18.01.2014 Aufrufe

Leser - am Institut Arbeit und Wirtschaft - Universität Bremen

Leser - am Institut Arbeit und Wirtschaft - Universität Bremen

Leser - am Institut Arbeit und Wirtschaft - Universität Bremen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Institut</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />

Universität / <strong>Arbeit</strong>nehmerk<strong>am</strong>mer <strong>Bremen</strong><br />

Gerlinde H<strong>am</strong>mer<br />

Rolf Röhrig<br />

EQUIB IM<br />

ENTWICKLUNGSPLANUNG<br />

QUALIFIKATION<br />

LAND BREMEN<br />

Qualifikationsbedarfe im Windenergiesektor:<br />

On- <strong>und</strong> Offshore<br />

Analysen <strong>und</strong> Handlungsempfehlungen für Unternehmen,<br />

Aus- <strong>und</strong> Weiterbildungsträger <strong>und</strong> Förderinstitutionen<br />

<strong>Bremen</strong>/Bremerhaven 02/2004


Projektstruktur <strong>und</strong> Finanzierung des Projekts<br />

Diese Studie ist eine der beiden Teilstudien des von der Regionalen <strong>Arbeit</strong>sgemeinschaft <strong>Bremen</strong>/Niedersachsen<br />

ausgeschriebenen Projekts ‚Qualifizierung für On- <strong>und</strong> Offshore<br />

Windenergie’. Die andere Teilstudie hat die bestehenden windenergiespezifischen Qualifikationsangebote<br />

untersucht. Sie trägt den Titel „Offshore Windenergie: Analyse zum Qualifikationsangebot<br />

in Norddeutschland ". Autoren sind: Gerd Ketelhake, Regine Reichelt, Hermann<br />

Sievers.<br />

Beide Teilstudien sind als download erhältlich unter www.windenergie-agentur.de <strong>und</strong> unter<br />

www.cuxhaven.de. Die vorliegende Studie kann auch unter www.equib.de heruntergeladen<br />

werden.<br />

Projektstruktur:<br />

Teilstudie:<br />

„Qualifizierungsbedarfe im<br />

Windenergiesektor: On- <strong>und</strong><br />

Offshore“<br />

Teilstudie:<br />

„Offshore Windenergie:<br />

Analyse zum Qualifikationsangebot<br />

in Norddeutschland“<br />

Auftraggeber Stadt Bremerhaven Stadt <strong>und</strong> Landkreis Cuxhaven<br />

Koordination <strong>und</strong><br />

fachliche Begleitung<br />

Ausführende <strong>Institut</strong>e<br />

Windenergie-Agentur<br />

Bremerhaven/ <strong>Bremen</strong> e.V.<br />

Universität <strong>Bremen</strong>, <strong>Institut</strong><br />

<strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong> (IAW),<br />

Projekt EQUIB<br />

Niedersächsische Energie-Agentur<br />

(bis 31.12.2003)<br />

Target GmbH<br />

Finanzierung des Projekts:<br />

RAG Regionale <strong>Arbeit</strong>sgemeinschaft <strong>Bremen</strong>/Niedersachsen<br />

www.bremen-niedersachsen.de<br />

<strong>Institut</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong> der Universität/<br />

<strong>Arbeit</strong>nehmerk<strong>am</strong>mer <strong>Bremen</strong><br />

www.uni-bremen.iaw.de<br />

Windenergie-Agentur Bremerhaven/<strong>Bremen</strong> e.V.<br />

www.windenergie-agentur.de<br />

Magistrat der Stadt Bremerhaven<br />

www.bremerhaven.de<br />

Stadt Cuxhaven <strong>Wirtschaft</strong>sförderung<br />

www.cuxhaven.de<br />

Landkreis Cuxhaven<br />

www.landkreis-cuxhaven.de<br />

Die WAB e.V. <strong>und</strong> das Projekt EQUIB sind durch Mittel des<br />

Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) <strong>und</strong><br />

durch Mittel des Europäischen Sozialfond (ESF) kofinanziert.


Sehr geehrte <strong>Leser</strong>innen <strong>und</strong> <strong>Leser</strong>,<br />

nach dem enormen Wachstum der Windenergiebranche in den vergangenen Jahren, 14.600<br />

Megawatt installierte Windenergieleistung bis Ende 2003, steht die Branche vor einer neuen<br />

Herausforderung: der Qualitätssicherung.<br />

Neben der Zertifizierung von Produkten <strong>und</strong> Prozessen wird die Qualifizierung der<br />

Beschäftigten hierzu künftig einen wichtigen Beitrag leisten.<br />

Nicht nur der bestehende Mitarbeiterst<strong>am</strong>m muss durch Qualifizierung auf den Stand der<br />

aktuellen wirtschaftlichen, technischen <strong>und</strong> rechtlichen Entwicklungen gebracht werden.<br />

Auch Auszubildende <strong>und</strong> Studierende oder <strong>Arbeit</strong>ssuchende aus anderen Branchen, die sich<br />

für eine Tätigkeit in der Windenergiebranche interessieren, sollen sich hierfür optimal<br />

qualifizieren können.<br />

Als Branche, die ökologisch <strong>und</strong> technisch hochwertige Produkte herstellt, hat die Branche<br />

für Fachkräfte eine hohe Attraktivität. Die Branche kann diese Attraktivität für die Zukunft<br />

auch durch exzellente Weiterbildungsmöglichkeiten ausbauen.<br />

Daher müssen in der Zukunft branchenspezifische Aus- <strong>und</strong> Weiterbildungsangebote in<br />

ausreichender Zahl <strong>und</strong> Qualität bereit gehalten <strong>und</strong> Personalentwicklungsstrategien erarbeitet<br />

werden. Die Bedarfe der Branche möglichst genau <strong>und</strong> umfassend zu ermitteln, war Ziel<br />

dieser Studie. Sie soll Gr<strong>und</strong>lage für die Planung <strong>und</strong> Förderung passgenauer<br />

Qualifizierungsangebote sein.<br />

Die Städte <strong>Bremen</strong>, Bremerhaven, Cuxhaven <strong>und</strong> der Landkreis Cuxhaven wollen die<br />

Unternehmen durch diese Studie bei Ihrer nachhaltigen Entwicklung unterstützen <strong>und</strong> dem<br />

Standortfaktor Qualifizierung Rechnung tragen. Angesichts der bestehenden Entwicklungen<br />

im Offshore-Bereich wird der Faktor Qualifizierung sicherlich noch weiter an Bedeutung<br />

gewinnen.<br />

Wir danken allen Vertreterinnen <strong>und</strong> Vertretern aus Unternehmen <strong>und</strong> <strong>Institut</strong>ionen, die sich<br />

für eine Befragung zur Verfügung gestellt haben, sowie den Fördermittelgebern für Ihre<br />

großzügige Unterstützung.<br />

Jan Rispens<br />

-Geschäftsführer der WAB-<br />

Babette Dunker<br />

-Projektleiterin Qualifizierung der WAB-


Diese Qualifikationsbedarfsanalyse (QBA) wurde vom Projekt EQUIB – Entwicklungsplanung<br />

Qualifikation im Land <strong>Bremen</strong> durchgeführt. Das Projektte<strong>am</strong> EQUIB erarbeitet seit<br />

Jahren kontinuierlich regionale Qualifikationsbedarfsanalysen für das Land <strong>Bremen</strong>. Die von<br />

EQUIB erarbeiteten Aussagen zu künftigen Qualifikationsanforderungen dienen als Gr<strong>und</strong>lage<br />

für eine verbesserte Abstimmung von Qualifizierungsbedarfen der Unternehmen <strong>und</strong> entsprechenden<br />

Angeboten in der Region. Sie bieten den zuständigen staatlichen Ressorts, der<br />

<strong>Arbeit</strong>sverwaltung, den Betrieben <strong>und</strong> ihren <strong>Arbeit</strong>nehmervertretungen sowie den Einrichtungen<br />

der beruflichen Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung Planungs- <strong>und</strong> Handlungshilfen für die Konzeption,<br />

Förderung <strong>und</strong> Umsetzung von Qualifizierungsmaßnahmen.<br />

EQUIB wird <strong>am</strong> <strong>Institut</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong> (iaw) der Universität / <strong>Arbeit</strong>nehmerk<strong>am</strong>mer<br />

<strong>Bremen</strong> durchgeführt. Finanziert wird EQUIB vom Senator für <strong>Arbeit</strong>, Frauen, Ges<strong>und</strong>heit,<br />

Jugend <strong>und</strong> Soziales aus Landesmitteln sowie aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds<br />

(ESF).<br />

Weitere Informationen zum Projekt <strong>und</strong> Downloads von QBA zu verschiedenen Branchen<br />

<strong>und</strong> übergreifenden bildungs- <strong>und</strong> arbeitsmarktpolitischen Themen unter: www.equib.de<br />

Gerlinde H<strong>am</strong>mer<br />

Rolf Röhrig<br />

Qualifikationsbedarfe im Windenergiesektor: On- <strong>und</strong> Offshore<br />

Analysen <strong>und</strong> Handlungsempfehlungen für Unternehmen, Aus- <strong>und</strong><br />

Weiterbildungsträger <strong>und</strong> Förderinstitutionen<br />

<strong>Bremen</strong>/Bremerhaven 02/2004<br />

Kontakt:<br />

Kontakt:<br />

IAW-Universität <strong>Bremen</strong><br />

Postfach 330440 / FVG-Mitte<br />

D-28334 <strong>Bremen</strong><br />

Gerlinde H<strong>am</strong>mer<br />

gh<strong>am</strong>mer@uni-bremen.de<br />

wab – windenergie-agentur<br />

bremerhaven/bremen e.V.<br />

Schifferstr. 10-14<br />

D-27568 Bremerhaven<br />

Babette Dunker<br />

b.dunker@windenergie-agentur.de


Inhaltsverzeichnis<br />

Management Summary ......................................................................................................................6<br />

Das Geschäftsfeld Windenergie .................................................................................................................. 6<br />

2 Die Zielsetzung der Studie ....................................................................................................................... 6<br />

3 Die zentralen Ergebnisse.......................................................................................................................... 6<br />

Teil A Ziele, Methoden <strong>und</strong> Design der Untersuchung........................................................................9<br />

4 Ziele der Untersuchung ............................................................................................................................ 9<br />

5 Methoden................................................................................................................................................ 10<br />

5.1 Sequenzierung der Wertschöpfungskette ........................................................................................ 10<br />

5.2 Definition des Betriebspanels.......................................................................................................... 10<br />

5.3 Expertengespräche........................................................................................................................... 10<br />

5.4 Betriebsbefragung ........................................................................................................................... 11<br />

6 Untersuchungsdesign ............................................................................................................................. 11<br />

7 Zur Orientierung des <strong>Leser</strong>s................................................................................................................... 12<br />

Teil B Geschäftsfeld Windenergie: Stand <strong>und</strong> Perspektiven .............................................................13<br />

8 Windenergie – eine Wachstumsbranche ................................................................................................ 13<br />

9 Repowering, Export, Offshore-Parks – Potenziale einer Zukunftsbranche............................................ 14<br />

9.1 Repowering ..................................................................................................................................... 14<br />

9.2 Export.............................................................................................................................................. 15<br />

9.3 Offshore-Projekte............................................................................................................................ 16<br />

10 Politische Förderung der Windenergienutzung.................................................................................... 17<br />

11 <strong>Bremen</strong> <strong>und</strong> Niedersachsen: <strong>Wirtschaft</strong>sfaktor Windenergie, Standortvorteile, politische<br />

Förderstrategien......................................................................................................................................... 18<br />

11.1 Das Land <strong>Bremen</strong>.......................................................................................................................... 18<br />

11.1.1 <strong>Wirtschaft</strong>sfaktor Windenergie.......................................................................................18<br />

11.1.2 Standortvorteile ............................................................................................................18<br />

11.1.3 Politische Förderstrategien.............................................................................................19<br />

11.2 Das Land Niedersachsen ............................................................................................................... 20<br />

11.2.1 <strong>Wirtschaft</strong>sfaktor Windenergie.......................................................................................20<br />

11.2.2 Standortvorteile ............................................................................................................20<br />

11.2.3 Politische Förderstrategien.............................................................................................21<br />

Teil C Ergebnisse der Expertengespräche ........................................................................................22<br />

12 Befragte Unternehmen: Strukturdaten.................................................................................................. 22<br />

13 Analyse-Matrix: Material der Experteninterviews im Überblick......................................................... 23<br />

14 Essentials: Kernaussagen der Expertengespräche ............................................................................... 28<br />

14.1 Qualifikationsprofil ....................................................................................................................... 28<br />

14.2 Qualifikationsanforderungen <strong>und</strong> -auslöser ..................................................................................29<br />

14.2.1 Branchenübergreifende neue Qualifikationsanforderungen...............................................30<br />

14.2.2 Branchenspezifische neue Qualifikationsanforderungen...................................................31<br />

14.3 Personalentwicklung ..................................................................................................................... 35<br />

15 Qualifizierungs- <strong>und</strong> Weiterbildungsbedarf......................................................................................... 35<br />

15.1 Defizite .......................................................................................................................................... 35<br />

15.2 Qualifizierungs- <strong>und</strong> Weiterbildungsbedarf: Handlungsempfehlungen........................................ 36<br />

15.3 Favorisierte Formen der Weiterbildung ........................................................................................ 40<br />

15.4 Konsequenzen für die berufliche Erstausbildung.......................................................................... 41<br />

15.5 Weiterbildungsbedarf nach Branchen: Ges<strong>am</strong>tübersicht .............................................................. 42<br />

Statt eines Schlusswortes: Empfehlungen für eine betriebsnahe Weiterbildungsstrategie ................43<br />

Anhang ............................................................................................................................................45<br />

I Ausgewählte Daten der Betriebsbefragung............................................................................................. 45<br />

II Literaturverzeichnis ............................................................................................................................... 49<br />

III Leitfaden Expertengespräche ............................................................................................................... 51


EQUIB<br />

Qualifikationsbedarfe im Windenergiesektor: On- <strong>und</strong> Offshore<br />

Management Summary<br />

Das Geschäftsfeld Windenergie<br />

Die Windenergie repräsentiert eine Zukunftsbranche von großer wirtschaftlicher Bedeutung.<br />

Ende Juni 2003 waren in Deutschland über 12.800 MW Windenergieleistung installiert.<br />

Dies entspricht einem weltweiten Anteil von mehr als einem Drittel. Die Branche<br />

sichert bei einem Jahresumsatz von 3.9 Mrd. Euro über 40.000 <strong>Arbeit</strong>splätze in Deutschland,<br />

besonders in Klein- <strong>und</strong> Mittelbetrieben.<br />

Die Zuwachsraten liegen in den vergangenen Jahren weltweit bei 20 bis 30 Prozent. Dieser<br />

positive Trend ist allerdings im Jahre 2003 durch die konjunkturelle Entwicklung <strong>und</strong><br />

den politischen Streit um die Förderkonditionen (EEG) zum Stillstand gekommen. Die<br />

Zahlen des BWE sowie des DEWI bilanzieren bis zum September des Jahres 2003 Umsatzrückgänge<br />

von etwa 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Eine Konsolidierung<br />

des Marktes zeichnet sich allerdings ab, auch wenn ein Wachstumsschub vermutlich<br />

erst von der Realisierung geplanter Offshore-Projekte ausgehen wird.<br />

Die norddeutschen Küstenländer <strong>Bremen</strong> <strong>und</strong> Niedersachsen nehmen an diesem innovativen<br />

Geschäftsfeld Windenergie maßgeblich teil <strong>und</strong> fördern den Ausbau der Windenergie<br />

sowie notwendige Qualifizierungsmaßnahmen <strong>am</strong> Standort.<br />

2 Die Zielsetzung der Studie<br />

Die Studie soll den Qualifizierungsbedarf der Branche ermitteln, um Unternehmen,<br />

Qualifizierungsträgern <strong>und</strong> Förderinstitutionen Handreichungen für eine bedarfsorientierte<br />

Planung von innovativen Weiterbildungsangeboten verfügbar zu machen, d<strong>am</strong>it der zu<br />

erwartende Ausbau der Windenergiebranche über die benötigten qualifizierten Fachkräfte<br />

<strong>am</strong> Standort verfügt.<br />

Dazu wurden im Verlaufe dieser Studie 30 Expertengespräche mit Entscheidungsträgern<br />

relevanter Windenergieunternehmen aus <strong>Bremen</strong>, Niedersachsen <strong>und</strong> dem ges<strong>am</strong>ten B<strong>und</strong>esgebiet<br />

durchgeführt. Die zusätzliche Erhebung von Referenzdaten erfolgte mit Hilfe<br />

von 90 Fragebögen an Windenergieunternehmen in den beiden Küstenländern sowie im<br />

ges<strong>am</strong>ten B<strong>und</strong>esgebiet. Die Rücklaufquote betrug 30 Prozent.<br />

3 Die zentralen Ergebnisse<br />

Der ermittelte Qualifizierungs- <strong>und</strong> Weiterbildungsbedarf umfasst folgende Schwerpunkte:<br />

<br />

Windspezifisches fächerübergreifendes Ingenieurwissen: Da die Windenergieanlage<br />

ein System ineinandergreifender mechanischer, aerodyn<strong>am</strong>ischer <strong>und</strong> elektrischer so-<br />

6


EQUIB<br />

Qualifikationsbedarfe im Windenergiesektor: On- <strong>und</strong> Offshore<br />

wie physikalischer Vorgänge darstellt, muss der klassische Ingenieur modulare Zusatzkenntnisse<br />

erwerben.<br />

Empfehlung: Die Forschungs- <strong>und</strong> Koordinierungseinrichtungen der Länder <strong>Bremen</strong> <strong>und</strong><br />

Niedersachsen sollten mit Ingenieuren der Windenergiebranche in <strong>Arbeit</strong>sgruppen zus<strong>am</strong>menwirken,<br />

um windspezifische Zusatzmodule für die Ingenieursausbildung zu konzipieren.<br />

<br />

Verzahnung von ingenieurwissenschaftlichem <strong>und</strong> kaufmännischem Wissen: Führungskräfte<br />

sind in modernen Unternehmen Projektmanager, die den Bau von Windenergieanlagen<br />

sowohl technisch, rechtlich als auch kaufmännisch kompetent begleiten.<br />

Ingenieure brauchen kaufmännisches Wissen, <strong>und</strong> alle kaufmännischen Berufe<br />

müssen die gr<strong>und</strong>legenden technischen Gr<strong>und</strong>lagen der Windenergie beherrschen.<br />

Empfehlung: Ein adäquates Weiterbildungsangebot sollte kaufmännische Kenntnisse im<br />

Bereich Windenergie für Techniker <strong>und</strong> Ingenieure vermitteln <strong>und</strong> gleichzeitig technische<br />

Gr<strong>und</strong>kenntnisse über Windenergieanlagen für kaufmännische Berufe. Das Deutsche<br />

Windenergie-<strong>Institut</strong> in Wilhelmshaven bietet Fortbildungskurse mit einer Verzahnung<br />

von technischen <strong>und</strong> betriebswirtschaftlichen Inhalten an, die sich an Ingenieure, Planer<br />

<strong>und</strong> Projektentwickler richten (Technische Gr<strong>und</strong>lagen Windenergie, <strong>Wirtschaft</strong>lichkeitsberechnungen).<br />

<br />

Internationale Rechte, Abkommen <strong>und</strong> Normen: Umweltschutzgesetze, Baurecht,<br />

Gesetze zur internationalen Seeschifffahrt, Zollbestimmungen für den Export, Vertragsrecht<br />

<strong>und</strong> nationale Industrienormen flankieren das Geschäftsfeld Windenergie <strong>und</strong> generieren<br />

Weiterbildungsbedarf.<br />

Empfehlung: Seminare über nationale, europäische sowie internationale Rechte im Bereich<br />

Umwelt, Bauen, Seeschifffahrt, Vertragsschließung, Versicherung <strong>und</strong> Haftung, Zoll<br />

<strong>und</strong> Steuern zur Orientierung der Branchen.<br />

<br />

IT-Technologien im Bereich Windenergie: Hier sind wesentlich vier Bereiche zu<br />

nennen:<br />

a) Mathematische Modellierung <strong>und</strong> konstruktives Anlagen-Design,<br />

b) Liquiditätsmanagement <strong>und</strong> Finanzcontrolling,<br />

c) Supply Chain Management,<br />

d) Condition Monitoring System (CMS).<br />

Empfehlung: Die ersten drei Bereiche sind stark firmenspezifisch geprägt <strong>und</strong> für ein allgemeines<br />

Qualifizierungsangebot weniger geeignet. Eine Einführung in die Gr<strong>und</strong>lagen<br />

des PC sowie verbreitete Software kann dagegen für Facharbeiter <strong>und</strong> Servicetechniker<br />

hilfreich sein, die mit IT-gestützten Mess- <strong>und</strong> Diagnoseverfahren oder CMS arbeiten.<br />

<br />

Berufspraktische Fortbildung:<br />

Schweißer: Die Schweißtechnik unter Pulver löst Schutzgasverfahren zunehmend ab.<br />

Neue Qualifikationsnachweise sind also gefordert.<br />

7


EQUIB<br />

Qualifikationsbedarfe im Windenergiesektor: On- <strong>und</strong> Offshore<br />

Elektromonteure: Der Einsatz von Kommunikationstechnik <strong>und</strong> IT-Kompetenzen sowie<br />

die <strong>Arbeit</strong> mit englischsprachigen Dokumenten wird zum Standard. Die VHS Bremerhaven<br />

hat eine Ausbildung zum „Elektroniker Betriebstechnik mit Spezialkenntnissen für<br />

WEA“ initiiert.<br />

Kunststoff- <strong>und</strong> Faserverb<strong>und</strong>technik: Neben der manuellen Fertigung durch L<strong>am</strong>inierung<br />

textiler Fasern kommen die Vakuuminjektion <strong>und</strong> die Prepräg-Technik zum Einsatz.<br />

Gr<strong>und</strong>kenntnisse in polymerer Technologie mit windspezifischer Ausrichtung <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>ssicherheit<br />

(Aerosole) sind unerlässlich. Eine Umschulung zum „Verfahrensmechaniker<br />

Kunststoff- <strong>und</strong> Kautschuktechnik“ mit K<strong>am</strong>merprüfung ist in <strong>Bremen</strong>-Vegesack angelaufen..<br />

In Nordhausen bietet das Ausbildungszentrum für Faserverb<strong>und</strong>technik eine 3-jährige<br />

Erstausbildung sowie Fortbildungskurse für windspezifische polymere Techniken mit einer<br />

Zertifizierung der Industrie- <strong>und</strong> Handelsk<strong>am</strong>mer Erfurt an.<br />

Empfehlung: Fortbildungskurse zum Thema Schweißen, windspezifische Elektrotechnik,<br />

Verarbeitungsverfahren Kunststoff- <strong>und</strong> Faserverb<strong>und</strong>technik sowie <strong>Arbeit</strong>ssicherheit <strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heitsschutz sollten zum Standardangebot gehören. Die oben erwähnten Ausbildungs-<br />

<strong>und</strong> Qualifizierungsmaßnahmen sollten öffentlich gefördert, evaluiert <strong>und</strong> auf ihre<br />

betriebliche Akzeptanz überprüft werden, um eine etwaige Feinabstimmung der Qualifizierungsinhalte<br />

für den betrieblichen Bedarf vornehmen zu können.<br />

<br />

Fremdsprachenkenntnisse (Englisch): Das Englische ist heute nicht nur internationale<br />

Verhandlungssprache, sondern auch als technisches Fachenglisch in der Windenergiebranche<br />

beheimatet.<br />

Empfehlung: Weiterbildung in Englisch als Fach- <strong>und</strong> Verhandlungssprache.<br />

<br />

Weiterbildung für Servicetechniker: Der moderne Servicetechniker muss in seiner<br />

Person diverse fachliche <strong>und</strong> kaufmännische Qualifikationen vereinen. K<strong>und</strong>enorientiertes<br />

Auftreten <strong>und</strong> Englischkenntnisse sind unerlässlich. Diese Universalqualifikation<br />

wird im Land <strong>Bremen</strong> mit drei Projekten <strong>und</strong> einem Fördervolumen von r<strong>und</strong><br />

600.000 Euro unterstützt. Eine Fortbildung zum „Servicemonteur für Windenergieanlagentechnik“<br />

ist durch die Handelsk<strong>am</strong>mer <strong>Bremen</strong> <strong>und</strong> die IHK Bremerhaven auf den<br />

Weg gebracht worden.<br />

Empfehlung: Evaluation der neu konzipierten Fortbildungsmaßnahme <strong>und</strong> Überprüfung<br />

der betrieblichen Akzeptanz zwecks Feinabstimmung der Qualifizierungsinhalte.<br />

<br />

Offshoretrainings: Die meisten der befragten Unternehmen sind entweder bereits im<br />

Offshore-Bereich im europäischen Ausland oder in Übersee tätig, oder sie bereiten sich<br />

auf einen Einstieg in dieses Geschäftsfeld vor.<br />

Empfehlung: Offshore-Trainings zur Vermittlung der nautischen Gr<strong>und</strong>kenntnisse (Abseiltechniken,<br />

Mann-über-Bord-Manöver) sollten in hinreichender Zahl <strong>und</strong> Qualität in der<br />

Region verfügbar gemacht werden.<br />

Alle Quellen für die zitierten Zahlen <strong>und</strong> Daten in diesem Summary finden sich im Hauptteil<br />

der Studie.<br />

8


EQUIB<br />

Qualifikationsbedarfe im Windenergiesektor: On- <strong>und</strong> Offshore<br />

Teil A Ziele, Methoden <strong>und</strong> Design der Untersuchung<br />

Die Qualifikationsbedarfsanalyse für die Länder <strong>Bremen</strong> <strong>und</strong> Niedersachsen ermittelt Auskünfte<br />

<strong>und</strong> Daten branchenrelevanter Unternehmen im Bereich Windenergie, um Politik<br />

<strong>und</strong> Verwaltung, Unternehmen <strong>und</strong> Weiterbildungsträger bei der bedarfsorientierten Planung<br />

innovativer Weiterbildung zu unterstützen. Der Schwerpunkt liegt im Onshore-<br />

Sektor, aber auch der Betrieb <strong>und</strong> perspektivische Ausbau von Offshore-Anlagen findet<br />

Berücksichtigung. Die Betrachtung konzentriert sich in erster Linie auf den gewerblichtechnischen<br />

sowie Dienstleistungsbereich, der mit der Planung, Produktion, Montage <strong>und</strong><br />

dem Betrieb von Windenergieanlagen (WEA) befasst ist. Verwaltende <strong>und</strong> kaufmännische<br />

Funktionen werden als Unterabteilung in die Analyse einbezogen.<br />

4 Ziele der Untersuchung<br />

Die wesentliche Zielsetzung besteht darin, in Kooperation mit Unternehmen, Verbänden,<br />

<strong>Institut</strong>ionen sowie Aus- <strong>und</strong> Weiterbildungseinrichtungen aus dem Bereich Windenergie<br />

den Qualifikationsbedarf für Planung, Bau, Betrieb <strong>und</strong> Service von Onshore-Anlagen<br />

zu ermitteln. Der Ist-Stand der aktuellen Beschäftigungsstruktur <strong>und</strong> des Qualifikationsniveaus<br />

wird mit der Entwicklung neuer Qualifikationsanforderungen abgeglichen. Daraus<br />

sind relevante Qualifikationsbedarfe abzuleiten, die für die Konzeptionierung<br />

marktgerechter Weiterbildungsmodule zur Ergänzung der beruflichen Erstausbildung<br />

bedeuts<strong>am</strong> sind.<br />

Insges<strong>am</strong>t befindet sich die Windenergie trotz aktuell rückläufigem Geschäftsgang mittelfristig<br />

<strong>und</strong> im Hinblick auf die Realisierung geplanter Offshore-Projekte auf einem Wachstumspfad,<br />

so dass mit einem entsprechenden Fachkräftebedarf gerechnet werden muss. Die<br />

quantitativen Eckdaten dieses Bedarfs stellen Vorgaben für die Bereitstellung von Aus<strong>und</strong><br />

Weiterbildungskapazitäten in diesem Sektor dar. Insbesondere sollen Anhaltspunkte<br />

für die Entwicklung des kurz- <strong>und</strong> mittelfristigen Bedarfs an Servicetechnikern erhoben<br />

werden, um Planungsdaten für weitere Qualifizierungsmaßnahmen zu gewinnen. Die Weiterbildung<br />

zum „Servicetechniker für Windenergieanlagen“ bildet im Jahre 2003 einen<br />

Schwerpunkt für modulare Qualifizierung mit einem Abschluss der Handelsk<strong>am</strong>mer <strong>Bremen</strong><br />

<strong>und</strong> der IHK Bremerhaven.<br />

Eine weitere Zielsetzung widmet sich dem Bereich Offshore-Energiegewinnung. Die in<br />

Planung befindlichen Windparks, die zum Teil noch Gegenstand einer kontroversen politischen<br />

Debatte sind, gelten als Auslöser neuer Qualifizierungsinhalte <strong>und</strong> sind diesbezüglich<br />

vorläufig zu bewerten. Eine endgültige qualitative wie quantitative Abschätzung des<br />

Aus- <strong>und</strong> Weiterbildungsbedarfs liegt jedoch jenseits des Rahmens dieser Untersuchung.<br />

Dergleichen bleibt einer gesonderten weitergehenden Analyse vorbehalten <strong>und</strong> kann in<br />

dieser Studie nur in ersten Umrissen präsentiert werden, weil die Offshore-Technologie<br />

sich noch weitgehend im Stadium der Planung befindet.<br />

9


EQUIB<br />

Qualifikationsbedarfe im Windenergiesektor: On- <strong>und</strong> Offshore<br />

5 Methoden<br />

Das Geschäftsfeld Windenergie stellt sich als eine komplexe Prozesskette dar, die von der<br />

Planung über die Produktion <strong>und</strong> Montage bis zur Wartung <strong>und</strong> Instandhaltung von Windenergieanlagen<br />

(WEA) reicht.<br />

5.1 Sequenzierung der Wertschöpfungskette<br />

Folgende acht Bausteine der Wertschöpfungskette lassen sich voneinander abgrenzen:<br />

I Planung, Entwicklung, Finanzierung <strong>und</strong> Versicherung<br />

II Gründungstechnik <strong>und</strong> Turmbau<br />

III Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenbau (z.B. Getriebe)<br />

IV Kunststoff- <strong>und</strong> Faserverb<strong>und</strong>technik (z.B. Rotor- <strong>und</strong> Gondelbau)<br />

V Elektrotechnik (z.B. Generatorbau, Kabelherstellung)<br />

VI Montage <strong>und</strong> Logistik<br />

VII Service, Wartung <strong>und</strong> Instandsetzung<br />

VIII Maritime Konstruktion <strong>und</strong> Dienstleistung<br />

Jedem dieser Bausteine der Wertschöpfungskette entsprechen spezifische Branchen von<br />

Unternehmen, die im Geschäftsfeld Windenergie tätig sind.<br />

5.2 Definition des Betriebspanels<br />

Für die Qualifikationsbedarfsanalyse wurden aus jedem der genannten acht Bereiche der<br />

Wertschöpfungskette 3 Unternehmen zur Untersuchung ausgewählt, <strong>und</strong> zwar jeweils ein<br />

Unternehmen aus dem Land <strong>Bremen</strong>, ein Unternehmen aus Niedersachsen sowie ein überregionaler<br />

Betrieb, der weder in <strong>Bremen</strong> noch Niedersachsen ansässig ist. Im Ergebnis<br />

konnten die daraus resultierenden 24 Expertengespräche sogar noch um weitere 6 auf 30<br />

Experteninterviews insges<strong>am</strong>t ausgedehnt werden, weil das betriebliche Interesse an der<br />

Mitwirkung sehr groß war.<br />

Das Kriterium für die Einstellung in das Betriebspanel ist die durch Betriebsgröße <strong>und</strong> -<br />

praxis ausgewiesene Relevanz des Unternehmens für den Windenergiebereich. Zusätzlich<br />

zu den bremischen <strong>und</strong> niedersächsischen Unternehmen wird ein überregionaler Repräsentant<br />

jeder Branche in das Betriebspanel aufgenommen, um die Vergleichbarkeit <strong>und</strong> Validität<br />

der ermittelten Daten prüfen zu können.<br />

5.3 Expertengespräche<br />

Der Kern des empirischen Untersuchungsteils besteht in Expertengesprächen vor Ort in<br />

den im Betriebspanel gelisteten Unternehmen. Diese werden auf der Gr<strong>und</strong>lage eines vorab<br />

verschickten Leitfadens geführt, der ein theoretisch f<strong>und</strong>iertes Strukturierungsangebot<br />

für die Gesprächsführung darstellt. Methodisches Vorgehen <strong>und</strong> Größe des Betriebspanels<br />

10


EQUIB<br />

Qualifikationsbedarfe im Windenergiesektor: On- <strong>und</strong> Offshore<br />

zielen also nicht darauf, statistisch repräsentative Resultate zu generieren. Gleichwohl sind<br />

sie aufgr<strong>und</strong> des qualitativen Analysedesigns von hoher Aussagekraft, weil sie den betrieblichen<br />

Bedarf „aus erster Hand“, nämlich aus der intensiven Befragung betrieblichen Führungspersonals<br />

vor Ort gewinnen.<br />

Zugleich wurden auch Facharbeiter/-innen <strong>und</strong> Praktiker/-innen der jeweiligen Unternehmen<br />

in die Gesprächsführung einbezogen. Denn die vergleichsweise junge Technologie im<br />

Bereich Windenergie bringt es mit sich, dass die Qualifikationsanforderungen nicht in jedem<br />

Fall mit tradierten Berufsbildern deckungsgleich sind, so dass die Kreativität <strong>und</strong> Improvisationskunst<br />

der Praktiker zu ihrem Recht kommen. Auch hieraus lassen sich Rückschlüsse<br />

auf neue Anforderungen an die Weiterbildung ziehen.<br />

5.4 Betriebsbefragung<br />

Über die im Betriebspanel für die qualitative Analyse vertretenen Unternehmen hinaus<br />

erhebt die Untersuchung mit Hilfe eines Fragebogens, der an 90 Betriebe aus <strong>Bremen</strong> <strong>und</strong><br />

Niedersachsen verschickt wurde, weiteres Datenmaterial, um die Ergebnisse der qualitativen<br />

Untersuchung abzustützen oder auch zu ergänzen, wo sich signifikante Abweichungen<br />

ergeben. Die Rücklaufquote betrug 30 Prozent. Auch dieser empirische Teil beansprucht<br />

nicht, repräsentative Resultate zu generieren, weil dazu die statistische Basis zu klein ist.<br />

Dennoch ergeben sich auf diesem Weg wichtige Eckdaten für die Planung <strong>und</strong> Konzeptionierung<br />

der Weiterbildungslandschaft im Bereich Windenergie.<br />

6 Untersuchungsdesign<br />

Sek<strong>und</strong>äranalytische Studien (Literatur- <strong>und</strong> Internetrecherche) markieren den Ausgangspunkt<br />

für die Generierung adäquater Methoden <strong>und</strong> Instrumente dieser Untersuchung.<br />

Im Sinne wissenschaftlicher Praxisnähe folgte ein Auftaktworkshop mit Windenergie-<br />

Expertinnen <strong>und</strong> Experten aus relevanten Unternehmen, Weiterbildungseinrichtungen <strong>und</strong><br />

politischen <strong>Institut</strong>ionen, um das Expertenwissen für den Entwurf des Analysedesigns<br />

fruchtbar zu machen.<br />

Aus demselben Gr<strong>und</strong> wurde die Studie während der ges<strong>am</strong>ten Laufzeit von einem Expertenpool<br />

begleitet, der als Beirat paritätisch von Vertreterinnen <strong>und</strong> Vertretern des Landes<br />

<strong>Bremen</strong> <strong>und</strong> der Stadt Bremerhaven, der Stadt <strong>und</strong> dem Landkreis Cuxhaven sowie der<br />

Windenergie-Agentur Bremerhaven/<strong>Bremen</strong> (WAB) <strong>und</strong> der Niedersächsischen Energieagentur<br />

(NEA) besetzt war.<br />

Auf dieser Basis wurden die oben skizzierten Instrumente konzipiert, nämlich ein Leitfaden<br />

Expertengespräche sowie ein Fragebogen Qualifikationsbedarfsanalyse.<br />

11


EQUIB<br />

Qualifikationsbedarfe im Windenergiesektor: On- <strong>und</strong> Offshore<br />

Die Experteninterviews vor Ort wurden im Zeitraum von August bis Oktober 2003<br />

durchgeführt, die Betriebsbefragung anhand der dokumentierten Fragebögen von August<br />

bis September 2003.<br />

Die Dokumentation <strong>und</strong> Auswertung des Materials liegt mit diesem Abschlussbericht vor.<br />

Die Ergebnisse der Studie wurden schließlich der interessierten Öffentlichkeit aus <strong>Wirtschaft</strong>,<br />

Wissenschaft <strong>und</strong> Politik auf einem Abschlussworkshop präsentiert.<br />

7 Zur Orientierung des <strong>Leser</strong>s<br />

Der folgende Abschnitt Teil B stellt zunächst das Geschäftsfeld Windenergie vor. Seine<br />

wirtschaftliche Bedeutung auch für die regionalen Standorte <strong>Bremen</strong> <strong>und</strong> Niedersachsen<br />

begründet den Qualifizierungsbedarf, den die Studie ermittelt.<br />

Die Ergebnisse der Expertengespräche finden sich im Abschnitt Teil C. Es werden branchenübergreifende<br />

sowie branchenspezifische Qualifikationsbedarfe aus dem Interviewmaterial<br />

abgeleitet. Rechtsk<strong>und</strong>e, Fremdsprachenkenntnisse <strong>und</strong> Sozialkompetenzen<br />

wie Te<strong>am</strong>fähigkeit oder k<strong>und</strong>enorientierte Verhandlungskompetenz etwa gehören zu den<br />

sogenannten Querschnittsqualifikationen, die nicht nur in einer bestimmten Branche, sondern<br />

branchenübergreifend in der ges<strong>am</strong>ten Geschäftspalette zum Einsatz kommen. Andere<br />

Qualifikationen wie beispielsweise neue Schweißtechniken unter Pulver im Bereich Turmbau<br />

oder Prepräg-Verfahren in der Kunststofftechnik zählen in der Terminologie zu den<br />

technisch-fachlichen Qualifikationen <strong>und</strong> sind branchenspezifischer Art. Diese beiden<br />

Kategorien werden unterschieden <strong>und</strong> gesondert dargestellt.<br />

Nicht jeder erhobene Qualifikationsbedarf generiert eine externe Weiterbildungsmaßnahme.<br />

Te<strong>am</strong>work, Qualitätssicherung oder Projektmanagement beispielsweise sind<br />

Qualifikationen von großem Gewicht, werden aber eher durch die betriebsinterne<br />

Personalentwicklung <strong>und</strong> das learning on the job bedient. Andere Anforderungen an die<br />

Qualifikation begründen dagegen externen Weiterbildungsbedarf. Fremdsprachen- oder<br />

IT-Kenntnisse gehören ebenso dazu wie die ingenieurwissenschaftliche Fortbildung durch<br />

windspezifische Zusatzmodule.<br />

Dieser Weiterbildungsbedarf wird systematisch ermittelt <strong>und</strong> abschließend in einer tabellarischen<br />

Ges<strong>am</strong>tübersicht nach Branchen dokumentiert (siehe Teil C, 4.5). Hier findet<br />

der branchenorientierte <strong>Leser</strong> zur raschen Orientierung alle Weiterbildungsbedarfe nach<br />

Unternehmensbranchen sortiert.<br />

Der ermittelte Weiterbildungsbedarf kann <strong>und</strong> will eine betriebliche Personalentwickungs<strong>und</strong><br />

Qualifizierungsstrategie nicht determinieren. Er liefert jedoch wichtige Orientierungspunkte<br />

für Unternehmen, die sich in einem innovativen Geschäftsfeld mit qualifizierten<br />

Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeitern sowie qualitativ hochwertigen Produkten <strong>und</strong><br />

Dienstleistungen behaupten wollen.<br />

12


EQUIB<br />

Qualifikationsbedarfe im Windenergiesektor: On- <strong>und</strong> Offshore<br />

Teil B Geschäftsfeld Windenergie: Stand <strong>und</strong> Perspektiven<br />

8 Windenergie – eine Wachstumsbranche<br />

Das Geschäftsfeld Windenergie hat sich in den vergangenen Jahren als starke Wachstumsbranche<br />

etablieren können. Weltweit liegen die Zuwachsraten bei 20-30 Prozent. 1<br />

Der B<strong>und</strong>esverband Windenergie (BWE) 2 bestätigt eine solche Entwicklung auch für die<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland, die dabei einen Spitzenplatz einnimmt. Gemessen <strong>am</strong> Beschäftigungsvolumen<br />

ist die Branche von 7.000 Mitarbeitern im Jahre 1996 auf über<br />

40.000 Mitarbeiter im Jahre 2002 angewachsen. Der Umsatz wurde im Vergleichszeitraum<br />

von 500 Millionen Euro auf etwa 3,9 Milliarden Euro gesteigert. Im Jahre 2002 wurden<br />

bereits 4,2 Prozent des b<strong>und</strong>esdeutschen Stromverbrauchs aus Windenergieanlagen gedeckt.<br />

Knapp 14.000 Anlagen dieses Typs lieferten im Juni des Jahres 2003 r<strong>und</strong> 12.800<br />

Megawatt, was einer Steigerungsrate gegenüber dem Vorjahr von über 35 Prozent <strong>und</strong><br />

einen weltweiten Anteil von mehr als einem Drittel entspricht. 3<br />

Dieser positive Trend ist allerdings im Jahre 2003 zum Stillstand gekommen. Die Zahlen<br />

des BWE sowie des DEWI bilanzieren bis zum September des Jahres 2003 Umsatzrückgänge<br />

von etwa 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Extrapoliert man diese<br />

Entwicklung bis zum Jahresende 2003, so ist von einem Zubau von 2.000 bis 2.500 MW<br />

auszugehen. Das DEWI kommt in seinen Prognosen aus dem Jahre 2002 zu dem Ergebnis,<br />

dass im Jahr 2004 mit einem Zubau von zirka 2.000 MW <strong>und</strong> im Jahre 2005 mit weiteren<br />

1.400 MW zu rechnen ist.<br />

Die Gründe für die negative Marktentwicklung liegen zum einen in einer Verunsicherung<br />

der Investoren durch den politischen Streit um die Ausgestaltung des EEG (Erneuerbare<br />

Energien Gesetz), das die Förderung regenerativer Energien regelt. Mit der Novelle<br />

des Gesetzes Ende 2003 <strong>und</strong> der weitgehenden Fortschreibung der Förderquoten dürfte<br />

dieses Hindernis für die Investitionsbereitschaft entfallen. Zum anderen schlägt der nach<br />

wie vor schleppende allgemeine Konjunkturgang auch auf die Windenergiebranche durch.<br />

Schließlich haben sich auch branchenspezifische Par<strong>am</strong>eter zeitweilig ungünstig entwickelt.<br />

So hat der Anstieg der Versicherungsprämien zu neuen Kosten geführt <strong>und</strong> der Ausstieg<br />

eines großen Bankhauses als Investor vorübergehend den Geschäftsgang tangiert,<br />

was erst durch das Engagement anderer Banken aufgefangen werden konnte.<br />

Der Markt hat sich mittlerweile auf die neuen Konditionen eingestellt <strong>und</strong> kann eine Konsolidierung<br />

verzeichnen. Der Ersatz von Altanlagen durch leistungsstärkere moderne Typen,<br />

das Repowering, <strong>und</strong> der Export könnten in der Zukunft für eine gewisse Kompensation<br />

der Umsatzeinbußen sorgen, auch wenn dies im Jahre 2003 noch nicht geleistet wer-<br />

1<br />

„In den letzten Jahren erreichte die Branche weltweit durchschnittliche Wachstumsraten von 20 – 30 Prozent<br />

- dank günstiger Rahmenbedingungen vor Allem in Europa , aber auch in den USA, Australien <strong>und</strong><br />

einigen südost-asiatischen Ländern.“ (Windenergie-Agentur WAB, wind richtung zukunft, S. 6)<br />

2 Vergleiche zum BWE-Datenmaterial: Ludwig, Thorsten, Auf dem Weg zum Kompetenzzentrum für Offshore-<br />

Windenergie-Anlagen, Bremer <strong>Arbeit</strong>nehmer-Magazin Mai 2003, S. 16 f<br />

3 B<strong>und</strong>esumweltminister Jürgen Trittin, Husum-Wind Messekatalog 2003, S. 12<br />

13


EQUIB<br />

Qualifikationsbedarfe im Windenergiesektor: On- <strong>und</strong> Offshore<br />

den konnte. Ein deutlicher Wachstumsschub wird allerdings erst eintreten, wenn die<br />

zahlreichen Offshore-Projekte, die sich aktuell in der Planung befinden, installiert werden<br />

<strong>und</strong> in Betrieb gehen.<br />

Auch die norddeutschen Küstenländer sind stark im Geschäftsfeld Windenergie engagiert.<br />

In <strong>Bremen</strong> <strong>und</strong> Bremerhaven stellt die Windenergiebranche r<strong>und</strong> 1.000 <strong>Arbeit</strong>splätze<br />

zur Verfügung, an denen eine Wertschöpfung von 500 Millionen Euro generiert wird. 4<br />

Niedersachsen kann auf eine Investitionssumme von 3 Milliarden Euro im Bereich Windenergie<br />

verweisen <strong>und</strong> produziert 3.200 MW Kraftwerksleistung. 5 Schleswig-Holstein<br />

deckt seit dem Jahr 2000 seinen Nettostromverbrauch bereits zu 20 Prozent aus Windenergie.<br />

6 Allerdings hat sich im ersten Halbjahr 2003 ein leichter Rückgang des Geschäfts<br />

eingestellt. Zum einen ist die nach wie vor angespannte konjunkturelle Lage dafür verantwortlich,<br />

zum anderen aber auch eine kontroverse politische Diskussion über die Förderstrategie<br />

der Windenergiebranche, was bei manchen K<strong>und</strong>en offenbar zu einer Verunsicherung<br />

<strong>und</strong> Investitionszurückhaltung geführt hat.<br />

Die politischen Entscheidungsträger in B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Land bekennen sich allerdings trotz<br />

mancher Differenzen über die rechtliche <strong>und</strong> förderpolitische Begleitung der Windenergiebranche<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich zum energiepolitischen Stellenwert dieses <strong>Wirtschaft</strong>szweigs. Bis<br />

zum Jahr 2010 soll der Anteil der erneuerbaren Energien <strong>am</strong> Energieverbrauch verdoppelt<br />

werden. Im Jahre 2050 soll nach dem Willen der B<strong>und</strong>esregierung die Hälfte des ges<strong>am</strong>ten<br />

Energieverbrauchs auf diese Weise gedeckt werden. 7 Die ehrgeizigen Wachstumsziele sind<br />

allerdings vor dem Hintergr<strong>und</strong> einer nach wie vor angespannten Marktlage zu bewerten.<br />

9 Repowering, Export, Offshore-Parks – Potenziale einer Zukunftsbranche<br />

Der Onshore-Markt ist weitgehend gesättigt, weil die windhöffigen Flächen für weiteren<br />

Zubau erschöpft sind. Hier ist der Umsatz sogar rückläufig. Kompensation könnten künftig<br />

die Geschäftsfelder Repowering <strong>und</strong> Export bieten. Die stärksten Wachstumsimpulse werden<br />

jedoch vom Offshore-Markt ausgehen.<br />

9.1 Repowering<br />

Unter diesem Stichwort vollzieht sich der Ersatz alter Windenergieanlagen durch neue<br />

leistungsstärkere Typen. Der Gr<strong>und</strong> für diese Tendenz liegt darin, dass bei Onshore-<br />

Anlagen nicht auf beliebig vermehrbare Flächen zurückgegriffen werden kann, die für Bau<br />

<strong>und</strong> Betrieb dieser Anlagen geeignet sind. Leistungszuwachs ist also nicht mehr durch<br />

Vermehrung der Anzahl von Anlagen alten Typs zu erzielen, sondern nur durch den Bau<br />

effizienterer Nachfolger. Zugleich sprechen ökonomische Gründe für das Repowering. Die<br />

4 Windenergie-Agentur WAB, wind richtung zukunft, S. 16<br />

5<br />

Siehe hierzu: Niedersächsisches Umweltministerium, Positionspapier zur Windenergie in Niedersachsen,<br />

www.mu1.niedersachsen.de, S. 1<br />

6 Heier, Siegried, Windkraftanlagen, Stuttgart 2003, S. 481<br />

7<br />

B<strong>und</strong>esministerium für Umwelt, Naturschutz <strong>und</strong> Reaktorsicherheit, Rede von Minister Jürgen Trittin: Eine<br />

große Chance für Kommunen an der Küste, Cuxhaven 20.1.2003<br />

14


EQUIB<br />

Qualifikationsbedarfe im Windenergiesektor: On- <strong>und</strong> Offshore<br />

neuen Anlagen arbeiten mittlerweile mit zehnfacher Leistung bei deutlich abgesenkten<br />

Gestehungs- <strong>und</strong> Betriebskosten, so dass auch der vorzeitige Ersatz alter Anlagen unter<br />

Rentabilitätsgesichtspunkten sinnvoll erscheint. 8 Das Repowering könnte also nicht nur<br />

den Umsatz der Branche heben, sondern auch zu einem vermehrten <strong>Arbeit</strong>splatzangebot<br />

führen. Dies setzt allerdings eine allgemeine Belebung der Konjunktur voraus.<br />

9.2 Export<br />

Die möglichen Wachstumsaussichten im Export beruhen wesentlich darauf, dass in vielen<br />

europäischen Nachbarstaaten die Stromgewinnung aus Windkraft politisch gefördert <strong>und</strong><br />

subventioniert wird, so dass sich für den deutschen Standort zusätzliche<br />

Absatzmöglichkeiten eröffnen könnten. Denn die deutschen Produzenten <strong>und</strong> Betreiber<br />

von Windenergieanlagen verfügen anerkanntermaßen über ein herausragendes<br />

technologisches <strong>und</strong> betriebswirtschaftliches Know-how auf diesem Sektor.<br />

Nach Schätzungen der renommierten dänischen Beratungsgesellschaft BTM Consult beläuft<br />

sich der Zubau im Windenergiebereich bis zum Jahr 2005 auf etwa 40.000 Megawatt,<br />

wobei etwa 28.000 Megawatt auf Europa entfallen. 9 Die wichtigsten Exportländer sind<br />

Italien, Spanien, Frankreich <strong>und</strong> Griechenland. Italien verfügt mit 65 Prozent über die<br />

höchsten jährlichen Wachstumsraten in Europa. Spanien verfolgt seit 1998 ähnlich wie<br />

Deutschland die Strategie, den Einsatz erneuerbarer Energien mit politisch garantierten<br />

Vergütungen zu fördern. Ähnliches gilt für Frankreich, das im Jahr 2001 ein neues Energieeinspeisegesetz<br />

in Kraft gesetzt hat. 10 Hinzu kommen die osteuropäischen Länder, die<br />

als Anschlusskandidaten der EU die Modernisierung ihrer nationalen Energiegewinnung<br />

mit aktuell begrenzten finanziellen Mitteln vorantreiben <strong>und</strong> somit als Exportfeld von Anlagen<br />

in Betracht kommen könnten, die durch das Repowering in der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland freigesetzt werden. 11 Allerdings gilt für den Export dasselbe wie für das Repowering.<br />

Erfolge <strong>und</strong> Umsatzsteigerungen hängen wesentlich von günstigen allgemeinen<br />

Konjunkturdaten ab.<br />

8 „Mittlerweile haben die Anlagen im Durchschnitt etwa zehnmal soviel Leistung. Dabei hat nicht nur die Leistung<br />

zugenommen, die modernen Anlagen sind gleichzeitig zuverlässiger, effizienter <strong>und</strong> somit auch wirtschaftlicher<br />

geworden. Für viele Windparkbetreiber <strong>und</strong> Finanziers ein Anreiz, über einen vorzeitigen Ersatz der alten durch<br />

neue Anlagen („Repowering“) nachzudenken, obwohl die normale Betriebsdauer der Anlagen 20 – 25 Jahre beträgt.“<br />

(Wind-Agentur Bremerhaven, <strong>Bremen</strong>, WAB, wind richtung zukunft, S. 8)<br />

9 Der Senator für Bau <strong>und</strong> Umwelt der Freien Hansestadt <strong>Bremen</strong>, Zukunftsmarkt Windenergie, Bermen 2003, S. 7<br />

10 Windenergie-Agentur WAB, wind richtung zukunft, <strong>Bremen</strong> 2002, S. 11<br />

11 „Mit passenden Service- <strong>und</strong> Dienstleistungskonzepten könnten die ersetzten Anlagen für sich entwickelnde,<br />

neue Windkraftmärkte z.B. in Ost-Europa interessant sein. Dort sind niedrige Vergütungssätze <strong>und</strong> kürzere Laufzeiten<br />

der Einspeisungsverträge für Windkraftanlagen üblich. In dieser Ausgangssituation könnten weitgehend<br />

abgeschriebene Anlagen einen guten Einstieg in die Windenergie ermöglichen.“ (a.a.O., S. 9)<br />

15


EQUIB<br />

Qualifikationsbedarfe im Windenergiesektor: On- <strong>und</strong> Offshore<br />

9.3 Offshore-Projekte<br />

Eines der wichtigsten Wachstumspotenziale liegt auf dem Meer. Im sogenannten „Offshore-Bereich“,<br />

also mindestens 30 km von der Küste entfernt, bieten sich nicht nur hohe <strong>und</strong><br />

gut ausnutzbare Windgeschwindigkeiten für die Energieerzeugung an. Hier präsentiert sich<br />

auch ein Flächenpotenzial, das in Abstimmung mit Naturschutz-, Fischerei- <strong>und</strong> Seeschifffahrtsbestimmungen<br />

für Offshore-Windenergieanlagen genutzt werden kann. In dieser sogenannten<br />

„Ausschließlichen <strong>Wirtschaft</strong>szone“ (AWZ) sind bereits heute mehr als 30<br />

Windparks beantragt. 12 Neben Horns Rev <strong>und</strong> Butendiek stellt das Projekt -Sandbank 24-<br />

etwa 100 km westlich von Sylt mit projektierten 980 Windrädern das bislang weltweit<br />

größte Vorhaben im Offshore-Bereich dar. Die jährliche Stromproduktion macht zwei<br />

Drittel der Jahresproduktion des AKW Brunsbüttel aus. 13<br />

Wassertiefen von zirka 25 m, die hohe Beanspruchung durch Wind- <strong>und</strong> Wasserkräfte sowie<br />

der Salzgehalt von Luft <strong>und</strong> Meer stellen besondere Anforderungen an die Technologie.<br />

Die F<strong>und</strong><strong>am</strong>entierung verursacht entsprechend hohe Kosten. Die Anlagen werden mit<br />

deutlich größeren Abmessungen <strong>und</strong> Leistungsmerkmalen als Onshore-Anlagen konzipiert.<br />

Die beantragten Projekte gehen von einer Nabenhöhe von 90 m über dem Meeresspiegel<br />

<strong>und</strong> einem Rotordurchmesser von 110 m aus. Auch die Leistung von 4 bis 5 MW<br />

soll die Onshore-Anlagen deutlich übertreffen. Das alles stellt natürlich an Bau, Montage<br />

<strong>und</strong> Logistik neue Anforderungen. Um eine hohe Verfügbarkeit der Offshore-Anlagen zu<br />

gewährleisten, hat sich eine Bremer Werft in Kooperation mit einer Reederei in Bremerhaven<br />

mit der Konstruktion eines Windpark-Mutterschiffes hervorgetan. Dieses Spezialschiff<br />

verfügt über einen innovativen Rumpfaufbau, der auch bei härtesten Wetterbedingungen<br />

Reparaturen <strong>und</strong> Materialtransport für Offshore-Anlagen erlaubt <strong>und</strong> so das Ausfallrisiko<br />

mindert.<br />

Dem enormen Investitionsaufwand für Offshore-Anlagen stehen allerdings auch gewaltige<br />

Leistungssteigerungen <strong>und</strong> Kostenreduktionspotenziale gegenüber. Nach Schätzungen des<br />

Deutschen Windenergieinstituts (DEWI) entstehen in dieser Branche bis zum Jahr 2020 bis<br />

zu 20.000 neue <strong>Arbeit</strong>splätze. 14 Prognosen gehen von einer Offshore-Windenergienutzung<br />

in Deutschland von bis zu 25 GW im Jahre 2030 aus. 15 Bis dahin ist es allerdings noch ein<br />

weiter Weg, auf dem die Zuverlässigkeit der Anlagen unter den rauhen Bedingungen von<br />

Nord- <strong>und</strong> Ostsee getestet werden muss.<br />

Insges<strong>am</strong>t stellen die genannten drei Geschäftsfelder – Repowering, Export, Offshore-<br />

Technologie – neue Herausforderungen an die Qualifizierung der Mitarbeiter dar. Nicht<br />

nur Wartung <strong>und</strong> Service von Onshore-Anlagen, auch der grenzüberschreitende Export<br />

sowie Offshore-Anlagen machen neue Kenntnisse kaufmännischer, rechtlicher <strong>und</strong> technischer<br />

Art unerlässlich.<br />

12 a.a.O., S. 12<br />

13 Weser-Kurier 25.6.2003<br />

14 Vergleiche hierzu Ludwig, Thorsten, Auf dem Weg zum Kompetenzzentrum für Offshore-Windenergie-<br />

Anlagen, in: Bremer <strong>Arbeit</strong>nehmer-Magazin, <strong>Bremen</strong> Mai 2003, S. 16<br />

15 Vergleiche hierzu Heier, Siegfried, Windkraftanlagen, Stuttgart 2003, S. 480 f<br />

16


EQUIB<br />

Qualifikationsbedarfe im Windenergiesektor: On- <strong>und</strong> Offshore<br />

10 Politische Förderung der Windenergienutzung<br />

Die Wachstumsbranche Windenergie stellt auch unter ökologischen <strong>und</strong> volkswirtschaftlichen<br />

Gesichtspunkten ein bedeuts<strong>am</strong>es Potenzial dar. Hier lässt sich sogar von einer eindeutigen<br />

Win-Win-Situation für Ökologie wie Ökonomie sprechen.<br />

Die mit dem Kyoto-Protokoll eingegangene Verpflichtung der Industrieländer zur Emissionsreduktion<br />

für den Klimaschutz ist ein prioritäres Ziel der B<strong>und</strong>esregierung. Seit dem<br />

Jahr 1990 existiert die Zielvorgabe, den Kohlendioxidausstoß bis zum Jahr 2005 um 25<br />

Prozent zu senken. Zugleich hat die Europäische Kommission in ihrem Weißbuch von<br />

1997 zum europäischen Ziel erklärt, den Anteil erneuerbarer Energien an der Ges<strong>am</strong>tenergieversorgung<br />

bis zum Jahr 2010 von 6 Prozent auf 12 Prozent zu verdoppeln. D<strong>am</strong>it<br />

kommt der Nutzung erneuerbarer Energien, insbesondere der Windenergie, eine bedeuts<strong>am</strong>e<br />

Rolle als Faktor der Schadstoffvermeidung zu.<br />

Zum anderen ist der Ausbau der Windenergie nicht nur eine Wachstumsbranche für sich.<br />

Die relativ hohe Beschäftigungsintensität sorgt für ein entsprechendes Wachstum an <strong>Arbeit</strong>splätzen.<br />

Dies aber nicht nur direkt, sondern auch indirekt. Die vom Ausbau der Windenergieanlagen<br />

ausgehende Nachfrage nach Stahl <strong>und</strong> vorgefertigten Komponenten<br />

(Getriebe, Generatoren etc.) erzeugt einen enormen sek<strong>und</strong>ären Beschäftigungseffekt. Jeder<br />

direkte <strong>Arbeit</strong>splatz in der Windenergieindustrie generiert zwei zusätzliche <strong>Arbeit</strong>splätze<br />

in der Zulieferindustrie, so das dieser Zweig als volkswirtschaftlicher Job-Motor<br />

erster Güte bezeichnet werden muss. 16<br />

Diese Vorteile der Windenergienutzung schlagen sich auch in einer außerordentlich hohen<br />

Akzeptanz dieser Art von Energiegewinn in der Bevölkerung nieder. Nach einer EMNID-<br />

Umfrage 17 halten 89,2 Prozent der Befragten die Technologie für sehr umweltfre<strong>und</strong>lich,<br />

<strong>und</strong> r<strong>und</strong> zwei Drittel schätzen die Windenergie als sehr sichere <strong>und</strong> zukunftsfähige Branche<br />

ein, die <strong>Arbeit</strong>splätze schaffen kann.<br />

D<strong>am</strong>it liegen bedeuts<strong>am</strong>e Gründe für eine politische Förderung des Ausbaus der Windenergie<br />

vor.<br />

Die Weichen werden auf nationaler Ebene durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />

(EEG) 18 gestellt, dessen Novellierung Ende des Jahres 2003 erfolgte. Bezüglich der Windenergienutzung<br />

werden insbesondere die Fördermaßnahmen für neu geplante Offshore-<br />

16 a.a.O., S. 482 f<br />

17<br />

Die EMNID-Umfrage wurde im März 2002 im Auftrag des <strong>Wirtschaft</strong>sverbandes Windkraftwerke e.V.<br />

durchgeführt, Pl<strong>am</strong>beck Power 3/2002, S. 4<br />

18 „Das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) wurde 2000 eingeführt. Dieses hat das seit 1991 geltende Stromeinspeisungsgesetz<br />

abgelöst. Das EEG schreibt Mindestpreise für die Einspeisung von Strom aus regenerativen Energien<br />

vor, die das jeweilige Energieversorgungsunternehmen dem Erzeuger zu vergüten hat. Die Vergütung für<br />

Strom von Windkraftanlagen, die bis Ende 2001 in Betrieb gingen, beträgt mindestens 9,1 Eurocent pro kWh für<br />

die Dauer von 5 Jahren gerechnet vom Zeitpunkt der Inbetriebnahme an. Danach beträgt die Vergütung für Anlagen,<br />

die in dieser Zeit 150 Prozent des errechneten Ertrages der Referenzanlage gemäß des Anhangs des Gesetzes<br />

erzielt haben, mindestens 6,2 Eurocent je kWh. An Standorten, die nicht die Referenzerträge erreichen, verlängert<br />

sich die Frist der höheren Vergütung um 2 Monate je 0,75 Prozentpunkt, um den der Referenzertrag unterschritten<br />

wird.“ (a.a.O., S. 485)<br />

17


EQUIB<br />

Qualifikationsbedarfe im Windenergiesektor: On- <strong>und</strong> Offshore<br />

Anlagen modifiziert. Um die großen Investitionen in Windparks rentabel zu gestalten, gewährt<br />

die B<strong>und</strong>esregierung bislang den Unternehmen eine garantierte Einspeisevergütung,<br />

die bei küstennahen Onshore-Anlagen auf fünf, bei Offshore-Anlage auf neun Jahre befristet<br />

ist, sofern diese bis zum Jahre 2006 in Betrieb gehen. Die Novellierung des EEG wird<br />

diese Frist vom 2006 bis zum Jahr 2010 verlängern <strong>und</strong> weitere Vergünstigungen gewähren.<br />

Diese Förderstrategie ist zwischenzeitlich zum Streitgegenstand zwischen dem B<strong>und</strong>esminister<br />

für <strong>Wirtschaft</strong> <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong> sowie dem B<strong>und</strong>esminister für Umwelt avanciert.<br />

Ungeachtet dessen haben die norddeutschen Küstenländer <strong>am</strong> Ausbau der Windenergie<br />

festgehalten. 19<br />

11 <strong>Bremen</strong> <strong>und</strong> Niedersachsen: <strong>Wirtschaft</strong>sfaktor Windenergie, Standortvorteile,<br />

politische Förderstrategien<br />

11.1 Das Land <strong>Bremen</strong><br />

11.1.1 <strong>Wirtschaft</strong>sfaktor Windenergie<br />

Das kleinste B<strong>und</strong>esland beschäftigt aktuell mehr als 1.000 Menschen in der Windenergiebranche.<br />

Nach Schätzungen wird an jedem <strong>Arbeit</strong>splatz eine jährliche Wertschöpfung von<br />

100.000 Euro erwirtschaftet, so dass sich ein Ges<strong>am</strong>tumsatz von zirka 100 Millionen Euro<br />

ergibt. 20 Die Landesregierung räumt der Branche ein hohes Wachstumspotenzial ein.<br />

11.1.2 Standortvorteile<br />

Dabei kann das Land <strong>Bremen</strong> mit einer Palette ausgezeichneter Standortbedingungen aufwarten:<br />

<br />

<br />

Die Unternehmen der Windenergiebranche, die im kleinsten B<strong>und</strong>esland ihren Sitz<br />

haben, decken die komplette Wertschöpfungskette des Bereichs Windenergie ab. Von<br />

der Projektentwicklung über den Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenbau bis zur Logistik sind alle<br />

Sparten vertreten.<br />

Die in <strong>Bremen</strong> ansässige maritime <strong>Wirtschaft</strong> in Gestalt von Werften <strong>und</strong> Reedereien<br />

sind nicht nur für den Spezialschiffbau, sondern auch für die Wasserbau- <strong>und</strong> Grün-<br />

19 Insbesondere der Bremer Senator für Bau, Umwelt <strong>und</strong> Verkehr, Jens Eckhoff, hat sich in dieser Frage<br />

deutlich positioniert: „ (...) Jens Eckhoff hat die Vorschläge von B<strong>und</strong>eswirtschaftsminister Clement zur<br />

Novellierung des Erneuerbare-Energie-Gesetzes scharf kritisiert. Eckhoff: ´Wenn das umgesetzt wird, sind<br />

die wirtschaftlichen <strong>und</strong> ökologischen Erfolge der Windenergiebranche gefährdet. Hier stehen die von deutschen<br />

Unternehmen erworbenen Marktpositionen, ihr technologischer Vorsprung <strong>und</strong> eine große Anzahl<br />

vorhandener <strong>und</strong> potenzieller <strong>Arbeit</strong>splätze auf dem Spiel.“ Der Senator für Bau, Umwelt <strong>und</strong> Verkehr,<br />

Pressemitteilung 4.9.2003<br />

20 Vergleiche hierzu Klaus, Thomas, Das Ziel sind stürmische Erfolge, <strong>Wirtschaft</strong> in <strong>Bremen</strong>, 12/2002<br />

18


EQUIB<br />

Qualifikationsbedarfe im Windenergiesektor: On- <strong>und</strong> Offshore<br />

dungstechnik gerüstet, die insbesondere bei Offshore-Anlagen zum Einsatz kommt.<br />

Dasselbe gilt für die Logistikbranche.<br />

<br />

<br />

Die Küstennähe des Standorts sowie die gute Weser- <strong>und</strong> Kajenanbindung großer<br />

Industrieflächen ist besonders im Hinblick auf die Offshore-Technologie von herausragender<br />

Bedeutung. Das Vulkan-Gelände in <strong>Bremen</strong> sowie der Luneort in Bremerhaven<br />

bieten sich durch ihren problemlosen Meerzugang als Produktionsstandort von Windenergiekomponenten<br />

an, die insbesondere bei Offshore-Anlagen Ausmaße <strong>und</strong><br />

Gewichte erreicht haben, die nur noch in unmittelbarer Nähe des Anlagenstandorts<br />

produziert werden können, um unlösbaren Transport- <strong>und</strong> Logistikproblemen aus dem<br />

Weg zu gehen.<br />

Schließlich ist das maritime Know-how hervorzuheben, das <strong>am</strong> bremischen Standort<br />

verfügbar ist <strong>und</strong> kontinuierlich ausgebaut wird. Das Alfred-Wegener-<strong>Institut</strong> ist hier<br />

ebenso zu nennen wie die Hochschulen in <strong>Bremen</strong> <strong>und</strong> Bremerhaven. Letztere ist in<br />

jüngster Zeit mit einem neuen Studiengang „maritime Technologien“ auf die innovativen<br />

Bedürfnisse der Windenergie- <strong>und</strong> Offshore-Technologie eingestellt worden.<br />

Zur Ausschöpfung dieser Potenziale ist eine systematische Betreuung <strong>und</strong> Förderung der<br />

Qualifizierung <strong>am</strong> Standort unerlässlich.<br />

11.1.3 Politische Förderstrategien<br />

Die Förderstrategie des Landes <strong>Bremen</strong> lässt sich von dem Gesichtspunkt leiten, dass die<br />

Windenergie eine zukunftsfähige Wachstumsbranche darstellt, für die bremische Standortvorteile<br />

genutzt werden müssen. Am 11.02.2002 hat der Bremische Senat daher die Konzeption<br />

für „On- <strong>und</strong> Offshore-Windkraft in Bremerhaven <strong>und</strong> <strong>Bremen</strong>“ verabschiedet. 21<br />

Darin wird die Einrichtung einer „Koordinations- <strong>und</strong> Forschungsstelle Offshore-<br />

Technologien“ beschlossen. Bis zum Jahr 2006 wird diese in der Hochschule Bremerhaven<br />

angesiedelte <strong>Institut</strong>ion mit 1,2 Millionen EURO gefördert, die je zur Hälfte durch das<br />

Land <strong>Bremen</strong> <strong>und</strong> den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) aufgebracht<br />

werden. 22 Gleichzeitig wird zur Kompetenzbündelung die Windenergie-Agentur Bremerhaven/<strong>Bremen</strong><br />

WAB ins Leben gerufen. An der Hochschule Bremerhaven wird der neue<br />

Studiengang maritime Technologien angesiedelt. Hinzu kommt eine Qualifizierungsoffensive<br />

für den Strukturwandel in <strong>Bremen</strong>, in deren Zentrum eine Qualifizierung für Herstellung,<br />

Montage <strong>und</strong> Betrieb sowie Wartung <strong>und</strong> Service von Windkraftanlagen steht. Mit<br />

gezielten Förderangeboten des Landes betreibt der Senat eine konsequente Akquisitionspolitik,<br />

der auch die Infrastrukturmaßnahmen für die ausgewiesenen Gewerbeflächen in<br />

Bremerhaven (Luneort) <strong>und</strong> <strong>Bremen</strong> (Vulkan-Gelände) dienen.<br />

21 Siehe hierzu die Pressemitteilung Der Senator für Bau <strong>und</strong> Umwelt, In Windenergie die Nummer eins werden<br />

(Senatorin Wischer), www.bremen.de, 2003<br />

22 Der Senator für Bau, Umwelt <strong>und</strong> Verkehr, in Koordinierungs- <strong>und</strong> Forschungsstelle Windenergie: Kompetenzen<br />

ausbauen, 24.09.2003<br />

19


EQUIB<br />

Qualifikationsbedarfe im Windenergiesektor: On- <strong>und</strong> Offshore<br />

Seit dem 24.04.2003 fördert der Senat zudem mit über 600.000 Euro drei Projekte zur<br />

Ausbildung von Servicetechnikern von Windkraftanlagen. 23 Der Senator für Bau <strong>und</strong> Umwelt<br />

des Landes <strong>Bremen</strong> hat sich auf der Husum-Wind, der größten Messe für Windenergietechnik,<br />

mit großem Nachdruck für eine konsequente Fortsetzung der bremischen Förderstrategie<br />

ausgesprochen. 24<br />

11.2 Das Land Niedersachsen<br />

11.2.1 <strong>Wirtschaft</strong>sfaktor Windenergie<br />

Das Flächenland hat als Nordseeanrainer ein Investitionsvolumen von 3 Milliarden Euro<br />

im Bereich Windenergie zu verbuchen. D<strong>am</strong>it wird eine Leistung von 3.200 MW erzeugt.<br />

R<strong>und</strong> 5.000 <strong>Arbeit</strong>splätze in dieser Branche generieren etwa noch einmal dieselbe Zahl an<br />

indirekter Beschäftigung in der Zulieferindustrie.<br />

11.2.2 Standortvorteile<br />

<br />

<br />

<br />

Auch das Land Niedersachsen verfügt über eine breit gefächerte Palette von Industrieunternehmen<br />

aus dem Bereich Windenergie. Fast 40 Prozent der Windkraftanlagen<br />

in Deutschland werden heute in Niedersachsen produziert. 25 Lediglich im Sektor Gründungstechnik<br />

sowie Stahlbau haben nach einer Studie der Niedersächsischen Energie-<br />

Agentur (in Zus<strong>am</strong>menarbeit mit DEWI) ausländische Unternehmen die Nase vorn. 26<br />

Bis zum Jahr 2010 werden Investitionen im Offshore-Bereich in der Größenordnung<br />

von 3.000 MW prognostiziert.<br />

Auch Niedersachsen verfügt insbesondere mit Cuxhaven <strong>und</strong> Emden über Häfen <strong>und</strong><br />

eine maritime <strong>Wirtschaft</strong>, die für Windenergie als Standortvorteil zu bewerten sind. Als<br />

zusätzliches Potenzial könnten auch die Häfen im Weser-Jade-Revier (Wilhelmshaven,<br />

Nordenh<strong>am</strong>, Brake) an Bedeutung gewinnen.<br />

Die Küstennähe eines Flächenlandes bietet ein großes Potenzial für die Errichtung<br />

von Onshore-Anlagen, das mittlerweile weitgehend genutzt wird. Umsatzsteigerungen<br />

sind an Land nur noch durch Repowering zu erzielen, so dass die Offshore-<br />

Technologie an Gewicht gewinnt. Für die ersten 4 Pilotwindparks in der Außenwirt-<br />

23 „Zwei der Projekte kommen <strong>Arbeit</strong>slosen in den beiden Städten des Landes zugute, die sich zum Servicetechniker<br />

für Windenergieanlagen weiterbilden können. (...) Das dritte Projekt gleichen Inhalts ist berufsbegleitend konzipiert<br />

<strong>und</strong> sieht vor, 264 Teilnehmer/innen aus Bremer <strong>und</strong> Bremerhavener Betrieben zu Servicetechnikern weiterzubilden.“<br />

Der Senator für <strong>Arbeit</strong>, Frauen, Ges<strong>und</strong>heit, Jugend <strong>und</strong> Soziales, www.bremen.de, 2003<br />

24 Am 25.9.2003 hat Senator Eckhoff auf der HusumWind im Hinblick auf die umstrittene EEG-<br />

Novellierung diese Position in einer Ansprache vor zahlreichen Unternehmensvertretern deutlich gemacht.<br />

Vergleiche hierzu: Der Senator für Bau, Umwelt <strong>und</strong> Verkehr, Pressemitteilung 25.09.2003<br />

25 Alle Daten st<strong>am</strong>men aus dem „Positionspapier zur Windenergie Niedersachsen“, Niedersächsisches Umweltministerium,<br />

www.mu1.niedersachsen.de, 2003<br />

26 Niedersächsische Energie-Agentur, Untersuchung der wirtschaftlichen <strong>und</strong> energiewirtschaftlichen Effekte von<br />

Bau <strong>und</strong> Betrieb von Offshore-Windparks in der Nordsee auf das Land Niedersachsen, Hannover 2001, S. 77<br />

20


EQUIB<br />

Qualifikationsbedarfe im Windenergiesektor: On- <strong>und</strong> Offshore<br />

schaftszone (AWZ) hat das Land das Raumordnungsverfahren für die Netzanbindung<br />

über Norderney gesichert.<br />

<br />

Das maritime Know-how wird durch <strong>Wirtschaft</strong> <strong>und</strong> Wissenschaft gestellt. Hervorzuheben<br />

ist hier das Offshore-Competenz-Centrum (OCC) in Cuxhaven, das mittelständische<br />

Unternehmen <strong>und</strong> Zulieferer von Wind- <strong>und</strong> Meerestechnik beim Technologie<strong>und</strong><br />

Wissenstransfer unterstützt.<br />

11.2.3 Politische Förderstrategien<br />

Das Land hat für Cuxhaven <strong>und</strong> Emden Konzepte zur Hafenertüchtigung vorgelegt. Mittelfristig<br />

wird mit einem Investitionsvolumen in die Infrastruktur (Flächenerschließung, Kaimauern)<br />

von 70 bis 100 Millionen Euro für Cuxhaven <strong>und</strong> 45 bis 65 Millionen Euro für<br />

Emden gerechnet. 27 Im Offshore-Bereich unterstützt Niedersachsen Pilotprojekte in der 12-<br />

Seemeilen-Zone zur Erprobung der Windenergienutzung. Zugleich treibt die Landesregierung<br />

die Förderung des standortgeb<strong>und</strong>enen Know-hows voran, so z.B. durch die Unterstützung<br />

des Offshore-Competenz-Centrums (OCC) in Cuxhaven.<br />

Dabei verstehen sich die beiden norddeutschen Küstenländer nicht nur als Wettbewerber,<br />

sondern auch als Partner. Mit einem konkreten Handlungsrahmen haben die Länder <strong>Bremen</strong><br />

<strong>und</strong> Niedersachsen 15 Leitprojekte in sechs Handlungsfeldern benannt. Hierzu gehört<br />

insbesondere die Qualifizierung für das Berufsfeld Offshore-Energiegewinnung <strong>und</strong> ein<br />

Innovationsmanagement für kleinere <strong>und</strong> mittlere Unternehmen. 28<br />

27 Niedersächsische Staatskanzlei, Windenergie-Aktionsprogr<strong>am</strong>m wird umgesetzt, www.stk.niedersachsen.de,<br />

2003<br />

28 Nachzulesen in: Der Senator für Bau, Umwelt <strong>und</strong> Verkehr, Senator Eckhoff <strong>und</strong> Landrat Stötzel: Nordwesten<br />

soll europäische Topadresse werden, Pressemitteilung 23.09.2003. Senator Eckhoff betont darin:<br />

„Wir wollen gemeins<strong>am</strong> den Tiefseewasserhafen JadeWeserPort als größtes Infrastrukturprojekt des Jahrzehnts<br />

zum Erfolg führen.“<br />

21


EQUIB<br />

Qualifikationsbedarfe im Windenergiesektor: On- <strong>und</strong> Offshore<br />

Teil C Ergebnisse der Expertengespräche<br />

12 Befragte Unternehmen: Strukturdaten<br />

Ziel war es, aus jedem der folgenden 8 Bereiche der Wertschöpfungskette Windenergie 3<br />

Unternehmen in die Untersuchung einzubinden, wobei jeweils eines aus dem Land <strong>Bremen</strong>,<br />

eines aus dem Land Niedersachsen sowie ein überregionaler Repräsentant für das<br />

Betriebspanel zu gewinnen war.<br />

Wertschöpfungskette:<br />

I Planung, Entwicklung, Finanzierung <strong>und</strong> Versicherung<br />

II Gründungstechnik <strong>und</strong> Turmbau<br />

III Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenbau (z.B. Getriebe)<br />

IV Kunststoff- <strong>und</strong> Faserverb<strong>und</strong>technik (z.B. Rotor- <strong>und</strong> Gondelbau)<br />

V Elektrotechnik (z.B. Generatorbau, Kabelherstellung)<br />

VI Montage <strong>und</strong> Logistik<br />

VII Service, Wartung <strong>und</strong> Instandsetzung<br />

VIII Maritime Konstruktion <strong>und</strong> Dienstleistung<br />

Die auf Gr<strong>und</strong>lage des im Anhang dokumentierten Leitfadens strukturierten Expertengespräche<br />

sind für das angesprochene betriebliche Führungspersonal wegen der Vorbereitung<br />

arbeitsintensiv <strong>und</strong> zeitaufwändig. Dennoch ist es gelungen, 30 Expertengespräche durchzuführen,<br />

die im Folgenden ausgewertet werden. D<strong>am</strong>it konnte das Soll dieser Studie noch<br />

um sechs Unternehmen übertroffen werden. Dabei waren ebenso alle Unternehmensgrößen,<br />

wie auch alle Branchen aus dem Geschäftsfeld Windenergie (I bis VIII) repräsentiert.<br />

Klein- <strong>und</strong> Mittelunternehmen (KMU) mit 20 bis 30 Beschäftigten haben ebenso mitgewirkt<br />

wie große Betriebe mit mehr als 1.000 Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeitern.<br />

Die drei Untersuchungsregionen Land <strong>Bremen</strong> (im Folgenden HB abgekürzt), Land Niedersachsen<br />

(im Folgenden NS abgekürzt) sowie der überregionale Bereich (im Folgenden<br />

ÜR abgekürzt) waren annähernd im gewünschten Proporz vertreten. So wurden 8 Expertengespräche<br />

in <strong>Bremen</strong> <strong>und</strong> Bremerhaven geführt, 8 im Land Niedersachsen. 12 Experteninterviews<br />

mit überregionalen Unternehmen fanden außerhalb der beiden genannten B<strong>und</strong>esländer<br />

statt. Zusätzlich haben sich Experten von Verbänden, Zertifizierungsgesellschaften,<br />

Banken <strong>und</strong> Versicherungen für intensive Gespräche zur Verfügung gestellt.<br />

Die betrieblichen Strukturdaten der Unternehmen, die an der Ermittlung des Qualifikationsbedarfs<br />

durch Expertengespräche mitgewirkt haben, lassen sich wie folgt bilanzieren:<br />

Anzahl Mitarbeiter<br />

Anzahl Ausbildungsplätze<br />

Land <strong>Bremen</strong> 898 22<br />

Land Niedersachsen 399 0<br />

Überregional 3.769 85<br />

Summe 5.066 107<br />

22


EQUIB<br />

Qualifikationsbedarfe im Windenergiesektor: On- <strong>und</strong> Offshore<br />

Dabei ist in Rechnung zu stellen, dass die Belegschaftsgrößen der beteiligten Unternehmen<br />

erheblich größer sind <strong>und</strong> nur der für das Geschäftsfeld Windenergie tätige Anteil in der<br />

Bilanz ausgewiesen wird.<br />

13 Analyse-Matrix: Material der Experteninterviews im Überblick<br />

Diese Untersuchung kann <strong>und</strong> will nicht den Anspruch auf statistische Repräsentativität<br />

erheben. Dennoch können die Resultate der Experteninterviews als starke Indizes für aktuelle<br />

<strong>und</strong> künftige Trends bei Qualifizierung <strong>und</strong> Weiterbildungsbedarf interpretiert werden.<br />

Dafür spricht der hohe Grad an Homogenität im Antwortverhalten der Expertinnen <strong>und</strong><br />

Experten. Ein deutlicher Hinweis darauf, dass hier vergleichbare Einschätzungen über<br />

Branchen <strong>und</strong> Regionen hinweg vorliegen, so dass eine verallgemeinernde Interpretation<br />

zulässig ist.<br />

Das Führungspersonal von Unternehmen aus den Bereichen I bis VIII der Wertschöpfungskette<br />

hat sich folgenden 5 Themenschwerpunkten gestellt:<br />

1. Wie sieht das aktuelle Qualifikationsprofil der Belegschaft aus?<br />

2. Welche neuen Qualifikationsanforderungen haben sich ergeben?<br />

3. Worin lagen relevante Auslöser neuer Qualifikationsanforderungen?<br />

4. Welche Folgen haben sich für die Personalentwicklung ergeben?<br />

5. a) Welchen konkreten Weiterbildungsbedarf hat das Unternehmen?<br />

b) Welche Formen der Weiterbildung werden bevorzugt?<br />

c) Ergeben sich aus der Sicht des Unternehmens Konsequenzen für die berufliche<br />

Erstausbildung?<br />

Der detaillierte Leitfaden des Expertengesprächs ist im Anhang nachzulesen. Wir präsentieren<br />

in einem ersten Schritt zunächst die Interview-Resultate in Gestalt einer Analyse-<br />

Matrix. In der linken Spalte finden sich die Branchen I bis VIII, in der Kopfzeile die skizzierten<br />

5 Themenfelder. Die Einträge in der Matrix bilden das Antwortverhalten der<br />

Experten ab.<br />

In einem zweiten Schritt verdichten wir die in der Analyse-Matrix dokumentierten Daten<br />

zu Essentials, die für das Untersuchungsziel relevant sind. Insbesondere der konkrete Weiterbildungsbedarf<br />

ist darzustellen. Dabei findet der Bedarf an Servicetechnikern besondere<br />

Berücksichtigung.<br />

Relevante Unterschiede zwischen den drei Untersuchungsregionen haben sich nicht ergeben.<br />

Das Prinzip der Antworten ist zwar branchenspezifisch, nicht aber regionaltypisch.<br />

23


EQUIB<br />

Qualifikationsbedarfe im Windenergiesektor: On- <strong>und</strong> Offshore<br />

I Planung<br />

Entwicklung<br />

Finanzierung<br />

1. Qualifikationsprofil der<br />

Mitarbeiter/-innen<br />

- Ingenieurinnen/Ingenieure<br />

(ca. 60-80 Prozent)<br />

- Naturwissenschaftler/-innen<br />

(Geologinnen/Geologen,<br />

Biologinnen/Biologen)<br />

- Betriebswirtinnen/Betriebswirte,<br />

Juristinnen/Juristen<br />

- Industrie-/Außenhandelskaufleute<br />

- Industrie-/Konstruktionsmechaniker/<br />

-innen<br />

- Servicetechniker/-innen<br />

2. Neue Qualifikationsanforderungen<br />

- Projektplanung-/management<br />

- PC-gestützte Konstruktion <strong>und</strong><br />

Kalkulation von Windparks<br />

- Qualitätsmanagement<br />

- Verhandlungskompetenz (gegenüber<br />

K<strong>und</strong>en, Investoren <strong>und</strong> Banken)<br />

- Vertragsrecht, nationale u. internationale<br />

Normen <strong>und</strong> Gesetze (Umwelt<br />

schutz, Seerecht, Zoll, Industrienormen)<br />

- Fremdsprachen (Englisch, Spanisch)<br />

II Turmbau<br />

Gründungstechnik<br />

- Ingenieurinnen/Ingenieure<br />

(ca. 5 Prozent)<br />

- Betriebswirtinnen/Betriebswirte<br />

- Konstruktions- <strong>und</strong> Industriemechaniker/-innen<br />

- Beton- <strong>und</strong> Stahlbauer/-innen<br />

- Angelernte (ca. 10 Prozent)<br />

- neue Basisqualifikationen<br />

(Schweißtechnik: unter Pulver statt<br />

Schutzgasschweißen)<br />

- Qualitätssicherung (Toleranzen <strong>und</strong><br />

IT-Flanschvermessung)<br />

- Te<strong>am</strong>work (Kooperation von<br />

Gewerken)<br />

- Verhandlungskompetenz (Akquise<br />

<strong>und</strong> K<strong>und</strong>enberatung)<br />

- Fremdsprachen (Englisch)<br />

III Anlagen<strong>und</strong><br />

Maschinenbau<br />

- Ingenieurinnen/Ingenieure<br />

(ca. 5 Prozent)<br />

- Industriemechaniker/-innen<br />

(ca. 80 Prozent)<br />

- Angelernte<br />

- fachübergreifendes Ingenieurwissen,<br />

Verhandlungskompetenz<br />

- Qualitätsmanagement (neue Diagnose<strong>und</strong><br />

Messverfahren; Condition Monitoring)<br />

- Basisqualifikationen (neue Schleiftechnik:<br />

Gleitschleifen)<br />

- CNC-Maschinen-Bedienung<br />

- Te<strong>am</strong>work (Inselfertigung)<br />

- Fremdsprachen (Englisch)<br />

IV Kunststoff-/<br />

Faserverb<strong>und</strong>technik<br />

- Ingenieurinnen/Ingenieure<br />

(nur in Großbetrieben)<br />

- Verfahrenstechniker/innen Kunststoff<br />

(ca. 5 Prozent)<br />

- Angelernte (berufsfremde gelernte wie<br />

ungelernte Kräfte) (ca. 95 Prozent)<br />

- Basisqualifikationen (manuelles<br />

L<strong>am</strong>inieren, Vakuuminjektion,<br />

Prepräg-Technik)<br />

- <strong>Arbeit</strong>s- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutz<br />

(Schleifstaub & Aerosole, giftige<br />

Emissionen von Klebern & Härtern)<br />

- Qualitätssicherung<br />

24


EQUIB<br />

Qualifikationsbedarfe im Windenergiesektor: On- <strong>und</strong> Offshore<br />

3. Auslöser neuer<br />

Qualifikationsanforderung<br />

- neue Produkte<br />

(Offshore-Projekte)<br />

- nat. <strong>und</strong> internat. Rechte<br />

(Umweltrecht, Seerecht)<br />

- Globalisierung (internat.<br />

Vertragsrecht)<br />

- IT-Technologien (virtuelle Konstruktion,<br />

Berechnung <strong>und</strong><br />

Design von Anlagen; Anströmung<br />

<strong>und</strong> Nachlaufströmung,<br />

stochastische Windfelder;<br />

Software ANSYS, WIND-Pro)<br />

- Produkte (Offshore-<br />

Anforderungen)<br />

- Globalisierung (Qualität, Termintreue,<br />

Preis im internat. Vergleich)<br />

- neue Produkte<br />

(gehärtete Hohlräder)<br />

- IT-Technologie (Messtechnik,<br />

Condition Monitoring,<br />

CAD/CAM)<br />

- innovative <strong>Arbeit</strong>sformen<br />

(Inselfertigung)<br />

- Globalisierung (internat. Vertragsrecht,<br />

Fremdsprachen)<br />

- neue Materialien<br />

- neue Techniken<br />

4. Personalentwicklung<br />

- keine Freisetzungen<br />

- keine Neueinstellungen<br />

- innerbetriebliche<br />

Umsetzung<br />

- Freisetzungen (10<br />

Prozent <strong>und</strong> mehr)<br />

- Umsetzungen <strong>und</strong><br />

innerbetriebliche Umschulung<br />

- natürliche Fluktuation,<br />

keine Freisetzungen<br />

- bis zu 40 Prozent<br />

Neueinstellungen<br />

- neue Ausbildungsplätze<br />

- Belegschaftsstärke<br />

konstant<br />

- keine neuen Ausbildungsplätze<br />

5. Weiterbildungsbedarf: a) Inhalt;<br />

b) Form c) Folgen für berufl.<br />

Erstausbildung<br />

a)<br />

- Verzahnung ingenieurwiss. Und<br />

kaufmännischen Wissens<br />

- internat. Vertragsrecht<br />

- Fremdsprachen<br />

b)<br />

- Inhouseschulungen<br />

- Blockseminare<br />

c)<br />

- Naval Architect als Ideal<br />

- fächerübergreifende Zusatzausbildung<br />

von Ingenieuren<br />

a)<br />

- Basisqualifikation Industriemechaniker/in,<br />

Elektromonteur/-monteurin<br />

- Weiterbildung zur/zum Servicetechniker/-in<br />

b)<br />

- Inhousefortbildung mit Expertinnen/<br />

Experten<br />

- Blockseminare<br />

- ausnahmsweise Lehrgänge mit<br />

Freistellung<br />

c)<br />

- Servicetechniker/-in als eigenständiges<br />

Berufsbild<br />

- WEA-Spezialisierung Mechatroniker/-in<br />

a)<br />

- fächerübergreifende Weiterbildung<br />

für Ingenieurinnen/Ingenieure<br />

- Weiterbildung zum/zur Servicetechniker/-in<br />

- internat. Vertragsrecht (Export)<br />

b)<br />

- Inhousefortbildung<br />

- Blockseminare<br />

c)<br />

- System-Ingenieur/-in Windenergie<br />

(fächerübergreifend)<br />

a)<br />

- Basisqualifikation: Einführung in<br />

neue Kunststoffe <strong>und</strong> Verfahren<br />

- Offshore-Training (maritime Sicherheit)<br />

b)<br />

- Inhousefortbildung<br />

25


EQUIB<br />

Qualifikationsbedarfe im Windenergiesektor: On- <strong>und</strong> Offshore<br />

V Elektrotechnik<br />

1. Qualifikationsprofil der<br />

Mitarbeiter/innne<br />

- Ingenieurinnen/Ingenieure<br />

(Elektrotechnik)<br />

- Elektromonteurinnen/-monteure<br />

(soweit Komponenten nicht nur<br />

konstruiert, sondern gebaut werden)<br />

2. Neue Qualifikationsanforderungen<br />

- CMS-Selbstdiagnoseverfahren<br />

(Schleifringsystem)<br />

- Fachenglisch<br />

- Starkstromtechnik & <strong>Arbeit</strong>ssicherheit<br />

- IT-Technik (Software zur mathematischen<br />

Modellierung)<br />

- internat. Rechte <strong>und</strong> Industrienormen<br />

VI Montage<br />

<strong>und</strong> Logistik<br />

- Betriebswirtinnen/Betriebswirte<br />

- Speditions- <strong>und</strong> Außenhandelskaufleute<br />

- Fachkräfte für Lagerwirtschaft<br />

- Angelernte<br />

- Qualitätssicherung Lagerwirtschaft<br />

- Te<strong>am</strong>work (Verpackinnen/Verpacker<br />

<strong>und</strong> Techniker/-innen)<br />

- IT-Technologien: E-Commerce <strong>und</strong><br />

Supply-Chain-Management, digitale<br />

Sendeverfolgung<br />

- Verhandlungskompetenz<br />

- internat. Recht (Zoll, Vertragsrecht)<br />

- Fremdsprachen<br />

VII Service<br />

<strong>und</strong> Wartung<br />

- Ingenieurinnen <strong>und</strong> Ingenieure<br />

(sehr wenige)<br />

- Industriemechaniker/-innen<br />

- Elektromonteurinnen/-monteure<br />

- Servicetechniker/-innen<br />

- Angelernte<br />

- Universalqualifikiation WEA<br />

- Fachenglisch<br />

- neue IT-Technik: Condition Monitoring<br />

- BWL-Kenntnisse<br />

- Verhandlungskompetenz K<strong>und</strong>e<br />

VIII Maritime<br />

Konstruktion<br />

- Ingenieurinnen/Ingenieure<br />

(Bau, Schiffbau)<br />

- Naturwissenschaftler/-innen<br />

(Geologinnen/Geologen,<br />

Biologinnen/Biologen)<br />

- Servicetechniker/-innen<br />

(soweit Konstruktion vor Ort praktisch<br />

umgesetzt wird)<br />

- fachübergreifendes Ingenieurwissen<br />

- Projektmanagement<br />

- IT-Technik: Software für Design <strong>und</strong><br />

Berechnung maritimer Komponenten<br />

- Verhanglungskompetenz<br />

- internat. Recht<br />

- Fremdsprachen<br />

26


EQUIB<br />

Qualifikationsbedarfe im Windenergiesektor: On- <strong>und</strong> Offshore<br />

3. Auslöser neuer<br />

Qualifikationsanforderung<br />

- neue Produkte<br />

(Offshore-Projekte)<br />

- Globalisierung<br />

(internat. Vertragsrecht)<br />

- IT-Technologien (virtuelle Konstruktion,<br />

Berechnung <strong>und</strong><br />

Design von Anlagen)<br />

4.Personalentwicklung<br />

- 10 Prozent Freisetzungen<br />

- keine Neueinstellungen<br />

- innerbetriebliche<br />

Umsetzung<br />

5. Weiterbildungsbedarf: a) Inhalt;<br />

b) Form c) Folgen für berufl.<br />

Erstausbildung<br />

a)<br />

- fachübergreifendes Ingenieurwissen<br />

- Fremdsprachen<br />

b)<br />

- Inhouseschulungen<br />

- Blockseminare<br />

c) Keine Anforderungen<br />

- neue Produkte<br />

(Maße <strong>und</strong> Gewichte stellen<br />

neue Anforderungen)<br />

- IT-Technik<br />

- Globalisierung<br />

- internat. Recht<br />

- keine Freisetzungen<br />

- keine Neueinstellungen<br />

- neue Ausbildungsplätze<br />

a)<br />

- IT-Technik & Software<br />

(hausintern geschult)<br />

- Mitarbeiterführung<br />

- Fremdsprachen<br />

- internat. Vertragsrecht<br />

b)<br />

- Inhousefortbildung<br />

- vereinzelt Blockseminare<br />

c) keine Anforderungen<br />

- neue IT-Technik<br />

(Condition Monitoring)<br />

- Verhandlungskompetenz K<strong>und</strong>e<br />

- IT-Technologien<br />

- Globalisierung<br />

- internat. Rechte <strong>und</strong> Normen<br />

- keine Freisetzungen<br />

- keine Neueinstellungen<br />

- keine Ausbildungsplätze<br />

- keine Freisetzungen<br />

- keine Neueinstellungen<br />

- keine Ausbildungsplätze<br />

a)<br />

- Elektrik bei Starkstromanlagen<br />

- Hydraulik (Rotorblattverstellung)<br />

- IT-Wissen (CMS)<br />

- Fachenglisch<br />

- BWL-Wissen<br />

- Sicherheitstraining Offshore<br />

b)<br />

- im wesentlichen Inhousfortbildung<br />

c)<br />

- Servicetechniker/-in als<br />

eigenständiges Berufsbild<br />

a)<br />

- fächerübergreifende Weiterbildung<br />

Ingenieruinnen/Ingenieure<br />

- IT-Technik <strong>und</strong> Software-<br />

Schulungen<br />

- Offshore-Training<br />

b)<br />

- Inhousefortbildung<br />

c)<br />

- Naval Architect oder Vergleichbares<br />

27


EQUIB<br />

Qualifikationsbedarfe im Windenergiesektor: On- <strong>und</strong> Offshore<br />

14 Essentials: Kernaussagen der Expertengespräche<br />

Aus den Daten der durchgeführten Expertengespräche lässt sich ein Qualifikationsprofil<br />

ableiten, dass in einigen Punkten branchentypisch, in anderen branchenübergreifend ist.<br />

14.1 Qualifikationsprofil<br />

Die Feingliederung aus der Analyse-Matrix lässt sich zu folgenden Schwerpunktqualifikationen<br />

<strong>und</strong> einer d<strong>am</strong>it korrespondierenden Verteilung verdichten, die auf einer Skala von<br />

1 (Qualifikation sehr gering vertreten) bis 5 (sehr stark vertreten) abgebildet wird.<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Branche I, V <strong>und</strong> VIII<br />

Ing./Naturwiss. kaufm. Berufe Facharbeiter<br />

(I Planung/Entwicklung, V Elektrotechnik, VIII Maritime Konstruktion)<br />

Im Segment der Facharbeiter/-innen sind auch in geringem, nicht näher quantifizierbarem<br />

Umfang angelernte Kräfte vertreten, die teils über berufsfremde Abschlüsse verfügen oder<br />

Ungelernte waren.<br />

6<br />

Branche II <strong>und</strong> III<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Ing./Naturwiss. kaufm. Berufe Facharbeiter<br />

(II Gründungstechnik/Turmbau, III Maschinen- & Anlagenbau)<br />

28


EQUIB<br />

Qualifikationsbedarfe im Windenergiesektor: On- <strong>und</strong> Offshore<br />

Die Facharbeiterqualifikation bezieht sich hier wesentlich auf Industriemechaniker/-innen<br />

<strong>und</strong> Betonbauer/-innen. Hinzu kommen ungelernte <strong>und</strong> angelernte Kräfte in geringerem<br />

Umfang.<br />

6<br />

Branche IV <strong>und</strong> VII<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Ing./Naturwiss. kaufm. Berufe Angelernte<br />

(IV Kunststoff- <strong>und</strong> Faserverb<strong>und</strong>technik, VII Service <strong>und</strong> Wartung)<br />

Hier kehrt sich die Gewichtung der Qualifikation um. Nicht Facharbeiter/-innen, sondern<br />

Ange-lernte dominieren das Qualifikationsprofil der Belegschaft.<br />

6<br />

Branche VI<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Ing./Naturwiss. kaufm. Berufe Facharb./Angel.<br />

(VI Montage <strong>und</strong> Logistik)<br />

In dieser Branche halten sich Facharbeiter/-innen (zumeist für Lagerwirtschaft) <strong>und</strong> Angelernte<br />

(Stauer/-innen <strong>und</strong> Verpacker/innen) in etwa die Waage.<br />

14.2 Qualifikationsanforderungen <strong>und</strong> -auslöser<br />

In dieser Hinsicht lassen sich branchenübergreifende <strong>und</strong> branchenspezifische neue Qualifikationsanforderungen<br />

<strong>und</strong> -auslöser unterscheiden.<br />

29


EQUIB<br />

Qualifikationsbedarfe im Windenergiesektor: On- <strong>und</strong> Offshore<br />

14.2.1 Branchenübergreifende neue Qualifikationsanforderungen<br />

1. Qualitätssicherung <strong>und</strong> -management: Dies bezieht sich auf neue Materialien, Verarbeitungs-<br />

<strong>und</strong> Prüfverfahren. So kommen beispielsweise im Getriebebau sehr eng definierte<br />

Toleranzen zur Anwendung, die mit modernen Messverfahren kontrolliert werden. A-<br />

kustik, Schwingung, Temperatur <strong>und</strong> weitere Par<strong>am</strong>eter werden beim Probelauf der Getriebe<br />

geprüft <strong>und</strong> mindestens beim Prototypen durch autorisierte oder vom K<strong>und</strong>en selbst<br />

benannte Qualitätssicherungsinstanzen abgenommen. Zu nennen sind hier der Germanische<br />

Lloyd sowie Det Norske Veritas, aber auch speziell im Stahlbaubereich die Schweißtechnische<br />

Lehr- <strong>und</strong> Versuchsanstalt (SLV) in Hannover. Neben der Produktqualität wird<br />

die Prozessqualität sichergestellt. Hier sind die Zertifizierungsverfahren nach DIN ISO<br />

9000 ff einschlägig.<br />

Besonders Banken <strong>und</strong> Versicherungen werden von zahlreichen Unternehmen als Promotoren<br />

eines gewachsenen Qualitätsbewusstseins <strong>und</strong> -drucks genannt, weil die Investoren<br />

ihre Kapitalanlagen vor kostentreibenden Stillstandszeiten schützen wollen <strong>und</strong> Versicherungen<br />

ihre Leistungen für Ausfallzeiten restriktiv bewirtschaften. 29 So machen Kreditinstitute<br />

oftmals die Finanzierung davon abhängig, dass nur erprobte Technik zum Einsatz<br />

kommt. Gutachten müssen zudem die Verfügbarkeit der Anlagen nachweisen, die über die<br />

Rendite der Anlagen entscheidet. Kapitalgesellschaften, die gegen technischen oder durch<br />

Unfall (besonders bei Offshore-Anlagen auf See) entstehenden Stillstand Betreiber von<br />

Windenergieanlagen versichern, verschärfen die Anforderungen an die Qualität aller<br />

Komponenten <strong>und</strong> ihres Nachweises. Immer häufiger enthalten Verträge sogenannte Revisionsklauseln,<br />

die nach einer festen, relativ kurzen Laufzeit den kompletten Austausch von<br />

Komponenten (Getriebe, Generatoren) verlangen, um Stillstandszeiten durch technische<br />

Defekte zu mindern.<br />

Das Engagement von Banken <strong>und</strong> Versicherungen im Geschäftsfeld Windenergie führt<br />

umgekehrt dazu, dass diese <strong>Institut</strong>ionen über ein gewisses Know-how auf diesem Feld<br />

verfügen müssen, um ihre Geschäftspolitik zu bestimmen. Hierzu gehört die Kenntnis der<br />

einschlägigen rechtlichen Rahmenbedingungen ebenso wie ein technisches Gr<strong>und</strong>lagenverständnis.<br />

Banken <strong>und</strong> Versicherungen kooperieren deshalb fallweise mit Verbänden,<br />

Zertifizierungsgesellschaften oder vergleichbaren Einrichtungen, um ihre Mitarbeiter/-<br />

innen zu schulen. Die letzte Sicherheit für alle Geschäftsentscheidungen wird allerdings<br />

nach Auskunft von Bankexperten durch externes Expertenwissen <strong>und</strong> Gutachten eingeholt,<br />

so dass der Weiterbildungsbedarf auf diesem Feld allgemeiner Natur bleibt.<br />

2. Verhandlungskompetenz K<strong>und</strong>e: Eine k<strong>und</strong>enorientierte Ansprache, die betriebliche<br />

Lösungen für Probleme <strong>und</strong> Wünsche des K<strong>und</strong>en zum Leitfaden der Gesprächsführung<br />

macht, ist nicht nur in der Windenergiebranche ein Soll, das im Wettbewerb an Gewicht<br />

gewinnt. Im K<strong>und</strong>enkontakt muss der einzelne Mitarbeiter darüber hinaus zunehmend<br />

technisches ebenso wie kaufmännisches Wissen in einer auch für den Laien nachvollziehbaren<br />

Form präsentieren können, um in der Beratung <strong>und</strong> Akquise Erfolge zu verbuchen.<br />

29 Laut Ges<strong>am</strong>tverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) steigt der Schadensaufwand durch<br />

Naturereignisse <strong>und</strong> Materialausfälle kontinuierlich. 40 Millionen Euro wurden in 2002 durch die Versicherer<br />

dafür aufgebracht. Vgl. Weser-Kurier 27.5.2003<br />

30


EQUIB<br />

Qualifikationsbedarfe im Windenergiesektor: On- <strong>und</strong> Offshore<br />

Eine Verzahnung von technischem <strong>und</strong> kaufmännischem Know-how wird zunehmend der<br />

geforderte Standard.<br />

3. Te<strong>am</strong>work: In der unmittelbaren Produktion von Komponenten kommen innovative<br />

<strong>Arbeit</strong>sformen wie die Inselfertigung zum Tragen. Kleine <strong>Arbeit</strong>sgruppen fertigen in eigener<br />

Regie eine komplette Komponente wie beispielsweise Getriebe oder Generatoren. In<br />

der Montage <strong>und</strong> Logistik müssen Techniker/-innen <strong>und</strong> Fachleute für Lagerwirtschaft <strong>und</strong><br />

Transport über ein gewisses Maß an technischem Verständnis für <strong>Arbeit</strong>sschritte anderer<br />

Gewerke verfügen, um erfolgreich zu kooperieren.<br />

4. (Inter)nationale Rechte <strong>und</strong> Normen: Bei der Planung von Windparks insbesondere<br />

im Offshore-Bereich sind diverse Rechtsvorschriften einzuhalten. Hierzu gehören nationale<br />

Rechte (wie etwa der Umweltschutz), aber auch internationale Vorschriften (Seeschifffahrt)<br />

<strong>und</strong> ein in Europa <strong>und</strong> Übersee geltendes Vertragsrecht, das bei allen Exporten von<br />

Waren wie Kapital zu beachten ist. Insbesondere neue Rechtsvorschriften müssen beachtet<br />

werden, um behördliche Genehmigungen zu erlangen, worunter auch für den Laien auf den<br />

ersten Blick unscheinbare Tatbestände fallen können. 30 So sehen manche B<strong>und</strong>esländer<br />

seit dem Jahr 2002 besondere Vorkehrungen für den Eiswurfschutz vor, soll eine Baugenehmigung<br />

erteilt werden. Der Eisansatz an den Rotorblättern führt zu Gefährdungen von<br />

Mensch <strong>und</strong> Umwelt, gegen die Vorkehrungen zu treffen sind. Alternativen sind hier Heizungen<br />

in Rotoren, aber auch Abtauvorrichtungen oder ein Vibrationsalarm, der Unwuchten<br />

infolge der Rotorspitzenvereisung meldet <strong>und</strong> die Anlage abschaltet.<br />

5. Fremdsprachen: Von wenigen Branchen abgesehen, gehört Englisch heute zur Basisqualifikation.<br />

Nicht nur die Fachliteratur, auch die Kooperation mit K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> anderen<br />

Unternehmen im Zeichen des globalisierten Wettbewerbs macht die Beherrschung dieser<br />

Fremdsprache zur Notwendigkeit. Fach- <strong>und</strong> Verhandlungsenglisch werden also zum Standard.<br />

14.2.2 Branchenspezifische neue Qualifikationsanforderungen<br />

1. Projektmanagement (besonders in Branche I, V, VIII): In diesen von Ingenieurinnen/Ingenieuren<br />

dominierten Branchen muss der in technischen Dingen Bewanderte lernen,<br />

wie ein „Projekt“ abgewickelt wird: Von der Akquise (Ausschreibung) über Konstruktion<br />

<strong>und</strong> Design bis zu Bau <strong>und</strong> K<strong>und</strong>enübergabe müssen alle Projektphasen inhaltlich<br />

<strong>und</strong> zeitlich ineinander greifen. Das verlangt ein übergreifendes Wissen für die Verantwortlichen<br />

nicht nur bei Turnkey-Projekten.<br />

2. Windspezifisches fachübergreifendes Ingenieurswissen (besonders Branche I, V,<br />

VIII): Hierunter ist zunächst zu verstehen, dass die komplexe Technik einer Windenergieanlage<br />

ein fachübergreifendes technisches Wissen verlangt. So ist etwa die typische Fachkraft<br />

für Getriebebau eine/ein Maschinenbauingenieurin/-ingenieur. Diese Komponente<br />

bildet jedoch nur ein Moment, dem der Rotor mit seinen Massen <strong>und</strong> aerodyn<strong>am</strong>isch bestimmten<br />

Kräften vorgelagert, der Generator mit wiederum eigenen Massen <strong>und</strong> Drehzah-<br />

30 Maslaton, Martin, Windrechtsfibel, S. 76<br />

31


EQUIB<br />

Qualifikationsbedarfe im Windenergiesektor: On- <strong>und</strong> Offshore<br />

len nachgelagert ist. Lastprofile, die von einem Getriebe gemeistert werden müssen, enthalten<br />

also aerodyn<strong>am</strong>ische Par<strong>am</strong>eter <strong>und</strong> stellen zugleich Generatoreigenschaften in<br />

Rechnung, die durch elektrische Anforderungen wie netzverträgliche Energieproduktion<br />

bestimmt sind. In diesem systemischen Zus<strong>am</strong>menhang der Komponenten liegt der Gr<strong>und</strong><br />

für die Forderung nach einer fächerübergreifenden Weiterbildung von Ingenieurinnen/Ingenieuren.<br />

Hinzu kommen besondere Anforderungen aus der Offshore-Technologie.<br />

Die dyn<strong>am</strong>ischen Belastungen durch Wind <strong>und</strong> Welle erfordern ingenieurwissenschaftliche<br />

Berechnungen für die Ableitung des Kräfteflusses in Turm <strong>und</strong> F<strong>und</strong><strong>am</strong>ent, die sich<br />

teilweise auf wissenschaftlichem Neuland bewegen.<br />

3. Berufliche Basisqualifikationen (besonders Branche II, III <strong>und</strong> IV): Bei Turmbau<br />

<strong>und</strong> Gründung führt die Größe <strong>und</strong> das Gewicht neuer Windenergieanlagen zu neuen Anforderungen<br />

an statische <strong>und</strong> dyn<strong>am</strong>ische Eigenschaften des Materials <strong>und</strong> seiner Verarbeitung.<br />

Neue Schweißtechniken unter Pulver lösen alte Schutzgasverfahren ab, d<strong>am</strong>it die<br />

Schweißnähte den gewachsenen Anforderungen standhalten. Flanschvermessungen mit ITgestützter<br />

Technik sind für Präzisionsarbeiten unerlässlich. Besonders im Offshore-<br />

Bereich werden neue Gründungstechniken erforderlich. Bei Monopilen oder Tripods, einer<br />

Gründung mit einem oder drei Pfählen, kommt eine R<strong>am</strong>mtechnik zum Einsatz. Betonauflagen<br />

versiegeln die in den Meeresboden eingebrachten Pfähle. Da diese Technik von der<br />

Beschaffenheit des Meeresbodens abhängt, müssen auf felsigem Untergr<strong>und</strong> reine<br />

Betonf<strong>und</strong><strong>am</strong>ente eingesetzt werden. Innovative Verfahren erlauben eine komplette<br />

Herstellung des Betonf<strong>und</strong><strong>am</strong>ents s<strong>am</strong>t Turmaufbau onshore. Die komplette Anlage wird<br />

dann mit Hilfe von Lufttanks auf See geschleppt, eine Methode, die allerdings nur bei<br />

ruhiger See durchführbar ist. Die Absenkung <strong>und</strong> Fixierung der Anlage vor Ort wird mit<br />

Hilfe von Saugnäpfen vorgenommen, die sich <strong>am</strong> Meeresboden durch Vakuumierung<br />

festsetzen. Durch Luftflutung lässt sich der Prozess umkehren. Die Windmesse Husum-<br />

Wind 2003 hat ein soeben patentiertes Verfahren der skizzierten Art unter dem N<strong>am</strong>en<br />

„Hexafix“ der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Kooperation zwischen F<strong>und</strong><strong>am</strong>ent- <strong>und</strong><br />

Stahlbau wird auf diesem Sektor unumgänglich, weil die Verzahnung von F<strong>und</strong><strong>am</strong>ent <strong>und</strong><br />

Stahlturm onshore das „schlüsselfertige“ offshore-Produkt liefen soll. Selbstverständlich<br />

brauchen alle Mitarbeiter auf See ein Offshore-Training, das elementare nautische<br />

Sicherheitstechniken vermittelt.<br />

Auch bei den Beschichtungsverfahren für Stahltürme kommen innovative Techniken zum<br />

Einsatz. Der Bremer Umweltpreis wurde soeben an eine Spezialfirma für Korrosionsschutz<br />

vergeben, die beim Vorbereiten der Flächen statt der üblichen Materialien <strong>und</strong> wenig umweltverträglichen<br />

Verfahren Trockeneis einsetzt <strong>und</strong> d<strong>am</strong>it die Staubemission in der<br />

Werkshalle um 80 Prozent reduziert. 31<br />

Im Anlagen- <strong>und</strong> Maschinenbau ziehen neue Schleifverfahren ein. So ist etwa im Getriebebau<br />

die stetige Verminderung der Oberflächenrauheit nötig, um gewachsene Lastprofile<br />

zu bewältigen. Die Technik des Gleitschleifens setzt sich hier mehr <strong>und</strong> mehr durch, die<br />

von computergesteuerten neuen Maschinen <strong>und</strong> mit zusätzlichem IT-Wissen ausgestatteten<br />

Beschäftigten vorgenommen wird.<br />

31 Weser-Kurier 09.10.2003<br />

32


EQUIB<br />

Qualifikationsbedarfe im Windenergiesektor: On- <strong>und</strong> Offshore<br />

In der Kunststoff- <strong>und</strong> Faserverb<strong>und</strong>technik sind drei verschiedene Fertigungsverfahren<br />

im Rotorblattbau verfügbar. Die manuelle Fertigung verarbeitet textile Fasern in Hohlformen<br />

durch das sogenannte L<strong>am</strong>inieren mit Hilfe von Harzen, denen Härter beigefügt werden.<br />

Der Auftrag erfolgt durch manuelles Einstreichen. Das zweite Verfahren besteht in<br />

der Vakuuminjektion. Auch hier werden die zugeschnittenen Fasern in die Form gebracht.<br />

Dann aber wird durch einen Abschluss per Folie oder Deckel ein Vakuum erzeugt, das die<br />

Harze flächendeckend zur Durchtränkung der Fasern einzieht. Die dritte Methode liegt im<br />

Prepräg-Verfahren, das industriell vorimprägnierte Materialien verarbeitet. Die Fasern sind<br />

maschinell mit Harzen getränkt worden, werden dann durch IT-gesteuerte Maschinen<br />

passgenau für die Rotorblattform zugeschnitten <strong>und</strong> sind im tiefgekühlten Zustand transport-<br />

<strong>und</strong> lagerfähig. Ihre Verarbeitung besteht in der Erwärmung. So gehen die vorimprägnierten<br />

Stoffe in der Form durch Temperierung ihre Verbindung ein. Während das<br />

Prepräg-Verfahren nach Auskunft von Expertinnen <strong>und</strong> Experten die höchste Qualität<br />

durch präzise Formgebung <strong>und</strong> exakte Massenverteilung im Rotorblatt verbürgt, aber auch<br />

die höchsten Kosten verursacht, hängt die Qualität der beiden ersten Verfahren sehr weitgehend<br />

vom Können <strong>und</strong> Geschick der Mitarbeiter ab. Hier muss eine sorgfältige Ausbildung<br />

<strong>und</strong> Einarbeitung erfolgen. Schon geringe Abweichungen bei der Massenverteilung<br />

im Rotorblatt können zu Unwuchten <strong>und</strong> Beschädigungen der Anlage mit entsprechend<br />

hohen Ausfallzeiten <strong>und</strong> Reparaturkosten führen.<br />

Hinzu kommt der <strong>Arbeit</strong>s- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutz. Denn viele Materialien arbeiten mit<br />

<strong>am</strong>inobasierten Härtern, die toxische Dämpfe abgeben. Dazu kommt feinster Schleifstaub,<br />

sogenannte Aerosole, die die Gestalt von Schwebeteilchen annehmen, die eingeatmet werden.<br />

Hier sind Gegenmaßnahmen zum Ges<strong>und</strong>heitsschutz unerlässlich. Entweder sorgen<br />

Filter „<strong>am</strong> Mann“ für eine Reinigung der Atemluft oder die Beschäftigten tragen Frischluftgeräte<br />

zur Atmung. Des weiteren kommen in Werkshallen Luftstromanlagen zum Einsatz,<br />

die ein Strömungsverhalten der Hallenluft weg vom Kopf der Beschäftigten hin zum<br />

Werkstück erzeugen, so dass die Atemluft staubfrei gehalten wird.<br />

Schließlich führen Produktinnovationen zu einer engen Kooperation, mitunter auch Verzahnung<br />

beruflicher Fertigkeiten. Beispielsweise ist in der Produktion von Rotorblättern<br />

im Zuge der Offshore-Technologie ein neuartiger Blitzschutz auf dem Vormarsch. Die<br />

Rotorblattspitzen insbesondere von Offshore-Anlagen, die in ihrer senkrechten Stellung als<br />

Leiter exponiert sind, werden durch Metallprofile gegen Blitzeinschlag geschützt, die in<br />

die Kunststoffspitzen von Mechanikerinnen/Mechanikern eingearbeitet werden müssen.<br />

Hier ist eine Kooperation von Kunststoff- <strong>und</strong> Industriemechanikerinnen/-mechanikern<br />

nötig bzw. die Kumulation beider Fertigkeiten in einer Person.<br />

Im Generatorbau insbesondere für Offshore-Anlagen werden Elektrotechniker <strong>und</strong> Industriemechaniker<br />

zur Lösung wichtiger Probleme zus<strong>am</strong>mengebracht. Um die Anlagenkomponenten<br />

beispielsweise gegen die salzhaltige Seeluft abzukapseln, müssen Generatoren<br />

mit Wasser- statt Luftkühlung konzipiert werden. Das stellt Elektrotechniker/-innen<br />

wie Anlagenbauer/-innen vor neue Herausforderungen. Innovative Lösungen in diesem<br />

Bereich waren auf der Husum-Wind 2003 zu besichtigen.<br />

Um auch Generatoren in das Fehlerfrüherkennungssystem Condition Monitoring einzubinden,<br />

haben Elektrotechniker/-innen der TU Chemnitz ein neuartiges Selbstdiagnosever-<br />

33


EQUIB<br />

Qualifikationsbedarfe im Windenergiesektor: On- <strong>und</strong> Offshore<br />

fahren entwickelt. Die Achillesferse der Generatoren liegt im sogenannten Schleifringssystem,<br />

das unter anderem dazu beiträgt, auch bei Windschwankungen eine konstantes Niveau<br />

der Stromerzeugung zu gewährleisten. Kohlebürsten, die dabei zum Einsatz kommen, sind<br />

verschleißanfällig <strong>und</strong> bedürfen der Überwachung, um teure Ausfallzeiten zu mindern. Das<br />

neue Diagnoseverfahren erlaubt nun, durch bloße Messung von Strömen <strong>und</strong> Spannungen<br />

im Umrichtersystem der Anlage Verschleißerscheinungen im Schleifringsystem frühzeitig<br />

zu erkennen. 32<br />

4. IT-Technologien <strong>und</strong> Software-Einsatz: In den Branchen maritimer Planung <strong>und</strong><br />

Konstruktion (I, V <strong>und</strong> VIII) wird zunehmend anspruchsvollere Software für das konstruktive<br />

Design von Anlagen <strong>und</strong> die mathematische Modellierung von Komponenten<br />

eingesetzt. Windrichtung <strong>und</strong> -stärke, Kontinuität der Windtätigkeit <strong>und</strong> andere Par<strong>am</strong>eter<br />

entscheiden neben Geländeeigenarten über die Platzierung von Windanlagen in einem<br />

Park. Hinzu kommt die rechnerische Abstimmung von Komponenten des elektrischen<br />

Kreislaufs (Generator, Umrichter, Transformatoren, Kabellängen <strong>und</strong> -durchmesser etc.),<br />

um die Einspeisequalität des produzierten Stroms nach Frequenz <strong>und</strong> Spannung zu garantieren.<br />

Der Betrieb sensibler Industriemaschinen, selbst zahlreiche Haushaltsgeräte hängen<br />

von der Qualität dieser <strong>und</strong> anderer Par<strong>am</strong>eter ab.<br />

Neue Messtechniken <strong>und</strong> Diagnoseverfahren bringen ebenfalls IT-Technik zur Anwendung,<br />

besonders im Getriebebau (Branche III). Fein abgestimmte Frequenzmessungen<br />

erlauben im Vergleich mit Soll-Werten optimaler Prototypen Rückschlüsse auf mögliche<br />

Defekte an einzelnen Teilen.<br />

Montage <strong>und</strong> Logistik (Branche VI) funktionieren immer mehr auf elektronischen Plattformen.<br />

E-Commerce <strong>und</strong> Supply-Chain-Management bilanzieren digital vernetzt Zufluss<br />

<strong>und</strong> Abfluss von Transportgütern, Mengen <strong>und</strong> Termine verfügbarer Containerkapazitäten.<br />

Hinzu kommen mathematisch ausgefeilte Be- <strong>und</strong> Entladestrategien insbesondere<br />

bei Schiffen, weil die Ladungsverteilung die Statik des Tranportmittels stark beeinflusst.<br />

Die Kooperation zwischen Logistik-Fachleuten <strong>und</strong> Packerinnen/Packern <strong>und</strong> dem Montage-Personal<br />

setzt auch auf Seiten der Logistik ein technisches Gr<strong>und</strong>verständnis über<br />

Windenergieanlagen voraus, weil Standardmaße im containerisierten Transport <strong>und</strong> Maße<br />

<strong>und</strong> Gewichte von Anlagenteilen kompatibel sein müssen.<br />

Insbesondere im Bereich Service <strong>und</strong> Wartung steht mit dem CMS (Condition Monitoring<br />

System) ein digital gestütztes Frühwarnsystem zur Verfügung. Viele Anlagenkomponenten<br />

(Rotor, Getriebe, Generator etc.) werden mit Sensoren ausgerüstet, die Daten wie<br />

Drehzahl, Temperatur, Schwingungsverhalten, Spannung, Stromstärke <strong>und</strong> andere kontinuierlich<br />

messen <strong>und</strong> an einen zentralen Rechner weiterleiten. Auf diese Weise können ganze<br />

Windparks durch das Monitoring überwacht werden, um Fehlern im Anlagebetrieb vorzubeugen,<br />

bevor sie sich in größeren Schäden niedergeschlagen haben.<br />

5. Offshore-Training: Kenntnisse <strong>und</strong> Fertigkeiten in maritimer Sicherheit gehören zum<br />

unerlässlichen Qualifikationsbestand bei allen Kräften, die an <strong>und</strong> auf Offshore-Anlagen<br />

32 Informationsdienst Wissenschaft idw, idw-online.de, 12.02.2003<br />

34


EQUIB<br />

Qualifikationsbedarfe im Windenergiesektor: On- <strong>und</strong> Offshore<br />

tätig sind. Mann-Über-Bord-Manöver <strong>und</strong> Abseiltechniken gehören ebenso dazu wie elementare<br />

nautische Kenntnisse.<br />

14.3 Personalentwicklung<br />

Hier lassen sich drei Bereiche unterscheiden. Im projektierenden Gewerbe (I Planung,<br />

Entwicklung, V Elektrotechnik, VIII Maritime Konstruktion) ist die Mitarbeiterzahl wesentlich<br />

konstant geblieben oder verzeichnet einen leichten Zuwachs. Marktschwankungen,<br />

seien sie konjunkturell bedingt oder auf verändertes K<strong>und</strong>enverhalten zurückzuführen,<br />

führen nach Auskunft der Expertinnen <strong>und</strong> Experten erst mit großem Zeitverzug zu<br />

personellen Konsequenzen, weil die Laufzeiten von Großprojekten einen aktuellen Auftragsausfall<br />

überlappen.<br />

Im produzierenden Gewerbe (besonders in der Branche II, Gründungstechnik <strong>und</strong> Turmbau)<br />

ist die Personalstärke rückläufig. Die Diskussion um die Novellierung des EEG <strong>und</strong><br />

die d<strong>am</strong>it einhergehende Kürzung von Subventionen hat die K<strong>und</strong>en verunsichert, so dass<br />

Aufträge nicht mehr abgerufen <strong>und</strong> neue gar nicht erst erteilt wurden. Diese Wirkung trifft<br />

zwar auch den Anlagen- <strong>und</strong> Maschinenbau, aber in diesem Feld ist die Diversifizierung<br />

der Unternehmen größer, so dass andere Geschäftsfelder als die Windenergie Ersatz für<br />

ausbleibenden Umsatz stiften.<br />

Eine Sonderstellung nimmt die Abteilung Service <strong>und</strong> Wartung ein. Sie ist von den genannten<br />

Umsatzeinbußen nicht berührt, weil die Instandhaltung sich naturgemäß auf bereits<br />

in Dienst genommene Altanlagen bezieht, bei denen der Aufwand konstant bleibt.<br />

15 Qualifizierungs- <strong>und</strong> Weiterbildungsbedarf<br />

15.1 Defizite<br />

Generell zeichnen sich die Antworten der Expertinnen <strong>und</strong> Experten durch eine sehr hohe<br />

Homogenität aus. Allgemein ist der Standpunkt der Unternehmen zum Qualifizierungs<strong>und</strong><br />

Weiterbildungsbedarf durch folgende Aussagen gekennzeichnet:<br />

1. Bei allen gehobenen <strong>und</strong> leitenden Funktionen – Ingenieurinnen/Ingenieure, Naturwissenschaftler/-innen,<br />

Betriebswirtinnen/Betriebswirte, Juristinnen/Juristen – wird der Weiterbildungsbedarf<br />

durch die Betreffenden selber, quasi in autodidaktischer Eigenarbeit bewältigt.<br />

2. Nur bei sehr großen Unternehmen (über 1000 Beschäftigte) existieren eigene betriebsinterne<br />

Weiterbildungsstrategien <strong>und</strong> -akademien, die Mitarbeiterführung, Einführung in<br />

betriebseigene Software <strong>und</strong> Rechtsschulungen sowie Fremdsprachen auf dem Progr<strong>am</strong>m<br />

haben. Genannt wurden hier Ingenieurs-Vereinigungen diverser Art, aber auch Hochschulen<br />

<strong>und</strong> Akademien.<br />

35


EQUIB<br />

Qualifikationsbedarfe im Windenergiesektor: On- <strong>und</strong> Offshore<br />

3. Für die Mehrzahl der Klein- <strong>und</strong> Mittelbetriebe (KMU) gilt dagegen: Weiterbildung<br />

erschöpft sich in der Regel darin, von Zeit zu Zeit einen externen Experten – in der Regel<br />

ein Produktanbieter – zu einem Inhouse-Vortrag einzuladen. Dies gründet allerdings nicht<br />

auf einem Desinteresse der Beteiligten.<br />

4. Alle Befragten würden gerne Weiterbildungsangebote in Anspruch nehmen. Allerdings<br />

nur unter der Voraussetzung, dass sie bedarfsgerecht, von hoher Qualität <strong>und</strong> nicht zu kostenintensiv<br />

sind.<br />

5. Die Kosten der Weiterbildung nehmen an Bedeutung zu, je kleiner das betreffende Unternehmen<br />

ist.<br />

6. Schließlich haben viele Befragte einen eklatanten Informationsmangel beklagt. Förderprogr<strong>am</strong>me<br />

(z.B. die Verb<strong>und</strong>ausbildung) <strong>und</strong> Weiterbildungsangebote sind sehr häufig<br />

nicht einmal bekannt. Genutzt werden sie nur selten. Das Informationsdefizit stellt eine der<br />

größten Schwachstellen in der Weiterbildungslandschaft dar.<br />

Empfehlung: Gezielte Informationsk<strong>am</strong>pagnen in allen Unternehmen der Windenergiebranche<br />

müssen Aufschluss geben über existierende Weiterbildungsinstitutionen. Dazu<br />

sind drei Eckdaten unerlässlich: a) Inhalt des Kursangebots, b) Zeitaufwand <strong>und</strong> Kosten, c)<br />

Qualitätsnachweis der Einrichtung durch Referenzlisten.<br />

15.2 Qualifizierungs- <strong>und</strong> Weiterbildungsbedarf: Handlungsempfehlungen<br />

Nicht jede neue Qualifikationsanforderung definiert einen neuen Weiterbildungsbedarf. So<br />

ist etwa die Fähigkeit zum Projektmanagement für Personal in leitender Funktion unerlässlich.<br />

Es bildet sich aber als ganzheitliches Erfahrungswissen on the job aus <strong>und</strong> taugt weniger<br />

als Stoff für Weiterbildungsmaßnahmen. Die vielfältigen Inhalte allerdings, die der<br />

Projektmanager/die Projektmanagerin beherrschen muss, finden sehr wohl Eingang in auch<br />

externe Qualifizierungsbemühungen.<br />

Ganz konkret melden die befragten Expertinnen <strong>und</strong> Experten auf folgenden Gebieten einen<br />

Qualifizierungsbedarf an. Da die Anforderungen wieder sehr homogen vorgetragen<br />

wurden, lässt sich die nachstehend skizzierte Liste als Tendenz generalisieren, auch wenn<br />

die Befragten in der Mehrzahl der Fälle angesichts der unsicheren Marktentwicklung zu<br />

quantitativen Abschätzungen des Bedarfs nicht bereit waren.<br />

1. Windspezifisches fachübergreifendes Ingenieurwissen: Da die Windenergieanlage<br />

ein System ineinandergreifender Komponenten darstellt, muss die klassische Ingenieurin/der<br />

klassische Ingenieur Zusatzkenntnisse erwerben. Die aerodyn<strong>am</strong>ischen Eigenschaften<br />

des Rotors, aber auch die bewegten Massen des Generators sind beispielsweise für einen<br />

Getriebekonstrukteur relevant. Dyn<strong>am</strong>ische Belastungen von Offshore-Anlagen durch<br />

Wind <strong>und</strong> Welle führen sogar auf wissenschaftliches Neuland. Insofern sollten die klassischen<br />

Studiengänge nicht ersetzt, aber ergänzt werden um windenergiespezifische Zusatzmodule.<br />

Nach diesem Prinzip verfahren heute schon große Automobilkonzerne bei der<br />

Spezialisierung ihrer Ingenieurinnen/Ingenieure hausintern. Klein- <strong>und</strong> Mittelunternehmen<br />

36


EQUIB<br />

Qualifikationsbedarfe im Windenergiesektor: On- <strong>und</strong> Offshore<br />

aus dem Geschäftsfeld Windenergie ist ein solcher Weg allein schon aus Kostengründen<br />

versperrt.<br />

Empfehlung: Die Forschungs- <strong>und</strong> Koordinierungseinrichtungen der Länder <strong>Bremen</strong> <strong>und</strong><br />

Niedersachsen sollten mit Ingenieurinnen/Ingenieuren der Windenergiebranche in <strong>Arbeit</strong>sgruppen<br />

zus<strong>am</strong>menwirken, um windspezifische Zusatzmodule für die Ingenieursausbildung<br />

an Hoch- <strong>und</strong> Fachhochschulen zu konzipieren.<br />

2. Verzahnung ingenieurwissenschaftlichen <strong>und</strong> kaufmännische Wissens: Ingenieurinnen/Ingenieure<br />

sind in modernen Unternehmen Projektmanager. Akquise, Planung, Genehmigungsverfahren,<br />

Baubetreuung, Kosten-Nutzen-Analyse, kaufmännisches Controlling<br />

<strong>und</strong> Bauübergabe müssen von kompetenten Fachleuten „aus einer Hand“ einem K<strong>und</strong>en<br />

präsentiert werden, der technische ebenso wie kaufmännische Fragestellungen <strong>und</strong><br />

deren nachvollziehbare schlüssige Beantwortung für seine Investitionsentscheidung verlangt.<br />

Insofern brauchen Ingenieurinnen/Ingenieure vermehrt kaufmännisches Wissen, <strong>und</strong><br />

alle kaufmännischen Berufe sind ohne f<strong>und</strong>ierte technische Gr<strong>und</strong>lagen zu einer k<strong>und</strong>enorientierten<br />

Verhandlungsführung gar nicht mehr fähig. Banken <strong>und</strong> Versicherungen haben<br />

ebenso Bedarf an einem gr<strong>und</strong>legenden Verständnis der Windenergietechnik <strong>und</strong> gehören<br />

insofern zum Umkreis dieser Klientel, die einen Weiterbildungsbedarf bek<strong>und</strong>et, auch<br />

wenn er sich in engen quantitativen Grenzen hält, weil der Anteil der Windenergie <strong>am</strong><br />

Kreditvolumen der Banken insges<strong>am</strong>t eher klein ausfällt.<br />

Empfehlung: Ein adäquates Weiterbildungsangebot sollte hier kaufmännische Kenntnisse<br />

<strong>und</strong> Finanzkalkulationen im Bereich Windenergie für Ingenieurinnen/Ingenieure vermitteln<br />

<strong>und</strong> im Gegenzug technische Gr<strong>und</strong>kenntnisse über Windenergieanlagen für kaufmännische<br />

Berufe anbieten. Das Deutsche Windenergie-<strong>Institut</strong> in Wilhelmshaven bietet<br />

Fortbildungskurse mit einer Verzahnung von technischen <strong>und</strong> betriebswirtschaftlichen<br />

Inhalten an, die sich an Ingenieurinnen/Ingenieure, Planer/-innen <strong>und</strong> Projektentwickler/-<br />

innen richten (Technische Gr<strong>und</strong>lagen Windenergie, <strong>Wirtschaft</strong>lichkeitsberechnungen).<br />

3. Internationale Rechte, Abkommen <strong>und</strong> Normen: Umweltschutzgesetze, Baurecht,<br />

Gesetze zur internationalen Seeschifffahrt, Zollbestimmungen für den Export, Vertragsrecht<br />

<strong>und</strong> nationale Industrienormen sind zu beachten. Die Anforderung der Unternehmen<br />

zielt nicht auf eine Rechtsberatung im Einzelfall, sondern geht dahin, zunächst einen informativen<br />

Überblick zu erhalten, auf welchen Gebieten der Betrieb welche Rechtsmaterie<br />

in Rechnung zu stellen hat. Hausinterne Juristen oder anwaltlicher Rat sollen durch diesen<br />

Weiterbildungsservice nicht ersetzt werden.<br />

Empfehlung: Seminare über nationale, europäische sowie internationale Rechte im Bereich<br />

Umwelt, Bauen, Verkehr <strong>und</strong> Seeschifffahrt, Vertragsschließung, Versicherung <strong>und</strong><br />

Haftung, Zoll <strong>und</strong> Steuern sollten zu einem kompetenten Weiterbildungsangebot dazu gehören.<br />

4. IT-Technologien im Bereich Windenergie: Hier sind wesentlich vier Bereiche zu nennen:<br />

a) Mathematische Modellierung <strong>und</strong> konstruktives Anlagen-Design, b) Liquiditätsmanagement<br />

<strong>und</strong> Finanzcontrolling, c) Supply Chain Management, d) Condition Monitoring<br />

System (CMS).<br />

37


EQUIB<br />

Qualifikationsbedarfe im Windenergiesektor: On- <strong>und</strong> Offshore<br />

Empfehlung: Die ersten drei Bereiche sind stark firmenspezifisch geprägt oder kommen,<br />

wie etwa Supply-Chain-Management-Plattformen, nur bei sehr großen Unternehmen zum<br />

Einsatz. Daher sind sie für ein allgemeines Qualifizierungsangebot weniger geeignet. Eine<br />

Einführung in die Gr<strong>und</strong>lagen des PC sowie verbreitete Software kann dagegen für Facharbeiter/-innen<br />

<strong>und</strong> Servicetechniker/-innen hilfreich sein, die mit IT-gestützten Mess- <strong>und</strong><br />

Diagnoseverfahren oder CMS arbeiten müssen.<br />

5. Berufspraktische Fortbildung:<br />

Schweißer/-innen: Schweißtechnik unter Pulver. Schutzgasschweißverfahren halten oftmals<br />

den gewachsenen Anforderungen moderner Großanlagen nicht mehr stand. Neue<br />

Qualifikationsnachweise sind gefordert.<br />

Empfehlung: Hier werden geeignete Fortbildungskurse zur Schweißtechnik bereits angeboten.<br />

Allerdings gibt es oftmals ein Informationsdefizit, welche <strong>Institut</strong>e Fortbildungskurse<br />

mit anerkannten Zertifikaten durchführen. Entsprechende Informationsk<strong>am</strong>pagnen sollten<br />

dem abhelfen.<br />

Elektromonteurinnen/-monteure: Zum Gr<strong>und</strong>wissen Elektrotechnik kommen bei Windenergieanlagen<br />

die Qualifikationsanforderung Einsatz von Kommunikationstechnik <strong>und</strong><br />

IT-Kompetenzen hinzu. Die <strong>Arbeit</strong> mit englischsprachigen Unterlagen <strong>und</strong> Dokumenten<br />

gehört zum Standard. Zusätzlich erfordert der Umgang mit Starkstrom besondere Sorgfalt<br />

im Hinblick auf die <strong>Arbeit</strong>ssicherheit.<br />

Empfehlung: Geeignete Seminare über den Einsatz moderner Kommunikationstechniken<br />

(einschließlich CMS) <strong>und</strong> zum Umgang mit Starkstrom unter Sicherheitsgesichtspunkten<br />

sollten im Weiterbildungsangebot Berücksichtigung finden. Englischkurse unter besonderer<br />

Berücksichtigung englischer Fachtermini sind für die <strong>Arbeit</strong> mit englischsprachigen<br />

Dokumenten eine nützliche <strong>und</strong> notwendige Handreichung insbesondere für Klein- <strong>und</strong><br />

Mittelbetriebe. Die Volkshochschule Bremerhaven plant bereits eine Ausbildung zum „Elektroniker/-in<br />

Betriebstechnik mit Spezialkenntnissen für WEA“. Diese Ausbildungs- <strong>und</strong><br />

Qualifizierungsmaßnahme sollte öffentlich gefördert, evaluiert <strong>und</strong> auf ihre betriebliche<br />

Akzeptanz hin überprüft werden, um eine etwaige Feinabstimmung der Qualifizierungsinhalte<br />

für den betrieblichen Bedarf vornehmen zu können.<br />

Kunststoff- <strong>und</strong> Faserverb<strong>und</strong>technik: Drei Herstellungsverfahren im Rotorblattbau<br />

sind üblich. Neben der manuellen Fertigung durch L<strong>am</strong>inierung textiler Fasern kommen<br />

die Vakuuminjektion <strong>und</strong> die Prepräg-Technik vorimprägnierter Fasern zum Einsatz. Diese<br />

Verfahren sowie die Belastungsmechanik, die sich im Bauteil aufgr<strong>und</strong> physikalischer wie<br />

chemischer Prozesse niederschlägt, müssen Aus- <strong>und</strong> Weiterbildungsinhalt werden. Giftige<br />

Dämpfe <strong>und</strong> feinster Schleifstaub (Aerosole) stellen zudem eine nicht zu unterschätzende<br />

Herausforderung für Sicherheit <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit der Beschäftigten dar. Atemschutztechniken<br />

<strong>und</strong> Methoden der Hallenbelüftung, die eine Einhaltung der MAK-Werte erlauben,<br />

müssen geschult werden.<br />

Empfehlung: Qualifizierungsmaßnahmen, insbesondere aber auch betriebsbegleitende<br />

Fortbildungsmaßnahmen, die dem hohen Anteil Ungelernter in dieser Branche gerecht<br />

38


EQUIB<br />

Qualifikationsbedarfe im Windenergiesektor: On- <strong>und</strong> Offshore<br />

werden, werden dringend nachgefragt <strong>und</strong> sollten angeboten werden. Eine Umschulung<br />

zum „Verfahrensmechaniker/-in Kunststoff- <strong>und</strong> Kautschuktechnik“ mit K<strong>am</strong>merprüfung<br />

ist in <strong>Bremen</strong>-Vegesack bereits angelaufen. In Nordhausen bietet das Ausbildungszentrum<br />

für Faserverb<strong>und</strong>technik eine 3-jährige Erstausbildung sowie Fortbildungskurse für windspezifische<br />

polymere Techniken mit einer Zertifizierung der Industrie- <strong>und</strong> Handelsk<strong>am</strong>mer<br />

Erfurt an. Diese Maßnahmen sollten evaluiert <strong>und</strong> auf ihre betriebliche Akzeptanz hin<br />

überprüft werden, um die Bedarfsorientierung gegebenenfalls zu optimieren. Eine öffentliche<br />

Förderung wäre zu prüfen.<br />

6. Fremdsprachenkurse (Englisch): Da das Englische heute Standard nicht nur bei Global<br />

Players, sondern auch bei mittelständischen ex- <strong>und</strong> importorientierten Firmen ist, sollte<br />

auch hier ein entsprechendes Weiterbildungsangebot bereit gehalten werden. Das gilt<br />

sowohl für Kenntnisse in Fach- wie Verhandlungsenglisch.<br />

Empfehlung: Kurse in Fach- <strong>und</strong> Verhandlungsenglisch.<br />

7. Weiterbildung für Servicetechniker/-innen: Moderne Servicetechniker/-innen müssen<br />

in ihrer Person die fachlichen Qualitäten von Industriemechaniker/-innen mit den Kenntnissen<br />

von Elektromonteurinnen/-monteuren, Verfahrenstechniker/-innen Kunststoff <strong>und</strong><br />

anderen verbinden <strong>und</strong> zudem über einen Minimalumfang an IT-Kenntnissen verfügen.<br />

Als der Fachleute vor Ort sind sie nicht nur flexibel <strong>und</strong> mobil, sondern können mit<br />

verschiedenen Gewerken kooperieren. Mit K<strong>und</strong>en müssen sie nicht nur versiert<br />

verhandeln, sondern auch alle technischen Informationen für fällige Entscheidungen über<br />

Wartung, Reparatur <strong>und</strong> womöglich kostspieligen Stillstand einer Anlage<br />

k<strong>und</strong>enfre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> verständlich präsentieren.<br />

Das Land <strong>Bremen</strong> sowie die Handelsk<strong>am</strong>mer <strong>Bremen</strong> sind bereits in diesem Sinne aktiv<br />

geworden. Diese Universalqualifikation wird jetzt schon im Land <strong>Bremen</strong> mit drei Projekten<br />

<strong>und</strong> einem Fördervolumen von r<strong>und</strong> 600.000 EURO unterstützt. Eine Fortbildung s<strong>am</strong>t<br />

Prüfungsanforderungen zum „Servicemonteur/-in für Windenergieanlagentechnik“ ist<br />

durch die Industrie- <strong>und</strong> Handelsk<strong>am</strong>mer <strong>Bremen</strong> <strong>und</strong> die IHK Bremerhaven auf den Weg<br />

gebracht worden. Folgende Sachgebiete gehören zum Anforderungsprofil: Rechtsk<strong>und</strong>e,<br />

Betriebswirtschaft <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>sorganisation, Fachenglisch sowie eine umfassende Ausbildung<br />

in allen Bereichen der WEA-Technologie einschließlich der Anlagensteuerung. 33<br />

Empfehlung: Evaluation der neu konzipierten Fortbildungsmaßnahmen <strong>und</strong> Überprüfung<br />

der betrieblichen Akzeptanz zwecks Feinabstimmung der Qualifizierungsinhalte.<br />

33 Handelsk<strong>am</strong>mer <strong>Bremen</strong>, Amtliche Bekanntmachungen, in: <strong>Wirtschaft</strong> in <strong>Bremen</strong>, 10/2003<br />

39


EQUIB<br />

Qualifikationsbedarfe im Windenergiesektor: On- <strong>und</strong> Offshore<br />

Die Studie hat zugleich den zusätzlichen Bedarf an Servicetechnikern abgefragt, sowohl<br />

bei den Unternehmen, die an den Expertengesprächen teilgenommen haben (Expertenr<strong>und</strong>e),<br />

als auch bei den Betrieben, die Adressat der Fragebogenaktion waren. Das Ges<strong>am</strong>tergebnis:<br />

zusätzlicher Bedarf Servicetechniker/innen<br />

(Expertenr<strong>und</strong>e)<br />

zusätzlicher Bedarf<br />

Servicetechniker (ges<strong>am</strong>t)<br />

Land <strong>Bremen</strong> 20 29<br />

Land Niedersachsen 10 31<br />

Überregional 7 17<br />

Diese Zahlen sind allerdings keine absoluten Bedarfsgrößen, sondern Trendindizes. Zum<br />

einen entst<strong>am</strong>mt das Datenmaterial nicht einer Vollerhebung aller im Windenergiebereich<br />

tätigen Unternehmen. Zum anderen sind die bilanzierten Zahlen Schätzgrößen von Unternehmen,<br />

die sich eher an der aktuell stagnierenden Marktlage orientieren <strong>und</strong> weniger an<br />

den mittelfristig zu erwartenden Neuinvestitionen im Offshore-Bereich, die zusätzlichen<br />

Personalbedarf auch bei Servicetechnikern auslösen dürften. Teilweise entspringt dieser<br />

Bedarf auch einer innerbetrieblichen Umsetzung ohne Neueinstellungen. Manche Unternehmen<br />

aus dem Bereich Turmbau oder der Kunststoff- <strong>und</strong> Faserverb<strong>und</strong>technik beispielsweise<br />

versuchen Markteinbußen dadurch auszugleichen, dass sie Teile ihres Personals<br />

für Service- <strong>und</strong> Wartungsarbeiten für die ges<strong>am</strong>te Windenergieanlage abstellen, die<br />

den angest<strong>am</strong>mten Aufgabenbereich der Firmen übersteigen.<br />

8. Offshoretraining: Die meisten der befragten Unternehmen sind entweder bereits jetzt<br />

im Offshore-Bereich im europäischen Ausland oder in Übersee tätig, oder sie bereiten sich<br />

auf einen Einstieg in dieses Geschäftsfeld vor. Da nicht nur die Konstruktion der Anlagen,<br />

sondern auch die Wartung <strong>und</strong> Instandsetzung auf seetüchtige Fahrzeuge <strong>und</strong> Mitarbeiterinnen<br />

<strong>und</strong> Mitarbeiter angewiesen sind, schreibt auch der Gesetzgeber für alle im Offshore-Bereich<br />

Tätigen ein Minimum an seemännischen Kenntnissen vor.<br />

Empfehlung: Daher sollten Offshore-Trainings in hinreichender Zahl <strong>und</strong> Qualität in der<br />

Region verfügbar gemacht werden, die nautische Kenntnisse wie Abseil- <strong>und</strong> Rettungstechniken<br />

vermitteln.<br />

15.3 Favorisierte Formen der Weiterbildung<br />

Auch hier ergab sich ein homogenes Bild ohne wesentliche branchen- oder regionaltypische<br />

Abweichungen. An erster Stelle rangieren Inhousefortbildungen <strong>und</strong> Blockseminare<br />

außer Haus. Dafür spricht aus der Sicht der befragten Expertinnen <strong>und</strong> Experten, dass<br />

auf diese Weise keine nennenswerte Unterbrechung von Unternehmensabläufen anfällt<br />

sowie die vergleichsweise geringen Weiterbildungskosten. Längere Fortbildungsgänge mit<br />

Freistellungen der betreffenden Mitarbeiter/-innen werden nur von sehr großen Betrieben<br />

40


EQUIB<br />

Qualifikationsbedarfe im Windenergiesektor: On- <strong>und</strong> Offshore<br />

gewünscht. Blended Learning <strong>und</strong> andere PC-gestützte Lernformen sind wenig bekannt,<br />

würden aber bei entsprechender Eignung durchaus in die engere Wahl gezogen werden.<br />

15.4 Konsequenzen für die berufliche Erstausbildung<br />

Drei Anforderungen haben sich in den Experteninterviews herauskristallisiert, wobei die<br />

erste nicht die berufliche, sondern universitäre Ausbildung von Ingenieuren betrifft.<br />

Hier mahnen Expertinnen <strong>und</strong> Experten eine windspezifische facherübergreifende Ingenieursausbildung<br />

in Gestalt von Zusatzmodulen für klassische Studiengänge an. So soll<br />

etwa Maschinenbauingenieurinnen/-ingenieuren das für den Bereich Windenergie<br />

erforderliche Wissen über Aerodyn<strong>am</strong>ik <strong>und</strong> Elektrotechnik in Form von modularen<br />

Bausteinen angeboten werden. Dies ist bereits heute in großen Automobilkonzernen die<br />

hausinterne Strategie, die allerdings im Geschäftsfeld Windenergie auf Gr<strong>und</strong> der<br />

vergleichsweise geringeren Unternehmensgröße nicht praktikabel ist.<br />

Für die berufliche Erstausbildung im Bereich Kunststoff- <strong>und</strong> Faserverb<strong>und</strong>technik haben<br />

diverse Expertinnen <strong>und</strong> Experten beanstandet, dass hier die einschlägigen Regelungen<br />

auf dem Stand der 80er Jahre stehen geblieben sind. Die beruflichen Fertigkeiten der<br />

Absolventinnen <strong>und</strong> Absolventen beschränken sich oft auf die Herstellung von Kunststoff-<br />

Kleinteilen. Eine Ergänzung des Berufsbildes um einen Punkt - Faserverb<strong>und</strong>technik für<br />

Windenergieanlagen - wird vorgeschlagen.<br />

Schließlich hat sich eine große Mehrheit der Befragten für einen Ausbildungsgang Servicetechniker/-in<br />

ausgesprochen, in dem die multifunktionale Qualifikation aus den Bereichen<br />

Industriemechaniker/-in, Mechatroniker/-in <strong>und</strong> Elektromonteurin/-monteur vermittelt<br />

wird. Die rein betriebsinterne Weiterbildung von Servicepersonal empfinden die Personalverantwortlichen<br />

oftmals als aufwändig <strong>und</strong> ineffektiv. Kurzfristiger Zusatzbedarf an<br />

Servicekapazitäten ist auf diese Weise nicht zu decken.<br />

41


EQUIB<br />

Qualifikationsbedarfe im Windenergiesektor: On- <strong>und</strong> Offshore<br />

15.5 Weiterbildungsbedarf nach Branchen: Ges<strong>am</strong>tübersicht<br />

I<br />

Planung &<br />

Entwicklung<br />

II<br />

Gründung &<br />

Turmbau<br />

III<br />

Maschinen- &<br />

Anlagenbau<br />

IV<br />

Kunststoff- &<br />

Faserverb<strong>und</strong>technik<br />

V<br />

Elektrotechnik &<br />

Generatorenbau<br />

VI<br />

Montage &<br />

Logistik<br />

VII<br />

Service &<br />

Wartung<br />

VIII<br />

Maritime<br />

Konstruktion<br />

Weiterbildungsbedarf<br />

1. Projektmanagement (kaufmännisches<br />

& technisches<br />

Wissen)<br />

2. (inter)nat. Rechte<br />

1. Schweißtechnik unter Pulver<br />

2. IT-Messtechniken<br />

3. (inter)nat. Rechte<br />

4. Offshoretraining<br />

1. IT-gestützte Mess- &<br />

Diagnoseverfahren (CMS)<br />

2. Fachenglisch<br />

3. (inter)nat. Rechte<br />

1. polymere Technologien<br />

2. <strong>Arbeit</strong>ssicherheit (Aerosole)<br />

3. (inter)nat. Rechte<br />

4. Offshoretraining<br />

1. IT-gestützte Mess- &<br />

Diagnoseverfahren (CMS)<br />

2. Fachenglisch<br />

3. (inter)nat. Rechte<br />

1. Technische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

WEA (Kooperation)<br />

2. (inter)nat. Rechte<br />

3. Offshoretraining<br />

1. WEA-Universalqualifikation<br />

2. BWL-Wissen<br />

3. Fachenglisch<br />

4. (inter)nat. Rechte<br />

1. Projektmanagement (kaufmännisches<br />

&<br />

technisches Wissen<br />

2. (inter)nat. Rechte<br />

Konsequenzen<br />

berufliche Erstausbildung<br />

Kunststoff- <strong>und</strong><br />

Faserverb<strong>und</strong>techniker/-in,<br />

Schwerpunkt Windenergie<br />

Servicetechniker/-in<br />

mit Universalqualifikation<br />

Konsequenzen<br />

Hochschulausbildung<br />

windspezifische<br />

Zusatzmodule<br />

windspezifische<br />

Zusatzmodule<br />

windspezifische<br />

Zusatzmodule<br />

windspezifische<br />

Zusatzmodule<br />

windspezifische<br />

Zusatzmodule<br />

42


EQUIB<br />

Qualifikationsbedarfe im Windenergiesektor: On- <strong>und</strong> Offshore<br />

Statt eines Schlusswortes:<br />

Empfehlungen für eine betriebsnahe Weiterbildungsstrategie<br />

Die in dieser Studie ermittelten Weiterbildungsbedarfe von Unternehmen aus allen Sparten<br />

der Wertschöpfungskette Windenergie stellen keine Vorgabe dar, die eine betriebliche Personal-<br />

<strong>und</strong> Weiterbildungspolitik determinieren kann oder will. Sie bieten Orientierungspunkte<br />

an für alle Unternehmen, die sich in einem Geschäftsfeld mit innovativen Technologien<br />

behaupten wollen, die einem raschen Wandel unterliegen <strong>und</strong> deshalb stets neue<br />

Anforderungen an die Qualifikation der Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeitern stellen.<br />

Eine betriebsnahe Weiterbildungsstrategie kann sich an folgenden Gr<strong>und</strong>sätzen orientieren:<br />

1. Am Anfang steht die präzise Ermittlung des konkreten Weiterbildungsbedarfs für<br />

jedes Unternehmen.<br />

2. In einem weiteren Schritt ist zu scheiden zwischen solchen Qualifikationen, die betriebsintern<br />

geschult werden können, <strong>und</strong> anderen, die externe Weiterbildungsträger<br />

benötigen.<br />

3. Dieser Bedarf ist auf ein Angebot angewiesen, das überschaubar <strong>und</strong> hinreichend detailliert<br />

ist. Hier stehen der Weiterbildungsmarkt <strong>und</strong> seine Träger in einer Bringschuld: Die<br />

Windenergiebranche braucht ein dokumentiertes Weiterbildungsangebot, das Inhalt,<br />

Zeit- <strong>und</strong> Kostenaufwand sowie einen Qualitätsnachweis des angebotenen Produkts<br />

zum Inhalt hat. Hier wäre die Erstellung einer Datenbank hilfreich. Eine kleine Weiterbildungsmesse,<br />

vielleicht sogar im Umfeld der Husum-Wind-Messe angesiedelt, könnte hinzutreten.<br />

4. Zur Erreichung dieser Ziele kann auch die Lobbyarbeit von Unternehmen gegenüber<br />

Weiterbildungsträgern <strong>und</strong> –einrichtungen dienen, d<strong>am</strong>it die Bedarfe in die Weiterbildungslandschaft<br />

hinein kommuniziert werden. Dabei kann auch die gemeins<strong>am</strong>e Entwicklung<br />

<strong>und</strong> Etablierung von Standards der Weiterbildung Thema sein.<br />

5. Eine langfristige Personalentwicklungsstrategie der Unternehmen kann dazu dienen,<br />

durch die Schaffung auch betriebsinterner Strukturen für die kontinuierliche Qualifizierung<br />

der Beschäftigten geeignete Voraussetzungen zu schaffen. Weiterbildung sollte nicht zu<br />

Friktionen im betrieblichen Ablauf führen, <strong>und</strong> der Betriebsablauf darf nicht prinzipiell<br />

durch seine Organisationsstruktur zeitlich befristete Freistellungen für Weiterbildung verunmöglichen.<br />

Die Verb<strong>und</strong>ausbildung, eine öffentlich geförderte Kooperation von Betrieben,<br />

die Ausbildungsmaßnahmen durchführen, kann durch die gemeins<strong>am</strong>e Nutzung<br />

von Kapazitäten Kosten sparen <strong>und</strong> die Effektivität steigern.<br />

6. Zeit- <strong>und</strong> Kostenaufwand stellen insbesondere für Klein- <strong>und</strong> Mittelunternehmen ein<br />

Problem dar. Das Budget ist beschränkt, die Abstellung von Beschäftigten für Weiterbildungsmaßnahmen<br />

darf nicht zu Unterbrechungen der betrieblichen Abläufe führen. Hier<br />

wäre zu prüfen, ob Phasen der Konjunkturschwäche mit geringerem Umsatz nicht auch<br />

eine Chance bieten, verstärkt Mitarbeiter/-innen zu qualifizieren. Auch wenn die Erfah-<br />

43


EQUIB<br />

Qualifikationsbedarfe im Windenergiesektor: On- <strong>und</strong> Offshore<br />

rungen mit modernen Instrumenten wie etwa der Job-Rotation eher <strong>am</strong>bivalent sind <strong>und</strong><br />

nicht bei allen Betrieben Zustimmung finden, könnten sich auf diesem Weg doch zusätzliche<br />

Möglichkeiten bieten, für Weiterbildungsmaßnahmen zeitweilig freigestellte Mitarbeiter/innen<br />

durch Stellvertreter/-innen zu ersetzen. So könnten <strong>am</strong> Ende beide Seiten gewinnen:<br />

Das Unternehmen, das seine Weiterbildungsstrategie ohne betriebliche Friktionen<br />

realisieren kann, <strong>und</strong> der <strong>Arbeit</strong>smarkt, der qualifizierte Stellvertreter/-innen vielleicht<br />

über den „Klebeeffekt“ zu neuen <strong>Arbeit</strong>splatzbesitzern macht.<br />

44


EQUIB<br />

Qualifikationsbedarfe im Windenergiesektor: On- <strong>und</strong> Offshore<br />

Anhang<br />

I Ausgewählte Daten der Betriebsbefragung<br />

Die nachfolgenden Daten sind nicht statistisch repräsentativ, weil der zugr<strong>und</strong>e liegende<br />

Betriebspool nur einen Ausschnitt der Windenergiebranche darstellt. Allerdings lassen sich<br />

aus den Proportionen <strong>und</strong> Verteilungen Indizes für allgemeine Trendaussagen ableiten, die<br />

im Wesentlichen mit den Kernaussagen der Expertengespräche kompatibel sind, wie die<br />

folgende Darstellung zeigt.<br />

Das branchenübergreifende Qualifikationsprofil in den Unternehmen stellt die folgende<br />

Grafik dar:<br />

An- / Ungelernte<br />

29,9<br />

Kaufmännische Berufe<br />

11,6<br />

Servicetechniker<br />

4,5<br />

Mechatroniker<br />

Elektrotechniker <strong>und</strong> -monteure<br />

Verfahrenstechniker<br />

0,6<br />

2,2<br />

11,4<br />

Angaben in %<br />

Konstruktions-, Industriemechaniker<br />

15,6<br />

Betonbauer<br />

1,6<br />

Betriebswirte, Juristen<br />

8,2<br />

Ingenieure, Naturwissenschaftler<br />

14,3<br />

0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0 30,0 35,0<br />

Fasst man die verschiedenen Berufsbilder zur Kategorie Facharbeiter/-innen zus<strong>am</strong>men, so<br />

ergibt sich die folgende Verdichtung:<br />

45


EQUIB<br />

Qualifikationsbedarfe im Windenergiesektor: On- <strong>und</strong> Offshore<br />

An- / Ungelernte<br />

29,9<br />

Kaufmännische Berufe<br />

11,6<br />

Angaben in %<br />

Facharbeiter<br />

36,0<br />

Betriebswirte, Juristen<br />

8,2<br />

Ingenieure, Naturwissenschaftler<br />

14,3<br />

0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0 30,0 35,0 40,0<br />

Der Anteil der jeweiligen Funktion an der Ges<strong>am</strong>tbelegschaft ist stark branchenabhängig.<br />

So ist etwa im Bereich Planung/Entwicklung, Elektrotechnik <strong>und</strong> maritime Konstruktion<br />

der Ingenieurberuf überproportional vertreten:<br />

An- / Ungelernte<br />

19,1<br />

Kaufmännische Berufe<br />

17,0<br />

Servicetechniker<br />

5,1<br />

Angaben in %<br />

Mechatroniker<br />

1,0<br />

Elektrotechniker <strong>und</strong> -monteure<br />

17,3<br />

Verfahrenstechniker<br />

0,2<br />

Konstruktions-, Industriemechaniker<br />

8,4<br />

Betriebswirte, Juristen<br />

12,2<br />

Ingenieure, Naturwissenschaftler<br />

19,6<br />

0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0<br />

46


EQUIB<br />

Qualifikationsbedarfe im Windenergiesektor: On- <strong>und</strong> Offshore<br />

Dagegen ist im Bereich Kunststoff- <strong>und</strong> Faserverb<strong>und</strong>technik sowie Service <strong>und</strong> Wartung<br />

der Anteil An- <strong>und</strong> Ungelernter signifikant höher:<br />

An- / Ungelernte<br />

Kaufmännische Berufe<br />

Servicetechniker<br />

Elektrotechniker <strong>und</strong> -monteure<br />

Verfahrenstechniker<br />

Konstruktions-, Industriemechaniker<br />

Betonbauer<br />

Betriebswirte, Juristen<br />

Ingenieure, Naturwissenschaftler<br />

2,7<br />

6,5<br />

1,2<br />

10,0<br />

14,6<br />

8,1<br />

1,2<br />

4,2<br />

51,5<br />

Angaben in %<br />

0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 60,0<br />

Diese Qualifikationsprofile aus der Betriebsbefragung decken sich mit dem Bild, das die<br />

Expertengespräche geliefert <strong>und</strong> das wir weiter oben dokumentiert haben.<br />

Diese Verteilung ist im Blick zu halten bei den nachfolgenden neuen Qualifikationsanforderungen,<br />

die von den befragten Unternehmen genannt wurden:<br />

Neue Qualifikationsanforderungen<br />

Sonderanforderungen Offshore<br />

13,9<br />

Soziale Kompetenzen<br />

Fremdsprachenkenntnisse<br />

Kommunikative Kompetenzen<br />

Querschnittsqualifikationen<br />

Neue fachlich-technische Qualifikationen<br />

Erweiterung Basisqualifikationen<br />

6,7<br />

9,9<br />

9,4<br />

Angaben in %<br />

19,7<br />

20,2<br />

20,1<br />

0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0<br />

Dabei stehen Querschnittsqualifikationen (z.B. Qualitätssicherung <strong>und</strong> -management), die<br />

Erweiterung von Basisqualifikationen (z.B. neue Schweißtechniken) <strong>und</strong> neue fachlichtechnische<br />

Qualifikationen (z.B. der Umgang mit IT-gestützten Mess- <strong>und</strong> Diagnosever-<br />

47


EQUIB<br />

Qualifikationsbedarfe im Windenergiesektor: On- <strong>und</strong> Offshore<br />

fahren) im Vordergr<strong>und</strong>. Der Gr<strong>und</strong> liegt darin, dass diese Anforderungen in der Regel<br />

branchenübergreifend sind <strong>und</strong> entsprechend oft genannt werden. Die Daten spiegeln insofern<br />

nicht die Bedeutung der jeweiligen Qualifikation wieder, sondern die Häufigkeit ihres<br />

Auftretens.<br />

Auch diese Nennungen korrespondieren mit den Schwerpunkten neuer Qualifikationsanforderungen,<br />

wie sie von den Experten im Interview dargelegt wurden.<br />

Nicht jede dieser neuen Qualifikationsanforderungen generiert einen Weiterbildungsbedarf.<br />

So ist etwa die Qualitätssicherung in der Regel Gegenstand von Zertifizierungsverfahren<br />

nach DIN ISO 9000 ff <strong>und</strong> kein genuiner Gegenstand der Weiterbildung. Der konkrete<br />

Weiterbildungsbedarf nach Häufigkeit wird in der folgenden Abbildung dargestellt:<br />

Konkreter Weiterbildungsbedarf<br />

Sonderqualifikationen Offshore<br />

9,8<br />

Soziale Kompetenzen<br />

45,2<br />

Querschnittsqualifikationen<br />

7,0<br />

Fremdsprachenkenntnisse<br />

Kommunikative Kompetenzen<br />

1,8<br />

1,5<br />

Angaben in %<br />

Qualifizierung Servicetechniker<br />

3,9<br />

Basisqualifikationen<br />

23,9<br />

Ingenieure, Naturwissenschaftler<br />

6,8<br />

0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0 30,0 35,0 40,0 45,0 50,0<br />

Auch hier spiegelt die Größenangabe in Prozent nicht die Bedeutung der Funktion, sondern<br />

die Häufigkeit ihrer Nennung wieder. Dass soziale Kompetenzen mit r<strong>und</strong> 45 Prozent<br />

an der Spitze der Rangskala stehen, ergibt sich aus dem Umstand, dass Schlüsselqualifikationen<br />

wie Verhandlungskompetenz <strong>und</strong> Te<strong>am</strong>fähigkeit in allen Branchen von großer<br />

Bedeutung sind. Der Weiterbildungsbedarf für Ingenieurinnen/Ingenieure fällt<br />

entsprechend klein aus, weil der Anteil der Ingenieurinnen/Ingenieure an der<br />

Ges<strong>am</strong>tbelegschaft der Windenergiebranche relativ gering ausfällt. Das nimmt nichts von<br />

der Dringlichkeit der geforderten Weiterbildungsanstrengungen bei eben solchen<br />

Betrieben, die mit einem relativ hohen Anteil an Ingenieurinnen/Ingenieuren arbeiten.<br />

Der Weiterbildungsbedarf korreliert mit den in den Expertengesprächen erhobenen Anforderungen<br />

der Betriebe an ein bedarfsgerechtes Fortbildungsangebot. Die Konkretisierung<br />

der Inhalte bleibt die Domäne der durchgeführten Experteninterviews, die wir im ersten<br />

Teil dokumentiert haben.<br />

48


EQUIB<br />

Qualifikationsbedarfe im Windenergiesektor: On- <strong>und</strong> Offshore<br />

II Literaturverzeichnis<br />

Buddenberg, Jörg: Logistik für Offshore-Windkraftanlagen – die Kompetenz liegt an der<br />

Küste. In: Niedersachsen/<strong>Bremen</strong>: Zukunftsstandorte für Logistik <strong>und</strong> Distribution. 2003.<br />

B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung (BIBB): Berufsbildung für eine nachhaltige Entwicklung.<br />

Windenergie. Bonn 2003.<br />

B<strong>und</strong>esministerium für Umwelt, Naturschutz <strong>und</strong> Reaktorsicherheit: Eine große Chance<br />

für Kommunen an der Küste. Rede von B<strong>und</strong>esumweltminister Trittin, Cuxhaven<br />

20.01.2003. In: www.bmu.de.<br />

B<strong>und</strong>esverband Windenergie: www.wind-energie.de.<br />

Der Senator für <strong>Arbeit</strong>, Frauen, Ges<strong>und</strong>heit, Jugend <strong>und</strong> Soziales der Freien Hansestadt<br />

<strong>Bremen</strong>: Qualifizierung zum Servicetechniker für Windenergieanlagen hat begonnen.<br />

<strong>Bremen</strong>, Pressemitteilung 24.04.2003.<br />

Der Senator für Bau <strong>und</strong> Umwelt der Freien Hansestadt <strong>Bremen</strong>: Zukunftsmarkt Windenergie.<br />

<strong>Bremen</strong> 2002.<br />

Der Senator für Bau <strong>und</strong> Umwelt der Freien Hansestadt <strong>Bremen</strong>: In Windenergie die<br />

Nummer eins werden. <strong>Bremen</strong>, Pressemitteilung 11.02.2003.<br />

Der Senator für Bau <strong>und</strong> Umwelt der Freien Hansestadt <strong>Bremen</strong>: Bremer Politik sichert<br />

Windenergiebranche Unterstützung zu. <strong>Bremen</strong>, Pressemitteilung 20.11.2002.<br />

Der Senator für Bau <strong>und</strong> Umwelt der Freien Hansestadt <strong>Bremen</strong>: <strong>Bremen</strong> ist gut für die<br />

Windkraft gerüstet. <strong>Bremen</strong>, Pressemitteilung 06.11.2002.<br />

Der Senator für Bau <strong>und</strong> Umwelt der Freien Hansestadt <strong>Bremen</strong>: Massive Förderung für<br />

Windenergiekompetenz in Bremerhaven. <strong>Bremen</strong>, Pressemitteilung 29.05.2002.<br />

Der Senator für Bau <strong>und</strong> Umwelt der Freien Hansestadt <strong>Bremen</strong>: Jens Eckhoff gibt <strong>Bremen</strong>-Empfang<br />

auf der größten Windenergie-Messe der Welt in Husum. <strong>Bremen</strong>,<br />

Pressemitteilung 25.09.2003.<br />

Der Senator für Bau <strong>und</strong> Umwelt der Freien Hansestadt <strong>Bremen</strong>: <strong>Bremen</strong>s Umweltsenator<br />

Jens Eckhoff will mehr Windenergie. „Clements Vorschläge gefährden eine Zukunftsbranche“.<br />

<strong>Bremen</strong>, Pressemitteilung 04.09.2003.<br />

Der Senator für Bau, Umwelt <strong>und</strong> Verkehr der Freien Hansestadt <strong>Bremen</strong>: Koordinierungs-<br />

<strong>und</strong> Forschungsstelle Windenergie: Kompetenzen ausbauen. 24.09.2003.<br />

Der Senator für <strong>Wirtschaft</strong> <strong>und</strong> Häfen der Freien Hansestadt <strong>Bremen</strong>: Innovision 2010.<br />

Bremer Innovationsoffensive. <strong>Bremen</strong> 2003.<br />

Deutsches Windenergie-<strong>Institut</strong> (DEWI): www.dewi.de.<br />

49


EQUIB<br />

Qualifikationsbedarfe im Windenergiesektor: On- <strong>und</strong> Offshore<br />

Germanischer Lloyd: Windenergie: Zertifizierung, Internetpräsentation in:<br />

www.gl-group.com.<br />

Handbuch der Windenergie: Internetpräsentation in: www.windpower.org.<br />

Handelsk<strong>am</strong>mer <strong>Bremen</strong>: Rechtsvorschrift für die Fortbildungsprüfung zum/zur Servicemonteur/Servicemonteurin<br />

für Windenergieanlagentechnik. In: <strong>Wirtschaft</strong> in <strong>Bremen</strong>,<br />

10/2003.<br />

Heier, Siegfried: Windkraftanlagen, Systemauslegung, Integration <strong>und</strong> Regelung, 3. Aufl.<br />

Stuttgart 2003.<br />

Hickel, Rudolf, et al.: Maritimes Netzwerk Bremerhaven. Perspektiven in der SSW Krise.<br />

Ein Kurzgutachten des <strong>Institut</strong>s <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong> (IAW), <strong>Arbeit</strong>nehmerk<strong>am</strong>mer / U-<br />

niversität <strong>Bremen</strong>. <strong>Bremen</strong> 2003.<br />

HusumWind: Messekatalog September 2003. Husum 2003.<br />

Klaus, Thomas: Das Ziel sind stürmische Erfolge. In: <strong>Wirtschaft</strong> in <strong>Bremen</strong>, 12/2002.<br />

Logistik-Portal Niedersachsen: Zunkunftsmarkt Offshore-Windenergie-Anlagen,<br />

www.logistikportal-niedersachsen.de, 2003.<br />

Ludwig, Thorsten: Auf dem Weg zum Kompetenzzentrum für Offshore-Windenergieanlagen.<br />

In: Bremer <strong>Arbeit</strong>nehmermagazin. <strong>Bremen</strong> 2003.<br />

Maslaton, Martin: Windrechtsfibel. Leipzig 2003.<br />

Nath, Christian: Zertifizierung von Windenergieanlagen. In: www.gl-group.com<br />

Niedersächsische Energie-Agentur (in Zus<strong>am</strong>menarbeit mit Deutsches Windenergie-<br />

<strong>Institut</strong> GmbH, Niedersächsisches <strong>Institut</strong> für <strong>Wirtschaft</strong>sforschung e.V.): Untersuchung<br />

der wirtschaftlichen Effekte von Bau <strong>und</strong> Betrieb von Offshore-Windparks in der Nordsee<br />

auf das Land Niedersachsen. Hannover 14.06.2001<br />

Niedersächsische Staatskanzlei: Windenergie-Aktionsprogr<strong>am</strong>m wird umgesetzt. In:<br />

www.stk.niedersachsen.de. 2003.<br />

Niedersächsisches Umweltministerium: Positionspapier zur Windenergie in Niedersachsen.<br />

In: www.mu1.niedersachsen.de. 2003.<br />

Pl<strong>am</strong>beck Power: 3/2002. Cuxhaven 2002.<br />

TÜV Nord: Energieerzeugung <strong>und</strong> –wirtschaft, Thermohydraulik. In: www.tuev-nord.de.<br />

Windenergie-Agentur Bremerhaven, <strong>Bremen</strong> e.V. (wab): wind richtung zukunft. <strong>Bremen</strong><br />

2002.<br />

50


• <br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

• <br />

<br />

<br />

• <br />

<br />

<br />

<br />

• <br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

• <br />

<br />

<br />

<br />

<br />

• <br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

5


5


5


5


5


5

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!