KFW ECONOMIC RESEARCH Kosten Fixkosten A´ Autobesitzer Fixkosten CS-Nutzer B´ be1 break even 1 be2 break even 2 be2). Die ökonomisch sinnvolle Kilometerleistung wuchs beständig. Durch verkehrspolitische Maßnahmen schließlich lässt sich diese Kilometerleistung noch weiter steigern, <strong>der</strong> Schnittpunkt <strong>der</strong> Kurven verschiebt sich weiter nach rechts, die einzelwirtschaftliche Verbesserung vergrößert sich auf A´ -B´-be3 (Grafik 4). Grundsätzlich die gleiche Analyse gilt übrigens, wenn nicht nur die ökonomischen Kosten, son<strong>der</strong>n alle möglichen Aufwendungen eines Nachfragers nach Mobilität betrachtet werden – also z. B. auch Aspekte <strong>der</strong> Bequemlichkeit o<strong>der</strong> Spontanität – Berücksichtigung finden. Die Untersuchung <strong>der</strong> individuellen Anreizstruktur <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Mobilitätsnachfrage weist darauf hin, welche Wirkungen verkehrspolitische Maßnahmen haben müssen, wenn sie den Schnittpunkt <strong>der</strong> Geraden möglichst weit nach rechts verschieben sollen: Sie müssen die fixen bzw. variablen Kosten <strong>der</strong> Autobesitzer erhöhen (d. h. ihre Kurve nach oben verschieben bzw. gegen den Uhrzeigersinn drehen) und/o<strong>der</strong> die fixen bzw. variablen Kosten <strong>der</strong> Nutzer von CS und an<strong>der</strong>en Verkehrsmitteln senken (d. h. ihre Kurve nach unten verschieben bzw. im Uhrzeigersinn drehen). CS-Nutzer CS, an<strong>der</strong>e Verkehrsmittel und Politikmaßnahmen Grafik 4: Kostenstruktur <strong>bei</strong> CS, Nutzung an<strong>der</strong>er Verkehrsmittel und Politikmaßnahmen Kilometerleistung CS und an<strong>der</strong>e Verkehrsmittel be3 Autobesitzer nach Politikmaßnahmen Autobesitzer heute break even 3 Quelle: Vereinte Nationen Das klingt zwar banal, <strong>kann</strong> aber – wie die grafische Analyse plastisch zeigt – zu einem großen Effizienzgewinn <strong>bei</strong>m Einzelnen führen. Darüber hinaus ist volkswirtschaftlich relevant, inwiefern CS das Verkehrsaufkommen netto steigert und mit welchen Umweltbelastungen das Verkehrsaufkommen verbunden ist. Rein ökonomische Maßnahmen wie höhere Kfz-Steuern o<strong>der</strong> eine kilometerabhängige Maut liegen auf <strong>der</strong> Hand – ebenso eine Steigerung <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung für alternative Verkehrsmittel. Wenn man in die Analyse jedoch alle Arten von Aufwendungen einbezieht, könnten z. B. auch folgende Aspekte interessant sein: <strong>Wie</strong> <strong>kann</strong> eine flächendeckende, bequeme und sichere Versorgung mit CS-Autos unterstützt werden? Wodurch werden die variablen Kosten <strong>der</strong> alternativen Verkehrsmittel möglichst günstig? Inwiefern gibt es z. B. einen (lokalen) Wettbewerb? <strong>Wie</strong> kooperieren Bahn, ÖPNV und CS-Unternehmen? <strong>Wie</strong> bequem / häufig ist <strong>der</strong> öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV)? <strong>Wie</strong> <strong>kann</strong> die freie Verkehrsmittelwahl unterstützt werden? Wer darf wo fahren und parken? Wodurch können Einzelne noch überzeugt werden, auf den Lock-in des eigenen Autos zu verzichten? Von den konkreten und meist örtlichen Antworten auf solche Fragen wird es abhängen, ob auch die Bewohner in Klein- und Mittelstädten für eine Verkehrswende gewonnen werden, <strong>bei</strong> <strong>der</strong> nicht mehr das Auto im Vor<strong>der</strong>grund steht, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Mobilitätsbedarf <strong>der</strong> Bürger. Eine solche Verkehrswende hat erkennbar großen Finanzierungsbedarf, nicht nur für z. B. die Neugründung von CS- Unternehmen o<strong>der</strong> die Finanzierung ihrer Wagenflotten, son<strong>der</strong>n auch für die Neuausrichtung des ÖPNV, die Anpassung <strong>der</strong> kommunalen Verkehrsinfrastruktur o<strong>der</strong> gar den Umbau einer Stadt. Fazit Die Anschaffung eines Autos durch Privatpersonen führt dazu, dass <strong>der</strong> Einzelne eher das Auto benutzt, um seinen Mobilitätsbedarf zu befriedigen (Lock-in) Infolge <strong>der</strong> geringeren Nachfrage schrumpft das Angebot an an<strong>der</strong>en Verkehrsmitteln, die Entwicklung <strong>der</strong> Gesellschaft orientiert sich immer mehr am motorisierten Individualverkehr und wird schließlich pfadabhängig. In den letzten Jahren haben jedoch technologische Neuerungen, neue Organisationsformen und neue Nutzergruppen zu einem Boom <strong>bei</strong>m CS geführt. Die ökonomische Analyse <strong>der</strong> Anreizwirkungen <strong>bei</strong>m CS zeigt, dass CS Autobesitzer vom Lock-in <strong>der</strong> getätigten Investition in ein Auto befreit und ihre Möglichkeiten <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Verkehrsmittelwahl verbessert. Durch entsprechende Politikmaßnahmen können die Effizienzgewinne einzelner noch vergrößert werden. Die Folge sind große individuelle Effizienzgewinne, positive Umwelteffekte und neue Möglichkeiten zur Stadtgestaltung. Insbeson<strong>der</strong>e die individuellen Effizienzgewinne sind da<strong>bei</strong> unabhängig von ökologischen Überzeugungen, die am Anfang <strong>der</strong> CS-Bewegung standen; möglicherweise ist das Öko-Image von CS auch nicht hilfreich für sein zukünftiges Wachstum. Die Erfahrung mit neuen Konzepten <strong>bei</strong>m CS bietet die Chance, <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Verkehrspolitik nicht mehr das Auto, son<strong>der</strong>n die optimale Erfüllung des Mobilitätsbedarfs <strong>der</strong> Bürger in den Vor<strong>der</strong>grund zu rücken. Damit eröffnen sich auch neue Wege zur Erreichung <strong>der</strong> <strong>Energiewende</strong>-Ziele. Der Verkehrssektor wäre dann nicht mehr die „größte verbleibende Lücke <strong>der</strong> <strong>Energiewende</strong>“. ■ 4
KFW ECONOMIC RESEARCH 1 Beim stationsbasierten <strong>Car</strong>-<strong>Sharing</strong> immerhin mehr als je<strong>der</strong> Zweite. Bundesverband <strong>Car</strong><strong>Sharing</strong> e.V. Jahresbericht 2012. 2013. 2 Ausführlich analysiert das z. B. Finanztest 03/2012. Teile und Spare. 2012. 3 Finanztest 03/2012. Teile und Spare. 2012. 5