />

ungefähre Angaben.)<br />

Anzahl der Beschäftigten im Betrieb (insg./männlich/weiblich):<br />

Anzahl der Auszubildenden (insg./männlich/weiblich):<br />

<strong>Wirtschaft</strong>szweig <strong>und</strong> Branche: (wenn bekannt: WZ )<br />

Handwerksbetrieb? ja<br />

nein<br />

Funktion der Expertin / des Experten im Betrieb:<br />

Wir danken Ihnen für Ihre Mitarbeit!<br />

Die Erhebung unterliegt selbstverständlich dem Datenschutz. Alle Angaben werden vertraulich behandelt.<br />

Es werden keine Daten veröffentlicht, aus denen Ihre Teilnahme hervorgeht oder die eine Zuordnung von<br />

Aussagen zu Ihrem Betrieb möglich machen.<br />

Kontakt<br />

Projekt EQUIB, Postfach 330440, 28334 Bremen, Fax: 0421/218-4560. Im Internet: www.equib.de<br />

Mitarbeiter: Ulf Benedix (ubenedix@uni-bremen.de, Tel.: 0421/218-9519); Jutta Knuth (jknuth@uni-bremen.de, Tel.: 0421/218-<br />

9516); Iskra Heja Kostov (ihkostov@uni-bremen.de, Tel.: 0421/218-9521); Projektleitung: Gerlinde H<strong>am</strong>mer (gh<strong>am</strong>mer@unibremen.de,<br />

Tel.: 0421/218-9514).<br />

Das Projekt EQUIB – Entwicklungsplanung Qualifikation im Land Bremen – wird <strong>am</strong> <strong>Institut</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong> (IAW) der<br />

Universität / <strong>Arbeit</strong>nehmerk<strong>am</strong>mer Bremen durchgeführt. Das Projekt wird vom Senator für <strong>Arbeit</strong>, Frauen, Ges<strong>und</strong>heit, Jugend<br />

<strong>und</strong> Soziales aus Landesmitteln <strong>und</strong> aus ESF-Mitteln gefördert.<br />

4<br />

38 <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 EQUIB


Veröffentlichungen des Projekts EQUIB<br />

Veröffentlichungen des Projekts EQUIB<br />

Veröffentlichungen im Rahmen des Regionalen<br />

<strong>Monitoring</strong>-Systems Qualifikationsentwicklung:<br />

⊲ <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> 2001/1<br />

Metall- <strong>und</strong> Elektrobranche, Nahrungs- <strong>und</strong> Genussmittelbranche,<br />

Transport–Umschlag–Lagerei/Logistik,<br />

Handel<br />

⊲ <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> 2001/2<br />

Internet- <strong>und</strong> Multimedia-Dienstleister, Call-Center,<br />

Expertise: Digital Economy<br />

⊲ Dienstleistungsorientierung im produzierenden<br />

Handwerk (2001)<br />

⊲ <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> 2002/1<br />

Beschäftigung <strong>und</strong> Qualifizierung älterer <strong>Arbeit</strong>nehmer<br />

<strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>nehmerinnen vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />

des demographischen Wandels<br />

⊲ <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> 2002/2<br />

Bauhauptgewerbe<br />

⊲ <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> 2003/1<br />

Unternehmen auf dem Weg zum nachhaltigen <strong>Wirtschaft</strong>en:<br />

Qualifikationstrends<br />

⊲ <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> 2003/2<br />

Tourismus<br />

⊲ <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/1<br />

Metall- <strong>und</strong> Elektroindustrie, Metallhandwerk,<br />

Nahrungs- <strong>und</strong> Genussmittelbranche<br />

⊲ <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/2<br />

Transport-Umschlag-Lagerei/Logistik, Handel,<br />

Elektrotechnik-Handwerk, SHK-Handwerk, Kfz-<br />

Handwerk, Call Center, IT- <strong>und</strong> Multimedia-Dienstleister<br />

⊲ <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3<br />

Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft<br />

Weitere Bedarfsanalysen unter Beteiligung des<br />

IAW. . .<br />

• in Kooperation mit der Deutschen Telekom<br />

AG:<br />

Auch bei Speditionen <strong>und</strong> Logistikdienstleistern werden<br />

die <strong>Arbeit</strong>s- <strong>und</strong> Prozessabläufe zunehmend<br />

über E-Logistik-Anwendungen gesteuert. D<strong>am</strong>it dieser<br />

Innovationsprozess zu optimalen Geschäftserfolgen<br />

führen kann, bedarf es der entsprechenden Qualifikationen<br />

auf Seiten der Beschäftigten. Das Projekt EQUIB<br />

hat in Kooperation mit der Deutschen Telekom AG<br />

im Rahmen des Vorhabens ”<br />

LogSolutions“ (gefördert<br />

in: bremen in t.i.m.e) eine Qualifikationsbedarfsanalyse<br />

durchgeführt.<br />

Der <strong>Bericht</strong><br />

Dorn, Lothar; Ilona Hellweg, Hartmut Schekerka:<br />

Weiterbildungsbedarf bei Speditionen <strong>und</strong> Logistikdienstleistern<br />

im Land Bremen. Reihe NEMO, Band<br />

5. Bremen, 2002.<br />

steht ebenfalls zum Download auf der Internetseite von<br />

EQUIB bereit.<br />

• in Kooperation mit der Windenergie-Agentur<br />

Bremerhaven/Bremen e.V.:<br />

H<strong>am</strong>mer, Gerlinde; Rolf Röhrig: Qualifikationsbedarfe<br />

im Windenergiesektor: On- <strong>und</strong> Offshore.<br />

Analysen <strong>und</strong> Handlungsempfehlungen für Unternehmen,<br />

Aus- <strong>und</strong> Weiterbildungsträger <strong>und</strong><br />

Förderinstitutionen. Bremen/Bremerhaven <strong>2004</strong>.<br />

Auch dieser <strong>Bericht</strong> kann von der EQUIB-Internetseite<br />

heruntergeladen werden.<br />

Diese <strong>und</strong> weitere Veröffentlichungen (vor 2001) können über die genannten Kontaktadressen angefordert werden<br />

oder unter www.equib.de online bestellt werden.<br />

Dort stehen neben den oben genannten Veröffentlichungen auch die <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong>e (Ges<strong>am</strong>tberichte <strong>und</strong><br />

ausgekoppelte Kapitel) zum Download bereit.<br />

EQUIB <strong>Monitoring</strong>-<strong>Bericht</strong> <strong>2004</strong>/3 39

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