Strategische Erfolgsfaktoren für ein kosten-risiko-optimales ... - KOBRA
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Ralf Sieg<br />
I<br />
Symbolverzeichnis<br />
I<br />
<strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> für <strong>ein</strong> <strong>kosten</strong>-<br />
<strong>risiko</strong>-<strong>optimales</strong><strong>optimales</strong> Public Debt Management -<br />
Organisatorische ische und inhaltliche Parameter<br />
im internationalen Vergleich<br />
Dissertation zur Erlangung des akademischen<br />
Grades <strong>ein</strong>es Doktors der Wirtschafts- und Sozial-<br />
wissenschaften (Dr. rer. pol.) im Fachbereich<br />
„Wirtschaftswissenschaften“ der Universität Kassel<br />
Betreuer:<br />
Prof. Dr. Jürgen Reese<br />
Prof. Dr. Iris Wiesner<br />
vorgelegt von: Ralf Sieg<br />
Otzberg<br />
am: 11. Juni 2012<br />
Disputation am: 14. März 2013
Danksagung<br />
Ich danke Frau Prof. Dr. Iris Wiesner, Herrn Prof. Dr. Jürgen Reese und Herrn Prof.<br />
Dr. Rainer Stöttner für die fürsorgliche Betreuung sowie die konstruktiv-kritische Begleitung<br />
dieser Forschungsarbeit. Für die Ermutigung zur wissenschaftlichen Arbeit<br />
und die Motivation zur persönlichen Weiterentwicklung gebührt m<strong>ein</strong> besonderer Dank<br />
Herrn Prof. Dr. Manfred Eibelshäuser, Herrn Prof. Dr. Karl H<strong>ein</strong>rich Schäfer und Herrn<br />
Dr. Walter Wallmann. Für den Erfolg dieser Forschungsarbeit von wesentlicher Bedeutung<br />
war die wiederholte fachliche Diskussion des aktuellen Stands m<strong>ein</strong>er Forschungsarbeit<br />
und der zugrunde gelegten Methodik und Prämissen mit m<strong>ein</strong>en beiden<br />
Interviewpartnern, Herrn Dr. Carsten Lehr und Herrn Christof Schmeller. Ohne die Bereitschaft<br />
m<strong>ein</strong>er Untersuchungspartner, der Länder Australien, Brasilien, Dänemark,<br />
Deutschland, Finnland, Frankreich, Lettland, Neuseeland, Polen, Schweden, Slowakische<br />
Republik und der Republik Zypern, an der Erhebung teilzunehmen, wären aussagekräftige<br />
empirische Ergebnisse nicht erzielbar gewesen. Für die Möglichkeit zum<br />
jederzeitigen Gedankenaustausch danke ich m<strong>ein</strong>en Kollegen und Freunden Martina<br />
Geis, Christian Birkner, Stefan Nickel, Tilo Weisse und Martin Westermann.<br />
Der größte Dank gebührt m<strong>ein</strong>er Familie: M<strong>ein</strong>er Frau und m<strong>ein</strong>en Kindern dafür, dass<br />
sie mir immer wieder gezeigt haben, welches die wirklich wichtigen Dinge im Leben<br />
sind, sowie m<strong>ein</strong>en Eltern und Schwiegereltern, die jederzeit auch kurzfristig die Betreuung<br />
unserer Kinder liebevoll übernommen haben. Ohne sie wäre diese Forschungsarbeit<br />
niemals fertiggestellt worden.<br />
Otzberg, Mai 2013<br />
Ralf Sieg
Inhalt im Überblick<br />
I<br />
Inhalt im Überblick<br />
Inhalt im Überblick ....................................................................................................... I<br />
Inhaltsverzeichnis ..................................................................................................... IV<br />
Abkürzungsverzeichnis ............................................................................................. X<br />
Symbolverzeichnis .................................................................................................. XIII<br />
1 Einleitung ........................................................................................................ 1<br />
1.1 Motivation und Relevanz der Forschungsarbeit ................................................ 1<br />
1.2 Fragestellung .................................................................................................. 15<br />
1.3 Stand der Wissenschaft und Einordnung des Untersuchungsthemas ............ 23<br />
1.4 Methodisches Vorgehen ................................................................................. 29<br />
1.5 Aufbau der Forschungsarbeit .......................................................................... 33<br />
2 Theoretische Grundlagen ............................................................................ 35<br />
2.1 Public Debt Management ................................................................................ 35<br />
2.2 Finanzwirtschaftliche Grundlagen ................................................................... 64<br />
2.3 Systemtheoretische und organisationstheoretische Grundlagen .................... 73<br />
2.4 New Public Management ................................................................................ 86<br />
2.5 Zwischenfazit: Theoretische Grundlagen der Forschungsarbeit ..................... 90<br />
3 Analyse der Wirtschaftlichkeit des Public Debt Managements ................ 91<br />
3.1 Begriff der Wirtschaftlichkeit ........................................................................... 91<br />
3.2 Definition von Zielebenen für das Public Debt Management .......................... 93<br />
3.3 Kriterien zur Analyse der Wirtschaftlichkeit des Public Debt Managements ... 98<br />
3.4 Zusammenfassung der Kriterien „Kredit<strong>kosten</strong>“ und „Risiko“ im<br />
Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index ............................................................................. 138<br />
3.5 Zwischenfazit: Zu erklärende Variablen „Kredit<strong>kosten</strong>“ und „Risiko“............. 142<br />
4 Entwicklung von möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
für <strong>ein</strong> wirtschaftliches Public Debt Management ................................... 143<br />
4.1 Systemtheoretische Differenzierung des Public Debt Managements............ 144<br />
4.2 Organisationstheoretische Differenzierung des Debt Managements ............ 147<br />
4.3 Inhaltliche Differenzierung des Public Debt Managements ........................... 169<br />
4.4 Rahmenbedingungen des Public Debt Managements .................................. 177
II<br />
Inhalt im Überblick<br />
4.5 Ableitung von möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> ................................ 177<br />
4.6 Zwischenfazit: Mögliche strategische <strong>Erfolgsfaktoren</strong> ................................... 179<br />
5 Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> ..................................... 180<br />
5.1 Auswahl der Vergleichsobjekte ..................................................................... 181<br />
5.2 Erhebung von Vergleichsdaten ..................................................................... 184<br />
5.3 Auswertung der erhobenen Daten ................................................................ 210<br />
5.4 Zusammenhänge zwischen Kredit<strong>kosten</strong> bzw. Risiko und möglichen<br />
strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> ........................................................................ 290<br />
5.5 Zwischenfazit: <strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> ................................................. 304<br />
6 Ableitung von Gestaltungsempfehlungen für das Public Debt<br />
Management ................................................................................................ 309<br />
7 Evaluation der gewonnenen Erkenntnisse, Beantwortung der<br />
Fragestellung und Entwicklung zukünftiger Untersuchungsansätze .... 317<br />
7.1 Evaluation der gewonnenen Erkenntnisse .................................................... 317<br />
7.2 Beantwortung der Fragestellung der Forschungsarbeit ................................ 320<br />
7.3 Ansätze für die zukünftige Analyse ............................................................... 321<br />
8 Ausblick ....................................................................................................... 323<br />
Eidesstattliche Erklärung ............................................................................................. I<br />
Quellenverzeichnis ...................................................................................................... II<br />
Glossar ............................................................................................................... XXXVII<br />
Abbildungsverzeichnis ............................................................................................. LI<br />
Tabellenverzeichnis .................................................................................................. LX<br />
Formelverzeichnis .................................................................................................. LXII<br />
Anhang ................................................................................................................... LXIII
Inhalt im Überblick<br />
III<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Inhalt im Überblick ....................................................................................................... I<br />
Inhaltsverzeichnis ...................................................................................................... III<br />
Abkürzungsverzeichnis ............................................................................................ IX<br />
Symbolverzeichnis .................................................................................................. XIII<br />
1 Einleitung ........................................................................................................ 1<br />
1.1 Motivation und Relevanz der Forschungsarbeit ................................................ 1<br />
1.2 Fragestellung .................................................................................................. 15<br />
1.3 Stand der Wissenschaft und Einordnung des Untersuchungsthemas ............ 23<br />
1.4 Methodisches Vorgehen ................................................................................. 29<br />
1.5 Aufbau der Forschungsarbeit .......................................................................... 33<br />
2 Theoretische Grundlagen ............................................................................ 35<br />
2.1 Public Debt Management ................................................................................ 35<br />
2.1.1 Definition ............................................................................................ 35<br />
2.1.2 Zielsetzungen des Public Debt Managements ................................... 36<br />
2.1.2.1 Finanzwirtschaftliches Ziel: Minimierung der Kredit<strong>kosten</strong> 38<br />
2.1.2.2 Finanzwirtschaftliches Ziel: Minimierung des Risikos 41<br />
2.1.2.3 Finanzwirtschaftliches Ziel: Liquiditätssicherung 44<br />
2.1.2.4 Finanzwirtschaftliches Ziel: Erzeugen <strong>ein</strong>es positiven Images<br />
des Staates bei den potenziellen Kreditgebern: 45<br />
2.1.2.5 Interdependenzen und Konflikte zwischen den<br />
finanzwirtschaftlichen Zielen 45<br />
2.1.3 Aufgaben des Public Debt Managements .......................................... 47<br />
2.1.4 Finanzinstrumente des Public Debt Managements ............................ 49<br />
2.1.4.1 Schuldsch<strong>ein</strong>darlehen 50<br />
2.1.4.2 Schuldverschreibung (Anleihe) 50<br />
2.1.4.3 Sparzertifikat 51<br />
2.1.4.4 Swap-Geschäft 51<br />
2.1.4.5 Forward Rate Agreement und Future 55<br />
2.1.4.6 Option 56<br />
2.1.4.7 Zinsbegrenzungsverträge (Caps, Floors und Collars) 57<br />
2.1.5 Organisationsformen des Public Debt Managements ........................ 59
IV<br />
Inhalt im Überblick<br />
2.1.6 Implikationen für den gewählten Untersuchungsansatz ..................... 62<br />
2.2 Finanzwirtschaftliche Grundlagen ................................................................... 64<br />
2.2.1 Zielsetzungen und Aufgaben des Finanzmanagements ..................... 64<br />
2.2.2 Portfolio Selection Theory nach MARKOWITZ ................................... 64<br />
2.2.3 Capital Asset Pricing Model ................................................................ 65<br />
2.2.4 Risikomanagement ............................................................................. 68<br />
2.2.5 Implikationen für den gewählten Untersuchungsansatz ..................... 73<br />
2.3 Systemtheoretische und organisationstheoretische Grundlagen .................... 73<br />
2.3.1 Systemtheoretische Grundlagen ........................................................ 73<br />
2.3.2 Organisationstheoretische Grundlagen .............................................. 77<br />
2.3.3 Implikationen für die Forschungsarbeit ............................................... 84<br />
2.4 New Public Management ................................................................................ 86<br />
2.4.1 Definition ............................................................................................ 86<br />
2.4.2 Zielsetzungen des New Public Managements .................................... 87<br />
2.4.3 Regionale NPM-Ausprägungen .......................................................... 88<br />
2.4.4 Aktuelle Entwicklungen ...................................................................... 89<br />
2.4.5 Implikationen für die Forschungsarbeit ............................................... 89<br />
2.5 Zwischenfazit: Theoretische Grundlagen der Forschungsarbeit ..................... 90<br />
3 Analyse der Wirtschaftlichkeit des Public Debt Managements ................ 91<br />
3.1 Begriff der Wirtschaftlichkeit ............................................................................ 91<br />
3.2 Definition von Zielebenen für das Public Debt Management........................... 93<br />
3.2.1 Economy ............................................................................................ 95<br />
3.2.2 Effizienz .............................................................................................. 95<br />
3.2.3 Effektivität ........................................................................................... 96<br />
3.2.4 Efficacy ............................................................................................... 96<br />
3.2.5 Implikationen für die Forschungsarbeit ............................................... 97<br />
3.3 Kriterien zur Analyse der Wirtschaftlichkeit des Public Debt Managements ... 98<br />
3.3.1 Analyse-Kriterium „Kredit<strong>kosten</strong>“........................................................ 98<br />
3.3.1.1 Zins<strong>kosten</strong> 102<br />
3.3.1.2 Transaktions<strong>kosten</strong> 108<br />
3.3.1.3 Verwaltungs<strong>kosten</strong> 112
Inhalt im Überblick<br />
V<br />
3.3.1.4 Sicherungs<strong>kosten</strong> 114<br />
3.3.1.5 Überwachungs- und Kontroll<strong>kosten</strong> 116<br />
3.3.1.6 Tilgungsleistungen 117<br />
3.3.1.7 Kennzahl „Kredit<strong>kosten</strong> je Schuldenvolumen“ 120<br />
3.3.2 Analyse-Kriterium „Risiko“ ................................................................ 122<br />
3.3.2.1 Zinsänderungs<strong>risiko</strong> 124<br />
3.3.2.2 Währungs<strong>risiko</strong> 133<br />
3.3.2.3 Kredit<strong>risiko</strong> 134<br />
3.3.2.4 Kennzahl „Risiko je Schuldenvolumen“ 137<br />
3.4 Zusammenfassung der Kriterien „Kredit<strong>kosten</strong>“ und „Risiko“ im<br />
Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index ............................................................................. 138<br />
3.5 Zwischenfazit: Zu erklärende Variablen „Kredit<strong>kosten</strong>“ und „Risiko“ ............. 142<br />
4 Entwicklung von möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> für <strong>ein</strong><br />
wirtschaftliches Public Debt Management ............................................... 143<br />
4.1 Systemtheoretische Differenzierung des Public Debt Managements............ 144<br />
4.1.1 Beschreibung des Systems Public Debt Management ..................... 145<br />
4.1.2 Implikationen für die Forschungsarbeit............................................. 147<br />
4.2 Organisationstheoretische Differenzierung des Debt Managements ............ 147<br />
4.2.1 Cluster A: DMO als organisatorischer Bestandteil des<br />
Ministeriums ..................................................................................... 150<br />
4.2.1.1 Cluster A1: DMO als Linien-Organisations<strong>ein</strong>heit des<br />
Ministeriums 151<br />
4.2.1.2 Cluster A2: DMO als executive agency innerhalb des<br />
Ministeriums 153<br />
4.2.2 Cluster B: DMO als eigenständige, aus dem Ministerium<br />
ausgelagerte Organisation ............................................................... 155<br />
4.2.2.1 Cluster B1: DMO als eigenständige, dem Ministerium<br />
nachgeordnete Organisation 156<br />
4.2.2.2 Cluster B2: DMO als eigenständige Organisation in privater<br />
Rechtsform 158<br />
4.2.3 Cluster C: DMO als Bestandteil der Zentralbank .............................. 160<br />
4.2.4 Cluster D: Kooperationsmodelle ....................................................... 161<br />
4.2.4.1 Cluster D1: Kooperation mit Zentralbank 162<br />
4.2.4.2 Cluster D2: Kooperation mit Kreditinstitut 162<br />
4.2.4.3 Cluster D3: Kooperation mit Konkurrenten / Koordinierter<br />
Marktauftritt 163
VI<br />
Inhalt im Überblick<br />
4.2.4.4 Cluster D4: Supranationale europäische<br />
Debt Management-Agentur 163<br />
4.2.5 Kriterien der organisationstheoretischen Analyse ............................ 164<br />
4.2.6 Implikationen für die Forschungsarbeit ............................................. 169<br />
4.3 Inhaltliche Differenzierung des Public Debt Managements ........................... 169<br />
4.3.1 Zulässiger Umfang des Instrumente-Einsatzes ................................ 170<br />
4.3.2 Laufzeitstruktur ................................................................................. 171<br />
4.3.3 Bedingungen der Emission............................................................... 172<br />
4.3.4 Gläubigerstruktur .............................................................................. 175<br />
4.3.5 Zinsstruktur ....................................................................................... 176<br />
4.3.6 Implikationen für die Forschungsarbeit ............................................. 176<br />
4.4 Rahmenbedingungen des Public Debt Managements .................................. 177<br />
4.5 Ableitung von möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> ................................ 177<br />
4.6 Zwischenfazit: Mögliche strategische <strong>Erfolgsfaktoren</strong> ................................... 179<br />
5 Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> ..................................... 180<br />
5.1 Auswahl der Vergleichsobjekte ..................................................................... 181<br />
5.2 Erhebung von Vergleichsdaten ..................................................................... 184<br />
5.2.1 Festlegung der Erhebungsmethodik ................................................. 184<br />
5.2.2 Spezifizierung des Informationsbedarfs ........................................... 185<br />
5.2.3 Entwicklung <strong>ein</strong>es Erhebungsbogens ............................................... 187<br />
5.2.3.1 Erhebung zu den Zielsetzungen des<br />
Public Debt Managements 188<br />
5.2.3.2 Erhebung zu den Aufgaben des Public Debt Managements 189<br />
5.2.3.3 Erhebung zu den Kosten des Public Debt Managements 191<br />
5.2.3.4 Erhebung zu den Risiken des Public Debt Managements 192<br />
5.2.3.5 Erhebung zum internen und externen Know-How 194<br />
5.2.3.6 Erhebung zu den inhaltlichen Parametern des Public Debt<br />
Managements 197<br />
5.2.3.7 Erhebung zur strategischen Steuerung und Überwachung<br />
des operativen Public Debt Managements 199<br />
5.2.3.8 Erhebung zur Bewertung der möglichen strategischen<br />
<strong>Erfolgsfaktoren</strong> 202<br />
5.2.3.9 Ermittlung des Umfangs der öffentlich zugänglichen<br />
Informationen sowie Erhebung von öffentlich nicht<br />
zugänglichen ergänzenden Informationen 205
Inhalt im Überblick<br />
VII<br />
5.2.3.10 Nutzung und Veröffentlichung der gewonnenen Daten 207<br />
5.2.3.11 Erhebungsbogen zu den strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> für<br />
<strong>ein</strong> <strong>kosten</strong>-<strong>risiko</strong>-<strong>optimales</strong> Public Debt Management 208<br />
5.2.4 Datenerhebung ................................................................................ 208<br />
5.3 Auswertung der erhobenen Daten ................................................................ 210<br />
5.3.1 Kontrolle auf Vollständigkeit ............................................................. 210<br />
5.3.2 Kontrolle auf Plausibilität .................................................................. 211<br />
5.3.3 Deskriptive Analyse .......................................................................... 211<br />
5.3.3.1 Deskriptive Analyse betreffend die Zielsetzungen des<br />
Public Debt Managements 212<br />
5.3.3.2 Deskriptive Analyse betreffend die Aufgaben des Public Debt<br />
Managements 214<br />
5.3.3.3 Deskriptive Analyse betreffend die Kosten des Public Debt<br />
Managements 219<br />
5.3.3.4 Deskriptive Analyse betreffend die Risiken des Public Debt<br />
Managements 225<br />
5.3.3.5 Deskriptive Analyse betreffend das interne und externe<br />
Know-How 230<br />
5.3.3.6 Deskriptive Analyse betreffend die inhaltlichen Parameter des<br />
Public Debt Managements 237<br />
5.3.3.7 Deskriptive Analyse betreffend die strategische Steuerung<br />
und Überwachung des operativen Public Debt Managements 253<br />
5.3.3.8 Deskriptive Analyse betreffend die Evaluation der möglichen<br />
strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> des Public Debt Managements 262<br />
5.3.3.9 Deskriptive Analyse betreffend den Umfang öffentlich<br />
zugänglicher Informationen 286<br />
5.3.3.10 Übergreifende Anmerkungen 289<br />
5.3.3.11 Einverständnis hinsichtlich der Nutzung der erhobenen Daten 289<br />
5.4 Zusammenhänge zwischen Kredit<strong>kosten</strong> bzw. Risiko und möglichen<br />
strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> ....................................................................... 290<br />
5.4.1 Empirische Plausibilität .................................................................... 294<br />
5.4.2 Inhaltliche Plausibilität ...................................................................... 302<br />
5.4.3 Ergebnis der empirischen und inhaltlichen Plausibilisierung ............ 303<br />
5.5 Zwischenfazit: <strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> ................................................. 304<br />
6 Ableitung von Gestaltungsempfehlungen für das Public Debt<br />
Management ................................................................................................ 309
VIII<br />
Inhalt im Überblick<br />
7 Evaluation der gewonnenen Erkenntnisse, Beantwortung der<br />
Fragestellung und Entwicklung zukünftiger Untersuchungsansätze .... 317<br />
7.1 Evaluation der gewonnenen Erkenntnisse .................................................... 317<br />
7.2 Beantwortung der Fragestellung der Forschungsarbeit ................................ 320<br />
7.3 Ansätze für die zukünftige Analyse ............................................................... 321<br />
8 Ausblick ....................................................................................................... 323<br />
Eidesstattliche Erklärung ............................................................................................. I<br />
Quellenverzeichnis ...................................................................................................... II<br />
Glossar ............................................................................................................... XXXVII<br />
Abbildungsverzeichnis ............................................................................................. LI<br />
Tabellenverzeichnis .................................................................................................. LX<br />
Formelverzeichnis .................................................................................................. LXII<br />
Anhang ................................................................................................................... LXIII<br />
Die bei der Promotionsgeschäftsstelle mit der Dissertation <strong>ein</strong>gereichte CD mit<br />
Anlagen des Anhangs liegt dieser Druckausgabe nicht bei.
Abkürzungsverzeichnis<br />
IX<br />
IX<br />
Abkürzungsverzeichnis<br />
5-E-Konzept<br />
a.a.O.<br />
Abs.<br />
AG<br />
Art.<br />
BASEL II<br />
AKK<br />
AktG<br />
Bd.<br />
BGBl.<br />
BIP<br />
BMF<br />
bps<br />
BRD<br />
BRD Finanzagentur<br />
CAPM<br />
COV<br />
CP<br />
Diss.<br />
DMO<br />
EFSM<br />
EGV<br />
et al.<br />
EU<br />
Eurex<br />
EURIBOR<br />
Euro, EUR, €<br />
Eurostat<br />
EW<br />
Fünf-Ebenen-Konzept<br />
am angegebenen Ort<br />
Absatz<br />
Aktiengesellschaft<br />
Artikel<br />
Richtlinie über die angemessene Eigenkapitalausstattung von Wertpapierfirmen<br />
und Kreditinstituten<br />
Államadósság Kezelő Központ (ungarische Debt Management-<br />
Organisations<strong>ein</strong>heit)<br />
Aktiengesetz<br />
Band<br />
Bundesgesetzblatt<br />
Bruttoinlandsprodukt<br />
Bundesministerium der Finanzen<br />
basis points<br />
Bundesrepublik Deutschland<br />
Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur GmbH (deutsche Public<br />
Debt Management-Organisations<strong>ein</strong>heit)<br />
Capital Asset Pricing Model<br />
Kovarianz<br />
Commercial Paper (kurzfristige anleiheähnliche Finanzinstrumente)<br />
Dissertation<br />
(operative) Debt-Management-Organisations<strong>ein</strong>heit<br />
European Financial Stabilisation Mechanism (europäischer Finanzstabilisierungsmechanismus)<br />
Vertrag zur Gründung der Europäischen Gem<strong>ein</strong>schaft<br />
und andere<br />
Europäische Union<br />
European Exchange (Terminbörse für Finanzderivate)<br />
Euro Interbank Offered Rate (Zinssatz für Termingelder in Euro im Interbankengeschäft)<br />
Währung der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion<br />
Statistisches Amt der Europäischen Union<br />
Erwartungswert
X<br />
Abkürzungsverzeichnis<br />
EWU<br />
f. folgende<br />
ff.<br />
G20<br />
GIPS-Staaten<br />
GmbH<br />
Ges.m.b.H.<br />
GVBl.<br />
H.M. Treasury<br />
Hrsg.<br />
http<br />
i.e.S.<br />
IGCP<br />
Inc.<br />
IMF<br />
IT<br />
Jg.<br />
LIBOR<br />
Mio.<br />
Mrd.<br />
MTN<br />
Nr.<br />
NPM<br />
NZDMO<br />
OECD<br />
o.J.<br />
o.Jg.<br />
o.O.<br />
o.S.<br />
o.Verf.<br />
Europäische Wirtschafts- und Währungsunion<br />
fortfolgende<br />
Gruppe der zwanzig wichtigsten Industrie- und Schwellenländer<br />
Griechenland, Irland, Portugal und Spanien (Staaten mit aktuellen<br />
Staatsschuldenkrisen, meist aufgrund hoher relativer Staatsschulden)<br />
Gesellschaft mit beschränkter Haftung (in Deutschland)<br />
Gesellschaft mit beschränkter Haftung (in Österreich)<br />
Gesetz und Verordnungsblatt für das Land Hessen<br />
Her Majesty's Treasury (britisches Finanz- und Wirtschaftsministerium)<br />
Herausgeber<br />
hyper text transfer protocol<br />
im engeren Sinne<br />
Instituto de Gestão da Tesouraria e do Crédito Público, I.P.<br />
(portugisische Debt Management-Organisations<strong>ein</strong>heit)<br />
Incorporated (Aktiengesellschaft, insbesondere in USA oder Kanada)<br />
International Monetary Fund (Internationaler Währungsfonds)<br />
Information Technology (Informationstechnik)<br />
Jahrgang<br />
London Interbank Offered Rate (Zinssatz für Termingelder in Euro im<br />
Interbankengeschäft)<br />
Million bzw. Millionen<br />
Milliarde bzw. Milliarden<br />
Medium Term Notes (mittelfristige anleiheähnliche Finanzinstrumente)<br />
Nummer<br />
New Public Management<br />
New Zealand Debt Management Office (neuseeländische Debt Management-Organisations<strong>ein</strong>heit)<br />
Organisation for Economic Co-operation and Development (Organisation<br />
für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung)<br />
ohne Jahresangabe<br />
ohne Jahrgang<br />
ohne Ortsangabe<br />
ohne Seitenangabe<br />
ohne Angabe des Verfassers
Abkürzungsverzeichnis<br />
XI<br />
PP<br />
PPP<br />
S. Seite<br />
UK DMO<br />
USA<br />
VaR<br />
VAR<br />
Vgl.<br />
VZÄ<br />
WB<br />
www<br />
Prozentpunkte<br />
Public Private Partnership (Öffentlich-Private Partnerschaft)<br />
United Kingdom Debt Management Office (britische Debt Management-Organisations<strong>ein</strong>heit)<br />
United States of America (Ver<strong>ein</strong>igte Staaten von Amerika)<br />
Value at Risk (Risikomaß)<br />
Varianz<br />
Vergleiche<br />
Vollzeitäquivalent<br />
World Bank (Weltbank)<br />
world wide web
XII<br />
XII<br />
Symbolverzeichnis<br />
A1<br />
A2<br />
B1<br />
B2<br />
C<br />
i<br />
i real<br />
i floor<br />
i cap<br />
Organisationsmodell-Cluster A1<br />
Organisationsmodell-Cluster A2<br />
Organisationsmodell-Cluster B1<br />
Organisationsmodell-Cluster B2<br />
Organisationsmodell-Cluster C<br />
Zinssatz<br />
tatsächlicher Zinssatz<br />
Zinssatzuntergrenze<br />
Zinssatzobergrenze<br />
Symbolverzeichnis<br />
i 11,12,W<br />
Zinssätze 11, 12 und weitere<br />
n<br />
Zeit<strong>ein</strong>heit<br />
R<br />
gleich bleibende Zinszahlung<br />
R ∞<br />
RFZ<br />
R j<br />
R M<br />
R 1,2, W<br />
t n<br />
β<br />
β j<br />
Ewige Rente<br />
Zinssatz der <strong>risiko</strong>losen Kapitalanlage<br />
Rendite der Kapitalanleger<br />
Marktrendite<br />
Rendite des Instruments 1, 2, W<br />
Zeitpunkt n<br />
systematisches Risiko<br />
Renditevolatilität in Relation zur Kapitalanlage j der Marktrendite<br />
µ Erwartungswert der Rendite<br />
µ^ vorgegebener Ertrag (Rendite) in der Portfoliotheorie<br />
σ<br />
Standardabweichung; Maß des Risikos
Kapitel 1: Einleitung 1<br />
1 Einleitung<br />
Im ersten Kapitel dieser Forschungsarbeit werden die Motivation und Relevanz der<br />
Untersuchung dargestellt und die zu untersuchende Fragestellung definiert. Dabei<br />
wird auf die Aktualität des untersuchten Themas vor dem Hintergrund der noch andauernden<br />
Finanzwirtschafts- bzw. Staatsschuldenkrise <strong>ein</strong>gegangen (vgl. Abschnitt<br />
1.1). Im Anschluss wird der Stand der relevanten Wissenschaft analysiert<br />
(vgl. Abschnitt 1.2) und <strong>ein</strong>e Einordnung des Untersuchungsthemas im Wissenschaftssystem<br />
vorgenommen (vgl. Abschnitt 1.3). Weiterhin werden die für die Untersuchung<br />
gewählte methodische Vorgehensweise (vgl. Abschnitt 1.4) und der<br />
Aufbau dieser Arbeit (vgl. Abschnitt 1.5) vorgestellt.<br />
1.1 Motivation und Relevanz der Forschungsarbeit<br />
In modernen, arbeitsteiligen Volkswirtschaften spielt die Fremdfinanzierung der<br />
Wirtschaftssubjekte über Kredite <strong>ein</strong>e entscheidende Rolle: Diese ermöglichen den<br />
Austausch von Kapital zwischen unterschiedlichen Wirtschaftssubjekten. 1 Das Sparen<br />
der privaten Haushalte schafft die Grundlage für fremdfinanzierte Investitionen<br />
der Unternehmen. 2 Dies b<strong>ein</strong>haltet <strong>ein</strong>e zeitliche Verlagerung von Konsum zu Investition;<br />
mit Hilfe von Krediten ist zudem die Bildung großer Kapitalbeträge aus<br />
<strong>ein</strong>er Vielzahl von kl<strong>ein</strong>eren Kapitalsummen möglich. 3<br />
Auch für das Wirtschaftssubjekt „Staat“ hat die Finanzierung über Kredite <strong>ein</strong>e wesentliche<br />
Bedeutung. 4 Die Aufnahme von Schulden stellt für den Staat <strong>ein</strong>e maßgebliche<br />
Finanzierungsquelle zum Ausgleich <strong>ein</strong>er möglichen Lücke zwischen Einnahmen<br />
und Ausgaben dar. 5 Das Pro und Contra der staatlichen Fremdfinanzierung<br />
wird in der Wissenschaft kontrovers diskutiert: Das Spektrum der Bewertungen<br />
reicht von RICARDO's Ansicht der öffentlichen Verschuldung als „<strong>ein</strong>e der schrecklichsten<br />
Geißeln, die je zur Plage der Nation erfunden wurde“ 6 bis zu VON STEIN’s<br />
These, „<strong>ein</strong> Staat ohne Staatsverschuldung tut entweder zu wenig für die Zukunft,<br />
oder er fordert zu viel von s<strong>ein</strong>er Gegenwart“ 7 . MUSGRAVE fordert <strong>ein</strong>e Finanzierung<br />
nach dem Pay-as-you-use-Prinzip, d.h. dem Prinzip der zeitlichen Äquivalenz:<br />
danach soll jede Generation entsprechend ihrem Nutzungsgrad an öffentlichen Gü-<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
Vgl. auch Dornbusch / Fischer / Startz (2003), S. 37f.<br />
Vgl. Bontrup (2004), S. 66f.<br />
Vgl. Dorn (2010), S. 15; vgl. auch Spremann / Gantenb<strong>ein</strong> (2007), S. 6f.<br />
Vgl. Graf (2004), S. 42f. sowie Brümmmerhoff (2007), S. 617f.<br />
Vgl. Pünder (2007), S. 1324ff., vgl. auch Bajohr (2007), S. 43f.<br />
Ricardo (1979), S. 114, zitiert nach: Thron (2004), S. 3.<br />
Von St<strong>ein</strong> (1885), S. 716, zitiert nach: Bohley (2003), S. 516.
2 Kapitel 1: Einleitung<br />
tern an deren Investitions- bzw. Finanzierungs<strong>kosten</strong> beteiligt werden. 8 In der Bundesrepublik<br />
Deutschland wird aktuell hinsichtlich der Begrenzung der Staatsverschuldung<br />
über die Wirksamkeit von sogenannten Schuldenbremsen auf Bundes-<br />
bzw. Landesebene diskutiert. 9 Hintergrund ist die im Jahr 2009 vorgenommene Änderung<br />
des Grundgesetzartikels 109 Absatz 3, wonach die Haushalte von Bund und<br />
Ländern „grundsätzlich ohne Einnahmen aus Krediten auszugleichen“ 10 sind. 11 Das<br />
Instrument der Schuldenbremse soll zukünftig auch auf europäischer Ebene zur<br />
Bekämpfung der Staatsschuldenkrisen <strong>ein</strong>gesetzt werden: Im Rahmen des sog.<br />
Fiskalpaktes ver<strong>ein</strong>barten fünfundzwanzig EU-Staaten Ende Januar des Jahres<br />
2012 <strong>ein</strong>e Schuldenbremse und Sanktionen bei Defizit-Verstößen. 12<br />
Die quantitative Bedeutung der Fremdfinanzierung für die öffentlichen Haushalte<br />
soll im Folgenden mit Hilfe von absoluten und relativen Parametern betrachtet werden.<br />
Die absolute Dimension der Staatsverschuldung wird am Beispiel der Bruttoschulden<br />
zum Jahresende 2010 (in Mio. Euro) der Staaten der Europäischen Union verdeutlicht:<br />
13<br />
8<br />
Vgl. Musgrave (1958), S. 68ff., zitiert nach: Bohley (2003), S. S. 448, 507 sowie S. 516; zur kritischen<br />
Analyse des Pay-as-you use-Prinzips vgl. insbesondere Jahndorf (2003), S. 96ff.<br />
9<br />
Vgl. Frankfurter Allgem<strong>ein</strong>e Zeitung (2011): Schuldenbremse in Hessen - Vollbremsung mit Ansage,<br />
Artikel vom 30. Januar 2011.<br />
10 Bundesministerium der Justiz (o.J.): Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, Art 109<br />
Abs. 3 Satz 1, unter: http://www.gesetze-im-internet.de/gg/BJNR000010949.html, Zugriff vom<br />
30. Januar 2012.<br />
11 Vgl. auch Lenk / Kuntze (2010), S. 39.<br />
12 Vgl. auch Süddeutsche.de (2012): Einigung beim EU-Gipfel in Brüssel - Europa tritt auf die<br />
Schuldenbremse, unter: http://www.sueddeutsche.de/politik/<strong>ein</strong>igung-beim-eu-gipfel-in-bruesseleuropa-tritt-auf-die-schuldenbremse-1.1271351,<br />
Zugriff vom 9. Februar 2012. Vgl. zur Entwicklung<br />
auf europäischer Ebene auch Handelsblatt (2011): EU-Gipfel - Schuldenbremse wird zum<br />
Konsens, unter: http://www.handelsblatt.com/politik/international/eu-gipfel-schuldenbremse-wirdzum-konsens/5939568.html,<br />
Zugriff vom 29. Dezember 2011, sowie manager-magazin (2011):<br />
Euro-Krise - Schuldenbremse statt Wirtschaftswachstum, unter: http://www.managermagazin.de/finanzen/boerse/0,2828,805885,00.html,<br />
Zugriff vom 29. Dezember 2011.<br />
13 Der öffentliche Schuldenstand wird im Vertrag von Maastricht als Brutto-Gesamtschuldenstand<br />
des gesamten Staatssektors zum Nominalwert am Jahresende nach Konsolidierung auf Ebene<br />
des Gesamtstaates definiert. Der Staatssektor umfasst Zentralstaat, Länder, Gem<strong>ein</strong>den und Sozialversicherung<br />
(vgl. Eurostat (2012): Bruttoverschuldung des Staates in % des BIP und Mio.<br />
Euro - Kurzbeschreibung, unter: http://epp.eurostat.ec.europa.eu/tgm/web/table/description.jsp,<br />
Zugriff vom 2. Februar 2012.
Kapitel 1: Einleitung 3<br />
Bruttoverschuldung des Staates in Mio. Euro<br />
(Stand: Dezember 2010)<br />
Belgien<br />
Bulgarien<br />
Tschechische Republik<br />
Dänemark<br />
Deutschland<br />
Estland<br />
Irland<br />
Griechenland<br />
Spanien<br />
Frankreich<br />
Italien<br />
Zypern<br />
Lettland<br />
Litauen<br />
Luxemburg<br />
Ungarn<br />
Malta<br />
Niederlande<br />
Österreich<br />
Polen<br />
Portugal<br />
Rumänien<br />
Slowenien<br />
Slowakei<br />
Finnland<br />
Schweden<br />
Ver<strong>ein</strong>igtes Königreich<br />
Island<br />
Norwegen<br />
Kroatien<br />
Türkei<br />
957<br />
144.269<br />
2.061.795<br />
329.351<br />
641.802<br />
1.591.169<br />
161.257<br />
1.842.826<br />
1.353.278<br />
1 10 100 1.000 10.000 100.000 1.000.000 10.000.000<br />
Bruttoverschuldung in Mio. Euro<br />
Legende: roter Balken = Staat mit Bruttoverschuldung von über <strong>ein</strong>er Billion Euro,<br />
oranger Balken = GIPS-Staat, grüner Balken = Minimalwert<br />
Abbildung 1: Bruttoverschuldung der Staaten der Europäischen Union in Mio. Euro (logarithmische<br />
Darstellung), Stand: Dezember 2010 (Eigene Darstellung in Anlehnung an Eurostat) 14<br />
Auf Basis <strong>ein</strong>er absoluten Betrachtung der Bruttoverschuldung der Staaten der Europäischen<br />
Union zum Dezember 2010 zeigen sich deutliche Unterschiede: Die<br />
14 Eigene Darstellung in Anlehnung an Eurostat (2011c): Bruttoverschuldung des Staates in % des<br />
BIP und Mio. Euro, Millionen Euro (ab 1.1.1999)/Millionen Ecu (bis zum 31.12.1998), Tabelle,<br />
Jahr 2010, unter: http://epp.eurostat.ec.europa.eu/tgm/table.do?tab=table&init=1&plugin=1&langu<br />
age=de&pcode=t<strong>ein</strong>a225, Zugriff vom 2. Februar 2012. Angaben zu den Ländern „Kroatien“ und<br />
„Türkei“ lagen nicht vor.
4 Kapitel 1: Einleitung<br />
Bruttoverschuldung des Gesamtstaates war in Deutschland mit rund 2,1 Billionen<br />
Euro am höchsten - gefolgt von Italien mit rund 1,8 Billionen Euro, Frankreich mit<br />
rund 1,6 Billionen Euro und Groß-Britannien mit rund 1,4 Billionen Euro (dunkelrote<br />
Balken in Abbildung 1). Die Bruttoverschuldung der sogenannten GIPS-Staaten 15<br />
war in absoluten Dimensionen deutlich geringer: Sie belief sich in Griechenland auf<br />
rund 329 Mrd. Euro, in Irland auf rund 148 Mrd. Euro, in Portugal auf rund 160 Mrd.<br />
Euro und in Spanien auf rund 639 Mrd. Euro (orange Balken in Abbildung 1). Die<br />
geringste Bruttoverschuldung zeigte Estland mit rund 1 Mrd. Euro auf (grüner Balken<br />
in Abbildung 1).<br />
Setzt man die absolute Bruttoverschuldung in Relation zur volkswirtschaftlichen Güterproduktion<br />
in Form des Bruttoinlandsprodukts lässt sich die relative Höhe der<br />
Staatsverschuldung mit Hilfe der Staatsschuldenquote abbilden: 16<br />
15 Vgl. zur Definition der sogenannten PIGS-Staaten (Portugal, Irland, Griechenland und Spanien)<br />
Treu (2011), S. 3. In dieser Forschungsarbeit wird dem Vorschlag von FUNK gefolgt und diese<br />
Staaten werden nicht als PIGS-Staaten, sondern neutraler als GIPS-Staaten bezeichnet (vgl.<br />
Funk (2010), S.78).<br />
16 Eigene Darstellung in Anlehnung an Eurostat (2011b): Bruttoverschuldung des Staates in % des<br />
BIP und Mio. Euro, Prozent des BIP, Tabelle, Jahr 2010, unter: http://<br />
epp.eurostat.ec.europa.eu/tgm/table.do?tab=table&plugin=1&language=de&pcode=t<strong>ein</strong>a225, Zugriff<br />
vom 2. Februar 2012. Angaben zu den Ländern „Island“, „Kroatien“ und „Türkei“ lagen nicht<br />
vor. Vgl. zur Staatsschuldenquote auch Graf (2004), S. 294.
Kapitel 1: Einleitung 5<br />
Bruttoverschuldung des Staates in Mio. Euro<br />
(Stand: Dezember 2010)<br />
Belgien<br />
Bulgarien<br />
Tschechische Republik<br />
Dänemark<br />
Deutschland<br />
Estland<br />
Irland<br />
Griechenland<br />
Spanien<br />
Frankreich<br />
Italien<br />
Zypern<br />
Lettland<br />
Litauen<br />
Luxemburg<br />
Ungarn<br />
Malta<br />
Niederlande<br />
Österreich<br />
Polen<br />
Portugal<br />
Rumänien<br />
Slowenien<br />
Slowakei<br />
Finnland<br />
Schweden<br />
Ver<strong>ein</strong>igtes Königreich<br />
Island<br />
Norwegen<br />
Kroatien<br />
Türkei<br />
957<br />
144.269<br />
2.061.795<br />
329.351<br />
641.802<br />
1.591.169<br />
161.257<br />
1.842.826<br />
1.353.278<br />
1 10 100 1.000 10.000 100.000 1.000.000 10.000.000<br />
Bruttoverschuldung in Mio. Euro<br />
Legende: roter Balken = Staat mit Bruttoverschuldung von über <strong>ein</strong>er Billion Euro,<br />
oranger Balken = GIPS-Staat, grüner Balken = Minimalwert<br />
Abbildung 2: Bruttoverschuldung der Staaten der Europäischen Union in Prozent des Brutto-<br />
Inlandsprodukts, Stand: Dezember 2010 (Eigene Darstellung in Anlehnung an Eurostat)<br />
Bei relativer Betrachtung der Bruttoverschuldung verändert sich die Reihenfolge der<br />
Werte der <strong>ein</strong>zelnen Staaten: Den Höchstwert nimmt zum betrachteten Zeitpunkt<br />
Griechenland mit rund 145 Prozent des Brutto-Inlandprodukts <strong>ein</strong>, gefolgt von Italien<br />
mit 119 Prozent, Belgien mit rund 97 Prozent, Irland mit rund 96 Prozent sowie<br />
Portugal und Island mit jeweils rund 93 Prozent. Auffällig ist, dass die relative Bruttoverschuldung<br />
von Spanien mit rund 61 Prozent deutlich unterhalb der relativen
6 Kapitel 1: Einleitung<br />
Verschuldung von Deutschland mit rund 83 Prozent und Frankreich mit rund 82<br />
Prozent rangiert.<br />
Die Relevanz der in Abbildung 2 dargestellten Staatsschuldenquote wird insbesondere<br />
auch durch deren Funktion als Kriterium der Haushaltsstabilität in den sogenannten<br />
Maastricht-Verträgen bzw. im Vertrag von Lissabon unterstrichen: Danach<br />
wird als Obergrenze für das Verhältnis zwischen dem öffentlichen Schuldenstand<br />
und dem Bruttoinlandsprodukt zu Marktpreisen <strong>ein</strong> Wert von 60 Prozent festgelegt.<br />
17<br />
Abbildung 3 stellt die Einhaltung bzw. das Überschreiten dieses Kriteriums durch<br />
die EU-Staaten dar. Dabei stellen die roten Säulen die Staatsschuldenqoten von<br />
Staaten dar, die den Euro als Währung <strong>ein</strong>geführt haben und dieses Kriterium nicht<br />
<strong>ein</strong>halten; grüne Säulen repräsentieren Staatsschuldenquoten von Staaten, die den<br />
Euro als Zahlungsmittel nutzen und das Kriterium <strong>ein</strong>halten. Die Staatsschuldenquoten<br />
der Staaten der EU, die den Euro aktuell nicht als Währung <strong>ein</strong>geführt haben,<br />
sind als blaue Säulen dargestellt: 18<br />
17 Vgl. Europäischen Union (2008): Amtsblatt der Europäischen Union vom 9. Mai 2008, Artikel 1<br />
des Protokolls (Nr. 12) über das Verfahren bei <strong>ein</strong>em übermäßigen Defizit, unter: http://eurlex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:C:2008:115:0201:0328:DE:PDF,<br />
Zugriff vom<br />
2. Februar 2012.<br />
18 Eigene Darstellung in Anlehnung an Eurostat (2011b): Bruttoverschuldung des Staates in % des<br />
BIP und Mio. Euro, Prozent des BIP, Tabelle, unter: http://epp.eurostat.ec.<br />
europa.eu/tgm/table.do?tab=table&plugin=1&language=de&pcode=t<strong>ein</strong>a225, Zugriff vom 2. Februar<br />
2012. Angaben zu den Ländern „Island“, „Kroatien“ und „Türkei“ lagen nicht vor.
Kapitel 1: Einleitung 7<br />
Bruttoverschuldung des Staates in Prozent des BIP<br />
(Stand: Dezember 2010)<br />
Belgien<br />
Bulgarien<br />
Tschechische Republik<br />
Dänemark<br />
Deutschland<br />
Estland<br />
Irland<br />
Griechenland<br />
Spanien<br />
Frankreich<br />
Italien<br />
Zypern<br />
Lettland<br />
Litauen<br />
Luxemburg<br />
Ungarn<br />
Malta<br />
Niederlande<br />
Österreich<br />
Polen<br />
Portugal<br />
Rumänien<br />
Slowenien<br />
Slowakei<br />
Finnland<br />
Schweden<br />
Ver<strong>ein</strong>igtes Königreich<br />
Island<br />
Norwegen<br />
Kroatien<br />
Türkei<br />
96,2%<br />
16,3%<br />
37,6%<br />
43,7%<br />
83,2%<br />
6,7%<br />
92,5%<br />
144,9%<br />
61,0%<br />
82,3%<br />
118,4%<br />
61,5%<br />
44,7%<br />
38,0%<br />
19,1%<br />
81,3%<br />
69,0%<br />
62,9%<br />
71,8%<br />
54,9%<br />
93,3%<br />
31,0%<br />
38,8%<br />
41,0%<br />
48,3%<br />
39,7%<br />
79,9%<br />
92,9%<br />
44,0%<br />
0,0%<br />
Maastricht-Kriterium: 60% BIP<br />
0,0%<br />
0% 50% 100% 150% 200%<br />
Bruttoverschuldung in Prozent des BIP<br />
Legende: rote Balken = Euro-Staaten , die Kriterium nicht <strong>ein</strong>halten; grüne Balken = Euro-Staaten,<br />
die Kriterium <strong>ein</strong>halten; blaue Balken = Nicht-Euro-Staaten<br />
Abbildung 3: Einhaltung des Maastricht-Kriteriums „60 Prozent des Brutto-Inlandsprodukts“,<br />
Stand: Dezember 2010 (Eigene Darstellung in Anlehnung an Eurostat)<br />
Abbildung 3 verdeutlicht, dass im Dezember des Jahres 2010 von den siebzehn<br />
Staaten, die den Euro als Währung <strong>ein</strong>geführt haben, lediglich fünf Staaten das<br />
Maastricht-Kriterium <strong>ein</strong>er Staatschuldenquote von maximal 60 Prozent <strong>ein</strong>hielten.<br />
Die Mehrzahl von zwölf Staaten verfehlte dieses Kriterium zum Teil sehr deutlich. 19<br />
19 Das - neben der Staatsschuldenquote als zweites Haushaltsstabilitäts-Kriterium definierte - Kriterium<br />
der jährlichen Nettoneuverschuldung von nicht mehr als 3% des Bruttoinlandsprodukts wurde<br />
lediglich von Estland (0,1 Prozent Überschuss), Schweden (k<strong>ein</strong>e Neuverschuldung), Luxem-
8 Kapitel 1: Einleitung<br />
Für die Bewertung der Staatsverschuldung ist auch <strong>ein</strong> Blick auf deren zeitliche<br />
Entwicklung von Interesse. Die Entwicklung der relativen Staatsverschuldung der<br />
EU-Staaten wird durch Abbildung 4 verdeutlicht: 20<br />
90%<br />
80%<br />
Entwicklung der Bruttoverschuldung der EU-Staaten<br />
in den Jahren 1999 bis 2010 (in Prozent des BIP)<br />
74,4%<br />
80,0%<br />
Bruttoverschuldung in Prozent des BIP<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
65,7%<br />
61,9% 61,0% 60,4%<br />
61,8% 62,2% 62,8% 61,5%<br />
59,0%<br />
62,3%<br />
10%<br />
0%<br />
1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010<br />
Abbildung 4: Entwicklung der Bruttoverschuldung der Staaten der Europäischen Union in den Jahren<br />
1999 bis 2010 in Prozent des BIP (Eigene Darstellung in Anlehnung an Eurostat)<br />
Abbildung 4 zeigt insbesondere <strong>ein</strong>en signifikanten Anstieg der relativen<br />
Staatsverschuldung im Zeitraum der Jahre 2008 bis 2010: Der Mittelwert der<br />
Staatsschuldenquoten der Jahre 1999 bis 2007 beläuft sich auf 61,81 Prozent<br />
gegenüber 80,0 Prozent im Jahr 2010. Dies bedeutet <strong>ein</strong>en Anstieg um rund<br />
18 Prozentpunkte bzw. um über 29 Prozent, der zu <strong>ein</strong>em großen Teil auf die<br />
Auswirkungen der im Jahr 2007 begonnenen Finanzkrise zurückzuführen ist. 21<br />
burg (1,7 Prozent Defizit), Finnland (2,5 Prozent Defizit) und Dänemark (2,7 Prozent Defizit) <strong>ein</strong>gehalten<br />
(vgl. Eurostat (2011d): Defizit/Überschuss, Schuldenstand des Staates und damit zusammenhängende<br />
Daten, [gov_dd_edpt1], letzte Aktualisierung: 28-11-2011, Unit: Prozent des<br />
BIP, Sector: Staat, INDIC_NA: Finanzierungssaldo des Staates im Rahmen des Verfahrens bei<br />
<strong>ein</strong>em übermässigen Defizit, unter: http://appsso.eurostat.ec.europa.eu/nui/<br />
show.do?dataset=gov_dd_edpt1&lang=de, Zugriff vom 2. Februar 2012). Damit erfüllen von den<br />
EU-Staaten, die den Euro als Währung <strong>ein</strong>geführt haben, lediglich Estland, Finnland und Luxemburg<br />
die Kriterien der Haushaltsstabilität.<br />
20 Eigene Darstellung in Anlehnung an Eurostat (2011b): Bruttoverschuldung des Staates in % des<br />
BIP und Mio. Euro, Prozent des BIP, Tabelle, Zeitraum: 1999 bis 2010, unter:<br />
http://epp.eurostat.ec.europa.eu/tgm/table.do?tab=table&plugin=1&language=de&pcode=t<strong>ein</strong>a22<br />
5, Zugriff vom 2. Februar 2012.<br />
21 Vgl. auch Eurostat (2011a), Anhang 2, S. 13f. zu den Auswirkungen der Finanzkrise, unter:<br />
http://epp.eurostat.ec.europa.eu/cache/ITY_PUBLIC/2-26042011-AP/DE/2-26042011-AP-<br />
DE.PDF, Zugriff vom 2. Februar 2012.
Kapitel 1: Einleitung 9<br />
Beispielsweise stieg in der Bundesrepublik Deutschland trotz rückläufiger Zinssätze<br />
die Staatsschuldenquote deutlich und unerwartet schnell an: 22 Der von der Bundesregierung<br />
im Januar 2010 bis zum Jahr 2013 prognostizierte Anstieg der Staatsschuldenquote<br />
von 73 Prozent auf über 80 Prozent 23 des Brutto-Inlandprodukts erfolgte<br />
entgegen dieser Prognose bereits bis zum Ende des Jahres 2010: 24<br />
90%<br />
Entwicklung der Staatsschuldenquote der Bundesrepublik<br />
Deutschland in den Jahren von 1950 bis 2010 (in Prozent des BIP)<br />
83%<br />
Staatsschuldenquote (in Prozent des BIP)<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
21% 22%<br />
17% 18%<br />
17%<br />
23%<br />
30%<br />
39%<br />
41%<br />
55%<br />
59%<br />
68%<br />
R² = 0,8483<br />
0%<br />
1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010<br />
Abbildung 5: Entwicklung der Staatsschuldenquote in der Bundesrepublik Deutschland in den Jahren<br />
von 1950 bis 2010 in Prozent des BIP (Eigene Darstellung in Anlehnung an Deutsche<br />
Bundesbank und an Eurostat)<br />
Legt man <strong>ein</strong>e lineare Trendgerade zugrunde, so lässt sich für die Bundesrepublik<br />
Deutschland für den Zeitraum der Jahre von 1950 bis 2010 <strong>ein</strong>e durchschnittliche<br />
jährliche Steigung der Staatsschuldenquote von rund 1,04 Prozentpunkte des Brutto-Inlandsprodukts<br />
bei <strong>ein</strong>em Bestimmtheitsmaß von 0,8483 ermitteln. 25<br />
Der Anteil der Zinsausgaben an den gesamten Haushaltsausgaben des Bundes<br />
(inklusiver Sondervermögen) belief sich in Deutschland im Jahr 2009 auf rund<br />
22 Vgl. Deutsche Bundesbank (2010), S. 15f.; vgl. auch Budäus (2007), S. 4f.<br />
23 Vgl. Deutsche Bundesbank (2010), S. 22.<br />
24 Eigene Darstellung in Anlehnung an Deutsche Bundesbank (2010b), S. 20ff., an Eurostat<br />
(2011b): Bruttoverschuldung des Staates in % des BIP und Mio. Euro, Prozent des BIP, Tabelle,<br />
unter:<br />
http://epp.eurostat.ec.europa.eu/tgm/table.do?tab=table&plugin=1&language=de&pcode=t<strong>ein</strong>a22<br />
5, Zugriff vom 29. September 2011, sowie an Eurostat (2011a): Bereitstellung der Daten zu Defizit<br />
und Verschuldung 2010 - erste Meldung Öffentliches Defizit im Euroraum und in der EU27 bei<br />
6,0% bzw. 6,4% des BIP - Öffentlicher Schuldenstand bei 85,1% und 80,0%, Pressemitteilung<br />
Euroindikatoren Nr. 60/2011 vom 26. April 2011, unter: http://www.edsdestatis.de/de/press/download/2011/04/060-2011-04-26.pdf,<br />
Zugriff vom 2. Februar 2012, S. 4.<br />
25 Das hohe Bestimmtheitsmaß verdeutlicht als Quotient aus der erklärten Streuung und der Gesamtstreuung<br />
die Erklärungsqualität der gewählten linearen Funktion (vgl. Fahrmeir / Künstler /<br />
Pigeot / Tutz (2003), S. 157f.; vgl. auch Bleymüller (1996), S. 144f.).
10 Kapitel 1: Einleitung<br />
8,5 Prozent. 26 Der deutliche Anstieg der Schulden führte in den letzten Jahren zu<br />
k<strong>ein</strong>en höheren Zinsausgaben der öffentlichen Haushalte, da dieser durch die rückläufigen<br />
Zinssätze überkompensiert wurde. 27 Sollte das - nach Ansicht der Deutschen<br />
Bundesbank derzeit sehr niedrige - Zinsniveau deutlich steigen, wäre <strong>ein</strong><br />
weiterer starker Schuldenzuwachs „relativ schnell mit Haushaltsbelastungen in Milliardenhöhe<br />
verbunden, die den ohnehin erheblichen Konsolidierungsbedarf noch<br />
vergrößern würden“ 28 .<br />
Die absolute und relative Höhe der Staatsschulden, deren Entwicklung und insbesondere<br />
die Zinsausgabenquote verdeutlichen die Notwendigkeit <strong>ein</strong>es wirtschaftlichen<br />
Managements der öffentlichen Verschuldung - auch im Hinblick auf die Erhaltung<br />
des zukünftigen Handlungsspielraums. 29 Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund<br />
der Einführung von staatlichen Schuldenbremsen und deren möglichen<br />
zukünftigen Implikationen. 30<br />
Ausgehend von der Grundprämisse des New Public Management von SCHED-<br />
LER / PROELLER, wonach rationales Management möglich ist 31 , stellt sich für das<br />
staatliche Schuldenmanagement die Frage, welche Erfahrungen der Privatwirtschaft<br />
erfolgsversprechend auf die öffentliche Verwaltung übertragbar sind.<br />
Die Betriebswirtschaftslehre definiert als Aufgabe des Finanzmanagements die<br />
„zielgerichtete, situationsgemäße Planung, Steuerung und Kontrolle aller betrieblichen<br />
Zahlungsströme“ 32 . Gegenstand des Finanzmanagements sind demzufolge<br />
alle betrieblichen Finanz- und Investitionsentscheidungen. 33 Für das rationale Management<br />
dieser Aufgaben werden in der Betriebswirtschaftlehre hinsichtlich der<br />
Beurteilung der Wirtschaftlichkeit der Fremdfinanzierung, auch Kreditfinanzierung<br />
genannt, unterschiedliche Beurteilungskriterien wie die Kosten, die Laufzeiten oder<br />
26 Vgl. Deutsche Bundesbank (2010), S. 26f.<br />
27 Vgl. Deutsche Bundesbank (2010), S. 15.<br />
28 Deutsche Bundesbank (2010), S. 15.<br />
29 Vgl. auch Freye (2009), S. 14ff. und 29ff.; vgl. auch Haniotis (1999), S. 4.<br />
30 Vgl. auch Handelsblatt (2011): Bundesrat - Schuldenbremse kommt ins Grundgesetz, Artikel vom<br />
12. Juni 2009, unter: http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/schuldenbremse-kommtins-grundgesetz/3196604.html,<br />
Zugriff vom 28. März 2011.<br />
31 Eine Grundprämisse des New Public Management lautet nach SCHEDLER / PROELLER „Rationales<br />
Management ist möglich“. Diese Prämisse b<strong>ein</strong>haltet die Aussage, dass die Verwaltung als<br />
komplexes soziales System „nach ähnlichen Mustern funktioniert wie andere Organisationen“ und<br />
deshalb „auch in der Verwaltung <strong>ein</strong> nach betriebswirtschaftlicher Rationalität funktionierendes<br />
Management möglich s<strong>ein</strong> muss“ (Schedler / Proeller (2003), S. 44). Hieraus schließen SCHED-<br />
LER / PROELLER, dass sich Erfahrungen der Privatwirtschaft - zumindest teilweise - auch auf<br />
die öffentliche Verwaltung übertragen lassen und durch das New Public Management „für die<br />
Verwaltung adaptiert“ werden (Schedler / Proeller (2003), S. 45).<br />
32 Gabler Wirtschaftslexikon (o.J.), Stichwort: Finanzmanagement, unter: http://wirtschaftslexikon.<br />
gabler.de/Definition/finanzmanagement.html, Zugriff vom 22. Januar 2012.<br />
33 Vgl. Gabler Wirtschaftslexikon (o.J.), Stichwort: Finanzmanagement, unter: http://wirtschafts<br />
lexikon.gabler.de/Definition/finanzmanagement.html, Zugriff vom 22. Januar 2012.
Kapitel 1: Einleitung 11<br />
die Sicherheiten definiert. 34 SCHIERENBECK / LISTER definieren als Stellschrauben<br />
<strong>ein</strong>es wertorientierten Managements bzw. des von ihnen definierten Value<br />
Controllings die beiden Parameter „Rentabilität“ und „Risiko“. 35<br />
Für den Public Sector legen Weltbank und Internationaler Währungsfonds die Zielsetzungen<br />
des Public Debt Managements als „strategy for managing the government’s<br />
debt in order to raise the required amount of funding, achieve its risk and<br />
cost objectives (W)” 36 fest. Danach strebt das staatliche Schuldenmanagement <strong>ein</strong><br />
Kosten-Risiko-Optimum an. 37<br />
Zentraler Ansatzpunkt für die Wirtschaftlichkeit des staatlichen Schuldenmanagements<br />
ist die Gestaltung des Schuldenportfolios im Hinblick auf die daraus resultierenden<br />
Kosten und Risiken. 38 Als Beispiel für <strong>ein</strong> staatliches Schuldenportfolio wird<br />
das Schuldenportfolio der Bundesrepublik Deutschland zum 31. Dezember 2010<br />
herangezogen: 39<br />
Struktur des Schuldenportfolios der Bundesrepublik Deutschland<br />
(Stand: 31. Dezember 2010)<br />
1%<br />
17%<br />
12%<br />
3%<br />
0% 0% 1% 0%<br />
0%<br />
8%<br />
58%<br />
Bundesanleihen<br />
Inflationsindexierte Bundeswertpapiere<br />
Bundesobligationen<br />
Bundesschatzbriefe<br />
Bundesschatzanweisungen<br />
Unverzinsliche Schatzanweisungen<br />
Finanzierungsschätze<br />
Tagesanleihe<br />
Schuldsch<strong>ein</strong>darlehen<br />
Medium-Term-Notes der Treuhandanstalt<br />
sonstige unterjährige Kreditaufnahme<br />
Abbildung 6: Zusammensetzung des Schuldenportfolios der Bundesrepublik Deutschland zum<br />
31. Dezember 2010 (ohne Ausgleichsforderungen, Sonstige Schulden und Eigenbestände;<br />
eigene Darstellung in Anlehnung an Bundesministerium der Finanzen)<br />
34 Vgl. Busse (2003), S.404ff.<br />
35 Schierenbeck / Lister (2002), S. 115ff.<br />
36 International Monetary Fund / World Bank (2001), S. 1, unter: http://treasury.<br />
worldbank.org/bdm/pdf/PDM_Guidelines_2001_english.pdf, Zugriff vom 2. Februar 2012.<br />
37 Vgl. International Monetary Funds / World Bank (2001), S. 1, unter: http://treasury.<br />
worldbank.org/bdm/pdf/PDM_Guidelines_2001_english.pdf, Zugriff vom 2. Februar 2012. Gegenstand<br />
des Public Debt Managements ist danach nicht die Festlegung der absoluten Schuldenhöhe,<br />
sondern die Strukturierung des - exogen vorgegebenen - Finanzierungsvolumens (vgl.<br />
auch Pampel (1993), S. 10f.).<br />
38 Vgl. auch Currie / Dethier / Togo (2003), S. 27.<br />
39 Vgl. Bundesministerium der Finanzen (2011c), S. 17.
12 Kapitel 1: Einleitung<br />
Abbildung 6 veranschaulicht, dass die Bundesanleihen mit <strong>ein</strong>em Anteil von<br />
58 Prozent den überwiegenden Anteil der Finanzinstrumente darstellen. Demgegenüber<br />
beläuft sich der Umfang der Schuldsch<strong>ein</strong>darlehen lediglich auf rund<br />
1 Prozent.<br />
Zieht man als weiteres Beispiel das Portfolio der Finanzschulden der Bundesrepublik<br />
Österreich zum 31. Dezember 2010 heran, so zeigt sich die folgende Verteilung<br />
der Finanzinstrumente: 40<br />
Struktur des Schuldenportfolios der Bundesrepublik Österreich<br />
(Stand: 31. Dezember 2010)<br />
0% 2% 0%<br />
1% 3% 1% 7%<br />
Anleihen<br />
Bundesobligationen<br />
Bundesschatzsch<strong>ein</strong>e<br />
Versicherungsdarlehen<br />
Bankendarlehen<br />
86%<br />
Sonstige Kredite<br />
Fremdwährungsanleihen<br />
Abbildung 7: Zusammensetzung des Schuldenportfolios der Bundesrepublik Österreich zum<br />
31. Dezember 2010 (Eigene Darstellung in Anlehnung an Österreichische Bundesfinanzagentur<br />
Ges.m.b.H.)<br />
Abbildung 7 verdeutlicht, dass in der Bundesrepublik Österreich die Anleihen in Euro<br />
<strong>ein</strong>en prozentualen Anteil von 86 Prozent <strong>ein</strong>nehmen. Beim Vergleich der Schuldenportfolien<br />
zwischen Deutschland und Österreich zeigt sich - neben diesem höheren<br />
Anteil der Anleihen in Österreich - insbesondere das breitere Spektrum an<br />
<strong>ein</strong>gesetzten Finanzinstrumenten in Deutschland. Beispielsweise nehmen die in<br />
Österreich nicht <strong>ein</strong>gesetzten inflationsindexierten Bundesanleihen sowie die unverzinslichen<br />
Schatzanweisungen zusammen <strong>ein</strong>en Anteil von 11 Prozent des<br />
deutschen Schuldenportfolios <strong>ein</strong>.<br />
Die Zusammensetzung der Schuldenportfolien bestimmt die mit der Fremdfinanzierung<br />
<strong>ein</strong>hergehenden Kosten und Risiken (vgl. Abschnitt 2.2.2 und Abschnitt 2.2.3).<br />
40 Vgl. Österreichische Nationalbank (2011): Finanzschuld des Bundes, unter:<br />
http://www.oenb.at/isaweb/report.do;jsessionid=35A4E3B338CEEFADEE7F1C78C4A66071?rep<br />
ort=7.21, Zugriff vom 2. Februar 2012.
Kapitel 1: Einleitung 13<br />
So beliefen sich beispielsweise im Jahr 2010 - bei <strong>ein</strong>er Netto-Gesamtverschuldung<br />
der Bundesrepublik Deutschland von rund 1.065 Mrd. Euro - all<strong>ein</strong> die Zinszahlungen<br />
aus den <strong>ein</strong>zelnen Schuldeninstrumenten auf rund 38,4 Mrd. Euro. 41 Die Tilgungsleistungen<br />
summierten sich im Jahr 2010 auf rund 274,4 Mrd. Euro. 42 Die<br />
Zinszahlungen der Bundesrepublik Österreich beliefen sich - bei <strong>ein</strong>er Gesamtverschuldung<br />
von rund 178 Mrd. Euro zum 31. Dezember 2010 - im Jahr 2010 auf rund<br />
8 Mrd. Euro; der Netto-Tilgungsaufwand betrug im gleichen Zeitraum rund 21 Mrd.<br />
Euro. 43 Beim Vergleich der normierten Zins<strong>kosten</strong>, d.h. der jährlichen Zins<strong>kosten</strong><br />
bezogen auf die Gesamtschulden, ergeben sich durchschnittliche Zinssätze für die<br />
Bundesrepublik Deutschland von rund 3,34 Prozentpunkten und für die Bundesrepublik<br />
Österreich von 4,49 Prozentpunkten:<br />
normierte Zins<strong>kosten</strong> (in Prozentpunkten)<br />
4,5<br />
4,0<br />
3,5<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
0,0<br />
Vergleich der normierten Zins<strong>kosten</strong><br />
(in Prozentpunkten)<br />
3,34<br />
Bundesrepublik Deutschland<br />
4,49<br />
Bundesrepublik Österreich<br />
Abbildung 8: Vergleich der normierten Zins<strong>kosten</strong> im Jahr 2010 (in Prozentpunkten)<br />
Im Ergebnis zahlte die Bundesrepublik Österreich durchschnittlich <strong>ein</strong>en um<br />
1,15 Prozentpunkte höheren Zinssatz für die staatlichen Schulden als die Bundesrepublik<br />
Deutschland. Zu den in den Schuldenportfolien enthaltenen Risiken veröf-<br />
41 Vgl. Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur GmbH (2011f), S. 1 unter: http://www.deutschefinanzagentur.de/fileadmin/Material_Deutsche_Finanzagentur/PDF/Schuldenstand/Schuldenstand_Quartal/2<br />
010-12-31.pdf, Zugriff vom 2. Februar 2012, sowie Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur<br />
GmbH (2011h), S. 1, unter: http://www.deutsche-finanzagentur.de/fileadmin/Material_<br />
Deutsche_Finanzagentur/PDF/Tilgungen_und_Zinszahlungen/2010/zinsen_12_dt.pdf,<br />
Zugriff vom 2. Februar 2012.<br />
42 Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur GmbH (2011i), S. 1, unter: http://www.deutschefinanzagentur.de/fileadmin/Material_Deutsche_Finanzagentur/PDF/<br />
Tilgungen_und_Zinszahlungen/2010/tilgungen_12_dt.pdf, Zugriff vom 2. Februar 2012.<br />
43 Vgl. Bundesministerium der Finanzen (2011b), Öffentliche Schulden, Tabelle 2: Nicht-ber<strong>ein</strong>igte<br />
Finanzschulden des Bundes in Mio., S. 19, unter: http://www.bmf.gv.at/BUDGET/<br />
budgets/2011/Beilagen/Oeffentliche_Schulden.pdf, Zugriff vom 20. Oktober 2011.
14 Kapitel 1: Einleitung<br />
fentlichen beide Länder k<strong>ein</strong>e detaillierten Informationen. 44 Im Rahmen dieser Forschungsarbeit<br />
werden insbesondere <strong>ein</strong>e Analyse der in den Schuldenportfolien<br />
enthaltenen Risiken und <strong>ein</strong>e Bewertung der Portfolien unter Kosten-Risiko-<br />
Aspekten vorgenommen.<br />
Neben der unterschiedlichen Struktur der Schuldenportfolien ist das Public Debt<br />
Management 45 in den <strong>ein</strong>zelnen Ländern auch durch divergierende Organisationsmodelle<br />
gekennzeichnet:<br />
Privatwirtschaft<br />
Staatsverwaltung<br />
Ministerium<br />
Zentralbank<br />
DMO<br />
I<br />
DMO<br />
IV<br />
DMO<br />
III<br />
DMO<br />
II<br />
Legende: DMO = Debt Management-Organisations<strong>ein</strong>heit<br />
I = DMO im Ministerium, II = DMO als dem Ministerium nachgeordnete Behörde,<br />
III = DMO als eigenständige Gesellschaft in privater Rechtsform,<br />
IV = DMO in der nationalen Zentralbank<br />
Abbildung 9: Mögliche Organisationsmodelle des Public Debt Managements<br />
Neben den im Regelfall im Ministerium 46 wahrgenommenen strategischen Public<br />
Debt Management-Aufgaben lassen sich hinsichtlich der operativen Public Debt<br />
44 Vgl. beispielsweise Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur GmbH (2012): Informationsmaterial,<br />
unter: http://www.deutsche-finanzagentur.de/finanzagentur/informationsmaterial/, Zugriff vom<br />
30. Januar 2012, sowie Österreichische Bundesfinanzierungsagentur Ges.m.b.H. (2012): Finanzschulden<br />
des Bundes, unter: http://www.oebfa.at/de/budgetschulden/seiten/finanzschulden.aspx,<br />
Zugriff vom 30. Januar 2012.<br />
45 Im Rahmen dieser Forschungsarbeit werden die Begriffe Public Debt Management, (staatliches)<br />
Debt Management und staatliches Schuldenmanagement synonym verwendet.<br />
46 Das strategische Management wird in den <strong>ein</strong>zelnen Ländern teilweise im Finanz- bzw. Wirtschaftsministerium<br />
und teilweise im Treasury wahrgenommen. Aus Ver<strong>ein</strong>fachungsgründen wird<br />
im Rahmen dieser Forschungsarbeit für den Aufgabenträger des strategischen Managements<br />
<strong>ein</strong>heitlich die Bezeichnung „Ministerium“ verwendet.
Kapitel 1: Einleitung 15<br />
Management-Aufgaben unter organisatorischen und inhaltlichen Kriterien insbesondere<br />
die Wahrnehmung<br />
I. durch <strong>ein</strong>e Debt Management-Organisations<strong>ein</strong>heit (DMO) im Ministerium 47 ,<br />
II.<br />
III.<br />
IV.<br />
durch <strong>ein</strong>e DMO in Form <strong>ein</strong>er eigenständigen, dem Ministerium nachgeordneten<br />
Behörde,<br />
durch <strong>ein</strong>e DMO in Form <strong>ein</strong>er eigenständigen Gesellschaft in privater<br />
Rechtsform in staatlichem Eigentum (vgl. Kapitel 4.2) sowie<br />
durch <strong>ein</strong>e DMO in der nationalen Zentralbank<br />
unterscheiden.<br />
Die Wahl der Debt Management-Organisationstruktur hängt - in Anlehnung an die<br />
Erkenntnisse von CURRIE / DETHIER / TOGO - insbesondere von spezifischen<br />
nationalen Rahmenbedingungen (z.B. von der Größe des inländischen Finanzmarkts<br />
oder der Trennung von Geldpolitik und Debt Management) ab. 48<br />
1.2 Fragestellung<br />
Die aufgezeigte Dimension der Staatsverschuldung und deren Entwicklung sowie<br />
die damit verbundenen Kosten und Risiken verdeutlichen die Notwendigkeit <strong>ein</strong>es<br />
wirtschaftlichen Public Debt Managements. Ziel muss es s<strong>ein</strong>, diese Wirtschaftlichkeit<br />
zu erhöhen und damit zukünftige staatliche Handlungsspielräume zu erhalten<br />
bzw. zu schaffen. 49 Vor dem Hintergrund der beispielhaft dargestellten Unterschiede<br />
hinsichtlich der Struktur der Schuldenportfolien <strong>ein</strong>erseits und den unterschiedlichen<br />
Finanzierungs<strong>kosten</strong> der Organisationsmodelle andererseits lässt sich als<br />
Fragestellung dieser Arbeit formulieren:<br />
„Lassen sich strategische <strong>Erfolgsfaktoren</strong> - im Sinne von vorteilhaften organisatorischen<br />
und inhaltlichen Parametern - für <strong>ein</strong> <strong>kosten</strong>-<strong>risiko</strong>-<strong>optimales</strong> Public Debt Management<br />
50 identifizieren?“<br />
47 Das operative Debt Management ist in <strong>ein</strong>zelnen Ländern teilweise dem Finanz- bzw. Wirtschaftsministerium<br />
und teilweise der den Ministerien nachgeordneten Treasury zugeordnet. Aus<br />
Ver<strong>ein</strong>fachungsgründen wird im Folgenden <strong>ein</strong>heitlich die Bezeichnung „Ministerium“ verwendet.<br />
48 Vgl. Currie / Dethier / Togo (2003), S. 27f.<br />
49 Vgl. auch Kampmann (1995), S. 48, zitiert nach: Hoff (2007), S.27.<br />
50 Die Forschungsarbeit basiert auf der Definition der Ziele des Public Debt Management durch den<br />
Internationalen Währungsfonds und die Weltbank: “The main objective of public debt management<br />
is to ensure that the government’s financing needs and its payment obligations are met at<br />
the lowest possible cost over the medium to long run, consistent with a prudent degree of risk.”<br />
(International Monetary Fund / World Bank (2001), S. 6 und S. 2; vgl. auch Carracedo / Dattels<br />
(1997), S. 104, zitiert nach: Birkholz (2008), S. 47, Wiese (2000), S. 54, Birkholz (2008), S. 47<br />
sowie Pampel (1993), S. 13.).
16 Kapitel 1: Einleitung<br />
zu erklärende Faktoren:<br />
Kosten und Risiko des<br />
Schuldenportfolios<br />
erklärende Faktoren:<br />
Organisation und Inhalte des<br />
Public Debt Managements<br />
Abbildung 10: Zusammenhang zwischen den zu erklärenden und den erklärenden Faktoren des Public<br />
Debt Managements<br />
Aus der Fragestellung der Arbeit lassen sich die beiden folgenden Teilfragen ableiten:<br />
1. Ergeben sich aus organisatorischen Parametern 51 des staatlichen Schuldenmanagements<br />
messbare Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit des Public<br />
Debt Managements?<br />
2. Resultieren aus inhaltlichen Parametern 52 des staatlichen Schuldenmanagements<br />
messbare Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit des Public Debt Managements?<br />
Die Beantwortung der Fragestellung und der abgeleiteten Teilfragen - mit Hilfe <strong>ein</strong>es<br />
zu entwickelnden, spezifischen Analysemodells - stellt das Forschungsziel dieser<br />
Arbeit dar. Dabei sind insbesondere die Zusammenhänge zwischen der Wirtschaftlichkeit<br />
(Kriterien: Kosten und Risiken) des Public Debt Managements als der<br />
zu erklärenden Variablen und den organisatorischen bzw. inhaltlichen Parametern<br />
des Public Debt Managements als den erklärenden Variablen zu untersuchen. 53<br />
Ausgehend von der Fragestellung und den abgeleiteten Teilfragen lassen sich - vor<br />
dem Hintergrund der beabsichtigten vergleichenden Vorgehensweise (vgl. Kapitel<br />
1.3) - die folgenden Teilziele dieser Arbeit definieren:<br />
1. Entwicklung <strong>ein</strong>es Analysemaßstabes für die Wirtschaftlichkeit des Public Debt<br />
Managements, der <strong>ein</strong>e vergleichende Betrachtung unterschiedlicher Modelle<br />
ermöglicht.<br />
Hierzu ist es notwendig, die Ziele des staatlichen Debt Managements zu analysieren<br />
und Möglichkeiten zur Kontrolle der Zielerreichung bzw. der Wirkungskontrolle<br />
zu entwickeln. Zugleich sind Kriterien zur Analyse des Outputs des<br />
Public Debt Managements und zur vollständigen Erfassung des Inputs zu ent-<br />
51 Organisatorische Parameter des Public Debt Managements sind insbesondere der Grad der Eingliederung<br />
des operativen Debt Managements in die Staatsverwaltung, die gewählte Auf- und Ablauforganisation<br />
sowie der Personal- und Informationstechnik-Einsatz.<br />
52 Die inhaltlichen Parameter des operativen Debt Managements umfassen insbesondere den Einsatz<br />
möglicher Finanzinstrumente, Marktforschung und –prognose sowie das Finanzcontrolling.<br />
53 Vgl. zu Zusammenhängen zwischen organisatorischen bzw. inhaltlichen Rahmenbedingungen<br />
des Public Debt Managements und dessen Wirtschaftlichkeit auch Bundesverband deutscher<br />
Banken (2000), S. 5.
Kapitel 1: Einleitung 17<br />
wickeln. Die Wirtschaftlichkeit des Public Debt Managements soll unter Kostenund<br />
Risikoaspekten analysiert werden.<br />
2. Definition unterschiedlicher idealtypischer Public Debt Management-Modelle<br />
Hierzu sind - ausgehend von den real existierenden Organisationsformen - unterschiedliche<br />
Modelle zu definieren, die sich unter<strong>ein</strong>ander durch die Ausgestaltung<br />
der organisatorischen bzw. inhaltlichen Rahmenbedingungen unterscheiden.<br />
3. Auswahl geeigneter Untersuchungsobjekte<br />
Es sollen geeignete Untersuchungsobjekte identifiziert werden, die mindestens<br />
die folgenden drei Anforderungen erfüllen:<br />
a) zu jedem definierten idealtypischen Organisationsmodell wird mindestens<br />
<strong>ein</strong> Untersuchungsobjekt ausgewählt,<br />
b) die vorhandenen Daten sind zur Analyse der Wirtschaftlichkeit geeignet,<br />
c) die vorhandenen Daten sind zugänglich, d.h. die Körperschaft ist kooperativ.<br />
4. Identifikation von strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
Die strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> für <strong>ein</strong> <strong>kosten</strong>-<strong>risiko</strong>-<strong>optimales</strong> Public Debt<br />
Management sollen mit Hilfe <strong>ein</strong>es Benchmarkings unter Einschluss <strong>ein</strong>er wissenschaftlichen<br />
Ursachenanalyse bestimmt werden. Hierzu sollen Unterschiede<br />
zwischen den Untersuchungsobjekten deskriptiv analysiert und hierauf aufbauend<br />
mögliche Zusammenhänge zwischen organisatorischen bzw. inhaltlichen<br />
Parametern und der Wirtschaftlichkeit des Public Debt Managements untersucht<br />
werden. Soweit solche Zusammenhänge bestehen, sind die jeweiligen<br />
<strong>Erfolgsfaktoren</strong> zu identifizieren.<br />
zu erklärende Faktoren:<br />
Kosten und Risiko des<br />
Schuldenportfolios<br />
=<br />
Kriterien für wirtschaftliches<br />
Public Debt Management<br />
erklärende Faktoren:<br />
Organisation und Inhalte<br />
des Public Debt<br />
Managements<br />
=<br />
<strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
des Public Debt<br />
Managements<br />
Abbildung 11: Zusammenhang zwischen den Kriterien für <strong>ein</strong> wirtschaftliches Public Debt Management<br />
und den strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> des Public Debt Managements
18 Kapitel 1: Einleitung<br />
5. Generierung von Gestaltungsempfehlungen für <strong>ein</strong> <strong>kosten</strong>-<strong>risiko</strong>-<strong>optimales</strong> Public<br />
Debt Management<br />
Ausgehend von den festgestellten strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> des Public<br />
Debt Managements sollen allgem<strong>ein</strong> gültige Aussagen zu den organisatorischen<br />
und inhaltlichen Parametern für <strong>ein</strong> <strong>kosten</strong>-<strong>risiko</strong>-<strong>optimales</strong> Public Debt<br />
Management abgeleitet werden. 54<br />
Die Arbeit zielt darauf ab, anhand <strong>ein</strong>es zu entwickelnden, spezifischen Analysemodells<br />
neue Erkenntnisse über die strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> des Public Debt<br />
Managements zu gewinnen. Dabei sollen eventuell bestehende Zusammenhänge<br />
zwischen organisatorischen und inhaltlichen Parametern und deren Wirkung auf die<br />
Wirtschaftlichkeit identifiziert werden.<br />
Falls es gelingt, derartige Zusammenhänge signifikant nachzuweisen,<br />
• könnten im Sinne <strong>ein</strong>es Best-Practice-Vergleichs diejenigen Rahmenbedingungen<br />
aufgezeigt werden, die <strong>ein</strong>e Maximierung der Wirtschaftlichkeit des Public<br />
Debt Managements ermöglichen,<br />
• ließen sich die existierenden Risiken analysieren und somit - neben den Ausgaben<br />
bzw. Kosten des Public Debt Managements - <strong>ein</strong>e weitere Informationsbasis<br />
für zukünftige Managemententscheidungen schaffen,<br />
• wäre <strong>ein</strong>e weitergehende Minimierung der Kosten und Risiken des Public Debt<br />
Managements (beispielsweise durch die Auswahl <strong>ein</strong>er spezifischen Organisationsform<br />
bzw. durch den Einsatz bestimmter Finanzinstrumente) möglich,<br />
• könnten eventuell weitere - bisher nachrangig behandelte - Kosten- oder Risikoarten<br />
in den Fokus der strategischen und operativen Steuerung des nationalen<br />
Public Debt Managements rücken und gegebenenfalls bestehende Steuerungs-<br />
bzw. Überwachungsdefizite reduziert oder beseitigt werden,<br />
• könnten organisatorisch und inhaltlich optimierte Public Debt Management-<br />
Systeme zukünftig besser auf Umweltstörungen, insbesondere Schwankungen<br />
der Finanzmärkte, reagieren. 55<br />
Anknüpfend an die Erkenntnisse von SEILZ 56 , CURRIE / DETHIER / TOGO 57 und<br />
KUTSCHERA 58 (vgl. Abschnitt 1.3) sind insbesondere auch die - infolge der gestei-<br />
54 WIESE vertritt hingegen - auf Grundlage s<strong>ein</strong>er Untersuchung der Länder Deutschland, Italien<br />
und Groß-Britannien - die Auffassung, dass infolge unterschiedlicher ökonomischer Rahmenbedingungen<br />
sowie spezifischer, historisch entstandener Schuldenstrukturen „k<strong>ein</strong>e allgem<strong>ein</strong>gültigen<br />
Strategieempfehlungen für die Schuldenstrukturpolitik“ formulierbar sind (vgl. Wiese (2000),<br />
S. 272).<br />
55 Vgl. auch Luhmann (2002), S. 44ff.; vgl. auch Wiese (2000), S. 254.<br />
56 Vgl. Seilz (1990), S. 182ff.<br />
57 Vgl. Currie / Dethier / Togo (2003), S. 1ff.
Kapitel 1: Einleitung 19<br />
gerten Eigenständigkeit und Professionalisierung des operativen Public Debt Managements<br />
59 - veränderten Anforderungen an die strategische Steuerung und<br />
Überwachung durch das Ministerium zu untersuchen. In diesem Zusammenhang ist<br />
von besonderem Interesse, ob die - überwiegend aus Kostenaspekten - vorgenommene<br />
Modernisierung bzw. Stärkung der Autonomie und Vergrößerung der<br />
Handlungsspielräume des operativen Public Debt Managements durch <strong>ein</strong>e verstärkte<br />
strategische Steuerung und Überwachung kompensiert wird und somit Fehlentwicklungen,<br />
insbesondere aus der verstärkten Principal-Agent-Problematik, entgegengewirkt<br />
wird. 60<br />
Insgesamt könnte diese Forschungsarbeit <strong>ein</strong>en Beitrag für die weitere Optimierung<br />
des staatlichen Schuldenmanagements und zur weiteren Konsolidierung der<br />
Staatshaushalte leisten: Je geringer die Kosten und Risiken der Fremdfinanzierung<br />
der Staatsaufgaben sind, desto geringer ist das notwendige Haushaltsvolumen bzw.<br />
desto mehr Mittel stehen für die Erfüllung dieser Aufgaben zur Verfügung. 61 Wenn<br />
es beispielsweise der Bundesrepublik Deutschland gelänge, die jährliche Neuverschuldung<br />
um 0,5 Prozent (500 Basispunkte) zu senken, würde der Bundeshaushalt<br />
um rund 220 Millionen Euro entlastet. 62 Insbesondere vor dem Hintergrund der<br />
Einführung der sog. Schuldenbremse in Deutschland 63 wird die Unabdingbarkeit der<br />
systematischen Analyse und Optimierung des Staatshaushalts augensch<strong>ein</strong>lich. 64<br />
Ein wirtschaftliches Public Debt Management leistet <strong>ein</strong>en wichtigen Beitrag zur<br />
Erfüllung der staatlichen Zielsetzungen und Aufgaben sowie zum Erhalt der zukünftigen<br />
staatlichen Handlungsfähigkeit 65 - vor allem unter den zukünftigen Implikationen<br />
<strong>ein</strong>er staatlichen Schuldenbremse.<br />
58 Vgl. Kutschera (2003), S. 192ff.<br />
59 Vgl. Rehm / Tholen (2005), S. 316.<br />
60 Vgl. Currie / Dethier / Togo (2003), S. 29ff. zur Principal-Agent-Problematik; vgl. zu der Gegenläufigkeit<br />
von Delegation und Controlling-unterstützter Steuerung und Überwachung auch Eibelshäuser<br />
/ Nowak (2007), Kommentierung zu § 7 BHO (Teil 2), Randnummer 24ff. sowie Schäfer /<br />
Krömmelb<strong>ein</strong> / Sieg (2010), S. 43.<br />
61 Vgl. auch Schlesinger / Weber / Ziebarth (1993), S. 22.<br />
62 Die Schätzung basiert auf den Daten des Bundesministeriums der Finanzen zur Kreditaufnahme<br />
des Bundes (vgl. Bundesministerium der Finanzen (2011c), S. 13); vgl. auch Wiese (2000),<br />
S. 258.<br />
63 Vgl. auch Handelsblatt (2011): Bundesrat - Schuldenbremse kommt in Grundgesetz, unter:<br />
http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/schuldenbremse-kommt-insgrundgesetz/3196604.html,<br />
Zugriff vom 28. März 2011.<br />
64 Vgl. auch St<strong>ein</strong>er (2010), S. 5ff. sowie Freye (2009), S. 29ff.<br />
65 Vgl. auch Kampmann (1995), S. 48, zitiert nach: Hoff (2007), S. 27.
20 Kapitel 1: Einleitung<br />
Exkurs: Staatliches Schuldenmanagement und Finanzwirtschaftskrise<br />
Aktualität und Relevanz des gewählten Forschungsthemas zeigten sich während<br />
der Erstellung dieser Dissertation in unerwarteter Deutlichkeit: Parallel zum Beginn<br />
dieser Forschungsarbeit im Sommer des Jahres 2007 entwickelte sich <strong>ein</strong>e globale<br />
Finanzwirtschaftskrise, die <strong>ein</strong>e weltweite Wirtschaftskrise nach sich zog. Deren<br />
Auswirkungen dauern - insbesondere in der Form der europäischen Staatsschuldenkrisen<br />
- bis zum heutigen Zeitpunkt an. 66<br />
Ursächlich für die Finanzkrise war insbesondere die Geldpolitik der US-Notenbank,<br />
die nach dem sogenannten Platzen der New-Economy-Blase zu Beginn des Jahrtausends<br />
und nach den Anschlägen auf das World Trade Center am 11. Septembers<br />
2001 zur Stärkung der Wirtschaft die Geldmarktzinsen auf 1 % senkte und<br />
sehr lange auf diesem Niveau hielt. 67 Dies führte insbesondere zu <strong>ein</strong>em starken<br />
Anstieg der Immobilienpreise. 68 Zugleich stiegen - parallel zur Staatsverschuldungsquote<br />
- auch die Gesamtverschuldung der privaten Haushalte sowie die Inflationsrate.<br />
69 Die US-Banken konnten mit Hilfe von Asset Backed Securities die vergebenen<br />
Hypothekenkredite auf den globalen Finanzmärkten transferieren und mit<br />
den erhaltenen Finanzmitteln weitere Kredite auch an Schuldner mit geringer Bonität<br />
vergeben (sog. Subprime-Kredite). 70 Die Risiken aus den Hypotheken waren<br />
beim Transfer der Asset Backed Securities oft nur unzureichend im Preis der Instrumente<br />
berücksichtigt. 71 Die Federal Reserve Bank of New York reagierte im<br />
Gegensatz zu den Notenbanken anderer Volkswirtschaften erst Ende Juni des Jahres<br />
2005 auf die drohende Inflationsgefahr und beendete die Niedrigzinspolitik in<br />
den USA. 72 Die in der Folge steigenden Zinsen verringerten das Wirtschaftswachstum<br />
und erschwerten insbesondere die Refinanzierung der privaten Haushalte.<br />
Durch das verringerte Wirtschaftswachstum und die steigenden Hypothekenzinsen<br />
sanken zugleich die Immobilienpreise deutlich. 73 In der Folge konnten viele Kredit-<br />
66<br />
Vgl. auch Remsperger (2008), S. 8.; vgl. auch Deutsche Bundesbank (2010b), S. 15, Spiegel-<br />
Online (2012a): Währungsunion - Die Euro-Krise kommt mit Wucht zurück, unter:<br />
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,807819,00.html, Zugriff vom 8. Januar 2012,<br />
sowie Spiegel-Online (2012b): Antrag auf Staatshilfe - Spanische Krisenbank braucht weitere 19<br />
Milliarden Euro, unter: http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/sparkasse-bankia-brauchtvon-spanien-19-milliarden-euro-hilfen-a-835382.html,<br />
Zugriff vom 27. Mai 2012.<br />
67 Vgl. Nastansky / Strohe (2009), 1ff. und S. 8, Köhler (2009), 2ff.; Strohhecker et al. (2009),<br />
S. 43ff.; Siddiqui / Seckelmann (2009), S. 134ff.<br />
68 Vgl. Nastansky / Strohe (2009), S. 1ff. sowie Strohhecker et al.(2009), S. 44f.<br />
69 Vgl. Nastansky / Strohe (2009), S. 1ff. sowie Strohhecker et al.(2009), S. 3ff.<br />
70 Vgl. Nastansky /Strohe (2009), S. 2 sowie Pfingsten (2009), S. 14.<br />
71 Vgl. Strohhecker et al. (2009), S. 43ff.<br />
72 Vgl. Strohhecker et al. (2009), S. 6f.; vgl. auch Wagner (2008), S. 24ff. sowie Gräf, Bernhard<br />
(2008): Die internationale Finanzkrise: Bedrohung für die globale Wirtschaft - Wie alles begann ,<br />
Vortrag, in: Deutsche Bank Research (Hrsg.), unter: http://www.dbresearch.de/<br />
PROD/DBR_INTERNET_DE-PROD/PROD0000000000235655.pdf, Zugriff vom 22. Januar 2012.<br />
73 Vgl. Nastansky / Strohe (2009), S. 2.
Kapitel 1: Einleitung 21<br />
nehmer ihre Zins- und Tilgungsverpflichtungen nicht mehr bedienen und waren gezwungen<br />
ihre Immobilien zu veräußern. 74 Damit <strong>ein</strong>her ging <strong>ein</strong> starker Vertrauensverlust<br />
in Verbriefungsprodukte (insbesondere Asset Backed Securities), der zu<br />
<strong>ein</strong>em fast vollständigen Austrocknen des Verbriefungsproduktmarktes führte. 75<br />
Dieses sog. Platzen der Immobilienblase 76 in den USA löste <strong>ein</strong>e systemische Krise<br />
des Finanzsektors aus und zwang die Regierungen weltweit zwischen Herbst 2008<br />
und Frühjahr 2009 Garantien „im Volumen <strong>ein</strong>iger Billionen US-Dollar für große Teile<br />
des Finanzsektors“ auszusprechen, um die „Panik an den Finanzmärkten <strong>ein</strong>zudämmen“.<br />
77 So verzeichnete beispielsweise der Finanzmarktstabilisierungsfonds<br />
der Bundesregierung (SoFFin) all<strong>ein</strong> im Jahr 2009 <strong>ein</strong>en Verlust von insgesamt<br />
4,3 Mrd. Euro. 78 Die an der Bayerischen Landesbank, der Landesbank Baden-<br />
Württemberg und der HSH Nordbank AG beteiligten Bundesländer vergaben Eigenkapitalstützen<br />
von rund 18 Mrd. Euro, von denen eventuell nur <strong>ein</strong> geringer Teil<br />
zurückgezahlt werden wird. 79 Die Finanzkrise und die sich anschließende Rezession<br />
ließen die Haushaltsdefizite der entwickelten Länder von 1,2 Prozent des BIP im<br />
Jahr 2007 auf 8,9 Prozent des BIP im Jahr 2009 ansteigen. 80 Zur Stabilisierung der<br />
Finanz- und Wirtschaftssektoren wurden von staatlicher Seite Maßnahmen zur<br />
Bankenrettung, zur Beseitigung von Kreditklemmen und zur Ankurbelung des Konsums<br />
ergriffen. 81 Als Folge dieser Krisenbewältigungs-Strategien stieg die Bruttostaatsverschuldung<br />
stark an: beispielsweise in den sog. G20-Ländern von 78 Prozent<br />
des BIP im Jahr 2007 auf voraussichtlich 118 Prozent im Jahr 2014. 82<br />
Während die größeren Wirtschaftsnationen infolge der Rettungs- und Konjunkturprogramme<br />
<strong>ein</strong>e wirtschaftliche Erholung verzeichnen konnten, blieb dieser Aufschwung<br />
in den Ländern, die „infolge <strong>ein</strong>er frühzeitig <strong>ein</strong>setzenden Fiskalkrise nicht<br />
über die Mittel verfügten um die Konjunktur anzukurbeln oder gezwungen waren<br />
Sparprogramme <strong>ein</strong>zuleiten“ 83 , aus. In der Folge kam es insbesondere in Griechen-<br />
74 Vgl. Pellens et al. (2009), S. 2.<br />
75 Vgl. Pellens et al. (2009), S. 2.<br />
76 Vgl. auch Köhler (2009), S. 2ff., Strohhecker et al. (2009), S. 3ff.<br />
77 Deutsche Bank Research (2010), S. 2.<br />
78 Vgl. Deutsche Bank Research (2010), S. 3. Im Dezember 2011 beschloss das Bundeskabinett<br />
<strong>ein</strong>e Neuauflage des SoFFin mit <strong>ein</strong>er Garantiesumme von bis zu 400 Mrd. Euro (vgl. Spiegel-<br />
Online (2011): Bankenkrise - Bundesregierung beschließt Rettungsfonds, Artikel vom 14. Dezember<br />
2011.<br />
79 Vgl. Deutsche Bank Research (2010), S. 3.; vgl. auch Noack / Schrooten (2009), S. 11ff. sowie<br />
Fuhrmann (2009), S. 17.<br />
80 Vgl. International Monetary Fund (2009) und (2010), zitiert nach: Deutsche Bank Research<br />
(2010), S. 4 sowie Deutsche Bank Research (2010), S. 4.<br />
81 Vgl. auch Sandleben (2011), S. 33ff. sowie 46f.<br />
82 Vgl. Deutsche Bank Research (2010), S. 5., McKinsey Global Institute (2010), S. 9 und 42ff. sowie<br />
Canuto (2010), S. 14.<br />
83 Sandleben (2011), S. 46f.
22 Kapitel 1: Einleitung<br />
land, Irland, Portugal und Spanien zu Staatsschuldenkrisen. 84 Diese führten insbesondere<br />
zu deutlich steigenden Finanzierungs<strong>kosten</strong> der Länder mit hohem Schuldenstand<br />
am Kapitalmarkt. 85 Die EU-Staaten reagierten auf diese deutlichen Risikoaufschläge<br />
des Kapitalmarkts und beschlossen im Mai 2010 <strong>ein</strong>en - ursprünglich<br />
bis zum Jahr 2012 begrenzten - Rettungsschirm für den gesamten Euro-Raum aufzuspannen.<br />
86 Am 17. Dezember 2010 beschlossen die Staats- und Regierungschefs<br />
für den Zeitraum nach dem Jahr 2012 <strong>ein</strong>en ständigen Krisenfonds <strong>ein</strong>zurichten:<br />
Dieser wurde im März 2011 mit <strong>ein</strong>em Volumen von über 700 Mrd. Euro ausgestattet;<br />
die nominale Haftungsgrenze der Bundesrepublik Deutschland an dieser<br />
Summe beträgt 211 Milliarden Euro. 87<br />
Die Finanzwirtschaftskrise und der daraus resultierende Anstieg der Staatsschulden<br />
haben in mehrfacher Hinsicht negative Implikationen für die zukünftige Finanzierung<br />
der öffentlichen Haushalte: Durch die Ausweitung der Verbindlichkeiten steigen zum<br />
<strong>ein</strong>en die zukünftigen Finanzierungs<strong>kosten</strong> und -risiken; zum anderen hat die Finanzwirtschaftskrise<br />
auch Auswirkungen auf Umfang und Konditionen der am Kapitalmarkt<br />
verfügbaren Finanzinstrumente. 88 Beispielsweise schwächte sich die Kreditvergabedynamik<br />
in Deutschland im Jahr 2009 deutlich ab und das Kreditvolumen<br />
am Verbriefungsmarkt in Deutschland belief sich im Jahr 2009 auf unter 50 Prozent<br />
des Vorjahresvolumens. 89 Hinsichtlich des - in der Vergangenheit insbesondere bei<br />
Kommunen und öffentlichen Unternehmen favorisierten - Cross-Border-Leasings<br />
verschärften sich durch die Finanzwirtschaftskrise rechtliche und finanzielle Risiken,<br />
deren Eintrittswahrsch<strong>ein</strong>lichkeit bei Abschluss der Kontrakte als gering erachtet<br />
wurden. 90 Die Eintrittswahrsch<strong>ein</strong>lichkeiten der bestehenden Ausfallrisiken stiegen<br />
auch bei Swaps, insbesondere bei Credit Default Swaps, deutlich an. 91 Die Finanzkrise<br />
hat auch bei öffentlichen Rechtsträgern Defizite im Bereich des Risikomana-<br />
84 Vgl. Sandleben (2011), S. 46f.<br />
85 Vgl. auch Spiegel Online (2011): Rating-Agentur stuft Portugal knapp über Ramsch-Niveau <strong>ein</strong>,<br />
unter: http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,753918,00.html, Zugriff vom 4. April 2011.<br />
86 Vgl. Sandleben (2011), S. 49ff. sowie Handelsblatt (2011): Die Chronik der Schuldenkrise, unter:<br />
http://www.handelsblatt.com/politik/international/k<strong>ein</strong>-wort-zum-thema-hebel/5333162.html, Zugriff<br />
vom 20. Oktober 2011.<br />
87 Vgl. Handelsblatt (2011): Die Chronik der Schuldenkrise, unter: http://www.handelsblatt.<br />
com/politik/international/k<strong>ein</strong>-wort-zum-thema-hebel/5333162.html, Zugriff vom 20. Oktober 2011.<br />
88 Vgl. Glomb (2010), S. 185ff.; vgl. auch Deutsche Bank Research (2010), S. 1, Piga (2001), S.<br />
40f. sowie Spiegel-Online (2011), Muss Griechenland doch zurück zur Drachme?, unter:<br />
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,746907,00.html, Zugriff vom 23. Februar 2011.<br />
89 Vgl. Initiative Finanzstandort Deutschland (2010), S. 38ff.; vgl. auch für Österreich: Jobst / Kwapil<br />
(2008), S.58ff.<br />
90 Vgl. Rosenfeld (2009), S. 43f. sowie Candeias (2009), S. 16.<br />
91 Vgl. Dorfleitner et al. (2009), 42ff. , Fuhrmann (2009), S. 6 sowie Bartmann / Buhl / Hertel (2008),<br />
S. 16ff.
Kapitel 1: Einleitung 23<br />
gements (insbesondere bei der „Unterschätzung des Counterpart- sowie Marktpreis<strong>risiko</strong>s“<br />
92 ) offenbart.<br />
Die dargestellte unzureichende „Einpreisung“ des Risikos in den US-Immobilien-<br />
Asset Backed Securities verdeutlicht <strong>ein</strong>e Grundannahme dieser Forschungsarbeit:<br />
Die Wirtschaftlichkeit der Finanzierung lässt sich nicht all<strong>ein</strong> in Zinsausgaben bemessen,<br />
sondern hat – neben den Voll<strong>kosten</strong> der Finanzierung – insbesondere<br />
auch das in den ausgewählten Finanzinstrumenten enthaltene Risiko zu berücksichtigen.<br />
1.3 Stand der Wissenschaft und Einordnung des Untersuchungsthemas<br />
In der Literatur zum Thema „Management der Staatsschulden“ existieren zwei<br />
grundlegende Denkrichtungen: Die <strong>ein</strong>e Hauptrichtung betrachtet das Thema im<br />
Hinblick auf die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen der staatlichen Schuldenaufnahme<br />
und zielt vor allem auf <strong>ein</strong>e konjunkturpolitische Stabilisierung ab. 93 Die andere<br />
Hauptrichtung strebt nach <strong>ein</strong>er Strukturierung der öffentlichen Schulden mit<br />
dem Ziel, den „Kapitalbedarf (W) zu möglichst geringen Kosten bei hoher Sicherheit<br />
zu decken“ 94 . LEIBFRITZ differenziert diesbezüglich in die zwei Teilfunktionen der<br />
staatlichen Schuldenpolitik: die Schuldenniveaupolitik (quantitative Dimension) und<br />
die Schuldenstrukturpolitik (qualitative Dimension). 95 Die Schuldenstrukturpolitik<br />
wird - auch in der deutschsprachigen Literatur - mit dem anglo-amerikanischen Begriff<br />
„Debt Management“ bezeichnet. 96 Sie stellt den Gegenstand der vorliegenden<br />
Forschungsarbeit dar. 97<br />
In der Literatur überwog lange Zeit die gesamtwirtschaftliche Betrachtung der staatlichen<br />
Schuldenaufnahme. Das staatliche Debt Management im Sinne <strong>ein</strong>er Steuerung<br />
der Schuldenstruktur fristete nach Auffassung von HAIN - in Relation zu den<br />
Themen „Fiskalpolitik“ und „Entwicklung des Schuldenstands“ - „lange Zeit <strong>ein</strong><br />
Schattendas<strong>ein</strong>“ 98 . Erst die hohen Schuldenstände in der Nachkriegszeit des zweiten<br />
Weltkriegs führten - zunächst im angelsächsischen Raum - zur Fokussierung<br />
auf die Staatsschulden und deren Zusammensetzung. 99<br />
92 Grossman / Hauth (2009), S. 5.<br />
93 Vgl. Hain (2004), S. 1f.; vgl. auch Tobin (1963), S. 177, zitiert nach: Hain (2004), S. 1f.<br />
94 Hain (2004), S. 1.<br />
95 Vgl. Leibfritz (1980), S. 241, zitiert nach: Rehm / Tholen (2005), S. 31.<br />
96 Rehm / Tholen (2005), S. 31.<br />
97 Im Rahmen dieser Forschungsarbeit werden die Begriffe “Debt Management”, „Public Debt Management”<br />
und „staatliches Schuldenmanagement” synonym verwendet.<br />
98 Hain (2004), S. 1.<br />
99 Vgl. Gaines (1962), S. 43ff., zitiert nach: Hain (2004), S. 1, Hain (2004), S. 1 sowie Kern (1981),<br />
S. 25.
24 Kapitel 1: Einleitung<br />
In Deutschland waren in der Nachkriegszeit bzw. in den fünfziger Jahren des letzten<br />
Jahrhunderts die Höhe der Staatsschulden und der Neuverschuldung nicht von hoher<br />
Relevanz: Erst ab Mitte der sechziger Jahre erfolgte <strong>ein</strong>e zunehmende wissenschaftliche<br />
Behandlung des Themas. Infolge der Rezession in den Jahren 1967 bis<br />
1968 lag der Schwerpunkt jedoch auf der Realisierung von konjunktur- und wachstumspolitischen,<br />
d.h. gesamtwirtschaftlichen Zielsetzungen. 100 Ausnahmen stellen<br />
HANSMEYER / MACKSCHEIDT dar, die fiskalische Seite der Schuldenpolitik betonen<br />
und auf die Minimierung der Kredit<strong>kosten</strong> abzielen, sowie KOCH, der als Aufgabe<br />
des „Debt Managements im engeren Sinne“ 101 die strategische und operative<br />
Strukturierung <strong>ein</strong>es vorgegebenen konstanten Schuldenniveaus definiert. 102 Ende<br />
der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts differenziert DUWENDAG die staatliche<br />
Schuldenpolitik in Entscheidungen sowohl betreffend die Höhe als auch in Entscheidungen<br />
hinsichtlich der Zusammensetzung der öffentlichen Verschuldung. 103<br />
KERN definiert als „Teilaspekt“ 104 der staatlichen Schuldenpolitik das Debt Management,<br />
das - bei dem nach GANDENBERGER als vorgegeben angenommenem<br />
Schuldenniveau - die Frage nach der Strukturierung der Schulden stellt. 105 MILB-<br />
RADT definiert die Problemstellung des Debt Managements als die Gestaltung des<br />
vorgegebenen Schuldenstandes bzw. der vorgegebenen Netto-Neuverschuldung<br />
unter Beachtung der „gesamtwirtschaftlichen Zielsetzungen und der übrigen staatlichen<br />
Maßnahmen“. 106 In diesem Zusammenhang stellt MILBRADT für die Bundesrepublik<br />
Deutschland Überlegungen an, ob die Debt Management-Aufgaben komplett<br />
auf die Zentralbank übertragen werden sollten. 107 KERN versteht das Debt Management<br />
als Schuldenstrukturpolitik, die hauptsächlich Maßnahmen umfasst, „die<br />
die Verteilung der Kreditaufnahme im Zeitablauf betreffen oder die Gläubiger-, Zinsund<br />
Laufzeitenstruktur der Staatsschuld betreffen“. 108<br />
Die Analyse des Debt Managements im Hinblick auf dessen wirtschaftliche Optimierung<br />
rückte in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts verstärkt in den Fokus<br />
der Wissenschaft:<br />
Nach SEILZ hatte - trotz teils erheblichem Anstieg der öffentlichen Schulden bis<br />
zum Jahr 1990 - nur <strong>ein</strong>e unwesentliche Veränderung der Vorschriften über Art und<br />
100 Vgl. Hain (2004), S. 2.; vgl. auch Caspritz (1972), Milbradt (1975) sowie Andel / Kostitis (1982),<br />
zitiert nach: Birkholz (2008), S. 5.<br />
101 Koch (1971), S. 399, zitiert nach: Rehm / Tholen (2005), S. 31.<br />
102 Vgl. Hansmeyer / Mackscheidt ( 1970), zitiert nach: Birkholz (2008), S. 5., sowie Koch (1971),<br />
S. 399, zitiert nach: Rehm / Tholen (2005), S. 31.<br />
103 Vgl. Duwendag (1978), S. 133, zitiert nach: Kern (1981), S. 25.<br />
104 Kern (1981), S. 25.<br />
105 Vgl. Kern (1981), S. 25 sowie Gandenberger (1977), S. 162, zitiert nach: Kern (1981), S. 25.<br />
106 Milbradt (1975), S.12, zitiert nach: Kern (1981), S. 25.<br />
107 Vgl. Milbradt (1976), S. 631, zitiert nach: Kern (1981), S. 26.<br />
108 Kern (1981), S. 219f.
Kapitel 1: Einleitung 25<br />
Form der öffentlichen Kreditaufnahme in Deutschland im Zeitraum der Jahre von<br />
1950 bis 1990 stattgefunden. Er identifiziert insbesondere <strong>ein</strong>en Bedarf hinsichtlich<br />
Planung, Organisation, Durchführung und Kontrolle der öffentlichen Kreditaufnahme.<br />
109<br />
PAMPEL analysiert Einsatzmöglichkeiten für Finanzinnovationen im Rahmen des<br />
staatlichen Debt Managements mit dem Ziel, „Gestaltungsempfehlungen für <strong>ein</strong>e<br />
Modifikation des Debt Managements des Bundes“ zu entwickeln und das Debt Management-Instrumentarium<br />
um Finanzinnovationen zu erweitern“ 110 . Ausgehend<br />
von <strong>ein</strong>em anhand der <strong>ein</strong>zel- und gesamtwirtschaftlichen Nebenbedingungen der<br />
Schuldenpolitik entwickelten fiskalpolitischen Zielsystem stellt PAMPEL fest, dass<br />
nicht alle möglichen Finanzinnovationen für die Zwecke des staatlichen Debt Managements<br />
<strong>ein</strong>gesetzt werden können. 111 PAMPEL empfiehlt auf Basis des fiskalischen<br />
Zielsystems <strong>ein</strong>en „Übergang von <strong>ein</strong>em passiven zu <strong>ein</strong>em aktiven, die periodisierten<br />
Zins<strong>kosten</strong> steuernden Debt Management“ 112 . Als periodisierte Zins<strong>kosten</strong><br />
definiert PAMPEL <strong>ein</strong>e kalkulatorische Zins<strong>kosten</strong>größe, „in die selbst nichtkassawirksame<br />
Veränderungen des allgem<strong>ein</strong>en Zinsniveaus <strong>ein</strong>fließen“ 113 und die auf<br />
die Ermittlung der periodengenau abgegrenzten Zinsbelastung abzielt. 114<br />
Nach WIESE hat die Debt Management-Forschung „in der Vergangenheit nur sehr<br />
selektiv Einzelaspekte der Schuldenstrukturpolitik herausgegriffen“ 115 . Er fokussiert<br />
auf die Fragestellung, „wie sich <strong>ein</strong>zelne Schuldenstrukturaspekte auf die langfristige<br />
Tragbarkeit der Staatsverschuldung (“Sustainability“) auswirken“ 116 und verweist<br />
darauf, dass - kurzfristig oft nur gering wirksame - Debt Management-Maßnahmen<br />
„in der langen Frist spürbare Be- oder Entlastungseffekte haben können“ 117 . Voraussetzung<br />
dafür sei <strong>ein</strong>e in <strong>ein</strong> „langfristiges Tragfähigkeitskonzept“ 118 <strong>ein</strong>gebettete<br />
Schuldenstrategie. 119 Wiese identifiziert für die Länder Deutschland, Italien und<br />
Groß-Britannien unterschiedliche ökonomische Rahmenbedingungen sowie spezifische,<br />
historisch entstandene Schuldenstrukturen. Diese Unterschiede be<strong>ein</strong>flussen<br />
nach WIESE die Effektivität des Debt Managements; daher seien „k<strong>ein</strong>e allgem<strong>ein</strong>gültigen<br />
Strategieempfehlungen für die Schuldenstrukturpolitik“ 120 formulierbar.<br />
109 Vgl. Seilz (1990), S. 1 und S. 182ff.<br />
110 Pampel (1993), S. 1.<br />
111 Vgl. Pampel (1993), S. 276.<br />
112 Pampel (1993), S. 284.<br />
113 Pampel (1993), S. 47.<br />
114 Vgl. Pampel (1993), S. 47ff.<br />
115 Wiese (2000), S. 3.<br />
116 Wiese (2000), S. 271.<br />
117 Wiese (2000), S. 271.<br />
118 Wiese (2000), S. 271.<br />
119 Vgl. Wiese (2000), S. 3. sowie S. 271f.<br />
120 Wiese (2000), S. 272.
26 Kapitel 1: Einleitung<br />
CARRACEDO / DATTELS analysieren im Jahr 1997 die Zielsetzungen des nationalen<br />
Debt Managements in <strong>ein</strong>em internationalen Vergleich. Dazu ermitteln sie <strong>ein</strong>e<br />
Rangskala der Zielsetzungen auf Basis von erhobenen Prioritäten. Im Ergebnis<br />
weisen CARRACEDO / DATTELS insbesondere <strong>ein</strong>e signifikante Dominanz der<br />
Zielsetzungen betreffend die Beschaffung von Finanzierungsmitteln bzw. die Minimierung<br />
der Kredit<strong>kosten</strong> nach. 121<br />
Der Internationale Währungsfonds und die Weltbank definieren im Jahr 2001 die<br />
vorrangige Zielsetzung des Public Debt Management als die Sicherstellung der Deckung<br />
des staatlichen Finanzierungs- und Zahlungsbedarfs zu den mittel- bis langfristig<br />
geringst möglichen Kosten bei <strong>ein</strong>em vorsichtigen Risikoniveau. 122<br />
HAIN untersucht das öffentliche Schuldenmanagement in Europa und geht dabei<br />
insbesondere auf die fiskalische Ausrichtung des Debt Managements <strong>ein</strong>. 123<br />
REHM / THOLEN identifizieren <strong>ein</strong>e erhebliche Modernisierung des Debt Managements<br />
in Deutschland. Die erfolgte „Professionalisierung und Zentralisierung“ 124 des<br />
Debt Managements sei infolge des „sich intensivierenden Wettbewerbs der staatlichen<br />
Emittenten in der Währungsunion sowie in der Europäischen Union insgesamt“<br />
125 dringend erforderlich für die Beibehaltung <strong>ein</strong>er maßgeblichen Position auf<br />
dem europäischen Kapitalmarkt gewesen. REHM / THOLEN sehen insbesondere<br />
im mittleren Laufzeitensegment der Staatsanleihen weitere Optimierungsbedarfe. 126<br />
SCHAFROTH zielt auf <strong>ein</strong>e Optimierung des (schweizerischen) Debt Managements<br />
durch Reduzierung der Finanzierungs<strong>kosten</strong> und Verschuldungsrisiken ab. 127 Er<br />
identifiziert als Ursachen für im internationalen Vergleich moderate Schuldenquoten<br />
und Zins<strong>kosten</strong> die Steuerung anhand von klaren Zielen und <strong>ein</strong>en wohlbedachten<br />
Derivate-Einsatz durch die schweizerische Tresorerie. 128<br />
Die Wahl der optimalen Organisationsform rückt Anfang dieses Jahrstausends - insbesondere<br />
durch die Untersuchung von CURRIE / DETHIER / TOGO 129 - in den<br />
Fokus der Wissenschaft. Diese untersuchen die Auswahlkriterien der Debt Management-Organisation.<br />
Sie identifizieren Zusammenhänge zwischen der gewählten<br />
Organisationsform und den spezifischen nationalen Rahmenbedingungen, dem Volumen<br />
des inländischen Finanzmarktes, der Trennung oder Bündelung von Geldpo-<br />
121 Vgl. Carracedo/Dattels (1997), zitiert nach: Wiese (2000), S. 54 sowie Wiese (2000), S. 53ff. und<br />
S. 260.<br />
122 Vgl. International Monetary Fund / Worldbank (2001), S. 6 und S. 2.<br />
123 Vgl. Hain (2003), S. 59ff.<br />
124 Rehm / Tholen (2005), S. 316.<br />
125 Rehm / Tholen (2005), S. 316.<br />
126 Vgl. Rehm / Tholen (2005), S. 316 sowie S. 67ff.<br />
127 Vgl. Schafroth (2007), S. 5.<br />
128 Vgl. Schafroth (2007), S. 71f.<br />
129 Vgl. Currie / Dethier / Togo (2003), S. 1ff.
Kapitel 1: Einleitung 27<br />
litik und Debt Management (im Primär- oder Sekundärmarkt), der Leistungsfähigkeit<br />
des Systems und der menschlichen Ressourcen in der Debt Management-<br />
Organisation und der Zentralbank. 130<br />
In den letzten Jahren wandte sich die Forschung ver<strong>ein</strong>zelt auch dem kommunalen<br />
Debt Management zu; die dabei gewonnenen Erkenntnisse sind bei der Analyse<br />
der Wirtschaftlichkeit des nationalen Debt Managements grundsätzlich zu berücksichtigen.<br />
BÜCKER analysiert die Möglichkeiten zum Einsatz von Swap-Geschäften<br />
und Swap-Derivaten im kommunalen Schuldenmanagement und plädiert für Gestaltungsspielräume<br />
für das kommunale Debt Management bei gleichzeitiger Festlegung<br />
<strong>ein</strong>er Obergrenze für Zinsänderungsrisiken. 131 KUTSCHERA untersucht die<br />
Möglichkeit des Outsourcing des kommunalen Debt Management auf Kreditinstitute<br />
und analysiert dabei insbesondere die damit verbundene Principal-Agent-<br />
Problematik. 132 REHM / THOLEN untersuchen das Debt Management der Städte<br />
und Gem<strong>ein</strong>den in Deutschland und beleuchten dabei insbesondere die spezifischen<br />
Finanzierungsalternativen im Kommunalhaushalt und die Kommunalfinanzierung<br />
auf dem europäischen Kapitalmarkt. 133 SPERL beleuchtet die rechtlichen<br />
Rahmenbedingungen des kommunalen Schuldenmanagements und diskutiert insbesondere<br />
die Voraussetzungen für die Zulässigkeit von Derivaten im kommunalen<br />
Debt Management. 134 SCHWARTING analysiert die finanzwirtschaftlichen und<br />
haushaltsrechtlichen Grundlagen des kommunalen Kreditwesens sowie die Wirtschaftlichkeit<br />
von Leasing und leasingähnlichen Geschäften. 135 BIRKHOLZ untersucht<br />
in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Städtetag die Praxis des kommunalen<br />
Debt Managements in Deutschland und ermittelt <strong>ein</strong>en grundsätzlichen Zusammenhang<br />
zwischen steigenden Schulden und der Intensität <strong>ein</strong>es aktiven kommunalen<br />
Debt Managements. 136<br />
Ausgehend vom vorgestellten Stand der Wissenschaft werden die Fragestellung<br />
(vgl. Abschnitt 1.2) sowie das methodische Vorgehen dieser Arbeit (vgl. Abschnitt<br />
1.4) entwickelt. 137<br />
130 Vgl. Currie / Dethier / Togo (2003), S. 27, vgl. auch Hahm (2004), S. 25ff.<br />
131 Vgl. Bücker (1993), S. 180f.<br />
132 Vgl. Kutschera (2003), S. 192ff.<br />
133 Vgl. Rehm / Tholen (2005), S. 220ff., 243ff. und 251ff. sowie Rehm / Tholen (2008), S. 215ff.<br />
134 Vgl. Sperl (2007), S. 30ff.<br />
135 Vgl. Schwarting (2007), S. 23ff., S. 61ff. sowie S. 167ff.<br />
136 Vgl. Birkholz (2006a), S. 29; vgl. auch Birkholz (2006b), in: Birkholz / Maaß / von Maravic´ / Siebart<br />
(2006), S. 276f. sowie Birkholz (2008), S. 194ff.<br />
137 Diese Forschungsarbeit hat die qualitative Dimension, die Schuldenstrukturpolitik, zum Gegenstand<br />
und basiert auf der Definition der Ziele des Public Debt Management durch den Internationalen<br />
Währungsfonds und die Weltbank (2001). Anknüpfend an die Erkenntnisse von SEILZ, CUR-<br />
RIE / DETHIER / TOGO und KUTSCHERA stehen dabei insbesondere auch die - aufgrund der<br />
erhöhten Eigenständigkeit und Professionalisierung des operativen Debt Managements - veränderten<br />
Anforderungen an die strategische Steuerung und Überwachung des operativen Debt Ma-
28 Kapitel 1: Einleitung<br />
Die Eingliederung des Untersuchungsthemas im Wissenschaftssystem folgt der<br />
dargestellten Entwicklung der Forschung zum staatlichen Schuldenmanagement.<br />
Aus der Aufgliederung in die quantitative und qualitative Dimension der Schuldenpolitik<br />
lässt sich <strong>ein</strong>e grundsätzliche Platzierung des Forschungsthemas im Spannungsfeld<br />
zwischen Volkswirtschaftslehre und Betriebswirtschaftslehre folgern:<br />
Während die Volkswirtschaftslehre die gesamtwirtschaftlichen Wirkungen der<br />
Staatsverschuldung - und insbesondere die Geldpolitik - betrachtet 138 , hat die Betriebswirtschaftslehre<br />
bzw. deren Teilgebiet „Finanzwirtschaft“ die finanzwirtschaftlichen<br />
Entscheidungskriterien „Rentabilität“, „Liquidität“, „Risiko“ und „Unabhängigkeit“<br />
139 im Fokus. Diese Zuordnung ist kongruent zu der von REHM / THOLEN vorgenommenen<br />
Differenzierung der Zielsetzungen des Debt Managements in das<br />
fiskalische Ziel, die Minimierung der Kredit<strong>kosten</strong>, und die nicht fiskalischen Ziele,<br />
nach MUSGRAVE das Allokations-, das Distributions- und das Stabilitätsziel. 140<br />
Da mit dieser Forschungsarbeit vermutete Zusammenhänge zwischen der Wirtschaftlichkeit<br />
und organisatorischen und inhaltlichen Parametern untersucht werden<br />
sollen, stellen die Systemtheorie und die Organisationstheorie, insbesondere die<br />
Neue Institutionenökonomik, weitere wissenschaftliche Grundlagen der Untersuchung<br />
dar (vgl. Abschnitt 2.3.1 und Abschnitt 4). 141<br />
Die Forschungsarbeit basiert weiterhin auf den Konzeptionen des New Public Managements,<br />
insbesondere auf der von SCHEDLER / PROELLER formulierten<br />
Grundprämisse, dass rationales Management möglich ist 142 und somit „Erfahrungen<br />
aus der Privatwirtschaft mindestens zum Teil auf die öffentliche Verwaltung übertragen<br />
werden können“ 143 .<br />
nagements durch das Ministerium im Untersuchungsfokus (vgl. Seilz (1990), S. 1 und S. 182ff.,<br />
Currie / Dethier / Togo (2003), S. 1ff.sowie Kutschera (2003), S. 192ff.). In diesem Zusammenhang<br />
ist von besonderem Interesse, ob die - überwiegend aus Kostenaspekten - vorgenommene<br />
Vergrößerung der Handlungsspielräume des operativen Debt Managements durch <strong>ein</strong>e verstärkte<br />
strategische Steuerung und Überwachung kompensiert wird und somit Fehlentwicklungen - insbesondere<br />
aus der verstärkten Principal-Agent-Problematik - entgegengewirkt wird (vgl. Abschnitt<br />
1.2).<br />
138 Vgl. beispielsweise Tobin (1963), S. 177, zitiert nach: Hain (2004), S. 1f.<br />
139 Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 9.<br />
140 Vgl. Rehm / Tholen (2005), S. 32ff.; vgl. auch Seilz (1990), S. 4ff. und S. 39ff., Wiese (2000),<br />
S. 27ff. sowie Birkholz (2008), S. 5; vgl. abweichend hierzu die Zuordnung des Debt Managements<br />
zur Volkswirtschaftslehre und ihrem Sachgebiet „Finanzwissenschaft“ im Gabler Wirtschaftslexikon<br />
(Gabler Wirtschaftslexikon (2011), Stichwort: Debt Management, unter:<br />
http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/debt-management.html?referenceKeywordName=<br />
Schuldenstrukturpolitik, Zugriff vom 29. September 2011.<br />
141 Vgl. auch Burgtorf (2004), S. 152.<br />
142 Vgl. Schedler / Proeller (2003), S. 44f.; vgl. auch Budäus (1994), S. 13f., zitiert nach: Steffen<br />
(2006), S. 5, Schröter / Wollmann (2005), S. 63f., zitiert nach: Steffen (2006), S. 5, Löffler (1998),<br />
S. 12ff., Ritz (2003), S. 113ff. sowie Thom / Ritz (2006), S. 15ff.<br />
143 Schedler / Proeller (2003), S. 45.
Kapitel 1: Einleitung 29<br />
Begrenzt wird der Gestaltungsspielraum des staatlichen Debt Managements durch<br />
die rechtlichen Vorgaben, insbesondere die verfassungs- bzw. haushaltsrechtlichen<br />
Grundlagen der Schuldenaufnahme und -verwaltung. 144<br />
Zusammenfassend lässt sich die Einordnung des Untersuchungsthemas in das<br />
Wissenschaftssystem wie folgt darstellen:<br />
Volkswirtschaftslehre<br />
Betriebswirtschaftslehre<br />
Debt<br />
Management<br />
Systemtheorie und<br />
Organisationstheorie<br />
New Public<br />
Management<br />
Rechtliche Vorgaben<br />
Abbildung 12: Einordnung des Untersuchungsthemas<br />
1.4 Methodisches Vorgehen<br />
Aus der in Abschnitt 1.3 vorgenommenen Einordnung des Untersuchungsgegenstands<br />
in das Wissenschaftssystem ergeben sich die folgenden Prämissen und<br />
Rahmenbedingungen für das methodische Vorgehen:<br />
Prämissen aus dem Bereich der Betriebswirtschaftslehre:<br />
Die Methodik der Forschungsarbeit stützt sich auf die wissenschaftlichen Vorgehensweisen<br />
und Instrumente der Finanzwirtschaft. PERRIDON /STEINER definieren<br />
„Rentabilität, Liquidität, Sicherheit (Risiko <strong>ein</strong>er Kapitalanlage) und Unabhängigkeit<br />
(Erhaltung der unternehmerischen Dispositionsfreiheit)“ 145 als traditionelle<br />
finanzwirtschaftliche Entscheidungskriterien. Die Wirtschaftlichkeit des Public Debt<br />
Managements wird mit Hilfe der betriebswirtschaftlichen Begriffe „Effektivität“ und<br />
„Effizienz“ beschrieben und mit Hilfe der betriebswirtschaftlichen Parameter „Kosten“<br />
und „Risiko“ analysiert (vgl. Abschnitt 2.2). 146<br />
144 Vgl. Rehm / Tholen (2005), S. 67ff.<br />
145 Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 9ff.<br />
146 Vgl. auch Online-Verwaltungslexikon (2009),Stichwort: Effektivität, Effizienz, unter:<br />
http://www.olev.de/e/effekt.htm, Zugriff vom 25. Oktober 2011 sowie Schierenbeck / Lister (2002),<br />
S. 115ff., vgl. auch Wöhe (1996), S. 47ff.
30 Kapitel 1: Einleitung<br />
Prämissen aus dem Bereich der Systemtheorie bzw. der Organisationstheorie:<br />
Die Vorgehensweise der Forschungsarbeit lehnt sich an das von KIESER formulierte<br />
funktionalistische Paradigma der sozialwissenschaftlichen Theoriebildung an:<br />
Danach werden soziale Systeme auf kausale Zusammenhänge untersucht. Dabei<br />
wird <strong>ein</strong> objektivistischer Forschungsansatz <strong>ein</strong>genommen, das heißt, es wird von<br />
der Annahme ausgegangen, dass „soziale Systeme reale Entitäten sind, die von<br />
Kräften erhalten werden, die unabhängig von ihren Mitgliedern wirken und erforscht<br />
werden können“. 147 Hierzu wird im Rahmen dieser Forschungsarbeit <strong>ein</strong>e empirische<br />
Untersuchung des Public Debt Managements anhand s<strong>ein</strong>er Systeme und<br />
deren Umwelten durchgeführt (vgl. Abschnitt 2.3 sowie Kapitel 4 und Kapitel 5). 148<br />
Prämissen des New Public Managements:<br />
Die Forschungsarbeit fußt zudem methodisch auf den Ansätzen der Vergleichenden<br />
Verwaltungsforschung. 149 In Anlehnung an LÖFFLER wird <strong>ein</strong> komparativer Ansatz<br />
auf der „Mesoebene“ 150 gewählt, das bedeutet, der Schwerpunkt der Analyse richtet<br />
sich auf die „unmittelbare, operative und aufgabenspezifische Umwelt von Organisationen“<br />
151 ; die <strong>ein</strong>zelnen Akteure stehen nicht im Fokus dieser Untersuchung.<br />
Zusätzlich sollen auf der „Makroebene“ 152 die nationalen Zielsetzungen und Rahmenbedingungen<br />
des Public Debt Managements <strong>ein</strong>bezogen werden. Diese Informationen<br />
werden bei der empirischen Untersuchung mit erhoben (vgl. Abschnitt 2.4<br />
sowie Kapitel 5). 153<br />
Rahmenbedingungen:<br />
Da der Fokus dieser Forschungsarbeit nicht auf den gesamtwirtschaftlichen, sondern<br />
auf den fiskalischen Zielsetzungen des Debt Managements liegt (vgl. Abschnitt<br />
1.3), fungieren die volkswirtschaftlichen Zielsetzungen des Schuldenmanagements<br />
nicht als Prämissen der Forschungsarbeit, sondern fließen als bei der empirischen<br />
Untersuchung zu berücksichtigende Rahmenbedingungen <strong>ein</strong> (vgl. Kapitel 5). 154<br />
Als weitere Rahmenbedingungen sind die jeweiligen rechtlichen Vorgaben, insbesondere<br />
verfassungs- und haushaltsrechtliche Vorschriften betreffend die Schuldenaufnahme<br />
und -verwaltung der in die Untersuchung <strong>ein</strong>zubeziehenden Organi-<br />
147 Scherer (1999), S. 15f.<br />
148 Vgl. auch Scherer (1999), S. 15f.<br />
149 Vgl. Löffler (1998), S. 21ff.<br />
150 Löffler (1998), S. 19.<br />
151 Löffler (1998), S. 19; vgl. auch Sack (2004), S. 13f.<br />
152 Löffler (1998), S. 19ff.<br />
153 Die Zielsetzung der Forschungsarbeit, die Entwicklung von Gestaltungsempfehlungen für das<br />
nationale Public Debt Management, zeigt die methodische Nähe zur Evaluationsforschung nach<br />
RITZ: Danach werden wissenschaftliche Forschungsmethoden, Techniken und theoretische Erkenntnisse<br />
„zur Bewertung <strong>ein</strong>es Gegenstands im Hinblick auf Entscheidungs- und Handlungssituationen“<br />
systematisch <strong>ein</strong>gesetzt (Ritz (2003), S. 29).<br />
154 Vgl. auch Seilz (1990), S. 39ff., Pampel (1993), S. 12ff. sowie Birkholz (2008), S. 36ff.
Kapitel 1: Einleitung 31<br />
sations<strong>ein</strong>heiten, zu berücksichtigen. 155 Unter Wirtschaftlichkeitsaspekten des Debt<br />
Managements ist dabei insbesondere der Umfang der rechtlich zulässigen Finanzinstrumente<br />
von Relevanz. 156 Die rechtlichen Rahmenbedingungen des nationalen<br />
Debt Managements sind Gegenstand der empirischen Untersuchung (vgl. Kapitel<br />
5).<br />
Aufbauend auf diesen Prämissen und Rahmenbedingungen wird für die vorliegende<br />
Forschungsarbeit die folgende methodische Vorgehensweise gewählt:<br />
Die Untersuchung wird mit Hilfe <strong>ein</strong>er vergleichenden Betrachtung unterschiedlicher<br />
Public Debt Management-Modelle mit differierenden organisatorischen bzw. inhaltlichen<br />
Rahmenbedingungen vorgenommen.<br />
Ausgehend von der Fragestellung stellt sich der Untersuchungsansatz wie folgt dar:<br />
Zu erklärende Faktoren:<br />
Kosten und Risiko des<br />
Schuldenportfolios<br />
erklärende Faktoren<br />
(unter Beachtung von<br />
nationalen<br />
Rahmenbedingungen)<br />
Welche Kosten und Risiken<br />
enthält das<br />
Schuldenportfolio?<br />
Wie lassen sich die Kosten<br />
und Risiken des<br />
Schuldenportfolios<br />
bewerten?<br />
Welche Faktoren erklären<br />
Kosten- bzw.<br />
Risikounterschiede zwischen<br />
den<br />
Untersuchungsobjekten?<br />
Welche nationalen<br />
Besonderheiten sind bei der<br />
Analyse zu berücksichtigen?<br />
Abbildung 13: Untersuchungsansatz<br />
Der Untersuchungsansatz umfasst zwei Teilbereiche: Teilbereich 1 b<strong>ein</strong>haltet die zu<br />
erklärenden Variablen für <strong>ein</strong> wirtschaftliches Public Debt Management, die Kosten<br />
und Risiken des Schuldenportfolios (vgl. Abschnitt 3.1). 157 Hinsichtlich dieser Kriterien<br />
ist zu untersuchen, welche Kosten und Risiken das jeweilige Schuldenportfolio<br />
<strong>ein</strong>es Staates aufweist und wie diese Kosten und Risiken (monetär) bewertet werden<br />
können (vgl. Abschnitt 3.2 bis Abschnitt 3.3). Teilbereich 2 umfasst die Identifikation<br />
von organisatorischen und inhaltlichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> des<br />
Public Debt Managements. Diese sind als erklärende Variablen grundsätzlich ge-<br />
155 Vgl. beispielsweise für die Bundesrepublik Deutschland Art 115 GG sowie Bohley (2003), S. 512f.<br />
156 Vgl. Pampel (1993), S. 207ff. sowie Wiese (2000), S. 56ff.<br />
157 Vgl. Bleymüller (1996), S. 139 zur Definition von zu erklärenden und erklärenden Variablen.
32 Kapitel 1: Einleitung<br />
eignet, Kosten- bzw. Risikounterschiede zwischen <strong>ein</strong>zelnen Staaten zu erläutern.<br />
158 Dabei sind gegebenenfalls nationale Besonderheiten <strong>ein</strong>zelner Staaten zu<br />
berücksichtigen (vgl. Abschnitt 4.1 bis Abschnitt 4.4). 159<br />
Zur Beantwortung der Fragestellung dieser Forschungsarbeit (vgl. Abschnitt 1.2)<br />
wird aufgrund der Heterogenität des Untersuchungsgegenstandes (vgl. Abschnitt<br />
1.1) <strong>ein</strong> vergleichender Untersuchungsansatz gewählt. 160 Hierzu werden aus der<br />
Grundgesamtheit aller weltweit existierenden Public Debt Management-<br />
Organisations<strong>ein</strong>heiten zunächst geeignete Untersuchungsobjekte ausgewählt, die<br />
zumindest die in Abschnitt 1.2 definierten Voraussetzungen (mindestens <strong>ein</strong> Untersuchungsobjekt<br />
je idealtypisch definiertem Organisationsmodell, Existenz geeigneter<br />
Daten zur Analyse der Wirtschaftlichkeit sowie Kooperationsfähigkeit der Körperschaft)<br />
erfüllen. In jedem ausgewählten Land sollen jeweils die strategische und<br />
die operative Public Debt Management-Organisations<strong>ein</strong>heit sowie die nationale<br />
Zentralbank in die Untersuchung <strong>ein</strong>bezogen werden: beispielsweise sind dies in<br />
der Bundesrepublik Deutschland das Bundesministerium der Finanzen als strategische<br />
Organisations<strong>ein</strong>heit, die Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur GmbH<br />
als operative Organisations<strong>ein</strong>heit sowie die Deutsche Bundesbank als nationale<br />
Zentralbank. 161 Diese Untersuchungsobjekte bilden die zu untersuchende Grundgesamtheit<br />
der empirischen vergleichenden Analyse.<br />
Die Erhebung der Vergleichsdaten wird in Form <strong>ein</strong>er schriftlichen, standardisierten<br />
Befragung mit Hilfe <strong>ein</strong>es Erhebungsbogens durchgeführt, der geschlossene, halboffene<br />
und offene Fragen b<strong>ein</strong>haltet. 162 Zusätzlich werden für jedes Untersuchungsobjekt<br />
verfügbare und effizient erschließbare relevante Quellen in der Form<br />
<strong>ein</strong>es Dokumentenstudiums analysiert.<br />
Im Vorfeld der empirischen Analyse und zur Plausibilisierung der Erhebungsergebnisse<br />
finden Experteninterviews mit dem Geschäftsführer „Überwachung / Marktfolge“<br />
der Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur GmbH, Frankfurt am Main, sowie<br />
mit <strong>ein</strong>em Risk Manager im Geschäftsbereich „Market Risk Management“ der<br />
Deutsche Bank AG, Frankfurt am Main, statt.<br />
158 Vgl. Bleymüller (1996), S. 139 zur Definition von zu erklärenden und erklärenden Variablen.<br />
159 Vgl. auch Kuhlmann / Wollmann (2010), S. 45ff.<br />
160 Vgl. auch Riedel (1999), S. 11.<br />
161 Vgl. Abschnitt 2.1.5 zu den unterschiedlichen Organisationsformen des Public Debt Managements.<br />
162 Vgl. auch Eckst<strong>ein</strong> (2008), S. 37.
Kapitel 1: Einleitung<br />
33<br />
1.5 Aufbau der Forschungsarbeit<br />
Ausgehend von den festgelegten Zielsetzungen und der definierten Methodik dieser<br />
Arbeit wird der folgende Aufbau gewählt:<br />
Kapitel 1<br />
•Einleitung<br />
Kapitel 2<br />
•Theoretische Grundlagen<br />
Kapitel 3<br />
•Analyse der Wirtschaftlichkeit des Public Debt Managements<br />
Kapitel 4<br />
•Entwicklung von möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
Kapitel 5<br />
Kapitel 6<br />
•Identifikation von strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
•Ableitung von Gestaltungsempfehlungen<br />
Kapitel 7<br />
•Evaluation und Beantwortung der Fragestellung<br />
Abbildung 14: Vorgehensweise<br />
Im Anschluss an die Einleitung werden zunächst die für die Arbeit relevanten theo-<br />
retischen Grundlagen, insbesondere aus den Bereichen des Public Debt Manage-<br />
ments, der Finanzwirtschaft sowie der System- und der Organisationstheorie, dardie<br />
Entwicklung <strong>ein</strong>es Modells zur Analy-<br />
gestellt (vgl. Kapitel 2).<br />
Im ersten Schritt der Untersuchung erfolgt se der Wirtschaftlichkeit des Public Debt Managements als der zu erklärenden Va-<br />
riablen dieser Forschungsarbeit. Zunächst werden die Zielfelder der Wirtschaftlich-<br />
keit ausgehend vom Forschungsziel und vom Untersuchungsgegenstand definiert<br />
und daraus Kriterien für ihre Analyse abgeleitet (vgl. Kapitel 3). 163<br />
Hieran schließt sich im zweiten Untersuchungsschritt chritt die Bildung von hypothetiden<br />
möglichen erklärenden Variablen die-<br />
ser Forschungsarbeit an. Ausgehend von der Literatur werden mögliche schen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> als Erfolgsfak-<br />
163 Bei der Entwicklung des Analysemodells wird auf vom Verfasser im Rahmen der Masterarbeit<br />
„Mehrdimensionales Debt Management zur differenzierten Analyse der öffentlich-rechtlichen<br />
Schulden, untersucht am Beispiel des Landes Hessen“ im Jahr 2005 entwickelte Analyseansätze<br />
aufgebaut. Diese werden im Hinblick auf die definierte Fragestellung dieser Forschungsarbeit und<br />
den gewählten Untersuchungsansatz weiterentwickelt (vgl. Abschnitt 3.3.1.5).
34 Kapitel 1: Einleitung<br />
toren unter Anlegen von organisatorischen und inhaltlichen Aspekten abgeleitet.<br />
(vgl. Kapitel 4).<br />
Im dritten Schritt wird per empirischer Analyse die Signifikanz der <strong>ein</strong>zelnen Parameter<br />
überprüft. Hierzu wird zunächst für jedes idealtypische Modell mindestens <strong>ein</strong><br />
real existierendes Modell ausgewählt. Im Anschluss werden basierend auf den aufgestellten<br />
Hypothesen zu den <strong>Erfolgsfaktoren</strong> Kriterien für den Vergleich der real<br />
existierenden Modelle entwickelt. Für jedes Untersuchungsobjekt werden sowohl<br />
Daten zur Wirtschaftlichkeit als auch zu den organisatorischen und inhaltlichen Parametern<br />
standardisiert per Erhebungsbogen (bei Bedarf ergänzt durch Interviews)<br />
erhoben. Anschließend erfolgt die Auswertung der erhobenen Daten. Dabei ist sowohl<br />
<strong>ein</strong>e Prüfung der Daten auf Vollständigkeit bzw. Plausibilität als auch <strong>ein</strong>e<br />
deskriptive quantitative und qualitative Analyse vorgesehen. Gegenstand der deskriptiven<br />
quantitativen Analyse ist die Ermittlung des Umfangs, des Mittelwerts, des<br />
Medians, der oberen und unteren Quartile sowie der Streuung der erhobenen<br />
Stichprobe. Die deskriptive qualitative Analyse dient der Auswertung der durch offene<br />
Fragen bzw. Interviews gewonnenen Informationen. Soweit dabei mögliche<br />
Zusammenhänge zwischen Wirtschaftlichkeit <strong>ein</strong>erseits und den organisatorischen<br />
und inhaltlichen Parametern andererseits aufgezeigt werden, sind diese empirisch<br />
und inhaltlich zu analysieren. Ausgehend von den hierbei identifizierten signifikanten<br />
Zusammenhängen sollen anschließend strategische <strong>Erfolgsfaktoren</strong> für <strong>ein</strong> <strong>kosten</strong>-<strong>risiko</strong>-<strong>optimales</strong><br />
Public Debt Management definiert werden (vgl. Kapitel 5).<br />
Im letzten Untersuchungsschritt werden - auf Basis der plausibel festgestellten Zusammenhängen<br />
zwischen der erklärten Variablen „Wirtschaftlichkeit“ (bzw. den<br />
Wirtschaftlichkeitskriterien „Kosten“ und „Risiko“) und den erklärenden Variablen<br />
„organisatorische Parameter“ und „inhaltliche Parameter“( d.h. der identifizierten<br />
<strong>Erfolgsfaktoren</strong>) - allgem<strong>ein</strong>e Gestaltungsempfehlungen für <strong>ein</strong> effektives und effizientes<br />
Public Debt Management abgeleitet (vgl. Kapitel 6).<br />
Abschließend erfolgen im siebten Kapitel <strong>ein</strong>e Evaluation der Untersuchungsergebnisse<br />
und die Beantwortung der Forschungsfrage. Dabei werden auch Ansätze für<br />
<strong>ein</strong>e mögliche zukünftige Untersuchung des Public Debt Managements aufgezeigt<br />
(vgl. Kapitel 7).
Kapitel 2: Theoretische Grundlagen 35<br />
2 Theoretische Grundlagen<br />
Im folgenden Kapitel werden die theoretischen Grundlagen vorgestellt, auf denen<br />
diese Forschungsarbeit basiert. Am Ende jedes Abschnittes werden die sich aus<br />
den theoretischen Grundlagen für diese Forschungsarbeit ergebenden Implikationen<br />
dargestellt.<br />
2.1 Public Debt Management 164<br />
2.1.1 Definition<br />
Das staatliche Schuldenmanagement umfasst sowohl die staatliche Schuldenstruktur-<br />
als auch die staatliche Schuldenniveaupolitik: 165<br />
Staatliches<br />
Schuldenmanagement<br />
Staatliche<br />
Schuldenstrukturpolitik<br />
Staatliche<br />
Schuldenniveaupolitik<br />
Debt<br />
Management<br />
im engeren<br />
Sinn<br />
Debt<br />
Management<br />
im weiteren<br />
Sinn<br />
Abbildung 15: Differenzierung des staatlichen Schuldenmanagements (Eigene Darstellung in Anlehnung<br />
an BIRKHOLZ)<br />
Dabei b<strong>ein</strong>haltet die Schuldenstrukturpolitik die qualitative Dimension und die<br />
Schuldenniveaupolitik die quantitative Dimension des staatlichen Schuldenmanagements.<br />
166 Gegenstand der Schuldenstrukturpolitik, in der Literatur mit dem angelsächsischen<br />
Begriff „Debt Management“ bezeichnet, ist die Strukturierung des<br />
164 Im Rahmen dieser Forschungsarbeit werden die Begriffe Public Debt Management, (staatliches)<br />
Debt Management und staatliches Schuldenmanagement synonym verwendet.<br />
165 Vgl. Gandenberger (1977), S. 162, zitiert nach: Birkholz (2008), S. 33 sowie Birkholz (2008),<br />
S. 34.<br />
166 Vgl. Pampel (1993), S. 10, Leibfritz (1980), S.241, zitiert nach: Pampel (1993), S. 10 sowie Birkholz<br />
(2008), S. 33f.
36 Kapitel 2: Theoretische Grundlagen<br />
durch die Schuldenniveaupolitik definierten Schuldenniveaus. Nach modernem Verständnis<br />
umfasst diese Gestaltungsaufgabe auch die effiziente Organisation von<br />
Schuldenaufnahme, -verwaltung und -tilgung. 167 Unterschieden wird in das Debt<br />
Management im engeren Sinne, das die Strukturierung <strong>ein</strong>es vorgegebenen Schuldenniveaus<br />
b<strong>ein</strong>haltet, und in das Debt Management im weiteren Sinne, das die<br />
„Strukturierung <strong>ein</strong>er durch Parlamentsbeschluss verabschiedeten Schuldenniveauvariation“<br />
168 und deren Realisierung umfasst. 169 Demgegenüber hat die Schuldenniveaupolitik<br />
die Veränderung des Schuldenvolumens zur Aufgabe. 170<br />
Gegenstand dieser Forschungsarbeit ist das Public Debt Management im engeren<br />
und weiteren Sinne.<br />
2.1.2 Zielsetzungen des Public Debt Managements<br />
Das staatliche Debt Management (im engeren und weiteren Sinne) verfolgt sowohl<br />
gesamtwirtschaftliche als auch finanzwirtschaftliche Zielsetzungen: 171<br />
Gesamtwirtschaftliche Zielsetzungen des Debt Managements sind: 172<br />
1. das Allokationsziel, d.h. die Minimierung der Verdrängung privater Investitionen<br />
(„crowding out“ 173 ) durch die staatliche Kreditaufnahme, 174<br />
2. das Distributionsziel, d.h. <strong>ein</strong>e „gerechte“ 175 Verteilung der Nutzen und Lasten<br />
der öffentlichen Kreditaufnahme auf alle gesellschaftlichen Gruppen<br />
(auch im Sinne <strong>ein</strong>er Intergenerationengerechtigkeit gem. dem „Pay as you<br />
use“-Prinzip), 176<br />
3. das Stabilitätsziel, d.h. die Stabilisierung der wirtschaftlichen Lage 177 sowie<br />
4. das Vermeiden von Marktstörungen, d.h. das Ausgleichen der durch das<br />
Verhalten der privaten Wirtschaftssubjekte ausgelösten extrem starken Zinsschwankungen.<br />
178<br />
167 Vgl. Birkholz (2006), S. 262 in: Birkholz / Maaß /von Maravic´ / Siebart (2006), S. 257ff.<br />
168 Pampel (1993), S. 10.<br />
169 Vgl. Pampel (1993), S. 10 sowie Koch (1971), S. 398, zitiert nach: Birkholz (2008), S. 33.<br />
170 Vgl. Burgtorf (2004). S. 17ff. und S. 45.<br />
171 Vgl. Koch (1972), S. 22, zitiert nach: Birkholz (2006), S. 262 in: Birkholz / Maaß / von Maravic´ /<br />
Siebart (2006), S. 257ff. sowie Seilz (1990), 39 ff.<br />
172 Vgl. Musgrave / Kullmer (1969), S. 5, zitiert nach: Birkholz (2008), S. 36ff.<br />
173 Musgrave / Kullmer (1969), S. 5, zitiert nach: Birkholz (2008), S. 36ff.<br />
174 Vgl. auch Rehm (2001), S. 26f.<br />
175 Rehm (2001), S. 27.<br />
176 Rehm / Tholen (2005), S. 38; vgl. auch Gandenberger (o.J.), zitiert nach: Scherf (1996), S. 4ff.;<br />
Brümmerhoff (2007), S. 634; Musgrave (1964), zitiert nach: Kellermann (o.J.), S. 1 sowie Augsten<br />
(2002), S. 147f.<br />
177 Vgl. auch Rehm (2001), S. 32ff.<br />
178 Vgl. Seilz (1990), S. 51f.
Kapitel 2: Theoretische Grundlagen 37<br />
Die zentrale finanzwirtschaftliche Zielsetzung des Debt Managements stellt die<br />
langfristige Optimierung der Kredit<strong>kosten</strong> dar. Aus diesem Oberziel lassen sich deduktiv<br />
die folgenden finanzwirtschaftlichen Zielsetzungen ableiten: 179<br />
1. Minimierung der Kredit<strong>kosten</strong>, d.h. die Reduzierung der Zins- und Transaktions-<br />
bzw. Verwaltungs<strong>kosten</strong> sowie die Optimierung der Tilgungszahlungen<br />
nach Zeit und Betrag, 180<br />
2. Minimierung des Risikos, d.h. <strong>ein</strong>e Minimierung des Erwartungswertes der<br />
Kredit<strong>kosten</strong> (mit dem Risiko als Streuung der möglichen Ergebnisse um den<br />
Erwartungswert der Kredit<strong>kosten</strong> im Sinne des BAYES-Kriteriums), 181<br />
3. Sicherstellung der Liquidität, d.h. der Erhalt der un<strong>ein</strong>geschränkten Zahlungsfähigkeit<br />
zum Zeitpunkt der Fälligkeit, 182<br />
4. Erzeugen <strong>ein</strong>es positiven Images des Staates bei den potenziellen Kreditgebern<br />
183 .<br />
Gegenstand dieser Forschungsarbeit sind nicht die - aus makroökonomischer Sicht<br />
wesentlichen - gesamtwirtschaftlichen Zielsetzungen des Debt Managements (Allokationsziel,<br />
Distributionsziel, Stabilitätsziel und Vermeiden von Marktstörungen),<br />
sondern die – unter betriebswirtschaftlichen Kriterien relevanten - finanzwirtschaftlichen<br />
Zielsetzungen. 184 Der gewählte Ansatz wird von den Ergebnissen der Untersuchungen<br />
von CARRACEDO / DATTELS und WIESE zur Rangfolge der Zielsetzungen<br />
des Debt Managements in den Ländern der Europäischen Union unterstützt:<br />
Als vorrangiges Ziel wurde in beiden Untersuchungen <strong>ein</strong>deutig die Kredit<strong>kosten</strong>minimierung<br />
genannt. 185<br />
Die finanzwirtschaftlichen Zielsetzungen des Debt Managements werden im Folgenden<br />
kurz vorgestellt. Dabei wird auch auf mögliche Zusammenhänge und Zielkonflikte<br />
zwischen den finanzwirtschaftlichen Zielsetzungen <strong>ein</strong>gegangen.<br />
179 Vgl. Birkholz (2008), S. 46ff.; vgl. auch Carracedo / Dattels (1997), o.S., zitiert nach: Wiese<br />
(2000), S. 53, Wiese (2000), S. 53ff.<br />
180 Vgl. Birkholz (2008), S. 48f.<br />
181 Vgl. Birkholz (2008), S. 50ff., Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 10f. und S. 182f.; vgl. auch Schierenbeck<br />
/ Lister (2002), S. 315f.<br />
182 Vgl. Birkholz (2008), S. 54, Rehm (2001), S. 37 sowie Seilz (1990), S. 50f.<br />
183 Vgl. Seilz (1990),S. 52f., Pampel (1993), S. 63f. und 66f. sowie Birkholz (2008), S. 54.<br />
184 Vgl. auch Pampel (1993), S. 34f.<br />
185 Vgl. Carracedo / Dattels (1997), zitiert nach: Wiese (2000), S. 53f., Wiese (2000), S. 53ff. und<br />
S. 260. sowie Currie / Dethier / Togo (2003), S. 32; vgl. auch Birkholz (2006), in: Birkholz / Maaß /<br />
von Maravic´ / Siebart (2006), S. 265 zu der Rangfolge der Zielsetzungen im kommunalen Debt<br />
Management.
38 Kapitel 2: Theoretische Grundlagen<br />
2.1.2.1 Finanzwirtschaftliches Ziel: Minimierung der Kredit<strong>kosten</strong><br />
Die Zielsetzung „Minimierung der Kredit<strong>kosten</strong>“ basiert auf dem Haushaltsgrundsatz<br />
der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit. 186<br />
Nach BIRKHOLZ lässt sich die Wirtschaftlichkeit der Verschuldung als Quotient aus<br />
Kreditvolumen und Kredit<strong>kosten</strong> darstellen 187 :<br />
Wirtschaftlichkeit der<br />
Verschuldung =<br />
Kreditvolumen<br />
Kredit<strong>kosten</strong><br />
Formel 1: Wirtschaftlichkeit der Verschuldung (in Anlehnung an BIRKHOLZ)<br />
Da das Kreditvolumen nach BIRKHOLZ exogen durch das Parlament festgelegt<br />
wird, stellen die Kredit<strong>kosten</strong> den <strong>ein</strong>zigen Ansatzpunkt für die für das Schuldenmanagement<br />
verantwortliche Organisations<strong>ein</strong>heit dar: Um die Wirtschaftlichkeit der<br />
Kreditaufnahme zu steigern, müssen - bei exogen vorgegebenem Kreditvolumen im<br />
Zähler – die Kredit<strong>kosten</strong> im Nenner verringert werden. 188<br />
Die Kredit<strong>kosten</strong> umfassen alle Kosten, die im Zusammenhang mit der Aufnahme,<br />
Verzinsung und Tilgung von Schulden entstehen. 189 Sie setzen sich insbesondere<br />
aus den Zins<strong>kosten</strong>, den Transaktions- und Verwaltungs<strong>kosten</strong> sowie den Sicherungs<strong>kosten</strong><br />
zusammen. 190 In Abschnitt 2.3.3 werden die Überwachungs- und<br />
Kontroll<strong>kosten</strong> als weitere relevante Kostenart des Public Debt Managements definiert.<br />
Die Ermittlung der Kredit<strong>kosten</strong> kann über unterschiedliche Verfahren erfolgen:<br />
191<br />
1. Erfassung der Ausgaben je Periode,<br />
2. Ermittlung des Effektivzinssatzes,<br />
3. Konzept der periodisierten Zins<strong>kosten</strong>.<br />
186 Vgl. beispielsweise Bundesministerium der Justiz (o.J.): § 7 (1) Bundeshaushaltsordnung in der<br />
Fassung vom 31. Juli 2009; Eibelshäuser / Nowak (2007), § 7 BHO (Teil 2), Randnummer 1ff.<br />
(S. 4ff.) in: Heuer / Engels / Eibelshäuser (2007); vgl. auch Walther (1995), S. 113.<br />
187 Vgl. Birkholz (2008), S. 48.<br />
188 Vgl. Birkholz (2008), S. 48.<br />
189 Vgl. auch Pampel (1993), S. 13 unter Bezugnahme auf Andel / Kostitsis (1988), S. 736: Nach<br />
PAMPEL sind bei der Betrachtung der Kosten auch eventuelle Minder<strong>ein</strong>nahmen aus der Gewährung<br />
von Steuererleichterungen für private Einkommen aus öffentlichen Schuldtiteln zu berücksichtigen.<br />
Im weiteren Verlauf dieser Forschungsarbeit werden diese Effekte aus erhebungsökonomischen<br />
Gründen jedoch ausgeblendet.<br />
190 Vgl. Pampel (1993), S. 41ff. und S. 227ff., Birkholz (2008), S. 48f. sowie Seilz (1990), S. 40. Abweichend<br />
von PAMPEL werden im Rahmen dieser Forschungsarbeit die Sicherungs<strong>kosten</strong> nicht<br />
als Bestandteil der Transaktions- und Verwaltungs<strong>kosten</strong>, sondern als separate Kostenart erfasst.<br />
191 Vgl. auch Birkholz (2008), S. 49.
Kapitel 2: Theoretische Grundlagen 39<br />
Zu 1. Erfassung der Ausgaben je Periode:<br />
Die Erfassung der Ausgaben für Zinszahlungen je Periode stellt dabei die an die<br />
Ausgabenstruktur der öffentlichen Haushaltsführung angelehnte Form der Ermittlung<br />
dar. 192 Durch die Beschränkung auf Ausgabegrößen <strong>ein</strong>erseits und die Einschränkung<br />
des Betrachtungszeitraums auf <strong>ein</strong>e Haushaltsperiode andererseits ist<br />
dieses Verfahren für <strong>ein</strong>e Ermittlung der Kosten des Public Debt Managements<br />
nicht geeignet. Zudem kann - beispielsweise durch Wahl <strong>ein</strong>es späteren Zinszahlungszeitpunktes<br />
- das zu berücksichtigende Schuldenvolumina durch die Debt Management-Organisations<strong>ein</strong>heit<br />
be<strong>ein</strong>flusst und sch<strong>ein</strong>bar geringere Ausgaben bzw.<br />
Aufwendungen der betrachteten Periode erreicht werden (vgl. auch Abschnitt 3.3.1<br />
zu den Kostenarten des exemplarisch untersuchten Zero-Bonds). 193<br />
Zu 2. Ermittlung des Effektivzinssatzes:<br />
Der Effektivzinssatz ermittelt sich allgem<strong>ein</strong> wie folgt: 194<br />
Effektivzinssatz =<br />
Agio<br />
Nominalzinssatz +<br />
mittlere Laufzeit<br />
x 100<br />
Emissionskurs<br />
Formel 2: Allgem<strong>ein</strong>e Formel zur Berechnung des Effektivzinssatzes (in Anlehnung an PERRIDON /<br />
STEINER)<br />
Folglich werden bei der Ermittlung des Effektivzinssatzes - im Gegenüber zum Verfahren<br />
der Erfassung der Ausgaben je Periode - sowohl Unterschiede bei den Auszahlungs-<br />
und Rückzahlungsbeträgen als auch die Laufzeit des Finanzinstrumentes<br />
und Zins- und Tilgungszahlungen berücksichtigt. 195 Aus Sicht des Schuldners kann<br />
der Effektivzinssatz unter Einbezug von Transaktions- und Verwaltungs<strong>kosten</strong> wie<br />
folgt ermittelt werden: 196<br />
192 Vgl. Pampel (1993), S. 44f.; vgl. auch Landesschuldenausschuss (2009): Bericht des Landesschuldenausschusses<br />
nach § 6 Abs. 2 des Gesetzes über Aufnahme und Verwaltung von Schulden<br />
des Landes Hessen vom 4. Juli 1949 (GVBl. S. 93), in: http://www.rechnungshofhessen.de/veroeffentlichungen/veroeffentlichungen_hrh/schuldenbericht07.pdf,<br />
Zugriff vom<br />
21. März 2011.<br />
Vgl. auch Birkholz (2008), S. 49 sowie Pampel (1993), S. 45.<br />
Vgl. Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 185ff.<br />
Vgl. Birkholz (2008), S. 49.<br />
196 Vgl. auch Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 425ff., Dreißig (1977), S. 92, zitiert nach: Seilz (1990),<br />
S. 40 sowie Birkholz (2008), S. 49.
40 Kapitel 2: Theoretische Grundlagen<br />
Effektivzinssatz =<br />
Disagio<br />
Nominalzinssatz +<br />
mittlere Laufzeit<br />
x 100<br />
Emissionskurs – Transaktions- / Verwaltungs<strong>kosten</strong><br />
Formel 3: Erweiterte Formel zur Ermittlung des Effektivzinssatzes (in Anlehnung an PERRIDON /<br />
STEINER)<br />
Zu 3. Konzept der periodisierten Zins<strong>kosten</strong>:<br />
Das von PAMPEL entwickelte Konzept der periodisierten Zins<strong>kosten</strong> verwendet<br />
<strong>ein</strong>e kalkulatorische Zins<strong>kosten</strong>größe, die „selbst nichtkassawirksame Veränderungen<br />
des allgem<strong>ein</strong>en Zinsniveaus“ 197 berücksichtigt. Danach sind die periodisierten<br />
Zins<strong>kosten</strong> als „Summe aus den periodengerecht abgegrenzten Nominalzinszahlung(en)<br />
und der Veränderung des Marktwertes in der betrachteten Periode“ 198 definiert.<br />
199 Dem Konzept liegt die fiktive Annahme zugrunde, „alle Schuldtitel würden<br />
am Periodenende zum aktuellen Barwert zurückgekauft“ 200 . Als Referenzzinssatz<br />
zur Berechnung der periodisierten Zins<strong>kosten</strong> fungiert der Geldmarktsatz. 201 Mit<br />
Hilfe des Konzeptes der periodisierten Zins<strong>kosten</strong> können Finanzierungsalternativen<br />
mit unterschiedlichen (Rest-)Laufzeiten direkt mit<strong>ein</strong>ander verglichen werden.<br />
202<br />
Gegenüber dem Effektivzinssatz-Verfahren hat das Konzept der periodisierten<br />
Zins<strong>kosten</strong> den Vorteil, dass auch kalkulatorische Kostengrößen erfasst werden<br />
können, die nicht kassawirksam sind. 203<br />
Für den Zweck dieser Forschungsarbeit ist das Konzept der periodisierten Zins<strong>kosten</strong><br />
zur Ermittlung der Kredit<strong>kosten</strong> am geeignetsten. Im Hinblick auf die Zielsetzung<br />
dieser Untersuchung, die Wirtschaftlichkeit des Public Debt Managements, wird<br />
das Konzept ergänzt: es werden zusätzlich Zeitpunkt und Höhe der Tilgungszahlungen<br />
berücksichtigt, auch wenn diese k<strong>ein</strong>en Aufwand und k<strong>ein</strong>e Kosten darstellen.<br />
204 Auf dieser Basis werden bei den in Kapitel 3 dargestellten Wirtschaftlichkeitsanalysen<br />
die Kredit<strong>kosten</strong> unterschiedlicher Finanzinstrumente ermittelt.<br />
197 Pampel (1993), S. 47.<br />
198 Pampel (1993), S. 47.<br />
199 Vgl. Pampel (1993), S. 47 sowie Swedish Debt Management Office (2010): S. 9ff.; vgl. auch:<br />
Tobin (1978), S. 90, zitiert nach: Birkholz (2008), S. 50.<br />
200 Pampel (1993), S. 51.<br />
201 Vgl. Pampel (1993), S. 51.<br />
202 Vgl. Pampel (1993), S. 51.<br />
203 Vgl. Birkholz (2008), S. 50.<br />
204 Vgl. Birkholz (2008), S. 49.
Kapitel 2: Theoretische Grundlagen 41<br />
2.1.2.2 Finanzwirtschaftliches Ziel: Minimierung des Risikos<br />
Die ursprüngliche Bedeutung des italienischen Begriffes „rischio“ bezeichnete <strong>ein</strong>e<br />
„Verlustmöglichkeit bei <strong>ein</strong>er unsicheren Unternehmung“. 205 Ausgehend von diesem<br />
Verständnis wird Risiko in weiten Teilen der Literatur als die „Gefahr <strong>ein</strong>er negativen<br />
Abweichung des tatsächlich erreichten Ergebniswertes vom erwarteten Ergebniswert“<br />
verstanden. 206 Einen weiter gefassten Risikobegriff definieren u.a. PERRI-<br />
DON / STEINER: danach beschreibt das Risiko (im weiteren Sinne) sowohl die<br />
Möglichkeit <strong>ein</strong>es positiven Abweichens (Chance) als auch <strong>ein</strong>es negativen Abweichens<br />
(Gefahr) vom erwarteten Wert. 207 Risiko lässt sich demzufolge als Streuung<br />
des Ergebnisses um den Erwartungswert (als dem Mittelwert <strong>ein</strong>er Verteilungsfunktion)<br />
beschreiben. 208 Als Streuungsmaße werden dabei die Standardabweichung<br />
bzw. die Varianz herangezogen. 209<br />
0,014<br />
Verteilungsfunktionen zweier Finanzalternativen<br />
mit gleichem Erwartungswert<br />
0,012<br />
0,01<br />
Relative Häufigkeit<br />
0,008<br />
0,006<br />
0,004<br />
Verteilungsfunktion 1<br />
Verteilungsfunktion 2<br />
0,002<br />
0<br />
-13 -12 -11 -10 -9 -8 -7 -6 -5 -4 -3 Erwartungswert<br />
-2 -1 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10Zielgröße<br />
11 12 13<br />
Abbildung 16: Verteilungsfunktionen zweier Finanzierungsalternativen mit gleichem Erwartungswert<br />
(Eigene Darstellung in Anlehnung an BIRKHOLZ).<br />
Auch die ISO-Norm 31000 definiert den Begriff „Risiko“ als positive oder negative<br />
Auswirkungen der Unsicherheit auf die Ziele <strong>ein</strong>er Organisation bzw. <strong>ein</strong>es Systems.<br />
210<br />
205 Vgl. Schierenbeck / Lister (2002), S. 311.<br />
206 Schierenbeck / Lister (2002), S. 311; vgl. auch Brakensiek (1991), Hölscher (1987), Lister (1997)<br />
und Mülhaupt (1980), zitiert nach: Schierenbeck / Lister (2002), S. 311.<br />
207 Vgl. Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 99 sowie auch: Gleißner / Grundmann (2003), S. 459ff. und<br />
Pampel (1993), S. 54.<br />
208 Vgl. Laux (2005), S. 147, Fußnote 1, zitiert nach: Birkholz (2008), S. 52 sowie Birkholz (2008),<br />
S. 52.<br />
209 Vgl. Birkholz (2008), S. 52.<br />
210 Vgl. Brühwiler (2007), S. 13.
42 Kapitel 2: Theoretische Grundlagen<br />
Ursächlich für das Bestehen <strong>ein</strong>er Risikosituation ist der unvollkommene Informationsstand<br />
des Entscheidungsträgers. 211 Folge des Risikos ist die bestehende Unsicherheit<br />
hinsichtlich des Eintretens des erwünschten Ergebnisses. 212 Lediglich Eintrittswahrsch<strong>ein</strong>lichkeiten<br />
für den Erwartungswert - in der Form objektiver oder subjektiver<br />
Wahrsch<strong>ein</strong>lichkeiten - können den unterschiedlichen Handlungsalternativen<br />
zugeordnet werden. 213 Nach dem BAYES-Prinzip ist dabei die Handlungsalternative<br />
vorteilhaft, bei der der Erwartungswert maximiert wird. 214<br />
Hinsichtlich des Einsatzes von Risikomanagement im öffentlichen Sektor verweist<br />
HILL auf internationale Ansätze (insbesondere in Großbritannien). 215 Dabei kann<br />
das Risikomanagement-Konzept des privaten Sektors, das s<strong>ein</strong>en Schwerpunkt auf<br />
Sicherung und Steigerung der Profitabilität legt, nicht unverändert im öffentlichen<br />
Sektor <strong>ein</strong>gesetzt werden: Maßgeblich für den öffentlichen Sektor ist die Erreichung<br />
der Zielsetzungen und das Erbringen von Dienstleistungen für die Bürger. 216<br />
Der vorliegenden Untersuchung liegt in Bezug auf das Erreichen der finanzwirtschaftlichen<br />
Zielsetzung des Debt Managements der Risikobegriff im weiteren Sinne,<br />
d.h. die Möglichkeit von positiven und negativen Abweichungen vom Erwartungswert<br />
zugrunde. 217 Nach dem BAYES-Prinzip soll unter der Prämisse <strong>ein</strong>er<br />
Reduzierung des Risikos aus mehreren Handlungsalternativen diejenige Alternative<br />
gewählt werden, die den Erwartungswert maximiert, d.h. - für das Public Debt Management<br />
- die Alternative, die die Kredit<strong>kosten</strong> minimiert. 218 Dabei stellt <strong>ein</strong>e negative<br />
Abweichung von den erwarteten Kredit<strong>kosten</strong> <strong>ein</strong>e Chance, <strong>ein</strong>e positive Abweichung<br />
<strong>ein</strong>e Gefahr dar: 219<br />
211 Vgl. Schierenbeck / Lister (2002), S. 311 sowie Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 98.<br />
212 Vgl. Schierenbeck / Lister (2002), S. 311.<br />
213 Vgl. Bamberg / Coenenberg (2000), S. 17ff., zitiert nach: Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 99f., Perridon<br />
/ St<strong>ein</strong>er (2003), S. 100 sowie Wöhe (1996), S. 160.<br />
214 Vgl. Wöhe (1996), S. 163f.<br />
215 Vgl. Hill (2003), S. 3f.<br />
216 Vgl. Hill (2003), S. 3f. sowie National Audit Office (2003), S. 68ff.; vgl. auch Benz / Sterchi (2001),<br />
S. 44ff.<br />
217 Vgl. Birkholz (2008), S. 51.<br />
218 Vgl. Birkholz (2008), S. 52.<br />
219 Vgl. Birkholz (2008), S. 51f.; vgl. auch Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 99.
Kapitel 2: Theoretische Grundlagen 43<br />
Relative<br />
Häufigkeit<br />
Erwartungswert der Kredit<strong>kosten</strong><br />
Erwartungswert<br />
Chance<br />
Gefahr<br />
Abbildung 17: Beispiel für Chance und Gefahr des Public Debt Managements<br />
(Eigene Darstellung in Anlehnung an BIRKHOLZ).<br />
Euro<br />
Die finanzwirtschaftlichen Risiken (aus Sicht des Kreditnehmers) lassen sich nach<br />
PERRIDON / STEINER insbesondere in Zinsänderungs-, Währungskurs-, Kapitalstruktur-und<br />
Bonitätsrisiken differenzieren. 220 SCHIERENBECK / LISTER unterscheiden<br />
hinsichtlich der finanzwirtschaftlichen Risiken (aus Sicht des Kreditnehmers)<br />
in Ausfall-, Marktpreis-, Liquiditäts- und Kapitalstrukturrisiken. 221 Dabei stellen<br />
Zinsänderungsrisiken Marktpreisrisiken dar: sie b<strong>ein</strong>halten die Chance bzw. Gefahr<br />
<strong>ein</strong>er durch Marktzinsänderungen induzierten Verringerung bzw. Erhöhung der zukünftigen<br />
Zinszahlungen. 222 Entsprechend beschreibt das Währungskurs<strong>risiko</strong> die<br />
Chance bzw. Gefahr <strong>ein</strong>er Verringerung bzw. Erhöhung der zukünftigen Zinszahlungen<br />
bei (ungesicherten) Finanzierungen in Fremdwährungen. 223 Das Kredit<strong>risiko</strong><br />
(auch Ausfall- bzw. Bonitäts<strong>risiko</strong>) bezeichnet - bezogen auf das Public Debt Management<br />
- insbesondere die Gefahr, dass <strong>ein</strong> Geschäftspartner bei <strong>ein</strong>em zweiseiti-<br />
220 Vgl. Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S.307ff.und S. 198ff. Die von PERRIDON / STEINER gleichfalls<br />
aufgeführten Kapitalstrukturrisiken (vgl. a.a.O., S. 493ff.) werden im Folgenden vernachlässigt, da<br />
sie primär Eigen- und Fremdkapitalgeberinteressen berühren und nicht Fremdkapitalnehmerinteressen.<br />
221 Vgl. Schierenbeck / Lister (2002), S. 332; vgl. auch Barro (1999), S. 287f. zur Auswirkung der<br />
Inflation auf Nominal-Zins-Bonds sowie Bieg / Kußmaul (2000), S. 100ff. zur Differenzierung der -<br />
den Kreditnehmerinteressen gegenüberstehenden - Investitionsrisiken in Adressenausfall- und<br />
Zinsänderungsrisiken. Die von SCHIERENBECK / LISTER zusätzlich aufgeführten Liquiditätsrisiken<br />
werden als antizipative Zinsänderungsrisiken bewertet. Die von SCHIERENBECK / LISTER<br />
aufgeführten Kapitalstrukturrisiken werden im Folgenden vernachlässigt, da sie primär Eigen- und<br />
Fremdkapitalgeberinteressen berühren und nicht Fremdkapitalnehmerinteressen (vgl. auch Fußnote<br />
220).<br />
222 Vgl. auch Gabler-Wirtschaftslexikon (2011), unter: http://wirtschaftslexikon.gabler.de/<br />
Definition/zinsaenderungs<strong>risiko</strong>.html, Zugriff vom 28. Februar 2011 sowie Schierenbeck / Hölscher<br />
(1993), S. 132ff.<br />
223 Vgl. auch Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 308
44 Kapitel 2: Theoretische Grundlagen<br />
gen Finanzinstrument (Kredit, Future, Option, Swap, Cross-Border-Leasing, etc.)<br />
s<strong>ein</strong>en Zahlungs- oder Leistungsverpflichtungen nicht oder nur teilweise nachkommen<br />
kann. 224<br />
Im weiteren Verlauf dieser Forschungsarbeit werden die folgenden finanzwirtschaftlichen<br />
Risiken unterschieden:<br />
Finanzwirtschaftliche<br />
Risiken<br />
Kredit<strong>risiko</strong><br />
Währungs<strong>risiko</strong><br />
Zinsänderungs<strong>risiko</strong><br />
Abbildung 18: Differenzierung der zu untersuchenden finanzwirtschaftlichen Risiken<br />
In Anlehnung an HILL werden diese Risiken im Hinblick auf ihre Auswirkungen auf<br />
die mit dem Public Debt Management angestrebten Zielsetzungen bewertet. 225<br />
2.1.2.3 Finanzwirtschaftliches Ziel: Liquiditätssicherung<br />
Hinsichtlich der Zielsetzung „Sicherung der Liquidität“ besteht die Aufgabe des Debt<br />
Managements in der fristgerechten Bereitstellung der notwendigen Finanzmittel (in<br />
Form von Investitions- und Kassenkrediten) durch ausreichend hohe Emissionsvolumen<br />
und permanente Kurspflege. 226 Ziel ist es, den Ausgleich des Finanzierungssaldos<br />
zwischen fälligen Auszahlungen und nicht kreditären Einzahlungen zu jedem<br />
beliebigen Zeitpunkt auszugleichen. 227 Liquiditätsengpässe können - auch bei Staaten<br />
mit erstklassiger Bonität - zu höheren Kredit<strong>kosten</strong> und zu <strong>ein</strong>er Einschränkung<br />
des Handlungsspielraums führen. 228 Zudem besteht bei Eskalation der Situation die<br />
Gefahr <strong>ein</strong>er Finanz-, Währungs- und Wirtschaftskrise. 229 Aktuell verdeutlichen die<br />
finanzwirtschaftlichen Engpässe <strong>ein</strong>iger Staaten der Euro-Zone, insbesondere Griechenlands,<br />
Irlands, Spaniens und Portugals, die Bedeutung des Liquiditätsziels. 230<br />
Das Ziel der Liquiditätssicherung wird von BIRKHOLZ als „Nebenbedingung der<br />
224 Vgl. auch Gabler Wirtschaftslexikon (2011), unter: http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/<br />
kredit<strong>risiko</strong>.html, Zugriff vom 28. Februar 2011; vgl. auch Hartmann-Wendels / Pfingsten / Weber<br />
(2004), S. 314.<br />
225 Vgl. Hill (2003), S. 4.<br />
226 Vgl. Birkholz (2008), S. 54 sowie Bundesverband Deutscher Banken (2000), S. 6.<br />
227 Vgl. Diller (1984), S. 360, zitiert nach: Pampel (1993), S. 40.<br />
228 Vgl. Hamer (1981), S. 241, in Pampel (1993), S. 40f. sowie Glomb (2010), S. 185.<br />
229 Vgl. Eichhorn (1974), S. 103ff., zitiert nach: Pampel (1993), S. 11.<br />
230 Vgl. Ifo Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München (2011), S. 1; vgl. auch Belke<br />
/ Schnabl (2010), S.16 und Kadritzke (2010), S. 7.
Kapitel 2: Theoretische Grundlagen 45<br />
Zielsetzungen der Kredit<strong>kosten</strong>- und Risikominimierung“ 231 bewertet. Dieser Einstufung<br />
des Liquiditätssicherungsziels als Unterziel der Ziele „Minimierung der Kredit<strong>kosten</strong>“<br />
und „Minimierung des Risikos“ wird bei der vorliegenden Untersuchung gefolgt.<br />
2.1.2.4 Finanzwirtschaftliches Ziel: Erzeugen <strong>ein</strong>es positiven Images des<br />
Staates bei den potenziellen Kreditgebern:<br />
Durch das Generieren <strong>ein</strong>es positiven Images des Kreditnehmers soll das Verschuldungspotenzial<br />
ausgebaut und gepflegt werden. 232 Mittelbar sollen mit Hilfe<br />
des positiven Images die Zins<strong>kosten</strong> langfristig verringert 233 und die Liquidität gesichert<br />
234 werden. Die Zielsetzung stellt folglich <strong>ein</strong> Unterziel der Zielsetzungen „Minimierung<br />
der Kredit<strong>kosten</strong>“ und „Liquiditätssicherung“ dar. 235<br />
2.1.2.5 Interdependenzen und Konflikte zwischen den finanzwirtschaftlichen<br />
Zielen<br />
Das Verhältnis des Oberziels „Langfristige Optimierung der Kredit<strong>kosten</strong>“ zu den<br />
nachgeordneten Zielsetzungen „Minimierung der Kredit<strong>kosten</strong>“, „Minimierung des<br />
Risikos“, „Sicherung der Liquidität“ und „Erzeugen <strong>ein</strong>es positiven Images des Staates<br />
bei den potentiellen Kreditgebern“ und die Beziehungen der nachgeordneten<br />
finanzwirtschaftlichen Ziele zu<strong>ein</strong>ander lassen sich wie folgt abbilden: 236<br />
Langfristige Optimierung der<br />
Kredit<strong>kosten</strong><br />
Minimierung der<br />
Kredit<strong>kosten</strong><br />
Minimierung des Risikos<br />
Sicherung der Liquidität<br />
Positives Image bei potentiellen Kreditgebern<br />
Abbildung 19: Zielbeziehungen zwischen den finanzwirtschaftlichen Zielsetzungen (Eigene Darstellung<br />
in Anlehnung an BIRKHOLZ, PAMPEL und SEILZ)<br />
231 Birkholz (2008), S. 54.<br />
232 Vgl. Pampel (1993), S. 63f. und S. 66 sowie Birkholz (2008), S. 54.<br />
233 Vgl. Seilz (1990), S. 53 sowie Pampel (1993), S. 67.<br />
234 Vgl. Pampel (1993), S. 66f. sowie Birkholz (2008), S. 54.<br />
235 Vgl. Birkholz (2008), S. 54; vgl. auch Pampel (1993), S. 63f. und 66.<br />
236 Vgl. Birkholz (2008), S. 48 und 54, Pampel (1993), S. 38ff., S. 63f.,S. 66f. sowie Seilz (1990),<br />
S. 52f.
46 Kapitel 2: Theoretische Grundlagen<br />
Die Realsierung der Unterziele „Minimierung der Kredit<strong>kosten</strong>“ und „Minimierung<br />
des Risikos“ und „Sicherung der Liquidität“ dienen der Erreichung des Oberziels<br />
„Langfristige Optimierung der Kredit<strong>kosten</strong>“. 237 Das Ziel „Sicherung der Liquidität“<br />
unterstützt unmittelbar die Zielerreichung dieser beiden Unterziele und mittelbar das<br />
Erreichen des Oberziels. Die Realisierung des nachgeordneten Ziels „Erzeugen<br />
<strong>ein</strong>es positiven Images des Staates bei potentiellen Kreditgebern“ dient unmittelbar<br />
der Erreichung des Unterziels „Minimierung der Kredit<strong>kosten</strong>“ sowie der Zielsetzung<br />
„Sicherung der Liquidität“; es fördert mittelbar das Erreichen des Oberziels. 238<br />
Zwischen den Unterzielen „Minimierung der Kredit<strong>kosten</strong>“ und „Minimierung des<br />
Risikos“ können dabei folgende Zielkonflikte entstehen:<br />
SCHIERENBECK / LISTER definieren Rentabilitäts-Controlling und Risikocontrolling<br />
als die Stellschrauben des Value Controlling: Die Zielsetzung des Value-<br />
Controlling nach Steigerung des Marktwertes des Eigenkapitals kann entweder über<br />
<strong>ein</strong>e Verbesserung der Gewinnmargen bzw. <strong>ein</strong> dynamischeres Gewinn- und Eigenkapitalwachstum<br />
(Stellschraube: Rentabilität) oder über <strong>ein</strong>e höhere Stabilität<br />
der Gewinnentwicklung bzw. <strong>ein</strong> geringeres Risiko von (negativen) Gewinnschwankungen<br />
(Stellschraube: Risiko) erzielt werden. 239<br />
MARKOWITZ beschreibt in s<strong>ein</strong>er Portfoliotheorie mit Hilfe des µσ-Prinzips den Zusammenhang<br />
zwischen Rendite und Risiko wie folgt: Bei unterstelltem <strong>risiko</strong>scheuem<br />
Verhalten wird <strong>ein</strong> Anleger bei vorgegebenem Ertrag µ^ die Anlage mit<br />
dem geringsten Risiko auswählen (vgl. Abschnitt 2.2.2). 240 Insbesondere die aktuell<br />
noch immer andauernde bzw. nachwirkende Finanzwirtschaftskrise verdeutlicht,<br />
dass die Ausrichtung an den Renditen <strong>ein</strong>er Anlage bzw. Kosten <strong>ein</strong>er Finanzierung<br />
zu Lasten <strong>ein</strong>er Ausblendung der mit der Investition oder Finanzierung verbundenen<br />
Risiken zu erheblichen wirtschaftlichen Nachteilen führen kann. 241<br />
237 BIRKHOLZ betrachtet das Ziel „Liquiditätssicherung“ als Nebenbedingung der Unterziele „Kredit<strong>kosten</strong>minimierung“<br />
und „Risikominimierung“ (vgl. Birkholz (2008), S. 54).<br />
238 SEILZ sieht den Nutzen der Imagepflege im Schaffen von Vertrauen bei den potentiellen Gläubigern<br />
und der Steigerung des Ansehens des Schuldners mit dem Ziel <strong>ein</strong>er langfristigen Verringerung<br />
der Zins<strong>kosten</strong> - hier: der Kredit<strong>kosten</strong> (vgl. Seilz (1990), S. 52f.).<br />
239 Vgl. Schierenbeck / Lister (2002), S. 113ff.<br />
240 Vgl. Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 260ff.; vgl. auch Rudolph (2009), S. 11 ff. zu den Vor- und<br />
Nachteilen von Mortgage Backed Securities (im Zusammenhang mit der aktuellen Finanzwirtschaftskrise)<br />
sowie Hott (2002), S. 9ff. und S. 24ff. zur Entstehung von Finanzkrisen aufgrund<br />
von asymmetrischer Informationsverteilung zwischen Gläubigern und Schuldnern.<br />
241 Vgl. auch Wirtschaftswoche (2011), Rendite versus Risiko - Sicher ist, dass nichts sicher ist, unter:<br />
http://www.wiwo.de/finanzen/boerse/rendite-versus-<strong>risiko</strong>-sicher-ist-dass-nichts-sicher-ist-/<br />
5973290.html, Zugriff vom 2. Februar 2012, sowie Spiegel-Online (2011): Negative Zinsen für<br />
neue Schulden - Investoren schenken Dänemark Geld, unter: http://www.spiegel.de/<br />
wirtschaft/unternehmen/0,1518,806288,00.html, Zugriff vom 2. Februar 2012, zu dem hieraus folgenden<br />
Renditeverzicht zu Gunsten der Risikovermeidung.
Kapitel 2: Theoretische Grundlagen 47<br />
Dieser potentielle Zielkonflikt ist bei der Entwicklung des Analysemodells in Kapitel<br />
3 zu berücksichtigen. 242<br />
2.1.3 Aufgaben des Public Debt Managements<br />
Für die Erreichung der finanzwirtschaftlichen Ziele ist es notwendig, <strong>ein</strong>e Strategie<br />
für das Management der staatlichen Schulden zu entwickeln und umzusetzen, mit<br />
der das beabsichtigte Finanzierungsvolumen unter Einhaltung der vorgegebenen<br />
Kosten- und Risiko-Ziele effizient aufgenommen werden kann. 243 Dabei sind auch<br />
Zeit-, Prozess- und Qualitätsaspekte zu berücksichtigen. 244 Gegebenenfalls sind<br />
weitere politische Zielsetzungen, beispielsweise die Entwicklung und Aufrechterhaltung<br />
<strong>ein</strong>es effizienten Marktes für öffentliche Anleihen, mit <strong>ein</strong>zubeziehen. 245<br />
Der Aufgabenumfang der Debt Management-Organisations<strong>ein</strong>heit ist - neben der<br />
Zielsetzung - auch von der gewählten Organisationsform abhängig: 246 Während<br />
beispielsweise in Italien das Ministero dell' Economia e delle Finanze sowohl die<br />
strategische Steuerung als auch die operativen Debt Management-Aufgaben (durch<br />
das integrierte Dipartimento del Tesoro) wahrnimmt, wurden in der Bundesrepublik<br />
Deutschland die operativen Aufgaben auf die eigenständige Bundesrepublik<br />
Deutschland Finanzagentur GmbH (BRD Finanzagentur) übertragen. 247 Das Leistungsspektrum<br />
der BRD Finanzagentur umfasst die Emission von Bundeswertpapieren,<br />
den Einsatz derivativer Finanzinstrumente sowie Geldmarktgeschäfte zum<br />
Ausgleich des Kontos des Bundes bei der Deutschen Bundesbank, die Liquiditätssteuerung<br />
sowie die Werbe-, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für Bundeswertpapiere.<br />
Das Dienstleistungsspektrum der BRD Finanzagentur b<strong>ein</strong>haltet weiterhin die<br />
Erarbeitung von Marktanalysen und Modellen zur Portfoliosteuerung, die Vorbereitung<br />
von Entscheidungsalternativen zur Umsetzung der Geschäftspolitik sowie die<br />
Risikoüberwachung. 248 Mit der Auflösung der Bundeswertpapierverwaltung zum<br />
242 Mögliche Konflikte zwischen gesamtwirtschaftlichen und finanzwissenschaftlichen Zielsetzungen,<br />
beispielsweise <strong>ein</strong>e Konkurrenz zwischen geldpolitischen und fiskalpolitischen Zielsetzungen (vgl.<br />
Birkholz (2008), S. 47 (Bemerkung in Fußnote 203); vgl. auch Wolswijk / de Haan (2005), S. 9.),<br />
werden bei der weiteren Analyse ausgeblendet.<br />
243 Vgl. International Monetary Fund / World Bank (2001), S. 2.<br />
244 Vgl. Birkholz (2008), S. 33f.<br />
245 Vgl. International Monetary Fund / World Bank (2001), S. 6, zitiert nach: Piga (2001), S.25.<br />
246 Vgl. Wiese (2000), S. 264f. sowie Rehm (2001), S. 338f.<br />
247 Vgl. auch Ministero dell' Economia e delle Finanze (o.J.): Departments: The Treasury Department,<br />
unter: http://www.mef.gov.it/en/ministero/dipartimenti.asp, Zugriff vom 28. Januar 2012 sowie<br />
Bundesministerium der Finanzen (2012), unter: http://www.bundesfinanzministerium.<br />
de/nn_1928/DE/Wirtschaft__und__Verwaltung/Geld__und__Kredit/Schuldenmanagement__des_<br />
_Bundes/1758.html, Zugriff vom 28. Januar 2012.<br />
248 Vgl. Bundesministerium der Finanzen (2005), unter: http://www.bundesfinanzministerium.de/<br />
nn_1928/DE/Wirtschaft__und__Verwaltung/Geld__und__Kredit/Aufgaben__und__Ziele/node.htm<br />
l?__nnn=true, Zugriff vom 28. November 2010 sowie Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur
48 Kapitel 2: Theoretische Grundlagen<br />
31. Juli 2006 hat die Finanzagentur auch das Privatkundengeschäft für Bundeswertpapiere<br />
und das Führen des Bundesschuldbuchs übernommen. 249 Demgegenüber<br />
nimmt das italienische Dipartimento del Tesoro k<strong>ein</strong>e Erstemission und k<strong>ein</strong>e<br />
Sekundärmarktpflege vor. 250<br />
Aus der Wahl der Organisationsform resultiert insbesondere auch <strong>ein</strong> spezifischer<br />
Steuerungs- und Überwachungsbedarf. 251 Im Fokus dieser Forschungsarbeit stehen<br />
deshalb auch die strategischen Steuerungs- und Überwachungsaufgaben und<br />
deren Unterschiede in den heterogenen Organisationsmodellen (vgl. Abschnitt 1.2<br />
und Abschnitt 4.2.5).<br />
Den gem<strong>ein</strong>samen Nenner aller staatlichen Kreditnehmer stellt für PIGA die Sicherstellung<br />
der <strong>kosten</strong>-<strong>risiko</strong>-effizienten Aufnahme des beabsichtigten Finanzierungsvolumens<br />
dar. 252 WIESE sieht die Aufgabe des Debt Managements vorrangig im<br />
„Niedrighalten der Finanzierungs<strong>kosten</strong>“ 253 und definiert als Debt Management-<br />
Aufgaben die von „staatlichen Instanzen getroffenen Maßnahmen zur Regulierung<br />
der Struktur des öffentlichen Schuldenstandes“ 254 . Diese Struktur des öffentlichen<br />
Schuldenstands lässt sich insbesondere nach der Verschuldungsart, den Bedingungen<br />
der Emission, den Gläubigern, der Laufzeit sowie der (Zins-)Ausstattung<br />
differenzieren. 255<br />
• Nach der Art der Verschuldung lassen sich - im Hinblick auf die Marktfähigkeit<br />
<strong>ein</strong>es <strong>ein</strong>zelnen Finanzinstrumentes 256 - Schuldverschreibungen, nichtmarktfähige<br />
Schuld sowie Direktkredite unterscheiden (vgl. auch Abschnitt<br />
2.1.4). 257<br />
• Hinsichtlich der Emissionsbedingungen lassen sich nach WIESE unterschiedliche<br />
Faktoren differenzieren: insbesondere die Art der Emission, die Periodizität<br />
der Emission sowie die Definition von Stückelung und Mindestzeichnungsgröße<br />
GmbH (2011a), unter: http://www.deutsche-finanzagentur.de/de/<br />
finanzagentur/ueber-uns, Zugriff vom 2. Februar 2012.<br />
249 Vgl. Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur GmbH (2011a), unter: http://www.deutschefinanzagentur.de/de/finanzagentur/ueber-uns,<br />
Zugriff vom 2. Februar 2012.<br />
250 Vgl. Dipartimento del Tesoro (2010) unter: http://www.dt.tesoro.it/en/dipartimento/index.html,<br />
Zugriff vom 28. November 2010 sowie Wiese (2000) S. 264.<br />
251 Vgl. auch Picot / Dietl / Franck (2002), S. 178ff.<br />
252 Vgl. Piga (2001), S. 25.<br />
253 Wiese (2000), S. 39.<br />
254 Wiese (2000), S. 39.<br />
255 Vgl. Rolph (1961), S. 112, zitiert nach: Pampel (1993), S. 10, Pampel (1993), S. 17ff. sowie Wiese<br />
(2000), S. 39.; vgl. auch Rehm (2001), S. 42ff. Pampel führt a.a.O. zusätzlich das Unterscheidungsmerkmal<br />
„Marktfähigkeit“ an.<br />
256 Vgl. Pampel (1993), S. 19f.<br />
257 Vgl. Wiese (2000), S. 44ff., Rehm (2001), S. 171ff. sowie Birkholz (2008), S. 76ff.
Kapitel 2: Theoretische Grundlagen 49<br />
der <strong>ein</strong>zelnen Anleihen. 258 Unter dem Aspekt „Art der Emission“ lassen sich<br />
demzufolge nach den Plazierungsmöglichkeiten das Konsortialverfahren, das<br />
Primary-Dealership-System und die Selbstemission von<strong>ein</strong>ander abgrenzen. 259<br />
Hinsichtlich der Periodizität lassen sich Einzel- und Daueremissionen differenzieren.<br />
260 Die Wahl der Stückelung und der Mindestzeichnungsgröße wirken<br />
sich auf die Gläubigerstruktur aus; diese be<strong>ein</strong>flusst die Finanzierungs<strong>kosten</strong>. 261<br />
• Das Spektrum der potentiellen Gläubiger umfasst grundsätzlich die privaten<br />
Haushalte, die Kreditinstitute, die Versicherungen, Kapitalsammelstellen und<br />
Sozialversicherungen, die Zentralbank sowie das Ausland. 262 Be<strong>ein</strong>flusst wird<br />
die Gläubigerstruktur entweder direkt, z.B. durch Ersterwerbs- oder Übertragbarkeitsbeschränkungen,<br />
oder indirekt durch die Ausstattung der Anleihe. 263<br />
• Die Laufzeitenstruktur wird durch die Fristigkeiten der ausgegebenen Schuldtitel<br />
bestimmt. 264 Sie stellt <strong>ein</strong>en zentralen Ansatzpunkt für die <strong>kosten</strong>-<strong>risiko</strong>optimale<br />
Finanzierung dar (vgl. Abschnitt 3.2.2.1). 265<br />
• Hinsichtlich der Art der Zinsausstattung lassen sich zum <strong>ein</strong>en (unter dem Aspekt<br />
des Zahlungszeitpunkts) Schuldtitel mit periodischer Zinszahlung und unter<br />
dem Rückzahlungskurs ausgegebene Schuldtitel ohne periodische Verzinsung<br />
unterscheiden. Zum anderen kann nach der Variabilität der Zinssätze in Schuldtitel<br />
mit festen oder variablen Zinsen differenziert werden; <strong>ein</strong>e Besonderheit<br />
sind Festzinsschuldtitel mit progressiv ansteigender Verzinsung, die den Gläubiger<br />
zum Halten des Titels bis zum Ende der Laufzeit motivieren sollen. 266<br />
2.1.4 Finanzinstrumente des Public Debt Managements<br />
Im folgenden Kapitel werden die für die Forschungsarbeit relevanten Instrumente<br />
der Fremdfinanzierung dargestellt. Diese können grundsätzlich in traditionelle und<br />
258 Vgl. Wiese (2000), S. 46ff. sowie Rehm (2001), S. 173ff. Wiese führt a.a.O. zudem den Faktor<br />
„Einbeziehung staatlicher Schuldtitel in die Geldmarktregulierung“ an, der sich auf den Liquiditätsgrad<br />
des Schuldtitels erhöhend auswirkt.<br />
259 Vgl. Wiese (2000), S. 46. Nach PAMPEL - unter Hinweis auf Dreißig (1981), S. 79f. - ist allerdings<br />
<strong>ein</strong>e „überschneidungsfreie Systematisierung der verschiedenen Emissions- und Platzierungsverfahren<br />
(W) nicht möglich, da sie meistens nur <strong>ein</strong>en der Teilaspekte Einschaltung <strong>ein</strong>es<br />
Konsortiums, zeitliche Beanspruchung der Märkte, Art der Unterbringung und Preisfestlegung<br />
ansprechen und somit zu kombinieren sind.“ ( Pampel (1993), S. 20).<br />
260 Vgl. Wiese (2000), S. 46f.<br />
261 Vgl. auch Rehkugler (2007), S. 252.<br />
262 Vgl. Wiese (2000), S. 50; vgl. auch Pampel (1993), S. 18f.<br />
263 Vgl. Pampel (1993), S. 19 sowie Wiese (2000), S. 50ff.<br />
264 Vgl. Pampel (1993), S. 18.<br />
265 Vgl. Wiese (2000), S. 48ff. sowie Pampel (1993), S. 18.<br />
266 Vgl. Pampel (1993), S. 20 sowie Birkholz (2008), S. 81ff. Ein Beispiel für Schuldtitel mit progressiver<br />
Verzinsung sind die deutschen Bundesschatzbriefe (vgl. Pampel (1993), S. 20).
50 Kapitel 2: Theoretische Grundlagen<br />
innovative Finanzinstrumente unterschieden werden. 267 Als relevante traditionelle<br />
Instrumente sind das Schuldsch<strong>ein</strong>darlehen und die Schuldverschreibung (Anleihe)<br />
anzuführen 268 ; zudem wird das traditionelle Instrument „Sparzertifikat“ 269 vorgestellt.<br />
Wesentliche innovative Instrumente sind das Swap-Geschäft, das Forward Rate<br />
Agreement, der Future, die Option sowie die Zinsbegrenzungsverträge (Cap,<br />
Floor und Collar). 270<br />
2.1.4.1 Schuldsch<strong>ein</strong>darlehen<br />
Schuldsch<strong>ein</strong>darlehen basieren in der Regel auf <strong>ein</strong>em zwischen Kreditgeber und<br />
Kreditnehmer geschlossenen Darlehensvertrag, in dem Kredithöhe, Rückzahlungs-<br />
und Verzinsungsmodalitäten, die Hinterlegung von Sicherheiten sowie die Möglichkeit<br />
der Rechteabtretung geregelt werden. 271 SCHIERENBECK / HÖLSCHER verstehen<br />
unter <strong>ein</strong>em Schuldsch<strong>ein</strong>darlehen <strong>ein</strong> „Großdarlehen mit langer Laufzeit<br />
und anleiheähnlichen Ausstattungsmerkmalen“ 272 . Gegenüber den Anleihen haben<br />
Schuldsch<strong>ein</strong>darlehen nach WIESE den Vorteil, dass weder Emissions- noch Verwaltungs<strong>kosten</strong><br />
entstehen. 273 Schuldsch<strong>ein</strong>e stellen k<strong>ein</strong>e börsenfähigen Wertpapiere<br />
dar, sondern sind lediglich Beweisurkunden über bestehende Darlehensforderungen.<br />
274 Im Darlehensvertrag kann jedoch die Möglichkeit zur Abtretung an Dritte<br />
ver<strong>ein</strong>bart werden. 275<br />
Kreditgeber von Schuldsch<strong>ein</strong>darlehen sind Kapitalsammelstellen, meist private<br />
oder öffentlich-rechtliche Versicherungsunternehmen, Sozialversicherungsträger<br />
oder die Bundesanstalt für Arbeit. 276<br />
2.1.4.2 Schuldverschreibung (Anleihe)<br />
Schuldverschreibungen sind auf <strong>ein</strong>en bestimmten Nennbetrag lautende, vertretbare,<br />
börsenfähige Wertpapiere. 277 Im Regelfall wird der Gesamtbetrag der Anleihe<br />
267 Vgl. Drukarczyk ( 2003), S. 399f. sowie Wöhe / Döring (2002), S. 714 ff.<br />
268 Vgl. auch Rehm / Tholen (2005), S. 87ff.<br />
269 Wiese (2000), S. 45.<br />
270 Vgl. Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 307ff., Rehm (2001), S. 77ff. sowie Rehm / Tholen (2005),<br />
S. 268; vgl. auch Büschgen (o.J.), S. 35ff.<br />
271 Vgl. Grill / Perczynski (2005), S. 401.<br />
272 Schierenbeck / Hölscher (1993), S. 331.<br />
273 Vgl. Wiese (2000), S. 44.<br />
274 WIESE weist hinsichtlich der Handelbarkeit von Schuldsch<strong>ein</strong>darlehen auch auf die in Deutschland<br />
übliche Vergabe von Direktkrediten von Banken in der Form nicht-fungibler Schuldsch<strong>ein</strong>darlehen<br />
hin (vgl. Wiese (2000), S. 44).<br />
275 Vgl. Grill / Perczynski (2005), S. 222 und S. 358ff. sowie Hartmann-Wendels / Pfingsten / Weber<br />
(2004), S. 183f.<br />
276 Vgl. Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 416<br />
277 Vgl. Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 397. Eine besondere Form der Anleihe ist die Optionsschuldverschreibung<br />
(Warrant). Diese räumt dem Gläubiger - neben dem Anspruch auf Rückzahlung<br />
und Zinszahlung - auch <strong>ein</strong> Optionsrecht <strong>ein</strong>, innerhalb <strong>ein</strong>es festgelegten Zeitraums beispielsweise<br />
<strong>ein</strong>e Schuldverschreibung zu bestimmten Konditionen zu beziehen. Dieses Optionsrecht<br />
wird durch <strong>ein</strong>en Optionssch<strong>ein</strong> verbrieft, der getrennt von der Anleihe handelbar ist (vgl. Perridon<br />
/ St<strong>ein</strong>er (2003), S. 405ff.).
Kapitel 2: Theoretische Grundlagen 51<br />
gestückelt und in verbrieften Teilschuldverschreibungen am Kapitalmarkt platziert.<br />
278 Gegenüber dem Anleihegläubiger verpflichtet sich der Emittent der Schuldverschreibung<br />
zur Rückzahlung des verbrieften Kreditbetrags und zur regelmäßigen<br />
Zahlung von Zinsen gemäß den Anleihebedingungen. Diese Anleihebedingungen<br />
regeln insbesondere die Übertragung der Rechte, die Laufzeit, die Verzinsung, die<br />
Tilgung sowie die Sicherheit der Teilschuldverschreibung. 279 Nach dem Kriterium<br />
„Verzinsung der Schuldverschreibung“ lassen sich Anleihen mit Zinssch<strong>ein</strong> (Kupon-<br />
Anleihen) und Anleihen ohne Zinssch<strong>ein</strong> (Nullkupon-Anleihen oder Zero-Bonds)<br />
unterscheiden. 280 Anleihen mit Zinssch<strong>ein</strong> können sowohl mit <strong>ein</strong>em festen Nominalzins<br />
(Straight Bonds) als auch mit veränderlichem Nominalzins (Floating Rate<br />
Notes), der an die Entwicklung <strong>ein</strong>es Referenzzinssatzes (z.B. EURIBOR, LIBOR)<br />
gekoppelt ist, versehen s<strong>ein</strong>. 281 Bei Nullkupon-Anleihen - bei denen definitionsgemäß<br />
während der Laufzeit der Anleihe k<strong>ein</strong>e Zinszahlungen stattfinden - resultiert<br />
der Ertrag des Gläubigers aus der Differenz zwischen Rückzahlungskurs und Emissionskurs.<br />
282<br />
2.1.4.3 Sparzertifikat<br />
Nach WIESE existieren in der überwiegenden Anzahl der Länder - neben den<br />
Schuldsch<strong>ein</strong>darlehen und den Schuldverschreibungen - weitere „Verschuldungsinstrumente,<br />
die nicht auf dem Sekundärmarkt gehandelt werden, sondern von den<br />
Gläubigern direkt beim Staat erworben werden“ 283 . Dabei handelt es sich im Regelfall<br />
um Sparzertifikate. Avisierte Anlegergruppe sind überwiegend die privaten<br />
Haushalte; Anlagezweck ist meist die private Vermögensbildung. 284<br />
2.1.4.4 Swap-Geschäft<br />
Ein Swap-Geschäft bezeichnet <strong>ein</strong> vertraglich ver<strong>ein</strong>bartes Tauschgeschäft, bei<br />
dem zukünftige Zahlungsverpflichtungen der Vertragspartner ausgetauscht werden.<br />
285 Mit Hilfe des Swap-Geschäfts sollen an unterschiedlichen Finanzmärkten<br />
bestehende komparative Kostenvorteile im Sinne <strong>ein</strong>es Arbitrage-Geschäfts genutzt<br />
278 Vgl. Grill / Perczynski (2005), S. 267ff.<br />
279 Vgl. Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 267ff. sowie S. 397ff.<br />
280 Vgl. Wiese (2000), S. 44.<br />
281 Zum Teil werden auch festverzinsliche Schuldverschreibungen mit <strong>ein</strong>em inflationsindexierten<br />
Zinssatz emittiert (vgl. beispielsweise Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur GmbH (2011i),<br />
S. 15, unter: http://www.deutsche-finanzagentur.de/fileadmin/Material_Deutsche_Finanzagentur/<br />
PDF/Informationsmaterial/ISIN_WKN_Synopse.pdf, Zugriff vom 3. November 2011.<br />
282 Vgl. Grill / Perczynski (2005), S. 267ff.; vgl. auch Schäfer (2002), S. 415ff.<br />
283 Wiese (2000), S. 44.<br />
284 Vgl. Wiese (2000), S. 44f.; vgl. auch Rehm / Tholen (2005), S. 93 sowie Bundesrepublik Deutschland<br />
Finanzagentur GmbH (2011), unter: http://www.deutsche-finanzagentur.de/fileadmin/<br />
Material_Deutsche_Finanzagentur/PDF/Aktuelle_Informationen/Aktuelle_Konditionen.pdf, Zugriff<br />
vom 7. März 2011 zu den Bundesschatzbriefen in der Bundesrepublik Deutschland.<br />
285 Vgl. Hartmann-Wendels / Pfingsten / Weber (2004), S. 277 sowie Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003),<br />
S. 315.
52 Kapitel 2: Theoretische Grundlagen<br />
werden. Dabei resultieren mögliche Kostenunterschiede aus den individuell differierenden<br />
Bonitäts<strong>ein</strong>schätzungen und Marktzugangsmöglichkeiten der Vertragspartner.<br />
286 Grundformen des Swap-Geschäftes stellen der Zins-Swap und der Währungs-Swap<br />
dar. 287<br />
Mit Hilfe des Zins-Swaps werden auf unterschiedlicher Zinsbasis berechnete Zinszahlungsströmen<br />
zeitlich befristet zwischen den Vertragspartnern transferiert; die<br />
den Zinszahlungen zugrunde liegenden Kapitalbeträge werden hingegen nicht ausgetauscht.<br />
Dadurch können insbesondere zinsfixe in zinsvariable Verbindlichkeiten<br />
bzw. zinsvariable in zinsfixe Verbindlichkeiten transformiert werden. 288 Die Idee des<br />
Zins-Swaps wird anhand des folgenden Beispiels verdeutlicht: 289<br />
Festzins<br />
(aus Kredit 1 )<br />
Partner 1 Swap-Ver<strong>ein</strong>barung<br />
Partner 2<br />
Kredit 1 (Festzins)<br />
Variabler Zins<br />
(aus Kredit 2 )<br />
Kredit 2 (variabler Zins)<br />
Bank A<br />
Bank B<br />
Abbildung 20: Beispiel für <strong>ein</strong>en Zins-Swap (Eigene Darstellung in Anlehnung an SCHMIDT sowie PER-<br />
RIDON / STEINER)<br />
Im dargestellten Beispiel beabsichtigt Partner 1, <strong>ein</strong>en variabel verzinslichen Kredit<br />
aufzunehmen. Er kann diesen aber zu ungünstigeren Zinskonditionen als Partner 2<br />
bekommen. Umgekehrt favorisiert Partner 2 <strong>ein</strong>en Kredit mit festem Zinssatz, kann<br />
diesen aber lediglich zu schlechteren Zinskonditionen als Partner 1 bekommen. Zu<br />
Beginn nehmen Partner 1 bei der Bank A <strong>ein</strong>en Festzinskredit über <strong>ein</strong>e bestimmte<br />
Summe und Partner 2 <strong>ein</strong>en Kredit mit variablen Zinsen über dieselbe Summe bei<br />
Bank B auf. Im Anschluss ver<strong>ein</strong>baren die Vertragspartner <strong>ein</strong> Zins-Swap-Geschäft<br />
zum gegenseitigen Austausch der Zinsverbindlichkeiten aus den jeweiligen Kreditgeschäften.<br />
Auf dieser Basis leistet Partner 2 an Partner 1 festverzinsliche Zahlun-<br />
286 Vgl. Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 315.<br />
287 Vgl. Pampel (1993), S. 109.<br />
288 Vgl. Bruns / Meyer-Bullerdiek (2000), S. 383ff.; vgl. auch Schmidt (1999), S. 84ff.<br />
289 Vgl. Schmidt (1999), S. 87ff. sowie Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 318f.
Kapitel 2: Theoretische Grundlagen 53<br />
gen, die Partner 1 an Bank A weiter transferiert, und Partner 1 leistet an Partner 2<br />
variabel verzinsliche Zahlungen, die Partner 2 an Bank B weiterleitet. Am Ende der<br />
Kreditlaufzeit zahlt jeder Partner s<strong>ein</strong>en Kredit an die jeweilige Bank zurück. 290 Mit<br />
Hilfe des Abschlusses des Zins-Swap-Geschäftes und dem daraus folgenden Austausch<br />
der Zinszahlungen können beide Partner ihre Absichten zu jeweils besseren<br />
Zinskonditionen realisieren. 291<br />
Beim Währungs-Swap werden Kapitalbetrag und Zinsverpflichtungen in unterschiedlichen<br />
Währungen zu bei Vertragsabschluss ver<strong>ein</strong>barten Bedingungen (insbesondere<br />
Festlegung <strong>ein</strong>es Wechselkurses) zwischen zwei Vertragspartnern getauscht.<br />
Ziel des Währungs-Swaps ist der Austausch von Devisen unter Nutzung<br />
bestehender komparativer Vorteile des Geschäftspartners im Auslandsmarkt. Dabei<br />
können komparative Vorteile in der Möglichkeit des Vertragspartners, Devisen zu<br />
günstigeren Konditionen aufzunehmen und der Sicherung von Währungsrisiken<br />
bestehen. 292 Zu Beginn werden die jeweiligen Kreditsummen zum Vertragspartner<br />
transferiert; während der Kreditlaufzeit werden die jeweiligen Zinszahlungen getauscht,<br />
d.h. der <strong>ein</strong>e Geschäftspartner übernimmt jeweils die Zinszahlungen des<br />
Anderen. Nach Ende der Kreditlaufzeit werden die Kreditrückzahlungsbeträge zu<br />
den zu Beginn festgelegten Devisenkursen transferiert. 293 Die Funktion des Währungs-Swaps<br />
wird mit Hilfe des nachfolgenden Beispiels verdeutlicht: 294<br />
290 Vgl. auch Schierenbeck / Hölscher (1993), S. 451ff.<br />
291 Vgl. auch Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 318f.<br />
292 Vgl. Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 317f.<br />
293 Vgl. Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 317f.<br />
294 Vgl. Schmidt (1999), S. 123ff. sowie Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 317f.
54 Kapitel 2: Theoretische Grundlagen<br />
Auszahlungsbetrag,<br />
laufende Zinszahlungen und<br />
Rückzahlungsbetrag in Währung 1<br />
Partner 1 Swap-Ver<strong>ein</strong>barung<br />
Partner 2<br />
Kredit 1 (Währung 1) Auszahlungsbetrag,<br />
Kredit 2 (Währung 2)<br />
laufende Zinszahlungen und<br />
Rückzahlungsbetrag in Währung 2<br />
Bank A<br />
Bank B<br />
Abbildung 21: Beispiel für <strong>ein</strong>en Währungs-Swap (Eigene Darstellung in Anlehnung an SCHMIDT sowie<br />
PERRIDON / STEINER)<br />
Im dargestellten Beispiel nimmt Partner 1 bei der Bank A <strong>ein</strong>en Kredit in Währung 1<br />
über <strong>ein</strong>e bestimmte Summe und Partner 2 <strong>ein</strong>en Kredit in Währung 2 über dieselbe<br />
Summe bei Bank B auf. Im nächsten Schritt ver<strong>ein</strong>baren die beiden Vertragspartner<br />
<strong>ein</strong> Währungs-Swap-Geschäft zum gegenseitigen Austausch der Verpflichtungen<br />
aus den jeweiligen Kreditgeschäften. Auf dieser Basis tauschen Partner 1<br />
und Partner 2 den Auszahlungsbetrag, die laufenden Zinszahlungen und die Rückzahlungsbeträge<br />
in den jeweiligen Währungen aus. Beide Partner kommen mit Hilfe<br />
der ausgetauschten Zinszahlungen und Rückzahlungsbeträge ihren Verpflichtungen<br />
gegenüber den Kreditinstituten nach. Die Vorteile der Partner sind im Beispiel wie<br />
folgt gegeben: Beide Partner können mit Hilfe des Währungs-Swaps Devisen in der<br />
jeweiligen Partner-Währung zu günstigeren Konditionen als durch Aufnahme <strong>ein</strong>es<br />
Fremdwährungsdarlehens erhalten. Zudem können eventuelle Währungsrisiken<br />
durch die Ver<strong>ein</strong>barung von festgelegten Wechselkursen für die Rückzahlungsbeträge<br />
minimiert werden. 295<br />
c) Sonderformen<br />
Sonderformen des Swap-Geschäfts sind insbesondere der Forward Swap, der Zero-Bond-Swap<br />
und die Swaption. 296<br />
Als Forward Swap wird <strong>ein</strong> Swap bezeichnet, dessen Laufzeit erst zu <strong>ein</strong>em bestimmten<br />
zukünftigen Zeitpunkt, d.h. erst nach Ablauf <strong>ein</strong>er bestimmten Vorlaufzeit,<br />
beginnt (vgl. auch Abschnitt 2.1.5.5). 297<br />
295 Vgl. auch Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 317f.<br />
296 Vgl. Deutsch (2001), S. 305ff. sowie Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 318ff.
Kapitel 2: Theoretische Grundlagen 55<br />
Beim Zerobond-Swap werden der Auszahlungsbetrag und der Rückzahlungsbetrag<br />
ausgetauscht. Eine laufende Zinszahlung erfolgt definitionsgemäß nicht (vgl. auch<br />
Abschnitt 2.1.5.2). 298<br />
Als Swaption wird die Kombination aus <strong>ein</strong>em Swap und <strong>ein</strong>er Option auf diesen<br />
Swap bezeichnet. Hierbei werden die Bedingungen <strong>ein</strong>es zu <strong>ein</strong>em zukünftigen<br />
Zeitpunkt möglichen Swapgeschäfts vorab ver<strong>ein</strong>bart. Der Käufer der Option erwirbt<br />
dabei das Recht, das Swapgeschäft zu den festgelegten Bedingungen zu realisieren<br />
(vgl. auch Kapitel 2.1.5.6). 299<br />
2.1.4.5 Forward Rate Agreement und Future<br />
Forward Rate Agreements sind Zinssicherungsver<strong>ein</strong>barungen, bei denen zwei Vertragspartner<br />
individuell <strong>ein</strong> Zinstermingeschäft über <strong>ein</strong>en bestimmten Kapitalbetrag<br />
mit festem Zinssatz ver<strong>ein</strong>baren, das zu <strong>ein</strong>em bestimmten Zeitpunkt der Zukunft<br />
beginnt und <strong>ein</strong>e festgelegte Laufzeit aufweist. 300 Mit Hilfe des Forward Rate Agreements<br />
soll <strong>ein</strong> Zinssatz, z.B. für <strong>ein</strong>e in der Zukunft anstehende Refinanzierung,<br />
schon in der Gegenwart gesichert und somit das Zinsänderungs<strong>risiko</strong> ausgeschlossen<br />
werden. 301 Der Grundgedanke des Forward Rate Agreements wird mit dem<br />
folgenden Beispiel verdeutlicht: 302<br />
i<br />
Forward Rate<br />
i 11<br />
t 0 t 1<br />
Legende: i = Zinssatz, t = Zeitpunkt<br />
Abbildung 22: Beispiel für <strong>ein</strong> Forward Rate Agreement (Eigene Darstellung in Anlehnung an PERRI-<br />
DON / STEINER)<br />
i 12<br />
t<br />
297 Vgl. Deutsch (2001), S. 305ff.; vgl. auch Wöhe / Bilst<strong>ein</strong> (1998), S. 276.<br />
298 Vgl. Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 319f. insbesondere zu den erhöhten Bonitätsanforderungen an<br />
den Vertragspartner.<br />
299 Vgl. Schierenbeck / Hölscher (1998), S. 649, Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 318f.; vgl. auch Wöhe /<br />
Bilst<strong>ein</strong> (1998), S. 276f.<br />
300 Vgl. Schierenbeck / Hölscher (1993), S. 472, Schmidt (1999), S. 77 sowie Hartmann-Wendels /<br />
Pfingsten / Weber (2004), S. 287ff. Vom individuell ver<strong>ein</strong>barten Forward Rate Agreement ist der<br />
Zins-Future als standardisiertes und an börslich organisierten Terminmärkten gehandeltes Zinstermingeschäft<br />
zu unterscheiden (vgl. Schierenbeck / Hölscher (1993), S. 472 sowie Schäfer<br />
(2002), S. 456).<br />
301 Vgl. Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 308 sowie Hartmann-Wendels /Pfingsten / Weber (2004),<br />
S. 473f.<br />
302 Vgl. auch Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 308.
56 Kapitel 2: Theoretische Grundlagen<br />
Im Zeitpunkt t 0 wird <strong>ein</strong> Forward Rate Agreement ver<strong>ein</strong>bart: Das Agreement ist<br />
durch <strong>ein</strong>en festen Zinssatz (Forward Rate, z.B. 4 PP), <strong>ein</strong> bestimmtes Volumen<br />
(z.B. 10 Millionen Euro) und <strong>ein</strong>e bestimmte Laufzeit (z.B. 3 Jahre) definiert und soll<br />
im Zeitpunkt t 1 beginnen. Beträgt der aktuelle Zinssatz im Zeitpunkt t 1 mit i 11 = 2 PP,<br />
so erhält der Verkäufer des Forward Rate Agreements vom Käufer den ver<strong>ein</strong>barten<br />
Zinssatz von 4 PP. Beläuft sich der Zinssatz im Zeitpunkt t 1 mit i 12 = 5 PP, so<br />
zahlt der Verkäufer dem Käufer die Differenz zwischen Forward Rate von 4 PP und<br />
aktuellem Zinssatz von 5 PP. In jedem Fall wird zum Zeitpunkt t 1 der ver<strong>ein</strong>barte<br />
Zinssatz von 4 PP fällig. Im Beispiel lassen sich (antizipative 303 ) Zinsänderungsrisiken<br />
durch Abschluss des Forward Rate Agreement ausschließen: Unabhängig vom<br />
tatsächlichen Zinssatz im Zeitpunkt t1 zahlt der Käufer für die Finanzierung der 10<br />
Millionen Euro über drei Jahre <strong>ein</strong>en Zinssatz von 4 PP. 304<br />
Im Unterschied zum individuell ver<strong>ein</strong>barten Forward Rate Agreement stellt <strong>ein</strong> Future<br />
<strong>ein</strong> hinsichtlich Art und Menge standardisierten Terminkontrakt dar, die die<br />
Verpflichtung b<strong>ein</strong>halten, zu <strong>ein</strong>em „bei Abschluss des Geschäfts festgelegten Preis<br />
und Zeitpunkt zu kaufen oder zu verkaufen“ 305 . Die - für diese Forschungsarbeit<br />
relevanten - Zins-Futures verfügen entsprechend über standardisierte Laufzeiten,<br />
Verzinsungen und Nominalbeträge. 306<br />
2.1.4.6 Option<br />
Eine Option stellt <strong>ein</strong>en Vertrag zwischen zwei Partnern dar, mit dem der Käufer der<br />
Option gegen Zahlung des Optionspreises (Prämie) das Recht erwirbt, <strong>ein</strong> Wirtschaftsgut<br />
zu <strong>ein</strong>em ver<strong>ein</strong>barten Preis innerhalb <strong>ein</strong>es festgelegten Zeitraumes<br />
(amerikanische Option) oder zu <strong>ein</strong>em festgelegten Zeitpunkt (europäische Option)<br />
zu kaufen bzw. zu verkaufen. Im Gegenzug verpflichtet sich der Verkäufer der Option<br />
das Wirtschaftsgut zum ver<strong>ein</strong>barten Preis zu verkaufen bzw. zu kaufen, falls der<br />
Käufer von s<strong>ein</strong>em Optionsrecht Gebrauch macht. Der Käufer <strong>ein</strong>er Option nimmt<br />
<strong>ein</strong>e Long-Position und der Verkäufer <strong>ein</strong>e Short-Position am Optionsmarkt <strong>ein</strong>. Eine<br />
Kaufoption wird als Call, <strong>ein</strong>e Verkaufsoption als Put bezeichnet. 307<br />
303 Zur Definition von antizipativen Zinsänderungsrisiken vgl. Abschnitt 3.2.2.1.<br />
304 Vgl. auch Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 308.<br />
305 Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 310.<br />
306 Vgl. Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 311.<br />
307 Vgl. Schmidt (1999), S. 4ff.; Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 309f. und S. 324ff. sowie Eurex Frankfurt<br />
AG (2003b), S. 37ff.
Kapitel 2: Theoretische Grundlagen 57<br />
bezeichnet. Diese ermöglicht es beispielsweise <strong>ein</strong>em Kreditnehmer, der von zu-<br />
Kontraktposition<br />
Art der Option<br />
Kaufoption (Call)<br />
Verkaufsoption<br />
(Put)<br />
Käufer (Long) zahlt<br />
Optionsprämie und<br />
besitzt aktives<br />
Entscheidungsrecht<br />
Long Call: Recht auf<br />
Bezug des<br />
Wirtschaftsgutes<br />
Long Put: Recht auf<br />
Abgabe <strong>ein</strong>es<br />
Wirtschaftsgutes<br />
Verkäufer (Short)<br />
erhält<br />
Optionsprämie und<br />
besitzt passive<br />
Verpflichtung<br />
Short Call: Pflicht<br />
zur Lieferung des<br />
Wirtschaftsgutes<br />
Short Put: Pflicht<br />
zur Abnahme des<br />
Wirtschaftsgutes<br />
Abbildung 23: Optionsarten und Kontraktpositionen (Eigene Darstellung in Anlehnung an PERRIDON /<br />
STEINER)<br />
Beispielsweise könnte sich die Bundesrepublik Deutschland mit Hilfe <strong>ein</strong>er Long<br />
Call-Option das Recht sichern, zum Zeitpunkt der Fälligkeit <strong>ein</strong>er US-Dollar-Anleihe,<br />
den für die Tilgung notwendigen Betrag zu <strong>ein</strong>em vorab festgelegten Wechselkurs<br />
(z.B. 1,20 Euro / US-Dollar) beziehen zu dürfen. Liegt zum Zeitpunkt der Tilgung<br />
der Kurs des US-Dollar über dem ver<strong>ein</strong>barten Wechselkurs (z.B. bei 1,30 Euro /<br />
US-Dollar), so wird die Bundesrepublik Deutschland ihre Option ziehen und den<br />
Betrag in US-Dollar zum Kurs von 1,20 Euro / US-Dollar kaufen. Liegt der Wechselkurs<br />
in diesem Zeitpunkt unter dem ver<strong>ein</strong>barten Wechselkurs (z.B. 1,05 Euro/US-<br />
Dollar), so verzichtet die Bundesrepublik auf das Ziehen ihrer Option und bezieht<br />
am Kapitalmarkt den notwendigen Betrag zum Tageskurs. 308<br />
2.1.4.7 Zinsbegrenzungsverträge (Caps, Floors und Collars)<br />
Caps, Floors und Collars stellen vertragliche Ver<strong>ein</strong>barungen dar, die das Zinsänderungs<strong>risiko</strong><br />
<strong>ein</strong>es variabel verzinslichen Kreditgeschäfts begrenzen sollen. 309 Als<br />
Cap wird <strong>ein</strong>e ver<strong>ein</strong>barte Zinsobergrenze (Maximalzins) bezeichnet. Der Käufer<br />
des Caps erhält gegen Zahlung <strong>ein</strong>er Prämie das Recht, innerhalb <strong>ein</strong>er festgelegten<br />
Laufzeit vom Verkäufer die Differenz zwischen dem Marktzins und dem Maximalzins<br />
erstattet zu bekommen, falls der Marktzins die ver<strong>ein</strong>barte Zinsobergrenze<br />
überschreitet. Umgekehrt wird als Floor <strong>ein</strong>e Zinsuntergrenze (Minimalzins) definiert.<br />
Der Käufer <strong>ein</strong>es Floors sichert sich gegen Zahlung <strong>ein</strong>er Prämie für <strong>ein</strong>e bestimmte<br />
Laufzeit das Recht, vom Verkäufer die Differenz zwischen Marktzins und<br />
Minimalzins zu erhalten, falls der Marktzins die ver<strong>ein</strong>barte Zinsuntergrenze unterschreitet.<br />
310 Als Collar wird die vertragliche Kombination <strong>ein</strong>es Floors mit <strong>ein</strong>em Cap<br />
308 Vgl. Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 309f. und S. 324ff.<br />
309 Vgl. Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 341ff.; vgl. auch Schierenbeck / Hölscher (1993), S. 443f.<br />
310 Vgl. Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 341 f.; vgl. auch Schäfer (2002), S. 414f.
58 Kapitel 2: Theoretische Grundlagen<br />
künftig steigenden Zinsen ausgeht, s<strong>ein</strong>e Zinszahlungen nach oben per Cap zu begrenzen<br />
und die hierfür zu zahlende Prämie durch die für den Verkauf des Floors<br />
erhaltene Prämie zu reduzieren (vgl. Abbildung 24). 311<br />
i<br />
i 0<br />
i 13<br />
i 12<br />
Cap<br />
Floor<br />
Collar<br />
i 11<br />
t 0<br />
t<br />
Abbildung 24: Cap, Floor und Collar (Eigene Darstellung in Anlehnung an PERRIDON / STEINER)<br />
Die Funktionsweise der Zinsbegrenzungsverträge wird am folgenden Beispiel verdeutlicht:<br />
Im Zeitpunkt t 0 wird bei <strong>ein</strong>em aktuellen Zinssatz von i 0 (z.B. 4 PP) <strong>ein</strong><br />
Collar (mit Cap = 6 PP und Floor = 2 PP) ver<strong>ein</strong>bart. In Tabelle 1 ist der Zinssatz<br />
i real infolge des Collars im Zeitpunkt t 1 in den drei Fällen Fall i 11 = 1 PP, i 12 = 5 PP<br />
sowie i 13 = 8 PP dargestellt: 312<br />
Fall: Entwicklung des Zinssatzes i 1x<br />
Auswirkung des Collar: Zinssatz i real<br />
Fall i 11 = 1 PP<br />
I real = 2 PP = i floor<br />
Fall i 12 = 5 PP<br />
I real = 5 PP<br />
Fall i 13 = 8 PP<br />
I real = 6 PP = i cap<br />
Tabelle 1: Beispiel: Auswirkungen <strong>ein</strong>es Collars auf den Zinssatz i real (in Anlehnung an PERRIDON /<br />
STEINER)<br />
Durch die Ver<strong>ein</strong>barung des Collars beläuft sich der real zu zahlende Zinssatz im<br />
Fall i 11 = 1 PP (d.h. unterhalb des Floors von 2 PP) auf 2 PP, im Fall i 12 = 5 PP (d.h.<br />
innerhalb des Collars von 2 PP bis 6 PP) auf 5 PP und im Fall i 13 = 8 PP (d.h. oberhalb<br />
des Caps von 6 PP) auf 6 PP.<br />
311 Vgl. Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 342 f. sowie Schäfer (2002), S. 414f. und S. 456; vgl. auch<br />
Schierenbeck / Hölscher (1993), S. 443.<br />
312 Vgl. auch Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 342 f.
Kapitel 2: Theoretische Grundlagen 59<br />
2.1.5 Organisationsformen des Public Debt Managements<br />
Nach CHANDLER bestimmt die Zielsetzung der Organisation die Organisationsstruktur.<br />
313 Diese These gilt nach HAHM auch für das Public Debt Management. 314<br />
Je nach Zielsetzung des nationalen Debt Managements werden spezifische Organisationsstrukturen<br />
gewählt: Liegt der Schwerpunkt des Debt Managements auf der<br />
makroökonomischen Stabilität, so wird im Regelfall das Finanzministerium mit den<br />
Debt Management-Aufgaben betraut. Steht die makroökonomische Geldpolitik im<br />
Vordergrund, erhält die nationale Zentralbank zusätzliche Kompetenzen. Werden<br />
demgegenüber vorrangig betriebswirtschaftliche Zielsetzungen wie die Kostenminimierung<br />
mit dem Debt Management verfolgt und komplexe Finanzinstrumente<br />
<strong>ein</strong>gesetzt, werden oft verwaltungsexterne Organisations<strong>ein</strong>heiten beauftragt. 315<br />
Beispielsweise wurde für die in der Bundesrepublik Deutschland erfolgte Auslagerung<br />
der Debt Management-Kompetenzen auf die BRD Finanzagentur <strong>ein</strong>e langfristig<br />
erreichbare Reduzierung der jährlichen Zinszahlungen von mehr als <strong>ein</strong>er Milliarde<br />
Deutsche Mark prognostiziert. 316<br />
Die Entscheidung für die Auswahl der Debt Management-Organisation hängt nach<br />
CURRIE / DETHIER / TOGO von den spezifischen nationalen Rahmenbedingungen,<br />
dem Volumen des inländischen Finanzmarktes, der Trennung oder Bündelung<br />
von Geldpolitik und Debt Management (im Primär- oder Sekundärmarkt), der Leistungsfähigkeit<br />
des Systems und der menschlichen Ressourcen in der Debt Management-Organisation<br />
und der Zentralbank ab. 317<br />
In der Folge differieren die Debt Management-Organisationsstrukturen zwischen<br />
den <strong>ein</strong>zelnen Ländern. 318<br />
Bis Ende der 1980er Jahre wurde das Public Debt Management als Anhang der<br />
Geldpolitik betrachtet; die Public Debt Management-Funktionen waren über den<br />
öffentlichen Sektor verstreut. 319 Die Folgen waren das Fehlen <strong>ein</strong>er schlüssigen<br />
Debt Management-Zielsetzung, bürokratische Zuständigkeitsrivalitäten und schlechte<br />
Koordination der Aufgabenwahrnehmung sowie höhere operationale Risiken infolge<br />
mangelhafter Kompetenzabstimmung. Im Verlauf 1990er Jahre wurde die<br />
Public Debt Management-Strategie als eigenständige Strategie mit der Zielsetzung<br />
<strong>ein</strong>es Kosten-Risiko-Ausgleichs anerkannt. In der Folge wählte <strong>ein</strong>e Gruppe von<br />
313 Vgl. Chandler (1962), zitiert nach: Picot / Dietl / Franck (2002), S. 236.<br />
314 Vgl. Hahm (2004), S. 24f.; vgl. auch Wiese (2000), S. 56 sowie Wolswijk / de Haan (2005), S. 8.<br />
315 Vgl. Wolswijk / de Haan (2005), S. 8 sowie Currie / Dethier / Togo (2003), S. 8.; vgl. auch Wiese<br />
(2000), S. 263f.<br />
316 Vgl. Rehm (2001), S. 329.<br />
317 Vgl. Currie / Dethier / Togo (2003), S. 27 sowie Hahm (2004), S. 25ff.<br />
318 Vgl. Wolswijk / de Haan (2005), S. 9, Currie / Dethier / Togo (2003), S. 8 sowie Hahm (2004),<br />
S. 25ff.; vgl. auch Wiese (2000), S. 263ff.<br />
319 Vgl. Currie / Dethier / Togo (2003), S. 11.
60 Kapitel 2: Theoretische Grundlagen<br />
Ländern den Ansatz, zur Effizienzsteigerung eigenständige Debt Management-<br />
Organisations<strong>ein</strong>heiten (DMO) zu gründen; <strong>ein</strong>e andere Gruppe von Ländern entschied<br />
sich, die DMO im Finanzministerium anzusiedeln. 320 Zu der ersten Gruppe<br />
gehören neben dem Swedish National Debt Office (Schweden), das traditionell (seit<br />
dem Jahr 1789) außerhalb der Ministerialverwaltung angesiedelt ist und ursprünglich<br />
nur dem Parlament unterstellt war, 321 insbesondere die Bundesrepublik<br />
Deutschland Finanzagentur GmbH, die Österreichische Bundesfinanzagentur<br />
Ges.m.b.H., die National Dutch Agency (Niederlande) sowie das Instituto de Gestão<br />
da Tesouraria e do Crédito Público I.P. (Portugal). 322 Die zweite Gruppe umfasst<br />
neben dem U.S. Department of the Treasury (USA), das - bereits ebenfalls seit dem<br />
Jahr 1789 - Bestandteil des US-Finanzministeriums ist, 323 insbesondere das Dipartimento<br />
del Tesoro (Italien) und die Belgian Debt Agency (Belgien). 324 Im Spektrum<br />
zwischen diesen beiden Gruppen existiert <strong>ein</strong>e Vielzahl von individuellen Organisationsformen:<br />
Das UK Debt Management-Office (Groß-Britannien) ist institutioneller<br />
Bestandteil des HM Treasury (Finanzministerium 325 ), allerdings fungiert es als „executive<br />
agency“ und ist „at arm's length from Ministers“ 326 , also als selbstständiger<br />
Dienstleister, tätig. 327 Das New Zealand Debt Management Office (Neuseeland) ist<br />
ebenfalls Bestandteil des Finanzministeriums; es besitzt allerdings die Struktur <strong>ein</strong>er<br />
privatwirtschaftlichen Gesellschaft. 328 Die Agence France Trésor (Frankreich)<br />
wurde als Dienststelle mit landesweiter Zuständigkeit konzipiert; sie untersteht dem<br />
320 Vgl. Currie / Dethier / Togo (2003), S. 11 und 21 sowie Rehm (2001), S. 338.<br />
321 Vgl. Riksgälden - Swedish National Debt Management Office (2011a), unter:<br />
https://www.riksgalden.se/en/aboutsndo/About-the-Debt-Office/, Zugriff vom 28. Januar 2012.<br />
322 Die Informationen entstammen <strong>ein</strong>er Internetrecherche auf den Webseiten der nationalen DMO<br />
der G20-Staaten sowie der Mitgliedsstaaten der EU (Stand: 15. November 2010; eigene Übersetzung,<br />
vgl. Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur GmbH (2010b), unter:<br />
http://www.deutsche-finanzagentur.de/finanzagentur/ueber-uns/, Österreichische Bundesfinanzagentur<br />
Ges.m.b.H. (2011), unter: http://www.oebfa.at/de/oebfa/seiten/wir%C3%BCberuns.aspx,<br />
National Dutch Agency (2011), unter: http://www.dsta.nl/english/Organisation sowie das Instituto<br />
de Gestão da Tesouraria e do Crédito Público I.P. (2011), unter: http://www.igcp.pt/gca/?id=43,<br />
jeweils Zugriff vom 11. November 2011).<br />
323 Vgl. United States Department of the Treasury (2011b); unter: http://www.treasury.gov/<br />
about/history/Pages/default.aspx, Zugriff vom 29. Januar 2012; vgl. auch OECD (1999), S. 174,<br />
unter: http://www.oecd.org/dataoecd/52/62/2087893.pdf, Zugriff vom 27. November 2010.<br />
324 Die Informationen entstammen <strong>ein</strong>er Internetrecherche auf den Webseiten der nationalen DMO<br />
der G20-Staaten sowie der Mitgliedsstaaten der EU (Stand: 15. November 2010; eigene Übersetzung,<br />
vgl. Dipartimento del Tesoro (2011), unter: http://www.dt.tesoro.it/i<br />
t/dipartimento/index.html, sowie Belgian Debt Agency (2011), unter:<br />
http://www.debtagency.be/en_service_missions.htm, jeweils Zugriff vom 11. November 2011.<br />
325 Vgl. zur Übersetzung: Collin et. al. (1995): PONS - Fachwörterbuch Wirtschaft: Englisch -<br />
Deutsch / Deutsch - Englisch (1995), Schlagwort „Treasury“.<br />
326 United Kingdom Debt Management Office (2010), unter: http://www.dmo.gov.uk, Zugriff vom<br />
27. November 2011.<br />
327 Vgl. United Kingdom Debt Management Office (2010), unter: http://www.dmo.gov.uk, Zugriff vom<br />
27. November 2011; vgl. auch Rehm (2001), S. 338 sowie Carracedo / Dattels (1997), in: Sundararajan<br />
/ Dattels / Blommest<strong>ein</strong> (1997), S. 96ff., zitiert nach Rehm, (2001), S. 338.<br />
328 Vgl. New Zealand Debt Management Office (2010), unter: http://www.nzdmo.govt.nz/<br />
aboutnzdmo, Zugriff vom 27. November 2011.
Kapitel 2: Theoretische Grundlagen 61<br />
Directeur Générale du Trésor (Generaldirektor für Staatskassenverwaltung und<br />
Wirtschaftspolitik) im Wirtschafts-, Finanz- und Industrieministerium. 329 Dänemark<br />
hat als <strong>ein</strong>ziges, für die Untersuchung relevantes Land die Debt Management-<br />
Aufgaben auf s<strong>ein</strong>e Zentralbank übertragen. 330<br />
Unabhängigkeit<br />
Riksgälden,<br />
Schweden<br />
OeBFA,<br />
Österreich<br />
BRD Finanzagentur<br />
GmbH, Deutschland<br />
NZDMO,<br />
Neuseeland<br />
UK DMO,<br />
Groß-Britannien<br />
IGCP, Portugal<br />
US Department<br />
of the Treasury,<br />
USA<br />
Agence France<br />
Trésor,<br />
Frankreich<br />
Dipartimento del<br />
Tesoro, Italien<br />
Weisungsgebundenheit<br />
1789 ……………… 1988 1993 1998 2001 2007<br />
Abbildung 25: Zeitliche Entwicklung der Organisationsmodelle des Public Debt Managements 331<br />
Abbildung 25 verdeutlicht die zeitliche Parallelität des Entstehens unterschiedlicher<br />
Organisationsformen: Beispielsweise wurden im Jahr 1998 sowohl das UK Debt<br />
Management Office (mit eigenständigen Kompetenzen) in Groß-Britannien und das<br />
weisungsgebundene Dipartimento del Tesoro in Italien <strong>ein</strong>gerichtet.<br />
HAIN erkennt zu Beginn dieses Jahrtausends sieben Entwicklungstrends des Debt<br />
Managements:<br />
329 Vgl. Agence France Trésor (2009), unter: http://www.aft.gouv.fr/aft_de_340/agence_<br />
france_tresor_420/wer_sind_wir_717/prasentation_718/index.html, Zugriff vom 28. November<br />
2010.<br />
330 Vgl. Currie / Dethier / Togo (2003), S. 16ff. sowie Danmarks Nationalbank (2011), unter:<br />
http://www.nationalbanken.dk/DNUK/GovernmentDebt.nsf/side/About_Government_Debt_Manag<br />
ement!OpenDocument, Zugriff vom 22. November 2011.<br />
331 Eigene Darstellung auf Basis <strong>ein</strong>er durchgeführten Dokumenten- und Internetrecherche (vgl.<br />
Fußnoten 323,326,327,328,329 und 330). In der Darstellung wurden auf der Y-Achse die folgenden<br />
Einschätzungen vorgenommen: hohe Weisungsgebundenheit liegt bei Organisations<strong>ein</strong>heiten<br />
innerhalb des Ministeriums ohne selbständige Kompetenzen vor. Geringere Weisungsgebundenheit<br />
bzw. geringe Unabhängigkeit liegt bei Organisations<strong>ein</strong>heiten innerhalb des Ministeriums<br />
mit eigenständigen Kompetenzen vor. Mittlere Unabhängigkeit liegt bei Organisations<strong>ein</strong>heiten<br />
außerhalb des Ministeriums in öffentlich-rechtlicher Organisationsform vor. Organisations<strong>ein</strong>heiten<br />
außerhalb des Ministeriums in privater Rechtsform werden als unabhängig bewertet. Das US<br />
Department of the Treasury wurde im Zeitstrahl im Jahr 1789 als sehr weisungsabhängig <strong>ein</strong>gestuft;<br />
aktuell rangiert es hinsichtlich s<strong>ein</strong>er Unabhängigkeit auf <strong>ein</strong>er Ebene mit der NZDMO, der<br />
UK DMO und der Agence France Trésor.
62 Kapitel 2: Theoretische Grundlagen<br />
• wachsende Bedeutung des Schuldenmanagements und der aktiven Gestaltung<br />
der Schuldenstruktur,<br />
• vorwiegende Tendenz zur Gründung von vom Finanzministerium weisungsunabhängigen<br />
nationalen Schuldenagenturen,<br />
• „möglichst günstige Beschaffung der benötigten Finanzierungsmittel“ 332 als<br />
Hauptaufgabe (der Agenturen),<br />
• Tendenz zur Bündelung von „Professionalität insbesondere aus dem privaten<br />
Sektor im öffentlichen Schuldenmanagement“ 333 durch die Gründung der<br />
Agenturen,<br />
• grundsätzliche Tendenz zur Konvergenz und durchschnittlichen Verlängerung<br />
der Laufzeitenstruktur,<br />
• gestiegenes Interesse an Finanzinnovationen sowie <strong>ein</strong> „grundsätzlicher<br />
Trend zur Internationalisierung“ 334 ,<br />
• verstärkte Nutzung marktmäßiger Instrumente zu Lasten von Bankkrediten.<br />
335<br />
Sowohl die dargestellte teilweise zeitliche Parallelität des Entstehens unterschiedlicher<br />
Organisationsformen des Debt Managements als auch die von HAIN aufgezeigten<br />
grundsätzlichen Entwicklungstendenzen des Debt Managements verdeutlichen<br />
die Relevanz der in dieser Forschungsarbeit aufgeworfenen und untersuchten<br />
Frage nach der Identifikation von vorteilhaften Organisationsstrukturen (im Sinne<br />
von strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong>) des Debt Managements. 336<br />
2.1.6 Implikationen für den gewählten Untersuchungsansatz<br />
• Gegenstand dieser Forschungsarbeit sind nicht die - aus makroökonomischer<br />
Sicht wesentlichen 337 - gesamtwirtschaftlichen Zielsetzungen des<br />
staatlichen Debt Managements (Allokationsziel, Distributionsziel, Stabilitätsziel<br />
und Vermeiden von Marktstörungen), sondern die - unter betriebswirt-<br />
332 Hain (2004), S. 13.<br />
333 Hain (2004), S. 13.<br />
334 Hain (2004), S. 13.<br />
335 Vgl. Hain (2004), S. 12f.<br />
336 Eine divergierende Auffassung vertritt WIESE, der - auf Grundlage <strong>ein</strong>er Analyse der Länder<br />
Deutschland, Italien und Groß-Britannien - Auswirkungen der unterschiedlichen ökonomischen<br />
Rahmenbedingungen als auch der historisch entstandenen Schuldenstrukturen auf die Effektivität<br />
des Debt Managements identifiziert und schlussfolgert, dass „k<strong>ein</strong>e allgem<strong>ein</strong>gültigen Strategieempfehlungen<br />
für die Schuldenstrukturpolitik formuliert werden können“ (Wiese (2000), S. 272).<br />
337 In Anlehnung an Rürup / Körner (1985), S. 95, zitiert nach: Pampel (1993): S. 12.
Kapitel 2: Theoretische Grundlagen 63<br />
schaftlichen Kriterien relevanten 338<br />
(vgl. Abschnitt 2.1.2).<br />
- finanzwirtschaftlichen Zielsetzungen<br />
• Die dieser Forschungsarbeit zugrundeliegende Zieldefinition des Public Debt<br />
Managements basiert auf der Definition der Ziele des Public Debt Management<br />
durch den Internationalen Währungsfonds und die Weltbank: “The main<br />
objective of public debt management is to ensure that the government’s financing<br />
needs and its payment obligations are met at the lowest possible<br />
cost over the medium to long run, consistent with a prudent degree of<br />
risk” 339 . Dieses Verständnis der Zielsetzungen des Debt Managements wird<br />
von vielen staatlichen Debt Management-Organisationen geteilt (vgl. Abschnitt<br />
5.3). 340<br />
• Für die Zwecke dieser Forschungsarbeit wird das von PAMPEL entwickelte<br />
Konzept der periodisierten Zins<strong>kosten</strong> um Zeitpunkt und Höhe der Tilgungszahlungen<br />
ergänzt (vgl. Abschnitt 2.1.2.1).<br />
• Bei der empirischen Analyse sind Unterschiede zwischen den Untersuchungsobjekten<br />
hinsichtlich ihres Aufgabenumfangs zu identifizieren und zu<br />
berücksichtigen. 341<br />
• Mögliche Analysekriterien für die empirische Untersuchung sind die Verschuldungsart,<br />
die Bedingungen der Emission, die Gläubiger, die Laufzeit<br />
sowie die (Zins-)Ausstattung der genutzten Finanzinstrumente.<br />
• Im Rahmen der empirischen Untersuchung sind insbesondere Unterschiede<br />
hinsichtlich des Umfangs der <strong>ein</strong>gesetzten Finanzinstrumente und deren<br />
Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit des Debt Managements zu analysieren.<br />
Unter Risikogesichtspunkten ist dabei auch der Einsatz von Finanzinstrumenten<br />
wie Swaps oder Zinsbegrenzungsverträgen zur Risikoreduzierung<br />
mit <strong>ein</strong>zubeziehen.<br />
• Ausgehend von den real existierenden, heterogenen Organisationsmodellen<br />
des Debt Managements sind geeignete Cluster zu bilden, die <strong>ein</strong>e vergleichende<br />
Betrachtung der organisatorischen Parameter und deren eventuellen<br />
wirtschaftlichen Auswirkungen ermöglichen.<br />
338 Vgl. Carracedo / Dattels (1997), S. 104, zitiert nach: Birkholz (2008), S. 47 sowie Wiese (2000),<br />
S. 54.; vgl. auch Birkholz (2008), S. 47 sowie Pampel (1993), S. 13.<br />
339 International Monetary Fund / World Bank (2001), S. 6.<br />
340 Vgl. Wolswijk / de Haan (2005), S. 8; vgl. beispielsweise Riksgälden - Swedish Debt Management<br />
Office (2011): About the Debt Office, unter: https://www.riksgalden.se/en/aboutsndo/Aboutthe-Debt-Office/,<br />
Zugriff vom 28. Januar 2012.<br />
341 Dies gilt insbesondere hinsichtlich der Verwaltung der staatlichen Wertpapiere.
64 Kapitel 2: Theoretische Grundlagen<br />
2.2 Finanzwirtschaftliche Grundlagen<br />
2.2.1 Zielsetzungen und Aufgaben des Finanzmanagements<br />
Ziele des Finanzmanagements sind die Sicherung und Erhaltung der Liquidität, die<br />
Maximierung der Rentabilität, die Shareholder-Value-Optimierung sowie die Risikopräferenzkonformität,<br />
also die „Optimierung der Rendite-Risiko-Position“ 342 . Aufgabe<br />
des Finanzmanagements ist die zielgerichtete, situationsadäquate Planung,<br />
Steuerung und Kontrolle der betrieblichen Zahlungsströme. Gegenstand des Finanzmanagements<br />
sind alle Finanz- und Investitionsentscheidungen <strong>ein</strong>es Betriebes.<br />
343<br />
2.2.2 Portfolio Selection Theory nach MARKOWITZ<br />
Mit Hilfe der Portfolio Selection Theory lassen sich Wertpapierkauf-Entscheidungen<br />
- insbesondere die Diversifikation des Wertpapierportfolios - unter Berücksichtigung<br />
des Risikos analysieren. Hierzu wird das Risiko mit Hilfe des µσ-Prinzips erfasst:<br />
Danach sind die Handlungskonsequenzen beim Wertpapierkauf durch den Erwartungswert<br />
der Rendite µ und die Standardabweichung σ (als Maß des Risikos) <strong>ein</strong>deutig<br />
festgelegt. Ausgehend von dieser Annahme lassen sich nach MARKOWITZ<br />
unter Rendite-Risiko-Gesichtspunkten aus der Menge aller realisierbaren Portfolios<br />
effiziente Wertpapierportfolios definieren. Dabei gilt die folgende Bedingung für das<br />
Vorliegen <strong>ein</strong>es effizienten Portfolios: Bei gegebenem µ existiert k<strong>ein</strong> Portfolio mit<br />
<strong>ein</strong>em niedrigerem σ, bei gegebenem σ existiert k<strong>ein</strong> Portfolio mit <strong>ein</strong>em höheren µ<br />
und es existiert k<strong>ein</strong> Portfolio mit höherem µ und geringerem σ. Die effizienten Portfolios<br />
lassen sich grafisch wie folgt darstellen 344 :<br />
342 Gabler Wirtschaftslexikon (o.J.), Stichwort: Finanzmanagement, unter:<br />
http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/finanzmanagement.html, Zugriff vom 22. Januar<br />
2012.<br />
343 Vgl. Gabler Wirtschaftslexikon (o.J.), Stichworte: Finanzmanagement und internationales Finanzmanagement,<br />
unter: http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/finanzmanagement.html<br />
sowie http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/internationales-finanzmanagement.html, Zugriff<br />
vom 22. Januar 2012.<br />
344 Vgl. Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 260ff. Damit werden die theoretischen Voraussetzungen für<br />
wirkungsvolle Diversifizierungsstrategien ausgehend von den jeweiligen Risikopräferenzen geschaffen<br />
(vgl. auch Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 264ff.).
Kapitel 2: Theoretische Grundlagen 65<br />
Erwarteter<br />
Portfolio-Ertrag µ<br />
P<br />
Effizienzkurve<br />
(=Menge der effizienten Portfolios)<br />
Q<br />
Menge der<br />
realisierbaren<br />
Portfolios<br />
P‘<br />
Portfolio-Risiko σ<br />
Legende: Q und P = effiziente Portfolios, P‘ = nicht-effizientes Portfolio<br />
Abbildung 26: Portfolio Selection Theory (Eigene Darstellung in Anlehnung an PERRIDON / STEINER)<br />
In Abbildung 26 sind die effizienten Portfolios als orange-farbene Kurve dargestellt.<br />
Q und P gehören zu der Menge der effizienten Portfolios, P‘ ist <strong>ein</strong> nicht-effizientes<br />
Portfolio. Die Menge der effizienten Portfolios beginnt im Punkt Q. Alle Portfolios<br />
(auf der Effizienzkurve) unterhalb von Q haben - bei jeweils gleichem Risiko - <strong>ein</strong>en<br />
geringeren Ertrag als die Portfolios oberhalb von Q. Beispielsweise besitzen die<br />
Punkte P und P’ dasselbe Risiko; allerdings ist der Ertrag von P’ geringer als der<br />
von P. 345<br />
Hinsichtlich des Zwecks dieser Forschungsarbeit lässt sich aus den Aussagen der<br />
Portfolio Selection Theory festhalten, dass es für die Analyse der Wirtschaftlichkeit<br />
<strong>ein</strong>es Wertpapiers (bzw. <strong>ein</strong>es Finanzinstruments zur Schuldenaufnahme) notwendig<br />
ist, sowohl Ertrag (bzw. Kosten) als auch Risiko mit <strong>ein</strong>zubeziehen.<br />
2.2.3 Capital Asset Pricing Model<br />
Auf der Basis der Portfolio Selection Theory von MARKOWITZ wurde von SHAR-<br />
PE / LINTNER / MOSSIN das Capital Asset Pricing Model (CAPM) entwickelt, das<br />
<strong>ein</strong>e „systematische Einbeziehung des Risikos“ 346 bei Investitionsentscheidungen<br />
ermöglicht. Das CAPM besagt, dass die Renditeerwartung <strong>ein</strong>es Investors für <strong>ein</strong>e<br />
bestimmte Kapitalanlage dem Betrag <strong>ein</strong>er am Markt verfügbaren <strong>risiko</strong>losen Rendite<br />
zuzüglich <strong>ein</strong>er spezifischen Risikoprämie entspricht. Danach ist dem Investor die<br />
Risikoprämie für die Übernahme des systematischen, d.h. des nicht durch Diversifikation<br />
ausschaltbaren allgem<strong>ein</strong>en Markt<strong>risiko</strong>s - im Gegensatz zum diversifizierbaren<br />
unternehmensspezifischen unsystematischen Risiko - zu zahlen. 347 Die Risiko-<br />
345 Vgl. Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 260f.<br />
346 Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 119ff.<br />
347 Vgl. Schierenbeck / Lister (2002), S. 93.
66 Kapitel 2: Theoretische Grundlagen<br />
prämie entspricht der Differenz aus der allgem<strong>ein</strong>en Marktrendite und dem <strong>risiko</strong>losen<br />
Zins multipliziert mit dem Maß für das systematische Risiko β. 348 Es gilt: 349<br />
EW (R j ) = RFZ + [ EW (R M ) – RFZ ] * β j<br />
und β j = COV [ R M , R j ] / VAR (R M ).<br />
Formel 4: Erwartungswert und Beta-Faktor <strong>ein</strong>er Rendite nach dem CAPM-Modell (im engeren Sinne;<br />
eigene Darstellung in Anlehnung an SCHIERENBECK / LISTER)<br />
Dabei sind<br />
• EW(R j ) = Renditeerwartung der Kapitalanleger;<br />
• RFZ = Zinssatz der <strong>risiko</strong>losen Kapitalanlage;<br />
• EW(R M ) = Marktrenditeerwartung;<br />
• EW(R M ) – RFZ = Markt<strong>risiko</strong>prämie;<br />
• β j = Renditevolatilität in Relation zur Kapitalanlage j der Marktrendite 350 .<br />
Grafisch lässt sich die Risikoprämie wie folgt abbilden: 351<br />
Rendite<br />
(in Euro)<br />
348 Vgl. Schierenbeck / Lister (2002), S. 93f.<br />
349 Vgl. Schierenbeck / Lister (2002), S. 93f.<br />
350 Vgl. Schierenbeck / Lister (2002), S. 94.<br />
351 Eigene Darstellung in Anlehnung an Schierenbeck / Lister (2002), S. 94.<br />
352 Das Risiko öffentlich-rechtlicher Finanzierungen ist grundsätzlich geringer als das Risiko von<br />
Industriefinanzierungen; auf <strong>ein</strong>em vollkommenen Kapitalmarkt und bei Risikoaversion der Anle-<br />
Risiko-<br />
Prämie<br />
Risiko-<br />
Prämie<br />
Marktrendite<br />
abzüglich<br />
Risikolose Rendite<br />
Risikolose<br />
Rendite<br />
Systematisches<br />
Risiko<br />
Abbildung 27: Risikolose Rendite und Risikoprämie im CAPM-Modell (Eigene Darstellung in Anlehnung<br />
an SCHIERENBECK / LISTER)<br />
Im Hinblick auf den Gegenstand dieser Forschungsarbeit, die Wirtschaftlichkeit des<br />
staatlichen Schuldenmanagements, lässt sich mit Hilfe des CAPM-Modells der Zusammenhang<br />
zwischen der Rendite <strong>ein</strong>es Investors (bzw. im Umkehrschluss: der<br />
Finanzierungszahlung <strong>ein</strong>es Kapitalnehmers) und dem mit der Finanzierung verbundenen<br />
Risiko erklären. 352 Je höher das systematische 353 Risiko des Finanz-
Kapitel 2: Theoretische Grundlagen 67<br />
instruments ist, desto höher ist die durch den Schuldner zu zahlende Marktrendite.<br />
Dieser Effekt zeigt sich deutlich an den aktuell unterschiedlichen Zinssätzen für Anleihen<br />
der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Griechenland: „Griechische<br />
zehnjährige Anleihen sind auf <strong>ein</strong> Rekordniveau von 16,75 Prozent gestiegen.<br />
Die Renditedifferenz zwischen den Bonds und Bundesanleihen gleicher Laufzeit hat<br />
sich damit auf <strong>ein</strong> Rekordhoch von 1.365 Basispunkten ausgeweitet“ 354 . Im Mai des<br />
Jahres 2012 konnte die Bundesrepublik Deutschland zum ersten Mal in ihrer Geschichte<br />
<strong>ein</strong>e zweijährige Anleihe mit <strong>ein</strong>er Nominalverzinsung von null Prozent<br />
platzieren. 355<br />
Den Unterschied zwischen Zinssätzen für zehnjährige Anleihen zwischen der Bundesrepublik<br />
Deutschland und ausgewählten EU-Mitgliedstaaten verdeutlicht die folgende,<br />
dem Danish Government Borrowing and Debt 2010 - Report entnommene<br />
Abbildung: 356<br />
Abbildung 28: Zinssatzunterschiede bei zehnjährigen Anleihen gegenüber der Bundesrepublik Deutschland<br />
für ausgewählte EU-Mitgliedstaaten (Quelle: Bloomberg)<br />
ger ist der Zinssatz <strong>ein</strong>er Bundesanleihe entsprechend geringer als der Zinssatz <strong>ein</strong>er Industrieobligation.<br />
In der Literatur wird der Zinssatz der Bundesanleihe z.T. mit dem <strong>risiko</strong>losen Zinssatz<br />
gleichgesetzt (vgl. hierzu Schäfer (2002), S.99).<br />
353 Das systematische Risiko stellt <strong>ein</strong> marktbezogenes Risiko dar, das nicht durch Diversifikation<br />
eliminiert werden kann. Hingegen kann das das unsystematische Risiko, das das Portfolio<strong>risiko</strong><br />
des <strong>ein</strong>zelnen Wertpapiers umfasst, wegdiversifiziert werden. Eine Risikoprämie wird seitens der<br />
Investoren nur für das systematische Risiko gezahlt (vgl. Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 276).<br />
354 Financial Times Deutschland (2011): Schuldenkrise - Griechische Anleihen fallen auf Rekordtief,<br />
unter: http://www.ftd.de/finanzen/maerkte/anleihen-devisen/:schuldenkrise-griechische-anleihenfallen-auf-rekordtief/60055009.html,<br />
Zugriff vom 22. Januar 2012.<br />
355 Vgl Spiegel-Online (2012c): Anleihenauktion - Deutschland leiht sich Geld für null Prozent Zinsen,<br />
unter: http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/deutschland-verkauft-anleihen-mit-null-prozentzinsen-a-834720.html,<br />
Zugriff vom 28. Mai 2012.<br />
356 Bloomberg, zitiert nach: Danmarks Nationalbank (2011): Danish Government Borrowing and Debt<br />
2010, S. 28.
68 Kapitel 2: Theoretische Grundlagen<br />
Die Abbildung zeigt insbesondere die Entwicklung der Zinssatzunterschiede nach<br />
der Insolvenz der Lehman Brothers Inc. für die Länder Italien, Spanien, Portugal,<br />
Irland und Griechenland auf.<br />
2.2.4 Risikomanagement<br />
Risiko umfasst nach PERRIDON / STEINER sowohl die Möglichkeit <strong>ein</strong>es positiven<br />
Abweichens (Chance) als auch <strong>ein</strong>es negativen Abweichens (Gefahr) vom erwarteten<br />
Wert (vgl. Abschnitt 2.1.2.2). 357<br />
Aufgabe des Risikomanagements ist es sicherzustellen, dass „Risiken erfasst, analysiert<br />
und bewertet“ werden und „<strong>risiko</strong>bezogene Informationen in systematisch<br />
geordneter Weise“ 358 den zuständigen Entscheidungsträger zugehen. Nach der<br />
ISO-Norm 31000 besteht das Risikomanagement aus <strong>ein</strong>em Bündel von Aktivitäten<br />
und Methoden zur Steuerung von Organisationen und deren vielfältigen Risiken, die<br />
die Fähigkeit <strong>ein</strong>er Organisation zur Zielerreichung be<strong>ein</strong>trächtigen können. 359 Folgende<br />
Grundsätze sind dabei zu beachten:<br />
1. Risikomanagement ist systematisch und strukturiert.<br />
2. Risikomanagement basiert auf den besten, verfügbaren Informationen.<br />
3. Risikomanagement befasst sich ausdrücklich mit der Unsicherheit.<br />
4. Risikomanagement ist <strong>ein</strong> Bestandteil der Entscheidungsfindung.<br />
5. Risikomanagement trägt dem Faktor „Mensch“ Rechnung.<br />
6. Risikomanagement schafft Werte.<br />
7. Risikomanagement ist maßgeschneidert.<br />
8. Risikomanagement ist transparent und umfassend.<br />
9. Risikomanagement ist dynamisch, iterativ und wandlungsfähig bei Veränderungen.<br />
10. Risikomanagement befähigt zur kontinuierlichen Verbesserung und Wertsteigerung.<br />
11. Risikomanagement ist <strong>ein</strong> integraler Bestandteil aller organisatorischen<br />
Schlüsselprozesse. 360<br />
357 Vgl. Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 99; vgl. auch Gleißner / Grundmann (2003), S. 459ff. und Pampel<br />
(1993), S. 54.<br />
358 Diederichs / Form / Reichmann (2004), S. 189.<br />
359 Vgl. Praxiom Research Group Limited (2010): ISO 31000 2009 Plain English Dictionary, unter:<br />
http://www.praxiom.com/iso-31000-terms.htm, Zugriff vom 26. Januar 2012.<br />
360 Vgl. Brühwiler (2007), S. 14; vgl. auch Brühwiler (2008), S. 26.
Kapitel 2: Theoretische Grundlagen 69<br />
Mit dem zum 1. Mai 1998 in der Bundesrepublik Deutschland in Kraft getretenen<br />
Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich (KonTraG) wurde<br />
national <strong>ein</strong>e rechtliche Grundlage für das Risikomanagement geschaffen. Das<br />
KonTraG begründet die Pflicht der Unternehmensleitung in Aktiengesellschaften 361 ,<br />
<strong>ein</strong> angemessenes Risikomanagementsystem <strong>ein</strong>zuführen (vgl. § 91 Abs. 2 AktG). 362<br />
Zweck dieses Risikomanagementsystems ist es, bestandsgefährdende Risiken<br />
frühzeitig zu identifizieren, um rechtzeitige Präventivmaßnahmen ergreifen zu können.<br />
363<br />
DIEDERICHS / FORM / REICHMANN definieren Risikomanagement als „Gesamtheit<br />
aller organisatorischen Regelungen und Maßnahmen zur Risikoerkennung und<br />
zum Umgang mit den Risiken unternehmerischer Betätigung“ 364 . Aufgabe des Risikomanagements<br />
ist danach die Sicherstellung, dass die bestehenden Risiken systematisch<br />
erfasst, ausgewertet und an die jeweiligen Entscheidungsträger adäquat<br />
berichtet werden. 365 Der von DIEDERICHS / FORM / REICHMANN definierte Risikomanagement-Begriff<br />
geht somit über den - auf <strong>ein</strong> Risikofrüherkennungssystem<br />
begrenzten - Begriff des KonTraG hinaus. 366<br />
Der Risikomanagement-Prozess umfasst die Prozessschritte „Risikoidentifikation“,<br />
„Risikobewertung“, „Risikosteuerung“ und „Risikokontrolle“ 367 sowie die prozessbegleitenden<br />
Funktionen der Risikopolitik und der Prozessüberwachung. 368<br />
In Anlehnung an den Management-Regelkreislauf 369 lässt sich der folgende Risikomanagement-Prozess<br />
definieren: 370<br />
361 Hinsichtlich des Risikomanagements besitzt das KonTraG Ausstrahlungswirkungen auf andere<br />
Kapitalgesellschaften, insbesondere die Gesellschaft mit beschränkter Haftung (vgl. Wolf (2004),<br />
S. 211 sowie juraforum (2010), Lexikon: Stichwort „KonTraG“, unter: http://www.juraforum.de/<br />
lexikon/kontrag, Zugriff vom 21. November 2010).<br />
362 Vgl. Wolf (2004), S. 211 sowie Diederichs / Form / Reichmann (2004), S. 189.<br />
363 Vgl. Wolf (2004). S. 211.; vgl. auch Gleißner / Mott (2008), S. 54ff. zur Erweiterung der Pflichten<br />
der Unternehmensleitung um die Berichterstattung von Chancen durch das Gesetz zur Einführung<br />
internationaler Rechnungslegungsstandards und zur Sicherung der Qualität der Abschlussprüfung<br />
(Bilanzrechtsreformgesetz – BilReG, BGBl. Teil I Nr. 65, S. 3166ff) vom 4. Dezember<br />
2004.<br />
364 Diederichs / Form / Reichmann (2004), S. 189.<br />
365 Vgl. auch Diederichs / Form / Reichmann (2004), S. 189.<br />
366 Vgl. Gleißner / Mott (2008), S. 54ff.<br />
367 Gleißner (2008), zitiert nach: Gleißner / Mott (2008), S. 63.<br />
368 Vgl. Gleißner (2008), in: Gleißner / Mott (2008), S. 63, Brühwiler (2008), S. 26 sowie Schäfer /<br />
Krömmelb<strong>ein</strong> / Sieg (2008), S. 243ff.; vgl. auch Gabler Wirtschaftslexikon (2010), Stichwort: Risikomanagement,<br />
unter: http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/<strong>risiko</strong>management.html, Zugriff<br />
vom 22. Januar 2012, Zucha (2001), S. 141f., Schierenbeck / Lister (2002), S. 328ff. sowie<br />
Hornung / Reichmann / Diederichs (1999), S. 320, zitiert nach: Müller (2000), S. 25; vgl. für den<br />
Risikomanagement-Prozess im öffentlichen Sektor auch Hill (2003), S. 4f.<br />
369 Vgl. Zucha (2001), S. 141f. sowie Schäfer / Krömmelb<strong>ein</strong> / Sieg (2008), S. 243ff.<br />
370 Eigene Darstellung in Anlehnung an Gleißner (2008), in: Gleißner / Mott (2008), S. 63, Brühwiler<br />
(2008), S. 26 sowie Schäfer / Krömmelb<strong>ein</strong> / Sieg (2008), S. 243ff.; vgl. auch Gabler Wirtschaftslexikon<br />
(2010), Stichwort: Risikomanagement, unter: http://wirtschaftslexikon.<br />
gabler.de/Definition/<strong>risiko</strong>management.html, Zugriff vom 22. Januar 2012, Zucha (2001), S. 141f.,
70 Kapitel 2: Theoretische Grundlagen<br />
Risikosteuerung<br />
Risikokontrolle<br />
Risikobewertung<br />
Risikopolitik<br />
Risikoidentifikation<br />
Abbildung 29: Risikomanagement-Prozess (Eigene Darstellung in Anlehnung an GLEIßNER,<br />
BRÜHWILER sowie SCHÄFER / KRÖMMELBEIN / SIEG)<br />
Ausgangspunkt des Risikomanagements-Prozesses ist die Festlegung <strong>ein</strong>er - auf<br />
der Risikoneigung der Organisations<strong>ein</strong>heit basierenden - Risikopolitik. 371 Bei der<br />
Risikoidentifikation sind systematisch alle Risiken zu erfassen, die sich auf die<br />
Zielerreichung der Organisation auswirken können. 372 Dabei sind alle aktuellen und<br />
zukünftigen Risiken zu berücksichtigen 373 und nach der Art des Risikos zu<br />
kategorisieren. 374 Nach SCHIERENBECK / LISTER lassen sich die<br />
Unternehmensrisiken folgenden drei Hauptkategorien zuordnen: 375<br />
• Risiken des Mangements und der Organisationsstruktur (mit den Corporate<br />
Governance Risiken, den Managementsqualitätsrisiken, den Personalrisiken,<br />
den Organisationsrisiken und den Rechtsrisiken),<br />
• Risiken des leistungswirtschaftlichen Bereichs (mit den Beschaffungsrisiken,<br />
den Produktionsrisiken, den Absatzrisiken und den Technologierisiken),<br />
• Risiken des finanzwirtschaftlichen Bereichs (mit den Ausfallrisiken, den<br />
Liquiditätsrisiken, den Marktpreisrisiken und den Kapitalstrukturrisiken).<br />
Schierenbeck / Lister (2002), S. 328ff. sowie Hornung / Reichmann / Diederichs (1999), S. 320,<br />
zitiert nach: Müller (2000), S. 25.; vgl. auch Hill (2003), S. 4f. für den Risikomanagement-Prozess<br />
im öffentlichen Sektor.<br />
371 Vgl. Gabler Wirtschaftslexikon (o.J.), Stichwort: Risikomanagement, unter: http://wirtschafts<br />
lexikon.gabler.de/Definition/<strong>risiko</strong>management.html, Zugriff vom 22. Januar 2012.<br />
372 Vgl. Schierenbeck / Lister (2002), S. 329 sowie Gleißner (2008), in: Gleißner / Mott (2008), S. 63.;<br />
vgl. auch Mock (2001), S. 41ff. zu den (in der Industrie) etablierten Methoden der Risikoanalyse.<br />
373 Vgl. Gabler Wirtschaftslexikon (o.J.), Stichwort: Risikomanagement, unter: http://wirtschafts<br />
lexikon.gabler.de/Definition/<strong>risiko</strong>management.html, Zugriff vom 22. Januar 2012; vgl. auch<br />
Gleißner / Kalwait (2010), S. 27ff.<br />
374 Vgl. Schierenbeck / Lister (2002), S. 331ff.<br />
375 Vgl. Schierenbeck / Lister (2002), S. 332ff.
Kapitel 2: Theoretische Grundlagen 71<br />
Alternativ können insbesondere Umfeld- oder Stärken-Schwächen-Analysen,<br />
Risikokennzahlen bzw. Frühwarnindikatoren oder Checklisten zur<br />
Risikoidentifikation <strong>ein</strong>gesetzt werden. 376<br />
Im nächsten Prozessschritt erfolgt <strong>ein</strong>e Bewertung der Risiken im Hinblick auf ihre<br />
Eintrittswahrsch<strong>ein</strong>lichkeit und die mögliche Schadenshöhe. 377 Unterscheiden lassen<br />
sich dabei die qualitative und die quantitative Risikobewertung: 378 SCHIEREN-<br />
BECK / LISTER favorisieren, soweit möglich, <strong>ein</strong>e quantifizierte Risikobewertung in<br />
Geld<strong>ein</strong>heiten; 379 gegebenenfalls kann <strong>ein</strong>e Zuordnung zu Schadensklassen bzw.<br />
Eintrittswahrsch<strong>ein</strong>lichkeitsklassen erfolgen. 380 Quantitative Risikomaße sind beispielsweise<br />
der Value-at-Risk (VaR) oder der Cash-Flow-at-Risk. 381 Diese setzen<br />
jedoch „ausreichend objektive, numerische Daten“ voraus, die <strong>ein</strong>e „statistische<br />
Auswertung ermöglichen“ 382 . Sind diese nicht vorhanden, können die identifizierten<br />
Risiken der Organisation mit Hilfe von qualitativen Größen beurteilt werden. 383 Die<br />
bewerteten Risiken können per Risikoportfolio - beispielsweise in Form <strong>ein</strong>er Risk<br />
Map - visualisiert werden. 384 In Abbildung 30 ist <strong>ein</strong>e exemplarische Risk Map mit<br />
den beiden Risiken R1 und R2 dargestellt: 385<br />
Schadenshöhe<br />
R1<br />
R2<br />
Eintrittswahrsch<strong>ein</strong>lichkeit<br />
Legende: grün = geringer Risikoerwartungswert,<br />
gelb = mittlerer Risikoerwartungswert,<br />
rot = hoher Risikoerwartungswert,<br />
R1 und R2 = Risiken<br />
Abbildung 30: Beispiel <strong>ein</strong>er Risk Map (Eigene Darstellung in Anlehnung an SCHIERENBECK / LISTER)<br />
376 Vgl. Diederichs / Form / Reichmann (2004), S. 191f., Mock (2001), S. 41ff sowie Coenen (2004),<br />
S. 98f.<br />
377 Vgl. Bundesministerium des Innern (2010), unter: http://www.orghandbuch.de/<br />
nn_414202/OrganisationsHandbuch/DE/7__Management/72__Risikomanagement/<strong>risiko</strong>manage<br />
ment-node.html?__nnn=true, Zugriff vom 6. Februar 2012; vgl. auch Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S.<br />
111f.<br />
378 Vgl. Fischer (2008), S. 8, vgl. auch Erben / Romeike (2002), S. 23ff.<br />
379 Vgl. Schierenbeck / Lister (2002), S. 336, Diederichs / Form / Reichmann (2004), S. 193 sowie<br />
Wolf (2004), S. 213.<br />
380 Vgl. Diederichs / Form / Reichmann (2004), S. 192.<br />
381 Vgl. Schierenbeck / Lister (2002), S. 338ff.; vgl. auch Gleißner / Mott (2008), S. 58f.<br />
382 Fischer (2008), S. 8.; vgl. auch Gabler Wirtschaftslexikon (o.J.), Stichwort: Risikomanagement,<br />
unter: http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/<strong>risiko</strong>management.html, Zugriff vom 22. Januar<br />
2012.<br />
383 Vgl. Fischer (2008), S. 8f. sowie Boutellier / Fischer / von Pfuhlst<strong>ein</strong> (2008), S. 44ff.<br />
384 Vgl. Schierenbeck / Lister (2002), S. 350ff., Coenen (2004), S. 99, Wolf (2004), S. 215 sowie<br />
Schmitting / Siemes (2004), S. 107.<br />
385 Eigene Darstellung in Anlehnung an Schierenbeck / Lister (2002), S. 350ff.
72 Kapitel 2: Theoretische Grundlagen<br />
Dabei besitzen beide Risiken dieselbe (hohe) Schadenshöhe. Allerdings besitzt das<br />
Risiko R2 gegenüber dem Risiko R1 die deutlich höhere Eintrittswahrsch<strong>ein</strong>lichkeit<br />
und damit auch den deutlich höheren Risiko-Erwartungswert (rotes Risiko gegenüber<br />
gelbem Risiko). 386<br />
Mit Hilfe der Risk Map lassen sich weiterhin auch Veränderungen von Risiken darstellen:<br />
In Abbildung 31 ist die Veränderung der beiden Risiken R1 und R2 abgebildet.<br />
Bei Risiko R1 hat sich - bei gleich hoher Schadenshöhe - die Eintrittswahrsch<strong>ein</strong>lichkeit<br />
erhöht. Risiko R2 besitzt - bei gleich hoher Eintrittswahrsch<strong>ein</strong>lichkeit<br />
- <strong>ein</strong>e deutlich geringere Schadenshöhe. Insgesamt haben sich auch die Risiko-<br />
Erwartungswerte der beiden Risiken verändert: Der Erwartungswert von R1 hat sich<br />
erhöht (rotes Risiko), der Erwartungswert von R2 ist gesunken (gelbes Risiko): 387<br />
Schadenshöhe<br />
R1<br />
R1<br />
R2<br />
R2<br />
Legende: grün = geringer Risikoerwartungswert,<br />
gelb = mittlerer Risikoerwartungswert,<br />
rot = hoher Risikoerwartungswert,<br />
R1 und R2 in grau = ursprüngliche Risiken,<br />
R1 und R 2 in rosa = veränderte Risiken<br />
Eintrittswahrsch<strong>ein</strong>lichkeit<br />
Abbildung 31: Beispiel <strong>ein</strong>er Risk Map im Zeitablauf (Eigene Darstellung in Anlehnung an SCHIEREN-<br />
BECK / LISTER)<br />
Bei der Bewertung der Risiken ist zudem das Zusammenwirken der Einzelrisiken in<br />
Form <strong>ein</strong>es Gesamt<strong>risiko</strong>potentials zu berücksichtigen. 388 Zur Ermittlung dieses Gesamt<strong>risiko</strong>potentials<br />
ist nach GLEISSNER insbesondere die Monte-Carlo-Simulation<br />
geeignet. 389<br />
Die sich an die Bewertung anschließende Risikosteuerung zielt auf <strong>ein</strong>e aktive Be<strong>ein</strong>flussung<br />
der wesentlichen Risikopotentiale. 390 Mögliche Steuerungsstrategien<br />
sind - in Abhängigkeit von der definierten Risikopolitik - die Risikovermeidung,<br />
-verminderung, - diversifikation, - überwälzung und -vorsorge. 391 Das Management<br />
386 Vgl. auch Schierenbeck/Lister (2002), S. 350ff.<br />
387 Eigene Darstellung in Anlehnung an Schierenbeck/Lister (2002), S. 350ff.<br />
388 Vgl. Gleißner (2004), S. 31 sowie Gabler Wirtschaftslexikon (o.J.), Stichwort: Risikomanagement,<br />
unter: http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/<strong>risiko</strong>management.html, Zugriff vom 22. Januar<br />
2012, vgl. auch Diederichs / Form / Reichmann (2004), S. 192.<br />
389 Vgl. Gleißner (2004a), S. 31ff. sowie Gleißner (2004b), S. 350ff.<br />
390 Vgl. Diederichs / Form / Reichmann (2004), S. 193.<br />
391 Vgl. Diederichs / Form / Reichmann (2004), S. 193, Schierenbeck / Lister (2002), S. 352ff. sowie<br />
Gabler Wirtschaftslexikon (o.J.), Stichwort: Risikomanagement, unter: http://wirtschaftslexikon.<br />
gabler.de/Definition/<strong>risiko</strong>management.html, Zugriff vom 22. Januar 2012.
Kapitel 2: Theoretische Grundlagen 73<br />
wird bei der Risikoüberwachung vom Risikocontrolling insbesondere durch das Risikoreporting<br />
unterstützt. 392<br />
Die Risikokontrolle dient der Analyse und Optimierung der Prozesseffizienz.<br />
Im Sinne des Managementregelkreises schließt sich an die Risikokontrolle <strong>ein</strong>e<br />
Überprüfung und gegebenenfalls Anpassung der Risikopolitik und damit <strong>ein</strong> erneutes<br />
Durchlaufen des Risikomanagementprozesses an. 393<br />
2.2.5 Implikationen für den gewählten Untersuchungsansatz<br />
Das Debt Management verfolgt nach dem dieser Forschungsarbeit zugrunde liegenden<br />
Verständnis <strong>ein</strong>e „Optimierung der Rendite-Risiko-Position“ 394 im Sinne der<br />
Portfolio Selection Theorie von MARKOWITZ und dem Capital Asset Pricing Model<br />
von SHARPE / LINTNER / MOSSIN an (vgl. Abschnitt 2.2.1 bis Abschnitt 2.2.3). Die<br />
Analyse der in den <strong>ein</strong>zelnen Schuldenportfolien enthaltenen Risiken wird mit Hilfe<br />
von Risk Maps dargestellt (vgl. Abschnitt 2.2.4). 395<br />
2.3 Systemtheoretische und organisationstheoretische Grundlagen<br />
Im Folgenden werden die systemtheoretischen und organisationstheoretischen<br />
Grundlagen dieser Forschungsarbeit vorgestellt und entsprechende Implikationen<br />
abgeleitet.<br />
2.3.1 Systemtheoretische Grundlagen<br />
Der griechische Begriff Systema beschreibt <strong>ein</strong> System als <strong>ein</strong> Gebilde, das als<br />
Ganzes aus <strong>ein</strong>zelnen Teilen (Elementen) zusammengesetzt ist 396 und zwischen<br />
dessen Elementen Relationen vorhanden sind, die <strong>ein</strong>e Ordnung aufweisen. 397 Aufbauend<br />
auf diesem Systembegriff lässt sich <strong>ein</strong> System über die drei Faktoren Element,<br />
Relation (zwischen Elementen) und Umwelt (zur Abgrenzung des Ganzen)<br />
definieren: 398<br />
392 Vgl. Schäfer / Krömmelb<strong>ein</strong> / Sieg (2008), S. 239ff. sowie Schierenbeck / Lister (2002), S. 370f.<br />
393 Vgl. Brühwiler (2008), S. 26 sowie Schäfer / Krömmelb<strong>ein</strong> / Sieg (2008), S. 243ff.; vgl. zur Risikokommunikation<br />
auch Eggemann / Konradt (2004), S. 504.<br />
394 Gabler Wirtschaftslexikon (o.J.), Stichworte: Finanzmanagement und internationales Finanzmanagement,<br />
unter: http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/finanzmanagement.html sowie<br />
http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/internationales-finanzmanagement.html, Zugriff vom<br />
22. Januar 2012.<br />
395 Vgl. Schierenbeck / Lister (2002), S. 350ff.<br />
396 Vgl. Simon (2009), S. 16.<br />
397 Vgl. von Saldern (1998), S. 67ff. sowie Beetz (2003), S. 34; vgl. auch Welge / Holtbrügge (2001),<br />
S. 57f. sowie Mock (2001), S. 40.<br />
398 Eigene Darstellung in Anlehnung an von Saldern (1998), S. 68; vgl. auch von Saldern (1998),<br />
S. 67ff. sowie Dehn / Lahn (2004), S. 9.
74 Kapitel 2: Theoretische Grundlagen<br />
Umwelt<br />
Relation<br />
System<br />
Element<br />
Systemgrenze<br />
Abbildung 32: Definition des Systems mit s<strong>ein</strong>en Elementen, Relationen und der Systemgrenze<br />
(Eigene Darstellung in Anlehnung an von SALDERN)<br />
Dabei bestimmt die Relationierung der Elemente sowohl die interne Strukturierung<br />
des Systems als auch die Beziehungen zu den Umwelten des Systems. 399 Aus der<br />
Unfähigkeit des Systems, auf jede Aktion der Umwelt reagieren zu können, entsteht<br />
<strong>ein</strong> Komplexitätsgefälle zwischen Umwelt und System. Dieses kann seitens des<br />
Systems durch den Versuch reduziert werden, die Komplexität in Bezug auf die<br />
Umwelt oder in Bezug auf sich selbst zu lösen: Zur Reduzierung der Umweltkomplexität<br />
kann das System s<strong>ein</strong>e Umwelt bündeln und standardisierte Reaktionsmuster<br />
<strong>ein</strong>setzen. Alternativ dazu kann das System - im Sinne der Stufentheorie - s<strong>ein</strong>e<br />
eigenen Strukturen oder die Strukturen von Teilen des Systems (Subsystemen) ändern<br />
bzw. anpassen. 400<br />
Die systemische Organisationstheorie basiert insbesondere auf der Idee der Organisation<br />
als autopoietischem System. 401 Autopoietische Systeme sind selbstreferenziell<br />
operierende Systeme, die sich aufgrund ihrer internen Prozesse „als zusammengesetzte<br />
Einheiten konstituieren und gegen ihre Umwelten abgrenzen“ 402 .<br />
399 Vgl. Simon (2009), S. 56. sowie Ritz (2003), S. 125; vgl. auch Luhmann (1984), S. 383f., zitiert<br />
nach: Simon (2009), S. 47, Luhmann (1993), S. 441, zitiert nach: Beetz (2003), S. 67, Maturana<br />
(1978), S. 280, zitiert nach: Simon (2009), S. 24, sowie Simon (2009), S. 24.<br />
400 Vgl. Luhmann (2002), S. 167ff. sowie Pawlowsky / Geppert (2005), S. 273f.<br />
401 Vgl. Simon (2009), S. 23ff.; vgl. auch Beetz (2003), S. 60ff. zu möglichen Widersprüchen bei der<br />
Annahme <strong>ein</strong>er Differenzierung autopoietischer Systeme wiederum in autopoietische Systeme.<br />
402 Simon (2009), S. 24; vgl. auch Beetz (2003), S. 34; hiervon abweichend vertritt DIECKMANN die<br />
Auffassung, dass die Autopoiesis <strong>ein</strong>es Systems nicht von sich aus gegeben ist, sondern zunächst<br />
durch <strong>ein</strong>en Impuls von außen <strong>ein</strong>gerichtet werden muss (vgl. Dieckmann (2005),<br />
S. 83ff.). Nach SIMON und FRIED lassen sich autopoietische Systeme durch die Merkmale<br />
„Strukturdeterminiertheit“ und „operationales Schließen“ charakterisieren: Autopoietische Systeme<br />
können aufgrund ihrer Strukturdeterminiertheit aus Erfahrung lernen und Strukturen und Verhaltensschemata<br />
selbständig ändern. Sie reagieren mit operationalem Schließen auf Störungen
Kapitel 2: Theoretische Grundlagen 75<br />
Oberste Maxim autopoietischer Systeme ist das Überleben des Systems; auf dieses<br />
Ziel ist das Verhalten des Systems ausgerichtet. 403 Primär wird nach der Systemrationalität<br />
von LUHMANN die Aufrechterhaltung der System-Umwelt-Abgrenzung<br />
angestrebt; dies umfasst den Fortbestand des Systems in der Beziehung zu und die<br />
Kommunikation mit „spezifischen, für das eigene Leben unverzichtbaren Umwelten“<br />
404 . Hierzu sind - in der Aus<strong>ein</strong>andersetzung mit den relevanten Umwelten -<br />
„viable“ 405 Handlungsoptionen zu suchen, das sind jene Optionen, die <strong>ein</strong> Überleben<br />
des Systems ermöglichen. Entscheidend für <strong>ein</strong> langfristiges Überleben des<br />
Systems ist dessen Lernfähigkeit, d.h. die Fähigkeit, sich an Einflüsse oder Störungen<br />
der jeweils relevanten Umwelten anzupassen bzw. die wechselseitigen Anpassungs-<br />
und Aushandlungsprozesse zwischen System und relevanten Umwelten zu<br />
gestalten. 406 <strong>Strategische</strong> Entscheidungen basieren im Idealfall sowohl auf der Analyse<br />
der relativen Stärken und Schwächen <strong>ein</strong>es Systems als auch auf der Evaluation<br />
der Chancen und Gefahren s<strong>ein</strong>er Umwelt. 407 Nach LUHMANN ist die Unsicherheit<br />
(als „Differenz von Wissen und Nicht-Wissen“ 408 ) die „wichtigste Ressource<br />
der Autopoiesis des Systems“ 409 : Ohne Unsicherheit gibt es k<strong>ein</strong>e Notwendigkeit für<br />
Entscheidungen und die Organisation fände „im Zustand komplexer Selbstfestigung<br />
ihr Ende und würde mangels Tätigkeit aufhören zu existieren“ 410 .<br />
Die Systemrationalität existiert auch in Organisationen, die speziell zur Erreichung<br />
<strong>ein</strong>es bestimmten Zweckes gegründet wurden: Die als Organisationszweck - von<br />
außerhalb des Systems - definierten Sachziele sind - aus der Sicht des Systems -<br />
von außen entweder durch Fortsetzung oder durch Tod des lebenden Systems (vgl. Simon<br />
(2009), S. 25ff. sowie Fried (2005), S. 48ff.; vgl. auch Pawlowsky / Geppert (2005), S. 274).<br />
403 Vgl. Simon (2009), S. 27f.<br />
404 Luhmann (2000), S. 447, zitiert nach: Simon (2009), S. 32.<br />
405 Luhmann (2000), S. 447, zitiert nach: Simon (2009), S. 32; vgl. Simon (2009), S. 32f.<br />
406 Vgl. Simon (2009), S. 34.; vgl. auch Fried (2005), S. 49f. sowie Schedler / Proeller (2003), S. 46.<br />
407 Vgl. St<strong>ein</strong>mann / Schreyögg (2000), S. 157f.<br />
408 Luhmann (2000), S. 186, zitiert nach: Simon (2009), S. 69. Nach MARCH / SIMON können Organisationen<br />
infolge der hinsichtlich der zukünftigen Entwicklung bestehenden Unsicherheit (Konfrontation<br />
mit mehrdeutigen Situationen, Fehlen von <strong>ein</strong>deutigen Informationen und Unkenntnis,<br />
welche Faktoren für die Organisation und deren Überleben zukünftig relevant s<strong>ein</strong> werden) nur<br />
begrenzt rational handeln (vgl. March / Simon (1958), zitiert nach: Simon (2009), S. 62). Sie lösen<br />
diese Unsicherheit mit Hilfe des Gesetzes der Unsicherheitsabsorption, in dem sie sich in der<br />
Gegenwart für <strong>ein</strong>e prognostizierte Zukunft entscheiden (vgl. March / Simon (1958), zitiert nach:<br />
Simon (2009), S. 66f. sowie Beetz (2003), S. 37). Die Unsicherheit wird dadurch gegen das Risiko<br />
<strong>ein</strong>getauscht, gegebenenfalls <strong>ein</strong>e falsche Zukunftsvermutung getroffen zu haben (vgl. Simon<br />
(2009), S. 66). Die Entscheidung für <strong>ein</strong>e vermutete Zukunft reduziert für die Organisation und ihre<br />
Mitglieder die Komplexität der Umwelten: „Ungewissheit, Vieldeutigkeit, Widerspruch, Ambivalenz<br />
und Ambiguität“ werden durch <strong>ein</strong>e „sichere Welt“ ersetzt (Simon (2009), S. 67). Dies ermöglicht<br />
es der Organisation bzw. ihren Mitgliedern Anschlussentscheidungen zu treffen, ohne alle<br />
vorherigen Entscheidungen in Frage stellen zu müssen (vgl. auch Baecker (2003), S. 34, zitiert<br />
nach: Simon (2009), S. 68, sowie Simon (2009), S. 70).<br />
409 Luhmann (2000), S. 186, zitiert nach: Simon (2009), S. 69.<br />
410 Luhmann (2000), S. 186, zitiert nach: Simon (2009), S. 69.
76 Kapitel 2: Theoretische Grundlagen<br />
„gegenüber dem r<strong>ein</strong>en Selbsterhalt des Systems sekundär“ 411 . Die Erreichung der<br />
Sachziele der Organisation wird zudem dadurch erschwert, dass die innerhalb des<br />
Systems beteiligten Akteure ihre eigenen, spezifischen Zwecke verfolgen. Die Zwecke<br />
- und damit die Motivationen - der unterschiedlichen Akteure können zudem<br />
ebenfalls differieren, in Konkurrenz zu<strong>ein</strong>ander stehen oder sich gegenseitig ausschließen<br />
(vgl. auch Abschnitt 2.3.2 zur Principal-Agent-Problematik). 412<br />
Für das Public Debt Management lässt sich ver<strong>ein</strong>facht folgendes systemtheoretische<br />
Modell entwickeln: 413<br />
Ministerium<br />
DMO<br />
System Public<br />
Debt Management<br />
Zentralbank<br />
Umwelt I<br />
Umwelt II<br />
Umwelt III<br />
Umwelt IV<br />
Abbildung 33: System Public Debt Management mit s<strong>ein</strong>en relevanten Umwelten<br />
Die Debt Management-Aufgaben sind in der Regel auf drei Organisations<strong>ein</strong>heiten<br />
des Systems verteilt: <strong>ein</strong>e strategische Organisations<strong>ein</strong>heit (Ministerium), <strong>ein</strong>e<br />
operative Organisations<strong>ein</strong>heit (im Ministerium, eigenständig oder bei der Zentralbank)<br />
und <strong>ein</strong>e Zentralbank-Organisations<strong>ein</strong>heit (vgl. Abschnitt 2.1.4). Zum System<br />
gehören zudem die systeminternen Steuerungs- bzw. Steuerungsunterstützungssowie<br />
die (internen) Kontroll- und Überwachungsorgane der <strong>ein</strong>zelnen Elemente. Je<br />
nach gewählter Organisationsform des Systems besteht <strong>ein</strong> spezifischer Koordinations-<br />
bzw. Kommunikationsbedarf zwischen den drei Organisations<strong>ein</strong>heiten.<br />
Unabhängig von der internen Struktur des Systems und den zwischen den Elementen<br />
(strategische Organisations<strong>ein</strong>heit, operative Organisations<strong>ein</strong>heit und Zentral-<br />
411 Simon (2009), S. 29.<br />
412 Vgl. Simon (2009), S. 30, Dehn / Lahn (2004), S. 13 sowie Alt (2005), S. 302, S. 305ff. und 315ff.<br />
413 Vgl. Beetz (2003), S. 53.
Kapitel 2: Theoretische Grundlagen 77<br />
bank-Organisations<strong>ein</strong>heit) bestehenden Relationen lassen sich grundsätzlich vier<br />
relevante Umwelten des Systems unterscheiden: 414<br />
Umwelt I umfasst die (externen) Aufsichts- und Überwachungs-Organisations<strong>ein</strong>heiten<br />
des Public Debt Managements. Zu dieser Umwelt zählen im Einzelfall das<br />
Parlament oder Parlamentsausschüsse, staatliche Aufsichtsinstitutionen oder die<br />
staatliche externe Finanzkontrolle. 415<br />
Umwelt II b<strong>ein</strong>haltet öffentlich-rechtliche Kreditnehmer (im Sinne von Konkurrenten<br />
des Systems) sowie die aktuellen Kreditgeber des Systems.<br />
Umwelt III umfasst den internationalen Geld- bzw. Kapitalmarkt mit allen Kreditnehmern<br />
(Konkurrenten) und Kreditgebern (als potentiellen Gläubigern).<br />
Umwelt IV b<strong>ein</strong>haltet die Gesamtwirtschaft mit allen volkswirtschaftlichen Gruppen<br />
und dem Staat als Kunden des Systems.<br />
2.3.2 Organisationstheoretische Grundlagen<br />
Der Begriff „Organisation“ beschreibt die Koordination menschlichen Handelns zur<br />
Verfolgung <strong>ein</strong>es bestimmten Zweckes. 416 Mit Hilfe von Organisation sollen Menschen<br />
und Sachmittel auf Dauer gerichtet methodisch bestmöglich zugeordnet werden,<br />
um das vorgegebene Ziel zu erreichen. 417 Sachlich lässt sich der Begriff der<br />
Organisation als „<strong>ein</strong>e Gesamtheit von Koordinationsmechanismen“ und sozial anhand<br />
ihrer Mitglieder charakterisieren. 418<br />
Es existiert k<strong>ein</strong>e universell vorteilhafte Organisationsform, vielmehr hat sich die<br />
Organisation an die Ziele und Aufgaben der Institution und deren Veränderungen<br />
anzupassen. 419 Die Organisation folgt der Aufgabe; der Einsatz von Personal und<br />
414 Nach SIMON entsteht durch Outsourcing <strong>ein</strong>es internen Subsystems <strong>ein</strong> neues System, das der<br />
Umwelt des alten Systems zugeordnet wird (vgl. Simon (2009), S. 57).<br />
415 Vgl. zu den Aufsichts- und Überwachungs-Organisations<strong>ein</strong>heiten des Debt Managements beispielsweise<br />
die Länder „Schweden“ unter: https://www.riksgalden.se/en/aboutsndo/Centralgovernment-debt-and-finances/This_is_how_we_borrow/Guidelines1/,<br />
Zugriff vom 26. Januar<br />
2012 und „Österreich“ unter http://www.staatsschuldenausschuss.at/de/aufgaben/aufgaben.jsp,<br />
Zugriff vom 4. November 2011.<br />
416 Vgl. Beetz (2003), S. 15f.<br />
417 Vgl. Dehn / Lahn (2004), S. 5f.<br />
418 Beetz (2003), S. 16; vgl. auch Beetz (2003), S. 16ff. sowie Schmidt (2003), S. 5. Nach SCHMIDT<br />
sind die Elemente „Aufgaben“, „Aufgabenträger“, „Sachmittel“ und „Informationen“ Gegenstand<br />
von organisatorischen Regelungen. Diese werden durch Aufbau- oder Ablaufbeziehungen unter<br />
Berücksichtigung der Dimensionen „Zeit“, „Raum“ und „Menge“ mit<strong>ein</strong>ander verknüpft (vgl.<br />
Schmidt (2003), S. 4f.; vgl. auch Schmidt (2003), 25ff. sowie Dehn / Lahn (2004), S. 5).<br />
419 Vgl. Dehn / Lahn (2004), S. 6 und S. 12; vgl. auch Chandler (1962), zitiert nach: Picot / Dietl /<br />
Franck (2002), S. 236.
78 Kapitel 2: Theoretische Grundlagen<br />
Technik folgt der Organisation. 420 Dabei ist das ökonomische Prinzip zu beachten.<br />
421<br />
Jede Organisations<strong>ein</strong>heit besitzt unterschiedliche Mechanismen zur Koordination<br />
der Handlungen ihrer Mitglieder. 422 Relevant sind insbesondere soziale Mechanismen<br />
wie „gem<strong>ein</strong>same Grundannahmen, Werte, Wertebilder, Normen, Symbolsysteme,<br />
Interpretationen und/oder Kommunikationsregeln“ 423 . Die sich infolge der sozialen<br />
Interaktionen entwickelnde Verwaltungskultur prägt Aufbau und Ablauf der<br />
betrieblichen Organisation. 424<br />
In der Literatur existiert „<strong>ein</strong>e Vielzahl von Organisationstheorien, die (W) nur wenig<br />
gem<strong>ein</strong>sam haben“ 425 und sich in vielen Fällen sogar widersprechen. 426 Wesentliche<br />
Organisationstheorien sind insbesondere das Bürokratie-Modell von WEBER,<br />
das Scientific Management (TAYLOR), die Human-Relations-Modelle, die Rational-<br />
Choice-Theorien 427 sowie die Evolutionstheorien. 428 Eine Darstellung des Spektrums<br />
der Organisationstheorien ist nicht Zweck dieser Forschungsarbeit. Im Folgenden<br />
wird ausschließlich auf die - auf den Rational-Choice- bzw. Public-Choice-<br />
Theorien basierenden - für die Entwicklung dieser Forschungsarbeit relevanten Ansätze<br />
der Neuen Institutionenökonomik <strong>ein</strong>gegangen. 429<br />
Die Rational-Choice-Theorien unterstellen „rationales Verhalten der beteiligten Akteure“<br />
430 und gehen von <strong>ein</strong>em zielgerichteten, Eigennutzen maximierenden individuellen<br />
Verhalten der Akteure als „Ergebnis <strong>ein</strong>es Maximierungskalküls“ 431 aus; die<br />
Handlungsoptionen und Ziele der Akteure werden durch die rechtlichen, institutionellen<br />
und sozialen Rahmenbedingungen des Systems determiniert. 432 Zur (vorrangigen)<br />
Durchsetzung der Systeminteressen dienen die Überwachung der Akteure<br />
420 Vgl. Bundesministerium des Innern (2010), unter: http://www.orghandbuch.de/cln_180/nn_<br />
414836/OrganisationsHandbuch/DE/ohb__pdf.html?__nnn=true, Zugriff vom 6. Februar 2012<br />
sowie Bokranz / Kasten (2000), S. 42f.<br />
421 Vgl. Dehn / Lahn (2004), S. 14f.<br />
422 Vgl. Lang / Winkler / Weik (2005), S. 209ff.<br />
423 Lang / Winkler / Weik (2005), S. 209; vgl. Lang / Winkler / Weik (2005), S. 209ff.<br />
424 Vgl. Ambrosius (1999), S. 115 sowie Kommunalwissenschaftliches Institut der Universität Potsdam<br />
(2009), unter: http://www.uni-potsdam.de/u/kwi/publikationen/lexikon_verwaltungsreform/<br />
lex_v.html, Zugriff vom 4. April 2011, Stichwort „Verwaltungskultur“.<br />
425 Scherer (1999), S. 2.<br />
426 Vgl. Scherer (1999), S. 2.<br />
427 Vgl. Petermann (2005), S. 63ff.<br />
428 Vgl. auch Beetz (2003), S. 21ff. sowie Kieser (1999), S. 39ff.<br />
429 Vgl. auch Faganini / Caspari (2004), S. 285.<br />
430 Beetz (2003), S. 22f.<br />
431 Abraham (2001), S. 2.<br />
432 Vgl. Abraham (2001), S. 2ff., Faganini / Caspari (2004), S. 285. sowie Mühlenkamp (2005a),<br />
S. 6ff.; vgl. auch Wimmer (2004), S. 291ff. sowie Faganini / Caspari (2004), S. 286ff. zu den<br />
Grenzen der Rational-Choice-Theorie.
Kapitel 2: Theoretische Grundlagen 79<br />
sowie der Einsatz von wertebasierten oder anreizorientierten Steuerungsinstrumenten.<br />
433<br />
Die Anwendung der Erkenntnisse der ökonomischen Theorie auf die Willensbildung<br />
und Entscheidungsfindung der politischen Akteure wird als Neue Politische Ökonomie<br />
verstanden. 434 Diese umfasst insbesondere die Public-Choice-Theorie, die der<br />
Frage nach der „optimalen Organisation kollektiver Entscheidungsprozesse“ 435<br />
nachgeht und dabei auch die Methodik der Neuen Institutionenökonomik nutzt. 436<br />
Die Neue Institutionenökonomik untersucht Institutionen (beispielsweise Hierarchien<br />
oder Verfügungsrechte) im Hinblick auf deren Strukturen, Verhaltenswirkungen,<br />
Effizienz und Wandel. 437 Sie geht dabei nicht von den Grundannahmen der Wohlfahrtsökonomik,<br />
d.h. von friktionslosen Märkten (vollkommene Konkurrenz, un<strong>ein</strong>geschränkte,<br />
<strong>kosten</strong>lose Mobilität aller Produktionsfaktoren (inklusive Informationen)<br />
und Güter sowie dem Ausblenden externer Effekte), aus. Viel mehr stehen die<br />
realen Märkte mit den real vorhandenen Institutionen und deren Akteuren im Fokus.<br />
438 Nach EBERS / GOTSCH analysiert die Neue Institutionenökonomik, welche<br />
alternativen Institutionen „bei welchen Arten von Koordinationsproblemen des ökonomischen<br />
Austauschs die relativ geringsten Kosten und die größte Effizienz zur<br />
Folge“ 439 haben und wie sich Koordinationsprobleme, Kosten und Effizienz von<br />
Austauschbeziehungen „auf die Gestaltung und den Wandel von Institutionen“ auswirken<br />
440 . Im Hinblick auf die Organisationsanalyse lassen sich insbesondere drei<br />
institutionsökonomische Ansätze charakterisieren:<br />
433 Vgl. Abraham (2001), S. 10ff.<br />
434 Vgl. R<strong>ein</strong>ermann (2000), S. 40f. sowie Ritz (2003), S. 129.<br />
435 R<strong>ein</strong>ermann (2000), S. 40. Nach REINERMANN führt das Streben aller an der politischen Willensbildung<br />
beteiligten Akteure zur Maximierung des individuellen Nutzens, dann tendenziell zu<br />
Staatsversagen, wenn dadurch das kollektive Optimum verfehlt wird (vgl. R<strong>ein</strong>ermann (2000),<br />
S. 40; vgl. auch Ritz (2003), S. 131ff.). Dabei kommt insbesondere den Akteuren der Exekutive<br />
<strong>ein</strong>e zentrale Rolle zu: das Entscheidungsverhalten der politischen Akteure und der Exekutivleitungen<br />
wird primär von den Mitarbeitern der Exekutive, den „Bürokraten“, be<strong>ein</strong>flusst und ist „das<br />
Ergebnis der aufsummierten individuellen Präferenzen aller Verwaltungsmitarbeitenden“ (Ritz<br />
(2003), S. 133; vgl. auch Ritz (2003), S. 132ff.). Diese streben nach NISKANEN die Maximierung<br />
ihrer Budgets an, die die Grundlage für Einkommen, Aufstiegschancen sowie persönliche Macht<br />
sind (vgl. Gabler Wirtschaftslexikon (o.J.), Stichwort „Neue Politische Ökonomie“, unter:<br />
http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/neue-politische-oekonomie.html, Zugriff vom 22. Januar<br />
2012 sowie Ritz (2003), S. 132ff.).<br />
436 Vgl. auch Gabler Wirtschaftslexikon (o.J.), Stichwort „Neue Politische Ökonomie“, unter:<br />
http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/neue-politische-oekonomie.html, Zugriff vom 22. Januar<br />
2012.<br />
437 Vgl. Ebers / Gotsch (1999), S. 199.<br />
438 Vgl. Ritz (2003), S. 136.<br />
439 Ebers / Gotsch (1999), S. 199.<br />
440 Ebers / Gotsch (1999), S. 199.; vgl. auch Gabler Wirtschaftslexikon (o.J.), Stichwort „Neue Institutionenökonomik,<br />
unter: http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/neue-institutionenoekonomik.<br />
html, Zugriff vom 22. Januar 2012 sowie Erlei / Leschke / Sauerland (1999), S. 44, zitiert nach:<br />
Irmer (2001), S. 109ff.
80 Kapitel 2: Theoretische Grundlagen<br />
1. der Property Rights-Ansatz (Theorie der Verfügungsrechte),<br />
2. die Transaktions<strong>kosten</strong>theorie sowie<br />
3. die Principal-Agent-Theorie. 441<br />
Der Property-Rights-Ansatz beschreibt die Verfügungsrechte an Gütern oder<br />
Dienstleistungen sowie deren „Wirkungen auf das Verhalten der wirtschaftlichen<br />
Akteure“ 442 . Es lassen sich grundsätzlich vier Arten von Verfügungsrechten an <strong>ein</strong>er<br />
Ressource unterscheiden: das Nutzungsrecht, das Recht zum Einbehalt der Erträge,<br />
das Recht zur Änderung der Ressource nach Form oder Substanz sowie das<br />
Recht zur Übertragung aller oder <strong>ein</strong>zelner Verfügungsrechte auf andere. 443 Der<br />
Property-Rights-Ansatz basiert auf der Annahme, dass Eigentums-, Verfügungs-<br />
und Handlungsrechte das individuelle nutzenmaximierende Verhalten des Menschen<br />
be<strong>ein</strong>flussen können und <strong>ein</strong> privater Eigentümer s<strong>ein</strong> Unternehmen besser<br />
steuert als <strong>ein</strong> öffentlicher Träger, dessen Eigentumsinteressen oft im Widerspruch<br />
zu anderen öffentlichen Interessen stehen. 444 Nach FAGAGNINI / CASPARI wird<br />
das Management in <strong>ein</strong>em Unternehmen in Privatbesitz infolge besserer Kontrolle<br />
des privaten Eigentümers s<strong>ein</strong>e „eigenen, Effizienz hemmenden, Individualinteressen“<br />
445 weniger verfolgen. Dies führt zu <strong>ein</strong>er Reduzierung des Principal-Agent-<br />
Problems. 446<br />
Das Erkenntnisinteresse des Property-Rights-Ansatzes lässt sich mit den beiden<br />
folgenden Fragestellungen erfassen:<br />
1. Wie lassen sich Entstehung, Verteilung und Wandel von Verfügungsrechten<br />
erklären?<br />
2. Welche Auswirkungen haben unterschiedliche Gestaltungsformen bzw. Verteilungsformen<br />
von Verfügungsrechten auf das Verhalten der (ökonomischen)<br />
Akteure und auf die Faktorallokation? 447<br />
Je nach Verteilung der Verfügungsrechte auf <strong>ein</strong> bzw. wenige oder viele Individuen<br />
differenziert man in konzentrierte Property Rights oder verdünnte Property<br />
Rights. 448 Aus der Übertragung der Verfügungsrechte auf viele Individuen (verdünnte<br />
Property Rights) können sowohl positive als auch negative externe Effekte resul-<br />
441 Vgl. Ritz (2001), S. 136ff. sowie Ebers / Gotsch (1999), S. 199.<br />
442 Ritz (2003), S. 142., vgl. auch Ebers / Gotsch (1999), S. 200.<br />
443 Vgl. Ebers / Gotsch (1999), S. 201 sowie Ritz (2003), S. 142.<br />
444 Vgl. Fagagnini / Caspari (2004), S. 285, Nowotny (1999), S. 232, zitiert nach: Fagagnini / Caspari<br />
(2004), S. 285 sowie R<strong>ein</strong>ermann (2000), S. 84.<br />
445 Fagagnini / Caspari (2004), S. 285<br />
446 Vgl. auch Ebers / Gotsch (1999), S. 202.<br />
447 Vgl. Ebers / Gotsch (2001), S. 200.<br />
448 Vgl. Ritz (2003), S. 142f. sowie Ebers / Gotsch (2001), S. 202ff.
Kapitel 2: Theoretische Grundlagen 81<br />
tieren. 449 Aus der nicht vollumfänglich verursachungsgerechten Verteilung der Kosten<br />
und Nutzen können Allokationsineffizienzen resultieren, da die Ressourcen<br />
eventuell nicht mit ihrem gesellschaftlich maximalen Nutzen <strong>ein</strong>gesetzt werden. 450<br />
Zur Optimierung der Allokationseffizienz empfehlen EBERS / GOTSCH, dass von<br />
<strong>ein</strong>em Akteur alle positiven und negativen Effekte getragen werden, die aus s<strong>ein</strong>en<br />
Verfügungsrechten aus <strong>ein</strong>er Ressource erwachsen. 451 Nach EBERS / GOTSCH<br />
kann in diesem Falle angenommen werden, dass „der Inhaber <strong>ein</strong>es Verfügungsrechts<br />
sämtliche aus der Nutzung des Verfügungsrechts erwachsenden Konsequenzen<br />
in s<strong>ein</strong>e Entscheidungen über die Ressourcennutzung <strong>ein</strong>bezieht“ 452 . Eine<br />
optimale Zuordnung der Verfügungsrechte im Sinne der Allokationseffizienz führt<br />
nach RITZ jedoch auch zu zusätzlichen Transaktions<strong>kosten</strong> infolge der Internalisierung<br />
externer Effekte. 453 Nach PICOT ist jene Property-Rights-Struktur zu favorisieren,<br />
die durch <strong>ein</strong>e Minimierung sowohl der Transaktions<strong>kosten</strong> als auch der Wohlfahrtsverluste<br />
aus externen Effekten gekennzeichnet ist. 454<br />
Kosten als Summe aus Transaktions<strong>kosten</strong> und<br />
durch externe Effekte hervorgerufene<br />
Wohlfahrtsverluste<br />
Achsentitel<br />
Zuordnung von externen<br />
Effekten zum Akteur<br />
Transaktions<strong>kosten</strong><br />
Wohlfahrtsverluste<br />
Gesamt<strong>kosten</strong><br />
Abbildung 34: Property-Rights-Ansatz: Beispielhafte Darstellung des Zusammenhangs zwischen Wohlfahrtsverlusten<br />
aus externen Effekten und Transaktions<strong>kosten</strong><br />
(Eigene Darstellung in Anlehnung an PICOT et al.)<br />
Im in Abbildung 34 dargestellten Beispiel ist das nach PICOT anzustrebende Optimum<br />
tendenziell bei <strong>ein</strong>em hohen Grad der Zuordnung der externen Effekte zu dem<br />
449 Vgl. Ritz (2003), S. 142.<br />
450 Vgl. Ebers / Gotsch (1999), S. 202, Ritz (2003), S. 142 sowie Coase (1960) und Furubotn / Pejovich<br />
(1972), zitiert nach: Ebers / Gotsch (1999), S. 202; vgl. auch Jänsch (1999), zitiert nach:<br />
Mühlbachler (2004), S. 13, Fußnote 36.<br />
451 Vgl. Ebers / Gotsch (1999), S. 202 sowie Ritz (2003), S. 142f.<br />
452 Ebers / Gotsch (1999), S. 202; vgl. Ritz (2003), S. 142f.<br />
453 Vgl. Ritz (2003), S. 143, Fußnote Nr. 29.<br />
454 Eigene Darstellung in Anlehnung an Picot et al. (1997), S. 58, zitiert nach: Ritz (2003), S. 143,<br />
Fußnote Nr. 29.
82 Kapitel 2: Theoretische Grundlagen<br />
Akteur, d.h. bei <strong>ein</strong>em hohen Internalisierungsgrad, gegeben: Die Addition der beiden<br />
Kostenkurven hat dort - als Gesamt<strong>kosten</strong>kurve - ihr Minimum.<br />
Im Fokus der Transaktions<strong>kosten</strong>theorie steht die Auswahl der vorteilhaftesten Organisationsform<br />
in Abhängigkeit von der Leistungstiefe der Aufgabenwahrnehmung.<br />
455 Gesucht wird das <strong>kosten</strong>günstigste institutionelle Arrangement. 456 Demzufolge<br />
ist die Selbsterstellung der Leistungen in <strong>ein</strong>er Organisations<strong>ein</strong>heit dem<br />
Fremdbezug von <strong>ein</strong>em externen Marktpartner dann vorzuziehen, wenn „die mit<br />
jeder arbeitsteiligen Leistungserstellung verbundenen Motivations- und Koordinationsprobleme<br />
besser und <strong>kosten</strong>günstiger als mit externen Marktpartnern“ 457 gelöst<br />
werden. 458 Als Entscheidungsparameter für die Wahl zwischen interner oder externer<br />
Leistungserstellung sind - neben den Produktions- und Koordinations<strong>kosten</strong> -<br />
insbesondere auch die Kosten für die Nutzung externer Märkte bzw. die Koordination<br />
externer Akteure, die Transaktions<strong>kosten</strong>, mit <strong>ein</strong>zubeziehen. 459 Hinsichtlich der<br />
Transaktions<strong>kosten</strong> unterscheidet WILLIAMSON zwischen ex ante- und ex post-<br />
Kosten: Die ex ante-Kosten umfassen die Anbahnungs- und Ver<strong>ein</strong>barungs<strong>kosten</strong>,<br />
die ex post-Kosten b<strong>ein</strong>halten die Kontroll<strong>kosten</strong> und die Zusatz<strong>kosten</strong> für nachträgliche<br />
Vertragsanpassungen. 460 Die Bandbreite möglicher Organisationsmodelle (mit<br />
entsprechenden Koordinations- und Motivationsinstrumenten) reicht von der Aufgabenwahrnehmung<br />
in <strong>ein</strong>er eigenen Organisation über Organisationsformen wie Kapitalbeteiligungen<br />
und mittel- bis langfristigen Kooperationen bis hin zu kurzfristigen<br />
Ver<strong>ein</strong>barungen zwischen Akteuren bei Markttransaktionen. 461 Die Höhe der Transaktions<strong>kosten</strong><br />
wird durch Unsicherheit in den Vertragsbeziehungen sowie in Bezug<br />
auf den Vertragspartner und die Umwelt, durch die Spezifität des Standortes bzw.<br />
des Sach- oder Humankapitals, durch die Separabilität des Leistungsprozesses<br />
sowie durch die Transaktionshäufigkeit be<strong>ein</strong>flusst. 462 Durch Vergleich dieser Kos-<br />
455 Vgl. Naschold et al. (1996), zitiert nach: Ritz (2003), S. 137 sowie Irmer (2001), S. 116.<br />
456 Vgl. Irmer (2001), S. 117.<br />
457 Ritz (2003), S. 137.<br />
458 Vgl. Ritz (2003), S. 137 sowie Gabler Wirtschaftslexikon (o.J.), Stichwort: Neue Institutionenökonomik,<br />
unter: http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/neue-institutionenoekonomik.html, Zugriff<br />
vom 13. Dezember 2010. Zu den Besonderheiten des Zielkonflikts zwischen Eigenerstellung<br />
und Fremdbezug bei Institutionen der öffentlichen Hand vgl. Mühlenkamp (2005b), S. 3, Fußnote<br />
10, und S. 18.<br />
459 Vgl. Ritz (2003), S. 137, Reichard (2002), S. 587f., zitiert nach: Kuhlmann / Wollmann (2006),<br />
unter: http://amor.cms.hu-berlin.de/~h0598bce/docs/SK-HW-2006-Transaktions<strong>kosten</strong>.pdf, Zugriff<br />
vom 27. Januar 2012, Beetz (2003), S. 23 sowie Irmer (2001), S. 116.<br />
460 Vgl. Williamson (1985), S. 20ff., zitiert nach: Ritz (2003), S. 137 sowie Irmer (2001), S. 117ff.<br />
461 Vgl. Picot et al. (1997), S. 78ff., zitiert nach: Ritz (2001), S. 137f.<br />
462 Vgl. Schoppe et al. (1995), S. 151ff., zitiert nach: Ritz (2001), S. 137 sowie Thom / Ritz (2000),<br />
S. 211ff., in: Ritz (2001), S. 137 sowie Irmer (2001), S. 121ff. und S. 124f.; vgl. auch Gabler Wirtschaftslexikon<br />
(o.J.), Stichwort: Neue Institutionenökonomik, unter: http://wirtschafts<br />
lexikon.gabler.de/Definition/neue-institutionenoekonomik.html, Zugriff vom 22. Januar 2012.
Kapitel 2: Theoretische Grundlagen 83<br />
tentreiber lässt sich für jede <strong>ein</strong>zelne Konstellation die jeweils effiziente Organisations-<br />
bzw. Vertragsform ermitteln. 463<br />
Gegenstand des Principal-Agent-Ansatzes ist das wirtschaftliche Handeln in Auftraggeber<br />
(Principal) - Auftragnehmer (Agent) - Beziehungen. 464 Ausgangspunkt<br />
sind der Transfer der Verfügungsrechte (property rights) des Principals an den<br />
Agenten sowie die zwischen Principal und Agent bestehende asymmetrische Informationsverteilung,<br />
die dem Agenten Freiräume für opportunistisches Verhalten verschafft.<br />
465 Ein rational handelnder Agent wird - unter der Annahme individueller<br />
Nutzenorientierung - die sich ihm bietenden Freiräume nutzen. 466 Hieraus resultiert<br />
<strong>ein</strong>e Unsicherheit des Principals, die dieser durch eigene Überwachungs- und Kontrolltätigkeit,<br />
durch anreizorientierte Vertragsgestaltung oder durch Sicherungsleistungen<br />
des Agenten (transaktions-) <strong>kosten</strong>wirksam reduzieren kann. 467 Die Transaktions<strong>kosten</strong><br />
umfassen Überwachungs- und Kontroll<strong>kosten</strong> des Principals (monitoring<br />
costs), Signalisierungs- und Garantie<strong>kosten</strong> für die Vorlagen von Zeugnissen<br />
und Zertifikaten durch den Agenten (bonding costs) sowie Kosten aus - trotz Kont-<br />
463 Vgl. Thom / Ritz (2000), S. 211ff., zitiert nach: Ritz (2003), S. 138; vgl. auch Irmer (2002),<br />
S. 117ff.<br />
464 Vgl. R<strong>ein</strong>ermann (2000), S. 84 sowie Ritz (2003), S. 139.<br />
465 Vgl. Ritz (2001), S. 139, Alt (2005), S. 302f. sowie Irmer (2001), S. 112. Nach SPREMANN lassen<br />
sich die Ursachen dieser Informationsasymmetrien nach zeitlichen Kriterien drei Problemkreisen<br />
zuordnen:<br />
Phase 1: Hidden characteristics: Vor Vertragsabschluss kann der Agent Merkmale s<strong>ein</strong>er Person<br />
oder s<strong>ein</strong>er Leistung infolge Unkenntnis des Principals vor diesem verbergen. Es besteht die Gefahr<br />
der „adverse selection“: In Folge s<strong>ein</strong>er Unkenntnis zahlt der Principal dem Agenten nur <strong>ein</strong>en<br />
Durchschnittspreis, der tendenziell eher „schlechte“ Agenten anlockt und „gute“ Agenten<br />
fernhält.<br />
Phase 2: Hidden action: Nach Vertragsabschluss kann der Principal die Ursachen <strong>ein</strong>er eventuellen<br />
mangelhaften Leistung des Agenten (Schlechtleistung des Agenten oder Umwelt<strong>ein</strong>fluss)<br />
nicht oder nur mit unverhältnismäßig hohem Kontrollaufwand erkennen. Es besteht die Gefahr<br />
des „moral hazard“, d.h. es existiert <strong>ein</strong> Handlungsspielraum des Agenten, den dieser zur Maximierung<br />
s<strong>ein</strong>es Nutzens auf Kosten des Principals oder zur Reduzierung der Arbeitssorgfalt nutzen<br />
kann.<br />
Phase 3: Hidden intention: Der Principal erlangt erst nach Vertragsabschluss Kenntnis über die<br />
Absichten des Agenten. Diese Asymmetrie kann der Agent infolge des bestehenden Vertragsverhältnisses<br />
zu <strong>ein</strong>em Erpressungsversuch („Hold up“) nutzen (vgl. Spremann (1990), S. 566, zitiert<br />
nach: Ritz (2001), S. 140f., Ritz (2003), S. 140, R<strong>ein</strong>ermann (2000), S. 85 sowie Irmer (2001), S.<br />
112ff.; vgl. auch Picot et al. (2001), S. 60, zitiert nach: Ritz (2003), S. 141, Arrow (1984), S. 39f.,<br />
zitiert nach: Ritz (2003), S. 140, Jensen (1983), S. 16ff. sowie Fama / Jensen (1998), S. 2f. ; vgl.<br />
auch Holstrom / Milgrom (1991), S. 25ff. zu den Grenzen der Anreizorientierung). Dabei werden<br />
irreversible Vorleistungen des Principals als sunk costs bezeichnet. Da diese bei opportunistischem<br />
Verhalten bzw. Schlechtleistung des Agenten unwiederbringlich verloren sind, führen sie<br />
zur Abhängigkeit des Principals gegenüber dem Agenten (vgl. auch Ritz (2001), S. 141, Fußnote<br />
28).<br />
466 Vgl. Jensen / Meckling (1994), S. 4ff., Gabler Wirtschaftslexikon (o.J.), Stichwort: Neue Institutionenökonomik,<br />
unter: http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/neue-institutionenoekonomik<br />
.html, Zugriff vom 22. Januar 2012 sowie Irmer (2001), S. 112.<br />
467 Vgl. Ritz (2001), S. 140 sowie R<strong>ein</strong>ermann (2000), S. 85.
84 Kapitel 2: Theoretische Grundlagen<br />
roll- und Anreizsystem entstehendem - Opportunitätshandeln des Agenten (residual<br />
costs). 468<br />
2.3.3 Implikationen für die Forschungsarbeit<br />
Die insbesondere in den letzten Jahren vorgenommenen Reorganisationen und<br />
Modernisierungen des Public Debt Managements in den <strong>ein</strong>zelnen Ländern stellen<br />
aus systemtheoretischer Sichtweise Anpassungen an veränderte Umweltbedingungen<br />
dar. Die Fragestellung dieser Arbeit zielt insbesondere auch darauf ab, welche<br />
Organisations<strong>ein</strong>heit sich an s<strong>ein</strong>e Umwelt am Besten angepasst hat und somit die<br />
größte Überlebenswahrsch<strong>ein</strong>lichkeit besitzt. Zugleich stellt sich für die Zweckgesellschaft<br />
DMO die Frage, wie die Sachzielerreichung bei gegebenenfalls gegenläufigen<br />
Individualinteressen der handelnden Akteure sichergestellt wird.<br />
Im Rahmen dieser Forschungsarbeit wird bei der Analyse der Public Debt-<br />
Management-Organisationsformen von der Idee der Organisation als autopoietischem<br />
System ausgegangen. 469<br />
Die Forschungsarbeit lehnt sich an das funktionalistische Paradigma der sozialwissenschaftlichen<br />
Theoriebildung an, das soziale Systeme auf kausale Zusammenhänge<br />
untersucht und <strong>ein</strong>en objektivistischen Forschungsansatz vertritt. 470<br />
Bei der vergleichenden Untersuchung der Organisationsstrukturen des Public Debt<br />
Managements der beteiligten Untersuchungspartner sind insbesondere die Principal-Agent-Problematik<br />
sowie die - hinsichtlich der Zuordnung von Verfügungsrechten<br />
relevanten - Zusammenhänge zwischen Transaktions<strong>kosten</strong> und Wohlfahrtsverlusten<br />
zu beachten und existierende Lösungsansätze 471 zu berücksichtigen. Es soll<br />
insbesondere untersucht werden, ob sowohl die Principal-Agent-Problematik als<br />
auch der Zusammenhang zwischen Transaktions<strong>kosten</strong> und Wohlfahrtsverlusten<br />
für unterschiedliche Organisationsmodelle unterschiedlich ausgeprägt sind. 472<br />
Unabhängig von der Ansiedlung der DMO (innerhalb des Ministeriums, als eigenständige<br />
Organisation außerhalb des Ministeriums, als Organisations<strong>ein</strong>heit der<br />
468 Vgl. Ritz (2001), S. 140 sowie Aghion / Bolton (1989), S. 287f.<br />
469 Vgl. Simon (2009), S. 23ff. sowie von Saldern (1998), S. 124ff.<br />
470 Vgl. auch Scherer (1999), S. 15f.<br />
471 Vgl. Kutschera (2002), S. 217ff. zur Lösung des Principal-Agent-Problems durch Anreizschaffung<br />
mit Hilfe des Vergütungssystems sowie Holstrom / Milgrom (1991), S. 25ff. zu den Grenzen der<br />
Anreizorientierung. Vgl. Fama / Jensen (1983), zitiert nach: Jensen (1998); S. 22 zur Lösung des<br />
Principal-Agent-Problems in Non-Profit-Organisationen durch Trennung von Management und<br />
Kontrolle; vgl. hierzu auch Jensen / Ruback (1983), S. 51.<br />
472 Vgl. auch Currie / Dethier / Togo (2003), S. 31 zum Anstieg der Transaktions<strong>kosten</strong> wegen steigender<br />
Formalisierung bei Gründung <strong>ein</strong>er DMO mit zunehmender Entfernung vom Principal.
Kapitel 2: Theoretische Grundlagen 85<br />
Zentralbank, etc.) sind nach CURRIE / DETHIER / TOGO fünf wichtige Überlegungen<br />
für die Ausgestaltung <strong>ein</strong>er adäquaten Steuerungsstruktur anzustellen: 473<br />
1. Die DMO stellt <strong>ein</strong>e zusammengefasste Einheit mit klaren Verantwortlichkeiten<br />
dar. 474<br />
2. Die Ziele der DMO müssen klar spezifiziert und durch strategische Zielsetzungen<br />
- und bei aktivem Handel auch durch Performance-Benchmarks - präzisiert<br />
werden. 475<br />
3. Dem Agent wird <strong>ein</strong> anreiz-bezogener Vertrag angeboten, so dass die gewünschten<br />
Anstrengungen unternommen bzw. Fähigkeiten genutzt werden. 476<br />
4. Die Handlungen des Agenten werden überwacht und Risikokontrollfunktionen<br />
sind implementiert. 477<br />
5. Der Principal besitzt die Fähigkeit s<strong>ein</strong>e Überwachungsfunktionen wahrzunehmen.<br />
478<br />
Diese Prämissen sind bei der vergleichenden Untersuchung der Organisationsstrukturen<br />
angemessen zu beachten. Hinsichtlich der Prämissen 4 und 5 sind - in<br />
Abhängigkeit von der gewählten Organisations- bzw. Rechtsform - gegebenenfalls<br />
auch Aspekte der Corporate Governance heranzuziehen. Hierzu zählen insbesondere<br />
die jeweiligen nationalen Rechtsnormen 479 , die OECD-Grundsätze der Corporate<br />
Governance 480 (bzw. der jeweilige nationale Corporate Governance Kodex 481 )<br />
sowie der Public Corporate Governance 482 (bzw. der jeweilige nationale Public Corporate<br />
Governance Kodex 483 ). Beim Vergleich der Organisationsmodelle in privater<br />
473 Vgl. Currie / Dethier / Togo (2003), S. 30.<br />
474 Vgl. Currie / Dethier / Togo (2003), S. 31.<br />
475 Vgl. Currie / Dethier / Togo (2003), S. 32ff.<br />
476 Vgl. Currie / Dethier / Togo (2003), S. 37f.<br />
477 Vgl. Currie / Dethier / Togo (2003), S. 38f.<br />
478 Vgl. Currie / Dethier / Togo (2003), S. 39 sowie S. 49f.<br />
479 Vgl. beispielsweise das Gesetz betreffend die Gesellschaften mit beschränkter Haftung (GmbHG)<br />
in der Fassung vom 31. Juli 2009.<br />
480 Vgl. Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (2004): OECD-Grundsätze<br />
für Corporate Governance, unter: http://www.oecd.org/dataoecd/57/19/32159487.pdf, Zugriff vom<br />
20. Dezember 2010.<br />
481 Vgl. beispielsweise Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex (2010):<br />
Deutscher Corporate Governance Kodex in der Fassung vom 26. Mai 2010, unter<br />
http://www.corporate-governance-code.de/ger/download/kodex_2010/D_CorGov_Endfassung<br />
_Mai_2010.pdf, Zugriff vom 20. Dezember 2010.<br />
482 Vgl. Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (2006): OECD-Leitsätze<br />
zu Corporate Governance in staatseigenen Unternehmen, unter: http://www.<br />
oecd.org/dataoecd/44/4/45885543.pdf, Zugriff vom 20. Dezember 2010.<br />
483 Vgl. Bundesministerium der Finanzen (2009): Grundsätze guter Unternehmens- und Beteiligungsführung<br />
im Bereich des Bundes in der Fassung vom 30.Juni 2009, unter:<br />
http://www.bundesfinanzministerium.de/nn_39010/DE/Wirtschaft__und__Verwaltung/Bundesliege<br />
nschaften__und__Bundesbeteiligungen/Public__corporate__governance__Kodex/010709__<br />
publGov__anl,templateId=raw,property=publicationFile.pdf, Zugriff vom 20. Dezember 2010.
86 Kapitel 2: Theoretische Grundlagen<br />
Rechtsform sind eventuelle Unterschiede des monistischen und dualistischen Systems<br />
zu beachten. 484<br />
Unter Berücksichtigung des Principal-Agent-Ansatzes und der Transaktions<strong>kosten</strong>theorie<br />
wird für die Analyse der Kredit<strong>kosten</strong> - in Ergänzung der in Abschnitt 2.1.2.1<br />
entwickelten Kostenarten - die Kostenart „Überwachungs- und Kontroll<strong>kosten</strong>“ definiert.<br />
Diese Kostenart umfasst – in Anlehnung an RITZ und AGHION / BOLTON -<br />
die Überwachungs- und Kontroll<strong>kosten</strong> des Principals (monitoring costs). 485 Die<br />
vom Agenten an den Principal weitergereichten bonding costs werden hingegen bei<br />
der Kostenart „Transaktions<strong>kosten</strong>“ erfasst. 486 Die aus dem Opportunitätshandeln<br />
des Agenten resultierenden residual costs wirken sich insgesamt nachteilig auf das<br />
Ziel der langfristigen Optimierung der Kredit<strong>kosten</strong> - in Form von höheren Kredit<strong>kosten</strong><br />
oder höheren Finanzierungsrisiken - aus. 487<br />
2.4 New Public Management<br />
2.4.1 Definition<br />
New Public Management (NPM) bezeichnet als Oberbegriff die weltweit relativ <strong>ein</strong>heitliche<br />
„Gesamtbewegung“ 488 der auf <strong>ein</strong>er institutionellen Sichtweise beruhenden<br />
Verwaltungsreformen. 489 Das New Public Management ver<strong>ein</strong>t die Public-Choice-<br />
Theorie - insbesondere den Property-Rights und den Principal-Agent-Ansatz - mit<br />
privatwirtschaftlichen Managementkonzepten. 490 Dem New Public Management<br />
kommt dabei die Funktion <strong>ein</strong>er Metatheorie zu: die jeweilige Schwerpunktsetzung<br />
der Reformkonzeption differiert von Staat zu Staat bzw. von Gebietskörperschaft zu<br />
Gebietskörperschaft. 491 Gegenstand des NPM sind die Modernisierung öffentlicher<br />
Einrichtungen sowie neue Formen öffentlicher Verwaltungsführung. 492<br />
484 Vgl. auch Gabler Wirtschaftslexikon (o.J.), Stichworte: Aufsichtsratssystem und Board-System,<br />
unter: http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/aufsichtsratssystem.html sowie http://wirt<br />
schaftslexikon.gabler.de/Definition/board-system.html, Zugriff vom 22. Januar 2012.<br />
485 Vgl. Ritz (2001), S. 140 sowie Aghion / Bolton (1989), S. 287f.<br />
486 Annahme des Verfassers in Anlehnung an PAMPEL (vgl. Pampel (1993), S. 41ff.).<br />
487 Annahme des Verfassers in Anlehnung an BIRKHOLZ (vgl. Birkholz (2008), S. 47ff.).<br />
488 Schedler / Proeller (2003), S. 5.<br />
489 Vgl. Schedler / Proeller (2003), S. 5f.<br />
490 Vgl. Bogumil (1997), S. 1 sowie R<strong>ein</strong>ermann (2000), S. 89ff. Nach RITZ besitzt das New Public<br />
Management k<strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>heitliche theoretische Basis, sondern basiert auf unterschiedlichen Theorien,<br />
insbesondere der klassischen und neoklassischen Verwaltungstheorie, der Public-Choice-<br />
Theorie, der Neuen Institutionenökonomik, der Policy Analysis-Theorie sowie dem Managerialismus<br />
(Ritz (2003), S. 115ff.).<br />
491 Vgl. auch Buschor (2002): S. 62.<br />
492 Vgl. Schedler / Proeller (2003), S. 5. Charakteristisches Merkmal aller Reformkonzeptionen ist<br />
der Wechsel von der Input- zur Outputsteuerung (vgl. Schedler / Proeller (2003), S. 5). Die<br />
Grundprämissen des NPM umfassen <strong>ein</strong> optimistisches Menschenbild, die Notwendigkeit von<br />
Staat und Verwaltung sowie die Auffassungen, dass Effizienz und Effektivität und nicht
Kapitel 2: Theoretische Grundlagen 87<br />
Im Hinblick auf die Organisation der Verwaltung zielt der New Public Management-<br />
Ansatz auf die Generierung von sich selbständig organisierenden und an Umweltveränderungen<br />
anpassenden Verwaltungs<strong>ein</strong>heiten ab (vgl. auch autopoietische<br />
Systeme in Abschnitt 2.3.1). 493 Dazu sollen Aufgaben, Kompetenzen, Verantwortung<br />
und Budgetmitteln von den Ministerien auf Organisations<strong>ein</strong>heiten der dezentralen<br />
Ebene delegiert und gebündelt werden. Die Ministerien sollen sich auf die<br />
strategische Steuerung mit Hilfe von Kontraktmanagement konzentrieren. 494 Im Gegenzug<br />
ist <strong>ein</strong> funktionierendes Controlling mit <strong>ein</strong>em Berichtswesen zur Unterstützung<br />
der strategischen Steuerung und zur Überwachung des operativen Managements<br />
zu implementieren. 495<br />
2.4.2 Zielsetzungen des New Public Managements<br />
Die Zielsetzungen des NPM lassen sich mit Hilfe des sog. Drei-Ebenen-Modells<br />
anhand der Ebenen „Zielebene“, „Maßnahmenebene“ und „Prozeßebene“ differenzieren:<br />
496<br />
Abbildung 35: Drei-Ebenen-Modell (Eigene Darstellung in Anlehnung an BUDÄUS)<br />
Rechtsstaatlichkeit und Demokratie das Hauptproblem der Verwaltung sind, dass rationales Management<br />
möglich ist, dass Wettbewerb zu mehr Effizienz führt als Planung und Steuerung und<br />
dass Politik und Verwaltung lernfähig sind (vgl. Schedler / Proeller (2003), S. 41ff. sowie Nagel /<br />
Müller (1999), S. 3ff.).<br />
493 Vgl. Schedler / Proeller (2003), S. 80.<br />
494 Vgl. auch Schedler / Proeller (2003), S. 79f.<br />
495 Vgl. Eibelshäuser / Nowak (2008), Kommentar zu § 7 BHO (Teil 2), Randnummer 24ff. sowie<br />
Schäfer / Krömmelb<strong>ein</strong> / Sieg (2010), S. 43.<br />
496 Budäus (1999), S. 61; eigene Darstellung in Anlehnung an Budäus (1999), S. 61f.
88 Kapitel 2: Theoretische Grundlagen<br />
Auf der Zielebene stellt die Effektivität das Maß für die Zielerreichung - als Verhältnis<br />
zwischen vorgegebenem Ziel und realisiertem Outcome - dar. Die Effizienz<br />
misst auf der Maßnahmenebene die Output-Input-Relation. Die Kosteneffizienz vergleicht<br />
- auf der Prozessebene - die Soll<strong>kosten</strong> mit den Ist<strong>kosten</strong>. Maßgebliche<br />
Restriktionen für die Aufgabenwahrnehmung sind die Gesetz- und Rechtmäßigkeit<br />
sowie die Qualität des Verwaltungshandelns. 497<br />
BUSCHOR ergänzt das Drei-Ebenen-Modell und definiert die folgenden fünf Ebenen:<br />
• Efficacy (Versorgungsformziele),<br />
• Effectiveness (Wirkungsziele bzw. Effektivität),<br />
• Efficiency (Prozessziele im Sinne von Effizienz),<br />
• Economy (Prozessziele im Sinne von Ressourcenwirtschaftlichkeit) und<br />
• Equity (Finanzierungsziele). 498<br />
Das Ziel der Efficacy bezieht sich dabei auf die Steuerungsform und hat die Rahmenordnung<br />
zum Inhalt. Die Effectiveness umfasst die Bedarfsziele, die Efficiency<br />
die geplante Output-Input-Relation und die Economy den geplanten Ressourcen<strong>ein</strong>satz.<br />
Die Equity zielt auf den Budgetausgleich bzw. die fiskalische Konkurrenzfähigkeit<br />
ab (vgl. auch Abschnitt 3.1). 499<br />
2.4.3 Regionale NPM-Ausprägungen<br />
Der Meta-Begriff „New Public Management“ umfasst weltweit differierende regionale<br />
Ausprägungen. 500 Erklären lassen sich diese Unterschiede zum Einen durch die<br />
unterschiedliche Größe und Struktur des öffentlichen Sektors sowie das zeitliche<br />
Auftreten von Krisen der Staatshaushalte. 501 Zum anderen lassen sich die regional<br />
differierenden New Public Management-Ausprägungen auf divergierende politische<br />
Reformanstöße zurückführen. Diese erfolgten teilweise von neokonservativen Regierungen<br />
(beispielsweise ursprünglich in Groß-Britannien und in den USA) und<br />
teilweise von linken Labour-Kräften (beispielsweise ursprünglich in Neuseeland und<br />
Australien). 502 Des Weiteren beruhen die Divergenzen auf der individuellen Organisationskultur<br />
der jeweiligen Verwaltung, die als schlüssiges „und sich durch Abgrenzung<br />
konsistent haltendes System von Grundannahmen, Werten, Verhaltensnormen,<br />
Perspektiven, Selbst- und Beziehungsverständnissen (W) sich im selbst-<br />
497 Vgl. Budäus (1999), S. 61; vgl. auch Becker / Weise (2002), S. 4ff.<br />
498 Vgl. Buschor (2002), S. 65.<br />
499 Vgl. Buschor (2002), S. 65f.<br />
500 Schedler / Proeller (2003), S. 5.<br />
501 Vgl. auch Bogumil (o.J.), S. 9.<br />
502 Vgl. Bogumil (1997), S. 1 sowie zu <strong>ein</strong>zelnen regionalen Ausprägungen auch Buschor (2002),<br />
S. 62.
Kapitel 2: Theoretische Grundlagen 89<br />
verständlichen Verwaltungshandeln kontinuierlich reproduzieren und der Organisation<br />
<strong>ein</strong>e außergewöhnliche Stabilität verleihen“. 503 Ein Kulturwandel kann dabei<br />
nicht durch <strong>ein</strong>e oberflächliche Neuausrichtung der Verwaltung vollzogen werden,<br />
sondern setzt <strong>ein</strong>e „Tiefenprogrammierung“ voraus. 504<br />
2.4.4 Aktuelle Entwicklungen<br />
Seit Mitte der 1990er Jahre wurden - zumindest in Deutschland - auf allen Verwaltungsebenen<br />
New Public Management-Ansätze erprobt bzw. implementiert. 505 Sowohl<br />
die erzielten Reformerfolge als auch die noch nicht gelösten oder neu aufgetretenen<br />
Problemstellungen sind Gegenstand der Evaluation des New Public Managements.<br />
506<br />
Nach Ansicht von HILL haben die in den deutschen Bundesländern implementierten<br />
Neuen Steuerungsinstrumente noch k<strong>ein</strong>e positiven Auswirkungen auf Effektivität<br />
und Effizienz des Verwaltungshandelns erzeugt. Ursachen sind insbesondere die<br />
Überlagerung der Reformen mit kurzfristigen Sparauflagen nach dem „Rasenmäher“-Prinzip,<br />
fehlende Abstimmung der Reformkonzepte, fehlende Akzeptanz der<br />
Mitarbeiter, fehlende zweckmäßige Schulungen und die Tatsache, dass die Reformumsetzung<br />
nicht als Führungsaufgabe verstanden wird. 507 BRÄUNIG bewertet<br />
die bisherigen Reformumsetzungen in Deutschland als ausschließlich „instrumentale<br />
Bereicherung“ und kritisiert die fehlenden betriebswirtschaftlichen „Anreiz-, Entscheidungs-<br />
und Erfolgsstrukturen“. 508 BOGUMIL bewertet die innerhalb der letzten<br />
15 Jahre insbesondere auf Landes- und kommunaler Ebene unter dem Begriff<br />
New Public Management durchgeführten Reformanstrengungen als nur bedingt<br />
effektiv. 509<br />
2.4.5 Implikationen für die Forschungsarbeit<br />
Bei der Analyse der Wirtschaftlichkeit des Debt Managements sind ausgehend von<br />
den unterschiedlichen Zielebenen des New Public Management relevante Zielfelder<br />
für das Public Debt Management zu definieren (vgl. Abschnitt 3.1). Dabei sind re-<br />
503 Nagel / Müller (1999), S.24; vgl. auch Nagel / Müller (1999), S.24f., Löffler (1998), S. 24f. sowie<br />
Proeller / Siegel (2009), S. 80f.<br />
504 Nagel / Müller (1999), S.25, vgl. auch Nagel / Müller (1999), S.24f.<br />
505 Vgl. Jann (2004), S. 13f., zitiert nach: Steffen (2006), S. 78 sowie Bräunig (2010), S. 9; vgl. auch<br />
Jann (2005), S. 74ff.<br />
506 Vgl. Ritz (2003), S. 175f.<br />
507 Hill (2008), S. 60.<br />
508 Bräunig (2010), S. 9.<br />
509 Nach Ansicht von BOGUMIL existiert k<strong>ein</strong> relevanter New Public Management-Reformansatz auf<br />
Bundesebene (vgl. Bogumil (2011), unter: http://www.mpa.uni-kassel.de/de/mastertag<br />
2011.asp#Vortragsreihe, Zugriff vom 14. Januar 2012).
90 Kapitel 2: Theoretische Grundlagen<br />
gionale bzw. verwaltungskulturelle Unterschiede zu berücksichtigen (vgl. Abschnitt<br />
4.4).<br />
2.5 Zwischenfazit: Theoretische Grundlagen der Forschungsarbeit<br />
Durch die Entwicklung der für diese Forschungsarbeit relevanten Zielsetzungen,<br />
durch die Definition von Aufgaben, Instrumenten und Organisationsformen des Public<br />
Debt Managements sowie durch die Erarbeitung der finanzwirtschaftlichen, system-<br />
und organisationstheoretischen Grundlagen wurde die Basis für die Entwicklung<br />
des Untersuchungsmodells gelegt.<br />
Hierauf aufbauend erfolgt im Anschluss sowohl die Ermittlung der zu erklärenden<br />
Parameter (Kapitel 3) als auch der möglichen erklärenden Parameter (Kapitel 4).<br />
Diese bilden den Analyserahmen für die in Kapitel 5 dargestellte empirische Identifikation<br />
der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> und die - sich in Kapitel 6 anschließende -<br />
Ableitung von Gestaltungsempfehlungen für das Public Debt Management.
Kapitel 3: Analyse der Wirtschaftlichkeit 91<br />
3 Analyse der Wirtschaftlichkeit des Public Debt Managements<br />
Im folgenden Kapitel werden ausgehend vom Begriff der Wirtschaftlichkeit die Zielebenen<br />
des Public Debt Managements definiert und Kriterien zur Analyse der Wirtschaftlichkeit<br />
des Public Debt Managements entwickelt. Die generierten Kriterien<br />
werden in der Kennzahl „Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index“ zusammengefasst. Diese<br />
Kennzahl wird im Rahmen dieser Forschungsarbeit als zu erklärende Variable des<br />
Public Debt Managements herangezogen.<br />
3.1 Begriff der Wirtschaftlichkeit<br />
Die in Abschnitt 2.1.2 definierte Zielsetzung „Minimierung der Kredit<strong>kosten</strong>“ basiert<br />
auf dem Haushaltsgrundsatz der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit. 510<br />
Wirtschaftliches Handeln im Sinne des Haushaltsgrundsatzes liegt vor, wenn <strong>ein</strong><br />
bestimmter Zweck mit minimalem Mittel<strong>ein</strong>satz erreicht wird (Minimalprinzip) oder<br />
wenn mit den vorhandenen Ressourcen <strong>ein</strong> maximales Ergebnis erzielt wird (Maximalprinzip).<br />
511 Die mit dem Wirtschaftlichkeitsprinzip angestrebte Optimierung der<br />
Zweck-Mittel-Relation ist kennzeichnend für rationales Handeln (Rationalprinzip). 512<br />
Die Aufnahme des Sparsamkeitsprinzips in den Haushaltsgrundsatz hat nach<br />
EIBELSHÄUSER / NOWAK nur deklaratorischen Charakter: das Sparsamkeitsprinzip<br />
zielt auf die Erreichung des vorgegebenen Ergebnisses mit minimalem Mittel<strong>ein</strong>satz<br />
ab und entspricht somit dem Minimalprinzip. 513 Durch die Aufnahme des<br />
Sparsamkeitsprinzips in den Haushaltsgrundsatz verdeutlicht der Gesetzgeber, die<br />
hohe Relevanz des Minimalprinzips für das öffentliche Verwaltungshandeln. 514<br />
Unter dem Begriff „Wirtschaftlichkeit“ werden – in Abhängigkeit von den Analysekriterien<br />
515 - unterschiedliche Inhalte (z.B. Effektivität, Effizienz, Produktivität) subsumiert.<br />
516<br />
510 Vgl. beispielsweise § 7 (1) Bundeshaushaltsordnung vom 19. August 1969 (BGBl. I S. 1284) in<br />
der Fassung vom 9. Dezember 2010 (BGBl. I S. 1885); Eibelshäuser / Nowak (2007), Kommentierung<br />
zu § 7 BHO (Teil 2), S. 4ff. sowie Dehn / Lahn (2004), S. 14f.; vgl. auch Walther (1995),<br />
S. 113.<br />
511 Vgl. Eibelshäuser / Nowak (2007), Kommentierung zu § 7 BHO (Teil 2), Randnummer 1 sowie<br />
Eichhorn (2000), S. 134ff., vgl. auch Grupp (1985), S. 8ff., zitiert nach: Mühlenkamp (2005b),<br />
S. 5f, Simon (1997), S. 250f., zitiert nach: Ritz (2003), S. 230 sowie Schwarting (2006), S. 72f., zitiert<br />
nach: Finken (2009), S. 28.<br />
512 Vgl. Budäus (1982), S. 56f., zitiert nach: Buchholtz (2001), S. 39.<br />
513 Vgl. Eibelshäuser / Nowak (2007), Kommentierung zu § 7 BHO (Teil 2), Randnummer 5; vgl.<br />
auch Schenker-Wicki (2002), S. 70 sowie Hill (2008), S. 59 und 61f.<br />
514 Vgl. auch Eibelshäuser / Nowak (2007), Kommentierung zu § 7 BHO (Teil 2), Randnummer 5.<br />
515 Vgl. Buchholtz (2001), S. 42ff., Schedler / Proeller (2003), S. 67 sowie Wöhe (1996), S. 48f.<br />
516 Vgl. Eichhorn (2000), S. 139ff. sowie Walther (1995), S. 112.
92 Kapitel 3: Analyse der Wirtschaftlichkeit<br />
Nach EICHHORN beschreibt die Effizienz (Efficiency) als Input-Output-Relation die<br />
„Leistungsfähigkeit des Mittel<strong>ein</strong>satzes“; die Effektivität (Effectiveness) hat als Verhältnis<br />
von „Tatsächlichem (Ist) zum Erwünschten (Soll)“ den Zielerreichungsgrad<br />
zum Gegenstand. 517 Effektivität und Effizienz unterscheiden sich sowohl hinsichtlich<br />
ihres Erkenntnisinteresses als auch hinsichtlich ihres Zeithorizonts. 518 Die Effizienz<br />
beschreibt „Art und Weise der Leistungserstellung“, sie zielt darauf ab, „die Dinge<br />
richtig zu tun“. 519 Demgegenüber analysiert die Effektivität die Verfolgung der Zielsetzung;<br />
sie ist darauf fokussiert, „die richtigen Dinge zu tun“. 520 SCHEDLER /<br />
PROELLER weisen auf <strong>ein</strong>en grundsätzlich möglichen Zielkonflikt zwischen Effektivität<br />
und Effizienz hin: Danach ist es „durchaus möglich, hocheffizient am Ziel vorbeizuschießen“.<br />
521<br />
Für den Bereich des Public Managements fasst BUSCHOR unterschiedliche Wirtschaftlichkeitskriterien<br />
in <strong>ein</strong>em Führungsmodell, dem Fünf-Ebenen-Konzept (5-E-<br />
Konzept), zusammen (vgl. Abschnitt 2.4.2): 522<br />
Efficacy<br />
Effectiveness<br />
Ergebnisse<br />
(Outcomes)<br />
Leistungsplan<br />
(Out- /<br />
Inputs)<br />
Efficiency<br />
Economy<br />
Leistungen<br />
(Out- /<br />
Inputs)<br />
Budgetausgleich<br />
Ressourcenverbrauch<br />
(Kosten)<br />
Rahmenordnung<br />
Regulierungswirkung<br />
Bedarfsziele<br />
Ressourcenplan<br />
Equity<br />
Haushaltsausgleich<br />
Leistungserstellung<br />
Abbildung 36: Auszug aus dem 5-Ebenen-Konzept von BUSCHOR<br />
(Eigene Darstellung in Anlehnung an BUSCHOR und SCHEDLER / PROELLER)<br />
517 Eichhorn (2000), S. 140, vgl. Eichhorn (2000), S. 140f.; vgl. auch Etzioni (1964), S. 8, zitiert nach:<br />
Ritz (2003), S. 230 und 232 sowie Dehn / Lahn (2004), S. 13ff.<br />
518 Vgl. Ulrich (1995); S. 148, vgl. auch Eibelshäuser / Nowak (2007), Kommentierung zu § 7 BHO<br />
(Teil 2), Randnummer 28f.<br />
519 Ritz (2003), S. 230.<br />
520 Ritz (2003), S. 232.<br />
521 Schedler / Proeller (2003), S. 67; vgl. auch Schenker-Wicki (2002), S. 70.<br />
522 Vgl. Buschor (2002), S. 65f. sowie Schedler / Proeller (2003), S. 67f.; vgl. auch Buchholtz (2001),<br />
S. 54. sowie Ulrich (1995), S. 152f.
Kapitel 3: Analyse der Wirtschaftlichkeit 93<br />
Auf der ersten Ebene, der Ebene der Steuerungsform, stellt die Efficacy den relevanten<br />
Wirtschaftlichkeitsaspekt dar. Diese hinterfragt, welche verwaltungsinterne<br />
oder -externe Organisations<strong>ein</strong>heit die staatliche Leistung erbringen sollte. 523 Der<br />
maßgebliche Wirtschaftlichkeitsaspekt der zweiten Ebene, der Wirkungsebene, ist<br />
die Effektivität (Effectiveness). Diese misst, in welchem Umfang die Bedarfsziele<br />
der Bürger durch die mit den Ergebnissen des Verwaltungshandelns erzielten Wirkungen<br />
(Outcome) befriedigt wurden. Auf der dritten Ebene beschreibt die Effizienz<br />
(Efficiency) die Angemessenheit der erzielten Ergebnisse (Output) in Relation zu<br />
den <strong>ein</strong>gesetzten Mitteln (Input). Mit Hilfe des Kriteriums der Kosteneffizienz (Economy)<br />
wird auf der vierten Ebene der Ressourcenverbrauch im Leistungserstellungsprozess<br />
(Throughput) der Verwaltung analysiert. Auf der fünften Ebene dient<br />
die Equity der Beantwortung der Frage nach der Finanzierbarkeit der beabsichtigten<br />
Leistungserstellung unter Einhaltung des vorhandenen Budgets. 524<br />
3.2 Definition von Zielebenen für das Public Debt Management<br />
Für die Analyse der Wirtschaftlichkeit des Public Debt Managements wird in Anlehnung<br />
an das Fünf-Ebenen-Konzept von BUSCHOR sowie an SCHEDLER /<br />
PROELLER das folgende Vier-Ebenen-Modell des Public Debt Managements entwickelt:<br />
525<br />
523 Vgl. auch Schedler / Proeller (2003), S. 180f. sowie Steffen (2006), S. 14f.<br />
524 Vgl. Buschor (2002), S. 65f., Buschor (1992), S. 238, zitiert nach: Schedler / Proeller (2003),<br />
S. 67f. sowie Schedler / Proeller (2003), S. 67f.; vgl. auch Buchholtz (2001), S. 51f. Die von BU-<br />
SCHOR definierte Ebene der Ordnungsmäßigkeit wird bei den folgenden Betrachtungen ausgeblendet.<br />
525 Eigene Darstellung in Anlehnung an Buschor (2002), S. 65f., Buschor (1992), S. 238, zitiert nach:<br />
Schedler / Proeller (2003), S. 67f. sowie Schedler / Proeller (2003), S. 67f.; vgl. auch Buchholtz<br />
(2001), S. 51f. Dabei werden die Ebene des Budgets- und Haushaltsausgleichs und das zugehörige<br />
Wirtschaftlichkeitskriterium der Equity ausgeblendet. Es wird angenommen, dass die Finanzierbarkeit<br />
der Aufgabe Debt Management gegeben ist. Sollte die Finanzierbarkeit der Aufgabenwahrnehmung<br />
im Einzelfall nicht möglich s<strong>ein</strong>, so sind die mit dem Debt Management verfolgten<br />
makroökonomischen wie betriebswirtschaftlichen Zielsetzungen gleichfalls nicht durch rationale<br />
Steuerung erreichbar und der hier entwickelte Analyseansatz nicht anwendbar.
94 Kapitel 3: Analyse der Wirtschaftlichkeit<br />
Ziele<br />
Input<br />
Efficacy Effectiveness Efficiency<br />
Prozess<br />
Output<br />
Economy<br />
Outcome<br />
Rahmenordnung<br />
Regulierungswirkung<br />
Abbildung 37: Vier-Ebenen-Konzept des Public Debt Managements (Eigenes Modell in Anlehnung an<br />
BUSCHOR und SCHEDLER / PROELLER)<br />
Die erste Ebene ist die Ebene der Debt Management-Prozesse. Hier beschreibt die<br />
Economy die Prozesswirtschaftlichkeit als Vergleich der Soll- zu den Ist-<br />
Prozess<strong>kosten</strong>. Eine Optimierung der Economy ist über <strong>ein</strong>e Optimierung der Prozesse<br />
(z.B. über Benchmarking) möglich. 526<br />
Die zweite Ebene ist die Ebene der Efficiency. Diese beschreibt als Output-Input-<br />
Relation - in Anlehnung an SCHIERENBECK / LISTER 527 - die Kosten bzw. das<br />
Risiko je Schuldenvolumen<strong>ein</strong>heit (z.B. Kosten je <strong>ein</strong>e Mio. Euro Schuldenvolumen,<br />
Risiko je <strong>ein</strong>e Mio. Euro Schuldenvolumen). 528<br />
Die dritte Ebene ist die Ebene der Effectiveness. Diese beschreibt den Zielerreichungsgrad<br />
des Debt Managements. In Abschnitt 2.1.2 wurde das Oberziel des<br />
Debt Managements als „langfristige Optimierung der Kredit<strong>kosten</strong>“ mit den beiden<br />
Unterzielen „Minimierung der Kredit<strong>kosten</strong>“ und „Minimierung des Risikos“ definiert.<br />
Das in Abschnitt 2.1 definierte Zielsystem bildet den relevanten Zielrahmen für die<br />
Analyse des Zielerreichungsgrads; es b<strong>ein</strong>haltet - in Form von Ziel und zugehörigen<br />
Unterzielen - ausschließlich Effizienzziele (Kosten- bzw. Risikooptimierung). 529<br />
Folglich beschreibt die Effektivität des Debt Managements den Zielerreichungsgrad<br />
526 Vgl. auch Krömmelb<strong>ein</strong> / Sieg (2008), S. 89.<br />
527 Vgl. Schierenbeck / Lister (2002), S. 115ff.<br />
528 Vgl. Birkholz (2008), S. 48ff.<br />
529 Vgl. Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 260ff.
Kapitel 3: Analyse der Wirtschaftlichkeit 95<br />
der Effizienzzielsetzungen anhand der (Effizienz-)Kriterien Kosten bzw. Risiken je<br />
Schuldenvolumen<strong>ein</strong>heit.<br />
Die vierte Ebene (Efficacy) stellt die Ebene der Vollzugswirtschaftlichkeit dar. Sie<br />
hinterfragt die Geeignetheit und Vorteilhaftigkeit der gewählten Aufgabenwahrnehmung,<br />
insbesondere die Zuordnung der Aufgabe zu <strong>ein</strong>em bestimmten Aufgabenträger<br />
bzw. <strong>ein</strong>er bestimmten Organisations<strong>ein</strong>heit. 530<br />
In den Abschnitten 3.2.1 bis 3.2.5 werden die Zielebenen des entwickelten Vier-<br />
Ebenen-Konzeptes des Public Debt Managements definiert und die für die Analyse<br />
relevanten Zielebenen festgelegt. 531<br />
3.2.1 Economy<br />
Die Economy untersucht als Kosteneffizienz die Wirtschaftlichkeit der Debt Management-Prozesse.<br />
532 Im Erkenntnisinteresse der Economy stehen die Identifikation<br />
und Analyse möglicher Optimierungspotenziale innerhalb der Debt Management-<br />
Prozesse. 533<br />
Ausgangspunkt für die Ermittlung der Economy ist zunächst die Identifikation und<br />
Erfassung der (Kern-)Prozesse des Debt Managements - beispielsweise in Form<br />
<strong>ein</strong>er Folgestruktur. 534 Mit Hilfe der Prozessanalyse lassen sich den <strong>ein</strong>zelnen Prozessschritten<br />
insbesondere Bearbeitungszeiten und damit Kosten zuordnen. Diese<br />
Prozess<strong>kosten</strong> stellen das Analysekriterium der Economy dar. Geeignete Analyseformen<br />
sind der Soll-Ist-, der Zeit- und der Betriebsvergleich. 535<br />
Die Economy stellt <strong>ein</strong> Unterziel der Effizienz dar.<br />
3.2.2 Effizienz<br />
Die Effizienz misst das Output-Input-Verhältnis des Debt Managements. Das Erkenntnisinteresse<br />
der Effizienz des Debt Managements, die Angemessenheit der<br />
Output-Input-Relationen, lässt sich anhand der folgenden Analysekriterien messen:<br />
536<br />
530 Vgl. Steffen (2006), S. 12ff.; vgl. auch: Belzer (2005), S. 378f.<br />
531 Vgl. Buschor (2002), S. 65f., Buschor (1992), S. 238, zitiert nach: Schedler / Proeller (2003),<br />
S. 67f. sowie Schedler / Proeller (2003), S. 67f.<br />
532 Vgl. Buschor (2002), S. 65f.<br />
533 Vgl. Bokranz / Kasten (2000), S. 327ff.; vgl. auch Schmidt (2003), S. 133ff.<br />
534 Vgl. Bokranz / Kasten (2000), S. 271ff.<br />
535 Vgl. Krömmelb<strong>ein</strong> / Sieg (2008), S. 89.<br />
536 Vgl. auch Schierenbeck / Lister (2002), S. 115ff.
96 Kapitel 3: Analyse der Wirtschaftlichkeit<br />
• Kosten je Schuldenvolumen<strong>ein</strong>heit 537 sowie<br />
• Risiko je Schuldenvolumen<strong>ein</strong>heit. 538<br />
Mit Hilfe dieser Kriterien lassen sich über Soll-Ist-, Zeit- oder Betriebsvergleich die<br />
Kostentreiber und Risikotreiber analysieren und insbesondere Effizienzunterschiede<br />
zwischen Debt Management-Organisations<strong>ein</strong>heiten feststellen. 539<br />
3.2.3 Effektivität<br />
Die Effektivität des Debt Managements misst den Grad der Zielerreichung des strategischen<br />
Ziels “Langfristige Optimierung der Kredit<strong>kosten</strong>“ (vgl. Abschnitt 2.1.2). 540<br />
Im Erkenntnisinteresse der Effektivität des Debt Managements steht die <strong>kosten</strong><strong>risiko</strong>-optimale<br />
Finanzierung des notwendigen Finanzbedarfs. 541<br />
Das Effektivitätsziel wird erreicht, wenn die beiden Effizienzziele „Minimierung der<br />
Kredit<strong>kosten</strong>“ und „Minimierung des Risikos“ erfüllt sind (vgl. Abschnitt 2.1.2.5).<br />
Folglich stellen die Effizienzkriterien „Kosten je Schuldenvolumen<strong>ein</strong>heit“ und „Risiko<br />
je Schuldenvolumen<strong>ein</strong>heit“ zugleich die relevanten Effektivitätskriterien dar.<br />
Analog zur Effizienz lassen sich mit Hilfe dieser Kriterien über <strong>ein</strong>en Soll-Ist-, Zeit-<br />
oder Betriebsvergleich die Kostentreiber und Risikotreiber analysieren und Effektivitätsunterschiede<br />
zwischen Debt Management-Organisations<strong>ein</strong>heiten feststellen. 542<br />
3.2.4 Efficacy<br />
Die Efficacy verfolgt die Fragestellung, welche Organisations<strong>ein</strong>heit am besten geeignet<br />
ist, die Aufgaben des Debt Managements erfolgreich (im Sinne von effektiv,<br />
effizient und <strong>kosten</strong>effizient) wahrzunehmen. Sie sucht - im Sinne <strong>ein</strong>er Vollzugsbzw.<br />
Verfahrenskritik 543 - nach den vorteilhaften organisatorischen und materiellen<br />
Parametern des Debt Managements. 544 Die Vollzugskritik zielt insbesondere auf die<br />
Optimierung der Effizienz des Verwaltungshandelns. 545 Folglich lässt sich die Vor-<br />
537 Vgl. Pampel (1993), S. 41ff. sowie Birkholz (2008), S. 48ff.<br />
538 Vgl. Birkholz (2008), S, 50ff.<br />
539 Vgl. auch Schierenbeck / Lister (2002), S. 345 und 380f. sowie Krömmelb<strong>ein</strong> / Sieg (2008),<br />
S. 89f.<br />
540 Die gesamtwirtschaftlichen Zielsetzungen des Debt Managements werden im Rahmen dieser<br />
Forschungsarbeit ausgeklammert; die Zielsetzungen „Sicherstellung der Liquidität“ und „Erzeugen<br />
<strong>ein</strong>es positiven Images bei den potentiellen Gläubigern“ werden als Unterziele der Zielsetzungen<br />
„Minimierung der Kredit<strong>kosten</strong>“ bzw. „Minimierung des Risikos“ definiert (vgl. Abschnitt<br />
2.1.2.5).<br />
541 Vgl. International Monetary Fund / World Bank (2001), S. 6.<br />
542 Vgl. Schierenbeck / Lister (2002), S. 345 und 380f., Scheunemann (2007), S. 29 sowie Krömmelb<strong>ein</strong><br />
/ Sieg (2008), S. 89f.<br />
543 Vgl. Schedler / Proeller (2003), S. 180f. sowie Steffen (2006), S. 14.<br />
544 Vgl. auch Schedler / Proeller (2003), S. 180f. sowie Wimmer (2004), S. 131f.<br />
545 Vgl. Steffen (2006), S. 14.
Kapitel 3: Analyse der Wirtschaftlichkeit 97<br />
teilhaftigkeit der organisatorischen und inhaltlichen Parameter gleichfalls in Kosten-<br />
Risiko-Kategorien abbilden: die Kriterien zur Analyse der Efficacy sind identisch mit<br />
den Kosten- und Risiko-Kriterien der Effizienz.<br />
3.2.5 Implikationen für die Forschungsarbeit<br />
Die folgende Grafik verdeutlicht - ausgehend von den in den Abschnitten 3.2.1 bis<br />
3.2.4 vorgenommenen Definitionen - die Kongruenz der Zielsetzungen der Zielebenen<br />
„Effizienz“, „Effektivität“ und „Efficacy“; sie zeigt zudem, dass die Prozess<strong>kosten</strong><br />
(Zielfeld: Economy) Bestandteil der Zielebene „Effizienz“ sind:<br />
Efficacy = Auswahl der optimalen Organisations<strong>ein</strong>heit sowie Schaffen von<br />
optimalen Rahmenbedingungen für wirtschaftliches Public Debt<br />
Management (Kriterien: Kredit<strong>kosten</strong> und Risiko)<br />
Effektivität = Zielerreichungsgrad des Ziels „langfristige Optimierung der<br />
Kredit<strong>kosten</strong>“ (Kriterien: Kredit<strong>kosten</strong> und Risiko)<br />
Effizienz = Output / Input (in Geld<strong>ein</strong>heiten):<br />
Kredit<strong>kosten</strong> bzw. Risiko je Mio. Euro Kreditvolumen<br />
Economy<br />
=<br />
Prozess<strong>kosten</strong><br />
Zins<strong>kosten</strong>, weitere<br />
Transaktions-und<br />
Verwaltungs<strong>kosten</strong>,<br />
Sicherungs<strong>kosten</strong>,<br />
Tilgungsleistungen<br />
Risiken der Kreditaufnahme:<br />
Zinsänderungs<strong>risiko</strong>,<br />
Währungs<strong>risiko</strong>, Kredit<strong>risiko</strong><br />
Abbildung 38: Inhalte der Zielebenen Efficacy, Effectiveness, Efficiency und Economy<br />
Für die Analyse der Wirtschaftlichkeit des Debt Managements werden folglich die<br />
Effizienzkriterien „Kosten je Mio. Euro Schuldenvolumen<strong>ein</strong>heit“ und „Risiko je Mio.<br />
Euro Schuldenvolumen<strong>ein</strong>heit“ herangezogen (vgl. Abschnitt 3.2). 546 Diese erlauben<br />
<strong>ein</strong>e Bewertung der Efficacy 547 , der Effectiveness und der Efficiency und stellen<br />
546 Vgl. auch OECD (1999), S. 173f., unter: http://www.oecd.org/dataoecd/52/62/2087893.pdf, Zugriff<br />
vom 27. November 2010.<br />
547 Die als Ergebnis der empirischen Analyse gewonnenen Erkenntnisse zu vorteilhaften organisatorischen<br />
und materiellen Parametern des Public Debt Managements und die daraus abgeleiteten<br />
Gestaltungsempfehlungen (vgl. Abschnitt 6) decken das Erkenntnisinteresse der Efficacy<br />
(vgl. Abschnitt 3.2.4).
98 Kapitel 3: Analyse der Wirtschaftlichkeit<br />
die zu erklärenden Variablen für die Analyse des Public Debt Managements im<br />
Rahmen dieser Forschungsarbeit dar. 548 Bei der hypothetischen Generierung von<br />
strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> - als den erklärenden Variablen 549 - in Kapitel 4 werden<br />
alle vier Zielfelder herangezogen. 550<br />
3.3 Kriterien zur Analyse der Wirtschaftlichkeit des Public Debt Managements<br />
Für die Analyse der Wirtschaftlichkeit des Public Debt Managements mit Hilfe der<br />
Effizienzmaßstäbe „Kosten je Schuldenvolumen<strong>ein</strong>heit“ und „Risiko je Schuldenvolumen<strong>ein</strong>heit“<br />
(vgl. Abschnitt 3.2.5) werden in den folgenden Abschnitten 3.3.1 und<br />
3.3.2 die Analysekriterien „Kredit<strong>kosten</strong>“ und „Risiko“ definiert. 551<br />
3.3.1 Analyse-Kriterium „Kredit<strong>kosten</strong>“<br />
Für die Ermittlung der Kredit<strong>kosten</strong> wird im Folgenden das Konzept der periodisierten<br />
Zins<strong>kosten</strong> zugrunde gelegt (vgl. Abschnitt 2.1.2.1). Bei diesem von PAMPEL<br />
entwickelten Konzept sind die periodisierten Zins<strong>kosten</strong> als „Summe aus den periodengerecht<br />
abgegrenzten Nominalzinszahlung(en) und der Veränderung des<br />
Marktwertes in der betrachteten Periode“ definiert. 552 Das Konzept ermöglicht <strong>ein</strong>e<br />
periodengerechte Abgrenzung der Kosten unter Berücksichtigung von Kapitalmarktentwicklungen<br />
und somit <strong>ein</strong>en Vergleich von Finanzierungsalternativen mit<br />
unterschiedlichen Laufzeiten anhand der Betrachtung der Barwerte der Schuldtitel.<br />
553<br />
Im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit des staatlichen Debt Managements wird das<br />
Konzept ergänzt: es werden zusätzlich Zeitpunkt und Höhe der Tilgungszahlungen<br />
berücksichtigt. Auch wenn diese Auszahlungen k<strong>ein</strong>en Aufwand bzw. k<strong>ein</strong>e Kosten<br />
darstellen, so wirken sich Zeitpunkt und Höhe der Tilgungszahlungen dennoch auf<br />
548 Vgl. Bleymüller (1996), S. 139ff., Fricke (2005) S. 129ff., Schäfer / Burger / Sieg (2006), S. 29ff.<br />
sowie Fahrmeier / Künstler / Pigeot / Tutz (2003), S. 150ff.<br />
549 Vgl. Bleymüller (1996), S. 139ff., Fricke (2005) S. 129ff., Schäfer / Burger / Sieg (2006), S. 29ff.<br />
sowie Fahrmeier / Künstler / Pigeot / Tutz (2003), S. 150ff.<br />
550 Das Zielfeld Economy wird nicht separat untersucht, sondern bei der Bildung möglicher strategischer<br />
<strong>Erfolgsfaktoren</strong> in Kapitel 4 berücksichtigt.<br />
551 Bei der Definition der Analyse-Kriterien „Kredit<strong>kosten</strong>“ und „Risiko“ sowie bei dem diese beiden<br />
Kriterien zusammenfassenden Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index wird auf vom Verfasser im Rahmen der<br />
Masterarbeit „Mehrdimensionales Debt Management zur differenzierten Analyse der öffentlichrechtlichen<br />
Schulden, untersucht am Beispiel des Landes Hessen“ im Jahr 2005 entwickelte Analyseansätze<br />
aufgebaut. Diese werden im Hinblick auf die definierte Fragestellung dieser Forschungsarbeit<br />
und den gewählten Untersuchungsansatz weiterentwickelt. Insbesondere werden<br />
zusätzlich Überwachungs- und Kontroll<strong>kosten</strong> in die Analyse <strong>ein</strong>bezogen (vgl. Abschnitt 3.3.1.5).<br />
552 Pampel (1993), S. 47; vgl. auch Riksgälden Swedish Debt Management Office (2010), S. 9 sowie<br />
Tobin (1978), S. 90, zitiert nach: Birkholz (2008), S. 50.<br />
553 Vgl. Pampel (1993), S. 51, vgl. auch Deutsch (2001), S.69ff. sowie Grahammer (1998), S. 106ff.
Kapitel 3: Analyse der Wirtschaftlichkeit 99<br />
die Kapitalwerte der Kredit<strong>kosten</strong> aus. 554 Diese Auswirkungen lassen sich insbesondere<br />
anhand des Vergleichs <strong>ein</strong>er ewigen Anleihe (Perpetual Floating Rate Note)<br />
gegenüber <strong>ein</strong>er festverzinslichen Schuldverschreibung mit <strong>ein</strong>er Laufzeit von<br />
beispielsweise 10 Jahren verdeutlichen: Bei der ewigen Anleihe obliegen dem Emittenten<br />
k<strong>ein</strong>e Tilgungsverpflichtungen; im Gegenzug wird dem Anleger <strong>ein</strong> höherer<br />
Zinssatz gewährt. 555<br />
1.200.000 €<br />
Vergleich der jährlichen Ausgaben:<br />
Ewige Anleihe - festverzinsliche Schuldverschreibung<br />
jährliche Ausgaben (in Euro)<br />
1.000.000 €<br />
800.000 €<br />
600.000 €<br />
400.000 €<br />
200.000 €<br />
ewige Anleihe<br />
festverzinsliche Schuldverschreibung<br />
0 €<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20<br />
Laufzeit (in Jahren)<br />
Abbildung 39: Beispiel: Vergleich der jährlichen Ausgaben für <strong>ein</strong>e ewige Anleihe und <strong>ein</strong>e festverzinsliche<br />
Schuldverschreibung 556<br />
Abbildung 39 zeigt die unterschiedlichen jährlichen Ausgaben zwischen <strong>ein</strong>er ewigen<br />
Anleihe (jährliche Zinsausgaben von 80.000 Euro bei <strong>ein</strong>em Anleihevolumen<br />
und <strong>ein</strong>em ewigen Zinssatz von 8 Prozentpunkten, „blaue Säulen“) und <strong>ein</strong>er festverzinslichen<br />
Schuldverschreibung (10 Jahre jeweils 50.000 Euro Zinsausgaben bei<br />
554 Vgl. Birkholz (2008), S. 49; vgl. auch Wöhe / Döring (2002), S. 619ff. sowie Deutsch (2001),<br />
S. 69f.<br />
555 Vgl. Schierenbeck / Hölscher (1992), S. 443 sowie Wirtschaftslexikon24 (2010), unter:<br />
http://www.wirtschaftslexikon24.net/d/anleihe/anleihe.htm, Zugriff vom 30. November 2010; vgl.<br />
auch Deutsche Bank xmarkets (2007), unter: http://www.xmarkets.de/<br />
DE/binaer_view.asp?binaernr=2128, Zugriff vom 30. November 2010, sowie Frankfurter Allgem<strong>ein</strong>e<br />
Zeitung (2005): Vattenfall-Perpetual zum Kaufen und Halten attraktiv, unter:<br />
http://www.faz.net/aktuell/finanzen/anleihen-zinsen/unternehmensanleihen-vattenfall-perpetualzum-kaufen-und-halten-attraktiv-1115756.html,<br />
Zugriff vom 22. Januar 2012.<br />
556 Die Zinszahlungen der ewigen Anleihe sind an die Zinszahlungen <strong>ein</strong>er ewigen Anleihe der Deutschen<br />
Bank AG angelehnt (vgl. Basler Zeitung (2009): Ewige Anleihen – die spannenden Unbekannten,<br />
Artikel vom 7. Dezember 2009, unter: http://bazonline.ch/wirtschaft/geld/Ewige-<br />
Anleihen--die-spannenden-Unbekannten/story/15821186, Zugriff vom 27. Januar 2012). Die<br />
Zinszahlungen der festverzinslichen Schuldverschreibung lehnen sich - mit <strong>ein</strong>em Zinsaufschlag<br />
von 2 Prozentpunkte - an den Zinssatz der zehnjährigen Bundesanleihe (Stand: April 2011) an<br />
(vgl. Bundesministerium der Finanzen (2011a), Monatsbericht digital: Dezember 2011, unter:<br />
http://www.bundesfinanzministerium.de/nn_134902/DE/BMF__Startseite/Publikationen/Monatsbe<br />
richt__des__BMF/2011/06/uebersichten-und-termine/ut3-kreditaufnahme__des__bundes/node.<br />
html?__nnn=true, Zugriff vom 30. Dezember 2011.
100 Kapitel 3: Analyse der Wirtschaftlichkeit<br />
<strong>ein</strong>em Kreditvolumen von 1 Mio. Euro und <strong>ein</strong>em Zinssatz von 5 Prozentpunkten<br />
sowie die Tilgung der Schuldverschreibung im Jahr 10, „rote Säulen“). Im dargestellten<br />
Beispiel sind die Zinszahlungen der ewigen Rente in jedem Jahr höher als<br />
die Zinszahlungen der festverzinslichen Schuldverschreibung. Allerdings fallen bei<br />
der festverzinslichen Schuldverschreibung im Jahr 10 Tilgungszahlungen in Höhe<br />
von <strong>ein</strong>er Mio. Euro an. Bei ausschließlicher Betrachtung der Zinszahlungen wäre<br />
die festverzinsliche Schuldverschreibung mit jährlichen Zinsausgaben von 50.000<br />
Euro - gegenüber jährlichen Zinsausgaben der ewigen Anleihe von 80.000 Euro -<br />
vorteilhaft.<br />
Die Vorteilhaftigkeit <strong>ein</strong>er Finanzierung kann jedoch nicht all<strong>ein</strong> anhand der jährlichen<br />
Zinsausgaben beurteilt werden. Hierzu sind - neben weiteren Kosten- oder<br />
Ausgabearten (vgl. Abschnitte 3.3.1.1 bis 3.3.1.5) - insbesondere auch Zeitpunkt<br />
und Höhe der Tilgungszahlungen zu berücksichtigen. Bei Nichtberücksichtigung der<br />
Tilgungsverpflichtungen ist <strong>ein</strong>e rationale Entscheidung hinsichtlich der Vorteilhaftigkeit<br />
verschiedener Finanzierungsalternativen nicht möglich. 557 Zur Beurteilung<br />
der Vorteilhaftigkeit <strong>ein</strong>er Finanzierung ist der tatsächliche Wert <strong>ein</strong>es Finanzinstruments,<br />
inklusive der Tilgungszahlungen je Periode, zu Marktpreisen notwendig.<br />
558<br />
Um <strong>ein</strong>e umfassende Beurteilung der mit der Finanzierung verbundenen wirtschaftlichen<br />
Vor- und Nachteile zu ermöglichen, erfolgt deshalb im Rahmen dieser Forschungsarbeit<br />
in Anlehnung an BIEG / KUßMAUL <strong>ein</strong>e Betrachtung des Kapitalwertes<br />
559 des gesamten Schuldenportfolios. 560 Die Kapitalwertmethode ermöglicht den<br />
Vergleich von zu unterschiedlichen Zeitpunkten anfallenden Zahlungen. Dabei werden<br />
alle in der Zukunft anfallenden Zahlungen auf den Zeitpunkt unmittelbar vor<br />
Beginn der Finanzierung diskontiert. Als Barwert wird die <strong>ein</strong>zelne diskontierte Zahlung<br />
und als Kapitalwert wird die Summe aller Barwerte bezeichnet. 561 Als Referenzzinssatz<br />
wird der Geldmarktsatz herangezogen. 562<br />
In Bezug auf das in Abbildung 39 dargestellte Beispiel ergeben sich die folgenden<br />
Kapitalwerte der beiden Finanzierungen:<br />
557 Vgl. auch Bieg / Kußmaul (2000), S. 97.<br />
558 Vgl. Bieg / Kußmaul (2000), S. 99f.; vgl. auch Eibelshäuser / Nowak (2007), Kommentierung zu<br />
§ 7 BHO (Teil 2), Randnummer 35ff. sowie Schierenbeck / Lister (2002), S. 82ff.<br />
559 Vgl. Bieg / Kussmaul (2000), S. 97ff.; vgl. auch Hoffmeister (2000), S. 84ff. sowie Blohm / Lüder<br />
(1995), S. 61ff.<br />
560 Der Kapitalwert des Schuldenportfolios wird aus analyseökonomischen Gründen auf Basis der<br />
Kapitalwerte ausgewählter Benchmark-Anleihen der untersuchten Länder ermittelt.<br />
561 Vgl. Wöhe / Döring (2002), S. 619ff. sowie Deutsch (2001), S. 69f.<br />
562 Vgl. Pampel (1993), S. 51.
Kapitel 3: Analyse der Wirtschaftlichkeit 101<br />
Vergleich der Kapitalwerte:<br />
Ewige Anleihe - festverzinsliche Schuldverschreibung<br />
1.020.000 €<br />
Kapitalwerte (in Euro)<br />
1.015.000 €<br />
1.010.000 €<br />
1.005.000 €<br />
1.000.000 €<br />
995.000 €<br />
1.000.000 €<br />
1.015.443 €<br />
990.000 €<br />
Kapitalwert der ewigen Anleihe<br />
Kapitalwert der festverzinslichen<br />
Schuldverschreibung<br />
Abbildung 40: Beispiel: Kapitalwerte der Finanzierungsinstrumente<br />
Abbildung 40 zeigt, dass der Kapitalwert der festverzinslichen Schuldverschreibung<br />
um rund 15.000 Euro höher ist als der Kapitalwert der ewigen Anleihe. Das Beispiel<br />
verdeutlicht die Notwendigkeit zur Analyse der Kosten unterschiedlicher Finanzierungsoptionen<br />
nicht nur die (jährlichen) Zinsausgaben heranzuziehen, sondern alle<br />
Kosten und Tilgungszahlungen und deren jeweilige Zahlungszeitpunkte mit <strong>ein</strong>zubeziehen.<br />
563<br />
Zur detaillierteren Analyse im Rahmen dieser Forschungsarbeit findet zudem <strong>ein</strong>e<br />
Aufteilung der Transaktions- und Verwaltungs<strong>kosten</strong> in die Kostenarten „Transaktions<strong>kosten</strong>“<br />
und „Verwaltungs<strong>kosten</strong>“ statt. Ausgehend von den in Abschnitt 2.3.3<br />
getroffenen Implikationen für diese Forschungsarbeit werden zudem die in Abhängigkeit<br />
von der gewählten Organisationsform anfallenden Überwachungs- und Kontroll<strong>kosten</strong><br />
als eigene Kostenart der Kredit<strong>kosten</strong> erfasst (vgl. Abschnitt 2.3.3). 564<br />
Zur Ermittlung des Kapitalwerts der Kredit<strong>kosten</strong> <strong>ein</strong>er Finanzierung werden somit<br />
die folgenden Parameter herangezogen: 565<br />
1. Zins<strong>kosten</strong>,<br />
2. Transaktions<strong>kosten</strong>,<br />
3. Verwaltungs<strong>kosten</strong>,<br />
4. Sicherungs<strong>kosten</strong>,<br />
563 Vgl. Birkholz (2008), S. 50 sowie Schneck (2006), S. 137f.<br />
564 Eine Berücksichtigung der von PAMPEL in Anlehnung an ANDEL / KOSTITIS angeführten eventuellen<br />
Minder<strong>ein</strong>nahmen aus der Gewährung von Steuererleichterungen für private Einkommen<br />
aus öffentlichen Schuldtiteln erfolgt nicht, da deren Erfassung den Rahmen dieser Forschungsarbeit<br />
übersteigen würde (vgl. Pampel (1993), S. 13). Eventuelle derartige Effekte werden im weiteren<br />
Verlauf der Arbeit ausgeblendet.<br />
565 Vgl. auch Pampel (1993), S. 41ff. und S. 225ff. sowie Bieg / Kussmaul (2000), S. 97ff.
102 Kapitel 3: Analyse der Wirtschaftlichkeit<br />
5. Überwachungs- und Kontroll<strong>kosten</strong> sowie<br />
6. Zeitpunkt und Höhe der Tilgungszahlungen.<br />
3.3.1.1 Zins<strong>kosten</strong><br />
Zinsen stellen <strong>ein</strong> Entgelt für die Inanspruchnahme von Finanzmittel dar. 566 Die Höhe<br />
der aus den Zinszahlungen resultierenden Kosten bemisst sich in Abhängigkeit<br />
von der Art und Höhe des ver<strong>ein</strong>barten Nominal-Zinssatzes sowie den festgelegten<br />
Zahlungszeitpunkten. 567 Für jedes Finanzinstrument lassen sich die periodisierten<br />
Zins<strong>kosten</strong> als Summe aus periodengerecht abgegrenzten Nominalzinszahlungen<br />
und der Marktwertänderung in <strong>ein</strong>er Periode ermitteln. 568 Marktwertänderungen beziehen<br />
sich dabei auf das Zinsniveau am Kapitalmarkt: Steigen die Kurse für<br />
Staatsanleihen (beispielsweise aufgrund von Währungskrisen 569 ), erhöhen sich -<br />
infolge sinkender Effektivzinsen 570 - die periodisierten Zins<strong>kosten</strong> und führen zu <strong>ein</strong>em<br />
nicht-kassenwirksamen Buchverlust 571 . Für jede Finanzierung lässt sich somit -<br />
auf Basis der prognostizierten Marktzinsentwicklung und der Barwerte - die zins<strong>kosten</strong>optimale<br />
Finanzierungsalternative ermitteln. 572<br />
Im Rahmen dieser Forschungsarbeit wird zur Analyse der Zins<strong>kosten</strong> die Kennzahl<br />
„Zins<strong>kosten</strong> je Mio. Euro Schuldenvolumen“ wie folgt definiert: 573<br />
Zins<strong>kosten</strong><br />
je Mio. Euro Schuldenvolumen =<br />
Kapitalwert der Zins<strong>kosten</strong><br />
Schuldenvolumen<br />
(in Mio. Euro)<br />
Formel 5: Kennzahl „Zins<strong>kosten</strong> je Mio. Euro Schuldenvolumen" (in Anlehnung an PAMPEL)<br />
Diese Kennzahl ist <strong>ein</strong> Maß für die relative Höhe der Zins<strong>kosten</strong> je Schuldenvolumen<strong>ein</strong>heit<br />
und beschreibt, in welcher Relation die periodisierten Zins<strong>kosten</strong> zu<br />
dem aufgenommenen Finanzvolumen (in Mio. Euro) stehen. 574<br />
566 Vgl. Gabler Wirtschaftslexikon (o.J.), Stichwort: Zinsen, unter:<br />
http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/zinsen.html, Zugriff vom 22. Januar 2012.<br />
567 Vgl. Drukarczyk (2003), S. 393ff.; vgl. auch Tietze (2003), S. 52.<br />
568 Vgl. Pampel (1993), S.47ff.; vgl. auch Tobin (1963), S. 90, zitiert nach: Pampel (1993), S. 47.<br />
569 Vgl. Börse am Sonntag (2011): Risiko Staatsanleihe, unter: http://www.boerse-amsonntag.de/artikel/spezial//2924_Risiko_Staatsanleihe.html,<br />
Zugriff vom 6. Februar 2012.<br />
570 Vgl. Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 185ff.<br />
571 Vgl. Pampel (1993), S. 50.<br />
572 Vgl. auch Bieg / Kußmaul (2000), S. 97ff.<br />
573 Eigener Ansatz in Anlehnung an Pampel (1993), S. 47ff.<br />
574 Vgl. Pampel (1993), S. 47ff.
Kapitel 3: Analyse der Wirtschaftlichkeit 103<br />
Das bei dieser Untersuchung angewandte Konzept der periodisierten Zins<strong>kosten</strong><br />
wird mit Hilfe des folgenden Beispiels verdeutlicht:<br />
Hierzu werden aus dem Spektrum der Schuldinstrumente der Bundesrepublik<br />
Deutschland zwei Anleihen - <strong>ein</strong> (unverzinslicher) Nullkupon-Strip und <strong>ein</strong> Bond mit<br />
3,25 Prozentpunkten Nominalzinssatz - mit vergleichbarer Laufzeit ausgewählt. 575<br />
Diese werden <strong>ein</strong>em fiktiven Schuldsch<strong>ein</strong>darlehen gegenübergestellt. 576<br />
Schuldenvolumen werden jeweils 100 Mio. Euro angenommen.<br />
Als<br />
Finanzinstrument Laufzeit<br />
Ausstattung<br />
Nullkupon-Strip 30 Jahre K<strong>ein</strong>e Zinszahlungen während der Laufzeit des Bonds;<br />
Zinszahlung als Differenz zwischen Rückzahlungskurs<br />
(100 Prozentpunkte) und Ausgabekurs (32,97 Prozentpunkte);<br />
Währung: Euro.<br />
Bond 30 Jahre Jährliche Zinszahlung am Periodenende (Nominalzinssatz:<br />
3,25 Prozentpunkte); Tilgung des gesamten Schuldenvolumens<br />
am Laufzeitende; Währung: US-Dollar.<br />
Schuldsch<strong>ein</strong>darlehen<br />
30 Jahre Jährliche Zinszahlung am Periodenende (Nominalzinssatz:<br />
3,50 Prozentpunkte); jährliche Tilgung in Höhe von<br />
3,34 Mio. Euro; Währung: Euro. 577<br />
Tabelle 2: Beispiel: Ermittlung der periodisierten Zins<strong>kosten</strong><br />
Die Unterschiede hinsichtlich Höhe bzw. Zeitpunkt der Zinszahlungen der <strong>ein</strong>zelnen<br />
Finanzinstrumente lassen sich mit den folgenden Säulendiagrammen (vgl. Abbildung<br />
41 und Abbildung 42) verdeutlichen:<br />
1. Nullkupon-Strip (30 Jahre Laufzeit):<br />
Bei <strong>ein</strong>em Zero-Bond fallen per definitionem k<strong>ein</strong>e Zinszahlungen an.<br />
575 Aus Gründen der Vergleichbarkeit wurde für die Zwecke der exemplarischen Analyse die Laufzeit<br />
des Bonds von 31 Jahren auf 30 Jahre abgesenkt. Vgl. zum Nullkupon-Strip auch im Glossar das<br />
Stichwort „Zero-Bond“.<br />
576 Originaldaten (Zinsausgaben für <strong>ein</strong> vergleichbares Schuldsch<strong>ein</strong>darlehen) lagen nicht vor. Hilfsweise<br />
wurde angenommen, dass die Verzinsung 0,25 Prozentpunkte über dem Kupon des<br />
Bonds liegt (vgl. auch Drukarczyk (2003), S. 401). Damit beläuft sich der Nominalzinssatz des<br />
Schuldsch<strong>ein</strong>darlehens auf 3,5 Prozent. Marktzinsveränderungen werden im Folgenden ausgeblendet.<br />
577 Für das fiktive Schuldsch<strong>ein</strong>darlehen wurde zur besseren Vergleichbarkeit der Instrumente <strong>ein</strong>e -<br />
gegenüber der Realität längere (vgl. Drukarczyk (2003), S. 401) - Laufzeit von 30 Jahren gewählt.
104 Kapitel 3: Analyse der Wirtschaftlichkeit<br />
2. Bond (30 Jahre Laufzeit, 3,25 Prozentpunkte Nominalzinssatz):<br />
Zinszahlungen des Bonds<br />
Zinszahlungen (in Mio. Euro)<br />
3,5<br />
3<br />
2,5<br />
2<br />
1,5<br />
1<br />
0,5<br />
0<br />
1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25 27 29<br />
Laufzeit des Bonds (in Jahren)<br />
Abbildung 41: Beispiel: Zinszahlungen des Bonds<br />
Die Zinszahlungen des im Beispiel dargestellten Bonds fallen - infolge der erst zum<br />
Laufzeitende anfallenden Tilgung - über die gesamte Laufzeit hinweg in gleicher<br />
Höhe (3,25 Mio. Euro) an. Insgesamt belaufen sie sich auf rund 100,8 Mio. Euro.<br />
3. Schuldsch<strong>ein</strong>darlehen (30 Jahre Laufzeit, 3,5 Prozentpunkte Nominalzinssatz):<br />
3,5<br />
Zinszahlungen des Schuldsch<strong>ein</strong>darlehens<br />
Zinszahlungen (in Mio. Euro)<br />
3<br />
2,5<br />
2<br />
1,5<br />
1<br />
0,5<br />
0<br />
1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25 27 29<br />
Laufzeit des Schuldsch<strong>ein</strong>darlehens (in Jahren)<br />
Abbildung 42: Beispiel: Zinszahlungen des Schuldsch<strong>ein</strong>darlehens<br />
Die Zinszahlungen des Schuldsch<strong>ein</strong>darlehens reduzieren sich infolge der jährlichen<br />
Tilgungszahlungen (in Höhe von rund 3,34 Mio. Euro) kontinuierlich. Die<br />
Summe der Zinszahlungen beläuft sich auf rund 54,1 Mio. Euro.
Kapitel 3: Analyse der Wirtschaftlichkeit 105<br />
Im nächsten Schritt werden für die - mit Hilfe der Säulendiagramme dargestellten -<br />
Zinszahlungen der <strong>ein</strong>zelnen Finanzinstrumente nach dem Konzept der periodisierten<br />
Zins<strong>kosten</strong> mit Hilfe des Barwertfaktors abdiskontiert: 578<br />
Barwertfaktor =<br />
1<br />
( 1 + i ) t<br />
Formel 6: Barwertfaktor (in Anlehnung an PAMPEL, WÖHE / DÖRING und DEUTSCH)<br />
mit: i: Abdiskontierungszinssatz 579 ;<br />
t: Periode (t = 0, 1, 2, ...., n)<br />
Für die Finanzinstrumentes des Beispiels ergeben sich die folgenden Barwerte: 580<br />
1. Nullkupon-Strip (30 Jahre Laufzeit):<br />
Da beim Zero-Bond per definitionem k<strong>ein</strong>e Zinszahlungen anfallen, können k<strong>ein</strong>e<br />
Barwerte ermittelt werden.<br />
2. Bond (30 Jahre Laufzeit, 3,25 Prozentpunkte Nominalzinssatz):<br />
Barwerte der Zinszahlungen des Bonds<br />
Barwerte der Zinszahlungen<br />
(in Mio. Euro)<br />
3,5<br />
3<br />
2,5<br />
2<br />
1,5<br />
1<br />
0,5<br />
0<br />
1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25 27 29<br />
Laufzeit des Bonds (in Jahren)<br />
Abbildung 43: Beispiel: Barwerte der Zinszahlungen des Bonds<br />
Die Barwerte der über die Laufzeit konstanten Zinszahlungen des Bonds (vgl. Abbildung<br />
41) nehmen betragsmäßig infolge der steigenden Diskontierungseffekte<br />
578 Vgl. Pampel (1993), S. 47ff., Wöhe / Döring (2002), S. 619ff. sowie Deutsch (2001), S. 69f.; vgl.<br />
auch Birkholz (2008), S. 50.<br />
579 Als Abdiskontierungszinssatz wird im Rahmen dieser Forschungsarbeit der jeweilige Nominalzinssatz<br />
des Finanzinstruments (im Sinne <strong>ein</strong>es Marktzinssatzes, vgl. Pampel (1993), S. 47ff.)<br />
herangezogen.<br />
580 Die Berechnung der Barwerte der Zinszahlungen ist in Anlage 3 dargestellt.
106 Kapitel 3: Analyse der Wirtschaftlichkeit<br />
über die Laufzeit ab. Beispielsweise beläuft sich der Barwert der Zinszahlung von<br />
3,25 Mio. Euro im 30. Jahr auf rund 1,00 Mio. Euro.<br />
3. Schuldsch<strong>ein</strong>darlehen (30 Jahre Laufzeit, 3,5 Prozentpunkte Nominalzinssatz):<br />
Barwerte der Zinszahlungen des<br />
Schuldsch<strong>ein</strong>darlehens<br />
Barwerte der Zinszahlungen<br />
(in Mio. Euro)<br />
3,5<br />
3<br />
2,5<br />
2<br />
1,5<br />
1<br />
0,5<br />
0<br />
1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25 27 29<br />
Laufzeit des Schuldsch<strong>ein</strong>darlehens (in Jahren)<br />
Abbildung 44: Beispiel: Barwerte der Zinszahlungen des Schuldsch<strong>ein</strong>darlehens<br />
Die Barwerte der - über die Laufzeit konstant sinkenden (vgl. Abbildung 42) - Zinszahlungen<br />
des Schuldsch<strong>ein</strong>darlehens verringern sich betragsmäßig stärker als die<br />
des Bonds. Beispielsweise entspricht die Zinszahlung im 30. Jahr in Höhe von rund<br />
1,1 Mio. Euro <strong>ein</strong>em Barwert von rund 0,03 Mio. Euro.<br />
Durch Addition der Barwerte der Zinszahlungen aller Perioden <strong>ein</strong>es Finanzinstrumentes<br />
wird der Kapitalwert des Instrumentes ermittelt: 581<br />
Kapitalwert =<br />
n<br />
∑ (Einzahlungen t – Auszahlungen t ) * (1 + i) -t<br />
t = 0<br />
Formel 7: Kapitalwert <strong>ein</strong>es Finanzinstruments (in Anlehnung an WÖHE / DÖRING und DEUTSCH)<br />
mit:<br />
n: Laufzeit der Finanzierung (in Jahren);<br />
t: Periode (t = 0, 1, 2, ...., n)<br />
Für die Finanzinstrumente des gewählten Beispiels ergeben sich die folgenden Kapitalwerte<br />
der Zinszahlungen:<br />
581 Vgl. Wöhe / Döring (2002), S. 619ff. sowie Deutsch (2001), S. 69ff.
Kapitel 3: Analyse der Wirtschaftlichkeit 107<br />
Kapitalwerte der Zinszahlungen<br />
Kapitalwert der Zinszahlungen<br />
(in Mio. Euro)<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0,00<br />
56,20<br />
37,02<br />
Abbildung 45: Beispiel: Kapitalwerte der Zinszahlungen der Finanzinstrumente<br />
Abbildung 45 zeigt die unterschiedlich hohen Kapitalwerte der Zinszahlungen der im<br />
Beispiel ausgewählten Finanzinstrumente. Der Kapitalwert der Zinszahlungen des<br />
Bonds (in Höhe von insgesamt rund 100,8 Mio. Euro) beträgt rund 56,2 Mio. Euro.<br />
Demgegenüber beläuft sich der Kapitalwert der Zinszahlungen des Schuldsch<strong>ein</strong>darlehens<br />
(insgesamt rund 54,1 Mio. Euro) auf rund 37,0 Mio. Euro.<br />
In der Folge ergeben sich für die drei Instrumente des Beispiels die folgenden Kapitalwerte<br />
der Zins<strong>kosten</strong> je Mio. Euro Schuldenvolumen:<br />
Finanzinstrument<br />
Zins<strong>kosten</strong> je Mio. Euro Schuldenvolumen<br />
Nullkupon-Strip 0,0<br />
Bond 0,56<br />
Schuldsch<strong>ein</strong>darlehen 0,37<br />
Tabelle 3: Beispiel: Kennzahlen „Zins<strong>kosten</strong> je Mio. Euro Schuldenvolumen" der <strong>ein</strong>zelnen Finanzinstrumente<br />
Die für die unterschiedlichen Finanzinstrumente ermittelten Kennzahlen „Zins<strong>kosten</strong><br />
je Mio. Euro Schuldenvolumen“ verdeutlichen, welcher Kapitalwert der Zins<strong>kosten</strong><br />
aus <strong>ein</strong>er Einheit (<strong>ein</strong>e Mio. Euro) Schuldenvolumen resultiert. Für die Auswahl des<br />
Finanzierungsinstruments mit den niedrigsten Kredit<strong>kosten</strong> reicht <strong>ein</strong>e Betrachtung<br />
der Zins<strong>kosten</strong> nicht aus. Hierzu sind alle Kostenarten und die Tilgungszahlungen<br />
nach ihrer Höhe und ihrem Zeitpunkt in die Analyse <strong>ein</strong>zubeziehen (vgl. 3.3.1.7)
108 Kapitel 3: Analyse der Wirtschaftlichkeit<br />
3.3.1.2 Transaktions<strong>kosten</strong><br />
Transaktions<strong>kosten</strong> sind die Kosten, die bei der Beschaffung der Kreditmittel für<br />
Information, Transport und Verhandlung entstehen. 582 Dabei zieht jedes Finanzinstrument<br />
spezifische Transaktions<strong>kosten</strong> nach sich. 583 Die Transaktions<strong>kosten</strong><br />
umfassen die Platzierungs<strong>kosten</strong>, die Anbahnungs- und Ver<strong>ein</strong>barungs<strong>kosten</strong> sowie<br />
die sog. Emissionsrendite: 584<br />
Transaktions<strong>kosten</strong><br />
Platzierungs<strong>kosten</strong><br />
Anbahnungsund<br />
Ver<strong>ein</strong>barungs<strong>kosten</strong><br />
Emissionsrendite<br />
Abbildung 46: Transaktions<strong>kosten</strong> (Eigene Darstellung in Anlehnung an PAMPEL)<br />
Die Platzierungs<strong>kosten</strong> hängen insbesondere von der Art der Platzierung ab: Zu<br />
unterscheiden sind beispielsweise die formlose (und dadurch <strong>kosten</strong>günstige) Direktplatzierung<br />
von Schuldsch<strong>ein</strong>darlehen bei institutionellen Investoren sowie die<br />
Emission von Schuldverschreibungen. Hinsichtlich der Emission von Schuldverschreibungen<br />
sind - unter Transaktions<strong>kosten</strong>gesichtspunkten - die Emission im<br />
Tenderverfahren und die indirekte Platzierung durch Kreditinstitute relevant. Bei der<br />
indirekten Platzierung sind - im Gegensatz zum Tenderverfahren - Konsortialgebühren<br />
zu entrichten. 585 Im Rahmen dieser Arbeit werden Disagios und Auszahlungsabschläge<br />
ebenfalls als Platzierungs<strong>kosten</strong> erfasst. 586<br />
Die Anbahnungs- und Ver<strong>ein</strong>barungs<strong>kosten</strong> entstehen für Informationsbeschaffung<br />
über potentielle Geschäftspartner und deren Konditionen (Anbahnungs<strong>kosten</strong>) sowie<br />
für Verhandlungen, Vertragsformulierungen und Vertragsabschluss mit diesen<br />
Geschäftspartnern (Ver<strong>ein</strong>barungs<strong>kosten</strong>). 587<br />
Die sog. Emissionsrendite umfasst die Marktpflege<strong>kosten</strong>, insbesondere die Maklercourtage,<br />
und die Aufwendungen für die Berücksichtigung der Anlagebedürfnisse<br />
582 Vgl. Pampel (1993), S. 41 sowie Drukarczyk (2003), S. 32f. Der Anteil der Transaktions<strong>kosten</strong> an<br />
den gesamten Kosten der Finanzierung ist relativ gering (vgl. Pampel (1993), S. 44).<br />
583 Vgl. auch Drukarczyk (2003), S. 405.<br />
584 Vgl. Pampel (1993), S. 42f. und S. 59ff.<br />
585 Vgl. Pampel (1993), S. 42 sowie Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 399f.<br />
586 Vgl. auch Pampel (1993), S. 43.<br />
587 Vgl. auch Picot (1991), S. 336ff., zitiert nach: Schäfer (2002), S. 71f.sowie Alchian (1984), o.S.,<br />
zitiert nach: Schäfer (1997), S. 72.
Kapitel 3: Analyse der Wirtschaftlichkeit 109<br />
der Investoren. 588<br />
Die Marktpflegemaßnahmen (z.B. Abhalten von Road Shows,<br />
Einholen <strong>ein</strong>es externen Ratings 589 ) zielen darauf ab, durch <strong>ein</strong>e Verbesserung der<br />
Wettbewerbsposition am Kapitalmarkt zukünftige Neuemissionen reibungsloser zu<br />
platzieren. 590 Durch Berücksichtigung der Liquiditäts- und Sicherheitsbedürfnisse<br />
der Investoren wird versucht, deren Ansprüche an die Rentabilität der Anlage zu<br />
senken und damit die Zins<strong>kosten</strong> zu reduzieren. 591<br />
Die Transaktions<strong>kosten</strong> werden ebenfalls nach dem - in Abschnitt 3.3.1.1 vorgestellten<br />
- Konzept der periodisierten Zins<strong>kosten</strong> ermittelt. Als Kennzahl für die relative<br />
Höhe der Transaktions<strong>kosten</strong> <strong>ein</strong>es Finanzinstrumentes wird die Kennzahl „Transaktions<strong>kosten</strong><br />
je Mio. Euro Schuldenvolumen“ definiert:<br />
Transaktions<strong>kosten</strong><br />
je Mio. Euro Schuldenvolumen =<br />
Kapitalwert der Transaktions<strong>kosten</strong><br />
Schuldenvolumen<br />
(in Mio. Euro)<br />
Formel 8: Kennzahl „Transaktions<strong>kosten</strong> je Mio. Euro Schuldenvolumen"<br />
Zur Verdeutlichung wird auf das in Abschnitt 3.3.1.1 vorgestellte Beispiel mit den<br />
Finanzinstrumenten Nullkupon-Strip, Bond und Schuldsch<strong>ein</strong>darlehen zurückgegriffen:<br />
592<br />
588 Vgl. Pampel (1993), S. 43 und S. 59ff. sowie Bundesministerium der Finanzen (2011c), S. 9f.<br />
589 Vgl. auch Gabler Wirtschaftslexikon (o.J.), Stichwort: Roadshow, unter:<br />
http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/roadshow.html, Zugriff vom 22.Januar 2012 sowie<br />
Birkholz (2008), S. 63ff.<br />
590 Vgl. Lüdtke (1972), S. 174, zitiert nach Pampel (1993), S. 42.<br />
591 Vgl. Pampel (1993), S. 59.<br />
592 In Anlehnung an die von DRUKARCZYK bezifferten „Neben<strong>kosten</strong>“ (vgl. Drukarczyk (2003),<br />
S. 400ff. und S. 405).
110 Kapitel 3: Analyse der Wirtschaftlichkeit<br />
1. Nullkupon-Strip:<br />
Der Nullkupon-Strip wird mit <strong>ein</strong>em Ausgabeabschlag von 67,03 Prozent ausgezahlt<br />
(Differenz zwischen Rückzahlungsbetrag von 100 Prozent und dem Ausgabekurs<br />
von 32,97 Prozent). Zusätzlich entstehen zu Beginn der Laufzeit Transaktions<strong>kosten</strong><br />
von 3,25 Prozent des Schuldenvolumens; über die Laufzeit fallen jährlich Transaktions<strong>kosten</strong><br />
in Höhe von 1,5 Prozent des Schuldenvolumens an.<br />
Transaktions<strong>kosten</strong> des Nullkupon-Strips<br />
Transaktionszahlungen (in Mio. Euro)<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30<br />
Laufzeit (in Jahren)<br />
Abbildung 47: Beispiel: Transaktions<strong>kosten</strong> des Nullkupon-Strips<br />
2. Bond:<br />
Zu Beginn der Laufzeit des Bonds fallen Transaktions<strong>kosten</strong> in Höhe von 3,25 Prozent<br />
des Schuldenvolumens an. Die jährlichen Transaktions<strong>kosten</strong> betragen 1,5<br />
Prozent des Schuldenvolumens.<br />
Transaktions<strong>kosten</strong> des Bonds<br />
Transaktionszahlungen (in Mio. Euro)<br />
3,5<br />
3<br />
2,5<br />
2<br />
1,5<br />
1<br />
0,5<br />
0<br />
0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30<br />
Laufzeit des Bonds (in Jahren)<br />
Abbildung 48: Beispiel: Transaktions<strong>kosten</strong> des Bonds
Kapitel 3: Analyse der Wirtschaftlichkeit 111<br />
3. Schuldsch<strong>ein</strong>darlehen:<br />
Bei Aufnahme des Darlehens fallen Transaktions<strong>kosten</strong> von 1,5 Prozent des Schuldenvolumens<br />
an. Für die Laufzeit des Darlehens werden in Anlehnung an DRU-<br />
KARCZYK 593 k<strong>ein</strong>e Transaktions<strong>kosten</strong> angesetzt.<br />
Transaktions<strong>kosten</strong> des Schuldsch<strong>ein</strong>darlehens<br />
Transaktionszahlungen (in Mio. Euro)<br />
1,6<br />
1,4<br />
1,2<br />
1<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
0<br />
0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30<br />
Laufzeit (in Jahren)<br />
Abbildung 49: Beispiel: Transaktions<strong>kosten</strong> des Schuldsch<strong>ein</strong>darlehens<br />
Nach dem Konzept der periodisierten Zins<strong>kosten</strong> lassen sich für die <strong>ein</strong>zelnen Finanzinstrumente<br />
die folgenden Kapitalwerte der Transaktions<strong>kosten</strong> ermitteln (vgl.<br />
Anlage 3):<br />
Kapitalwerte der Transaktions<strong>kosten</strong><br />
Kapitalwerte der Transaktions<strong>kosten</strong><br />
(in Mio. Euro)<br />
100<br />
50<br />
0<br />
96,22 29,19<br />
1,50<br />
Abbildung 50: Beispiel: Kapitalwerte der Transaktions<strong>kosten</strong> der Finanzinstrumente<br />
Abbildung 50 zeigt die unterschiedliche Höhe der Kapitalwerte der Transaktions<strong>kosten</strong><br />
der im Beispiel ausgewählten Finanzinstrumente. Der Kapitalwert der Transaktions<strong>kosten</strong><br />
des Nullkupon-Strips beträgt - insbesondere infolge des Ausgabeab-<br />
593 Vgl. Drukarczyk (2003), S. 405.
112 Kapitel 3: Analyse der Wirtschaftlichkeit<br />
schlags - rund 96,2 Mio. Euro; der Kapitalwert der Transaktions<strong>kosten</strong> des Bonds<br />
beläuft sich auf rund 29,2 Mio. Euro. Demgegenüber summiert sich der Kapitalwert<br />
der Transaktions<strong>kosten</strong> des Schuldsch<strong>ein</strong>darlehens auf lediglich rund 1,5 Mio. Euro.<br />
In der Folge ergeben sich für die drei Instrumente des Beispiels die folgenden Kapitalwerte<br />
der Transaktions<strong>kosten</strong> je Mio. Euro Schuldenvolumen:<br />
Finanzinstrument<br />
Transaktions<strong>kosten</strong> je Mio. Euro Schuldenvolumen<br />
Nullkupon-Strip 0,96<br />
Bond 0,29<br />
Schuldsch<strong>ein</strong>darlehen 0,02<br />
Tabelle 4: Beispiel: Kennzahlen „Transaktions<strong>kosten</strong> je Mio. Euro Schuldenvolumen" der <strong>ein</strong>zelnen<br />
Finanzinstrumente<br />
Die für die <strong>ein</strong>zelnen Finanzinstrumente ermittelten Kennzahlen „Transaktions<strong>kosten</strong><br />
je Mio. Euro Schuldenvolumen“ verdeutlichen, welcher Kapitalwert der Transaktions<strong>kosten</strong><br />
aus <strong>ein</strong>er Einheit (<strong>ein</strong>e Mio. Euro) Schuldenvolumen resultiert.<br />
3.3.1.3 Verwaltungs<strong>kosten</strong><br />
Die Verwaltungs<strong>kosten</strong> umfassen die Abwicklungs- und die Anpassungs<strong>kosten</strong>: 594<br />
Verwaltungs<strong>kosten</strong><br />
Abwicklungs<strong>kosten</strong><br />
Anpassungs<strong>kosten</strong><br />
Abbildung 51: Verwaltungs<strong>kosten</strong> (Eigene Darstellung ausgehend von PAMPEL)<br />
Die Abwicklungs<strong>kosten</strong> resultieren aus der administrativen Abwicklung von Zins-<br />
und Tilgungszahlungen. Anpassungs<strong>kosten</strong> entstehen, falls während der Laufzeit<br />
der Finanzierung <strong>ein</strong>e Anpassung der ver<strong>ein</strong>barten Konditionen notwendig wird. 595<br />
594 Vgl. Pampel (1993), S. 41. Abweichend von PAMPEL werden im Rahmen dieser Forschungsarbeit<br />
die Kontroll<strong>kosten</strong> nicht als Teil der Verwaltungs<strong>kosten</strong> verstanden, sondern als Bestandteil<br />
der separat definierten Kostenart „Überwachungs- und Kontroll<strong>kosten</strong>“ definiert.<br />
595 Vgl. Picot (1991), S.336ff., zitiert nach: Schäfer (2002), S. 71f.
Kapitel 3: Analyse der Wirtschaftlichkeit 113<br />
Die Verwaltungs<strong>kosten</strong> werden ebenfalls nach dem Konzept der periodisierten<br />
Zins<strong>kosten</strong> errechnet (vgl. Abschnitt 3.3.1.1). Als Kennzahl für die relative Höhe der<br />
Verwaltungs<strong>kosten</strong> <strong>ein</strong>es Finanzinstrumentes wird die Kennzahl „Verwaltungs<strong>kosten</strong><br />
je Mio. Euro Schuldenvolumen“ definiert:<br />
Verwaltungs<strong>kosten</strong><br />
je Mio. Euro Schuldenvolumen =<br />
Kapitalwert der Verwaltungs<strong>kosten</strong><br />
Schuldenvolumen<br />
(in Mio. Euro)<br />
Formel 9: Kennzahl „Verwaltungs<strong>kosten</strong> je Mio. Euro Schuldenvolumen"<br />
Zur Verdeutlichung wird das in Abschnitt 3.3.1.1 vorgestellte Beispiel mit den Finanzinstrumenten<br />
Nullkupon-Strip, Bond und Schuldsch<strong>ein</strong>darlehen herangezogen.<br />
Auf Basis der Erkenntnisse aus dem Experteninterview II-1 (vgl. Anlage 2) wird von<br />
<strong>ein</strong>em <strong>ein</strong>heitlichen Prozentsatz für alle drei Finanzinstrumente des Beispiels ausgegangen.<br />
596 Nach dem Konzept der periodisierten Zins<strong>kosten</strong> lassen sich für die<br />
<strong>ein</strong>zelnen Finanzinstrumente die folgenden Kapitalwerte der Verwaltungs<strong>kosten</strong><br />
ermitteln (vgl. Anlage 4):<br />
Kapitalwerte der Verwaltungs<strong>kosten</strong><br />
Kapitalwerte der Verwaltungs<strong>kosten</strong><br />
(in Mio. Euro)<br />
10<br />
5<br />
0<br />
8,65 8,65 8,65<br />
Abbildung 52: Beispiel: Kapitalwerte der Verwaltungs<strong>kosten</strong> der Finanzinstrumente<br />
In der Folge ergeben sich für die drei Instrumente des Beispiels die folgenden Kapitalwerte<br />
der Verwaltungs<strong>kosten</strong> je Mio. Euro Schuldenvolumen:<br />
596 In Anlehnung an die Ergebnisse des Experteninterviews II-1 (vgl. Anlage 2) werden die Verwaltungs<strong>kosten</strong><br />
jeweils mit 0,05 Prozent des Schuldenvolumens angesetzt.
114 Kapitel 3: Analyse der Wirtschaftlichkeit<br />
Finanzinstrument<br />
Verwaltungs<strong>kosten</strong> je Mio. Euro Schuldenvolumen<br />
Nullkupon-Strip 0,09<br />
Bond 0,09<br />
Schuldsch<strong>ein</strong>darlehen 0,09<br />
Tabelle 5: Beispiel: Kennzahlen „Verwaltungs<strong>kosten</strong> je Mio. Euro Schuldenvolumen" der <strong>ein</strong>zelnen<br />
Finanzinstrumente<br />
Die für die <strong>ein</strong>zelnen Instrumente ermittelten Kennzahlen „Verwaltungs<strong>kosten</strong> je<br />
Mio. Euro Schuldenvolumen“ verdeutlichen, welcher Kapitalwert der Verwaltungs<strong>kosten</strong><br />
aus <strong>ein</strong>er Einheit (<strong>ein</strong>e Mio. Euro) Schuldenvolumen resultiert.<br />
3.3.1.4 Sicherungs<strong>kosten</strong><br />
Sicherungs<strong>kosten</strong> resultieren aus den zum Zwecke des Transfers von finanziellen<br />
Risiken <strong>ein</strong>gesetzten Derivaten. 597 Dabei hängt die Höhe der Sicherungs<strong>kosten</strong> von<br />
mehreren Faktoren ab: 598<br />
• Art des derivativen Finanzinstruments (Unterschiede in Preisbildung, Prämienzahlung,<br />
Umfang von Sicherungsleistungen, etc.),<br />
• Aktuelle Marktsituation (Kurs des Basiswertes, Zinssatz, Restlaufzeit, etc.),<br />
• Volumen des Derivatgeschäfts,<br />
• Konditionen des Geschäftspartners sowie<br />
• Art des Handels (Börsenhandel, Over-the–Counter-Handel).<br />
Diese Vielzahl an möglichen <strong>kosten</strong>be<strong>ein</strong>flussenden Faktoren erschwert die Ermittlung<br />
der exakten Sicherungs<strong>kosten</strong> für jedes <strong>ein</strong>zelne Instrument. Hilfsweise werden<br />
- auf Basis des Spreads zwischen Payer Swap und Receiver Swap - die Kosten<br />
aller Sicherungsinstrumente mit <strong>ein</strong>em durchschnittlichen Prozentsatz von 0,5 Prozentpunkten<br />
ermittelt: 599<br />
Sicherungs<strong>kosten</strong> =<br />
Volumen der Sicherungsgeschäfte<br />
(in Mio. Euro)<br />
* 0,5 Prozent<br />
Formel 10: Ermittlung der Sicherungs<strong>kosten</strong><br />
597 Vgl. Pampel (1993), S. 225ff. sowie Schierenbeck / Lister (2002), S. 357ff.<br />
598 Vgl. Eurex (2003a), S. 13ff. sowie Pampel (1993), S.227ff.<br />
599 Die Differenz zwischen Payer Swap und Receiver Swap für <strong>ein</strong>en 10 Jahres-Swap der Bundesrepublik<br />
Deutschland betrug am 2. Februar 2011 rund 0,5 Prozentpunkte (vgl. Bloomberg Finance<br />
L.P. (2011): DEM Swap Curve, 10 Year Swap, Zugriff vom 2. Februar 2011, 17.41 Uhr).
Kapitel 3: Analyse der Wirtschaftlichkeit 115<br />
Hinsichtlich der Sicherungs<strong>kosten</strong> wird - abweichend von den in Abschnitt 3.3.1.1<br />
bis Abschnitt 3.3.1.3 für die Zins-, Transaktions- und Verwaltungs<strong>kosten</strong> auf Basis<br />
des gesamten Schuldenvolumens gebildeten Kennzahlen - das durch den Einsatz<br />
von Derivaten gesicherte Schuldenvolumen als Bezugsgröße gewählt.<br />
Als Kennzahl für die relative Höhe der Sicherungs<strong>kosten</strong> <strong>ein</strong>es Finanzinstrumentes<br />
wird die Kennzahl „Sicherungs<strong>kosten</strong> je Mio. Euro Schuldenvolumen“ definiert:<br />
Sicherungs<strong>kosten</strong><br />
je Mio. Euro gesichertem<br />
Schuldenvolumen<br />
=<br />
Kapitalwert der Sicherungs<strong>kosten</strong><br />
Schuldenvolumen<br />
(in Mio. Euro)<br />
Formel 11: Kennzahl „Sicherungs<strong>kosten</strong> je Mio. Euro gesichertem Schuldenvolumen"<br />
Ausgehend von der hilfsweise gewählten Ermittlung der Sicherungs<strong>kosten</strong> ergibt<br />
sich für diese Kennzahl <strong>ein</strong> <strong>ein</strong>heitlicher Wert von 0,5 Mio. Euro (je Periode). Bezogen<br />
auf das in Abschnitt 3.3.1.1 entwickelte Beispiel ergeben sich unter der Annahme,<br />
dass das Währungs<strong>risiko</strong> des in US-Dollar aufgelegten Bonds zu 50 Prozent<br />
durch <strong>ein</strong>en Währungs-Swap im Zeitpunkt t 0 abgesichert wird, die folgenden<br />
Kapitalwerte (vgl. Anlage 5):<br />
Kapitalwerte der Sicherungs<strong>kosten</strong><br />
Kapitalwerte der Sicherungs<strong>kosten</strong><br />
(in Mio. Euro)<br />
0,3<br />
0,2<br />
0,1<br />
0<br />
0<br />
0,25<br />
0<br />
Abbildung 53: Beispiel: Kapitalwerte der Sicherungs<strong>kosten</strong> der Finanzinstrumente<br />
In der Folge ergeben sich für die drei Instrumente des Beispiels die folgenden Kapitalwerte<br />
der Sicherungs<strong>kosten</strong> je Mio. Euro Schuldenvolumen:
116 Kapitel 3: Analyse der Wirtschaftlichkeit<br />
Finanzinstrument<br />
Sicherungs<strong>kosten</strong> je Mio. Euro Schuldenvolumen<br />
Nullkupon-Strip 0,0<br />
Bond 0,003<br />
Schuldsch<strong>ein</strong>darlehen 0,0<br />
Tabelle 6: Beispiel: Kennzahlen „Sicherungs<strong>kosten</strong> je Mio. Euro Schuldenvolumen" der <strong>ein</strong>zelnen<br />
Finanzinstrumente<br />
Die für die <strong>ein</strong>zelnen Instrumente ermittelten Kennzahlen „Sicherungs<strong>kosten</strong> je Mio.<br />
Euro Schuldenvolumen“ verdeutlichen, welcher Kapitalwert der Sicherungs<strong>kosten</strong><br />
aus <strong>ein</strong>er Einheit (<strong>ein</strong>e Mio. Euro) Schuldenvolumen resultiert.<br />
3.3.1.5 Überwachungs- und Kontroll<strong>kosten</strong><br />
Gemäß den in Abschnitt 2.3.2 festgelegten Implikationen entstehen in Abhängigkeit<br />
von der gewählten Organisationsform Überwachungs- und Kontrollbedarfe. Diese<br />
können zu unterschiedlich hohen Kosten der Überwachung und Kontrolle führen<br />
(vgl. auch Abschnitt 4.2). 600 Bei der empirischen Analyse des Public Debt Managements<br />
sind geeignete Parameter zur Ermittlung oder qualifizierten Schätzung der<br />
Überwachungs- und Kontroll<strong>kosten</strong> heranzuziehen (vgl. Abschnitt 5.2.2).<br />
Die Überwachungs- und Kontroll<strong>kosten</strong> werden gleichfalls nach dem Konzept der<br />
periodisierten Zins<strong>kosten</strong> ermittelt. Es wird die folgende Kennzahl definiert:<br />
Überwachungs-und<br />
Kontroll<strong>kosten</strong> =<br />
je Mio. Euro Schuldenvolumen<br />
Kapitalwert der Überwachungs- und<br />
Kontroll<strong>kosten</strong><br />
Schuldenvolumen<br />
(in Mio. Euro)<br />
Formel 12: Kennzahl „Überwachungs- und Kontroll<strong>kosten</strong> je Mio. Euro Schuldenvolumen"<br />
Bezogen auf das in Abschnitt 3.3.1.1 entwickelte Beispiel lassen sich - bei Annahme<br />
<strong>ein</strong>es Prozentsatzes des Schuldenvolumens für Überwachungs- und Kontroll<strong>kosten</strong><br />
von 0,2 Prozentpunkten 601 - für die drei Instrumente die folgenden Kapitalwerte<br />
der Überwachungs- und Kontroll<strong>kosten</strong> ermitteln (vgl. Anlage 6):<br />
600 Vgl. auch Pampel (1993), S. 41.<br />
601 Da im vorliegenden Beispiel ausschließlich Finanzinstrumente derselben Organisations<strong>ein</strong>heit<br />
(Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur GmbH) exemplarisch untersucht werden, wird <strong>ein</strong><br />
<strong>ein</strong>heitlicher Prozentsatz für die Überwachungs- und Kontroll<strong>kosten</strong> angesetzt. Der Prozentsatz<br />
von 0,2 Prozent des Schuldenvolumens entspricht bei <strong>ein</strong>em Schuldenvolumen von 100 Mio. Euro<br />
<strong>ein</strong>em Betrag von jährlich 200.000 Euro an Überwachungs- und Kontroll<strong>kosten</strong>.
Kapitel 3: Analyse der Wirtschaftlichkeit 117<br />
Kapitalwerte der Überwachungs- und<br />
Kontroll<strong>kosten</strong><br />
Kapitalwerte der Überwachungs- und<br />
Kontroll<strong>kosten</strong> (in Mio. Euro)<br />
4<br />
2<br />
0<br />
3,46<br />
3,46 3,46<br />
Abbildung 54: Beispiel: Kapitalwerte der Überwachungs- und Kontroll<strong>kosten</strong> der Finanzinstrumente<br />
In der Folge ergeben sich für die drei Instrumente des Beispiels die folgenden Kapitalwerte<br />
der Überwachungs- und Kontroll<strong>kosten</strong> je Mio. Euro Schuldenvolumen:<br />
Finanzinstrument<br />
Überwachungs- und Kontroll<strong>kosten</strong><br />
je Mio. Euro Schuldenvolumen<br />
Nullkupon-Strip 0,04<br />
Bond 0,04<br />
Schuldsch<strong>ein</strong>darlehen 0,04<br />
Tabelle 7: Beispiel: Kennzahlen „Überwachungs- und Kontroll<strong>kosten</strong> je Mio. Euro Schuldenvolumen"<br />
der <strong>ein</strong>zelnen Finanzinstrumente<br />
Die ermittelten Kennzahlen „Überwachungs- und Kontroll<strong>kosten</strong> je Mio. Euro Schuldenvolumen“<br />
verdeutlichen, welcher Kapitalwert der Verwaltungs<strong>kosten</strong> aus <strong>ein</strong>er<br />
Einheit (<strong>ein</strong>e Mio. Euro) Schuldenvolumen resultiert.<br />
3.3.1.6 Tilgungsleistungen<br />
Nach BIEG / KUßMAUL sind bei der Analyse der Wirtschaftlichkeit von Finanzinstrumenten<br />
insbesondere auch Zeitpunkt und Höhe der Tilgungszahlungen zu berücksichtigen.<br />
602 Grundsätzlich lassen sich die folgenden Tilgungsformen unterscheiden:<br />
603<br />
602 Vgl. Bieg / Kussmaul (2000), S. 97ff.<br />
603 Vgl. Grill / Perczynski (2005), S. 432f.
118 Kapitel 3: Analyse der Wirtschaftlichkeit<br />
• jährlich gleichbleibende Tilgungen,<br />
• jährlich wachsende Tilgungszahlungen im Rahmen <strong>ein</strong>es Annuitätendarlehens<br />
604 sowie<br />
• Tilgung der Gesamtschuld am Laufzeitende.<br />
Im Rahmen dieser Arbeit wird zur Analyse der Tilgungszahlungen die Kennzahl<br />
„Tilgungsleistungen je Mio. Euro Schuldenvolumen“ definiert:<br />
Tilgungsleistungen<br />
je Mio. Euro Schuldenvolumen =<br />
Kapitalwert der Tilgungsleistungen<br />
Schuldenvolumen<br />
(in Mio. Euro)<br />
Formel 13: Kennzahl „Tilgungsleistungen je Mio. Euro Schuldenvolumen"<br />
Diese Kennzahl stellt gleichfalls <strong>ein</strong> Maß für die relative Höhe der Tilgungszahlungen<br />
je Schuldenvolumen<strong>ein</strong>heit dar und beschreibt, in welcher Relation die periodisierten<br />
Tilgungszahlungen zu dem aufgenommenen Finanzvolumen (in Mio. Euro)<br />
stehen. Für das in Abschnitt 3.3.1.1 entwickelte Beispiel lassen sich nach dem Konzept<br />
der periodisierten Zins<strong>kosten</strong> - ausgehend von den nachfolgend dargestellten<br />
Zahlungsverläufen - die Kapitalwerte der Tilgungszahlungen ermitteln:<br />
1. Nullkupon-Strip:<br />
Tilgungszahlungen des Nullkupon-Strips<br />
Tilgungszahlungen (in Mio. Euro)<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25 27 29<br />
Laufzeit des Nullkupon-Strips (in Jahren)<br />
Abbildung 55: Beispiel: Tilgungszahlungen des Nullkupon-Strips<br />
604 Beim Annuitätendarlehen erbringt der Kreditnehmer jährlich gleich bleibende Leistungen. Diese<br />
Annuitäten setzen sich jeweils aus den Zinszahlungen und aus Tilgungsleistungen zusammen<br />
Die Zinszahlungen berechnen sich nach der zu Beginn der jeweiligen Periode bestehenden<br />
Restschuld. Die Tilgungszahlungen stellen <strong>ein</strong>e Differenzgröße dar: mit fallender Restschuld verringern<br />
sich die Zinszahlungen und in gleichem Umfang wachsen die Tilgungszahlungen (vgl.<br />
Grill / Perczynski (2005), S. 432f.; Schäfer (2002), S. 325ff. sowie Tietze (2003), S. 173ff.).
Kapitel 3: Analyse der Wirtschaftlichkeit 119<br />
Abbildung 55 verdeutlicht die endfällige Tilgung des Nullkupon-Strips in Höhe von<br />
100 Mio. Euro.<br />
2. Bond:<br />
Tilgungszahlungen des Bonds<br />
Tilgungszahlungen (in Mio. Euro)<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25 27 29<br />
Laufzeit des Bonds (in Jahren)<br />
Abbildung 56: Beispiel: Tilgungszahlungen des Bonds<br />
In Abbildung 56 ist die endfällige Tilgung des Bonds in Höhe von 100 Mio. Euro<br />
dargestellt.<br />
3. Schuldsch<strong>ein</strong>darlehen:<br />
Tilgungszahlungen des Schuldsch<strong>ein</strong>darlehens<br />
Tilgungszahlungen (in Mio. Euro)<br />
3,5<br />
3<br />
2,5<br />
2<br />
1,5<br />
1<br />
0,5<br />
0<br />
1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25 27 29<br />
Laufzeit des Schuldsch<strong>ein</strong>darlehens (in Jahren)<br />
Abbildung 57: Beispiel: Tilgungszahlungen des Schuldsch<strong>ein</strong>darlehens<br />
In Abbildung 57 sind die jährlichen Tilgungszahlungen in Höhe von 3,34 Mio. Euro<br />
dargestellt.<br />
Nach dem Konzept der periodisierten Zins<strong>kosten</strong> (Kredit<strong>kosten</strong>) lassen sich die folgenden<br />
Kapitalwerte der Tilgungszahlungen ermitteln (vgl. Anlage 7):
120 Kapitel 3: Analyse der Wirtschaftlichkeit<br />
Kapitalwerte der Tilgungszahlungen<br />
Kapitalwerte der Tilgungszahlungen (in<br />
Mio. Euro)<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
30,83 30,83<br />
57,76<br />
Abbildung 58: Beispiel: Kapitalwerte der Tilgungszahlungen der Instrumente<br />
Abbildung 58 verdeutlicht die Relevanz des Zahlungszeitpunktes für den Barwert<br />
der Zahlung: Der Rückzahlungsbetrag aller drei Instrumente beläuft sich nominal<br />
auf 100 Mio. Euro. Die vorteilhaftesten Varianten sind im Beispiel der Nullkupon-<br />
Strip und der Bond mit <strong>ein</strong>em Kapitalwert der Tilgungszahlungen von rund 30,8 Mio.<br />
Euro. Hingegen summieren sich die jährlich fälligen Tilgungszahlungen des Schuldsch<strong>ein</strong>darlehens<br />
infolge der hohen Barwerte der ersten Laufzeitjahre (vgl. Anlage 7)<br />
zu <strong>ein</strong>em Kapitalwert von rund 57,8 Mio. Euro. 605<br />
3.3.1.7 Kennzahl „Kredit<strong>kosten</strong> je Schuldenvolumen“<br />
Die in den Abschnitt 3.3.1.1 bis Abschnitt 3.3.1.6 dargestellten Kennzahlen stellen<br />
lediglich Indikatoren für die Wirtschaftlichkeit <strong>ein</strong>es Finanzinstrumentes dar. Eine<br />
Auswahl der vorteilhaftesten Finanzierungsalternative ist all<strong>ein</strong> bei Berücksichtigung<br />
des gesamten Kapitalwertes der potentiellen Finanzinstrumente möglich. 606 Hierzu<br />
wird - in Anlehnung an BIRKHOLZ 607 - die folgende Kennzahl für das Analyse-<br />
Kriterium „Kredit<strong>kosten</strong>“ definiert: 608<br />
605 Vgl. auch Wöhe / Döring (2002), S. 619ff.<br />
606 Vgl. auch Bieg / Kußmaul (2000), S. 97ff.<br />
607 Vgl. Birkholz (2008), S. 48.<br />
608 Durch die Division der Kredit<strong>kosten</strong> durch das Schuldenvolumen entstehen relative Kredit<strong>kosten</strong>,<br />
die im Gegensatz zu den absoluten Kredit<strong>kosten</strong> <strong>ein</strong>en aussagekräftigen Vergleich von Ländern<br />
mit unterschiedlichen Schuldenvolumen ermöglichen (vgl. auch Krömmelb<strong>ein</strong> / Sieg (2008),<br />
S. 89ff.).
Kapitel 3: Analyse der Wirtschaftlichkeit 121<br />
Kredit<strong>kosten</strong><br />
je Mio. Euro Schuldenvolumen =<br />
Kredit<strong>kosten</strong><br />
Schuldenvolumen<br />
(in Mio. Euro)<br />
Formel 14: Kennzahl „Kredit<strong>kosten</strong> je Schuldenvolumen" (in Anlehnung an BIRKHOLZ (2008))<br />
Für das in Abschnitt 3.3.1.1 definierte Beispiel lassen sich die folgenden Kapitalwerte<br />
ermitteln:<br />
Kapitalwerte der Kredit<strong>kosten</strong> (in Mio. Euro)<br />
Kapitalwerte (in Mio. Euro)<br />
139,15<br />
129,0<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
108,38<br />
0<br />
Nullkupon-Strip Bond Schuldsch<strong>ein</strong>darlehen<br />
Tilgungszahlungen 30,83 30,83 57,76<br />
Überwachungs- und Kontroll<strong>kosten</strong> 3,46 3,46 3,46<br />
Sicherungs<strong>kosten</strong> 0 0,25 0<br />
Verwaltungs<strong>kosten</strong> 8,65 8,65 8,65<br />
Transaktions<strong>kosten</strong> 96,22 29,19 1,50<br />
Zins<strong>kosten</strong> 0,00 56,20 37,02<br />
Abbildung 59: Beispiel: Kapitalwerte der Kredit<strong>kosten</strong> der Instrumente<br />
Abbildung 59 verdeutlicht, dass im gewählten Beispiel der Nullkupon-Strip mit <strong>ein</strong>em<br />
Kapitalwert der Kredit<strong>kosten</strong> von rund 139,2 Mio. Euro - insbesondere resultierend<br />
aus relativ hohen Transaktions<strong>kosten</strong> 609 - die nachteiligste Variante darstellt.<br />
Kostentreiber der Kredit<strong>kosten</strong> des Bonds (129,0 Mio. Euro) sind die jährlich gleich<br />
hoch anfallenden Zins<strong>kosten</strong>. Das Schuldsch<strong>ein</strong>darlehen stellt mit <strong>ein</strong>em Kapitalwert<br />
der Kredit<strong>kosten</strong> von rund 108,4 Mio. Euro die vorteilhafteste Finanzierungsform<br />
dar. Kostentreiber des Schuldsch<strong>ein</strong>darlehens sind vor allem die jährlich anfallenden<br />
gleich hohen Tilgungszahlungen (im Gegensatz zu den endfälligen Tilgungen<br />
des Nullkupon-Strips und des Bonds).<br />
609 Die Transaktions<strong>kosten</strong> resultieren insbesondere aus dem zum Auszahlungszeitpunkt fällig werdenden<br />
Ausgabeabschlag von rund 67 Prozent (vgl. Abschnitt 3.3.1.2).
122 Kapitel 3: Analyse der Wirtschaftlichkeit<br />
3.3.2 Analyse-Kriterium „Risiko“<br />
Im Rahmen dieser Forschungsarbeit wird - aufbauend auf dem in der Portfolio Selection<br />
Theory dargestellten µσ-Prinzip (vgl. Abschnitt 2.2.2) und dem CAPM-Modell<br />
(vgl. Abschnitt 2.2.3) - die Wirtschaftlichkeit des Public Debt Managements nicht nur<br />
auf Basis der aus der Verschuldung entstehenden Kosten, sondern auch unter Berücksichtigung<br />
des mit der Kapitalaufnahme verbundenen Risikos analysiert. 610 Dabei<br />
wird Risiko sowohl als Chance (positive Abweichung des tatsächlichen Ergebnisses<br />
vom erwarteten Ergebnis) als auch als Gefahr (negative Abweichung des<br />
tatsächlichen Wertes vom erwarteten Ergebnis) verstanden. 611 Es lässt sich als<br />
Streuung der tatsächlichen Werte um den erwarteten Wert erfassen und mit Hilfe<br />
der Methode des Value-at-Risk ermitteln (vgl. Abschnitt 2.2.4). 612<br />
Im Fokus dieser Forschungsarbeit stehen die finanzwirtschaftlichen Risiken. 613 Diese<br />
setzen sich insbesondere aus Marktpreis- und Kredit<strong>risiko</strong> zusammen. 614 Das<br />
Marktpreis<strong>risiko</strong> umfasst dabei Chancen und Gefahren aus Änderungen des Zinssatzes<br />
oder des Währungskurses. Das Kredit<strong>risiko</strong> bezieht sich auf Chancen und<br />
Gefahren infolge Ausfall oder Bonitätsänderung von Geschäftspartnern (vgl. Abschnitt<br />
2.1.2.2 und Abschnitt 2.2.4). 615<br />
In Anlehnung an die vom Internationalen Währungsfonds und der Weltbank geforderte<br />
sorgfältige Überwachung und Steuerung der der Schuldenstruktur inhärenten<br />
Risiken werden die folgenden finanzwirtschaftlichen Risiken in die Untersuchung<br />
<strong>ein</strong>bezogen: 616<br />
1. Zinsänderungs<strong>risiko</strong>,<br />
2. Währungs<strong>risiko</strong>,<br />
3. Kredit<strong>risiko</strong>.<br />
Für jede Risikoart wird im Rahmen dieser Forschungsarbeit <strong>ein</strong> separater Risikowert<br />
ermittelt. Dieser ergibt sich aus der Multiplikation der Eintrittswahrsch<strong>ein</strong>lichkeit<br />
610 Vgl. auch Müller / von Stechow (1997), S. 25ff.<br />
611 Vgl. Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 99 sowie Drukarczyk (2003), S. 196. Der in weiten Teilen der<br />
Literatur (vgl. beispielsweise Schierenbeck / Lister (2002), S. 311; Grahammer (1998), S. 117)<br />
vorgenommenen Begrenzung des Risiko -Begriffs auf die Bedeutung „Gefahr“ (= negative Ergebnisabweichung)<br />
wird nicht gefolgt. Risiko wird im Folgenden als Streuung um den Erwartungswert<br />
(vgl. u.a. Drukarczyk (2003), S.197f. für komplizierte Sachverhalte) betrachtet; dabei streuen die<br />
tatsächlichen Werte sowohl auf der positiven Seite (= Chance) als auch auf der negativen Seite<br />
(= Risiko) des Erwartungswertes (vgl. auch Joon-Ho / Jinho (2003), S. 85f.).<br />
612 Vgl. Schierenbeck / Lister (2002), S. 338ff.; vgl. auch Hartmann-Wendels / Pfingsten / Weber<br />
(2004), S. 336ff. sowie Deutsch (2001), S. 364ff.<br />
613 Vgl. Schierenbeck / Lister (2002), S. 332ff.<br />
614 Vgl. auch Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 198ff., Rehm / Tholen (2005), S. 285ff. sowie Diederichs /<br />
Form / Reichmann (2004), S. 190.<br />
615 Vgl. Deutsch (2001), S. 363; vgl. auch International Monetary Fund / World Bank (2001), S. 6f.<br />
616 Vgl. International Monetary Fund / World Bank (2001), S. 8.
Kapitel 3: Analyse der Wirtschaftlichkeit 123<br />
mit der (monetären) Auswirkung der Risiken (vgl. Abschnitt 2.2.4). Die Eintrittswahrsch<strong>ein</strong>lichkeit<br />
der Risiken entspricht der durchschnittlichen Eintrittswahrsch<strong>ein</strong>lichkeit<br />
in den Jahren von 2008 bis 2010. 617 Hinsichtlich der Bewertung der Eintrittswahrsch<strong>ein</strong>lichkeit<br />
bzw. der Auswirkung der Risiken ist zwischen Brutto- und<br />
Netto-Risiken zu unterscheiden: Dabei stellt das Brutto-Risiko, den Risiko-<br />
Erwartungswert vor Einsatz von Sicherungsinstrumenten oder Einleitung von Gegensteuerungsmaßnahmen<br />
dar; das Netto-Risiko bildet den Erwartungswert nach<br />
Einsatz dieser Instrumente oder Ergreifen dieser Maßnahmen ab. 618 Hinsichtlich<br />
des Public Debt Managements ist bei der Ermittlung der Netto-Risiken 619 insbesondere<br />
zu berücksichtigen, inwieweit die Brutto-Risiken durch den Einsatz von Derivaten<br />
(Swaps, Optionen, etc.) eliminiert oder minimiert werden. 620<br />
Die Ergebnisse der Risikoanalyse werden mit Hilfe von Risk Maps (mit den Dimensionen<br />
„Eintrittswahrsch<strong>ein</strong>lichkeit des Risikos“ und „Auswirkung des Risikos“) veranschaulicht:<br />
621<br />
Auswirkung<br />
des Risikos<br />
mittel<br />
hoch<br />
sehr hoch<br />
gering<br />
mittel<br />
hoch<br />
sehr gering<br />
gering<br />
mittel<br />
Eintrittswahrsch<strong>ein</strong>lichkeit<br />
des Risikos<br />
Abbildung 60: Risk Map zur Darstellung der Analyseergebnisse<br />
(Eigene Darstellung in Anlehnung an SCHIERENBECK / LISTER)<br />
Insgesamt werden neun Felder der Risk Map anhand der vorgenannten Kriterien<br />
unterschieden: Die grünen Felder b<strong>ein</strong>halten die sehr geringen und geringen Risi-<br />
617 Infolge der Finanzkrise haben sich die Zinsstrukturen seit dem Jahr 2007 deutlich verändert (vgl.<br />
auch Danmarks Nationalbank (2011), S. 28). Für die Zwecke dieser Forschungsarbeit werden<br />
deshalb als Betrachtungszeitraum die Jahre 2008 bis 2010 ausgewählt.<br />
618 Vgl. auch Kaiser / Köhne (2007), S. 95.<br />
619 Voraussetzung für die Ermittlung und Analyse der finanzwirtschaftlichen Netto-Risiken sind geeignete<br />
Daten über die monetären Wirkungen der <strong>ein</strong>gesetzten Sicherungsinstrumente oder ergriffenen<br />
Gegenmaßnahmen. Falls diese Daten nicht ermittelt oder zuverlässig geschätzt werden<br />
können, werden hilfsweise die Brutto-Risiken zu Analysezwecken herangezogen. In diesem Fall<br />
wird die Annahme getroffen, dass k<strong>ein</strong>e Sicherungsinstrumente <strong>ein</strong>gesetzt oder Gegenmaßnahmen<br />
ergriffen wurden; entsprechend werden dann bei der Ermittlung der Kredit<strong>kosten</strong> (vgl. Abschnitt<br />
3.3.1) k<strong>ein</strong>e Sicherungs<strong>kosten</strong> angesetzt.<br />
620 Vgl. Bruns / Meyer-Bullerdiek (2000), S. 280ff. und S. 368ff.; vgl. auch Schäfer (2002), S. 456ff.<br />
621 Vgl. Schierenbeck / Lister (2002), S. 350ff.; vgl. auch Bennett (o.J.), S. 104, unter:<br />
http://citeseerx.ist.psu.edu/viewdoc/download?doi=10.1.1.195.2313&rep=rep1&type=pdf, Zugriff<br />
vom 21. Januar 2012 sowie Diederichs / Form / Reichmann (2004), S. 191.
124 Kapitel 3: Analyse der Wirtschaftlichkeit<br />
ken, die gelben Felder repräsentieren <strong>ein</strong> mittleres Risiko. Die hellroten Felder b<strong>ein</strong>halten<br />
hohe Risiken (hohe Eintrittswahrsch<strong>ein</strong>lichkeit und mittlere Auswirkung des<br />
Ereignisses bzw. mittlere Eintrittswahrsch<strong>ein</strong>lichkeit und hohe Auswirkung des<br />
Ereignisses). Das dunkelrote Feld umfasst die TOP-Risiken (hohe Eintrittswahrsch<strong>ein</strong>lichkeit<br />
und hohe Auswirkung des Ereignisses).<br />
Die Darstellungsform der Risk Map wird im Folgenden sowohl für <strong>ein</strong>zelne Risikoarten<br />
als auch für das Gesamt<strong>risiko</strong> des Schuldenportfolios verwendet. Das ermittelte<br />
Gesamt<strong>risiko</strong>potenzial schafft die Voraussetzungen für die Steuerung der Risiken -<br />
beispielsweise mit Hilfe des Risikotragfähigkeitskalküls oder des Risiko-Chancen-<br />
Kalküls. 622<br />
3.3.2.1 Zinsänderungs<strong>risiko</strong><br />
Das Zinsänderungs<strong>risiko</strong> umfasst sowohl die aus <strong>ein</strong>er Änderung des Zinsniveaus<br />
resultierende Chance auf sinkende als auch die infolge der Zinssatzänderung bestehende<br />
Gefahr steigender Zins<strong>kosten</strong>. 623<br />
Das Zinsänderungs<strong>risiko</strong> lässt sich grundsätzlich in die folgenden Risiken unterteilen:<br />
624<br />
Zinsänderungs<strong>risiko</strong><br />
Festzins<strong>risiko</strong><br />
Variables<br />
Zinsänderungs<strong>risiko</strong><br />
Antizipatives<br />
Zinsänderungs<strong>risiko</strong><br />
Abbildung 61: Zinsänderungs<strong>risiko</strong> (Eigene Darstellung in Anlehnung an PAMPEL)<br />
Dabei beziehen sich das Festzins<strong>risiko</strong> und das variable Zinsänderungs<strong>risiko</strong> auf<br />
bereits platzierte Finanzinstrumente. Das Festzins<strong>risiko</strong> bezeichnet die Chance,<br />
dass die Effektivverzinsung infolge steigender Marktzinsen den fest ver<strong>ein</strong>barten<br />
Zinssatz übersteigt, sowie die Gefahr, dass bei fallenden Marktzinsen die Effektivverzinsung<br />
unter den bereits ver<strong>ein</strong>barten Zins fällt. 625 Das variable Zinsänderungs<strong>risiko</strong><br />
b<strong>ein</strong>haltet hingegen die Chance, dass infolge steigender Kurse der Referenz-<br />
622 Vgl. Schierenbeck / Lister (2002), S. 362ff.; vgl. auch Bundesministerium der Finanzen (2010),<br />
S. 38, unter: http://www.bundesfinanzministerium.de/nn_53848/DE/Wirtschaft__und__Verwaltung<br />
/Geld__und__Kredit/Schuldenmanagement__des__Bundes/1758-SM-2009,property=publication<br />
File.pdf, Zugriff vom 24. April 2011.<br />
623 Vgl. Pampel (1993), S. 55; vgl. auch Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 200 sowie Rehm (2001),<br />
S. 277.<br />
624 Vgl. Pampel (1993), S. 55.<br />
625 Vgl. auch Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 200ff. sowie Birkholz (2006), S. 268f.
Kapitel 3: Analyse der Wirtschaftlichkeit 125<br />
zinssatz und mit ihm der variabel ver<strong>ein</strong>barte Zinssatz sinkt, bzw. die Gefahr, dass<br />
der Referenzzinssatz und mit ihm der variabel ver<strong>ein</strong>barte Zinssatz durch fallende<br />
Kurse steigt. 626 Das antizipative Zinsänderungs<strong>risiko</strong> ist für noch nicht platzierte Finanzinstrumente<br />
relevant. Es b<strong>ein</strong>haltet die Chance, dass sich durch fallende Zinskurse<br />
auch die zukünftigen Zins<strong>kosten</strong> reduzieren. Zugleich umfasst es auch die<br />
Gefahr, dass steigende Zinsen höhere Zins<strong>kosten</strong> für künftige (Anschluss-) Finanzierungen<br />
nach sich ziehen. .627<br />
Zur Reduzierung bestehender Zinsänderungsrisiken können insbesondere Sicherungsinstrumente<br />
wie Forward Rate Agreements, Zins-Futures, Zinsoptionen, Zins-<br />
Swaps oder Zinsbegrenzungsverträge <strong>ein</strong>gesetzt werden (vgl. Abschnitt 2.1). 628<br />
Die im Rahmen dieser Arbeit verwendete Methode zur Ermittlung des Zinsänderungs<strong>risiko</strong>s<br />
soll im Folgenden anhand der Zinsstruktur (im Sinne <strong>ein</strong>er Fix-Floating-<br />
Ratio) des Schuldenportfolios der Bundesrepublik Deutschland zum 31. Dezember<br />
2010 verdeutlicht werden: 629<br />
Zinsstruktur des Schuldenportfolios der Bundesrepublik<br />
Deutschland (Stand: 31. Dezember 2010)<br />
0,18% 7,82%<br />
3,44%<br />
Fester Nominalzins<br />
Fester Nominalzins +<br />
Inflationsausgleich<br />
variabler Nominalzins<br />
88,56%<br />
K<strong>ein</strong>e Zinszahlung,<br />
sondern Ausgabeabschlag<br />
Abbildung 62: Zinsstruktur des Schuldenportfolios der Bundesrepublik Deutschland zum<br />
31. Dezember 2010 (Eigene Darstellung in Anlehnung an das Bundesministerium der Finanzen)<br />
Ausgangspunkt für die Ermittlung der Zinsänderungsrisiken sind die jeweiligen Anteile<br />
der festverzinslichen und variabel verzinslichen Schulden am gesamten Schuldenstand.<br />
Im abgebildeten Beispiel belaufen sich die festverzinslichen Schulden auf<br />
626 Vgl. auch Birkholz (2006), S. 268f.<br />
627 Vgl. Pampel (1993), S. 55ff.<br />
628 Vgl. Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 308ff.<br />
629 Vgl. Bundesministerium der Finanzen (2011), S. 17ff. und S. 52, unter: http://<br />
www.bundesfinanzministerium.de/nn_53848/DE/Wirtschaft__und__Verwaltung/Geld__und__Kre<br />
dit/Schuldenmanagement__des__Bundes/1758-SM-2009,property=publicationFile.pdf,<br />
Zugriff vom 21. November 2011.
126 Kapitel 3: Analyse der Wirtschaftlichkeit<br />
rund 88,6 Prozent, die festverzinslichen Schulden mit Inflationsausgleich (aus inflationsindexierten<br />
Bundeswertpapieren 630 ) auf rund 3,5 Prozent und die Schulden mit<br />
variabler Verzinsung (aus den Tagesgeldanleihen) auf rund 0,2 Prozent. Die Schulden<br />
ohne Verzinsung (aus unverzinslichen Schatzanweisungen und Finanzierungsschätzen)<br />
belaufen sich auf rund 7,8 Prozent. Sie werden im Rahmen dieser Forschungsarbeit<br />
den festverzinslichen Schulden zugeordnet, da ihr Ausgabeabschlag<br />
<strong>ein</strong>er vorweggenommenen festen Verzinsung entspricht. 631<br />
Bei der Analyse der Zinsänderungsrisiken wird im Folgenden das Festzinsänderungs<strong>risiko</strong><br />
in zwei Teilrisiken aufgeteilt: das Festzinsänderungs<strong>risiko</strong> I, das alle<br />
festverzinslichen Schulden mit Ausnahme der festverzinslichen Schulden aus inflationsindexierten<br />
Wertpapieren umfasst, und das Festzinsänderungs<strong>risiko</strong> II, das die<br />
festverzinslichen Schulden aus inflationsindexierten Wertpapieren b<strong>ein</strong>haltet. 632<br />
Ausgehend vom jeweiligen prozentualen Anteil der festverzinslichen bzw. variabel<br />
verzinslichen Schulden und deren durchschnittlicher Verzinsung ergeben sich die<br />
folgenden Festzins<strong>kosten</strong> bzw. variablen Zins<strong>kosten</strong>: 633<br />
IST-Zinszahlungen im<br />
Jahr 2010<br />
festverzinsliche<br />
Schuld<br />
festverzinsliche<br />
Schuld mit<br />
Inflationsausgleich<br />
variabel verzinsliche<br />
Schuld<br />
Anteil 96,38% 3,44% 0,18%<br />
Volumen 1.058.753.417.283 € 36.000.000.000 € 2.057.957.890 €<br />
Durchschnittlicher<br />
Zinssatz<br />
2,12% 3,08% 0,27%<br />
Zins<strong>kosten</strong> 22.426.246.756 € 1.108.800.000 € 5.556.486 €<br />
Tabelle 8: Beispiel: Zins<strong>kosten</strong> der festverzinslichen (ohne und mit Inflationsausgleich) und variabel<br />
verzinslichen Schulden: IST-Zinszahlungen im Jahr 2010<br />
Die Zins<strong>kosten</strong> belaufen sich demzufolge auf insgesamt rund 23.541 Mio. Euro.<br />
Zur Ermittlung der Festzins- bzw. variablen Zinsänderungsrisiken des Schuldenportfolios<br />
werden im Folgenden verschiedene Szenarien entwickelt:<br />
630 Inflationsindexierte Bundesanleihen, -obligationen und -anleihen sind Schuldverschreibungen, die<br />
im Ausgabezeitpunkt mit <strong>ein</strong>er festen Laufzeit, <strong>ein</strong>em festen Zinskupon sowie zusätzlich <strong>ein</strong>er variablen<br />
Ertragskomponente ausgestattet werden.<br />
631 Vgl. auch Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur GmbH (2011d), unter:<br />
http://www.bundeswertpapiere.de/finanzierungsschaetze/funktionsweise/, Zugriff vom 25. April<br />
2011.<br />
632 Bei der Analyse der Zinsstruktur in Abschnitt 5.3 wird wegen der Rücklaufquote von zwölf Untersuchungspartnern<br />
auf <strong>ein</strong>e Differenzierung verzichtet, da <strong>ein</strong>e weitere Diversifizierung der Stichprobe<br />
deren Freiheitsgrad weiter reduzieren würde.<br />
633 Grundlage der Berechnung sind die Werte des Jahres 2010 (vgl. Bundesministerium der Finanzen<br />
(2011c), S. 52).
Kapitel 3: Analyse der Wirtschaftlichkeit 127<br />
• Szenario 1: Bewertung des Schuldenportfolios zum aktuellen Marktzins,<br />
• Szenario 2: Bewertung des Schuldenportfolios bei steigendem Marktzinssatz,<br />
• Szenario 3: Bewertung des Schuldenportfolios bei sinkendem Marktzinssatz.<br />
Szenario 1: Bewertung des Schuldenportfolios zum aktuellen Marktzins 634<br />
Marktwert der Zinszahlungen<br />
zum 31. Dezember<br />
2010<br />
festverzinsliche<br />
Schuld<br />
festverzinsliche<br />
Schuld mit<br />
Inflationsausgleich<br />
variabel verzinsliche<br />
Schuld<br />
Marktzinssatz zum 31.<br />
Dezember 2010<br />
Fiktive Markt-Zins<strong>kosten</strong><br />
2010<br />
0,89% 0,89% 0,89%<br />
9.454.668.016 € 321.480.000 €<br />
Zins<strong>kosten</strong>differenz<br />
den IST-Zins<strong>kosten</strong><br />
zu<br />
-12.971.578.739 € -787.320.000 € k<strong>ein</strong>e 635<br />
Fiktiver Gewinn / Verlust - 13.758.898.739 €<br />
Tabelle 9<br />
Beispiel: Szenario 1: Bewertung des Schuldenportfolios zum aktuellen Marktzins<br />
Stellt man den in Tabelle 9 dargestellten tatsächlichen Zins<strong>kosten</strong> die fiktiven Zins<strong>kosten</strong><br />
(auf Basis des Marktzinses zum 31. Dezember 2010) gegenüber, ergeben<br />
sich für die beiden festverzinslichen Schuldenarten infolge der relativ niedrigen<br />
Marktzinsen Zins<strong>kosten</strong>differenzen von insgesamt 13,8 Mrd. Euro. Diese Differenzen<br />
stellen <strong>ein</strong>en fiktiven Verlust dar.<br />
634 Annahmen: EONIA (Euro OverNight Index Average, <strong>ein</strong>tägige Interbank-Zinssatz für die Eurozone)<br />
-Zinssatz vom 30. Dezember 2010: 0,39 PP zuzüglich <strong>ein</strong>es - vom Verfasser geschätzten -<br />
Aufschlags von 0,5 PP (vgl. global rates.com (o.J.): EONIA-Zinssätze 2009, unter:<br />
http://de.global-rates.com/zinssatze/eonia/2010.aspx, Zugriff vom 6. Februar 2012.). Die Zins<strong>kosten</strong>differenz<br />
der <strong>ein</strong>zelnen Schuldenarten ergibt sich aus der Subtraktion der fiktiven Zins<strong>kosten</strong><br />
2010 mit den (tatsächlichen) Zins<strong>kosten</strong> in Tabelle 8. Der Gewinn oder Verlust des Szenarios gegenüber<br />
den tatsächlichen Zins<strong>kosten</strong> in Tabelle 8 ergibt sich aus der Addition der Zins<strong>kosten</strong>differenzen<br />
aller Schuldenarten.<br />
635 Die variablen Zins<strong>kosten</strong> schwanken mit dem Marktzins, so dass sich grundsätzlich k<strong>ein</strong>e Zins<strong>kosten</strong>differenzen<br />
ergeben.
128 Kapitel 3: Analyse der Wirtschaftlichkeit<br />
Szenario 2: Bewertung des Schuldenportfolios bei steigendem Marktzinssatz<br />
636<br />
Szenario: steigender<br />
Marktzinssatz<br />
festverzinsliche<br />
Schuld<br />
festverzinsliche<br />
Schuld mit<br />
Inflationsausgleich<br />
variabel verzinsliche<br />
Schuld<br />
Zinssatz neu 2,11% 2,51% 2,11%<br />
Zins<strong>kosten</strong> neu 22.371.459.707 € 1.048.680.000 €<br />
Zins<strong>kosten</strong>differenz -54.787.049 € -60.120.000 € k<strong>ein</strong>e 637<br />
Fiktiver Gewinn /<br />
Verlust<br />
- 114.907.049 €<br />
Tabelle 10: Beispiel: Szenario 2: Bewertung des Schuldenportfolios bei Ansteigen des Marktzinses um<br />
1,22 PP und der Inflationsrate um 0,4 PP.<br />
Szenario 2 b<strong>ein</strong>haltet <strong>ein</strong> Ansteigen des Marktzinssatzes um 1,22 PP; dieser Anstieg<br />
entspricht der durchschnittlichen jährlichen Marktzinsschwankung in den Jahren<br />
2008 bis 2010. Zugleich wird angenommen, dass die Inflationsrate um 0,4 PP<br />
ansteigt und sich der Zinssatz der inflationsindexierten Wertpapiere entsprechend<br />
erhöht. Trotz Ansteigens des Marktzinssatzes und der Inflationsrate käme es gegenüber<br />
den IST-Zins<strong>kosten</strong> zu <strong>ein</strong>em - relativ geringen - fiktiven Verlust von rund<br />
115 Mio. Euro.<br />
636 Annahmen: 1) Ansteigen des auf dem EONIA-Zinssatzes vom 31. Dezember 2010 und <strong>ein</strong>em 0,5<br />
PP-Zuschlag beruhenden Zinssatzes von 0,89 PP um 1,22 PP (durchschnittlicher jährliche Zinsschwankung<br />
in den Jahren 2008 bis 2010) auf <strong>ein</strong>en Zinssatz von 2,11 PP. 2) Das Ansteigen der<br />
Inflationsrate um 0,4 PP führt zu <strong>ein</strong>em Zinssatz der inflationsindexierten Wertpapiere von 2,51<br />
PP und damit zu Zins<strong>kosten</strong> von 1.049 Mio. Euro (vgl. auch Fußnote zu Szenario 1).<br />
637 Die variablen Zins<strong>kosten</strong> schwanken mit dem Marktzins, so dass sich grundsätzlich k<strong>ein</strong>e Zins<strong>kosten</strong>differenzen<br />
ergeben.
Kapitel 3: Analyse der Wirtschaftlichkeit 129<br />
Szenario 3: Bewertung des Schuldenportfolios bei sinkendem Marktzinssatz<br />
638<br />
Szenario: sinkender<br />
Marktzinssatz<br />
festverzinsliche<br />
Schuld<br />
festverzinsliche<br />
Schuld mit<br />
Inflationsausgleich<br />
variabel verzinsliche<br />
Schuld<br />
Zinssatz neu 0,0% 0,0% 0,0%<br />
Zins<strong>kosten</strong> neu 0 € 144.000.000 €<br />
Zins<strong>kosten</strong>differenz -22.426.246.756 € -964.800.000 € k<strong>ein</strong>e 639<br />
Fiktiver Gewinn /<br />
Verlust<br />
- -23.391.046.756 €<br />
Tabelle 11: Beispiel: Szenario 3: Bewertung des Schuldenportfolios bei Sinken des Marktzinses auf<br />
0,0 PP und der Inflationsrate um 0,4 PP.<br />
Szenario 3 ist durch <strong>ein</strong> Absinken des Marktzinssatzes auf 0,00 PP und <strong>ein</strong> damit<br />
verbundenes Sinken der Inflationsrate um 0,4 PP gekennzeichnet. Durch das Sinken<br />
des Marktzinssatzes ergibt sich - gegenüber den tatsächlich entstandenen<br />
Zins<strong>kosten</strong> - <strong>ein</strong> fiktiver Verlust von rund 23,4 Mrd. Euro.<br />
Die Szenario-Betrachtung zeigt die möglichen Auswirkungen der Marktzins- (und<br />
Inflationsraten-) Entwicklung auf die Gewinn- und Verlustsituation des Schuldenportfolios.<br />
In allen drei Szenarien entsteht bedingt durch den - gegenüber dem<br />
Marktzins zum 31. Dezember 2010 von 0,89 Prozentpunkten - relativ hohen tatsächlichen<br />
durchschnittlichen Zinssatz von 2,12 Prozentpunkten und den sehr hohen<br />
Festzinsanteil des Schuldenportfolios von fast 100 Prozent - <strong>ein</strong> fiktiver Verlust.<br />
Um die Auswirkungen des Festzinsanteils näher beobachten zu können, werden<br />
ausgehend von den tatsächlich entstandenen Zins<strong>kosten</strong> zusätzlich zwei Szenarien<br />
mit veränderten Schuldenstrukturen berechnet. Das Szenario 4a ist durch <strong>ein</strong>e Portfoliostruktur<br />
mit 70 Prozent Festzinssatz-, 5 Prozent Festzinssatz mit Inflationsausgleich-<br />
und 25 Prozent variablen Zinssatz-Anteil (an Stelle des derzeitigen<br />
96,4 Prozent - 3,4 Prozent - 0,2 Prozent - Verhältnisses) charakterisiert. Szenario<br />
4b verfügt über <strong>ein</strong> Portfolio mit <strong>ein</strong>em 45 Prozent - 5 Prozent - 50 Prozent - Verhältnis.<br />
638 Annahmen: 1) Sinken des auf dem EONIA-Zinssatzes vom 31. Dezember 2010 und <strong>ein</strong>em<br />
0,5 PP-Zuschlag beruhenden Zinssatzes von 0,89 PP auf <strong>ein</strong>en Zinssatz von 0,00 PP. 2) Das<br />
Sinken der Inflationsrate um 0,4 PP führt zu <strong>ein</strong>em Zinssatz der inflationsindexierten Wertpapiere<br />
von 0,0 PP und damit zu Zins<strong>kosten</strong> von 965 Mio. Euro (vgl. auch Fußnote zu Szenario 1).<br />
639 Die variablen Zins<strong>kosten</strong> schwanken mit dem Marktzins, so dass sich grundsätzlich k<strong>ein</strong>e Zins<strong>kosten</strong>differenzen<br />
ergeben.
130 Kapitel 3: Analyse der Wirtschaftlichkeit<br />
Szenario 1a: 70 Prozent - 5 Prozent - 25 Prozent - Verhältnis<br />
Szenario 1a<br />
festverzinsliche<br />
Schuld<br />
festverzinsliche<br />
Schuld mit<br />
Inflationsausgleich<br />
variabel verzinsliche<br />
Schuld<br />
Anteil 70,00% 5,00% 25,00%<br />
Volumen 773.534.789.385 € 55.252.484.956 € 276.262.424.780 €<br />
Durchschnittlicher<br />
Zinssatz<br />
2,12% 3,08% 0,27%<br />
Zins<strong>kosten</strong> 16.384.818.011 € 1.701.776.537 € 745.908.547 €<br />
Zins<strong>kosten</strong>differenz<br />
gegenüber Ausgangslage<br />
Zins<strong>kosten</strong>veränderung<br />
-6.041.428.745 € 592.976.537 € 740.352.061 €<br />
-4.708.100.147 €<br />
Tabelle 12: Beispiel: Szenario 1a (70 Prozent - 5 Prozent - 25 Prozent - Verhältnis)<br />
Das - gegenüber der Ausgangslage - durch <strong>ein</strong>e veränderte Portfoliostruktur gekennzeichnete<br />
Szenario 4a würde infolge des geringeren, relativ hochpreisigen<br />
Festzinsanteils zu <strong>ein</strong>er Reduzierung der Zins<strong>kosten</strong> von rund 4,7 Mrd. Euro führen.<br />
Szenario 1b: 45 Prozent - 5 Prozent - 50 Prozent - Verhältnis<br />
Szenario 1b<br />
festverzinsliche<br />
Schuld<br />
festverzinsliche<br />
Schuld mit<br />
Inflationsausgleich<br />
variabel verzinsliche<br />
Schuld<br />
Anteil 45,00% 5,00% 50,00%<br />
Volumen 497.272.364.604 € 55.252.484.956 € 552.524.849.560 €<br />
Durchschnittlicher<br />
Zinssatz<br />
2,12% 3,08% 0,27%<br />
Zins<strong>kosten</strong> 10.533.097.293 € 1.701.776.537 € 1.491.817.094 €<br />
Zins<strong>kosten</strong>differenz -11.893.149.463 € 592.976.537 € 1.486.260.608 €<br />
Zins<strong>kosten</strong>veränderung<br />
-9.813.912.319 €<br />
Tabelle 13: Beispiel: Szenario 1b (45 Prozent - 5 Prozent - 50 Prozent - Verhältnis)
Kapitel 3: Analyse der Wirtschaftlichkeit 131<br />
Durch <strong>ein</strong>e deutliche Erhöhung des variabel verzinslichen Anteils von 0,18 Prozent<br />
auf 50 Prozent ließen sich im Beispiel gegenüber der Ausgangslage rund 9,8 Mrd.<br />
Euro <strong>ein</strong>sparen. Die Einsparung resultiert aus der Halbierung des hochpreisigen<br />
Festzinsanteils (2,12 Prozentpunkte bzw. 3,08 Prozentpunkte) zugunsten des zinsgünstigen<br />
variablen Zinsanteils (0,27 Prozentpunkte).<br />
Insgesamt lässt sich mit Hilfe der durchgeführten beispielhaften Szenario-<br />
Betrachtung zeigen, dass<br />
• das Zinsänderungs<strong>risiko</strong> nicht nur bei steigenden Zinssätzen zu Verlusten<br />
führen kann, sondern, dass insbesondere auch Verluste infolge <strong>ein</strong>er relativ<br />
hohen Festverzinsung in Form von Opportunitäts<strong>kosten</strong> entstehen können<br />
und<br />
• die Höhe <strong>ein</strong>es möglichen Verlusts (im Sinne der Risikoschadenshöhe)<br />
durch die prozentuale Verteilung der Finanzierung in festverzinsliche (mit<br />
oder ohne Inflationsausgleich) und variabel verzinsliche Anteile (Fix-Floating-<br />
Ratio) bestimmt wird. Anhand des Beispiels lässt sich die Relevanz dieses<br />
Fix-Floating-Ratios zeigen: Je ausgewogener dieses ist, desto geringer ist<br />
die Höhe <strong>ein</strong>es durch Zinssatzänderungen möglichen Gewinns oder Verlusts<br />
(im Sinne <strong>ein</strong>er Risikoschadenshöhe 640 ).<br />
Das Zinsänderungs<strong>risiko</strong> umfasst - neben dem Festzins- und dem variablen Zinsänderungs<strong>risiko</strong><br />
- auch das antizipative Zinsänderungs<strong>risiko</strong>. Dieses kann auf unterschiedliche<br />
Art und Weise gemessen werden. Ein mögliches Maß ist die von<br />
MACAULY entwickelte Duration, die die mittlere Laufzeit <strong>ein</strong>es Finanzinstruments<br />
beschreibt. 641 Bei der Ermittlung der Duration fließt jede <strong>ein</strong>zelne Cash-Flow-<br />
Laufzeit (entsprechend ihres Fälligkeitszeitpunktes) mit dem Barwertanteil des<br />
Cash-Flows am Barwert des gesamten Instrumentes gewichtet <strong>ein</strong>. 642<br />
Für die Zwecke dieser Forschungsarbeit wird zur Analyse des antizipativen Zinsänderungs<strong>risiko</strong>s<br />
die Ausgewogenheit der Laufzeitstruktur des Schuldenportfolios herangezogen.<br />
Danach ergibt sich der Erwartungswert dieses Risikos aus der zeitlichen<br />
Verteilung der Restlaufzeiten der <strong>ein</strong>zelnen Finanzinstrumente: Eine breite<br />
Streuung der Fälligkeitszeitpunkte über das gesamte Laufzeitspektrum (ausgewogene<br />
Laufzeitenstruktur) korrespondiert mit <strong>ein</strong>em geringen antizipativen Zinsänderungs<strong>risiko</strong>,<br />
da sich hierdurch die Abhängigkeit der durchschnittlichen periodisierten<br />
Zins<strong>kosten</strong> von den zu <strong>ein</strong>em bestimmten Zeitpunkt aktuellen Zinssätzen redu-<br />
640 Der Erwartungswert des Risikos resultiert aus der Multiplikation dieser Schadenshöhe mit der<br />
Eintrittswahrsch<strong>ein</strong>lichkeit des Ereignisses (Zinssatzänderung).<br />
641 Vgl. Schäfer (2002), S. 438ff.<br />
642 Vgl. Deutsch (2001), S. 76f.
132 Kapitel 3: Analyse der Wirtschaftlichkeit<br />
ziert. 643 Als Risikomaße für das antizipative Zinsänderungs<strong>risiko</strong>, d.h. für die Streuung<br />
der <strong>ein</strong>zelnen Laufzeiten, werden die Standardabweichung und der Variationskoeffizient<br />
herangezogen. 644<br />
Die Ermittlung des antizipativen Zinsänderungs<strong>risiko</strong>s wird im Folgenden am Beispiel<br />
der Laufzeitenstruktur der Bundesrepublik Deutschland dargestellt. Die Fälligkeiten<br />
der Jahre 2011 bis 2042 verteilen sich wie folgt: 645<br />
Laufzeitstruktur des Schuldenportfolios der Bundesrepublik Deutschland<br />
(Stichtag: 31. Dezember 2010)<br />
180<br />
Ausstehendes Volumen (in Mrd. Euro)<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Fälligkeit (in Jahren)<br />
Abbildung 63: Bundesrepublik Deutschland: Laufzeitenstruktur des Schuldenportfolios, Stichtag:<br />
31. Dezember 2010 (Eigene Darstellung in Anlehnung an Bundesrepublik Deutschland<br />
Finanzagentur GmbH)<br />
Aus Abbildung 63 lässt sich die unausgewogene Verteilung der Fälligkeiten erkennen:<br />
Über die Hälfte der ausstehenden Volumen werden im Zeitraum zwischen dem<br />
Jahr 2011 und dem Jahr 2015 fällig. Die Streuung um den Mittelwert von 52,8 Mrd.<br />
Euro lässt sich als Risikomaß wie folgt beschreiben: Die Standardabweichung beträgt<br />
rund 49,5 Mrd. Euro; der Variationskoeffizient beläuft sich auf rund 94 Prozentpunkte.<br />
Dieser sehr hohe Wert verdeutlicht die Höhe des antizipativen Risikos,<br />
d.h. die Abhängigkeit der durchschnittlichen periodisierten Zins<strong>kosten</strong> von den zu<br />
<strong>ein</strong>em bestimmten Zeitpunkt aktuellen Zinssätzen. Sollte beispielweise in den Jahren<br />
bis 2015 der Marktzinssatz stark ansteigen, wären hiervon innerhalb von vier Jahren<br />
die Kredit<strong>kosten</strong> für mehr als die Hälfte des Finanzierungsvolumens betroffen.<br />
643 Vgl. Pampel (1993), S. 53.<br />
644 Vgl. auch Fricke (2005), S. 64ff. sowie Abschnitt 5.3.3.<br />
645 Vgl. Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur GmbH (2011c): Ausstehende handelbare Wertpapiere,<br />
unter: http://www.deutsche-finanzagentur.de/fileadmin/Material_Deutsche_Finanz<br />
agentur/PDF/Aktuelle_Informationen/Ausstehende_Bunds.pdf, Zugriff vom 13. Juni 2011.
Kapitel 3: Analyse der Wirtschaftlichkeit 133<br />
3.3.2.2 Währungs<strong>risiko</strong><br />
Durch die Aufnahme von Krediten in fremden Währungen sollen aus vorteilhaften<br />
Marktkonstellationen - und durch Ausweitung des Kreises möglicher Investoren - im<br />
Vergleich zu <strong>ein</strong>er laufzeitgleichen <strong>ein</strong>heimischen Währungsanleihe signifikante<br />
Kostenvorteile erzielt werden. 646 Diesen möglichen Kostenvorteilen stehen jedoch<br />
grundsätzlich auch mögliche zusätzliche Risiken gegenüber. 647<br />
Das Währungs<strong>risiko</strong> umfasst sowohl die Chance, dass für die bestehenden Schulden<br />
in Fremdwährungen zu leistende Auszahlungen infolge der Aufwertung der eigenen<br />
Währung wertmäßig reduziert werden, als auch die Gefahr, dass die für die<br />
bestehenden Schulden zu leistenden Auszahlungen in Fremdwährungen bei Abwertung<br />
der eigenen Währung wertmäßig steigen. 648<br />
Der Risikoerwartungswert des Währungs<strong>risiko</strong>s ermittelt sich wie folgt: Ausgangspunkt<br />
ist das - nicht durch Derivate abgesicherte und damit - Währungsschwankungen<br />
unterliegende Kreditvolumen in Fremdwährungen. Beträgt beispielsweise das<br />
nicht abgesicherte Fremdwährungskreditvolumen 1 Mrd. US-Dollar und legt man<br />
die durchschnittliche jährliche Schwankung des Euro-US-Dollar-Wechselkurses im<br />
Jahr 2010 von rund 15 Prozentpunkten 649 zugrunde, so ergibt sich <strong>ein</strong>e Chance<br />
(bzw. auch <strong>ein</strong>e Gefahr) auf <strong>ein</strong>en Gewinn (bzw. <strong>ein</strong>en Verlust) von rund 150 Mio.<br />
US-Dollar:<br />
Schadenshöhe<br />
2 Mrd.<br />
Euro<br />
1 Mrd.<br />
Euro<br />
150<br />
Mio. €<br />
Abbildung 64: Beispiel: Währungs<strong>risiko</strong><br />
50 % 100 %<br />
Eintrittswahrsch<strong>ein</strong>lichkeit<br />
646 Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur GmbH (2011g): Sonstige Bundeswertpapiere, unter:<br />
http://www.deutsche-finanzagentur.de/institutionelle-investoren/bundeswertpapiere/sonstigebundeswertpapiere/,<br />
Zugriff vom 13. Juni 2011 sowie Büschgen (2001), S. 825f.(Stichwort „Investor<br />
Relations“).<br />
647 Vgl. auch Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 307ff.<br />
648 Vgl. Schierenbeck / Lister (2002), S. 428 sowie Hartmann-Wendels / Pfingsten / Weber (2004),<br />
S. 487f.<br />
649 Vgl. wallstreet:online (2011): Dollarkurs (Euro/USD), unter: http://www.wallstreetonline.de/devisen/dollarkurs,<br />
Zugriff vom 13. Juni 2011.
134 Kapitel 3: Analyse der Wirtschaftlichkeit<br />
Gemäß § 2 Absatz 6 des Haushaltsgesetzes vom 22. Dezember 2010 wird das<br />
Bundesministerium der Finanzen ermächtigt, „im Rahmen der Kreditfinanzierung<br />
und der Kassenverstärkungskredite im laufenden Haushaltsjahr (W) ergänzende<br />
Verträge zur Begrenzung des Zins- und Währungs<strong>risiko</strong>s von Fremdwährungsanleihen<br />
mit <strong>ein</strong>em Vertragsvolumen von bis zu 30 000 000 000 Euro abzuschließen“<br />
650 . Eine Verpflichtung zur Kopplung von Fremdwährungsanleihen an den Abschluss<br />
von entsprechenden Sicherungsgeschäften sieht das Haushaltsgesetz jedoch<br />
nicht vor. 651<br />
Als Instrumente zur Absicherung gegen das Währungs<strong>risiko</strong> können Devisentermingeschäfte,<br />
Währungs-Futures, Devisenoptionen und Währungs-Swaps <strong>ein</strong>gesetzt<br />
werden. 652 Die Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur GmbH hat beispielsweise<br />
hinsichtlich der von ihr getätigten Fremdwährungsanleihen die „Währungsrisiken<br />
durch Absicherungsgeschäfte an den internationalen Kapitalmärkten<br />
ausgeschlossen“ 653 .<br />
3.3.2.3 Kredit<strong>risiko</strong><br />
Kreditrisiken umfassen insbesondere die Gefahr 654 des Ausfalls oder der Bonitätsverschlechterung<br />
<strong>ein</strong>es Geschäftspartners. 655 Sie können ihre Ursache sowohl in<br />
allgem<strong>ein</strong>en wirtschaftlichen Entwicklungen, beispielsweise konjunkturellen Entwicklungen,<br />
als auch in unternehmensspezifischen Gründen, beispielsweise Entscheidungen<br />
des Managements des Geschäftspartners, haben (vgl. auch Abschnitt<br />
2.1.2.2). 656<br />
650 Bundesministerium der Finanzen (2011e): Gesetz über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans<br />
für das Haushaltsjahr 2011 (Haushaltsgesetz 2011), unter:<br />
http://www.bundesfinanzministerium.de/bundeshaushalt2011/pdf/haushaltsgesetz.pdf, Zugriff<br />
vom 13. Juni 2011.<br />
651 Demgegenüber erklärt beispielsweise das Haushaltsgesetz des Landes Hessen für das Haushaltsjahr<br />
2011 <strong>ein</strong>e Fremdwährungskreditaufnahme nur in Verbindung mit <strong>ein</strong>em Währungssicherungsgeschäft<br />
als zulässig (vgl. Hessisches Ministerium der Finanzen (o.J.): § 13 Abs. 1 Satz 3<br />
des Gesetzes über die Feststellung des Haushaltsplans des Landes Hessen für das Haushaltsjahr<br />
2011 (Haushaltsgesetz 2011), unter: http://www.hmdf.hessen.de/irj/HMdF_<br />
Internet?cid=7c329db222a676d8211687c33edc63d6, Zugriff vom 13. Juni 2011; vgl. auch Birkholz<br />
(2008), S. 161 zu der Verpflichtung zum Abschluss von Sicherungsgeschäften auf der kommunalen<br />
Ebene sowie Gem<strong>ein</strong>deprüfungsanstalt Nordrh<strong>ein</strong>-Westfalen (o.J.), S. 7ff.<br />
652 Vgl. Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 308ff.<br />
653 Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur GmbH (2011g): Sonstige Bundeswertpapiere, unter:<br />
http://www.deutsche-finanzagentur.de/institutionelle-investoren/bundeswertpapiere/sonstigebundeswertpapiere/,<br />
Zugriff vom 13. Juni 2011.<br />
654 Anmerkung: Die möglichen Auswirkungen <strong>ein</strong>er Bonitätsverbesserung des Geschäftspartners<br />
werden ausgeblendet, da sie nicht direkt zu <strong>ein</strong>em Gewinn aus der Geschäftsbeziehung führen.<br />
655 Vgl. Deutsch (2001), S. 363; vgl. auch Schäfer (2002), S. 270f.<br />
656 Vgl. Hartmann-Wendels / Pfingsten / Weber (2004), S. 309f.
Kapitel 3: Analyse der Wirtschaftlichkeit 135<br />
In den Schuldenportfolien der in die vorliegende Untersuchung <strong>ein</strong>bezogenen Länder<br />
können insbesondere die folgenden Kreditrisiken enthalten s<strong>ein</strong>: 657<br />
Kredit<strong>risiko</strong><br />
Swaps<br />
Eventualverbindlichkeiten<br />
Abbildung 65: Kredit<strong>risiko</strong>positionen<br />
(Eigene Darstellung in Anlehnung an GRILL / PERZCYNSKI und PERRIDON / STEINER)<br />
a) Kredit<strong>risiko</strong> aus Swap-Geschäften<br />
Bei Swaps besteht in Abhängigkeit von der aktuellen Bonität des Geschäftspartners<br />
<strong>ein</strong> Ausfall<strong>risiko</strong> (vgl. auch Abschnitt 2.1.4.4): 658 Je nach vertraglicher Gestaltung<br />
sind bei Ausfall des Partners sowohl die eigenen Verbindlichkeiten als auch Forderungen<br />
Dritter aus dem Swap-Geschäft gegen den Partner zu tragen. 659<br />
Zur Begrenzung des Ausfall<strong>risiko</strong>s favorisiert BIRKHOLZ <strong>ein</strong>e Beschränkung der<br />
möglichen Geschäftspartner auf Basis deren Ratingbewertungen sowie die zusätzliche<br />
Definition von Kontrahentenlimiten in Form von Kreditäquivalenten. 660<br />
Das Swap-Ausfall<strong>risiko</strong> ermittelt sich wie folgt: Der Risikoerwartungswert entspricht<br />
dem Produkt aus der Höhe der Verbindlichkeiten des Geschäftspartners aus dem<br />
Swap-Geschäft 661 und der Eintrittswahrsch<strong>ein</strong>lichkeit des Ausfalls des Geschäftspartners<br />
entsprechend dessen Ratingbewertung. 662<br />
657 Vgl. Grill / Perczynski (2000), S. 234 und 386ff. sowie Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 323; vgl. auch<br />
Bundesministerium der Finanzen (2010), S. 36f. zu den Risikoarten im Schuldenportfolio der<br />
Bundesrepublik Deutschland.<br />
658 Vgl. Hartmann-Wendels / Pfingsten / Weber (2004), S. 277, Büschgen (1998), S. 465, Kroon<br />
(2009), S. 11ff. sowie Heidorn (2009), S.90.<br />
659 Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, dass Dritte als Ersatz für den ausscheidenden Partner in<br />
die bilateralen Ver<strong>ein</strong>barungen <strong>ein</strong>steigen (vgl. Perridon / St<strong>ein</strong>er (2003), S. 320 sowie Kroon<br />
(2009), S. 11ff.) Eine nachfolgende Swap-Ver<strong>ein</strong>barung ist eventuell nur zu ungünstigeren Zinskonditionen<br />
möglich; hieraus resultiert <strong>ein</strong> zusätzliches Zinsänderungs<strong>risiko</strong> (vgl. Humpert (2003),<br />
S. 52); vgl. auch Eisele / Neus / Walter (2001), S. 13 sowie Eller / H<strong>ein</strong>rich / Perrot (2007),<br />
S. 373).<br />
660 Vgl. Birkholz (2008), S. 94; vgl. Basler Ausschuss für Bankenaufsicht (2001), S. 7, zitiert nach:<br />
Humpert (2003), S. 6.<br />
661 Bei der Ausfall<strong>risiko</strong>bewertung wird im Folgenden die worst-case-Annahme getroffen, dass bei<br />
<strong>ein</strong>em Ausfall des Swap-Partners sowohl die eigenen als auch die Zahlungsverpflichtungen des<br />
Partners übernommen werden müssen.<br />
662 Vgl. auch Wolke (2008), S. 161f.
136 Kapitel 3: Analyse der Wirtschaftlichkeit<br />
Belaufen sich beispielsweise die Verbindlichkeiten <strong>ein</strong>es Geschäftspartners (mit<br />
<strong>ein</strong>em Rating von BBB) aus <strong>ein</strong>em Swap-Geschäft auf 100 Mio. Euro und die Ausfallwahrsch<strong>ein</strong>lichkeit<br />
<strong>ein</strong>es Geschäftspartners mit BBB-Ratingbewertung entspräche<br />
10 Prozent 663 , so lässt sich dem Ausfall<strong>risiko</strong>s dieses Swapgeschäfts <strong>ein</strong> Risikoerwartungswert<br />
von 10 Mio. Euro zuordnen.<br />
mitteln.<br />
Schadenshöhe<br />
100 Mio.<br />
Euro<br />
50 Mio.<br />
Euro<br />
10<br />
Mio.<br />
€<br />
50 % 100 %<br />
Eintrittswahrsch<strong>ein</strong>lichkeit<br />
Abbildung 66: Beispiel: Kredit<strong>risiko</strong> aus Swap-Geschäften (Eigene Darstellung in Anlehnung an SCHIE-<br />
RENBECK / LISTER)<br />
b) Kredit<strong>risiko</strong> aus Eventualverbindlichkeiten<br />
Aus der Übernahme von Bürgschaften und Garantien resultiert gleichfalls <strong>ein</strong> Ausfall<strong>risiko</strong>.<br />
664 Im Zeitraum von 2007 bis 2010 sind die Eventualverbindlichkeiten der<br />
EU-Mitgliedstaaten von 36,7 Milliarden Euro auf 1.065,2 Mrd. Euro angestiegen. 665<br />
Bei <strong>ein</strong>er beispielhaft angenommenen Eintrittswahrsch<strong>ein</strong>lichkeit des Ausfall<strong>risiko</strong>s<br />
der Eventualverbindlichkeiten von 1 Prozent, lässt sich <strong>ein</strong> Risikoerwartungswert für<br />
die Eventualverbindlichkeiten aller EU-Mitgliedstaaten von rund 10,7 Mrd. Euro er-<br />
663 Der für die Beispielrechnung geschätzte Wert der Ausfallwahrsch<strong>ein</strong>lichkeit von 10 Prozent lehnt<br />
sich hinsichtlich s<strong>ein</strong>er Größenordnung an das Berechnungsbeispiel von GLEIßNER an (vgl.<br />
Gleißner (2009), S. 40, unter: http://www.werner-gleissner.de/site/publikationen/<br />
WernerGleissner_Solvenztest-und-Rating-Impact-Analyse-fuer-die-Internetseite.pdf, Zugriff vom<br />
14. Juni 2011).<br />
664 Vgl. auch Statistisches Bundesamt Deutschland - destatis (2009b), unter: http://www.destatis.de/<br />
jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Presse/pm/2009/10/PD09__402__813,templateId=<br />
renderPrint.psml, Zugriff vom 14. Juni 2011.<br />
665 Vgl. Eurostat (2011a), S. 13, Tabelle 2, unter: http://www.eds-destatis.de/<br />
de/press/download/2011/04/060-2011-04-26.pdf, Zugriff vom 14. Juni 2011.
Kapitel 3: Analyse der Wirtschaftlichkeit 137<br />
Schadenshöhe<br />
1.000<br />
Mrd.<br />
Euro<br />
10,7<br />
Mrd.<br />
€<br />
500 Mrd.<br />
Euro<br />
50 % 100 %<br />
Eintrittswahrsch<strong>ein</strong>lichkeit<br />
Abbildung 67: Beispiel: Kredit<strong>risiko</strong> aus Eventualverbindlichkeiten (Eigene Darstellung in Anlehnung<br />
an SCHIERENBECK / LISTER)<br />
Falls beispielsweise durch <strong>ein</strong>en Austritt Griechenlands aus der Währungsunion die<br />
Eintrittswahrsch<strong>ein</strong>lichkeit auf 15 Prozent erhöhen sollte, würde dies zu <strong>ein</strong>em Risikoerwartungswert<br />
von rund 160 Mrd. Euro führen.<br />
3.3.2.4 Kennzahl „Risiko je Schuldenvolumen“<br />
In Anlehnung an BIRKHOLZ 666 und an die bei Abschnitt 3.3.1.7 vorgenommene<br />
Definition der Kennzahl „Kredit<strong>kosten</strong> je Schuldenvolumen“ lässt sich für das Analysekriterium<br />
„Risiko“ die folgende Kennzahl definieren:<br />
Risiko<br />
je Mio. Euro Schuldenvolumen =<br />
Risiko<br />
Schuldenvolumen<br />
(in Mio. Euro)<br />
Formel 15: Kennzahl „Risiko je Mio. Euro Schuldenvolumen"<br />
Die Kennzahl beschreibt den Risikoerwartungswert je Einheit des Schuldenvolumens<br />
und ermöglicht insbesondere <strong>ein</strong>en Vergleich unterschiedlicher Schuldenportfolien<br />
hinsichtlich der in den Finanzinstrumenten der Portfolien enthaltenen Risiken.<br />
Abbildung 68 verdeutlicht exemplarisch die Zusammensetzung der Kennzahl „Risiko<br />
je Mio. Euro Schuldenvolumen“:<br />
666 Vgl. Birkholz (2008), S. 48.
138 Kapitel 3: Analyse der Wirtschaftlichkeit<br />
Risiko je Mio. Euro Schuldenvolumen<br />
Risiko-Erwartungswert (in Tausend Euro)<br />
200<br />
180<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Abbildung 68: Beispiel: Kennzahl „Risiko je Mio. Euro Schuldenvolumen"<br />
Das in Abbildung 68 dargestellte Risiko des Schuldenportfolios lässt sich wie folgt<br />
interpretieren: Je <strong>ein</strong>er Mio. Euro Schuldenvolumen existiert <strong>ein</strong> Risiko mit <strong>ein</strong>em<br />
Erwartungswert von insgesamt 195.000 Euro. Dieser setzt sich aus den Risikoerwartungswerten<br />
des Festzinsänderungs<strong>risiko</strong>s von 50.000 Euro, des variablen<br />
Zinsänderungs<strong>risiko</strong>s von 20.000 Euro, des antizipativen Zinsänderungs<strong>risiko</strong>s von<br />
45.000 Euro, des Währungs<strong>risiko</strong>s von 20.000 Euro, des Kredit<strong>risiko</strong>s aus Swap-<br />
Geschäften von 30.000 Euro und des Kredit<strong>risiko</strong>s aus Eventualverbindlichkeiten<br />
von 30.000 Euro zusammen. Bezogen auf <strong>ein</strong> Schuldenvolumen von der Größe der<br />
Bundesrepublik Deutschland von rund <strong>ein</strong>er Billion Euro ließe sich mit Hilfe des Risikoerwartungswertes<br />
von 195.000 Euro je Mio. Euro Schuldenvolumen beispielhaft<br />
<strong>ein</strong> Gesamt<strong>risiko</strong> des Portfolios von 195 Mrd. Euro ermitteln.<br />
30<br />
30<br />
20<br />
45<br />
20<br />
50<br />
195<br />
Kredit<strong>risiko</strong> aus<br />
Eventualverbindlichkeiten<br />
Kredit<strong>risiko</strong> aus Swap-<br />
Geschäften<br />
Währungs<strong>risiko</strong><br />
Antizipatives<br />
Zinsänderungs<strong>risiko</strong><br />
Variables Zinsänderungs<strong>risiko</strong><br />
Festzinsänderungs<strong>risiko</strong><br />
3.4 Zusammenfassung der Kriterien „Kredit<strong>kosten</strong>“ und „Risiko“ im Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index<br />
Gemäß den für diese Forschungsarbeit getroffenen Annahmen und Implikationen<br />
besteht das Hauptziel des Public Debt Managements - in Anlehnung an den Internationalen<br />
Währungsfonds und die Weltbank - darin, die notwendigen Schulden zu<br />
den mittel- bis langfristig geringsten Kosten bei Einhaltung <strong>ein</strong>es vorsichtigen Risikoniveaus<br />
aufzunehmen. 667<br />
Zur Operationalisierung dieser Zielsetzung und zur Kontrolle der Zielerreichung<br />
lässt sich auf Basis der Analysekriterien „Kredit<strong>kosten</strong>“ und „Risiko“ die Kernkennzahl<br />
„Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index“ definieren.<br />
667 Vgl. International Monetary Fund / World Bank (2001), S. 6.
Kapitel 3: Analyse der Wirtschaftlichkeit 139<br />
Die Ermittlung des Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index ist an die Methodik der Nutzwertanalyse<br />
angelehnt. 668 Er setzt sich zusammen aus der Multiplikation der jeweils gewichteten<br />
Kredit<strong>kosten</strong>- und Risikobewertung des jeweiligen Schuldenportfolios:<br />
Indexfaktor<br />
„Kredit<strong>kosten</strong>“<br />
[Geld<strong>ein</strong>heit]<br />
Individuelle<br />
Gewichtung des<br />
Indexfaktors<br />
„Kredit<strong>kosten</strong>“<br />
[Prozent]<br />
Indexfaktor<br />
„Risiko“<br />
(monetär)<br />
[Geld<strong>ein</strong>heit]<br />
* *<br />
Individuelle<br />
Gewichtung des<br />
Indexfaktors<br />
„Risiko“<br />
[Prozent]<br />
Gewichteter<br />
Indexfaktor<br />
„Kredit<strong>kosten</strong>“<br />
[Geld<strong>ein</strong>heit]<br />
*<br />
Gewichteter<br />
Indexfaktor<br />
„Risiko“<br />
[Geld<strong>ein</strong>heit]<br />
Kredit<strong>kosten</strong><br />
- Risiko<br />
- Index<br />
[Indexpunkte]<br />
Abbildung 69: Ermittlung des Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Indexes<br />
Danach werden sowohl der monetäre Wert der Kredit<strong>kosten</strong> des Schuldenportfolios<br />
als auch der monetäre Wert des Risikos des Schuldenportfolios mit <strong>ein</strong>em individuellen<br />
Gewichtungsfaktor in Form <strong>ein</strong>er Prozentzahl zwischen 0 und 100 Prozent<br />
multipliziert. 669 Die Gewichtungsfaktoren summieren sich auf 100 Prozent, d.h. falls<br />
die Gewichtung der Kredit<strong>kosten</strong> mit 70 Prozent angenommen wird, beläuft sich der<br />
Gewichtungsfaktor des Risikos auf 30 Prozent (100 Prozent abzüglich 70 Prozent<br />
des Gewichtungsfaktors „Kredit<strong>kosten</strong>“). Als Ergebnis der Multiplikation mit den individuellen<br />
Gewichtungsfaktoren liegen der gewichtete monetäre Wert der Kosten<br />
und der gewichtete monetäre Wert des Risikos des Schuldenportfolios vor. Durch<br />
Multiplikation dieser beiden Produkte ergibt sich der Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index 670 ,<br />
der <strong>ein</strong>e Bewertung der Kosten-Risiko-Situation des Schuldenportfolios anhand von<br />
Indexpunkten darstellt.<br />
Die dabei verwendeten Kredit<strong>kosten</strong>- und Risiko-Präferenzen sind in der empirischen<br />
Untersuchung zu erheben und eventuelle Unterschiede zu analysieren. Für<br />
die vergleichende Analyse der Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Situation der Schuldenportfolien<br />
668 Vgl. Jung (2007), S. 134ff. sowie Weber (2005), S. 2f. zur Methodik der Nutzwertanalyse. In Anlehnung<br />
an die allgem<strong>ein</strong>e Definition der Nutzwertanalyse nach WEBER bzw. JUNG wird im<br />
Rahmen dieser Arbeit der Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index als Produkt der gewichteten Indexfaktoren<br />
„Kredit<strong>kosten</strong>“ und „Risiko“ ermittelt.<br />
669 Die Multiplikation der beiden gewichteten Indexfaktoren hat- gegenüber <strong>ein</strong>er Addition - den Vorteil,<br />
dass auch geringe Indexfaktoren sich entsprechend ihrer Größe auswirken.<br />
670 Aus Praktikabilitätsgründen werden bei der Multiplikation die gewichteten Indexfaktoren „Kredit<strong>kosten</strong>“<br />
und „Risiko“ jeweils durch 1.000.000.000 (<strong>ein</strong>e Milliarde) dividiert.
140 Kapitel 3: Analyse der Wirtschaftlichkeit<br />
wird - im Sinne <strong>ein</strong>er Vergleichbarkeit der Untersuchungsobjekte - <strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>heitliche<br />
Gewichtung bei der Ermittlung des Kosten-Risiko-Indexes vorgenommen. Ausgehend<br />
von der Zielsetzung des Public Debt Managements <strong>ein</strong>er Kostenminimierung<br />
bei gleichzeitiger Risikolimitierung, werden die beiden Analysekriterien im Rahmen<br />
dieser Forschungsarbeit gleichgewichtet, d.h. zu je 50 Prozent, im Kosten-Risiko-<br />
Index abgebildet.<br />
Die Ermittlung des Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Indexes wird anhand des folgenden Beispiels<br />
dargestellt: 671<br />
Kredit<strong>kosten</strong> (in Mio. Euro)<br />
1.285.734<br />
1.400.000<br />
Tilgungszahlungen<br />
1.200.000<br />
308.319<br />
34.584<br />
Überwachungs- und Kontroll<strong>kosten</strong><br />
Kredit<strong>kosten</strong> (in Mio. Euro)<br />
1.000.000<br />
800.000<br />
600.000<br />
400.000<br />
86.460<br />
291.880<br />
561.991<br />
Sicherungs<strong>kosten</strong><br />
Verwaltungs<strong>kosten</strong><br />
Transaktions<strong>kosten</strong><br />
Zins<strong>kosten</strong><br />
200.000<br />
-<br />
Abbildung 70: Beispiel: Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index: Kapitalwert der Kredit<strong>kosten</strong><br />
Abbildung 70 stellt exemplarisch die Kredit<strong>kosten</strong> bei <strong>ein</strong>em Schuldenvolumen des<br />
Portfolios von <strong>ein</strong>er Billion Euro dar. Die Kredit<strong>kosten</strong> belaufen sich - als Kapitalwert<br />
nach dem erweiterten Konzept der periodisierten Zins<strong>kosten</strong> 672 - auf rund 1,29 Billionen<br />
Euro.<br />
671 Zur Darstellung der Ermittlung des Kredit<strong>kosten</strong>-Risikos-Indexes wird auf die in Abschnitt 3.3.1<br />
und Abschnitt 3.3.2 angeführten Beispiele zurückgegriffen.<br />
672 Vgl. Pampel (1993), S. 47ff. sowie Abschnitt 3.3.1.
Kapitel 3: Analyse der Wirtschaftlichkeit 141<br />
Risiko-Erwartungswert (in Mio. Euro)<br />
195.000<br />
Risikoerwartungswert (in Mio. Euro)<br />
200.000<br />
180.000<br />
160.000<br />
140.000<br />
120.000<br />
100.000<br />
80.000<br />
60.000<br />
40.000<br />
30.000<br />
30.000<br />
20.000<br />
45.000<br />
20.000<br />
50.000<br />
Kredit<strong>risiko</strong> aus<br />
Eventualverbindlichkeiten<br />
Kredit<strong>risiko</strong> aus Swap-Geschäften<br />
Währungs<strong>risiko</strong><br />
Antizipatives Zinsänderungs<strong>risiko</strong><br />
Variables Zinsänderungs<strong>risiko</strong><br />
Festzinsänderungs<strong>risiko</strong><br />
20.000<br />
-<br />
Abbildung 71: Beispiel: Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index: Erwartungswert des Risikos<br />
Der Erwartungswert des Risikos beläuft sich für das exemplarische Schuldenportfolio<br />
mit dem Volumen von <strong>ein</strong>er Billion Euro auf 195 Mrd. Euro.<br />
Bei <strong>ein</strong>er Gewichtung des Kapitalwertes der Kredit<strong>kosten</strong> und des Erwartungswertes<br />
des Risikos mit jeweils 50 Prozent und Multiplikation dieser beiden gewichteten<br />
Parameter ergibt sich der folgende Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index: 673<br />
Kredit<strong>kosten</strong><br />
1,29 Billionen<br />
Euro<br />
Kredit<strong>kosten</strong>-<br />
Risiko-Index:<br />
62.680<br />
Risiko<br />
195 Milliarden<br />
Euro<br />
Abbildung 72: Beispiel: Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index als Produkt aus Kredit<strong>kosten</strong> und Risiko<br />
673 Der Kredit-Kosten-Risiko-Index errechnet sich wie folgt: (50% * 1.285,734 Mrd. Euro) * (50% *<br />
195 Mrd. Euro) = 642,867 Mrd. Euro * 97,5 Mrd. Euro = 62.679,5 Indexpunkte, gerundet: 62.680<br />
Indexpunkte.
142 Kapitel 3: Analyse der Wirtschaftlichkeit<br />
Im Beispiel beläuft sich der Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index auf <strong>ein</strong>en Wert von 62.680<br />
Punkten.<br />
Der Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index stellt im Rahmen dieser Forschungsarbeit die zentrale<br />
Maßgröße für die Wirtschaftlichkeit <strong>ein</strong>es Schuldenportfolios dar. 674 Er erlaubt<br />
sowohl <strong>ein</strong>e absolute Betrachtung des Indexwertes als auch <strong>ein</strong>e relative Betrachtung<br />
als Vergleich zwischen unterschiedlichen Portfolien oder als Darstellung der<br />
Entwicklung der Wirtschaftlichkeit des Schuldenportfolios im Zeitablauf.<br />
3.5 Zwischenfazit: Zu erklärende Variablen „Kredit<strong>kosten</strong>“ und „Risiko“<br />
Im vorliegenden Kapitel wurden - ausgehend von bereits vorhandenen Konzepten<br />
675 - Analysekriterien für die Kredit<strong>kosten</strong> und das Risiko von Finanzinstrumenten<br />
bzw. das Schuldenportfolio von Staaten entwickelt. Als Kennzahl zur Beschreibung<br />
der Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Situation <strong>ein</strong>es staatlichen Schuldenportfolios wurde der<br />
Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index definiert, der sich aus den beiden Analysekriterien „Kredit<strong>kosten</strong>“<br />
und „Risiko“ gleichberechtigt zusammensetzt. 676 Die Analysekriterien und<br />
die Kennzahl „Kreditosten-Risiko-Index“ wurden am Beispiel <strong>ein</strong>zelner Instrumente<br />
bzw. <strong>ein</strong>zelner Merkmale des Schuldenportfolios der Bundesrepublik Deutschland<br />
erläutert. Mit Hilfe der Analysekriterien und des Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Indexes sollen<br />
im Rahmen dieser Forschungsarbeit die staatlichen Schuldenportfolien der Untersuchungsobjekte<br />
beschrieben und vergleichbar gemacht werden. Hierzu werden die<br />
Kredit<strong>kosten</strong> der in die Untersuchung <strong>ein</strong>bezogenen Länder auf der Basis der Kapitalwerte<br />
repräsentativer Benchmark-Anleihen ermittelt und für das gesamte Portfolio<br />
hochgerechnet. Die Analysekriterien „Kredit<strong>kosten</strong>“ und „Risiko“ fungieren bei der<br />
Analyse in Kapitel 5 als zu erklärende Variablen des Public Debt Managements. Die<br />
in Kapitel 4 zu generierenden möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> stellen die<br />
erklärenden Variablen (im Sinne <strong>ein</strong>er Regressionsanalyse) dar. 677<br />
674 In Kapitel 5 wird zusätzlich die Kennzahl „normierter Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index“ verwendet, die<br />
dem Quotient aus dem Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index und den Gesamtschulden entspricht.<br />
675 Basis des Modells ist insbesondere das Konzept der periodisierten Zins<strong>kosten</strong> von PAMPEL<br />
(vgl. Pampel (1993), S. 47ff.). Weiterhin wurde bei der Definition der Analyse-Kriterien „Kredit<strong>kosten</strong>“<br />
und „Risiko“ sowie bei dem diese beiden Kriterien zusammenfassenden Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-<br />
Index auf die vom Verfasser im Rahmen der Masterarbeit „Mehrdimensionales Debt Management<br />
zur differenzierten Analyse der öffentlich-rechtlichen Schulden, untersucht am Beispiel des Landes<br />
Hessen“ im Jahr 2005 entwickelte Analyseansätze aufgebaut. Diese wurden im Hinblick auf<br />
die definierte Fragestellung dieser Forschungsarbeit und den gewählten Untersuchungsansatz<br />
weiterentwickelt. Insbesondere wurden zusätzlich Überwachungs- und Kontroll<strong>kosten</strong> in die Analyse<br />
<strong>ein</strong>bezogen (vgl. Abschnitt 3.3.1.5).<br />
676 In Kapitel 5 werden zusätzlich die Kennzahlen „Relative Kredit<strong>kosten</strong>“ (als Quotient aus den Kredit<strong>kosten</strong><br />
und den Gesamtschulden) und „Relatives Risiko“ (als Quotient aus dem Risiko und den<br />
Gesamtschulden) verwendet.<br />
677 Vgl. Bleymüller (1996), S. 139.
Kapitel 4: Entwicklung von möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 143<br />
4 Entwicklung von möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> für<br />
<strong>ein</strong> wirtschaftliches Public Debt Management<br />
Nachdem in Kapitel 3 die zu erklärenden Variablen „Kosten“ und „Risiko“ definiert<br />
und exemplarisch verprobt wurden, werden im folgenden Kapitel die erklärenden<br />
Variablen im Sinne von möglichen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> für <strong>ein</strong> <strong>kosten</strong>-<strong>risiko</strong>-<strong>optimales</strong><br />
Debt Management generiert. Diese möglichen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> sollen im Anschluss<br />
mit Hilfe von Regressionsanalysen empirisch analysiert werden (vgl. Kapitel 5).<br />
Für die öffentliche Verwaltung lassen sich nach HILL grundsätzlich die folgenden<br />
strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> definieren: 678<br />
• Zukunftsfähigkeit im Sinne von Lernfähigkeit, Innovationsfähigkeit und Antizipationsfähigkeit,<br />
• Integrität und Verantwortung,<br />
• Kommunikationsfähigkeit, Empathie und Resonanzfähigkeit,<br />
• Bürgerorientierung im Sinne von Kunden- und Serviceorientierung sowie<br />
Bürgerintegration,<br />
• Mitarbeiterorientierung und Verwaltungskultur,<br />
• Effektivität,<br />
• Effizienz,<br />
• Rechtmäßigkeit,<br />
• Politisch-demokratische Rückkopplung und<br />
• Legitimität im Sinne von Rechtfertigung, Sozialverträglichkeit und Nachhaltigkeit.<br />
Diese Faktoren entfalten grundsätzlich auch für den Bereich des Public Debt Managements<br />
ihre Wirkungen. Sie bilden als allgem<strong>ein</strong>e strategische <strong>Erfolgsfaktoren</strong> <strong>ein</strong>e<br />
Basis für die empirische Untersuchung.<br />
Für die Entwicklung von möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> für das Public<br />
Debt Management stellen die in Kapitel 2 dargestellten relevanten theoretischen<br />
Grundlagen des Debt Managements und für die Forschungsarbeit getroffenen Implikationen<br />
den Ausgangspunkt dar. Während die Implikationen hinsichtlich der<br />
Zielsetzung des Public Debt Managements bei der Analyse der Wirtschaftlichkeit<br />
und der Definition der zu erklärenden Variablen berücksichtigt wurden, sind hinsichtlich<br />
der Generierung von strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> die systemtheoretischen<br />
678 Vgl. Hill (1993), 33ff.
144 Kapitel 4: Entwicklung von möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
und organisationstheoretischen Implikationen von Relevanz. Hiervon ausgehend<br />
werden in Abschnitt 4.1 bis Abschnitt 4.3 Differenzierungsmerkmale für die Analyse<br />
des Debt Managements entwickelt. Auf der Basis dieser Differenzierungskriterien<br />
werden in Abschnitt 4.4 mögliche strategische <strong>Erfolgsfaktoren</strong> des Debt Managements<br />
abgeleitet.<br />
4.1 Systemtheoretische Differenzierung des Public Debt Managements<br />
Ausgehend vom Begriff des Systems als zusammengesetzte Einheit ergeben sich<br />
nach SIMON zwei Fragestellungen im Hinblick auf Organisationen als Systeme:<br />
1. Aus welchen Elementen setzen sich diese Systeme zusammen bzw. könnten sie<br />
sich zusammensetzen?<br />
2. Wer oder was setzt die Systeme als Einheit zusammen bzw. grenzt sie von ihrer<br />
Umwelt ab? 679<br />
Zusätzlich ist nach SIMON nach der Art und Weise zu fragen, mit der die unterschiedenen<br />
Einheiten zu<strong>ein</strong>ander in Beziehung gesetzt werden. Diese Relationierung<br />
bestimmt sowohl die interne Strukturierung des Systems als auch die Beziehungen<br />
zu den Umwelten des Systems. 680<br />
Nach LUHMANN b<strong>ein</strong>haltet die Analyse von Organisationen die Frage nach den für<br />
das Überleben des Systems relevanten Umwelten. Dabei bilden das System und<br />
s<strong>ein</strong>e relevanten Umwelten <strong>ein</strong>e „Überlebens<strong>ein</strong>heit“ und durchlaufen - als „evolutionäre<br />
Einheit“ - <strong>ein</strong>en gem<strong>ein</strong>samen Entwicklungsprozess. 681<br />
Empirische Analysen sollten nach SIMON direkt beobachtbare Phänomene als Untersuchungsgegenstand<br />
haben: die beteiligten Akteure und deren Verhaltensweisen.<br />
682 Organisationstheoretisch lassen sich die folgenden Akteure unterscheiden:<br />
1. Organisation, 2. Subsysteme der Organisation, 3. Personen. 683 Verhaltensweisen<br />
setzen <strong>ein</strong>e Entscheidungsmöglichkeit <strong>ein</strong>es Akteurs voraus. 684<br />
Für die vorliegende Forschungsarbeit wird dem Ansatz von SIMON insoweit gefolgt,<br />
dass der Untersuchungsgegenstand die Organisation (das System Public Debt Management)<br />
sowie dessen Subsysteme umfasst. Einzelne Personen werden nur erfasst,<br />
wenn sie als Subsystem (beispielsweise als Geschäftsführer) tätig werden. 685<br />
679 Vgl. Simon (2009), S. 16. und S. 76ff.<br />
680 Vgl. Simon (2009), S. 56.<br />
681 Luhmann (2000), S. 447, zitiert nach: Simon (2009), S. 32; vgl. auch Simon (2009), S. 32f.<br />
682 Vgl. Simon (2009), S. 76.<br />
683 Vgl. Simon (2009), S. 76f.<br />
684 Vgl. Simon (2009), S. 77ff.<br />
685 Eine Erfassung der Handlungen aller Personen des Systems Debt Managements bei allen beteiligten<br />
Untersuchungspartnern würde den Rahmen dieser Forschungsarbeit übersteigen.
Kapitel 4: Entwicklung von möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 145<br />
Im Folgenden wird <strong>ein</strong> System-Umwelt-Modell für das Public Debt Management<br />
entwickelt, das unabhängig von der Binnenorganisation des Systems gültig s<strong>ein</strong><br />
soll.<br />
4.1.1 Beschreibung des Systems Public Debt Management<br />
Ausgehend von der Idee der Organisation als autopoietischem System wurde in<br />
Abschnitt 2.3.1 für die Analyse der Debt-Management-Organisationsformen <strong>ein</strong><br />
ver<strong>ein</strong>fachtes systemtheoretisches Modell entwickelt:<br />
Ministerium<br />
DMO<br />
Zentralbank<br />
System Public<br />
Debt Management<br />
Abbildung 73: System Public Debt Management<br />
Die Debt Management-Aufgaben sind in der Regel auf drei Organisations<strong>ein</strong>heiten<br />
des Systems verteilt: 686 <strong>ein</strong>e strategische Organisations<strong>ein</strong>heit (Ministerium), <strong>ein</strong>e<br />
operative Organisations<strong>ein</strong>heit (innerhalb des Ministeriums oder außerhalb des Ministeriums<br />
im Public Sector oder bei der Zentralbank) und <strong>ein</strong>e Zentralbank-<br />
Organisations<strong>ein</strong>heit (vgl. Abschnitt 2.1.5). 687 Zum System gehören zudem die systeminternen<br />
Steuerungs-, Steuerungsunterstützungs-, Kontroll- und Überwachungsorgane.<br />
688<br />
Nach den Erfahrungen des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank existiert<br />
<strong>ein</strong>e Bandbreite an institutionellen Alternativen hinsichtlich der Ansiedlung der<br />
Debt Management-Kompetenzen bei den drei Subsystemen Ministerium, Debt Management-Organisations<strong>ein</strong>heit<br />
und Zentralbank. 689 Die Kompetenzen sollten an-<br />
686 Vgl. Wiese (2000), S. 262. In Einzelfällen sind die Aufgaben auf zwei Organisations<strong>ein</strong>heiten<br />
verteilt: In Dänemark beispielsweise werden die operativen Debt Management-Aufgaben von der<br />
Zentralbank und die strategischen Aufgaben vom Ministerium wahrgenommen (vgl. Abschnitt<br />
4.2.3).<br />
687 Vgl. International Monetary Fund / World Bank (2001), S. 6. und S. 17.<br />
688 Vgl. auch Kutschera (2002), S. 199ff. zur internen und externen Kontrolle des Debt Managers.<br />
689 Vgl. International Monetary Fund / World Bank (2001), S. 17. International Monetary Fund / World<br />
Bank differenzieren a.a.O. zusätzlich in das Subsystem Zentralverwahrer für staatliche Schuldtitel<br />
(central depository). Vgl. auch Bank for International Settlements (1999), Blommest<strong>ein</strong> / Thun-
146 Kapitel 4: Entwicklung von möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
gemessen auf die Debt Manager delegiert und die jeweiligen Verantwortlichkeiten<br />
der drei Subsysteme transparent dargestellt werden. 690 IWF und Weltbank fordern,<br />
dass diese drei Subsysteme <strong>ein</strong> gem<strong>ein</strong>sames Verständnis für die Ziele des Debt<br />
Managements, der Fiskal- sowie der Geldpolitik und der Zusammenhänge zwischen<br />
deren Instrumenten entwickeln. Zudem sollten sie Informationen betreffend die aktuellen<br />
und zukünftigen Finanzbedarfe des Staates austauschen. 691<br />
Die <strong>ein</strong>zelnen Länder reagieren unterschiedlich auf die Chancen und Gefahren der<br />
Umwelt: Sie nutzen sowohl unterschiedliche aufbau- bzw. ablauforganisatorische<br />
Organisationsmodelle als auch differierende inhaltliche Gestaltungsparameter wie<br />
beispielsweise die Definition des zulässigen Instrumenten<strong>ein</strong>satzes (vgl. Abschnitt<br />
4.2 und Abschnitt 4.3).<br />
Unabhängig von den Elementen strategische Organisations<strong>ein</strong>heit, operative Organisations<strong>ein</strong>heit<br />
und Zentralbank-Organisations<strong>ein</strong>heit und den zwischen diesen<br />
Elementen bestehenden Relationen lassen sich vier relevante Umwelten des Systems<br />
unterscheiden (vgl. Abschnitt 2.3.1): 692<br />
Umwelt I:<br />
Umwelt I umfasst die externen Aufsichts-, Kontroll- und Überwachungs-<br />
Organisations<strong>ein</strong>heiten des Debt Managements. Zu dieser Umwelt zählen im Einzelfall<br />
das Parlament oder Parlamentsausschüsse, staatliche Aufsichtsinstitutionen<br />
oder die staatliche externe Finanzkontrolle.<br />
Umwelt II:<br />
Umwelt 2 b<strong>ein</strong>haltet die öffentlich-rechtlichen Kreditnehmer (im Sinne von direkten<br />
Konkurrenten des Systems) sowie die aktuellen Kreditgeber des Systems. 693<br />
Umwelt III:<br />
Umwelt 3 umfasst den internationalen Geld- bzw. Kapitalmarkt mit allen Kreditnehmern<br />
(als potentiellen Konkurrenten) und Kreditgebern (als potentiellen Gläubigern).<br />
694<br />
holm (1997), Bröker (1993), Deutsche Bundesbank (1997), Carracedo / Dattels (1997), Kroszner<br />
(1998), und OECD (1999), zitiert nach: Mylonas / Schich / Thorgeirsson / Wehinger (2000), S. 27<br />
sowie Bundesverband Deutscher Banken (2000), S. 7.<br />
690 Vgl. International Monetary Fund / World Bank (2001), S. 3ff.<br />
691 Vgl. International Monetary Fund / World Bank (2001), S. 7f.<br />
692 Vgl. auch Simon (2009), S. 57. SIMON weist daraufhin, dass durch Outsourcing interner Subsysteme<br />
<strong>ein</strong> neues System entsteht, das der Umwelt des alten Systems zugeordnet wird.<br />
693 Vgl. auch Rehm (2001), S. 155ff., S. 160ff. sowie 171ff.<br />
694 Vgl. auch Rehm (2001), S. 136ff. und S. 155ff., Wolswijk / de Haan (2005), S. 7f. sowie Wiese<br />
(2000), S. 155.
Kapitel 4: Entwicklung von möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 147<br />
Umwelt IV:<br />
Umwelt 4 b<strong>ein</strong>haltet die Gesamtwirtschaft mit allen volkswirtschaftlichen Gruppen<br />
und dem Staat als Kunden des Systems. 695<br />
4.1.2 Implikationen für die Forschungsarbeit<br />
Die vorgenommene systemtheoretische Differenzierung und das dabei entwickelte<br />
Modell des Systems Public Debt Management und s<strong>ein</strong>er relevanten Umwelten<br />
dienen als Basis für die Analyse der organisatorischen und inhaltlichen Parameter.<br />
Ausgehend von dem entwickelten System-Umwelt-Modell werden in Abschnitt 4.2<br />
unter organisatorischen Gesichtspunkten Untersuchungscluster definiert und mögliche<br />
organisatorische <strong>Erfolgsfaktoren</strong> abgeleitet sowie in Abschnitt 4.3 mögliche inhaltliche<br />
<strong>Erfolgsfaktoren</strong> entwickelt. Damit wirkt sich die systemtheoretische Differenzierung<br />
indirekt auf die Ableitung von möglichen organisatorischen bzw. inhaltlichen<br />
strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> aus.<br />
4.2 Organisationstheoretische Differenzierung des Public Debt Managements<br />
Die organisationstheoretische Differenzierung des Debt Managements wird anhand<br />
der je Untersuchungsobjekt gewählten Debt Management-Organisationsstruktur<br />
vorgenommen. Wie in Abschnitt 2.1.4 dargestellt, bestimmt die mit dem Debt Management<br />
verfolgte Zielsetzung dessen Organisationsstruktur. 696 Die Wahl der Debt<br />
Management-Organisationstruktur hängt nach CURRIE / DETHIER / TOGO von<br />
den spezifischen nationalen Rahmenbedingungen, dem Volumen des inländischen<br />
Finanzmarktes, der Trennung oder Bündelung von Geldpolitik und Debt Management<br />
(im Primär- oder Sekundärmarkt), der Leistungsfähigkeit des Systems und der<br />
menschlichen Ressourcen in der Debt Management-Organisation und der Zentralbank<br />
ab. 697<br />
Wie in Abschnitt 4.1 dargestellt, besteht das System Public Debt Management in<br />
der Regel aus drei Subsystemen: 698<br />
1. Die strategische Organisations<strong>ein</strong>heit ist für die Schuldenniveaupolitik verantwortlich,<br />
steuert das operative Debt Management strategisch und überwacht<br />
dessen schuldenstrukturpolitische Entscheidungen. In der Regel ist die strategische<br />
Organisations<strong>ein</strong>heit <strong>ein</strong> Ministerium, in Einzelfällen werden Überwa-<br />
695 Vgl. auch Wildmann (2007), S. 15ff. sowie Cezanne (2005), S. 251ff.<br />
696 Vgl. auch Wolswijk / de Haan (2005), S. 8.<br />
697 Vgl. Currie / Dethier / Togo (2003), S. 27 sowie Hahm (2004), S. 25ff.<br />
698 Vgl. Currie / Dethier / Togo (2003), S. 8, Fußnote 6; vgl. Auch Wiese (2000), S. 262ff.
148 Kapitel 4: Entwicklung von möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
chungsfunktionen auch vom Parlament bzw. von <strong>ein</strong>em Parlamentsausschuss<br />
wahrgenommen. 699<br />
2. Die operative Organisations<strong>ein</strong>heit DMO ist für die <strong>kosten</strong>-<strong>risiko</strong>-optimale Aufnahme<br />
(und teilweise auch Verwaltung) der staatlichen Schulden verantwortlich.<br />
3. Die Zentralbank überwacht die Störungsfreiheit und Preisniveauneutralität der<br />
staatlichen Schuldenemission. Gegebenenfalls stellt sie diese durch Einsatz<br />
des geldpolitischen Instrumentariums sicher. 700<br />
Ministerium<br />
Zentralbank<br />
Umwelt<br />
DMO<br />
System<br />
Public Debt<br />
Management<br />
Abbildung 74: System Public Debt Management mit s<strong>ein</strong>en Subsystemen<br />
Ausgehend von dem in Abschnitt 4.1 entwickelten System-Umwelt-Modell des Public<br />
Debt Managements werden in Anlehnung an die Literatur sowie an die existierenden<br />
Organisationskonzepte der Untersuchungsobjekte idealtypische Cluster gebildet.<br />
701 Dabei lassen sich hinsichtlich der existierenden Organisationskonzepte<br />
drei grundlegende Organisationsmodelle (mit <strong>ein</strong>zelnen Untervarianten) unterschei-<br />
699 Vgl. auch Riksgälden Swedish National Debt Office (2011), unter:<br />
https://en.riksgalden.se/en/aboutsndo/About-the-Debt-Office/Our-mandate-and-work/, Zugriff vom<br />
13. November 2011.<br />
700 Vgl. Wiese (2000), S. 262 und S. 265.<br />
701 Vgl. Currie / Dethier / Togo (2001), S.29ff. sowie Hahm (2004), S. 25ff.; vgl. auch Wiese (2000),<br />
S. 262ff. sowie Mylonas / Schich / Thorgeirsson / Wehinger (2000), S. 27.
Kapitel 4: Entwicklung von möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 149<br />
den. 702 Differenzierungsmerkmal zwischen diesen Clustern ist die organisatorische<br />
Einordnung der operativen Organisations<strong>ein</strong>heit DMO. Grundsätzlich bestehen die<br />
folgenden Möglichkeiten:<br />
Privatwirtschaft<br />
Staatsverwaltung<br />
Ministerium<br />
Zentralbank<br />
DMO<br />
A<br />
DMO<br />
C<br />
DMO<br />
B<br />
DMO<br />
Legende: DMO = Debt Management-Organisations<strong>ein</strong>heit<br />
A, B, C = Organisationsmodell-Cluster<br />
Abbildung 75: Mögliche organisatorische Einordnung der DMO<br />
Ausgehend von der organisatorischen Einordnung der DMO lassen sich die folgenden<br />
Cluster bilden:<br />
Cluster A:<br />
DMO als organisatorischer Bestandteil des Ministeriums<br />
A1: DMO als Linien-Organisations<strong>ein</strong>heit des Ministeriums<br />
A2: DMO als executive agency innerhalb des Ministeriums<br />
Cluster B: DMO als eigenständige, aus dem Ministerium ausgelagerte<br />
Organisation<br />
B1: DMO als eigenständige, dem Ministerium nachgeordnete<br />
Organisation<br />
B2: DMO als eigenständige Organisation in privater Rechtsform<br />
Cluster C:<br />
DMO als Bestandteil der Zentralbank<br />
702 Für die Clusterbildung wird aus Ver<strong>ein</strong>fachungsgründen von den drei Subsystemen „Ministerium“,<br />
„DMO“ und „Zentralbank“ ausgegangen; vgl. auch Currie / Dethier / Togo (2003), S. 8, Fußnote 6.
150 Kapitel 4: Entwicklung von möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
Daneben lassen sich auf Basis der Literatur zusätzlich vier Kooperationsmodelle<br />
ableiten. Diese werden <strong>ein</strong>em Cluster D zugeordnet: 703<br />
Cluster D:<br />
Kooperationen<br />
D1: Kooperation mit Zentralbank<br />
D2: Kooperation mit Kreditinstitut<br />
D3: Kooperation mit Konkurrent / Koordinierter Marktauftritt<br />
D4: Supranationale europäische Debt Management Agentur<br />
Im Folgenden werden die <strong>ein</strong>zelnen Cluster definiert und Besonderheiten der gewählten<br />
Cluster dargestellt.<br />
4.2.1 Cluster A: DMO als organisatorischer Bestandteil des Ministeriums<br />
Ministerium<br />
<strong>Strategische</strong><br />
Steuerung<br />
Zentralbank<br />
DMO<br />
System<br />
Public Debt<br />
Management<br />
Abbildung 76: Cluster A: DMO als Bestandteil des Ministeriums<br />
Die Organisationsmodelle des Clusters A sind dadurch gekennzeichnet, das sowohl<br />
die strategische als auch die operative Organisations<strong>ein</strong>heit im Ministerium angesiedelt<br />
ist. Innerhalb dieses Clusters lassen sich zwei Varianten unterscheiden:<br />
Teilweise ist die operative Organisations<strong>ein</strong>heit <strong>ein</strong>e Linien-Organisations<strong>ein</strong>heit<br />
des Ministeriums, i.d.R. <strong>ein</strong>e Abteilung oder <strong>ein</strong> Referat. 704 Teilweise ist die operati-<br />
703 Vgl. Wiese (2000), S. 261 und S. 268f., Kutschera (2003), S. 235ff. sowie Bundesverband<br />
Deutscher Banken (2000), S. 10f.<br />
704 Vgl. beispielsweise in Italien das Dipartimento del Tesoro (2011), unter: http://www.dt.tesoro.it/<br />
it/dipartimento/mission.html, Zugriff vom 10. November 2011, oder in Kanada das Department of
Kapitel 4: Entwicklung von möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 151<br />
ve Organisations<strong>ein</strong>heit <strong>ein</strong>e executive agency, d.h. <strong>ein</strong> selbständiger Dienstleister<br />
innerhalb des Ministeriums mit eigenen Debt Management-Kompetenzen. 705<br />
4.2.1.1 Cluster A1: DMO als Linien-Organisations<strong>ein</strong>heit des Ministeriums<br />
Die Beziehungen zwischen den Subsystemen des Clusters A 1 lassen sich wie folgt<br />
darstellen:<br />
Ministerium<br />
<strong>Strategische</strong><br />
Steuerung<br />
Zentralbank<br />
DMO<br />
als<br />
Referat<br />
System<br />
Public Debt<br />
Management<br />
Abbildung 77: DMO als Linien-Organisations<strong>ein</strong>heit des Ministeriums 706<br />
Charakteristisch für diese Variante A1 des Clusters A ist die Wahrnehmung der<br />
strategischen und operativen Aufgaben des Debt Managements in Organisations<strong>ein</strong>heiten<br />
in der Linie des Ministeriums. 707 Diese Organisationsform ist durch das<br />
Prinzip der vertikalen Über- und Unterordnung von Mitarbeitern gekennzeichnet und<br />
hat insbesondere bei Routineaufgaben Vorteile. 708 CURRIE / DETHIER / TOGO<br />
favorisieren die Ansiedlung der DMO im Ministerium für Schwellen- und Entwick-<br />
Finance Canada (2010), unter: http://www.fin.gc.ca/branches-directions/fsp-eng.asp, Zugriff vom<br />
28. Dezember 2010.<br />
705 Vgl. beispielsweise in Groß-Britannien innerhalb des HM Treasury das United Kingdom Debt<br />
Management Office (2010), unter: http://www.dmo.gov.uk/index.aspx?page=About/About_DMO,<br />
Zugriff vom 28. Dezember 2010.<br />
706 In der Abbildung wird aus Gründen der Übersichtlichkeit der Darstellung nicht in „DMO als Abteilung“<br />
und „DMO als Referat <strong>ein</strong>er Abteilung“ unterschieden, sondern ver<strong>ein</strong>fachend die Bezeichnung<br />
„DMO als Referat“ verwendet.<br />
707 Vgl. auch Horváth (2011a), S. 751f. zur Ansiedlung von Controlling-Funktionen; vgl. auch Bokranz<br />
/ Kasten (2000), S. 55ff.sowie Kobi (2008), S. 130f.<br />
708 Vgl. Dehn / Lahn (2004), S. 44.
152 Kapitel 4: Entwicklung von möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
lungsländer, sofern die Aufgaben von <strong>ein</strong>er Organisations<strong>ein</strong>heit mit geeignetem<br />
Personal wahrgenommen werden und klare Governance-Strukturen existieren. 709<br />
Mit dieser Organisationsform gehen <strong>ein</strong>deutige Vorteile hinsichtlich der Einheitlichkeit<br />
der Leitung <strong>ein</strong>her 710 ; das Principal-Agent-Problem ist relativ gering 711 , infolge<br />
der geringen Unsicherheit in den Vertragsbeziehungen sind die Transaktions<strong>kosten</strong><br />
ebenfalls gering. 712 Nachteilig sind die fehlende Marktnähe und Schwierigkeiten<br />
beim Erwerb und Erhalt von Know-How. 713 Zudem ist die Unabhängigkeit der DMO<br />
gegenüber der strategischen Steuerung im Ministerium gering, d.h. die Gefahr <strong>ein</strong>er<br />
politischen Einflussnahme ist hoch. 714 Die Flexibilität zur kurzfristigen Reaktion auf<br />
Umweltänderungen ist infolge der geringen Autonomie <strong>ein</strong>geschränkt. 715<br />
Beispiele für das Organisationsmodell A 1 sind:<br />
• Italien mit dem Dipartimento del Tesoro als Organisations<strong>ein</strong>heit des Ministero<br />
dell'Economia e delle Finanze, 716<br />
• Kanada mit der Debt Management Policy-Organisations<strong>ein</strong>heit in der Financial<br />
Markets Division des Department of Finance Canada, 717<br />
• Brasilien mit der Organisations<strong>ein</strong>heit Tesouro Nacional im Wirtschaftsministeriums<br />
Fazenda, 718<br />
• Polen mit dem Public Debt Department im Finanzministerium 719 sowie<br />
• Spanien mit der Dirección General del Tesoro y Política Financiera als<br />
Organisations<strong>ein</strong>heit des Secretaría de Estado de Economía del Ministerio de<br />
Economía y Hacienda 720 .<br />
709 Vgl. Currie / Dethier / Togo (2003), S. 46ff.<br />
710 Vgl. Bokranz / Kasten (2000), S. 56.<br />
711 Vgl. Currie / Dethier / Togo (2003), S. 29.<br />
712 Vgl. Ritz (2003), S. 137; vgl. auch Currie / Dethier / Togo (2003), S. 31 zu den Transaktions<strong>kosten</strong><br />
der DMO-Gründung.<br />
713 Vgl. Hahm (2004), S. 26 sowie irisches Ministry of Finance (1990), in: Currie / Dethier / Togo<br />
(2003), S. 16, Fußnote 11.<br />
714 Vgl. Currie / Dethier / Togo (2003), S. 17 sowie Hahm (2004), S. 25f.<br />
715 Vgl. Wolswijk / de Haan (2005), S. 8f.<br />
716 Vgl. Dipartimento del Tesoro (2011), unter: http://www.dt.tesoro.it/it/dipartimento/mission.html,<br />
Zugriff vom 10. November 2011.<br />
717 Die kanadische Debt Management Policy-Organisations<strong>ein</strong>heit setzt die Bank of Canada als fiscal<br />
agent der Regierung <strong>ein</strong> (vgl. Department of Finance Canada (2010), unter:<br />
http://www.fin.gc.ca/branches-directions/fsp-eng.asp, Zugriff vom 28. Dezember 2010).<br />
718 Vgl. Tesouro Nacional (2011), unter: http://www.tesouro.fazenda.gov.br/, Zugriff vom 30. Dezember<br />
2011.<br />
719 Vgl. Ministerstwo Finansów (2011), unter: http://www.mf.gov.pl, Zugriff vom 30. Dezember 2011.<br />
720 Vgl. Tesoro Público (2011), unter: http://www.tesoro.es/sp/index.asp, Zugriff vom 10. November<br />
2011.
Kapitel 4: Entwicklung von möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 153<br />
4.2.1.2 Cluster A2: DMO als executive agency innerhalb des Ministeriums<br />
Die Subsysteme des Clusters A2 weisen die folgenden Relationen auf:<br />
Ministerium<br />
<strong>Strategische</strong><br />
Steuerung<br />
Zentralbank<br />
DMO<br />
als<br />
agency<br />
System<br />
Public Debt<br />
Management<br />
Abbildung 78: DMO als executive agency innerhalb des Ministeriums 721<br />
Die Variante A2 des Clusters A ist dadurch gekennzeichnet, dass die DMO zwar<br />
institutioneller Bestandteil des Ministeriums ist, die Debt Management Aufgaben<br />
infolge der weitreichenden Delegation von Kompetenzen jedoch wie <strong>ein</strong> eigenständiger<br />
Dienstleister („at arm’s length“ 722 ) des Ministeriums wahrnimmt. Das Ministerium<br />
legt die politischen und finanziellen Rahmenbedingungen für die Aufgabenwahrnehmung<br />
der DMO fest, delegiert aber zugleich die operativen Entscheidungen<br />
des Debt Managements und des Cash Managements an die DMO. 723<br />
Gegenüber der Variante A1 weist das Organisationsmodell der Variante A2 insbesondere<br />
<strong>ein</strong> höheres Principal-Agent-Problem auf. 724 Vorteilhaft sind jedoch die höhere<br />
Flexibilität bei kurzfristigen Umweltänderungen und <strong>ein</strong>e geringere politische<br />
Einflussnahme wegen der höheren Autonomie der Variante A2. 725<br />
721 In der Abbildung wird aus Gründen der Übersichtlichkeit der Darstellung nicht die Bezeichnung<br />
„DMO als executive agency“, sondern ver<strong>ein</strong>fachend die Bezeichnung „DMO als agency“ verwendet.<br />
722 United Kingdom Debt Management Office (2010), unter: http://www.dmo.gov.<br />
uk/index.aspx?page=About/About_DMO, Zugriff vom 28. Dezember 2010.<br />
723 Vgl. United Kingdom Debt Management Office (2010), unter: http://www.dmo.gov.<br />
uk/index.aspx?page=About/About_DMO, Zugriff vom 28. Dezember 2010.<br />
724 Vgl. Currie / Dethier /Togo (2003), S. 29.<br />
725 Vgl. Currie / Dethier / Togo (2003), S. 17, Wolswijk / de Haan (2005), S. 8f. sowie Hahm (2004),<br />
S. 25f.
154 Kapitel 4: Entwicklung von möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
Beispiele für das Organisationsmodell A 2 sind:<br />
• Groß-Britannien mit dem United Kingdom Debt Management Office, das <strong>ein</strong>erseits<br />
institutioneller Bestandteil des HM Treasury ist und andererseits als<br />
selbständiger Dienstleister des HM Treasury agiert, 726<br />
• Frankreich mit der Agence France Tresor im Ministère de l'Économie, des Finances<br />
et de l'Industrie, 727<br />
• Neu-Seeland mit dem New Zealand Debt Management Office (NZDMO) im<br />
Treasury, 728<br />
• Zypern mit dem Public Debt Management Office im Finanzministerium 729 sowie<br />
• die USA mit dem Office of Debt Management als Organisations<strong>ein</strong>heit der Domestic<br />
Finance-Abteilung des Departments of the Treasury 730 .<br />
726 Vgl. United Kingdom Debt Management Office (2010), unter: http://www.dmo.gov.<br />
uk/index.aspx?page=About/About_DMO, Zugriff vom 29. Dezember 2010.<br />
727 Vgl. Agence France Trésor (2010), unter: http://www.aft.gouv.fr/aft_en_<br />
21/agence_france_tresor_22/who_we_are_206/organization_chart_209/index.html, Zugriff vom<br />
29. Dezember 2010.<br />
728 Vgl. New Zealand Debt Management Office (2011), unter: http://www.nzdmo.govt.nz/about<br />
nzdmo, Zugriff vom 30. Dezember 2011.<br />
729 Vgl. Public Debt Management Office (2011), unter: http://www.mof.gov.cy/mof/<br />
pdmo/pdmo.nsf/index_en/index_en?OpenDocument, Zugriff vom 30. Dezember 2011.<br />
730 Vgl. United States Department of the Treasury (2010): About - Domestic Finance, Office: Debt<br />
Management, unter: http://www.treasury.gov/about/organizational-structure/offices/Pages/Dom<br />
estic-Finance.aspx, Zugriff vom 28. Januar 2012.
Kapitel 4: Entwicklung von möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 155<br />
4.2.2 Cluster B: DMO als eigenständige, aus dem Ministerium ausgelagerte<br />
Organisation<br />
Die Beziehungen zwischen den Subsystemen des Clusters B stellen sich wie folgt<br />
dar:<br />
Ministerium<br />
Zentralbank<br />
DMO<br />
System<br />
Public Debt<br />
Management<br />
Abbildung 79: Cluster B: DMO als eigenständige, aus dem Ministerium ausgelagerte Organisation<br />
Die Organisationsmodelle des Clusters B sind dadurch gekennzeichnet, das alle<br />
drei Subsysteme - die strategische Organisations<strong>ein</strong>heit, die die operative Organisations<strong>ein</strong>heit<br />
und die Zentralbank - organisatorisch selbständige Einheiten sind.<br />
Innerhalb dieses Clusters lassen sich zwei Varianten unterscheiden:<br />
In der ersten Variante ist die DMO <strong>ein</strong>e eigenständige, dem Ministerium bzw. Treasury<br />
nachgeordnete Behörde.<br />
Bei der zweiten Variante handelt es sich um <strong>ein</strong>e eigenständige DMO in <strong>ein</strong>er privatrechtlichen<br />
Rechtsform, an der der Staat alle bzw. die Mehrheit der Anteile hält,<br />
und die ebenfalls dem Public Sector zuzuordnen ist.
156 Kapitel 4: Entwicklung von möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
4.2.2.1 Cluster B1: DMO als eigenständige, dem Ministerium nachgeordnete<br />
Organisation<br />
Die Subsysteme des Clusters B1 weisen die folgenden Relationen auf:<br />
Public Sector<br />
Ministerium<br />
<strong>Strategische</strong><br />
Steuerung<br />
Zentralbank<br />
DMO als<br />
eigenständige<br />
Organisation<br />
System<br />
Public Debt<br />
Management<br />
Abbildung 80: DMO als eigenständige, dem Ministerium nachgeordnete Organisation<br />
Charakteristisch für die Variante B1 sind die Eigenständigkeit der DMO und die<br />
Ausstattung der DMO mit eigenen Debt Management-Kompetenzen.<br />
Vorteile der Variante B1 gegenüber den Varianten des Clusters A sind infolge der<br />
größeren Eigenständigkeit insbesondere die geringere politische Be<strong>ein</strong>flussbarkeit<br />
der DMO und deren höhere Flexibilität bei kurzfristigen Umweltänderungen. Auch<br />
<strong>ein</strong>e stärkere Ausrichtung der Binnenorganisation an den Organisationsstrukturen<br />
von Finanzinstituten ist infolge der höheren Autonomie möglich. 731<br />
An Nachteilen dieser Organisationsform gegenüber den Modellen des Clusters A<br />
sind insbesondere <strong>ein</strong> höheres Principal-Agent-Problem und daraus resultierende<br />
höhere Transaktions<strong>kosten</strong> zu nennen. 732<br />
731 Vgl. Bento (2000), zitiert nach: Currie / Dethier / Togo (2003), S. 19.<br />
732 Vgl. Currie / Dethier /Togo (2003), S. 29 und S. 31 sowie Ritz (2003), S. 137.
Kapitel 4: Entwicklung von möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 157<br />
Beispiele für das Organisationsmodell B 1 sind:<br />
• Irland mit der National Treasury Management Agency, die direkt dem Minister<br />
of Finance verantwortlich ist und <strong>ein</strong>em Parlamentsausschuss des Lower Parliament<br />
(Dail Committee on Public Accounts) Rechenschaft ablegen muss, 733<br />
• Schweden mit dem Swedish National Debt Office Riksgälden, das der jährlichen<br />
Evaluation durch das Parlament, den Riksdag, unterliegt, 734<br />
• die Slowakische Republik mit der dem Finanzministerium nachgeordneten Debt<br />
and Liquidity Management Agency Ardal, 735<br />
• Finnland mit der dem Finanzministerium nachgeordneten State Treasury Valtiokonttori,<br />
736<br />
• Lettland mit der dem Finanzministerium nachgeordneten Valsts Kase 737 sowie<br />
• Australien mit dem der australischen Treasury als Agency nachgeordneten Australian<br />
Office of Financial Management (AOFM) 738 .<br />
733 Vgl. National Treasury Management Agency (2010), unter:<br />
http://www.ntma.ie/AboutUs/aboutUsIntro.php, Zugriff vom 29.Dezember 2010; vgl. auch Currie /<br />
Dethier / Togo (2003), S. 26.<br />
734 Vgl. Riksgälden Swedish National Debt Office (2011b): Debt facts, unter: https://www.<br />
riksgalden.se/en/aboutsndo/Central-government-debt-and-finances/Debt_facts/, Zugriff vom<br />
7. Februar 2012.<br />
735 Vgl. Ardal (2012): About us, unter: http://www.ardal.sk/en/about-us, Zugriff vom 7. Februar 2012.<br />
736 Vgl. Valtiokonttori State Treasury (2012), unter: http://www.treasuryfinland.fi/<br />
Public/default.aspx?culture=en-US&contentlan=2&nodeid=19251, Zugriff vom 7. Februar 2012.<br />
737 Vgl. Valsts Kase (2010): Latvian Central Debt Management Strategy, unter:<br />
http://www.kase.gov.lv/texts_files/Debt_Management_Strategy_2010.pdf, Zugriff vom 7. Februar<br />
2012.<br />
738 Vgl. Australian Office of Financial Management (2012): The AOFM - The Australian Office of Financial<br />
Management manages Australian Government debt, cash and financial assets, unter:<br />
http://www.aofm.gov.au/, Zugriff vom 7. Februar 2012.
158 Kapitel 4: Entwicklung von möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
4.2.2.2 Cluster B2: DMO als eigenständige Organisation in privater Rechtsform<br />
Die Subsysteme des Clusters B2 weisen die folgenden Relationen auf:<br />
Ministerium<br />
<strong>Strategische</strong><br />
Steuerung<br />
Zentralbank<br />
DMO als<br />
eigenständige<br />
Organisation<br />
in privater<br />
Rechtsform<br />
System<br />
Public Debt<br />
Management<br />
Abbildung 81: DMO als eigenständige Organisation in privater Rechtsform<br />
Kennzeichnend für die Variante B2 ist die Organisation in Form <strong>ein</strong>er privatrechtlichen<br />
Rechtsform, in der Regel als Kapitalgesellschaft. 739 Damit verbunden ist insbesondere<br />
<strong>ein</strong>e hohe Autonomie gegenüber dem Ministerium. 740 Die Autonomie<br />
zeigt sich insbesondere darin, dass die DMO dem Ministerium nicht direkt hierarchisch<br />
unterstellt und somit nicht unmittelbar weisungsgebunden ist. 741 Diese Eigenständigkeit<br />
zeigt sich auch in der an die Aufbauorganisation von privatwirtschaft-<br />
739 Vgl. beispielsweise Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur GmbH (2010b): Über uns, unter:<br />
http://www.deutsche-finanzagentur.de/de/finanzagentur/ueber-uns/, Zugriff vom 29. Dezember<br />
2010 sowie Magyar Allampapír (2010b): History of sovereign debt management in Hungary and<br />
ÁKK, unter: http://www.akk.hu/object.ecc6d35a-6791-4470-b3d7-3dd65a2778c1.ivy, Zugriff vom<br />
28. Dezember 2010.<br />
740 Vgl. beispielsweise Hungarian Government Debt Management Agency Ltd. und Búzás, zitiert<br />
nach: Currie / Dethier / Togo (2003), S. 20. sowie Magyar Allampapír (2010b): History of sovereign<br />
debt management in Hungary and ÁKK, unter: http://www.akk.hu/object.ecc6d35a-6791-<br />
4470-b3d7-3dd65a2778c1.ivy, Zugriff vom 28. Dezember 2010.<br />
741 Beispielsweise besteht in Portugal zwischen dem Instituto de Gestão da Tesouraria e do Crédito<br />
Público (IGCP) und dem Ministerium <strong>ein</strong> Management-Kontrakt, der die Grenzen der Autonomie<br />
des Debt Managements der IGCP festlegt (vgl. Bento (2000), zitiert nach: Currie / Dethier / Togo<br />
(2003), S. 19 sowie Instituto de Gestão da Tesouraria e do Crédito Público, I.P. (2010a): The<br />
IGCP - Presentation, unter: http://www.igcp.pt/gca/?id=43, Zugriff vom 29. Dezember 2010).
Kapitel 4: Entwicklung von möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 159<br />
lichen Finanzinstitutionen angelehnten Binnenorganisation der DMO 742 und in der<br />
Gestaltung der Besoldungsstruktur. 743<br />
Vorteile dieser Variante sind nach CASSARD / FOLKERTS-LANDAU die Unabhängigkeit<br />
von politischem Einfluss, die Zielsteuerung nach Performance-Kriterien und<br />
Risikogrundsätzen sowie der Einsatz von qualifiziertem Personal. 744 WOLSWIJK /<br />
de HAAN identifizieren Vorteile dieser Organisationsform insbesondere hinsichtlich<br />
<strong>ein</strong>es hohen Grades an operationaler Unabhängigkeit und an Professionalismus,<br />
der nach ihrer Ansicht infolge der hohen Komplexität der Finanzprodukte und der<br />
gestiegenen Wettbewerbs zwischen den Debt Management-Institutionen erforderlich<br />
sei. 745 Auch lässt sich nach REHM infolge <strong>ein</strong>er höheren Transparenz des Entscheidungsprozesses<br />
die Verantwortung für Finanzierungsoperationen leichter dem<br />
Subsystem bzw. den Akteuren des Subsystems zurechnen; dies führt tendenziell zu<br />
<strong>ein</strong>er Abnahme der Neigung zu riskanten Verschuldungsoperationen. 746<br />
Die höhere Autonomie der Variante B2 - gegenüber der Variante B1 und besonderes<br />
gegenüber den Varianten des Clusters A - führt jedoch auch zu <strong>ein</strong>er Verschärfung<br />
der Principal-Agent-Problematik und zu höheren Transaktions<strong>kosten</strong>. 747 In Abhängigkeit<br />
von der gewählten Rechtsform ergeben sich gegebenenfalls rechtsformspezifische<br />
Governance-Probleme. 748<br />
Beispiele für das Organisationsmodell B2 sind:<br />
• Deutschland mit der Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur GmbH, 749<br />
• Österreich mit der Österreichischen Bundesfinanzierungsagentur Ges.m.b.H, 750<br />
742 Vgl. Instituto de Gestão da Tesouraria e do Crédito Público, I.P. (2010b): The IGCP -<br />
Organization, unter: http://www.igcp.pt/gca/?id=45, Zugriff vom 29. Dezember 2010 sowie Bento<br />
(2000), zitiert nach: Currie / Dethier / Togo (2003), S. 19.; vgl. auch Magyar Allampapír (2010a):<br />
Organisational structure of ÁKK, unter: http://www.akk.hu/object.03AADDD6-79CB-4182-9048-<br />
6A05D372BD41.ivy, Zugriff vom 29. Dezember 2010.<br />
743 Vgl. Rehm (2001), S. 330.<br />
744 Vgl. Cassard / Folkerts-Landau (1997), zitiert nach: Currie / Dethier / Togo (2003), S. 7f. sowie<br />
Rehm (2001), S. 330 und Bundesverband deutscher Banken (2000), S. 11 zum Einsatz von qualifiziertem<br />
Personal.<br />
745 Vgl. Wolswijk / de Haan (2005), S. 8.; vgl. auch Wiese (2000), S. 273f.<br />
746 Vgl. Rehm (2001), S. 338.<br />
747 Vgl. Currie / Dethier / Togo (2003), S. 29 und S. 31, Cassard / Folkerts-Landau (1997), zitiert<br />
nach: Currie / Dethier / Togo (2003), S. 7f. sowie Ritz (2003), S. 137.<br />
748 Vgl. auch Bräunig / Greiling (2007), S. 25f.<br />
749 Vgl. Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur GmbH (2010b): Über uns, unter:<br />
http://www.deutsche-finanzagentur.de/de/finanzagentur/ueber-uns/, Zugriff vom 29. Dezember<br />
2010.<br />
750 Vgl. Österreichische Bundesfinanzagentur Ges.m.b.H. (2010), unter: http://www.oebfa.co.at/<br />
d/index.htm, Zugriff vom 29. Dezember 2010.
160 Kapitel 4: Entwicklung von möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
• Ungarn mit der Államadósság Kezelő Központ (AKK) 751 sowie<br />
• Portugal mit dem Instituto de Gestão da Tesouraria e do Crédito Público, I.P.<br />
(IGCP, IP) 752 .<br />
4.2.3 Cluster C: DMO als Bestandteil der Zentralbank<br />
Die Subsysteme des Clusters C weisen die folgenden Relationen auf:<br />
Ministerium<br />
<strong>Strategische</strong><br />
Steuerung<br />
Zentralbank<br />
Originäre<br />
Zentralbank<br />
DMO<br />
System<br />
Public Debt<br />
Management<br />
Abbildung 82: Cluster C: DMO als Bestandteil der Zentralbank<br />
Charakteristisch für diese Variante ist die Wahrnehmung der operativen Debt Management-Aufgaben<br />
durch die Zentralbank, die als Agent des Finanzministeriums<br />
tätig wird. Die Verantwortung gegenüber dem Parlament trägt weiterhin das Ministerium.<br />
753<br />
Die Vorteile dieser - von TOBIN favorisierten 754 - Variante sind <strong>ein</strong>erseits makroökonomischer<br />
Natur: sie erlaubt <strong>ein</strong>e bessere Abstimmung der Geldpolitik. Andererseits<br />
lässt sich unter mikroökonomischen Aspekten das Vertrauen in die Zentralbank und<br />
751 Vgl. Magyar Allampapír (2010): History of sovereign debt management in Hungary and ÁKK,<br />
unter: http://www.akk.hu/object.ecc6d35a-6791-4470-b3d7-3dd65a2778c1.ivy, Zugriff vom<br />
29. Dezember 2010.<br />
752 Vgl. Instituto de Gestão da Tesouraria e do Crédito Público, I.P. (2010a): TH IGCP -<br />
Presentation, unter: http://www.igcp.pt/gca/?id=43, Zugriff vom 29. Dezember 2010 sowie Bento<br />
(2000), zitiert nach: Currie / Dethier / Togo (2003), S. 19.<br />
753 Vgl. beispielsweise Currie / Dethier /Togo (2003), S. 17f. sowie Danmarks Nationalbank (2000),<br />
Chapter 8, zitiert nach: Currie / Dethier /Togo (2003), S. 18.<br />
754 Vgl. Tobin (1963, deutsch 1978), S. 119ff.
Kapitel 4: Entwicklung von möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 161<br />
deren Kontakte nutzen. 755 Auch der Einkauf von Finanzspezialisten mit Portfolio-<br />
Risiko-Kenntnissen und das Ausgleichen der Fremdwährungsschulden mit den<br />
Fremdwährungsreserven können als mögliche Vorteile angeführt werden. 756<br />
Nachteilig kann sich insbesondere der nicht zu lösende Zielkonflikt zwischen fiskalischen<br />
und stabilisierungspolitischen Zielen auswirken. 757 Auch der Internationale<br />
Währungsfonds und die Weltbank plädieren für <strong>ein</strong>e Trennung von Debt Management<br />
und geldpolitischer Steuerung bei entwickelten Ländern. 758 Nach CURRIE /<br />
DETHIER / TOGO führt bei der Zuständigkeit der Zentralbank für die Geldpolitik<br />
und das Debt Management <strong>ein</strong> zögerliches Herangehen an Zinserhöhungen - aufgrund<br />
der geldpolitischen Zielsetzung der Inflationskontrolle - zu nachteiligen Effekten<br />
für das inländische Schuldenportfolio. Die Kompetenzbündelung könne dazu<br />
verleiten, die Finanzmärkte zu manipulieren, um die Zinssätze staatlicher Anleihen<br />
zu senken oder den nominalen Wert der Staatsschulden durch gezielte Inflation zu<br />
senken. Zudem bestehe die Verlockung, Liquidität vor anstehenden Refinanzierungen<br />
in den Markt zu bringen oder die Laufzeitstruktur oder die Währungszusammensetzung<br />
des Schuldenportfolios im Hinblick auf die Position der Geldpolitik zu<br />
be<strong>ein</strong>flussen. Selbst wenn das Debt Management von <strong>ein</strong>er separaten Abteilung<br />
innerhalb der Zentralbank betrieben würde, bestehe das Risiko, dass Debt Management-Entscheidungen<br />
in den Verdacht geraten könnten, von Insider-<br />
Informationen zu Zinssatzentscheidungen be<strong>ein</strong>flusst zu s<strong>ein</strong>. Dies stellt nach Auffassung<br />
von CURRIE / DETHIER / TOGO weder <strong>ein</strong>e optimale Geldpolitik noch <strong>ein</strong>e<br />
optimale Debt Management-Politik dar. 759<br />
Beispiel für die Organisationsform des Clusters C ist Danmarks Nationalbank, die<br />
seit dem Jahr 1992 die operativen Debt Management-Aufgaben als Agent des Finanzministeriums<br />
wahrnimmt. 760<br />
4.2.4 Cluster D: Kooperationsmodelle<br />
Neben den in Abschnitt 4.2.1 bis Abschnitt 4.2.3 beschriebenen real existierenden<br />
Organisationsformen lassen sich aus der Literatur zusätzliche Kooperationsmodelle<br />
755 Vgl. Wiese (2000), S. 260f.<br />
756 Vgl. Currie / Dethier / Togo (2003), S. 16f.<br />
757 Vgl. Wiese (2000), S. 260 sowie HM Treasury (2000), zitiert nach: Currie / Dethier / Togo (2003),<br />
S. 14.<br />
758 International Monetary Fund / World Bank (2001), S. 6.<br />
759 Vgl. Currie / Dethier / Togo (2003), S. 13. Eine gegenteilige Auffassung vertritt TOWNEND, der<br />
<strong>ein</strong>e direkte personelle Verzahnung zwischen Debt Management und Zentralbank aufgrund der<br />
Erfahrungen in Großbritannien befürwortet (vgl. Townend (1997), zitiert nach: Wiese (2000),<br />
S. 261).<br />
760 Vgl. Danmarks Nationalbank (2011a): Government debt management, unter:<br />
http://www.nationalbanken.dk/DNUK/Tasks.nsf/side/Government_debt_management_general!Op<br />
enDocument, Zugriff vom 22. Januar 2012 sowie Currie / Dethier / Togo (2003), S. 17f.
162 Kapitel 4: Entwicklung von möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
ableiten. Diese stellen Entwicklungsoptionen für die derzeit <strong>ein</strong>gesetzten Organisationsmodelle<br />
dar und werden deshalb im Folgenden kurz vorgestellt.<br />
4.2.4.1 Cluster D1: Kooperation mit Zentralbank<br />
TOBIN sieht <strong>ein</strong>e enge institutionelle Verbindung zwischen Finanzministerium und<br />
Zentralbank. Eine klare Verantwortungstrennung hinsichtlich der Schuldenstrukturund<br />
Schuldenniveaupolitik zwischen diesen Beiden sei nicht immer möglich. 761<br />
WIESE spricht sich wegen „unlösbarer Zielkonflikte“ 762 gegen <strong>ein</strong>e Wahrnehmung<br />
der Debt Management-Aufgaben durch die Zentralbank aus (vgl. Abschnitt 4.2.3).<br />
Dennoch attestiert er, dass in Staaten, die der Kontrolle der Marktliquidität <strong>ein</strong>e hohe<br />
Bedeutung beimessen, „aus liquiditätspolitischen Erwägungen (W) bestimmte<br />
Formen der Koordination beider Politikbereiche sinnvoll s<strong>ein</strong>“ können. 763 Unter dem<br />
Aspekt der Finanzmarktpflege könnte WIESE zufolge <strong>ein</strong>e „institutionelle Koordination<br />
zwischen Finanz- und Geldpolitik“ zweckmäßig s<strong>ein</strong>; deshalb sollte „im Vorfeld<br />
größerer Geldmarktemissionen“ <strong>ein</strong>e Abstimmung zwischen dem Finanzministerium<br />
und der (europäischen) Zentralbank erfolgen. 764<br />
4.2.4.2 Cluster D2: Kooperation mit Kreditinstitut<br />
KUTSCHERA entwickelt für den kommunalen Bereich die Bankdienstleistung<br />
„Kommunales Debt Management“. 765 Für <strong>ein</strong>e Debt Management-<br />
Bankdienstleistung könnte - insbesondere unter Berücksichtigung der Schwierigkeiten<br />
beim Erwerb und Erhalt von Know-How 766 - grundsätzlich auch <strong>ein</strong> Markt auf<br />
staatlicher Ebene bestehen. 767 Den möglichen Kosten- und Risikoreduzierungen<br />
durch den Einsatz von externem Know-How des kooperierenden Kreditinstituts<br />
steht jedoch insbesondere wegen der hohen Informationsasymmetrie <strong>ein</strong>e Erhöhung<br />
des Principal-Agent-Problems gegenüber. 768 KUTSCHERA schlägt zur Lösung<br />
der Principal-Agent-Problematik vor, mit Hilfe des Vergütungssystems <strong>ein</strong>e<br />
„Interessenharmonie“ 769 zwischen Kommune und Kreditinstitut herzustellen: hierzu<br />
soll die Vergütung des Kreditinstituts an die Erreichung <strong>ein</strong>er die Ziele der Kommune<br />
erfüllenden Performance gekoppelt werden und fortlaufend über den Stand der<br />
761 Vgl. Tobin (1978), S. 26, zitiert nach: Wiese (2000), S. 260. Anzumerken ist, dass im Jahr 1978<br />
eigenständige Debt Management-Organisations<strong>ein</strong>heiten in den meisten Staaten nicht vorhanden<br />
war und TOBIN sich auch vor diesem Hintergrund für <strong>ein</strong>e stärkere Kooperation zwischen Ministerium<br />
und Zentralbank - als den <strong>ein</strong>zigen existenten Debt Management-Funktionsträgern dieser<br />
Zeit - ausgesprochen haben könnte.<br />
762 Wiese (2000), S. 260.<br />
763 Wiese (2000), S. 260.<br />
764 Wiese (2000), S. 261.<br />
765 Kutschera (2003), S. 95; vgl. auch Kutschera (2003), S. 95ff.<br />
766 Vgl. Rehm (2001), S. 330.<br />
767 Vgl. Kutschera (2003), S. 235ff. zu den Motiven der Kommunen, insbesondere zu den fehlenden<br />
Anreizsystemen und zum Bedarf an externem Know-How.<br />
768 Vgl. Kutschera (2003), S. 257f. sowie S. 192ff. und S. 253ff.<br />
769 Kutschera (2003), S. 217.
Kapitel 4: Entwicklung von möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 163<br />
Zielerreichung berichtet werden. 770<br />
Bei der Beurteilung von Kooperationen von<br />
Staaten mit Kreditinstituten sind die Höhe der staatlichen Schuldenvolumina und die<br />
damit verbundenen Kapitalmarktwirkungen zu berücksichtigen. In Abhängigkeit vom<br />
Kooperationsvertrag könnte <strong>ein</strong> Kreditinstitut zur kurzfristigen Zielerreichung der<br />
Zins<strong>kosten</strong>optimierung und damit zu s<strong>ein</strong>er Nutzenmaximierung <strong>ein</strong>e Umschichtung<br />
auf die - kurzfristig gesehen - zinsgünstigste Laufzeit vornehmen und dadurch geld-<br />
und kapitalmarktpolitische Störungen auslösen, die langfristig zu Zins<strong>kosten</strong>steigerungen<br />
und höheren Risiken führen. 771<br />
4.2.4.3 Cluster D3: Kooperation mit Konkurrenten / Koordinierter Marktauftritt<br />
Durch <strong>ein</strong>e Kooperation mit anderen staatlichen DMO’s und die Koordination der<br />
Emissionen von großen Anleihen innerhalb der Europäischen Union ließen sich<br />
nach WIESE Volatilitäten des Kapitalmarkts, die sich nachteilig auf alle an der Währungsunion<br />
Beteiligten auswirken könnten, vermeiden. 772 SCALERA favorisiert <strong>ein</strong>e<br />
Central Coordination Group 773 zum intensiven Informationsaustausch über Debt<br />
Management-Entscheidungen der <strong>ein</strong>zelnen Staaten. Damit ließe sich insbesondere<br />
der Lock-In-Effekt (Konzentration aller Staaten auf wenige, sehr ähnliche Instrumente)<br />
vermeiden. 774 Die Grenzen dieser Koordination sind zum <strong>ein</strong>en durch das<br />
Kartellrecht gesetzt (k<strong>ein</strong>e bindende Absprache zum Nachteil der Gläubiger). 775<br />
Zum anderen ist hinsichtlich der Harmonisierung auch die No-Bailout-Klausel des<br />
Artikels 103 Vertrag zur Gründung der Europäischen Gem<strong>ein</strong>schaft (EGV) zu beachten,<br />
die den finanziellen Beistand von Mitgliedstaaten zur Einhaltung bestimmter<br />
Schuldenniveaus untersagt. 776<br />
4.2.4.4 Cluster D4: Supranationale europäische Debt Management-Agentur<br />
Bei Weiterführung des Debt Managements-Kooperationsgedankens lässt sich die<br />
Idee <strong>ein</strong>er zentralen Debt Management-Agentur entwickeln. Eine supranationale<br />
770 Vgl. Kutschera (2003), S. 217ff. und S. 254.<br />
771 Vgl. Wiese (2000), S. 271f.; vgl. auch U.S. Department of the Treasury (2011a): Who/What is the<br />
Treasury Borrowing Advisory Committee (TBAC)?, unter: http://www.treasury.gov/resourcecenter/data-chart-center/quarterly-refunding/Pages/who-is-tbac.aspx,<br />
Zugriff vom 28. Januar<br />
2012, zur Funktion und Zusammensetzung des Treasury Borrowing Advisory Committee in<br />
den USA; vgl. auch Abschnitt 3.2.2.1 zum antizipativen Zinsänderungs<strong>risiko</strong>.<br />
772 Vgl. Wiese (2000), S. 268 sowie Bundesverband Deutscher Banken (2000), S. 10f.<br />
773 Scalera (1999), o.S., zitiert nach: Wiese (2000), S. 270.<br />
774 Vgl. Wiese (2000), S. 270.<br />
775 Vgl. Wiese (2000), S. 270.<br />
776 Vgl. Wiese (2000), S. 269f., vgl. auch McCauley / White (1997), S. 11, zitiert nach: Wiese (2000),<br />
S. 270. Im Zuge der europäischen Staatsschuldenkrise wird aktuell <strong>ein</strong>e Veränderung bzw. Aufhebung<br />
der No-Bailout-Klausel mit dem Ziel der Begehung von Euro-Bonds diskutiert (vgl. auch<br />
tagesschau.de (2011): Schuldenkrise in Europa - Eurobonds - der letzte Ausweg?, unter:<br />
http://www.tagesschau.de/wirtschaft/eurobonds106.html, Zugriff vom 30. November 2011, sowie<br />
Spiegel-Online (2012d): Streit vor dem Krisengipfel - Spanien lehnt schnelle Euro-Bonds ab, unter:<br />
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/streit-um-euro-bonds-spanien-will-k<strong>ein</strong>e-schnellenanleihen-a-834356.html,<br />
Zugriff vom 29. Mai 2012).
164 Kapitel 4: Entwicklung von möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
europäische Debt Management-Agentur könnte mit Hilfe <strong>ein</strong>er zentralisierten Emissionspolitik<br />
sehr große Emissionsvolumina begeben und damit deutliche Kostenvorteile<br />
realisieren, die an die Einzelstaaten weitergegeben werden könnten. 777 Diesen<br />
Kostenvorteilen stehen auf nationaler Ebene jedoch der Verlust der Flexibilität und<br />
der Unabhängigkeit der Entscheidung über die Emissionsbedingungen sowie die<br />
mögliche Be<strong>ein</strong>trächtigung der distributiven und stabilitätspolitischen Zielsetzungen<br />
gegenüber. 778 Zudem besteht die Gefahr, dass <strong>ein</strong>e supranationale Debt Management-Agentur<br />
mit <strong>ein</strong>heitlicher Emissionspolitik, Anleihenausstattung und gem<strong>ein</strong>sam<br />
begebenen Staatsanleihen („Joint Emissions“ 779 ) gegen die No-Bailout-Klausel<br />
des Artikels 103 EGV verstößt: Eventuell erhielten Einzelstaaten durch <strong>ein</strong>e gem<strong>ein</strong>same<br />
Emission <strong>ein</strong>e günstigere Neuverschuldung als ihre Kreditwürdigkeit und<br />
Bonität dies rechtfertigen. 780<br />
Die in den Clustern D1 und D2 aufgezeigten Kooperationsmöglichkeiten sollen im<br />
Rahmen der empirischen Analyse mit untersucht werden. Die Cluster D3 und D4<br />
werden - aufgrund der aktuell (noch) gültigen Auslegung der No-Bailout-Klausel -<br />
nicht in die empirische Untersuchung <strong>ein</strong>bezogen. 781<br />
4.2.5 Kriterien der organisationstheoretischen Analyse<br />
Nach Auffassung des Bundesverbands deutscher Banken hat die Zunahme der Bedeutung<br />
des staatlichen Schuldenmanagements zur Veränderung der Organisation<br />
des Schuldenmanagements geführt. Teilweise wurde innerhalb des Ministeriums<br />
die Organisation des Debt Managements optimiert und dessen Aufgaben in <strong>ein</strong>er<br />
777 Vgl. Wiese (2000), S. 269.<br />
778 Vgl. Wiese (2000), S. 269.<br />
779 Wiese (2000), S. 269.<br />
780 Vgl. Wiese (2000), S. 269f.; vgl. auch Belke (2001), S. 262ff. Im Zuge der europäischen Staatsschuldenkrise<br />
wird aktuell <strong>ein</strong>e Veränderung bzw. Aufhebung der No-Bailout-Klausel mit dem Ziel<br />
der Begehung von Euro-Bonds und damit <strong>ein</strong>e gem<strong>ein</strong>same Emissionspolitik diskutiert (vgl. auch<br />
tagesschau.de (2011): Schuldenkrise in Europa - Eurobonds - der letzte Ausweg?, unter:<br />
http://www.tagesschau.de/wirtschaft/eurobonds106.html, Zugriff vom 30. November 2011).<br />
781 Vgl. auch die aktuelle Diskussion im Zuge der europäischen Staatsschuldenkrise betreffend <strong>ein</strong>e<br />
Veränderung bzw. Aufhebung der No-Bailout-Klausel mit dem Ziel der Begehung von Euro-<br />
Bonds (vgl. auch tagesschau.de (2011): Schuldenkrise in Europa - Eurobonds - der letzte Ausweg?,<br />
unter: http://www.tagesschau.de/wirtschaft/eurobonds106.html, Zugriff vom 30. November<br />
2011, sowie Spiegel-Online (2012d): Streit vor dem Krisengipfel - Spanien lehnt schnelle Euro-Bonds<br />
ab, unter: http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/streit-um-euro-bonds-spanien-willk<strong>ein</strong>e-schnellen-anleihen-a-834356.html,<br />
Zugriff vom 29. Mai 2012).
Kapitel 4: Entwicklung von möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 165<br />
Organisations<strong>ein</strong>heit gebündelt (Modelle des Clusters A), teilweise wurden außerhalb<br />
des Ministeriums Agencies gegründet (Modelle des Clusters B). 782<br />
Ausgehend von der Definition von unterschiedlichen Organisationsmodell-Clustern<br />
sollen im Folgenden Kriterien für die organisationstheoretische Analyse dieser Cluster<br />
entwickelt werden. Hierzu werden Prämissen der Literatur zur Steuerung des<br />
Debt Managements und zur Gestaltung der Debt Management-<br />
Organisationsstrukturen herangezogen.<br />
Nach CURRIE / DETHIER / TOGO treten bei jeder Organisationsform Principal-<br />
Agent-Probleme zwischen Ministerium und DMO auf. 783 Unabhängig von der gewählten<br />
Debt Management-Organisationsstruktur sind deshalb bei der Analyse der<br />
Steuerungsstruktur die folgenden Gestaltungsprämissen zur Lösung bzw. Reduzierung<br />
des Principal-Agent-Problems zu beachten: 784<br />
1. Die DMO stellt <strong>ein</strong>e zusammengefasste Einheit mit klaren Verantwortlichkeiten<br />
dar. 785 In den rechtlichen Rahmenbedingungen sind die Kompetenzen zur<br />
Schuldenaufnahme <strong>ein</strong>deutig zu regeln. Die Organisationsstrukturen und die Zuordnung<br />
von Kompetenzen zu den Aufgabenträgern sollen klar geregelt werden.<br />
786 REHM empfiehlt schriftliche Regeln für die Bewilligung und den Einsatz<br />
der Marktinstrumente und der Kontrahenten. 787<br />
2. Die Ziele der DMO müssen klar spezifiziert und durch strategische Zielsetzungen<br />
- und bei aktivem Handel auch durch Performance-Benchmarks - präzisiert werden.<br />
788 REHM empfiehlt klare Risikovorgaben durch die politischen Gremien sowie<br />
die Vorgabe von <strong>ein</strong>deutigen Limiten und Erfolgs- und Risikomaßstäben. 789<br />
Nach CURRIE / DETHIER / TOGO führt <strong>ein</strong>e Verteilung von Debt Management-<br />
Funktionen auf mehrere Funktionsträger theoretisch nicht zu Nachteilen, so lange<br />
die Debt Management-Ziele klar definiert und abgleitet sind und die Koordina-<br />
782 Vgl. Bundesverband deutscher Banken (2000), S. 6.; vgl. auch Hain (2003), S. 12ff. Offen bleibt<br />
bei diesen Untersuchungen, ob die Überwachung und Kontrolle des staatlichen Debt Managements<br />
- durch das Ministerium oder andere Institutionen - entsprechend weiterentwickelt wurde<br />
bzw. ob die aktuell vorhandenen Überwachungs- und Kontrollstrukturen angemessen sind (vgl.<br />
dazu auch Wolswijk / de Haan (2005), S. 8f., Birkholz (2008), S. 229 sowie Kutschera (2003),<br />
S. 198ff.). Eine Ausnahme stellt die Untersuchung von CURRIE / DETHIER / TOGO im Auftrag<br />
der Weltbank dar, die die „Institutional Arrangements for Public Debt Management“ zum Gegenstand<br />
hat (vgl. Currie / Dethier / Togo (2003), S. 29ff.). Vgl. auch International Monetary Fund /<br />
World Bank (2001), S. 9f.<br />
783 Vgl. Currie / Dethier / Togo (2003), S. 29<br />
784 Vgl. Currie / Dethier / Togo (2003), S. 30 sowie International Monetary Fund / World Bank (2001),<br />
S. 6ff.<br />
785 Vgl. Currie / Dethier / Togo (2003), S. 31.<br />
786 Vgl. auch International Monetary Fund / World Bank (2001), S. 7.<br />
787 Vgl. Rehm (2001), S. 331.<br />
788 Vgl. Currie / Dethier / Togo (2003), S. 32ff. und S. 36f. sowie International Monetary Fund / World<br />
Bank (2001), S. 6.<br />
789 Vgl. Rehm (2001), S. 331.
166 Kapitel 4: Entwicklung von möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
tion zwischen den <strong>ein</strong>zelnen Organisations<strong>ein</strong>heiten effektiv ist. In der Praxis<br />
spiegelt <strong>ein</strong>e organisatorische Zersplitterung jedoch das Fehlen <strong>ein</strong>er schlüssigen<br />
Debt Management-Zielsetzung bzw. <strong>ein</strong>es Leitbilds sowie bürokratische Rivalitäten<br />
wider und führt zu schlechter Koordination. Außerdem bedeutet <strong>ein</strong>e organisatorische<br />
Zersplitterung auch das Eingehen höherer operationaler Risiken,<br />
da Zurechenbarkeit und Verantwortung von Handlungen nicht über<strong>ein</strong>stimmen.<br />
Letztendlich führt organisatorische Zersplitterung zu <strong>ein</strong>em Fehlen von strategischer<br />
Risikoorientierung unter den Debt Managern, da die unterschiedlichen beteiligten<br />
Organisations<strong>ein</strong>heiten nur ihre Einzelverantwortlichkeiten im Blick haben.<br />
790<br />
3. Dem Agent wird <strong>ein</strong> anreiz-bezogener Vertrag angeboten, so dass die gewünschten<br />
Anstrengungen unternommen bzw. Fähigkeiten genutzt werden. 791 Hinsichtlich<br />
des Erwerbs der gewünschten Fähigkeiten wird - unabhängig von dem gewählten<br />
Organisationsmodell - in <strong>ein</strong>zelnen Ländern der Versuch unternommen,<br />
Personal vom Finanzmarkt zu rekrutieren bzw. Personal zu Nicht-Behörden-<br />
Konditionen zu entlohnen. Teilweise werden auch Performance-orientierte Gehälter<br />
ver<strong>ein</strong>bart. 792<br />
4. Die Handlungen des Agenten werden überwacht und Risikokontrollfunktionen<br />
sind implementiert. 793 Der Internationale Währungsfonds und die Weltbank favorisieren<br />
<strong>ein</strong>e jährliche Prüfung durch externe Auditoren 794 sowie <strong>ein</strong> Risikomanagement,<br />
das auch Verantwortlichkeiten für das Personal und klare Überwachungs-<br />
und Kontrollstrategien sowie <strong>ein</strong> Berichtswesen umfasst. 795 Hierzu ist <strong>ein</strong><br />
sorgfältiges, umfassendes Management-Informationssystem mit geeigneten Sicherungsmaßnahmen<br />
zu implementieren. 796 Das <strong>ein</strong>gesetzte Personal sollte zur<br />
Beachtung von Verhaltenskodizes und Richtlinien zum Umgang mit Interessenkonflikten<br />
hinsichtlich der eigenen finanziellen Angelegenheiten verpflichtet wer-<br />
790 Vgl. Currie / Dethier /Togo (2003), S. 21f.<br />
791 Vgl. Currie / Dethier / Togo (2003), S. 37f. und S. 48.<br />
792 Beispiele sind Irland, Schweden, Dänemark und Neuseeland (vgl. Currie / Dethier / Togo (2003),<br />
S. 16f. und S. 24f.); in Frankreich setzt die Agence France Trésor neben Ministeriumsbediensteten<br />
in ausgewählten Bereichen auch Finanzspezialisten des privaten Sektors <strong>ein</strong> (vgl. Agence<br />
France Trésor (2012): Wer sind wir? - Präsentation, unter: http://www.aft.gouv.fr/<br />
rubriques/prasentation_68.html, Zugriff vom 26. Januar 2012.<br />
793 Vgl. Currie / Dethier / Togo (2003), S. 38f.<br />
794 Vgl. auch Forges (2001) und Currie (2000), zitiert nach: Currie / Dethier / Togo (2003), S. 27. zu<br />
internen und externen Kontrollen; vgl. auch Eibelshäuser, M. (1994), S. 925ff. sowie Eibelshäuser<br />
/ Nowak (2004); Randnummer 4ff.<br />
795 Vgl. International Monetary Fund / World Bank (2001), S. 7; vgl. auch Rehm (2001), S. 331.<br />
796 Vgl. International Monetary Fund / World Bank (2001), S. 7.
Kapitel 4: Entwicklung von möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 167<br />
den. 797 REHM empfiehlt <strong>ein</strong>e „saubere Funktionstrennung zwischen Handel, Abwicklung<br />
und Risiko-Controlling“. 798<br />
5. Der Principal besitzt die Fähigkeit s<strong>ein</strong>e Überwachungsfunktionen wahrzunehmen.<br />
799 Hierzu kann der Principal durch Advisory Boards, Boards of Directors<br />
oder Audit Committees unterstützt werden. 800 Hierzu ist ebenfalls Finanzmarkt-<br />
Know-How notwendig.<br />
In Abhängigkeit von der gewählten Organisations- bzw. Rechtsform sind hinsichtlich<br />
der Prämissen 4 und 5 gegebenenfalls auch Aspekte der Corporate Governance zu<br />
berücksichtigen. Dabei sind insbesondere die jeweiligen nationalen Rechtsnormen<br />
801 , die OECD-Grundsätze der Corporate Governance 802 (bzw. der jeweilige<br />
nationale Corporate Governance Kodex 803 ) sowie der Public Corporate Governance<br />
804 (bzw. der jeweilige nationale Public Corporate Governance Kodex 805 ) heranzuziehen.<br />
Bei Organisationen in privater Rechtsform sind gegebenenfalls Unterschiede<br />
des monistischen und dualistischen Systems zu beachten. 806 Im dualisti-<br />
797 Vgl. International Monetary Fund / World Bank (2001), S. 7.<br />
798 Rehm (2001), S. 331.; vgl. auch Bundesverband deutscher Banken (2008), S. 126f. zur Entwicklung<br />
der Bankenaufsicht.<br />
799 Vgl. Currie / Dethier / Togo (2003), S. 39 und S. 49f.<br />
800 Vgl. Currie / Dethier /Togo (2003), S. 39 und S. 49f. sowie - als Beispiel für <strong>ein</strong> Advisory Board –<br />
das New Zealand Debt Management Office (2011): Roles of Participants in the Management of<br />
the Crown's Debt & Fixed Income Assets, unter: http://www.nzdmo.govt.nz/<br />
aboutnzdmo/orgstructure/roles, Zugriff vom 27. Januar 2012. Als Beispiel für die weitreichenden<br />
Kompetenzen <strong>ein</strong>es Board of Directors kann das ungarische Modell herangezogen werden: Die<br />
AKK als Kapitalgesellschaft ist organisatorisch unabhängig, steht aber unter der Überwachung<br />
des Finanzministeriums. Verantwortlich für die Hauptentscheidungen des Debt Managements<br />
sind das Board of Directors und in Einzelfällen das Ministerium (vgl. Hungarian Government Debt<br />
Management Agency Ltd. und Búzás, zitiert nach: Currie / Dethier / Togo (2003), S. 20. und Magyar<br />
Allampapír (2011): History of sovereign debt management in Hungary and ÁKK, unter:<br />
http://www.akk.hu/object.ecc6d35a-6791-4470-b3d7-3dd65a2778c1.ivy, Zugriff vom 3. Januar<br />
2011); vgl. auch vgl. auch Bundesverband deutscher Banken (2000), S. 7 zu den „Besonderheiten“<br />
im Schuldenmanagement in der EWU (Advisory Board und Audit Committee in Portugal,<br />
Staatsschuldenausschuss in Österreich).<br />
801 Vgl. beispielsweise Bundesministerium der Justiz (o.J.): Gesetz betreffend die Gesellschaften mit<br />
beschränkter Haftung, unter: http://www.gesetze-im-internet.de/gmbhg/index.html, Zugriff vom<br />
22. Januar 2012.<br />
802 Vgl. Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (2004): OECD-Grundsätze<br />
für Corporate Governance - Neufassung 2004, unter: http://www.oecd.org/dataoecd/<br />
57/19/32159487.pdf, Zugriff vom 27. Januar 2012.<br />
803 Vgl. beispielsweise Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex (2010):<br />
Deutscher Corporate Governance Kodex in der Fassung vom 26. Mai 2010, unter<br />
http://www.corporate-governance-code.de/ger/download/kodex_2010/D_CorGov_Endfassung_<br />
Mai_2010.pdf, Zugriff vom 7. Februar 2012.<br />
804 Vgl. Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (2006): OECD-Leitsätze<br />
zu Corporate Governance in staatseigenen Unternehmen, unter: http://www.oecd.org/dataoecd/<br />
44/4/45885543.pdf, Zugriff vom 27. Januar 2012.<br />
805 Vgl. Bundesministerium der Finanzen (2009): Grundsätze guter Unternehmens- und Beteiligungsführung<br />
im Bereich des Bundes in der Fassung vom 30.Juni 2009, unter:<br />
http://www.bundesfinanzministerium.de/nn_39010/DE/Wirtschaft__und__Verwaltung/Bundesliege<br />
nschaften__und__Bundesbeteiligungen/Public__corporate__governance__Kodex/010709__<br />
publGov__anl,templateId=raw,property=publicationFile.pdf, Zugriff vom 20. Dezember 2010.<br />
806 Vgl. auch Dülfer (2001), S. 405ff. sowie Higgen (2008), S. 103ff. und S. 115ff.
168 Kapitel 4: Entwicklung von möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
schen System ist insbesondere die Einrichtung <strong>ein</strong>es freiwilligen Aufsichtsrats bzw.<br />
von Aufsichtsratsausschüssen und die Definition von Mitwirkungsrechten bzw. zustimmungspflichtigen<br />
Geschäfte möglich. 807<br />
HILL verweist auf die vom Australian National Audit Office identifizierten Elemente<br />
für „Effective Governance“. 808 Dies sind „Legislation“, „Leadership“, „Management<br />
Environment“, „Risk Management“, „Monitoring“ und „Accountability“ 809 . Hierauf<br />
aufbauend entwickelt das Australian National Audit Office <strong>ein</strong>e Checkliste zur Beurteilung<br />
der Public Sector Corporate Governance, die die Merkmale „Definition of<br />
Role and Powers“, „Board Appointments“, „Board Skills“, „Independence and Ressources“,<br />
„Code of Conduct”, „Strategy Setting”, „Business and Community Consultation”,<br />
„Financial and Operational Reporting”, „Monitoring Board Performance”,<br />
„Audit Committees” und „Statutory Accountability” umfasst. 810<br />
Auf Basis der dargestellten Gestaltungsprämissen lassen sich unter organisationstheoretischer<br />
Perspektive die folgenden Differenzierungskriterien ableiten (vgl. Anlage<br />
8):<br />
• Klare Ziele hinsichtlich Kosten und Risiko,<br />
• Ableitung von (operativen und taktischen) Zielsetzungen aus den Zielen,<br />
• Eindeutige Erfolgs- / Zielerreichungsmaßstäbe,<br />
• Klare Verantwortlichkeiten / <strong>ein</strong>deutige Limits,<br />
• Berichtswesen,<br />
• Risikomanagement (inkl. Risikokontrolle),<br />
• Transparenz der Entscheidungsprozesse,<br />
• Anreizorientierung,<br />
• Überwachung / Corporate Governance,<br />
• Operative Unabhängigkeit von politischer Einflussnahme,<br />
• Unabhängigkeit von Geldpolitik,<br />
• Qualifikation des Personals / Know-How / Informationsvorsprung,<br />
• Höhere Flexibilität / kürzere Reaktionszeiten,<br />
• Schriftliche Regelungen sowie<br />
• Funktionstrennung.<br />
807 Vgl. auch Pankotsch (2005), S. 124f.<br />
808 Hill (2000), S. 9, vgl. Australian National Audit Office (1999), S. 15ff., zitiert nach: Hill (2000), S. 9.<br />
809 Vgl. Australian National Audit Office (1999), S. 15ff., zitiert nach: Hill (2000), S. 9.<br />
810 Vgl. Australian National Audit Office (1999), S. 15ff., zitiert nach: Hill (2000), S. 9; vgl. auch Australian<br />
National Audit Office (2003), S. 21ff., unter: http://www.anao.gov.au/Publications, Stichwort<br />
“Corporate Governance”, Zugriff vom 14. November 2011.
Kapitel 4: Entwicklung von möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 169<br />
4.2.6 Implikationen für die Forschungsarbeit<br />
Mit Hilfe der organisationstheoretischen Differenzierung lassen sich drei grundlegende<br />
Organisationsmodelle mit unterschiedlichen Untervarianten abbilden. Darüber<br />
hinaus sind unterschiedliche Kooperationsmodelle bis hin zu <strong>ein</strong>er supranationalen<br />
Debt Management Agentur denkbar. In Abhängigkeit vom jeweils gewählten<br />
Organisationsmodell bzw. von der jeweiligen Variante ergeben sich sowohl Kosten-<br />
als auch Risikovor- und -nachteile. 811 Insbesondere zeigen sich - neben differierenden<br />
Autonomiegraden - Unterschiede hinsichtlich der Ausprägungen der Principal-<br />
Agent-Problematik sowie hinsichtlich der - bei der Zuordnung von Verfügungsrechten<br />
relevanten - Zusammenhänge zwischen Transaktions<strong>kosten</strong> und Wohlfahrtsverlusten.<br />
812<br />
Bei der vergleichenden Untersuchung der Debt Management-Organisationsstrukturen<br />
der beteiligten Untersuchungspartner sind insbesondere die Principal-<br />
Agent-Problematik und die Zusammenhänge zwischen Transaktions<strong>kosten</strong> und<br />
Wohlfahrtsverlusten zu beachten, existierende Lösungsansätze 813 zu berücksichtigen<br />
und eventuelle Unterschiede zwischen den <strong>ein</strong>zelnen Organisationsmodellen<br />
aufzuzeigen. 814<br />
Diese Unterschiede sollen in Kapitel 5 empirisch analysiert werden. Hierzu werden<br />
die in Abschnitt 4.2.5 entwickelten organisationstheoretischen Differenzierungskriterien<br />
herangezogen.<br />
4.3 Inhaltliche Differenzierung des Public Debt Managements<br />
Als Ergebnis der systemtheoretischen und organisationstheoretischen Differenzierung<br />
lassen sich insbesondere unterschiedliche Kompetenzzuordnungen zu den<br />
<strong>ein</strong>zelnen Subsystemen und damit unterschiedliche Autonomiegrade der <strong>ein</strong>zelnen<br />
DMO feststellen (vgl. Abschnitt 4.1). In Anlehnung an REHM können sich diese<br />
auch auf die inhaltliche Ausgestaltung des Debt Managements, beispielsweise im<br />
Hinblick auf den Umfang der zulässigen Finanzierungsinstrumente, und damit auf<br />
die Struktur des Schuldenportfolios auswirken. 815 REHM sieht in s<strong>ein</strong>er Untersu-<br />
811 Vgl. insbesondere Picot et al (1997), S. 58, zitiert nach: Ritz (2003), S. 143, Fußnote Nr. 29.<br />
812 Vgl. Currie / Dethier / Togo (2003), S. 30 sowie International Monetary Fund / World Bank (2001),<br />
S. 6ff.<br />
813 Vgl. Kutschera (2003), S. 217ff. zur Lösung des Principal-Agent-Problems durch Anreizschaffung<br />
mit Hilfe des Vergütungssystems sowie Holstrom / Milgrom (1991), S. 25ff. zu den Grenzen der<br />
Anreizorientierung.<br />
Vgl. Fama / Jensen (1983), S. 22 zur Lösung des Principal-Agent-Problems in Non-Profit-<br />
Organisationen durch Trennung von Management und Kontrolle; vgl. hierzu auch Jensen / Ruback<br />
(1983), S. 51.<br />
814 Vgl. auch Currie / Dethier / Togo (2003), S. 31 zum Anstieg der Transaktions<strong>kosten</strong> wegen steigender<br />
Formalisierung bei Gründung <strong>ein</strong>er DMO mit zunehmender Entfernung vom Principal<br />
815 Vgl. Rehm (2001), S. 171ff.
170 Kapitel 4: Entwicklung von möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
chung des Debt Managements in der EU die Verfügbarkeit von Produkten, die<br />
Laufzeiten bzw. die Laufzeitenstruktur, die Bedingungen der Emission (nach Verfahren,<br />
Terminen, unterjährigen Emissionen und Emissionspolitik) sowie die Maßnahmen<br />
am Sekundärmarkt als Ursachen möglicher Unterschiede. 816 Auf der Basis<br />
der bei Abschnitt 2.1.3 vorgenommenen Kategorisierung lassen sich zudem die Parameter<br />
„Verschuldungsart“, „Gläubigerstruktur“ und „(Zins-)Ausstattung“ ergänzen.<br />
817 Hierauf aufbauend werden für die vorliegende Untersuchung die folgenden<br />
inhaltlichen Differenzierungsparameter des Schuldenportfolios definiert und auf ihre<br />
Eignung als inhaltliche Analysekriterien untersucht: 818<br />
1. Zulässiger Umfang des Instrumente-Einsatzes,<br />
2. Laufzeitenstruktur,<br />
3. Bedingungen der Emission,<br />
4. Gläubigerstruktur sowie<br />
5. Zinsstruktur.<br />
4.3.1 Zulässiger Umfang des Instrumente-Einsatzes<br />
Nach PAMPEL ist „Grundvoraussetzung für alle Finanztransaktionen (W) deren<br />
Ver<strong>ein</strong>barkeit mit der Handlungskompetenz, die der Gesetzgeber dem Bundesfinanzminister<br />
verliehen hat“ 819 bzw. die der Bundesfinanzminister auf die DMO delegiert<br />
hat. 820 Diese Finanztransaktionen stellen die zulässigen Finanzinstrumente<br />
im Sinne dieser Forschungsarbeit dar (vgl. auch Abschnitt 2.1.4).<br />
Nach REHM ist das Spektrum der tatsächlich <strong>ein</strong>gesetzten Finanzprodukte des<br />
Debt Managements innerhalb der Staaten der europäischen Währungsunion - zumindest<br />
hinsichtlich der Routin<strong>ein</strong>strumente wie Festzinsanleihen oder Schatzwechsel<br />
-ähnlich; Unterschiede bestehen jedoch bei den geldmarktnahen Instrumenten<br />
sowie bei Instrumenten für die Laufzeitenbereiche mit zwei, fünf bzw. zehn<br />
816 Vgl. Rehm (2001), S. 171ff.<br />
817 Vgl. Rolph (1961), S. 112, zitiert nach: Pampel (1993), S. 10, Pampel (1993), S. 17ff. sowie Wiese<br />
(2000), S. 39.; vgl. auch Rehm (2001), S. 42ff. PAMPEL führt a.a.O. zusätzlich das Unterscheidungsmerkmal<br />
„Marktfähigkeit“ an.<br />
818 Die Maßnahmen am Sekundärmarkt umfassen nach REHM insbesondere Future-Kontrakte, Repo-Geschäfte<br />
oder reverse auctions. Diese sollen bei der empirischen Untersuchung unter dem<br />
Kriterium „zulässiger Umfang des Instrumente-Einsatzes“ subsumiert werden. Auch der bei Abschnitt<br />
2.1.3 definierte Parameter „Art der Verschuldung“ lässt sich unter das Kriterium „zulässiger<br />
Umfang des Instrumente-Einsatzes“ subsummieren. Die von REHM angeführten Parameter<br />
„Laufzeiten“ und „Laufzeitenstruktur“ werden für die empirische Untersuchung unter dem Kriterium<br />
„Laufzeitenstruktur“ zusammengefasst.<br />
819 Pampel (1993), S. 207; vgl. auch Birkholz (2008), S. 58.<br />
820 Vgl. Pampel (1993), S. 207; vgl. auch Birkholz (2008), S. 58.
Kapitel 4: Entwicklung von möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 171<br />
bis dreißig Jahre. 821 MYLONAS / SCHICH / THORGEIRSSON / WEHINGER identifizieren<br />
gleichfalls Unterschiede in Bezug auf die <strong>ein</strong>gesetzten Instrumente zwischen<br />
den Ländern Österreich, Belgien, Finnland, Frankreich, Deutschland, Irland,<br />
Italien, Niederlande, Portugal und Spanien bzw. zwischen den USA, Japan,<br />
Deutschland, Frankreich, Groß-Britannien, Italien, Kanada und Schweden. 822 PIGA<br />
stellt im Jahr 2001 hinsichtlich des Umfangs der Nutzung von Derivaten in den entwickelten<br />
Ländern <strong>ein</strong>e breite Streuung fest. 823<br />
Der Umfang des zulässigen Instrumente-Einsatzes wirkt sich sowohl auf die Kosten<br />
(z.B. durch Tauschen von Zins<strong>kosten</strong> über Derivate) als auch auf die Risiken (z.B.<br />
Möglichkeit zur Absicherung oder zum Tauschen von festen in variable Schulden<br />
sowie Verändern der Laufzeiten über Derivate) aus. 824 Folglich wird der Parameter<br />
„Zulässiger Umfang des Instrumente-Einsatzes“ als inhaltliches Analyse-Kriterium<br />
dieser Untersuchung aufgenommen.<br />
4.3.2 Laufzeitstruktur<br />
Nach Auffassung des Bundesverbandes deutscher Banken wird die Gestaltung der<br />
Laufzeitstruktur zur „zentralen Aufgabe der staatlichen Schuldenmanager“ 825 . Durch<br />
unterschiedliche, an der Marktnachfrage ausgerichtete Bedienung der <strong>ein</strong>zelnen<br />
Laufzeiten sollen die Zins<strong>kosten</strong> der staatlichen Schuldenaufnahme minimiert werden.<br />
826 Insbesondere Unterschiede im Emissionsvolumen der <strong>ein</strong>zelnen Länder<br />
führen zu <strong>ein</strong>er unterschiedlichen Gewichtung der <strong>ein</strong>zelnen Laufzeiten, da nicht<br />
alle Staaten zu jedem Zeitpunkt „über das erforderliche Emissionsvolumen“ verfügen,<br />
„um alle Laufzeiten in gleichem Maße zu bedienen“. 827 Dem Bundesverband<br />
deutscher Banken zufolge erklären die organisatorischen Unterschiede im Debt<br />
Management der EWU-Länder nicht automatisch die „unterschiedliche Ausgestaltung<br />
der nationalen Schuldenpolitik“. 828 Insbesondere gebe es k<strong>ein</strong>en automatischen<br />
Zusammenhang zwischen <strong>ein</strong>er Auslagerung der Debt Management-<br />
821 Vgl. Rehm (2001), S. 172.; vgl. auch Wiese (2000), S. 56ff. sowie Hain (2003), S. 32ff.<br />
822 Vgl. Mylonas / Schich / Thorgeirsson / Wehinger (2000), S. 24 sowie Bank for International Settlements<br />
(1999), Blommest<strong>ein</strong> / Thunholm (1997), Bröker (1993), Deutsche Bundesbank (1997),<br />
Carracedo / Dattels (1997), Kroszner (1998), und OECD (1999), zitiert nach: Mylonas / Schich /<br />
Thorgeirsson / Wehinger (2000), S. 28.<br />
823 Piga (2001), S. 141ff.<br />
824 Vgl. auch Hull (2009), S. 130ff. sowie Benzel (2010), S. 5ff.<br />
825 Bundesverband deutscher Banken (2000), S. 8.; vgl. auch Hain (2003), S. 66.<br />
826 Vgl. Bundesverband deutscher Banken (2000), S. 5f.<br />
827 Bundesverband deutscher Banken (2000), S. 5, vgl. auch Bundesverband deutscher Banken<br />
(2000), S. 8ff. sowie Wolswijk / de Haan (2005), S. 10f.<br />
828 Bundesverband deutscher Banken (2000), S. 8.
172 Kapitel 4: Entwicklung von möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
Aufgaben in <strong>ein</strong>e Schuldenagentur und <strong>ein</strong>er Verkürzung der Laufzeitenstruktur. 829<br />
Nach WOLSWIJK / de HAAN führte die Einführung der EWU zu <strong>ein</strong>er Veränderung<br />
der Laufzeitenstruktur: Zu Beginn der EWU (zum 1. Januar 1999) konzentrierten<br />
sich staatliche Emissionen überwiegend auf das 10-Jahre-Segment; auch Emissionen<br />
mit <strong>ein</strong>er Laufzeit von drei, fünf und dreißig Jahren seien attraktiv gewesen. 830<br />
Bis zum Jahr 2003 hätten sich <strong>ein</strong>e Ausweitung des genutzten Laufzeitenspektrums<br />
und insbesondere <strong>ein</strong> leichter Anstieg im unterjährigen Segment ergeben. 831 Insgesamt<br />
identifizieren WOLSWIJK / de HAAN <strong>ein</strong>e Konvergenz der Restlaufzeiten in<br />
der EWU um <strong>ein</strong>e mittlere Restlaufzeit von rund sechs Jahren. 832<br />
Anzumerken ist, dass beispielsweise <strong>ein</strong>e Erhöhung der durchschnittlichen Restlaufzeit<br />
sowohl <strong>ein</strong> Indikator für <strong>ein</strong>e langfristigere Ausrichtung der Verschuldungspolitik<br />
als auch die Folge <strong>ein</strong>es „im Zeitablauf gestiegenen“ Finanzierungsbedarfs<br />
s<strong>ein</strong> kann. 833<br />
Die Laufzeitstruktur besitzt sowohl <strong>ein</strong>e hohe Kosten- (hinsichtlich der Auswirkungen<br />
auf die Marktnachfrage) als auch Risikorelevanz (hinsichtlich des antizipativen<br />
Zins<strong>risiko</strong>s). 834 Sie ist somit grundsätzlich als Analyse-Kriterium geeignet. Da der<br />
Parameter „Laufzeitstruktur“ jedoch die Grundlage für die Ermittlung des antizipativen<br />
Risikos darstellt - und damit Bestandteil des zu erklärenden Parameters „Risiko“<br />
ist (vgl. Abschnitt 3.3.2.1) - erfolgt k<strong>ein</strong>e (zusätzliche) Aufnahme als inhaltliches,<br />
erklärendes Analyse-Kriterium.<br />
4.3.3 Bedingungen der Emission<br />
Das Kriterium „Bedingungen der Emission“ umfasst Art und Frequenz des Emissionsverfahrens<br />
sowie die Höhe des Emissionsvolumens. 835<br />
Hinsichtlich der Art des Emissionsverfahrens für staatliche Schuldverschreibungen<br />
lassen sich die folgenden öffentlichen Platzierungsmethoden unterscheiden: 836<br />
829 Vgl. Bundesverband deutscher Banken (2000), S. 8; vgl. auch Wiese (2000), S. 272f. zu der länderspezifischen<br />
Primärüberschusselastizität von Deutschland und Italien in den langfristigen bzw.<br />
kurzfristigen Laufzeitsegmenten.<br />
830 Vgl. Wolswijk / de Haan (2005), S. 10f.; vgl. auch Bank for International Settlements (1999), zitiert<br />
nach: Mylonas / Schich / Thorgeirsson / Wehinger (2000), S. 19.<br />
831 Vgl. Wolswijk / de Haan (2005), S. 10f.<br />
832 Vgl. Wolswijk / de Haan (2005), S. 11f.: vgl. auch Rehm (2001), S. 176f. sowie Rehm / Tholen<br />
(2005), S. 318ff.<br />
833 Bundesverband deutscher Banken (2000), S. 10.<br />
834 Vgl. auch Gabler Versicherungslexikon (2011): Stichwort: Zins<strong>risiko</strong>, S. 777f. sowie Schafroth<br />
(2007), S. 32f.<br />
835 Vgl. auch Bundesverband deutscher Banken (2000), S. 8.<br />
836 Im Folgenden werden die unterschiedlichen öffentlichen Platzierungsmethoden bei der Fremdemission<br />
von Schuldverschreibungen dargestellt; die Möglichkeit der Privatplatzierung wird ausgeklammert<br />
(vgl. Grill / Perczynski (2000), S. 231ff). Auf die (teilweise) Selbstemission, beispielsweise<br />
der deutschen Bundesschatzbriefe durch die Bundesrepublik Deutschland Finanz-
Kapitel 4: Entwicklung von möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 173<br />
1. Auflegung zur öffentlichen Zeichnung<br />
Bei diesem Platzierungsverfahren werden die potentiellen Anleger mit Hilfe <strong>ein</strong>es<br />
veröffentlichten Verkaufsprospekts zur Abgabe von Zeichnungsangeboten<br />
innerhalb <strong>ein</strong>er definierten Zeichnungsfrist aufgefordert. Die Anleger erhalten<br />
nach Ablauf der Frist die Schuldverschreibungen zugeteilt. 837<br />
Eine insbesondere für staatliche Schuldverschreibungen relevante Sonderform<br />
dieses Verfahrens stellt das Tenderverfahren dar, bei dem „die Wertpapiere<br />
nicht zu <strong>ein</strong>em festen, sondern zu <strong>ein</strong>em von der Nachfrage abhängigen variablen<br />
Ausgabekurs aufgelegt“ 838 werden. Die Zuteilung der Schuldverschreibungen<br />
erfolgt dabei auf Basis des Gebots von Zeichnungsbeträgen (beim sog.<br />
Mengentender) oder auf Basis des Gebots von Zeichnungsbeträgen und Zeichnungskursen<br />
(beim sog. Zinstender). Hinsichtlich des Zinstenders wird unterschieden<br />
in das Holländische Verfahren, bei dem alle Anleger die Titel zu <strong>ein</strong>heitlichen<br />
Konditionen erhalten, und in das Amerikanische Verfahren, bei dem<br />
der individuelle Bietungssatz zugrunde gelegt wird. 839<br />
Die Bietergruppe bei der Emission von staatlichen Schuldverschreibungen setzt<br />
sich aus den sog. Primary Dealern zusammen; dies sind (Investment-)Banken,<br />
die große Volumina an Staatsanleihen übernehmen können. 840<br />
SCHMIDTBLEICHER / CORDALIS weisen hinsichtlich des Tenderverfahrens<br />
auf die Gefahren aus sog. Defensive Bids hin, die zur Veränderung der Bid to<br />
Cover-Ratio und damit zur Marktmanipulation genutzt werden können. 841<br />
2. Freihändiger Verkauf<br />
Beim freihändigen Verkauf existiert k<strong>ein</strong>e Zeichnungsfrist, sondern nur <strong>ein</strong> Verkaufsbeginn.<br />
Der Verkaufspreis ist variabel und kann fortlaufend an die Marktnachfrage<br />
angepasst werden. 842<br />
agentur GmbH (vgl. Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur GmbH (2011e), unter:<br />
http://www.deutschefinanzagentur.de/fileadmin/Material_Deutsche_Finanzagentur/Handmappe/2010_05/B_1.pdf,<br />
Zugriff<br />
vom 5. Januar 2011) wird nicht <strong>ein</strong>gegangen.<br />
837 Vgl. Grill / Perczynski (2000), S. 233.<br />
838 Schierenbeck / Hölscher (1992), S. 399.<br />
839 Vgl. Grill / Perczynski (2000), S. 233 sowie Rehm (2001), S. 173ff.<br />
840 Vgl. Schmidtbleicher / Cordalis (2007), S. 1 sowie Bundesverband deutscher Banken (2000),<br />
S. 7.; vgl. auch - als Beispiel für das Tenderverfahren - Deutsche Bundesbank (2011), unter:<br />
http://www.bundesbank.de/kredit/kredit_tenderverfahren.php, Zugriff vom 5. Januar 2011.<br />
841 Vgl. Schmidtbleicher / Cordalis (2007), S. 1 und S. 5ff. sowie Johannsen (2007), S. 17, zitiert<br />
nach: Schmidtbleicher / Cordalis (2007), S. 1.<br />
842 Vgl. Grill / Perczynski (2000), S. 233.
174 Kapitel 4: Entwicklung von möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
3. Börsenmäßiger Verkauf<br />
Beim börsenmäßigen Verkauf werden die Schuldtitel an der Börse <strong>ein</strong>geführt<br />
und über die Börse verkauft. 843<br />
Nach der Frequenz der Emission lassen sich grundsätzlich monatliche oder quartalsweise<br />
Emissionen unterscheiden. 844<br />
Das Emissionsvolumen <strong>ein</strong>er Anleihe beschreibt die Finanzierungssumme, die mit<br />
der Anleihe aufgenommen werden soll. 845 Nach REHM ist für die Liquidität der <strong>ein</strong>zelnen<br />
Staatsanleihen-Segmente der regelmäßige Kapitalbedarf - sowohl das<br />
Neuemissionsvolumen insgesamt als auch das durchschnittliche Einzelemissionsvolumen<br />
- von hoher Relevanz. 846 Das Emissionsvolumen ist demzufolge <strong>ein</strong> Indikator<br />
für den Umschuldungsbedarf <strong>ein</strong>es Landes. 847<br />
Für die EWU-Länder erkennt REHM hinsichtlich der Emissionstermine infolge des<br />
Wettbewerbs zwischen diesen Ländern <strong>ein</strong>e Tendenz zur Harmonisierung. Zudem<br />
identifiziert er am Kapitalmarkt <strong>ein</strong>en Trend zur Reduzierung der Anzahl der Emission<br />
von Anleihen „bei steigendem Volumen der <strong>ein</strong>zelnen Anleihe“. 848<br />
Mit Hilfe der Standardisierung der Emissionsverfahren und der Erhöhung der Emissionsvolumina<br />
wird dem Bundesverband deutscher Banken zufolge <strong>ein</strong> Musterportfolio<br />
angestrebt, bei dem die Zins<strong>kosten</strong> des Staates minimal sind. 849<br />
Die Bedingungen der Emission besitzen Kostenrelevanz: Insbesondere die Höhe<br />
der Platzierungs<strong>kosten</strong> be<strong>ein</strong>flusst den Umfang der Transaktions- und der Verwaltungs<strong>kosten</strong>.<br />
850 Ausgehend von der von REHM / THOLEN und dem Bundesverband<br />
deutscher Banken festgestellten Harmonisierung und Angleichung der Emissionsverfahren<br />
und -volumen wird der Parameter „Bedingungen der Emission“ als Analyse-Kriterium<br />
dieser Untersuchung aufgenommen. 851 Vor dem Hintergrund der Principal-Agent-Problematik<br />
(vgl. Abschnitt 2.3.2) und der „marktmäßigen“ 852 Konzentration<br />
der Bietergruppen 853 werden die Bedingungen der Emission im Rahmen dieser<br />
Forschungsarbeit insbesondere unter dem Aspekt der Überwachung und Kontrolle<br />
untersucht.<br />
843 Vgl. Grill / Perczynski (2000), S. 233.<br />
844 Vgl. Rehm (2001), S. 106f. und S. 177ff. Teilweise werden <strong>ein</strong>zelne Titel auch zweimal im Monat<br />
emittiert (vgl. das Beispiel Italien, in: Rehm (2001), S. 180.)<br />
845 Vgl. auch Rehm (2001), S. 164ff.<br />
846 Vgl. Rehm (2001), S. 186.<br />
847 Vgl. Rehm (2001), S. 164.<br />
848 Rehm (2001), S. 178;vgl. auch Rehm (2001), S. 177ff.<br />
849 Vgl. Bundesverband deutscher Banken (2000), S. 8; vgl. auch Wolswijk / de Haan (2005), S. 10.<br />
850 Vgl. auch Ahrweiler / Börner (2003), S. 44; vgl. auch Joecks (2008), S. 7f.<br />
851 Vgl. Rehm / Tholen (2005), S. 171ff. sowie Bundesverband deutscher Banken (2000), S. 8.<br />
852 Rehm / Tholen (2005), S. 119.<br />
853 Vgl. Rehm / Tholen (2005), S. 118f. sowie Wolswijk / de Haan (2005), S. 18ff.
Kapitel 4: Entwicklung von möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 175<br />
4.3.4 Gläubigerstruktur<br />
In Anlehnung an die Differenzierung der Bundesbank lassen sich die folgenden<br />
Gläubigergruppen der öffentlichen Verschuldung definieren: 854<br />
• Zentralbank,<br />
• Kreditinstitute,<br />
• Sozialversicherungen,<br />
• Sonstige inländische Nichtbanken sowie<br />
• Ausländische Gläubiger 855 .<br />
Dem Bundesverband deutscher Banken zufolge streben die Länder in der Regel<br />
<strong>ein</strong>e ausgeglichene Gläubigerstruktur an. In <strong>ein</strong>igen Ländern liegt <strong>ein</strong> besonderer<br />
Fokus auf der direkten Platzierung bei Privatanlegern. 856 Für die EWU-Länder identifizieren<br />
REHM / THOLEN <strong>ein</strong>en Trend zur „Institutionalisierung der Investorenstruktur“,<br />
der zu <strong>ein</strong>em steigenden Anteil der „indirekten Wertpapierinvestition“ über<br />
Investmentfonds und Versicherungsunternehmen und zu <strong>ein</strong>em sinkenden Anteil<br />
der Privathaushalte führt. 857<br />
Die Differenzierung der öffentlichen Verschuldung nach Gläubigerstrukturen ist insbesondere<br />
für die Evaluation des Distributionszieles des Debt Managements von<br />
Bedeutung, dass <strong>ein</strong>e gerechte Verteilung der Nutzen und Lasten der öffentlichen<br />
Kreditaufnahme auf alle gesellschaftlichen Gruppen b<strong>ein</strong>haltet (vgl. Abschnitt<br />
2.1.2). 858 Nach HAIN ist die Gläubigerstruktur im Hinblick auf die - für diese<br />
Forschungsarbeit relevante - fiskalische Zielsetzung des Debt Managements nachrangig<br />
gegenüber der Laufzeitstruktur. 859<br />
Die Wahl der Gläubigerstruktur - und damit <strong>ein</strong>hergehend die Streuung der Anleihen<br />
- kann sowohl Kosten- als auch Risikorelevanz haben: Durch das Nutzen der<br />
Marktnachfrage lassen sich die Kredit<strong>kosten</strong> grundsätzlich senken; <strong>ein</strong>e breite<br />
Streuung der Schuldpapiere kann zudem <strong>ein</strong>e stabilisierende Wirkung entfalten. 860<br />
854 Deutsche Bundesbank (2010): Gläubiger, unter: http://www.bundesbank.de/statistik/<br />
statistik_zeitreihen.php?lang=de&open=wirtschaftsdaten&func=list&tr=www_v27_web004_02a,<br />
Zugriff vom 22. Januar 2012; vgl. auch Mylonas / Schich / Thorgeirsson / Wehinger (2000), S. 26<br />
zur Differenzierung in Regierung, Zentralbank, inländischer Finanzsektor, inländischer Nicht-<br />
Finanzsektor und Ausland; vgl. auch Rehm / Tholen (2005), S. 54ff. zu den unterschiedlichen Motiven<br />
der Gläubiger.<br />
855 Hinsichtlich der Auslandsverschuldung ist auch der zwischen den <strong>ein</strong>zelnen Ländern differierende<br />
Anteil der internationalen Platzierung von Staatsanleihen zu beachten (vgl. Bank für Internationalen<br />
Zahlungsausgleich (2004), zitiert nach: Rehm / Tholen (2005), S. 58f.).<br />
856 Vgl. Bundesverband deutscher Banken (2000), S. 6.<br />
857 Rehm / Tholen (2005), S. 59; vgl. Rehm / Tholen (2005), S. 59ff.<br />
858 Vgl. auch Rehm / Tholen (2005), S. 34f.<br />
859 Vgl. Hain (2004), S. 66.<br />
860 Vgl. Kern (1981), S. 51ff.; vgl. auch Betz (2007), S. 337f.
176 Kapitel 4: Entwicklung von möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
Folglich wird der Parameter „Gläubigerstruktur“ als inhaltliches Analyse-Kriterium<br />
dieser Untersuchung aufgenommen.<br />
4.3.5 Zinsstruktur<br />
In Anlehnung an PAMPEL wird das Kriterium „Zinsstruktur“ wie folgt differenziert: 861<br />
a) nach dem Zahlungszeitpunkt in Schuldtitel mit periodischer Zinszahlung und in<br />
Schuldtitel ohne periodische Verzinsung, die unter dem Rückzahlungskurs ausgegeben<br />
werden,<br />
b) nach der Variabilität der Zinssätze in Schuldtitel mit festen oder variablen Zinsen<br />
862 sowie<br />
c) in sonstige Verzinsungsformen, wie z.B. Festzinsschuldtitel mit progressiv ansteigender<br />
Verzinsung 863 oder Inflations-indexierte Anleihen 864 .<br />
BIRKHOLZ identifiziert <strong>ein</strong>en Zusammenhang zwischen der Zinsstruktur und den<br />
Zins<strong>kosten</strong>: Bei unterstellter „normaler“ 865 Zinsstrukturkurve steigt der Zinssatz mit<br />
der Dauer der Zinsbindung an. 866 Aus der Wahl der Zinsstruktur ergibt sich zudem<br />
entweder <strong>ein</strong> Festzinsänderungs<strong>risiko</strong> oder <strong>ein</strong> variables Zinsänderungs<strong>risiko</strong> (vgl.<br />
Abschnitt 3.3.2.1).<br />
Wegen ihrer möglichen Auswirkungen auf Kosten und Risiko des Schuldenmanagements<br />
ist die Zinsstruktur grundsätzlich geeignet, das Debt Management inhaltlich<br />
zu analysieren. Da die Zinsstruktur im Rahmen dieser Arbeit zur Ermittlung der<br />
Festzins- und variablen Zinsänderungsrisiken (als Elementen des zu erklärenden<br />
Faktors „Risiko“) herangezogen wird (vgl. Abschnitt 3.3.2.1), kann sie nicht zugleich<br />
als möglicher erklärender Faktor fungieren. Das Analysekriterium „Zinsstruktur“ wird<br />
deshalb im Verlauf der empirischen Untersuchung nicht als inhaltliches Analyse-<br />
Kriterium herangezogen.<br />
4.3.6 Implikationen für die Forschungsarbeit<br />
Zur Analyse der Schuldenportfolios der Untersuchungsobjekte werden die folgenden<br />
inhaltlichen Differenzierungskriterien definiert:<br />
861 Vgl. Pampel (1993), S. 20; vgl. auch Bank for International Settlements (1999), zitiert nach: Mylonas<br />
/ Schich / Thorgeirsson / Wehinger (2000), S. 20.<br />
862 Vgl. Hain (2004), S. 34f.<br />
863 Vgl. Pampel (1993), S. 20.<br />
864 Vgl. Hain (2004), S. 36ff.<br />
865 Birkholz (2008), S. 81.<br />
866 Vgl. Birkholz (2008), S. 81f. unter der Bedingung <strong>ein</strong>er Zeitpunktbetrachtung.
Kapitel 4: Entwicklung von möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 177<br />
• Zulässiger Umfang des Instrumente-Einsatzes,<br />
• Bedingungen der Emission sowie<br />
• Gläubigerstruktur.<br />
Die definierten Kriterien besitzen grundsätzlich Kosten- und / oder Risikorelevanz<br />
(vgl. Abschnitt 4.3.1, Abschnitt 4.3.3 und Abschnitt 4.3.4). Im Rahmen der empirischen<br />
Analyse soll verprobt werden, ob bzw. in welchem Umfang diese Kriterien<br />
Kosten- und Risiko-Unterschiede zwischen den <strong>ein</strong>zelnen Organisationsmodellen<br />
erklären.<br />
4.4 Rahmenbedingungen des Public Debt Managements<br />
Neben den organisatorischen und materiellen Divergenzen zwischen dem Public<br />
Debt Management der zu untersuchenden Länder können Unterschiede zwischen<br />
den <strong>ein</strong>zelnen Untersuchungsobjekten insbesondere aus unterschiedlichen Zielsetzungen<br />
des Debt Managements 867 , stark divergierenden Schuldenvolumen 868 , unterschiedlicher<br />
Nutzung elektronischer Handelssysteme 869 , Unterschieden in der<br />
Verwaltungs- und Organisationskultur (vgl. Abschnitt 2.5 und Kapitel 5) oder weiteren<br />
nationalen Besonderheiten resultieren. 870<br />
Diese möglichen Ursachen werden im weiteren Verlauf der Forschungsarbeit als<br />
Rahmenbedingungen des Public Debt Managements erfasst und bei der Auswertung<br />
der empirischen Analyse berücksichtigt (vgl. Kapitel 5).<br />
4.5 Ableitung von möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
Die in Abschnitt 4.1 vorgenommene systemtheoretische Differenzierung des Public<br />
Debt Managements dient als Basis für die Differenzierung nach organisatorischen<br />
und inhaltlichen Merkmalen. (vgl. Abschnitt 4.1.2).<br />
Die organisationstheoretische Differenzierung in Abschnitt 4.2 hat gezeigt, dass<br />
sich unter organisationstheoretischen Gesichtspunkten mindestens drei grundlegende<br />
Organisationsmodelle mit unterschiedlichen Varianten abbilden lassen. Daneben<br />
sind Kooperationsmodelle bis hin zu <strong>ein</strong>er supranationalen Debt Management<br />
Agentur denkbar. In Abhängigkeit vom jeweils gewählten Organisationsmodell<br />
867 Vgl. Pampel (1993), S. 12.<br />
868 Vgl. Pampel (1993), S. 12., Mylonas / Schich / Thorgeirsson / Wehinger (2000), S. 19ff.<br />
869 Vgl. Wolswijk / de Haan, S.9ff. auch Mylonas et al. (2000), S. 28.<br />
870 Vgl. Pampel (1993), S. 12. Ein Beispiel für <strong>ein</strong>e nationale Besonderheit ist der Steuerungsansatz<br />
der USA, die die langfristige Minimierung der Kosten nicht mit Hilfe <strong>ein</strong>er Portfolio-Steuerung,<br />
sondern über die Entwicklung des Marktes sowie durch Transparenz und Effizienz des Debt Managements<br />
anstreben (vgl. Currie / Dethier / Togo (2003), S. 26.).
178 Kapitel 4: Entwicklung von möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
bzw. von der jeweiligen Variante ergeben sich grundsätzlich sowohl Kosten- als<br />
auch Risikovor- und -nachteile bzw. lassen sich solche vermuten. 871 Insbesondere<br />
zeigen sich unterschiedliche Ausprägungen der Principal-Agent-Problematik bzw.<br />
der Transaktions<strong>kosten</strong>. 872 Aus organisationstheoretischer Perspektive lassen sich<br />
die folgenden Differenzierungskriterien ableiten (vgl. Anlage 8):<br />
• Klare Ziele hinsichtlich Kosten und Risiko,<br />
• Ableitung von (operativen und taktischen) Zielsetzungen aus den (strategischen)<br />
Zielen,<br />
• <strong>ein</strong>deutige Erfolgs- / Zielerreichungsmaßstäbe,<br />
• klare Verantwortlichkeiten / <strong>ein</strong>deutige Limits,<br />
• Anreizorientierung,<br />
• Überwachung / Corporate Governance,<br />
• Berichtswesen,<br />
• Risikomanagement (inkl. Risikokontrolle),<br />
• Transparenz der Entscheidungsprozesse,<br />
• operative Unabhängigkeit von politischer Einflussnahme,<br />
• Unabhängigkeit von Geldpolitik,<br />
• Qualifikation des Personals / Know-How / Informationsvorsprung,<br />
• höhere Flexibilität / kürzere Reaktionszeiten,<br />
• schriftliche Regelungen sowie<br />
• Funktionstrennung.<br />
Für die Analyse des Schuldenportfolios der Untersuchungsobjekte wurden in Abschnitt<br />
4.3 die folgenden inhaltlichen Differenzierungskriterien entwickelt:<br />
• Zulässiger Umfang des Instrumente-Einsatzes,<br />
• Bedingungen der Emission,<br />
• Gläubigerstruktur.<br />
Weitere nationale Besonderheiten, insbesondere eventuelle Unterschiede hinsichtlich<br />
der Zielsetzungen des Public Debt Managements, stark divergierender Schuldenvolumen,<br />
unterschiedlicher Nutzung elektronischer Handelssysteme oder der<br />
871 Vgl. auch Currie / Dethier / Togo (2001), S. 29ff.<br />
872 Vgl. auch Currie / Dethier / Togo (2001), S. 29ff. sowie Picot et al. (1997), S. 58, zitiert nach: Ritz<br />
(2003), S. 143, Fußnote Nr. 29.
Kapitel 4: Entwicklung von möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 179<br />
Verwaltungs- und Organisationskultur werden bei der empirischen Analyse als<br />
Rahmenbedingungen berücksichtigt (vgl. Abschnitt 4.4).<br />
Die definierten organisatorischen und inhaltlichen Kriterien ersch<strong>ein</strong>en grundsätzlich<br />
geeignet, eventuelle Kosten- bzw. Risikounterschiede hinsichtlich des Debt Managements<br />
<strong>ein</strong>zelner Länder erklären zu können. Sie werden deshalb im weiteren<br />
Verlauf der Forschungsarbeit als mögliche strategische <strong>Erfolgsfaktoren</strong> bezeichnet.<br />
4.6 Zwischenfazit: Mögliche strategische <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
Ausgehend von <strong>ein</strong>er systemtheoretischen Analyse des Public Debt Managements<br />
wurden durch organisationstheoretische und inhaltliche Differenzierung mögliche<br />
strategische <strong>Erfolgsfaktoren</strong> für das Public Debt Management definiert. Mit Hilfe der<br />
empirischen Analyse in Kapitel 5 soll untersucht werden, welche der definierten<br />
möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> Kosten- bzw. Risikounterschiede hinsichtlich<br />
des Public Debt Managements der Untersuchungsobjekte erklären und somit<br />
tatsächlich als strategische <strong>Erfolgsfaktoren</strong> des Public Debt Managements fungieren.
180 Kapitel 5: Identifikation von strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
5 Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
Nach EICHHORN ist es Aufgabe der Öffentlichen Betriebswirtschaftslehre, Erkenntnisse<br />
über tatsächliche Sachverhalte empirisch zu belegen und auf dieser Basis Empfehlungen<br />
für deren zukünftige Gestaltung entwickeln zu können. 873 Die in Kapitel 4<br />
entwickelten möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> werden im nächsten Schritt auf<br />
ihre Wirkungen in Bezug auf Kosten bzw. Risiko des Public Debt Managements empirisch<br />
untersucht. Mit Hilfe <strong>ein</strong>er schriftlichen Erhebung bei geeigneten Untersuchungsobjekten<br />
sollen hierzu sowohl Daten zur Ermittlung der Kosten- und Risikosituation der<br />
Schuldenportfolios als auch zu den organisatorischen und materiellen Parametern des<br />
Debt Managements gewonnen werden:<br />
Zu erklärende Faktoren:<br />
Kosten und Risiko des<br />
Schuldenportfolios<br />
erklärende Faktoren:<br />
Organisation und Inhalte des<br />
Debt Managements<br />
(unter Beachtung von nationalen<br />
Rahmenbedingungen)<br />
Welche Kosten und Risiken<br />
enthält das<br />
Schuldenportfolio?<br />
Wie lassen sich die Kosten<br />
und Risiken des<br />
Schuldenportfolios<br />
bewerten?<br />
Welche organisatorischen<br />
und inhaltlichen Faktoren<br />
erklären Kosten- bzw.<br />
Risikounterschiede zwischen<br />
den<br />
Untersuchungsobjekten?<br />
Welche nationalen<br />
Besonderheiten sind bei der<br />
Analyse zu berücksichtigen?<br />
Abbildung 83: Struktur der empirischen Analyse<br />
Die - in Abbildung 83 dargestellten - zu erklärenden und erklärenden Faktoren stellen<br />
die Ausgangsbasis für die Definition des Erkenntnisinteresses und der daraus abgeleiteten<br />
und mit Hilfe der empirischen Untersuchung zu deckenden Informationsbedarfe<br />
dar (vgl. Abschnitt 5.2.2).<br />
Ausgehend von der Fragestellung dieser Forschungsarbeit (vgl. Abschnitt 1.2) und der<br />
Heterogenität des Untersuchungsgegenstandes (vgl. Abschnitt 1.1) wird <strong>ein</strong> vergleichender<br />
Untersuchungsansatz gewählt. 874 Dieser lehnt sich an die Zielsetzung des<br />
Benchmarking-Ansatzes an, bei dem sowohl Kosten als auch Produkte, Dienstleistun-<br />
873 Vgl. Eichhorn (1985), S. 175 - 184, zitiert nach: St<strong>ein</strong> (1999), S. 120.<br />
874 Vgl. auch Riedel (1999), S. 11.
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 181<br />
gen und insbesondere Prozesse zwischen unterschiedlichen Unternehmen verglichen<br />
werden. 875<br />
Hinsichtlich des vergleichenden Untersuchungsansatzes sind die Probleme der Kulturvergleichenden<br />
Managementforschung zu berücksichtigen (vgl. Abschnitte 1.4 und<br />
4.4). Insbesondere sollen kulturzentrische Vorurteile bei den Forschungshypothesen,<br />
der Auswahl der Untersuchungs<strong>ein</strong>heiten sowie der Entwicklung der Fragebögen vermieden<br />
werden. 876 Zur Bewältigung dieser Problemstellungen wird zum <strong>ein</strong>en <strong>ein</strong>e<br />
international gültige Definition des Public Debt Managements, s<strong>ein</strong>er Ziele und Aufgaben<br />
herangezogen (Definition des Public Debt Managements durch den Internationalen<br />
Währungsfonds und die Weltbank 877 ). Zum anderen werden im Rahmen der empirischen<br />
Erhebung auch individuelle Präferenzen und Bewertungen der befragten Untersuchungspartner<br />
hinsichtlich der Ziele und Aufgaben sowie der organisatorischen<br />
und der materiellen Faktoren ermittelt und bei der Analyse berücksichtigt.<br />
5.1 Auswahl der Vergleichsobjekte<br />
Aus der Grundgesamtheit aller weltweit existierenden Debt Management-Organisations<strong>ein</strong>heiten<br />
sind zunächst geeignete Untersuchungsobjekte zu wählen. Diese<br />
bilden die zu untersuchende Grundgesamtheit der empirischen vergleichenden Analyse.<br />
Für die Auswahl der geeigneten Untersuchungsobjekte werden - ausgehend von den<br />
in Abschnitt 1.2 entwickelten Mindestanforderungen - die folgenden Bedingungen definiert:<br />
878<br />
Bedingung 1:<br />
Die auszuwählenden Untersuchungsobjekte sind hinsichtlich der Zielsetzung des Debt<br />
Managements und ihrer gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen grundsätzlich<br />
vergleichbar.<br />
Bedingung 2:<br />
Die - gemäß Bedingung 1 grundsätzlich vergleichbare - Grundgesamtheit weist hinsichtlich<br />
der organisatorischen und materiellen Parameter des Debt Managements<br />
<strong>ein</strong>e möglichst hohe Heterogenität auf.<br />
875 Vgl. Horváth (2011a), S. 356ff.; vgl. auch von Bandemer (2005), S. 444ff. sowie Krömmelb<strong>ein</strong> / Sieg<br />
(2008), S. 89; zur Vergleichsproblematik vgl. Ritz (2003), S. 265.<br />
876 Vgl. Welge / Holtbrügge (2001), S. 44ff.<br />
877 Vgl. International Monetary Fund / Worldbank (2001), S. 6.<br />
878 Vgl. auch Anke / Grabowski / Wetzel (1999), S. 37.
182 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
Bedingung 3:<br />
In der Grundgesamtheit sollen alle in Abschnitt 4.2 entwickelten Organisationsmodelltypen<br />
enthalten s<strong>ein</strong>.<br />
Bedingung 4:<br />
Die ausgewählte Grundgesamtheit bietet aufgrund ihres Umfangs und der Relevanz<br />
ihrer Elemente die Gewähr für das Erzielen von aussagekräftigen Ergebnissen und die<br />
Entwicklung von allgem<strong>ein</strong> gültigen Gestaltungsempfehlungen.<br />
Bedingung 5:<br />
Die ausgewählten Untersuchungsobjekte sind grundsätzlich kooperationsfähig und<br />
ermöglichen durch Bereitstellung oder Zugangsgewährung zu den notwendigen Daten<br />
<strong>ein</strong>e systematische Informationsgewinnung.<br />
Ausgehend von diesen Bedingungen wurde die Grundgesamtheit der empirischen<br />
Analyse wie folgt festgelegt:<br />
Bedingung 5:<br />
Kooperationsbereitschaft<br />
und<br />
systematische<br />
Informationsgewinnung<br />
Bedingung 1:<br />
grundsätzliche<br />
Vergleichbarkeit<br />
Merkmale der<br />
Grundgesamtheit<br />
Bedingung 2:<br />
ausreichende<br />
Heterogenität<br />
Bedingung 4:<br />
aussagekräftige<br />
Grundgesamtheit<br />
Bedingung 3:<br />
alle Organisationsmodelle<br />
in<br />
Grundgesamtheit<br />
enthalten<br />
Abbildung 84: Merkmale der auszuwählenden Grundgesamtheit<br />
Aus der Beachtung von Bedingung 1 (grundsätzliche Vergleichbarkeit der auszuwählenden<br />
Untersuchungsobjekte hinsichtlich der Zielsetzung des Debt Managements und<br />
ihrer gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen) folgt <strong>ein</strong>e Eingrenzung der zu untersuchenden<br />
Grundgesamtheit auf die Staaten der Europäischen Union und die sog.
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 183<br />
G20-Staaten bei gleichzeitiger Ausgrenzung der Entwicklungsländer. 879 Aufgrund der<br />
langjährigen Erfahrung mit <strong>ein</strong>em „eigenständigen“ DMO (das New Zealand Debt Management<br />
Office wurde bereits im Jahr 1988 mit weitreichenden Kompetenzen innerhalb<br />
des Ministeriums <strong>ein</strong>gerichtet 880 ) wurde zudem der Staat Neuseeland zusätzlich<br />
in die zu untersuchende Grundgesamtheit aufgenommen. Die EU-Mitgliedsstaaten,<br />
die G20-Staaten und Neuseeland verfügen über vergleichbare gesamtwirtschaftliche<br />
Rahmenbedingungen für das Public Debt Management. Hinsichtlich der Teilbedingung<br />
„grundsätzliche Vergleichbarkeit hinsichtlich der Ziele des Debt Managements“ erfolgte<br />
<strong>ein</strong>e Quellen- und Dokumentenrecherche mit der sichergestellt wurde, dass grundsätzlich<br />
vergleichbare Zielsetzungen existieren (vgl. Anlage 9). Zur detaillierten Analyse<br />
von eventuellen Zielsetzungsunterschieden soll die empirische Untersuchung genutzt<br />
werden (vgl. Frage 1 des Erhebungsbogens in Anlage 12). Bedingung 1 ist somit<br />
erfüllt.<br />
Bedingung 2 (möglichst hohe Heterogenität hinsichtlich der organisatorischen und materiellen<br />
Rahmenbedingungen des Debt Managements) und Bedingung 3 (alle in Abschnitt<br />
4.2 entwickelten Organisationsmodelltypen sollen in der Grundgesamtheit<br />
enthalten s<strong>ein</strong>) erfordern <strong>ein</strong>e Analyse der Organisationsstrukturen bzw. der Inhalte<br />
des Public Debt Managements der potentiellen Untersuchungsobjekte. Diese erfolgte<br />
mit Hilfe <strong>ein</strong>er Quellenrecherche (vgl. Anlage 10). Bedingung 2 und Bedingung 3 sind<br />
somit erfüllt. Aufgrund der hohen Heterogenität sollen in allen ausgewählten Ländern<br />
alle potentiellen Aufgabenträger (Ministerium, integrierte oder ausgegliederte DMO<br />
sowie Zentralbank) in die Untersuchung <strong>ein</strong>bezogen werden.<br />
Die ausgewählte zu untersuchende Grundgesamtheit (EU-Mitgliedstaaten, G-20-<br />
Staaten, Neuseeland) umfasst insgesamt 43 Staaten und bietet - in Abhängigkeit von<br />
der Rücklaufquote - die Chance auf Erfüllung von Bedingung 4 (die ausgewählte<br />
Grundgesamtheit bietet aufgrund ihres Umfangs und der Relevanz ihrer Elemente die<br />
Gewähr für die Entwicklung von aussagekräftigen Ergebnissen und Gestaltungsempfehlungen).<br />
Setzt man das Bruttoinlandsprodukt der Grundgesamtheit in Relation<br />
zum Bruttoinlandsprodukt der restlichen Länder der Welt, so ergibt sich <strong>ein</strong>e Quote<br />
von über 90 Prozent 881 , die als Indikator für die Relevanz der gewählten Grundgesamtheit<br />
herangezogen werden kann. Bedingung 4 ist erfüllbar. Dies setzt jedoch <strong>ein</strong>e<br />
entsprechende - nur bedingt be<strong>ein</strong>flussbare - Teilnahme an der empirischen Analyse<br />
voraus. Mögliche Be<strong>ein</strong>flussungsmöglichkeiten des Stichprobenumfangs sind die ans-<br />
879 Vgl. auch Hell<strong>ein</strong>er (2009), S. 9.<br />
880 Vgl. New Zealand Debt Management Office (2007): About the New Zealand Debt Management Office,<br />
unter: http://www.nzdmo.govt.nz/aboutnzdmo, Zugriff vom 27. Januar 2012.<br />
881 All<strong>ein</strong> die G20-Staaten erwirtschafteten im Jahr 2009 rund 90 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts<br />
(vgl. Statistisches Bundesamt - destatis (2009a), unter: http://www.destatis.de/<br />
jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Navigation/Statistiken/Internationales/G20,templateId<br />
=renderPrint.psml__nnn=true, Zugriff vom 2. Januar 2012).
184 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
prechende, verständliche und erhebungsökonomische Gestaltung der Datenerhebung.<br />
Die Erfüllung von Bedingung 5 (grundsätzliche Kooperationsfähigkeit der ausgewählten<br />
Untersuchungsobjekte und systematische Informationsgewinnung durch Bereitstellung<br />
oder Zugangsgewährung zu den notwendigen Daten) kann nur in sehr geringem<br />
Umfang - beispielsweise durch frühzeitige Kontaktaufnahme, Erläuterung des Nutzens<br />
für die teilnehmenden Länder und das „Werben“ um Partizipation an der Erhebung -<br />
be<strong>ein</strong>flusst werden. Diesem „kundenorientierten“ Vorgehen steht - aus Sicht der möglichen<br />
Untersuchungspartner - die politische wie wirtschaftliche Sensibilität der Daten<br />
gegenüber. 882 Grundsätzlich ist Bedingung 5 hinsichtlich der ausgewählten Grundgesamtheit<br />
erfüllbar.<br />
Im Ergebnis erfüllt die ausgewählte Grundgesamtheit (EU-Mitgliedstaaten, G-20-<br />
Staaten und Neuseeland) die Bedingungen 1 bis 3. Die Bedingungen 4 und 5 sind<br />
durch die ausgewählten Untersuchungsobjekte zumindest erfüllbar. Eine Verifizierung<br />
ist erst nach Rücklauf der empirischen Untersuchung möglich.<br />
5.2 Erhebung von Vergleichsdaten<br />
5.2.1 Festlegung der Erhebungsmethodik<br />
Die Erhebung wird in Form <strong>ein</strong>er schriftlichen, standardisierten Befragung mit Hilfe<br />
<strong>ein</strong>es per E-Mail bzw. per Briefpost versandten Erhebungsbogens (inklusive Anschreiben<br />
und Unterstützungsschreiben der Universität Kassel) durchgeführt. Dabei werden<br />
geschlossene, halb-offene und offene Fragen <strong>ein</strong>gesetzt. 883 Die Erhebung wird seitens<br />
des Verfassers per telefonischer bzw. per E-Mail-Kommunikation betreut. Zur Dokumentation<br />
der Kommunikation und der Rückläufe wird auf dem Server der Universität<br />
Kassel <strong>ein</strong> spezifisches elektronisches Postfach <strong>ein</strong>gerichtet. Zur Sicherstellung der<br />
Qualität und des Umfangs des Erhebungsrücklaufs wird vor dem Versand der Erhebungsbögen<br />
mit jedem in die Untersuchung <strong>ein</strong>bezogenen Untersuchungspartner telefonisch<br />
Kontakt aufgenommen, die Zielsetzung der Forschungsarbeit verbal erläutert,<br />
eventuelle Fragen beantwortet und möglichst Interesse an <strong>ein</strong>er Teilnahme geweckt.<br />
Zu diesem Zweck werden weiterhin <strong>ein</strong> Unterstützungsschreiben der Universität Kassel<br />
und <strong>ein</strong>e Ausfüllhilfe für den Erhebungsbogen entwickelt und <strong>ein</strong>gesetzt.<br />
882 Beispielsweise begründete die Österreichische Bundesfinanzagentur Ges.m.b.H. das Nichtausfüllen<br />
des Erhebungsbogens mit Compliance-Gründen. Vgl. auch Schäuble (2011): „Vertraulichkeit ist die<br />
Voraussetzung, dass wir überhaupt solche Instrumente <strong>ein</strong>setzen können (W) Wenn Märkte reagieren,<br />
reagieren sie überzogen. Dann kommt Panik.“, zitiert nach: wallstreet:online, Artikel vom<br />
29. November 2011, unter: http://www.wallstreet-online.de/nachricht/3855641-anleihen-italienkaempft-erdrueckende-zinslast-finanzministertreffen,<br />
Zugriff vom 12. Januar 2012).<br />
883 Vgl. auch Eckst<strong>ein</strong> (2008), S. 37.
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 185<br />
Zusätzlich werden für jedes Untersuchungsobjekt relevante Quellen - soweit verfügbar<br />
und effizient erschließbar - in der Form <strong>ein</strong>es Dokumentenstudiums analysiert.<br />
Im Vorfeld der Erhebung und zur Plausibilisierung der Erhebungsergebnisse werden<br />
geeignete Experteninterviews stattfinden.<br />
Als Stichtag der Erhebung wird der 31. Dezember 2010 festgelegt.<br />
5.2.2 Spezifizierung des Informationsbedarfs<br />
Ausgehend von der Fragestellung dieser Forschungsarbeit und den in den Kapiteln 3<br />
und 4 erzielten Ergebnisse lassen sich die folgenden durch die empirische Analyse zu<br />
deckenden Informationsbedarfe definieren:<br />
Zu erklärende Faktoren:<br />
Kosten und Risiko des<br />
Schuldenportfolios<br />
erklärende Faktoren: Organisation<br />
und Inhalte des Debt Managements<br />
(unter Beachtung von nationalen<br />
Rahmenbedingungen)<br />
Kosten:<br />
Zins<strong>kosten</strong>,<br />
Transaktions-/<br />
Verwaltungs<strong>kosten</strong>,<br />
Sicherungs<strong>kosten</strong>,<br />
Steuerungs-/<br />
Überwachungs<strong>kosten</strong>,<br />
Tilgungsleistungen<br />
Risiko:<br />
Struktur des<br />
Schuldenportfolios:<br />
Laufzeitenstruktur,<br />
Zinsstruktur,<br />
Währungsstruktur,<br />
Instrumentenstruktur<br />
Organisation:<br />
Zielsteuerung,<br />
Kompetenzverteilung,<br />
Autonomiegrad,<br />
Anreizsystem,<br />
Überwachung<br />
und Kontrolle,<br />
Know-How<br />
Inhalte:<br />
zulässiger<br />
Umfang des<br />
Instrumente<strong>ein</strong>satzes,<br />
Emissionsbedingungen,<br />
Gläubigerstruktur<br />
nationale<br />
Rahmenbedingungen:<br />
Ziele,<br />
Schuldenvolumen,<br />
elektr.<br />
Handelssysteme,<br />
etc.<br />
Abbildung 85: Struktur und Inhalte der empirischen Analyse<br />
Zu erklärende Faktoren sind die Kosten und die Risiken des Public Debt Managements:<br />
Bei den Kosten des Debt Managements ist in Zins<strong>kosten</strong> (Kosten aus den geleisteten<br />
Zinszahlungen), Transaktions<strong>kosten</strong> (Kosten der Finanztransaktionen); Verwaltungs<strong>kosten</strong><br />
(Kosten für Personal, IT und Gebäude der Organisations<strong>ein</strong>heit), Sicherungs<strong>kosten</strong><br />
(Kosten für Sicherungsinstrumente), Steuerungs- und Überwachungs<strong>kosten</strong><br />
(Kosten der strategischen Steuerung, Überwachung sowie der internen und externen<br />
Kontrolle des Debt Managements) zu differenzieren; zudem ist der Zeitpunkt der Til-
186 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
gungszahlungen zu berücksichtigen (vgl. Abschnitt 3.3.1). Abzugrenzen sind gegebenenfalls<br />
die Kosten für die nationale Schuldenwertpapierverwaltung, die nicht in allen<br />
in die Untersuchung <strong>ein</strong>bezogenen Ländern von Organisations<strong>ein</strong>heiten des Debt Managements,<br />
sondern teilweise von eigenständigen Organisations<strong>ein</strong>heiten erbracht<br />
werden (vgl. auch Abschnitt 2.1.3).<br />
Hinsichtlich der Risiken des Debt Managements sind Zinsänderungsrisiken (in Form<br />
von Festzins-, variablem und antizipativem Zinsänderungs<strong>risiko</strong>), Währungsrisiken<br />
(aus der Aufnahme von nicht abgesicherten Fremdwährungsmitteln) und Kreditrisiken<br />
(in Form des Ausfall- oder Bonitäts<strong>risiko</strong>s) zu unterscheiden (vgl. Abschnitt 3.3.2).<br />
Als mögliche erklärende Faktoren werden organisatorische und inhaltliche Parameter<br />
<strong>ein</strong>bezogen (vgl. Abschnitt 4.5):<br />
Die organisatorischen Parameter umfassen Aufbau- und Ablauforganisation, Aufgaben,<br />
Kompetenzen, Personal<strong>ein</strong>satz, Kooperationen sowie <strong>Strategische</strong> Steuerung<br />
und Kontrolle des nationalen Public Debt Managements. Sie sollen auch mögliche Lösungsansätze<br />
betr. das Principal-Agent- bzw. Transaktions<strong>kosten</strong>problem umfassen.<br />
Es sollen auch persönliche Einschätzungen zu den <strong>ein</strong>zelnen organisatorischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
erhoben werden (vgl. Abschnitt 4.2).<br />
Als inhaltliche Parameter werden der Umfang der zulässigen bzw. der genutzten Finanzinstrumente,<br />
die Emissionsbedingungen sowie die Gläubigerstruktur in die Untersuchung<br />
<strong>ein</strong>bezogen (vgl. Abschnitt 4.3). Hierzu werden ebenfalls persönliche Einschätzungen<br />
zu inhaltlichen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> erhoben.<br />
Unterschiede hinsichtlich der Kosten und Risiken des Public Debt Managements können<br />
zudem aus unterschiedlichen Zielsetzungen, Schuldenvolumen oder Ratings, aus<br />
dem differierenden Nutzen elektronischer Handelssysteme oder aus Unterschieden in<br />
der Verwaltungs- und Organisationskultur resultieren. Diese möglichen Ursachen werden<br />
bei der Auswertung der empirischen Analyse als Rahmenbedingungen - und nicht<br />
als erklärende Faktoren - berücksichtigt. 884<br />
Im Ergebnis sind in die empirische Analyse sowohl Daten zur Analyse der Zielerreichung<br />
(Kosten, Risiken) als auch Daten zu den vermuteten strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
(organisatorische und materielle Parameter) <strong>ein</strong>zubeziehen. Weiterhin sind Informationen<br />
zu den Rahmenbedingungen des staatlichen Debt Managements zu erheben.<br />
884 Hinsichtlich der Nutzung elektronischer Handelssysteme ergab <strong>ein</strong>e Recherche betreffend die an der<br />
Untersuchung teilnehmenden Länder k<strong>ein</strong>e signifikanten Unterschiede (vgl. Anlage 11). Dieser Parameter<br />
wird deshalb im weiteren Verlauf der Forschungsarbeit ausgeblendet.
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 187<br />
Die Untersuchung soll auch dazu dienen, zusätzliche, nicht aus der Literatur deduktiv<br />
abgeleitete strategische <strong>Erfolgsfaktoren</strong> zu identifizieren und deren geschätzte Relevanz<br />
zu erheben.<br />
5.2.3 Entwicklung <strong>ein</strong>es Erhebungsbogens<br />
Auf der Basis des in Abschnitt 5.2.2 spezifizierten Informationsbedarf wird im nächsten<br />
Schritt <strong>ein</strong> geeigneter Erhebungsbogen abgeleitet. Im Folgenden werden die Entwicklung<br />
und der Aufbau des Erhebungsbogens dargestellt. Die Herleitung der <strong>ein</strong>zelnen<br />
Fragestellungen wird begründet, dabei wird insbesondere auf das Erkenntnisinteresse<br />
885 der jeweiligen Fragestellung <strong>ein</strong>gegangen.<br />
Der Umfang des Erhebungsbogens wird auf maximal 15 Seiten beschränkt. Dadurch<br />
soll <strong>ein</strong>e möglichst hohe Akzeptanz der Untersuchungspartner und <strong>ein</strong>e entsprechend<br />
hohe Rücklaufquote erzielt werden. Der Erhebungsbogen wird weitestgehend standardisiert,<br />
um <strong>ein</strong>e Vergleichbarkeit und Auswertbarkeit der Daten zu ermöglichen.<br />
Durch den gezielten Einsatz von offenen bzw. halboffenen Fragen bei <strong>ein</strong>zelnen Fragestellungen<br />
soll den Untersuchungspartnern zugleich die Möglichkeit gegeben werden,<br />
zusätzliche Aspekte und Einschätzungen <strong>ein</strong>bringen und gegebenenfalls auf nationale<br />
Besonderheiten hinweisen zu können (vgl. Abschnitt 5.2.2).<br />
Der Erhebungsbogen b<strong>ein</strong>haltet die folgenden thematischen Schwerpunkte (vgl. Anlage<br />
12):<br />
• Zielsetzungen und Aufgaben<br />
Zielsetzungen<br />
Aufgaben<br />
• Zu erklärende Variablen: Kredit<strong>kosten</strong> und Risiko<br />
Kredit<strong>kosten</strong><br />
Risiko<br />
• Erklärende Variablen: <strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
Organisatorische Parameter<br />
Inhaltliche Parameter<br />
<strong>Strategische</strong> Steuerung und Überwachung des Debt Managements<br />
Bewertung von strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
• Transparenz des Public Debt Managements und öffentlicher Zugang zu Daten.<br />
885 Die Erkenntnisinteressen beruhen grundsätzlich auf den in Kapitel 3 und 4 für diese Forschungsarbeit<br />
getroffenen Implikationen.
188 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
5.2.3.1 Erhebung zu den Zielsetzungen des Public Debt Managements<br />
Das Erkenntnisinteresse hinsichtlich der Zielsetzungen des nationalen Debt Managements<br />
besteht darin, eventuelle Relevanzunterschiede hinsichtlich der Zielsetzungen<br />
zwischen vergleichbaren Organisations<strong>ein</strong>heiten unterschiedlicher Länder bzw. zwischen<br />
unterschiedlichen Organisationsmodell-Clustern zu identifizieren. Diese eventuellen<br />
Unterschiede sollen als Rahmenbedingungen des Debt Managements in die<br />
empirische Analyse <strong>ein</strong>bezogen werden.<br />
Soweit Unterschiede zwischen den Relevanz<strong>ein</strong>schätzungen der Organisations<strong>ein</strong>heiten<br />
<strong>ein</strong>es Landes bestehen, sollen diese zur Analyse der Principal-Agent-Problematik<br />
zwischen Ministerium und operativer DMO herangezogen werden.<br />
Die Frage zu den Zielsetzungen des nationalen Debt Managements wird als Frage 1<br />
des Erhebungsbogens wie folgt formuliert:<br />
„Welche der folgenden Zielsetzungen des Debt Managements sind für die Aufgabenwahrnehmung<br />
Ihrer Organisations<strong>ein</strong>heit in welchem Maße relevant?“<br />
Als mögliche Zielsetzungen werden vorgegeben: 886<br />
• die Finanzbedarfsdeckung,<br />
• die Kredit<strong>kosten</strong>minimierung,<br />
• die Risikominimierung,<br />
• die Unterstützung der Geldpolitik,<br />
• das Allokationsziel,<br />
• das Distributionsziel,<br />
• das Stabilitätsziel,<br />
• die Verhinderung von Marktstörungen,<br />
• <strong>ein</strong>e ausgeglichene Laufzeitstruktur,<br />
• die Verbreiterung der Gläubigerstruktur,<br />
• die Verstärkung der Sparneigung,<br />
• die Finanzmarktentwicklung im Inland sowie<br />
• die Attrahierung (ausländischer) Investoren.<br />
886 Vgl. Carracedo / Dattels (1997), Tabelle 1, S. 104, zitiert nach: Wiese (2000), S. 53f. sowie Belgian<br />
Treasury (1997), S. 15 und S. 22, zitiert nach: Wiese (2000), S. 54f.; Danmarks Nationalbank (1997),<br />
S. 12, zitiert nach: Wiese (2000), S. 54f.; Thorand (1996), S. 2f., zitiert nach: Wiese (2000), S. 54f.;<br />
Dutch State Treasury Agency (1997), S. 1f. und S. 27f., zitiert nach: Wiese (2000), S. 54f.; Junta do<br />
Crédito Público (1997), S. 1, zitiert nach: Wiese (2000), S. 54f. sowie Kernbauer (1997), S. 253f. zitiert<br />
nach Wiese (2000), S. 54f.
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 189<br />
Zudem besteht die Möglichkeit weitere nationale Zielsetzungen aufzunehmen und zu<br />
bewerten. Die Skala der Relevanz<strong>ein</strong>schätzungen reicht von <strong>ein</strong>s = „sehr hohe Relevanz“<br />
bis sechs = „sehr geringe Relevanz“. Im Anschluss an die Frage besteht die<br />
Möglichkeit zu Anmerkungen zum Zweck der Erläuterung der Antworten bzw. Bewertungen.<br />
5.2.3.2 Erhebung zu den Aufgaben des Public Debt Managements<br />
Hinsichtlich der Aufgaben der <strong>ein</strong>zelnen Debt Management-Organisations<strong>ein</strong>heiten<br />
zielt das Erkenntnisinteresse des zweiten Fragenkreises auf das Identifizieren von<br />
eventuellen Unterschieden hinsichtlich des Aufgabenumfangs zwischen vergleichbaren<br />
Organisations<strong>ein</strong>heiten unterschiedlicher Länder ab. Damit sollen die definierten<br />
Organisationsmodell-Cluster plausibilisiert und gegebenenfalls neue Cluster geschaffen<br />
werden. Soweit aus <strong>ein</strong>em Land mehrere Rückläufe von unterschiedlichen Organisations<strong>ein</strong>heiten<br />
zugehen, kann zudem <strong>ein</strong>e Plausibilitätskontrolle der Antworten erfolgen.<br />
Die Frage zu den Aufgaben der <strong>ein</strong>zelnen Organisations<strong>ein</strong>heiten <strong>ein</strong>es Landes wird<br />
als Teilfrage 2.1 des Erhebungsbogens wie folgt definiert: „Welche Debt Management-<br />
Leistungen werden in Ihrem Land von welcher Organisations<strong>ein</strong>heit wahrgenommen?“<br />
Als Antwortmöglichkeiten werden für die Organisation<strong>ein</strong>heiten „Ministerium“, „DMO“,<br />
„Zentralbank“ oder „Sonstige“ vorgegeben: 887<br />
• der Abschluss von Schuldsch<strong>ein</strong>darlehen,<br />
• die Emission von staatlichen Wertpapieren,<br />
• der Einsatz von derivativen Finanzinstrumenten,<br />
• die Risikosteuerung und -überwachung,<br />
• die Erarbeitung von Marktanalysen und Modellen zur Portfoliosteuerung,<br />
• die Vorbereitung von Entscheidungsalternativen betreffend die Geschäftspolitik,<br />
• die Werbe-, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für staatliche Wertpapiere,<br />
• das Privatkundengeschäft für staatliche Wertpapiere,<br />
• die staatliche Wertpapierverwaltung,<br />
• die strategische Steuerung der Schuldenstruktur,<br />
• die Überwachung der operativen Schuldenstrukturpolitik,<br />
887 Die vorgegebenen Antwortmöglichkeiten lehnen sich an den Aufgabenumfang der Bundesrepublik<br />
Deutschland Finanzagentur GmbH an (vgl. Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur GmbH<br />
(2011a): Über uns, unter: http://www.deutsche-finanzagentur.de/finanzagentur/ueber-uns/, Zugriff<br />
vom 2. Februar 2012).
190 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
• gesamtwirtschaftliche Aufgaben (insbesondere die Geldpolitik),<br />
• Geldmarktgeschäfte zum Ausgleich des Kontos bei der Zentralbank sowie<br />
• die Liquiditätssteuerung.<br />
Zudem besteht die Möglichkeit, weitere Leistungen der <strong>ein</strong>zelnen Organisations<strong>ein</strong>heiten<br />
anzufügen.<br />
Weiterhin sollen eventuelle Unterschiede hinsichtlich der Autonomie der Aufgabenwahrnehmung<br />
zwischen vergleichbaren Organisations<strong>ein</strong>heiten unterschiedlicher<br />
Länder untersucht werden. Damit soll insbesondere analysiert werden, ob signifikante<br />
Autonomie-Unterschiede zwischen den <strong>ein</strong>zelnen Organisationsmodell-Clustern bestehen<br />
und ob diese gegebenenfalls als organisatorische strategische <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
des Public Debt Managements Kosten-Risiko-Differenzen erklären können.<br />
Teilfrage 2.2 wird wie folgt formuliert: „Wie umfangreich sind die Debt Management-<br />
Kompetenzen Ihrer Organisations<strong>ein</strong>heit?“<br />
Die in Teilfrage 2.1 definierten Leistungen können den folgenden Antwortmöglichkeiten<br />
zugeordnet werden:<br />
• die eigenverantwortliche Entscheidung,<br />
• die eigenverantwortliche Entscheidung innerhalb bestimmter Limits,<br />
• das Handeln auf Weisung (verbunden mit der Verantwortung für die Umsetzung<br />
der Weisung) sowie<br />
• das Erbringen von nachgefragten Dienstleistungen (verbunden mit der Verantwortung<br />
für deren Qualität).<br />
Zudem können weitere Autonomiegrade definiert und Leistungen entsprechend zugeordnet<br />
werden.<br />
Mit <strong>ein</strong>er weiteren Teilfrage soll <strong>ein</strong>e Bewertung der Aufgabenverteilung auf die <strong>ein</strong>zelnen<br />
Organisations<strong>ein</strong>heiten sowie deren Zusammenarbeit erfolgen. Das Erkenntnisinteresse<br />
besteht darin, die Zweckmäßigkeit der Aufgabenzuordnung auf die <strong>ein</strong>zelnen<br />
Aufgabenträger und die Qualität der Zusammenarbeit zwischen den Aufgabenträgern<br />
<strong>ein</strong>schätzen zu lassen. Diese Einschätzungen können gegebenenfalls<br />
Schwachstellen in der Aufgabenverteilung bzw. in der Zusammenarbeit aufzeigen<br />
oder stellen zumindest Indikatoren für diese dar. Mit Hilfe der Teilfrage 2.3 soll insbesondere<br />
untersucht werden, ob signifikante Unterschiede in der qualitativen Bewertung<br />
der Aufgabenverteilung bzw. der Zusammenarbeit zwischen den <strong>ein</strong>zelnen Organisationsmodell-Clustern<br />
bestehen und ob diese gegebenenfalls als organisatorische<br />
strategische <strong>Erfolgsfaktoren</strong> des Public Debt Managements etwaige Kredit<strong>kosten</strong>-<br />
Risiko-Differenzen erklären können.
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 191<br />
Teilfrage 2.3 lautet: „Wie bewerten Sie die Aufgabenverteilung bzw. die Zusammenarbeit<br />
zwischen den Aufgabenträgern des Debt Managements in Ihrem Land?“<br />
Die Skala der Antwortmöglichkeiten für die Bewertung der Aufgabenverteilung bzw.<br />
der Zusammenarbeit mit <strong>ein</strong>zelnen, zu benennenden Organisations<strong>ein</strong>heiten reicht<br />
von <strong>ein</strong>s = „sehr gut“ bis sechs = „sehr schlecht“.<br />
Zur Erläuterung der in Teilfrage 2.3 gegebenenfalls aufgezeigten Schwachstellen soll<br />
mit Hilfe <strong>ein</strong>er weiteren Teilfrage die Möglichkeit gegeben werden, erkannte Optimierungspotenziale<br />
hinsichtlich Aufgabenverteilung und Zusammenarbeit zwischen den<br />
Organisations<strong>ein</strong>heiten zu benennen.<br />
Teilfrage 2.4 ist wie folgt formuliert: „Welche Optimierungspotenziale sehen Sie hinsichtlich<br />
der Aufgabenverteilung bzw. hinsichtlich der Zusammenarbeit?“.<br />
Um die Vergleichbarkeit der Untersuchungspartner sicherzustellen, sind gegebenenfalls<br />
von <strong>ein</strong>zelnen Organisations<strong>ein</strong>heiten zusätzlich erbrachte Aufgaben heraus zurechnen.<br />
Hierzu wird mit <strong>ein</strong>er weiteren Teilfrage erhoben, zu welchem prozentualen<br />
Anteil gegebenenfalls Debt Management-Leistungen für externe Dritte außerhalb der<br />
jeweiligen staatlichen Ebene, zum Beispiel für andere Länder, für Bundesländer oder<br />
für Kommunen, erbracht werden.<br />
Teilfrage 2.5 lautet wie folgt: „In welchem Umfang werden Debt-Management-<br />
Leistungen für externe Dritte (andere Staaten, Bundesländer, Kommunen, etc.) erbracht?“.<br />
Im Anschluss an die fünf Teilfragen besteht die Möglichkeit, Anmerkungen zum Zwecke<br />
der Erläuterung anzufügen.<br />
5.2.3.3 Erhebung zu den Kosten des Public Debt Managements<br />
Das Erkenntnisinteresse des dritten Fragenkreises besteht zum <strong>ein</strong>en darin, eventuelle<br />
Unterschiede hinsichtlich der Ausgaben oder Kosten des Public Debt Managements<br />
zwischen den <strong>ein</strong>zelnen Ländern zu erfassen. Zum anderen soll die Datengrundlage<br />
für die Berechnung der Kredit<strong>kosten</strong> im Rahmen der vorliegenden Untersuchung geschaffen<br />
werden. Ziel ist es, für jedes in die Untersuchung <strong>ein</strong>bezogene Land die Kredit<strong>kosten</strong><br />
je Mio. Schuldenvolumen nach <strong>ein</strong>heitlichem Verfahren zu ermitteln und gegebenenfalls<br />
Kostenunterschiede zwischen den <strong>ein</strong>zelnen Ländern bzw. zwischen den<br />
<strong>ein</strong>zelnen Organisationsmodell-Clustern aufzuzeigen.<br />
Frage 3.1 ist wie folgt formuliert: „Zu welchen Ausgaben bzw. Kostenarten des Debt<br />
Managements liegen Ihnen Informationen vor?“.<br />
Als Antwortmöglichkeiten werden die in Abschnitt 3.3.1 definierten Kostenarten „Zins<strong>kosten</strong>“,<br />
„Transaktions<strong>kosten</strong>“, „Verwaltungs<strong>kosten</strong>“, „Sicherungs<strong>kosten</strong>“ und „Überwachungs-<br />
und Kontroll<strong>kosten</strong>“ sowie die Zahlungen aus Tilgungsleistungen ange-
192 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
führt. Darüber hinaus können weitere Kosten- oder Ausgabearten angeführt werden.<br />
Für jede Kosten- oder Ausgabenart soll angegeben werden, ob diesbezüglich Informationen<br />
vorliegen und welche Höhe diese gegebenenfalls im Jahr 2010 hatte.<br />
Da <strong>ein</strong>e umfassende Abbildung aller Kostenarten voraussichtlich nicht für alle Länder<br />
möglich s<strong>ein</strong> wird, sollen mit Hilfe <strong>ein</strong>er weiteren Teilfrage Annahmen zur Kostenermittlung<br />
mit Hilfe von Zuschlagssätzen zu den Zins<strong>kosten</strong> erhoben werden. Hierzu<br />
werden aus der Literatur abgeleitete und per Experteninterview 888 verifizierte Zuschlagssätze<br />
zu den Zins<strong>kosten</strong> (Transaktions<strong>kosten</strong>zuschlagssatz von 0,1 Prozent,<br />
Verwaltungs<strong>kosten</strong>zuschlagssatz von 0,05 Prozent sowie Sicherungs<strong>kosten</strong>zuschlagssatz<br />
von 0,005 Prozent) zur Diskussion gestellt und zugleich gegebenenfalls<br />
abweichende Einschätzungen der Untersuchungsobjekte erhoben. Alternativ kann die<br />
Anzahl der für Verwaltungs- oder Überwachungs- und Kontroll-Aufgaben <strong>ein</strong>gesetzten<br />
Vollzeitstellen angegeben werden. Diese Zahl kann sowohl zur Berechnung der Kosten<br />
(mit Hilfe von Personal<strong>kosten</strong>tabellen) als auch als Indikator für den Vergleich zwischen<br />
den <strong>ein</strong>zelnen Ländern bzw. <strong>ein</strong>zelnen Clustern verwendet werden.<br />
Teilfrage 3.2 lautet wie folgt: „Falls Ihnen k<strong>ein</strong>e Kosteninformationen vorliegen, können<br />
deren Werte anhand der folgenden Annahmen geschätzt werden? a) als Prozentsatz<br />
(bzw. In Basispunkten) der Zins<strong>kosten</strong>? b) basierend auf dem Personal<strong>ein</strong>satz (in<br />
Vollzeitstellen)“.<br />
Eine weitere Teilfrage hat die Ermittlung der vorhandenen Kostentransparenz zum<br />
Gegenstand. Mit Hilfe der Ermittlung der regelmäßig errechneten Kennzahlen zu den<br />
Ausgaben bzw. Kosten des Debt Managements soll zum <strong>ein</strong>en die in Teilfrage 3.1 erhobene<br />
Kostentransparenz plausibilisiert werden. Zum anderen soll zusätzlich der<br />
Frage nach <strong>ein</strong>em eventuellen Zusammenhang zwischen der Kostentransparenz und<br />
der Höhe der Kredit<strong>kosten</strong> je Schuldenvolumen nachgegangen werden.<br />
Teilfrage 3.3 ist wie folgt definiert: „Welche Ausgaben- oder Kosten-Kennzahlen werden<br />
regelmäßig ermittelt?“<br />
Abschließend besteht die Möglichkeit erläuternde Anmerkungen zu den drei Teilfragen<br />
betreffend die Kosten des Debt Managements anzufügen.<br />
5.2.3.4 Erhebung zu den Risiken des Public Debt Managements<br />
Das Erkenntnisinteresse des vierten Fragenkreises besteht zum <strong>ein</strong>en in der Ermittlung,<br />
welche Risiken identifiziert werden und in welcher Höhe diese nach Einschätzung<br />
des Untersuchungspartners zum Untersuchungszeitpunkt bestanden. Zum anderen<br />
sollen die aktive Steuerung der Risiken und die Risikotransparenz analysiert werden.<br />
888 Vgl. Experteninterview II-1 in Anlage 2.
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 193<br />
Teilfrage 4.1 lautet wie folgt: „Welche Risiken des Debt Managements existierten zum<br />
31. Dezember 2010 in Ihrem Portfolio?“.<br />
Zur Beantwortung der Teilfrage stehen die im Rahmen dieser Forschungsarbeit definierten<br />
Risiken zur Verfügung:<br />
• k<strong>ein</strong>e Angabe möglich, da Risiken nicht ermittelt werden.<br />
• Zinsänderungsrisiken mit <strong>ein</strong>em Erwartungswertes in Höhe von ,<br />
• Währungskursrisiken mit <strong>ein</strong>em Erwartungswertes in Höhe von ,<br />
• Kreditrisiken mit <strong>ein</strong>em Erwartungswertes in Höhe von<br />
sowie<br />
• k<strong>ein</strong>e Risiken, da alle Risiken über Sicherungsinstrumente zu 100% abgesichert<br />
sind.<br />
Darüber hinaus können weitere Risikoarten angegeben und bewertet werden. Alternativ<br />
können anstatt der Erwartungswerte auch die mittleren Eintrittswahrsch<strong>ein</strong>lichkeiten<br />
und die mittleren Schadenshöhen angeben werden.<br />
Eine weitere Teilfrage zielt darauf ab festzustellen, welche Risiken aktiv gesteuert<br />
werden. Damit ist die Frage verbunden, ob und welche Risikopositionen bewusst <strong>ein</strong>gegangen<br />
werden. Von Interesse ist dabei insbesondere, ob Unterschiede zwischen<br />
den <strong>ein</strong>zelnen Ländern bzw. den <strong>ein</strong>zelnen Organisationsmodell-Clustern bestehen.<br />
Sollte sich <strong>ein</strong> Zusammenhang zwischen der aktiven Steuerung und den Kosten und<br />
Risiken der <strong>ein</strong>zelnen Länder bzw. Cluster identifizieren lassen, würde die Kompetenz<br />
zur aktiven Steuerung <strong>ein</strong>en organisatorischen strategischen Erfolgsfaktor darstellen.<br />
Diesbezüglich ist insbesondere auch zu analysieren, ob Zusammenhänge zwischen<br />
der aktiven Steuerung und der Autonomie (Frage 2.2), dem Know-How (Frage 5.2)<br />
oder der strategischen Steuerung und Überwachung (Frage 7) bestehen.<br />
Teilfrage 4.2 ist wie folgt formuliert: „Welche Risiken werden aktiv gesteuert?“<br />
Als Antwortmöglichkeiten sind vorgegeben:<br />
• Zinsänderungsrisiken,<br />
• Währungsrisiken sowie<br />
• Kreditrisiken.<br />
Weitere aktiv gesteuerte Risiken können gegebenenfalls benannt werden.<br />
Mit Hilfe der dritten Teilfrage zum Risiko des Debt Managements, soll die Risikotransparenz<br />
(Umfang der ermittelten Risiken, Umfang der genutzten Risikoinformationen,<br />
insbesondere Nutzen von Marktprognosen) und eventuelle diesbezüglich bestehende<br />
Unterschiede zwischen den <strong>ein</strong>zelnen Ländern bzw. Organisationsmodell-Clustern<br />
analysiert werden. Das Erkenntnisinteresse ist auf <strong>ein</strong>en eventuellen Zusammenhang
194 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
zwischen der Risikotransparenz und den Kredit<strong>kosten</strong> und Risiken der <strong>ein</strong>zelnen Länder<br />
bzw. Cluster gerichtet. Falls <strong>ein</strong> signifikanter Zusammenhang identifiziert werden<br />
kann, wäre die Risikotransparenz <strong>ein</strong> materieller strategischer Erfolgsfaktor. Diesbezüglich<br />
ist auch <strong>ein</strong> Zusammenhang zwischen der Risikotransparenz und dem vorhandenen<br />
Know-How (Frage 5.1) zu untersuchen.<br />
Teilfrage 4.3 lautet wie folgt: „Welche Risikoinformationen werden regelmäßig zur<br />
Steuerung genutzt?“.<br />
Folgende Antwortmöglichkeiten sind vorgesehen:<br />
• Risikokennzahlen (mit der Bitte diese beispielhaft zu benennen),<br />
• Frühwarnindikatoren (mit der Bitte diese beispielhaft zu benennen),<br />
• Risikokorrelationen (mit der Bitte diese beispielhaft zu benennen),<br />
• eigene Marktprognosen,<br />
• externe Marktprognosen sowie<br />
• Kosten der Risikobewältigung (mit der Bitte, diese - falls vorhanden - für das<br />
Jahr 2010 zu quantifizieren).<br />
Daneben besteht die Möglichkeit, weitere genutzte Risikoinformationen anzugeben.<br />
Abschließend besteht die Möglichkeit, die Antworten zu den drei Teilfragen betreffend<br />
die Risiken des Debt Managements mit Hilfe von Anmerkungen zu erläutern.<br />
5.2.3.5 Erhebung zum internen und externen Know-How<br />
Mit den Fragen des fünften Fragenkreises zum internen und externen Know-How sollen<br />
sowohl Daten zur Quantität als auch zur Qualität des Personal<strong>ein</strong>satzes für Aufgaben<br />
des staatlichen Debt Managements erhoben werden. Damit soll vor allem untersucht<br />
werden, ob der - insbesondere von HAIN festgestellte - Trend zur Professionalisierung<br />
zu Know-How-Unterschieden zwischen den <strong>ein</strong>zelnen Clustern führt. 889<br />
Die erste Teilfrage hat die Quantität des Personal<strong>ein</strong>satzes zum Gegenstand. 890 Teilfrage<br />
5.1 lautet wie folgt: „Wie viele Vollzeitstellen werden für Debt Management-<br />
Aufgaben in Ihrer Organisations<strong>ein</strong>heit <strong>ein</strong>gesetzt?“. Bei der Antwort sind aus Gründen<br />
der Vergleichbarkeit die Stellen für die staatliche Wertpapierverwaltung nicht zu berücksichtigen.<br />
889 Vgl. Hain (2003), S. 12ff.<br />
890 Die Erfassung des Personal-Inputs ermöglicht auch - beispielsweise mit Hilfe von Personal<strong>kosten</strong>tabellen<br />
- <strong>ein</strong>e Ermittlung der Personal<strong>kosten</strong> des Public Debt Managements (vgl. beispielsweise Hessisches<br />
Ministerium des Inneren und für Sport (2011): Personal<strong>kosten</strong>tabellen, unter:<br />
http://www.hessen.de/irj/HMdI_Internet?cid=e0da47a5fc87d39c79b071c84d80a165, Zugriff vom<br />
12. Januar 2012).
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 195<br />
Der Fokus der zweiten Teilfrage ist auf die Qualität des (internen) Personal<strong>ein</strong>satzes<br />
gerichtet. Als zu erhebende Qualitätskriterien werden hierzu - in Anlehnung an den<br />
von HAIN identifizierten Trend zur Professionalisierung - die Parameter „Erfahrung aus<br />
<strong>ein</strong>er Tätigkeit im privaten Finanzsektor“, „geeigneter Hochschulabschluss“ und „Art<br />
der Besoldung“ herangezogen. 891 Bei den ersten beiden Parametern sollen die Zahl<br />
der jeweiligen Vollzeitstellen erfasst werden.<br />
Teilfrage 5.2 umfasst die folgenden Fragestellungen:<br />
„Wie viele Vollzeitstellen waren zuvor im privaten Finanzsektor tätig?“<br />
„Wie viele Vollzeitstellen haben <strong>ein</strong>en entsprechenden Hochschulabschluss?“<br />
„Erfolgt die Besoldung nach öffentlich-rechtlichen Konditionen oder entspricht diese<br />
dem privatwirtschaftlichen Gehaltsgefüge?“.<br />
Die Anzahl der Vollzeitstellen, die zuvor im privaten Finanzsektor tätig waren, dient als<br />
Indikator für das Know-How des Personals. Hierzu soll auch <strong>ein</strong>e prozentuale Quote<br />
dieser Vollzeitstellen in Relation zu den gesamten Vollzeitstellen der Organisation abgebildet<br />
werden.<br />
Zu untersuchen ist insbesondere, ob <strong>ein</strong> Zusammenhang zwischen dem prozentualen<br />
Anteil der zuvor im privaten Finanzsektor tätigen Vollzeitstellen und den Kosten und<br />
Risiken der <strong>ein</strong>zelnen Länder bzw. der <strong>ein</strong>zelnen Cluster identifiziert werden kann. In<br />
diesem Fall ließe sich privatwirtschaftliches Kreditmanagement-Know-How als organisatorischer<br />
strategischer Erfolgsfaktor definieren. Daneben ist zu analysieren, ob Zusammenhänge<br />
zwischen dieser Quote und den Antworten betreffend die Autonomie<br />
der Organisation (Frage 2.2), die aktive Risikosteuerung (Frage 4.1), den Instrumenten<strong>ein</strong>satz<br />
(Frage 6.2) sowie hinsichtlich der strategischen Steuerung (Frage 7) bestehen.<br />
Die Fragestellung nach der Anzahl der Vollzeitstellen mit entsprechendem Hochschulabschluss<br />
soll analog zu der Quote der Vollzeitstellen mit Vortätigkeiten im privaten<br />
Finanzsektor analysiert werden. Entsprechend werden Zusammenhänge zwischen der<br />
Quote der Vollzeitstellen mit entsprechendem Hochschulabschluss und den Kosten<br />
und Risiken des nationalen Debt Managements (Fragen 3 und 4) sowie hinsichtlich<br />
der Antworten betreffend die Autonomie der Organisation (Frage 2.2), die aktive Risikosteuerung<br />
(Frage 4.1), den Instrumenten<strong>ein</strong>satz (Frage 6.2) sowie die strategischen<br />
Steuerung (Frage 7) analysiert.<br />
Mit Hilfe der Teilfrage, ob die Besoldung nach öffentlich-rechtlichen Konditionen erfolgt<br />
oder dem privatwirtschaftlichen Gehaltsgefüge entspricht, sollen evtl. Besoldungsstruktur-Unterschiede<br />
zwischen <strong>ein</strong>zelnen Ländern bzw. <strong>ein</strong>zelnen Clustern identifi-<br />
891 Vgl. Hain (2003), S. 14.
196 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
ziert werden. Zu untersuchen ist insbesondere, inwiefern <strong>ein</strong> Zusammenhang zwischen<br />
der Art der Besoldung bzw. Vergütung und den Kosten und Risiken des Debt<br />
Managements der <strong>ein</strong>zelnen Länder bzw. Cluster besteht. Sofern <strong>ein</strong> Zusammenhang<br />
festgestellt werden kann, fungiert die Art der Besoldung bzw. Vergütung als organisatorischer<br />
strategischer Erfolgsfaktor. Weiterhin ist zu untersuchen, ob die Art der Besoldung<br />
bzw. Vergütung mit der Autonomie der Organisations<strong>ein</strong>heit korreliert bzw. als<br />
Indikator für diese geeignet ist.<br />
Die Teilfrage 5.3 zielt darauf ab, inwiefern die <strong>ein</strong>zelnen Länder bzw. Cluster gegebenenfalls<br />
fehlendes privatwirtschaftliches Know-How in Einzelfällen durch Einkauf von<br />
externen Dienstleistungen kompensieren. Teilfrage 5.3 ist wie folgt formuliert: „Wird<br />
darüber hinaus externes Know-How fallweise <strong>ein</strong>gesetzt?“. Als Antwortmöglichkeiten<br />
sind „ja“ und „n<strong>ein</strong>“ vorgegeben. Die mit Hilfe dieser Fragestellung erzielten Antworten<br />
können eventuell <strong>ein</strong>en Indikator für <strong>ein</strong>en nicht gedeckten qualitativen oder quantitativen<br />
Personalbedarf darstellen.<br />
Teilfrage 5.4 zielt darauf ab, ob die <strong>ein</strong>zelnen Länder bzw. Cluster gegebenenfalls fehlendes<br />
privatwirtschaftliches Know-How in der DMO durch <strong>ein</strong>e Kooperation mit der<br />
Zentralbank, <strong>ein</strong>em Kreditinstitut oder weiteren Kooperationspartnern kompensieren.<br />
Teilfrage 5.4 lautet „Existiert <strong>ein</strong>e Kooperation der Debt Management-<br />
Organisations<strong>ein</strong>heit mit der Zentralbank, <strong>ein</strong>em Kreditinstitut oder anderen Institutionen?“.<br />
Mögliche Antworten sind „mit Zentralbank“ und „mit Kreditinstitut“. Daneben<br />
besteht die Möglichkeit, weitere Kooperationspartner in <strong>ein</strong>em Leerfeld anzugeben.<br />
Die Antworten verdeutlichen gegebenenfalls <strong>ein</strong>en bestehenden nicht gedeckten qualitativen<br />
oder quantitativen Personalbedarf.<br />
Mit Hilfe von Teilfrage 5.5 („Wie viele Vollzeitstellen werden für die staatliche Wertpapierverwaltung<br />
<strong>ein</strong>gesetzt?“) soll <strong>ein</strong>e Abgrenzung des Personal<strong>ein</strong>satzes für Debt<br />
Management-Aufgaben vom Personal<strong>ein</strong>satz für Aufgaben der staatlichen Wertpapierverwaltung<br />
erfolgen. Dies ist notwendig, da nicht in allen Ländern, die Leistungen<br />
der staatlichen Wertpapierverwaltung von Organisations<strong>ein</strong>heiten des Debt Managements<br />
erbracht, sondern von separaten Institutionen wahrgenommen werden, die außerhalb<br />
des im Rahmen dieser Forschungsarbeit untersuchten Spektrums (Ministerium,<br />
DMO, Zentralbank) liegen. 892 Durch das Herausrechnen der Vollzeitstellen für<br />
die staatliche Wertpapierverwaltung vom Personal<strong>ein</strong>satz für das staatliche Schuldenmanagement<br />
soll die Vergleichbarkeit der erhobenen Informationen sichergestellt<br />
werden.<br />
892 Vgl. beispielsweise das italienische Dipartimento del Tesoro (2012): Mission, unter:<br />
http://www.dt.tesoro.it/it/dipartimento/mission.html, Zugriff vom 8. Januar 2012.
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 197<br />
Abschließend besteht die Möglichkeit, die Antworten zu den Teilfragen betreffend das<br />
interne oder externe Know-How des Debt Managements mit Hilfe von Anmerkungen<br />
zu erläutern.<br />
5.2.3.6 Erhebung zu den inhaltlichen Parametern des Public Debt Managements<br />
Der sechste Fragenkreis der empirischen Untersuchung ist auf die inhaltlichen Parameter<br />
des nationalen Debt Managements ausgerichtet. Im Fokus stehen insbesondere<br />
die Zusammensetzung der Schuldenportfolien und das Management dieser Portfolien.<br />
Mit Teilfrage 6.1 wird das Spektrum der in den <strong>ein</strong>zelnen Ländern zulässigen Finanzinstrumente<br />
analysiert. Die Fragestellung lautet: „Welche Finanzinstrumente sind hinsichtlich<br />
des Debt Managements Ihres Landes zulässig?“. Als Antwortmöglichkeiten<br />
sind die Finanzinstrumente „(Schuldsch<strong>ein</strong>-)Darlehen, „Anleihen, Schatzanweisungen,<br />
MTM, CP, etc.“, „Forwards“, „Futures“, „Options“ und „Swaps“ vorgegeben. Weitere<br />
Instrumente können angeführt werden.<br />
Mit Hilfe dieser Fragestellung wird untersucht, ob <strong>ein</strong> Zusammenhang zwischen dem<br />
Umfang der zulässigen Finanzinstrumente und den Kosten und Risiken des Debt Managements<br />
der <strong>ein</strong>zelnen Länder bzw. Cluster besteht. Sofern sich <strong>ein</strong> solcher nachweisen<br />
lässt, fungiert der Umfang der zulässigen Finanzinstrumente als inhaltlicher<br />
strategischer Erfolgsfaktor.<br />
Weiterhin sind eventuelle Zusammenhänge zwischen dem Umfang der zulässigen<br />
Finanzinstrumente und der Autonomie (Frage 2.2), der aktiven Risikosteuerung (Frage<br />
4.1), dem finanzwirtschaftlichen Know-How (Frage 5.2) sowie der strategischen Steuerung<br />
(Frage 7) zu analysieren.<br />
Mit Teilfrage 6.2 wird die tatsächliche Zusammensetzung des Schuldenportfolios zum<br />
31. Dezember 2010 untersucht. Die Fragestellung lautet: „Aus welchen Finanzinstrumenten<br />
setzte sich das Portfolio zum 31. Dezember 2010 zusammen?“. Die vorgegebenen<br />
Antwortmöglichkeiten entsprechen der Teilfrage 6.1. Für jedes Instrument soll<br />
entweder <strong>ein</strong> monetärer Wert (in Mio. Euro) oder <strong>ein</strong> prozentualer Anteil angegeben<br />
werden.<br />
Im Zentrum des Erkenntnisinteresses stehen eventuelle Zusammenhänge zwischen<br />
dem Umfang der genutzten Finanzinstrumente und den Kosten und Risiken des Debt<br />
Managements der <strong>ein</strong>zelnen Länder bzw. Cluster. Lässt sich <strong>ein</strong> solcher nachweisen,<br />
fungiert der Umfang der genutzten Finanzinstrumente als inhaltlicher strategischer<br />
Erfolgsfaktor.<br />
Des Weiteren sollen eventuelle Unterschiede zwischen dem zulässigen und dem genutzten<br />
Schuldenportfolio identifiziert werden. Darüber hinaus sind eventuelle Zusammenhänge<br />
zwischen dem Umfang der genutzten Finanzinstrumente und der Autonomie<br />
(Frage 2.2), der aktiven Risikosteuerung (Frage 4.1), dem kreditwirtschaftli-
198 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
chen Know-How (Frage 5.2) sowie der strategischen Steuerung (Frage 7) zu untersuchen.<br />
Zu analysieren ist insbesondere, ob <strong>ein</strong>e eventuell ermittelte Differenz zwischen zulässigem<br />
und genutztem Umfang der Finanzinstrumente in <strong>ein</strong>em Zusammenhang<br />
zum Umfang des kreditwirtschaftlichen Know-Hows steht. Lässt sich <strong>ein</strong> solcher<br />
nachweisen, so kann dies als Indikator für <strong>ein</strong>e mögliche Nutzensbarriere aufgrund<br />
fehlendem kreditwirtschaftlichen Know-How interpretiert werden. Hieraus ließe sich <strong>ein</strong><br />
Indikator für das kreditwirtschaftliche Know-How als organisatorischer Erfolgsfaktor<br />
ableiten.<br />
Eine weitere Fragestellung (Frage 6.3) untersucht, welche Instrumente zum<br />
31. Dezember 2010 in welchem prozentualen Umfang als Sicherungsinstrumente genutzt<br />
wurden. Teilfrage 6.3 lautet: „Welche Instrumente wurden (in welchem Umfang)<br />
als Sicherungsinstrumente <strong>ein</strong>gesetzt?“. Als Antwortmöglichkeiten sind die Instrumente<br />
„Futures“, Options“ und „Swaps“ vorgegeben. Darüber hinaus können weitere Sicherungsinstrumente<br />
angeführt werden. Für jedes Instrument soll dessen prozentualer<br />
Umfang angegeben werden.<br />
Die Fragestellung fungiert <strong>ein</strong>erseits als Plausibilitätsprüfung zu den Fragen 4.1 (existierende<br />
Risiken im Schuldenportfolio) und 6.2 (tatsächlicher Instrumenten<strong>ein</strong>satz)<br />
hinsichtlich des Aspekts, ob alle tatsächlichen vorhandenen Risiken angegeben wurden.<br />
Andererseits stellt die Beantwortung der Frage auch <strong>ein</strong>e Grundlage für <strong>ein</strong>e<br />
hilfsweise Berechnung der Sicherungs<strong>kosten</strong> (vgl. Teilfragen 3.1 und 3.2) dar.<br />
Mit Teilfrage 6.4 soll die Struktur der Schuldenportfolios zum 31. Dezember 2010 ermittelt<br />
und die Datengrundlage für die <strong>ein</strong>heitliche Ermittlung der Zinsänderungsrisiken<br />
erhoben werden (vgl. Abschnitt 3.3.2.1). Die Fragestellung lautet: „Liegen für den<br />
Stichtag 31. Dezember 2010 die nachfolgenden Kennzahlen (gegebenenfalls als<br />
Schätzwerte) vor?“. Zur Erhebung der Daten wird die folgende Tabelle verwendet:<br />
Kennzahl<br />
Anteil an den<br />
Gesamtschulden<br />
Durchschnittlicher<br />
Zinssatz<br />
Durchschnittliche<br />
Restlaufzeit<br />
Festverzinsliche<br />
Schulden<br />
Variabel verzinsliche<br />
Schulden<br />
Tabelle 14: Datenerhebung: Struktur des Schuldenportfolios<br />
Hilfsweise können die Daten von den Untersuchungspartnern geschätzt werden. Diese<br />
Daten stellen den Ausgangspunkt (zusammen mit evtl. weiterführenden Informationen<br />
bei Frage 9) für die Berechnung der Risiken des Schuldenportfolios im Rahmen<br />
dieser Forschungsarbeit dar.
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 199<br />
Auf Basis von <strong>ein</strong>heitlich ermittelten Risikowerten ist <strong>ein</strong>e Vergleichbarkeit zwischen<br />
den <strong>ein</strong>zelnen Ländern sichergestellt. Zur Plausibilisierung der ermittelten Risikowerte<br />
kann <strong>ein</strong> Abgleich zu den bei Teilfrage 4.1 erhobenen Erwartungswerten der <strong>ein</strong>zelnen<br />
Risiken erfolgen. 893<br />
Teilfrage 6.5 analysiert, welche Zielvorgaben bzw. Performance-Benchmarks seitens<br />
der strategischen Steuerung für das Portfolio definiert wurden. Damit soll ermittelt<br />
werden, inwieweit strategische Vorgaben definiert sind, die die Grundlage für <strong>ein</strong>e<br />
strategische Steuerung und Überwachung schaffen (vgl. Frage 7) bzw. welche konkreten<br />
Vorgaben (Detaillierungsgrad, Umfang und Gültigkeit der Regelungen) <strong>ein</strong>gesetzt<br />
werden. Teilfrage 6.5 ist als offene Frage formuliert. Sie lautet: „Welche Zielvorgaben<br />
bzw. Performance-Benchmarks sind seitens der strategischen Steuerung für das Portfolio<br />
definiert?“.<br />
Diesbezüglich ist insbesondere zu analysieren, ob Zusammenhänge zwischen Art und<br />
Umfang der Zielvorgaben und den Kosten und Risiken des Debt Managements in den<br />
<strong>ein</strong>zelnen Ländern bzw. Clustern besteht. Dabei ist auch zu untersuchen, ob sich <strong>ein</strong><br />
Zusammenhang zwischen Umfang und Art der Zielvorgaben und dem jeweiligen nationalen<br />
Organisationsmodell nachweisen lässt.<br />
Weiterhin sind eventuelle Zusammenhänge zwischen Umfang und Art der Zielvorgaben<br />
und der Autonomie (Frage 2.2), dem Know-How (Frage 5.2), dem zulässigen und<br />
tatsächlichem Instrumenten<strong>ein</strong>satz (6.1 und 6.2) sowie der strategischen Steuerung<br />
und Überwachung (Frage 7) in die Analyse <strong>ein</strong>zubeziehen.<br />
Abschließend besteht die Möglichkeit, die Antworten zu den Teilfragen betreffend die<br />
materiellen Parameter des Debt Managements mit Hilfe von Anmerkungen zu erläutern.<br />
5.2.3.7 Erhebung zur strategischen Steuerung und Überwachung des operativen<br />
Public Debt Managements<br />
Der siebte Fragenkreis dient der Ermittlung der strategischen Steuerungs- und Überwachungselemente.<br />
Mit Teilfrage 7.1 („Folgende strategische Steuerungs- und Überwachungselemente<br />
sind vorhanden:“) werden die vorhandenen strategischen Steuerungs- und Überwachungsinstrumente<br />
erhoben. Folgende Antwortmöglichkeiten sind vorgegeben (vgl.<br />
Anlage 12): 894<br />
893 Voraussetzung hierfür ist <strong>ein</strong>e Beantwortung der Frage 4.1 durch die Untersuchungspartner.<br />
894 Die vorgegeben Antwortmöglichkeiten lehnen sich an die Erkenntnisse von CURRIE / DETHIER /<br />
TOGO zur Governance der DMO (vgl. Currie / Dethier / Togo (2003), S.29ff.) sowie an die Ergebnisse<br />
des Experteninterviews I-2 (vgl. Anlage 1) an.
200 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
• Eindeutige Risikovorgaben durch das Ministerium,<br />
• <strong>ein</strong>deutige Risikovorgaben durch <strong>ein</strong>e andere - zu benennende - Institution,<br />
• <strong>ein</strong>deutige Kostenvorgaben durch das Ministerium,<br />
• <strong>ein</strong>deutige Kostenvorgaben durch <strong>ein</strong>e andere - zu benennende - Institution,<br />
• <strong>ein</strong>deutige Festlegung von Limits durch das Ministerium,<br />
• <strong>ein</strong>deutige Festlegung von Limits durch <strong>ein</strong>e andere - zu benennende - Institution,<br />
• <strong>ein</strong>deutige Festlegung von Erfolgsmaßstäben durch das Ministerium,<br />
• <strong>ein</strong>deutige Festlegung von Erfolgsmaßstäben durch <strong>ein</strong>e andere - zu benennende<br />
- Institution,<br />
• <strong>ein</strong>deutige Festlegung von Risikomaßstäben durch das Ministerium,<br />
• <strong>ein</strong>deutige Festlegung von Risikomaßstäben durch <strong>ein</strong>e andere - zu benennende<br />
- Institution,<br />
• Entscheidung über die Zusammensetzung des Schuldenportfolios durch das<br />
Ministerium,<br />
• Entscheidung über die Zusammensetzung des Schuldenportfolios durch die<br />
DMO,<br />
• Entscheidung über die Zusammensetzung des Schuldenportfolios durch <strong>ein</strong>e<br />
andere - zu benennende - Institution,<br />
• <strong>ein</strong> regelmäßiges Berichtswesen ist implementiert mit dem Ministerium als<br />
Empfänger,<br />
• <strong>ein</strong> regelmäßiges Berichtswesen ist implementiert mit dem Parlament als Empfänger,<br />
• <strong>ein</strong> regelmäßiges Berichtswesen ist implementiert mit der Zentralbank als Empfänger,<br />
• <strong>ein</strong> regelmäßiges Berichtswesen ist implementiert mit der Aufsicht als Empfänger,<br />
• <strong>ein</strong> regelmäßiges Berichtswesen ist implementiert mit <strong>ein</strong>er anderen - zu benennenden<br />
- Institution als Empfänger,<br />
• schriftliche Regelung von Bewilligung und Einsatz von Finanzinstrumenten,<br />
• schriftliche Regelung der Kontrahenten,<br />
• Funktionstrennung zwischen Handel, Abwicklung und Kontrolle bzw. organisatorische<br />
Trennung zwischen front-, middle- und back office,<br />
• bei der Aufnahme von Schuldsch<strong>ein</strong>darlehen wirkt das Ministerium mit,<br />
• bei der Aufnahme von Schuldsch<strong>ein</strong>darlehen wirkt die Zentralbank mit,<br />
• bei der Aufnahme von Schuldsch<strong>ein</strong>darlehen wirkt <strong>ein</strong>e andere - zu benennende<br />
- Institution mit,
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 201<br />
• bei der Emission von staatlichen Wertpapieren wirkt das Ministerium mit,<br />
• bei der Emission von staatlichen Wertpapieren wirkt die Zentralbank mit,<br />
• bei der Emission von staatlichen Wertpapieren wirkt <strong>ein</strong>e andere - zu benennende<br />
- Institution mit,<br />
• bei der Entscheidung über den Einsatz von Derivaten wirkt das Ministerium mit,<br />
• bei der Entscheidung über den Einsatz von Derivaten wirkt die Zentralbank mit,<br />
• bei der Entscheidung über den Einsatz von Derivaten wirkt <strong>ein</strong>e andere - zu benennende<br />
- Institution mit,<br />
• regelmäßiger Bericht an Öffentlichkeit über Erfolg des Debt Managements,<br />
• Überwachung erfolgt durch das Management,<br />
• Überwachung erfolgt durch das Controlling,<br />
• Überwachung erfolgt durch das Risikomanagementsystem,<br />
• Überwachung erfolgt durch die Interne Revision,<br />
• Überwachung erfolgt durch das Compliance-System,<br />
• Überwachung erfolgt durch das Interne Kontrollsystem,<br />
• Überwachung erfolgt durch das Board of Directors bzw. das Advisory Board,<br />
• Überwachung erfolgt durch das Audit Committee,<br />
• Überwachung erfolgt durch das Parlament bzw. <strong>ein</strong>en Parlamentsausschuss,<br />
• Überwachung erfolgt durch den Rechnungshof,<br />
• Überwachung erfolgt durch <strong>ein</strong>e Aufsichtsbehörde,<br />
• Überwachung erfolgt durch beauftragte Wirtschaftsprüfer sowie<br />
• Überwachung erfolgt durch <strong>ein</strong>e andere – zu benennende - Institution.<br />
Falls Aufgabenträger in privater Rechtsform (z.B. in Form der Gesellschaft mit beschränkter<br />
Haftung) <strong>ein</strong>gesetzt werden, wird ergänzend erhoben, ob <strong>ein</strong>e zusätzliche<br />
Überwachung durch die folgenden Institutionen bzw. Maßnahmen erfolgt: 895<br />
• (freiwilliger) Aufsichtsrat,<br />
• (freiwilliger) Aufsichtsratsausschuss,<br />
• Definition von zustimmungspflichtigen Geschäften durch den Aufsichtsrat,<br />
• erweiterte Prüfung durch den Abschlussprüfer sowie<br />
• unmittelbare Unterrichtung durch den Rechnungshof.<br />
895 Die vorgegebenen Antwortmöglichkeiten lehnen sich an EISENHARDT / WACKERBARTH (vgl. Eisenhardt<br />
/ Wackerbarth (2011), S. 259f.), an EIBELSHÄUSER (vgl. Eibelshäuser, M. (1994),<br />
S. 925ff. sowie an EIBELSHÄUSER / NOWAK (vgl. Eibelshäuser / Nowak (2004), Randnummer 4ff.)<br />
an.
202 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
Das Erkenntnisinteresse dieser Teilfrage umfasst die Identifikation von eventuellen<br />
Unterschieden hinsichtlich der strukturellen Steuerungs- und Überwachungselemente<br />
zwischen den <strong>ein</strong>zelnen Ländern oder Clustern.<br />
Ausgehend davon soll insbesondere <strong>ein</strong> eventueller Zusammenhang zwischen Kosten<br />
und Risiken des nationalen Debt Managements und den jeweiligen strukturellen<br />
Steuerungs- und Überwachungselemente untersucht werden. Sofern sich <strong>ein</strong> solcher<br />
Zusammenhang nachweisen lässt, fungieren die strukturellen Steuerungs- und Überwachungselemente<br />
als organisatorische <strong>Erfolgsfaktoren</strong>.<br />
Dabei soll analysiert werden, ob <strong>ein</strong> Zusammenhang zwischen strukturellen Steuerungs-<br />
und Überwachungselemente und <strong>ein</strong>zelnen Organisationsmodellen besteht.<br />
Weiterhin ist der Frage nach eventuellen Zusammenhängen zwischen den strategischen<br />
Steuerungs- und Überwachungsinstrumenten und der Autonomie (Frage 2.2),<br />
dem Know-How (Frage 5.2), dem Instrumenten<strong>ein</strong>satz (Frage 6.2) sowie den strategische<br />
Zielvorgaben (Frage 6.4) nachzugehen.<br />
Mit Hilfe von Teilfrage 7.2 wird mittels offener Fragestellung erhoben, ob und welche<br />
weiteren Elemente, Richtlinien oder Vorgaben der Steuerung und Überwachung des<br />
Debt Managements dienen: „Welche weiteren Elemente / Richtlinien / Vorgaben dienen<br />
der Steuerung und Überwachung des Debt Managements?“.<br />
Im Erkenntnisinteresse dieser Frage steht das Erheben von weiteren strukturellen<br />
Steuerungs- und Überwachungselemente bzw. diesbezüglichen Richtlinien und Vorgaben,<br />
die die strategischen Steuerungs- und Überwachungselemente von Frage 7.1<br />
gegebenenfalls ergänzen.<br />
Abschließend besteht die Möglichkeit, die Antworten zu den Teilfragen betreffend die<br />
strategische Steuerung und Überwachung des Debt Managements mit Hilfe von Anmerkungen<br />
zu erläutern.<br />
5.2.3.8 Erhebung zur Bewertung der möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
Der achte Fragenkreis umfasst die Bewertung von möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
sowie die Zuordnung der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> zu möglichen Organisationsmodellen<br />
durch die Untersuchungsobjekte.<br />
Bei Teilfrage 8.1 („<strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> des Public Debt Managements sind:“)<br />
ist seitens der Untersuchungsobjekte <strong>ein</strong>e Bewertung von möglichen strategischen<br />
<strong>Erfolgsfaktoren</strong> vorzunehmen. Hierzu sind vorgegebene mögliche <strong>Erfolgsfaktoren</strong> des<br />
Public Debt Managements mit Hilfe <strong>ein</strong>er Skala (mit 1 = „sehr wichtiger strategischer<br />
Erfolgsfaktor“ bis 6 = „überhaupt k<strong>ein</strong> strategischer Erfolgsfaktor“) zu bewerten. Diese
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 203<br />
Bewertung ist in zwei Bereiche aufgeteilt: Hinsichtlich des Systems Debt Management<br />
sind die folgenden Parameter zu bewerten: 896<br />
• Klare Zuordnung von Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortlichkeiten zu den Debt<br />
Management- Aufgabenträgern,<br />
• Managen / Reduzieren der Komplexität des Systems Debt Management sowie<br />
• angemessene Information der politischen Entscheidungsträger.<br />
Hinsichtlich der DMO (unabhängig von ihrer organisatorischen Ansiedlung) sind Einschätzungen<br />
zu den folgenden Parameter vorzunehmen: 897<br />
• Einsatz von privatwirtschaftlichem Kreditmanagement-Know-How,<br />
• Anpassung der Besoldungsstruktur an die Privatwirtschaft,<br />
• Einsatz <strong>ein</strong>es Anreizsystems mit überwiegend kurzfristigen Parametern,<br />
• Einsatz <strong>ein</strong>es Anreizsystems mit überwiegend langfristigen Parametern,<br />
• Eigenständige Organisationsform außerhalb der Ministerialverwaltung,<br />
• Eindeutige Zielvorgaben hinsichtlich Kosten und Risiko,<br />
• Eindeutige Vorgabe von Erfolgs- und Risikomaßstäben,<br />
• Eigenverantwortliche Entscheidung über die Zusammensetzung des Portfolios,<br />
• Eigenverantwortliche Entscheidung über den Einsatz von Derivaten,<br />
• Eigenverantwortliche Entscheidung über den Einsatz von Sicherungsinstrumenten,<br />
• Funktionstrennung bzw. organisatorische Trennung zwischen front-, middle- und back<br />
office,<br />
• Ministerium wirkt mit bei Kreditaufnahme,<br />
• Zentralbank wirkt mit bei Kreditaufnahme,<br />
• Ministerium wirkt mit bei Anleiheemission,<br />
• Zentralbank wirkt mit bei Anleiheemission,<br />
• Ministerium wirkt mit bei Derivate-Einsatz,<br />
• Zentralbank wirkt mit bei Derivate-Einsatz,<br />
• Unterstützung des Managements durch Controlling,<br />
• Überwachung des Managements durch <strong>ein</strong> Aufsichtsgremium,<br />
• Überwachung des Managements durch das Risikomanagementsystem,<br />
896 Die vorgegeben Antwortmöglichkeiten lehnen sich an die Erkenntnisse von CURRIE / DETHIER /<br />
TOGO zur Governance der DMO (vgl. Currie / Dethier / Togo (2003), S.29ff.) sowie an die Ergebnisse<br />
des Experteninterviews I-2 (vgl. Anlage 1) an.<br />
897 Die vorgegeben Antwortmöglichkeiten lehnen sich an die Erkenntnisse von CURRIE / DETHIER /<br />
TOGO zur Governance der DMO (vgl. Currie / Dethier / Togo (2003), S.29ff.) sowie an die Ergebnisse<br />
des Experteninterviews I-2 (siehe Anlage 1) an.
204 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
• Überwachung des Managements durch die Interne Revision,<br />
• Überwachung des Managements durch das Interne Kontrollsystem,<br />
• Überwachung des Managements durch das Compliance-System,<br />
• Überwachung des Managements durch die Aufsichtsbehörde sowie<br />
• Überwachung des Managements durch den Rechnungshof.<br />
Weitere strategische <strong>Erfolgsfaktoren</strong> können von den Untersuchungsobjekten in <strong>ein</strong>er<br />
Leerzeile angeführt werden. Dadurch können „neue“ strategische <strong>Erfolgsfaktoren</strong> aus<br />
Sicht der Praxis generiert werden, die bei der deduktiven Ableitung von möglichen<br />
strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> aus der Literatur nicht aufgefunden wurden.<br />
Das Erkenntnisinteresse dieser Teilfrage besteht insbesondere in der Ermittlung der<br />
subjektiven Bewertung möglicher strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> aus Sicht der Praxis.<br />
Im Fokus der Analyse dieser Teilfrage stehen eventuelle Bewertungsunterschiede<br />
zwischen den <strong>ein</strong>zelnen Ländern. Hieran schließen sich insbesondere die Fragen an,<br />
ob sich diese eventuellen Unterschiede durch die Zugehörigkeit zu <strong>ein</strong>em bestimmten<br />
Organisationsmodell-Cluster erklären lassen oder ob die vorgenommenen Einschätzungen<br />
unabhängig vom Organisationsmodell und somit „allgem<strong>ein</strong> gültig“ sind.<br />
Teilfrage 8.2 („Die unter 8.1 genannten strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> sind bei den folgenden<br />
Organisationsmodellen des operativen Debt Managements wie folgt ausgeprägt:“)<br />
dient der subjektiven Zuordnung von möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
zu <strong>ein</strong>zelnen Organisationsmodellen aus Sicht der Praxis. Die Untersuchungsobjekte<br />
sollen die unter Teilfrage 8.1 vorgegebenen und eventuell zusätzlich angeführten strategischen<br />
<strong>Erfolgsfaktoren</strong> unter dem Aspekt beurteilen, wie ausgeprägt dieses Parameter<br />
bei <strong>ein</strong>zelnen Organisationsmodellen nach ihrer Einschätzung auftreten. Neben<br />
den vorgegebenen Organisationsmodellen „Organisations<strong>ein</strong>heit innerhalb des zuständigen<br />
Ministeriums“, „eigenständige Behörde unterhalb des zuständigen Ministeriums“,<br />
„eigenständige private Gesellschaft unter Aufsicht des zuständigen Ministeriums“<br />
sowie „Organisations<strong>ein</strong>heit der Zentralbank“ besteht die Möglichkeit <strong>ein</strong> weiteres<br />
Organisationsmodell anzuführen. 898 Die Bewertungsskala reicht dabei von 1 = „gar<br />
nicht vorhanden“ bis 6 = „vollumfänglich vorhanden“.<br />
Anhand der subjektiven Bewertung der Ausprägung der Parameter bei den <strong>ein</strong>zelnen<br />
Organisationsmodellen sollen zunächst eventuelle Unterschiede zwischen den <strong>ein</strong>zelnen<br />
Ländern identifiziert werden. Auf dieser Basis soll untersucht werden, ob <strong>ein</strong> Zusammenhang<br />
zwischen den Einschätzungen der Untersuchungsobjekte und ihrer Zu-<br />
898 Auf <strong>ein</strong>e Differenzierung des Organisationsmodell-Clusters „Organisations<strong>ein</strong>heit innerhalb des zuständigen<br />
Ministeriums“ in die Organisationsmodelle A 1 und A 2 wurde verzichtet, da nach Ansicht<br />
des Verfassers <strong>ein</strong>e vergleichbare Einschätzung der Untersuchungspartner infolge der diffizilen Abgrenzung<br />
dieser beiden Organisationsmodelle schwierig zu gewährleisten ist.
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 205<br />
gehörigkeit zu <strong>ein</strong>zelnem Organisationsmodell-Cluster bestehen, d.h. ob das „eigene“<br />
Organisationsmodell signifikant „besser“ bewertet wird, oder ob die Einschätzungen<br />
signifikant unabhängig vom Organisationsmodell und somit „allgem<strong>ein</strong> gültig“ sind.<br />
Teilfrage 8.3 zielt auf <strong>ein</strong>e (gegenüber Teilfrage 8.2 zusammenfassende) subjektive<br />
Bewertung der Vorteilhaftigkeit der <strong>ein</strong>zelnen - bei Teilfrage 8.2 vorgegebenen bzw.<br />
angeführten - Organisationsmodelle aus Sicht der Praxis. Die Untersuchungsobjekte<br />
sollen bewerten, welche Organisationsform des nationalen Debt Managements nach<br />
ihrer Einschätzung die wirkungsvollste ist. Die Bewertungsskala reicht dabei von<br />
1 = „trifft voll zu“ bis 6 „trifft überhaupt nicht zu“.<br />
Das Erkenntnisinteresse besteht in der Ermittlung von Unterschieden zwischen den<br />
<strong>ein</strong>zelnen Ländern bzw. Clustern. Hieran schließen sich - analog zu Teilfrage 8.2 - die<br />
Fragen an, ob <strong>ein</strong> Zusammenhang zwischen Einschätzungen und Zugehörigkeit zu<br />
<strong>ein</strong>zelnem Organisationsmodell-Cluster besteht, d.h. ob das „eigene“ Organisationsmodell<br />
signifikant „besser“ bewertet wird, oder ob die Einschätzungen signifikant<br />
unabhängig vom Organisationsmodell und somit „allgem<strong>ein</strong> gültig“ sind.<br />
Abschließend besteht die Möglichkeit, die Antworten zu den Teilfragen betreffend die<br />
Bewertung der möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> des Debt Managements mit<br />
Hilfe von Anmerkungen zu erläutern.<br />
5.2.3.9 Ermittlung des Umfangs der öffentlich zugänglichen Informationen sowie<br />
Erhebung von öffentlich nicht zugänglichen ergänzenden Informationen<br />
Der neunte Fragenkreis umfasst <strong>ein</strong>erseits die Ermittlung des Umfangs der öffentlich<br />
zugänglichen Informationen zum staatlichen Debt Management; andererseits soll der<br />
freiwillige Zugang zu öffentlich nicht zugänglichen, für die Fragestellung relevanten<br />
Informationen gewonnen werden. Im Fokus des Interesses stehen Informationen zum<br />
Schuldenportfolio und zu den Zielen und zur Organisation des staatlichen Debt Managements.<br />
899<br />
Mit Hilfe von Teilfrage 9.1 soll untersucht werden, ob die folgenden Informationen zum<br />
Schuldenportfolio öffentlich zugänglich sind:<br />
• aktuelles Schuldenvolumen,<br />
• Entwicklung des Schuldenvolumens,<br />
• Anteil der festen und variablen Verzinsung,<br />
• Laufzeitenstruktur und durchschnittliche Restlaufzeit,<br />
• Gläubigerstruktur,<br />
899 Die untersuchten Parameter lehnen sich an den für diese Forschungsarbeit spezifizierten Informationsbedarf<br />
an (vgl. Abschnitt 5.2.2.
206 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
• Währungsstruktur,<br />
• Risiken des Schuldenportfolios,<br />
• Ausgaben des Schuldenmanagements,<br />
• Kosten des Schuldenmanagements sowie<br />
• Prognose der zukünftigen Kosten- und Risiko-Entwicklung.<br />
Teilfrage 9.2 zielt auf öffentlich zugängliche - oder freiwillig von den Untersuchungsobjekten<br />
zur Verfügung gestellte - Informationen zu den Zielen und zur Organisation des<br />
staatlichen Debt Managements ab:<br />
• aktuelle Zielsetzungen des Debt Managements,<br />
• dem Debt Management zugrunde liegende Risikophilosophie,<br />
• Aufbau- bzw. Ablauforganisation der jeweiligen Organisations<strong>ein</strong>heit,<br />
• Richtlinien für die Aufnahme von Schuldsch<strong>ein</strong>darlehen,<br />
• Richtlinien für die Emission von Anleihen,<br />
• Richtlinien für den Einsatz von Derivaten,<br />
• Methodik der Risikoermittlung und -bewertung sowie<br />
• Richtlinien und Vorgaben zur strategischen Steuerung und Überwachung des<br />
operativen Debt Managements.<br />
Zudem besteht die Möglichkeit weitere öffentlich zugängliche Dokumente oder Dateien<br />
anzuführen. Die Untersuchungsobjekte werden gebeten, zu den benannten Informationen<br />
jeweils die Quelle anzugeben. Dies dient <strong>ein</strong>erseits zur Verifizierung der Angaben.<br />
Auf der anderen Seite eröffnen die öffentlich zugänglichen Informationen auch<br />
die Möglichkeit zur Plausibilisierung der mit dem Erhebungsbogen insgesamt gewonnenen<br />
Daten. Sie können zudem zur Schließung eventueller - durch Nichtbeantwortung<br />
von Erhebungsfragen entstandener - Datenlücken (insbesondere zu den Kosten<br />
und Risiken des nationalen Debt Managements) herangezogen werden. Die Informationen<br />
dienen auch der qualitativen Analyse der erhobenen Daten (vgl. Abschnitt 5.3.3<br />
und Abschnitt 5.4). Die beim neunten Fragenkreis gewonnenen Informationen sind<br />
zudem <strong>ein</strong> Indikator für die Transparenz des nationalen Debt Managements. Vor diesem<br />
Hintergrund soll untersucht werden, ob Zusammenhänge zwischen der Transparenz<br />
des nationalen Debt Managements und dessen Kosten und Risiken bzw. dessen<br />
Organisationsform bestehen.<br />
Weiterhin besteht die Möglichkeit, die Antworten zu den Teilfragen betreffend die öffentlich<br />
zugänglichen bzw. öffentlich nicht zugänglichen, jedoch freiwillig zur Verfügung<br />
gestellten Informationen des Debt Managements mit Hilfe von Anmerkungen zu<br />
erläutern.
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 207<br />
Abschließend erhalten die Untersuchungsobjekte die Möglichkeit übergreifende Anmerkungen<br />
zur Erhebung insgesamt, der gewählten Methodik und der ausgewählten<br />
Untersuchungsinhalte oder zu weiteren Aspekten der Untersuchung anzuführen. Damit<br />
soll den Untersuchungsobjekten die Möglichkeit gegeben werden, grundlegende<br />
Anmerkungen an zentraler Stelle nur <strong>ein</strong>mal angeben zu müssen. Dies dient der Erhebungsökonomik<br />
und soll zudem dazu beitragen, die Akzeptanz des Erhebungsbogens<br />
zu erhöhen.<br />
5.2.3.10 Nutzung und Veröffentlichung der gewonnenen Daten<br />
Der zehnte Fragenkreis bezieht sich auf die Nutzung und insbesondere die Veröffentlichung<br />
der durch die Erhebung gewonnen Daten. Hierzu sollen die Untersuchungsobjekte<br />
<strong>ein</strong>e Einverständniserklärung abgeben, in welchem Umfang sie <strong>ein</strong>er Nutzung,<br />
insbesondere <strong>ein</strong>er Veröffentlichung, ihrer Daten erlauben. Es werden drei Stufen der<br />
Einverständniserklärung vorgegeben:<br />
• Einverständnis mit <strong>ein</strong>er Nutzung und Veröffentlichung der übersandten Daten<br />
ausschließlich für den Zweck dieser Forschungsarbeit,<br />
• Einverständnis mit <strong>ein</strong>er Nutzung der übersandten Daten ausschließlich für den<br />
Zweck dieser Forschungsarbeit bei ausschließlich anonymer Darstellung der<br />
übersandten Daten oder<br />
• Einverständnis mit <strong>ein</strong>er Nutzung der übersandten Daten ausschließlich für den<br />
Zweck dieser Forschungsarbeit bei ausschließlich anonymer Darstellung der<br />
Antworten zu bestimmten Teilfragen.<br />
Daneben besteht für die Untersuchungsobjekte die Möglichkeit, <strong>ein</strong>e individuelle Einverständniserklärung<br />
abzugeben, die die Nutzung und Veröffentlichung der gewonnen<br />
Daten spezifisch regelt.<br />
Die unterschiedlichen Einverständniserklärungsoptionen sollen den rechtlichen Verpflichtungen<br />
der Untersuchungsobjekte Rechnung tragen. Durch die Abstufung der<br />
<strong>ein</strong>zelnen Optionen - und die Möglichkeit zu <strong>ein</strong>er individuellen Einverständniserklärung<br />
- soll den Untersuchungsobjekten ermöglicht werden, ohne Verletzung der ihnen<br />
obliegenden rechtlichen Restriktionen an der Erhebung teilzunehmen. Durch das Anbieten<br />
von unterschiedlichen Optionen soll insbesondere auch <strong>ein</strong>e möglichst hohe<br />
Rücklaufquote erzielt werden.<br />
Optional können die Untersuchungsobjekte <strong>ein</strong>e Kontaktadresse für Rückfragen angeben.
208 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
5.2.3.11 Erhebungsbogen zu den strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> für <strong>ein</strong> <strong>kosten</strong><strong>risiko</strong>-<strong>optimales</strong><br />
Public Debt Management<br />
Auf Basis der in den Abschnitt 5.2.3.1 bis Abschnitt 5.2.3.10 entwickelten Soll-<br />
Bestimmungen wird der in Anlage 12 dargestellte Erhebungsbogen generiert. Er umfasst<br />
auf zwölf Seiten insgesamt 29 Fragestellungen sowie auf zwei Seiten <strong>ein</strong>e Einleitung<br />
in die Zielsetzung und die Methodik der Analyse, <strong>ein</strong>e Ausfüllanleitung sowie<br />
grundlegende Informationen zum Verfasser der Forschungsarbeit.<br />
Der Erhebungsbogen wurde vor Versand an die ausgewählten Untersuchungsobjekte<br />
per Experteninterview mit dem Geschäftsführer „Überwachung / Marktfolge“ der BRD<br />
Finanzagentur auf Verständlichkeit und Praktikabilität verprobt und optimiert (vgl. Experteninterview<br />
I-2 in Anlage 1). Die im Erhebungsbogen in Frage 3.2 optional dargestellten<br />
Schätzwerte wurden in <strong>ein</strong>em weiteren Experteninterview mit <strong>ein</strong>em Risk Manager<br />
der Abteilung „Market Risk Management“ bei der Deutschen Bank AG anhand<br />
von Marktdaten plausibilisiert (vgl. Experteninterview II-1 in Anlage 2).<br />
Zur Ver<strong>ein</strong>fachung des Ausfüllens und damit zur Steigerung der Akzeptanz der Untersuchungspartner<br />
wird der Erhebungsbogen in deutscher und englischer Sprache erstellt.<br />
Zudem werden den Untersuchungspartnern die Kommunikationswege „Brief“ und<br />
„E-Mail“ eröffnet. Als elektronische Dateien werden dabei <strong>ein</strong>e Version auf Basis von<br />
Microsoft WORD und <strong>ein</strong>e Version auf Basis <strong>ein</strong>es PDF-Dokuments angeboten. 900<br />
Als Stichtag der Erhebung wurde aus Gründen der Vergleichbarkeit der 31. Dezember<br />
2010 bzw. bei Zeitraum-bezogenen Angaben das Jahr 2010 gewählt.<br />
5.2.4 Datenerhebung<br />
Die Erhebung der Daten zu den <strong>Erfolgsfaktoren</strong> für <strong>ein</strong> <strong>kosten</strong>-<strong>risiko</strong>-<strong>optimales</strong> Public<br />
Debt Management ist durch die wirtschaftliche Relevanz und Sensibilität der benötigten<br />
Informationen gekennzeichnet. 901 Um die Motivation der gewünschten Untersuchungspartner<br />
zur Teilnahme an der Erhebung zu erhöhen, wurde - neben der möglichst<br />
benutzerfreundlichen Gestaltung des Erhebungsbogens und der Kommunikationswege<br />
- seitens der Universität Kassel durch Herrn Prof. Dr. Reese das in Anlage<br />
13 beigefügte Unterstützungsschreiben (in deutscher und englischer Sprache) gefertigt.<br />
In diesem Unterstützungsschreiben werden die Zielsetzung der Forschungsarbeit<br />
und die Relevanz des Erhebungsbogens erläutert und im Namen der Universität Kassel<br />
um Unterstützung durch Teilnahme an der Erhebung und Beantwortung der übersandten<br />
Fragen gebeten. Im Gegenzug wird nach Abschluss der Forschungsarbeit<br />
900 Beide Dateien sind auf der im Anhang beigefügten CD enthalten.<br />
901 Beispielsweise begründete die Österreichische Bundesfinanzagentur Ges.m.b.H. das Nichtausfüllen<br />
des Erhebungsbogens mit Compliance-Gründen.
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 209<br />
<strong>ein</strong>e individuelle Auswertung - und auf Wunsch <strong>ein</strong>e Kopie des Ergebnisberichts - zugesichert.<br />
Das Unterstützungsschreiben wurde den Untersuchungspartnern zusammen<br />
mit den Erhebungsbögen übersandt.<br />
Um <strong>ein</strong>e möglichst hohe Rücklaufquote zu erzielen, wurden das Unterstützungsschreiben<br />
und der Erhebungsbogen nicht ohne vorherige persönliche Kontaktaufnahme<br />
mit dem zuständigen Aufgabenträger bzw. der für Öffentlichkeitsarbeit der Institution<br />
zuständigen Stelle versandt. Für die Kontaktaufnahme wurde im Regelfall der<br />
Kommunikationsweg „Telefon“ gewählt. Dieser bietet den Vorteil, <strong>ein</strong>er schnellen<br />
interaktiven Kontaktaufnahme bei der auch vorhandene Fragen der Untersuchungspartner<br />
beantwortet und eventuelle Missverständnisse oder Vorbehalte gegebenenfalls<br />
ausgeräumt werden können. Zudem erhöhen das persönliche Gespräch mit den<br />
<strong>ein</strong>zelnen Untersuchungspartnern und die Erläuterung der Zielsetzung, Methodik und<br />
des Teilnehmerkreises deren Bereitschaft, an der Befragung teilzunehmen. 902 In Einzelfällen<br />
war <strong>ein</strong> persönlicher Kontakt aufgrund von mangelnder Transparenz des Untersuchungsobjekts<br />
oder infolge von Sprachbarrieren nicht möglich. In diesen Einzelfällen<br />
erfolgte der Versand des Erhebungsbogens (inklusive Unterstützungsschreiben)<br />
in englischer Sprache per E-Mail und in <strong>ein</strong>em Fall per Brief. In allen Fällen wurden<br />
den Untersuchungspartnern begleitende Interviews oder Rückfragemöglichkeiten per<br />
Telefon oder E-Mail angeboten. Diese wurden jedoch nur in Einzelfällen genutzt.<br />
Die Kontaktaufnahme und der Versand der Erhebungsbögen erfolgten an alle Untersuchungsobjekte<br />
in der zweiten Februarhälfte des Jahres 2011. Dabei wurde um<br />
Rücksendung der ausgefüllten Erhebungsbögen bis Ende März 2011 gebeten. Bis<br />
Mitte April 2011 erfolgten - bei 26 Absagen - aus den 43 Ländern neun Rücksendungen<br />
von ausgefüllten Erhebungsbögen (Australien, Brasilien, Dänemark, Finnland,<br />
Lettland, Neuseeland, Polen, Schweden und die Slowakische Republik). 903 Im Juni<br />
wurden alle Untersuchungsobjekte, die nicht ihre Nicht-Teilnahme an der Studie erklärt<br />
hatten, nochmals kontaktiert. Darauf erfolgte die Übersendung von zwei weiteren<br />
ausgefüllten Erhebungsbögen (Deutschland und Zypern) und <strong>ein</strong>e weitere Zusage zur<br />
Teilnahme (Frankreich). Im Nachgang zu <strong>ein</strong>em telefonischen Interview übersandte<br />
die Agence France Trésor ihren ausgefüllten Erhebungsbogen am 4. November 2011.<br />
902 Vgl. auch Wirtschaftspsychologische Gesellschaft (o.J.): 3. Erfolgreiche Kontaktaufnahme bei Befragungen,<br />
unter: http://www.wpgs.de/content/view/412/355/, Zugriff vom 8. Februar 2012.<br />
903 Das United Kingdom Debt Management Office entschuldigte s<strong>ein</strong>e Nichtteilnahme mit Zeit- und Kapazitätsengpässen,<br />
fügte aber Informationen zur Zielsetzung, zur Organisation und den Zuständigkeiten<br />
des nationalen Debt Managements an und benannte öffentlich zugängliche Quellen zu den<br />
Kosten und Risiken des Schuldenportfolios. Eine Vergleichbarkeit dieser Informationen mit den im<br />
Rahmen dieser Forschungsarbeit erhobenen Informationen der Untersuchungspartner konnte jedoch<br />
nicht <strong>ein</strong>deutig sichergestellt werden. Aus diesem Grund wurde Groß-Britannien nicht in die Untersuchung<br />
aufgenommen.
210 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
Insgesamt wurden - infolge der Heterogenität des Untersuchungsgegenstands - in den<br />
43 in die Untersuchung <strong>ein</strong>bezogenen Ländern 129 Institutionen kontaktiert (vgl. Abschnitt<br />
5.1). Aus diesen 43 Ländern erfolgte <strong>ein</strong> Rücklauf von zwölf ausgefüllten Erhebungsbögen.<br />
Dies entspricht <strong>ein</strong>er Rücklaufquote von rund 28 Prozent. 904 Im Regelfall<br />
erfolgte der Rücklauf von der im jeweiligen Land für das operative Debt Management<br />
verantwortlichen DMO. 905<br />
5.3 Auswertung der erhobenen Daten<br />
Zu Beginn der Auswertung der erhobenen Daten erfolgt <strong>ein</strong>e Kontrolle der Vollständigkeit<br />
der zurückgelaufenen Erhebungsbögen und der Plausibilität der gewonnen Informationen.<br />
906 Hieran schließt sich die deskriptive Analyse (Beschreibende Statistik)<br />
der erhobenen Daten an. 907 Mit Hilfen der Methoden der Schließenden Statistik wird<br />
im Anschluss daran versucht, ausgehend von den Ergebnissen der deskriptiven Analyse<br />
für die erhobene Stichprobe „Aussagen über die zugrundeliegende Grundgesamtheit“<br />
zu treffen. 908 Hierzu werden sowohl quantitative als auch qualitative Analysen<br />
vorgenommen. 909<br />
5.3.1 Kontrolle auf Vollständigkeit<br />
Die Rücklaufquote belief sich wie in Abschnitt 5.2.4 dargestellt, auf rund 28 Prozent<br />
der in die Untersuchung <strong>ein</strong>bezogen Länder.<br />
Zwischen den von den Untersuchungspartnern zugesandten Erhebungsbögen existierten<br />
hinsichtlich des Umfangs der beantworteten Fragestellungen und der übersandten<br />
Informationen deutliche Unterschiede (vgl. die Rücklaufmatrix in Anlage 14).<br />
Um die Vergleichbarkeit und Aussagekraft der empirischen Analyse zu erhöhen, wurde<br />
<strong>ein</strong>e Ergänzung der übersandten Informationen anhand von öffentlich zugänglichen<br />
Primär- und Sekundärdaten vorgenommen. Die durchgeführten Ergänzungen sind in<br />
Anlage 15 dargestellt.<br />
904 Bezogen auf die insgesamt kontaktierten 129 Institutionen ergibt sich <strong>ein</strong>e „Rücklaufquote“ von lediglich<br />
rund neun Prozent. Diese Quote ist jedoch wenig aussagekräftig, da in allen Ländern unabhängig<br />
von ihrer individuellen Zuständigkeit grundsätzlich jeweils alle drei Aufgabenträger (Ministerium<br />
bzw. Schatzamt, DMO und Zentralbank) kontaktiert wurden. Dadurch kam es zu zahlreichen „Absagen“<br />
von kontaktierten Institutionen in Form von Verweisung auf die - nach deren Auffassung - für<br />
das nationale Debt Management primär zuständige Institution.<br />
905 Eine Ausnahme stellt Dänemark dar. Hier antwortete das - strategisch agierende - Ministerium und<br />
nicht die in der Zentralbank angesiedelte DMO. Diese verwies aus Kapazitätsgründen auf die öffentlich<br />
zugänglichen Informationsquellen.<br />
906 Vgl. Bernhard et al. (2007), S. 12 sowie S. 14f.<br />
907 Vgl. Fricke (2005), S. 37ff. sowie Fahrmeir / Künstler / Pigeot / Tutz (2003), S. 31ff.<br />
908 Fricke (2005), S. 94.<br />
909 Vgl. auch Muno (2009), in: Pickel et al., S. 113f. sowie Schäfer / Burger / Sieg (2006), S. 30.
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 211<br />
5.3.2 Kontrolle auf Plausibilität<br />
Die übersandten Erhebungsbögen wurden neben ihrer Vollständigkeit auch unter dem<br />
Aspekt der inhaltlichen Plausibilität untersucht. Hierzu wurden insbesondere Abweichungen<br />
zwischen <strong>ein</strong>zelnen Fragestellungen (z.B. Abgleich zwischen zulässigen und<br />
genutzten Instrumenten des Schuldenportfolios in den Fragestellungen 6.1 und 6.2)<br />
vorgenommen. Zudem wurden die Antworten zu den <strong>ein</strong>zelnen Fragestellungen mit<br />
Hilfe von Informationen aus öffentlich zugänglichen Quellen, insbesondere den Jahresberichten<br />
zum nationalen Debt Management, verifiziert. Die vorgenommenen Änderungen<br />
sind in Anlage 16 dargestellt.<br />
5.3.3 Deskriptive Analyse<br />
Bei der deskriptiven Analyse werden die bei den <strong>ein</strong>zelnen Fragestellungen aus den<br />
erzielten Ergebnissen bestehenden Stichproben hinsichtlich der folgenden Merkmale<br />
untersucht:<br />
• der Stichprobenumfang, d.h. die Anzahl der <strong>ein</strong>bezogenen Elemente (hier: Antworten<br />
zu den <strong>ein</strong>zelnen Fragestellungen), 910<br />
• der Modalwert, d.h. der häufigste Wert <strong>ein</strong>er Stichprobe, 911<br />
• der Median bzw. Zentralwert, d.h. der Wert der Stichprobe, bei dem 50 Prozent<br />
der Werte größer und 50 Prozent der Werte kl<strong>ein</strong>er sind als dieser Wert, 912<br />
• das Quantil, d.h. der Wert <strong>ein</strong>er Stichprobe, bei dem <strong>ein</strong> bestimmter Prozentsatz<br />
kl<strong>ein</strong>er und <strong>ein</strong> bestimmter Prozentsatz größer ist als dieser Wert, 913<br />
• der arithmetische Mittelwert, d.h. der Quotient aus der Summe aller Werte dividiert<br />
durch die Anzahl der Stichprobenelemente, 914<br />
• die Spannweite, d.h. die Differenz zwischen dem größten und kl<strong>ein</strong>sten Stichprobenwert,<br />
915<br />
• die Varianz, d.h. der Quotient aus der Summe aller Abstandsquadrate von <strong>ein</strong>em<br />
bestimmten Lagemaß dividiert durch die Anzahl der Stichprobenelemente,<br />
916<br />
910 Der Stichprobenumfang ist hinsichtlich der Aussagekraft der Stichprobe für die Grundgesamtheit<br />
insbesondere abhängig von der Homogenität der Grundgesamtheit (vgl. Bundesministerium des Innern<br />
(2010), unter:<br />
http://www.orghandbuch.de/nn_414926/OrganisationsHandbuch/DE/5__Personalbedarfsermittlung/5<br />
1__Grundlagen/514__Stichprobe/Stichprobenumfang/stichprobenumfang-node.html?__nnn=true,<br />
Zugriff vom 19. November 2011; vgl. zum Vertrauensbereich des Anteilswerts auch Fricke (2005),<br />
S. 32ff.<br />
911 Vgl. Fricke (2005), S. 45f.<br />
912 Vgl. Fricke (2005), S. 46f.<br />
913 Vgl. Fricke (2005), S. 47f.<br />
914 Vgl. Fricke (2005), S. 49ff.<br />
915 Vgl. Fricke (2005), S. 59f.
212 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
• die Standardabweichung, d.h. die Quadratwurzel aus der Varianz, 917<br />
• der Variationskoeffizient, d.h. der Quotient aus der Division der Standardabweichung<br />
durch den Mittelwert, als Maß für die durchschnittliche Abweichung vom<br />
Mittelwert. 918<br />
5.3.3.1 Deskriptive Analyse betreffend die Zielsetzungen des Public Debt Managements<br />
Das Erkenntnisinteresse der Fragestellung zielt darauf ab, eventuelle Relevanzunterschiede<br />
hinsichtlich der Zielsetzungen zwischen vergleichbaren Organisations<strong>ein</strong>heiten<br />
unterschiedlicher Länder bzw. zwischen unterschiedlichen Organisationsmodell-<br />
Clustern zu identifizieren. Der Rücklauf der Erhebungsbögen lässt sich anhand der<br />
folgenden Parameter beschreiben:<br />
Der Stichprobenumfang beträgt zehn Fragebögen mit Einschätzungen anhand der<br />
vorgegebenen Skala, <strong>ein</strong> Fragebogen mit „Ja“- / „N<strong>ein</strong>“-Bewertungen und <strong>ein</strong> Fragebogen<br />
ohne Eintragungen bei dieser Fragestellung. Nicht zu jeder Zielsetzung wurden<br />
zudem Einschätzungen vorgenommen. Die detaillierte deskriptive Analyse ist in Anlage<br />
17-1 beigefügt. Die Relevanz der Zielsetzungen des nationalen Debt Managements<br />
wird mit Hilfe des arithmetischen Mittelwerts der Nennungen 919 dargestellt:<br />
Finanzmarktentwicklung<br />
(Inland) 2,70<br />
4,00<br />
Verstärkung der<br />
Sparneigung<br />
Relevanz der Zielsetzungen des Public Debt Managements<br />
2,00<br />
2,50<br />
3,00<br />
3,50<br />
4,00<br />
4,50<br />
5,00<br />
5,50<br />
6,00<br />
1,00<br />
Finanzbedarfsdeckung<br />
1,00<br />
1,10<br />
Attrahierung 2,30<br />
1,50<br />
Kredit<strong>kosten</strong>minimierung<br />
(ausländischer) Investoren<br />
1,20<br />
Risikominimierung<br />
4,80<br />
Unterstützung der<br />
Geldpolitik<br />
2,63<br />
Verbreiterung der<br />
Gläubigerstruktur<br />
3,43<br />
Allokationsziel<br />
1,89<br />
Ausgeglichene<br />
Laufzeitstruktur<br />
Verhinderung von<br />
Marktstörungen<br />
2,50<br />
3,00<br />
Stabilitätsziel<br />
3,25<br />
Distributionsziel<br />
Legende:<br />
Durchschnittsbewertung;<br />
Skala der Relevanz<strong>ein</strong>schätzungen<br />
von 1 =<br />
„sehr hohe Relevanz“ bis<br />
6 = „sehr geringe Relevanz“<br />
Abbildung 86: Deskriptive Analyse: Relevanz der Zielsetzungen des Public Debt Managements<br />
916 Vgl. Fricke (2005), S. 63f.<br />
917 Vgl. Fricke (2005), S. 64f.<br />
918 Vgl. Fricke (2005), S. 64f.<br />
919 Zur Ermittlung des Mittelwertes wurden die zehn Erhebungsbögen mit Einschätzungen anhand der<br />
vorgegebenen Punkteskala herangezogen.
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 213<br />
Abbildung 86 verdeutlicht die sehr hohe Bedeutung der Zielsetzungen „Finanzbedarfsdeckung“,<br />
„Kredit<strong>kosten</strong>minimierung“ und „Risikominimierung“. Die Zielsetzung<br />
„Ausgeglichene Laufzeitstruktur“ besitzt ebenfalls relativ hohe Relevanz. 920 Von geringer<br />
Relevanz sind demzufolge die Zielsetzungen „Unterstützung der Geldpolitik“ und<br />
„Verstärkung der Sparneigung“.<br />
Auf Basis der arithmetischen Mittelwerte lässt sich für die operativen Aufgabenträger<br />
des Public Debt Management insgesamt <strong>ein</strong>e hohe Bedeutung der fiskalpolitischen bei<br />
geringerer Bedeutung der geldpolitischen bzw. volkswirtschaftlichen Zielsetzungen<br />
erkennen.<br />
Für die (fiskalpolitischen) Zielsetzungen mit sehr hoher Relevanz lassen sich die folgenden<br />
statistischen Kennzahlen ermitteln:<br />
Statistische Kennzahl<br />
Zielsetzung<br />
„Finanzbedarfsdeckung“<br />
Zielsetzung<br />
„Kredit<strong>kosten</strong>minimierung“<br />
Zielsetzung<br />
„Risikominimierung“<br />
Stichprobenumfang 10 Nennungen 10 Nennungen 10 Nennungen<br />
Modalwert 1,00 1,00 1,00<br />
Median 1,00 1,00 1,00<br />
arithmetischer<br />
Mittelwert<br />
1,00 1,10 1,20<br />
oberes 25 %-Quantil 1,00 1,00 1,00<br />
unteres 25 %-Quantil 1,00 1,00 1,00<br />
Spannweite 1,00 bis 1,00 1,00 bis 2,00 1,00 bis 3,00<br />
Varianz 0,0 0,1 0,4<br />
Standardabweichung 0,0 0,32 0,64<br />
Variationskoeffizient 0,0 0,29 0,53<br />
Tabelle 15: Statistische Kennzahlen der Zielsetzungen „Finanzbedarfsdeckung", „Kredit<strong>kosten</strong>minimierung"<br />
und „Risikominimierung"<br />
Tabelle 15 zeigt die hohe Homogenität bzw. die geringe Streuung der untersuchten<br />
Stichprobe: Modalwert, Median und das obere und untere Quantil sind identisch und<br />
920 Die Zielsetzung „Ausgeglichene Laufzeitstruktur“ ist als Unterziel der Zielsetzung „Risikominimierung“<br />
<strong>ein</strong>zuordnen (vgl. Abschnitt 3.3.2).
214 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
entsprechen dem arithmetischen Mittelwert bzw. weichen nur gering von diesem ab.<br />
Entsprechend gering sind die Varianz, die Standardabweichungen sowie der Variationskoeffizient<br />
der <strong>ein</strong>zelnen Zielsetzungen. 921<br />
Die Homogenität der Einschätzungen zu diesen drei Zielsetzungen verdeutlicht deren<br />
hohe Relevanz. 922 Darüber hinaus stellt sie auch <strong>ein</strong>en Indikator für die grundsätzliche<br />
Vergleichbarkeit der Untersuchungspartner dar.<br />
5.3.3.2 Deskriptive Analyse betreffend die Aufgaben des Public Debt Managements<br />
Die Aufgaben des Debt Managements werden mit Hilfe von fünf Fragestellungen analysiert<br />
(vgl. Abschnitt 5.2.3.2).<br />
Das Erkenntnisinteresse der ersten Fragestellung umfasst die Aufgabenzuordnung der<br />
Debt Management-Aufgaben zu den <strong>ein</strong>zelnen Aufgabenträgern (Ministerium, DMO,<br />
Zentralbank, etc.).<br />
Die Fragestellung wurde von allen zwölf Untersuchungspartnern beantwortet. Die detaillierte<br />
deskriptive Analyse ist in Anlage 17-2 beigefügt. Die Zuordnung von Aufgaben<br />
zu den <strong>ein</strong>zelnen Aufgabenträgern ist in Abbildung 87 dargestellt:<br />
921 Der geringe Variationskoeffizient - als relative durchschnittliche Abweichung vom (arithmetischen)<br />
Mittelwert - verdeutlicht die geringe Streuung der ermittelten Daten (vgl. auch Fricke (2005), S. 64f.).<br />
922 Vgl. hierzu auch Carracedo / Dattels (1997), Tabelle 1, S. 104, zitiert nach: Wiese (2000), S. 53f.
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 215<br />
Aufgabenträger des Debt Managements<br />
Abschluss von Schuldsch<strong>ein</strong>darlehen<br />
Emission von staatlichen Wertpapieren<br />
Einsatz derivativer Finanzinstrumente<br />
Risikosteuerung und -überwachung<br />
Erarbeitung von Marktanalysen und<br />
Modellen zur Portfoliosteuerung<br />
Vorbereitung von Entscheidungsalternativen<br />
betr. Geschäftspolitik<br />
Werbe-, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
für staatliche Wertpapiere<br />
Privatkundengeschäft<br />
für staatliche Wertpapiere<br />
Staatliche Wertpapierverwaltung<br />
<strong>Strategische</strong> Steuerung<br />
der Schuldenstruktur<br />
Überwachung der<br />
operativen Schuldenstrukturpolitik<br />
Gesamtwirtschaftliche Aufgaben<br />
(insbes. Geldpolitik)<br />
Geldmarktgeschäfte zum Ausgleich<br />
des Kontos bei der Zentralbank<br />
Ministerium<br />
Liquiditätssteuerung<br />
DMO<br />
Zentralbank<br />
0 2 4 6 8 10 12<br />
Anzahl der Nennungen der Untersuchungspartner<br />
Abbildung 87: Deskriptive Analyse: Aufgabenträger des Debt Managements<br />
Die deskriptive Analyse führt zu den folgenden Erkenntnissen betr. die Aufgabenzuordnung<br />
auf die Aufgabenträger des staatlichen Debt Managements:<br />
• Hinsichtlich der untersuchten Aufgaben besteht weitgehend Homogenität: Neun<br />
der untersuchten vierzehn Aufgaben werden bei über 80 Prozent der Untersuchungspartner<br />
von demselben Aufgabenträger wahrgenommen. 923 Unterschiede<br />
bestehen lediglich hinsichtlich der Aufgaben, „Vorbereitung von Entscheidungsalternativen<br />
betr. Geschäftspolitik“, „Privatkundengeschäft für staatliche<br />
Wertpapiere“ sowie „Geldmarktgeschäfte zum Ausgleich des Kontos bei der<br />
Zentralbank“, die nur von maximal der Hälfte der Untersuchungspartner von<br />
derselben Institution wahrgenommen werden.<br />
923 Aufgrund der hohen Homogenität besteht k<strong>ein</strong> Anlass, die definierten Cluster zu verändern (vgl Abschnitt<br />
5.2.3.2).
216 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
• Von den 14 untersuchten Aufgaben werden dreizehn hauptsächlich von den<br />
DMO wahrgenommen (lediglich die gesamtwirtschaftlichen Aufgaben sind fast<br />
ausschließlich den Zentralbanken zugeordnet).<br />
• Die Hauptaufgaben aller DMO sind demnach „Emission von staatlichen Wertpapieren“,<br />
„Einsatz derivativer Finanzinstrumente“, „Risikosteuerung und -<br />
überwachung“, „Erarbeitung von Marktanalysen und Modellen zur Portfoliosteuerung“,<br />
„Vorbereitung von Entscheidungsalternativen betr. Geschäftspolitik“,<br />
„Werbe-, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für staatliche Wertpapiere“, „<strong>Strategische</strong><br />
Steuerung der Schuldenstruktur“, „Überwachung der operativen Schuldenstrukturpolitik“<br />
sowie die „Liquiditätssteuerung“.<br />
• Das Ministerium fungiert nur bei sechs der untersuchten vierzehn Aufgaben als<br />
Aufgabenträger. Es ist auch nur in weniger als der Hälfte der Länder tätig. Die<br />
meisten Nennungen entfallen auf die Aufgaben „<strong>Strategische</strong> Steuerung“ mit<br />
fünf Nennungen und „Überwachung der operativen Schuldenstrukturpolitik“ mit<br />
sechs Nennungen. Insbesondere die Aufgaben „Emission von staatlichen<br />
Wertpapieren“ und „Einsatz derivativer Finanzinstrumente“ werden in k<strong>ein</strong>em<br />
Land vom Ministerium all<strong>ein</strong> wahrgenommen. Der „Abschluss von Schuldsch<strong>ein</strong>darlehen“<br />
erfolgt hingegen in drei Ländern ausschließlich durch das Ministerium;<br />
in <strong>ein</strong>em vierten Land wirkt das Ministerium dabei mit. Die Aufgabe<br />
„Risikosteuerung und -überwachung“ wird nur in <strong>ein</strong>em Land vom Ministerium<br />
wahrgenommen; in drei Ländern wirkt das Ministerium zumindest bei dieser<br />
Aufgabe mit.<br />
Insgesamt zeigen sich - neben der weitgehenden Homogenität der Aufgabenzuordnung<br />
auf die Aufgabenträger DMO und Zentralbank - deutliche Unterschiede hinsichtlich<br />
der Aufgabenzuordnung zum Ministerium. Dieses wirkt bei <strong>kosten</strong>- und <strong>risiko</strong>relevanten<br />
Aufgaben wie der Emission von Anleihen und Derivaten nicht in allen Ländern<br />
mit. Zudem ist die Überwachung der Risiken bzw. der operativen Schuldenstrukturpolitik<br />
durch das Ministerium in zwei Drittel bzw. der Hälfte der Länder k<strong>ein</strong>e Aufgabe des<br />
Ministeriums. Dies stellt <strong>ein</strong>en Indikator für <strong>ein</strong>e Überwachungslücke dar. Im weiteren<br />
Verlauf dieser Forschungsarbeit sind diese möglichen Überwachungsdefizite zu analysieren.<br />
Dabei ist insbesondere zu untersuchen, ob und inwieweit in den in die Untersuchung<br />
<strong>ein</strong>bezogenen Ländern Überwachungsaufgaben eventuell von anderen Institutionen<br />
erbracht werden. 924 Der Abschluss von Schuldsch<strong>ein</strong>darlehen ausschließlich<br />
durch das Ministerium bei gleichzeitigem Verzicht auf die Mitwirkung bei der Emission<br />
924 Vgl. auch Economic and Financial Committee - EFC Sub-Committee on EU Sovereign Debt Markets<br />
/ Sub-Committee on EU Government Bonds and Bills Markets (2011): Institutions involved in<br />
government debt management, issuance and market supervision, Table T.VII.A: Institutions, unter:<br />
http://europa.eu/efc/sub_committee/pdf/2010_table_t.vii.a_institutions.pdf, Zugriff vom 24. November<br />
2011.
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 217<br />
von Anleihen oder Derivaten in <strong>ein</strong>zelnen Ländern wirft zudem die Frage nach der Ursache<br />
für die selektive Aufgabenwahrnehmung durch das Ministerium auf. Eventuell<br />
kann hieraus auf <strong>ein</strong>en möglichen Kompetenzunterschied zwischen der Kompetenz<br />
betreffend den Abschluss von Schuldsch<strong>ein</strong>darlehen und der Emission von Anleihen<br />
oder Derivaten geschlossen werden.<br />
Das Erkenntnisinteresse der zweiten Fragestellung umfasst die Kompetenzen der <strong>ein</strong>zelnen<br />
Aufgabenträger (Ministerium, DMO, Zentralbank, etc.).<br />
Die Fragestellung wurde von sieben Untersuchungspartnern für <strong>ein</strong>zelne Aufgaben<br />
beantwortet. Die detaillierte deskriptive Analyse ist in Anlage 17-3 beigefügt. Die Kompetenzverteilung<br />
für <strong>ein</strong>zelne Aufgaben auf die Aufgabenträger ist in Abbildung 88<br />
dargestellt:<br />
Kompetenzen der Aufgabenträger<br />
Eigenverantwortliche Entscheidung hinsichtlich<br />
<strong>ein</strong>zelner Aufgaben<br />
25%<br />
Eigenverantwortliche Entscheidung innerhalb<br />
bestimmter Limits hinsichtlich <strong>ein</strong>zelner<br />
Aufgaben<br />
33%<br />
Handeln auf Weisung (Verantwortung für die<br />
Umsetzung der Weisung) hinsichtlich <strong>ein</strong>zelner<br />
Aufgaben<br />
17%<br />
Erbringen von nachgefragten Dienstleistungen<br />
(Verantwortung für deren Qualität) hinsichtlich<br />
<strong>ein</strong>zelner Aufgaben<br />
8%<br />
Abbildung 88: Deskriptive Analyse: Kompetenzen der Aufgabenträger<br />
0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35%<br />
Anteil der Nennungen der Untersuchungspartner<br />
Die von den Untersuchungspartnern hinsichtlich der Kompetenzverteilung angeführten<br />
Aufgaben sind sehr heterogen und decken das Aufgabenspektrum der Institutionen in<br />
k<strong>ein</strong>em Land ab. Auf dieser Basis sind <strong>ein</strong>deutige Erkenntnisse zur Kompetenzverteilung<br />
in den <strong>ein</strong>zelnen Ländern nicht ermittelbar.<br />
Das Erkenntnisinteresse der dritten Fragestellung b<strong>ein</strong>haltet die Analyse der Aufgabenverteilung<br />
zwischen und die Zusammenarbeit mit den <strong>ein</strong>zelnen Aufgabenträgern<br />
in den <strong>ein</strong>zelnen Ländern (vgl. Abschnitt 5.2.3.2).<br />
Die Fragestellung wurde von sechs Untersuchungspartnern beantwortet. Die detaillierte<br />
deskriptive Analyse ist in Anlage 17-4 beigefügt. Die Bewertung der Aufgabenverteilung<br />
(mit Hilfe <strong>ein</strong>er Skala von „1 = sehr gut“ bis „6 = sehr schlecht“) sowie der Zusammenarbeit<br />
mit <strong>ein</strong>zelnen Aufgabenträgern ist anhand der arithmetischen Mittelwerte<br />
der Nennungen in Abbildung 89 dargestellt:
218 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
Aufgabenverteilung bzw. Zusammenarbeit<br />
Aufgabenverteilung<br />
1,75<br />
Zusammenarbeit mit Zentralbank<br />
1,50<br />
Zusammenarbeit mit Ministerium / Minister<br />
Zusammenarbeit mit Treasury<br />
2,5<br />
2,75<br />
Zusammenarbeit mit Dritten<br />
2,33<br />
Legende:<br />
Durchschnittsbewertung; Skala von 1 = „sehr gut“ bis 6 = „sehr schlecht“<br />
Abbildung 89: Deskriptive Analyse: Aufgabenverteilung und Zusammenarbeit<br />
Abbildung 89 zeigt anhand der arithmetischen Mittelwerte <strong>ein</strong> insgesamt positives Bild<br />
hinsichtlich der Aufgabenverteilung zwischen den Aufgabenträgern (durchschnittliche<br />
Bewertung 1,75) sowie der Zusammenarbeit zwischen den Aufgabenträgern (die<br />
Spannweite der arithmetischen Mittelwerte reicht von 1,50 bezüglich der Zusammenarbeit<br />
mit der Zentralbank bis zu 2,75 bezüglich der Zusammenarbeit mit dem Ministerium<br />
bzw. dem Minister).<br />
Die Bewertungen der <strong>ein</strong>zelnen Länder stellen k<strong>ein</strong>en Indikator für <strong>ein</strong>e notwendige<br />
Aufgabenneuverteilung zwischen den Aufgabenträgern dar. Optimierungspotenziale<br />
bestehen tendenziell hinsichtlich der - insgesamt noch positiv bewerteten - Zusammenarbeit<br />
mit dem Ministerium bzw. dem Minister.<br />
Die vierte Fragestellung zielt hierauf aufbauend auf die Identifizierung von Optimierungspotenzialen<br />
hinsichtlich Aufgabenverteilung und Zusammenarbeit ab (vgl. Abschnitt<br />
5.2.3.2). Sie wurde nur ver<strong>ein</strong>zelt beantwortet. Die detaillierte deskriptive Analyse<br />
ist in Anlage 17-5 beigefügt. Insgesamt lässt sich k<strong>ein</strong> signifikantes Optimierungspotenzial<br />
identifizieren. Lediglich in <strong>ein</strong>em Land wird <strong>ein</strong>e klare Verantwortungs- /<br />
Kompetenzabgrenzung zwischen Politik und Verwaltung sowie <strong>ein</strong>e organisatorische<br />
Verlagerung der Treasury-Funktionen in das back office der DMO favorisiert.<br />
Die fünfte Fragestellung dient der Abgrenzung von für externe Dritte erbrachte Leistungen<br />
und den daraus resultierenden Kosten (vgl. Abschnitt 5.2.3.2). Die detaillierte<br />
deskriptive Analyse ist in Anlage 17-6 beigefügt. Insgesamt ist festzustellen, dass<br />
Leistungen für externe Dritte nur in Einzelfällen erbracht werden und dann zumeist<br />
Unterstützungsleistungen innerhalb des öffentlichen Sektors oder Leistungen in Rahmen<br />
der Entwicklungshilfe sind.<br />
1,0 2,0 3,0 4,0 5,0 6,0<br />
Durchschnittliche Bewertung
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 219<br />
5.3.3.3 Deskriptive Analyse betreffend die Kosten des Public Debt Managements<br />
Die Kosten des Debt Managements werden mit Hilfe von drei Fragestellungen untersucht<br />
(vgl. Abschnitt 5.3.3.3).<br />
Die erste Fragestellung zielt zum <strong>ein</strong>en darauf ab, welche Informationen zu <strong>ein</strong>zelnen<br />
Kosten- bzw. Ausgabenarten vorliegen und zum anderen, in welcher Höhe gegebenenfalls<br />
diese Kosten bzw. Ausgaben im Jahr 2010 angefallen sind.<br />
Die Fragestellung wurde von zehn Untersuchungspartnern beantwortet; für zwei Untersuchungspartner<br />
wurden die Daten aus den bei Fragestellung 9 (vgl. Abschnitt<br />
5.2.3.9) angegebenen Informationsquellen ermittelt. Die detaillierte deskriptive Analyse<br />
ist in Anlage 17-7 beigefügt. In den untersuchten Ländern liegen die Informationen<br />
zu den Kosten bzw. Ausgaben des Debt Managements in folgendem Umfang vor:<br />
Erheben von Kosten bzw. Ausgaben des Debt Managements<br />
Zins<strong>kosten</strong><br />
12 12<br />
10<br />
Tilgungsleistungen<br />
8<br />
6<br />
Transaktions<strong>kosten</strong><br />
4<br />
4<br />
2<br />
5<br />
1<br />
0<br />
Überwachungs-/<br />
Kontroll<strong>kosten</strong>:<br />
3<br />
7<br />
Verwaltungs<strong>kosten</strong><br />
Legende:<br />
Anzahl der Nennungen der Untersuchungspartner<br />
Sicherungs<strong>kosten</strong><br />
Abbildung 90: Deskriptive Analyse: Kosten bzw. Ausgaben des Debt Managements<br />
Abbildung 90 verdeutlicht die Informationsunterschiede hinsichtlich der <strong>ein</strong>zelnen Kosten-<br />
und Ausgabearten: Während Informationen zu Zins<strong>kosten</strong> bzw. -ausgaben in allen<br />
untersuchten Ländern und zu den Transaktions- und zu den Verwaltungs<strong>kosten</strong><br />
noch in rund der Hälfte der untersuchten Länder vorlagen, sind Informationen zu den<br />
Sicherungs<strong>kosten</strong> nur in drei Ländern verfügbar. 925 Informationen zu Kosten bzw.<br />
Ausgaben für die Überwachung und Kontrolle des Debt Managements waren nur in<br />
<strong>ein</strong>em Land vorhanden. 926 Die fast vollständige Nicht-Berücksichtigung der Überwa-<br />
925 In <strong>ein</strong>em Land umfassen nach Aussage des Untersuchungspartners die angegebenen Zins<strong>kosten</strong><br />
auch die anderen Kostenarten.<br />
926 Das Land bezifferte die entsprechenden Kosten für das Jahr 2010 jedoch nicht.
220 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
chungs- und Kontroll<strong>kosten</strong> bzw. -ausgaben korrespondiert nach Ansicht des Verfassers<br />
mit dem bei Fragestellung 2.1 aufgezeigten möglichen Überwachungsdefizit.<br />
Die von weniger als der Hälfte der Untersuchungspartner angeführten Informationen<br />
zu Tilgungszahlungen sind eventuell darauf zurückzuführen, dass <strong>ein</strong>zelne Länder<br />
unter Tilgungszahlungen „Netto-Tilgung von Staatsschulden“ verstehen und demzufolge<br />
bei vorhandener Netto-Neuverschuldung nach ihrer Definition k<strong>ein</strong>e Tilgungszahlungen<br />
vorliegen. Aus der Analyse <strong>ein</strong>zelner nationaler Haushaltsrechnungen zeigt<br />
sich jedoch, dass auch im Jahr 2010 in diesen Ländern Tilgungszahlungen vorgenommen<br />
wurden. 927<br />
Die aufgeführten Kosten- und Ausgabenarten haben <strong>ein</strong>e unterschiedliche finanzielle<br />
Größenordnung. Dies wird in Abbildung 91 anhand der arithmetischen Mittelwerte der<br />
Kosten-bzw. Ausgabearten verdeutlicht:<br />
Relation der Kosten- bzw. Ausgabenart zu den Gesamtschulden<br />
Zins<strong>kosten</strong><br />
3,60%<br />
Transaktions<strong>kosten</strong><br />
0,03%<br />
Verwaltungs<strong>kosten</strong><br />
0,01%<br />
Sicherungs<strong>kosten</strong><br />
Überwachungs- und Kontroll<strong>kosten</strong><br />
0,17%<br />
nicht<br />
0,00%<br />
ermittelbar<br />
Tilgungsleistungen<br />
18,16%<br />
0% 2% 4% 6% 8% 10% 12% 14% 16% 18% 20%<br />
Abbildung 91: Deskriptive Analyse: Relation der Kosten- bzw. Ausgabeart zu den Gesamtschulden<br />
Abbildung 91 zeigt auf Basis der arithmetischen Mittelwerte der <strong>ein</strong>zelnen Kostenbzw.<br />
Ausgabearten die hohe finanzielle Bedeutung der jährlichen Tilgungsausgaben,<br />
die durchschnittlich rund <strong>ein</strong> Fünftel der Gesamtschulden betragen. Aus der Abbildung<br />
927 Vgl. beispielsweise Riksgälden Swedish National Debt Office (2011d): Basis for evaluation of central<br />
government debt management 2010, S. 12, unter: https://en.riksgalden.se/Dokument_eng/<br />
press/reports/annualreports/Evaluation%20of%20central%20government%20debt%20management.pdf,<br />
Zugriff vom<br />
25. November 2011.
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 221<br />
ist zudem zu erkennen, dass die Zins<strong>kosten</strong> die finanziell bedeutendste Kostenart sind<br />
und die anderen Kostenarten - soweit sie überhaupt erfasst werden - nur in geringer<br />
Relation zu den Gesamtschulden stehen. Das Ergebnis verdeutlicht, dass unter Kosten-Aspekten<br />
- im Sinne des PARETO-Prinzips 928 - <strong>ein</strong>e Fokussierung auf Zins- und<br />
Tilgungszahlungen zulässig ist. Im weiteren Verlauf der Analyse ist allerdings zu hinterfragen,<br />
inwieweit diese Auffassung unter Risiko-Aspekten aufrecht erhalten werden<br />
kann.<br />
Die Stichprobe zu den Zins<strong>kosten</strong> - als der finanziell bedeutsamsten Kostenart - ist<br />
durch die folgenden Parameter gekennzeichnet:<br />
Statistische Kennzahl<br />
Stichprobenumfang<br />
Zins<strong>kosten</strong><br />
12 Nennungen<br />
Modalwert nicht vorhanden 929<br />
Median 3,23 %<br />
arithmetischer Mittelwert 3,60 %<br />
oberes 25 %-Quantil 4,16 %<br />
unteres 25 %-Quantil 3,12 %<br />
Spannweite 2,30 % bis 5,00 %<br />
Varianz 0,01 %<br />
Standardabweichung 0,88 %<br />
Variationskoeffizient 0,25<br />
Tabelle 16: Deskriptive Analyse: Zins<strong>kosten</strong><br />
Insbesondere der Variationskoeffizient von 0,25 - als Maß für die relative Streuung der<br />
Stichprobe - verdeutlicht die Streuung der Relationen der Zins<strong>kosten</strong> bzw. -ausgaben<br />
zu den Gesamtschulden. 930 Dies zeigt nochmals die Relevanz des Untersuchungsziels<br />
dieser Forschungsarbeit auf, das insbesondere darin besteht, Erklärungsparameter für<br />
Unterschiede zwischen den untersuchten Ländern zu identifizieren (vgl. Abschnitt 1.2).<br />
In Abbildung 92 werden die Variationskoeffizienten der Relationen der <strong>ein</strong>zelnen Kosten-<br />
bzw. Ausgabearten zu den Gesamtschulden dargestellt:<br />
928 Online-Verwaltungslexikon (2010), Stichwort: 80-20-Regel, unter: http://www.olev.de/0/80-20-r.htm,<br />
Zugriff vom 25. November 2011.<br />
929 Jedes der zwölf untersuchten Länder hat <strong>ein</strong>e unterschiedliche Relation der Zins<strong>kosten</strong> bzw.<br />
-ausgaben zu den Gesamtschulden.<br />
930 Vgl. auch Fricke (2005), S. 64f.
222 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
Variationskoeffizienten der Kosten- bzw. Ausgabeart-Gesamtschulden-<br />
Relationen<br />
Zins<strong>kosten</strong><br />
0,25<br />
Transaktions<strong>kosten</strong><br />
0,48<br />
Verwaltungs<strong>kosten</strong><br />
1,23<br />
Sicherungs<strong>kosten</strong><br />
0,08<br />
Überwachungs- und Kontroll<strong>kosten</strong><br />
nicht ermittelbar<br />
Tilgungsleistungen<br />
0,57<br />
0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4<br />
Höhe des Variationskoeffizienten<br />
Abbildung 92: Deskriptive Analyse: Variationskoeffizienten der Kosten- bzw. Ausgabearten-<br />
Gesamtschulden-Relationen<br />
Abbildung 92 verdeutlicht <strong>ein</strong>erseits die bestehenden Gem<strong>ein</strong>samkeiten der Untersuchungspartner<br />
hinsichtlich der Erfassung von Sicherungs<strong>kosten</strong> (Variationskoeffizient<br />
von 0,08). Andererseits sind hohe Unterschiede hinsichtlich der Erfassung von Verwaltungs<strong>kosten</strong><br />
(Variationskoeffizient von 1,23) erkennbar. Die teilweise bestehenden<br />
deutlichen Unterschiede hinsichtlich der Erfassung der Kosten und Ausgaben des<br />
Debt Managements zwischen den <strong>ein</strong>zelnen Ländern erlauben auf dieser Datenbasis<br />
k<strong>ein</strong>e vergleichende Analyse.<br />
Um diese Erfassungsunterschiede weitestgehend zu egalisieren, wird im Folgenden<br />
<strong>ein</strong>e Analyse der Kredit<strong>kosten</strong> - im Sinne der Gesamt<strong>kosten</strong> des Debt Managements<br />
(vgl. Abschnitt 3.3.1 ) - vorgenommen. Dazu wurden die bei <strong>ein</strong>zelnen Kostenarten<br />
fehlenden Angaben <strong>ein</strong>zelner Länder mit Hilfe <strong>ein</strong>er Zuschlagskalkulation auf Basis<br />
des arithmetischen Mittelwertes der anderen Länder ergänzt (vgl. Anlage 17-7).
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 223<br />
Relation der Kredit<strong>kosten</strong> zu den Gesamtschulden<br />
Durchschnittlicher Zinssatz der Gesamtschulden<br />
6,0%<br />
5,0%<br />
4,0%<br />
3,0%<br />
2,0%<br />
1,0%<br />
0,0%<br />
5,21%<br />
4,85%<br />
4,18%<br />
4,87%<br />
Mittelwert:<br />
3,39% 3,88% 4,07%<br />
3,81%<br />
3,37% 3,51%<br />
3,34%<br />
2,51%<br />
2,53%<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12<br />
Untersuchungspartner<br />
Abbildung 93: Deskriptive Analyse: Relation der Kredit<strong>kosten</strong> zu den Gesamtschulden<br />
Abbildung 93 zeigt die Streuung der Kredit<strong>kosten</strong> um <strong>ein</strong>en arithmetischen Mittelwert<br />
von 3,81 Prozent. Die nachfolgenden Parameter verdeutlichen diese Streuung:<br />
Statistische Kennzahl<br />
Stichprobenumfang<br />
Kredit<strong>kosten</strong><br />
12 Nennungen<br />
Modalwert nicht vorhanden 931<br />
Median 3,45 %<br />
arithmetischer Mittelwert 3,81 %<br />
oberes 25 %-Quantil 4,35 %<br />
unteres 25 %-Quantil 3,36 %<br />
Spannweite 5,21 % bis 2,51 %<br />
Varianz 0,01 %<br />
Standardabweichung 0,87 %<br />
Variationskoeffizient 0,23<br />
Tabelle 17: Deskriptive Analyse: Relation der Kredit<strong>kosten</strong> zu den Gesamtschulden<br />
931 Es existiert k<strong>ein</strong> Modalwert, da jedes der zwölf untersuchten Länder <strong>ein</strong>e unterschiedliche Relation<br />
der Kredit<strong>kosten</strong> zu den Gesamtschulden besitzt.
224 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
Die Standardabweichung der untersuchten Stichprobe beträgt 0,87 Prozentpunkte; der<br />
Variationskoeffizient beläuft sich auf 0,23. 932<br />
Ausgehend von den Kredit<strong>kosten</strong>-Gesamtschulden-Relationen 933 der <strong>ein</strong>zelnen Länder<br />
lassen sich für die untersuchten Cluster A1, A2, B1, B2 und C die folgenden arithmetischen<br />
Mittelwerte bilden (vgl. Anlage 17-8):<br />
Relation der Kredit<strong>kosten</strong> zu den Gesamtschulden<br />
6,0%<br />
5,04%<br />
4,85%<br />
Relation der Kredit<strong>kosten</strong> zu den<br />
Gesamtschulden<br />
5,0%<br />
4,0%<br />
3,0%<br />
2,0%<br />
1,0%<br />
3,82%<br />
3,20%<br />
3,34%<br />
0,0%<br />
Mittelwert A1 Mittelwert A2 Mittelwert B1 Mittelwert B2 Mittelwert C<br />
Mittelwert der untersuchten Cluster<br />
Abbildung 94: Deskriptive Analyse: Relation der Kredit<strong>kosten</strong> zu den Gesamtschulden (Cluster-Analyse auf<br />
Basis der arithmetischen Mittelwerte)<br />
Abbildung 94 zeigt hinsichtlich der Relation der Kredit<strong>kosten</strong> zu den Gesamtschulden<br />
deutliche Unterschiede zwischen den <strong>ein</strong>zelnen Clustern: Die nachteiligste Relation<br />
weist das Cluster A 1 (DMO im Ministerium) auf. Auch das Cluster C (DMO in der<br />
Zentralbank) hat demzufolge Nachteile gegenüber den Clustern A 2 (DMO als executive<br />
agency im Ministerium), B 1 (DMO als eigenständige Organisation im Public Sector)<br />
und B 2 (DMO als eigenständige Organisation in privatwirtschaftlicher Rechtsform<br />
im Public Sector). 934<br />
Diese Ergebnisse stellen <strong>ein</strong>en Indikator für die Vorteilhaftigkeit bestimmter Organisationsmodelle<br />
unter Kostengesichtspunkten dar. Diese sind im weiteren Verlauf der<br />
Analyse weiter zu untersuchen (vgl. Abschnitt 5.4).<br />
932 Vgl. auch Fricke (2005), S. 64f.<br />
933 Die Kredit<strong>kosten</strong>-Gesamtschulden Relationen werden - ausgehend von den erhobenen und durch<br />
Dokumentenstudium ergänzten Daten - nach der bei Abschnitt 3.3.1 vorgestellten Methodik ermittelt.<br />
934 Die Aussagekraft der dargestellten Ergebnisse ist jedoch infolge des geringen Umfangs der <strong>ein</strong>zelnen<br />
Cluster stark <strong>ein</strong>geschränkt: Cluster A 1 umfasst 2 Länder, A 2 umfasst 3 Länder, B 1 umfasst<br />
fünf Länder, B2 und C umfassen jeweils 1 Land.
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 225<br />
Mit der zweiten Fragestellung zu den Kosten des Debt Managements sollten insbesondere<br />
Informationen zur hilfsweisen Ermittlung der Kosten- und Ausgabearten erhoben<br />
werden (vgl. Abschnitt 5.2.3.3). Diese Fragestellung wurde von k<strong>ein</strong>em Land beantwortet.<br />
Mit Hilfe der dritten Fragestellung zu den Kosten des Debt Managements sollte analysiert<br />
werden, welche zusätzlichen Kennzahlen regelmäßig ermittelt werden (vgl. Abschnitt<br />
5.2.3.3). Lediglich drei Länder benannten zusätzliche Kennzahlen: diese umfassten<br />
die monatliche bzw. jährliche Erfassung der Kosten bzw. Ausgaben des<br />
Schuldenmanagements (in <strong>ein</strong>em Land differenziert nach den <strong>ein</strong>gesetzten Instrumenten<br />
und dem Finanzierungszweck) sowie die fortlaufende Ermittlung der Zinssatzentwicklung.<br />
Die gewonnenen Informationen reichen für <strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>deutige Bewertung der Kostentransparenz<br />
in den <strong>ein</strong>zelnen untersuchten Ländern nicht aus.<br />
5.3.3.4 Deskriptive Analyse betreffend die Risiken des Public Debt Managements<br />
Die mit dem Debt Management verbundenen Risiken werden mit Hilfe von drei Fragestellungen<br />
untersucht (vgl. Abschnitt 5.3.3.4).<br />
Die erste Fragestellung befasst sich mit den zum 31. Dezember 2010 im Schuldenportfolio<br />
der <strong>ein</strong>zelnen Länder bestehenden Risiken und den dafür ermittelten Risikowerten.<br />
Neun Untersuchungspartner benannten (<strong>ein</strong>zelne) Risiken ihres Portfolios. Davon<br />
quantifizierten drei Untersuchungspartner ihre Risiken in Form <strong>ein</strong>es Risikowertes. Die<br />
detaillierte deskriptive Analyse ist in Anlage 17-9 beigefügt. Insgesamt wurden die folgenden<br />
Risiken benannt:
226 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
Erfassung der Risiken<br />
k<strong>ein</strong>e Angabe möglich:<br />
Risiken werden nicht ermittelt<br />
0<br />
Zinsänderungsrisiken<br />
9<br />
antizipatives Zinsänderungs<strong>risiko</strong><br />
2<br />
Währungskursrisiken<br />
8<br />
Kreditrisiken<br />
7<br />
weitere Risiken<br />
2<br />
Liquiditätsrisiken<br />
3<br />
Inflations<strong>risiko</strong><br />
1<br />
Fair Value Risiko des Portfolios<br />
k<strong>ein</strong>e: alle Risiken sind über Sicherungsinstrumente<br />
zu 100% abgesichert.<br />
1<br />
1<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />
Anzahl der Nennungen der Untersuchungspartner<br />
Abbildung 95: Deskriptive Analyse: Risiken des nationalen Schuldenportfolios zum 31. Dezember 2010<br />
Abbildung 95 zeigt, dass in allen Ländern Zinsänderungsrisiken in den nationalen<br />
Schuldenportfolien identifiziert wurden. Währungsrisiken existierten in acht Ländern<br />
und Kreditrisiken wurden in sieben Portfolien festgestellt. Andere Risiken werden nur<br />
in <strong>ein</strong>zelnen Ländern ermittelt. Auffällig ist insbesondere, dass antizipative Zinsänderungsrisiken<br />
lediglich von zwei Ländern identifiziert werden: es ist nahezu ausgeschlossen,<br />
dass in den anderen sieben Ländern k<strong>ein</strong>e Schuldenprolongation nach Ablauf<br />
der aktuellen Finanzierungsinstrumente stattfindet. Vor diesem Hintergrund sind<br />
antizipative Zinsänderungsrisiken de facto gegeben. 935<br />
Die gewonnenen Informationen untermauern die für diese Forschungsarbeit vorgenommene<br />
Fokussierung auf die drei finanzwirtschaftlichen Risiken „Zinsänderungs<strong>risiko</strong>“<br />
(inklusive antizipativem Zinsänderungs<strong>risiko</strong>), „Währungs<strong>risiko</strong>“ und „Kredit<strong>risiko</strong>“.<br />
Mit Hilfe der zweiten Fragestellung zu den Risiken des nationalen Debt Managements<br />
sollen die aktiv von den Debt Management-Organisationen gesteuerten Risiken ermit-<br />
935 Ausweislich der Ergebnisse der Analyse in Anlage 17-10 bestehen in allen untersuchten Ländern<br />
antizipative Zinsänderungsrisiken. Es gilt die Vermutung, dass die Länder, die antizipative Zinsänderungsrisiken<br />
nicht im Erhebungsbogen erfasst haben, diese Risiken bei den Zinsänderungsrisiken<br />
wertmäßig berücksichtigt haben.
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 227<br />
telt werden. Die Fragestellung wurde von elf Ländern beantwortet (vgl. Anlage 17-9).<br />
Danach werden die folgenden Risiken in folgendem Umfang aktiv gesteuert:<br />
Aktiv gesteuerte Risiken<br />
Zinsänderungsrisiken<br />
11<br />
Währungsrisiken<br />
11<br />
Kreditrisiken<br />
10<br />
Liquiditätsrisiken<br />
3<br />
0 2 4 6 8 10 12<br />
Abbildung 96: Deskriptive Analyse: Aktiv gesteuerte Risiken<br />
Anzahl der Nennungen der Untersuchungspartner<br />
Abbildung 96 verdeutlicht, dass die Zinsänderungsrisiken und die Währungsrisiken<br />
von allen elf Ländern aktiv gesteuert werden; die Kreditrisiken werden von zehn Ländern<br />
aktiv gesteuert. Lediglich die Liquiditätsrisiken werden nur von rund <strong>ein</strong>em Viertel<br />
der Untersuchungspartner aktiv gesteuert.<br />
Die dritte Fragestellung zu den Risiken des Debt Managements zielt auf die bei der<br />
Risikosteuerung genutzten Informationen ab. Sieben Untersuchungspartner übermittelten<br />
Informationen zu dieser Fragestellung (vgl. Anlage 17-9). Die Nutzung von Risikoinformationen<br />
zur Steuerung des Debt Managements stellt sich wie folgt dar:
228 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
Nutzung von Risikoinformationen zur Steuerung<br />
Risikokennzahlen<br />
6<br />
Frühwarnindikatoren<br />
4<br />
Risikotreiber<br />
3<br />
Risikokorrelationen<br />
eigene Marktprognosen<br />
4<br />
4<br />
externe Marktprognosen<br />
5<br />
0 1 2 3 4 5 6<br />
Anzahl der Nennungen der Untersuchungspartner<br />
Abbildung 97: Deskriptive Analyse: Nutzung von Risikoinformationen zur Steuerung<br />
Abbildung 97 verdeutlicht insbesondere die Relevanz von Risikokennzahlen für die<br />
Risikosteuerung. Auffällig ist auch der relativ hohe Anteil an externen Marktprognosen.<br />
Im Einzelnen wurden von den Untersuchungspartnern die folgenden Beispiele angeführt:<br />
Risiko-Information<br />
Risikokennzahlen<br />
Frühwarnindikatoren<br />
Risikotreiber<br />
Risikokorrelationen<br />
Inhalt<br />
Value-at-Risk, Laufzeitenstruktur, durchschnittliche Restlaufzeit<br />
(ATM, ATR), Duration, Währungszusammensetzung<br />
Laufzeitenstruktur, Deckungsgrad des nächsten Bonds, Credit<br />
Default Swap-Informationen<br />
Nachfrage<strong>risiko</strong>, Zinssätze, langfristige fiskalische Stabilität<br />
Ausfall<strong>risiko</strong>, Zinssatz, Wechselkurs<br />
Tabelle 18: Deskriptive Analyse: Risiko-Informationen<br />
Insgesamt sind die von den Untersuchungspartnern benannten Risiko-Informationen<br />
relativ homogen. Insofern gilt die Vermutung, dass diese Informationen auch bei den<br />
Ländern zur Steuerung herangezogen werden, die die Fragestellung nicht beantwortet<br />
haben. 936<br />
936 Vgl. auch Wendel (2011), S. 25ff.
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 229<br />
Der geringe Umfang der zu den <strong>ein</strong>zelnen Risiken gewonnenen quantifizierten Informationen<br />
erfordert <strong>ein</strong>e hilfsweise Ermittlung der in den <strong>ein</strong>zelnen Schuldenportfolien<br />
enthaltenen Risikowerte auf Basis von öffentlich zugänglichen Informationsquellen.<br />
Hierzu wird auf die bei Abschnitt 3.3.2 entwickelte Systematik zurückgegriffen. Aus<br />
Gründen der Vergleichbarkeit der Risikowerte werden auch für die Risiken, zu denen<br />
von den Untersuchungspartnern Risikowerte übermittelt wurden, nach <strong>ein</strong>heitlichen<br />
Kriterien Risikoquantifizierungen für die Zwecke dieser Forschungsarbeit vorgenommen.<br />
Dabei werden aufbauend auf den Erkenntnissen der vorliegenden Erhebung die<br />
Zinsänderungsrisiken (inklusive antizipatives Zinsänderungs<strong>risiko</strong>), Währungsrisiken<br />
und Kreditrisiken ermittelt. Die detaillierte Berechnung der Risiken der <strong>ein</strong>zelnen<br />
Schuldenportfolien ist in Anlage 17-11 dargestellt. Auf Grundlage dieser Berechnung<br />
lassen sich ausgehend von den Risiko-Gesamtschulden-Relationen 937 der <strong>ein</strong>zelnen<br />
Länder für die untersuchten Cluster A1, A2, B1, B2 und C die folgenden arithmetischen<br />
Mittelwerte bilden (vgl. Anlage 17-11):<br />
Relation des Risikos zu den Gesamtschulden<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Cluster-Analyse: Relation des Risikos zu den<br />
Gesamtschulden<br />
7,20% 6,23% 6,61% 6,56%<br />
60,21%<br />
Mittelwert A1 Mittelwert A2 Mittelwert B1 Mittelwert B2 Mittelwert C<br />
Mittelwerte der untersuchten Cluster<br />
Abbildung 98: Deskriptive Analyse: Relation des Risikos des Portfolios zu den Gesamtschulden<br />
(Cluster-Analyse auf Basis der arithmetischen Mittelwerte)<br />
Abbildung 98 verdeutlicht die relative Homogenität hinsichtlich der Relation des Risikos<br />
des Schuldenportfolios und der Höhe der Gesamtschulden zwischen den Clustern<br />
A1, A2, B1 und B2: der Streuung dieser vier Cluster um den Mittelwert von 6,61 Prozentpunkte<br />
ist durch <strong>ein</strong>en Variationskoeffizienten von 0,31 gekennzeichnet. Im Gegensatz<br />
hierzu beläuft sich die Risiko-Gesamtschulden-Relation des Clusters C (DMO<br />
als Organisations<strong>ein</strong>heit der Zentralbank) auf über 60 Prozentpunkte. Dieser hohe Ri-<br />
937 Die Risiko-Gesamtschulden Relationen werden - ausgehend von den erhobenen und durch Dokumentenstudium<br />
ergänzten Daten - nach der bei Abschnitt 3.3.2 vorgestellten Methodik ermittelt.
230 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
siko-Erwartungswert resultiert insbesondere aus <strong>ein</strong>em hohen antizipativen Zinsänderungs<strong>risiko</strong><br />
aufgrund der unausgeglichenen Laufzeitstruktur des Schuldenportfolios. 938<br />
5.3.3.5 Deskriptive Analyse betreffend das interne und externe Know-How<br />
Das interne und externe Know-How des Debt Managements wird mit Hilfe von fünf<br />
Fragestellungen analysiert (vgl. Abschnitt 5.2.3.5).<br />
Im Erkenntnisinteresse der ersten Fragestellung steht der Einsatz von Vollzeitstellen<br />
für die Aufgaben des Debt Managements.<br />
Die Fragestellung wurde von elf Untersuchungspartnern beantwortet. Die detaillierte<br />
deskriptive Analyse ist in Anlage 17-12 beigefügt. Der Umfang der für das Debt Management<br />
<strong>ein</strong>gesetzten Vollzeitstellen ist in Abbildung 99 dargestellt: 939<br />
Für Debt Management-Aufgaben <strong>ein</strong>gesetzte Vollzeitstellen<br />
140<br />
140<br />
Anzahl der <strong>ein</strong>gesetzten Vollzeitstellen<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
89<br />
50<br />
33<br />
35<br />
29<br />
21<br />
9<br />
7<br />
3 3<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12<br />
Untersuchungspartner<br />
Abbildung 99: Deskriptive Analyse: Für Debt Management-Aufgaben <strong>ein</strong>gesetzte Vollzeitstellen<br />
Abbildung 99 zeigt die deutlichen Unterschiede zwischen den <strong>ein</strong>zelnen Ländern. 940<br />
Die Heterogenität des Personal<strong>ein</strong>satzes für Debt Management-Aufgaben lässt sich<br />
anhand der statistischen Kennzahlen der Stichprobe verdeutlichen:<br />
938 Die Aussagekraft der dargestellten Ergebnisse ist infolge des geringen Umfangs der <strong>ein</strong>zelnen Cluster<br />
stark <strong>ein</strong>geschränkt: Cluster A 1 umfasst 2 Länder, A 2 umfasst 3 Länder, B 1 umfasst fünf Länder,<br />
B2 und C umfassen jeweils 1 Land.<br />
939 Land 7 beantwortete diese Fragestellung nicht.<br />
940 Die dargestellten Vollzeitstellen enthalten zur besseren Vergleichbarkeit nicht die - bei Fragestellung<br />
5.5 erhobenen - Vollzeitstellen der staatlichen Wertpapierverwaltung (vgl. Abschnitt 5.2.3.5).
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 231<br />
Statistische Kennzahl<br />
Stichprobenumfang<br />
Zins<strong>kosten</strong><br />
11 Nennungen<br />
Modalwert 3,00<br />
Median 29,00<br />
arithmetischer Mittelwert 38,09<br />
oberes 25 %-Quantil 42,50<br />
unteres 25 %-Quantil 8,00<br />
Spannweite 140 bis 3<br />
Varianz 1.780,49<br />
Standardabweichung 42,20<br />
Variationskoeffizient 1,11<br />
Tabelle 19: Deskriptive Analyse: Personal<strong>ein</strong>satz für Debt Management-Aufgaben<br />
Insbesondere die Varianz von 1.780,49 und die Standardabweichung von 42,2 als absolute<br />
Maße und der Variationskoeffizient von 1,11 als relatives Maß verdeutlichen die<br />
starke Streuung - und die damit verbundene <strong>ein</strong>geschränkte Aussagekraft - der Stichprobe.<br />
941<br />
Die zweite Fragestellung zum internen und externen Know-How des Public Debt Managements<br />
dient der Ermittlung der Anzahl der Vollzeitstellen, die vor ihrer aktuellen<br />
Tätigkeit im privatwirtschaftlichen Finanzsektor gearbeitet haben (vgl. Abschnitt<br />
5.3.3.5). Die Fragestellung wurde von vier Untersuchungspartnern beantwortet.<br />
Die detaillierte deskriptive Analyse ist in Anlage 17-13 beigefügt. Der Umfang der zuvor<br />
im privaten Finanzsektor tätigen Vollzeitstellen ist in Abbildung 100 dargestellt:<br />
941 Vgl. auch Fricke (2005), S. 64f.
232 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
Berufserfahrung<br />
ohne vorherige<br />
Berufserfahrung<br />
im privaten<br />
Finanzsektor<br />
68%<br />
mit vorheriger<br />
Berufserfahrung<br />
im privaten<br />
Finanzsektor<br />
32%<br />
Legende: Anteil der Vollzeitstellen mit bzw. ohne Berufserfahtrung an den gesamten Vollzeitstellen<br />
Abbildung 100: Deskriptive Analyse: Berufserfahrung im privaten Finanzsektor<br />
Abbildung 100 zeigt, dass - in den antwortenden Ländern - rund <strong>ein</strong> Drittel der Vollzeitstellen<br />
zuvor im privaten Finanzsektor tätig war. 942 Dabei streut die Stichprobe der<br />
vier Antworten stark: der Variationskoeffizient beträgt 1,20.<br />
Die zweite Fragestellung zum internen und externen Know-How des Public Debt Managements<br />
fokussiert zudem auf die Anzahl der Vollzeitstellen, die <strong>ein</strong>en geeigneten<br />
Hochschulabschluss haben (vgl. Abschnitt 5.3.3.5). Die Fragestellung wurde von fünf<br />
Untersuchungspartnern beantwortet. Die detaillierte deskriptive Analyse ist in Anlage<br />
17-14 beigefügt. Der Umfang der zuvor für das Debt Management <strong>ein</strong>gesetzten Vollzeitstellen<br />
mit geeignetem Hochschulabschluss ist in Abbildung 101 dargestellt:<br />
942 Eine nach Organisationsmodell-Clustern differenzierte Analyse ergibt infolge der geringen Anzahl an<br />
Antworten k<strong>ein</strong> signifikantes Ergebnis.
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 233<br />
ohne geeigneten<br />
Hochschulabschluss<br />
8%<br />
Geeigneter Hochschulabschluss<br />
mit geeignetem<br />
Hochschulabschluss<br />
92%<br />
Legende: Anteil der Vollzeitstellen mit bzw. ohne geeigneten Hochschulabschluss an den gesamten Vollzeitstellen<br />
Abbildung 101: Deskriptive Analyse: Qualifikation des für Debt Management-Aufgaben <strong>ein</strong>gesetzten Personals<br />
Abbildung 101 verdeutlicht, dass die weit überwiegende Zahl der Vollzeitstellen über<br />
<strong>ein</strong>en geeigneten Hochschulabschluss verfügt. 943 Dies stellt <strong>ein</strong>en Indikator für den<br />
hohen Stand der Professionalisierung des Public Debt Managements dar.<br />
Im Fokus der zweiten Fragestellung zum internen und externen Know-How des Public<br />
Debt Managements steht zudem die Besoldungs- bzw. Vergütungsstruktur des für<br />
Debt Management-Aufgaben <strong>ein</strong>gesetzten Personals (vgl. Abschnitt 5.3.3.5). Die Fragestellung<br />
wurde von neun Untersuchungspartnern beantwortet. Die detaillierte deskriptive<br />
Analyse ist in Anlage 17-15 beigefügt. Die Besoldungs- und Vergütungsstruktur<br />
des für Debt Management-Aufgaben <strong>ein</strong>gesetzten Personals ist in Abbildung 102<br />
dargestellt:<br />
943 Eine nach Organisationsmodell-Clustern differenzierte Analyse ergibt infolge der geringen Anzahl an<br />
Antworten k<strong>ein</strong> signifikantes Ergebnis.
234 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
<strong>ein</strong> wenig besser<br />
als öffentlichrechtliche<br />
Konditionen<br />
11%<br />
Besoldung<br />
privatwirtschaftliches<br />
Gehaltsgefüge<br />
22%<br />
öffentlichrechtliche<br />
Konditionen<br />
67%<br />
Legende: Anteil der Untersuchungspartner der jeweiligen Besoldungsart an allen antwortenden Untersuchungspartnern<br />
Abbildung 102 verdeutlicht, dass zwei Drittel (sechs Länder) der antwortenden Länder<br />
ihr Personal nach öffentlich-rechtlichen Konditionen und <strong>ein</strong> Land (11 Prozent) nur „<strong>ein</strong><br />
wenig besser“ als öffentlich-rechtliche Konditionen vergüten. Lediglich 22 Prozent<br />
(zwei Länder) orientieren sich an - allerdings konservativen - Marktpreisen der privaten<br />
Finanzwirtschaft. Die Differenzierung der Besoldungs- und Vergütungsstruktur nach<br />
den <strong>ein</strong>zelnen Organisationsmodell-Clustern führt zu folgendem Ergebnis:<br />
Abbildung 102: Deskriptive Analyse: Besoldung des für Debt Management-Aufgaben <strong>ein</strong>gesetzten Personals<br />
Organisationsmodell-Cluster<br />
Besoldungs- und Vergütungsstruktur<br />
A 1<br />
nach öffentlich-rechtlichen Konditionen (zwei Länder)<br />
A 2<br />
nach öffentlich-rechtlichen Konditionen (<strong>ein</strong> Land)<br />
B 1<br />
nach öffentlich-rechtlichen Konditionen (zwei Länder), <strong>ein</strong> wenig besser<br />
als öffentlich-rechtliche Konditionen (<strong>ein</strong> Land) sowie nach konservativen<br />
Marktpreisen der privaten Finanzwirtschaft ( <strong>ein</strong> Land)<br />
B 2<br />
nach privatwirtschaftlichem Gehaltsgefüge (<strong>ein</strong> Land)<br />
C<br />
nach öffentlich-rechtlichen Konditionen (<strong>ein</strong> Land)<br />
Tabelle 20: Deskriptive Analyse: Besoldungs- und Vergütungsstruktur nach Organisationsmodell-Clustern
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 235<br />
Aus Tabelle 20 ist <strong>ein</strong> grundsätzlicher Zusammenhang zwischen dem jeweils gewählten<br />
Organisationsmodell und der Besoldungs- und Vergütungsstruktur zu erkennen: In<br />
den Ländern, in denen die operativen Debt Management-Aufgaben im Ministerium<br />
oder der Zentralbank wahrgenommen werden, erfolgt die Vergütung nach öffentlichrechtlichen<br />
Konditionen. Mit der Ausgliederung der Aufgaben in <strong>ein</strong>e Institution außerhalb<br />
des Ministeriums (und der Zentralbank) eröffnet sich zugleich die Möglichkeit, das<br />
Besoldungs- und Vergütungsgefüge zu ändern, insbesondere auch mit dem Ziel, dadurch<br />
attraktiver für externe Fachkräfte zu werden. 944<br />
Im Zentrum der dritten Fragestellung zum internen und externen Know-How des Public<br />
Debt Managements steht die Analyse, ob zusätzlich auch externes Know-How „<strong>ein</strong>gekauft“<br />
wird (vgl. Abschnitt 5.3.3.5). Die Fragestellung wurde von neun Untersuchungspartnern<br />
beantwortet. Die detaillierte deskriptive Analyse ist in Anlage 17-16<br />
beigefügt. Der Umfang der Länder, die zusätzlich externes Know-How zeitweise nutzen<br />
bzw. (in der Gründungsphase) nutzten ist in Abbildung 103 dargestellt:<br />
Zeitweiser zusätzlicher Einsatz von externem Know-How<br />
n<strong>ein</strong><br />
22%<br />
ja<br />
67%<br />
ja<br />
(in<br />
Gründungsphase)<br />
11%<br />
Legende: Anteil der Nennungen der Untersuchungspartner<br />
Abbildung 103: Deskriptive Analyse: Zeitweiser zusätzlicher Einsatz von externem Know-How<br />
Abbildung 103 verdeutlicht den überwiegenden zusätzlichen Einsatz von externem<br />
Know-How; lediglich zwei Länder (je <strong>ein</strong> Land des Clusters A1 und des Clusters B1)<br />
nutzen zu k<strong>ein</strong>em Zeitpunkt externes Know-How.<br />
Die vierte Fragestellung zum internen und externen Know-How des Debt Managements<br />
dient der Analyse, welche Kooperationen mit anderen Institutionen bestehen<br />
944 Vgl. auch Rehm / Tholen (2005), S. 85.
236 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
(vgl. Abschnitt 5.3.3.5). Die Fragestellung wurde von neun Untersuchungspartnern<br />
beantwortet. Die detaillierte deskriptive Analyse ist in Anlage 17-17 beigefügt. Die <strong>ein</strong>gegangenen<br />
Kooperationen sind in Abbildung 104 dargestellt:<br />
Kooperationen mit anderen Institutionen<br />
Anteil der Nennungen der Untersuchungspartner<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
78% 78%<br />
22%<br />
mit Zentralbank mit Kreditinstitut mit weiteren Partnern<br />
Abbildung 104: Deskriptive Analyse: Kooperationen mit der Zentralbank, mit Kreditinstituten oder weiteren<br />
Dritten<br />
Abbildung 104 zeigt, dass über drei Viertel (sieben Länder) der antwortenden Länder<br />
Kooperationen mit der Zentralbank bzw. mit <strong>ein</strong>em Kreditinstitut <strong>ein</strong>gegangen sind;<br />
davon bestehen in fünf dieser sieben Länder Kooperationen mit der Zentralbank und<br />
mit Kreditinstituten. 945 Die Kooperation mit weiteren Partnern dient insbesondere dem<br />
Erwerb von Know-How durch Seminare oder Gutachten (vgl. Anlage 17-17). 946<br />
Die fünfte Fragestellung zum internen und externen Know-How dient zur Abgrenzung<br />
der Aufgaben der staatlichen Wertpapierverwaltung, die nicht in allen Ländern von den<br />
Debt Management-Aufgabenträgern im Sinne dieser Forschungsarbeit wahrgenommen<br />
werden (vgl. Abschnitt 5.3.3.5). Die Ergebnisse der Fragestellung sind in Anlage<br />
17-12 dargestellt und werden bei der Anzahl der für Debt Management-Aufgaben <strong>ein</strong>gesetzten<br />
Vollzeitstellen berücksichtigt (vgl. auch Fragestellung 5.1).<br />
945 Eine nach Organisationsmodell-Clustern differenzierte Analyse ergibt infolge der - über alle Cluster<br />
betrachtet - hohen Homogenität der Antworten k<strong>ein</strong> signifikantes Ergebnis.<br />
946 Eine Cluster-Analyse führt zu k<strong>ein</strong>em aussagekräftigen Ergebnis, da lediglich je <strong>ein</strong> Land des Clusters<br />
A2 bzw. B1 k<strong>ein</strong>e Kooperation mit der Zentralbank, <strong>ein</strong>em Kreditinstitut oder Dritten <strong>ein</strong>ging.
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 237<br />
5.3.3.6 Deskriptive Analyse betreffend die inhaltlichen Parameter des Public<br />
Debt Managements<br />
Die inhaltlichen Parameter des Public Debt Managements werden mit Hilfe von fünf<br />
Fragestellungen analysiert (vgl. Abschnitt 5.2.3.6).<br />
Im Erkenntnisinteresse der ersten Fragestellung steht die Zulässigkeit der Finanzinstrumente<br />
für Zwecke des Public Debt Managements. Die Fragestellung wurde von<br />
zehn Untersuchungspartnern beantwortet. 947 Die detaillierte deskriptive Analyse ist in<br />
Anlage 17-18 beigefügt. Danach können die Schuldenportfolien der <strong>ein</strong>zelnen Länder<br />
die folgenden Finanzinstrumente enthalten:<br />
Zulässige Finanzinstrumente<br />
(Schuldsch<strong>ein</strong>-)Darlehen<br />
75,0%<br />
Anleihen, Schatzanweisungen,<br />
MTN, CP, etc.<br />
100,0%<br />
Forwards<br />
50,0%<br />
Futures<br />
41,7%<br />
Options<br />
50,0%<br />
Swaps<br />
100,0%<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
Anteil der Nennungen der Untersuchungspartner<br />
Abbildung 105: Deskriptive Analyse: Zulässige Finanzinstrumente<br />
Abbildung 105 zeigt, dass in allen antwortenden Ländern Anleihen (bzw. Schatzanweisungen,<br />
Medium-Term-Notes, Commercial Papers, etc.) und Swaps zulässige Finanzinstrumente<br />
des nationalen Debt Managements sind. In drei Viertel der Länder<br />
sind Schuldsch<strong>ein</strong>-Darlehen zulässig. Forwards, Futures und Optionen sind nur in maximal<br />
der Hälfte der Länder zulässige Instrumente des nationalen Debt Managements.<br />
947 Die Daten der beiden anderen Länder wurden aus öffentlich zugänglichen Informationsquellen ergänzt.<br />
Diese Ergänzungen sind ebenfalls in Anlage 17-18 dargestellt und erläutert.
238 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
Cluster-Analyse: Umfang der zulässigen Finanzinstrumente<br />
Umfang der zulässigen Finanzinstrumente<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
86,7%<br />
75,0%<br />
55,6%<br />
50,0%<br />
Mittelwert A1 Mittelwert A2 Mittelwert B1 Mittelwert B2<br />
33,3%<br />
Mittelwert C<br />
Mittelwerte der untersuchten Cluster<br />
Abbildung 106: Deskriptive Analyse: Umfang der zulässigen Finanzinstrumente (Cluster-Analyse auf Basis<br />
der arithmetischen Mittelwerte)<br />
Abbildung 106 zeigt den heterogenen Umfang der zulässigen Instrumente der <strong>ein</strong>zelnen<br />
Cluster. Während im Cluster B1 durchschnittlich fast alle der in die Untersuchung<br />
<strong>ein</strong>bezogenen Instrumente zulässig sind, können im Cluster C lediglich Anleihen und<br />
Swaps genutzt werden.<br />
Mit Hilfe der zweiten Fragestellung soll ermittelt werden, welche Finanzinstrumente<br />
tatsächlich zum Stichtag 31. Dezember 2010 <strong>ein</strong>gesetzt wurden. Die Fragestellung<br />
wurde von zehn Untersuchungspartnern beantwortet. Die detaillierte deskriptive Analyse<br />
ist in Anlage 17-19 beigefügt. 948 Danach setzen sich die Schuldenportfolien der<br />
<strong>ein</strong>zelnen Länder wie folgt zusammen:<br />
948 Aufgrund von Plausibilitätskontrollen wurden die Daten in <strong>ein</strong>zelnen Fällen angepasst. Für <strong>ein</strong>zelne<br />
Länder wurden die Daten aus öffentlich zugänglichen Informationsquellen ergänzt. Diese Veränderungen<br />
und Ergänzungen sind ebenfalls in Anlage 17-19 dargestellt und erläutert.
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 239<br />
Nicht genutzte zulässige Finanzinstrumente<br />
(Schuldsch<strong>ein</strong>-)Darlehen<br />
8,3%<br />
Anleihen, Schatzanweisungen,<br />
MTM, CP, etc.<br />
0,0%<br />
Forwards<br />
16,7%<br />
Futures<br />
33,3%<br />
Options<br />
41,7%<br />
Swaps<br />
0,0%<br />
Abbildung 107: Deskriptive Analyse: Genutzte Finanzinstrumente<br />
0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45%<br />
Anteil der Nennungen der Untersuchungspartner<br />
Abbildung 107 zeigt, dass zum Stichtag 31. Dezember 2010 alle Länder Anleihen<br />
(bzw. Schatzanweisungen, Medium-Term-Notes, Commercial Papers, etc.) und<br />
Swaps nutzten. Schuldsch<strong>ein</strong>-Darlehen kamen in zwei Dritteln der Länder zum Einsatz.<br />
Während Forwards noch von <strong>ein</strong>em Drittel der in die Untersuchung <strong>ein</strong>bezogenen<br />
Länder genutzt wurden, setzte nur <strong>ein</strong> Land Optionen <strong>ein</strong>; Futures wurden in k<strong>ein</strong>em<br />
Land genutzt. 949<br />
Die nachfolgende Abbildung 108 zeigt den Umfang der zulässigen Instrumente, die<br />
von den <strong>ein</strong>zelnen Ländern nicht genutzt wurden.<br />
949 Nicht alle Länder quantifizierten den monetären Wert der <strong>ein</strong>gesetzten Instrumente (vgl. Anlage<br />
17-19).
240 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
Nicht genutzte zulässige Finanzinstrumente<br />
(Schuldsch<strong>ein</strong>-)Darlehen<br />
8,3%<br />
Anleihen, Schatzanweisungen, MTM, CP, etc.<br />
0,0%<br />
Forwards<br />
16,7%<br />
Futures<br />
33,3%<br />
Options<br />
41,7%<br />
Swaps<br />
0,0%<br />
0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45%<br />
Anteil der Nennungen der Untersuchungspartner<br />
Abbildung 108: Deskriptive Analyse: Nicht genutzte zulässige Finanzinstrumente<br />
Aus Abbildung 108 ist erkennbar, dass Unterschiede zwischen zulässigen Instrumenten<br />
und den tatsächlich genutzten Instrumenten insbesondere hinsichtlich der Nutzung<br />
der (derivativen) Instrumente Forwards, Futures und Optionen bestehen. 950 Insbesondere<br />
die Länder des Clusters B1, die über den größten zulässigen Umfang an Finanzinstrumenten<br />
verfügen, nutzen diese nicht vollumfänglich (vgl. die detaillierte Auswertung<br />
in Anlage 17-20).<br />
Die dritte Fragestellung zu den materiellen Parametern des Debt Managements zielt<br />
auf den Einsatz von Finanzinstrumenten für Sicherungszwecke ab. Die Fragestellung<br />
wurde von acht Untersuchungspartnern beantwortet. Die detaillierte deskriptive Analyse<br />
ist in Anlage 17-21 beigefügt. Danach wurden zum 31. Dezember 2010 die folgenden<br />
Sicherungsinstrumente <strong>ein</strong>gesetzt:<br />
950 Im Gegensatz dazu werden die derivativen Instrumente „Swaps“ von allen Ländern (zulässigerweise)<br />
genutzt.
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 241<br />
Eingesetzte Sicherungsinstrumente<br />
Futures<br />
25,0%<br />
Options<br />
12,5%<br />
Swaps<br />
100,0%<br />
Forwards<br />
37,5%<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
Anteil der Nennungen der Untersuchungspartner<br />
Abbildung 109: Deskriptive Analyse: Für Sicherungszwecke <strong>ein</strong>gesetzte Finanzinstrumente zum 31. Dezember<br />
2010<br />
Abbildung 109 verdeutlicht die sehr hohe Bedeutung der Swaps zur Sicherung der mit<br />
dem Debt Management verbundenen Risiken. Forwards werden von über <strong>ein</strong>em Drittel<br />
der Länder und Futures von <strong>ein</strong>em Viertel der Länder zu Sicherungszwecken <strong>ein</strong>gesetzt.<br />
Optionen werden demgegenüber nur von <strong>ein</strong>em Land (12, 5 Prozent) zur Absicherung<br />
der bestehenden Risiken genutzt. 951<br />
Die vierte Fragestellung zu den materiellen Parametern des Debt Managements dient<br />
der Analyse der Zinsstruktur des nationalen Schuldenportfolios. Die Fragestellung<br />
wurde von neun Untersuchungspartnern beantwortet. Die detaillierte deskriptive Analyse<br />
ist in Anlage 17-22 beigefügt. 952 Danach lässt sich die Zinsstruktur der Schuldenportfolien<br />
der untersuchten Länder anhand der folgenden Abbildungen wie folgt charakterisieren:<br />
953<br />
951 Eine Cluster-Analyse führt zu k<strong>ein</strong>en aussagekräftigen Ergebnissen (vgl. Anlage 17-21).<br />
952 Für drei Länder wurden die Daten aus öffentlich zugänglichen Informationsquellen ergänzt. Die Angaben<br />
<strong>ein</strong>zelner antwortenden Länder wurden ebenfalls aus öffentlich zugänglichen Informationsquellen<br />
ergänzt. Diese Ergänzungen sind ebenfalls in Anlage 17-22 dargestellt und erläutert.<br />
953 Aus Gründen der Vergleichbarkeit wird jeweils die Schuldenstruktur vor Einsatz von Zins-Swaps<br />
dargestellt.
242 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
Anteil der festverzinslichen Schulden<br />
Anteil der festverzinslichen Schulden<br />
100,0% 100,0%<br />
100,0% 100,0%<br />
100%<br />
95,0% 100,0%<br />
90,5%<br />
90%<br />
84,9% 83,7%<br />
80%<br />
75,6%<br />
70%<br />
64,0%<br />
60%<br />
50%<br />
36,6%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12<br />
Untersuchungspartner<br />
Abbildung 110: Deskriptive Analyse: Anteil der festverzinslichen Schulden<br />
Abbildung 110 zeigt, dass die Festverzinsung in elf von zwölf Ländern die dominante<br />
Zinsform darstellt. In fünf Ländern sind die Schulden vollständig festverzinslich aufgenommen.<br />
Der arithmetische Mittelwert liegt bei <strong>ein</strong>em Anteil der festverzinslichen<br />
Schulden von 85,9 Prozent (bei <strong>ein</strong>er Standardabweichung von 19,35 Prozentpunkten<br />
und <strong>ein</strong>em Variationskoeffizienten von 0,23).<br />
Entsprechend gering ist der variable Anteil der Gesamtschulden der <strong>ein</strong>zelnen Länder:<br />
Anteil der variabel verzinslichen Schulden<br />
Anteil der variabel verzinslichen Schulden<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
63,4%<br />
36,0%<br />
24,4%<br />
15,1% 16,3%<br />
9,5%<br />
5,0%<br />
0,0% 0,0%<br />
0,0% 0,0%<br />
0,0%<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12<br />
Untersuchungspartner<br />
Abbildung 111: Deskriptive Analyse: Anteil der variabel verzinslichen Schulden
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 243<br />
Für die festverzinslichen Finanzinstrumente gelten die folgenden durchschnittlichen<br />
Zinssätze:<br />
12%<br />
Durchschnittlicher Zinssatz der festverzinslichen Schulden<br />
11,82%<br />
10%<br />
Durchschnittlicher Zinssatz<br />
8%<br />
6%<br />
4%<br />
2%<br />
5,05%<br />
4,13%<br />
4,10%<br />
3,37% 3,50%<br />
2,78%<br />
5,91%<br />
3,05%<br />
4,15% 3,87%3,30%<br />
0%<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12<br />
Untersuchungspartner<br />
Abbildung 112: Deskriptive Analyse: Durchschnittlicher Zinssatz der festverzinslichen Schulden<br />
Abbildung 112 zeigt die große Spannweite der festverzinslichen Zinssätze der Untersuchungspartner.<br />
954 Insgesamt lässt sich die Stichprobe mit Hilfe der folgenden Kennzahlen<br />
charakterisieren:<br />
954 Auffällig ist insbesondere, dass Land 2 - mit <strong>ein</strong>em relativ geringen festverzinslichen Anteil von<br />
36,6 Prozent (vgl. Abbildung 110) - den mit Abstand höchsten durchschnittlichen Zinssatz von<br />
11,82 Prozentpunkten besitzt. Dieser hohe durchschnittliche Zinssatz kann als Erklärung für den geringen<br />
festverzinslichen Schuldenanteil herangezogen werden.
244 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
Statistische Kennzahl<br />
Stichprobenumfang<br />
Modalwert<br />
Median<br />
arithmetischer Mittelwert<br />
oberes 25 %-Quantil<br />
unteres 25 %-Quantil<br />
Spannweite<br />
Zins<strong>kosten</strong><br />
12 Nennungen<br />
nicht vorhanden<br />
3,98 PP<br />
4,59 PP<br />
4,38 PP<br />
3,35 PP<br />
11,82 PP bis 2,78 PP<br />
Varianz 0,006<br />
Standardabweichung<br />
2,44 PP<br />
Variationskoeffizient 0,53<br />
Tabelle 21: Deskriptive Analyse: Durchschnittlicher Zinssatz der festverzinslichen Schulden<br />
Tabelle 21 beschreibt die deutliche Streuung der Stichprobenwerte um den arithmetischen<br />
Mittelwert von 4,59 Prozentpunkten: die Standardabweichung beträgt 2,44 Prozentpunkte<br />
und der Variationskoeffizient beläuft sich auf 0,53.<br />
Um die Aussagekraft der Analyse zu erhöhen, wird deshalb <strong>ein</strong>e zweite, modifizierte<br />
Stichprobe herangezogen. Die modifizierte Stichprobe entspricht der Ausgangsstichprobe<br />
mit Ausnahme des Wertes von Land 2 (durchschnittlicher Zinssatz von<br />
11,82 PP), der als Ausreißer ausgeklammert wird. Für die modifizierte Stichprobe lassen<br />
sich insbesondere die folgenden Werte ermitteln:<br />
Statistische Kennzahl<br />
Median<br />
arithmetischer Mittelwert<br />
Standardabweichung<br />
Zins<strong>kosten</strong><br />
3,87 PP<br />
3,93 PP<br />
0,91 PP<br />
Variationskoeffizient 0,23<br />
Tabelle 22: Deskriptive Analyse: Durchschnittlicher Zinssatz der festverzinslichen Schulden<br />
(modifizierte Stichprobe)<br />
Die modifizierte Stichprobe weist <strong>ein</strong>e deutlich höhere Homogenität aus: die Standardabweichung<br />
beträgt lediglich 0,91 Prozentpunkte (gegenüber 2,44 Prozentpunkten<br />
der nicht modifizierten Stichprobe); der Variationskoeffizient beträgt 0,23 (gegenüber<br />
0,53 bei der nicht modifizierten Stichprobe).
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 245<br />
Die variablen Schulden der Untersuchungspartner weisen die folgenden Durchschnittszinssätze<br />
auf:<br />
Durchschnittlicher Zinssatz der variabel verzinslichen Schulden<br />
12%<br />
10,66%<br />
10%<br />
Durchschnittlicher Zinssatz<br />
8%<br />
6%<br />
4%<br />
2%<br />
3,50%<br />
0,90%<br />
4,59%<br />
5,91%<br />
1,19%<br />
3,87%<br />
0%<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12<br />
Untersuchungspartner<br />
Abbildung 113: Deskriptive Analyse: Durchschnittlicher Zinssatz der variabel verzinslichen Schulden<br />
Abbildung 113 weist ebenfalls <strong>ein</strong>e hohe Spannweite (von 10,66 Prozentpunkten bis<br />
0,90 Prozentpunkten) der Durchschnittszinssätze auf. Es lassen sich die folgenden<br />
statistischen Kennzahlen ermitteln:<br />
Statistische Kennzahl<br />
Stichprobenumfang<br />
Modalwert<br />
Median<br />
arithmetischer Mittelwert<br />
oberes 25 %-Quantil<br />
unteres 25 %-Quantil<br />
Spannweitee<br />
Zins<strong>kosten</strong><br />
7 Nennungen<br />
nicht vorhanden<br />
3,87 PP<br />
4,37 PP<br />
5,25 PP<br />
2,34 PP<br />
20,66 PP bis 0,90 PP<br />
Varianz 0,001<br />
Standardabweichung<br />
3,30 PP<br />
Variationskoeffizient 0,75<br />
Tabelle 23: Deskriptive Analyse: Durchschnittliche Zinssätze der variabel verzinslichen Schulden
246 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
Modifiziert man die Stichprobe und eliminiert den Ausreißer (Land 2 mit <strong>ein</strong>em durchschnittlichen<br />
Zinssatz von 10,66 PP) - entsprechend der Modifikation bei der Analyse<br />
der durchschnittlichen Zinssätze der festverzinslichen Schulden - so ergeben sich die<br />
folgenden Kennzahlen:<br />
Statistische Kennzahl<br />
Median<br />
arithmetischer Mittelwert<br />
Standardabweichung<br />
Zins<strong>kosten</strong><br />
3,68 PP<br />
3,33 PP<br />
1,95 PP<br />
Variationskoeffizient 0,59<br />
Tabelle 24: Deskriptive Analyse: Durchschnittliche Zinssätze der variabel verzinslichen Schulden (modifizierte<br />
Stichprobe)<br />
Die modifizierte Stichprobe der variabel verzinslichen Verschuldung weist <strong>ein</strong>e höhere<br />
Homogenität aus: die Standardabweichung beträgt allerdings noch immer 1,95 Prozentpunkte<br />
(gegenüber 3,30 Prozentpunkten der nicht modifizierten Stichprobe); der<br />
Variationskoeffizient beträgt 0,59 (gegenüber 0,75 bei der nicht modifizierten Stichprobe).<br />
Aus Tabelle 24 sind insbesondere zwei Aussagen ableitbar:<br />
1. Die variabel verzinslichen Schulden besitzen zum Stichtag 31. Dezember 2010 geringere<br />
durchschnittliche Zinssätze. Der arithmetische Mittelwert beträgt 3,33 Prozentpunkte<br />
(gegenüber 3,93 Prozentpunkte bei den festverzinslichen Schulden).<br />
2. Die Stichprobe der variabel verzinslichen Schulden besitzt zum Stichtag 31. Dezember<br />
2010 <strong>ein</strong>e deutlich höhere Streuung. Gegenüber dem Variationskoeffizienten<br />
der festverzinslichen Schulden von 0,23 beträgt der Variationskoeffizient der variabel<br />
verzinslichen Schulden 0,59.<br />
Die Cluster-Analyse auf Basis der Mittelwerte der durchschnittlichen Zinssätze der<br />
festverzinslichen Instrumente führt zu folgendem Ergebnis:
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 247<br />
Durchschnittlicher Zinssatz der festverzinslichen Instrumente<br />
8,87%<br />
9%<br />
8%<br />
Durchschnittlicher Zinssatz<br />
7%<br />
6%<br />
5%<br />
4%<br />
3%<br />
2%<br />
1%<br />
3,75% 3,71%<br />
3,37%<br />
4,13%<br />
0%<br />
6%<br />
Mittelwert A1 Mittelwert A2 Mittelwert B1 Mittelwert B2 Mittelwert C<br />
Mittelwerte der untersuchten Cluster<br />
Durchschnittlicher Zinssatz der festverzinslichen Instrumente<br />
(ohne Ausreißer Land 2)<br />
5,91%<br />
Durchschnittlicher Zinssatz<br />
5%<br />
4%<br />
3%<br />
2%<br />
1%<br />
3,75% 3,71%<br />
3,37%<br />
4,13%<br />
0%<br />
Mittelwert A1 Mittelwert A2 Mittelwert B1 Mittelwert B2 Mittelwert C<br />
Mittelwerte der untersuchten Cluster<br />
Abbildung 114: Deskriptive Analyse: Durchschnittliche Zinssätze der festverzinslichen Instrumente (Cluster-Analyse<br />
auf Basis der arithmetischen Mittelwerte, inklusive Land 2 [oben] und exklusive<br />
Land 2 [unten])<br />
Abbildung 114 verdeutlicht die relativ hohen Festzinssätze des Clusters A1. Selbst bei<br />
Ausblenden des Ausreißers Land 2 beläuft sich der durchschnittliche Zinssatz des<br />
Clusters auf 5,91 Prozentpunkte. Bei Einbezug von Land 2 beträgt der durchschnittliche<br />
Festzinssatz 8,87 Prozentpunkte.<br />
Hinsichtlich der variablen Verzinsung führt die Cluster-Analyse zu folgendem Ergebnis:
248 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
Durchschnittlicher Zinssatz der variabel verzinslichen<br />
Instrumente<br />
9%<br />
8,29%<br />
Durchschnittlicher Zinssatz<br />
8%<br />
7%<br />
6%<br />
5%<br />
4%<br />
3%<br />
2%<br />
1,93%<br />
2,54%<br />
1%<br />
0%<br />
Mittelwert A1 Mittelwert A2 Mittelwert B1 Mittelwert B2 Mittelwert C<br />
5,91%<br />
Mittelwerte der untersuchten Cluster<br />
Durchschnittlicher Zinssatz der variabel verzinslichen<br />
Instrumente (ohne Ausreißer Land 2)<br />
6%<br />
Durchschnittlicher Zinssatz<br />
5%<br />
4%<br />
3%<br />
2%<br />
1%<br />
1,93%<br />
2,54%<br />
0%<br />
Mittelwert A1 Mittelwert A2 Mittelwert B1 Mittelwert B2<br />
Mittelwert C<br />
Mittelwerte der untersuchten Cluster<br />
Abbildung 115: Deskriptive Analyse: Durchschnittliche Zinssätze der variabel verzinslichen Instrumente<br />
(Cluster-Analyse auf Basis der arithmetischen Mittelwerte, inklusive Land 2 [oben] und exklusive<br />
Land 2 [unten])<br />
Aus Abbildung 115 ist die Nachteiligkeit des Clusters A1 hinsichtlich der variabel verzinslichen<br />
Instrumente zu erkennen. Bezieht man Land 2 mit <strong>ein</strong>, beläuft sich der<br />
durchschnittliche variable Zinssatz des Clusters A1 auf 8,29 Prozentpunkte. Ohne<br />
Land 2 beträgt dieser Zinssatz 5,91 Prozentpunkte. Ausgehend von den sowohl bei<br />
den festverzinslichen als auch den variabel verzinslichen Instrumenten bestehenden<br />
Nachteilen des Clusters A1 wird in Abschnitt 5.4 untersucht, ob diesbezüglich <strong>ein</strong> signifikanter<br />
Zusammenhang zwischen der Zugehörigkeit zu <strong>ein</strong>em Cluster und der Höhe<br />
der relativen Kredit<strong>kosten</strong> besteht.
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 249<br />
Ein weiteres Merkmal der Zinsstruktur stellt die durchschnittlich Restlaufzeit der Finanzinstrumente<br />
dar. Diese lässt sich für die festverzinsliche Verschuldung wie folgt<br />
darstellen:<br />
Durchschnittliche Restlaufzeit der festverzinslichen Schulden<br />
14<br />
13,2<br />
Durchschnittliche Restlaufzeit der<br />
festverzinslichen Schulden<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
4,9<br />
1,8<br />
9,0<br />
6,2<br />
4,5<br />
4,2<br />
5,2<br />
2,9<br />
5,9 6,1<br />
7,0<br />
0<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12<br />
Untersuchungspartner<br />
Abbildung 116: Deskriptive Analyse: Durchschnittliche Restlaufzeit der festverzinslichen Schulden<br />
Abbildung 116 verdeutlicht die Spannweite der durchschnittlichen Restlaufzeiten: diese<br />
reicht von 13,2 Jahren bis zu 1,8 Jahren. Die Stichprobe lässt sich anhand der folgenden<br />
statistischen Kennzahlen beschreiben:<br />
Statistische Kennzahl<br />
Stichprobenumfang<br />
Modalwert<br />
Median<br />
arithmetischer Mittelwert<br />
oberes 25 %-Quantil<br />
unteres 25 %-Quantil<br />
Spannweite<br />
Zins<strong>kosten</strong><br />
12 Nennungen<br />
nicht vorhanden<br />
5,55 Jahre<br />
5,9 Jahre<br />
6,39 Jahre<br />
4,43 Jahre<br />
13,17 Jahre bis 1,79 Jahre<br />
Varianz 8,72<br />
Standardabweichung<br />
2,95 Jahre<br />
Variationskoeffizient 0,50<br />
Tabelle 25: Deskriptive Analyse: Durchschnittliche Restlaufzeit der festverzinslichen Schulden
250 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
Tabelle 25 beschreibt die Heterogenität der Stichprobe: um <strong>ein</strong>en arithmetischen Mittelwert<br />
von 5,9 Jahren streuen die Werte mit <strong>ein</strong>er Standardabweichung von 2,95 Jahren<br />
und <strong>ein</strong>em Variationskoeffizient von 0,50.<br />
Für die durchschnittliche Restlaufzeit der variabel verzinslichen Schulden ergeben sich<br />
die folgenden Werte:<br />
Durchschnittliche Restlaufzeit der variabel verzinslichen<br />
Schulden<br />
Durchschnittliche Restlaufzeit der variabel<br />
verzinslichen Schulden<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
10,2<br />
6,1<br />
5,1<br />
5,2<br />
2,7<br />
3,1<br />
0,3<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12<br />
Untersuchungspartner<br />
Abbildung 117: Deskriptive Analyse: Durchschnittliche Restlaufzeit der variabel verzinslichen Schulden<br />
Aus Abbildung 117 ist das Spektrum der durchschnittlichen Restlaufzeiten der variabel<br />
verzinslichen Schulden zu erkennen. Die Spannweite der Werte der sieben Länder<br />
reicht von 10,2 Jahren bis zu 0,3 Jahren. Die folgenden statistischen Kennzahlen lassen<br />
sich für die Stichprobe ermitteln:
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 251<br />
Statistische Kennzahl<br />
Stichprobenumfang<br />
Modalwert<br />
Median<br />
arithmetischer Mittelwert<br />
oberes 25 %-Quantil<br />
unteres 25 %-Quantil<br />
Spannweite<br />
Zins<strong>kosten</strong><br />
7 Nennungen<br />
nicht vorhanden<br />
5,10 Jahre<br />
4,68 Jahre<br />
5,65 Jahre<br />
2,92 Jahre<br />
10,24 Jahre bis 0,33 Jahre<br />
Varianz 9,76<br />
Standardabweichung<br />
3,12 Jahre<br />
Variationskoeffizient 0,67<br />
Tabelle 26: Deskriptive Analyse: Durchschnittliche Restlaufzeit der variabel verzinslichen Schulden<br />
Aus Tabelle 26 sind insbesondere zwei Aussagen ableitbar:<br />
1. Die variabel verzinslichen Schulden besitzen zum Stichtag 31. Dezember 2010 geringere<br />
durchschnittliche Restlaufzeiten. Der arithmetische Mittelwert beläuft sich<br />
auf 4,68 Jahre (gegenüber 5,9 Jahren bei den festverzinslichen Schulden).<br />
2. Die Stichprobe der variabel verzinslichen Schulden ist zum Stichtag 31. Dezember<br />
2010 durch <strong>ein</strong>e größere Streuung gekennzeichnet. Gegenüber dem Variationskoeffizienten<br />
der festverzinslichen Schulden von 0,50 beträgt der Variationskoeffizient<br />
der variabel verzinslichen Schulden 0,67.<br />
Insgesamt lässt sich hinsichtlich der Zinsstruktur der in die Untersuchung <strong>ein</strong>bezogenen<br />
Länder <strong>ein</strong>e hohe Heterogenität der Restlaufzeiten feststellen. Die Cluster-<br />
Analyse auf Basis der Mittelwerte je Cluster führt zu folgenden Ergebnissen:
252 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
Durchschnittliche Restlaufzeit der festverzinslichen Instrumente<br />
9,00<br />
Durchschnittliche Restlaufzeit in Jahren<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
3,51<br />
5,76<br />
6,27 6,19<br />
Mittelwert A1 Mittelwert A2 Mittelwert B1 Mittelwert B2 Mittelwert C<br />
Mittelwerte der untersuchten Cluster<br />
Durchschnittliche Restlaufzeit der variabel verzinslichen<br />
Instrumente<br />
Durchschnittliche Restlaufzeit in Jahren<br />
5<br />
5<br />
4<br />
4<br />
3<br />
3<br />
2<br />
2<br />
1<br />
1<br />
0<br />
3,97<br />
3,04<br />
4,70<br />
Mittelwert A1 Mittelwert A2 Mittelwert B1 Mittelwert B2 Mittelwert C<br />
Mittelwerte der Untersuchungspartner<br />
Abbildung 118: Deskriptive Analyse: Durchschnittliche Restlaufzeiten (Cluster-Analyse auf Basis der Mittelwerte)<br />
Abbildung 118 verdeutlicht die Unterschiede hinsichtlich der Restlaufzeiten zwischen<br />
den <strong>ein</strong>zelnen Clustern: Dabei weicht insbesondere die Restlaufzeit der festverzinslichen<br />
Instrumente des Clusters C mit neun Jahren deutlich von den anderen Clustern<br />
ab.<br />
Die fünfte Fragestellung zu den materiellen Parametern des Debt Managements zielt<br />
darauf ab, welche Performance Benchmarks für das Schuldenportfolio in den <strong>ein</strong>zelnen<br />
Ländern definiert bzw. vorgegeben werden (vgl. Abschnitt 5.3.3.6). Die Fragestellung<br />
wurde lediglich von zwei Untersuchungspartnern beantwortet. Die beiden Antwor-
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 253<br />
ten umfassen in <strong>ein</strong>em Fall <strong>ein</strong> endogenes Benchmark-Modell für die langfristige<br />
Schuldenstruktur. Im anderen Fall wird <strong>ein</strong>e jährliche Zins<strong>kosten</strong><strong>ein</strong>sparung von 500<br />
bis 750 Mio. Euro vorgegeben; die Einhaltung der Einsparvorgabe wird von <strong>ein</strong>em<br />
Benchmark Managing Komitee, das sich aus Mitgliedern der DMO und des Ministeriums<br />
zusammensetzt, überwacht. 955 Die detaillierte deskriptive Analyse ist in Anlage<br />
17-23 beigefügt.<br />
5.3.3.7 Deskriptive Analyse betreffend die strategische Steuerung und Überwachung<br />
des operativen Public Debt Managements<br />
Die strategische Steuerung und Überwachung des operativen Debt Managements<br />
wird mit Hilfe von zwei Fragestellungen untersucht (vgl. Abschnitt 5.2.3.7).<br />
Die erste Fragestellung dient der Ermittlung der vorhandenen strategischen Management-<br />
und Überwachungselemente. Die Fragestellung wurde von allen zwölf Untersuchungspartnern<br />
beantwortet. Die detaillierte deskriptive Analyse ist in Anlage 17-24<br />
beigefügt. Die hinsichtlich der strategischen Steuerungs- und Unterstützungselemente<br />
in den zwölf untersuchten Ländern ermittelten Ergebnisse werden im Folgenden mit<br />
Hilfe der Abbildungen 119 bis 127 dargestellt. Zunächst wird die Definition von Zielen,<br />
Limits und Erfolgs- bzw. Risikomaßstäben untersucht:<br />
Vorgaben, Limits sowie Erfolgs- und Risikomaßstäbe<br />
Eindeutige Risikovorgaben durch Ministerium / Minister<br />
66,7%<br />
Eindeutige Risikovorgaben durch die DMO<br />
16,7%<br />
Eindeutige Risikovorgaben durch <strong>ein</strong> Aufsichts-Board<br />
8,3%<br />
Eindeutige Kostenvorgaben durch Ministerium / Minister<br />
33,3%<br />
Eindeutige Festlegung von Limits durch Ministerium / Minister /<br />
Beraterstab im Ministerium<br />
58,3%<br />
Eindeutige Festlegung von Limits durch die DMO<br />
Eindeutige Festlegung von Erfolgsmaßstäben durch das Ministerium<br />
33,3%<br />
33,3%<br />
Eindeutige Festlegung von Erfolgsmaßstäben durch die DMO<br />
16,7%<br />
Eindeutige Festlegung von Risikomaßstäben durch Ministerium /<br />
Minister<br />
50,0%<br />
Eindeutige Festlegung von Risikomaßstäben durch die DMO<br />
33,3%<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%<br />
Anteil der Nennungen der Untersuchungspartner<br />
Abbildung 119: Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> Steuerung und Überwachung des operativen Public<br />
Debt Managements: Vorgaben, Limits sowie Erfolgs- und Risikomaßstäbe<br />
955 Vgl. auch Rehm / Tholen (2005), S. 80.
254 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
Abbildung 119 verdeutlicht, dass die zur Diskussion gestellten möglichen strategischen<br />
Steuerungs- und Überwachungsinstrumente in sehr unterschiedlichem Umfang<br />
in den <strong>ein</strong>zelnen Ländern genutzt wurden. In zwei Dritteln der Länder existierten <strong>ein</strong>deutige<br />
Risikovorgaben des Ministeriums. In sieben Ländern wurden zudem durch das<br />
Ministerium (bzw. den Minister oder <strong>ein</strong>en ministeriellen Beraterstab) <strong>ein</strong>deutige Limits<br />
für das Public Debt Management festgelegt. Risikomaßstäbe wurden in der Hälfte der<br />
Länder durch das Ministerium oder den Minister definiert. Demgegenüber stehen die<br />
Kosten und der Erfolg des Public Debt Managements überwiegend nicht im Fokus der<br />
Überwachung. Nur in <strong>ein</strong>em Drittel der Länder erfolgt durch das Ministerium <strong>ein</strong>e Festlegung<br />
von Kostenzielen oder Erfolgsmaßstäben. Auffällig ist zudem, dass in <strong>ein</strong>em<br />
Drittel der Länder die DMO ihre Limits bzw. ihre Risikomaßstäbe eigenständig definiert.<br />
Eine strategische Überwachung des operativen Debt Managements ist in diesen<br />
Fällen zumindest erschwert. 956 Dies gilt insbesondere für das <strong>ein</strong>e Land des Clusters<br />
B2, bei dem k<strong>ein</strong>e externen Risikovorgaben 957 , sondern ausschließlich interne Zielwerte<br />
durch die DMO definiert wurden sowie das <strong>ein</strong>e Land des Clusters C, bei dem k<strong>ein</strong>e<br />
externen Limits bzw. Erfolgs- oder Risikomaßstäbe vorgegeben wurden (vgl. Anlage<br />
17-25).<br />
Im Folgenden wird die Kompetenz zur Entscheidung über die Zusammensetzung des<br />
Schuldenportfolios analysiert.<br />
Entscheidung über Schuldenportfolio-Zusammensetzung<br />
durch Ministerium / Minister<br />
25,0%<br />
durch die DMO<br />
33,3%<br />
durch Ministerium und DMO<br />
41,7%<br />
Mitentscheidung durch Zentralbank<br />
8,3%<br />
0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45%<br />
Anteil der Nennungen der Untersuchungspartner<br />
Abbildung 120: Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> Steuerung und Überwachung des operativen Public<br />
Debt Managements: Entscheidung über die Zusammensetzung des Schuldenportfolios<br />
956<br />
957<br />
Vgl. auch Currie / Dethier / Togo (2003), S. 29ff.<br />
Hinsichtlich der Zins<strong>kosten</strong> wurde in diesem Land <strong>ein</strong>e jährliche Einsparungsvorgabe definiert,<br />
deren Einhaltung durch <strong>ein</strong> Benchmark Managing Komitee, das sich aus Mitgliedern der DMO und<br />
des Ministeriums zusammensetzt, überwacht wird (vgl. Rehm / Tholen (2005), S. 80).
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 255<br />
Abbildung 120 zeigt, dass in fünf Ländern Ministerium und DMO gem<strong>ein</strong>sam die Entscheidung<br />
über die Zusammensetzung der Schuldenportfolien treffen. 958 In <strong>ein</strong>em<br />
Land wirkt zusätzlich die Zentralbank an dieser Entscheidung mit. Im Gegensatz hierzu<br />
trifft in drei Ländern das Ministerium bzw. der Minister und in vier Ländern die DMO<br />
diese Entscheidung all<strong>ein</strong>. Dies verdeutlicht insgesamt die hohe Kompetenz der DMO,<br />
die in drei Viertel der Länder an der Entscheidung über die Zusammensetzung des<br />
Schuldenportfolios zumindest mitentscheidet und in <strong>ein</strong>em Drittel der Länder der all<strong>ein</strong>ige<br />
Entscheider ist. 959 Im weiteren Verlauf dieser Untersuchung ist zu analysieren, ob<br />
aus der all<strong>ein</strong>igen Entscheidungskompetenz <strong>ein</strong> Überwachungsdefizit entsteht oder ob<br />
dieses durch externe Überwachung und Kontrolle kompensiert wird.<br />
Im Folgenden wird analysiert, inwieweit <strong>ein</strong> regelmäßiges Berichtswesen hinsichtlich<br />
des Public Debt Managements implementiert ist und wer Empfänger der Debt Management-<br />
Berichte ist:<br />
Empfänger <strong>ein</strong>es regelmäßigen Berichtswesens<br />
Ministerium /<br />
Minister<br />
100,00%<br />
Parlament<br />
33,33%<br />
Zentralbank<br />
8,33%<br />
Aufsichtsbehörde<br />
8,33%<br />
Aufsichts-Board<br />
8,33%<br />
Öffentlichkeit<br />
91,67%<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />
Anteil der Nennungen der Untersuchungspartner<br />
Abbildung 121: Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> Steuerung und Überwachung des operativen Public<br />
Debt Managements: Regelmäßigkeit und Empfänger des Berichtswesens<br />
Abbildung 121 zeigt, dass in allen Ländern <strong>ein</strong> regelmäßiges Berichtswesen implementiert<br />
ist und dass das Ministerium bzw. der Minister in allen Ländern Empfänger<br />
regelmäßiger Debt Management-Berichte ist. Auch die Öffentlichkeit wird in elf von<br />
zwölf Ländern regelmäßig per Bericht informiert. Hinsichtlich der weiteren Empfänger<br />
bestehen jedoch deutliche Unterschiede: In <strong>ein</strong>em Drittel der Länder erhält das Parla-<br />
958<br />
959<br />
Die Cluster-Analyse führt nicht zu aussagekräftigen Unterschieden zwischen den <strong>ein</strong>zelnen Clustern.<br />
Vgl. auch Hain (2003), S. 14.
256 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
ment regelmäßig Informationen über das Debt Management. In jeweils <strong>ein</strong>em Land<br />
wird die Zentralbank, die Aufsichtsbehörde oder <strong>ein</strong> Aufsichts-Board regelmäßig per<br />
Bericht informiert. 960<br />
Im Folgenden wird exemplarisch untersucht, ob inhaltliche oder organisatorische<br />
Maßnahmen in den <strong>ein</strong>zelnen Ländern ergriffen werden, die das Risiko für Betrug,<br />
Täuschung, Unterschlagung oder Korruption reduzieren sollen:<br />
Sicherheit der Public Debt Management-Prozesse<br />
Schriftliche Regelung von Bewilligung und Einsatz von<br />
Finanzinstrumenten<br />
83,33%<br />
Schriftliche Regelung der Kontrahenten<br />
41,67%<br />
Funktionstrennung / Trennung zwischen front-, middleund<br />
back office<br />
83,33%<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90%<br />
Anteil der Nennungen der Untersuchungspartner<br />
Abbildung 122: Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> Steuerung und Überwachung des operativen Public<br />
Debt Managements: Sicherheit der Public Debt Management-Prozesse<br />
Abbildung 122 zeigt, dass in zehn Ländern sowohl schriftliche Regelungen zur Bewilligung<br />
und zum Einsatz von Finanzinstrumenten sowie <strong>ein</strong>e Funktionstrennung bzw.<br />
Trennung zwischen front -, middle- und back office besteht. 961 Kritisch zu bewerten<br />
sind insbesondere das Fehlen der schriftlichen Regelungen im Cluster C sowie die<br />
überwiegend nicht vorhandene Funktionstrennung im Cluster A2 (vgl. Anlage 17-25).<br />
Diese grundlegenden Prozesssicherheits-Merkmale sollten flächendeckend in allen<br />
Ländern implementiert werden. Auch die schriftliche Regelung der Kontrahenten, die<br />
in weniger als der Hälfte der untersuchten Länder vorgenommen wurde, stellt <strong>ein</strong>en<br />
Indikator für bestehende Risiken in den Debt Management-Prozessen dar.<br />
960<br />
961<br />
Die Cluster-Analyse führt nicht zu aussagekräftigen Unterschieden zwischen den <strong>ein</strong>zelnen Clustern.<br />
Ein Land hat sich zu diesen Merkmalen der strategischen Steuerung und Überwachung nicht geäußert.<br />
Inwieweit dort entsprechende organisatorische und inhaltliche Maßnahmen ergriffen wurden,<br />
kann - auch auf Grundlage von Quellen- und Dokumentenstudien - nicht abschließend beurteilt<br />
werden.
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 257<br />
Im Folgenden wird untersucht, welche Aufgabenträger bei der Aufnahme von Schuldsch<strong>ein</strong>darlehen,<br />
bei der Emission von Anleihen bzw. dem Einsatz von Derivaten mitwirken:<br />
Mitwirkung bei Aufnahme von Schuldsch<strong>ein</strong>darlehen,<br />
Emission von Anleihen und Einsatz von Derivaten<br />
Ministerium<br />
88,9%<br />
Zentralbank<br />
33,3%<br />
Ministerium<br />
75,0%<br />
Zentralbank<br />
33,3%<br />
Ministerium<br />
91,7%<br />
Zentralbank<br />
8,3%<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />
Legende:<br />
blau = Schuldsch<strong>ein</strong>darlehen, lila = Anleihe, rosa = Derivat<br />
Anteil der Nennungen der Untersuchungspartner<br />
Abbildung 123: Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> Steuerung und Überwachung des operativen Public<br />
Debt Managements: Mitwirkung bei Aufnahme von Schuldsch<strong>ein</strong>darlehen, Emission von<br />
Anleihen und Einsatz von Derivaten<br />
Die statistische Analyse in Abbildung 123 verdeutlicht, dass der Umfang der Mitwirkung<br />
des Ministeriums oder der Zentralbank von der Art des Finanzinstruments abhängen:<br />
Während bei Schuldsch<strong>ein</strong>darlehen und Derivaten das Ministerium lediglich<br />
in <strong>ein</strong>em Land nicht mitwirkt 962 , beschränkt sich dessen Mitwirkung bei Anleihen lediglich<br />
auf drei Viertel der Länder. Die Zentralbank wirkt in <strong>ein</strong>em Drittel der Länder - neben<br />
dem Ministerium - auch an der Aufnahme von Schuldsch<strong>ein</strong>darlehen bzw. an der<br />
Emission von Anleihen mit: lediglich in <strong>ein</strong>em Land ist die Zentralbank in den Einsatz<br />
von Derivaten <strong>ein</strong>gebunden. 963<br />
Im nächsten Schritt wird die Überwachung des operativen Debt Managements durch<br />
das Ministerium untersucht:<br />
962<br />
963<br />
Die Unterschiede in den Prozentwerten resultieren aus unterschiedlichen Bemessungsgrundlagen<br />
im Divisor: Schuldsch<strong>ein</strong>darlehen sind in neun der zwölf untersuchten Länder zulässig; bei acht<br />
dieser neun Länder wirkt das Ministerium mit. Das entspricht <strong>ein</strong>em Anteil von 88,9 Prozent. Derivate<br />
sind demgegenüber in zwölf Ländern zulässig. Bei elf Ländern, in denen das Ministerium mitwirkt,<br />
errechnet sich <strong>ein</strong> Anteil von 91,7 Prozent.<br />
Die Cluster-Analyse führt nicht zu aussagekräftigen Unterschieden zwischen den <strong>ein</strong>zelnen Clustern.
258 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
Überwachung des operativen Public Debt Managements<br />
durch Management<br />
100,0%<br />
durch Controlling<br />
16,7%<br />
durch Risikomanagementsystem<br />
66,7%<br />
durch Interne Revision<br />
durch Compliance-System<br />
durch Internes Kontrollsystem<br />
durch Board of Directors / Advisory Board<br />
durch Audit Comittee<br />
durch Parlament / Parlamentsaussschuss<br />
durch Rechnungshof<br />
50,0%<br />
41,7%<br />
41,7%<br />
41,7%<br />
41,7%<br />
41,7%<br />
50,0%<br />
durch Aufsichtsbehörde<br />
durch Wirtschaftsprüfer<br />
durch Ministerium<br />
16,7%<br />
25,0%<br />
25,0%<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
Anteil der Nennungen der Untersuchungspartner<br />
Abbildung 124: Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> Steuerung und Überwachung des operativen Public<br />
Debt Managements: Überwachung des operativen Public Debt Managements<br />
Abbildung 124 verdeutlicht die Heterogenität der - neben dem von allen Ländern genannten<br />
Management der DMO - existenten Überwachungsorgane. Eine Überwachung<br />
durch <strong>ein</strong> Risikomanagementsystem erfolgte nach den Angaben der Untersuchungspartner<br />
in zwei Dritteln der Länder. In jeweils der Hälfte der untersuchten Länder<br />
unterlag das Public Debt Management der Kontrolle durch die Interne Revision<br />
bzw. durch den Rechnungshof (als der externen Finanzkontrolle). Die Wahrnehmung<br />
von Überwachungsaufgaben durch das Compliance-System, das Interne Kontrollsystem,<br />
<strong>ein</strong> Aufsichts-Board oder -ausschuss bzw. durch das Parlament oder <strong>ein</strong>en Parlamentsausschuss<br />
war in weniger als der Hälfte der Länder vorhanden. Das Controlling<br />
wird - in s<strong>ein</strong>er Funktion als Unterstützung des Managements bei dessen Kontrollaufgaben<br />
964 - lediglich in zwei Ländern überwachend tätig.<br />
Das Spektrum der in den <strong>ein</strong>zelnen Ländern vorhandenen Überwachungsorgane<br />
reichte von allen - für die Zwecke dieser Forschungsarbeit definierten - Überwachungsorganen<br />
bis zu zwei Organen. Die Dichte der Überwachung des operativen<br />
Debt Managements in den <strong>ein</strong>zelnen Ländern lässt sich wie folgt abbilden:<br />
964 Vgl. Horváth (2011b), S. 22ff. sowie Schäfer / Krömmelb<strong>ein</strong> / Sieg (2008), S. 243ff.
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 259<br />
Anteil der Nennungen der Untersuchungspartner<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Interne und externe Überwachung sowie Prüfung des<br />
Public Debt Managements<br />
100,0%<br />
durch mindestens <strong>ein</strong><br />
internes<br />
Überwachungsorgan<br />
83,3%<br />
durch mindestens <strong>ein</strong><br />
externes bzw. mit<br />
Externen besetztes<br />
Überwachungsorgan<br />
66,7%<br />
durch mindestens <strong>ein</strong><br />
externes Prüfungsorgan<br />
Abbildung 125: Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> Steuerung und Überwachung des operativen Public<br />
Debt Managements: Interne und externe Überwachung sowie Prüfung des Public Debt Managements<br />
Abbildung 125 verdeutlicht, dass in jedem Land 965 mindestens <strong>ein</strong> internes Überwachungsorgan<br />
vorhanden ist. 966 Nach Angaben der Untersuchungspartner ist lediglich<br />
in zehn von zwölf Ländern mindestens <strong>ein</strong> externes bzw. mit Externen besetztes<br />
Überwachungsorgan existent. 967 Im Umkehrschluss signalisiert dies <strong>ein</strong>e externe<br />
Überwachungslücke in zwei Ländern. Diese externe Überwachungslücke kann - infolge<br />
der unterschiedlichen Zielsetzung, Methodik und insbesondere Zeitpunkte von<br />
Überwachung und Prüfung 968 - nicht durch die in diesen Ländern vorhandenen externen<br />
Prüfungsorgane (Rechnungshof, Wirtschaftsprüfer) geschlossen werden. Diese<br />
waren lediglich in lediglich zwei Dritteln der Länder vorhanden. Hieraus ergibt sich <strong>ein</strong>e<br />
Prüfungslücke in <strong>ein</strong>em Drittel der untersuchten Länder.<br />
965<br />
966<br />
967<br />
968<br />
Ausgehend von den bei Fragestellung 8.2 vorgenommenen Bewertungen der Untersuchungspartner<br />
betreffend das Vorliegen der internen und externen Überwachungsorgane sind in <strong>ein</strong>em Land<br />
des Clusters A1 <strong>ein</strong>zelne interne Überwachungsorgane existent, aber diese sind nicht wirksam. Insofern<br />
kann von <strong>ein</strong>er faktischen internen Überwachungslücke <strong>ein</strong>es Landes des Clusters A1 ausgegangen<br />
werden.<br />
Die internen Überwachungsorgane umfassen hier Controlling (hinsichtlich der Unterstützung des<br />
Managements bei dessen Kontrollaufgaben), Risikomanagementsystem, Interne Revision, Compliance-System<br />
sowie das Interne Kontrollsystem.<br />
Als externe Überwachungsorgane werden hier das Ministerium, das Parlament bzw. <strong>ein</strong> Parlamentsausschuss<br />
sowie <strong>ein</strong>e Aufsichtsbehörde bewertet. Als Organe, die mit Externen besetzt sind<br />
bzw. besetzt werden können, fungieren hier <strong>ein</strong> Board of Directors (im Sinne <strong>ein</strong>es Aufsichts- oder<br />
Verwaltungsrats), <strong>ein</strong> Advisory Board (im Sinne <strong>ein</strong>es Beratungsausschusses) oder <strong>ein</strong> Audit<br />
Committee (im Sinne <strong>ein</strong>es Prüfungsausschusses).<br />
Vgl. zu den Begriffen „Prüfung“ und „Überwachung“ auch Eibelshäuser, B. (2011), S. 11ff. sowie<br />
Hachmeister (1998), S. 201f.
260 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
Kritisch zu bewerten ist insbesondere die interne Überwachungssituation im Cluster C:<br />
Cluster C: Überwachung ...<br />
durch Management<br />
durch Controlling<br />
durch Risikomanagementsystem<br />
durch Interne Revision<br />
durch Compliance-System<br />
durch Internes Kontrollsystem<br />
durch Board of Directors / Advisory Board<br />
durch Audit Comittee<br />
durch Parlament / Parlamentsaussschuss<br />
durch Rechnungshof<br />
durch Aufsichtsbehörde<br />
durch Wirtschaftsprüfer<br />
durch Ministerium<br />
durch <strong>ein</strong> external audit<br />
100%<br />
100%<br />
100%<br />
100%<br />
0 0,2 0,4 0,6 0,8 1<br />
Anteil der Nennungen der Untersuchungspartner<br />
Abbildung 126: Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> Steuerung und Überwachung des operativen Public<br />
Debt Managements: Überwachungsorgane im Cluster C<br />
Abbildung 126 verdeutlicht, dass als interne Überwachungsorgane lediglich das Management<br />
sowie die Interne Revision und als externe Überwachungs- und Kontrollorgane<br />
lediglich das Ministerium und der Rechnungshof vorhanden sind. Bedingt durch<br />
den Zeitpunkt der Kontrollen der Internen Revision und den damit überwiegenden expost-Charakter<br />
der Überwachung sind zumindest zeitliche Überwachungsdefizite nicht<br />
auszuschließen. 969 Diese möglichen Defizite ließen sich durch zeitnahe, begleitende<br />
Überwachung durch <strong>ein</strong> Controlling-, Risikomanagement-, Compliance- oder Internes<br />
Kontrollsystem effektiver minimieren. 970<br />
Abschließend werden die - für das Organisationsmodell B 2 relevanten - bei privatwirtschaftlichen<br />
Unternehmen möglichen, freiwilligen Überwachungs- und Prüfungsinstrumente<br />
analysiert:<br />
969<br />
970<br />
Vgl. auch Fehr (2003), S. 229f.<br />
Vgl. auch Janke (2008), S. 59ff.
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 261<br />
Freiwillige Überwachung bei DMO in Form von<br />
privatwirtschaftlichen Unternehmen<br />
durch (freiwilligen) Aufsichtsrat<br />
0,0%<br />
durch (freiwilligen)<br />
Aufsichtsratausschuss<br />
0,0%<br />
Definition von<br />
zustimmungspflichtigen Geschäften<br />
0,0%<br />
Erweiterte Prüfung des<br />
Abschlussprüfers<br />
100,0%<br />
Unmittelbare Unterrichtung des<br />
Rechnungshofs<br />
100,0%<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
Anteil der Nennungen der Untersuchungspartner<br />
Abbildung 127: Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> Steuerung und Überwachung des operativen Public<br />
Debt Managements: Freiwillige Überwachung im Cluster B 2<br />
Die Aussagekraft der in Abbildung 127 dargestellten Analyse ist stark <strong>ein</strong>geschränkt,<br />
da sich lediglich <strong>ein</strong> Land aus diesem Cluster an der Erhebung beteiligt hat. In diesem<br />
Land werden freiwillige Überwachungselemente wie die erweiterte Prüfung des Abschlussprüfers<br />
nach § 53 Haushaltsgrundsätzegesetz (HGrG) und die Möglichkeit des<br />
Rechnungshofs zur unmittelbaren Unterrichtung nach § 54 HGrG genutzt. 971 Auf die<br />
Option, <strong>ein</strong>en freiwilligen Aufsichtsrat bzw. Aufsichtsratsausschuss <strong>ein</strong>zurichten und in<br />
diesen Vertreter des Ministeriums zu entsenden bzw. für diesen zustimmungspflichtige<br />
Geschäfte zu definieren, 972 wird jedoch verzichtet. 973 Damit werden die vorhandenen,<br />
aus der Rechtsform erwachsenden Überwachungselemente nicht vollumfänglich genutzt.<br />
Diese zusätzlich möglichen Überwachungsfunktionen dienen jedoch grundsätzlich<br />
der Kompensation des insbesondere aus der spezifischen Organisationsform resultierenden<br />
höheren Principal-Agent-Problems. 974 Durch den Verzicht auf die Einrich-<br />
971<br />
972<br />
973<br />
974<br />
Vgl. auch Eibelshäuser, M. (1994), S. 925ff. sowie Eibelshäuser / Nowak (2004), Randnummer 4ff.<br />
Vgl. auch Eisenhardt / Wackerbarth (2011), S. 259f.<br />
Allerdings wurde hinsichtlich der Zins<strong>kosten</strong> <strong>ein</strong>e jährliche Einsparungsvorgabe definiert, deren<br />
Einhaltung durch <strong>ein</strong> Benchmark Managing Komitee, das sich aus Mitgliedern der DMO und des<br />
Ministeriums zusammensetzt, überwacht wird (vgl. Rehm / Tholen (2005), S. 80). Aufgrund der Zusammensetzung<br />
des Benchmark Managing Komitees und dessen spezifischen Kontrollzwecks<br />
wird das Gremium nicht als Aufsichtsrat oder Aufsichtsratsausschuss bewertet.<br />
Vgl. auch Currie / Dethier / Togo (2003), S. 29ff. sowie Eisenhardt / Wackerbarth (2011), S. 259f.
262 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
tung <strong>ein</strong>es freiwilligen Aufsichtsrats entsteht <strong>ein</strong>e organisationsformspezifische Überwachungslücke.<br />
975<br />
Mit der zweiten Fragestellung zu der strategischen Steuerung und Überwachung des<br />
operativen Debt Managements sollen weitere, in den <strong>ein</strong>zelnen Ländern existierende<br />
Elemente, Regulierungen oder Ziele ermittelt werden. Zusätzliche Steuerungs- und<br />
Überwachungselemente wurden von den Untersuchungspartnern jedoch nicht benannt.<br />
5.3.3.8 Deskriptive Analyse betreffend die Evaluation der möglichen strategischen<br />
<strong>Erfolgsfaktoren</strong> des Public Debt Managements<br />
Die Evaluation der möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> des Public Debt Managements<br />
wird mit Hilfe von drei Fragestellungen untersucht (vgl. Abschnitt 5.2.3.8). Während<br />
mit Hilfe der ersten Fragestellung die Bewertung der möglichen strategischen<br />
<strong>Erfolgsfaktoren</strong> erfolgt, soll bei der zweiten Fragestellung <strong>ein</strong>e Einschätzung vorgenommen<br />
werden, welche strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> bei welchem Organisationsmodell<br />
in welchem Umfang vorliegen. Die dritte Fragestellung zielt auf <strong>ein</strong>e pauschale<br />
Bewertung der Vorteilhaftigkeit der <strong>ein</strong>zelnen Organisationsmodelle ab.<br />
Die erste Fragestellung wurde von acht Untersuchungspartnern beantwortet. Die detaillierte<br />
deskriptive Analyse ist in Anlage 17-26 beigefügt. Die hinsichtlich der möglichen<br />
strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> ermittelten Ergebnisse werden im Folgenden mit<br />
Hilfe der Abbildungen 128 bis 132 dargestellt. Dabei wird <strong>ein</strong>e Bewertungsskala von<br />
1 = „sehr wichtiger strategischer Erfolgsfaktor“ bis 6 = „überhaupt k<strong>ein</strong> strategischer<br />
Erfolgsfaktor“ zugrunde gelegt. Basis der Analyse sind die arithmetischen Mittelwerte.<br />
Als Indikator für die Aussagekraft dieser Mittelwerte wird der Variationskoeffizient herangezogen.<br />
In Anlehnung an ECKSTEIN wird der arithmetische Mittelwert bis zu <strong>ein</strong>em<br />
Variationskoeffizient von 0,5 als geeigneter Repräsentant für die Stichprobe angesehen.<br />
976 In den folgenden Abbildungen wird deshalb unterhalb des arithmetischen<br />
Mittelwerts (blaue Säule) der Variationskoeffizient (rote Säule bei <strong>ein</strong>em Variationskoeffizient<br />
größer als 0,5 sowie grüne Säule bei <strong>ein</strong>em Variationskoeffizient kl<strong>ein</strong>er<br />
gleich 0,5) dargestellt.<br />
Zunächst werden die möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> des Systems Debt Management<br />
untersucht:<br />
975<br />
976<br />
Vgl. auch (österreichischen) Rechnungshof (2004), S. 71ff. sowie das Experteninterview I-1 (in<br />
Anlage 1).<br />
Nach der von ECKSTEIN beschriebenen Faustregel der Beschreibenden Statistik ist <strong>ein</strong> Variationskoeffizient<br />
größer als 0,5 <strong>ein</strong> „Indiz dafür, dass das arithmetische Mittel (W) wegen <strong>ein</strong>er zu<br />
großen empirischen Streuung dx k<strong>ein</strong> geeigneter Repräsentant der Einzelwerte x i ist“ (Eckst<strong>ein</strong><br />
(2006), S. 55).
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 263<br />
<strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> betreffend das System Debt Management<br />
Klare Zuordnung von Aufgaben, Kompetenzen und<br />
Verantwortlichkeiten zu den Debt Management-<br />
Aufgabenträgern<br />
0,54<br />
1,38<br />
Managen / Reduzieren der Komplexität des<br />
Systems Debt Management<br />
0,57<br />
2,25<br />
Angemessene Information der politischen<br />
Entscheidungsträger<br />
0,31<br />
1,13<br />
arithmetischer Mittelwert<br />
Variationskoeffizient<br />
0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5<br />
Bewertung der Untersuchungspartner<br />
Abbildung 128: Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> bezogen auf das System des Public<br />
Debt Managements (Basis: arithmetischer Mittelwert)<br />
Auf Basis der der Abbildung 128 zugrunde liegenden Daten lassen sich die folgenden<br />
Aussagen zu den <strong>ein</strong>zelnen möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> treffen:<br />
Nach Einschätzung der Untersuchungspartner sind die „klare Zuordnung von Aufgaben,<br />
Kompetenzen und Verantwortlichkeiten zu den Debt Management-<br />
Aufgabenträgern“ sowie die „angemessene Information der politischen Entscheidungsträger“<br />
sehr wichtige strategische <strong>Erfolgsfaktoren</strong>. Beide Parameter bewerten sieben<br />
Länder jeweils mit der Höchstnote 1; jeweils <strong>ein</strong>mal wird von <strong>ein</strong>em Land die Note 2<br />
bzw. 3 vergeben. Die hieraus resultierende Streuung lässt sich anhand der folgenden<br />
Kennzahlen beschreiben:
264 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
Statistische Kennzahl<br />
klare Zuordnung von<br />
Aufgaben, Kompetenzen<br />
und Verantwortlichkeiten<br />
zu den Debt Management-<br />
Aufgabenträgern<br />
angemessene Information<br />
der politischen<br />
Entscheidungsträger<br />
Modalwert 1,00 1,00<br />
Median 1,00 1,00<br />
arithmetischer Mittelwert 1,38 1,13<br />
Standardabweichung 0,74 0,35<br />
Variationskoeffizient 0,54 0,31<br />
Tabelle 27: Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> bezogen auf das System des Public Debt<br />
Managements<br />
In Anlehnung an ECKSTEIN 977 ist der Parameter „angemessene Information der politischen<br />
Entscheidungsträger“ mit <strong>ein</strong>em Variationskoeffizienten von 0,31 als signifikanter<br />
strategischer Erfolgsfaktor des Debt Managements zu bewerten. Der Parameter<br />
„klare Zuordnung von Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortlichkeiten zu den Debt<br />
Management-Aufgabenträgern“ erfüllt diese Voraussetzung mit <strong>ein</strong>em Variationskoeffizienten<br />
von 0,54 gerade nicht. Das bedeutet, dass das Attribut „sehr wichtiger“ Faktor<br />
nicht signifikant erfüllt ist; <strong>ein</strong> „wichtiger“ strategischer Erfolgsfaktor ist dieser Parameter<br />
ausweislich der Stichprobe dennoch. Ähnliches gilt für den von den Untersuchungspartnern<br />
durchschnittlich als wichtigen strategischen Erfolgsfaktor definierten<br />
Parameter „Managen / Reduzieren der Komplexität des Systems Debt Management“.<br />
Bei <strong>ein</strong>em Variationskoeffizient von 0,57 ist dieser k<strong>ein</strong> signifikanter „wichtiger strategischer<br />
Erfolgsfaktor“, aber zumindest <strong>ein</strong> „eher wichtiger strategischer Erfolgsfaktor“.<br />
Im Folgenden werden die möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> bezogen auf die<br />
DMO analysiert. Bei der Interpretation der Ergebnisse ist zu berücksichtigen, dass elf<br />
von zwölf Untersuchungspartnern DMO sind und lediglich <strong>ein</strong> Land aus Sicht des<br />
überwachenden Ministeriums <strong>ein</strong>e Bewertung vornimmt.<br />
Zunächst werden die Parameter „Einsatz von privatwirtschaftlichem Kreditmanagement-Know-How“,<br />
„Anpassung der Besoldungsstruktur an die Privatwirtschaft“, „Einsatz<br />
von Anreizsystemen mit überwiegend kurzfristigen Parametern“, „Einsatz von Anreizsystemen<br />
mit überwiegend langfristigen Parametern“ sowie „Eigenständige Organisationsform<br />
außerhalb der Ministerialverwaltung“ analysiert:<br />
977<br />
Eckst<strong>ein</strong> (2006), S.55.
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 265<br />
<strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong>: Know-How, Anreizsystem, Eigenständigkeit<br />
Einsatz von privatwirtschaftlichem<br />
Kreditmanagement-Know-How<br />
Anpassung der Besoldungsstruktur an die<br />
Privatwirtschaft<br />
0,35<br />
0,61<br />
2,50<br />
2,71<br />
Einsatz von Anreizsystemen mit überwiegend<br />
kurzfristigen Parametern<br />
0,36<br />
4,71<br />
Einsatz <strong>ein</strong>es Anreizsystems mit überwiegend<br />
langfristigen Parametern<br />
0,59<br />
3,86<br />
Eigenständige Organisationsform außerhalb der<br />
Ministerialverwaltung<br />
0,69<br />
3,38<br />
arithmetischer Mittelwert<br />
Variationskoeffizient<br />
0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0<br />
Bewertung der Untersuchungspartner<br />
Abbildung 129: Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> bezogen auf die DMO: Know-How, Besoldungsstruktur,<br />
organisatorische Eigenständigkeit<br />
Abbildung 129 verdeutlicht, dass zwei Parameter hinsichtlich ihrer Bewertung signifikant<br />
sind: der Parameter „Anpassung der Besoldungsstruktur an die Privatwirtschaft“<br />
ist den Angaben der Untersuchungspartner zufolge „eher <strong>ein</strong> strategischer Erfolgsfaktor“;<br />
der Parameter „Einsatz von Anreizsystemen mit überwiegend kurzfristigen Parametern“<br />
ist danach „k<strong>ein</strong> strategischer Erfolgsfaktor“. Die anderen Parameter sind - bei<br />
Bewertungen zwischen „eher <strong>ein</strong> strategischer Erfolgsfaktor“ bis „eher k<strong>ein</strong> strategischer<br />
Erfolgsfaktor“ - mit Variationskoeffizienten zwischen 0,59 und 0,69 gerade außerhalb<br />
des nach ECKSTEIN signifikanten Bereichs. 978 Interpretiert man diese ermittelten<br />
Bewertungen als Indikatoren, so lässt sich tendenziell am ehesten <strong>ein</strong>e Relevanz<br />
des Einsatzes von privatwirtschaftlichem Kreditmanagement-Know-How erkennen.<br />
Im Folgenden werden die bestehenden Vorgaben und Entscheidungskompetenzen<br />
sowie die organisatorische Sicherheit der Debt Management-Prozesse untersucht:<br />
978<br />
Vgl. Eckst<strong>ein</strong> (2006), S. 55.
266 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
<strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong>: Vorgaben, Entscheidungskompetenz, Prozess-<br />
Sicherheit<br />
Eindeutige Zielvorgaben hinsichtlich Kosten und<br />
Risiko<br />
0,67<br />
1,56<br />
Eindeutige Vorgabe von Erfolgs- und<br />
Risikomaßstäben<br />
0,67<br />
1,56<br />
Eigenverantwortliche Entscheidung über die<br />
Zusammensetzung des Portfolios<br />
0,71<br />
2,00<br />
Eigenverantwortliche Entscheidung über den<br />
Einsatz von Derivaten<br />
0,61<br />
3,00<br />
Eigenverantwortliche Entscheidung über den<br />
Einsatz von Sicherungsinstrumenten<br />
0,74<br />
2,57<br />
Funktionstrennung bzw. organisator. Trennung<br />
zwischen front-, middle- und back office<br />
0,91<br />
2,00<br />
arithmet. Mittelwert<br />
Variationskoeffizient<br />
0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0<br />
Bewertung der Untersuchungspartner<br />
Abbildung 130: Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> bezogen auf die DMO: Vorgaben, Entscheidungskompetenzen,<br />
Sicherheit der Public Debt Management-Prozesse<br />
Die in Abbildung 130 dargestellten arithmetischen Mittelwerte der untersuchten Parameter<br />
„Eindeutige Zielvorgaben hinsichtlich Kosten und Risiko“, „Eindeutige Vorgabe<br />
von Erfolgs- und Risikomaßstäben“, „Eigenverantwortliche Entscheidung über die Zusammensetzung<br />
des Portfolios“, „Eigenverantwortliche Entscheidung über den Einsatz<br />
von Derivaten“, „Eigenverantwortliche Entscheidung über den Einsatz von Sicherungsinstrumenten“<br />
sowie „Funktionstrennung bzw. organisatorische Trennung zwischen<br />
front-, middle- und back office“ sind aufgrund ihrer Variationskoeffizienten von 0,61 bis<br />
0,91 außerhalb des Signifikanz-Bereichs. Zieht man die ermittelten Bewertungen als<br />
Indikatoren heran, so zeigt sich die Relevanz der Parameter „Eindeutige Zielvorgaben<br />
hinsichtlich Kosten und Risiko“, „Eindeutige Vorgabe von Erfolgs- und Risikomaßstäben“,<br />
„Eigenverantwortliche Entscheidung über die Zusammensetzung des Portfolios“<br />
sowie „Funktionstrennung bzw. organisatorische Trennung zwischen front-, middleund<br />
back office“ als tendenziell wichtige strategische <strong>Erfolgsfaktoren</strong> des Debt Managements<br />
(vgl. auch die bei Abschnitt 5.3.3.7 insbesondere im Cluster C festgestellten<br />
Überwachungsdefizite).
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 267<br />
Im Folgenden wird die Mitwirkung des Ministeriums bzw. der Zentralbank analysiert: 979<br />
<strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong>: Mitwirkung von Ministerium und Zentralbank<br />
Ministerium wirkt mit bei<br />
Kreditaufnahme<br />
0,77<br />
3,13<br />
Zentralbank wirkt mit bei<br />
Kreditaufnahme<br />
0,00<br />
6,00<br />
Ministerium wirkt mit bei<br />
Anleiheemission<br />
0,78<br />
3,29<br />
Zentralbank wirkt mit bei<br />
Anleiheemission<br />
0,00<br />
6,00<br />
Ministerium wirkt mit bei<br />
Derivate-Einsatz<br />
0,37<br />
4,80<br />
Abbildung 131: Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> bezogen auf die DMO: Mitwirkung des<br />
Ministeriums und der Zentralbank<br />
Abbildung 131 verdeutlicht, dass die Mitwirkung der Zentralbank bei der Kreditaufnahme<br />
und der Emission von Anleihen als „überhaupt k<strong>ein</strong> strategischer Erfolgsfaktor“<br />
und die Mitwirkung der Zentralbank beim Einsatz von Derivaten als „k<strong>ein</strong> strategischer<br />
Erfolgswert“ signifikant bewertet werden. Signifikant ist ebenfalls die Bewertung der<br />
Mitwirkung des Ministeriums beim Einsatz von Derivaten als „k<strong>ein</strong> strategischer Erfolgsfaktor“.<br />
Die Mitwirkung des Ministeriums bei der Kreditaufnahme bzw. bei der<br />
Emission von Anleihen wird demgegenüber als „eher <strong>ein</strong> strategischer Erfolgsfaktor“<br />
<strong>ein</strong>geschätzt. Allerdings sind diese beiden Einschätzungen infolge der Variationskoeffizienten<br />
von 0,77 bzw. 0,78 nicht-signifikant.<br />
Im nächsten Schritt werden die möglichen Überwachungsinstrumente bewertet.<br />
Dabei zeigte sich, dass der Parameter „Unterstützung des Managements durch das<br />
Controlling“ bei <strong>ein</strong>em Variationskoeffizient von 0,47 signifikant „eher k<strong>ein</strong> strategischer<br />
Erfolgsfaktor“ ist. Für die anderen Überwachungsinstrumente wurden seitens<br />
der Untersuchungspartner die folgenden Bewertungen vorgenommen (vgl. Anlage<br />
17-26):<br />
Zentralbank wirkt mit bei<br />
Derivate-Einsatz<br />
arithmet. Mittelwert<br />
Variationskoeffizient<br />
0,25<br />
5,40<br />
0,0 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0 6,0<br />
Bewertung der Untersuchungspartner<br />
979<br />
Hier ist insbesondere zu berücksichtigen, dass die Untersuchungspartner aus sieben DMO und<br />
<strong>ein</strong>em Ministerium bestanden.
268 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
<strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong>: Überwachung des Managements durch ...<br />
Aufsichtsgremium<br />
0,80<br />
2,60<br />
Risikomanagementsystem<br />
0,64<br />
1,40<br />
Interne Revision<br />
0,72<br />
3,00<br />
Internes Kontrollsystem<br />
0,67<br />
2,57<br />
Compliance-System<br />
0,75<br />
2,50<br />
Aufsichtsbehörde<br />
0,59<br />
3,50<br />
Rechnungshof<br />
0,73<br />
2,80<br />
Ministerium / Minister<br />
0,00<br />
1,00<br />
arithmet. Mittelwert<br />
Variationskoeffizient<br />
0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5<br />
Bewertung der Untersuchungspartner<br />
Abbildung 132: Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> bezogen auf die DMO: Überwachung<br />
des Managements<br />
Abbildung 132 verdeutlicht signifikant die hohe Relevanz der Überwachung des Managements<br />
durch das Ministerium bzw. den Minister. Die Aussagekraft wird dadurch<br />
begrenzt, dass die Stichprobe zu diesem (zusätzlich angefügten) Merkmal nur zwei<br />
Untersuchungspartner umfasst. Als nicht signifikanter, aber für die weitere Untersuchung<br />
- aufgrund der Einstufung als „sehr wichtiger strategischer Erfolgsfaktor“ - relevanter<br />
Indikator fungiert die Überwachung des Managements durch das Risikomanagementsystem.<br />
Die übrigen Parameter bewegen sich nicht-signifikant zwischen den<br />
Bewertungen „eher <strong>ein</strong> strategischer Erfolgsfaktor“ bzw. „eher k<strong>ein</strong> strategischer Erfolgsfaktor“.<br />
Die zweite Fragestellung mit der <strong>ein</strong>e Einschätzung vorgenommen werden sollte, welche<br />
strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> bei welchem Organisationsmodell in welchem Umfang<br />
vorliegen, wurde von sieben Untersuchungspartnern beantwortet. 980 Die detail-<br />
980<br />
Aufgrund von Plausibilisierungen wurden die Antworten von <strong>ein</strong>em Land zu dem angefügten<br />
Merkmal „anderes Organisationsmodell“ aus der Bewertung herausgenommen, da k<strong>ein</strong>e Differen-
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 269<br />
lierte deskriptive Analyse ist in Anlage 17-27 beigefügt. Die hinsichtlich der Zuordnung<br />
der möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> zu <strong>ein</strong>zelnen Organisationsmodellen ermittelten<br />
Ergebnisse werden im Folgenden mit Hilfe der Abbildungen 133 bis 149 dargestellt.<br />
Dabei wird <strong>ein</strong>e Bewertungsskala von 1 = „vollumfänglich vorhanden“ bis<br />
6 = „gar nicht vorhanden“ zugrunde gelegt. Die grafische Analyse stützt sich auf die<br />
beiden Parameter „arithmetischer Mittelwert“ und „Variationskoeffizient“; der Variationskoeffizient<br />
wird dabei als Indikator für die Eignung des arithmetischen Mittelwertes<br />
zur Beschreibung der Stichprobe herangezogen. 981 Dargestellt werden im Folgenden<br />
nur - aufgrund ihres Variationskoeffizienten - signifikante strategische <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
sowie nicht-signifikante, aber aufgrund der von den Untersuchungspartnern vorgenommenen<br />
Bewertung für die weitere Analyse relevante Parameter.<br />
Zunächst werden die möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> des Systems Public<br />
Debt Management untersucht. Dabei zeigten sich insbesondere die folgenden Organisationsmodell-spezifischen<br />
Bewertungen der möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong>:<br />
<strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong>: Managen / Reduzieren der Komplexität des<br />
Systems Debt Management<br />
DMO im Ministerium<br />
0,57<br />
2,67<br />
eigenständige dem Ministerium<br />
nachgeordnete DMO<br />
0,32<br />
4,75<br />
eigenständige nachgeordnete DMO<br />
in privatwirtschaftl. Rechtsform<br />
0,56<br />
3,38<br />
DMO in Zentralbank<br />
0,59<br />
3,75<br />
arithmet. Mittelwert<br />
Variationskoeffizient<br />
0,0 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0<br />
Bewertung der Untersuchungspartner<br />
Abbildung 133: Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> bezogen auf die DMO: Managen bzw.<br />
Reduzieren der Komplexität des Systems Debt Management<br />
Abbildung 133 verdeutlicht, dass die Untersuchungspartner den möglichen strategischen<br />
Erfolgsfaktor „Managen bzw. Reduzieren der Komplexität des Systems Debt<br />
981<br />
zierung dieses Merkmals gegenüber den anderen Merkmalen vorgenommen wurde und daraus<br />
k<strong>ein</strong> Informationsgewinn erzielt werden konnte.<br />
Vgl. Eckst<strong>ein</strong> (2006), S. 55.
270 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
Managements“ bei der DMO im Ministerium als „eher vorhanden“ bewerten. Allerdings<br />
ist diese Bewertung mit <strong>ein</strong>em Variationskoeffizienten von 0,57 gerade nicht signifikant.<br />
Eine signifikante Bewertung liegt lediglich bezüglich des Organisationsmodells<br />
„eigenständige, dem Ministerium nachgeordnete DMO“ vor. Danach ist der mögliche<br />
strategische Erfolgsfaktor jedoch „nicht vorhanden“. Ein möglicher Erklärungsansatz<br />
hierfür könnte die - mit der organisatorischen Auslagerung der DMO aus dem Ministerium<br />
und dem daraus resultierenden höheren Koordinationsbedarf 982 verbundene oder<br />
subjektiv empfundene - höhere Komplexität des Systems Debt Management s<strong>ein</strong>. Die<br />
beiden übrigen Organisationsmodelle sind nicht-signifikant „eher nicht vorhanden“.<br />
Die möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> „Klare Zuordnung von Aufgabe, Kompetenzen<br />
und Verantwortung“ und „Angemessene Information der politischen Entscheidungsträger“<br />
wurden bezüglich des Organisationsmodells „DMO im Ministerium“ nichtsignifikant<br />
als „vorhanden“ und für die übrigen Organisationsmodelle nicht-signifikant<br />
überwiegend als „eher vorhanden“ bewertet. Auch wenn die Bewertungen nichtsignifikant<br />
sind, verdeutlichen sie den mit der Auslagerung der DMO aus dem Ministerium<br />
verbundenen zusätzlichen Koordinierungs- und Informationsbeschaffungsaufwand<br />
für die strategische Steuerung und Überwachung durch das Ministerium (vgl.<br />
das Beispiel in Abbildung 134):<br />
<strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong>: Angemessene Information der politischen<br />
Entscheidungsträger<br />
DMO im Ministerium<br />
1,12<br />
2,00<br />
eigenständige dem Ministerium<br />
nachgeordnete DMO<br />
0,82<br />
3,50<br />
eigenständige nachgeordnete DMO in<br />
privatwirtschaftl. Rechtsform<br />
0,87<br />
2,63<br />
DMO in Zentralbank<br />
0,66<br />
4,00<br />
arithmet. Mittelwert<br />
Variationskoeffizient<br />
0,0 1,0 2,0 3,0 4,0<br />
Bewertung der Untersuchungspartner<br />
Abbildung 134: Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> bezogen auf das System des Public<br />
Debt Managements: Organisationsmodellspezifische Bewertung des Parameters "Angemessene<br />
Information der politischen Entscheidungsträger“<br />
982<br />
Vgl. auch Welge / Holtbrügge (1998), S. 75f.
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 271<br />
Hinsichtlich der möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> bezogen auf die Ausgestaltung<br />
des Systems Debt Management ergeben sich die folgenden Ergebnisse der Organisationsmodell-spezifischen<br />
Analyse:<br />
Der Einsatz von privatwirtschaftlichem Kreditmanagement-Know-How und die Anpassung<br />
der Besoldungsstruktur an die Privatwirtschaft wird von den antwortenden Untersuchungspartner<br />
über alle Organisationsmodelle nicht-signifikant überwiegend als<br />
„eher nicht vorhanden“ <strong>ein</strong>geschätzt. Lediglich bei dem Modell „eigenständige nachgeordnete<br />
DMO in privatwirtschaftlicher Rechtsform“ wird dieser Faktor als „eher vorhanden“<br />
bewertet. Auch der Einsatz <strong>ein</strong>es Anreizsystems mit überwiegend kurzfristigen<br />
Parametern wird wie in Abbildung 135 dargestellt, als „eher nicht“ existent bzw.<br />
„nicht“ existent <strong>ein</strong>geschätzt. Diese Einschätzungen sind - auf Basis der Variationskoeffizienten<br />
- überwiegend signifikant; lediglich die Bewertung des Organisationsmodells<br />
„DMO im Ministerium“ ist gerade außerhalb des Signifikanz-Korridors von 0,5:<br />
<strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong>: Einsatz <strong>ein</strong>es Anreizsystems mit<br />
überwiegend kurzfristigen Parametern<br />
DMO im Ministerium<br />
0,56<br />
4,25<br />
eigenständige dem Ministerium<br />
nachgeordnete DMO<br />
0,49<br />
4,25<br />
eigenständige nachgeordnete<br />
DMO in privatwirtschaftl.<br />
Rechtsform<br />
0,46<br />
4,88<br />
DMO in Zentralbank<br />
0,22<br />
5,33<br />
arithmet. Mittelwert<br />
Variationskoeffizient<br />
0,0 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0 6,0<br />
Bewertung der Untersuichungspartner<br />
Abbildung 135: Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> bezogen auf die DMO: Organisationsmodellspezifische<br />
Bewertung des Parameters "Einsatz <strong>ein</strong>es Anreizsystems mit überwiegend<br />
kurzfristigen Parametern"<br />
Der Einsatz von Anreizsystemen mit überwiegend langfristigen Parametern wird bei<br />
dem Organisationsmodell „DMO im Ministerium“ nicht-signifikant als „eher vorhanden“<br />
und bei den übrigen Organisationsmodellen nicht-signifikant als „eher nicht vorhanden“<br />
bewertet.
272 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
Die Organisationsmodell-spezifische Analyse des möglichen strategischen Erfolgsfaktors<br />
„Eigenständige Organisationsform außerhalb des Ministeriums“ führte zu nichtplausiblen<br />
Ergebnissen (vgl. die Kommentierung zur detaillierten Analyse der Fragestellung<br />
8.2 in Anlage 17-27).<br />
Der mögliche strategische Erfolgsfaktor „Eindeutige Zielvorgaben hinsichtlich Kosten<br />
und Erlösen“ ist den Angaben der Untersuchungspartner zufolge bei dem Organisationsmodell<br />
„DMO im Ministerium“ signifikant „vollständig vorhanden“: Bei den übrigen<br />
Organisationsmodellen ist dieser Faktor nicht-signifikant „eher vorhanden“ (bzw. bei<br />
dem Modell „eigenständige dem Ministerium nachgeordnete DMO“ „eher nicht vorhanden“).<br />
<strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong>: Eindeutige Zielvorgaben hinsichtlich Kosten<br />
und Erlösen<br />
DMO im Ministerium<br />
0,37<br />
1,20<br />
eigenständige dem Ministerium nachgeordnete<br />
DMO<br />
0,70<br />
3,75<br />
eigenständige nachgeordnete DMO in<br />
privatwirtschaftl. Rechtsform<br />
0,74<br />
3,38<br />
arithmet. Mittelwert<br />
DMO in Zentralbank<br />
0,81<br />
3,25<br />
Variationskoeffizient<br />
0,0 1,0 2,0 3,0 4,0<br />
Bewertung der Untersuchungspartner<br />
Abbildung 136: Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> bezogen auf die DMO: Organisationsmodellspezifische<br />
Bewertung des Parameters „Eindeutige Zielvorgaben hinsichtlich Kosten<br />
und Erlösen“<br />
Die in Abbildung 136 dargestellte Einschätzung der Untersuchungspartner stellt <strong>ein</strong>en<br />
weiteren Indikator für den mit der Auslagerung der DMO aus dem Ministerium verbundenen<br />
höheren Koordinierungsaufwand bei der strategischen Steuerung und Überwachung<br />
durch das Ministerium dar.<br />
Die identische Bewertung wurde von den Untersuchungspartnern für den möglichen<br />
strategischen Erfolgsfaktor „Eindeutige Vorgaben von Erfolgs- und Risikomaßstäben“<br />
vorgenommen:
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 273<br />
<strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong>: Eindeutige Vorgaben von Erfolgs- und<br />
Risikomaßstäben<br />
DMO im Ministerium<br />
0,37<br />
1,20<br />
eigenständige dem Ministerium nachgeordnete<br />
DMO<br />
0,70<br />
3,75<br />
eigenständige nachgeordnete DMO in<br />
privatwirtschaftl. Rechtsform<br />
0,74<br />
3,38<br />
DMO in Zentralbank<br />
0,81<br />
3,25<br />
arithmet. Mittelwert<br />
Variationskoeffizient<br />
0,0 1,0 2,0 3,0 4,0<br />
Bewertung der Untersuchungspartner<br />
Abbildung 137: Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> bezogen auf die DMO: Organisationsmodellspezifische<br />
Bewertung des Parameters „Eindeutige Zielvorgaben hinsichtlich Erfolgs-<br />
und Risikomaßstäben“<br />
Auch die in Abbildung 137 dargestellten Bewertungen signalisieren <strong>ein</strong>en höheren<br />
strategischen Steuerungs- und Überwachungsbedarf bei der Auslagerung der DMO<br />
aus dem Ministerium.<br />
Die eigenverantwortliche Entscheidung über die Zusammensetzung des Schuldenportfolios<br />
wird von den Untersuchungspartnern bei dem Organisationsmodell „DMO im<br />
Ministerium“ als „vorhanden“, bei dem Organisationsmodell „DMO in Zentralbank“ als<br />
„eher vorhanden“ und bei den übrigen beiden Organisationsmodellen als „eher nicht<br />
vorhanden“ bewertet. Alle Einschätzungen sind jedoch nicht-signifikant.<br />
Auch die eigenverantwortliche Entscheidung über den Einsatz von Derivaten sehen<br />
die Untersuchungspartner bei dem Organisationsmodell „DMO im Ministerium“ - allerdings<br />
nicht-signifikant - als noch am ehesten vorhanden an. Bei den übrigen Modellen<br />
ist dieser Parameter signifikant „eher nicht vorhanden“ bzw. „nicht vorhanden“:
274 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
<strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong>: Eigenverantwortliche Entscheidung über<br />
den Einsatz von Derivaten<br />
5,00<br />
Bewertung der Untersuchungspartner<br />
5,0<br />
4,5<br />
4,0<br />
3,5<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
3,50<br />
0,59<br />
4,25<br />
4,38<br />
0,40 0,49<br />
0,20<br />
0,0<br />
DMO im<br />
Ministerium<br />
arithmet. Mittelwert<br />
Variationskoeffizient<br />
eigenständige<br />
dem Ministerium<br />
nachgeordnete<br />
DMO<br />
eigenständige<br />
nachgeordnete<br />
DMO in<br />
privatwirtschaftl.<br />
Rechtsform<br />
DMO in<br />
Zentralbank<br />
Abbildung 138: Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> bezogen auf die DMO: Organisationsmodellspezifische<br />
Bewertung des Parameters „Eigenverantwortliche Entscheidung über<br />
den Einsatz von Derivaten“<br />
Die in Abbildung 138 dargestellten Einschätzungen der Untersuchungspartner signalisieren<br />
ebenfalls <strong>ein</strong>en höheren Abstimmungsbedarf zwischen DMO und Ministerium<br />
bei Auslagerung der DMO aus dem Ministerium.<br />
Auch die eigenverantwortliche Entscheidung über den Einsatz von Sicherungsinstrumenten<br />
wird von den Untersuchungspartnern am ehesten dem Organisationsmodell<br />
„DMO im Ministerium“ zugeschrieben. Bei den übrigen Organisationsmodellen ist dieser<br />
Parameter „eher nicht vorhanden“. Alle Bewertungen sind jedoch nicht-signifikant.<br />
Diese Einschätzung indiziert ebenfalls <strong>ein</strong>en höheren Abstimmungsbedarf zwischen<br />
DMO und Ministerium bei Auslagerung der DMO aus dem Ministerium.<br />
Der mögliche strategische Erfolgsfaktor „Funktionstrennung bzw. organisatorische<br />
Trennung zwischen front-, middle- und back office“ ist signifikant im Organisationsmodell<br />
„DMO im Ministerium“ vorhanden. Im Organisationsmodell „DMO in Zentralbank“<br />
ist dieser nicht-signifikant „eher vorhanden“. In den übrigen Modellen ist der Parameter<br />
nicht-signifikant „eher nicht vorhanden“:
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 275<br />
Funktionstrennung bzw. organisatorische Trennung zwischen front-, middleund<br />
back office<br />
4,0<br />
3,5<br />
3,50<br />
3,63<br />
3,25<br />
Bewertung der Untersuchungspartner<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
0,0<br />
1,50<br />
0,38<br />
0,68<br />
0,76 0,81<br />
DMO im<br />
Ministerium<br />
arithmet. Mittelwert<br />
Variationskoeffizient<br />
eigenständige dem<br />
Ministerium<br />
nachgeordnete<br />
DMO<br />
eigenständige<br />
nachgeordnete<br />
DMO in<br />
privatwirtschaftl.<br />
Rechtsform<br />
DMO in Zentralbank<br />
Abbildung 139: Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> bezogen auf die DMO: Organisationsmodellspezifische<br />
Bewertung des Parameters „Funktionstrennung bzw. organisatorische<br />
Trennung zwischen front-, middle- und back office“<br />
Eine mögliche Erklärung für diese Einschätzung kann die Organisationsgröße der an<br />
der Untersuchung teilnehmenden DMO liefern: bei <strong>ein</strong>em Personalbestand von zwei<br />
oder drei Vollzeitstellen ist naturgemäß die Sicherstellung der Funktionstrennung eher<br />
erschwert als bei den - bezogen auf den Personalbestand - deutlich größeren Ministerien.<br />
Die nachfolgenden Abbildungen verdeutlichen insbesondere die geringen Mitwirkungsund<br />
damit auch Steuerungsmöglichkeiten des Ministeriums hinsichtlich der Aufnahme<br />
von Schuldsch<strong>ein</strong>darlehen, der Emission von Anleihen sowie dem Einsatz von Derivaten<br />
infolge der Auslagerung der DMO aus dem Ministerium:
276 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
<strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong>: Ministerium wirkt bei Kreditaufnahme mit<br />
6,0<br />
5,50<br />
5,0<br />
4,50<br />
Bewertung der Untersuchungspartner<br />
4,0<br />
3,0<br />
2,0<br />
1,0<br />
3,20<br />
0,81<br />
0,18<br />
3,63<br />
0,76<br />
0,53<br />
0,0<br />
DMO im<br />
Ministerium<br />
arithmet. Mittelwert<br />
Variationskoeffizient<br />
eigenständige dem<br />
Ministerium<br />
nachgeordnete<br />
DMO<br />
eigenständige<br />
nachgeordnete<br />
DMO in<br />
privatwirtschaftl.<br />
Rechtsform<br />
DMO in Zentralbank<br />
<strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong>: Ministerium wirkt bei Anleiheemission<br />
6,0<br />
5,50<br />
5,67<br />
5,0<br />
Bewertung der Untersuchungspartner<br />
4,0<br />
3,0<br />
2,0<br />
1,0<br />
3,50<br />
0,82<br />
0,18<br />
3,88<br />
0,64<br />
0,10<br />
0,0<br />
DMO im<br />
Ministerium<br />
arithmet. Mittelwert<br />
Variationskoeffizient<br />
eigenständige dem<br />
Ministerium<br />
nachgeordnete<br />
DMO<br />
eigenständige<br />
nachgeordnete<br />
DMO in<br />
privatwirtschaftl.<br />
Rechtsform<br />
DMO in<br />
Zentralbank<br />
<strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong>: Ministerium wirkt bei Einsatz von Derivaten mit<br />
5,0<br />
4,5<br />
4,25<br />
4,75<br />
4,67<br />
4,0<br />
Bewertung der Untersuchungspartner<br />
3,5<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
0,56<br />
0,32<br />
3,13<br />
0,74<br />
0,25<br />
0,0<br />
DMO im Ministerium<br />
arithmet. Mittelwert<br />
Variationskoeffizient<br />
eigenständige dem<br />
Ministerium<br />
nachgeordnete DMO<br />
eigenständige<br />
nachgeordnete DMO<br />
in privatwirtschaftl.<br />
Rechtsform<br />
DMO in Zentralbank<br />
Abbildung 140: Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> bezogen auf die DMO: Organisationsmodellspezifische<br />
Bewertung des Parameters „Ministerium wirkt bei Kreditaufnahme, bei<br />
Anleiheemission sowie beim Einsatz von Derivaten mit“
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 277<br />
Abbildung 140 verdeutlicht insbesondere, dass <strong>ein</strong>e Mitwirkungsmöglichkeit des Ministeriums<br />
bei Auslagerung der DMO aus dem Ministerium hinsichtlich der Kreditaufnahme,<br />
der Emission von Anleihen sowie dem Einsatz von Derivaten überwiegend „nicht<br />
vorhanden“ ist. 983 Selbst beim Organisationsmodell „DMO im Ministerium“ ist die Mitwirkungsmöglichkeit<br />
lediglich bei der Kreditaufnahme „eher vorhanden“. Die von den<br />
Untersuchungspartnern vorgenommenen Einschätzungen sind überwiegend nichtsignifikant.<br />
984 Unabhängig hiervon verdeutlicht Abbildung 140 die - über alle Organisationsmodelle<br />
betrachtet - <strong>ein</strong>geschränkten Steuerungsmöglichkeiten des Ministeriums.<br />
Inwieweit diese Reduzierung der Steuerungskompetenz des Ministeriums durch entsprechende<br />
Überwachungs- und Kontrolltätigkeiten kompensiert werden kann, ist <strong>ein</strong><br />
Schwerpunkt der weiteren Analyse.<br />
Die Mitwirkungsmöglichkeiten der Zentralbank werden hinsichtlich der Kreditaufnahme,<br />
der Anleiheemission und dem Einsatz von Derivaten in allen Organisationsmodellen<br />
- zum Teil hoch signifikant 985 - als überwiegend „nicht vorhanden“ <strong>ein</strong>geschätzt<br />
(vgl. die detaillierte Analyse in Anlage 17-27).<br />
Im Folgenden werden die Einschätzungen der Untersuchungspartner betreffend die<br />
strategische Steuerung und Überwachung des Public Debt Managements dargestellt.<br />
Die Unterstützung des Managements durch <strong>ein</strong> Controlling wird lediglich beim Organisationsmodell<br />
„eigenständige nachgeordnete DMO in privatwirtschaftlicher Rechtsform“<br />
- allerdings nicht-signifikant - als „eher vorhanden“ bewertet. In den übrigen Organisationsmodellen<br />
wird dieser Faktor signifikant als „eher nicht vorhanden“ bzw.<br />
„nicht vorhanden“ <strong>ein</strong>geschätzt:<br />
983 Lediglich beim Organisationsmodell „eigenständige nachgeordnete DMO in privatwirtschaftlicher<br />
Rechtsform“ erfolgt die Bewertung „eher vorhanden“ hinsichtlich des Einsatzes von Derivaten bzw.<br />
„eher nicht vorhanden“ hinsichtlich Kreditaufnahme und Anleihemission.<br />
984 Lediglich bei den Bewertungen des Modells „eigenständige dem Ministerium nachgeordnete DMO“<br />
besteht bei allen drei Bewertungen Signifikanz.<br />
985 Die Bewertungen des Modells „DMO in Zentralbank“ sind signifikant hinsichtlich der Anleiheemission<br />
und des Derivate-Einsatzes.
278 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
5,0<br />
4,5<br />
<strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong>: Unterstützung des Managements durch <strong>ein</strong><br />
Controlling<br />
5,00<br />
4,50<br />
4,00<br />
Bewertung der Untersuchungspartner<br />
4,0<br />
3,5<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
0,0<br />
0,29 0,28<br />
3,38<br />
0,56<br />
0,43<br />
DMO im<br />
Ministerium<br />
arithmet. Mittelwert<br />
Variationskoeffizient<br />
eigenständige dem<br />
Ministerium<br />
nachgeordnete<br />
DMO<br />
eigenständige<br />
nachgeordnete<br />
DMO in<br />
privatwirtschaftl.<br />
Rechtsform<br />
DMO in<br />
Zentralbank<br />
Abbildung 141: Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> bezogen auf die DMO: Organisationsmodellspezifische<br />
Bewertung des Parameters „Unterstützung des Managements durch <strong>ein</strong><br />
Controlling“<br />
Diese Einschätzung - zusammen mit der gering bewerteten Relevanz dieses Parameters<br />
bei Fragestellung 8.1 - steht im Widerspruch zu der in der Literatur dem staatlichen<br />
Debt Management testierten Tendenz zur Professionalisierung. 986<br />
Während die Überwachung des Managements durch das Risikomanagementsystem<br />
bei dem Organisationsmodell „DMO im Ministerium“ nicht-signifikant als „eher vorhanden“<br />
<strong>ein</strong>geschätzt wird, ist sie nach den Angaben der Untersuchungspartner in dem<br />
Organisationsmodell „eigenständige dem Ministerium nachgeordnete DMO“ signifikant<br />
und im Organisationsmodell „eigenständige nachgeordnete DMO in Privatwirtschaftlicher<br />
Rechtsform“ nicht-signifikant „eher nicht vorhanden“. Beim Organisationsmodell<br />
„DMO in Zentralbank“ ist dieser Faktor signifikant „nicht vorhanden“.<br />
986<br />
Vgl. insbesondere Hain (2003), S. 14.
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 279<br />
<strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong>: Überwachung des Managements durch das<br />
Risikomanagementsystem<br />
Bewertung der Untersuchungspartner<br />
5,0<br />
4,5<br />
4,0<br />
3,5<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
2,75<br />
0,86<br />
3,75<br />
0,40<br />
4,13<br />
0,55<br />
4,67<br />
0,33<br />
0,0<br />
DMO im Ministerium<br />
arithmet. Mittelwert<br />
Variationskoeffizient<br />
eigenständige dem<br />
Ministerium<br />
nachgeordnete DMO<br />
eigenständige<br />
nachgeordnete DMO<br />
in privatwirtschaftl.<br />
Rechtsform<br />
DMO in Zentralbank<br />
Abbildung 142: Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> bezogen auf die DMO: Organisationsmodellspezifische<br />
Bewertung des Parameters „Überwachung des Managements durch das<br />
Risikomanagementsystem“<br />
Abbildung 142 verdeutlicht, dass bei den ausgelagerten DMO außerhalb des Ministeriums<br />
<strong>ein</strong>e Überwachung des Managements durch das Risikomanagementsystem nur<br />
<strong>ein</strong>geschränkt bzw. nicht existent ist. Die im bisherigen Verlauf dieser Analyse festgestellte<br />
Überwachungslücke kann grundsätzlich durch <strong>ein</strong> adäquates Risikomanagementsystem<br />
verringert bzw. geschlossen werden. In den untersuchten Ländern wird<br />
dieses Instrument jedoch hierzu weitgehend nicht genutzt.<br />
Die Ergebnisse zur Überwachung des Managements durch das Interne Kontrollsystem<br />
sind zwar nicht-signifikant, sie zeigen jedoch tendenziell auf, dass <strong>ein</strong>e derartige<br />
Überwachung überwiegend „eher nicht vorhanden“ ist. Lediglich im Organisationsmodell<br />
„eigenständige dem Ministerium nachgeordnete DMO ist dieser Faktor „eher vorhanden“.<br />
Auch die Bewertungen des strategischen Erfolgsfaktors „ Überwachung des<br />
Managements durch <strong>ein</strong> Compliance-System“ sind alle nicht-signifikant. Danach ist<br />
dieser Faktor bei dem Organisationsmodell „DMO im Ministerium“ vorhanden, im Organisationsmodell<br />
„eigenständige dem Ministerium nachgeordnete DMO“ „eher vorhanden“<br />
und in den übrigen Modellen „eher nicht vorhanden“ (vgl. zu beiden Instrumenten<br />
die detaillierte Analyse in Anlage 17-27).<br />
Hinsichtlich der Überwachung des Managements durch die Interne Revision lässt sich<br />
auf Basis der Einschätzungen der Untersuchungspartner - für die Hälfte der Organisationsmodelle<br />
signifikant - feststellen, dass <strong>ein</strong>e derartige Überwachung in allen Organisationsmodellen<br />
„eher nicht vorhanden“ ist:
280 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
<strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong>: Überwachung des Managements durch die<br />
Interne Revision<br />
4,33<br />
4,5<br />
4,0<br />
3,75<br />
3,50<br />
3,88<br />
3,5<br />
Bewertung der Untersuchungspartner<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
0,70<br />
0,49<br />
0,64<br />
0,48<br />
0,0<br />
DMO im<br />
Ministerium<br />
arithmet. Mittelwert<br />
Variationskoeffizient<br />
eigenständige dem<br />
Ministerium<br />
nachgeordnete DMO<br />
eigenständige<br />
nachgeordnete DMO<br />
in privatwirtschaftl.<br />
Rechtsform<br />
DMO in Zentralbank<br />
Abbildung 143: Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> bezogen auf die DMO: Organisationsmodellspezifische<br />
Bewertung des Parameters „Überwachung des Managements durch die<br />
Interne Revision“<br />
Auch durch die - aktuell jedoch kaum zur Überwachung des Managements <strong>ein</strong>gesetzte<br />
- Interne Revision wird die vorhandene Überwachungslücke nicht geschlossen.<br />
Zusammenfassend wird mit <strong>ein</strong>er Cluster-Analyse der internen Überwachungsinstrumente<br />
die Einhaltung der Mindestvoraussetzung analysiert, dass zumindest <strong>ein</strong> internes<br />
Überwachungsorgan je Untersuchungspartner effektiv <strong>ein</strong>gesetzt wird. Hierzu wird<br />
die Annahme getroffen, dass als „überhaupt nicht vorhanden“ oder „nicht vorhanden“<br />
bewertete Überwachungsinstrumente bei der Cluster-Analyse nicht berücksichtigt<br />
werden. 987<br />
987<br />
Nach den Bewertungen der Untersuchungspartner betreffend das Vorliegen der internen und externen<br />
Überwachungsorgane sind in <strong>ein</strong>em Land des Clusters A1 <strong>ein</strong>zelne interne Überwachungsorgane<br />
existent, aber diese sind nicht wirksam (vgl. Anlage 17-25). Insofern kann von <strong>ein</strong>er faktischen<br />
internen Überwachungslücke <strong>ein</strong>es Landes des Clusters A1 ausgegangen werden.
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 281<br />
Überwachung durch mindestens <strong>ein</strong> internes Überwachungsorgan<br />
100% 100% 100% 100%<br />
1<br />
0,9<br />
Anteil der Untersuchungspartner<br />
0,8<br />
0,7<br />
0,6<br />
0,5<br />
0,4<br />
0,3<br />
0,2<br />
0,1<br />
0<br />
50%<br />
A1 A2 B1 B2 C<br />
Abbildung 144: Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> bezogen auf die DMO: Organisationsmodellspezifische<br />
Bewertung des Parameters „Überwachung des Managements durch<br />
mindestens <strong>ein</strong> internes Organ“<br />
Abbildung 144 verdeutlicht, dass hinsichtlich des Clusters A1 (DMO im Ministerium,<br />
Umfang 2 Länder) nur in der Hälfte der Länder die Mindeststandards von zumindest<br />
<strong>ein</strong>em internen Überwachungsorgan <strong>ein</strong>gehalten wurden.<br />
Im Folgenden ist zu untersuchen, inwieweit die - bei fast allen Organisationsmodell-<br />
Clustern aufgetretenen, allerdings unterschiedlichen - Defizite der internen Überwachungsinstrumente<br />
durch die Überwachung durch <strong>ein</strong> mit Externen besetztes Aufsichtsgremium<br />
oder durch externe Überwachungs- bzw. Kontrollorgane kompensiert<br />
werden können. Mögliche Aufsichtsgremien sind <strong>ein</strong> Board of Directors (im Sinne <strong>ein</strong>es<br />
Aufsichts- oder Verwaltungsrats), <strong>ein</strong> Advisory Board (im Sinne <strong>ein</strong>es Beratungsausschusses)<br />
oder <strong>ein</strong> Audit Committee (im Sinne <strong>ein</strong>es Prüfungsausschusses). 988 Als<br />
mögliche externe Überwachungsorgane fungieren das Ministerium bzw. <strong>ein</strong>e Aufsichtsbehörde<br />
oder das Parlament bzw. <strong>ein</strong> Parlamentsausschuss. Mögliche externe<br />
Kontrollorgane sind der Rechnungshof bzw. <strong>ein</strong> externes Audit beispielsweise durch<br />
Wirtschaftsprüfer.<br />
Die Überwachung des Managements durch <strong>ein</strong> Aufsichtsgremium wird für die Organisationsmodelle<br />
„eigenständige dem Ministerium nachgeordnete DMO“ und „DMO in<br />
Zentralbank“ signifikant als „nicht vorhanden“; bei den übrigen Modellen wird der Faktor<br />
nicht-signifikant als „eher nicht vorhanden“ <strong>ein</strong>geschätzt:<br />
988<br />
Das in <strong>ein</strong>em Land vorhandene Benchmark Managing Komitees wird aufgrund s<strong>ein</strong>er Zusammensetzung<br />
(Mitglieder der DMO und des Ministeriums) und s<strong>ein</strong>es spezifischen Kontrollzwecks (Einhaltung<br />
der Zins<strong>kosten</strong>-Einsparvorgabe) wird das Gremium nicht als Aufsichtsgremium (im Sinne<br />
der externen Überwachung) bewertet (vgl. auch Rehm / Tholen (2005), S. 80).
282 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
<strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong>: Überwachung des Managements durch<br />
<strong>ein</strong> Aufsichtsgremium<br />
5,0<br />
4,33<br />
4,67<br />
4,50<br />
Bewertung der Untersuchungspartner<br />
4,5<br />
4,0<br />
3,5<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
0,67<br />
0,33<br />
3,63<br />
0,76<br />
0,47<br />
0,0<br />
DMO im<br />
Ministerium<br />
arithmet. Mittelwert<br />
Variationskoeffizient<br />
eigenständige dem<br />
Ministerium<br />
nachgeordnete<br />
DMO<br />
eigenständige<br />
nachgeordnete<br />
DMO in<br />
privatwirtschaftl.<br />
Rechtsform<br />
DMO in<br />
Zentralbank<br />
Abbildung 145: Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> bezogen auf die DMO: Organisationsmodellspezifische<br />
Bewertung des Parameters „Überwachung des Managements durch <strong>ein</strong><br />
Aufsichtsgremium“<br />
Die im bisherigen Verlauf der Forschungsarbeit identifizierte Überwachungslücke wird<br />
durch die überwiegend „eher nicht vorhandene“ Überwachung des Managements<br />
durch <strong>ein</strong> Aufsichtsgremium nicht wesentlich verringert. Insbesondere in Organisationsmodellen<br />
mit - aus der Auslagerung der DMO aus dem Ministerium resultierender -<br />
erhöhter Principal-Agent-Problematik kann <strong>ein</strong> Aufsichtsgremium diese Überwachungslücke<br />
reduzieren. 989 Diese Möglichkeit wird von den untersuchten Ländern<br />
weitgehend nicht genutzt.<br />
Eine Überwachung des Managements durch <strong>ein</strong>e Aufsichtsbehörde ist bei den Organisationsmodellen<br />
mit unterschiedlicher Signifikanz überwiegend „eher nicht vorhanden“.<br />
Beim Organisationsmodell „DMO in Zentralbank“ ist dieser Faktor signifikant „gar<br />
nicht vorhanden“:<br />
989<br />
Vgl. Eibelshäuser, B. (2011), S. 12ff.
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 283<br />
<strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong>: Überwachung des Managements durch <strong>ein</strong>e<br />
Aufsichtsbehörde<br />
6,0<br />
5,50<br />
Bewertung der Untersuchungspartner<br />
5,0<br />
4,0<br />
3,0<br />
2,0<br />
1,0<br />
4,33<br />
0,67<br />
4,00<br />
0,43<br />
3,83<br />
0,59<br />
0,13<br />
0,0<br />
DMO im Ministerium<br />
arithmet. Mittelwert<br />
Variationskoeffizient<br />
eigenständige dem<br />
Ministerium<br />
nachgeordnete DMO<br />
eigenständige<br />
nachgeordnete DMO<br />
in privatwirtschaftl.<br />
Rechtsform<br />
DMO in Zentralbank<br />
Abbildung 146: Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> bezogen auf die DMO: Organisationsmodellspezifische<br />
Bewertung des Parameters „Überwachung des Managements durch <strong>ein</strong>e<br />
Aufsichtsbehörde“<br />
Die identifizierte Überwachungslücke wird auch durch <strong>ein</strong>e mögliche Überwachung<br />
durch <strong>ein</strong>e Aufsichtsbehörde nicht geschlossen. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass<br />
<strong>ein</strong> Untersuchungspartner 990 optional als Überwachungsträger das Ministerium anführt<br />
und für diese Option erklärt, dass Organisationsmodell-übergreifend diese Überwachung<br />
vollumfänglich vorhanden sei. Die Auffassung steht im Widerspruch zu den<br />
überwiegenden Erkenntnissen dieser Erhebung betreffend die strategische Steuerung<br />
und Überwachung insbesondere bei Auslagerung der DMO aus dem Ministerium. Unter<br />
Plausibilitätsgesichtspunkten wird diese Einzelm<strong>ein</strong>ung bei der Analyse ausgeklammert.<br />
Hinsichtlich der Überwachung des Managements durch den Rechnungshof erklären<br />
die Untersuchungspartner für das Organisationsmodell „DMO im Ministerium“ <strong>ein</strong>heitlich,<br />
dass <strong>ein</strong>e Überwachung gar nicht stattfindet. Auch für das Modell „eigenständige,<br />
dem Ministerium nachgeordnete DMO“ erfolgt die signifikante Einschätzung „nicht<br />
vorhanden“. Die übrigen Modelle werden nicht-signifikant als „eher nicht vorhanden“<br />
bewertet:<br />
990<br />
Die externe Überwachung durch das Ministerium findet nach Angaben der Untersuchungspartner<br />
zu Fragestellung 7.1 in drei Ländern statt (<strong>ein</strong> Land aus Cluster B1 und die beiden Länder der<br />
Cluster B2 und C). Eine Bewertung nahm nur <strong>ein</strong> Land (Cluster B1) vor.
284 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
<strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong>: Überwachung des Managements durch den<br />
Rechnungshof<br />
6,00<br />
6,0<br />
5,00<br />
Bewertung der Untersuchungspartner<br />
5,0<br />
4,0<br />
3,0<br />
2,0<br />
1,0<br />
0,0<br />
0,00<br />
0,35<br />
3,83<br />
0,59<br />
4,00<br />
0,71<br />
DMO im Ministerium<br />
arithmet. Mittelwert<br />
Variationskoeffizient<br />
eigenständige dem<br />
Ministerium<br />
nachgeordnete DMO<br />
eigenständige<br />
nachgeordnete DMO<br />
in privatwirtschaftl.<br />
Rechtsform<br />
DMO in Zentralbank<br />
Abbildung 147: Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> bezogen auf die DMO: Organisationsmodellspezifische<br />
Bewertung des Parameters „Überwachung des Managements durch den<br />
Rechnungshof“<br />
Die nicht vorhandene Überwachung durch den Rechnungshof ist vor dem Hintergrund<br />
der identifizierten Überwachungslücke als sehr kritisch zu werten. 991 Inwieweit diese<br />
Lücke durch die - in drei Ländern vorgesehene - Prüfung durch Wirtschaftsprüfer<br />
eventuell im Einzelfall minimiert wird, kann ausgehend von der vorliegenden Datenbasis<br />
nicht beurteilt werden.<br />
Legt man bei der Cluster-Analyse die Annahmen zugrunde, dass<br />
1. <strong>ein</strong>e Kontrolle durch den Rechnungshof, die von den Untersuchungspartnern als<br />
„nicht vorhanden“ oder „überhaupt nicht vorhanden“ bewertet wird, nicht in die<br />
Analyse <strong>ein</strong>bezogen wird und<br />
2. die von drei Untersuchungspartnern angegebene Kontrolle durch den Wirtschaftsprüfer<br />
die Überwachungslücken minimieren wird,<br />
so ergibt sich das folgende Ergebnis:<br />
991<br />
Als Beispiel für <strong>ein</strong>e wirksame externe Kontrolle der Landesschulden ist der hessische Landesschuldenausschuss<br />
zu nennen. Dieser prüft unter Vorsitz des Präsidenten des Hessischen Rechnungshofs<br />
jährlich die Schuldenaufnahme und -verwaltung des Landes und veröffentlicht s<strong>ein</strong>e Ergebnisse<br />
im Landesschuldenbericht (vgl. Hessischer Rechnungshof (2012): Startseite, unter:<br />
http://www.rechnungshof-hessen.de/index.php?seite=landesschuldenausschuss.php&selected=<br />
25&selected2=122, Zugriff vom 8. Januar 2012).
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 285<br />
Überwachung durch externe Finanzkontrolle oder<br />
Wirtschaftsprüfer<br />
100% 100%<br />
Anteil der Untersuchungspartner<br />
1<br />
0,9<br />
0,8<br />
0,7<br />
0,6<br />
0,5<br />
0,4<br />
0,3<br />
0,2<br />
0,1<br />
0<br />
0% 0%<br />
60%<br />
A1 A2 B1 B2 C<br />
Abbildung 148: Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> bezogen auf die DMO: Organisationsmodellspezifische<br />
Bewertung des Parameters „Überwachung des Managements durch den<br />
Rechnungshof oder Wirtschaftsprüfer“<br />
Abbildung 148 verdeutlicht die bestehenden externen Überwachungslücken in den<br />
Clustern A1 und A2 sowie in Cluster B1. Aufgrund dieser externen Überwachungslücken<br />
können die im Cluster A1 vorhandenen internen Überwachungsdefizite nicht<br />
ausgeglichen werden.<br />
Die für das Organisationsmodell B2 zusätzlich bestehenden optionalen und nach den<br />
Antworten zur Fragestellung 7.1 genutzten Möglichkeiten zur erweiterten Jahresabschlussprüfung<br />
des Abschlussprüfers und zur unmittelbaren Unterrichtung durch den<br />
Rechnungshof wurde von dem <strong>ein</strong>zigen Land des Clusters B2 jeweils als vollumfänglich<br />
vorhanden bewertet.<br />
Mit Hilfe der dritten Fragestellung soll <strong>ein</strong>e pauschale Bewertung der Organisationsmodelle<br />
im Hinblick auf ihre Effektivität vorgenommen werden. Die Fragestellung wurde<br />
von sechs Untersuchungspartnern beantwortet. Die detaillierte deskriptive Analyse<br />
ist in Anlage 17-28 beigefügt. Ausweislich der Angaben der Untersuchungspartner ist<br />
das Organisationsmodell „eigenständige Behörde unterhalb des zuständigen Ministeriums“<br />
unter Effektivitätsgesichtspunkten signifikant am geeignetsten. Das Organisationsmodell<br />
„Organisations<strong>ein</strong>heit innerhalb des zuständigen Ministeriums“ wird signifikant<br />
als „eher wirkungsvoll“ und das Organisationsmodell „Organisations<strong>ein</strong>heit der<br />
Zentralbank“ signifikant als „eher nicht wirkungsvoll“ <strong>ein</strong>geschätzt:
286 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
Die wirkungsvollste Organisationsform des nationalen Debt Management ist ...<br />
4,5<br />
4,0<br />
4,20<br />
3,60<br />
Bewertung der Untersuchungspartner<br />
3,5<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
0,0<br />
2,80<br />
2,00<br />
0,47 0,45<br />
0,59 0,50<br />
<strong>ein</strong>e<br />
Organisations<strong>ein</strong>heit<br />
innerhalb des<br />
zuständigen<br />
Ministeriums<br />
<strong>ein</strong>e eigenständige<br />
Behörde unterhalb des<br />
zuständigen<br />
Ministeriums<br />
<strong>ein</strong>e eigenständige<br />
private Gesellschaft<br />
unter Aufsicht des<br />
zuständigen<br />
Ministeriums<br />
<strong>ein</strong>e<br />
Organisations<strong>ein</strong>heit<br />
der Zentralbank<br />
arithmet. Mittelwert<br />
Variationskoeffizient<br />
Abbildung 149: Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> bezogen auf die DMO: Bewertung der<br />
Effektivität der <strong>ein</strong>zelnen Organisationsmodelle<br />
Bei der Analyse der Fragestellung zeigt sich bei den meisten antwortenden Untersuchungspartnern<br />
die Tendenz, ihre individuelle Organisationsform als die Wirkungsvollste<br />
zu bewerten. Vor diesem Hintergrund sind die Einschätzungen insbesondere als<br />
Indikator für die Effektivität der jeweiligen Organisationsmodelle zu verstehen.<br />
5.3.3.9 Deskriptive Analyse betreffend den Umfang öffentlich zugänglicher Informationen<br />
Der Umfang der öffentlichen zugänglichen Informationen wird mit zwei Fragestellungen<br />
erhoben (vgl. Abschnitt 5.2.3.9). Die erste Fragestellung zielt auf die Ermittlung<br />
von Informationen über das Schuldenportfolio ab. Die zweite Fragestellung dient der<br />
Analyse der Zielsetzungen und Organisation des nationalen Debt Managements.<br />
Die erste Fragestellung wurde von allen zwölf Untersuchungspartnern beantwortet.<br />
Die Ergebnisse sind in Anlage 17-29 beigefügt. Danach lagen öffentlich zugängliche<br />
Informationen zu <strong>ein</strong>zelnen Merkmalen des Schuldenportfolios wie folgt vor:
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 287<br />
Informationen zum Schuldenportfolio<br />
Aktuelles Schuldenvolumen<br />
100%<br />
Entwicklung des Schuldenvolumens<br />
100%<br />
Anteil der festen und variablen Verzinsung<br />
67%<br />
Laufzeitenstruktur und durchschnittliche Restlaufzeit<br />
75%<br />
Gläubigerstruktur<br />
58%<br />
Währungsstruktur<br />
83%<br />
Risiken des Schuldenportfolios<br />
58%<br />
Ausgaben des Debt Managements<br />
50%<br />
Kosten des Debt Managements<br />
67%<br />
Prognose der künftigen Kosten- und Risikoentwicklung<br />
58%<br />
Abbildung 150: Deskriptive Analyse: Umfang der öffentlich zugänglichen Informationen zum Schuldenportfolio<br />
Abbildung 150 verdeutlicht die unterschiedlichen öffentlich zugänglichen Informationsstände.<br />
Während in allen untersuchten Ländern Informationen zum Schuldenportfolio<br />
und zu dessen Entwicklung öffentlich zugänglich waren, konnten die Zinsstruktur, die<br />
Gläubigerstruktur und die Währungsstruktur nur in rund zwei Dritteln bzw. in 58 Prozent<br />
der Länder von der Öffentlichkeit <strong>ein</strong>gesehen werden; die Laufzeitenstruktur wurde<br />
in drei Vierteln der Länder veröffentlicht. Informationen zu den Kosten bzw. Risiken<br />
des Debt Managements lagen nur in zwei Dritteln bzw. 58 Prozent der untersuchten<br />
Länder öffentlich zugänglich vor. 992<br />
Der öffentliche Zugang zu den erhobenen Portfolio-Merkmalen ist die Voraussetzung<br />
für <strong>ein</strong> transparentes Public Debt Management und dient - neben der Rechenschaftslegung<br />
gegenüber der Öffentlichkeit - insbesondere auch potentiellen Gläubigern zur<br />
Information (im Sinne des Investor Relations). Im weiteren Verlauf der Untersuchung<br />
soll analysiert werden, inwiefern sich diese Transparenz auf die Wirtschaftlichkeit des<br />
Debt Managements auswirkt.<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
Anteil der Untersuchungspartner<br />
992<br />
Eine Cluster-Analyse der öffentlich zugänglichen Informationsstände zeigt tendenziell <strong>ein</strong> umfassenderes<br />
Informationsangebot bei den Clustern A1, A2 und C. Die aus dem Ministerium ausgelagerten<br />
selbständigen DMO stellen tendenziell weniger Informationen - insbesondere hinsichtlich<br />
Kosten bzw. Ausgaben des Debt Managements - öffentlich zur Verfügung (vgl. Anlage 17-30).
288 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
Die zweite Fragestellung wurde von zehn Untersuchungspartnern beantwortet. Die<br />
Ergebnisse der Analyse sind in Anlage 17-30 dargestellt. Danach liegen Informationen<br />
zu den Zielen und der Organisation des nationalen Debt Managements in den untersuchten<br />
Ländern im folgenden Umfang vor:<br />
Informationen zu den Zielen und der Organisation des nationalen Debt Managements<br />
Aktuelle Zielsetzungen des Debt Managements<br />
100%<br />
Dem Debt Management zugrunde liegende<br />
Risikophilosophie<br />
70%<br />
Aufbau- bzw. Ablauforganisation der untersuchten<br />
Organisations<strong>ein</strong>heit<br />
100%<br />
Richtlinien für die Aufnahme von Schuldsch<strong>ein</strong>darlehen<br />
50%<br />
Richtlinien für die Emission von Anleihen<br />
70%<br />
Richtlinien für den Einsatz von Derivaten<br />
40%<br />
Methodik der Risikoermittlung und -bewertung<br />
20%<br />
Richtlinien und Vorgaben zur strategischen Steuerung und<br />
Überwachung<br />
40%<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
Anteil der Untersuchungspartner<br />
Abbildung 151: Deskriptive Analyse: Umfang der öffentlich zugänglichen Informationen zu den Zielen und<br />
der Organisation des nationalen Public Debt Managements<br />
Aus Abbildung 151 sind die Unterschiede zwischen den untersuchten Ländern erkennbar:<br />
Während alle Informationen zu den aktuellen Zielsetzungen des nationalen<br />
Debt Managements und zur jeweiligen Aufbau- und Ablauforganisation der DMO veröffentlichen,<br />
sind Richtlinien für den Einsatz von Derivaten oder betreffend die strategische<br />
Steuerung und Überwachung der DMO nur in vier Ländern öffentlich zugänglich.<br />
Die Methodik der Risikoermittlung und -bewertung ist nur in zwei Ländern für die<br />
Öffentlichkeit <strong>ein</strong>sehbar und nachvollziehbar. 993<br />
993<br />
Bei der Cluster-Analyse der vorhandenen Informationen zu den Zielsetzungen und der Organisation<br />
des nationalen Debt Managements zeigt sich insbesondere, dass das <strong>ein</strong>zige Land des Clusters<br />
C alle Informationen zu Verfügung stellt.
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 289<br />
Öffentlich zugängliche Informationen über die Ziele und Organisation des nationalen<br />
Debt Managements dienen - neben der Rechenschaftslegung gegenüber der Öffentlichkeit<br />
- insbesondere auch zur Information von potentiellen Gläubigern. Inwiefern die<br />
Unterschiede zwischen den <strong>ein</strong>zelnen Ländern - signifikant - Auswirkungen auf die<br />
Wirtschaftlichkeit des Debt Managements haben, wird Gegenstand der weiteren Analyse<br />
s<strong>ein</strong> (vgl. Abschnitt 5.4).<br />
5.3.3.10 Übergreifende Anmerkungen<br />
Zwei Untersuchungspartner nutzten die Möglichkeit, übergreifende Anmerkungen anzufügen.<br />
Ein Untersuchungspartner erklärte, dass das Organisationsmodell nicht so<br />
wichtig sei wie die Kopplung von Verantwortung an Kompetenz (und umgekehrt). In<br />
jedem Fall seien Überwachung und Controlling notwendig.<br />
Der andere Untersuchungspartner verwies darauf, dass die Modernisierung der Public<br />
Debt Management-Infrastruktur auf den Erkenntnissen des World Bank Technical Assistance<br />
Projects beruhe.<br />
Die erste Anmerkung unterstreicht insbesondere die Wichtigkeit der Überwachung und<br />
des Controllings für das Public Debt Management. Damit wird auch die Richtigkeit des<br />
bei dieser Forschungsarbeit gewählten Untersuchungsansatzes, der sich insbesondere<br />
durch <strong>ein</strong>e vertiefte Analyse der strategischen Steuerung und Überwachung des<br />
Public Debt Managements auszeichnet, untermauert. Die Aussage hinsichtlich der<br />
hohen Priorität der Kopplung von Verantwortung und Kompetenz beschreibt die Voraussetzungen<br />
für die erfolgreiche Delegation von wahrzunehmenden Aufgaben 994 , die<br />
<strong>ein</strong> wichtiger Baust<strong>ein</strong> für <strong>ein</strong> eigenständiges operatives Public Debt Management<br />
ist. 995<br />
5.3.3.11 Einverständnis hinsichtlich der Nutzung der erhobenen Daten<br />
Die Untersuchungspartner wurden am Ende des Erhebungsbogens gebeten, ihr Einverständnis<br />
hinsichtlich des Umfangs der Veröffentlichung der erhobenen Daten abzugeben.<br />
Die Frage wurde von allen Untersuchungspartnern beantwortet (vgl. Anlage<br />
17-31). Danach stellt sich das Einverständnis zur Veröffentlichung der übersandten<br />
Daten wie folgt dar:<br />
994<br />
995<br />
Vgl. Schedler / Proeller (2003), S. 79ff.<br />
Vgl. auch Currie / Dethier / Togo (2003), S. 30.
290 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
Mit <strong>ein</strong>er ausschließlichen Nutzung und Veröffentlichung der<br />
übersandten Daten<br />
für den Zweck dieser Forschungsarbeit bin ich ...<br />
1<br />
<strong>ein</strong>verstanden.<br />
5<br />
6<br />
nicht <strong>ein</strong>verstanden. Ich erlaube<br />
lediglich <strong>ein</strong>e anonyme<br />
Darstellung.<br />
nicht <strong>ein</strong>verstanden hinsichtlich<br />
bestimmter (Teil-)Fragen. Ich<br />
erlaube bei diesen (Teil-)Fragen<br />
lediglich <strong>ein</strong>e anonyme<br />
Darstellung.<br />
Legende: Anteil der Untersuchungspartner<br />
Abbildung 152: Einverständnis der Untersuchungspartner zur Veröffentlichung der erhobenen Daten<br />
Sechs Länder waren mit <strong>ein</strong>er Veröffentlichung der übermittelten Daten für Zwecke<br />
dieser Forschungsarbeit <strong>ein</strong>verstanden. Fünf Untersuchungspartner erlaubten lediglich<br />
<strong>ein</strong>e anonyme Darstellung der erhobenen Daten. Ein Land gestattete die Veröffentlichung<br />
der Daten mit Ausnahme der übermittelten Daten zu den Kooperationen mit<br />
anderen Institutionen; diesbezüglich wurde lediglich <strong>ein</strong>e anonyme Darstellung erlaubt.<br />
Um die von fast der Hälfte der Untersuchungspartner geforderte Anonymität gewährleisten<br />
zu können, wird in dieser Forschungsarbeit bei allen mit Hilfe des Erhebungsbogens<br />
erhobenen Daten <strong>ein</strong>e vollumfängliche anonyme Darstellung aller Untersuchungspartner<br />
gewählt. Andernfalls wären bei <strong>ein</strong>zelnen Fragestellungen - infolge der<br />
teilweise geringen Stichprobengrößen - Rückschlüsse aus den <strong>ein</strong>zelnen Ländern<br />
namentlich zugeordneten Daten auf die Identität der anderen anonym dargestellten<br />
Länder möglich.<br />
5.4 Zusammenhänge zwischen Kredit<strong>kosten</strong> bzw. Risiko und möglichen strategischen<br />
<strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
Aufbauend auf den in Abschnitt 5.3.3 dargestellten Daten sowie den beschriebenen<br />
Merkmalen der Stichproben und der <strong>ein</strong>zelnen Organisationsmodell-Cluster wird im<br />
Folgenden mit Hilfe des Instruments der Regressionsanalyse untersucht, inwieweit
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 291<br />
sich Zusammenhänge zwischen den Kredit<strong>kosten</strong> oder Risiken <strong>ein</strong>erseits und <strong>ein</strong>zelnen<br />
möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> oder Organisationsmodell-Cluster andererseits<br />
feststellen lassen. 996<br />
Nach BLEYMÜLLER stellt die Regressionsanalyse <strong>ein</strong>e Methode zur „Untersuchung<br />
von Abhängigkeiten zwischen metrisch skalierten Merkmalen“, den quantitativen Variablen,<br />
dar. 997 Aufgabe der Regressionsanalyse ist die Bestimmung, der „Art der Abhängigkeit“<br />
zwischen den untersuchten Variablen und die Darstellung dieser Abhängigkeit<br />
als mathematische Funktion. 998 Zu unterscheiden sind die Einfachregression<br />
und die Mehrfachregression. Bei der Einfachregression wird der Zusammenhang zwischen<br />
zwei Variablen untersucht. 999 Dieser Zusammenhang zwischen <strong>ein</strong>er zu erklärenden<br />
Variablen y und der diese Variable erklärenden Variablen x lässt sich mit <strong>ein</strong>er<br />
linearen Regressionsfunktion y = b 1 + b 2 x darstellen. 1000 Mit Hilfe der Mehrfachregression<br />
wird die Abhängigkeit zwischen <strong>ein</strong>er zu erklärenden Variablen y und mehreren<br />
erklärenden Variablen x 1 , x 2 , x 3 bis x n untersucht. 1001 Diese Abhängigkeit kann mit Hilfe<br />
der Regressionsfunktion y = b 1 + b 2 x 1 + b 3 x 2 + b 4 x 3 + W. + b n x (n-1) abgebildet<br />
werden. 1002<br />
Mit Hilfe der Regressionsanalyse soll jene Funktion ermittelt werden, die die Streuung<br />
der Stichprobe, in Abbildung 153 als Punktewolke dargestellt, am Besten erklärt. 1003<br />
zu erklärende<br />
Variable<br />
zu erklärende<br />
Variable<br />
Y = b 1 + b 2 x<br />
b 1<br />
erklärende<br />
Variable<br />
erklärende<br />
Variable<br />
Abbildung 153: Regressionsanalyse: Punktewolke und Regressionsgerade (in Anlehnung an SCHÄFER /<br />
BURGER / SIEG).<br />
996<br />
Vgl. Fricke (2005), S. 129.<br />
997<br />
Bleymüller (1996), S. 139.<br />
998<br />
Bleymüller (1996), S. 139; vgl. Bleymüller (1996), S. 139ff.; vgl. auch Schäfer / Burger / Sieg<br />
(2006), S. 30.<br />
999<br />
Vgl. Bleymüller (1996), S. 139.; vgl. auch Schäfer / Burger / Sieg (2006), S. 30.<br />
1000 Vgl. Bleymüller (1996), S. 140 sowie Fricke (2005), S. 132.<br />
1001 Vgl. Bleymüller (1996), S. 139 sowie Fricke (2005), S. 129.<br />
1002 Vgl. auch Fricke (2005), S. 149 sowie Schäfer / Burger / Sieg (2006), S. 30.<br />
1003 Vgl. Schäfer / Burger / Sieg (2006), S. 30.
292 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
In Abbildung 153 sind im linken Koordinatensystem exemplarisch Werte der zwölf Untersuchungspartner<br />
als Punktwolke dargestellt. Jeder Punkt dieser Punktewolke ist<br />
durch <strong>ein</strong>en y-Wert, die zu erklärende Variable (z.B. die Kosten des Debt Managements),<br />
und durch <strong>ein</strong>en x-Wert, die erklärende Variable (beispielsweiseweise den<br />
Umfang der zulässigen Finanzinstrumente) charakterisiert. Im rechten Koordinatensystem<br />
ist durch diese Punktewolke die Regressionsgerade y = b 1 + b 2 x gelegt (mit<br />
b1 als y-Achsenabschnitt und b 2 als Steigung der Regressionsgerade). 1004 Auf Basis<br />
der Methode der kl<strong>ein</strong>sten Quadrate wird jene Gerade gesucht, die die (quadrierte)<br />
Abweichung der <strong>ein</strong>zelnen Punkte von der Regressionsgerade minimiert. 1005<br />
Zur Bewertung der Aussagekraft der Regressionsgeraden wird das - aus der Korrelation<br />
der Variablen ermittelte - Bestimmtheitsmaß herangezogen: 1006 Die Korrelation<br />
beurteilt die Stärke der Abhängigkeit zwischen zwei Variablen: Sie kann dabei Werte<br />
zwischen +1 und -1 <strong>ein</strong>nehmen: <strong>ein</strong>e Korrelation von +1 signalisiert <strong>ein</strong>e vollständige<br />
Abhängigkeit, <strong>ein</strong>e Korrelation von -1 signalisiert <strong>ein</strong>e vollständige, gegenläufige Abhängigkeit.<br />
Beträgt die Korrelation null, so besteht k<strong>ein</strong> Zusammenhang zwischen den<br />
beiden Variablen. 1007<br />
Das Bestimmtheitsmaß entspricht der quadrierten Korrelation und beschreibt die durch<br />
die Regressionsanalyse gegenüber der Mittelwertrechnung erzielte Verbesserung der<br />
Streuung. 1008 Das Bestimmtheitsmaß kann Werte zwischen null Prozent und 100 Prozent<br />
<strong>ein</strong>nehmen. Bei <strong>ein</strong>em Bestimmtheitsmaß von 100 Prozent werden alle Werte<br />
durch die Regressionsfunktion erklärt, d.h. es existiert k<strong>ein</strong>e Reststreuung und die<br />
Summe der quadrierten Abweichungsquadrate ist gleich null. Hingegen führt bei <strong>ein</strong>em<br />
Bestimmtheitsmaß von null Prozent die Regressionsfunktion zu k<strong>ein</strong>er Reduzierung<br />
der Reststreuung gegenüber der Ursprungsstreuung der Stichprobe. 1009<br />
Nach FRICKE ist jedes Bestimmtheitsmaß größer null als Kalkulationsgrundlage geeignet,<br />
da „auch <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Bestimmtheitsmaß (W) - bei geringer Auswirkung der Einflussgröße<br />
- immer noch besser als der Mittelwert“ ist, „dessen Bestimmtheitsmaß definitionsgemäß“<br />
null ist. 1010<br />
Inwieweit die für die untersuchte Stichprobe festgestellten und mit dem Bestimmtheitsmaß<br />
beurteilten Zusammenhänge sich auf die unbekannte Grundgesamtheit<br />
übertragen lassen, kann mit Hilfe von Signifikanzprüfungen untersucht werden. 1011<br />
1004 Vgl. Schäfer / Burger / Sieg (2006), S. 30.<br />
1005 Vgl. Fricke (2005), S. 132ff. sowie Schäfer / Burger / Sieg (2006), S. 30.<br />
1006 Vgl. Fricke (2005), S. 136ff.<br />
1007 Vgl. Fricke (2005), S. 140.<br />
1008 Vgl. Fricke (2005), S. 142ff.<br />
1009 Vgl. Fricke (2005), S. 144f.<br />
1010 Fricke (2005), S. 145.<br />
1011 Vgl. Albers / Skiera (1998), S. 5ff.
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 293<br />
Hierzu wird die Annahme getroffen, dass die - nicht durch die Regressionsfunktion<br />
erklärten - Residualgrößen normalverteilt sind, und <strong>ein</strong> Signifikanzniveau definiert. 1012<br />
Für die Zwecke dieser Forschungsarbeit wird <strong>ein</strong> Signifikanzniveau von 5 Prozent<br />
(dies entspricht <strong>ein</strong>em Vertrauensbereich von 95 Prozent) gewählt. Es werden die - zu<br />
widerlegende - Nullhypothese, dass k<strong>ein</strong> Zusammenhang zwischen den untersuchten<br />
Variablen besteht, sowie die Alternativhypothese, dass <strong>ein</strong> Zusammenhang zwischen<br />
den Variablen besteht, aufgestellt. Wird diese Nullhypothese widerlegt, so ist die Alternativhypothese<br />
gültig und der - für die Stichprobe - festgestellte Zusammenhang ist<br />
auch für die unbekannte Grundgesamtheit signifikant. 1013 Die Signifikanzprüfung hinsichtlich<br />
des für die Grundgesamtheit geltenden Zusammenhangs zwischen der zu<br />
erklärenden Variablen und den erklärenden Variablen erfolgt mit Hilfe des F-Tests<br />
nach der folgenden Formel: 1014<br />
Bestimmtheitsmaß<br />
F-Wert (empirisch) =<br />
Anzahl der<br />
Regressionskoeffizienten<br />
1 - Bestimmtheitsmaß<br />
Anzahl der Stichprobenwerte<br />
- Anzahl der Regressionskoeffizienten - 1<br />
Formel 16: F-Wert (empirisch; in Anlehnung an ALBERS / SKIERA)<br />
Dem nach Formel 16 ermittelten empirischen F-Wert wird der für das gewählte Signifikanzniveau<br />
sowie dem Freiheitsgrad 1015 der Stichprobe entsprechende kritische Wert<br />
gegenübergestellt. 1016 Ist der empirische F-Wert größer als der kritische F-Wert, so ist<br />
die Nullhypothese widerlegt.<br />
Falls mit Hilfe des F-Tests <strong>ein</strong> signifikanter Zusammenhang zwischen den zu erklärenden<br />
und den erklärenden Variablen festgestellt wird, wird im Anschluss die Signifikanz<br />
der <strong>ein</strong>zelnen Regressionskoeffizienten mit Hilfe des t-Tests untersucht. 1017 Dabei<br />
werden - analog zum F-Test - für jeden Regressionskoeffizienten <strong>ein</strong>e zu widerlegende<br />
Nullhypothese, wonach k<strong>ein</strong> Zusammenhang zwischen den Variablen besteht,<br />
1012 Vgl. Albers / Skiera (1998), S. 5.<br />
1013 Vgl. auch Bleymüller (1996), S. 152.<br />
1014 Vgl. Albers / Skiera (1998), S. 6.<br />
1015 Vgl. auch Sachs (2003), S. 209ff.<br />
1016 Vgl. Sachs (2003), S. 210f.; vgl. auch Bleymüller (1996), S. 152.<br />
1017 Vgl. auch Fricke (2005), S. 258.
294 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
und <strong>ein</strong>e entgegengesetzte Alternativhypothese aufgestellt. 1018 Durch Gegenüberstellung<br />
des mit Hilfe von Regressionstabellen anhand des gewählten Signifikanzniveaus<br />
und der Freiheitsgrade ermittelten kritischen t-Wertes und des empirischen t-Wertes<br />
kann - analog zu der Vorgehensweise beim F-Test - die Signifikanz der <strong>ein</strong>zelnen<br />
Regressionskoeffizienten ermittelt werden.<br />
Die mit Hilfe der Regressionsanalyse festgestellten und mit Hilfe der F- und t-Tests<br />
bestätigten signifikanten quantitativen Zusammenhänge werden im Anschluss <strong>ein</strong>er<br />
qualitativen Plausibilisierung unterzogen. Hierbei werden die erzielten Ergebnisse inhaltlich<br />
analysiert.<br />
5.4.1 Empirische Plausibilität<br />
Bei der Analyse der empirischen Plausibilität mit Hilfe der Regressionsanalyse werden<br />
lineare Zusammenhänge unterstellt, das heißt es werden <strong>ein</strong>- und mehrdimensionale<br />
lineare Regressionsmodelle <strong>ein</strong>gesetzt.<br />
Ausgehend von der Fragestellung und den Zielsetzungen dieser Forschungsarbeit<br />
werden die folgenden potentiellen Zusammenhänge zwischen Kosten bzw. Risiko und<br />
<strong>ein</strong>zelnen möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> mit Hilfe der Regressionsanalyse<br />
analysiert: 1019<br />
• Zusammenhang zwischen Kredit<strong>kosten</strong>, Risiko bzw. Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index<br />
und Organisationsmodell,<br />
• Zusammenhang zwischen Kredit<strong>kosten</strong>, Risiko bzw. Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index<br />
und Überwachung,<br />
• Zusammenhang zwischen Kredit<strong>kosten</strong>, Risiko bzw. Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index<br />
und zulässigem Instrumenten<strong>ein</strong>satz,<br />
• Zusammenhang zwischen Kredit<strong>kosten</strong>, Risiko bzw. Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index<br />
und genutztem Instrumenten<strong>ein</strong>satz,<br />
• Zusammenhang zwischen Kredit<strong>kosten</strong>, Risiko bzw. Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index<br />
und Kostentransparenz,<br />
• Zusammenhang zwischen Kredit<strong>kosten</strong>, Risiko bzw. Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index<br />
und Risikotransparenz,<br />
• Zusammenhang zwischen Kredit<strong>kosten</strong>, Risiko bzw. Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index<br />
und Aktiver Risiko-Steuerung,<br />
• Zusammenhang zwischen Kredit<strong>kosten</strong>, Risiko bzw. Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index<br />
und Besoldung des DMO-Personals,<br />
1018 Vgl. Albers / Skiera (1998), S. 6 sowie Bleymüller (1996), S. 152.<br />
1019 Vgl. Sachs (2003), S. 210 zu den für die F- und t-Tests zugrunde gelegten Regressionstabellen.
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 295<br />
• Zusammenhang zwischen Kredit<strong>kosten</strong>, Risiko bzw. Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index<br />
und dem Einsatz von externem Know-How,<br />
• Zusammenhang zwischen Kredit<strong>kosten</strong>, Risiko bzw. Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index<br />
und dem Aufgabenumfang der DMO,<br />
• Zusammenhang zwischen Risiko und Relevanz der Zielsetzung „ausgeglichene<br />
Laufzeitstruktur“ sowie<br />
• Zusammenhang zwischen Verwaltungskultur und Organisationsmodell.<br />
Die Ergebnisse der durchgeführten Regressionsanalysen sind in Anlage 18 beigefügt.<br />
Im Folgenden werden zu jedem untersuchten Zusammenhang die aussagekräftigsten<br />
Regressionsergebnisse dargestellt. 1020 Dabei wird - neben signifikanten und nichtsignifikanten<br />
Zusammenhängen (auf Basis der F- und t-Tests) - bei den für die Stichprobe,<br />
aber nicht für die unbekannte Grundgesamtheit signifikanten Zusammenhängen<br />
zusätzlich in relevante und nicht-relevante Zusammenhänge unterschieden: Als<br />
„relevant“ wird für die Zwecke dieser Forschungsarbeit <strong>ein</strong> (nicht-signifikanter) Zusammenhang<br />
ab <strong>ein</strong>em Bestimmtheitsmaß von 10 Prozentpunkten definiert.<br />
• Zusammenhang zwischen Kredit<strong>kosten</strong> und Organisationsmodell<br />
Untersucht wird der mögliche Zusammenhang zwischen den relativen Kredit<strong>kosten</strong>,<br />
d.h. dem prozentualen Anteil der jährlichen Kredit<strong>kosten</strong> an den Gesamtschulden (als<br />
der zu erklärenden Variablen) und dem gewählten Organisationsmodell (als der erklärenden<br />
Variablen). Zur Abbildung der Organisationsmodell-Wahl wird <strong>ein</strong>e Bewertung<br />
der <strong>ein</strong>zelnen Cluster auf <strong>ein</strong>er Skala von 0 bis 1 vorgenommen: Dabei werden die<br />
Organisationsmodelle - in Anlehnung an ihre organisatorische Eigenständigkeit bzw.<br />
Unabhängigkeit vom Ministerium - des Clusters A1 (DMO als Linien-<br />
Organisations<strong>ein</strong>heit des Ministeriums) mit dem Indikator 0, des Clusters A2 (DMO als<br />
agency innerhalb des Ministeriums) mit dem Indikator 0,75, des Clusters B1 (DMO als<br />
eigenständige, dem Ministerium nachgeordnete Organisations<strong>ein</strong>heit) mit dem Indikator<br />
0,8, des Clusters B2 (DMO als eigenständige Organisations<strong>ein</strong>heit in privatwirtschaftlicher<br />
Rechtsform) mit dem Indikator 0,9 sowie des Clusters C (DMO als Organisations<strong>ein</strong>heit<br />
in der Zentralbank) mit dem Indikator 0,8 bewertet. 1021<br />
Als Ergebnis der Regressionsanalyse ergibt sich die folgende Funktion:<br />
Relative Kredit<strong>kosten</strong> = 0,0317 + 0,0188 * Organisationsmodell-Indikator<br />
1020 Im Rahmen der empirischen Plausibilisierung mit Hilfe der Regressionsanalyse wurden für die<br />
analysierten Zusammenhänge jeweils mehrere Regressionsmodelle verprobt. Dargestellt werden<br />
lediglich die signifikanten bzw. nicht-signifikanten, aber aussagekräftigen Ergebnisse.<br />
1021 Es wurden unterschiedliche Bewertungsmodelle verprobt. Dieses Bewertungsmodell führte zu dem<br />
höchsten signifikanten Ergebnis.
296 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
Danach wird der Organisationsmodell-Indikator mit <strong>ein</strong>em Kredit<strong>kosten</strong>-Faktor von<br />
1,88 Prozentpunkten multipliziert. Die Funktion hat <strong>ein</strong> Bestimmtheitsmaß von 45,26<br />
Prozent. Der empirische F-Wert übersteigt mit 8,2693 den kritischen F-Wert von 4,96.<br />
Der empirische t-Wert des Organisationsmodell-Indikators übersteigt mit 2,876 den<br />
kritischen Wert von 2,282. Die Nullhypothesen werden somit widerlegt.<br />
Im Ergebnis besteht <strong>ein</strong> signifikanter Zusammenhang zwischen den relativen Kredit<strong>kosten</strong><br />
und dem gewählten Organisationsmodell.<br />
• Zusammenhang zwischen Risiko und Organisationsmodell<br />
Untersucht wird der mögliche Zusammenhang zwischen dem relativen Gesamt<strong>risiko</strong>,<br />
d.h. dem prozentualen Anteil des Gesamt<strong>risiko</strong>s an den Gesamtschulden, als der zu<br />
erklärenden Variablen und dem gewählten Organisationsmodell und den Gesamtschulden<br />
je Punkt des Bruttoinlandsprodukts als den erklärenden Variablen. 1022 Zur<br />
Abbildung der Organisationsmodell-Wahl wird <strong>ein</strong>e Bewertung der <strong>ein</strong>zelnen Cluster<br />
auf <strong>ein</strong>er Skala von 0 bis 1 - spiegelbildlich zu dem bei der Analyse der Kredit<strong>kosten</strong><br />
verwendeten Bewertungsmodell - vorgenommen. Als Ergebnis der Regressionsanalyse<br />
ergibt sich die folgende Funktion:<br />
Relatives<br />
Gesamt<strong>risiko</strong> = + 0,1051 + 0,5091 * Organisationsmodell-Indikator<br />
- 0,00000000002 * relative Gesamtschulden<br />
Das Bestimmtheitsmaß der Funktion beträgt lediglich 5,06 Prozent. Bei <strong>ein</strong>em empirischen<br />
F-Wert von 0,2398 und <strong>ein</strong>em kritischen F-Wert von 4,26 lässt die Stichprobe<br />
k<strong>ein</strong>en Rückschluss auf die unbekannte Grundgesamtheit zu.<br />
Die Nullhypothese wird nicht widerlegt. Es besteht k<strong>ein</strong> signifikanter Zusammenhang<br />
zwischen dem relativem Gesamt<strong>risiko</strong> und dem gewählten Organisationsmodell.<br />
• Zusammenhang zwischen Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index und Organisationsmodell<br />
Analysiert wird die mögliche Korrelation zwischen dem Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index (vgl.<br />
Abschnitt 3.4) als der zu erklärenden Variablen und dem gewählten Organisationsmodell<br />
als der erklärenden Variablen. Für die Abbildung des Organisationsmodell-<br />
Clusters wird <strong>ein</strong>e Bewertung der <strong>ein</strong>zelnen Cluster auf <strong>ein</strong>er Skala von 0 bis 1 - ana-<br />
1022 Die Gesamtschulden werden in das Regressionsmodell aufgenommen, da sich bei der Analyse<br />
zeigte, dass dadurch das Bestimmtheitsmaß der Funktion steigt. Nach WIESE verfügen „große“<br />
Staaten wie Deutschland, Italien oder Groß-Britannien eher über <strong>ein</strong>e autonome Schuldenstrukturpolitik<br />
als „kl<strong>ein</strong>e“ Staaten, die sich stärker an den internationalen Kapitalmarktbedingungen orientieren<br />
müssen (vgl. Wiese (2000), S. 155).
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 297<br />
log zu dem bei der Analyse der Kredit<strong>kosten</strong> verwendeten Bewertungsmodell - vorgenommen.<br />
1023 Diese Annahme führt zu folgender Regressionsfunktion:<br />
Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index = - 116.561.018,17 + 0,002 * Gesamtschulden<br />
+ 534.969.089,7 * Organisationsmodell-Indikator<br />
Das Bestimmtheitsmaß der Regressionsfunktion beträgt 83,64 Prozent. Der empirische<br />
F-Wert übersteigt mit 23,02 deutlich den kritischen Wert von 4,26. Der t-Test<br />
identifiziert bei empirischen t-Werten von 6,26 (Gesamtschulden) und 1,51 (Organisationsmodell-Indikator)<br />
bei <strong>ein</strong>em kritischen t-Wert von 2,262 die Signifikanz des Regressionsfaktors<br />
„Gesamtschulden“ sowie die Nicht-Signifikanz des Regressionsfaktors<br />
„Organisationsmodell-Indikator“.<br />
• Zusammenhang zwischen Kredit<strong>kosten</strong> und Überwachung<br />
Zur Analyse des möglichen Zusammenhangs zwischen den relativen Kredit<strong>kosten</strong> und<br />
der Überwachung des operativen Debt Managements wurden alle bei der Fragestellung<br />
8 analysierten Merkmale hinsichtlich ihrer Korrelation mit den relativen Kredit<strong>kosten</strong><br />
untersucht. Bei der Analyse des Zusammenhangs zwischen den relativen Kredit<strong>kosten</strong><br />
und <strong>ein</strong>zelnen Überwachungsmerkmalen wurden teilweise relevante Bestimmtheitsmaße<br />
(z.B. rund 28 Prozent hinsichtlich des Überwachungsmerkmals „Eindeutige<br />
Festlegung von Limits durch das Ministerium“, rund 21 Prozent für das Merkmal<br />
„Überwachung mit Hilfe des Controllings“ oder rund 20 Prozent für das Merkmal<br />
„Überwachung durch das Interne Kontrollsystem“) für die erhobenen Stichproben identifiziert.<br />
Allerdings bestanden aufgrund der F-Tests k<strong>ein</strong>e signifikanten Zusammenhänge<br />
zwischen den Variablen hinsichtlich der unbekannten Grundgesamtheit.<br />
• Zusammenhang zwischen Risiko und Überwachung<br />
Bei der Analyse des Zusammenhangs zwischen dem relativen Gesamt<strong>risiko</strong> und <strong>ein</strong>zelnen<br />
Überwachungsmerkmalen werden meist nur geringe Bestimmtheitsmaße für<br />
die erhobenen Stichproben identifiziert. Lediglich hinsichtlich des Überwachungsmerkmals<br />
„Überwachung durch <strong>ein</strong> Risikomanagementsystem“ wird <strong>ein</strong> Bestimmtheitsmaß<br />
von rund 15 Prozent festgestellt, allerdings kann infolge des geringen<br />
empirischen F-Wertes die Nullhypothese des F-Tests nicht verworfen werden. Deshalb<br />
besteht auch hinsichtlich dieses Überwachungsmerkmals k<strong>ein</strong> signifikanter Zusammenhang<br />
zum relativen Gesamt<strong>risiko</strong> hinsichtlich der unbekannten Grundgesamtheit.<br />
1023 Die vorgenommene Bewertung (mit den zusätzlich aufgenommenen Gesamtschulden) führt zu<br />
deutlich signifikanteren Funktionen mit <strong>ein</strong>em hohen Bestimmtheitsmaß. Hingegen führte die bei<br />
der Analyse des Kredit<strong>kosten</strong>-Zusammenhangs getroffene Annahme zu <strong>ein</strong>em nicht signifikanten<br />
Zusammenhang bei <strong>ein</strong>em Bestimmtheitsmaß von rund neun Prozent.
298 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
• Zusammenhang zwischen Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index und Überwachung<br />
Der Zusammenhang zwischen Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index und dem Überwachungsmerkmal<br />
„Eindeutige Risikovorgaben durch das Ministerium“ lässt sich mit der folgenden<br />
Regressionsfunktion abbilden: 1024<br />
Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index = 1.316.377.667 - 1.289.561.359 * Überwachungs-<br />
Indikator „Eindeutige Risikovorgabe durch das Ministerium“<br />
Das Bestimmtheitsmaß beträgt 43,26 Prozent. Der empirische F-Wert übersteigt mit<br />
7,626 den kritischen F-Wert von 4,96. Allerdings ist der empirische t-Wert mit - 2,762<br />
kl<strong>ein</strong>er als der kritische t-Wert von 2,282. Die Nullhypothese ist somit nicht widerlegt,<br />
d.h. es besteht für die unbekannte Grundgesamtheit k<strong>ein</strong> signifikanter Zusammenhang<br />
zwischen dem Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index und dem Überwachungsmerkmal „Eindeutige<br />
Risikovorgaben durch das Ministerium“.<br />
Bei der weiteren Analyse des Zusammenhangs zwischen dem normierten Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index<br />
1025 und <strong>ein</strong>zelnen Überwachungsmerkmalen werden lediglich geringe<br />
Bestimmtheitsmaße für die erhobenen Stichproben identifiziert. Aufgrund der geringen<br />
empirischen F-Werte können die Nullhypothesen des F-Tests nicht widerlegt werden.<br />
Deshalb bestehen zwischen dem normierten Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index und den <strong>ein</strong>zelnen<br />
Überwachungsmerkmalen k<strong>ein</strong>e - für die unbekannte Grundgesamtheit - signifikanten<br />
Zusammenhänge.<br />
• Zusammenhang zwischen Kredit<strong>kosten</strong>, Risiko bzw. Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-<br />
Index und zulässigem bzw. tatsächlichem Instrumenten<strong>ein</strong>satz<br />
Bei der Analyse des Zusammenhangs zwischen den relativen Kredit<strong>kosten</strong>, dem relativen<br />
Gesamt<strong>risiko</strong> bzw. dem normierten Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index und dem zulässigen<br />
Instrumente-Einsatz werden relevante Bestimmtheitsmaße (rund 27 Prozent hinsichtlich<br />
der relativen Kredit<strong>kosten</strong>, rund 16 Prozent hinsichtlich des relativen Gesamt<strong>risiko</strong>s<br />
und rund 28 Prozent hinsichtlich des normierten Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index) für<br />
die erhobenen Stichproben identifiziert. Allerdings bestehen ausweislich der F-Tests<br />
hinsichtlich der unbekannten Grundgesamtheit k<strong>ein</strong>e signifikanten Zusammenhänge<br />
zwischen den Variablen.<br />
Hinsichtlich der möglichen Zusammenhänge zwischen den relativen Kredit<strong>kosten</strong>,<br />
dem relativen Gesamt<strong>risiko</strong> bzw. den normierten Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index und dem<br />
Umfang der tatsächlich genutzten Instrumente werden nur geringe Bestimmtheitsma-<br />
1024 Dabei nimmt der Überwachungs-Indikator den Wert 1 <strong>ein</strong>, falls <strong>ein</strong>deutige Risikovorgaben des Ministeriums<br />
existieren. Andernfalls hat dieser Indikator den Wert 0.<br />
1025 Der normierte Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index wird durch Division des Kredit-Kosten-Risiko-Indexes<br />
durch die Höhe der Gesamtschulden zum Stichtag 31. Dezember 2010 ermittelt. Der normierte Index<br />
besitzt gegenüber dem nicht-normierten Index den Vorteil, dass die absolute Höhe der Kosten<br />
und Risiken in Relation zu den absoluten Gesamtschulden gesetzt und somit relativiert werden.
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 299<br />
ße für die erhobenen Stichproben identifiziert. Zudem existieren aufgrund der geringen<br />
empirischen F-Werte hinsichtlich der unbekannten Grundgesamtheit k<strong>ein</strong>e signifikanten<br />
Zusammenhänge zwischen den Variablen.<br />
• Zusammenhang zwischen Kredit<strong>kosten</strong>, Risiko oder Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-<br />
Index und Kostentransparenz<br />
Bei der Analyse des Zusammenhangs zwischen den relativen Kredit<strong>kosten</strong>, dem relativen<br />
Gesamt<strong>risiko</strong> bzw. dem normierten Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index und der Kostentransparenz<br />
1026 werden teilweise relevante Bestimmtheitsmaße für die erhobenen<br />
Stichproben identifiziert. So ergeben sich beispielsweise für den Zusammenhang zum<br />
relativen Gesamt<strong>risiko</strong> <strong>ein</strong> Bestimmtheitsmaß von rund 14 Prozent sowie für den Zusammenhang<br />
mit dem normierten Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index <strong>ein</strong> Bestimmtheitsmaß<br />
von rund 11 Prozent. Allerdings existieren aufgrund der geringen empirischen F-Werte<br />
hinsichtlich der unbekannten Grundgesamtheit k<strong>ein</strong>e signifikanten Zusammenhänge<br />
zwischen den Variablen.<br />
• Zusammenhang zwischen Kredit<strong>kosten</strong>, Risiko oder Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-<br />
Index und Risikotransparenz<br />
Ausweislich der Regressionsanalyse des Zusammenhangs zwischen den relativen<br />
Kredit<strong>kosten</strong>, dem relativen Gesamt<strong>risiko</strong> oder dem normierten Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-<br />
Index und der Risikotransparenz 1027 existieren teilweise relevante Bestimmtheitsmaße<br />
für die erhobenen Stichproben ( beispielsweise für den Zusammenhang zum relativen<br />
Gesamt<strong>risiko</strong> <strong>ein</strong> Bestimmtheitsmaß von rund 21 Prozent sowie für den Zusammenhang<br />
mit dem normierten Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index <strong>ein</strong> Bestimmtheitsmaß von rund<br />
12 Prozent. Allerdings existieren aufgrund der geringen empirischen F-Werte hinsichtlich<br />
der unbekannten Grundgesamtheit k<strong>ein</strong>e signifikanten Zusammenhänge zwischen<br />
den Variablen.<br />
• Zusammenhang zwischen Kredit<strong>kosten</strong>, Risiko oder Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-<br />
Index und aktiver Steuerung der Risiken<br />
Bei der Analyse des Zusammenhangs zwischen den relativen Kredit<strong>kosten</strong>, dem relativen<br />
Gesamt<strong>risiko</strong> oder dem normierten Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index und der Anzahl der<br />
aktiv gesteuerten Risiken werden teilweise relevante Bestimmtheitsmaße für die erhobenen<br />
Stichproben identifiziert. Beispielsweise ergibt sich für den Zusammenhang zu<br />
den relativen Kredit<strong>kosten</strong> sowie für den Zusammenhang mit dem normierten Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index<br />
<strong>ein</strong> Bestimmtheitsmaß von jeweils rund 22 Prozent. Allerdings<br />
1026 Die Kostentransparenz wird mit Hilfe des Indikators „Anzahl der Ausgabearten bzw. Kostenarten,<br />
zu denen nach Fragestellung 3.1 des Erhebungsbogens Informationen vorliegen“ ermittelt.<br />
1027 Die Kostentransparenz wird mit Hilfe des Indikators „Anzahl der Risiken, zu denen nach Fragestellung<br />
4.1 des Erhebungsbogens Informationen vorliegen“ ermittelt.
300 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
existieren aufgrund der geringen empirischen F-Werte hinsichtlich der unbekannten<br />
Grundgesamtheit k<strong>ein</strong>e signifikanten Zusammenhänge zwischen den Variablen.<br />
• Zusammenhang zwischen Kredit<strong>kosten</strong>, Risiko oder Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-<br />
Index und Besoldung des DMO-Personals<br />
Die Analyse des Zusammenhangs zwischen den relativen Kredit<strong>kosten</strong>, dem relativen<br />
Gesamt<strong>risiko</strong> bzw. dem normierten Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index und der Besoldung des<br />
DMO-Personals führt zu k<strong>ein</strong>en relevanten Bestimmtheitsmaßen für die erhobenen<br />
Stichproben. Zudem können aufgrund der geringen empirischen F-Werte die Nullhypothesen<br />
nicht verworfen werden. Es bestehen für die unbekannte Grundgesamtheit k<strong>ein</strong>e<br />
signifikanten Zusammenhänge zwischen den Variablen.<br />
• Zusammenhang zwischen Kredit<strong>kosten</strong>, Risiko oder Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-<br />
Index und Einsatz von externem Know-How<br />
Bei der Analyse des Zusammenhangs zwischen den relativen Kredit<strong>kosten</strong>, dem relativen<br />
Gesamt<strong>risiko</strong> bzw. dem normierten Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index und dem Einsatz<br />
von externem Know-How werden teilweise relevante Bestimmtheitsmaße für die erhobenen<br />
Stichproben identifiziert. Beispielsweise ergeben sich für den Zusammenhang<br />
zu den relativen Kredit<strong>kosten</strong> <strong>ein</strong> Bestimmtheitsmaß von rund 19 sowie für den Zusammenhang<br />
mit dem relativen Gesamt<strong>risiko</strong> <strong>ein</strong> Bestimmtheitsmaß von rund 13 Prozent.<br />
Allerdings existieren aufgrund der geringen empirischen F-Werte für die unbekannte<br />
Grundgesamtheit k<strong>ein</strong>e signifikanten Zusammenhänge zwischen den Variablen.<br />
• Zusammenhang zwischen Kredit<strong>kosten</strong>, Risiko oder Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-<br />
Index und dem Aufgabenumfang der DMO<br />
Ausweislich der Regressionsanalyse des Zusammenhangs zwischen den relativen<br />
Kredit<strong>kosten</strong>, dem relativen Gesamt<strong>risiko</strong> bzw. dem normierten Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-<br />
Index und dem Aufgabenumfang der DMO 1028 existiert lediglich für den Zusammenhang<br />
zum relativen Gesamt<strong>risiko</strong> <strong>ein</strong> relevantes Bestimmtheitsmaß von rund 18 Prozent.<br />
Für k<strong>ein</strong>en der untersuchen Zusammenhänge bestehen - aufgrund der geringen<br />
empirischen F-Werte - hinsichtlich der unbekannten Grundgesamtheit signifikante Zusammenhänge<br />
zwischen den Variablen.<br />
• Zusammenhang zwischen Risiko und Relevanz der Zielsetzung „ausgeglichene<br />
Laufzeitstruktur“<br />
Bei der Analyse des Zusammenhangs zwischen dem relativen Gesamt<strong>risiko</strong> und der<br />
Bewertung der Relevanz der Zielsetzung „Ausgeglichene Laufzeitstruktur“ wird <strong>ein</strong><br />
1028 Der Aufgabenumfang der DMO wird auf Basis der Antworten zur Fragestellung 2.1 des Erhebungsbogens<br />
ermittelt.
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 301<br />
Bestimmtheitsmaß für die Stichprobe von 12,25 Prozent festgestellt. Bei <strong>ein</strong>em empirischen<br />
F-Wert von 1,396 - gegenüber <strong>ein</strong>em kritischen F-Wert von 4,96 - kann die<br />
Nullhypothese nicht verworfen werden. Folglich besteht hinsichtlich der unbekannten<br />
Grundgesamtheit k<strong>ein</strong> signifikanter Zusammenhang zwischen den dem relativen Gesamt<strong>risiko</strong><br />
und der Relevanzbewertung der Zielsetzung „Ausgeglichene Laufzeitstruktur“.<br />
• Zusammenhang zwischen Verwaltungskultur und Organisationsmodell<br />
Zur Bewertung der Verwaltungskultur für die Zwecke der Regressionsanalyse wird auf<br />
die Untersuchung von KUHLMANN zurückgegriffen. 1029 Die Regressionsanalyse des<br />
möglichen Zusammenhangs zwischen der Verwaltungskultur des Untersuchungspartners<br />
und des gewählten Organisationsmodells führt bei <strong>ein</strong>em Bestimmtheitsmaß von<br />
18,45 Prozent aufgrund des geringen F-Wertes zu k<strong>ein</strong>en signifikanten Zusammenhängen.<br />
1030<br />
Zusammenfassend ist festzustellen, dass die mit Hilfe der Regressionsanalyse untersuchten<br />
möglichen Zusammenhänge zwischen Kredit<strong>kosten</strong>, Gesamt<strong>risiko</strong> bzw. Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index<br />
und den erklärenden Variablen infolge des geringen Umfangs<br />
bzw. der hohen Streuung der Stichprobe in den meisten Fällen nicht signifikant für die<br />
unbekannte Grundgesamtheit sind.<br />
Signifikante Zusammenhänge konnten jedoch hinsichtlich der Erklärung der relativen<br />
Kredit<strong>kosten</strong> durch das ausgewählte Organisationsmodell sowie hinsichtlich der Erklärung<br />
des Kredit-Kosten-Risiko-Indexes durch die Höhe der Gesamtschulden nachgewiesen<br />
werden.<br />
Hinsichtlich der festgestellten, jedoch nicht-signifikanten Zusammenhänge ist festzuhalten,<br />
dass für <strong>ein</strong>ige Merkmale die Streuung der Stichprobe mit Hilfe der ermittelten<br />
Regressionsfunktion zu <strong>ein</strong>em relevanten Anteil erklärt werden kann. Die Güte der<br />
bestehenden Zusammenhänge für die erhobene Stichprobe lassen sich anhand des<br />
Bestimmtheitsmaßes beschreiben. In Anlehnung an FRICKE ist jedes Bestimmtheitsmaß<br />
größer null als Informationsgewinn zu bewerten, da die zugrunde liegende Funktion<br />
die Streuung der <strong>ein</strong>zelnen Punkte um den Mittelwert reduziert. Selbst <strong>ein</strong>e Funk-<br />
1029 Vgl. Kuhlmann (2010), S. 141ff. Ausgehend von den vier von KUHLMANN definierten Verwaltungsprofilen<br />
(kontinentaleuropäisch-napoleonisch, kontinentaleuropäisch-förderal, skandinavisch<br />
und angelsächsisch / anglo-amerikanisch) wird <strong>ein</strong> fünftes Verwaltungsprofil definiert. Dieses umfasst<br />
die in die Untersuchung <strong>ein</strong>bezogenen Schwellenländer (Brasilien) bzw. die ehemaligen<br />
planwirtschaftlich strukturierten osteuropäischen Staaten (Lettland, Polen und die Slowakische Republik)<br />
sowie die Republik Zypern.<br />
1030 Die - nicht durch das Ministerium oder die DMO steuerbare - Verwaltungskultur ist als Rahmenbedingung<br />
des Public Debt Managements zu bewerten.
302 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
tion mit <strong>ein</strong>em geringen Bestimmtheitsmaß ist aussagekräftiger als der Mittelwert <strong>ein</strong>er<br />
Stichprobe. 1031<br />
5.4.2 Inhaltliche Plausibilität<br />
Die in Abschnitt 5.4.1 signifikant festgestellten empirischen Zusammenhänge werden<br />
im nächsten Schritt inhaltlich plausibilisiert.<br />
• Signifikanter Zusammenhang zwischen den relativen Kredit<strong>kosten</strong> und dem<br />
gewählten Organisationsmodell<br />
Bei der Analyse der Zusammenhänge zwischen den relativen Kredit<strong>kosten</strong>, dem relativen<br />
Risiko bzw. dem Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index und dem gewählten Organisationsmodell<br />
wurden - im Hinblick auf die Eigenständigkeit der DMO und deren Unabhängigkeit<br />
vom Ministerium - die folgenden Indikatorwerte für die Bewertung des Organisationsmodells<br />
herangezogen: Organisationsmodelle des Clusters A1 (DMO als Abteilung<br />
oder Referat des Ministeriums) mit dem Indikator 0, des Clusters A2 (DMO als<br />
agency innerhalb des Ministeriums) mit dem Indikator 0,75, des Clusters B1 (DMO als<br />
eigenständige, dem Ministerium nachgeordnete Organisations<strong>ein</strong>heit) mit dem Indikator<br />
0,8, des Clusters B2 (DMO als eigenständige Organisations<strong>ein</strong>heit in privatwirtschaftlicher<br />
Rechtsform) mit dem Indikator 0,9 sowie des Clusters C (DMO als Organisations<strong>ein</strong>heit<br />
in der Zentralbank) mit dem Indikator 0,8.<br />
Diese - empirisch verprobten - Bewertungen werden ausgehend von der grundlegenden<br />
Annahme getroffen, dass Organisations<strong>ein</strong>heiten außerhalb des Ministeriums -<br />
sowohl aufgrund ihres i.d.R. erweiterten Entscheidungsspielraums als auch des erhöhten<br />
Überwachungsbedarfs - anders zu bewerten sind als Organisations<strong>ein</strong>heiten in der<br />
Linie des Ministeriums oder als selbständige Agencies innerhalb des Ministeriums. 1032<br />
Die Annahme ist insbesondere im Hinblick auf die Transaktions<strong>kosten</strong>theorie nach<br />
WILLIAMSON 1033 plausibel.<br />
1031 Vgl. auch Fricke (2005), S. 145.<br />
1032 In Anlehnung an die Überlegungen von SCHEDLER / PROELLER zur nicht ausreichend wahrgenommenen<br />
Führungs- und Kontrollaufgaben des Ministeriums im Rahmen des NPM sowie der von<br />
SCHÄFER / KRÖMMELBEIN / SIEG aufgezeigten gegenseitigen Bedingung von Delegation und<br />
Überwachung (mit Hilfe des Controllings und Berichtswesens) resultieren aus der Delegation von<br />
Aufgaben auf die operative Ebene Veränderungen des Aufgabenspektrums der strategischen Ebene<br />
(vgl. Schedler / Proeller (2003), S. 108f. sowie Schäfer / Krömmelb<strong>ein</strong> / Sieg (2010), S. 43;<br />
vgl. auch Eibelshäuser / Nowak (2007), Kommentierung zu § 7 BHO (Teil 2), Randnummer 24ff.).<br />
1033 Zu den Besonderheiten des Zielkonflikts zwischen Eigenerstellung und Fremdbezug bei Institutionen<br />
der öffentlichen Hand vgl. Mühlenkamp (2005b), S. 3, Fußnote 10, und S. 18.
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 303<br />
• Signifikanter Zusammenhang zwischen dem Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index und<br />
der Höhe der Gesamtschulden<br />
Die Höhe der Gesamtschulden stellt aus Sicht der potentiellen Gläubiger - und der<br />
Ratingagenturen - <strong>ein</strong>en Parameter des Bonitäts<strong>risiko</strong>s (in Form des Ausfall<strong>risiko</strong>s)<br />
dar. Die Höhe dieses Bonitäts<strong>risiko</strong>s be<strong>ein</strong>flusst im Sinne des CAPM die Höhe der<br />
vom Emittenten zu zahlenden Rendite und damit die Kosten der Fremdfinanzierung.<br />
1034 Der empirisch nachgewiesene Zusammenhang zwischen dem normierten<br />
Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index und der Höhe der Gesamtschulden ist somit inhaltlich plausibel.<br />
5.4.3 Ergebnis der empirischen und inhaltlichen Plausibilisierung<br />
Mit Hilfe der empirischen Plausibilisierung konnten <strong>ein</strong>zelne mögliche Zusammenhänge<br />
empirisch nachgewiesen werden. Die empirisch signifikanten Zusammenhänge<br />
sind auch alle inhaltlich plausibel. Der Großteil der möglichen Zusammenhänge ist<br />
jedoch empirisch nicht-signifikant.<br />
Als Ergebnis der empirischen und inhaltlichen Plausibilisierung werden die folgenden<br />
Zusammenhänge identifiziert:<br />
• Zusammenhang zwischen den relativen Kredit<strong>kosten</strong> und dem gewählten Organisationsmodell<br />
Der festgestellte Zusammenhang verdeutlicht die Vorteilhaftigkeit von eigenständigen<br />
und vom Ministerium unabhängigen Organisations<strong>ein</strong>heiten unter Kostenaspekten.<br />
• Zusammenhang zwischen dem normierten Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index und der<br />
Höhe der Gesamtschulden<br />
Der festgestellte Zusammenhang verdeutlicht, dass die Höhe der Gesamtschulden<br />
<strong>ein</strong>es Landes <strong>ein</strong>e dominante Einflussgröße für die Wirtschaftlichkeit<br />
des Public Debt Managements ist. 1035<br />
Die empirisch und inhaltlich plausiblen Zusammenhänge stellen die Basis für die Definition<br />
der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> des Public Debt Managements im nächsten<br />
Schritt der Forschungsarbeit dar (vgl. Abschnitt 5.5).<br />
1034 Vgl. Grill / Perczynski (2000), S. 234 sowie Schierenbeck / Lister (2002), S. 93f.<br />
1035 Die Auswirkungen der Finanzkrise zeigen, dass insbesondere die Erwartungen der potentiellen<br />
Investoren bzw. die Einschätzungen der Ratingagenturen hinsichtlich der Fähigkeit des Landes,<br />
diese Schulden fristgerecht bedienen zu können, maßgeblich für die Höhe der Zinssätze der zukünftigen<br />
Finanzierungen sind (vgl. auch Reuters Deutschland (2011): Frankreich sammelt Milliarden<br />
bei Investoren <strong>ein</strong>, Artikel vom 5. Januar 2012, unter: http://de.reuters.com/<br />
article/economicsNews/idDEBEE80405Q20120105, Zugriff vom 7. Januar 2012).
304 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
5.5 Zwischenfazit: <strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
Auf der Basis der Ergebnisse der deskriptiven Analyse (vgl. Abschnitt 5.3.3) und der<br />
empirischen und inhaltlichen Plausibilisierung möglicher Zusammenhänge (vgl. Abschnitt<br />
5.4.1 sowie Abschnitt 5.4.2) werden im nächsten Schritt strategische <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
für <strong>ein</strong> <strong>kosten</strong>-<strong>risiko</strong>-<strong>optimales</strong> Public Debt Management entwickelt.<br />
Als Ergebnis der empirischen und inhaltlichen Plausibilisierung liegen die folgenden<br />
nachgewiesenen Zusammenhänge vor (vgl. Abschnitt 5.4.3):<br />
• Zusammenhang zwischen den relativen Kredit<strong>kosten</strong> und dem gewählten Organisationsmodell<br />
sowie<br />
• Zusammenhang zwischen dem normierten Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index und der<br />
Höhe der Gesamtschulden.<br />
Hieraus lassen sich der folgende strategische Erfolgsfaktor für <strong>ein</strong> <strong>kosten</strong>-<strong>risiko</strong><strong>optimales</strong><br />
Public Debt Management sowie dessen Rahmenbedingung „Höhe der Gesamtschulden“<br />
ableiten:<br />
• <strong>Strategische</strong>r Erfolgsfaktor „Organisationsmodell“<br />
Aus dem nachgewiesenen Zusammenhang zwischen den relativen Kredit<strong>kosten</strong> und<br />
dem gewählten Organisationsmodell wird der strategische Erfolgsfaktor „Organisationsmodell“<br />
abgeleitet. Er be<strong>ein</strong>flusst wie folgt die Höhe der relativen Kredit<strong>kosten</strong>: Je<br />
eigenständiger bzw. unabhängiger vom Ministerium die DMO organisiert ist, desto geringer<br />
sind tendenziell die relativen Kredit<strong>kosten</strong>. In der Folge existiert zwar k<strong>ein</strong> <strong>optimales</strong><br />
Organisationsmodell-Cluster, aber die Cluster A2, B1, B2 und C haben deutliche<br />
Vorteile gegenüber dem Cluster A1, der (traditionellen) Organisation des operativen<br />
Debt Managements in der Linie des Ministeriums.<br />
Anzumerken ist, dass hinsichtlich des Faktors „Organisationsmodell“ k<strong>ein</strong> signifikanter<br />
Zusammenhang mit dem relativen Gesamt<strong>risiko</strong> nachgewiesen werden konnte. Auch<br />
hinsichtlich des normierten Kredit-Risiko-Indexes besteht lediglich <strong>ein</strong> signifikanter Zusammenhang<br />
für die Stichprobe, aber nicht für die unbekannte Grundgesamtheit (vgl.<br />
Abschnitt 5.4.1).<br />
Hinsichtlich der Auswirkungen des strategischen Erfolgsfaktors auf die Wirtschaftlichkeit<br />
des Public Debt Managements (mit den Dimensionen „Kredit<strong>kosten</strong>“ und „Risiko“)<br />
ist zu beachten, dass aus der höheren Eigenständigkeit und Unabhängigkeit vom Ministerium<br />
im Gegenzug auch höhere strategische Steuerungs- und Überwachungsbedarfe<br />
- und gegebenenfalls Transaktions<strong>kosten</strong> nach WILLIAMSON 1036 - entstehen. 1037<br />
1036 Vgl. auch Schedler /Proeller (2003), S. 108f.; vgl. auch Mühlenkamp (2005b), S. 3.<br />
1037 Es existieren weiterhin deutliche Korrelationen zwischen den relativen Kredit<strong>kosten</strong> und <strong>ein</strong>zelnen<br />
Überwachungsmerkmalen („Eindeutige Festlegung von Limits durch das Ministerium“, „Überwa-
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 305<br />
• Rahmenbedingung „Höhe der Gesamtschulden“:<br />
Die Höhe der Gesamtschulden besitzt hinsichtlich des normierten Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-<br />
Indexes <strong>ein</strong>en hohen, signifikanten Einfluss. Sie stellt jedoch k<strong>ein</strong>en strategischen Erfolgsfaktor<br />
des Public Debt Managements dar, da sie exogen vorgegeben ist und dem<br />
Public Debt Management (i.e.S.) die Strukturierung dieses extern definierten Schuldenvolumens<br />
obliegt (vgl. Abschnitt 2.1.1). 1038 Gemäß der bei Abschnitt 4.4 getroffenen<br />
Festlegung wird der Parameter „Höhe der Gesamtschulden“ als signifikante Rahmenbedingung<br />
des Public Debt Management definiert.<br />
Für die Mehrzahl der untersuchten Merkmale lassen sich k<strong>ein</strong>e signifikanten Zusammenhänge<br />
für die unbekannte Grundgesamtheit der DMO identifizieren (vgl. Abschnitt<br />
5.4.1). Soweit die Parameter jedoch signifikant die Streuung der untersuchten<br />
Stichprobe erklären und ihr Bestimmtheitsmaß größer als 10 Prozentpunkte ist (vgl.<br />
Abschnitt 5.4.1 zu den relevanten Zusammenhängen), werden sie als Indikatoren für<br />
<strong>ein</strong> <strong>kosten</strong>-<strong>risiko</strong>-<strong>optimales</strong> Public Debt Management definiert. Diese Indikatoren stellen<br />
vorteilhafte organisatorische oder inhaltliche Parameter dar. Sie sind bei der Ableitung<br />
von Gestaltungsempfehlungen für <strong>ein</strong> <strong>kosten</strong>-<strong>risiko</strong>-<strong>optimales</strong> Public Debt Management<br />
mit <strong>ein</strong>zubeziehen. Folgende Indikatoren werden definiert: 1039<br />
• Indikatoren „<strong>Strategische</strong> Steuerung und Überwachung“:<br />
Es existieren deutliche Korrelationen zwischen den relativen Kredit<strong>kosten</strong> und <strong>ein</strong>zelnen<br />
Steuerungs- bzw. Überwachungsmerkmalen („Eindeutige Festlegung von Limits<br />
durch das Ministerium“, „Überwachung mit Hilfe des Controllings“ sowie „Überwachung<br />
durch das Interne Kontrollsystem“) für die jeweilige Stichprobe. Allerdings besteht<br />
bei k<strong>ein</strong>em Parameter <strong>ein</strong> signifikanter Zusammenhang für die unbekannte<br />
Grundgesamtheit.<br />
Gleiches gilt für den Zusammenhang zwischen relativem Gesamt<strong>risiko</strong> und dem<br />
Merkmal „Überwachung durch <strong>ein</strong> Risikomanagementsystem“, der <strong>ein</strong>e relevante Korrelation<br />
für die Stichprobe, aber k<strong>ein</strong>e Signifikanz für die unbekannte Grundgesamtheit<br />
aufweist.<br />
chung mit Hilfe des Controllings“ „Überwachung durch das Interne Kontrollsystem“) für die jeweilige<br />
Stichprobe. Diese werden bei der Ableitung von Gestaltungsempfehlungen für das Public Debt<br />
Management als Indikatoren für <strong>ein</strong> <strong>kosten</strong>-<strong>risiko</strong>-<strong>optimales</strong> Public Debt Management herangezogen<br />
(vgl. Kapitel 6).<br />
1038 Vgl. Birkholz (2006), S. 262 in: Birkholz / Maaß /von Maravic´ / Siebart (2006), S. 257ff.<br />
1039 Der Parameter „Aufgabenumfang der DMO“, der lediglich für die Stichprobe das Gesamt<strong>risiko</strong> signifikant<br />
erklärt, wird unter dem Aspekt der inhaltlichen Plausibilität im Folgenden nicht berücksichtigt,<br />
da sowohl <strong>ein</strong> großer Aufgabenumfang als auch <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er Aufgabenumfang der DMO Risiken<br />
nach sich ziehen kann (vgl. Wolf / Best (2010), S. 636). Der Parameter „Verwaltungskultur“ ist nicht<br />
durch das Ministerium oder die DMO steuerbar und stellt folglich k<strong>ein</strong>en Indikator für <strong>ein</strong> <strong>kosten</strong><strong>risiko</strong>-<strong>optimales</strong><br />
Public Debt Management dar. Er wird als Rahmenbedingung des Public Debt Management<br />
bewertet.
306 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
Es existiert für die Stichprobe <strong>ein</strong> signifikanter Zusammenhang zwischen dem Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index<br />
und dem Überwachungsmerkmal „Eindeutige Risikovorgaben<br />
durch das Ministerium“. Dieser beschreibt die Minimierung der relativen Kredit<strong>kosten</strong><br />
durch die strategische Steuerung anhand von Risikovorgaben.<br />
Ausgehend von den Ergebnissen der deskriptiven Analyse und den - lediglich für die<br />
untersuchte Stichprobe - signifikanten festgestellten Zusammenhänge zwischen den<br />
relativen Kredit<strong>kosten</strong>, dem relativen Risiko bzw. dem Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index sowie<br />
<strong>ein</strong>zelnen Steuerungs- und Überwachungsinstrumenten, werden diese Instrumente als<br />
Indikatoren für <strong>ein</strong> <strong>kosten</strong>-<strong>risiko</strong>-<strong>optimales</strong> Public Debt Management definiert:<br />
• Eindeutige Festlegung von Limits durch das Ministerium<br />
• <strong>Strategische</strong> Steuerung anhand von Risikovorgaben<br />
• Überwachung mit Hilfe des Controllings<br />
• Überwachung durch das Interne Kontrollsystem<br />
• Überwachung durch <strong>ein</strong> Risikomanagementsystem<br />
Die abgeleiteten Steuerungs- und Überwachungs-Indikatoren ermöglichen zum <strong>ein</strong>en<br />
<strong>ein</strong>e (optimierte) strategische Steuerung und zum anderen <strong>ein</strong>e (verbesserte) Überwachung<br />
des operativen Debt Managements und unterstützen somit die Wirtschaftlichkeit<br />
des Public Debt Managements.<br />
• Indikator „Aktive Risiko-Steuerung“:<br />
Ausgehend von der lediglich für die Stichprobe festgestellten Signifikanz des Zusammenhangs<br />
zwischen den relativen Kredit<strong>kosten</strong> bzw. dem normierten Kredit<strong>kosten</strong>-<br />
Risiko-Index und dem Parameter „Aktive Steuerung der Risiken“ wird dieser Parameter<br />
ebenfalls als Indikator für <strong>ein</strong> <strong>kosten</strong>-<strong>risiko</strong>-<strong>optimales</strong> Public Debt Management definiert.<br />
Voraussetzung für <strong>ein</strong>e aktive Risikosteuerung ist die Durchführung <strong>ein</strong>er Risikoidentifikation<br />
und -bewertung (vgl. Abschnitt 2.2.4). 1040 Dies führt im Regelfall zu<br />
<strong>ein</strong>er Optimierung der Datenbasis für die - operative, aber auch strategische - Steuerung<br />
des Public Debt Managements unter Risikoaspekten. 1041<br />
• Indikatoren „Kostentransparenz“ und „Risikotransparenz“:<br />
Die - gleichfalls lediglich für die Stichprobe signifikanten - Zusammenhänge zwischen<br />
dem relativem Gesamt<strong>risiko</strong> bzw. dem normierten Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index und der<br />
Kostentransparenz sowie zwischen dem normierten Kosten-Risiko-Index und der Risikotransparenz<br />
führen zur Aufnahme der Parameter „Kostentransparenz“ und „Risiko-<br />
1040 Vgl. auch Gleißner (2008), zitiert nach: Gleißner / Mott (2008), S. 63, Brühwiler (2008), S. 26f. sowie<br />
Schäfer / Krömmelb<strong>ein</strong> / Sieg (2008), S. 243ff.<br />
1041 Vgl. Huch / Tecklenburg (2011), S. 310ff.
Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> 307<br />
transparenz“ als Indikatoren für <strong>ein</strong> <strong>kosten</strong>-<strong>risiko</strong>-<strong>optimales</strong> Public Debt Management.<br />
In Analogie zum Indikator „Aktive Risiko-Steuerung“ schaffen Kosten- und Risikotransparenz<br />
<strong>ein</strong>e optimierte Datengrundlage für die - operative und strategische -<br />
Steuerung des Public Debt Managements. 1042<br />
• Indikator „Zulässiger Instrumente-Einsatz“:<br />
Ausgehend von den - lediglich für die erhobenen Stichproben - festgestellten signifikanten<br />
Zusammenhängen zwischen den relativen Kredit<strong>kosten</strong>, dem relativen Gesamt<strong>risiko</strong><br />
bzw. den normierten Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index und dem Parameter „Zulässiger<br />
Instrumente-Einsatz“ wird dieser Parameter als Indikator für <strong>ein</strong> Kosten- Risiko<strong>optimales</strong><br />
Public Debt Management definiert. 1043<br />
• Indikator „Einsatz von externem Know-How“:<br />
Aus den - lediglich für die untersuchte Stichprobe festgestellten - signifikanten Zusammenhängen<br />
zwischen den relativen Kredit<strong>kosten</strong> bzw. dem relativen Gesamt<strong>risiko</strong><br />
und dem Einsatz von externem Know-How resultiert die Definition des Indikators „Einsatz<br />
von externem Know-How“. Das Vorhandens<strong>ein</strong> von adäquatem Know-How ist<br />
Voraussetzung sowohl für das operative Debt Management als auch für die strategische<br />
Steuerung und Überwachung. 1044 Durch den Einsatz von externem Know-How<br />
können vorhandene Lücken des internen Know-Hows kompensiert werden.<br />
• Indikator „Relevanz der Zielsetzung <strong>ein</strong>er ausgeglichenen Laufzeitstruktur“:<br />
Ausgehend vom - lediglich für die erhobene Stichproben - festgestellten signifikanten<br />
Zusammenhang zwischen relativem Gesamt<strong>risiko</strong> und der Bewertung der Relevanz<br />
der Zielsetzung „Ausgeglichene Laufzeitstruktur“ durch die Untersuchungspartner wird<br />
diese Relevanz<strong>ein</strong>schätzung als Indikator für das <strong>kosten</strong>-<strong>risiko</strong>-optimale Public Debt<br />
Management definiert. Die Laufzeitstruktur wird im Rahmen dieser Forschungsarbeit<br />
als Grundlage bei der Berechnung des antizipativen Zinsänderungs<strong>risiko</strong>s verwendet:<br />
Je ausgeglichener die Laufzeitstruktur <strong>ein</strong>es Landes ist, desto geringer ist das antizipative<br />
Zinsänderungs<strong>risiko</strong> (vgl. Abschnitt 3.3.2.1). Es gilt die Vermutung, dass die<br />
hohe Relevanz<strong>ein</strong>schätzung der Untersuchungspartner hinsichtlich der Ausgeglichenheit<br />
der Laufzeitstruktur <strong>ein</strong>e entsprechende Gestaltung der Laufzeitstruktur fördert.<br />
1045<br />
1042 Vgl. auch Schedler / Proeller (2003), S. 199ff.<br />
1043 Mit <strong>ein</strong>em größeren Umfang an zulässigen Instrumenten geht grundsätzlich auch <strong>ein</strong>e verbesserte<br />
Möglichkeit zur Kostenminimierung durch Auswahl von <strong>kosten</strong>günstigen Finanzinstrumenten bzw.<br />
zur Risikominimierung durch den Einsatz von Derivaten <strong>ein</strong>her.<br />
1044 Vgl. auch Currie / Dethier / Togo (2003), S. 30. sowie Schedler / Proeller (2003), S. 259f.<br />
1045 Vgl. auch Raschke / Tils (2007), S. 144f.
308 Kapitel 5: Identifikation der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
Zusammenfassend lassen sich der identifizierte strategische <strong>Erfolgsfaktoren</strong>, die signifikante<br />
Rahmenbedingung sowie die entwickelten Indikatoren für <strong>ein</strong> <strong>kosten</strong>-<strong>risiko</strong><strong>optimales</strong><br />
Public Debt Management wie folgt darstellen:<br />
Kosten-<strong>risiko</strong>-<strong>optimales</strong><br />
Public Debt Management<br />
<strong>Strategische</strong> Erfolgsfaktor:<br />
„Organisationsmodell“<br />
Indikatoren:<br />
• <strong>Strategische</strong> Steuerung<br />
und Überwachung<br />
• Aktive Risiko-Steuerung<br />
• Kostentransparenz<br />
• Risikotransparenz<br />
• Zulässiger Instrumente-<br />
Einsatz<br />
• Einsatz von externem<br />
Know-How<br />
• Relevanz der Zielsetzung<br />
„Ausgeglichene<br />
Laufzeitstruktur“<br />
Signifikante Rahmenbedingung: Höhe der Gesamtschulden<br />
Weitere Rahmenbedingung: Verwaltungskultur<br />
Abbildung 154: <strong>Strategische</strong>r Erfolgsfaktor, signifikante Rahmenbedingung und Indikatoren für <strong>ein</strong> <strong>kosten</strong><strong>risiko</strong>-<strong>optimales</strong><br />
Public Debt Management<br />
Die Höhe der Gesamtschulden wurde bei der Analyse als signifikante Rahmenbedingung<br />
des Public Debt Managements identifiziert. Die Verwaltungskultur wird aufgrund<br />
ihres bei der Regressionsanalyse identifizierten relevanten Bestimmtheitsmaßes als<br />
weitere Rahmenbedingung des Public Debt Managements bewertet.<br />
Aufbauend auf der in Kapitel 5 erfolgten Identifikation <strong>ein</strong>es strategischen Erfolgsfaktors<br />
bzw. der Ableitung von Indikatoren für <strong>ein</strong> <strong>kosten</strong>-<strong>risiko</strong>-<strong>optimales</strong> Public Debt<br />
Management werden im letzten Schritt der Analyse Gestaltungsempfehlungen für das<br />
Public Debt Management entwickelt.
Kapitel 6: Ableitung von Gestaltungsempfehlungen 309<br />
6 Ableitung von Gestaltungsempfehlungen für das Public Debt<br />
Management<br />
Aus den im Rahmen dieser Forschungsarbeit gewonnenen Erkenntnissen werden abschließend<br />
Gestaltungsempfehlungen für das Public Debt Management abgeleitet.<br />
Diese stellen zugleich die Antworten auf die mit Hilfe der Zielebene „Efficacy“ gestellte<br />
Frage nach den vorteilhaften organisatorischen und materiellen Parametern des Public<br />
Debt Managements dar (vgl. Abschnitt 3.2.4).<br />
Ausgehend von den in Kapitel 5 gewonnenen Erkenntnissen ist grundlegend festzuhalten,<br />
dass k<strong>ein</strong>e allgem<strong>ein</strong> gültige Empfehlung für <strong>ein</strong>es der definierten Organisationsmodelle<br />
abgegeben werden kann. K<strong>ein</strong>es der untersuchten Organisationsmodelle<br />
verfügte über <strong>ein</strong> signifikantes Kosten- und Risiko-Optimum (vgl. Abschnitt 5.4.3). Allerdings<br />
ließen sich für <strong>ein</strong>zelne Parameter signifikante Zusammenhänge feststellen<br />
und ausgehend von der empirischen und inhaltlichen Plausibilisierung dieser Zusammenhänge<br />
<strong>ein</strong> strategischer Erfolgsfaktor für das Public Debt Management definieren.<br />
Zusätzlich wurden hinsichtlich der nicht-signifikanten Zusammenhänge - ausgehend<br />
von den Parametern mit relevanten Bestimmtheitsmaßen - Indikatoren für <strong>ein</strong> <strong>kosten</strong><strong>risiko</strong>-<strong>optimales</strong><br />
Public Debt Management definiert.<br />
Aus der Kenntnis des strategischen Erfolgsfaktors „Organisationsmodell“ und unter<br />
Berücksichtigung der definierten Indikatoren für <strong>ein</strong> <strong>kosten</strong>-<strong>risiko</strong>-<strong>optimales</strong> Public<br />
Debt Management werden abschließend Gestaltungsempfehlungen für das Public<br />
Debt Management entwickelt. In Anlehnung an die dieser Forschungsarbeit zugrunde<br />
liegende Zieldefinition des Public Debt Managements durch den Internationalen Währungsfonds<br />
(IWF) und die Weltbank 1046 sollen diese Gestaltungsempfehlungen sowohl<br />
der mittel- bis langfristigen Optimierung der Kosten als auch der Risiken dienen. Um<br />
die mittel- bis langfristige Zielerreichung sicherzustellen, sind sowohl <strong>ein</strong>e effektive<br />
strategische bzw. operative Steuerung mit externer bzw. interner Überwachung sowie<br />
<strong>ein</strong>e wirksame externe Kontrolle des operativen Public Debt Managements erforderlich:<br />
1047<br />
Empfehlung 1: Eigenständigkeit und Unabhängigkeit<br />
Ausgehend von der ermittelten empirisch signifikanten und inhaltlich plausiblen Regressionsfunktion<br />
betreffend den Zusammenhang zwischen der Eigenständigkeit bzw.<br />
1046 “The main objective of public debt management is to ensure that the government’s financing needs<br />
and its payment obligations are met at the lowest possible cost over the medium to long run, consistent<br />
with a prudent degree of risk” (vgl. International Monetary Fund / World Bank (2001), S. 6<br />
und S. 2).<br />
1047 Vgl. auch Currie / Dethier / Togo (2003), S. 30, Budäus (2005), S. 10ff., Nagy (2002), S. 97ff. sowie<br />
Eibelshäuser, B. (2011), S. 11ff.
310 Kapitel 6: Ableitung von Gestaltungsempfehlungen<br />
Unabhängigkeit des Organisationsmodells und geringen relativen Kredit<strong>kosten</strong><br />
(vgl. Abschnitt 5.4.1 und Abschnitt 5.4.2), dem definierten Indikator „Kostentransparenz“<br />
(vgl. Abschnitt 5.5) sowie den Erkenntnissen der deskriptiven Analyse (vgl. Abschnitt<br />
5.3.3.3) 1048 wird die folgende Empfehlung definiert:<br />
„Unter Kostenaspekten soll das operative Public Debt Management möglichst organisatorisch<br />
eigenständig und unabhängig vom Ministerium s<strong>ein</strong>. Aus dieser organisatorischen<br />
Eigenständigkeit und Unabhängigkeit des operativen Debt Managements<br />
resultieren signifikante Kostenvorteile in Form von geringeren Kredit<strong>kosten</strong>.<br />
Im Sinne des NPM sind möglichst weitgehend Aufgaben auf der operativen Ebene<br />
zu bündeln und hierzu vom Ministerium Verantwortung, Kompetenzen und die notwendigen<br />
Ressourcen auf die DMO zu delegieren. 1049 Die Ministerien sollen sich<br />
auf die strategische Steuerung mit Hilfe von Kontraktmanagement konzentrieren.<br />
1050 Im Gegenzug ist <strong>ein</strong> funktionierendes Controlling mit <strong>ein</strong>em geeigneten Berichtswesen<br />
zur Unterstützung der strategischen Steuerung und zur Überwachung<br />
des operativen Managements zu implementieren. 1051 “<br />
Empfehlung 2: Risikoorientierte Gestaltung des Schuldenportfolios<br />
Unter Bezugnahme auf den - mit der deskriptiven Analyse ermittelten - sehr hohen<br />
Risikoerwartungswert <strong>ein</strong>es Portfolios mit ausschließlicher Festverzinsung und sehr<br />
unausgewogener Laufzeitstruktur 1052 (vgl. Abschnitt 5.3.3.4), das im Rahmen der<br />
deskriptiven Analyse in <strong>ein</strong>zelnen Ländern festgestellte Nichtvorhandens<strong>ein</strong> von Risikovorgaben<br />
(vgl. Abschnitt 5.3.3.7) und auf Basis der definierten Indikatoren „Aktive<br />
Risikosteuerung“ und „Risikotransparenz“ (vgl. Abschnitt 5.5) werden unter Risikoaspekten<br />
die folgenden Empfehlungen generiert: 1053<br />
1048 Ausweislich der deskriptiven Analyse verfügt das Organisationsmodell des Clusters A1 (DMO als<br />
Linienorganisation im Ministerium) tendenziell über die höchsten relativen Kredit<strong>kosten</strong>. Auch das<br />
Cluster C (DMO in der Zentralbank) weist - bei organisatorischer Unabhängigkeit vom Ministerium,<br />
aber relativer geringer Eigenständigkeit innerhalb der Zentralbank - gegenüber den Clustern A2,<br />
B1 und B2 höhere relative Kredit<strong>kosten</strong> auf (vgl. Abschnitt 5.3.3.3).<br />
1049 Vgl. Schedler / Proeller (2003), S. 79ff. sowie Schäfer / Krömmelb<strong>ein</strong> / Sieg (2010), S. 43.<br />
1050 Vgl. auch Schedler / Proeller (2003), S. 79f.<br />
1051 Vgl. Eibelshäuser / Nowak (2008), Kommentar zu § 7 BHO (Teil 2), Randnummer 24ff. sowie<br />
Schäfer / Krömmelb<strong>ein</strong> / Sieg (2010), S. 43.<br />
1052 Das Schuldenportfolio des <strong>ein</strong>zigen Landes des Clusters C wies insgesamt <strong>ein</strong>e Risiko-<br />
Gesamtschulden-Relation von rund 60 Prozentpunkten - gegenüber dem arithmetischen Mittelwert<br />
der anderen Cluster von rund 7 Prozentpunkten - auf. Vorgaben zur Risikobewältigung sind nicht in<br />
allen Organisationsmodell-Clustern vorhanden: insbesondere im Cluster C (DMO in der Zentralbank)<br />
existieren k<strong>ein</strong>e externen Limits bzw. Risikomaßstäbe (vgl. Abschnitt 5.3.3.4).<br />
1053 Die in dieser Forschungsarbeit entwickelten Empfehlungen bestätigen grundsätzlich die von REHM<br />
getroffene Aussage, dass die ausgelagerte DMO durch die folgenden Strukturelemente gekennzeichnet<br />
sei bzw. s<strong>ein</strong> sollte: Klare Risikovorgaben durch die politischen Gremien, Definition von<br />
<strong>ein</strong>deutigen Limits sowie Erfolgs- und Risikomaßstäben, Implementation <strong>ein</strong>es regelmäßigen Berichtswesen,<br />
das für Risikotransparenz sorgt sowie schriftliche Regeln für die Bewilligung und den<br />
Einsatz der Marktinstrumente und der Kontrahenten (vgl. Rehm (2001), S. 331).
Kapitel 6: Ableitung von Gestaltungsempfehlungen 311<br />
„Unter Zinsänderungs<strong>risiko</strong>aspekten sollen ausgeglichene Fix-Floating-Ratios der<br />
Zinsstruktur und ausgeglichene Laufzeitstrukturen des Schuldenportfolios angestrebt<br />
werden, da sich dadurch grundsätzlich geringere relative Risiko-Erwartungswerte<br />
ergeben.“<br />
„Unter Währungs<strong>risiko</strong>aspekten soll - seitens des Ministeriums oder durch die<br />
DMO - der Einsatz von Sicherungsinstrumenten zur Beseitigung oder Minimierung<br />
der Währungsrisiken verbindlich vorgegeben werden. Gegebenenfalls kann <strong>ein</strong>e<br />
entsprechende Verpflichtung zur Kopplung von Fremdwährungsanleihen an den<br />
Abschluss von entsprechenden Sicherungsgeschäften auch haushaltsrechtlich vorgesehen<br />
werden. 1054 “<br />
„Unter Kredit<strong>risiko</strong>aspekten soll - seitens des Ministeriums oder durch die DMO - <strong>ein</strong>e<br />
Begrenzung des Kredit<strong>risiko</strong>s aus Swapgeschäften durch Vorgabe von Limits<br />
oder von Mindestratings der Kontraktpartner vorgegeben werden. 1055 “<br />
„Weiterhin sollen generell Vorgaben zur Begrenzung von Risiken in Form von Limits<br />
oder Risiko-Benchmarks definiert und durch organisatorische Regelungen auch<br />
wirksame Voraussetzungen zur Reduzierung von Fraud-Risiken sowie des Risikos<br />
höherer Transaktions<strong>kosten</strong> nach WILLIAMSON implementiert werden.“ 1056<br />
„Grundsätzlich sollten die finanzwirtschaftlichen Risiken aktiv gesteuert werden und<br />
durch geeignete Berichte und Publikationen Risikotransparenz hergestellt werden.“<br />
Empfehlung 3: Effektive operative Steuerung sowie interne Überwachung durch<br />
die DMO<br />
Ausgehend von der nicht in allen Ländern vorhandenen Funktionstrennung, den nicht<br />
in allen Ländern vorhandenen schriftlichen Regelungen der Kontrahenten bzw. der<br />
fehlenden Vorgaben betreffend die Bewilligung und den Einsatz von Finanzinstrumenten,<br />
den weitgehend nicht vorhandenen oder ineffektiven Überwachungsinstrumenten<br />
1057 sowie der Tatsache, dass nicht in allen Clustern das Mindestüberwachungsniveau<br />
von <strong>ein</strong>em internen Überwachungsträgers <strong>ein</strong>gehalten wurde (vgl. Ab-<br />
1054 Beispielsweise erklärt das Haushaltsgesetz des Landes Hessen für das Haushaltsjahr 2011 <strong>ein</strong>e<br />
Fremdwährungskreditaufnahme nur in Verbindung mit <strong>ein</strong>em Währungssicherungsgeschäft als zulässig<br />
(vgl. Hessisches Ministerium der Finanzen (o.J.): § 13 Abs. 1 Satz 3 des Gesetzes über die<br />
Feststellung des Haushaltsplans des Landes Hessen für das Haushaltsjahr 2011 (Haushaltsgesetz<br />
2011), unter: http://www.hmdf.hessen.de/irj/HMdF_Internet?cid=7c329db222a676d8211687c<br />
33edc63d6, Zugriff vom 13. Juni 2011); vgl. auch Birkholz (2008), S. 161 zu der Verpflichtung zum<br />
Abschluss von Sicherungsgeschäften auf der kommunalen Ebene sowie Gem<strong>ein</strong>deprüfungsanstalt<br />
Nordrh<strong>ein</strong>-Westfalen (o.J.), S. 7ff.<br />
1055 Vgl. auch Wheeler (2004), S. 99f. sowie Rehm (2001), S. 331.<br />
1056 Vgl zu den Transaktions<strong>kosten</strong> nach WILLIAMSON die Empfehlungen 3 bis 5.<br />
1057 Hier sind insbesondere das Instrument „Controlling“ und das als „sehr wichtiger strategischer Erfolgsfaktor“<br />
bewertete und als Indikator definierte Instrument „Risikomanagement“ anzuführen.
312 Kapitel 6: Ableitung von Gestaltungsempfehlungen<br />
schnitt 5.3.3.7 sowie Abschnitt 5.3.3.8), werden die folgenden Empfehlungen generiert:<br />
1058<br />
„Zur langfristigen Sicherstellung der Kosten- und Risiko-Zielsetzungen ist - insbesondere<br />
bei eigenständigen, vom Ministerium unabhängigen Organisations<strong>ein</strong>heiten<br />
- <strong>ein</strong>e operative Steuerung sowie interne Überwachung durch die DMO notwendig.<br />
In Anlehnung an die Empfehlungen von CURRIE / DETHIER / TOGO soll die<br />
interne Überwachung insbesondere <strong>ein</strong> Risikomanagementsystem (mit klaren<br />
Überwachungs- und Kontrollstrategien sowie <strong>ein</strong> Berichtswesen) umfassen 1059 und<br />
das Personal zur Beachtung von Verhaltenskodizes und Richtlinien zum Umgang<br />
mit Interessenkonflikten hinsichtlich der eigenen finanziellen Angelegenheiten verpflichtet<br />
werden. 1060 “<br />
„Die Sicherheit der Debt Management-Prozesse soll durch flächendeckende Implementation<br />
der Funktionstrennung bzw. Trennung zwischen front-, middle- und<br />
back office sowie schriftliche Regelung der Kontrahenten bzw. der Bewilligung und<br />
des Einsatzes von Finanzinstrumenten gewährleistet werden. 1061 “<br />
„Das operative Management soll hinsichtlich der internen Überwachung zumindest<br />
das im Rahmen dieser Forschungsarbeit analysierte Überwachungsniveau von<br />
mindestens <strong>ein</strong>em internen Überwachungsträger <strong>ein</strong>halten. Im Idealfall werden -<br />
unabhängig vom jeweiligen Organisationsmodell - wirksame Risikomanagement-,<br />
Interne Kontroll- und Compliance-Systeme sowie effektive Interne Revisionen implementiert.“<br />
1058 Eine wirksame operative Steuerung durch die DMO findet - insbesondere bei der Gestaltung der<br />
Schuldenstruktur sowie der selbständigen Vorgabe von Limits, Erfolgs- und Risikomaßstäben - in<br />
den meisten Clustern statt (vgl. Abschnitt 5.3.3.7). Operative Steuerungsdefizite können jedoch im<br />
Einzelfall aus den im Cluster C nicht vorhandenen schriftlichen Regelungen der Kontrahenten sowie<br />
fehlenden Vorgaben betr. die Bewilligung und den Einsatz von Finanzinstrumenten ausgehen.<br />
Im Cluster A2 ist die Funktionstrennung überwiegend nicht vorhanden. Es fehlt weitgehend <strong>ein</strong><br />
wirksames, das Management unterstützende Controlling. Diesem wird seitens der Untersuchungspartner<br />
lediglich <strong>ein</strong>e geringe Relevanz attestiert (vgl. Abschnitt 5.3.3.7 sowie Abschnitt 5.3.3.8).<br />
Hinsichtlich der internen Überwachung des operativen Debt Managements existieren ausweislich<br />
der deskriptiven Analyse deutliche Unterschiede zwischen den <strong>ein</strong>zelnen Organisationsmodell-<br />
Clustern. Im Cluster A1 erfüllen nicht alle Länder den Mindeststandard von mindestens <strong>ein</strong>em<br />
wirksamen internen Überwachungsträger. Insbesondere das Risikomanagement, das seitens der<br />
Untersuchungspartner signifikant als „sehr wichtiger strategischer Erfolgsfaktor“ bewertet wurde<br />
und <strong>ein</strong>en Indikator für <strong>ein</strong> <strong>kosten</strong>-<strong>risiko</strong>-<strong>optimales</strong> Public Debt Management darstellt, ist bei den<br />
Organisationsmodellen mit <strong>ein</strong>er aus dem Ministerium ausgelagerten DMO weitestgehend entweder<br />
nicht existent oder nur <strong>ein</strong>geschränkt wirksam. Gleiches gilt tendenziell für die Überwachungsinstrumente<br />
„Internes Kontrollsystem“, „Compliance-System“ und „Interne Revision“. Auch <strong>ein</strong>e<br />
Überwachung durch <strong>ein</strong> Aufsichtsgremium ist tendenziell eher nicht vorhanden und kann somit die<br />
vorhandenen Überwachungsdefizite nicht minimieren (vgl. Abschnitt 5.3.3.8).<br />
1059 Vgl. International Monetary Fund / World Bank (2001), S. 7; vgl. auch Rehm (2001), S. 331.<br />
1060 Vgl. International Monetary Fund / World Bank (2001), S. 7.<br />
1061 Vgl. auch Rehm (2001), S. 331.
Kapitel 6: Ableitung von Gestaltungsempfehlungen 313<br />
„Das operative Management soll - im Sinne von HORVATH - durch <strong>ein</strong> geeignetes<br />
Controlling bei s<strong>ein</strong>en Planungs-, Steuerungs-, Kontroll- und Gegensteuerungsmaßnahmen<br />
unterstützt werden. Zudem soll das Controlling die für die Steuerung<br />
relevanten Informationen bereitstellen.“ 1062<br />
„Durch zwingende Funktionstrennung, schriftliche Regelungen betreffend die Kontrahenten<br />
und Vorgaben betreffend die Bewilligung und den Einsatz von Finanzinstrumenten<br />
sowie durch <strong>ein</strong>e effektive interne Überwachung können das Fraud-<br />
Risiko und die Transaktions<strong>kosten</strong> nach WILLIAMSON 1063 wirksam gesenkt werden.<br />
1064 “<br />
Empfehlung 4: Effektive strategische Steuerung und Überwachung durch das<br />
Ministerium<br />
Ausgehend von den festgestellten externen Überwachungsdefiziten, kaum vorhandenen<br />
oder wirksamen spezifischen Anreizsystemen, teilweise fehlenden strategischen<br />
Vorgaben (vgl. Abschnitt 5.3.3.7 und Abschnitt 5.3.3.8) sowie den Erkenntnissen des<br />
Experteninterviews I-1 (vgl. Anlage 1) werden die folgenden Empfehlungen entwickelt:<br />
1065<br />
„Aus der verstärkten Eigenständigkeit 1066 und Unabhängigkeit der DMO vom Ministerium<br />
resultiert <strong>ein</strong>e Erhöhung der bestehenden Principal-Agent-Problematik zwischen<br />
dem „Principal“ Ministerium und dem „Agent“ DMO. Diese Problematik wird<br />
durch die - infolge der zunehmenden Professionalisierung des Public Debt Management<br />
entstehenden - Informationsasymmetrie zwischen Ministerium und DMO<br />
und die dadurch ermöglichten Freiräume für opportunistisches Verhalten seitens<br />
1062 Vgl. Horváth (2011b), S. 11 sowie Schäfer / Krömmelb<strong>ein</strong> / Sieg (2008), S. 239ff.<br />
1063 Vgl. zur Transaktions<strong>kosten</strong>theorie Abschnitt 2.3.2.<br />
1064 Vgl. auch Nimwegen (2009), S. 120ff. sowie Amend (2008), S. 18ff.<br />
1065 Es fehlt weitgehend an umfassender, effektiver Überwachung. Nach Angaben der Untersuchungspartner<br />
existiert in zwei Ländern k<strong>ein</strong> externes bzw. mit Externen besetztes Überwachungsorgan.<br />
Eine Überwachung durch <strong>ein</strong> Aufsichtsgremium oder durch <strong>ein</strong>e Aufsichtsbehörde war eher nicht<br />
vorhanden. Das <strong>ein</strong>zige Land des Clusters B2 verzichtete auf die optionale Einrichtung <strong>ein</strong>es freiwilligen<br />
Aufsichtsrats bzw. Aufsichtsratsausschusses. Damit entfällt die Möglichkeit, Vertreter des<br />
Ministeriums in <strong>ein</strong> Aufsichtsgremium zu entsenden und für dieses Gremium zustimmungspflichtige<br />
Geschäfte zu definieren. Durch den Verzicht auf die Einrichtung <strong>ein</strong>es freiwilligen Aufsichtsrats<br />
entsteht <strong>ein</strong>e organisationsformspezifische Überwachungslücke. Aufgrund dieser externen Überwachungslücken<br />
können die vorhandenen internen Überwachungsdefizite nicht ausgeglichen werden<br />
(vgl. auch Currie / Dethier / Togo (2003), S. 38f. sowie Schneider (1993), S. 28).<br />
Die lediglich teilweise vorhandenen Anreizsysteme sind nach Ansicht der Untersuchungspartner<br />
zwar signifikant „eher <strong>ein</strong> strategischer Erfolgsfaktor“, aber nicht wirkungsvoll. Von den untersuchten<br />
Länder orientieren sich nur zwei Länder an - allerdings konservativen - Marktpreisen der privaten<br />
Finanzwirtschaft; <strong>ein</strong> Land entlohnt nur „<strong>ein</strong> wenig besser“ als die öffentlich-rechtlichen Konditionen.<br />
Durch die weitgehend ineffektiven Anreizsysteme können die bestehenden externen Überwachungsdefizite<br />
im Sinne des Principal-Agents-Problems nicht kompensiert werden. Hieraus<br />
können erhöhte Transaktions<strong>kosten</strong> im Sinne von WILLIAMSON entstehen und die langfristige<br />
Zielerreichung <strong>ein</strong>es Kosten-Risiko-optimalen Public Debt Management gefährdet werden.<br />
Hinsichtlich der strategischen Steuerung zeigen sich insbesondere in den Clustern B2 und C Defizite<br />
in Form von fehlenden Vorgaben für das operative Debt Management.<br />
1066 Im Sinne von Transfer der Verfügungsrechte (property rights, vgl. Abschnitt 2.3.2).
314 Kapitel 6: Ableitung von Gestaltungsempfehlungen<br />
der DMO 1067 weiter erhöht. 1068 Die in der Folge entstehende Unsicherheit des Principals<br />
kann dieser insbesondere durch eigene Überwachungs- und Kontrolltätigkeit<br />
1069 sowie durch anreizorientierte Vertragsgestaltung 1070 (transaktions-) <strong>kosten</strong>wirksam<br />
reduzieren 1071 .“<br />
„Hinsichtlich der externen Überwachung soll zumindest das - im Rahmen dieser<br />
Forschungsarbeit analysierte - Überwachungsniveau von mindestens <strong>ein</strong>em externen<br />
Überwachungsträger <strong>ein</strong>gehalten werden; im Idealfall werden mehrere wirksame<br />
externe Überwachungsträger kombiniert.“<br />
„In Anlehnung an die Empfehlungen von CURRIE / DETHIER / TOGO setzt <strong>ein</strong>e effektive<br />
externe Überwachung voraus, dass der Principal die Fähigkeit besitzt, s<strong>ein</strong>e<br />
Überwachungsfunktionen wahrzunehmen. 1072 Dabei kann der Principal durch <strong>ein</strong><br />
Aufsichtsgremium (z. B. <strong>ein</strong> Advisory Board, <strong>ein</strong> Board of Directors oder <strong>ein</strong> Audit<br />
Committee) unterstützt werden. 1073 Die Länder sollen die gegebenenfalls aus der<br />
Rechtsform erwachsenden Überwachungselemente (z. B. im Cluster B2 die Einrichtung<br />
<strong>ein</strong>es freiwilligen Aufsichtsrats bzw. Aufsichtsratsausschusses und die damit<br />
verbundene mögliche Definition von zustimmungspflichtigen Geschäften, erweiterter<br />
Abschlussprüfung und unmittelbarer Unterrichtung des Rechnungshofs) vollumfänglich<br />
nutzen. Diese rechtsformspezifischen optionalen Überwachungsfunktionen<br />
dienen grundsätzlich der Kompensation des insbesondere aus der jeweiligen Organisationsform<br />
resultierenden höheren Principal-Agent-Problems. 1074 “<br />
„Ausgehend von der von FAMA / JENSEN empfohlenen - und in der Bundesrepublik<br />
Österreich realisierten - Trennung von Management und Kontrolle soll grundsätzlich<br />
<strong>ein</strong>e Funktionstrennung im Ministerium hinsichtlich der Rollen „Auftraggeber<br />
1067 Vgl. Ritz (2001), S. 139, Alt (2005), S. 302f. sowie Irmer (2001), S. 112.<br />
1068 Vgl. Gabler Wirtschaftslexikon (o.J.), Stichwort „Neue Politische Ökonomie“, unter:<br />
http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/neue-politische-oekonomie.html, Zugriff vom 22. Januar<br />
2012, Ritz (2003), S. 132ff. sowie Simon (2009), S. 29.<br />
1069 Vgl. Currie / Dethier / Togo (2003), S. 38f.<br />
1070 Vgl. Currie / Dethier / Togo (2003), S. 37f.; vgl. auch Kutschera (2003), S. 217ff. Nach Ansicht des<br />
Verfassers sollten dabei insbesondere langfristige Anreize gesetzt werden.<br />
1071 Vgl. Ritz (2001), S. 140 sowie R<strong>ein</strong>ermann (2000), S. 85.<br />
1072 Vgl. Currie / Dethier / Togo (2003), S. 39 und S. 49f.<br />
1073 Vgl. Currie / Dethier /Togo (2003), S. 39 und S. 49f. sowie - als Beispiel für <strong>ein</strong> Advisory Board -<br />
das New Zealand Debt Management Office (2011), unter: http://www.nzdmo.govt.nz/<br />
aboutnzdmo/orgstructure/roles, Zugriff vom 3. Januar 2011. Als Beispiel für die weitreichenden<br />
Kompetenzen <strong>ein</strong>es Board of Directors kann das ungarische Modell herangezogen werden: Die<br />
AKK als Kapitalgesellschaft ist organisatorisch unabhängig, steht aber unter der Überwachung des<br />
Finanzministeriums. Verantwortlich für die Hauptentscheidungen des Debt Managements sind das<br />
Board of Directors und in Einzelfällen das Ministerium (vgl. Hungarian Government Debt Management<br />
Agency Ltd. und Búzás, zitiert nach: Currie / Dethier / Togo (2003), S. 20. und Magyar Allampapír<br />
(2011), unter: http://www.akk.hu/object.ecc6d35a-6791-4470-b3d7-3dd65a2778c1.ivy, Zugriff<br />
vom 3. Januar 2011); vgl. auch vgl. auch Bundesverband deutscher Banken (2000), S. 7 zu den<br />
„Besonderheiten“ im Schuldenmanagement in der EWU (Advisory Board und Audit Committee in<br />
Portugal, Staatsschuldenausschuss in Österreich).<br />
1074 Vgl. auch Currie / Dethier / Togo (2003), S. 38f. sowie Schneider (1993), S. 28.
Kapitel 6: Ableitung von Gestaltungsempfehlungen 315<br />
des Debt Managements“ und „Kontrolle des Debt Managements“ in allen Ländern<br />
implementiert werden. 1075 “<br />
„In Anlehnung an REHM soll die strategische Steuerung anhand von <strong>ein</strong>deutigen<br />
Limits sowie Erfolgs- und Risikomaßstäben stattfinden. 1076 “<br />
Empfehlung 5: Effektive externe Kontrolle durch Rechnungshof<br />
Ausgehend von der Erkenntnis der deskriptiven Analyse, dass nach Einschätzung der<br />
Untersuchungspartner <strong>ein</strong>e effektive Überwachung des Public Debt Managements<br />
durch den Rechnungshof unabhängig von der gewählten Organisationsform weitgehend<br />
nicht vorhanden ist (vgl. Abschnitt 5.3.3.8), wird die folgende Empfehlung entwickelt:<br />
„In Anlehnung an den IWF und die Weltbank soll jährlich <strong>ein</strong>e externe Kontrolle des<br />
Public Debt Managements erfolgen. 1077 Diese soll durch den Rechnungshof (oder<br />
<strong>ein</strong>en unter Vorsitz des Rechnungshofs stehenden Schuldenausschuss 1078 ) erfolgen.<br />
Soweit die DMO <strong>ein</strong>e eigenständige Organisation in privatwirtschaftlicher<br />
Rechtsform ist, ist im Rahmen von Betätigungsprüfungen das Handeln des Ministeriums<br />
und der Landesvertreter im Aufsichtsrat zu prüfen. 1079 Dabei sind die gegebenenfalls<br />
bestehenden zusätzlichen Kontrollrechte in Form von erweiterten Abschlussprüfungen<br />
oder unmittelbaren Unterrichtungen des Rechnungshofs zu nutzen.<br />
Nach Möglichkeit soll bei dieser Organisationsform seitens der externen Finanzkontrolle<br />
auch auf die Wahl des Abschlussprüfers Einfluss genommen werden.<br />
1080 “<br />
Zusammenfassende Empfehlung:<br />
Zusammenfassend ist festzustellen, dass unter Kostenaspekten die Übertragung von<br />
Aufgaben sowie die Delegation von Kompetenzen, Verantwortung und Ressourcen<br />
auf die DMO nachhaltig zu geringeren Kredit<strong>kosten</strong> führen können (vgl. Empfehlung<br />
1). Dabei ist zu beachten, dass die Bündelung von Aufgaben und die Delegation<br />
von Kompetenzen, Verantwortung und Ressourcen infolge des durch die höhere Eigenständigkeit<br />
und Unabhängigkeit der DMO gestiegenen Principal-Agent-Problems<br />
nicht automatisch zu nachhaltigen Effektivitäts- und Effizienzsteigerungen führt. Hierzu<br />
1075 Vgl. auch Experteninterview I-1 (in Anlage 1).<br />
1076 Vgl. Rehm (2001), S. 331; vgl. auch Schedler / Proeller (2003), S. 79ff. sowie Schäfer / Krömmelb<strong>ein</strong><br />
/ Sieg (2010), S. 43.<br />
1077 Vgl. auch Forges (2001) und Currie (2000), zitiert nach: Currie / Dethier / Togo (2003), S. 27. zu<br />
internen und externen Kontrollen; vgl. auch Eibelshäuser, M. (1994), S. 925ff. zur erweiterten Prüfung<br />
nach § 53 HGrG sowie Eibelshäuser / Nowak (2004), Randnummer 4ff. zur unmittelbaren Unterrichtung<br />
des Rechnungshofs nach § 54 HGrG.<br />
1078 Vgl. Hessischer Rechnungshof (2012): Veröffentlichungen, unter: http://www.rechnungshofhessen.de/index.php?seite=veroeffentlichungen.php&selected=25,<br />
Zugriff vom 6. Februar 2012.<br />
1079 Vgl. auch Mohrenweiser (2010), S. 162f.<br />
1080 Vgl. auch Häfele (2005), S. 150f.
316 Kapitel 6: Ableitung von Gestaltungsempfehlungen<br />
ist im Gegenzug auch die Implementation <strong>ein</strong>er effektiven strategischen Steuerung<br />
und Überwachung unterstützt durch <strong>ein</strong> wirksames Controlling mit Berichtswesen sowie<br />
durch <strong>ein</strong> Aufsichtsgremium (vgl. Empfehlung 4) und die Gewährleistung <strong>ein</strong>er<br />
effektiven Kontrolle durch den Rechnungshof oder <strong>ein</strong>en staatlichen Schuldenausschuss<br />
(vgl. Empfehlung 5) notwendig. Unter Risikoaspekten ist <strong>ein</strong>e möglichst ausgeglichene<br />
Gestaltung des Schuldenportfolios, insbesondere hinsichtlich der Zins- und<br />
Laufzeitstruktur des Portfolios, anzustreben. Weiterhin sind durch geeignete Regelungen<br />
Währungs- und Kreditrisiken zu minimieren (vgl. Empfehlung 2). Die Gewährleistung<br />
der Prozesssicherheit, insbesondere durch Funktionstrennung, sowie die Minimierung<br />
der Fraud-Risiken und eventueller Transaktions<strong>kosten</strong> nach WILLIAMSON ist<br />
Aufgabe der operativen Steuerung und internen Überwachung (vgl. Empfehlung 3).<br />
Neben <strong>ein</strong>er effektiven Überwachung können diese Transaktions<strong>kosten</strong> auch durch<br />
geeignete Anreizsysteme für die operativen Akteure minimiert werden.<br />
Die Empfehlungen zeigen, dass <strong>ein</strong> wirtschaftliches Public Debt Management nicht <strong>ein</strong><br />
ausschließlich <strong>kosten</strong>minimierendes (sparsames), sondern <strong>ein</strong> <strong>kosten</strong>-<strong>risiko</strong>-<strong>optimales</strong><br />
Public Debt Management mit effektiven internen und externen Überwachungsinstrumenten<br />
und wirksamer externer Kontrolle s<strong>ein</strong> muss. 1081<br />
Dabei ist zu beachten, dass das Public Debt Management nur erfolgreich s<strong>ein</strong> und das<br />
Schuldenvolumen wirtschaftlich strukturieren kann, wenn das - exogen vorgegebene -<br />
Schuldenniveau dem Public Debt Management überhaupt <strong>ein</strong>en Handlungs- und Gestaltungsspielraum<br />
ermöglicht. 1082<br />
Im Rahmen dieser Forschungsarbeit wurde anhand <strong>ein</strong>er Regressionsanalyse <strong>ein</strong> signifikanter<br />
Zusammenhang zwischen dem Kosten-Risiko-Index und der Höhe der Gesamtschulden<br />
nachgewiesen und der Parameter „Höhe der Gesamtschulden“ als <strong>ein</strong>e<br />
dominante Einflussgröße für die Wirtschaftlichkeit des Public Debt Managements bezeichnet.<br />
Die aktuellen Staatsschuldenkrisen zeigen, dass insbesondere die Erwartungen<br />
der potentiellen Investoren (und der Ratingagenturen) hinsichtlich der Fähigkeit<br />
des Landes, diese Schulden fristgerecht bedienen zu können, ausschlaggebend für<br />
die Höhe der Zinssätze der neuen Finanzinstrumente sind. 1083 Damit be<strong>ein</strong>flussen die<br />
Höhe der Gesamtschulden und die Erwartungen der Marktteilnehmer maßgeblich die<br />
Möglichkeiten des Public Debt Managements zur wirtschaftlichen Gestaltung der<br />
Schuldenstruktur.<br />
1081 Ausgehend vom relevanten Bestimmtheitsmaß des Faktors „Verwaltungskultur“ (vgl. Abschnitt<br />
5.4.1) ist bei <strong>ein</strong>er eventuellen Optimierung der Aufbau- und Ablauforganisation die nationale Verwaltungskultur<br />
zu berücksichtigen.<br />
1082 Vgl. auch Milbradt (1975), S.12, zitiert nach: Kern (1981), S. 25.<br />
1083 Vgl. beispielsweise Spiegel Online (2011b): Rating-Agentur stuft Portugal knapp über Ramsch-<br />
Niveau <strong>ein</strong>, Artikel vom 29. März 2011, unter: http://www.spiegel.de/wirtschaft/<br />
soziales/0,1518,753918,00.html, Zugriff vom 27. Januar 2012.
Kapitel 7: Evaluation, Beantwortung der Fragestellung und zukünftige Analyse-Ansätze 317<br />
7 Evaluation der gewonnenen Erkenntnisse, Beantwortung der<br />
Fragestellung und Entwicklung zukünftiger Untersuchungsansätze<br />
Abschließend erfolgt <strong>ein</strong>e Evaluation des im Rahmen der vorliegenden Forschungsarbeit<br />
verwendeten Analysemodells sowie der damit erzielten Ergebnisse (vgl. Abschnitt<br />
7.1). Auf Basis dieser Evaluation wird die Fragestellung der Forschungsarbeit<br />
beantwortet (vgl. Abschnitt 7.2). Ausgehend von den im Rahmen dieser Forschungsarbeit<br />
gewonnen Erkenntnissen, insbesondere hinsichtlich eventueller Analysehemmnisse,<br />
werden Ansätze für die zukünftige Fortführung der Untersuchung entwickelt<br />
(vgl. Abschnitt 7.3).<br />
7.1 Evaluation der gewonnenen Erkenntnisse<br />
Auf Basis der aus der Fragestellung dieser Forschungsarbeit abgeleiteten Zielsetzungen<br />
(vgl. Abschnitt 1.2) sowie dem in Abschnitt 1.4 dargestellten methodischen Vorgehen<br />
<strong>ein</strong>erseits und den gewonnenen Erkenntnissen andererseits (vgl. Kapitel 3<br />
bis 6) erfolgt abschließend <strong>ein</strong>e Evaluation der vorgenommenen Analyse der Wirtschaftlichkeit<br />
des Public Debt Managements:<br />
Der aus den Zielsetzungen des staatlichen Debt Managements entwickelte Analysemaßstab<br />
ermöglicht <strong>ein</strong>e vergleichende Betrachtung der Wirtschaftlichkeit des Public<br />
Debt Managements unterschiedlicher Organisationsmodelle. Hierzu wurden Kriterien<br />
für die Analyse des Outputs des Public Debt Managements und zur vollständigen Erfassung<br />
des Inputs entwickelt. Dadurch ließ sich die Wirtschaftlichkeit des Public Debt<br />
Managements als Output-Input-Relation in Form des Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index darstellen.<br />
Die Definition der Kredit<strong>kosten</strong>, des Risikos und des Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko- Indexes<br />
ermöglicht <strong>ein</strong>e Analyse der Wirtschaftlichkeit des Public Debt Managements.<br />
Diese Kennzahlen stellen die zu erklärenden Variablen der Analyse dar.<br />
Auf Basis der real existierenden unterschiedlichen Organisationsmodelle des Public<br />
Debt Managements wurden idealtypische Public Debt Management-Modelle definiert<br />
und entsprechende - hinsichtlich der organisatorischen bzw. inhaltlichen Parameter<br />
differierende - Organisationsmodell-Cluster gebildet. Ausgehend von der Literatur<br />
wurden mögliche erklärende strategische <strong>Erfolgsfaktoren</strong> für die Wirtschaftlichkeit des<br />
Public Debt Managements definiert.<br />
Für die Auswahl geeigneter Untersuchungsobjekte wurden die folgenden fünf Bedingungen<br />
definiert:
318 Kapitel 7: Evaluation, Beantwortung der Fragestellung und zukünftige Analyse-Ansätze<br />
• <strong>ein</strong>e grundsätzliche Vergleichbarkeit der Untersuchungsobjekte hinsichtlich der<br />
Zielsetzung des Debt Managements und ihrer gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen,<br />
• <strong>ein</strong>e möglichst hohe Heterogenität der Grundgesamtheit hinsichtlich der organisatorischen<br />
und materiellen Rahmenbedingungen des Debt Managements,<br />
• <strong>ein</strong>e alle definierten Organisationsmodelltypen umfassende Grundgesamtheit,<br />
• <strong>ein</strong>e Gewährleistung der Entwicklung von aussagekräftigen Ergebnissen und<br />
Gestaltungsempfehlungen aufgrund des Umfangs der Grundgesamtheit sowie<br />
• <strong>ein</strong>e grundsätzliche Kooperationsfähigkeit der ausgewählten Untersuchungsobjekte<br />
und die damit verbundene systematische Informationsgewinnung durch<br />
Bereitstellung oder Zugangsgewährung zu den notwendigen Daten.<br />
Anhand der ersten vier Bedingungen wurden 43 Länder (G20-Staaten, Staaten der<br />
Europäischen Union sowie Neuseeland) ausgewählt. Zwölf Länder nahmen an der<br />
Untersuchung teil. Mit Hilfe <strong>ein</strong>er deskriptiven Analyse, <strong>ein</strong>er empirischen Plausibilisierung<br />
möglicher Zusammenhänge mit Hilfe der Regressionsanalyse sowie <strong>ein</strong>er inhaltlichen<br />
Plausibilisierung empirisch signifikanter Zusammenhänge wurden strategische<br />
<strong>Erfolgsfaktoren</strong> für <strong>ein</strong> <strong>kosten</strong>-<strong>risiko</strong>-<strong>optimales</strong> Public Debt Management ermittelt. Infolge<br />
des geringen Stichprobenumfangs (maximal zwölf Antworten pro untersuchtem<br />
Parameter) wurden lediglich zwei signifikante Zusammenhänge identifiziert und inhaltlich<br />
plausibilisiert. Hilfsweise wurden nicht-signifikante, aber für die untersuchte Stichprobe<br />
relevante Parameter ergänzend als Indikatoren für <strong>ein</strong> <strong>kosten</strong>-<strong>risiko</strong>-<strong>optimales</strong><br />
Public Debt Management definiert. Ausgehend von dem festgestellten strategischen<br />
Erfolgsfaktor „Organisationsmodell“, der signifikanten Rahmenbedingung „Gesamtschulden“<br />
und den definierten Indikatoren des Public Debt Managements sowie den<br />
Erkenntnissen der deskriptiven Analyse wurden Gestaltungsempfehlungen für <strong>ein</strong> <strong>kosten</strong>-<strong>risiko</strong>-<strong>optimales</strong><br />
Public Debt Management abgeleitet. Dabei wurden umfangreiche<br />
Empfehlungen für die Gestaltung der strategischen und operativen Steuerung bzw.<br />
der externen und internen Überwachung sowie der externen Kontrolle des Public Debt<br />
Managements entwickelt.<br />
Trotz der geringen Anzahl an identifizierten signifikanten Zusammenhängen zwischen<br />
den Kosten und Risiken des Public Debt Managements und dessen organisatorischen<br />
und inhaltlichen Parametern wurde die Zielsetzung der Arbeit erfüllt: Ausgehend von<br />
der Fragestelllung der Forschungsarbeit wurden anhand <strong>ein</strong>es zu entwickelnden, spezifischen<br />
Analysemodells (neue) Erkenntnisse über die strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
des Debt Managements im Hinblick auf eventuell bestehende Zusammenhänge zwischen<br />
organisatorischen und inhaltlichen Rahmenbedingungen und deren Wirkung auf<br />
die Wirtschaftlichkeit gewonnen. Wesentliche neue Erkenntnisse sind:
Kapitel 7: Evaluation, Beantwortung der Fragestellung und zukünftige Analyse-Ansätze 319<br />
• der empirisch nachgewiesene und inhaltlich plausibilisierte Zusammenhang<br />
zwischen den (relativen) Kredit<strong>kosten</strong> und der Eigenständigkeit und Unabhängigkeit<br />
des Organisationsmodells, der insbesondere die u.a. von REHM und<br />
dem Bundesministerium der Finanzen mit der Auslagerung der DMO prognostizierten<br />
Kosten<strong>ein</strong>sparungen 1084 untermauert (vgl. die Abschnitte 5.4.1 und<br />
5.4.2),<br />
• die durch die deskriptive, vergleichende Analyse identifizierten Unterschiede<br />
hinsichtlich der strategischen Risiko-Steuerung durch das Ministerium sowie<br />
hinsichtlich Umfang und Wirksamkeit der operativ <strong>ein</strong>gesetzten Risikobewältigungsinstrumente<br />
zwischen den untersuchten Ländern bzw. Clustern (vgl. Abschnitt<br />
5.3.3.7),<br />
• die durch die deskriptive, vergleichende Analyse sowohl hinsichtlich der strategischen<br />
Ebene „Ministerium“ als auch der operativen Ebene „DMO“ aufgezeigten<br />
Steuerungs- und Überwachungsdefizite (vgl. die Abschnitte 5.3.3.7 und<br />
5.3.3.8) sowie<br />
• die infolge der subjektiven Einschätzungen der Untersuchungspartner signalisierte<br />
deutliche Einschränkung der Wirksamkeit der externen Kontrolle des<br />
Public Debt Managements durch die Rechnungshöfe (vgl. Abschnitt 5.3.3.8).<br />
Mit Hilfe des für diese Forschungsarbeit entwickelten Analysemodells lassen sich sowohl<br />
alle relevanten Kosten (nicht nur die Zinsausgaben) als auch alle existierenden<br />
Risiken untersuchen und somit <strong>ein</strong>e valide Informationsbasis für zukünftige Managemententscheidungen<br />
schaffen. Insbesondere können durch das entwickelte, spezifische<br />
Analysemodell neben bisher eher vernachlässigten Kosten- oder Risikoarten<br />
(vgl. die Abschnitte 5.3.3.3 und 5.3.3.4) auch die langfristige Zielerreichung tangierende<br />
Defizite der strategischen und operativen Steuerung des Public Debt Managements<br />
identifiziert und minimiert bzw. beseitigt werden (vgl. die Abschnitte 5.3.3.7 und<br />
5.3.3.8).<br />
Anhand der deskriptiven Cluster-Analyse wurden <strong>ein</strong>erseits Gem<strong>ein</strong>samkeiten zwischen<br />
den Zielsetzungen der DMO ermittelt (vgl. Abschnitt 5.3.3.1), die die angenommene<br />
grundsätzliche Vergleichbarkeit der untersuchten Modelle bestätigen. Andererseits<br />
wurden teilweise deutliche Unterschiede zwischen den definierten Organisationsmodell-Clustern<br />
hinsichtlich der Kosten und Risiken sowie der organisatorischen<br />
und materiellen Parametern aufgezeigt (vgl. insbesondere die Abschnitte 5.3.3.3<br />
bis 5.3.3.8). Diese rechtfertigen den gewählten vergleichenden Untersuchungsansatz<br />
und die gewählte Cluster-Definition.<br />
1084 Vgl. Rehm (2001), S. 329.
320 Kapitel 7: Evaluation, Beantwortung der Fragestellung und zukünftige Analyse-Ansätze<br />
Auf Basis der empirischen und inhaltlichen Plausibilisierung konnte zwar k<strong>ein</strong>e allgem<strong>ein</strong><br />
gültige Empfehlung zugunsten <strong>ein</strong>es bestimmten Organisationsmodells getroffen<br />
werden, da sich <strong>ein</strong> Kosten-Risiko-Optimum k<strong>ein</strong>em Organisationsmodell signifikant<br />
zuordnen ließ. Mit Hilfe der Gestaltungsempfehlungen sind jedoch <strong>ein</strong>e Minimierung<br />
der Kosten und Risiken des Public Debt Managements (beispielsweise durch die<br />
Auswahl vorteilhafter organisatorischer oder inhaltlicher Parameter) sowie <strong>ein</strong>e Optimierung<br />
der Steuerung, Überwachung und Kontrolle des Public Debt Management<br />
möglich (vgl. Abschnitt 6). Damit ist <strong>ein</strong>e Erhöhung der Effizienz des staatlichen Debt<br />
Managements nicht nur durch <strong>ein</strong>e Reduzierung des Inputs (beispielsweise in Form<br />
von geringeren Zins<strong>kosten</strong> bei evtl. höheren Risiken), sondern auch durch <strong>ein</strong>e Optimierung<br />
des Throughputs (in Form von organisatorischen und materiellen Regelungen<br />
der Debt Management-Prozesse) sowie <strong>ein</strong>er daraus folgenden Steigerung des Outputs<br />
des Public Debt Managements (in Form <strong>ein</strong>er <strong>kosten</strong>-<strong>risiko</strong>-optimalen Finanzierung)<br />
zu erreichen.<br />
Die abgeleiteten Gestaltungsempfehlungen bestätigen <strong>ein</strong>erseits bereits vorhandene<br />
Erkenntnisse der Literatur. Andererseits gehen sie hinsichtlich der nachgewiesenen<br />
Überwachungsdefizite, hinsichtlich der mit Hilfe der Cluster-Analyse aufgezeigten Unterschiede<br />
sowie insbesondere hinsichtlich der empirisch signifikanten und inhaltlich<br />
plausibilisierten Zusammenhänge über die zuvor vorhandenen Erkenntnisse hinaus<br />
und schaffen „neues Wissen“ 1085 .<br />
7.2 Beantwortung der Fragestellung der Forschungsarbeit<br />
Auf Basis der Evaluation der gewonnenen Erkenntnisse (vgl. die Abschnitte 5.4 und<br />
5.5) wird abschließend die Fragestellung dieser Forschungsarbeit („Lassen sich strategische<br />
<strong>Erfolgsfaktoren</strong> - im Sinne von vorteilhaften organisatorischen und inhaltlichen<br />
Parametern - für <strong>ein</strong> <strong>kosten</strong>-<strong>risiko</strong>-<strong>optimales</strong> Public Debt Management identifizieren?“<br />
beantwortet:<br />
1. Es lässt sich auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse <strong>ein</strong> organisatorischer<br />
strategischer Erfolgsfaktor für <strong>ein</strong> <strong>kosten</strong>-<strong>risiko</strong>-<strong>optimales</strong> Public Debt Management<br />
signifikant identifizieren: der Faktor „Organisationsmodell“.<br />
2. Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse lässt sich k<strong>ein</strong> inhaltlicher strategischer<br />
Erfolgsfaktor für <strong>ein</strong> <strong>kosten</strong>-<strong>risiko</strong>-<strong>optimales</strong> Public Debt Management<br />
signifikant identifizieren.<br />
1085 Kaiser-Cooke (2007), 60f.
Kapitel 7: Evaluation, Beantwortung der Fragestellung und zukünftige Analyse-Ansätze 321<br />
3. Ausgehend von den gewonnen Erkenntnissen lassen sich organisatorische und<br />
inhaltliche Indikatoren für <strong>ein</strong> <strong>kosten</strong>-<strong>risiko</strong>-<strong>optimales</strong> Public Debt Management<br />
identifizieren:<br />
• <strong>Strategische</strong> Steuerung und Überwachung,<br />
• Aktive Risiko-Steuerung,<br />
• Kostentransparenz,<br />
• Risikotransparenz,<br />
• Zulässiger Instrumente-Einsatz,<br />
• Einsatz von externem Know-How sowie<br />
• Relevanz der Zielsetzung „Ausgeglichene Laufzeitstruktur“.<br />
4. Es besteht <strong>ein</strong> signifikanter Zusammenhang zwischen dem Parameter „Höhe<br />
der Gesamtschulden“ und den Kosten und Risiken des Public Debt Managements.<br />
5. Die Wirtschaftlichkeit des Public Debt Managements kann mit Hilfe des entwickelten<br />
Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index ermittelt und die Zielsetzung „<strong>kosten</strong>-<strong>risiko</strong><strong>optimales</strong><br />
Public Debt Management“ auf dieser Basis analysiert werden.<br />
Zusammenfassend kann die Fragestellung dieser Arbeit weitgehend positiv beantwortet<br />
werden: Es lassen sich der strategische Erfolgsfaktor „Organisationsmodell“ - und<br />
die signifikante Rahmenbedingung „Gesamtschulden“ - im Sinne von vorteilhaften organisatorischen<br />
Parametern für <strong>ein</strong> <strong>kosten</strong>-<strong>risiko</strong>-<strong>optimales</strong> Public Debt Management<br />
signifikant identifizieren. 1086 Darüber hinaus lassen sich Indikatoren für <strong>ein</strong> <strong>kosten</strong><strong>risiko</strong>-<strong>optimales</strong><br />
Public Debt Management in der Form von vorteilhaften organisatorischen<br />
und inhaltlichen Parametern nachweisen.<br />
Eine allgem<strong>ein</strong> gültige Empfehlung hinsichtlich der Vorteilhaftigkeit <strong>ein</strong>es bestimmten<br />
Organisationsmodells unter Kosten- und Risiko-Aspekten ist auf der Basis der gewonnenen<br />
Erkenntnisse nicht möglich.<br />
7.3 Ansätze für die zukünftige Analyse<br />
Auf Basis der Evaluation der gewonnenen Erkenntnisse zu den strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
und Indikatoren für <strong>ein</strong> <strong>kosten</strong>-<strong>risiko</strong>-<strong>optimales</strong> Public Debt Management und<br />
insbesondere auch zu den Analysehemmnissen (z.B. Einschränkung der Signifikanz<br />
der untersuchten Zusammenhänge aufgrund geringer Stichprobengrößen und hoher<br />
1086 Inhaltliche strategische <strong>Erfolgsfaktoren</strong> konnten nicht signifikant nachgewiesen werden (vgl. Abschnitt<br />
5.5).
322 Kapitel 7: Evaluation, Beantwortung der Fragestellung und zukünftige Analyse-Ansätze<br />
Stichprobenheterogenität, teilweise Nicht-Beantwortung von Fragenstellungen und<br />
dadurch bedingter Einsatz von Sekundärquellen und das Treffen von Annahmen) werden<br />
die folgenden Ansätze für <strong>ein</strong>e zukünftige Fortführung der Untersuchung entwickelt:<br />
• Eine vertiefende Analyse der mit Hilfe der vergleichenden Cluster-Analyse identifizierten<br />
divergierenden Defizite hinsichtlich der Steuerung, Überwachung und<br />
Kontrolle des Public Debt Managements; gegebenenfalls auch <strong>ein</strong>e Detailanalyse<br />
<strong>ein</strong>es <strong>ein</strong>zelnen Landes auf der Grundlage der erzielten Benchmark-Werte,<br />
• <strong>ein</strong>e vertiefende Analyse der Prozesssicherheit im strategisch steuernden Ministerium,<br />
insbesondere hinsichtlich der Frage der Funktionstrennung,<br />
• <strong>ein</strong>e Soll-Ist-Analyse des auf der strategischen Ebene vorhandenen Know-<br />
Hows, insbesondere im Hinblick auf die Effektivität der Steuerung, Überwachung<br />
und Kontrolle der operativen DMO,<br />
• <strong>ein</strong>e Bildung von Cluster-spezifischen Vergleichsringen und Detailanalysen der<br />
<strong>ein</strong>zelnen Cluster 1087 sowie<br />
• <strong>ein</strong>e vertiefende Analyse von ausgewählten Problemstellungen des Public Debt<br />
Managements <strong>ein</strong>zelner Länder (z.B. GIPS-Staaten oder Italien vor dem Hintergrund<br />
der aktuellen Staatsschuldenkrisen).<br />
Damit schaffen das im Rahmen dieser Forschungsarbeit entwickelte Analysemodell<br />
und die bei der Untersuchung gewonnenen Erkenntnisse sowohl hinsichtlich der strategischen<br />
<strong>Erfolgsfaktoren</strong> und Indikatoren für <strong>ein</strong> <strong>kosten</strong>-<strong>risiko</strong>-<strong>optimales</strong> Public Debt<br />
Management als auch hinsichtlich vorhandener Analysehemmnisse und weiterführender<br />
Fragestellungen <strong>ein</strong>e Grundlage für die zukünftige Erforschung des Untersuchungsgegenstands.<br />
1087 Gegebenenfalls motivieren die im Rahmen dieser Forschungsarbeit erzielten Ergebnisse weitere<br />
Untersuchungspartner zur Teilnahme an diesbezüglichen Vergleichsringen.
Kapitel 8: Ausblick 323<br />
8 Ausblick<br />
Seit Ende der 1990er Jahre findet weltweit, insbesondere in den EU-Mitgliedsstaaten<br />
und den G20-Staaten, <strong>ein</strong>e Modernisierung und Professionalisierung des Public Debt<br />
Managements statt. 1088 Primäres Ziel ist die Steigerung der Effizienz des staatlichen<br />
Schuldenmanagements. Dabei stehen insbesondere die Ausgaben bzw. Kosten des<br />
Public Debt Managements im Fokus. 1089 Mit der Reorganisation des Public Debt Management<br />
ist in den meisten der untersuchten Staaten die Bündelung von Debt Management-Kompetenzen<br />
und <strong>ein</strong>e stärkere Delegation von Kompetenzen auf operative<br />
Debt Management-Organisations<strong>ein</strong>heiten verbunden. Dies führt zu <strong>ein</strong>em höheren<br />
Autonomiegrad der DMO und <strong>ein</strong>er daraus grundsätzlich resultierenden Verschärfung<br />
der Principal-Agent-Problematik. 1090<br />
Mit Hilfe des für diese Forschungsarbeit entwickelten Analysemodells wurde in <strong>ein</strong>er<br />
empirischen Untersuchung insbesondere nachgewiesen, dass die Delegation von<br />
Aufgaben und Kompetenzen auf die operative Ebene signifikant mit geringeren Kosten<br />
des Public Debt Management korreliert. Mit Hilfe der Analyse konnten jedoch auch<br />
deutliche, teilweise Cluster-spezifische Steuerungs- und Überwachungsdefizite sowohl<br />
auf der strategischen Ebene „Ministerium“ als auch auf der operativen Ebene „DMO“<br />
identifiziert werden. Nach subjektiver Einschätzung der Untersuchungspartner fehlt<br />
zudem weitgehend <strong>ein</strong>e wirksame externe Kontrolle durch den Rechnungshof (oder<br />
durch <strong>ein</strong>en Schuldenausschuss).<br />
Aus den aufgezeigten Überwachungs- und Kontrolldefiziten resultieren Risiken für die<br />
mittel- bis langfristige Wirtschaftlichkeit des Public Debt Managements: Die gestiegene<br />
organisatorische Eigenständigkeit bzw. Unabhängigkeit der operativen DMO verschärft<br />
die Informationsasymmetrie zwischen Ministerium und DMO und damit das<br />
bestehende Principal-Agent-Problem. 1091 Da sich das Gehaltssystem in den meisten<br />
1088 Nach Auffassung des Bundesverbands deutscher Banken hat die Zunahme der Bedeutung des<br />
staatlichen Schuldenmanagements zur Veränderung der Organisation des Schuldenmanagements<br />
geführt: Teilweise wurde innerhalb des Ministeriums die Organisation des Debt Managements optimiert<br />
und dessen Aufgaben in <strong>ein</strong>er Organisations<strong>ein</strong>heit gebündelt (im Rahmen dieser Forschungsarbeit:<br />
Modelle des Clusters A), teilweise wurden außerhalb des Ministeriums Agencies<br />
gegründet (im Rahmen dieser Forschungsarbeit: Modelle des Clusters B) (vgl. Bundesverband<br />
deutscher Banken (2000), S. 6; vgl. auch Hain (2003), S. 12ff.).<br />
1089 Vgl. Bundesministerium der Finanzen (2002), S. 73 und S. 76 zur jährlich vorgegebenen Zins<strong>kosten</strong><strong>ein</strong>sparung<br />
von 500 bis 750 Mio. Euro und der Überwachung der Einhaltung dieser Einsparvorgabe<br />
durch <strong>ein</strong> Benchmark Managing Komitee, das sich aus Mitgliedern der DMO und des Ministeriums<br />
zusammensetzt.<br />
1090 Vgl. auch Currie / Dethier / Togo (2003), S. 29ff.<br />
1091 Vgl. Currie / Dethier / Togo (2003), S. 39ff. zur Relevanz der Überwachungs-Kompetenz des Principals.<br />
Ausgehend von der von HAIN (vgl. Hain (2004), S. 12ff.) festgestellten Professionalisierung<br />
des operativen Debt Management lässt sich in Anlehnung an CURRIE / DETHIER / TOGO (a.a.O.)<br />
die Forderung nach <strong>ein</strong>er Professionalisierung der strategischen Steuerung und Überwachung des<br />
operativen Debt Managements stellen. Hierzu gehört auch das Nutzen der vorhandenen Überwa-
324 Kapitel 8: Ausblick<br />
Organisationsmodellen an das öffentlich-rechtliche Besoldungssystem anlehnt, fehlen<br />
zudem wirksame Anreizsysteme, die die nachteiligen Wirkungen der Principal-Agent-<br />
Problematik begrenzen und die Transaktions<strong>kosten</strong> nach WILLIAmSON reduzieren<br />
könnten. 1092<br />
Auf der Basis der gewonnenen Erkenntnisse wird in Anlehnung an CURRIE / DE-<br />
THIER / TOGO 1093 und HAIN 1094 die Forderung nach <strong>ein</strong>er Professionalisierung der<br />
strategischen Steuerung und Überwachung des operativen Debt Managements abgeleitet.<br />
Hierzu gehört auch das Nutzen der vorhandenen Überwachungsinstrumente:<br />
Für das deutsche Bundesministerium der Finanzen folgt hieraus beispielsweise die<br />
Empfehlung, die bestehenden Möglichkeiten zur Einrichtung <strong>ein</strong>es fakultativen Aufsichtsrats<br />
und die daraus resultierenden Gestaltungsmöglichkeiten (vgl. Abschnitt<br />
5.3.3.7) zu nutzen.<br />
Die Erkenntnisse der Forschungsarbeit münden in der Aussage, dass <strong>ein</strong> wirtschaftliches<br />
Public Debt Management nicht <strong>ein</strong> ausschließlich <strong>kosten</strong>minimierendes (sparsames),<br />
sondern <strong>ein</strong> <strong>kosten</strong>-<strong>risiko</strong>-<strong>optimales</strong> strategisches und operatives Public Debt<br />
Management mit effektiven internen und externen Überwachungsinstrumenten und<br />
wirksamer externe Kontrolle s<strong>ein</strong> muss. Im Hinblick auf die aktuell auf Bundes- und<br />
Landesebene <strong>ein</strong>geführten bzw. auf europäischer Ebene diskutierten Schuldenbremsen<br />
kann <strong>ein</strong> wirtschaftliches Public Debt Management <strong>ein</strong>en wichtigen Beitrag zur<br />
weiteren Konsolidierung der Staatshaushalte leisten: Je geringer die mittel- bis langfristigen<br />
Kosten und Risiken der Fremdfinanzierung der Staatsaufgaben sind, desto<br />
geringer ist das zukünftig notwendige Haushaltsvolumen. Unter dem Aspekt der Deckelung<br />
der öffentlichen Haushalte durch <strong>ein</strong>e Schuldenbremse gilt die Aussage: Je<br />
geringer die mittel- bis langfristigen Kosten und Risiken der Fremdfinanzierung der<br />
Staatsaufgaben sind, 1095 desto mehr Mittel stehen für die Erfüllung dieser Aufgaben<br />
zur Verfügung. 1096<br />
chungsinstrumente: Für das deutsche Bundesfinanzministerium folgt daraus die Empfehlung die<br />
bestehenden Möglichkeiten zur Einrichtung <strong>ein</strong>es fakultativen Aufsichtsrats und die Nutzung der<br />
damit vorhandenen Gestaltungsmöglichkeiten (vgl. Abschnitt 5.2.3.7).<br />
1092 Vgl. auch Simon (2009), S. 30, Dehn / Lahn (2004), S. 13, Alt (2005), S. 302, S. 305ff. und 315ff.<br />
sowie Ritz (2003), S. 132ff. zu den vorrangigen Interessen von speziellen-Zweck-Gesellschaften.<br />
1093 Vgl. Currie / Dethier / Togo (2003), S. 39ff.<br />
1094 Vgl. Hain (2004), S. 12ff.<br />
1095 Ein Ansatzpunkt zur Optimierung der Wirtschaftlichkeit des Public Debt Management stellen die in<br />
den Abschnitten 4.2.4.3 und 4.2.4.4 vorgestellten Kooperationsmöglichkeiten (Kooperation mit<br />
Konkurrenten im Sinne <strong>ein</strong>es Koordinierten Marktauftritts sowie die Errichtung <strong>ein</strong>er supranationalen<br />
europäischen Debt Management Agentur) dar. Die im Zuge der europäischen Staatsschuldenkrise<br />
aktuell diskutierte Veränderung bzw. Aufhebung der No-Bailout-Klausel mit dem Ziel der Begehung<br />
von Euro-Bonds verdeutlicht auch die bestehenden politischen und rechtlichen Bedenken<br />
gegen diese Kooperationsmodelle (vgl. auch tagesschau.de (2011): Schuldenkrise in Europa - Eurobonds<br />
- der letzte Ausweg?, unter: http://www.tagesschau.de/wirtschaft/eurobonds106.html, Zugriff<br />
vom 30. November 2011, sowie Spiegel-Online (2012d): Streit vor dem Krisengipfel - Spanien
Kapitel 8: Ausblick 325<br />
Nachdem in den letzten fünfzehn Jahren der Fokus der Optimierung des Public Debt<br />
Managements auf der Senkung der Finanzierungs<strong>kosten</strong> lag, sollte - auch vor dem<br />
Hintergrund der aktuellen Staatsschuldenkrisen - in den nächsten Jahren verstärkt die<br />
strategische Steuerung und Überwachung durch die Ministerien im Zentrum der Weiterentwicklung<br />
stehen. Die aufgezeigten internen Steuerungs- und Überwachungsdefizite<br />
sowie die weitgehend als ineffektiv bewertete externe Kontrolle durch die Rechnungshöfe<br />
indizieren weitere dringende Handlungsbedarfe auf dem Weg zu „viablen“<br />
1097 , d.h. auf zukünftige „Störungen“ der - aktuell volatilen - Finanzmärkte schnell<br />
und adäquat reagierenden, Systemen 1098 für die nahe Zukunft.<br />
lehnt schnelle Euro-Bonds ab, unter: http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/streit-um-eurobonds-spanien-will-k<strong>ein</strong>e-schnellen-anleihen-a-834356.html,<br />
Zugriff vom 29. Mai 2012).<br />
1096 Vgl. auch Schlesinger / Weber / Ziebarth (1993), S. 22.<br />
1097 Simon (2009), S. 32.<br />
1098 Vgl. auch Luhmann (2000), S. 447, zitiert nach: Simon (2009), S. 32 sowie Wiese (2000), S. 254.
326 Kapitel 8: Ausblick
Eidesstattliche Erklärung<br />
I<br />
Eidesstattliche Erklärung<br />
Hiermit versichere ich, dass ich die vorliegende Dissertation selbständig und ohne<br />
unerlaubte Hilfe angefertigt und andere als die in der Dissertation angegebenen Hilfsmittel<br />
nicht benutzt habe. Alle Stellen, die wörtlich oder sinngemäß aus veröffentlichten<br />
oder unveröffentlichten Schriften entnommen sind, habe ich als solche kenntlich<br />
gemacht. K<strong>ein</strong> Teil dieser Arbeit ist in <strong>ein</strong>em anderen Promotions- oder Habilitationsverfahren<br />
verwendet worden.<br />
Otzberg, den 11. Juni 2012<br />
Ralf Sieg
II<br />
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Wöhe, Günter (1996): Einführung in die Allgem<strong>ein</strong>e Betriebswirtschaftslehre, 19. Auflage, München.<br />
Wöhe, Günter / Bilst<strong>ein</strong>, Jürgen (1998): Grundzüge der Unternehmensfinanzierung, 8. Auflage, München.<br />
Wöhe, Günter / Döring, Ulrich (2002): Einführung in die allgem<strong>ein</strong>e Betriebswirtschaftslehre, 21. Auflage,<br />
München.<br />
Wolf, Christof / Best, Henning (2010): Handbuch der sozialwissenschaftlichen Datenanalyse, Wiesbaden.<br />
Wolf, Klaus (2004): Risikomanagement gemäß den Anforderungen des KonTraG bei Daimler Chrysler,<br />
in: Controlling, Heft 4-5/2004, S. 211-216.<br />
Wolke, Thomas (2008): Risikomanagement, 2. Auflage, München.<br />
Wolswijk, Guido / de Haan, Jakob (2005): Government Debt Management in the Euro Area - Recent<br />
theoretical developments and changes in practices, in: European Central Bank, Occasional Paper Series,<br />
No. 25 / March 2005, unter: http://www.ecb.eu/pub/pdf/scpops/ecbocp25.pdf, Zugriff vom 16. November<br />
2011.<br />
Wright, G. H. (1971): Erklären und Verstehen, Königst<strong>ein</strong>.<br />
Zucha, Rudolph O. (2001): Führungsstärke in der Praxis - Leadership, Organisation und Kultur, 2. Auflage,<br />
Wien, Österreich.
Glossar<br />
XXXVII<br />
Glossar<br />
Zur besseren Lesbarkeit der Forschungsarbeit werden wesentliche Begriffe in Form<br />
<strong>ein</strong>es Glossars erläutert. 1099<br />
Agency (Agentur):<br />
Organisations<strong>ein</strong>heit, auf die zum Zweck der eigenständigen und gebündelten Aufgabenwahrnehmung<br />
bestimmte Aufgaben delegiert bzw. Kompetenzen übertragen wurden.<br />
Agio:<br />
Betrag, um den der Kurs <strong>ein</strong>es Wertpapiers dessen Nennwert übersteigt.<br />
Allokationsziel:<br />
Zielsetzung des staatlichen Debt Managements, die den effizienten Einsatz der volkswirtschaftlichen<br />
Ressourcen b<strong>ein</strong>haltet; danach sind bei der staatlichen Schuldenaufnahme<br />
insbesondere auch die damit verbundenen Auswirkungen auf den Kapitalmarkt<br />
bzw. auf die private Investitionstätigkeit zu berücksichtigen und <strong>ein</strong>e Verdrängung privater<br />
Investitionen („crowding out“) zu minimieren. 1100<br />
Alternativhypothese:<br />
im Rahmen der statistischen Signifikanztests (F-Test, t-Test) zu bestätigende These,<br />
wonach für die unbekannte Grundgesamtheit <strong>ein</strong> signifikanter Zusammenhang zwischen<br />
den untersuchten Variablen besteht (Gegenteil der Nullhypothese); durch die<br />
Widerlegung der Nullhypothese wird die Alternativhypothese bestätigt.<br />
Anleihe:<br />
Aufnahme von Fremdkapital auf dem Kapitalmarkt, bei der die Gläubigerrechte (insbesondere<br />
die Rechte auf Verzinsung und Tilgung) in Wertpapierform verbrieft werden.<br />
Die Begriffe „Bond“, „Schuldverschreibung“ bzw. „Schatzanweisung“ werden im Rahmen<br />
dieser Arbeit synonym verwendet. Zu den Anleihen im Sinne dieser Forschungsarbeit<br />
zählen auch die (mittelfristigen) Medium Term Notes sowie die (kurzfristigen)<br />
Commercial Papers.<br />
Asset Backed Securities:<br />
spezifische Form der Verbriefung von Zahlungsansprüchen in handelbaren Wertpapieren<br />
gegenüber <strong>ein</strong>er Finanzierungsgesellschaft, insbesondere zum Zwecke der Refinanzierung<br />
durch Weiterverkauf der Wertpapiere; Asset Backed Securieties stellen <strong>ein</strong><br />
1099 Das Glossar lehnt sich an die Begriffsdefinitionen in den folgenden Nachschlagewerken an: Gabler-Wirtschaftslexikon<br />
(2012), unter: http://www.wirtschaftslexikon.gabler.de, sowie Online-<br />
Verwaltungslexikon, unter: http://www.olev.de. Hinsichtlich der finanzwirtschaftlichen Begriffsdefinitionen<br />
findet <strong>ein</strong>e Anlehnung an SCHIERENBECK / HÖLSCHER (1992) und hinsichtlich der statistischen<br />
Begriffsdefinitionen findet <strong>ein</strong>e Anlehnung an FARMEIR / KÜNSTLER / PIGEOT / TUTZ<br />
statt.<br />
1100 Vgl. Birkholz (2008), S. 37f., Rehm (2001), S. 26f. sowie Seilz (1990), S. 48f.
XXXVIII<br />
Glossar<br />
Bündel von Finanzaktiva (z.B. Forderungen aus Leasing-Finanzierungen, Konsumentenkrediten<br />
oder Hypothekendarlehen) dar.<br />
Barwert:<br />
Wert <strong>ein</strong>er zukünftigen Zahlung zum Bezugszeitpunkt.<br />
BASEL II - Richtlinie:<br />
Richtlinie über die angemessene Eigenkapitalausstattung von Wertpapierfirmen und<br />
Kreditinstituten, die insbesondere <strong>ein</strong>e Eigenkapitalunterlegungspflicht für Marktrisiken<br />
b<strong>ein</strong>haltet.<br />
Bedingtes Instrument:<br />
Finanzinstrument, das dazu berechtigt, <strong>ein</strong> zeitlich befristetes Angebot anzunehmen<br />
oder abzulehnen.<br />
Bestimmtheitsmaß:<br />
Maß für die durch die Regressionsfunktion erklärte Streuung der Stichprobe; entspricht<br />
dem quadrierten Korrelationskoeffizienten.<br />
Bid to Cover-Ratio:<br />
Messwert für das Gesamtnachfragevolumen nach <strong>ein</strong>er Emission als Kennzeichen für<br />
die Liquiditätslage auf dem betreffenden Markt. 1101<br />
Cap:<br />
Maximalzinssatz; Hedge-Instrument zur Absicherung gegen steigende Zinssätze.<br />
CAPM-Modell i.e.S.:<br />
Capital Asset Pricing Modell; auf der Portfoliotheorie basierendes Modell des Kapitalmarktes,<br />
mit dem sich Wertpapierrenditen erklären und aus dem sich Handlungsempfehlungen<br />
ableiten lassen.<br />
Collar:<br />
Hedge-Instrument, das aus <strong>ein</strong>er Kombination von Cap und Floor besteht.<br />
Commercial Paper:<br />
(Ungesichertes) Geldmarktpapier mit kurzfristiger Laufzeit (meist zwischen <strong>ein</strong>em und<br />
drei Monaten; die unbesicherten Inhaberschuldverschreibungen werden i.d.R. im<br />
Rahmen <strong>ein</strong>es CP-Programms begeben, aus dem der Emittent je nach Kapitalbedarf<br />
<strong>ein</strong>zelne Tranchen abrufen kann.<br />
Corporate Governance:<br />
rechtlicher und faktischer Ordnungsrahmen für die Leitung und Überwachung <strong>ein</strong>es<br />
Unternehmens mit dem Ziel, durch geeignete rechtliche und faktische Arrangements<br />
1101 Vgl. Schmidtbleicher / Cordalis (2007), S. 1f.
Glossar<br />
XXXIX<br />
die Spielräume und Motivationen der Akteure für opportunistisches Verhalten <strong>ein</strong>zuschränken.<br />
Credit-Default Swap:<br />
Kreditausfallversicherung zum Schutz vor dem Totalverlust des geliehenen Kapitals im<br />
Falle der Zahlungsunfähigkeit des Schuldners; infolge ihrer freien Handelbarkeit an<br />
den Finanzmärkten sind Credit Default Swaps auch Finanzprodukte für spekulative<br />
Geschäfte.<br />
Cross-Border-Leasing:<br />
Grenzüberschreitendes Leasingvertragsgeschäft zur Nutzung von Arbitrage-<br />
Unterschieden in den steuerlichen Rechtsordnungen (insbesondere hinsichtlich der<br />
steuerlichen Zurechnung des Leasing-Gegenstandes beim Leasingnehmer oder Leasinggeber),<br />
die zwischen den Staaten des Leasinggebers und Leasingnehmers bestehen.<br />
Debt Management, staatliches: 1102<br />
Maßnahmen, die den stabilisierungspolitischen, allokativen, distributiven und fiskalischen<br />
Zielen staatlicher Schuldenpolitik dienen. Im Rahmen dieser Forschungsarbeit<br />
liegt der Fokus auf den fiskalischen Zielsetzungen.<br />
Debt Management Office (DMO):<br />
Organisations<strong>ein</strong>heit, die die operativen Debt Management-Aufgaben wahrnimmt (in<br />
Abgrenzung von der strategischen Steuerung und Überwachung durch das Ministerium<br />
und von den Leistungen der Zentralbank).<br />
Defensive Bids:<br />
Gebote, die wegen ihrer marktfernen preislichen Ausgestaltung in k<strong>ein</strong>em Fall zum<br />
Zuge kommen werden, aber gleichwohl die Gesamtnachfrage <strong>ein</strong>er Emission erhöhen.<br />
Dadurch wird den Marktteilnehmern <strong>ein</strong>e künstlich gestaltete, höhere Nachfrage im<br />
Auktionsverfahren und somit <strong>ein</strong> sch<strong>ein</strong>bar liquider Sekundärmarkt für die entsprechenden<br />
Staatsanleihen vorgetäuscht. 1103<br />
Derivat:<br />
Finanzinstrument, dessen Wert von <strong>ein</strong>em zugrunde liegenden Wert abgeleitet ist. Im<br />
Rahmen dieser Forschungsarbeit werden insbesondere die Derivate Swap, Option,<br />
Forward Rate Agreement, Future und Zinsbegrenzungsverträge (Cap, Floor, und Collar)<br />
unterschieden.<br />
Disagio:<br />
Betrag, um den der Kurs hinter dem Nennwert <strong>ein</strong>es Wertpapiers zurückbleibt.<br />
1102 Die Begriffe „Public Debt Management“, „(staatliches) Debt Management“ und staatliches Schuldenmanagement<br />
werden im Rahmen dieser Forschungsarbeit synonym verwendet.<br />
1103 Vgl. Schmidtbleicher / Cordalis (2007), S. 1f.
XL<br />
Glossar<br />
Diskontierungsfaktor:<br />
Abzinsungsfaktor zur Errechnung des Barwertes.<br />
Distributionsziel:<br />
Verteilungsziel des staatlichen Debt Managements; danach soll mit dem staatlichen<br />
Debt Management auch <strong>ein</strong>e gleichmäßigere personale Einkommens- und Vermögensverteilung,<br />
<strong>ein</strong>e Vermögensbildung in den unteren Einkommensbereichen und<br />
auch <strong>ein</strong>e Intergenerationengerechtigkeit erreicht werden. 1104<br />
Duration:<br />
Kennzahl zur Beurteilung der Zinsempfindlichkeit von Vermögensanlagen anhand der<br />
mittleren zeitlichen Vermögensbindung in <strong>ein</strong>em Wertpapier oder <strong>ein</strong>em Wertpapier-<br />
Portfolio.<br />
Economy:<br />
Kosteneffizienz, Zielebene des Fünf-Ebenen-Konzeptes betreffend die Prozessziele.<br />
Effectiveness:<br />
Effektivität, Zielebene des Fünf-Ebenen-Konzeptes betreffend die Wirkungsziele.<br />
Effektivzinssatz:<br />
Zinsgröße in Prozent, die die mit <strong>ein</strong>er Kapitalaufnahme verbundenen Kosten wiedergibt;<br />
Bestimmungsfaktoren sind der Nominalzins, Gebühren, Laufzeit, Zinszahlungs-<br />
und Verrechnungstermine, Agio bzw. Disagio, Tilgungsmodalitäten, etc.<br />
Efficacy:<br />
Vollzugswirtschaftlichkeit, Zielebene des Fünf-Ebenen-Konzeptes betreffend die<br />
Steuerungsziele.<br />
Efficiency:<br />
Effizienz, Zielebene des Fünf-Ebenen-Konzeptes betreffend die Leistungsziele.<br />
Emission:<br />
Ausgabe von Wertpapieren an das Publikum und Einführung der Wertpapiere in den<br />
Verkehr.<br />
Equity:<br />
Haushaltsausgleich bzw. Budegt<strong>ein</strong>haltung; Zielebene des Fünf-Ebenen-Konzeptes<br />
betreffend die Finanzierungsziele.<br />
EURIBOR:<br />
Euro Interbank Offered Rate; im Rahmen der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion<br />
in Kraft getretenes System der Referenzzinssätze (für das Interbankengeschäft)<br />
im Euromarkt.<br />
1104 Vgl. Birkholz (2008), S. 38f. sowie Rehm / Tholen (2005), S. 38f.
Glossar<br />
XLI<br />
Euro-Staat:<br />
Staat der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion, der den Euro als offizielle<br />
Währung <strong>ein</strong>geführt hat.<br />
Finanzierung:<br />
Maßnahme der Mittelbeschaffung und -rückzahlung; unterschieden wird nach der Kapitalherkunft<br />
in Außen- und Innenfinanzierung sowie nach den Kapitalgebern in Eigen-<br />
und Fremdfinanzierung.<br />
Finanzinstrument:<br />
Nach dem Gesetz über das Kreditwesen lassen sich vier Arten von Finanzinstrumenten<br />
unterscheiden: Wertpapiere, Geldmarktinstrumente, Devisen (oder Rechnungs<strong>ein</strong>heiten)<br />
sowie Derivate. Die Begriffe „Finanzierungsinstrument“ und „Finanzinstrument“<br />
werden im Rahmen dieser Arbeit synonym verwendet.<br />
Finanzmarkt:<br />
Markt, auf dem sich Angebot und Nachfrage nach Finanzierungsmitteln ausgleichen;<br />
er lässt sich nach der Fristigkeit in den kurzfristigen Geldmarkt und den langfristigen<br />
Kapitalmarkt unterteilen.<br />
Fiskalische Zielsetzung:<br />
finanzwirtschaftliche Zielsetzung des staatlichen Debt Managements, nach der <strong>ein</strong>e<br />
langfristige Optimierung der Kredit<strong>kosten</strong> angestrebt wird. 1105<br />
Fix-Floating-Ratio:<br />
Kennzahl für die Relation zwischen dem Volumen der festverzinslichen und der variabel<br />
verzinslichen Finanzinstrumente<br />
Floating Rate Note:<br />
Anleihe mit variabler Verzinsung und <strong>ein</strong>er Laufzeit zwischen fünf und zehn Jahren;<br />
die Verzinsung hängt insbesondere von <strong>ein</strong>em ausgewählten Geldmarktzins (z.B.<br />
EURIBOR oder LIBOR) ab.<br />
Floor:<br />
Minimalzinssatz; Hedge-Instrument zur Absicherung gegen fallende Zinsen.<br />
Forward Rate Agreement:<br />
Zinstermingeschäft, bei welchem zwischen zwei Parteien für <strong>ein</strong>en zukünftigen Zeitpunkt<br />
vertraglich <strong>ein</strong> fester Zinssatz auf <strong>ein</strong>en nominellen Kapitalbetrag fixiert wird;<br />
dient u.a. der Absicherung gegen das Zinsänderungs<strong>risiko</strong>.<br />
1105 Vgl. Birkholz (2008), S. 46f.
XLII<br />
Glossar<br />
Forward Swap:<br />
Termingeschäft auf Abschluss <strong>ein</strong>es Swap; dient u.a. der Absicherung gegen das<br />
Zinsänderungs<strong>risiko</strong>.<br />
Fraud:<br />
Betrug, Täuschung, Unterschlagung; Sammelbegriff für verschiedene Arten von Wirtschaftskriminalität<br />
im Allgem<strong>ein</strong>en und von Unternehmenskriminalität im Besonderen.<br />
Freiheitsgrad:<br />
Anzahl der frei wählbaren, von<strong>ein</strong>ander unabhängigen Parameter <strong>ein</strong>er Funktion.<br />
F-Test:<br />
Statistischer Signifikanztest hinsichtlich der Repräsentativität des Bestimmtheitsmaßes<br />
der untersuchten Stichprobe für die unbekannte Grundgesamtheit.<br />
Future:<br />
Standardisiertes Termingeschäft, das die Lieferung oder Abnahme <strong>ein</strong>er festgelegten<br />
Menge <strong>ein</strong>er bestimmten Ware (hier: <strong>ein</strong>es Finanzinstruments) zu <strong>ein</strong>em festgesetzten<br />
Preis an <strong>ein</strong>em zukünftigen Zeitpunkt b<strong>ein</strong>haltet. Es dient u.a. der Absicherung gegen<br />
das Zinsänderungs<strong>risiko</strong>.<br />
Fünf-Ebenen-Konzept:<br />
Von BUSCHOR entwickeltes Zielebenen-Modell des New Public Management mit den<br />
fünf Ebenen „Steuerungsziele“, „Wirkungsziele“, „Leistungsziele“, „Prozessziele“ und<br />
„Finanzierungsziele“.<br />
Geldmarkt:<br />
Segment des Finanzmarktes; Markt für kurzfristige Kredite bzw. Finanzinstrumente;<br />
insbesondere für den Handel von Zentralbankgeld zwischen Kreditinstituten zum Zwecke<br />
des Liquiditätsausgleichs .<br />
GIPS-Staaten:<br />
Bezeichnung in Anlehnung an FUNK für die Länder Griechenland, Irland, Portugal,<br />
Spanien 1106<br />
Hedging:<br />
Absicherung; Anwendung <strong>ein</strong>er Strategie zum Schutz <strong>ein</strong>es Portfolios oder geplanter<br />
Investitionen gegen nachteilige Preisänderungen durch den Einsatz von Sicherungsinstrumenten<br />
(z.B. Caps oder Floors).<br />
Input:<br />
Im Leistungserstellungsprozess <strong>ein</strong>gesetzte Produktionsfaktoren.<br />
1106 Vgl. Funk (2010), S. 78.
Glossar<br />
XLIII<br />
Kapitalmarkt:<br />
Segment des Finanzmarktes; Markt für langfristige, durch Wertpapiere verbriefte Kredite<br />
und Beteiligungskapital.<br />
Kapitalwert:<br />
Summe aller im oder nach dem Zeitpunkt t 0 anfallenden und auf den Zeitpunkt t 0 abdiskontierten<br />
Ein- und Auszahlungen (d.h. Summe aller Barwerte).<br />
Kredit:<br />
Allgem<strong>ein</strong>: Überlassung von Geld- oder Sachwerten gegen Entgelt in Form von Zinsen.<br />
Der Begriff wird oft synonym zu dem Begriff „Schulden“ verwendet. Beispielsweise<br />
wird die Schuldenaufnahme mit der Kreditaufnahme gleich gesetzt.<br />
Kredit<strong>kosten</strong>:<br />
Begriff für die Gesamt<strong>kosten</strong> des Debt Managements.<br />
Kreditmarkt:<br />
siehe „Finanzmarkt“.<br />
Kredit<strong>risiko</strong>:<br />
Begriff für das Risiko aus Ausfall oder Bonitätsverschlechterung <strong>ein</strong>es Geschäftspartners.<br />
Korrelation:<br />
Maß für die Abhängigkeit von zwei Variablen; die Korrelation kann Werte zwischen 1<br />
(vollkommene gleichgerichtete Abhängigkeit) bis -1 (vollkommene gegenläufige Abhängigkeit)<br />
<strong>ein</strong>nehmen; bei <strong>ein</strong>er Korrelation von 0 besteht k<strong>ein</strong>e Abhängigkeit der<br />
Variablen von<strong>ein</strong>ander.<br />
Kupon:<br />
Der <strong>ein</strong>em festverzinslichen Wertpapier beigefügte Zinssch<strong>ein</strong>; der Begriff „Kupon“<br />
wird im Rahmen dieser Arbeit synonym zu dem Begriff „Zinssatz“ verwendet.<br />
Landesschuldenausschuss, hessischer:<br />
Der hessische Landesschuldenausschuss, dessen Vorsitz der Präsident des Hessischen<br />
Rechnungshofs inne hat, prüft jährlich die Schuldenaufnahme und -verwaltung<br />
des Landes und erstattet dem Landtag Bericht über s<strong>ein</strong>e Tätigkeit sowie über die<br />
Verwaltung der Schulden des Landes (sog. Schuldenbericht). 1107<br />
1107 Vgl. Hessischer Rechnungshof (2012): (2012): Veröffentlichungen, unter: http://www.rechnungshofhessen.de/index.php?seite=veroeffentlichungen.php&selected=25,<br />
Zugriff vom 6. Februar 2012,<br />
sowie Gesetz über Aufnahme und Verwaltung von Schulden des Landes Hessen, in: GVBl. vom<br />
4. Juli 1949, S. 93.
XLIV<br />
Glossar<br />
LIBOR:<br />
London Interbank Offered Rate; Referenzzinssatz zu dem international tätige Großbanken<br />
Geldmarktgeschäfte in London abschließen; er dient u.a. auch als Referenzzinssatz<br />
für Floating Rate Note – Kontrakte.<br />
Matching:<br />
Risikosteuerung durch den Aufbau von gegenseitigen Zahlungsströmen, beispielsweise<br />
die Bewältigung von Währungsrisiken durch den Ausgleich von Fremdwährungsschulden<br />
durch gleichartige Fremdwährungsreserven.<br />
Medium Term Notes:<br />
(Meist ungesicherte) Fremdkapitalbeschaffung durch Emission von Wertpapieren mit<br />
<strong>ein</strong>er mittelfristigen Laufzeit zwischen <strong>ein</strong>em Jahr und 15 Jahren.<br />
Nennwert:<br />
siehe „Nominalwert“.<br />
New Public Management:<br />
Oberbegriff für die in den letzten zwanzig Jahren weltweit <strong>ein</strong>geführten Neuen Verwaltungssteuerungskonzeptionen,<br />
die insbesondere <strong>ein</strong>en Wechsel von der Input- zur<br />
Outputsteuerung b<strong>ein</strong>halten. 1108 Nach dieser Neuen Führungsphilosophie für die öffentliche<br />
Verwaltung sollen sich Politik und Verwaltung stärker nach unternehmerischen<br />
Erfolgsprinzipien sowie betriebswirtschaftlichen Steuerungsmechanismen und<br />
Managementtechniken ausrichten.<br />
Nominalwert:<br />
Nennwert; der auf <strong>ein</strong>em Wertpapier aufgedruckte Währungsbetrag des Papiers.<br />
Nominalzinssatz:<br />
auf den Nennwert bezogener Zinssatz.<br />
Normierter Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index:<br />
Quotient aus der Division des Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Indexes (Kennzahl betr. die Wirtschaftlichkeit<br />
des Public Debt Managements) durch die Gesamtschulden.<br />
Nullhypothese:<br />
im Rahmen der statistischen Signifikanztests (F-Test, t-Test) zu widerlegende These,<br />
wonach für die unbekannt Grundgesamtheit k<strong>ein</strong> signifikanter Zusammenhang zwischen<br />
den untersuchten Variablen besteht; wird die Nullhypothese nicht widerlegt, besteht<br />
k<strong>ein</strong> signifikanter Zusammenhang (Gegenteil: Alternativhypothese).<br />
Nullkupon-Anleihe:<br />
Siehe „Zero-Bond“<br />
1108 Vgl. auch Schedler / Proeller (2003), S. 5.
Glossar<br />
XLV<br />
Option:<br />
Recht, <strong>ein</strong>e bestimmte Anzahl <strong>ein</strong>es bestimmten Basiswertes zu <strong>ein</strong>em festgelegten<br />
Preis an oder bis zu <strong>ein</strong>em festgelegten Datum zu kaufen (Call) oder zu verkaufen<br />
(Put).<br />
Optionsanleihe:<br />
Anleihe, der <strong>ein</strong> Optionssch<strong>ein</strong> (Warrant) beigelegt ist, der zum Kauf <strong>ein</strong>er in den Optionsbedingungen<br />
festgelegten Anzahl von Wertpapieren in <strong>ein</strong>em bestimmten Zeitraum<br />
zu <strong>ein</strong>em festen Optionspreis berechtigt.<br />
Outcome:<br />
Wirkung der Ergebnisse des Leistungserstellungsprozesses.<br />
Output:<br />
Ergebnis des Leistungserstellungsprozesses.<br />
Portfoliotheorie (Portfolio Selection Theory):<br />
Theorie über die optimale Mischung von Risikopapieren; im Jahr 1952 von MARKO-<br />
WITZ erstmals quantifiziert. Bewertungskriterien sind der Erwartungswert und die<br />
Standardabweichung der Kapitalrendite.<br />
Primary Dealer:<br />
Bietergruppe bei der Emission von staatlichen Schuldverschreibungen, die sich aus<br />
Banken und Investmentbanken, die große Volumina an Staatsanleihen übernehmen<br />
können, zusammensetzt.<br />
Principal-Agent-Problem:<br />
Das Principal-Agent-Problem beschreibt die - aus der zwischen dem Auftraggeber<br />
(Principal) und dem Auftragnehmer (Agent) bestehenden Relation und die aus der individuellen<br />
Nutzenorientierung des Agenten resultierenden - möglichen Nachteile für<br />
den Principal, der aufgrund unverhältnismäßig hoher Informations- und Kontroll<strong>kosten</strong>,<br />
nur unvollständig kontrollieren kann.<br />
Property-Rights-Ansatz:<br />
Der Property-Rights-Ansatz beschreibt die Art und Weise, wie die Ausgestaltung der<br />
Verfügungs- und Eigentumsrechte die Allokation und wirtschaftliche Nutzung be<strong>ein</strong>flusst.<br />
Danach führen individuell zugeordnete Eigentumsrechte an Ressourcen zu <strong>ein</strong>em<br />
effizienteren Ressourcen<strong>ein</strong>satz, da der entstehende Ertrag ungeschmälert dem<br />
Verfügenden zufließt.
XLVI<br />
Glossar<br />
Public Debt Management: 1109<br />
Begriff für (betriebswirtschaftliches) Management zur Erreichung der finanzwirtschaftlichen<br />
Zielsetzungen hinsichtlich der Strukturierung der Schuldenportfolios der Staaten<br />
und Gebietskörperschaften. Der verwendete Begriff ist angelehnt an die Guidelines<br />
des Internationalen Währungsfonds bzw. der Weltbank. 1110 Im Fokus dieses Debt Management-Begriffes<br />
stehen die Kosten und Risiken - und nicht die makroökonomischen<br />
Zielsetzungen - des nationalen Public Debt Managements (vgl. Abschnitt<br />
2.1.2). 1111<br />
Public Private Partnership:<br />
Öffentlich-Private Partnerschaft; Sammelbegriff für unterschiedliche Kooperationsmodelle<br />
zwischen Hoheitsträgern und Privaten zur Erfüllung <strong>ein</strong>er öffentlichen Aufgabe.<br />
Public Sector:<br />
Staatlicher Bereich; in Abgrenzung von privatwirtschaftlichen Sektor umfasst der staatliche<br />
Bereich alle Regierungs- und öffentlichen Verwaltungsorganisationen auf allen<br />
Verwaltungsebenen zuzüglich der öffentlichen Kooperationen und der Zentralbank. 1112<br />
Regressionsanalyse:<br />
Modell zur Untersuchung der Art der Beziehungen zwischen <strong>ein</strong>er zu erklärenden Variablen<br />
und <strong>ein</strong>er oder mehreren erklärenden Variablen.<br />
Relative Kredit<strong>kosten</strong>:<br />
Quotient aus dem (Kapitalwert der) Zins<strong>kosten</strong> dividiert durch die Gesamtschulden<br />
<strong>ein</strong>es Landes (in Prozent).<br />
Relatives Gesamt<strong>risiko</strong>:<br />
Quotient aus dem Gesamt<strong>risiko</strong> dividiert durch die Gesamtschulden <strong>ein</strong>es Landes (in<br />
Prozent).<br />
Risiko:<br />
Gefahr, Verluste im wirtschaftlichen Handeln zu erleiden; es wird in das systematische,<br />
d.h. das nicht diversifizierbare Markt<strong>risiko</strong>, und in das unsystematische, d.h. das<br />
unternehmensspezifische und diversifizierbare, Risiko unterschieden (siehe CAPM-<br />
Modell).<br />
1109 Die Begriffe „Public Debt Management“, „(staatliches) Debt Management“ und „staatliches Schuldenmanagement“<br />
werden im Rahmen dieser Forschungsarbeit synonym verwendet.<br />
1110 Vgl. International Monetary Fund / Worldbank (2001), S. 6<br />
1111 Vgl. International Monetary Fund / Worldbank (2001), S. 6; vgl. auch Piga (2001), S. 25ff.<br />
1112 Vgl. auch OECD (2012), unter: http://stats.oecd.org/glossary/detail.asp?ID=2199, Zugriff vom<br />
5. Januar 2012.
Glossar<br />
XLVII<br />
Risk Map:<br />
Grafische Darstellung der Erwartungswerte von Risiken mit Hilfe <strong>ein</strong>es zweidimensionalen<br />
Koordinatensystems mit den Dimensionen „Eintrittswahrsch<strong>ein</strong>lichkeit des Risikos“<br />
und „Auswirkung des Schadens“.<br />
Schatzanweisung:<br />
Siehe „Anleihe“.<br />
Schulden:<br />
Summe aller Verbindlichkeiten und Rückstellungen.<br />
Schuldenmanagement, staatliches: 1113<br />
Siehe „ Public Debt Management“.<br />
Schuldsch<strong>ein</strong>darlehen:<br />
Anleiheähnlicher, langfristiger Großkredit, der i.d.R. von öffentlichen Stellen bei Kapitalsammelstellen<br />
(Versicherungsunternehmen und Sozialversicherungsträger) aufgenommen<br />
wird.<br />
Schuldverschreibung:<br />
Siehe „Anleihe“.<br />
Sicherungs<strong>kosten</strong>:<br />
Begriff für die aus dem Einsatz von Sicherungsinstrumenten resultierenden Kosten.<br />
Signifikanz, statistische:<br />
Repräsentativität des für <strong>ein</strong>e Stichprobe festgestellten Merkmals oder Zusammenhangs<br />
für die unbekannte Gesamtheit auf Basis der Verwerfung der Nullhypothese<br />
bezogen auf <strong>ein</strong> bestimmtes Signifikanzniveau. 1114<br />
Stabilitätsziel:<br />
Stabilisierungsziel des staatlichen Debt Managements, wonach mit dem staatlichen<br />
Debt Management <strong>ein</strong>e antizyklische Stabilisierung der Konjunktur mit Hilfe der<br />
Transmissionsvariablen der Zinsstruktur, des Zinsniveaus und der Liquidität des Kapitalmarkts<br />
verfolgt wird. 1115<br />
Step-up Bond:<br />
Stufenzinsanleihe; Anleihe, deren Zinssatz nach <strong>ein</strong>em bestimmten Zeitraum bzw. in<br />
bestimmten Zeitabständen erhöht wird.<br />
1113 Die Begriffe „Public Debt Management“, „(staatliches) Debt Management“ und staatliches Schuldenmanagement<br />
werden im Rahmen dieser Forschungsarbeit synonym verwendet.<br />
1114 Vgl. auch Fahrneir / Künstler / Pigeot / Tutz (2003), S. 415f.<br />
1115 Vgl. Birkholz (2008), S. 39f.
XLVIII<br />
Glossar<br />
Straight Bond:<br />
Festverzinsliche Anleihe, die k<strong>ein</strong>e Sondermerkmale wie Wandlungs- oder Optionsrechte<br />
b<strong>ein</strong>haltet.<br />
Swap:<br />
Finanzinstrument (Derivat) zur gegenseitigen Nutzung von komparativen Kostenvorteilen<br />
durch zwei Vertragspartner, das auf dem Austausch von Zahlungsverpflichtungen<br />
zwischen diesen Partnern beruht.<br />
Swaption:<br />
Option auf <strong>ein</strong>en Swap; Recht auf Durchführung <strong>ein</strong>es Swaps zu <strong>ein</strong>em bestimmten<br />
zukünftigen Zeitpunkt oder in <strong>ein</strong>em bestimmten zukünftigen Zeitraum.<br />
Treasury:<br />
Angelsächsischer Begriff für das Finanz- bzw. Wirtschaftsministerium bzw. <strong>ein</strong>en organisatorischen<br />
Bestandteil des Finanz- oder Wirtschaftsministeriums. 1116<br />
Throughput:<br />
Phase des Leistungserstellungsprozesses, in der die <strong>ein</strong>gesetzten Produktionsfaktoren<br />
zur Erstellung der beabsichtigten Ergebnisse kombiniert werden.<br />
TOP-Risiko:<br />
Risiko mit hoher Eintrittswahrsch<strong>ein</strong>lichkeit und hoher Auswirkung des Schadens.<br />
Transaktions<strong>kosten</strong>:<br />
Begriff für die Kosten der Finanztransaktionen in Form von Platzierungs<strong>kosten</strong>, zu<br />
zahlenden Disagios, etc.<br />
Transaktions<strong>kosten</strong> nach WILLIAMSON: 1117<br />
Nachteilige Effekte insbesondere aus der <strong>ein</strong>geschränkten Rationalität der Akteure,<br />
dem Grad ihres möglichen Opportunismus, der Häufigkeit der Transaktionen sowie<br />
der Unsicherheit über die Umweltzustände (z.B. höhere Kosten infolge von „Erpressungsversuchen“<br />
des Vertragspartners).<br />
t-Test:<br />
Statistischer Signifikanztest hinsichtlich der Repräsentativität des Korrelationsfaktors<br />
der <strong>ein</strong>zelnen Parameter der untersuchten Stichprobe für die unbekannte Grundgesamtheit.<br />
1116 Vgl. zur Übersetzung: Collin et. al. (1995): PONS - Fachwörterbuch Wirtschaft: Englisch - Deutsch /<br />
Deutsch - Englisch, PONS - Fachwörterbuch Wirtschaft: Englisch - Deutsch / Deutsch - Englisch,<br />
Schlagwort „Treasury“.<br />
1117 Vgl. Williamson (1985), S. 20ff., zitiert nach: Ritz (2003), S. 137.
Glossar<br />
XLIX<br />
Überwachungs- / Kontroll<strong>kosten</strong>:<br />
Begriff für die aus der Überwachung sowie der internen und externen Kontrolle des<br />
Debt Managements resultierenden Kosten.<br />
Unbedingtes Instrument:<br />
Finanzinstrument, das k<strong>ein</strong> Wahlrecht, sondern die Pflicht zur Erfüllung b<strong>ein</strong>haltet.<br />
Value at Risk:<br />
Konzeption zur Messung von Risiken; Kennziffer für die Wahrsch<strong>ein</strong>lichkeit, dass <strong>ein</strong>e<br />
durch Marktrisiken induzierte Änderung des Barwertes <strong>ein</strong>er <strong>risiko</strong>behafteten Vermögensposition<br />
innerhalb <strong>ein</strong>es bestimmten Betrachtungszeitraums nicht überschritten<br />
wird.<br />
Verfügungsrecht:<br />
Das Verfügungsrecht an <strong>ein</strong>em (knappen) Gut beschreibt den Handlungsspielraum<br />
<strong>ein</strong>es Akteurs, der alternative Verwendungsmöglichkeiten hat, sowie dessen Steuerungsanreize.<br />
Verwaltungs<strong>kosten</strong>:<br />
Begriff für die Kosten für Personal, Informationstechnik, genutzte Räume, etc.<br />
Vollzeitäquivalent (VZÄ):<br />
Darstellung der Personalressourcen in Vollzeitstellen; dabei werden die vorhandenen<br />
Teilzeitstellen in Vollzeitstellenanteile umgerechnet und auf Vollzeitstellen aufsummiert.<br />
Währungs<strong>risiko</strong>:<br />
Begriff für das Risiko steigender bzw. sinkender Werte der Fremdwährungsschulden<br />
infolge steigender oder sinkender Fremdwährungskurse.<br />
Warrant:<br />
Optionssch<strong>ein</strong>, siehe „Optionsanleihe“.<br />
Wertorientiertes Management:<br />
zukunftsorientierte Gesamtbewertung von Entscheidungsalternativen oder Projekten<br />
anhand der Diskontierung der zukünftig erwarteten Zahlungsströme (an die Eigenkapitalgeber).<br />
Wertpapier:<br />
Vermögensrecht, das in Form <strong>ein</strong>er Urkunde verbrieft ist und zu dessen Ausübung der<br />
Besitz der Urkunde notwendig ist.<br />
Zero-Bond:<br />
Nullkupon-Anleihe (teilweise auch in Form <strong>ein</strong>es Nullkupon-Strips); Anleihe, bei der<br />
während der Laufzeit k<strong>ein</strong>e Zinsen gezahlt, sondern das Entgelt für die Kapitalüber-
L<br />
Glossar<br />
lassung als Differenz zwischen dem Rückzahlungsbetrag und dem niedrigeren Auszahlungsbetrag<br />
gewährt wird.<br />
Zinsänderungs<strong>risiko</strong>:<br />
Begriff für das Risiko steigender bzw. sinkender Zins<strong>kosten</strong> aufgrund von steigenden<br />
bzw. sinkenden Marktzinssätzen.<br />
Zinsen:<br />
Entgelt für die Überlassung von Kapital.<br />
Zins<strong>kosten</strong>:<br />
Begriff für die aus den geleisteten Zinszahlungen resultierenden Kosten.<br />
Hinweis:<br />
Im Rahmen dieser Forschungsarbeit werden die Begriffe „Public Debt Management“,<br />
„(staatliches) Debt Management“ und „staatliches Schuldenmanagement“ synonym<br />
verwendet. Gleiches gilt für die Begriffe „Kreditaufnahme“ und „Schuldenaufnahme“<br />
sowie die Begriffe „Schuldverschreibung“, „Anleihe“ und „Bond“.
Abbildungsverzeichnis<br />
LI<br />
Abbildungsverzeichnis<br />
Abbildung 1: Bruttoverschuldung der Staaten der Europäischen Union in Mio.<br />
Euro (logarithmische Darstellung), Stand: Dezember 2010 (Eigene<br />
Darstellung in Anlehnung an Eurostat) 3<br />
Abbildung 2: Bruttoverschuldung der Staaten der Europäischen Union in<br />
Prozent des Brutto-Inlandsprodukts, Stand: Dezember 2010<br />
(Eigene Darstellung in Anlehnung an Eurostat) 5<br />
Abbildung 3: Einhaltung des Maastricht-Kriteriums „60 Prozent des Brutto-<br />
Inlandsprodukts“, Stand: Dezember 2010 (Eigene Darstellung in<br />
Anlehnung an Eurostat) 7<br />
Abbildung 4: Entwicklung der Bruttoverschuldung der Staaten der Europäischen<br />
Union in den Jahren 1999 bis 2010 in Prozent des BIP (Eigene<br />
Darstellung in Anlehnung an Eurostat) 8<br />
Abbildung 5: Entwicklung der Staatsschuldenquote in der Bundesrepublik<br />
Deutschland in den Jahren von 1950 bis 2010 in Prozent des BIP<br />
(Eigene Darstellung in Anlehnung an Deutsche Bundesbank und<br />
an Eurostat) 9<br />
Abbildung 6: Zusammensetzung des Schuldenportfolios der Bundesrepublik<br />
Deutschland zum 31. Dezember 2010 (ohne<br />
Ausgleichsforderungen, Sonstige Schulden und Eigenbestände;<br />
eigene Darstellung in Anlehnung an Bundesministerium der<br />
Finanzen) 11<br />
Abbildung 7: Zusammensetzung des Schuldenportfolios der Bundesrepublik<br />
Österreich zum 31. Dezember 2010 (Eigene Darstellung in<br />
Anlehnung an Österreichische Bundesfinanzagentur Ges.m.b.H.) 12<br />
Abbildung 8: Vergleich der normierten Zins<strong>kosten</strong> im Jahr 2010 (in<br />
Prozentpunkten) 13<br />
Abbildung 9: Mögliche Organisationsmodelle des Public Debt Managements 14<br />
Abbildung 10: Zusammenhang zwischen den zu erklärenden und den<br />
erklärenden Faktoren des Public Debt Managements 16<br />
Abbildung 11: Zusammenhang zwischen den Kriterien für <strong>ein</strong> wirtschaftliches<br />
Public Debt Management und den strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
des Public Debt Managements 17<br />
Abbildung 12: Einordnung des Untersuchungsthemas 29<br />
Abbildung 13: Untersuchungsansatz 31<br />
Abbildung 14: Vorgehensweise 33<br />
Abbildung 15: Differenzierung des staatlichen Schuldenmanagements<br />
(Eigene Darstellung in Anlehnung an BIRKHOLZ) 35
LII<br />
Abbildungsverzeichnis<br />
Abbildung 16: Verteilungsfunktionen zweier Finanzierungsalternativen mit<br />
gleichem Erwartungswert (Eigene Darstellung in Anlehnung an<br />
BIRKHOLZ). 41<br />
Abbildung 17: Beispiel für Chance und Gefahr des Public Debt Managements<br />
(Eigene Darstellung in Anlehnung an BIRKHOLZ). 43<br />
Abbildung 18: Differenzierung der zu untersuchenden finanzwirtschaftlichen<br />
Risiken 44<br />
Abbildung 19: Zielbeziehungen zwischen den finanzwirtschaftlichen<br />
Zielsetzungen (Eigene Darstellung in Anlehnung an BIRKHOLZ,<br />
PAMPEL und SEILZ) 45<br />
Abbildung 20: Beispiel für <strong>ein</strong>en Zins-Swap (Eigene Darstellung in Anlehnung an<br />
SCHMIDT<br />
sowie PERRIDON / STEINER) 52<br />
Abbildung 21: Beispiel für <strong>ein</strong>en Währungs-Swap (Eigene Darstellung in<br />
Anlehnung an SCHMIDT sowie PERRIDON / STEINER) 54<br />
Abbildung 22: Beispiel für <strong>ein</strong> Forward Rate Agreement (Eigene Darstellung in<br />
Anlehnung an PERRIDON / STEINER) 55<br />
Abbildung 23: Optionsarten und Kontraktpositionen (Eigene Darstellung in<br />
Anlehnung an PERRIDON / STEINER) 57<br />
Abbildung 24: Cap, Floor und Collar (Eigene Darstellung in Anlehnung an<br />
PERRIDON / STEINER) 58<br />
Abbildung 25: Zeitliche Entwicklung der Organisationsmodelle des Public Debt<br />
Managements 61<br />
Abbildung 26: Portfolio Selection Theory (Eigene Darstellung in Anlehnung an<br />
PERRIDON / STEINER) 65<br />
Abbildung 27: Risikolose Rendite und Risikoprämie im CAPM-Modell (Eigene<br />
Darstellung in Anlehnung an SCHIERENBECK / LISTER) 66<br />
Abbildung 28: Zinssatzunterschiede bei zehnjährigen Anleihen gegenüber der<br />
Bundesrepublik Deutschland für ausgewählte EU-Mitgliedstaaten<br />
(Quelle: Bloomberg) 67<br />
Abbildung 29: Risikomanagement-Prozess<br />
(Eigene Darstellung in Anlehnung an GLEIßNER, BRÜHWILER<br />
sowie SCHÄFER / KRÖMMELBEIN / SIEG) 70<br />
Abbildung 30: Beispiel <strong>ein</strong>er Risk Map (Eigene Darstellung in Anlehnung an<br />
SCHIERENBECK / LISTER) 71<br />
Abbildung 31: Beispiel <strong>ein</strong>er Risk Map im Zeitablauf (Eigene Darstellung in<br />
Anlehnung an SCHIERENBECK / LISTER) 72
Abbildungsverzeichnis<br />
LIII<br />
Abbildung 32: Definition des Systems mit s<strong>ein</strong>en Elementen, Relationen und der<br />
Systemgrenze (Eigene Darstellung in Anlehnung an von<br />
SALDERN) 74<br />
Abbildung 33: System Public Debt Management mit s<strong>ein</strong>en relevanten Umwelten 76<br />
Abbildung 34: Property-Rights-Ansatz: Beispielhafte Darstellung des<br />
Zusammenhangs zwischen Wohlfahrtsverlusten aus externen<br />
Effekten und Transaktions<strong>kosten</strong> (Eigene Darstellung in<br />
Anlehnung an PICOT et al.) 81<br />
Abbildung 35: Drei-Ebenen-Modell (Eigene Darstellung in Anlehnung an<br />
BUDÄUS) 87<br />
Abbildung 36: Auszug aus dem 5-Ebenen-Konzept von BUSCHOR (Eigene<br />
Darstellung in Anlehnung an BUSCHOR und SCHEDLER /<br />
PROELLER) 92<br />
Abbildung 37: Vier-Ebenen-Konzept des Public Debt Managements (Eigenes<br />
Modell in Anlehnung an BUSCHOR und SCHEDLER /<br />
PROELLER) 94<br />
Abbildung 38: Inhalte der Zielebenen Efficacy, Effectiveness, Efficiency und<br />
Economy 97<br />
Abbildung 39: Beispiel: Vergleich der jährlichen Ausgaben für <strong>ein</strong>e ewige Anleihe<br />
und <strong>ein</strong>e festverzinsliche Schuldverschreibung 99<br />
Abbildung 40: Beispiel: Kapitalwerte der Finanzierungsinstrumente 101<br />
Abbildung 41: Beispiel: Zinszahlungen des Bonds 104<br />
Abbildung 42: Beispiel: Zinszahlungen des Schuldsch<strong>ein</strong>darlehens 104<br />
Abbildung 43: Beispiel: Barwerte der Zinszahlungen des Bonds 105<br />
Abbildung 44: Beispiel: Barwerte der Zinszahlungen des Schuldsch<strong>ein</strong>darlehens 106<br />
Abbildung 45: Beispiel: Kapitalwerte der Zinszahlungen der Finanzinstrumente 107<br />
Abbildung 46: Transaktions<strong>kosten</strong><br />
(Eigene Darstellung in Anlehnung an PAMPEL) 108<br />
Abbildung 47: Beispiel: Transaktions<strong>kosten</strong> des Nullkupon-Strips 110<br />
Abbildung 48: Beispiel: Transaktions<strong>kosten</strong> des Bonds 110<br />
Abbildung 49: Beispiel: Transaktions<strong>kosten</strong> des Schuldsch<strong>ein</strong>darlehens 111<br />
Abbildung 50: Beispiel: Kapitalwerte der Transaktions<strong>kosten</strong> der<br />
Finanzinstrumente 111<br />
Abbildung 51: Verwaltungs<strong>kosten</strong> (Eigene Darstellung ausgehend von PAMPEL) 112<br />
Abbildung 52: Beispiel: Kapitalwerte der Verwaltungs<strong>kosten</strong> der<br />
Finanzinstrumente 113<br />
Abbildung 53: Beispiel: Kapitalwerte der Sicherungs<strong>kosten</strong> der<br />
Finanzinstrumente 115
LIV<br />
Abbildungsverzeichnis<br />
Abbildung 54: Beispiel: Kapitalwerte der Überwachungs- und Kontroll<strong>kosten</strong> der<br />
Finanzinstrumente 117<br />
Abbildung 55: Beispiel: Tilgungszahlungen des Nullkupon-Strips 118<br />
Abbildung 56: Beispiel: Tilgungszahlungen des Bonds 119<br />
Abbildung 57: Beispiel: Tilgungszahlungen des Schuldsch<strong>ein</strong>darlehens 119<br />
Abbildung 58: Beispiel: Kapitalwerte der Tilgungszahlungen der Instrumente 120<br />
Abbildung 59: Beispiel: Kapitalwerte der Kredit<strong>kosten</strong> der Instrumente 121<br />
Abbildung 60: Risk Map zur Darstellung der Analyseergebnisse (Eigene<br />
Darstellung in Anlehnung an SCHIERENBECK / LISTER) 123<br />
Abbildung 61: Zinsänderungs<strong>risiko</strong> (Eigene Darstellung in Anlehnung an<br />
PAMPEL) 124<br />
Abbildung 62: Zinsstruktur des Schuldenportfolios der Bundesrepublik<br />
Deutschland<br />
zum 31. Dezember 2010 (Eigene Darstellung in Anlehnung an das<br />
Bundesministerium der Finanzen) 125<br />
Abbildung 63: Bundesrepublik Deutschland: Laufzeitenstruktur des<br />
Schuldenportfolios, Stichtag: 31. Dezember 2010 (Eigene<br />
Darstellung in Anlehnung an Bundesrepublik Deutschland<br />
Finanzagentur GmbH) 132<br />
Abbildung 64: Beispiel: Währungs<strong>risiko</strong> 133<br />
Abbildung 65: Kredit<strong>risiko</strong>positionen<br />
(Eigene Darstellung in Anlehnung an GRILL / PERZCYNSKI und<br />
PERRIDON / STEINER) 135<br />
Abbildung 66: Beispiel: Kredit<strong>risiko</strong> aus Swap-Geschäften (Eigene Darstellung in<br />
Anlehnung an SCHIERENBECK / LISTER) 136<br />
Abbildung 67: Beispiel: Kredit<strong>risiko</strong> aus Eventualverbindlichkeiten (Eigene<br />
Darstellung in Anlehnung an SCHIERENBECK / LISTER) 137<br />
Abbildung 68: Beispiel: Kennzahl „Risiko je Mio. Euro Schuldenvolumen" 138<br />
Abbildung 69: Ermittlung des Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Indexes 139<br />
Abbildung 70: Beispiel: Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index: Kapitalwert der Kredit<strong>kosten</strong> 140<br />
Abbildung 71: Beispiel: Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index: Erwartungswert des Risikos 141<br />
Abbildung 72: Beispiel: Kredit<strong>kosten</strong>-Risiko-Index als Produkt aus Kredit<strong>kosten</strong><br />
und Risiko 141<br />
Abbildung 73: System Public Debt Management 145<br />
Abbildung 74: System Public Debt Management mit s<strong>ein</strong>en Subsystemen 148<br />
Abbildung 75: Mögliche organisatorische Einordnung der DMO 149<br />
Abbildung 76: Cluster A: DMO als Bestandteil des Ministeriums 150<br />
Abbildung 77: DMO als Linien-Organisations<strong>ein</strong>heit des Ministeriums 151<br />
Abbildung 78: DMO als executive agency innerhalb des Ministeriums 153
Abbildungsverzeichnis<br />
LV<br />
Abbildung 79: Cluster B: DMO als eigenständige, aus dem Ministerium<br />
ausgelagerte Organisation 155<br />
Abbildung 80: DMO als eigenständige, dem Ministerium nachgeordnete<br />
Organisation 156<br />
Abbildung 81: DMO als eigenständige Organisation in privater Rechtsform 158<br />
Abbildung 82: Cluster C: DMO als Bestandteil der Zentralbank 160<br />
Abbildung 83: Struktur der empirischen Analyse 180<br />
Abbildung 84: Merkmale der auszuwählenden Grundgesamtheit 182<br />
Abbildung 85: Struktur und Inhalte der empirischen Analyse 185<br />
Abbildung 86: Deskriptive Analyse: Relevanz der Zielsetzungen des Public Debt<br />
Managements 212<br />
Abbildung 87: Deskriptive Analyse: Aufgabenträger des Debt Managements 215<br />
Abbildung 88: Deskriptive Analyse: Kompetenzen der Aufgabenträger 217<br />
Abbildung 89: Deskriptive Analyse: Aufgabenverteilung und Zusammenarbeit 218<br />
Abbildung 90: Deskriptive Analyse: Kosten bzw. Ausgaben des Debt<br />
Managements 219<br />
Abbildung 91: Deskriptive Analyse: Relation der Kosten- bzw. Ausgabeart zu den<br />
Gesamtschulden 220<br />
Abbildung 92: Deskriptive Analyse: Variationskoeffizienten der Kosten- bzw.<br />
Ausgabearten-Gesamtschulden-Relationen 222<br />
Abbildung 93: Deskriptive Analyse: Relation der Kredit<strong>kosten</strong> zu den<br />
Gesamtschulden 223<br />
Abbildung 94: Deskriptive Analyse: Relation der Kredit<strong>kosten</strong> zu den Gesamtschulden<br />
(Cluster-Analyse auf Basis der arithmetischen<br />
Mittelwerte) 224<br />
Abbildung 95: Deskriptive Analyse: Risiken des nationalen Schuldenportfolios<br />
zum 31. Dezember 2010 226<br />
Abbildung 96: Deskriptive Analyse: Aktiv gesteuerte Risiken 227<br />
Abbildung 97: Deskriptive Analyse: Nutzung von Risikoinformationen zur<br />
Steuerung 228<br />
Abbildung 98: Deskriptive Analyse: Relation des Risikos des Portfolios zu den<br />
Gesamtschulden<br />
(Cluster-Analyse auf Basis der arithmetischen Mittelwerte) 229<br />
Abbildung 99: Deskriptive Analyse: Für Debt Management-Aufgaben <strong>ein</strong>gesetzte<br />
Vollzeitstellen 230<br />
Abbildung 100: Deskriptive Analyse: Berufserfahrung im privaten Finanzsektor 232<br />
Abbildung 101: Deskriptive Analyse: Qualifikation des für Debt Management-<br />
Aufgaben <strong>ein</strong>gesetzten Personals 233
LVI<br />
Abbildungsverzeichnis<br />
Abbildung 102: Deskriptive Analyse: Besoldung des für Debt Management-<br />
Aufgaben <strong>ein</strong>gesetzten Personals 234<br />
Abbildung 103: Deskriptive Analyse: Zeitweiser zusätzlicher Einsatz von externem<br />
Know-How 235<br />
Abbildung 104: Deskriptive Analyse: Kooperationen mit der Zentralbank, mit<br />
Kreditinstituten oder weiteren Dritten 236<br />
Abbildung 105: Deskriptive Analyse: Zulässige Finanzinstrumente 237<br />
Abbildung 106: Deskriptive Analyse: Umfang der zulässigen Finanzinstrumente<br />
(Cluster-Analyse auf Basis der arithmetischen Mittelwerte) 238<br />
Abbildung 107: Deskriptive Analyse: Genutzte Finanzinstrumente zum Stichtag<br />
31. Dezember 2010 239<br />
Abbildung 108: Deskriptive Analyse: Nicht genutzte zulässige Finanzinstrumente 240<br />
Abbildung 109: Deskriptive Analyse: Für Sicherungszwecke <strong>ein</strong>gesetzte<br />
Finanzinstrumente zum 31. Dezember 2010 241<br />
Abbildung 110: Deskriptive Analyse: Anteil der festverzinslichen Schulden 242<br />
Abbildung 111: Deskriptive Analyse: Anteil der variabel verzinslichen Schulden 242<br />
Abbildung 112: Deskriptive Analyse: Durchschnittlicher Zinssatz der<br />
festverzinslichen Schulden 243<br />
Abbildung 113: Deskriptive Analyse: Durchschnittlicher Zinssatz der variabel<br />
verzinslichen Schulden 245<br />
Abbildung 114: Deskriptive Analyse: Durchschnittliche Zinssätze der<br />
festverzinslichen Instrumente (Cluster-Analyse auf Basis der<br />
arithmetischen Mittelwerte, inklusive Land 2 [oben] und exklusive<br />
Land 2 [unten]) 247<br />
Abbildung 115: Deskriptive Analyse: Durchschnittliche Zinssätze der variabel<br />
verzinslichen Instrumente (Cluster-Analyse auf Basis der<br />
arithmetischen Mittelwerte, inklusive Land 2 [oben] und exklusive<br />
Land 2 [unten]) 248<br />
Abbildung 116: Deskriptive Analyse: Durchschnittliche Restlaufzeit der<br />
festverzinslichen Schulden 249<br />
Abbildung 117: Deskriptive Analyse: Durchschnittliche Restlaufzeit der variabel<br />
verzinslichen Schulden 250<br />
Abbildung 118: Deskriptive Analyse: Durchschnittliche Restlaufzeiten (Cluster-<br />
Analyse auf Basis der Mittelwerte) 252<br />
Abbildung 119: Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> Steuerung und Überwachung<br />
des operativen Public Debt Managements: Vorgaben, Limits sowie<br />
Erfolgs- und Risikomaßstäbe 253
Abbildungsverzeichnis<br />
LVII<br />
Abbildung 120:<br />
Abbildung 121:<br />
Abbildung 122:<br />
Abbildung 123:<br />
Abbildung 124:<br />
Abbildung 125:<br />
Abbildung 126:<br />
Abbildung 127:<br />
Abbildung 128:<br />
Abbildung 129:<br />
Abbildung 130:<br />
Abbildung 131:<br />
Abbildung 132:<br />
Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> Steuerung und Überwachung<br />
des operativen Public Debt Managements: Entscheidung über die<br />
Zusammensetzung des Schuldenportfolios 254<br />
Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> Steuerung und Überwachung<br />
des operativen Public Debt Managements: Regelmäßigkeit und<br />
Empfänger des Berichtswesens 255<br />
Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> Steuerung und Überwachung<br />
des operativen Public Debt Managements: Sicherheit der Public<br />
Debt Management-Prozesse 256<br />
Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> Steuerung und Überwachung<br />
des operativen Public Debt Managements: Mitwirkung bei<br />
Aufnahme von Schuldsch<strong>ein</strong>darlehen, Emission von Anleihen und<br />
Einsatz von Derivaten 257<br />
Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> Steuerung und Überwachung<br />
des operativen Public Debt Managements: Überwachung des<br />
operativen Public Debt Managements 258<br />
Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> Steuerung und Überwachung<br />
des operativen Public Debt Managements: Interne und externe<br />
Überwachung sowie Prüfung des Public Debt Managements 259<br />
Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> Steuerung und Überwachung<br />
des operativen Public Debt Managements: Überwachungsorgane<br />
im Cluster C 260<br />
Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> Steuerung und Überwachung<br />
des operativen Public Debt Managements: Freiwillige<br />
Überwachung im Cluster B 2 261<br />
Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> bezogen auf das<br />
System des Public Debt Managements (Basis: arithmetischer<br />
Mittelwert) 263<br />
Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> bezogen auf die<br />
DMO: Know-How, Besoldungsstruktur, organisatorische<br />
Eigenständigkeit 265<br />
Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> bezogen auf die<br />
DMO: Vorgaben, Entscheidungskompetenzen, Sicherheit der<br />
Public Debt Management-Prozesse 266<br />
Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> bezogen auf die<br />
DMO: Mitwirkung des Ministeriums und der Zentralbank 267<br />
Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> bezogen auf die<br />
DMO: Überwachung des Managements 268
LVIII<br />
Abbildungsverzeichnis<br />
Abbildung 133:<br />
Abbildung 134:<br />
Abbildung 135:<br />
Abbildung 136:<br />
Abbildung 137:<br />
Abbildung 138:<br />
Abbildung 139:<br />
Abbildung 140:<br />
Abbildung 141:<br />
Abbildung 142:<br />
Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> bezogen auf die<br />
DMO: Managen bzw. Reduzieren der Komplexität des Systems<br />
Debt Management 269<br />
Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> bezogen auf das<br />
System des Public Debt Managements:<br />
Organisationsmodellspezifische Bewertung des Parameters<br />
"Angemessene Information der politischen Entscheidungsträger“ 270<br />
Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> bezogen auf die<br />
DMO: Organisationsmodellspezifische Bewertung des Parameters<br />
"Einsatz <strong>ein</strong>es Anreizsystems mit überwiegend kurzfristigen<br />
Parametern" 271<br />
Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> bezogen auf die<br />
DMO: Organisationsmodellspezifische Bewertung des Parameters<br />
„Eindeutige Zielvorgaben hinsichtlich Kosten und Erlösen“ 272<br />
Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> bezogen auf die<br />
DMO: Organisationsmodellspezifische Bewertung des Parameters<br />
„Eindeutige Zielvorgaben hinsichtlich Erfolgs- und<br />
Risikomaßstäben“ 273<br />
Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> bezogen auf die<br />
DMO: Organisationsmodellspezifische Bewertung des Parameters<br />
„Eigenverantwortliche Entscheidung über den Einsatz von<br />
Derivaten“ 274<br />
Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> bezogen auf die<br />
DMO: Organisationsmodellspezifische Bewertung des Parameters<br />
„Funktionstrennung bzw. organisatorische Trennung zwischen<br />
front-, middle- und back office“ 275<br />
Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> bezogen auf die<br />
DMO: Organisationsmodellspezifische Bewertung des Parameters<br />
„Ministerium wirkt bei Kreditaufnahme, bei Anleiheemission sowie<br />
beim Einsatz von Derivaten mit“ 276<br />
Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> bezogen auf die<br />
DMO: Organisationsmodellspezifische Bewertung des Parameters<br />
„Unterstützung des Managements durch <strong>ein</strong> Controlling“ 278<br />
Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> bezogen auf die<br />
DMO: Organisationsmodellspezifische Bewertung des Parameters<br />
„Überwachung des Managements durch das<br />
Risikomanagementsystem“ 279
Abbildungsverzeichnis<br />
LIX<br />
Abbildung 143: Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> bezogen auf die<br />
DMO: Organisationsmodellspezifische Bewertung des Parameters<br />
„Überwachung des Managements durch die Interne Revision“ 280<br />
Abbildung 144: Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> bezogen auf die<br />
DMO: Organisationsmodellspezifische Bewertung des Parameters<br />
„Überwachung des Managements durch mindestens <strong>ein</strong> internes<br />
Organ“ 281<br />
Abbildung 145: Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> bezogen auf die<br />
DMO: Organisationsmodellspezifische Bewertung des Parameters<br />
„Überwachung des Managements durch <strong>ein</strong> Aufsichtsgremium“ 282<br />
Abbildung 146: Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> bezogen auf die<br />
DMO: Organisationsmodellspezifische Bewertung des Parameters<br />
„Überwachung des Managements durch <strong>ein</strong>e Aufsichtsbehörde“ 283<br />
Abbildung 147: Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> bezogen auf die<br />
DMO: Organisationsmodellspezifische Bewertung des Parameters<br />
„Überwachung des Managements durch den Rechnungshof“ 284<br />
Abbildung 148: Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> bezogen auf die<br />
DMO: Organisationsmodellspezifische Bewertung des Parameters<br />
„Überwachung des Managements durch den Rechnungshof oder<br />
Wirtschaftsprüfer“ 285<br />
Abbildung 149: Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> bezogen auf die<br />
DMO: Bewertung der Effektivität der <strong>ein</strong>zelnen<br />
Organisationsmodelle 286<br />
Abbildung 150: Deskriptive Analyse: Umfang der öffentlich zugänglichen<br />
Informationen zum Schuldenportfolio 287<br />
Abbildung 151: Deskriptive Analyse: Umfang der öffentlich zugänglichen<br />
Informationen zu den Zielen und der Organisation des nationalen<br />
Public Debt Managements 288<br />
Abbildung 152: Einverständnis der Untersuchungspartner zur Veröffentlichung der<br />
erhobenen Daten 290<br />
Abbildung 153: Regressionsanalyse: Punktewolke und Regressionsgerade (in<br />
Anlehnung an SCHÄFER / BURGER / SIEG). 291<br />
Abbildung 154: <strong>Strategische</strong>r Erfolgsfaktor, signifikante Rahmenbedingung und<br />
Indikatoren für <strong>ein</strong> <strong>kosten</strong>-<strong>risiko</strong>-<strong>optimales</strong> Public Debt<br />
Management 308
LX<br />
Tabellenverzeichnis<br />
Tabellenverzeichnis<br />
Tabelle 1: Beispiel: Auswirkungen <strong>ein</strong>es Collars auf den Zinssatz i real (in<br />
Anlehnung an PERRIDON / STEINER) 58<br />
Tabelle 2: Beispiel: Ermittlung der periodisierten Zins<strong>kosten</strong> 103<br />
Tabelle 3: Beispiel: Kennzahlen „Zins<strong>kosten</strong> je Mio. Euro Schuldenvolumen" der<br />
<strong>ein</strong>zelnen Finanzinstrumente 107<br />
Tabelle 4: Beispiel: Kennzahlen „Transaktions<strong>kosten</strong> je Mio. Euro<br />
Schuldenvolumen" der <strong>ein</strong>zelnen Finanzinstrumente 112<br />
Tabelle 5: Beispiel: Kennzahlen „Verwaltungs<strong>kosten</strong> je Mio. Euro<br />
Schuldenvolumen" der <strong>ein</strong>zelnen Finanzinstrumente 114<br />
Tabelle 6: Beispiel: Kennzahlen „Sicherungs<strong>kosten</strong> je Mio. Euro<br />
Schuldenvolumen" der <strong>ein</strong>zelnen Finanzinstrumente 116<br />
Tabelle 7: Beispiel: Kennzahlen „Überwachungs- und Kontroll<strong>kosten</strong> je Mio.<br />
Euro Schuldenvolumen" der <strong>ein</strong>zelnen Finanzinstrumente 117<br />
Tabelle 8: Beispiel: Zins<strong>kosten</strong> der festverzinslichen (ohne und mit<br />
Inflationsausgleich) und variabel verzinslichen Schulden: IST-<br />
Zinszahlungen im Jahr 2010 126<br />
Tabelle 9 Beispiel: Szenario 1: Bewertung des Schuldenportfolios zum<br />
aktuellen Marktzins 127<br />
Tabelle 10: Beispiel: Szenario 2: Bewertung des Schuldenportfolios bei Ansteigen<br />
des Marktzinses um 1,22 PP und der Inflationsrate um 0,4 PP. 128<br />
Tabelle 11: Beispiel: Szenario 3: Bewertung des Schuldenportfolios bei Sinken<br />
des Marktzinses auf 0,0 PP und der Inflationsrate um 0,4 PP. 129<br />
Tabelle 12: Beispiel: Szenario 1a (70 Prozent - 5 Prozent - 25 Prozent -<br />
Verhältnis) 130<br />
Tabelle 13: Beispiel: Szenario 1b (45 Prozent - 5 Prozent - 50 Prozent -<br />
Verhältnis) 130<br />
Tabelle 14: Datenerhebung: Struktur des Schuldenportfolios 198<br />
Tabelle 15: Statistische Kennzahlen der Zielsetzungen „Finanzbedarfsdeckung",<br />
„Kredit<strong>kosten</strong>minimierung" und „Risikominimierung" 213<br />
Tabelle 16: Deskriptive Analyse: Zins<strong>kosten</strong> 221<br />
Tabelle 17: Deskriptive Analyse: Relation der Kredit<strong>kosten</strong> zu den<br />
Gesamtschulden 223<br />
Tabelle 18: Deskriptive Analyse: Risiko-Informationen 228<br />
Tabelle 19: Deskriptive Analyse: Personal<strong>ein</strong>satz für Debt Management-<br />
Aufgaben 231<br />
Tabelle 20: Deskriptive Analyse: Besoldungs- und Vergütungsstruktur nach<br />
Organisationsmodell-Clustern 234
Tabellenverzeichnis<br />
LXI<br />
Tabelle 21: Deskriptive Analyse: Durchschnittlicher Zinssatz der festverzinslichen<br />
Schulden 244<br />
Tabelle 22: Deskriptive Analyse: Durchschnittlicher Zinssatz der festverzinslichen<br />
Schulden (modifizierte Stichprobe) 244<br />
Tabelle 23: Deskriptive Analyse: Durchschnittliche Zinssätze der variabel<br />
verzinslichen Schulden 245<br />
Tabelle 24: Deskriptive Analyse: Durchschnittliche Zinssätze der variabel<br />
verzinslichen Schulden (modifizierte Stichprobe) 246<br />
Tabelle 25: Deskriptive Analyse: Durchschnittliche Restlaufzeit der<br />
festverzinslichen Schulden 249<br />
Tabelle 26: Deskriptive Analyse: Durchschnittliche Restlaufzeit der variabel<br />
verzinslichen Schulden 251<br />
Tabelle 27: Deskriptive Analyse: <strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> bezogen auf das<br />
System des Public Debt Managements 264
LXII<br />
Formelverzeichnis<br />
Formelverzeichnis<br />
Formel 1: Wirtschaftlichkeit der Verschuldung (in Anlehnung an BIRKHOLZ) 38<br />
Formel 2: Allgem<strong>ein</strong>e Formel zur Berechnung des Effektivzinssatzes (in<br />
Anlehnung an PERRIDON / STEINER) 39<br />
Formel 3: Erweiterte Formel zur Ermittlung des Effektivzinssatzes (in<br />
Anlehnung an PERRIDON / STEINER) 40<br />
Formel 4: Erwartungswert und Beta-Faktor <strong>ein</strong>er Rendite nach dem CAPM-<br />
Modell<br />
(im engeren Sinne; eigene Darstellung in Anlehnung an<br />
SCHIERENBECK / LISTER) 66<br />
Formel 5: Kennzahl „Zins<strong>kosten</strong> je Mio. Euro Schuldenvolumen" (in Anlehnung<br />
an PAMPEL) 102<br />
Formel 6: Barwertfaktor (in Anlehnung an PAMPEL, WÖHE / DÖRING und<br />
DEUTSCH) 105<br />
Formel 7: Kapitalwert <strong>ein</strong>es Finanzinstruments (in Anlehnung an<br />
WÖHE/DÖRING und DEUTSCH) 106<br />
Formel 8: Kennzahl „Transaktions<strong>kosten</strong> je Mio. Euro Schuldenvolumen" 109<br />
Formel 9: Kennzahl „Verwaltungs<strong>kosten</strong> je Mio. Euro Schuldenvolumen" 113<br />
Formel 10: Ermittlung der Sicherungs<strong>kosten</strong> 114<br />
Formel 11: Kennzahl „Sicherungs<strong>kosten</strong> je Mio. Euro gesichertem<br />
Schuldenvolumen" 115<br />
Formel 12: Kennzahl „Überwachungs- und Kontroll<strong>kosten</strong> je Mio. Euro<br />
Schuldenvolumen" 116<br />
Formel 13: Kennzahl „Tilgungsleistungen je Mio. Euro Schuldenvolumen" 118<br />
Formel 14: Kennzahl „Kredit<strong>kosten</strong> je Schuldenvolumen" (in Anlehnung an<br />
BIRKHOLZ (2008)) 121<br />
Formel 15: Kennzahl „Risiko je Mio. Euro Schuldenvolumen" 137<br />
Formel 16: F-Wert (empirisch; in Anlehnung an ALBERS / SKIERA) 293
Anhang<br />
LXIII<br />
Anhang<br />
Anlage 1 Experteninterviews mit Herrn Dr. Lehr, Geschäftsführer „Überwachung /<br />
Marktfolge“ der Bundesrepublik Deutschland GmbH<br />
Anlage 2<br />
Anlage 3<br />
Anlage 4<br />
Anlage 5<br />
Anlage 6<br />
Anlage 7<br />
Anlage 8<br />
Anlage 9<br />
Anlage 10<br />
Anlage 11<br />
Anlage 12<br />
Anlage 13<br />
Anlage 14<br />
Experteninterviews mit Herrn Schmeller, Risk Manager im Geschäftsbereich<br />
„Market Risk Management“ der Deutsche Bank AG<br />
Kapitalwerte der Transaktions<strong>kosten</strong><br />
(siehe beigefügte CD)<br />
Kapitalwerte der Verwaltungs<strong>kosten</strong><br />
(siehe beigefügte CD)<br />
Kapitalwerte der Sicherungs<strong>kosten</strong><br />
(siehe beigefügte CD)<br />
Kapitalwerte der Überwachungs- und Kontroll<strong>kosten</strong><br />
(siehe beigefügte CD)<br />
Kapitalwerte der Tilgungszahlungen<br />
(siehe beigefügte CD)<br />
Ableitung von strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> aus organisationstheoretischer<br />
Perspektive<br />
(siehe beigefügte CD)<br />
Quellen- und Dokumentenrecherche betr. grundsätzlich vergleichbare<br />
Zielsetzungen des nationalen Debt Managements (siehe beigefügte CD)<br />
Quellen- und Dokumentenrecherche betr. Analyse der Organisationsstrukturen<br />
bzw. der Inhalte des Public Debt Managements der potentiellen<br />
Untersuchungsobjekte (siehe beigefügte CD)<br />
Quellen- und Dokumentenrecherche betr. die Nutzung elektronischer<br />
Handelssysteme für Zwecke des Public Debt Managements in den untersuchten<br />
Ländern (siehe beigefügte CD)<br />
Erhebungsbogen (in deutscher Sprache; zusätzlich in deutscher und<br />
englischer Sprache als Microsoft Excel-Datei und PDF-Datei auf der beigefügten<br />
CD)<br />
Unterstützungsschreiben (in deutscher und englischer Sprache)<br />
Rücklaufmatrix<br />
(siehe beigefügte CD)
LXIV<br />
Anhang<br />
Anlage 15<br />
Anlage 16<br />
Anlage 17<br />
Ergänzung der übersandten Informationen anhand von öffentlich zugänglichen<br />
Primär- und Sekundärdaten<br />
(siehe beigefügte CD)<br />
Bei der Plausibilisierung vorgenommene Änderungen<br />
(siehe beigefügte CD)<br />
Deskriptive Analysen (siehe beigefügte CD):<br />
17-1: Deskriptive Analyse zu den Zielsetzungen<br />
17-2: Deskriptive Analyse zur Zuordnung von Aufgaben zu den <strong>ein</strong>zelnen<br />
Aufgabenträgern<br />
17-3: Deskriptive Analyse: Kompetenzverteilung für <strong>ein</strong>zelne Aufgaben auf<br />
die Aufgabenträger<br />
17-4: Deskriptive Analyse: Aufgabenverteilung zwischen und die Zusammenarbeit<br />
mit den <strong>ein</strong>zelnen Aufgabenträgern<br />
17-5: Deskriptive Analyse: Optimierungspotenzialen hinsichtlich Aufgabenverteilung<br />
und Zusammenarbeit<br />
17-6: Deskriptive Analyse: Abgrenzung von für externe Dritte erbrachten<br />
Leistungen und den daraus resultierenden Kosten<br />
17-7: Deskriptive Analyse: vorhandene Informationen zu <strong>ein</strong>zelnen Kostenbzw.<br />
Ausgabenarten<br />
17-8: Deskriptive Analyse: Cluster-Analyse der Relation der Kredit<strong>kosten</strong> zu<br />
den Gesamtschulden<br />
17-9: Deskriptive Analyse: zum 31. Dezember 2010 im Schuldenportfolio<br />
der <strong>ein</strong>zelnen Länder bestehende Risiken und dafür ermittelte Risikowerte<br />
17-10: Analyse der Laufzeitstrukturen der Schuldenportfolien der untersuchten<br />
Länder<br />
17-11: Deskriptive Analyse: Cluster-Analyse der Relation des Risikos des<br />
Schuldenportfolios zu den Gesamtschulden<br />
17-12: Deskriptive Analyse: Einsatz von Vollzeitstellen für die Aufgaben des<br />
Debt Managements sowie Abgrenzung der Aufgaben der staatlichen<br />
Wertpapierverwaltung<br />
17-13: Deskriptive Analyse: Anzahl der Vollzeitstellen, die vor ihrer aktuellen<br />
Tätigkeit im privatwirtschaftlichen Finanzsektor gearbeitet haben
Anhang<br />
LXV<br />
17-14: Deskriptive Analyse: Umfang der zuvor für das Debt Management <strong>ein</strong>gesetzten<br />
Vollzeitstellen mit geeignetem Hochschulabschluss<br />
17-15: Deskriptive Analyse: Besoldungs- und Vergütungsstruktur des für Debt<br />
Management-Aufgaben <strong>ein</strong>gesetzten Personals<br />
17-16: Deskriptive Analyse: Umfang der Länder, die zusätzlich externes<br />
Know-How zeitweise nutzen bzw. (in der Gründungsphase) nutzten<br />
17-17: Deskriptive Analyse: <strong>ein</strong>gegangene Kooperationen sowie Erwerb von<br />
Know-How durch Seminare oder Gutachten<br />
17:18: Deskriptive Analyse: Zulässigkeit der Finanzinstrumente für Zwecke<br />
des nationalen Debt Managements<br />
17-19: Deskriptive Analyse betr. die tatsächlich zum Stichtag 31. Dezember<br />
2010 genutzten Finanzinstrumenten<br />
17-20: Deskriptive Analyse: Unterschiede zwischen zulässigen Instrumenten<br />
und den tatsächlich genutzten Instrumenten (Cluster-Analyse)<br />
17-21: Deskriptive Analyse: Einsatz von Finanzinstrumenten für Sicherungszwecke<br />
17-22: Deskriptive Analyse: Analyse der Zinsstruktur des nationalen Schuldenportfolios<br />
17-23: Deskriptive Analyse: Definition von Performance Benchmarks für das<br />
Schuldenportfolio in den <strong>ein</strong>zelnen Ländern<br />
17-24: Deskriptive Analyse: Ermittlung der vorhandenen strategischen Management-<br />
und Überwachungselemente<br />
17-25: Deskriptive Analyse: Cluster-Analyse: Ermittlung der vorhandenen<br />
strategischen Management- und Überwachungselemente (Cluster-<br />
Analyse)<br />
17-26: Deskriptive Analyse: Bewertung der möglichen strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
17-27: Deskriptive Analyse: Analyse der strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> in den<br />
unterschiedlichen Organisationsmodellen<br />
17-28: Deskriptive Analyse: pauschale Bewertung der Organisationsmodelle<br />
im Hinblick auf ihre Effektivität<br />
17-29: Deskriptive Analyse: Umfang der öffentlichen zugänglichen Informationen<br />
zum Schuldenportfolio
LXVI<br />
Anhang<br />
17-30: Deskriptive Analyse: Informationen zu den Zielen und der Organisation<br />
des nationalen Debt Managements<br />
17-31: Deskriptive Analyse: Einverständnis zur Veröffentlichung der übersandten<br />
Daten<br />
Anlage 18<br />
Empirische Analyse: Ergebnisse der durchgeführten Regressionsanalysen<br />
(siehe beigefügte CD)<br />
Die bei der Promotionsgeschäftsstelle mit der Dissertation <strong>ein</strong>gereichte CD mit<br />
Anlagen des Anhangs liegt dieser Druckausgabe nicht bei.
Anhang<br />
LXVII<br />
Anlage 1 Experteninterviews mit Herrn Dr. Lehr, Geschäftsführer „Überwachung<br />
/ Marktfolge“ der Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur<br />
GmbH<br />
• Interview 1-1 am 12. November 2008 in der Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur<br />
GmbH (BRD Finanzagentur GmbH)<br />
Herrn Dr. Lehr wurde anhand <strong>ein</strong>er Präsentation die Fragestellung und der aktuelle<br />
Stand der Forschungsarbeit vorgestellt. 1118 Anschließend nahm Herr Dr. Lehr<br />
zu dem Forschungsthema aus Sicht der BRD Finanzagentur GmbH Stellung. Dabei<br />
verwies er insbesondere auf die aktuelle Verteilung von Aufgaben, Kompetenzen<br />
und Verantwortlichkeiten zwischen dem Bundesministerium der Finanzen und<br />
der BRD Finanzagentur GmbH und die sich daraus ergebenden Abstimmungsbedarfe.<br />
• Interview 1-2 am 1. Dezember 2010 in der Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur<br />
GmbH (BRD Finanzagentur GmbH)<br />
Herrn Dr. Lehr wurde der aktuelle Sachstand der Forschungsarbeit und die beabsichtigte<br />
Methodik und Vorgehensweise der Datenerhebung vorgestellt. 1118 Im Mittelpunkt<br />
des Experteninterviews stand die Diskussion des vom Verfasser entwickelten<br />
Erhebungsbogens unter den Aspekten „Relevanz der zu erhebenden Informationen“<br />
und „Praktikabilität der Fragestellung“. Als Ergebnis der Diskussion<br />
wurden die grundsätzliche Eignung der entwickelten Fragestellungen sowie die<br />
Angemessenheit des Erhebungsumfangs festgestellt.<br />
• Interview 1-3 am 28. Oktober 2011 in der Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur<br />
GmbH (BRD Finanzagentur GmbH)<br />
Herrn Dr. Lehr wurden die Ergebnisse der deskriptiven Analyse vorgestellt 1118 und<br />
diese mit ihm hinsichtlich ihrer Plausibilität diskutiert. Es wurden k<strong>ein</strong>e unplausiblen<br />
Ergebnisse identifiziert. Zudem wurde der zurückgelaufene Erhebungsbogen<br />
der BRD Finanzagentur GmbH besprochen.<br />
1118<br />
Die Präsentation des Verfassers ist auf der der Forschungsarbeit beigefügten CD als Windows<br />
Powerpoint-Datei enthalten.
LXVIII<br />
Anhang<br />
Anlage 2<br />
Experteninterviews mit Herrn Schmeller, Risk Manager im Geschäftsbereich<br />
„Market Risk Management“ der Deutsche Bank AG<br />
• Interview 2-1 am 2. Februar 2011 in der Deutschen Bank AG in Frankfurt am<br />
Main<br />
Herrn Schmeller wurde die Fragestellung und die Methodik der Forschungsarbeit<br />
vorgestellt. Im Mittelpunkt des Experteninterviews stand die Plausibilisierung der<br />
vom Verfasser aus der Quellenrecherche ermittelten Annahmen zu den <strong>ein</strong>zelnen<br />
Kosten- und Risikoarten. Die Ermittlung der Kapitalwerte der Zins<strong>kosten</strong>, der Administrativen<br />
Kosten sowie der Überwachungs- und Kontroll<strong>kosten</strong> und das Heranziehen<br />
der Tilgungsleistungen wurde als grundsätzlich plausibel <strong>ein</strong>geschätzt.<br />
Auf der Basis adäquater Swap-Sätze repräsentativer Staatsanleihen wurde für die<br />
Transaktions<strong>kosten</strong> <strong>ein</strong> Zuschlagssatz von 10 Basis Points und für die Sicherungs<strong>kosten</strong><br />
<strong>ein</strong> Zuschlagssatz von <strong>ein</strong>em halben Basis Point als realistisch <strong>ein</strong>gestuft.<br />
Die Annahmen des Verfassers zu den zu untersuchenden Risiken und zu den dabei<br />
zugrunde zu legenden Parametern wurden grundsätzlich als plausibel <strong>ein</strong>geschätzt.<br />
Für die Ermittlung des Erwartungswertes des Swap-Ausfall<strong>risiko</strong>s wurde<br />
auf der Basis der tagesaktuellen Credit-Default-Swap-Sätze für repräsentative<br />
Staatsanleihen <strong>ein</strong> Wert von 150 bis 200 Basis Points als realistisch <strong>ein</strong>geschätzt.<br />
• Interview 2-2 am 20. Dezember 2011 in der Deutschen Bank AG in Frankfurt<br />
am Main<br />
Herrn Schmeller wurden die Ergebnisse der deskriptiven Analyse vorgestellt. Im<br />
Mittelpunkt des Experteninterviews standen die hinsichtlich der Zinsänderungsrisiken<br />
heranzuziehenden Laufzeitstrukturen und die für die Zwecke der Forschungsarbeit<br />
diesbezüglich durchgeführten Berechnungen. Herr Schmeller bewertete<br />
die vorgenommenen Annahmen und Berechnungen als plausibel.
Anhang<br />
LXIX<br />
Anlage 12<br />
Erhebungsbogen (in deutscher Sprache)<br />
Erhebungskonzept zur Forschungsarbeit „<strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> für <strong>ein</strong> Kosten-Risiko-<strong>optimales</strong><br />
Public Debt Management - Organisatorische und materielle Parameter<br />
im internationalen Vergleich<br />
Vorbemerkungen:<br />
Über die Forschungsarbeit:<br />
Ziel der Forschungsarbeit ist es zu untersuchen, ob zwischen Kosten und Risiko des staatlichen<br />
Debt Managements und den jeweils vorhandenen organisatorischen und inhaltlichen<br />
Rahmenbedingungen Zusammenhänge bestehen. Auf dieser Basis sollen die strategischen<br />
<strong>Erfolgsfaktoren</strong> des Public Debt Managements identifiziert werden. 1119 Da jedes Land <strong>ein</strong>en<br />
individuellen Public Debt Management-Ansatz verfolgt, werden die jeweiligen nationalen Besonderheiten<br />
berücksichtigt.<br />
Der Erfolg dieser Forschungsarbeit hängt davon ab, inwieweit es gelingt, alle nationalen<br />
Organisations<strong>ein</strong>heiten, die Debt Management-Aufgaben wahrnehmen, <strong>ein</strong>zubeziehen. In<br />
Abhängigkeit von der jeweiligen nationalen Organisationsform sind dies im Regelfall 1120<br />
1) das Ministerium / Schatzamt als strategische Steuerungs<strong>ein</strong>heit,<br />
2) die (ministeriumsinterne oder -externe) operative Debt-Management-<br />
Organisations<strong>ein</strong>heit (DMO),<br />
3) die nationale Zentralbank.<br />
Die zu untersuchende Grundgesamtheit bilden die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union<br />
sowie ausgewählte G20-Staaten. Die Datenerhebung soll im Zeitraum Ende Februar bis<br />
Ende März 2011 stattfinden.<br />
Die Forschungsarbeit ist als Promotionsvorhaben bei der Universität Kassel zugelassen und<br />
wird von Herrn Prof. Dr. Jürgen Reese und Frau Prof. Dr. Iris Wiesner betreut.<br />
Für Ihre Teilnahme an dieser Erhebung möchte ich mich bereits im Voraus recht herzlich<br />
bedanken. Sie helfen mir dadurch, <strong>ein</strong>e aussagekräftige und praxisrelevante Forschungsarbeit<br />
zu erstellen. Selbstverständlich werde ich die erhobenen Daten ausschließlich für Zwecke<br />
dieser Forschungsarbeit verwenden. Gerne kann ich Ihnen auch hinsichtlich <strong>ein</strong>zelner<br />
Antworten oder Informationen <strong>ein</strong>e anonyme Darstellung zusichern. Nach Abschluss der<br />
Forschungsarbeit erhalten Sie <strong>ein</strong>e individuelle Analyse Ihrer Organisations<strong>ein</strong>heit in Relation<br />
zum Best-Practice-Wert bzw. zum Median aller Teilnehmer. Gerne übersende ich Ihnen<br />
auf Wunsch auch <strong>ein</strong>e Kopie m<strong>ein</strong>er Forschungsarbeit.<br />
1) Die gesamtwirtschaftlichen Zielsetzungen (Allokations-, Distributions- und Stabilitätsziel, Vermeiden<br />
von Marktstörungen) des Debt Managements sind nicht Gegenstand dieser Untersuchung.<br />
2) Falls die Debt Management-Aufgaben von mehreren internen Organisations<strong>ein</strong>heiten wahrgenommen<br />
werden, sollten jeweils separate Erhebungsbögen verwendet werden.
LXX<br />
Anhang<br />
Gerne können wir <strong>ein</strong>en Termin ver<strong>ein</strong>baren, bei dem ich das Ausfüllen des Erhebungsbogens<br />
telefonisch begleite oder offene Fragen beantworte.<br />
Bitte senden Sie den ausgefüllten Erhebungsbogen und alle eventuellen weiteren Unterlagen<br />
bis Ende März 2011 an die folgende Adresse:<br />
Ausfüllhilfe:<br />
Dieser Erhebungsbogen versucht das insgesamt heterogene Public Debt Management<br />
standardisiert zu erfassen. Dabei lässt es sich leider nicht immer vermeiden, das die vordefinierten<br />
Antwortmöglichkeiten nicht in jedem Fall exakt Ihre favorisierte Antwort anbieten.<br />
Bitte beantworten Sie auch in diesem Fall – soweit möglich – die jeweilige (Teil-)Frage und<br />
nutzen Sie den im Anschluss an jede Frage definierten Platzhalter zur näheren Erläuterung<br />
Ihrer Antwort. Gerne können Sie auch in <strong>ein</strong>er separaten Anlage auf <strong>ein</strong>zelne Antworten<br />
verweisen bzw. diese ergänzen.<br />
Bei der Untersuchung werden u.a. die folgenden Begriffsdefinitionen verwendet:<br />
• Kredit<strong>kosten</strong> = Gesamt<strong>kosten</strong> des Debt Managements,<br />
• Zins<strong>kosten</strong> = Kosten aus den geleisteten Zinszahlungen,<br />
• Transaktions<strong>kosten</strong> = Kosten der Finanztransaktionen (Platzierungs<strong>kosten</strong>, Disagio,<br />
etc.),<br />
• Verwaltungs<strong>kosten</strong> = Kosten für Personal, IT, Gebäude, etc. der Organisations<strong>ein</strong>heit,<br />
• Sicherungs<strong>kosten</strong> = Kosten für Sicherungsinstrumente<br />
• Überwachungs- /Kontroll<strong>kosten</strong> = Kosten der Überwachung sowie der internen und<br />
externen Kontrolle des Debt Managements<br />
• Zinsänderungs<strong>risiko</strong> = Risiko steigender / sinkender Zins<strong>kosten</strong> aufgrund Zinsänderung<br />
• Währungs<strong>risiko</strong> = Risiko steigender / sinkender Werte der Fremdwährungsschulden<br />
• Kredit<strong>risiko</strong> = Risiko aus Ausfall oder Bonitätsverschlechterung <strong>ein</strong>es Geschäftspartners<br />
Über den Autor:<br />
Im Vorfeld dieser Forschungsarbeit habe ich - ebenfalls an der Universität Kassel - m<strong>ein</strong>e<br />
Masterarbeit zum Thema „Mehrdimensionales Debt Management zur differenzierten Analyse<br />
der öffentlich-rechtlichen Schulden, untersucht am Beispiel des Landes Hessen“ erstellt.<br />
Hauptberuflich analysiere ich als Prüfer beim Hessischen Rechnungshof seit zehn<br />
Jahren die Organisation und Wirtschaftlichkeit des Verwaltungshandelns bzw. die Betätigung<br />
des Landes in privatwirtschaftlichen Unternehmen.
Anhang<br />
LXXI<br />
Erhebungsbogen „<strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> für <strong>ein</strong> Kosten-Risiko-<strong>optimales</strong><br />
Public Debt Management - Organisatorische und materielle Parameter<br />
im internationalen Vergleich“<br />
Land:<br />
Organisations<strong>ein</strong>heit:<br />
1. Zielsetzungen des nationalen Debt Managements<br />
Welche der folgenden Zielsetzungen des Debt Management sind für die Aufgabenwahrnehmung<br />
Ihrer Organisations<strong>ein</strong>heit in welchem Maße relevant?<br />
(Skala von 1 = „sehr hohe Relevanz“ bis 6 = „sehr geringe Relevanz“).<br />
1 2 3 4 5 6<br />
Finanzbedarfsdeckung<br />
Kredit<strong>kosten</strong>minimierung<br />
Risikominimierung<br />
Unterstützung der Geldpolitik<br />
Allokationsziel<br />
Distributionsziel<br />
Stabilitätsziel<br />
Verhinderung von Marktstörungen<br />
Ausgeglichene Laufzeitstruktur<br />
Verbreiterung der Gläubigerstruktur<br />
Verstärkung der Sparneigung<br />
Finanzmarktentwicklung (Inland)<br />
Attrahierung (ausländischer) Investoren<br />
Anmerkungen zu Frage 1:
LXXII<br />
Anhang<br />
2. Aufgaben und Kompetenzen<br />
2.1 Welche Debt Management-Leistungen werden in Ihrem Land von welcher Organisations<strong>ein</strong>heit<br />
wahrgenommen? Ministerium DMO 1121 Zentral- Sonstige 1122 :<br />
Abschluss von Schuldsch<strong>ein</strong>darlehen<br />
Emission von staatlichen Wertpapieren<br />
Einsatz derivativer Finanzinstrumente<br />
Risikosteuerung und -überwachung<br />
Erarbeitung von Marktanalysen und Modellen<br />
zur Portfoliosteuerung<br />
Vorbereitung von Entscheidungsalternativen<br />
betr. Geschäftspolitik<br />
Werbe-, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
für staatliche Wertpapiere<br />
Privatkundengeschäft für staatliche Wertpapiere<br />
Staatliche Wertpapierverwaltung<br />
<strong>Strategische</strong> Steuerung der Schuldenstruktur<br />
Überwachung der operativen Schuldenstrukturpolitik<br />
Gesamtwirtschaftliche Aufgaben (insbes. Geldpolitik)<br />
Geldmarktgeschäfte zum Ausgleich des Kontos<br />
bei der Zentralbank<br />
Liquiditätssteuerung<br />
bank<br />
2.2 Wie umfangreich sind die Debt Management-Kompetenzen Ihrer Organisations<strong>ein</strong>heit?<br />
Eigenverantwortliche Entscheidung:<br />
hinsichtlich der Aufgaben:<br />
Eigenverantwortliche Entscheidung innerhalb bestimmter Limits:<br />
hinsichtlich der Aufgaben:<br />
Handeln auf Weisung (Verantwortung für die Umsetzung der Weisung):<br />
hinsichtlich der Aufgaben:<br />
Erbringen von nachgefragten Dienstleistungen (Verantwortung für deren Qualität)<br />
hinsichtlich der Aufgaben:<br />
:<br />
hinsichtlich der Aufgaben:<br />
3) DMO = (ministeriumsinterne oder –externe) operative Debt Management-Organisations<strong>ein</strong>heit<br />
4) Hier besteht die Möglichkeit - neben dem Ministerium, der operativen Debt Management-<br />
Organisations<strong>ein</strong>heit und der nationalen Zentralbank - weitere Aufgabenträger des Debt Managements,<br />
insbesondere auch externe Dienstleister, aufzunehmen.
Anhang<br />
LXXIII<br />
2.3 Wie bewerten Sie die Aufgabenverteilung bzw. die Zusammenarbeit zwischen den Aufgabenträgern<br />
des Debt Managements in Ihrem Land? (mit 1= „sehr gut“ bis 6 = „sehr<br />
schlecht“)<br />
„Die Aufgabenverteilung istW“<br />
1 2 3 4 5 6<br />
„Die Zusammenarbeit mit<br />
„Die Zusammenarbeit mit<br />
„Die Zusammenarbeit mit<br />
ist W<br />
ist<br />
ist<br />
2.4 Welche Optimierungspotenziale sehen Sie hinsichtlich der Aufgabenverteilung bzw.<br />
hinsichtlich der Zusammenarbeit? Bitte erläutern Sie diese.<br />
2.5 In welchem Umfang werden Debt-Management-Leistungen für externe Dritte (andere<br />
Staaten, Bundesländer, Kommunen, etc.) erbracht? Prozent<br />
Anmerkungen zu Frage 2.1 - 2.5:<br />
3 Kosten des Debt Managements<br />
3.1 Zu welchen Ausgaben bzw. Kostenarten des Debt Managements liegen Ihnen Informationen<br />
vor? ja n<strong>ein</strong> wenn ja, bitte Betrag angeben:<br />
Zins<strong>kosten</strong> Summe in 2010:<br />
Transaktions<strong>kosten</strong> Summe in 2010:<br />
Verwaltungs<strong>kosten</strong> Summe in 2010:<br />
Sicherungs<strong>kosten</strong> Summe in 2010:<br />
Überwachungs-/ Kontroll<strong>kosten</strong>: Summe in 2010:<br />
Tilgungsleistungen Summe in 2010:<br />
Summe in 2010:<br />
3.2 Falls Ihnen k<strong>ein</strong>e Kosteninformationen vorliegen, können deren Werte anhand der folgenden<br />
Annahmen geschätzt werden?<br />
a) Als Prozentsatz (bzw. In Basispunkten) der Zins<strong>kosten</strong>:<br />
Vorschlag des Autors: Ihre Schätzung:<br />
Transaktions<strong>kosten</strong>: 0,10 % %<br />
Verwaltungs<strong>kosten</strong>: 0,05 % %<br />
Sicherungs<strong>kosten</strong>: 0,005 % %<br />
Überwachungs-/ Kontroll<strong>kosten</strong>: %<br />
b) Basierend auf dem Personal<strong>ein</strong>satz (in Vollzeitstellen):<br />
Verwaltung:<br />
Vollzeitstellen<br />
Überwachung und Kontrolle:<br />
Vollzeitstellen
LXXIV<br />
Anhang<br />
3.3 Welche Ausgaben- oder Kosten-Kennzahlen werden regelmäßig ermittelt?<br />
Anmerkungen zu Frage 3.1 – 3.3:<br />
4 Risiko<br />
4.1 Welche Risiken des Debt Managements existierten zum 31. Dezember 2010in Ihrem<br />
Portfolio?<br />
k<strong>ein</strong>e Angabe möglich: Risiken werden nicht ermittelt<br />
Zinsänderungsrisiken, mit dem Erwartungswert 1123 :<br />
Währungskursrisiken, mit dem Erwartungswert 4 :<br />
Kreditrisiken, mit dem Erwartungswert 4 :<br />
, mit dem Erwartungswert 4 :<br />
k<strong>ein</strong>e: alle Risiken sind über Sicherungsinstrumente zu 100% abgesichert.<br />
4.2 Welche Risiken werden aktiv gesteuert?<br />
Zinsänderungsrisiken Währungsrisiken Kreditrisiken<br />
4.3 Welche Risikoinformationen werden regelmäßig zur Steuerung genutzt?<br />
Risikokennzahlen: z.B.<br />
Frühwarnindikatoren:<br />
Risikotreiber:<br />
Risikokorrelationen:<br />
eigene Marktprognosen<br />
externe Marktprognosen<br />
Kosten der Risikobewältigung, im Jahr 2010:<br />
Anmerkungen zu Frage 4.1 – 4.3:<br />
5) An Stelle des Erwartungswertes können Sie auch die mittlere Eintrittswahrsch<strong>ein</strong>lichkeit und die<br />
mittlere Schadenshöhe angeben.
Anhang<br />
LXXV<br />
5 Personal, Know-How und Kooperationen<br />
5.1 Wie viele Vollzeitstellen werden für Debt Management-Aufgaben in Ihrer Organisations<strong>ein</strong>heit<br />
<strong>ein</strong>gesetzt 1124 ?<br />
5.2 Wie viele davon waren zuvor im privaten Finanzsektor tätig?<br />
Wie viele davon haben <strong>ein</strong>en entsprechenden Hochschulabschluss?<br />
Deren Besoldung erfolgt gemäß<br />
öffentlich-rechtlichen Konditionen privatwirtschaftlichem Gehaltsgefüge<br />
5.3 Wird darüber hinaus externes Know-How fallweise <strong>ein</strong>gesetzt? ja n<strong>ein</strong><br />
5.4 Existiert <strong>ein</strong>e Kooperation der Debt Management-Organisations<strong>ein</strong>heit mit der Zentralbank,<br />
<strong>ein</strong>em Kreditinstitut oder anderen Institutionen?<br />
mit Zentralbank mit Kreditinstitut mit<br />
5.5 Wie viele Vollzeitstellen werden für die staatliche Wertpapierverwaltung <strong>ein</strong>gesetzt?<br />
Anmerkungen zu Frage 5.1 – 5.5:<br />
6 Materielle Rahmenbedingungen<br />
6.1 Welche Finanzinstrumente sind hinsichtlich des Debt Managements Ihres Landes zulässig?<br />
(Schuldsch<strong>ein</strong>-)Darlehen<br />
Anleihen, Schatzanweisungen, MTM, CP, etc.<br />
Forwards<br />
Options<br />
Futures<br />
Swaps<br />
6.2 Aus welchen Finanzinstrumenten setzte sich das Portfolio zum 31. Dezember 2010 zusammen?<br />
(in Mio. Euro oder geschätzter Anteil in %)<br />
(Schuldsch<strong>ein</strong>-)Darlehen<br />
Anleihen, Schatzanweisungen, MTM, CP, etc.<br />
Forwards<br />
Futures<br />
Options<br />
Swaps<br />
6) Bitte geben Sie die Vollzeitstellen ohne die Vollzeitstellen für die staatliche Wertpapierverwaltung an.
LXXVI<br />
Anhang<br />
6.3 Welche Instrumente wurden (in welchem Umfang) als Sicherungsinstrumente <strong>ein</strong>gesetzt?<br />
(in Prozent)<br />
Futures % %<br />
Options % %<br />
Swaps %<br />
6.4 Liegen für den Stichtag 31. Dezember 2010 die nachfolgenden Kennzahlen (gegebenenfalls<br />
als Schätzwerte) vor?<br />
Kennzahl Festverzinsliche Schulden Variabel verzinsliche<br />
Schulden<br />
Prozentualer Anteil an<br />
den Gesamtschulden<br />
Durchschnittlicher Zinssatz<br />
Durchschnittliche Restlaufzeit<br />
6.5 Welche Zielvorgaben bzw. Performance-Benchmarks sind seitens der strategischen<br />
Steuerung für das Portfolio definiert?<br />
Anmerkungen zu Frage 6.1 – 6.5:<br />
7 <strong>Strategische</strong> Steuerung und Überwachung des operativen Debt Managements<br />
7.1 Folgende strategische Steuerungs- und Überwachungselemente sind vorhanden:<br />
Eindeutige Risikovorgaben durch Ministerium<br />
Eindeutige Kostenvorgaben durch Ministerium<br />
Eindeutige Festlegung von Limits durch Ministerium<br />
Eindeutige Festlegung von Erfolgsmaßstäben durch Ministerium<br />
Eindeutige Festlegung von Risikomaßstäben durch Ministerium<br />
Entscheidung über Schuldenportfolio-Zusammensetzung durch<br />
Ministerium DMO<br />
Regelmäßiges Berichtswesen ist implementiert:<br />
Empfänger: Ministerium Parlament Zentralbank<br />
Aufsicht<br />
Schriftliche Regelung von Bewilligung und Einsatz von Finanzinstrumenten<br />
Schriftliche Regelung der Kontrahenten<br />
Funktionstrennung zwischen Handel, Abwicklung und Kontrolle bzw.<br />
organisatorische Trennung zwischen front-, middle- und back office
Anhang<br />
LXXVII<br />
bei der Aufnahme von Schuldsch<strong>ein</strong>darlehen wirken mit:<br />
Ministerium<br />
Zentralbank<br />
bei der Emission von staatlichen Wertpapieren wirken mit:<br />
Ministerium<br />
Zentralbank<br />
bei der Entscheidung über den Einsatz von Derivaten wirken mit:<br />
Ministerium<br />
Zentralbank<br />
regelmäßiger Bericht an Öffentlichkeit über Erfolg des Debt Managements<br />
Überwachung durch:<br />
Management<br />
Controlling<br />
Risikomanagementsystem<br />
Interne Revision<br />
Compliance-System<br />
Internes Kontrollsystem<br />
Board of Directors / Advisory Board Audit Committee<br />
Parlament / Parlamentsausschuss Rechnungshof<br />
Aufsichtsbehörde<br />
Wirtschaftsprüfer<br />
Bei privaten Rechtsformen: zusätzliche Überwachung durch:<br />
(freiwilligen) Aufsichtsrat<br />
(freiwilligen) Aufsichtsratsausschuss<br />
Definition von zustimmungspflichtigen Geschäfte durch den Aufsichtsrat<br />
Erweiterte Prüfung des Abschlussprüfers Unmittelbare Unterrichtung des<br />
Rechnungshofs<br />
7.2 Welche weiteren Elemente / Richtlinien / Vorgaben dienen der Steuerung und<br />
Überwachung des Debt Managements?<br />
Anmerkungen zu Frage 7.1 – 7.2:<br />
8 Bewertung strategischer <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
8.1 <strong>Strategische</strong> <strong>Erfolgsfaktoren</strong> des Public Debt Managements sind:<br />
(mit 1 = „sehr wichtiger strategischer Erfolgsfaktor“ bis 6 = „überhaupt k<strong>ein</strong> strategischer<br />
Erfolgsfaktor“)<br />
• Hinsichtlich System Debt Management: 1 2 3 4 5 6<br />
Klare Zuordnung von Aufgaben,<br />
Kompetenzen und Verantwortlichkeiten zu<br />
den Debt Management- Aufgabenträgern<br />
Managen /Reduzieren der Komplexität<br />
des Systems Debt Management<br />
Angemessene Information der politischen<br />
Entscheidungsträger
LXXVIII<br />
Anhang<br />
• Hinsichtlich DMO (im Ministerium / Treasury, in der Zentralbank oder extern):<br />
1 2 3 4 5 6<br />
Einsatz von privatwirtschaftlichem<br />
Kreditmanagement-Know-How<br />
Anpassung der Besoldungsstruktur<br />
an die Privatwirtschaft<br />
Einsatz von Anreizsystemen mit<br />
überwiegend kurzfristigen Parametern<br />
Einsatz <strong>ein</strong>es Anreizsystems mit<br />
überwiegend langfristigen Parametern<br />
Eigenständige Organisationsform<br />
außerhalb der Ministerialverwaltung<br />
Eindeutige Zielvorgaben hinsichtlich<br />
Kosten und Risiko<br />
Eindeutige Vorgabe von Erfolgsund<br />
Risikomaßstäben<br />
Eigenverantwortliche Entscheidung über<br />
die Zusammensetzung des Portfolios<br />
Eigenverantwortliche Entscheidung über<br />
den Einsatz von Derivaten<br />
Eigenverantwortliche Entscheidung über<br />
den Einsatz von Sicherungsinstrumenten<br />
Funktionstrennung bzw. organisator. Trennung<br />
zwischen front-, middle- und back office<br />
Ministerium wirkt mit bei Kreditaufnahme<br />
Zentralbank wirkt mit bei Kreditaufnahme<br />
Ministerium wirkt mit bei Anleiheemission<br />
Zentralbank wirkt mit bei Anleiheemission<br />
Ministerium wirkt mit bei Derivate-Einsatz<br />
Zentralbank wirkt mit bei Derivate-Einsatz<br />
Unterstützung des Managements<br />
durch Controlling<br />
Überwachung des Managements durch<br />
- Aufsichtsgremium<br />
- Risikomanagementsystem<br />
- Interne Revision<br />
- Internes Kontrollsystem<br />
- Compliance-System<br />
- Aufsichtsbehörde<br />
- Rechnungshof
Anhang<br />
LXXIX<br />
8.2 Die unter 8.1 genannten strategischen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> sind bei den folgenden Organisationsmodellen<br />
des operativen Debt Managements wie folgt ausgeprägt:<br />
(mit 1 = „vollumfänglich vorhanden“ bis 6 = „gar nicht vorhanden“)<br />
Organisationsmodell<br />
<strong>Strategische</strong>r<br />
Erfolgsfaktor<br />
Klare Zuordnung von Aufgaben,<br />
Kompetenzen und<br />
Verantwortlichkeiten zu den<br />
Debt Management- Aufgabenträgern<br />
Managen /Reduzieren der<br />
Komplexität des Systems<br />
Debt Management<br />
Angemessene Information<br />
der polit.<br />
Entscheidungsträger<br />
Einsatz von privatwirtschaftlichem<br />
Kreditmanagement-Know-How<br />
Anpassung der Besoldungsstruktur<br />
an die Privatwirtschaft<br />
Einsatz von Anreizsystemen<br />
mit überwiegend kurzfristigen<br />
Parametern<br />
Einsatz <strong>ein</strong>es Anreizsystems<br />
mit überwiegend langfristigen<br />
Parametern<br />
Eigenständige Organisationsform<br />
außerhalb der<br />
Ministerialverwaltung<br />
Eindeutige Zielvorgaben<br />
(hinsichtlich Kosten und<br />
Risiko)<br />
Eindeutige Vorgabe von<br />
Erfolgs- und Risiko-<br />
Benchmarks<br />
Eigenverantwortliche Entscheidung<br />
über die Zusammensetzung<br />
des Portfolios<br />
Eigenverantwortliche Entscheidung<br />
über den Einsatz<br />
von Derivaten<br />
Eigenverantwortliche Entscheidung<br />
über den Einsatz<br />
von Sicherungsinstrumenten<br />
Funktionstrennung bzw.<br />
organisatorische Trennung<br />
in front-, middle- und back<br />
office<br />
Organisations<strong>ein</strong>heit<br />
innerhalb des<br />
zuständigen<br />
Ministeriums<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Eigenständige<br />
Behörde unterhalb<br />
des zuständigen<br />
Ministeriums<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Eigenständige<br />
privatrechtliche<br />
Gesellschaft<br />
unter Aufsicht<br />
des zuständigen<br />
Ministeriums<br />
Organisations<strong>ein</strong>heit<br />
der<br />
Zentralbank<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus
LXXX<br />
Anhang<br />
Unterstützung des<br />
Managements durch<br />
Controlling<br />
Überwachung des<br />
Managements durch<br />
Aufsichtsgremium<br />
Überwachung durch<br />
Risikomanagementsystem<br />
Überwachung durch<br />
Internes Kontrollsystem<br />
Überwachung durch<br />
Interne Revision<br />
Organisationsmodell<br />
<strong>Strategische</strong>r<br />
Erfolgsfaktor<br />
Ministerium wirkt mit<br />
bei Kreditaufnahme<br />
Zentralbank wirkt mit<br />
bei Kreditaufnahme<br />
Ministerium wirkt mit<br />
bei Anleiheemission<br />
Zentralbank wirkt mit<br />
bei Anleiheemission<br />
Ministerium wirkt mit<br />
bei Derivate-Einsatz<br />
Ministerium wirkt mit<br />
bei Derivate-Einsatz<br />
Überwachung durch<br />
Compliance-System<br />
Überwachung durch<br />
Aufsichtsbehörde<br />
Überwachung durch<br />
Rechnungshof<br />
Organisations<strong>ein</strong>heit<br />
innerhalb des<br />
zuständigen<br />
Ministeriums<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Eigenständige<br />
Behörde unterhalb<br />
des zuständigen<br />
Ministeriums<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Eigenständige<br />
privatrechtliche<br />
Gesellschaft<br />
unter Aufsicht<br />
des zuständigen<br />
Ministeriums<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Organisations<strong>ein</strong>heit<br />
der<br />
Zentralbank<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus<br />
Wählen Sie<br />
die passende<br />
Bewertung aus
Anhang<br />
LXXXI<br />
8.3 Bitte bewerten Sie die folgende Aussagen<br />
(mit 1 = „trifft voll zu“ bis 7 „trifft überhaupt nicht zu“):<br />
Die wirkungsvollste Organisationsform des nationalen Debt Managements ist <strong>ein</strong>eb<br />
1 2 3 4 5 6<br />
Organisations<strong>ein</strong>heit innerhalb<br />
des zuständigen Ministeriums<br />
eigenständige Behörde unterhalb<br />
des zuständigen Ministeriums<br />
eigenständige private Gesellschaft unter<br />
Aufsicht des zuständigen Ministeriums<br />
Organisations<strong>ein</strong>heit<br />
der Zentralbank<br />
Bitte begründen Sie Ihre Einschätzung:<br />
Anmerkungen zu Frage 8.1 – 8.3:<br />
9 Welche Informationen zum staatlichen Debt Management sind öffentlich zugänglich?<br />
(Bitte geben Sie die entsprechenden Quellen an)?<br />
Welche nicht öffentlich zugänglichen Informationen können Sie mir zur Verfügung<br />
stellen?<br />
9.1 Informationen zum Schuldenportfolio:<br />
Aktuelles Schuldenvolumen (Quelle: )<br />
Entwicklung des Schuldenvolumens (Quelle: )<br />
Anteil der festen und variablen Verzinsung (Quelle: )<br />
Laufzeitenstruktur und durchschnittliche Restlaufzeit (Quelle: )<br />
Gläubigerstruktur (Quelle: )<br />
Währungsstruktur (Quelle: )<br />
Risiken des Schuldenportfolios (Quelle: )<br />
Ausgaben des Schuldenmanagements (Quelle: )<br />
Kosten des Schuldenmanagements (Quelle: )<br />
Prognose der zukünftigen Kosten- und Risiko-Entwicklung (Quelle: )
LXXXII<br />
Anhang<br />
9.2 Ziele und Organisation des staatlichen Debt Managements<br />
Aktuelle Zielsetzungen des Debt Managements (Quelle: )<br />
dem Debt Management zugrunde liegende Risikophilosophie<br />
(Quelle: )<br />
Aufbau- bzw. Ablauforganisation Ihrer Organisations<strong>ein</strong>heit (Quelle: )<br />
Richtlinien für die Aufnahme von Schuldsch<strong>ein</strong>darlehen (Quelle: )<br />
Richtlinien für die Emission von Anleihen (Quelle: )<br />
Richtlinien für den Einsatz von Derivaten (Quelle: )<br />
Methodik der Risikoermittlung und -bewertung (Quelle: )<br />
Richtlinien und Vorgaben zur strategischen Steuerung und Überwachung<br />
des operativen Debt Managements (Quelle: )<br />
Anmerkungen zu Frage 9:<br />
----------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
Übergreifende Anmerkungen:<br />
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
Einverständniserklärung:<br />
Mit <strong>ein</strong>er ausschließlichen Nutzung und Veröffentlichung der übersandten Daten für den<br />
Zweck dieser Forschungsarbeit bin ich<br />
<strong>ein</strong>verstanden<br />
nicht <strong>ein</strong>verstanden. Ich erlaube lediglich <strong>ein</strong>e anonyme Darstellung.<br />
nicht <strong>ein</strong>verstanden hinsichtlich der (Teil-)Fragen .<br />
Ich erlaube bei diesen (Teil-Fragen) lediglich <strong>ein</strong>e anonyme Darstellung.<br />
.<br />
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
Freiwillige Angabe <strong>ein</strong>er Kontaktadresse für Rückfragen:
Anhang<br />
LXXXIII<br />
Anlage 13<br />
Unterstützungsschreiben (in deutscher und englischer Sprache)
LXXXIV<br />
Anhang<br />
Anlage 13 (Fortsetzung) Unterstützungsschreiben<br />
(in deutscher und englischer Sprache)