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Verfahren der Selbsteinschätzung eigener Lernkompetenz

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G. Hammer, I. H. Kostov, E. Rupprecht<br />

Projekt SESEKO<br />

(Selbstwirksamkeit durch Selbststeuerung und kooperatives Lernen für<br />

benachteiligte Jugendliche in <strong>der</strong> Berufsbildung und ihr pädagogisches<br />

Personal)<br />

Beitrag zum Fortbildungsmodul "<strong>Verfahren</strong> <strong>der</strong> Kompetenzfeststellung"<br />

Einige ausgewählte <strong>Verfahren</strong> <strong>der</strong> Selbsteinschätzung<br />

<strong>eigener</strong> <strong>Lernkompetenz</strong><br />

Bremen, Dezember 2005<br />

Das Projekt SESEKO wird im Modellversuchsprogramm skola geför<strong>der</strong>t durch:


Seite 2<br />

Durchführung:<br />

Allgemeine Berufsschule<br />

Berufliche Schulen für Ausbildungsvorbereitung<br />

und berufspädagogische Beratung<br />

SZ Alwin-Lonke-Straße<br />

Berufliche Schulen für Bautechnik<br />

und Baugestaltung<br />

Berufsschule für Metalltechnik


Seite 3<br />

Für die praktische Erprobung ausgewählter Kompetenzfeststellungsverfahren<br />

wurden unter an<strong>der</strong>em vier Fragebögen zur Selbsteinschätzung <strong>der</strong> beteiligten<br />

Jugendlichen ausgewählt. Diese Auswahl wurde in <strong>der</strong> Fortbildung den<br />

Teilnehmern/-innen präsentiert, um zu einer praktischen Entscheidung zu kommen:<br />

Welches <strong>Verfahren</strong> soll in <strong>der</strong> Arbeit mit den Jugendlichen anschließend eingesetzt<br />

werden?<br />

Im Folgenden werden diese vier Fragebögen nacheinan<strong>der</strong> jeweils kurz<br />

charakterisiert. Jedes <strong>Verfahren</strong> wird zunächst eingeordnet nach den Aspekten:<br />

1. Kontext<br />

2. Zielrichtung<br />

3. Inhaltsdimensionen<br />

4. Durchführung und Auswertung<br />

Anschließend folgen zwei Bewertungen:<br />

5. Einsatzmöglichkeiten<br />

6. Urteil <strong>der</strong> Teilnehmer/-innen in <strong>der</strong> SESEKO-Fortbildung


Seite 4<br />

Kompetenzbilanz NRW<br />

1. Kontext<br />

"Kompetenzbilanz NRW" 1 ist ein Fragebogen für die Hand von Personen jeden Alters<br />

und Bildungsgrades in <strong>der</strong> Berufstätigkeit o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Berufsbildung. Die Adressaten/-<br />

innen erhalten in <strong>der</strong> Form einer Selbstprüfung Checklisten zu möglichen Indizien so<br />

genannter Schlüsselkompetenzen, welche unabhängig von <strong>der</strong> individuellen<br />

Qualifikation und Berufssituation zum Vorschein gebracht werden sollen. Sie werden<br />

zu systematischer Selbstreflexion aufgefor<strong>der</strong>t, auf mögliche persönliche<br />

Konsequenzen hingewiesen und auf die Nutzanwendung einer positiven<br />

Selbstdarstellung in <strong>der</strong> beruflichen Konkurrenz aufmerksam gemacht.<br />

2. Zielrichtung<br />

"Kompetenzbilanz NRW" hat eindeutig ein didaktisches Ziel: "Stärken kennen -<br />

Stärken nutzen". Der Text macht den/die Leser/-in vertraut mit Konzept und Variation<br />

<strong>der</strong> Schlüsselkompetenzen, versichert durchgehend, dass es sich um Vorzüge<br />

handle, die jede Person in individuell unterschiedlicher Konfiguration besitze, und<br />

ermutigt zu <strong>der</strong> selbstkritischen Überlegung, ob sie einige <strong>der</strong> ermittelten<br />

Kompetenzen durch Inanspruchnahme von Beratung und Weiterbildung weiter<br />

entwickeln solle.<br />

Der Duktus <strong>der</strong> Instruktionen und insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Inserts, in denen vorbildliche<br />

Statements <strong>der</strong> Selbstgewissheit durch erfolgreiche Berufstätigkeit dargeboten<br />

werden, ist <strong>der</strong> <strong>der</strong> Ermutigung. Der/die Leser/-in wird kontinuierlich zu Optimismus<br />

und Selbstvertrauen angeleitet. 2<br />

Der Fragebogen ist ausdrücklich als Anleitung zur persönlichen, diskreten<br />

Introspektion gedacht. 3 Eine Fremdeinschätzung zur Kontrolle wird als mögliche<br />

Erweiterung vorgeschlagen, aber nicht als entscheidend bezeichnet.<br />

1 WEITERBILDUNGSINITIATIVE NRW / LANDESINSTITUT FÜR QUALIFIZIERUNG NRW /<br />

MINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFT UND ARBEIT DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN (Hrsg.):<br />

Kompetenzbilanz NRW. Stärken kennen - Stärken nutzen. o.J.<br />

2 "Wir wollen Sie ermuntern, Ihre Fähigkeiten für sich einzusetzen und sie weiter zu entwickeln. (...)<br />

Sie haben viele Stärken, die für Ihren Beruf wichtig sind: Nutzen Sie Ihre Stärken? Lernen Sie Ihre<br />

Stärken kennen und nutzen Sie sie!"<br />

3 "Wie Sie sich selbst und Ihre Stärken einschätzen, ist alleine Ihre Angelegenheit. (...) Am Ende<br />

entscheiden Sie, ob und vor allem mit wem Sie darüber sprechen wollen."


Seite 5<br />

Ein interindividueller Vergleich <strong>der</strong> getesteten Merkmale wird nicht angestrebt.<br />

3. Inhaltsdimensionen<br />

Nach "Kompetenzbilanz NRW" sind sieben Schlüsselkompetenzen unterscheidbar:<br />

1. Flexibilität<br />

2. Kommunikationsfähigkeit<br />

3. Teamfähigkeit<br />

4. Kritikfähigkeit<br />

5. Führungsfähigkeit<br />

6. Organisationsfähigkeit<br />

7. Motivationsfähigkeit<br />

Jede Schlüsselkompetenz wird mit jeweils zehn Items illustriert. 4<br />

4. Durchführung und Auswertung<br />

Jedes <strong>der</strong> insgesamt 70 Items soll im Antwortformat "Kann ich sehr gut - Kann ich<br />

gut - Kann ich nicht gut - Kann ich nicht" und schließlich mit <strong>der</strong> Antwort "Ist mir<br />

wichtig" (Ankreuzen bewertet das Item als "wichtig") bearbeitet werden.<br />

Für die Auswertung wird ein einfaches Punktesystem vorgeschlagen ("Kann ich sehr<br />

gut = 4 Punkte", usw.), um eine numerische Veranschaulichung zu geben. Für die<br />

Summe <strong>der</strong> erzielten Punkte werden Interpretationsmöglichkeiten angeboten - von<br />

"sehr ausgeprägte Stärke (echt stark!)" bis "ausbauwürdige Stärke (Tun Sie etwas!)".<br />

Die "Bilanz" wird ergänzt durch mehrseitige Anregungen und Formulare zur Definition<br />

neuer Ziele ("Aktionsplan" u.a.).<br />

5. Einsatzmöglichkeiten<br />

4 Von Operationalisierungen im eigentlichen Sinne lässt sich hier kaum sprechen. Die einzelnen Items<br />

zielen teils auf konkrete Erfahrungen ("Zeitpläne aufstellen ... kann ich sehr gut/gut etc."), teils auf<br />

sozial erwünschte Verhaltensweisen ("Fehler zugeben und daraus lernen ... kann ich sehr gut/gut<br />

etc."), teils auf Emotionen, die hier als funktionale Kompetenzen formuliert worden sind ("Mich auf<br />

neue Aufgaben freuen ... kann ich sehr gut/gut etc.").


Seite 6<br />

"Kompetenzbilanz NRW" ist gut geeignet, um beliebige Adressaten/-innen mit dem<br />

Konzept <strong>der</strong> Schlüsselkompetenzen vertraut zu machen. Der Text setzt inhaltlich<br />

keinerlei psychologische Kenntnisse voraus und hat in <strong>der</strong> beliebten Form <strong>der</strong><br />

Selbsttestung eine Fülle von spielerischen Anregungen zu bieten.<br />

Gut vorstellbar ist das <strong>Verfahren</strong> daher ebenfalls als umfassende Vorbereitung auf<br />

eine Mitarbeiterbeurteilung o<strong>der</strong> ein Bewerbungsgespräch. Wer den gesamten Text<br />

wie eine Lektion durchgearbeitet hat, hat eine Reihe von Ratschlägen zur<br />

Selbstdarstellung im beruflichen Wettbewerb erhalten und wird es vermutlich leichter<br />

haben als vorher, die eigenen Vorzüge mit praktischen Beispielen zu illustrieren.<br />

Im Kontext des Projekts SESEKO ist anzumerken: "<strong>Lernkompetenz</strong>" o<strong>der</strong><br />

"Selbstlernkompetenz" wird hier allenfalls am Rande angesprochen. Es gibt eine<br />

kurze Passage zur Frage "Wie lernen Sie? - je<strong>der</strong> lernt an<strong>der</strong>s". Sie ist jedoch nicht<br />

einmal Bestandteil <strong>der</strong> 70 Items.<br />

6. Urteil <strong>der</strong> Teilnehmer/-innen in <strong>der</strong> SESEKO-Fortbildung<br />

In <strong>der</strong> Fortbildung wurde das <strong>Verfahren</strong> überwiegend kritisch beurteilt. Die<br />

umfangreichen Instruktionen und Kommentare wurden als "aufwendige<br />

Erläuterungen" gesehen, die obendrein "nicht verständlich genug formuliert" worden<br />

seien. Die beteiligten Lehrkräfte sahen vor allem im organisatorischen Aufwand für<br />

die Durchführung mit Jugendlichen eine Gefahr, denn: "Der zeitliche Ablauf ist nicht<br />

eingrenzbar, das ufert ganz leicht aus."


Seite 7<br />

Kaiserlauterer Fragebogen zur Erfassung <strong>der</strong><br />

Selbstlernkompetenzen (KL-SLK)<br />

1. Kontext<br />

Der "KL-SLK" ist ein vierzehnseitiger Fragebogen, <strong>der</strong> in einer Forschungsstudie<br />

über Selbstlernkompetenzen eingesetzt wurde. 5 Die Befragung umfasste teils<br />

Studierende, teils Teilnehmer/-innen in Maßnahmen <strong>der</strong> Weiterbildung, Umschulung<br />

o<strong>der</strong> Erwachsenenbildung. Sie setzt deutlich einen höheren Bildungsgrad voraus:<br />

Der Fragebogen unterstellt nicht nur relativ hohe Ausdauer in einer<br />

themenzentrierten Selbstreflexion, son<strong>der</strong>n auch ein hohes Sprachniveau, Routine in<br />

<strong>der</strong> Produktion kurzer schriftlicher Texte und schließlich im Einzelnen einige<br />

Grundkenntnisse über för<strong>der</strong>liche und hin<strong>der</strong>liche Lerntechniken sowie die korrekte<br />

Verwendung einiger Grundbegriffe <strong>der</strong> pädagogischen Psychologie. 6 2. Zielrichtung<br />

In einer kurzen Vorbemerkung wird den Befragten erklärt: "Ziel <strong>der</strong> Befragung ist es,<br />

herauszufinden, welche Kompetenzen für selbst gesteuertes Lernen erfor<strong>der</strong>lich<br />

sind." Untersuchungsdesign, Modellbildung und Hypothesen werden, wie allgemein<br />

in empirischen Studien üblich, den Befragten nicht bekannt gemacht.<br />

Der "KL-SLK" umfasst folgende Fragengruppen:<br />

3. Inhaltsdimensionen<br />

5 Publikation im Anhang von:<br />

ARNOLD, Rolf / GÓMEZ TUTOR, Claudia / KAMMERER, Jutta:<br />

Selbstlernkompetenzen. Arbeitspapier I des Forschungsprojektes "Selbstlernfähigkeit, pädagogische<br />

Professionalität und Lernkulturwandel" (Teilprojekt: Selbstlernkompetenz).<br />

Kaiserslautern (2. Aufl.) 2004<br />

6 Beispiele: Ein Item wie "Ich kann selbst .... eine günstige Lernumgebung schaffen (Arbeitsplatz,<br />

Pausen)" ist nur dann verständig zu bearbeiten, wenn die befragte Person Kenntnisse über die<br />

lernför<strong>der</strong>liche Gestaltung ihres Arbeitsplatzes und einen gesunden Pausenrhythmus hat. Solche<br />

Kenntnisse sind auch unter Akademikern nicht unbesehen vorauszusetzen. Erst recht ist bei allen<br />

offenen Fragen wie "Welche Bedeutung messen Sie dem Lernen in Gruppen bei?" eine Fähigkeit zur<br />

fokussierten schriftlichen Äußerung unterstellt, die in bildungsfernen Gruppen und unter<br />

benachteiligten Jugendlichen kaum erwartet werden darf.


Seite 8<br />

1. Allgemeine Fragen<br />

(= v. a. zu Präferenzen für bestimmte Lernformen)<br />

2. Fragen zur Einschätzung von Lernsituationen<br />

(= innerhalb <strong>der</strong> individuellen Lernbiografie)<br />

3. Einschätzung zum selbst gesteuerten Lernen<br />

(= zu eigenen Erfahrungen mit selbstständigem Studium)<br />

4. Bedeutung <strong>der</strong> Lehrenden in Lernprozessen und Einschätzungen zum Lernen in<br />

Gruppen<br />

(= teils zu eigenen Erfahrungen, teils zu normativen Vorstellungen)<br />

5. Fragen zum Verlauf von Lernprozessen<br />

(= zu jüngsten Studienerfahrungen)<br />

6. Möglichkeiten <strong>der</strong> Selbststeuerung im aktuellen Lernprozess<br />

(= individuelle Kontrolloptionen)<br />

7. Wie lernen Sie?<br />

(= Checkliste von 58 konkreten Lerntechniken)<br />

8. Ausbau von Lernfähigkeiten<br />

(= differenzierte Selbstbewertung <strong>eigener</strong> Lernerfolge)<br />

9. Lernwege<br />

(= Präferenzen für Medien und Unterrichtsformen)<br />

10. Lernmotiv<br />

(= Präferenzen für einzelne Anreize)<br />

11. Einflüsse auf Lernsituationen<br />

(= Checkliste von 41 Items zu individuellen Verhaltenstendenzen in verschiedenen<br />

Situationen)<br />

12. Motivation<br />

(= Präferenzen für einzelne Grundmotive wie Leistung und Neugier)<br />

4. Durchführung und Auswertung<br />

Der gesamte Fragebogen soll schriftlich bearbeitet werden. Die einzelnen<br />

Fragengruppen sind unterschiedlich gestaltet. Neben Items mit Ja/Nein-Alternative<br />

stehen auch solche mit fünffach differenziertem Antwortformat ("nie - sehr selten -<br />

manchmal - häufig - immer") und offene Fragen, die in kurzen Texten beantwortet<br />

werden sollen.


Seite 9<br />

Über die Auswertung erfahren die Befragten nichts; eine Selbstauswertung ist nicht<br />

vorgesehen.<br />

5. Einsatzmöglichkeiten<br />

Der "KL-SLK" stellt hohe Ansprüche und ist thematisch sehr differenziert gestaltet.<br />

Falls er sich im Einzelfall als zu komplex für eine schriftliche Befragung erweisen<br />

sollte, könnte er jedoch gut als Gesprächsleitfaden für ein mündliches Basis-<br />

Interview mit Studierenden o<strong>der</strong> Absolventen/-innen einer beruflichen Weiterbildung<br />

dienen.<br />

Auch eine Extraktion einzelner Fragengruppen ist möglich. Im Rahmen des Projekts<br />

SESEKO würde sich wohl am ehesten die Gruppe 7. Wie lernen Sie? anbieten.<br />

6. Urteil <strong>der</strong> Teilnehmer/-innen in <strong>der</strong> SESEKO-Fortbildung<br />

In <strong>der</strong> Fortbildung wurde das <strong>Verfahren</strong> als ungeeignet beurteilt. Die Erprobung mit<br />

benachteiligten Jugendlichen in Berufsfachschulen erschien nicht denkbar. Der<br />

gesamte Text erschien den Lehrkräften als "zu akademisch".


Seite 10<br />

Wie lerne ich? WLI-Schule<br />

1. Kontext<br />

"WLI-Schule" ist eine Beilage zu einem Lehr- und Arbeitsbuch über zweckmäßige<br />

Lernstrategien für Schüler/-innen <strong>der</strong> Sekundarstufen I und II. 7 Adressaten/-innen<br />

sind "selbstständige Lerner", die vor allem ihre Vorbereitung auf die ständig<br />

wie<strong>der</strong>kehrenden Schulprüfungen verbessern wollen. Vorausgesetzt ist also, dass<br />

einerseits neben dem eigentlichen Unterricht umfangreiches Selbststudium<br />

erfor<strong>der</strong>lich ist, welches an<strong>der</strong>erseits ohne professionelle Anleitung allein<br />

durchgeführt werden muss. Vorausgesetzt ist ferner hinreichende Problemeinsicht<br />

und Motivation, um in dieser Situation Interesse, Zeit und Arbeitskraft für das<br />

separate Studium von Lernstrategien aufzubringen.<br />

2. Zielrichtung<br />

Der Fragebogen "WLI-Schule" ist für die persönliche Selbstprüfung gedacht. Die<br />

Adressaten/-innen sollen sich ihrer eigenen Verhaltenstendenzen im Lernprozess,<br />

insbeson<strong>der</strong>e ihrer persönlichen Schwierigkeiten bewusst werden, indem sie ihre<br />

Gewohnheiten und Erfahrungen mit erfolgreichen Lerntechniken, aber auch mit<br />

häufig zu vermutenden Lernproblemen vergleichen. Die Auswertung soll ihnen einen<br />

schnellen Überblick geben, welche Themen und Techniken (also auch: welche<br />

Kapitel des Lehrbuches) für sie vordringlich wären, welche gegebenenfalls<br />

überflüssig. Eine gewisse grundlegende Selbstlernkompetenz im Sinne eines sehr<br />

zielbewussten und selbstständigen Vorgehens ist hier also vorausgesetzt.<br />

3. Inhaltsdimensionen<br />

"WLI-Schule" ist zusammengesetzt aus acht Kategorien:<br />

1. Motivation (MOT)<br />

2. Zeitplanung (ZEI)<br />

7 METZGER, Christoph:<br />

Wie lerne ich? WLI-Schule. Eine Anleitung zum erfolgreichen Lernen für Mittelschulen und<br />

Berufsschulen. Aarau (5. Aufl.) 2002


Seite 11<br />

3. Konzentration (KON)<br />

4. Angst (ANG)<br />

5. Wesentliches erkennen (WES)<br />

6. Informationsverarbeitung (INF)<br />

7. Prüfungsstrategien (PST)<br />

8. Selbstkontrolle (SKO)<br />

Insgesamt 65 Items verteilen sich ungleichmäßig auf diese acht Kategorien; die<br />

größten Kategorien umfassen zehn Items, die kleinste fünf.<br />

4. Durchführung und Auswertung<br />

Alle 65 Items werden mit fünf Antwortmöglichkeiten bearbeitet ("a. trifft nie o<strong>der</strong> sehr<br />

selten zu" bis "e. trifft fast immer o<strong>der</strong> immer zu"). Ein Durchschlag des<br />

Antwortbogens dient im nächsten Schritt zur qualitativen Auswertung nach den<br />

vorstehenden acht Kategorien und zur Gewichtung nach vorgegebenen Punktzahlen.<br />

Die Summen <strong>der</strong> Punktzahlen können dann pro Kategorie interpretiert werden. Die<br />

betroffene Kategorie kann durch Vergleich mit einem Durchschnittswert als hoch<br />

kritisch, leicht kritisch o<strong>der</strong> neutral eingestuft werden. Selbstverständlich richtet sich<br />

das weitere Vorgehen nach <strong>der</strong> hier ermittelten Dringlichkeit <strong>der</strong> verschiedenen<br />

Themenkomplexe.<br />

Daneben ist ein interindividueller Vergleich <strong>der</strong> persönlichen Ergebnisse mit einer<br />

Stichprobe von 2500 befragten Schülern/-innen möglich. Für jede Kategorie kann <strong>der</strong><br />

eigene Prozentrang nachgesehen werden.<br />

Das gesamte <strong>Verfahren</strong> entspricht den üblichen Standards pädagogischer Tests. Es<br />

ist für den/die Probanden/-in im Selbststudium vollständig transparent.<br />

5. Einsatzmöglichkeiten<br />

Im Kontext von SESEKO ist "WLI-Schule" thematisch völlig einschlägig. Das Thema<br />

Selbstlernkompetenz wird umfassend behandelt, gut erläutert und für die Situation<br />

des Schülers/<strong>der</strong> Schülerin konkret ausgearbeitet. Das <strong>Verfahren</strong> konzentriert die<br />

Aufmerksamkeit konsequent auf die Verbesserung <strong>der</strong> eigenen Lerndisziplin 8 und<br />

8 Beispiele: "23. Während des Lesens halte ich regelmäßig an und denke über das Gelesene<br />

nochmals nach o<strong>der</strong> sehe es nochmals durch." - "39. 'Freistunden' während <strong>der</strong> Unterrichtszeit nutze<br />

ich zum Lernen."


Seite 12<br />

vermeidet jede vage, kompensatorische Introspektion. Auch Lernmotivation und<br />

Prüfungsangst werden offen thematisiert und im zugehörigen Arbeitsbuch<br />

angemessen behandelt. 9<br />

Eine Einschränkung muss voraussichtlich angesichts <strong>der</strong> Adressaten/-innengruppe<br />

Benachteiligte Jugendliche gemacht werden. Die eigenständige Bearbeitung und<br />

Auswertung des Fragebogens setzt bereits eine Selbstständigkeit voraus, die in<br />

diesem Kreis selten anzutreffen sein wird. Erst recht ist <strong>der</strong> Nutzen einer<br />

umfassenden schriftlichen Anleitung zur Verbesserung <strong>der</strong> Selbstlernkompetenz bei<br />

denjenigen fraglich, denen sie ganz fehlt. Das <strong>Verfahren</strong> sollte also nicht ohne<br />

massive Anleitung <strong>der</strong> Lehrkraft zur Verfügung gestellt werden.<br />

6. Urteil <strong>der</strong> Teilnehmer/-innen in <strong>der</strong> SESEKO-Fortbildung<br />

Der überschaubare Umfang des <strong>Verfahren</strong>s und die transparente, einfache<br />

Auswertung erschien den Teilnehmern/-innen sympathisch. Es wurde als "praktisch<br />

gut einsetzbar" eingestuft und soll in <strong>der</strong> nächsten Projektphase erprobt werden.<br />

Es wurde allerdings angemerkt, dass die Lesbarkeit <strong>der</strong> Vorlage und teilweise auch<br />

das sprachliche Niveau <strong>der</strong> einzelnen Items für lernbehin<strong>der</strong>te Schüler/-innen<br />

vereinfacht werden muss. Dieser For<strong>der</strong>ung wird mit einer zweiten Version<br />

Rechnung getragen, die innerhalb von SESEKO erstellt wird.<br />

9 Beispiele: "6. Schlechte Noten entmutigen mich." - "11. Auch wenn ich Unterrichtsmaterial (...)<br />

langweilig und uninteressant finde, arbeite ich es durch."


Seite 13<br />

Schulbezogene Selbstwirksamkeitserwartung (WIRKSCHUL)<br />

1. Kontext<br />

Der Begriff Selbstwirksamkeitserwartung geht auf den Behavioristen BANDURA<br />

zurück, <strong>der</strong> ihn erstmals 1977 als Erklärungsmodell für menschliches Verhalten<br />

vorstellte und erläuterte. Die "subjektive Gewissheit, neue o<strong>der</strong> schwierige<br />

Anfor<strong>der</strong>ungssituationen auf Grund <strong>eigener</strong> Kompetenz bewältigen zu können" 10 , gilt<br />

Bandura als <strong>der</strong> entscheidende Erklärungsfaktor für Motivation und resultierende<br />

Handlung. Sein Konzept hat seitdem nicht nur, aber insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong><br />

pädagogischen Psychologie großen Anklang gefunden. Die Annahme einer<br />

allgemeinen o<strong>der</strong> auch situationsspezifischen Erfolgszuversicht als universelle<br />

Quelle <strong>der</strong> Lernmotivation erscheint im Kontext allgemeiner Schulbildung mit ihrer<br />

enormen fachübergreifenden Varianz von Lernaufgaben plausibel. Das Konzept ist<br />

mitsamt seinem vielfach veranschaulichten zirkulären Wirkmechanismus von<br />

Lernerfolgen, resultierenden positiven Lernerfahrungen und wie<strong>der</strong>um resultieren<strong>der</strong><br />

positiver Lernmotivation heute Gemeingut in <strong>der</strong> Pädagogik. 11<br />

Auf Basis des Selbstwirksamkeitskonzepts haben JERUSALEM und SCHWARZER<br />

seit 1979 ein psychometrisches <strong>Verfahren</strong> zur Messung <strong>der</strong> "Allgemeinen<br />

Selbstwirksamkeitserwartung (SWE)" entwickelt, welches in zahlreichen<br />

umfassenden Studien erprobt und etabliert wurde. Die Geltung des Konzepts<br />

10 SCHWARZER, Rolf / JERUSALEM, Matthias: Das Konzept <strong>der</strong> Selbstwirksamkeit.<br />

In: JERUSALEM, Matthias / HOPF, Diether (Hrsg.): Selbstwirksamkeit und Motivationsprozesse in<br />

Bildungsinstitutionen. Zeitschrift für Padagogik, 44. Beiheft (Mai 2002), S. 28 - 53. Dort: S. 35.<br />

11 "Da Selbstwirksamkeit eine wichtige Voraussetzung für kompetente Selbst- und<br />

Handlungsregulation ist, ist es pädagogisch wünschenswert, solche Kompetenzen zu stärken bzw. zu<br />

för<strong>der</strong>n. (...) Es gibt nach Bandura vier wesentliche Quellen für den Erwerb von<br />

Kompetenzerwartungen, die nach <strong>der</strong> Stärke ihres Einflusses in eine Rangfolge gebracht werden<br />

können:<br />

(1) Handlungsergebnisse in Gestalt <strong>eigener</strong> Erfolge und Misserfolge;<br />

(2) stellvertretende Erfahrungen durch Beobachtung von Verhaltensmodellen;<br />

(3) sprachliche Überzeugungen (z.B. Fremdbewertung o<strong>der</strong> Selbstinstruktion) und<br />

(4) Wahrnehmungen <strong>eigener</strong> Gefühlserregung."<br />

SCHWARZER, Rolf / JERUSALEM, Matthias: Das Konzept <strong>der</strong> Selbstwirksamkeit, a.a.O. Dort: S. 42.


Seite 14<br />

Selbstwirksamkeit als "stärkster Prädiktor" <strong>der</strong> Selbstregulation im Lernprozess und<br />

damit des Schulerfolgs gilt durch diese Studien als empirisch gesichert. 12<br />

Seit 1999 stehen auf Grundlage dieser allgemeinen Skala (unter an<strong>der</strong>en) eine<br />

"Skala zur Lehrer-Selbstwirksamkeitserwartung (WIRKLEHR)" (SCHWARZER &<br />

SCHMITZ) sowie eine "Skala Schulbezogene Selbstwirksamkeitserwartung<br />

(WIRKSCHUL)" (JERUSALEM & SATOW) zur Verfügung. 13<br />

"WIRKSCHUL" soll "die Kompetenzerwartungen von Schülern im Umgang mit<br />

schulischen Anfor<strong>der</strong>ungen" messen.<br />

2. Zielrichtung<br />

Es handelt sich um ein kurzes psychologisches Selbstbeurteilungsverfahren zur<br />

Messung eines variablen Persönlichkeitsmerkmals. 14 Anwendungsmöglichkeiten<br />

liegen über die individualdiagnostische, evtl. prädiktorische, Absicht hinaus in erster<br />

Linie in <strong>der</strong> Prüfung <strong>der</strong> Wirksamkeit einer pädagogischen o<strong>der</strong> psychologischen<br />

Intervention, also in einem Vorher-Nachher-Vergleich.<br />

Es handelt sich um ein standardisiertes <strong>Verfahren</strong>, das einen statistisch<br />

abgesicherten interindividuellen Vergleich mit <strong>der</strong> Norm <strong>der</strong> Altersgenossen/-innen<br />

erlaubt. Die Gütekriterien des Tests (interne Konsistenz/Reliabilität bzw.<br />

kriterienbezogene Validität) entsprechen im Übrigen höchsten Anfor<strong>der</strong>ungen.<br />

3. Inhaltsdimensionen<br />

Die Skala ist eindimensional (kennt also keine Komponenten o<strong>der</strong> Unterkategorien).<br />

Sie setzt sich aus nur sieben Items zusammen, die sämtlich die schulbezogene<br />

Kompetenzerwartung formulieren:<br />

1. Ich kann auch die schwierigen Aufgaben im Unterricht lösen, wenn ich mich<br />

anstrenge.<br />

2. Es fällt mir leicht, neuen Unterrichtsstoff zu verstehen.<br />

12 Vgl. SCHWARZER, Rolf / JERUSALEM, Matthias: Das Konzept <strong>der</strong> Selbstwirksamkeit, a.a.O. Dort:<br />

S. 50.<br />

13 SCHWARZER, Ralf / JERUSALEM, Matthias (Hrsg.):<br />

Skalen zur Erfassung von Lehrer- und Schülermerkmalen. Dokumentation <strong>der</strong> psychometrischen<br />

<strong>Verfahren</strong> im Rahmen <strong>der</strong> Wissenschaftlichen Begleitung des Modellversuchs Selbstwirksame<br />

Schulen.<br />

Berlin 1999<br />

Download: http://www.fu-berlin.de/gesund/<br />

14 Unter den hier vorgestellten <strong>Verfahren</strong> <strong>der</strong> Selbsteinschätzung ist nur dieses ein diagnostisches<br />

Instrument im Sinne <strong>der</strong> psychologischen Diagnostik.


Seite 15<br />

3. Wenn ich eine schwierige Aufgabe an <strong>der</strong> Tafel lösen soll, glaube ich, dass ich das<br />

schaffen werde.<br />

4. Selbst wenn ich mal längere Zeit krank sein sollte, kann ich immer noch gute<br />

Leistungen erzielen.<br />

5. Wenn <strong>der</strong> Lehrer/die Lehrerin das Tempo noch mehr anzieht, werde ich die<br />

gefor<strong>der</strong>ten Leistungen kaum noch schaffen können. (-)<br />

6. Auch wenn <strong>der</strong> Lehrer/die Lehrerin an meinen Fähigkeiten zweifelt, bin ich mir<br />

sicher, dass ich gute Leistungen erzielen kann.<br />

7. Ich bin mir sicher, dass ich auch dann noch meine gewünschten Leistungen<br />

erreichen kann, wenn ich mal eine schlechte Note bekommen habe.<br />

Das Antwortformat ist vierfach differenziert ("Trifft nicht zu (1) - Trifft kaum zu (2) -<br />

Trifft eher zu (3) - Trifft genau zu (4)").<br />

4. Durchführung und Auswertung<br />

Die Durchführung des kleinen Tests ist eine Frage von Minuten und ohne Weiteres in<br />

<strong>der</strong> Gruppe möglich.<br />

Zur Vermeidung einer verfälschenden Antworttendenz zu sozial erwünschten<br />

Aussagen (Messfehler) ist eine so offensichtliche Kumulation gleichsinniger Items<br />

allerdings eher zu vermeiden. Es empfiehlt sich die Integration in einen<br />

umfassen<strong>der</strong>en schriftlichen Test; Transparenz <strong>der</strong> diagnostischen Absicht ist in <strong>der</strong><br />

Psychometrie eher unerwünscht. 15<br />

Eine Auswertung durch den/die Probanden/-in ist nicht vorgesehen. Die verständige<br />

Auswertung ist dem/<strong>der</strong> testenden Pädagogen/-in o<strong>der</strong> Psychologen/-in vorbehalten.<br />

5. Einsatzmöglichkeiten<br />

Falls die Unterrichtsprojekte innerhalb des SESEKO-Verbundes auch als Treatments<br />

zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Selbstwirksamkeitserwartung aufgefasst werden sollen, wäre ein<br />

Vergleich <strong>der</strong> Messwerte vor und nach <strong>der</strong> Intervention sinnvoll.<br />

Die sieben Items könnten also mit an<strong>der</strong>en Fragen zur Selbstlernkompetenz<br />

kombiniert werden, beispielsweise mit dem vorstehend besprochenen "WLI-Schule".<br />

Zusätzlicher Aufwand entsteht allerdings durch die separate Auswertung, da<br />

"WIRKSCHUL" als psychometrisches <strong>Verfahren</strong> völlig an<strong>der</strong>s konstruiert ist als<br />

pädagogische <strong>Verfahren</strong> <strong>der</strong> Selbsteinschätzung.<br />

15 SCHWARZER & JERUSALEM vermerken schon zur Skala <strong>der</strong> "Allgemeinen<br />

Selbstwirksamkeitserwartung": "...eine eindimensionale Skala von 10 Items, die möglichst nach Zufall<br />

in ein größeres Erhebungsinstrument eingemischt werden sollten."


Seite 16<br />

Anzumerken ist ferner: Zwar sind die Normwerte <strong>der</strong> Selbstwirksamkeitserwartung<br />

öffentlich zugänglich. 16 Eine verständige Interpretation <strong>der</strong> Ergebnisse ist jedoch nur<br />

mit guten Kenntnissen <strong>der</strong> psychologischen Testtheorie möglich. Diese Kenntnisse<br />

sind in <strong>der</strong> Regel nur Bestandteil des klassischen Diplomstudiums Psychologie, aber<br />

nicht <strong>der</strong> pädagogischen Ausbildung. Lehrkräfte an öffentlichen Schulen dürften also<br />

mit dieser Aufgabe überfor<strong>der</strong>t sein. 17<br />

6. Urteil <strong>der</strong> Teilnehmer/-innen in <strong>der</strong> SESEKO-Fortbildung<br />

Das Instrument ist in <strong>der</strong> Fortbildung bisher nicht präsentiert o<strong>der</strong> diskutiert worden<br />

(Stand: Dezember 2005). 18 ***<br />

16 Vgl. http://www.fu-berlin.de/gesund/skalen/t-norms.htm<br />

17 Dies ist auch dann ein schwer wiegen<strong>der</strong> Einwand, wenn eine psychometrische Skala überhaupt<br />

nicht in individualdiagnostischer Absicht eingesetzt wird, son<strong>der</strong>n nur zur Evaluation einer<br />

pädagogischen Intervention. Nur Experten/-innen <strong>der</strong> Testtheorie werden beispielsweise entscheiden<br />

können, ob eine gemessene Steigerung <strong>der</strong> Selbstwirksamkeitserwartung in einem Kurs tatsächlich<br />

signifikant ist, also <strong>der</strong> Intervention Recht gibt, o<strong>der</strong> eher auf zufälliger Varianz beruht.<br />

18 Auch wenn dies konkret nicht vorgesehen sein sollte, so erscheint eine gelegentliche theoretische<br />

Diskussion des Konzepts Selbstwirksamkeit mit den Teilnehmern/-innen doch lohnenswert.<br />

Die komplexen Schnittmengen und Differenzen des Modells von BANDURA mit konkurrierenden<br />

Theorien <strong>der</strong> Lernmotivation sind dabei voraussichtlich weniger relevant für Unterrichtspraktiker/-<br />

innen. (Sie sind z.B. gründlich abgehandelt in: KRAPP, Andreas / RYAN, Richard M.:<br />

Selbstwirksamkeit und Lernmotivation. In: JERUSALEM, Matthias / HOPF, Diether (Hrsg.):<br />

Selbstwirksamkeit und Motivationsprozesse in Bildungsinstitutionen. Zeitschrift für Padagogik, 44.<br />

Beiheft (Mai 2002), S. 54 - 82.) - Wesentlich ergiebiger dürfte eine Diskussion häufiger<br />

Missverständnisse des BANDURA-Konzepts unter Pädagogen/-innen sein. Die allgemein hohe<br />

Wertschätzung pädagogischer Optimisten/-innen für großes Selbstvertrauen, Erfolgszuversicht und<br />

hohe Lernerfolgserwartungen kann beispielsweise zur Identifikation o<strong>der</strong> Konfusion hoher<br />

Selbstwirksamkeitserwartung mit realistischer Selbsteinschätzung führen: "Du kannst dir doch ruhig<br />

mehr zutrauen - du kannst das, wenn du nur willst!" Tatsächlich besteht diese Identität keineswegs -<br />

im Gegenteil kann eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung schlicht hohe Selbstüberschätzung<br />

bedeuten, eine niedrige aber realistisch sein. Im Unterricht für benachteiligte Jugendliche wird diese<br />

Beobachtung sogar häufig gemacht. Eine "gute" Selbstwirksamkeitserwartung ist in vielen Fällen eher<br />

eine funktionale Illusion als ein realistisches Selbstbild. (Vgl. dazu: FLAMMER, August / NAKAMURA,<br />

Yuka: An den Grenzen <strong>der</strong> Kontrolle. In: JERUSALEM, Matthias / HOPF, Diether (Hrsg.):<br />

Selbstwirksamkeit und Motivationsprozesse in Bildungsinstitutionen, a.a.O., S. 83 - 112. Dort: S. 93 ff.,<br />

S. 100.)


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Benutzte Literatur<br />

ARNOLD, Rolf / GÓMEZ TUTOR, Claudia / KAMMERER, Jutta:<br />

Selbstlernkompetenzen.<br />

Arbeitspapier I des Forschungsprojektes "Selbstlernfähigkeit, pädagogische<br />

Professionalität und Lernkulturwandel" (Teilprojekt: Selbstlernkompetenz).<br />

Kaiserslautern (2. Aufl.) 2004<br />

JERUSALEM, Matthias / HOPF, Diether (Hrsg.):<br />

Selbstwirksamkeit und Motivationsprozesse in Bildungsinstitutionen.<br />

Zeitschrift für Padagogik, 44. Beiheft (Mai 2002).<br />

METZGER, Christoph:<br />

Wie lerne ich? WLI-Schule.<br />

Eine Anleitung zum erfolgreichen Lernen für Mittelschulen und Berufsschulen.<br />

Aarau (5. Aufl.) 2002<br />

METZGER, Christoph:<br />

Lern- und Arbeitsstrategien. WLI-Hochschule.<br />

Ein Fachbuch für Studierende an Universitäten und Fachhochschulen.<br />

Aarau (6. Aufl.) 2004<br />

SCHWARZER, Ralf / JERUSALEM, Matthias (Hrsg.):<br />

Skalen zur Erfassung von Lehrer- und Schülermerkmalen.<br />

Dokumentation <strong>der</strong> psychometrischen <strong>Verfahren</strong> im Rahmen <strong>der</strong> Wissenschaftlichen<br />

Begleitung des Modellversuchs Selbstwirksame Schulen.<br />

Berlin 1999<br />

Download: http://www.fu-berlin.de/gesund/<br />

SIELAND, Bernhard:<br />

Übungen für LehrerInnen und SchülerInnen zur Steigerung <strong>der</strong> Selbstwirksamkeit.<br />

Download: http://www.studentenforum.unilueneburg.de/material/kollegialeselbstvorsorge.doc<br />

WEITERBILDUNGSINITIATIVE NRW / LANDESINSTITUT FÜR QUALIFIZIERUNG<br />

NRW / MINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFT UND ARBEIT DES LANDES<br />

NORDRHEIN-WESTFALEN (Hrsg.):<br />

Kompetenzbilanz NRW.<br />

Stärken kennen - Stärken nutzen.<br />

o.J.<br />

Download: http://www.lfg.nrw.de/services/downloads/kompetenzbilanz-nrw.de

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