LOCAL HEROES - Zukunftsfähiger Einzelhandel ... - Shopanbieter.de
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Matthias Hell<br />
<strong>LOCAL</strong><br />
<strong>HEROES</strong><br />
<strong>Zukunftsfähiger</strong> <strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong> durch<br />
Online-/Offline-Integration
Matthias Hell<br />
<strong>LOCAL</strong><br />
<strong>HEROES</strong><br />
<strong>Zukunftsfähiger</strong> <strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong><br />
durch Online-/Offline-Integration<br />
001
INHALTSVERZEICHNIS<br />
1. Vorwort<br />
4<br />
2. Neue Hel<strong>de</strong>n braucht <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>l:<br />
2.01 <strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong> im Wan<strong>de</strong>l<br />
2.02 Wachstumsmotor E-Commerce<br />
2.03 Verän<strong>de</strong>rte Kun<strong>de</strong>ngewohnheiten<br />
2.04 Martin Tschopp, Vice Presi<strong>de</strong>nt eBay Marketplaces Germany,<br />
zu <strong>de</strong>n Verän<strong>de</strong>rungen im Han<strong>de</strong>l<br />
6<br />
7<br />
10<br />
13<br />
16<br />
3. Das sind die Local Heroes:<br />
Lokale Einzelhändler<br />
3.01 mStore: Erweiterte Einkaufsmöglichkeiten dank QR-Shopping<br />
3.02 V-Markt: Online-Bestellung erleichtert Supermarkt-Einkauf<br />
3.03 Emmas Enkel: Tante-Emma-La<strong>de</strong>n nach Online-Funktionsprinzip<br />
3.04 Buchhandlung Riemann: Im Netz verkauft sich Kompetenz am besten<br />
3.05 Ikea: Virtuelle Impulse für <strong>de</strong>n stationären Einkaufsbummel<br />
20<br />
21<br />
22<br />
24<br />
26<br />
29<br />
31<br />
Online-Händler<br />
3.06 Notebooksbilliger.<strong>de</strong>: Ein La<strong>de</strong>ngeschäft wie ein Online-Shop<br />
3.07 Cyberport: Stationäres Schaufenster für das Online-Angebot<br />
3.08 E<strong>de</strong>l Optics: Die Luxusausgabe eines Lagershops<br />
3.09 Shoepassion.com: La<strong>de</strong>ngeschäft macht Qualitätsansprüche greifbar<br />
3.10 Fashion For Home: Showroom für Designermöbel aus <strong>de</strong>m Netz<br />
33<br />
34<br />
37<br />
39<br />
41<br />
43<br />
Hersteller und Verbundgruppen<br />
3.11 AL-KO: Wenn <strong>de</strong>r Fachhändler online bestellte Rasenmäher liefert<br />
3.12 Gaxsys: Händler als Fulfillment-Partner für <strong>de</strong>n Hersteller-Shop<br />
3.13 Sport 2000: „Online-Kommunikation ist Pflicht, Online-Absatz nicht“<br />
3.14 PC-Spezialist: Partner-Services stehen online an erster Stelle<br />
3.15 Musterhaus Küchen: Wer online bestellt, kauft beim Fachhan<strong>de</strong>lspartner<br />
45<br />
46<br />
48<br />
50<br />
53<br />
56
Online-Partnerprogramme<br />
3.16 MyMuesli: Stationäres Vertriebsnetz dank Partner-„Hotspots“<br />
3.17 NeueTischkultur.<strong>de</strong>: Innovative Sortimentserweiterung für Fachhändler<br />
3.18 Flip4New: Ankauf von Altgeräten als neuer Hebel für <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>l<br />
3.19 Mister Spex: Optiker-Fachgeschäfte als Service-Partner vor Ort<br />
3.20 Einfach-machen-lassen: Fachhändler wer<strong>de</strong>n zu Service-Dienstleistern<br />
58<br />
59<br />
61<br />
63<br />
66<br />
69<br />
Plattformbetreiber<br />
3.21 eBay: Lokale Händler wer<strong>de</strong>n Teil <strong>de</strong>r digitalen Einkaufswelt<br />
3.22 PayPal: Mobile Bezahllösungen für neue Han<strong>de</strong>lsangebote<br />
3.23 Tiramizoo: Lieferdienste erhöhen die Reichweite lokaler Händler<br />
3.24 MyHammer: Online-Präsenz für Handwerker-Dienstleistungen<br />
3.25 kaufDA: So wer<strong>de</strong>n stationäre Warenangebote im Netz sichtbar<br />
71<br />
72<br />
75<br />
78<br />
81<br />
84<br />
4. Von <strong>de</strong>n Local Heroes lernen:<br />
1. Es gibt keine Online-Standardlösung<br />
2. Zeigen Sie im Netz, was Sie haben<br />
3. Vergrößern Sie Ihre Reichweite<br />
4. Bringen Sie Kun<strong>de</strong>n und Ware zusammen<br />
5. Weiten Sie Ihr Warenangebot aus<br />
6. Schärfen Sie Ihr stationäres Profil<br />
7. Tradition und Innovation ergänzen sich<br />
8. Die Store-Konzepte <strong>de</strong>r Onliner als Vorbild<br />
9. Schaffen Sie Verknüpfungen zwischen <strong>de</strong>n Kanälen<br />
10. Machen Sie nicht alles selbst<br />
86<br />
87<br />
89<br />
90<br />
91<br />
92<br />
93<br />
94<br />
95<br />
96<br />
97<br />
5. Schlusswort von Stephan Tromp<br />
Stellvertreten<strong>de</strong>r Hauptgeschäftsführer <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsverbands Deutschland (HDE)<br />
98<br />
6. Quellenverzeichnis<br />
100<br />
003
„IF YOU CAN LIVE<br />
IN THIS TOWN, AND<br />
STICK AROUND,<br />
YOU CAN LIVE<br />
ANYWHERE“<br />
Mark Knopfler aus „Local Hero“<br />
VORWORT<br />
Nicht umsonst sind Städte bei <strong>de</strong>n Menschen so beliebt: Sie bieten eine Vielzahl von Wohn- und<br />
Arbeitsmöglichkeiten, urbane Zentren liegen unweit von großzügigen Parkanlagen und es gibt ein<br />
reichhaltiges Angebot an kulturellen Attraktionen und Freizeitaktivitäten. Mit einem Wort: Lebensqualität.<br />
Zur Lebensqualität <strong>de</strong>r urbanen Zentren gehört auch <strong>de</strong>ren vielfältige Han<strong>de</strong>lslandschaft. Es gibt<br />
dort Einkaufscenter und noble Fußgängerzonen, aber auch mittelständische Fachgeschäfte und<br />
lokale Einzelhändler. Eben diese Vielfalt droht allerdings in einer wachsen<strong>de</strong>n Zahl von Städten in<br />
Mitlei<strong>de</strong>nschaft gezogen zu wer<strong>de</strong>n. Der Strukturwan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r Branche hat dazu geführt, dass immer<br />
mehr innerstädtische Einzelhändler um ihr Überleben kämpfen, während in <strong>de</strong>n Außenbezirken und auf<br />
<strong>de</strong>r „Grünen Wiese“ Discounter einen ruinösen Preiskampf vorantreiben.<br />
Zu <strong>de</strong>n Triebkräften <strong>de</strong>s Wan<strong>de</strong>ls zählt auch <strong>de</strong>r kontinuierlich an Fahrt zunehmen<strong>de</strong> Online-Han<strong>de</strong>l. Doch<br />
ist E-Commerce heute längst nicht mehr ein starrer Gegenpol zum stationären Han<strong>de</strong>l: Im Internet hat<br />
sich vielmehr eine neue Klasse von Händlern etabliert, die mit innovativen Geschäftsmo<strong>de</strong>llen einen<br />
erweiterten Kun<strong>de</strong>nnutzen schaffen und sich daranmachen, mit neuartigen stationären Mo<strong>de</strong>llen <strong>de</strong>n<br />
<strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong> in <strong>de</strong>n Städten wie<strong>de</strong>rzubeleben. Gleichzeitig nutzt eine steigen<strong>de</strong> Anzahl von lokalen<br />
Händlern das Netz, um mit zusätzlichen Leistungen die Attraktivität ihres Angebots zu erhöhen.<br />
In dieser Verbindung von On- und Offline liegt ein wichtiger Schlüssel für die Zukunft <strong>de</strong>s <strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong>s.<br />
Wie das gelingen kann und welche erfolgreichen Beispiele es schon heute für <strong>de</strong>n kanalübergreifen<strong>de</strong>n<br />
004
1 2 3 4 5<br />
VORWORT NEUE HELDEN BRAUCHT DER HANDEL DAS SIND DIE <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> VON DEN <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> LERNEN SCHLUSSWORT<br />
Han<strong>de</strong>l gibt, soll Ihnen dieses Buch zeigen. Kernstück sind dabei die Fallbeispiele von 25<br />
Han<strong>de</strong>lsunternehmen, die aus <strong>de</strong>r On-/Offline-Verknüpfung einen optimalen Kun<strong>de</strong>nnutzen gewinnen<br />
und dabei in ihren Branchen Meilensteine setzen. Sie sind die titelgeben<strong>de</strong>n „Local Heroes“.<br />
Damit wählt dieses Buch einen an<strong>de</strong>ren Ansatz als die meisten bereits auf <strong>de</strong>m Markt verfügbaren<br />
Multichannel-Ratgeber. Diese sind durchweg theorielastig und nur mit wenigen, vor allem aus <strong>de</strong>n<br />
USA stammen<strong>de</strong>n Beispielen unterlegt. Auf einen umfangreichen Theorieteil verzichtet dieses Buch<br />
dagegen bewusst. Statt<strong>de</strong>ssen sollen die Local Heroes praxisnah <strong>de</strong>monstrieren, wie weit <strong>de</strong>utsche<br />
Unternehmen bereits bei <strong>de</strong>r erfolgreichen Verknüpfung <strong>de</strong>r Kanäle Online und Offline sind und welche<br />
Impulse sich daraus für <strong>de</strong>n lokalen <strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong> ergeben.<br />
Entstan<strong>de</strong>n ist dieses Buch aus einer Artikelserie <strong>de</strong>s Online-Portals <strong>Shopanbieter</strong>.<strong>de</strong>. Durch die<br />
Unterstützung von eBay und die Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>lsverband Deutschland (HDE) ist es<br />
möglich gewor<strong>de</strong>n, die Local Heroes in Buchform zu veröffentlichen und einer möglichst großen Anzahl<br />
von Interessenten zugänglich zu machen.<br />
Ich möchte <strong>de</strong>n Beteiligten an diesem Projekt für ihre Unterstützung danken und wünsche allen Lesern<br />
eine anregen<strong>de</strong> Lektüre. Mögen Sie in diesem Buch Anregungen fin<strong>de</strong>n, die dazu beitragen, <strong>de</strong>n Erfolg<br />
und die Zukunftsfähigkeit Ihres Unternehmens zu steigern!<br />
Matthias Hell, im Juli 2013<br />
005
NEUE HELDEN<br />
BRAUCHT DER<br />
HANDEL<br />
Der Strukturwan<strong>de</strong>l im <strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong> setzt stationäre Fachgeschäfte immer stärker<br />
unter Druck, während sich die Online-Branche mit jährlichen Steigerungsraten im<br />
zweistelligen Bereich zum wachstumsstärksten Han<strong>de</strong>lssegment entwickelt hat. Auch<br />
die Konsumenten haben ihre Einkaufsgewohnheiten verän<strong>de</strong>rt und sindzunehmend<br />
durch <strong>de</strong>n E-Commerce geprägt.<br />
Deshalb brauchen wir Local Heroes: innovative lokale Händler, die mit <strong>de</strong>r Verknüpfung<br />
von On- und Offline <strong>de</strong>n <strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong> zukunftsfähig machen.<br />
006
1<br />
2<br />
3 4 5<br />
VORWORT NEUE HELDEN BRAUCHT DER HANDEL DAS SIND DIE <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> VON DEN <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> LERNEN SCHLUSSWORT<br />
2<br />
01<br />
EINZELHANDEL IM WANDEL<br />
Der „Strukturwan<strong>de</strong>l im Han<strong>de</strong>l“ ist mittlerweile zu einem geflügelten Wort gewor<strong>de</strong>n. Gerne wird<br />
das Phänomen herangezogen, um eine Vielzahl an aktuellen Entwicklungen zu erklären: wirtschaftliche<br />
Schwierigkeiten etablierter Han<strong>de</strong>lsunternehmen, umfangreiche Verän<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsstruktur<br />
<strong>de</strong>r Städte, aber auch verän<strong>de</strong>rte Lohn- und Arbeitsbedingungen <strong>de</strong>r im Han<strong>de</strong>l beschäftigten Arbeitnehmer.<br />
Der Strukturwan<strong>de</strong>l im <strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong> ist damit allgegenwärtig. Doch lohnt es – gera<strong>de</strong> bei einem<br />
so breitenwirksamen Phänomen – sich noch einmal die wichtigsten Eckpunkte <strong>de</strong>r aktuellen Entwicklung<br />
in Erinnerung zu rufen.<br />
Ausgangspunkt für alle Überlegungen zum Strukturwan<strong>de</strong>l ist die Umsatzentwicklung im <strong>de</strong>utschen<br />
<strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong>:<br />
Umsatzentwicklung im <strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong> (in Mrd. Euro)<br />
440<br />
427,9<br />
432,1<br />
430<br />
420<br />
410<br />
406,9<br />
401,2<br />
410<br />
413,7<br />
416,2<br />
411,2<br />
415,7<br />
402,8<br />
410,9<br />
421,1<br />
400<br />
390<br />
380<br />
2002<br />
2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />
Quelle: HDE, Statistisches Bun<strong>de</strong>samt<br />
Vor allem in <strong>de</strong>n ersten zehn Jahren nach <strong>de</strong>r Jahrtausendwen<strong>de</strong> stagnierte die Umsatzentwicklung<br />
im Han<strong>de</strong>l. Seit <strong>de</strong>m Jahr 2010 steigen die <strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong>sumsätze wie<strong>de</strong>r an, <strong>de</strong>nnoch verkehrt<br />
sich das zwischen 2002 und 2012 erzielte Wachstum von rund 5 Prozent vor <strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>r<br />
Kaufkraftentwicklung in ein reales Minus. Für das laufen<strong>de</strong> Jahr erwartet <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsverband<br />
Deutschland (HDE) ein Umsatzwachstum von ca. 1 Prozent. Für viele Betriebe dürfte sich allerdings<br />
hinter diesem Durchschnittswert ein weiterer reeller Rückgang <strong>de</strong>r Einnahmen verbergen.<br />
Während die Umsatzentwicklung im <strong>de</strong>utschen <strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong> auf eine fortlaufen<strong>de</strong> Konsolidierung <strong>de</strong>r<br />
Branche hin<strong>de</strong>utet, weist ein an<strong>de</strong>rer Wert in die gegenläufige Richtung: die Entwicklung <strong>de</strong>r Verkaufsflächen<br />
im <strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong>:<br />
007
Verkaufsfläche im <strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong> (in Mio. Quadratmeter)<br />
124<br />
122<br />
121,5<br />
122,4<br />
122,1<br />
120<br />
119<br />
120<br />
120<br />
118<br />
117<br />
116<br />
115<br />
116<br />
114<br />
114<br />
112<br />
112<br />
110<br />
108<br />
106<br />
2002<br />
2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />
Quelle: HDE<br />
Zwischen 2002 und 2011 stieg die Gesamtverkaufsfläche <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>ls um knapp 10 Prozent<br />
von 112 auf mehr als 122 Millionen Quadratmeter an. Erst im vergangenen Jahr kam es wie<strong>de</strong>r zu einem<br />
Rückgang <strong>de</strong>r Verkaufsfläche, allerdings lag dieser <strong>de</strong>utlich unter 1 Prozent. Parallel zu <strong>de</strong>m Rückgang<br />
<strong>de</strong>r realen Umsatzsituation haben wir im <strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong> also auch ein Wachstum – nämlich im Hinblick auf<br />
die Flächenentwicklung.<br />
Um zu verstehen, wie diese gegenläufigen Trends zusammenpassen, eignet sich schließlich <strong>de</strong>r Blick auf<br />
eine dritte Entwicklungslinie. Dabei han<strong>de</strong>lt es sich um die Entwicklung <strong>de</strong>r Marktanteile <strong>de</strong>r einzelnen<br />
Betriebsformen im <strong>de</strong>utschen <strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong>.<br />
008
2<br />
1 3 4 5<br />
VORWORT NEUE HELDEN BRAUCHT DER HANDEL DAS SIND DIE <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> VON DEN <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> LERNEN SCHLUSSWORT<br />
Marktanteilsentwicklung nach Betriebsformen<br />
27<br />
22<br />
Fachhan<strong>de</strong>l<br />
17<br />
12<br />
Filialisten <strong>de</strong>s Fachhan<strong>de</strong>ls<br />
Fachmärkte<br />
SB-Warenhäuser<br />
Discounter<br />
Supermärkte und LEH<br />
7<br />
2<br />
Versen<strong>de</strong>r<br />
Kauf- und Warenhäuser<br />
2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011<br />
Quelle: HDE, IFH Retail Consultants<br />
Die Darstellung <strong>de</strong>r letzten zehn Jahre zeigt, dass sich die verschie<strong>de</strong>nen Han<strong>de</strong>lssegmente höchst<br />
unterschiedlich entwickelt haben. So musste vor allem <strong>de</strong>r Fachhan<strong>de</strong>l starke Umsatzeinbußen<br />
hinnehmen, aber auch Kauf- und Warenhäuser, klassische Supermärkte und Lebensmittel-Einzelhändler<br />
sowie <strong>de</strong>r traditionelle Versandhan<strong>de</strong>l büßten Marktanteile ein. Im Aufwind befin<strong>de</strong>n sich dagegen<br />
in erster Linie Discounter und Selbstbedienungs-Warenhäuser, aber auch Fachmärkte und im<br />
Fachhan<strong>de</strong>lsbereich angesie<strong>de</strong>lte Filialisten. Unterlegt man diesen abstrakten Befund nun mit <strong>de</strong>n<br />
jeweils dazugehörigen konkreten Han<strong>de</strong>lsformen, ist das Bild vom Strukturwan<strong>de</strong>l im Han<strong>de</strong>l vollständig.<br />
Die Entwicklung geht somit weg von <strong>de</strong>n kleinen bis mittelständischen Fachhan<strong>de</strong>lsbetrieben und hin zu<br />
<strong>de</strong>n Discountern <strong>de</strong>r großen Han<strong>de</strong>lsketten. Sie geht weg von beratungsstarken und kostenintensiven<br />
Vollsortimentern und hin zu schlank aufgestellten Selbstbedienungsmärkten. Und sie geht schließlich<br />
weg von teuren Innenstadtlagen und hin zur „Grünen Wiese“ in <strong>de</strong>n Peripherielagen <strong>de</strong>r großen<br />
Ballungsräume.<br />
Die größte Herausfor<strong>de</strong>rung stellt <strong>de</strong>r Strukturwan<strong>de</strong>l im Han<strong>de</strong>l damit für <strong>de</strong>n innerstädtischen<br />
Fachhan<strong>de</strong>l dar. Sein Geschäftsmo<strong>de</strong>ll ist per Definition kostenintensiver als das <strong>de</strong>r Discounter und<br />
Marktbetreiber. Für <strong>de</strong>n Fachhan<strong>de</strong>l stellt es daher we<strong>de</strong>r eine mögliche Handlungsoption dar, sich an<br />
die Kostenstruktur dieser Mitbewerber anzupassen, noch in <strong>de</strong>n von ihnen angezettelten Preiskampf<br />
einzusteigen. Statt<strong>de</strong>ssen muss <strong>de</strong>r Fachhan<strong>de</strong>l nach Wegen suchen, einen erhöhten Kun<strong>de</strong>nnutzen zu<br />
erbringen, um so die fortgesetzte Relevanz seines Han<strong>de</strong>lsmo<strong>de</strong>lls zu begrün<strong>de</strong>n.<br />
009
2<br />
02<br />
WACHSTUMSMOTOR E-COMMERCE<br />
Neben <strong>de</strong>n Discountern und Fachmarktbetreibern gibt es noch ein weiteres Han<strong>de</strong>lssegment, das sich<br />
seit Jahren kontinuierlich im Aufwind befin<strong>de</strong>t: die E-Commerce-Branche. So haben sich die Online-<br />
Umsätze in Deutschland seit 2003 fast verzehnfacht:<br />
Umsatzentwicklung im Online-Han<strong>de</strong>l (in Mrd. Euro)<br />
35<br />
33,5<br />
30<br />
27,6<br />
25<br />
21,7<br />
20<br />
18,3<br />
15<br />
10<br />
8,6<br />
10<br />
10,9<br />
13,4<br />
15,5<br />
5<br />
3,6<br />
4,9<br />
0<br />
2003<br />
2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />
Quelle: bvh<br />
Nach starken Steigerungen zu Anfang <strong>de</strong>r 2000er-Jahre Jahre flachte die E-Commerce-Wachstumskurve<br />
zwischenzeitlich leicht ab. Doch seit 2008 läuft <strong>de</strong>r Online-Wachstumsmotor wie<strong>de</strong>r und es wer<strong>de</strong>n<br />
beträchtliche Wachstumsraten erzielt: Auf 13 Prozent in 2011 folgten im vergangenen Jahr 27 Prozent<br />
und für das laufen<strong>de</strong> Jahr erwartet <strong>de</strong>r Versandhan<strong>de</strong>lsverband bvh ein weiteres Wachstum von rund<br />
21 Prozent.<br />
Verglichen mit <strong>de</strong>m im <strong>de</strong>utschen <strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong> 2012 erwirtschafteten Gesamtvolumen von rund 428<br />
Milliar<strong>de</strong>n Euro nimmt sich <strong>de</strong>r E-Commerce-Umsatz von 27,6 Milliar<strong>de</strong>n Euro noch recht beschei<strong>de</strong>n<br />
aus. Doch muss die große Dynamik im Online-Bereich berücksichtigt wer<strong>de</strong>n. Zu<strong>de</strong>m gilt es zu<br />
vergegenwärtigen, dass für die heutigen Online-Umsätze noch eine recht überschaubare Anzahl an<br />
Han<strong>de</strong>lssegmenten verantwortlich ist. An<strong>de</strong>re Bereiche, in <strong>de</strong>nen es um <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>l mit sperrigen,<br />
hochpreisigen o<strong>de</strong>r ver<strong>de</strong>rblichen Gütern geht, stehen dagegen erst am Anfang <strong>de</strong>r E-Commerce-<br />
Entwicklung.<br />
010
2<br />
1 3 4 5<br />
VORWORT NEUE HELDEN BRAUCHT DER HANDEL DAS SIND DIE <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> VON DEN <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> LERNEN SCHLUSSWORT<br />
Die Konzentration <strong>de</strong>s <strong>de</strong>rzeitigen Online-Han<strong>de</strong>ls auf eine Handvoll Warengruppen be<strong>de</strong>utet allerdings<br />
auch, dass <strong>de</strong>r E-Commerce-Anteil in einigen Branchen schon <strong>de</strong>utlich höher ist, als es die Relation zum<br />
<strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong>s-Gesamtumsatz vermuten lässt:<br />
Online-Anteil ausgesuchter Warengruppen<br />
40%<br />
> 40,0%<br />
35%<br />
30%<br />
25%<br />
> 20,0%<br />
20,0%<br />
20,0%<br />
20%<br />
15%<br />
16,0%<br />
14,0%<br />
12,0%<br />
12,0%<br />
10%<br />
5%<br />
8,0%<br />
5,0%<br />
3,1%<br />
2,5%<br />
0%<br />
Quelle:<br />
Bücher<br />
Fashion<br />
Medien<br />
Schätzung <strong>de</strong>s eWeb-Research-Centers<br />
<strong>de</strong>r Hochschule Nie<strong>de</strong>rrhein<br />
Computer<br />
Unterhaltungselektronik<br />
Textilien<br />
Spielwaren<br />
Schmuck<br />
Haushaltsgeräte<br />
Möbel<br />
Drogerie /<br />
Parfüm<br />
Garten /<br />
Heimwerken<br />
Online-Umsatzanteile von teilweise 20 Prozent und mehr sind für die bestehen<strong>de</strong> Han<strong>de</strong>lslandschaft<br />
in <strong>de</strong>n betreffen<strong>de</strong>n Branchen mit tiefgreifen<strong>de</strong>n Auswirkungen verbun<strong>de</strong>n. Am <strong>de</strong>utlichsten zu sehen<br />
ist das im Buchbereich, in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r E-Commerce-Pionier Amazon bereits seit Mitte <strong>de</strong>r 90er-Jahre die<br />
Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Marktstrukturen vorantreibt.<br />
Nicht nur kleine Buchhandlungen müssen heute um ihr Überleben kämpfen, auch die großen<br />
Buchketten Thalia, Weltbild und Hugendubel stehen massiv unter Druck. In <strong>de</strong>r Buchbranche hat<br />
sich das Flächenwachstum im stationären Han<strong>de</strong>l bereits seit einigen Jahren umgekehrt und die<br />
Buchhan<strong>de</strong>lsketten mel<strong>de</strong>n inzwischen im Wochenrhythmus die Schließung unrentabel gewor<strong>de</strong>ner<br />
Filialen.<br />
011
Eine weitere Branche, in <strong>de</strong>r die Auswirkungen <strong>de</strong>s Online-Booms mittlerweile auf <strong>de</strong>r Hand liegen,<br />
ist <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>l mit Computer-Hardware und Unterhaltungselektronik. Auf 16 bzw. 20 Prozent beziffert<br />
eine Schätzung <strong>de</strong>s eWeb-Research-Centers <strong>de</strong>r Hochschule Nie<strong>de</strong>rrhein <strong>de</strong>n E-Commerce-Anteil in<br />
<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Bereichen. Nach<strong>de</strong>m die Konkurrenz durch die preisaggressiven Online-Anbieter zunächst<br />
ruinöse Folgen für <strong>de</strong>n Elektronik-Fachhan<strong>de</strong>l zu haben schien, fokussiert sich dieser inzwischen mit<br />
zunehmen<strong>de</strong>m Erfolg auf seine Kompetenz im Servicegeschäft.<br />
Nachhaltigere Auswirkungen hat <strong>de</strong>r E-Commerce hingegen für die großen Elektromarkt-Ketten: Während<br />
ProMarkt und Vobis heute nur noch ein Schatten ihrer selbst sind, sah sich <strong>de</strong>r Marktführer Media-<br />
Saturn zu einer umfangreichen Neuaufstellung gezwungen: Nach jahrelangen realen Umsatzrückgängen<br />
gingen Media Markt und Saturn im vergangenen Jahr dazu über, die Preisgestaltung in ihren Märkten<br />
am Online-Wettbewerb auszurichten. Zu<strong>de</strong>m gingen im Zuge <strong>de</strong>r neuen Multichannel-Strategie <strong>de</strong>s<br />
Han<strong>de</strong>lsriesen nicht nur die Online-Shops Mediamarkt.<strong>de</strong> und Saturn.<strong>de</strong> an <strong>de</strong>n Start, son<strong>de</strong>rn es<br />
wur<strong>de</strong>n auch für einen dreistelligen Millionenbetrag <strong>de</strong>r Online-Händler Redcoon übernommen.<br />
Dass es sich bei <strong>de</strong>n Auswirkungen <strong>de</strong>r Online-Entwicklung auf die Buch- und Elektronik-Branche um<br />
keine Einzelfälle han<strong>de</strong>lt, zeigt ein Blick auf die Verteilung <strong>de</strong>r E-Commerce-Umsätze. Längst treten<br />
nicht mehr nur reine Online-Unternehmen im Netz als Händler auf, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r E-Commerce wird<br />
immer stärker von Anbietern mitgeprägt, die ihre Wurzeln im traditionellen Han<strong>de</strong>l haben und erst durch<br />
die Entwicklung <strong>de</strong>r vergangenen Jahre zum Einstieg in <strong>de</strong>n Online-Han<strong>de</strong>l gelangten:<br />
Online-Umsätze nach Geschäftsmo<strong>de</strong>ll (in Mrd. Euro)<br />
12<br />
10,68<br />
10<br />
8,47<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2,95<br />
2,62<br />
2,16<br />
2<br />
0,72<br />
0<br />
Internet<br />
Pure Player<br />
Katalogversen<strong>de</strong>r<br />
Stationärhändler<br />
eBay-<br />
Powerseller<br />
Hersteller-<br />
Versen<strong>de</strong>r<br />
sonstige<br />
Quelle: bvh<br />
012
2<br />
1 3 4 5<br />
VORWORT NEUE HELDEN BRAUCHT DER HANDEL DAS SIND DIE <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> VON DEN <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> LERNEN SCHLUSSWORT<br />
Zwar sind die „Internet Pure Player“ und die – sich immer mehr als Online-Händler verstehen<strong>de</strong>n –<br />
traditionellen Katalogversen<strong>de</strong>r für rund zwei Drittel <strong>de</strong>r Online-Umsätze verantwortlich. Doch nehmen<br />
heute auch stationäre Händler, Hersteller und eBay-Händler (die in vielen Fällen aus <strong>de</strong>m Stationärhan<strong>de</strong>l<br />
stammen) eine wichtige Rolle im E-Commerce ein.<br />
Es zeigt sich damit, dass <strong>de</strong>r E-Commerce schon heute ein gewichtiger Faktor im Han<strong>de</strong>l ist und einen<br />
starken Einfluss auf die Entwicklungsstrategie vieler stationärer Einzelhändler ausübt. Es ist davon<br />
auszugehen, dass sich dieser Effekt in <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n Jahren noch weiter verstärken wird. Des<br />
Weiteren wird aber auch <strong>de</strong>utlich, dass <strong>de</strong>r E-Commerce für viele stationäre Händler selbst zu einer<br />
Strategieoption gewor<strong>de</strong>n ist, um die Zukunft ihres Geschäfts zu sichern.<br />
2<br />
03<br />
VERÄNDERTE KUNDENGEWOHNHEITEN<br />
Das Internet hat nicht nur die Han<strong>de</strong>lswelt verän<strong>de</strong>rt und mit <strong>de</strong>m E-Commerce einen neuen Vertriebskanal<br />
entstehen lassen. Das Netz hat sich auch tiefgreifend auf unsere Lebenswelt ausgewirkt und<br />
schickt sich an, diese weiter grundlegend zu verän<strong>de</strong>rn. Noch vor 20 Jahren waren Internet, E-Mail und<br />
Handy nur einem kleinen Teil <strong>de</strong>r Bevölkerung zugänglich. Heute dagegen können wir uns gar nicht<br />
mehr vorstellen, bei Information und Kommunikation auf die gewohnten digitalen Kanäle zu verzichten.<br />
Die durch die Digitalisierung in Gang gesetzte Verän<strong>de</strong>rung unserer Lebensgewohnheiten beschränkt<br />
sich allerdings nicht nur auf <strong>de</strong>n privaten und zwischenmenschlichen Bereich. Auch unser Konsumverhalten<br />
hat sich in <strong>de</strong>n letzten zwei Jahrzehnten massiv verän<strong>de</strong>rt. Die bei<strong>de</strong>n weltgrößten E-Commerce-Unternehmen<br />
Amazon und eBay gingen 1995 in <strong>de</strong>n USA an <strong>de</strong>n Start und sind seit 1998 bzw.<br />
1999 auch auf <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen Markt vertreten. Laut <strong>de</strong>m Bun<strong>de</strong>sverband Informationswirtschaft, Telekommunikation<br />
und neue Medien (Bitkom) liegt <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r Deutschen, die Waren im Internet kaufen,<br />
inzwischen bei mehr als zwei Drittel <strong>de</strong>r Bevölkerung. Doch auch wer nicht o<strong>de</strong>r nur selten online einkauft,<br />
benutzt das Netz zur Kaufvorbereitung. Nirgendwo sonst lassen sich so einfach Produktinformationen<br />
abrufen, Kun<strong>de</strong>nmeinungen lesen und Preise vergleichen.<br />
Das Netz besitzt somit schon heute für die Konsumgewohnheiten <strong>de</strong>r Deutschen eine große<br />
Be<strong>de</strong>utung. Um herauszufin<strong>de</strong>n, welche Anfor<strong>de</strong>rungen die Kun<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n Jahren an <strong>de</strong>n<br />
Han<strong>de</strong>l insgesamt sowie an <strong>de</strong>n E-Commerce im Speziellen stellen, hat eBay im vergangenen Jahr das<br />
Projekt „Die Zukunft <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>ls“ gestartet. Dazu zählt auch eine repräsentative Online-Befragung von<br />
mehr als 1.000 Konsumenten, die das Marktforschungsinstitut Innofact durchgeführt hat. Anschaulich<br />
zeigt sich dabei, wie das Internet in <strong>de</strong>n nächsten zehn Jahren zum Haupteinkaufskanal <strong>de</strong>r Deutschen<br />
wer<strong>de</strong>n dürfte:<br />
013
Welche Einkaufskanäle wer<strong>de</strong>n genutzt?<br />
60%<br />
56%<br />
Heute<br />
50%<br />
43%<br />
41%<br />
46%<br />
In 10 Jahren<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
11%<br />
10%<br />
3%<br />
0%<br />
Stationär<br />
Online<br />
Mobil<br />
Quelle: eBay-Studie „Zukunft <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>ls, 2012<br />
Während bei <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Befragten individuell zu beziffern<strong>de</strong>n Schwerpunktverteilung <strong>de</strong>r genutzten<br />
Einkaufskanäle <strong>de</strong>r Stationärhan<strong>de</strong>l heute noch klar vorne liegt, erwarten die Studienteilnehmer in zehn<br />
Jahren eine Umkehrung dieses Verhältnisses. 2022 wäre dann Online <strong>de</strong>r bevorzugte Einkaufskanal,<br />
während <strong>de</strong>m stationären Han<strong>de</strong>l eine ergänzen<strong>de</strong> Rolle zukäme. Eine <strong>de</strong>utliche Steigerung erwarten<br />
sich die Konsumenten auch von <strong>de</strong>r Rolle <strong>de</strong>s mobilen Kanals für ihr Shopping-Verhalten. Die Antworten<br />
<strong>de</strong>r Umfrageteilnehmer <strong>de</strong>cken sich dabei weitgehend mit <strong>de</strong>n Prognosen anerkannter Han<strong>de</strong>lsexperten:<br />
Diese gehen davon aus, dass Online, Offline und Mobile zunehmend zu einem „No-Line-Han<strong>de</strong>l“<br />
verschmelzen, bei <strong>de</strong>m die digitale Komponente eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Rolle einnimmt.<br />
Das zeigt sich auch daran, dass es bereits heute einer klaren Mehrheit <strong>de</strong>r Befragten wichtig ist, bei<br />
einem Händler je nach Bedürfnislage sowohl offline wie auch online bzw. mobil einkaufen zu können:<br />
Wie wichtig ist es, bei einem Händler sowohl offline wie auch online/mobil einkaufen zu können?<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
74,10%<br />
80,%<br />
71,1%<br />
72,80%<br />
Sehr wichtig<br />
Weniger wichtig<br />
Unwichtig<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
22,40%<br />
3,5%<br />
18,50%<br />
1,50%<br />
23,50%<br />
5,40%<br />
24,30%<br />
2,90%<br />
0%<br />
Quelle: eBay-Studie „Zukunft <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>ls“, 2013<br />
Gesamt 14-29 Jahre 30-49 Jahre 50 Jahre und älter<br />
014
2<br />
1 3 4 5<br />
VORWORT NEUE HELDEN BRAUCHT DER HANDEL DAS SIND DIE <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> VON DEN <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> LERNEN SCHLUSSWORT<br />
Dabei ist es nicht nur die Gruppe <strong>de</strong>r „Digital Natives“ im Alter von 14 bis 29 Jahren, für die kanalübergreifen<strong>de</strong><br />
Einkaufsangebote eine wichtige Be<strong>de</strong>utung einnehmen. Auch bei <strong>de</strong>r mittleren Altersgruppe<br />
sowie – sogar in verstärktem Maße – bei <strong>de</strong>n „Silver Surfern“ in <strong>de</strong>r Alterskategorie 50 plus erfahren<br />
Händler, die On- und Offline-Einkaufsmöglichkeiten verbin<strong>de</strong>n, eine beson<strong>de</strong>re Wertschätzung. Nach<br />
Einschätzung <strong>de</strong>r Befragten wird sich an dieser Situation auch in Zukunft nichts än<strong>de</strong>rn, son<strong>de</strong>rn dürfte<br />
<strong>de</strong>r Trend zum Multichannel-Shopping eher noch zunehmen. So sind 86 Prozent <strong>de</strong>r befragten Verbraucher<br />
<strong>de</strong>r Meinung, dass es für Händler in <strong>de</strong>r Zukunft immer wichtiger wer<strong>de</strong>n wird, ihre Produkte über<br />
verschie<strong>de</strong>ne Kanäle (offline/online/mobil) anzubieten.<br />
Des Weiteren gehen die in <strong>de</strong>r eBay-Studie befragten Konsumenten – weitgehend nostalgiefrei – davon<br />
aus, dass <strong>de</strong>r E-Commerce nicht nur ihr Einkaufsverhalten verän<strong>de</strong>rt, son<strong>de</strong>rn in einigen Branchen<br />
insgesamt zu radikalen Umbrüchen führen wird. Interessant sind in diesem Zusammenhang die<br />
Erwartungen, welche Produkte es in zehn Jahren noch im Han<strong>de</strong>l vor Ort geben wird und welche<br />
Warengruppen dann bereits komplett in <strong>de</strong>n E-Commerce abgewan<strong>de</strong>rt sein wer<strong>de</strong>n:<br />
Welche Produkte wer<strong>de</strong>n in 10 Jahren...<br />
… aus La<strong>de</strong>ngeschäften verschwun<strong>de</strong>n sein?<br />
Programme, Apps & Downloads<br />
… noch in La<strong>de</strong>ngeschäften verfügbar sein?<br />
Lebensmittel<br />
78%<br />
89%<br />
Tickets<br />
Fahrzeuge & Zubehör<br />
72%<br />
85%<br />
Elektronische Medien (CDs, DVDs etc.)<br />
Möbel<br />
65%<br />
85%<br />
Reisen<br />
Kleidung, Schuhe, Schmuck<br />
57%<br />
78%<br />
Bücher<br />
Werkzeuge<br />
55%<br />
76%<br />
Computer & Unterhaltungselektronik<br />
Sportartikel<br />
51%<br />
73%<br />
Quelle: eBay-Studie<br />
„Zukunft <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>ls“, 2012<br />
Die Einschätzungen <strong>de</strong>r Konsumenten <strong>de</strong>cken sich dabei weitgehend mit <strong>de</strong>n Beobachtungen <strong>de</strong>r<br />
Han<strong>de</strong>lsverbän<strong>de</strong>: Bücher, Medien und Elektronikartikel sind klassische E-Commerce-Güter, während<br />
Lebensmittel, Autos und Möbel <strong>de</strong>m stationären Han<strong>de</strong>l noch eine Weile erhalten bleiben dürften.<br />
Die Ergebnisse <strong>de</strong>r Studie „Die Zukunft <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>ls“ belegen damit, dass die Digitalisierung <strong>de</strong>r<br />
Han<strong>de</strong>lswelt nicht nur anbietergetrieben ist, son<strong>de</strong>rn auch <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r Konsumgewohnheiten<br />
entspricht. Gera<strong>de</strong> vor <strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>r strukturellen Verän<strong>de</strong>rungen im <strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong> sollten daher<br />
E-Commerce-Angebote und digitale Innovationen nicht alleine auf die Online-Branche beschränkt<br />
bleiben. Vielmehr bietet die On-/Offline-Integration auch <strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>l vor Ort gute Chancen, um am Puls<br />
<strong>de</strong>r Zeit zu bleiben und gleichzeitig die Attraktivität seines Angebots weiter auszubauen.<br />
015
2<br />
04<br />
Interview mit Martin Tschopp, Vice Presi<strong>de</strong>nt eBay Marketplaces Germany<br />
„DIE NEUEN<br />
TECHNOLOGIEN<br />
SIND EINE<br />
CHANCE FÜR DEN<br />
EINZELHANDEL“<br />
Abb.: Martin Tschopp eBay, Quelle: eBay<br />
eBay ist einer <strong>de</strong>r Pioniere und Marktführer <strong>de</strong>s weltweiten E-Commerce. Im Unterschied zu an<strong>de</strong>ren<br />
Online-Marktplätzen setzt das Unternehmen bis heute konsequent auf seine Rolle als Vermittler<br />
zwischen Verkäufern und Käufern im Internet. Da viele gewerbliche eBay-Händler aus <strong>de</strong>m stationären<br />
Han<strong>de</strong>l stammen und das Unternehmen sich mit neuen Services mehr und mehr auch an <strong>de</strong>n<br />
stationären Han<strong>de</strong>l richtet, verfügt das E-Han<strong>de</strong>lsunternehmen auch über eine fundierte Kenntnis <strong>de</strong>r<br />
Entwicklung im <strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong>. Im Interview erklärt eBay-Deutschland-Chef Martin Tschopp, wie er <strong>de</strong>n<br />
gegenwärtigen Wan<strong>de</strong>l im Han<strong>de</strong>l einschätzt und warum eBay jetzt seine Vermittlerrolle für <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>l<br />
noch einmal akzentuiert.<br />
Herr Tschopp, <strong>de</strong>r Strukturwan<strong>de</strong>l im Han<strong>de</strong>l setzt nun schon seit mehreren Jahren kleine<br />
und mittlere Fachgeschäfte verstärkt unter Druck. Inwiefern nimmt man auch bei eBay diese<br />
schwierigen Entwicklungen im stationären Han<strong>de</strong>l wahr?<br />
Tschopp: Es ist eine Realität, dass die Verbraucher heute an<strong>de</strong>rs einkaufen als vor zehn Jahren. Diese<br />
erste durch das Internet ausgelöste Revolution im Han<strong>de</strong>l hat <strong>de</strong>m E-Commerce in <strong>de</strong>n vergangenen<br />
Jahren starke Zuwächse beschert. Und natürlich hat das gleichzeitig dazu geführt, dass die Anteile<br />
<strong>de</strong>s stationären Han<strong>de</strong>ls kleiner gewor<strong>de</strong>n sind. Viele stationäre Anbieter haben schnell erkannt, dass<br />
sie neue Wege gehen müssen, und haben dies auch getan. Eine Vielzahl <strong>de</strong>r kleineren Händler auf<br />
<strong>de</strong>m eBay-Marktplatz kommt aus <strong>de</strong>m stationären Han<strong>de</strong>l. Diese haben entwe<strong>de</strong>r ihr Geschäft auf das<br />
Internet verlagert o<strong>de</strong>r betreiben <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>l bei eBay zusätzlich zum stationären Verkauf.<br />
Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite haben wir es in Deutschland mit einem fulminanten Wachstum <strong>de</strong>r Online-<br />
Umsätze zu tun. Gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n letzten ein, zwei Jahren schien es noch einmal einen richtigen<br />
016
2<br />
1 3 4 5<br />
VORWORT NEUE HELDEN BRAUCHT DER HANDEL DAS SIND DIE <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> VON DEN <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> LERNEN SCHLUSSWORT<br />
Push zu geben. Sieht man das auch bei eBay so und welche Entwicklung erwarten Sie in <strong>de</strong>n<br />
nächsten Jahren?<br />
Tschopp: Im Moment befin<strong>de</strong>n wir uns mitten in <strong>de</strong>r zweiten durch das Internet ausgelösten Revolution<br />
im Han<strong>de</strong>l. Jetzt sind es die mobilen Technologien, die die Spielregeln im Han<strong>de</strong>l grundlegend verän<strong>de</strong>rn.<br />
Es entsteht ein völlig neues Han<strong>de</strong>lsumfeld. Die Grenzen zwischen Online- und Offline-Han<strong>de</strong>l lösen<br />
sich durch die neuen Technologien zunehmend auf und wer<strong>de</strong>n bald ganz verschwun<strong>de</strong>n sein. Ein<br />
Geschäft kann heute überall dort sein, wo <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> es sich wünscht. Darauf muss sich <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>l<br />
einstellen. Die mobilen Technologien erfor<strong>de</strong>rn von <strong>de</strong>n Unternehmen eine völlig neue Sichtweise auf<br />
die verschie<strong>de</strong>nen Absatzkanäle und <strong>de</strong>ren Integration.<br />
Die Händlerstruktur im E-Commerce ist in <strong>de</strong>n letzten Jahren merklich vielfältiger gewor<strong>de</strong>n.<br />
Neben reinen Online-Händlern verzeichnen heute auch zum Beispiel stationäre Händler und<br />
Hersteller signifikante Online-Umsätze. Beobachten Sie diese Entwicklung auch bei eBay?<br />
Tschopp: Ja, absolut. Immer mehr stationäre Händler nutzen eBay im Rahmen einer Omnichannel-<br />
Strategie als zusätzlichen Vertriebskanal. Wir wissen von vielen Einzelhändlern, dass <strong>de</strong>r zusätzliche<br />
Vertrieb über Online-Kanäle wie eBay es ihnen überhaupt erst möglich macht, ihr La<strong>de</strong>ngeschäft weiter<br />
zu betreiben. Aber auch immer mehr größere Einzelhändler setzen auf unseren Online-Marktplatz<br />
als zusätzlichen Absatzkanal. Die Händler können ihre Produkte über eBay 116 Millionen zusätzlichen<br />
potenziellen Kun<strong>de</strong>n weltweit zugänglich machen. Und: eBay bringt als einer <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n Anbieter<br />
im Mobile Commerce die Produkte <strong>de</strong>r Händler auf die Smartphones und Tablet-PCs <strong>de</strong>r Verbraucher.<br />
Wie reif ist <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsche E-Commerce-Markt Ihrer Meinung nach heute aus Kun<strong>de</strong>nsicht? Ist <strong>de</strong>r<br />
Einkauf im Internet schon für eine Mehrheit <strong>de</strong>r Konsumenten zu einer Alltäglichkeit gewor<strong>de</strong>n?<br />
Tschopp: Drei Viertel <strong>de</strong>r Deutschen betreiben mittlerweile Online-Shopping. Gera<strong>de</strong> für die junge<br />
Bevölkerung, die das Verbraucherverhalten in <strong>de</strong>r Zukunft prägen wird, gehört das Einkaufen über das<br />
Internet heute zur absoluten Normalität. Ebenso steigt die Zahl <strong>de</strong>r intensiven Online-Shopper immer<br />
weiter an. Und im Rahmen unserer Studie „Zukunft <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>ls“ haben immerhin knapp 40 Prozent<br />
<strong>de</strong>r befragten Online-Käufer gesagt, dass sie sich vorstellen können, in bestimmten Kategorien Waren<br />
zukünftig ausschließlich über das Internet zu beziehen. Dies alles zeigt, dass das Einkaufen über das<br />
Internet längst in <strong>de</strong>r Mitte unserer Gesellschaft angekommen ist.<br />
Welche Rolle spielt <strong>de</strong>r Online-Kauf über mobile Geräte heute in Deutschland?<br />
Tschopp: Einerseits ist das Kaufen per Smartphone und Tablet-PC heute in Län<strong>de</strong>rn wie <strong>de</strong>n USA o<strong>de</strong>r<br />
Großbritannien stärker verbreitet als in Deutschland. Dazu trägt sicherlich bei, dass Deutschland im<br />
Vergleich bei <strong>de</strong>r Verbreitung von Smartphones noch etwas hinterherhinkt. An<strong>de</strong>rerseits wächst <strong>de</strong>r<br />
Mobile-Commerce-Markt auch in Deutschland enorm. Wur<strong>de</strong> bei eBay in Deutschland vor etwa einem<br />
Jahr noch etwa alle fünf Sekun<strong>de</strong>n ein Produkt mobil gekauft, wechselt heute schon je<strong>de</strong> Sekun<strong>de</strong> ein<br />
017
Artikel mobil <strong>de</strong>n Besitzer. Fakt ist, dass auch die <strong>de</strong>utschen Verbraucher zunehmend von <strong>de</strong>n Vorteilen<br />
<strong>de</strong>s mobilen Shoppings profitieren wollen – Kaufen je<strong>de</strong>rzeit und überall. Mobile Endgeräte passen<br />
bequem in je<strong>de</strong> Hosentasche und doch hält <strong>de</strong>r Nutzer mit ihnen ein komplettes Shopping-Universum<br />
in seinen Hän<strong>de</strong>n. Verbraucher können Einkäufe zum Beispiel dann erledigen, wenn sie Zeit mit Warten<br />
überbrücken müssen. Und sie können genau dann einkaufen, wenn ein Impuls zum Kaufen entsteht.<br />
Das ist enorm praktisch, bequem und spart Zeit.<br />
In <strong>de</strong>r letzten Zeit ist eine Reihe von E-Commerce-Innovationen entstan<strong>de</strong>n – um nur einige zu<br />
nennen: zum Beispiel Crowdsourcing, Augmented Reality und Mass Customization. Wie gehen<br />
die Kun<strong>de</strong>n an diese Innovationen heran: offen o<strong>de</strong>r eher abwartend?<br />
Tschopp: Im Rahmen unserer Studie „Zukunft <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>ls“ haben wir uns einige dieser Trends einmal<br />
etwas genauer angeschaut. Die Ergebnisse zeigen, dass die Verbraucher solchen Innovationen durchaus<br />
offen gegenüberstehen. Je<strong>de</strong>r vierte Internet-Nutzer kann sich beispielsweise vorstellen, sich in Zukunft<br />
per Crowdsourcing an <strong>de</strong>r Auswahl <strong>de</strong>r Produkte für eine Fashion-Kollektion zu beteiligen. Einen<br />
virtuellen Spiegel, <strong>de</strong>r Verbrauchern zeigt, wie ein bestimmtes Kleidungsstück in einer an<strong>de</strong>ren Farbe<br />
an ihnen aussehen wür<strong>de</strong>, wür<strong>de</strong> etwa die Hälfte <strong>de</strong>r Verbraucher gerne ausprobieren. Ein Großteil<br />
<strong>de</strong>r Konsumenten geht allgemein davon aus, dass sich diese und weitere Trends in <strong>de</strong>r Zukunft weiter<br />
durchsetzen wer<strong>de</strong>n: Mehr als 70 Prozent glauben, dass wir zukünftig mithilfe von Virtual Tagging Mo<strong>de</strong>artikel<br />
leichter online fin<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Über Fotos von Kleidung, die man in Zeitschriften, Schaufenstern<br />
o<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>r Straße gesehen hat, kann man sich damit das Produkt automatisch in an<strong>de</strong>ren Shops sowie<br />
in ähnlichen Form- und Farbvarianten anzeigen lassen. Und jeweils 69 Prozent glauben, dass sich <strong>de</strong>r<br />
virtuelle Spiegel und die virtuelle Anprobe als Trends im Bereich Fashion weiter durchsetzen wer<strong>de</strong>n.<br />
Was be<strong>de</strong>utet die rasante Umsatzentwicklung, aber auch die zunehmen<strong>de</strong> Online-Orientierung<br />
<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n für <strong>de</strong>n stationären Han<strong>de</strong>l? Sehen Sie hier eher eine Chance o<strong>de</strong>r eine Bedrohung?<br />
Tschopp: Ich bin überzeugt davon, dass vor allem diejenigen Einzelhändler, die <strong>de</strong>n neuen Technologien<br />
offen gegenüberstehen, eine durchdachte Multichannel-Strategie verfolgen und sich auf das geän<strong>de</strong>rte<br />
Informations- und Kaufverhalten <strong>de</strong>r Verbraucher einstellen, von <strong>de</strong>n grundlegen<strong>de</strong>n Verän<strong>de</strong>rungen,<br />
die wir im Moment sehen, profitieren wer<strong>de</strong>n. Es gibt viele Konzepte, wie sich Online- und Offline-<br />
Han<strong>de</strong>l effizient miteinan<strong>de</strong>r kombinieren lassen. Unterstützt durch Entwicklungen wie zum Beispiel<br />
QR-Co<strong>de</strong>- und Barco<strong>de</strong>-Scanning o<strong>de</strong>r Geo-Fencing wer<strong>de</strong>n die Verbraucher zunehmend zwischen<br />
<strong>de</strong>n Absatzkanälen „springen“ und bald selbst nicht mehr unterschei<strong>de</strong>n können, ob sie nun gera<strong>de</strong><br />
online, offline o<strong>de</strong>r mobil kaufen. Sie wer<strong>de</strong>n im La<strong>de</strong>ngeschäft Barco<strong>de</strong>s scannen und mobil Preise<br />
vergleichen und dann mobil o<strong>de</strong>r offline kaufen. O<strong>de</strong>r sie wer<strong>de</strong>n Waren über ihr Smartphone bestellen<br />
und bezahlen und dann im La<strong>de</strong>ngeschäft abholen. Die Kanäle wer<strong>de</strong>n verschmelzen.<br />
In <strong>de</strong>r einfachsten Variante be<strong>de</strong>utet Multichannel die Verbindung von einem stationären Geschäft<br />
mit einem Online-Shop. Kann eine solche Standardlösung schon dazu beitragen, die Zukunft<br />
eines Han<strong>de</strong>lsunternehmens zu sichern? O<strong>de</strong>r sollten sich Händler lieber um eine individuelle,<br />
018
2<br />
1 3 4 5<br />
VORWORT NEUE HELDEN BRAUCHT DER HANDEL DAS SIND DIE <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> VON DEN <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> LERNEN SCHLUSSWORT<br />
ihrem spezifischen Han<strong>de</strong>lsmo<strong>de</strong>ll entsprechen<strong>de</strong> Herangehensweise an <strong>de</strong>n Online-Han<strong>de</strong>l<br />
bemühen?<br />
Tschopp: Ich glaube nicht, dass es die eine erfolgreiche Lösung gibt. Je<strong>de</strong>s Geschäft ist individuell, und<br />
<strong>de</strong>shalb muss auch je<strong>de</strong>r Händler für sich selbst eine individuell zugeschnittene Strategie entwickeln.<br />
Eine wichtige Voraussetzung: Das neue Han<strong>de</strong>lsumfeld muss wirklich verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, um eine<br />
sinnvolle Geschäftsstrategie entwickeln zu können. Händler müssen sich beispielsweise bewusst sein,<br />
dass <strong>de</strong>r Online-Han<strong>de</strong>l nicht einfach eine Erweiterung <strong>de</strong>s Offline-Geschäfts ist. Online funktioniert<br />
völlig an<strong>de</strong>rs und braucht zum Beispiel hinsichtlich Pricing und Sortiment eine völlig eigenständige<br />
Strategie. Online darf nicht als eine weitere Filiale <strong>de</strong>s <strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong>sgeschäfts verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n,<br />
son<strong>de</strong>rn muss als ein völlig neuer Vertriebskanal gesehen wer<strong>de</strong>n.<br />
Schließlich gibt es auch Händler, die sich weiterhin <strong>de</strong>m Online-Han<strong>de</strong>l verweigern. Als Alternative<br />
zum E-Commerce-Trend setzen einige von ihnen nun auf „Buy Local“-Kampagnen und versuchen<br />
auf diese Weise die Konsumenten für ihre Anliegen zu sensibilisieren. Was halten Sie davon?<br />
Tschopp: Aus meiner Sicht kann es nicht die richtige Reaktion auf das verän<strong>de</strong>rte Verbraucherverhalten<br />
sein, die Konsumenten sozusagen überre<strong>de</strong>n zu wollen, an<strong>de</strong>rs einzukaufen, als es ihren eigentlichen<br />
Wünschen entspricht. Das geht an <strong>de</strong>r Realität vorbei. Konsumenten wollen heute über alle Kanäle<br />
einkaufen. Das schließt <strong>de</strong>n stationären Han<strong>de</strong>l nach wie vor ein, allerdings ebenfalls die Kanäle Online<br />
und Mobile. In unserer „Zukunft <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>ls“-Studie haben 74 Prozent <strong>de</strong>r Verbraucher gesagt, dass<br />
sie es wichtig fin<strong>de</strong>n, die Möglichkeit zu haben, die Ware bei einem Händler sowohl stationär als auch<br />
online/mobil erwerben zu können. Dieser Realität sollten sich die Händler stellen. Über Marktplätze<br />
wie beispielsweise unseren ist es ohne großen Aufwand und finanzielle Investition möglich, neben<br />
<strong>de</strong>r stationären Präsenz auch einen Online-Kanal aufzubauen. Daneben kann man die eigene Offline-<br />
Präsenz natürlich auch durch beson<strong>de</strong>re Services wie intensive Beratungsleistungen stärken. Fakt<br />
ist aber: Die Verbraucher möchten heute alle Kanäle für <strong>de</strong>n Einkauf nutzen, und darauf müssen sich<br />
Händler einstellen.<br />
Welche Zukunft sehen Sie für <strong>de</strong>n stationären Han<strong>de</strong>l? Wie stark wird sich die lokale<br />
Einkaufslandschaft in <strong>de</strong>n nächsten zehn Jahren verän<strong>de</strong>rn?<br />
Tschopp: Auch in zehn Jahren wird es selbstverständlich nach wie vor stationären Han<strong>de</strong>l geben.<br />
Gleichzeitig wird <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>l über das Internet einen noch größeren Anteil am gesamten Han<strong>de</strong>l haben,<br />
und in bestimmten Kategorien wird sich <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>l stärker als in an<strong>de</strong>ren ins Web verlagert haben. Aus<br />
Sicht <strong>de</strong>r Konsumenten, die wir im Rahmen unseres Projekts „Zukunft <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>ls“ befragt haben,<br />
wer<strong>de</strong>n wir in Bereichen wie Tickets, elektronische Medien und Reisen beson<strong>de</strong>rs stark das Internet<br />
als Einkaufskanal nutzen; in Bereichen wie Lebensmittel, Fahrzeuge o<strong>de</strong>r Möbel hingegen weniger.<br />
Die erfolgreichsten Händler wer<strong>de</strong>n diejenigen sein, die die verschie<strong>de</strong>nen Kanäle effizient und nahtlos<br />
miteinan<strong>de</strong>r zu verknüpfen und kombinieren wissen und <strong>de</strong>n Verbrauchern so ganz neue innovative und<br />
inspirieren<strong>de</strong> Möglichkeiten <strong>de</strong>s Einkaufens anbieten können.<br />
019
DAS SIND<br />
DIE <strong>LOCAL</strong><br />
<strong>HEROES</strong>:<br />
LOKALE EINZELHÄNDLER,<br />
die mit innovativen Online-Konzepten Mehrwerte für ihre Kun<strong>de</strong>n bieten<br />
ONLINE-HÄNDLER,<br />
die mit stationären Geschäftsmo<strong>de</strong>llen frischen Wind in <strong>de</strong>n <strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong> bringen<br />
HERSTELLER UND VERBUNDGRUPPEN,<br />
die ihre Partner vor Ort in die Online-Wertschöpfung einbin<strong>de</strong>n<br />
ANBIETER VON ONLINE-PARTNERPROGRAMMEN<br />
für lokale Einzelhändler<br />
PLATTFORMBETREIBER,<br />
die stationäre Händler und Online-Kun<strong>de</strong>n im Netz zusammenbringen<br />
020
LOKALE<br />
EINZEL-<br />
HÄNDLER<br />
Einen einfachen Online-Shop kann je<strong>de</strong>r Händler eröffnen. Doch angesichts weit<br />
entwickelter Online-Konzepte von Amazon bis Zalando hat <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>l vor Ort mit<br />
einem Standard-Shop nur wenig Chancen. Wir zeigen Ihnen daher Beispiele für<br />
Einzelhändler, die sich darauf konzentrieren, auch im Netz ihre individuellen Stärken<br />
zu vermarkten. Auf diese Weise lassen sich online Mehrwerte für die Kun<strong>de</strong>n<br />
generieren, aber auch eine Stärkung <strong>de</strong>s Geschäfts vor Ort erzielen.<br />
021
3<br />
01<br />
mStore<br />
ERWEITERTE EINKAUFSMÖGLICHKEITEN DANK QR-SHOPPING<br />
Warum nicht gleich einen Schritt auf <strong>de</strong>r<br />
E-Commerce-Entwicklungsleiter überspringen?<br />
So das Motto von mStore, mit bun<strong>de</strong>sweit 17<br />
Filialen einer <strong>de</strong>r größten <strong>de</strong>utschen Apple-<br />
Händler. Das Unternehmen setzt seit 2012 einen<br />
Schwerpunkt auf das mobile Online-Shopping<br />
mittels QR-Co<strong>de</strong>s. Mit <strong>de</strong>r innovativen QR-<br />
Technologie unterstreicht mStore nicht nur das mit<br />
<strong>de</strong>r Marke Apple verbun<strong>de</strong>ne zukunftsgerichtete<br />
Image, son<strong>de</strong>rn erweitert damit auch die<br />
Einkaufsmöglichkeiten in seinen Filialen.<br />
Quelle: mStore<br />
mStore betreibt zwar seit einigen Jahren eine<br />
eigene „OnlineFiliale“, doch nimmt <strong>de</strong>r E-Commerce-Bereich für <strong>de</strong>n Apple-Händler bisher eher eine<br />
untergeordnete Be<strong>de</strong>utung ein: „Unser Online-Geschäft liegt bisher noch unter <strong>de</strong>m Umsatz einer<br />
Filiale“, berichtet Geschäftsführer Martin Willmann. Dafür macht <strong>de</strong>r Firmenchef vor allem zwei Grün<strong>de</strong><br />
verantwortlich: Zum einen seien in <strong>de</strong>r Apple-Welt nun einmal das Design und die Haptik <strong>de</strong>r angebotenen<br />
Produkte sehr wichtig. „Wir haben zum Beispiel einmal eine spezielle Stu<strong>de</strong>nten-Linie im Online-Shop<br />
gelauncht. Doch am Schluss stan<strong>de</strong>n die Stu<strong>de</strong>nten auch wie<strong>de</strong>r alle in unseren Stores.“ Zum an<strong>de</strong>ren<br />
nimmt <strong>de</strong>r Geschäftskun<strong>de</strong>nbereich bei mStore eine wichtige Rolle ein, die in <strong>de</strong>m Endkun<strong>de</strong>n-Online-<br />
Shop aber nicht abgebil<strong>de</strong>t wird.<br />
Bei <strong>de</strong>r QR-Co<strong>de</strong>-Technologie ging es für mStore daher weniger um eine Erweiterung <strong>de</strong>s bestehen<strong>de</strong>n<br />
Online-Geschäfts als darum, eine innovative, <strong>de</strong>n On-/Offline-Gegensatz überwin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Lösung<br />
zu fin<strong>de</strong>n. Die Umsetzung erfolgte im Rahmen eines Pilotprojekts mit <strong>de</strong>m zu eBay gehören<strong>de</strong>n<br />
Zahlungsdienstleister PayPal: Um das QR-Shopping zu nutzen, müssen Kun<strong>de</strong>n von mStore die PayPal<br />
QRShopping-App auf ihrem Smartphone installieren. Danach reicht das Scannen eines QR-Co<strong>de</strong>s mit<br />
<strong>de</strong>r Handy-Kamera, um sofort in einen vereinfachten Checkout-Prozess zu gelangen und die gewünschte<br />
Ware an die bei PayPal hinterlegte Adresse geliefert zu bekommen.<br />
Gestartet wur<strong>de</strong> das QR-Projekt En<strong>de</strong> März 2012 in <strong>de</strong>n Berliner mStore-Filialen in Spandau und<br />
Charlottenburg sowie in <strong>de</strong>m temporären Trendshop <strong>de</strong>s Apple-Händlers in <strong>de</strong>r Zukunftsfiliale Q110<br />
<strong>de</strong>r Deutschen Bank. Die QR-Co<strong>de</strong>s wur<strong>de</strong>n dabei auf Produktplakaten sowie speziellen Leucht-Stelen<br />
platziert, auf <strong>de</strong>nen ein bunter Sortiments-Mix aus ständig lieferbaren Artikeln abgebil<strong>de</strong>t war. Wie<br />
mStore-Chef Willmann erklärt, habe sich dabei schnell gezeigt, dass es sich bei <strong>de</strong>r QR-Technologie um<br />
viel mehr han<strong>de</strong>lt als lediglich um eine Spielerei ohne konkreten Nutzen. Gera<strong>de</strong> bei Produkten, die in<br />
einer Vielzahl von Varianten angeboten wür<strong>de</strong>n, spiele das QR-Shopping eine nützliche Rolle: „Ein gutes<br />
022
2<br />
1 3 4 5<br />
VORWORT NEUE HELDEN BRAUCHT DER HANDEL DAS SIND DIE <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> VON DEN <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> LERNEN SCHLUSSWORT<br />
Beispiel ist eine Notebook-Tasche, die es in sieben Farben gibt. Der Kun<strong>de</strong> kann sich dann im Store eine<br />
Tasche anschauen und die gewünschte Farbvariante per QR-App nach Hause bestellen.“<br />
Auch über <strong>de</strong>n reinen Filialverkauf hinaus erweitert die QR-Technologie die Einkaufsmöglichkeiten:<br />
„Für uns ist das QR-Shopping außer<strong>de</strong>m eine tolle Möglichkeit, um die Lücke zwischen unseren<br />
La<strong>de</strong>nöffnungszeiten und <strong>de</strong>m Online-Store zu schließen“, erklärt Willmann. So ermöglichten es in<br />
<strong>de</strong>n Schaufenstern o<strong>de</strong>r an Werbeplakaten angebrachte QR-Co<strong>de</strong>s <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n, auch außerhalb <strong>de</strong>r<br />
stationären Öffnungszeiten mit ihren Mobiltelefonen vor Ort einzukaufen – ein Effekt, <strong>de</strong>r mit einer<br />
klassischen Online-Shop-Lösung so nicht zu erzielen wäre. Und auch im Vergleich zu an<strong>de</strong>ren Mobile-<br />
Lösungen biete das QR-Shopping <strong>de</strong>utliche Vorteile: Der Einkauf per Handy wer<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>r PayPal-<br />
Technologie innerhalb einer einzigen App – und damit ohne Medienbruch – möglich.<br />
Der Pilotversuch in <strong>de</strong>n Berliner Filialen hat mStore dazu ermutigt, das QR-Shopping auf sämtliche<br />
Nie<strong>de</strong>rlassungen auszu<strong>de</strong>hnen. Und auch darüber hinaus baut <strong>de</strong>r Apple-Händler die Zusammenarbeit<br />
mit PayPal weiter aus. So hat mStore die QR-Shopping-Lösung auch bereits an die Bedürfnisse seiner<br />
Geschäftskun<strong>de</strong>n angepasst. Im Rahmen einer Hotel-Lösung kann das mobile Bezahlverfahren nun dazu<br />
eingesetzt wer<strong>de</strong>n, um Paid Content im Hotelzimmer abzurufen. Ebenso eignen sich die QR-Shopping-<br />
Aufsteller von mStore für <strong>de</strong>n Einsatz auf Messen, um so <strong>de</strong>n Produktverkauf vor Ort zu ermöglichen.<br />
Während reguläre Verkäufe auf Han<strong>de</strong>lsmessen meist nicht gerne gesehen wer<strong>de</strong>n, hält mStore-Chef<br />
Willmann das QR-Shopping für eine elegante Ersatzlösung, um auf Wunsch von Messebesuchern<br />
trotz<strong>de</strong>m Transaktionen anbieten zu können.<br />
Neben diesen positiven Erkenntnissen zeigen die Erfahrungen von mStore aber auch, dass es sich<br />
bei <strong>de</strong>n gepixelten QR-Co<strong>de</strong>s in ihrer <strong>de</strong>rzeitigen Form um eine Brückenlösung han<strong>de</strong>lt. So berichtet<br />
Willman, dass die QR-Technologie in vielen Fällen noch erklärungsbedürftig sei: „Viele Kun<strong>de</strong>n kennen<br />
QR-Co<strong>de</strong>s bisher vor allem als Web-Links o<strong>de</strong>r von Visitenkarten her, aber nicht in einem Shopping-<br />
Umfeld.“ Zu<strong>de</strong>m müssten Kun<strong>de</strong>n von mStore erst die entsprechen<strong>de</strong> PayPal-App herunterla<strong>de</strong>n, um<br />
das QR-Shopping nutzen zu können. Dennoch vertraut <strong>de</strong>r mStore-Chef auf das hinter <strong>de</strong>r QR-Thematik<br />
stehen<strong>de</strong> Prinzip: „Die Technik ist viel mächtiger als ein paar Punkte. Künftig wer<strong>de</strong>n QR-Co<strong>de</strong>s auch<br />
zum Beispiel in Bil<strong>de</strong>r integriert wer<strong>de</strong>n können.“<br />
Zu<strong>de</strong>m will Willman auch über die QRShopping-App hinaus die Kooperation mit PayPal fortsetzen.<br />
„Als nächsten Schritt wollen wir PayPal auch als Offline-Bezahlmittel an <strong>de</strong>r Kasse anbieten“, kündigt<br />
<strong>de</strong>r mStore-Geschäftsführer an. Dabei wer<strong>de</strong> es sich um eine Smartphone-Lösung han<strong>de</strong>ln, die das<br />
Shoppen gewissermaßen im Vorbeigehen ermögliche. „Unser Ziel ist es, <strong>de</strong>n Bruch zwischen On- und<br />
Offline zu überwin<strong>de</strong>n und so auch <strong>de</strong>n Begriff Multichannel überflüssig zu machen.“<br />
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02<br />
V-Markt<br />
ONLINE-BESTELLUNG ERLEICHTERT SUPERMARKT-EINKAUF<br />
Quelle: V-Markt<br />
Der Lebensmittelbereich ist eines <strong>de</strong>r wenigen<br />
Han<strong>de</strong>lssegmente, in <strong>de</strong>nen Online bisher<br />
noch kaum eine Rolle spielt. Dabei besitzt das<br />
Food-Segment vom Umsatzvolumen her für <strong>de</strong>n<br />
E-Commerce eigentlich eine hohe Attraktivität.<br />
Doch ist die Lieferproblematik gera<strong>de</strong> bei ver<strong>de</strong>rblicher<br />
Ware bisher noch größtenteils ungelöst und<br />
auch das Thema Profitabilität stellt sich in <strong>de</strong>m Bereich<br />
schwierig dar. Das führt einerseits dazu, dass<br />
bis heute keine <strong>de</strong>r großen Supermarktketten mit<br />
einem Lebensmittelangebot im Internet vertreten<br />
ist. Unter<strong>de</strong>ssen eröffnen sich Chancen für kleinere<br />
und mittelständische Händler: Sie können mit<br />
überschaubar dimensionierten, regional ausgerichteten Online-Konzepten bei <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n punkten.<br />
Ein gutes Beispiel dafür ist <strong>de</strong>r Drive-Markt, <strong>de</strong>n die im südbayerischen Raum mit mehr als 30 Märkten<br />
vertretene Han<strong>de</strong>lskette V-Markt En<strong>de</strong> 2012 an ihrem Standort im Münchner Nor<strong>de</strong>n eröffnet hat.<br />
„Natürlich wissen auch wir als mittelständisches Unternehmen, dass es das Internet gibt, und <strong>de</strong>shalb<br />
haben wir uns Gedanken gemacht, in welcher Form wir am Online-Han<strong>de</strong>l teilnehmen können“, berichtet<br />
Sylvester Greiter, <strong>de</strong>r bei V-Markt als Projektleiter für <strong>de</strong>n Drive-Markt verantwortlich zeichnet. Auf ein<br />
reines Non-Food-Sortiment, wie es einige Supermarktbetreiber im Internet anbieten, habe man sich<br />
nicht beschränken wollen. Testbestellungen bei einer Reihe von Online-Lebensmittelhändlern hätten aber<br />
auch gezeigt, dass für die Frische-Problematik nach wie vor keine zufrie<strong>de</strong>nstellen<strong>de</strong> Lösung vorhan<strong>de</strong>n<br />
sei. „Da wir aus eigener Erfahrung wussten, dass es bei uns fast keine Einkäufe ohne Frischwaren gibt,<br />
haben wir uns für eine I<strong>de</strong>e entschie<strong>de</strong>n, wie sie vor allem in Frankreich populär ist: im Internet bestellen<br />
und dann vor Ort abholen“, so Greiter.<br />
In <strong>de</strong>m auf einer selbst gestrickten Shop-Lösung basieren<strong>de</strong>n Online-Shop unter Drive-Markt.<strong>de</strong> können<br />
Kun<strong>de</strong>n aus einem Sortiment von mehr als 4.000 Artikeln auswählen. Dabei stehen Waren aus Bereichen<br />
wie Obst und Gemüse, Drogerie und Haustier, aber auch Tiefkühl- und Fleischprodukte zur Auswahl. Die<br />
Einkäufe können frühestens zwei Stun<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>r Bestellung an einem Mitnahmeschalter im Markt<br />
abgeholt wer<strong>de</strong>n. Darüber hinaus können Online-Bestellungen aber auch bis zu zwei Wochen im Voraus<br />
aufgegeben wer<strong>de</strong>n. Die bestellte Ware wird von <strong>de</strong>n V-Markt-Mitarbeitern gepackt und bei Bedarf gekühlt.<br />
Zu<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n absolute Frische und optimale Min<strong>de</strong>sthaltbarkeit zugesichert. Das<br />
Online-Angebot von Drive-Markt besteht ausschließlich aus Artikeln, bei <strong>de</strong>nen eine ständige Verfügbarkeit<br />
im Markt garantiert ist. Sollte <strong>de</strong>nnoch ein bestelltes Produkt einmal ausverkauft sein, wird <strong>de</strong>n<br />
Kun<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r Abholung ein Alternativartikel vorgeschlagen.<br />
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VORWORT NEUE HELDEN BRAUCHT DER HANDEL DAS SIND DIE <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> VON DEN <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> LERNEN SCHLUSSWORT<br />
Mit <strong>de</strong>r Strategie, seinen Kun<strong>de</strong>n die Online-Bestellung zu ermöglichen, anstelle eines Versandservices<br />
dabei aber nur die Option zur Selbstabholung zu bieten, setzt V-Markt auf <strong>de</strong>n Kompromiss zwischen<br />
<strong>de</strong>m praktisch Machbaren und einem größtmöglichen Kun<strong>de</strong>nnutzen. Zwar bleibt das Angebot von Drive-<br />
Markt.<strong>de</strong> damit regional beschränkt und an die V-Markt-Filiale gebun<strong>de</strong>n. Doch kann <strong>de</strong>r mittelständische<br />
Händler – im Unterschied zu vielen überregionalen Ketten – damit immerhin mit einem E-Commerce-<br />
Angebot aufwarten und bietet dabei ein möglichst breites Sortiment an. „Die Industrie hat eigene<br />
Abteilungen für Forschung und Entwicklung. Wir nutzen unseren Drive-Markt, um Erfahrungen zu<br />
sammeln und <strong>de</strong>n Anschluss nicht zu verlieren“, erklärt Projektmanager Greiter. Da die Deutschen mit<br />
<strong>de</strong>m Lebensmittelkauf im Internet noch vergleichsweise zögerten, sei <strong>de</strong>r Lei<strong>de</strong>nsdruck für die Branche<br />
noch nicht so hoch. „Trotz<strong>de</strong>m ist es wichtig, dass wir uns rechtzeitig auf die Entwicklung vorbereiten“,<br />
so Greiter.<br />
Die ersten Erfahrungen <strong>de</strong>uten darauf hin, dass V-Markt mit seinem Drive-Markt auf <strong>de</strong>m richtigen<br />
Weg ist. So sei es bereits in <strong>de</strong>n ersten Monaten gelungen, eine recht hohe Zahl an Stammkun<strong>de</strong>n zu<br />
gewinnen. „Wer einmal online bestellt, bleibt mit recht hoher Wahrscheinlichkeit dabei“, erklärt Greiter.<br />
Zu<strong>de</strong>m registriere man bei Drive-Markt.<strong>de</strong> vergleichsweise hohe Warenkorbwerte, die <strong>de</strong>utlich über <strong>de</strong>m<br />
Durchschnitt in <strong>de</strong>n Märkten lägen.<br />
Gleichzeitig berichtet Greiter von ersten Lernprozessen. So habe sich V-Markt bei <strong>de</strong>r Konzeption seines<br />
Abholshops zunächst am klassischen Internetnutzer-Profil orientiert: jung, alleinstehend, erwerbstätig.<br />
Dem entspreche auch die ursprüngliche Bewerbung unter <strong>de</strong>m Motto „Kühlschrank leer?“. Doch stelle<br />
man inzwischen fest, dass das Angebot auch von jungen Müttern und Hausfrauen angenommen<br />
wer<strong>de</strong>, die die Online-Bestellung zur Optimierung ihrer Wocheneinkäufe und <strong>de</strong>s damit verbun<strong>de</strong>nen<br />
Zeitmanagements nutzten. „Den Kun<strong>de</strong>n geht es darum, dass sie online schneller einkaufen können.<br />
Diesen Vorteil wollen wir künftig klarer herausstellen“, erklärt Greiter. Den Werbe-Claim für <strong>de</strong>n Drive-<br />
Markt hat das Han<strong>de</strong>lsunternehmen bereits entsprechend abgeän<strong>de</strong>rt: „einfach besser einkaufen“ lautet<br />
das neue Motto.<br />
Doch nicht nur am Marketing, auch am Online-Sortiment wird noch gefeilt. Zum Start wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />
Online-Shop zunächst mit <strong>de</strong>n umsatzstärksten Artikeln <strong>de</strong>r V-Markt-Filialen bestückt. Nach <strong>de</strong>n ersten<br />
Erfahrungen wird das Sortiment nun laufend optimiert, zu<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n die Kun<strong>de</strong>n aktiv dazu ermutigt,<br />
per E-Mail Vorschläge für weitere Sortimentsergänzungen zu machen. Gemäß seinem mittelständischen<br />
Profil betrachtet V-Markt <strong>de</strong>n Drive-Markt als einen bewusst niedrigschwellig angelegten Testlauf – <strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>nnoch eine breite Wirkung entfalten könnte: „Erst einmal wollen wir uns die Entwicklung anschauen“,<br />
erklärt Greiter, „doch han<strong>de</strong>lt es sich beim Drive-Markt um ein Konzept, das wir durchaus auch an an<strong>de</strong>ren<br />
Standorten anbieten können.“<br />
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Emmas Enkel<br />
TANTE-EMMA-LADEN NACH ONLINE-FUNKTIONSPRINZIP<br />
Quelle: Emmas Enkel<br />
Ein weiterer Local Hero aus <strong>de</strong>m Lebensmittelbereich<br />
sind Emmas Enkel. Während es beim<br />
Drive-Markt von V-Markt darum geht, das breite<br />
Sortiment eines großen Supermarkts auf einfache<br />
Weise online darzustellen, verhält sich <strong>de</strong>r Fall<br />
Emmas Enkel genau entgegengesetzt: „Der Ausgangspunkt<br />
war ein kleiner La<strong>de</strong>n mit möglichst<br />
vielen Produkten“, berichtet Grün<strong>de</strong>r Sebastian<br />
Diehl über das gemeinsam mit seinem Geschäftspartner<br />
Benjamin Brüser im Oktober 2011 in <strong>de</strong>r<br />
Düsseldorfer Innenstadt eröffnete La<strong>de</strong>ngeschäft<br />
von Emmas Enkel. Um ihrer Zielvorstellung möglichst<br />
nahezukommen, übertrugen Diehl und Brüser<br />
das schlanke Funktionsprinzip eines Online-Shops auf das klassische Format eines – zeitgemäß<br />
interpretierten – Tante-Emma-La<strong>de</strong>ns.<br />
In <strong>de</strong>r Praxis sieht das so aus, dass im La<strong>de</strong>nbereich von Emmas Enkel nur eine recht überschaubare<br />
Anzahl an Produkten – rund 500 Artikel – präsentiert wird. Im angeschlossenen Lager, das die Verkaufsfläche<br />
<strong>de</strong>utlich übersteigt, sind allerdings noch einmal rund 1.500 Artikel verfügbar. Um ihren Einkauf<br />
zusammenzustellen, können es sich die Kun<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Kaffee-Ecke <strong>de</strong>s La<strong>de</strong>ns gemütlich machen und<br />
per iPad ihre Auswahl aus <strong>de</strong>m Gesamtsortiment von Emmas Enkel treffen. Zehn Minuten später stehen<br />
die fertig gepackten Einkaufstüten dann am Verkaufstresen zur Abholung bereit. „Wir wollten <strong>de</strong>n<br />
Lebensmittel-<strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong> so darstellen, dass wir uns selber vorstellen konnten, dort einzukaufen“, erklärt<br />
Sebastian Diehl die Motivation hinter <strong>de</strong>m Tante-Emma-La<strong>de</strong>n für das Internet-Zeitalter.<br />
Das La<strong>de</strong>ngeschäft und Lager verbin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Funktionsprinzip von Emmas Enkel machte eine Reihe von<br />
Weiterführungen naheliegend: „Um unseren Radius zu erweitern, kam unser Online-Shop dazu“, berichtet<br />
Diehl. So bietet Emmas Enkel neben <strong>de</strong>m Einkauf vor Ort auch die Abholung von online bestellten<br />
Waren im La<strong>de</strong>n an. Außer<strong>de</strong>m können Kun<strong>de</strong>n im Düsseldorfer Stadtgebiet sich ihren Online-Einkauf<br />
am gleichen Tag nach Hause liefern lassen und haben dabei die Möglichkeit, zwischen mehreren Liefer-Zeitfenstern<br />
zu wählen. Die Lieferkosten liegen dabei mit 4 Euro vergleichsweise niedrig, ab einem<br />
Einkaufswert von 30 Euro ist die Lieferung sogar kostenlos. Inzwischen versen<strong>de</strong>n Emmas Enkel auch<br />
<strong>de</strong>utschlandweit, wegen <strong>de</strong>r längeren Versanddauer stehen ver<strong>de</strong>rbliche Waren dafür allerdings nicht<br />
zur Verfügung. „Dass wir auch in <strong>de</strong>n Rest von Deutschland liefern, ist nur ein Test dafür, wie das mit<br />
einer Art virtuellen Filiale läuft“, räumt Diehl ein. „Wenn man ver<strong>de</strong>rbliche Waren anbietet, muss man<br />
auch die Lieferung am gleichen Tag anbieten. Das Thema ist im Online-Lebensmittelhan<strong>de</strong>l noch <strong>de</strong>r<br />
Knackpunkt.“<br />
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Nichts<strong>de</strong>stotrotz bestätigt <strong>de</strong>r Erfolg die intuitive Herangehensweise <strong>de</strong>r Emmas Enkel-Grün<strong>de</strong>r: „Wir<br />
haben das alles mit Leben gefüllt und waren dann auf einmal bei diesem umfassen<strong>de</strong>n Multichannel-Ansatz,<br />
<strong>de</strong>r bisher in Europa einzigartig ist und eine große Resonanz hervorruft“, beschreibt Diehl seine<br />
Erfahrungen seit <strong>de</strong>r Geschäftsgründung. Zu seinen <strong>de</strong>nkwürdigsten Erlebnissen zählen eine Nominierung<br />
für <strong>de</strong>n prestigeträchtigen World Retail Award in London sowie <strong>de</strong>r Besuch von Bun<strong>de</strong>skanzlerin<br />
Merkel am CeBIT-Messestand von Emmas Enkel. Aber auch <strong>de</strong>r Wettbewerb interessiert sich lebhaft<br />
für das Multichannel-Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Düsseldorfer: „Die ganz Großen <strong>de</strong>r Branche waren schon da, sogar auf<br />
Vorstandsebene“, berichtet Diehl. Angst, dass jemand sein Geschäftsmo<strong>de</strong>ll klaut, hat <strong>de</strong>r Unternehmer<br />
dabei nicht: „Die Lebensmittelkonzerne sagen uns selbst, dass sie ein Konzept wie unseres so schnell<br />
nicht hinkriegen. So ein Dickschiff umzusteuern ist schwierig.“ Zu<strong>de</strong>m hätten viele Wettbewerber Angst,<br />
sich mit Online-Angeboten selbst stationär zu kannibalisieren. „Und die technischen Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
müssten sie auch noch meistern“, so Diehl.<br />
Für viel Aufmerksamkeit sorgen Emmas Enkel auch mit <strong>de</strong>r Außengestaltung ihres La<strong>de</strong>ngeschäfts. So<br />
ermöglicht <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rne Tante-Emma-La<strong>de</strong>n mittels einer „QR-Wand“ und <strong>de</strong>r QRShopping-App von<br />
PayPal Passanten auch außerhalb <strong>de</strong>r Öffnungszeiten <strong>de</strong>n Einkauf. „Zum Umsatz trägt das eher nicht<br />
bei“, stellt Unternehmensgrün<strong>de</strong>r Diehl allerdings klar. Bei <strong>de</strong>n QR-Co<strong>de</strong>s han<strong>de</strong>le es sich vor allem um<br />
eine Marketing-Maßnahme, um das Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>s Tante-Emma-La<strong>de</strong>ns wie<strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rn zu machen. „QR-<br />
Co<strong>de</strong>s können aber in Zukunft noch ein Thema sein, dann aber in etwas an<strong>de</strong>rer Form und auch eher<br />
weiter weg vom La<strong>de</strong>n“, erklärt Diehl.<br />
Zunächst planen Emmas Enkel eine Reihe von konkreten Weiterentwicklungen. So sei das Cross-Selling<br />
im Shop noch ausbaufähig und man wolle beim Empfehlungs- und Newsletter-Marketing nachbessern.<br />
„Die großen Hür<strong>de</strong>n habe man allerdings bereits beim Verkaufsstart gemeistert,“ gibt sich Diehl überzeugt.<br />
Für <strong>de</strong>n Unternehmer sind das vor allem die Online-Darstellung von Live-Bestän<strong>de</strong>n sowie die<br />
angesichts <strong>de</strong>r großen Produktvielfalt recht anspruchsvolle Schaffung von Standards in <strong>de</strong>r Darstellung.<br />
„Das ist das Wichtigste. Für <strong>de</strong>n Rest gibt es Fachleute, die können das schon“, so Diehl.<br />
Social-Media-Maßnahmen betrachten Emmas Enkel als logischen Bestandteil ihres Unternehmenskonzepts:<br />
„Da früher Tante-Emma-Lä<strong>de</strong>n auch zur Kommunikation benutzt wur<strong>de</strong>n, haben wir unseren<br />
Shop bei Facebook als eine Kommunikationsplattform positioniert.“ Durch eine Reihe von Aktionen und<br />
Preisausschreiben habe Emmas Enkel dafür, dass man bisher nur in einer Stadt präsent sei, bereits eine<br />
beachtliche Fanbase aufbauen können. „Die Verkaufsschiene sehen wir bei Facebook dagegen bisher<br />
eher nicht. Da wird vieles davon abhängen, welche Funktionen Facebook noch entwickelt und wie sie<br />
das Thema Verkaufen unterstützen.“<br />
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Aber auch ohne „Facebook-Commerce“ zeigt sich Firmengrün<strong>de</strong>r Diehl mit <strong>de</strong>r Geschäftsentwicklung<br />
hochzufrie<strong>de</strong>n. „Gera<strong>de</strong> die lokalen Online-Bestellungen laufen sehr gut an. Wir machen bereits mehr<br />
als 50 Prozent <strong>de</strong>s Umsatzes über <strong>de</strong>n Online-Versand.“ Gutes Potenzial sei auch mit Abo-Services zu<br />
erzielen. Die positiven Erfahrungen haben die Emmas Enkel-Grün<strong>de</strong>r nach anfänglichem Zögern dazu<br />
ermuntert, aktiv das Thema Expansion anzugehen: In Essen haben Diehl und Brüser zusammen mit einem<br />
Partner eine Filiale eröffnet, die zwar etwas kleiner ist als <strong>de</strong>r La<strong>de</strong>n in Düsseldorf, dafür aber auch<br />
ein Mittagstisch-Angebot umfasst. Weitere Emmas Enkel-Lä<strong>de</strong>n sollen nach <strong>de</strong>m Franchise-Mo<strong>de</strong>ll entstehen,<br />
nach Interessenten dafür wird bereits auf <strong>de</strong>r La<strong>de</strong>n-Webseite gesucht.<br />
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Buchhandlung Riemann<br />
IM NETZ VERKAUFT SICH KOMPETENZ AM BESTEN<br />
Abb.: Buchhandlung Riemann, Quelle: Hagen Lehmann<br />
Geht es um <strong>de</strong>n Kauf von Büchern im Netz, so<br />
<strong>de</strong>nken die meisten an Amazon. Bereits vor<br />
einigen Jahren taxierte die GfK die Reichweite<br />
von Amazon im Online-Buchhan<strong>de</strong>l auf rund 75<br />
Prozent. Weltbild kam als Zweitplatzierter gera<strong>de</strong><br />
noch auf einen Wert von etwa 30 Prozent, für<br />
<strong>de</strong>n Rest (buecher.<strong>de</strong>, thalia.<strong>de</strong>, <strong>de</strong>rclub.<strong>de</strong>) sah<br />
es dagegen mager aus. Seit<strong>de</strong>m dürften sich die<br />
Marktanteile eher noch zugunsten von Amazon<br />
verschoben haben. Für stationäre Buchhändler<br />
stellt das Online-Geschäft vor diesem Hintergrund<br />
eine beson<strong>de</strong>re Herausfor<strong>de</strong>rung dar. Daher<br />
verwun<strong>de</strong>rt es auch nicht, dass sich <strong>de</strong>r Großteil<br />
mit <strong>de</strong>n White-Label-Online-Shops <strong>de</strong>r Buch-<br />
Grossisten begnügt und nur wenig Energie in E-Commerce-Aktivitäten investiert.<br />
Doch nicht je<strong>de</strong>r Buchhändler will sich mit <strong>de</strong>m Status quo abfin<strong>de</strong>n: „Was Amazon anbietet – die<br />
Lieferung von Büchern über Nacht - können wir Buchhändler schon seit 60 Jahren“, erklärt Irmgard Clausen,<br />
Inhaberin <strong>de</strong>r Buchhandlung Riemann in Coburg. Schon früh hatte sich die Buchhändlerin mit <strong>de</strong>n ersten<br />
Online-Lösungen <strong>de</strong>r Großhändler beschäftigt und sich schließlich rund um die Jahrtausendwen<strong>de</strong><br />
für einen eigenen Webshop entschie<strong>de</strong>n. Doch Clausen ist kritisch bei <strong>de</strong>r Bewertung <strong>de</strong>s eigenen<br />
Angebots: Es han<strong>de</strong>le sich um eine noch <strong>de</strong>utlich ausbaufähige Lösung, was vor allem daran liege, dass<br />
man als unabhängiger Buchhändler mit <strong>de</strong>n zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n Katalogdaten weit hinter <strong>de</strong>n von<br />
Amazon gesetzten Standards zurückbleibe. Mit <strong>de</strong>r schieren Menge <strong>de</strong>r über das Netz bestellbaren<br />
Titel und <strong>de</strong>m alleinigen Fokus auf <strong>de</strong>m Online-Verkauf von Büchern kann Riemann im Internet also<br />
kaum punkten. Für Irmgard Clausen ist die Konsequenz daraus, auch online stärker auf die eigentliche<br />
Kompetenz ihrer Buchhandlung zu setzen: Die Leselei<strong>de</strong>nschaft ihrer Mitarbeiterinnen und <strong>de</strong>ren große<br />
Erfahrung bei <strong>de</strong>r Beratung von Kun<strong>de</strong>n. „Wir sind 19 Buchhändlerinnen, wir lesen alle viel und tauschen<br />
uns auch darüber aus. Das ist ein großer Wissensschatz“, so Clausen.<br />
Nutzbar gemacht wird dieses geistige Kapital zunächst im Rahmen von ständig wechseln<strong>de</strong>n<br />
Leseempfehlungen auf <strong>de</strong>r Homepage <strong>de</strong>r Buchhandlung Riemann. Alle Mitarbeiterinnen sind dazu<br />
aufgerufen, ihre aktuellen Leseeindrücke in Kurzkritiken und Leseempfehlungen umzumünzen. Auf<br />
diese Weise gelingt es <strong>de</strong>m Büchergeschäft, ein zwar kleines, aber dafür kompetentes Gegengewicht<br />
zu <strong>de</strong>n tausendfachen Buchrezensionen bei Amazon zu bieten.<br />
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Noch stärker zum Verkaufsargument gemacht wird die Sachkenntnis <strong>de</strong>r Buchhändlerinnen bei <strong>de</strong>m<br />
im vergangenen Jahr gestarteten Schwester-Online-Shop „Franken und Co“. Angeboten wer<strong>de</strong>n dort<br />
regionale Literatur und Geschenkartikel aus Oberfranken und Südthüringen. „Entstan<strong>de</strong>n ist <strong>de</strong>r Shop<br />
aus <strong>de</strong>r Erkenntnis, dass wir uns mit <strong>de</strong>m Gesamtspektrum überhaupt nicht positionieren können – ein<br />
Klassenprimus ist nun einmal nicht zu toppen“, erzählt Irmgard Clausen. „Womit man sich allerdings<br />
unterschei<strong>de</strong>n kann, das sind Nischen und Services. Und wir kennen uns nun einmal nirgendwo so gut<br />
aus wie in Coburg und Umgebung.“ Neben einem ausgewählten, auf die Region bezogenen Sortiment<br />
an Büchern, Filmen, CDs und Spielen gibt es im Shop von „Franken und Co“ auch Artikel, die sonst<br />
nirgends im Netz erhältlich sind: das Buch „1000 Wörter Grüberisch“ mit Re<strong>de</strong>wendungen aus <strong>de</strong>r<br />
Nachbargemein<strong>de</strong> Grub am Forst o<strong>de</strong>r zum Beispiel eine im Eigenverlag erschienene Veröffentlichung<br />
zur Geschichte <strong>de</strong>r Coburger Ju<strong>de</strong>n. Allerdings muss Clausen einräumen, dass es sich dabei um Titel<br />
aus <strong>de</strong>m „Longtail“ han<strong>de</strong>lt, mit <strong>de</strong>nen keine allzu großen Umsatzsprünge zu erzielen sind.<br />
Im Rahmen <strong>de</strong>r Online-Aktivitäten <strong>de</strong>r Buchhandlung Riemann ist schließlich auch eine bereits viele<br />
Jahre alte I<strong>de</strong>e zu neuer Popularität gelangt: das Bücher-Abo. „Kun<strong>de</strong>n können dabei entwe<strong>de</strong>r sich<br />
selbst o<strong>de</strong>r jemand an<strong>de</strong>rem ein Abonnement für jeweils ein neues Buch pro Monat schenken“, erklärt<br />
Clausen. Nach<strong>de</strong>m zunächst abgeklärt wer<strong>de</strong>, um was für ein Buchformat und welches Genre es sich<br />
han<strong>de</strong>ln solle und welche Interessenlage <strong>de</strong>r Empfänger habe, erhalte dieser für einen – beliebig<br />
verlängerbaren – Zeitraum von zunächst sechs Monaten bzw. einem Jahr je<strong>de</strong>n Monat ein liebevoll<br />
als Geschenk verpacktes Buch zugeschickt. „Wir haben eine Mitarbeiterin, die sich um das Bücher-<br />
Abo kümmert und die inzwischen Kun<strong>de</strong>n in ganz Deutschland hat, diese aber oft noch nie persönlich<br />
kennengelernt hat“, berichtet Clausen. Einen Kun<strong>de</strong>n gebe es, <strong>de</strong>r das Abonnement bereits seit zwölf<br />
Jahren beziehe. „In Zeiten <strong>de</strong>s Internet ist das Bücher-Abo sogar noch einmal erfolgreicher gewor<strong>de</strong>n“,<br />
erklärt die Riemann-Chefin.<br />
Komplett überraschend ist diese Entwicklung nicht – wird doch beim Bücher-Abo konsequent ein<br />
Merkmal online vermarktet, das sonst niemand im Netz anbieten kann: die Beratungskompetenz <strong>de</strong>r<br />
Coburger Buchhandlung. Während es im Geschäft vor Ort durchaus auf materielle Aspekte wie die<br />
Menge und das Sortiment <strong>de</strong>r vorrätigen Bücher ankommt, wird online am erfolgreichsten die Service-<br />
Stärke von Riemann – und damit ein immaterieller Wert – „verkauft“.<br />
So clever <strong>de</strong>r gewählte Ansatz <strong>de</strong>r Buchhandlung ist, sollte <strong>de</strong>nnoch nicht verheimlicht wer<strong>de</strong>n, dass<br />
damit bisher noch recht geringe Effekte erzielt wer<strong>de</strong>n: Wie Irmgard Clausen berichtet, macht das Online-<br />
Geschäft nur einen kleinen Prozentteil <strong>de</strong>r Umsätze von Riemann aus und es fällt vor allem schwer,<br />
die für <strong>de</strong>n Erfolg <strong>de</strong>r Web-Aktivitäten fortlaufend nötigen finanziellen und personellen Ressourcen<br />
bereitzustellen. Ein Blog, Buch-Tipps bei Twitter, die Ausweitung <strong>de</strong>s Bücher-Abos auf E-Books – an<br />
möglichen I<strong>de</strong>en mangelt es Clausen nicht. Doch so lange die riesige Reichweite von Amazon in <strong>de</strong>r<br />
Wahrnehmung <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n dominiert, bleibt das stationäre Geschäft vor Ort <strong>de</strong>r klare Schwerpunkt für<br />
die Coburger Buchhandlung.<br />
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IKEA<br />
VIRTUELLE IMPULSE FÜR DEN STATIONÄREN EINKAUFSBUMMEL<br />
Das letzte und prominenteste Beispiel für eine<br />
innovative Online-Strategie eines stationären<br />
Händlers zeigt, dass es beim E-Commerce nicht<br />
auch immer gleich um Transaktionen gehen muss.<br />
Denn während Ikea beim Online-Marketing zu <strong>de</strong>n<br />
Vorreitern zählt, befin<strong>de</strong>t sich <strong>de</strong>r schwedische<br />
Einrichtungshändler als Online-Händler noch<br />
vergleichsweise am Anfang: 3,88 Milliar<strong>de</strong>n Euro<br />
betrug <strong>de</strong>r Deutschland-Umsatz von Ikea im<br />
Geschäftsjahr 2012. 179 Millionen Euro setzte <strong>de</strong>r<br />
Möbelhersteller dabei mit seinen Restaurants,<br />
Bistros und Schwe<strong>de</strong>nshops um. Im E-Commerce<br />
kam <strong>de</strong>r Einrichtungskonzern dagegen nicht über<br />
Quelle: Ikea<br />
72 Millionen Euro hinaus.<br />
Betrachtet man, wie zurückhaltend Ikea <strong>de</strong>n E-Commerce angeht, verwun<strong>de</strong>rt das noch recht<br />
geringe Online-Umsatzvolumen auch nicht. Gerne betonen Repräsentanten <strong>de</strong>s Unternehmens,<br />
dass <strong>de</strong>r Besuch eines Ikea-Möbelhauses eine fundamentale Rolle für das Markenerlebnis <strong>de</strong>r<br />
Kun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Einrichtungshändlers darstelle. Oberstes Ziel für alle Online-Aktivitäten sei es daher, die<br />
Kun<strong>de</strong>nfrequenz in <strong>de</strong>n Möbelhäusern hochzuhalten. Auch mittelfristig scheint Ikea bis auf Weiteres<br />
nichts an dieser Strategie verän<strong>de</strong>rn zu wollen: Die Planungen <strong>de</strong>s Konzerns für das Jahr 2020 sehen<br />
zwar eine 85-prozentige Umsatzsteigerung gegenüber 2012 vor, doch soll diese überwiegend durch<br />
eine Ausweitung <strong>de</strong>r weltweiten Standorte von <strong>de</strong>rzeit 300 auf rund 500 erfolgen.<br />
Ob Ikea dauerhaft an seiner zurückhalten<strong>de</strong>n E-Commerce-Strategie festhält, bleibt abzuwarten. Als<br />
direkte Konsequenz ist <strong>de</strong>r Möbelhersteller bislang je<strong>de</strong>nfalls dazu gezwungen, bei <strong>de</strong>r Verknüpfung<br />
<strong>de</strong>r Kanäle On- und Offline eine verkaufszentrierte Perspektive in <strong>de</strong>n Hintergrund zu rücken, und<br />
verwen<strong>de</strong>t statt<strong>de</strong>ssen seine Energie darauf, die Marke Ikea und das dazugehörige Einkaufserlebnis<br />
adäquat online zu adaptieren. Dabei ist <strong>de</strong>m Einrichtungskonzern alleine im letzten Jahr eine ganze<br />
Reihe eindrucksvoller Umsetzungen gelungen.<br />
So startete Ikea für seine russischen Kun<strong>de</strong>n Mitte 2012 die Webseite Kitchenview.ru. Hervorstechendstes<br />
Merkmal war <strong>de</strong>r große Anteil an extra angefertigten Vi<strong>de</strong>o-Inhalten: Aus verschie<strong>de</strong>nsten Perspektiven<br />
ließen sich dabei augenscheinliche Normalbürger beim Benutzen einer Ikea-Küche und <strong>de</strong>ren Funktionen<br />
beobachten. Wer sich durch die Seite klickte, konnte insgesamt fünf verschie<strong>de</strong>ne, interaktive Vi<strong>de</strong>o-<br />
Szenarien betrachten und virtuell in die Rolle <strong>de</strong>r einzelnen Charaktere schlüpfen. So wählten alleine<br />
80.000 Besucher die Perspektive <strong>de</strong>s auf <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n dösen<strong>de</strong>n Hun<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Werbefamilie. Insgesamt<br />
031
lockte Ikea mit <strong>de</strong>r Seite in fünf Monaten mehr als 1,2 Millionen Besucher an, verzeichnete eine<br />
durchschnittliche Verweildauer von 3,5 Minuten und eine Return-Rate von 21 Prozent.<br />
Seinen traditionellen Katalog reicherte Ikea in diesem Jahr erstmals mit Augmented-Reality-Elementen<br />
an. Insgesamt 44 Katalogseiten lassen sich durch eine Katalog-App virtuell erweitern. So können „Röntgenblicke“<br />
in das 3D-animierte Innenleben von Ikea-Möbeln geworfen wer<strong>de</strong>n, Katalogbil<strong>de</strong>r individuell<br />
verän<strong>de</strong>rt und eine Reihe von Zusatzinformationen abgerufen wer<strong>de</strong>n. Die Grundi<strong>de</strong>e dabei ist es, <strong>de</strong>n<br />
Katalog zum Zugangspunkt für die verknüpften digitalen Inhalte zu machen. Auf diese Weise will Ikea<br />
nicht nur die Relevanz-Dauer <strong>de</strong>s Printkatalogs verlängern, son<strong>de</strong>rn sich auch die Option offenhalten, die<br />
dazugehörigen Medieninhalte nach Bedarf zu aktualisieren. Lob gebührt Ikea übrigens auch dafür, bei<br />
seiner Katalog App auf die omnipräsenten - aber <strong>de</strong>nnoch ästhetisch eher unzureichen<strong>de</strong>n – QR-Co<strong>de</strong>s<br />
verzichtet zu haben und statt<strong>de</strong>ssen auf die ungleich elegantere Bildmarker-Technologie <strong>de</strong>s Anbieters<br />
Metaio zu setzen.<br />
Einen interaktiven Online-Katalog präsentierte Ikea schließlich unter <strong>de</strong>m Motto „Celebrate Brilliantly“<br />
zu Thanksgiving, das in <strong>de</strong>n USA traditionell das Jahresendgeschäft einläutet. Besucher <strong>de</strong>r Seite<br />
konnten in insgesamt 31 Einrichtungs-Tableaus fast alles anklicken – und lan<strong>de</strong>ten dann unter an<strong>de</strong>rem<br />
bei Vi<strong>de</strong>o-Inhalten, Einrichtungsi<strong>de</strong>en und Backrezepten. Sämtliche Ikea-Artikel konnten mit einem Klick<br />
geliked (Facebook) bzw. gepinned (Pinterest) wer<strong>de</strong>n. Was <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n gefiel, konnte er auf einen<br />
virtuellen Einkaufszettel setzen, <strong>de</strong>r ihm beim nächsten Besuch eines Ikea-Einrichtungshauses als<br />
Orientierungshilfe dienen sollte. Technisch basierte <strong>de</strong>r interaktive Online-Katalog auf HTML5 und bot<br />
<strong>de</strong>shalb browserunabhängig eine sehr angenehme Performance. „Mit <strong>de</strong>m digitalen Weihnachtskatalog<br />
können wir eine Verbindung zu <strong>de</strong>m herstellen, was sich gera<strong>de</strong> im Leben <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n abspielt, und<br />
ihnen gleichzeitig die nötigen Online-Tools in die Hand geben, um das Ikea-Sortiment zu ent<strong>de</strong>cken,<br />
weiterzupromoten und schließlich In-Store zu kaufen“, erklärt Phil E<strong>de</strong>lstein von <strong>de</strong>r für die Umsetzung<br />
<strong>de</strong>r Kampagne zuständigen Brownstein Group.<br />
Mit allen drei Online-Maßnahmen zeigt Ikea, dass Han<strong>de</strong>lsunternehmen auf ihren Webseiten <strong>de</strong>utlich<br />
mehr bieten können als nur trockene Store- und Produktinformationen. Der spielerische Ansatz von Ikea<br />
trifft <strong>de</strong>n Nerv <strong>de</strong>r Online-Nutzer, reizt ihre Ent<strong>de</strong>ckerlust und versorgt sie auf diese Weise mit je<strong>de</strong>r<br />
Menge Anregungen für <strong>de</strong>n nächsten Besuch im Möbelhaus. Der schwedische Einrichtungshersteller<br />
hat seine Agenturen dazu gebracht, sich weniger mit <strong>de</strong>r Frage zu beschäftigen, was gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r<br />
Digitalwerbung State of the Art ist, son<strong>de</strong>rn sich mehr damit zu befassen, wie sich das Ikea-spezifische<br />
Image und die damit verbun<strong>de</strong>ne stationäre Einkaufserfahrung online umsetzen lassen. Jenseits <strong>de</strong>r<br />
Online-Shop-Thematik ist Ikea damit auf einem guten Weg, einen Markenauftritt zu entwickeln, <strong>de</strong>r die<br />
Kanäle Online und Offline integriert.<br />
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VORWORT NEUE HELDEN BRAUCHT DER HANDEL DAS SIND DIE <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> VON DEN <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> LERNEN SCHLUSSWORT<br />
ONLINE-<br />
HÄNDLER<br />
Der nachhaltige Erfolg <strong>de</strong>s E-Commerce zeigt sich auch daran, dass eine steigen<strong>de</strong><br />
Anzahl von Online-Händlern <strong>de</strong>n Schritt in <strong>de</strong>n <strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong> vor Ort wagt. Die stationären<br />
Konzepte sind allerdings min<strong>de</strong>stens so verschie<strong>de</strong>n wie die dazugehörigen<br />
Online-Geschäftsmo<strong>de</strong>lle. Gemeinsam ist <strong>de</strong>n La<strong>de</strong>ngeschäften <strong>de</strong>r Online-Händler<br />
jedoch ein frischer Blick auf <strong>de</strong>n <strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong> und das Einbringen von Erfahrungen<br />
aus <strong>de</strong>m E-Commerce, was zu mo<strong>de</strong>rnen und zukunftsgerichteten stationären Han<strong>de</strong>lsmo<strong>de</strong>llen<br />
führt.<br />
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3<br />
06<br />
Notebooksbilliger.<strong>de</strong><br />
EIN LADENGESCHÄFT WIE EIN ONLINE-SHOP<br />
Quelle: Notebooksbilliger.<strong>de</strong><br />
Mit einem Jahresumsatz von rund einer halben<br />
Milliar<strong>de</strong> Euro zählt Notebooksbilliger.<strong>de</strong> zu <strong>de</strong>n<br />
erfolgreichsten <strong>de</strong>utschen Online-Händlern und<br />
zu <strong>de</strong>n absoluten Spitzenreitern unter <strong>de</strong>n Elektronikversen<strong>de</strong>rn.<br />
Dabei gilt bei <strong>de</strong>m Unternehmen<br />
in seltener Klarheit: Der Name ist Programm.<br />
Notebooksbilliger.<strong>de</strong> verdankt seinen Erfolg einem<br />
breiten Kernsortiment in <strong>de</strong>n Bereichen<br />
Notebooks, Tablets und Smartphones – und das<br />
zu Preisen, die bei <strong>de</strong>n einschlägigen Preisvergleichern<br />
jeweils ganz oben rangieren. Erste Erfahrungen<br />
im stationären Geschäft konnte das Unternehmen<br />
mit einer Abholtheke am Lagerstandort<br />
in Hannover-Sarstedt sammeln. Dennoch war die<br />
Überraschung groß, als <strong>de</strong>r Online-Händler Anfang 2010 in München sein erstes La<strong>de</strong>ngeschäft eröffnete.<br />
Der zunächst angekündigte Ausbau <strong>de</strong>s stationären Geschäfts verlief zwar langsamer als geplant,<br />
doch wur<strong>de</strong> ebenfalls 2010 die Verkaufsfläche in Sarstedt zu einem vollwertigen Store umgebaut und im<br />
Frühjahr 2013 in Düsseldorf ein weiteres La<strong>de</strong>ngeschäft eröffnet.<br />
Besucht man einen <strong>de</strong>r Notebooksbilliger-Stores, so fällt auf, dass <strong>de</strong>r Internet-Händler auch im stationären<br />
Geschäft konsequent auf Online-Prinzipien setzt. Das trifft nicht nur im Hinblick auf die Preisgestaltung<br />
zu, die on- und offline i<strong>de</strong>ntisch ist. Der Online-Händler setzt in seinen Stores auch auf ein schlankes<br />
Verkaufskonzept, wie es sonst für <strong>de</strong>n E-Commerce typisch ist. So sind die La<strong>de</strong>ngeschäfte in – zwar gut<br />
erreichbaren, aber am Ran<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Zentren liegen<strong>de</strong>n – B-Lagen angesie<strong>de</strong>lt. Notebooksbilliger . <strong>de</strong> bietet<br />
in vielen Fällen die Möglichkeit <strong>de</strong>r Abholung von Online-Bestellungen in <strong>de</strong>n stationären Geschäften<br />
an, verzichtet aber auf Angebote wie Zusatzservices o<strong>de</strong>r die Rücknahme von Internet-Bestellungen im<br />
La<strong>de</strong>ngeschäft.<br />
Zu<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n die Notebooksbilliger-Stores von einer Reihe von Merkmalen gekennzeichnet, die<br />
ebenfalls für <strong>de</strong>n E-Commerce typisch sind: eine geringe Kostenstruktur als Basis für niedrige<br />
Endpreise, eine möglichst große Produktauswahl in einem klar eingegrenzten Sortimentsbereich sowie<br />
ein Personal, das mit Fachkenntnis gelebte Tech-Begeisterung ausstrahlt und mühelos <strong>de</strong>n Kontakt zu<br />
<strong>de</strong>r online-affinen Kundschaft herstellt.<br />
Entschei<strong>de</strong>nd ist für Notebooksbilliger-Chef Arnd von We<strong>de</strong>meyer, dass das stationäre Geschäft <strong>de</strong>s<br />
Elektronikversen<strong>de</strong>rs eine Reihe von Bedingungen erfüllt: Es muss sich auch für sich gesehen von<br />
Anfang an rechnen und traditionelle Handlungsweisen <strong>de</strong>s <strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong>s wie etwa Printanzeigen und<br />
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VORWORT NEUE HELDEN BRAUCHT DER HANDEL DAS SIND DIE <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> VON DEN <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> LERNEN SCHLUSSWORT<br />
Prospektwerbung wer<strong>de</strong>n nur adaptiert, wenn diese im speziellen Kontext Sinn machen – außer<strong>de</strong>m ist<br />
die Grundlage für die Weiterentwicklung <strong>de</strong>s stationären Geschäfts das aus Start-up-Zeiten bekannte<br />
und erprobte Trial-and-Error-Prinzip. „Mit unseren stationären Geschäften wollten wir einfach etwas<br />
machen, das uns als Kun<strong>de</strong>n gefallen wür<strong>de</strong>“, erklärt dazu von We<strong>de</strong>meyer. „Wenn das Konzept bei <strong>de</strong>n<br />
Leuten ankommt und sich lohnt, bauen wir die Stores aus. Wenn nicht, überlegen wir uns eben etwas<br />
an<strong>de</strong>res. Wir sind in <strong>de</strong>r charmanten Situation, auch mal neue I<strong>de</strong>en ausprobieren zu können.“<br />
Über einen Lerneffekt berichtet <strong>de</strong>r Notebooksbilliger-Grün<strong>de</strong>r im Hinblick auf das angebotene Sortiment:<br />
So habe man am Anfang auch noch 30 PCs und eine Handvoll Fernseher im Angebot gehabt. „Das war<br />
zwar kein totaler Misserfolg, doch bietet das für die Kun<strong>de</strong>n kein echtes Alleinstellungsmerkmal. Denn<br />
Lä<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>nen vielleicht zehn TV-Geräte angeboten wer<strong>de</strong>n, gibt es viele. Wir haben gelernt, dass<br />
wir uns im stationären Geschäft konsequent auf ein Sortiment beschränken und dieses beson<strong>de</strong>rs gut<br />
spielen müssen.“<br />
Erklärtermaßen beabsichtigt es <strong>de</strong>r Notebooksbilliger-Chef mit seinen Stores nicht, Media Markt und<br />
Saturn im stationären Geschäft Konkurrenz zu machen: „Wenn man bei Media Markt das Verhältnis von<br />
Personal und Fläche hochrechnet, steht <strong>de</strong>m kein entsprechen<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nnutzen gegenüber“, so von<br />
We<strong>de</strong>meyer. Zwar gebe es in <strong>de</strong>n Märkten ein Sortiment, das von Zahnbürsten bis hin zu Fernsehern<br />
reiche, jedoch in keinem Bereich herausragend sei. „Früher war das noch ein Alleinstellungsmerkmal<br />
und es hat ein so breites Sortiment sonst nirgends gegeben. Aber heute gibt es breitere Sortimente<br />
überall im Internet“, erläutert er.<br />
Dass <strong>de</strong>r Elektronikversen<strong>de</strong>r mit seinen Stores <strong>de</strong>n Nerv <strong>de</strong>r Konsumenten von heute trifft, lässt sich<br />
auch mit Zahlen belegen: Nicht nur die stationären Geschäfte sind für sich genommen rentabel, son<strong>de</strong>rn<br />
sie haben auch eine positive Auswirkung auf das Kerngeschäft von Notebooksbilliger.<strong>de</strong>. „Unser La<strong>de</strong>n<br />
in München erzeugt über das Thema Selbstabholer hinaus einen signifikanten Umsatzeffekt für unser<br />
Online-Geschäft“, berichtet von We<strong>de</strong>meyer. „Wir führen das auf einen offensichtlichen Trust-Effekt zurück,<br />
<strong>de</strong>r auch beim reinen Online-Kun<strong>de</strong>n wirkt.“ Einem Teil <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n – und vor allem <strong>de</strong>r Erstkäufer – gebe<br />
es offenbar ein besseres Gefühl, wenn ein Online-Händler auch eine stationäre Nie<strong>de</strong>rlassung habe.<br />
„Es gibt <strong>de</strong>n Leuten die Vorstellung, dass wenn etwas nicht stimmt, sie einem das Produkt wie<strong>de</strong>r auf<br />
<strong>de</strong>n physikalischen Tresen hauen können. Für viele scheint das eine Erleichterung zu sein und auch die<br />
emotionale Bereitschaft zum Online-Shopping zu erhöhen“, erklärt <strong>de</strong>r Notebooksbilliger-Chef.<br />
Seine Lei<strong>de</strong>nschaft schlage weiterhin für das E-Commerce-Geschäft, während er sich für <strong>de</strong>n stationären<br />
Han<strong>de</strong>l nur aufgrund <strong>de</strong>r Macht <strong>de</strong>r Fakten begeistern könne, bekennt von We<strong>de</strong>meyer. Dennoch<br />
plant Notebooksbilliger.<strong>de</strong> die Eröffnung weiterer Stores – <strong>de</strong>n Erfolg bei <strong>de</strong>r Suche nach geeigneten<br />
Standorten vorausgesetzt. „Ich kenne kein an<strong>de</strong>res stationäres Konzept in unserer Branche, das so<br />
035
erfolgreich wie unseres funktioniert“, erklärt von We<strong>de</strong>meyer selbstbewusst. „Im Gegenteil ist mein<br />
Eindruck, dass an<strong>de</strong>re sogenannte Multichannel-Mo<strong>de</strong>lle immer faule Kompromisse zu sein scheinen<br />
o<strong>de</strong>r – noch schlimmer – die gleichen Fehler wie die etablierten Han<strong>de</strong>lsformen machen.“<br />
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VORWORT NEUE HELDEN BRAUCHT DER HANDEL DAS SIND DIE <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> VON DEN <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> LERNEN SCHLUSSWORT<br />
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07<br />
Cyberport<br />
STATIONÄRES SCHAUFENSTER FÜR DAS ONLINE-ANGEBOT<br />
Quelle: Cybersport<br />
Ebenfalls aus <strong>de</strong>m Online-Elektronikhan<strong>de</strong>l<br />
stammt <strong>de</strong>r Local Hero Cyberport – allerdings<br />
mit einer etwas an<strong>de</strong>ren Ausrichtung als<br />
Notebooksbilliger.<strong>de</strong>: Natürlich spielen auch für<br />
Cyberport attraktive Preise eine große Rolle, doch<br />
steht das Unternehmen viel stärker in Bezug zu<br />
Allround-Elektronikhändlern wie Saturn, aber<br />
auch zum <strong>de</strong>sign- und trendbewussten Apple-<br />
Han<strong>de</strong>l. Im Online-Store von Cyberport wird das<br />
ver<strong>de</strong>utlicht durch ein breitgefächertes Sortiment,<br />
die prominente Platzierung von gehobenen<br />
Hightech-Marken wie Bose, Apple und Panasonic<br />
sowie durch ein insgesamt großzügiges Shop-<br />
Layout. Zu<strong>de</strong>m setzt das bereits seit <strong>de</strong>m Jahr<br />
2000 mehrheitlich zum Medienkonzern Burda gehören<strong>de</strong> Cyberport bei <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nansprache bewusst<br />
auf eine Vielzahl von Kanälen: So wird <strong>de</strong>r Online-Shop durch einen jährlich erscheinen<strong>de</strong>n, in Hochglanz<br />
gehaltenen Printkatalog flankiert und <strong>de</strong>r Elektronikversen<strong>de</strong>r ist auch bereits seit Längerem mit einem<br />
eigenen Markenshop auf <strong>de</strong>r Online-Han<strong>de</strong>lsplattform eBay vertreten. Bereits nach wenigen Wochen<br />
konnte Cyberport mit <strong>de</strong>m Verkauf auf <strong>de</strong>m eBay-Marktplatz einen Umsatz von mehr als einer Million<br />
Euro erzielen.<br />
Folgerichtig stieg Cyberport daher bereits relativ früh – im Jahr 2003 – in <strong>de</strong>n stationären Han<strong>de</strong>l ein,<br />
damals allerdings noch ganz pragmatisch mit einem Store am Firmensitz im Dresdner Waldschlösschen-<br />
Areal. Doch schon mit <strong>de</strong>r Eröffnung <strong>de</strong>s zweiten stationären Geschäfts von Cyberport in Berlin-Mitte<br />
2007 signalisierte <strong>de</strong>r Elektronikversen<strong>de</strong>r größere Ambitionen. Zwar bemühte sich das Unternehmen<br />
mit <strong>de</strong>r Wahl einer „1b-Lage“ um eine überschaubare Kostenstruktur, doch bekräftigte Cyberport mit<br />
einer großzügig bemessenen La<strong>de</strong>nfläche und mo<strong>de</strong>rnem Design seine Absicht, sich von <strong>de</strong>r auf PC-<br />
Hardware und Gamer-Komponenten fokussierten Online-Konkurrenz abzusetzen und auch im Offline-<br />
Han<strong>de</strong>l sein auf gehobene Unterhaltungselektronik gerichtetes Profil zu akzentuieren.<br />
Während sich La<strong>de</strong>nbau und Warenpräsentation <strong>de</strong>r mittlerweile neun Cyberport-Stores sichtlich an<br />
<strong>de</strong>n Apple-Han<strong>de</strong>l anlehnen, verweisen die stationären Filialen <strong>de</strong>s Elektronikversen<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>nnoch<br />
klar auf ihren Bezug zum E-Commerce: So wer<strong>de</strong>n die in <strong>de</strong>r schlanken Online-Struktur begrün<strong>de</strong>ten<br />
Preis-Highlights selbstbewusst auf zentralen Po<strong>de</strong>sten präsentiert, ver<strong>de</strong>utlichen Internet-Terminals<br />
das Selbstverständnis <strong>de</strong>r Lä<strong>de</strong>n als Teil <strong>de</strong>s umfassen<strong>de</strong>ren Online-Shop-Angebots und spielen die<br />
Abholtheken für Internet-Bestellungen eine große Rolle. Während die großen Han<strong>de</strong>lsketten mit ihren<br />
überdimensionierten Elektronikmärkten immer stärker unter Druck geraten, überträgt Cyberport das<br />
037
Konzept von Media-Saturn und Co. in das E-Commerce-Zeitalter: Die Stores sprechen die Konsumenten<br />
in ihrer Technikbegeisterung an und la<strong>de</strong>n mit einem umfassen<strong>de</strong>n Produktangebot zum Ausprobieren<br />
und Stöbern ein. Dennoch verhehlt Cyberport nicht, dass es sich bei seinen La<strong>de</strong>ngeschäften letztlich<br />
nur um eine Art „vergrößertes Schaufenster“ für ein noch wesentlich breiteres, preisgünstiges Online-<br />
Angebot han<strong>de</strong>lt.<br />
Das be<strong>de</strong>utet allerdings nicht, dass das Engagement <strong>de</strong>s Unternehmens im stationären Han<strong>de</strong>l nicht<br />
auch seinen Selbstzweck erfüllt: „Unsere Lä<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n als eigenständige Profitcenter geführt“,<br />
berichtet Cyberport-Geschäftsführer Olaf Siegel. „Das be<strong>de</strong>utet, dass die La<strong>de</strong>nkette für sich betrachtet<br />
profitabel sein muss – und es auch ist.“ Man habe über die Jahre festgestellt, dass die Kun<strong>de</strong>n die<br />
stationäre Strategie <strong>de</strong>s Online-Händlers honorierten: „Die kombinierte Wertschöpfung aus <strong>de</strong>m in<br />
<strong>de</strong>n La<strong>de</strong>ngeschäften erzielten Umsatz und <strong>de</strong>r daraus resultieren<strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>nbindung rechtfertigt das<br />
stationäre Geschäft“, so Siegel. Denn mit ihren kanalübergreifen<strong>de</strong>n Angeboten hätten sich die Cyberport-<br />
Stores für das Unternehmen zu einem wichtigen Hebel zwischen Offline und Online entwickelt. „Wir<br />
realisieren durch unsere stationären Standorte Umsatzeffekte, die über die in <strong>de</strong>n Lä<strong>de</strong>n realisierten<br />
Umsätze hinausgehen“, berichtet <strong>de</strong>r Cyberport-Geschäftsführer. Während das Unternehmen beim<br />
Einstieg in <strong>de</strong>n stationären Han<strong>de</strong>l noch befürchtet habe, dass sich On- und Offline-Umsätze gegenseitig<br />
kannibalisieren könnten, habe man schnell gelernt, dass <strong>de</strong>m nicht so ist – son<strong>de</strong>rn im Gegenteil sogar<br />
eine Befruchtung zwischen <strong>de</strong>n einzelnen Kanälen stattfin<strong>de</strong>.<br />
Zu<strong>de</strong>m wirken sich die Cyberport-Stores auch positiv auf die Möglichkeiten <strong>de</strong>s Unternehmens im Online-<br />
Han<strong>de</strong>l aus: Während viele Internethändler damit kämpfen, dass eine steigen<strong>de</strong> Anzahl von Herstellern<br />
beson<strong>de</strong>rs attraktive Produkte ausschließlich für ihre qualifizierten Vertriebspartner im stationären<br />
Han<strong>de</strong>l reserviert, ermöglicht Cyberport durch die hochwertige Präsentation in <strong>de</strong>n stationären Filialen<br />
<strong>de</strong>n Verkauf solcher Selektivware auch im Internet. Zu<strong>de</strong>m helfen die Lä<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Online-Händler bei <strong>de</strong>r<br />
Akquise von zusätzlichen Unterstützungsleistungen durch die Industrie.<br />
So verwun<strong>de</strong>rt es nicht, dass Cyberport, das 2012 – nicht zuletzt durch <strong>de</strong>n zügigen Ausbau <strong>de</strong>s<br />
stationären Geschäfts – einen regelrechten Umsatzsprung von 364 Millionen Euro auf 538 Millionen<br />
Euro verzeichnen konnte, bereits die Eröffnung weiterer stationärer Filialen plant. So soll das Store-Netz<br />
in diesem Jahr durch die Eröffnung weiterer Geschäfte in Köln, Essen, Stuttgart, Berlin-Charlottenburg<br />
und München auf min<strong>de</strong>stens 14 Standorte wachsen. Mittelfristig kann sich Cyberport-Chef Olaf Siegel<br />
für das stationäre Geschäft auch die Einführung eines Franchise-Mo<strong>de</strong>lls vorstellen – auch wenn es<br />
dafür bis jetzt keine konkreten Pläne gibt. Für <strong>de</strong>n Online-Händler hat sich <strong>de</strong>r Einstieg in <strong>de</strong>n stationären<br />
Han<strong>de</strong>l je<strong>de</strong>nfalls als Erfolg erwiesen, <strong>de</strong>r das Profil im E-Commerce keineswegs verwässert, son<strong>de</strong>rn<br />
vielmehr sogar dazu beiträgt, dieses zu schärfen.<br />
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VORWORT NEUE HELDEN BRAUCHT DER HANDEL DAS SIND DIE <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> VON DEN <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> LERNEN SCHLUSSWORT<br />
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08<br />
E<strong>de</strong>l Optics<br />
DIE LUXUSAUSGABE EINES LAGERSHOPS<br />
Ein Nebenraum mit Kun<strong>de</strong>nzugang und eine<br />
Abholtheke: Der Lagershop ist für viele Online-<br />
Händler <strong>de</strong>r naheliegendste und zugleich<br />
niedrigschwelligste Einstieg in <strong>de</strong>n stationären<br />
Han<strong>de</strong>l. Dass sich dieses rudimentäre Konzept<br />
auch ganz an<strong>de</strong>rs interpretieren und sogar<br />
zu einem eher hochwertigen Einkaufsformat<br />
ausbauen lässt, <strong>de</strong>monstriert <strong>de</strong>r Brillen-Online-<br />
Händler E<strong>de</strong>l Optics mit einem Pilotprojekt.<br />
Quelle: E<strong>de</strong>l Optics<br />
E<strong>de</strong>l Optics ist seit 2009 online, versen<strong>de</strong>t in<br />
21 Län<strong>de</strong>r und bietet ein Sortiment von rund<br />
30.000 Brillen an. En<strong>de</strong> August 2011 eröffnete<br />
<strong>de</strong>r Brillenhändler am Firmensitz im bürgerlichen<br />
Hamburger Stadtteil Winterhu<strong>de</strong> ein eigenes La<strong>de</strong>ngeschäft. Der Clou: Das Geschäft ist we<strong>de</strong>r Abholshop<br />
noch klassisches Optiker-Fachgeschäft. Der La<strong>de</strong>n selbst hat eher Showroom-Charakter: Außer einer<br />
Handvoll ausgewählter Brillenmo<strong>de</strong>lle fin<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> in <strong>de</strong>m geschmackvoll eingerichteten Geschäft<br />
nur eine Reihe von Stehsäulen mit iPads. Darauf lassen sich die 5.000 Brillen im angeschlossenen Lager<br />
von E<strong>de</strong>l Optics durchstöbern. Bis zu fünf Mo<strong>de</strong>lle können Kun<strong>de</strong>n aussuchen und sich kurz darauf<br />
von einem Mitarbeiter auf einem Tablett präsentieren lassen. Ist keine passen<strong>de</strong> Brille dabei, können<br />
Kun<strong>de</strong>n auch vor Ort aus <strong>de</strong>m weitere 25.000 Mo<strong>de</strong>lle starken Online-Sortiment bestellen.<br />
„In erster Linie haben wir in <strong>de</strong>r Eröffnung <strong>de</strong>s La<strong>de</strong>ngeschäfts für uns die Möglichkeit gesehen, ein<br />
Pilotprojekt zu starten, um mit <strong>de</strong>m Multichannel-Vertrieb Erfahrungen zu sammeln und dabei einen<br />
neuen Ansatz auszuprobieren“, erklärt E<strong>de</strong>l Optics-Geschäftsführer Dennis Martens. Schließlich ist <strong>de</strong>r<br />
Hanseat überzeugt, dass künftig Multichannel- bzw. Crosschannel-Konzepte die Märkte dominieren<br />
wer<strong>de</strong>n. Zu<strong>de</strong>m biete die stationäre Filiale <strong>de</strong>n Mehrwert, dass <strong>de</strong>r Online-Händler bei Korrektionsbrillen<br />
seinen Kun<strong>de</strong>n auch eine Augenmessung und die Anpassung <strong>de</strong>s Gestells anbieten könne. „Ein weiterer<br />
Nebeneffekt ist, dass <strong>de</strong>r La<strong>de</strong>n das Vertrauen in uns als Online-Händler stärkt“, erklärt Martens.<br />
Der E<strong>de</strong>l Optics-Grün<strong>de</strong>r sieht <strong>de</strong>n La<strong>de</strong>n aus Kun<strong>de</strong>nsicht als optimales Angebot: So wür<strong>de</strong>n<br />
die niedrigen Internet-Preise auch in <strong>de</strong>m La<strong>de</strong>ngeschäft gelten. Anstelle <strong>de</strong>r bei vielen Optikern<br />
üblichen Irrgänge durch Regal-Labyrinthe biete man zielführen<strong>de</strong> Suchfunktionen im Online-Katalog,<br />
unter an<strong>de</strong>rem anhand von Kriterien wie Preisvorstellung, Größe, Rahmen und Marke. Für weniger<br />
technikaffine Kun<strong>de</strong>n, die sich mit <strong>de</strong>r Brillensuche per iPad schwertäten, gebe es zu<strong>de</strong>m die Möglichkeit<br />
<strong>de</strong>s „betreuten Surfens“ zusammen mit einem Mitarbeiter. Und schließlich punktet E<strong>de</strong>l Optics<br />
mit <strong>de</strong>r breiten Brillenauswahl, die dank <strong>de</strong>s angeschlossenen Lagers mit 5.000 Gestellen <strong>de</strong>utlich<br />
039
höher liegt als etwa bei Fielmann, wo es in <strong>de</strong>r Regel maximal 2.000 Brillen zur Ansicht gibt, o<strong>de</strong>r bei<br />
durchschnittlichen Optikern, die auf jeweils rund 500 bis 800 Mo<strong>de</strong>lle kommen.<br />
Doch nicht nur aus Kun<strong>de</strong>nsicht macht das stationäre Mo<strong>de</strong>ll von E<strong>de</strong>l Optics Sinn, auch im Hinblick<br />
auf die internen Abläufe ist die Lösung gut durchdacht. So bietet das mit <strong>de</strong>m Lager gekoppelte<br />
La<strong>de</strong>ngeschäft <strong>de</strong>m Brillenversen<strong>de</strong>r die Möglichkeit einer extrem schlanken On-/Offline-Verknüpfung.<br />
Die Kerni<strong>de</strong>e dabei: die intelligente Nutzung <strong>de</strong>s Lagers. So wer<strong>de</strong> für das umfangreiche Brillen-Angebot<br />
keine extra Lagerhaltung nötig und halte sich auch die Kapitalbindung in Grenzen.<br />
Auch wenn es sich bei <strong>de</strong>m La<strong>de</strong>ngeschäft von E<strong>de</strong>l Optics bisher um ein Pilotprojekt han<strong>de</strong>lt, sind für<br />
Geschäftsführer Dennis Martens verschie<strong>de</strong>ne Weiterentwicklungen <strong>de</strong>s Konzepts <strong>de</strong>nkbar. Eine davon<br />
wäre die Eröffnung weiterer stationärer Filialen: „Das ist auf je<strong>de</strong>n Fall vorstellbar und die positiven<br />
Erfahrungen, die wir in Hamburg bereits gemacht haben, bestärken uns in <strong>de</strong>m Gedanken“, erklärt<br />
<strong>de</strong>r Firmenchef. Allerdings müssten die Lagerbestän<strong>de</strong> bei mehreren stationären Filialen zumin<strong>de</strong>st<br />
teilweise <strong>de</strong>zentralisiert wer<strong>de</strong>n. Das Ergebnis wäre dann ein Filialnetz, das mit einer entsprechen<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>zentralisierten Lagerhaltung korrespondiert.<br />
Eine weitere vorstellbare Variante wäre für Martens <strong>de</strong>r Start eines Partnerprogramms: „Denkbar wäre<br />
beispielsweise, dass wir Partneroptikern unsere Technologie <strong>de</strong>r virtuellen Warenauslage zur Verfügung<br />
stellen und ein virtuelles Sortiment über das gesamte Netzwerk damit abbil<strong>de</strong>n“, so <strong>de</strong>r E<strong>de</strong>l Optics-<br />
Grün<strong>de</strong>r. So könnten Optiker vor allem die Umsätze mit weniger gängigen Mo<strong>de</strong>llen steigern. Die Kun<strong>de</strong>n<br />
wür<strong>de</strong>n in diesem Szenario wie<strong>de</strong>rum von einer <strong>de</strong>utlich vergrößerten Auswahl bei <strong>de</strong>n Mo<strong>de</strong>llen und<br />
<strong>de</strong>n Vorteilen <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>llauswahl per Suchfunktion profitieren. Zu<strong>de</strong>m könnte das iPad eine Ergänzung<br />
<strong>de</strong>s Filialbestan<strong>de</strong>s bieten und anstelle von Katalogen eingesetzt wer<strong>de</strong>n. „Die Planungen hierzu laufen“,<br />
erklärt Martens – „auch wenn an<strong>de</strong>re Baustellen aktuell noch höhere Priorität für uns haben.“<br />
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VORWORT NEUE HELDEN BRAUCHT DER HANDEL DAS SIND DIE <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> VON DEN <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> LERNEN SCHLUSSWORT<br />
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Shoepassion.com<br />
LADENGESCHÄFT MACHT QUALITÄTSANSPRÜCHE GREIFBAR<br />
Quelle: Shoepassion.com<br />
Der Begriff Online-Händler greift insofern etwas<br />
kurz, als viele E-Commerce-Anbieter auch als Hersteller<br />
<strong>de</strong>r von ihnen vertriebenen Waren fungieren.<br />
Die Kombination aus Produktion in Eigenregie<br />
und schlankem Online-Direktvertrieb eignet sich<br />
nicht zuletzt dafür, hochwertige Güter zu einem<br />
attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnis anzubieten.<br />
Auf dieses Prinzip setzt auch Shoepassion.<br />
com aus Berlin, das im Internet rahmengenähte<br />
Herrenschuhe von hoher Qualität zu vorteilhaften<br />
Preisen verkauft. Seit En<strong>de</strong> 2012 ist das Unternehmen<br />
in Berlin auch mit einem eigenen La<strong>de</strong>ngeschäft<br />
vertreten – doch dazu kam es eher zufällig.<br />
„Gegrün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong> Shoepassion.com 2010“, berichtet Tobias Börner, <strong>de</strong>r sich bei <strong>de</strong>m Online-Anbieter<br />
um redaktionelle Inhalte und PR-Belange kümmert. Ausgangspunkt sei die große Schuhlei<strong>de</strong>nschaft <strong>de</strong>r<br />
Grün<strong>de</strong>r Tim Keding und Henry Bökemeier gewesen. „Bei<strong>de</strong> besitzen mehr Schuhe als ihre Partnerinnen“,<br />
erzählt Börner, „und so war es ihnen ein Anliegen, vom verklebten Einheitsschuh wegzukommen“. Da<br />
sich zu <strong>de</strong>n etablierten Hochpreismarken allerdings ein richtiggehen<strong>de</strong>r Quantensprung auftat, sei die<br />
I<strong>de</strong>e entstan<strong>de</strong>n, es ohne Zwischenhan<strong>de</strong>l mit eigenproduzierten Herrenschuhen im Internet-Vertrieb zu<br />
versuchen. Nach<strong>de</strong>m in Spanien ein Partner gefun<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n war, <strong>de</strong>r die Schuhe nach <strong>de</strong>n Entwürfen<br />
<strong>de</strong>r Berliner Schuhliebhaber in seiner Manufaktur fertigte, konnte Shoepassion.com 2010 an <strong>de</strong>n Start<br />
gehen und traf gleich auf eine sehr gute Resonanz.<br />
„Für ein La<strong>de</strong>ngeschäft gab es 2010 noch keine I<strong>de</strong>e“, berichtet Börner. „Doch kam es immer häufiger<br />
vor, dass Leute plötzlich in unserem Büro stan<strong>de</strong>n und die Schuhe sehen wollten.“ Als Reaktion darauf<br />
richtete Shoepassion in <strong>de</strong>r Etage über <strong>de</strong>m Firmensitz einen kleinen Showroom ein, für <strong>de</strong>n sich<br />
Kun<strong>de</strong>n per Online-Terminvereinbarung anmel<strong>de</strong>n konnten. Als im vergangenen Jahr für das wachsen<strong>de</strong><br />
Start-up dann <strong>de</strong>r erste Umzug anstand, wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Verkauf vor Ort gleich in die Planung miteinbezogen<br />
– zumal sich das künftige Domizil von Shoepassion.com dafür ausgesprochen gut eignete: Der neue<br />
Firmensitz <strong>de</strong>s Unternehmens befin<strong>de</strong>t sich in Berlin-Mitte in <strong>de</strong>r Ackerhalle – einer umgebauten<br />
ehemaligen Markthalle – und verfügt auch über ein Schaufenster zur Straße.<br />
„Wir haben jetzt zum ersten Mal einen richtigen La<strong>de</strong>n“, berichtet Börner, „doch haben wir daran<br />
festgehalten, dass das stationäre Geschäft und das Büro inklusive Lager weiterhin ineinan<strong>de</strong>rgreifen“.<br />
Das gelte auch für <strong>de</strong>n Verkauf, bei <strong>de</strong>m Shoepassion.com bewusst auf das „Vogel-Strauß-Prinzip“<br />
verzichtet habe: „Alle Mitarbeiter sind in <strong>de</strong>r Lage, effektiv in <strong>de</strong>n La<strong>de</strong>n einzugreifen, helfen aber<br />
041
auch genauso beim Online Customer Support mit“, erklärt Börner. Dabei gehe es <strong>de</strong>m E-Commerce-<br />
Unternehmen darum, die hohen Prinzipien, die man sich für <strong>de</strong>n Verkauf im Internet gesteckt habe, auch<br />
auf das Offline-Geschäft zu übertragen: „Wenn ein Kun<strong>de</strong> zu uns in <strong>de</strong>n La<strong>de</strong>n kommt, muss er dafür<br />
i<strong>de</strong>alerweise rund eine Stun<strong>de</strong> Zeit mitbringen. Dabei erhält er eine ausführliche Beratung, aber auch<br />
eine <strong>de</strong>taillierte Einführung in die richtige Pflege <strong>de</strong>r Schuhe.“ Schließlich beginne <strong>de</strong>r Preis für ein Paar<br />
Schuhe bei Shoepassion.com – trotz <strong>de</strong>r vorteilhaften Kostenstruktur – bei rund 200 Euro, was einen<br />
entsprechend wertigen Verkaufsprozess nahelege.<br />
Mit <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>s La<strong>de</strong>ngeschäfts in <strong>de</strong>n ersten Monaten sind die Shoepassion-Macher<br />
zufrie<strong>de</strong>n. „Uns besuchen hier viele Online-Kun<strong>de</strong>n, gleichzeitig erhalten wir mit <strong>de</strong>m Store aber auch<br />
die Aufmerksamkeit <strong>de</strong>r Laufkun<strong>de</strong>n“, so Börner. Bei einem Produkt wie hochwertigen Le<strong>de</strong>rschuhen<br />
sei es nun einmal so, dass man mit Bil<strong>de</strong>rn und ausführlichem Textmaterial zwar vieles online darstellen<br />
könne, doch lasse sich die Haptik <strong>de</strong>r Schuhe und <strong>de</strong>r Geruch <strong>de</strong>s Le<strong>de</strong>rs nur „live“ erfahren. So trage<br />
<strong>de</strong>r Shoepassion-Store dazu bei, das Vertrauen <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n in die Marke zu för<strong>de</strong>rn, aber auch um eine<br />
Vorstellung von <strong>de</strong>r Qualität <strong>de</strong>r angebotenen Schuhe zu vermitteln. „Außer<strong>de</strong>m soll <strong>de</strong>r Store natürlich<br />
zum Gewinn unseres Unternehmens beitragen – und tut das auch bereits“, so Börner.<br />
So wie sich das E-Commerce-Mo<strong>de</strong>ll von Shoepassion.com von an<strong>de</strong>ren Internet-Anbietern<br />
unterschei<strong>de</strong>t, die mit Massenware han<strong>de</strong>ln und dabei ausschließlich preisbezogen agieren, so setzt<br />
sich auch die Herangehensweise <strong>de</strong>s Unternehmens an das Store-Geschäft von <strong>de</strong>n stationären<br />
Aktivitäten an<strong>de</strong>rer Online-Händler ab. So <strong>de</strong>ckt <strong>de</strong>r Verkauf an sich nur einen kleinen Teil <strong>de</strong>r Funktion<br />
<strong>de</strong>s La<strong>de</strong>ns ab. Wichtiger ist das stationäre Geschäft für Shoepassion.com, weil das Unternehmen auf<br />
diese Weise gegenüber seinen Kun<strong>de</strong>n effektiv das Image einer hochwertigen „Online-Manufaktur“<br />
unterstreichen kann. Zu<strong>de</strong>m trägt <strong>de</strong>r Store sichtlich zum Selbstverständnis <strong>de</strong>s Online-Händlers bei:<br />
In<strong>de</strong>m die Verkaufsfunktion in <strong>de</strong>n Bürobetrieb integriert ist, wird die Kun<strong>de</strong>norientierung gestärkt und<br />
Han<strong>de</strong>lstugen<strong>de</strong>n kultiviert.<br />
Es ist naheliegend, dass Shoepassion.com mit diesem Ansatz nicht gleich die Eröffnung einer ganzen<br />
La<strong>de</strong>nkette plant. „Wir wer<strong>de</strong>n zunächst unseren Store weiter ausbauen, schließlich sind wir noch weit<br />
davon entfernt, mit allem zufrie<strong>de</strong>n zu sein“, erklärt Börner. Vielleicht wer<strong>de</strong> das Unternehmen irgendwann<br />
ein zweites La<strong>de</strong>ngeschäft aufmachen, doch wer<strong>de</strong> man dann sicherlich <strong>de</strong>m eingeschlagenen Weg<br />
treu bleiben und nicht auf einmal eine Schuh-Boutique am Ku‘damm eröffnen. „In erster Linie sind<br />
und bleiben wir aber ein Online-Händler“, stellt Börner klar. So hat Shoepassion.com gera<strong>de</strong> einen<br />
eigenen Shop bei eBay eröffnet. Mit einem ausgesuchten Sortiment an Zubehörartikeln will <strong>de</strong>r Online-<br />
Schuhhändler dort die Aufmerksamkeit für seinen Stammshop erhöhen. „Auch in diesem neuen Kanal<br />
wollen wir wie<strong>de</strong>r die für Shoepassion.com typischen Qualitätsprinzipien übertragen“, kündigt <strong>de</strong>r<br />
Unternehmenssprecher an.<br />
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2<br />
1 3 4 5<br />
VORWORT NEUE HELDEN BRAUCHT DER HANDEL DAS SIND DIE <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> VON DEN <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> LERNEN SCHLUSSWORT<br />
3<br />
10<br />
Fashion For Home<br />
SHOWROOM FÜR DESIGNERMÖBEL AUS DEM NETZ<br />
Quelle: Fashion For Home<br />
Ebenfalls zum Kreis <strong>de</strong>r Online-Hersteller gehört<br />
Fashion For Home. Das 2009 gegrün<strong>de</strong>te<br />
Unternehmen mit Sitz in Berlin lässt seine<br />
Designermöbel von einem Pool namhafter<br />
internationaler Gestalter entwerfen und nach <strong>de</strong>m<br />
jeweils besten Preis-Leistungs-Verhältnis von<br />
Auftragsfertigern in Deutschland, Skandinavien<br />
und Osteuropa herstellen. Preisvorteile erzielt<br />
Fashion For Home dadurch, dass erst mit <strong>de</strong>r<br />
Bestellung <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Startschuss für die<br />
Produktion <strong>de</strong>s Möbelstücks fällt. Seit seiner<br />
Gründung hat <strong>de</strong>r Online-Möbelhändler bereits<br />
mehr als 100.000 Kun<strong>de</strong>n beliefert und bietet<br />
in seinem Online-Shop ein Sortiment von<br />
mehr als 8.000 Wohnartikeln und Accessoires an. Dabei ist <strong>de</strong>r Erfolg von Fashion For Home auch in<br />
Anlegerkreisen nicht unbemerkt geblieben und so sind inzwischen die renommierten Investoren Acton<br />
Capital Partner und Holtzbrinck Ventures an <strong>de</strong>m Unternehmen beteiligt.<br />
Den Schritt in <strong>de</strong>n stationären Han<strong>de</strong>l vollzog Fashion For Home im August 2012 mit <strong>de</strong>r Eröffnung<br />
eines Showrooms in <strong>de</strong>r unweit von Friedrichstraße und Gendarmenmarkt im Herzen Berlins gelegenen<br />
Behrenstraße. Dort zeigt <strong>de</strong>r Internet-Händler auf über 400 Quadratmetern eine quartalsweise<br />
wechseln<strong>de</strong> Möbelausstellung aus Design-Highlights und Bestsellern seines Online-Sortiments.<br />
Kun<strong>de</strong>n können in <strong>de</strong>m Showroom an großen Terminals im Online-Shop von Fashion For Home stöbern<br />
und unterschiedliche Varianten <strong>de</strong>r im La<strong>de</strong>ngeschäft ausgestellten Möbel ansehen sowie auch direkt<br />
online bestellen. Unterstützung erhalten die Besucher <strong>de</strong>s Stores von Einrichtungsexperten vor Ort.<br />
„Der Berliner Showroom macht die Marke Fashion For Home und die Qualität unserer Produkte für<br />
Kun<strong>de</strong>n und Mitarbeiter offline erlebbar“, erklärt CEO Marc Appelhoff die Intention hinter <strong>de</strong>r Eröffnung<br />
<strong>de</strong>s stationären Geschäfts. Besucher könnten so das hochwertige Sortiment von Fashion For Home in<br />
Realität kennenlernen und – beson<strong>de</strong>rs wichtig für <strong>de</strong>n Online-Möbelhändler – auch „probewohnen“.<br />
Durch die in <strong>de</strong>m knappen Jahr seit <strong>de</strong>r Eröffnung <strong>de</strong>s La<strong>de</strong>ngeschäfts gesammelten Erfahrungen sieht<br />
Appelhoff die kanalübergreifen<strong>de</strong> Strategie seines Unternehmens bestätigt: „Wir erhalten durchwegs<br />
ein sehr positives Feedback von unseren Kun<strong>de</strong>n und Besuchern <strong>de</strong>s Showrooms.“ Dabei wüssten<br />
die Konsumenten vor allem die im Netz nicht darstellbaren Einkaufsmöglichkeiten zu schätzen, wie<br />
beispielsweise das breite Angebot an Stoff- und Le<strong>de</strong>rmustern zum Anfassen. Zu<strong>de</strong>m setzt Fashion<br />
For Home in <strong>de</strong>m Showroom auf die Beratungskompetenz ausgebil<strong>de</strong>ter Inneneinrichter, um so die<br />
043
Vorzüge <strong>de</strong>s hochwertigen Möbelangebots adäquat zu präsentieren und gleichzeitig professionelle<br />
Einrichtungstipps mitzuliefern – ein Service, <strong>de</strong>r sich laut Appelhoff bei <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n großer Beliebtheit<br />
erfreut.<br />
Für Fashion For Home ist <strong>de</strong>r Berliner Showroom ein klassischer Flagship-Store, bei <strong>de</strong>ssen Konzipierung<br />
nicht an die Eröffnung weiterer Filialen o<strong>de</strong>r gar eine ganze La<strong>de</strong>nkette gedacht wur<strong>de</strong>. „Aktuell gibt es<br />
keine konkrete Planung dazu“, stellt Firmenchef Appelhoff klar. „Im Kern fokussieren wir uns auf <strong>de</strong>n<br />
Verkauf unserer Produkte im Internet.“<br />
Der CEO von Fashion For Home hält es daher auch nicht für angebracht, aus <strong>de</strong>n Erfahrungen in Berlin<br />
generelle Rückschlüsse auf die Perspektiven <strong>de</strong>r Vermischung von On- und Offline-Han<strong>de</strong>l zu ziehen. „Wir<br />
sind überzeugt, dass <strong>de</strong>r Berliner Showroom eine sinnvolle Ergänzung unseres Online-Markenauftritts<br />
ist“, erklärt Appelhoff. „Verallgemeinern lässt sich das aber nicht, da wir kein reiner Online-Händler,<br />
son<strong>de</strong>rn eben gleichzeitig auch Hersteller sind.“<br />
Dennoch dürfte das Beispiel Fashion For Home typisch sein für Online-Händler, die in Han<strong>de</strong>lsbereichen<br />
angesie<strong>de</strong>lt sind, in <strong>de</strong>nen es um großformatigere, hochwertige und vor allem sehr stark stil- und<br />
emotionsbezogene Artikel geht. Selbst wenn ein Lagershop <strong>de</strong>m schlanken Geschäftsmo<strong>de</strong>ll von Fashion<br />
For Home eigentlich eher entsprechen wür<strong>de</strong>, legt die Erwartung <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n doch eine Showroom-<br />
Lösung nahe, die eine Präsentation <strong>de</strong>r Möbel in einem Fantasie und Kaufimpulse anregen<strong>de</strong>n Umfeld<br />
ermöglicht. Das gilt auch für Kun<strong>de</strong>n, für die es aufgrund <strong>de</strong>r räumlichen Entfernung gar nicht infrage<br />
kommt, <strong>de</strong>n Showroom von Fashion For Home zu besuchen: Die bloße Tatsache, dass es sich bei <strong>de</strong>m<br />
Möbelhändler um mehr als „nur“ einen Internet-Händler han<strong>de</strong>lt, trägt zum Wertempfin<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r<br />
Markenwahrnehmung bei, steigert das Kun<strong>de</strong>nvertrauen und erhöht die Attraktivität <strong>de</strong>s Möbel-Labels.<br />
044
HERSTELLER<br />
UND VERBUND-<br />
GRUPPEN<br />
Die Rollenverteilung im Han<strong>de</strong>l wur<strong>de</strong> durch das Internet in Bewegung gebracht:<br />
Traditionell setzten die meisten Hersteller und Verbundgruppen beim Vertrieb ganz auf<br />
ihre Han<strong>de</strong>lspartner vor Ort und blieben selbst eher im Hintergrund. Doch in Zeiten<br />
<strong>de</strong>s E-Commerce erwarten die Konsumenten eine aktivere Rolle <strong>de</strong>r Hersteller und<br />
Verbün<strong>de</strong>. Während einige von ihnen heute selbst als Online-Händler aktiv sind, setzen<br />
an<strong>de</strong>re Hersteller und Verbundgruppen auf eine zeitgemäße Weiterentwicklung ihrer<br />
Vertriebsstrategie. Diese „Local Heroes“ bin<strong>de</strong>n ihre Partner vor Ort in <strong>de</strong>n Online-<br />
Han<strong>de</strong>l ein – und stärken so die Relevanz <strong>de</strong>s stationären Han<strong>de</strong>ls.<br />
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3<br />
11<br />
AL-KO<br />
WENN DER FACHHÄNDLER ONLINE BESTELLTE<br />
RASENMÄHER LIEFERT<br />
Es ist beeindruckend, wie innovative Lösungen<br />
zur On-/Offline-Integration auch in Bereichen entstehen,<br />
<strong>de</strong>nen man auf <strong>de</strong>n ersten Blick keine<br />
allzu hohe E-Commerce-Affinität zugestan<strong>de</strong>n<br />
hätte. Ein gutes Beispiel dafür ist die AL-KO Kober<br />
Group aus <strong>de</strong>m schwäbischen Günzburg. Das<br />
Unternehmen ist neben <strong>de</strong>r Fahrzeug- und Klimatechnik<br />
auch im Gartenbereich tätig und hat für<br />
seinen Online-Shop alko-garten.<strong>de</strong> ein originelles<br />
Vertriebskonzept entwickelt, das die Han<strong>de</strong>lspartner<br />
vor Ort in die E-Commerce-Wertschöpfung<br />
mit einbezieht.<br />
Quelle: AL-KO<br />
„Der Bereich Garten und Hobby ist unser einziger<br />
B2C-Kanal“, berichtet Stephan Wal<strong>de</strong>is, Leiter E-Commerce bei AL-KO. „Wir bieten hier vom Rasenmäher<br />
bis zum Häcksler alles an Gartengeräten an, was einen Motor hat.“ Der Absatz erfolgt dabei zum<br />
einen über Baumärkte und ein bun<strong>de</strong>sweites Netz von mehr als 2.000 Fachhändlern. Zu<strong>de</strong>m setzt<br />
AL-KO schon recht lange auch auf das Versandgeschäft, aus <strong>de</strong>m sich wie<strong>de</strong>rum das Online-Geschäft<br />
entwickelte. alko-garten.<strong>de</strong> ist seit rund drei Jahren online und 2012 mit einem neuen Magento-Shop an<br />
<strong>de</strong>n Start gegangen, <strong>de</strong>r Online-Bestellung und Fachhan<strong>de</strong>ls-Services verbin<strong>de</strong>t.<br />
Bestellt ein Kun<strong>de</strong> einen Rasenmäher <strong>de</strong>r AL-KO Premiumlinie „Powerline“ im Online-Shop, wird das<br />
Gerät von <strong>de</strong>m Hersteller zunächst an einen regionalen Fachhändler geliefert. Der AL-KO Partner vor Ort<br />
baut <strong>de</strong>n Rasenmäher betriebsbereit zusammen und liefert liefert ihn <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n. Zu <strong>de</strong>m kostenlosen<br />
„Premiumservice“ gehören außer<strong>de</strong>m die Erstbefüllung <strong>de</strong>s Geräts mit Öl und Benzin sowie eine<br />
Einweisung. Das Konzept macht nicht zuletzt <strong>de</strong>shalb Sinn, weil es sich bei einem mehrere Hun<strong>de</strong>rt<br />
Euro teuren Rasenmäher um keinen x-beliebigen Versandartikel, son<strong>de</strong>rn um ein durchaus sperriges<br />
und erklärungsbedürftiges Produkt han<strong>de</strong>lt.<br />
„Wir haben uns bei <strong>de</strong>r Konzeption <strong>de</strong>s Programms die Frage gestellt: Welchen Hauptnutzen will<br />
<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>?“, erklärt Wal<strong>de</strong>is. Die im E-Commerce sonst oft bestimmen<strong>de</strong> Preis-Thematik habe sich<br />
bei <strong>de</strong>n Premiumprodukten von vornherein nicht angeboten, zu<strong>de</strong>m wür<strong>de</strong>n die „Powerline“-Geräte<br />
online ausschließlich durch <strong>de</strong>n Hersteller vertrieben. Statt<strong>de</strong>ssen habe sich AL-KO konsequent auf <strong>de</strong>n<br />
Service-Gedanken konzentriert. So sei es von Anfang an klar gewesen, <strong>de</strong>n Lieferservice kostenfrei<br />
anzubieten. Denn selbst wenn die Online-Preise gering über <strong>de</strong>m La<strong>de</strong>npreis mancher Fachhändler<br />
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2<br />
1 3 4 5<br />
VORWORT NEUE HELDEN BRAUCHT DER HANDEL DAS SIND DIE <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> VON DEN <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> LERNEN SCHLUSSWORT<br />
lägen, wür<strong>de</strong> das Service-Paket aus Lieferung, Montage und Einweisung aus Kun<strong>de</strong>nsicht letztlich einen<br />
wichtigen Mehrwert darstellen.<br />
Auch für die beteiligten Fachhändler kann Wal<strong>de</strong>is attraktive Anreize bieten. „Sicherlich gab es am Anfang<br />
Skepsis und manche Händler waren nicht begeistert, dass AL-KO <strong>de</strong>n Direktvertrieb forciert“, räumt<br />
<strong>de</strong>r E-Commerce-Leiter ein. Doch man habe die Partner zur Teilnahme an <strong>de</strong>m Programm zum einen<br />
durch eine finanzielle Vergütung bewegen können, die für <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>l teilweise mehr Profit bringe als<br />
die sonst übliche Produktmarge. „Zum an<strong>de</strong>ren können die Händler so einen direkten Kontakt zu <strong>de</strong>n<br />
Endkun<strong>de</strong>n aufbauen und vom Aftersales-Geschäft und Services profitieren“, erklärt Wal<strong>de</strong>is. Seit Mai<br />
2012 hätten sich bereits mehrere Hun<strong>de</strong>rt Fachhändler <strong>de</strong>m Partnerprogramm angeschlossen, was die<br />
Attraktivität <strong>de</strong>s Konzepts unterstreiche.<br />
Nach <strong>de</strong>m erfolgreichen Start <strong>de</strong>s „Premiumservices“ steht für AL-KO nun ein Ausbau <strong>de</strong>s Konzepts auf<br />
<strong>de</strong>r Tagesordnung. Zum einen <strong>de</strong>nkt das mittelständische Unternehmen dabei an eine Ausweitung <strong>de</strong>s<br />
über das Partnerprogramm angebotenen Produktsortiments: „Zwar haben wir <strong>de</strong>n ‚Premiumservice‘<br />
zunächst nur auf unsere ‚Powerline‘-Artikel beschränkt, doch besteht bei auch bei Produkten mit einem<br />
geringeren Warenwert ein genauso hoher Service- und Erklärungsbedarf“, so Wal<strong>de</strong>is. Fraglich sei lediglich,<br />
bis zu welchem Preispunkt auch eine kostenlose Lieferung angeboten wer<strong>de</strong>n könne. So fange das<br />
Produktsortiment von alko-garten.<strong>de</strong> bereits bei Artikeln mit einem Wert von 50 Euro an. Wal<strong>de</strong>is kann<br />
sich vorstellen, in solchen Fällen über eine „kleine Versandkostenpauschale“ nachzu<strong>de</strong>nken, doch ist für<br />
ihn auch klar: „Unser USP ist ein<strong>de</strong>utig <strong>de</strong>r kostenfreie Versand.“<br />
Mittelfristig überlegt AL-KO zu<strong>de</strong>m, die Fachhändler durch das Online-Angebot von vor<strong>de</strong>finierten Service-Dienstleistungen<br />
noch stärker in das Multichannel-Konzept einzubin<strong>de</strong>n. „Wir könnten im Online-Shop<br />
Services verkaufen, die <strong>de</strong>r Fachhan<strong>de</strong>l dann lokal ausführt“, beschreibt Wal<strong>de</strong>is die I<strong>de</strong>e.<br />
Allerdings befin<strong>de</strong> man sich noch im Diskussionsstadium und müsse erst herausfin<strong>de</strong>n, ob sich mit<br />
<strong>de</strong>n Partnern ein gemeinsamer Nenner fin<strong>de</strong>n lasse. Doch biete das Konzept nicht zuletzt für die Gartenhändler<br />
handfeste Vorteile, die bisher <strong>de</strong>n Anschluss an das Internet verpasst hätten: „Diese wür<strong>de</strong>n<br />
dann durch uns eine eigene Landing Page erhalten und so ihre Präsenz im Web stärken“, erklärt Wal<strong>de</strong>is.<br />
Schon heute kommt alko-garten.<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>r Verknüpfung von Hersteller- und Fachhan<strong>de</strong>lsleistungen sowohl<br />
<strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>nbedürfnis nach einer zentralen Internet-Vertriebsplattform für die Marken-Gartengeräte<br />
entgegen und bietet gleichzeitig <strong>de</strong>n in einer wenig technikaffinen Branche angesie<strong>de</strong>lten Han<strong>de</strong>lspartnern<br />
die Möglichkeit, an <strong>de</strong>n Vorteilen <strong>de</strong>s Online-Kanals zu partizipieren.<br />
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3<br />
12<br />
Gaxsys<br />
HÄNDLER ALS FULFILLMENT-PARTNER FÜR DEN<br />
HERSTELLER-SHOP<br />
Die Notwendigkeit, einen eigenen E-Commerce-Auftritt<br />
mit einem gewachsenen Vertriebsnetz<br />
zu kombinieren, beschäftigt Hersteller branchenübergreifend<br />
und hat in Gestalt von Gaxsys<br />
auch bereits einen speziell auf diese Thematik<br />
fokussierten Dienstleister auf <strong>de</strong>n Plan gerufen.<br />
„Die Marken sind über <strong>de</strong>n lokalen Han<strong>de</strong>l<br />
gewachsen und <strong>de</strong>shalb halte ich es für richtig,<br />
wenn Markenhersteller auch im Online-Han<strong>de</strong>l<br />
ihren stationären Partnern Umsätze zuführen“,<br />
erklärt Mathias Thomas das Grundprinzip <strong>de</strong>s von<br />
ihm gegrün<strong>de</strong>ten E-Commerce-Dienstleisters.<br />
Abb.: Gaxsys, Quelle: Picard Le<strong>de</strong>rwaren<br />
Ähnlich <strong>de</strong>m Fleurop-Prinzip ermöglicht es die<br />
Technologie von Gaxsys („Global Article Exchange“) zentral in einen Hersteller-Online-Shop eingehen<strong>de</strong><br />
Bestellungen <strong>de</strong>zentral durch die Han<strong>de</strong>lspartner vor Ort abzuwickeln. Ohne selbst die Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
und Risiken für einen Einstieg in <strong>de</strong>n Online-Han<strong>de</strong>l tragen zu müssen, können lokale Händler so eine<br />
Rolle in <strong>de</strong>r E-Commerce-Wertschöpfungskette übernehmen und damit auch die Zukunftsfähigkeit<br />
ihres stationären Geschäfts verbessern. „Ich mag unsere Innenstädte wie sie sind und möchte dazu<br />
beitragen, dass sie auch weiterhin vitale Einkaufsumgebungen bleiben“, so Gaxsys-Chef Thomas.<br />
Auch wenn sich <strong>de</strong>r Unternehmer damit als Fan <strong>de</strong>s lokalen <strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong>s outet, entstand <strong>de</strong>r<br />
Impuls zur Gründung von Gaxsys <strong>de</strong>nnoch vor allem aus <strong>de</strong>n Erfahrungen, die Thomas im täglichen<br />
Umgang mit <strong>de</strong>n ganz großen Han<strong>de</strong>ls- und Herstellermarken sammelt: Als Geschäftsführer <strong>de</strong>s<br />
1980 gegrün<strong>de</strong>ten Warehouse-Management-Spezialisten Dr. Thomas & Partner betreut <strong>de</strong>r Karlsruher<br />
ein von Adidas über Otto bis zu Zalando reichen<strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>nspektrum. „Dabei konnte ich zum einen<br />
erfahren, was <strong>de</strong>r E-Commerce be<strong>de</strong>utet, aber auch welche Herausfor<strong>de</strong>rung in diesem Bereich ein<br />
nachhaltiges Geschäft darstellt“, erklärt Thomas. Vor allem die kostentreiben<strong>de</strong>n Aspekte Lagerung,<br />
Versand und Retouren-Handling seien es, die <strong>de</strong>n Neueinstieg in <strong>de</strong>n Online-Han<strong>de</strong>l für kleine Händler<br />
zur Herkulesaufgabe machten, aber auch etablierte Händler und Hersteller vor große Hür<strong>de</strong>n stellten.<br />
„Die Antwort von Gaxsys darauf ist, dass nicht die Waren reisen sollen, son<strong>de</strong>rn die Daten. Die<br />
Auslieferung und Retourenabwicklung von Online-Bestellungen übernimmt nach unserem Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r<br />
jeweils nächstgelegene stationäre Händler“, so Thomas.<br />
Dabei sei es ein Grundprinzip, dass <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> vom Einsatz <strong>de</strong>r Gaxsys-Lösung im Prinzip nichts<br />
merke. „Der Kun<strong>de</strong> kauft im Online-Shop <strong>de</strong>r Marke und sieht höchstens am Lieferschein, dass es <strong>de</strong>r<br />
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2<br />
1 3 4 5<br />
VORWORT NEUE HELDEN BRAUCHT DER HANDEL DAS SIND DIE <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> VON DEN <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> LERNEN SCHLUSSWORT<br />
Händler vor Ort ist, <strong>de</strong>r seine Bestellung ausliefert“, erklärt Thomas. Im Backend löst die eingehen<strong>de</strong><br />
Kun<strong>de</strong>nbestellung allerdings einen Prozess nach <strong>de</strong>m Online-Börsen-Prinzip aus: Nach Regeln, die vom<br />
Hersteller <strong>de</strong>finiert wer<strong>de</strong>n (vor allem die räumliche Nähe, aber auch zum Beispiel <strong>de</strong>r Partnerstatus),<br />
wird <strong>de</strong>r Bestellauftrag nacheinan<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m jeweils am besten geeigneten Partnerhändler angezeigt.<br />
Dieser kann sich <strong>de</strong>n Auftrag sichern, ein entsprechen<strong>de</strong>s Versan<strong>de</strong>tikett ausdrucken und die Ware an<br />
<strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n liefern.<br />
Die nötige Einheitlichkeit beim Service-Niveau und <strong>de</strong>m Markenauftritt stellt <strong>de</strong>r Hersteller durch eine<br />
Schulung seiner Han<strong>de</strong>lspartner sicher. Durchläuft eine Kun<strong>de</strong>nbestellung die Artikelbörse, ohne dass<br />
sich ein Händler <strong>de</strong>n Auftrag sichert, steht in letzter Instanz das Zentrallager <strong>de</strong>r Marke zu Verfügung,<br />
sodass eine Erfüllung <strong>de</strong>s Auftrags immer gewährleistet bleibt. Für je<strong>de</strong> erfolgreich abgewickelte<br />
Bestellung erhebt Gaxsys eine Provision, die allerdings <strong>de</strong>m Hersteller berechnet wird, sodass <strong>de</strong>r<br />
Händler auch für vermittelte Online-Aufträge seine volle Marge erhält. Die Höhe <strong>de</strong>r Umsatzbeteiligung<br />
hängt von <strong>de</strong>m vom Hersteller gewählten Service-Level ab. So können neben <strong>de</strong>r Nutzung <strong>de</strong>r Gaxsys-<br />
Technologie auch Händlerschulungen o<strong>de</strong>r eine Logistikdienstleister-Integration gebucht wer<strong>de</strong>n.<br />
In <strong>de</strong>r aktuellen Form ist das Gaxsys-System seit En<strong>de</strong> 2011 verfügbar und stößt in Han<strong>de</strong>lskreisen<br />
auf eine gute Resonanz: Neun Markenhersteller setzen bislang auf <strong>de</strong>n E-Commerce-Dienstleister<br />
und haben insgesamt 220 Han<strong>de</strong>lspartner mit <strong>de</strong>r Abwicklung ihrer Online-Bestellungen autorisiert.<br />
Aufgrund <strong>de</strong>r Kontakte von Gaxsys-Grün<strong>de</strong>r Mathias Thomas mit Marken aus <strong>de</strong>m Zalando-Umfeld<br />
han<strong>de</strong>lt es sich bei <strong>de</strong>n bisherigen Geschäftspartnern ausschließlich um Hersteller aus <strong>de</strong>m Fashionund<br />
Lifestyle-Bereich, darunter Indigo Snow, Picard Le<strong>de</strong>rwaren sowie die Schuhmarken Peter Kaiser<br />
und Ricosta. „Im Prinzip ist unser Mo<strong>de</strong>ll aber branchenunabhängig“, betont Thomas. Aufgrund <strong>de</strong>s<br />
Provisionsmo<strong>de</strong>lls eigne sich Gaxsys aber klar für Han<strong>de</strong>lssegmente mit höheren Warenkorbwerten.<br />
Für die Zukunft kann sich Thomas verschie<strong>de</strong>ne Ausbauschritte <strong>de</strong>r Gaxsys-Lösung vorstellen, darunter<br />
auch die Online-Anzeige von stationären Verfügbarkeiten. „Wir haben bereits am Anfang daran gedacht,<br />
über die Kassensysteme <strong>de</strong>r Händler auch an die Warenbestän<strong>de</strong> heranzukommen“, erklärt <strong>de</strong>r<br />
Unternehmer, „doch hat sich gezeigt, dass die Systeme in vielen Fällen nicht online-fähig waren“. Nun<br />
plant <strong>de</strong>r E-Commerce-Dienstleister eine App, mit <strong>de</strong>ren Hilfe lokale Händler Bestandsangaben mitteilen<br />
können. Ebenfalls in Entwicklung ist eine App-basierte Lösung zur Abholung von Online-Bestellungen<br />
beim Händler vor Ort. „Technisch können wir das alles integrieren – auch eine Lösung für Kurierdienste“,<br />
berichtet Thomas. „Dann könnten Kun<strong>de</strong>n angeben, wo sie sich gera<strong>de</strong> befin<strong>de</strong>n, und ihre Bestellungen<br />
genau dorthin geliefert bekommen.“<br />
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3<br />
13<br />
Sport 2000<br />
„ONLINE-KOMMUNIKATION IST PFLICHT, ONLINE-ABSATZ NICHT“<br />
Quelle: Sport 2000<br />
Verbundgruppen stellen einen wichtigen Grundstein<br />
<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>lslandschaft dar. So gehören<br />
<strong>de</strong>m Zentralverband Gewerblicher Verbundgruppen<br />
(ZGV) über 300 Kooperationen an, <strong>de</strong>nen<br />
weit mehr als 200.000 Unternehmen aus rund<br />
50 Branchen angeschlossen sind. Ebenso breit<br />
ist das Spektrum <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Verbundgruppen<br />
angebotenen Leistungen. Dieses reicht von <strong>de</strong>r<br />
reinen Einkaufsgemeinschaft bis zu umfassen<strong>de</strong>n<br />
Anstrengungen bei <strong>de</strong>r Vermarktung und Qualifizierung<br />
<strong>de</strong>r Kooperationsmitglie<strong>de</strong>r. Verbundgruppen,<br />
die gegenüber <strong>de</strong>m Endkun<strong>de</strong>n mit einem<br />
gemeinsamen Markennamen auftreten, sehen<br />
sich im Netz mit ähnlichen Konsumentenerwartungen<br />
konfrontiert wie Markenhersteller. Darauf eine angemessene Antwort zu fin<strong>de</strong>n, ist allerdings<br />
für Verbün<strong>de</strong> eine noch größere Herausfor<strong>de</strong>rung, da zur <strong>de</strong>zentralen Organisationsweise oft noch eine<br />
sehr heterogene Partnerstruktur kommt.<br />
Die im Sportfachhan<strong>de</strong>l tätige Verbundgruppe Sport 2000 zeigt, dass es dabei Sinn machen kann,<br />
<strong>de</strong>n Einstieg in <strong>de</strong>n E-Commerce mit einem etappenweisen Vorgehen zu bewältigen. So setzt die im<br />
hessischen Mainhausen ansässige Zentrale von Sport 2000 darauf, die angeschlossenen Fachhändler<br />
zunächst mit einer erhöhten Sichtbarkeit im Netz für <strong>de</strong>n Wettbewerb in Zeiten <strong>de</strong>s E-Commerce zu<br />
stärken.<br />
Verglichen mit <strong>de</strong>r Buch- o<strong>de</strong>r Elektronikbranche spielt <strong>de</strong>r E-Commerce im Sportfachhan<strong>de</strong>l noch<br />
eine geringere Rolle: Der Online-Anteil im Bekleidungsbereich liegt je nach Quelle bei 14 bis 17<br />
Prozent und mit einem Marktanteil von mehr als 50 Prozent dominieren Verbundgruppen die Branche.<br />
Marktführer ist hier Intersport mit einem 2011 erzielten Umsatzanteil von 36 Prozent, während auf <strong>de</strong>n<br />
Wettbewerber Sport 2000 gut 20 Prozent entfallen. Dennoch besitzt Sport 2000 eine beeindrucken<strong>de</strong><br />
Marktstellung. Die Einkaufsgemeinschaft zählt in Deutschland mehr als 700 Mitglie<strong>de</strong>r mit fast 1.000<br />
Verkaufsstellen. Das Spektrum ist dabei <strong>de</strong>nkbar breit und reicht von kleinen Spezialgeschäften über<br />
große Vollsortimenter bis hin zu SC24.com, einem <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Online-Sporthändler.<br />
„Die meisten unserer Händler sind heute min<strong>de</strong>stens mit einer eigenen Info-Webseite im Netz vertreten“,<br />
so Hans Allmendinger, Bereichsleiter Marketing bei Sport 2000, „allerdings be<strong>de</strong>utet das nicht, dass<br />
sie dort auch automatisch gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.“ Da <strong>de</strong>r Einkauf im Sportbereich weiterhin größtenteils<br />
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VORWORT NEUE HELDEN BRAUCHT DER HANDEL DAS SIND DIE <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> VON DEN <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> LERNEN SCHLUSSWORT<br />
stationär stattfin<strong>de</strong>, die Information und Kaufvorbereitung aber immer stärker ins Internet wan<strong>de</strong>re,<br />
sehe sich die Verbundgruppe in <strong>de</strong>r Pflicht, <strong>de</strong>n angeschlossenen Händlern bei <strong>de</strong>r Online-Vermarktung<br />
unter die Arme zu greifen. „Dabei geht es aber nicht gleich zwingend um das Thema E-Commerce“, stellt<br />
Allmendinger <strong>de</strong>n Standpunkt von Sport 2000 klar. „Unser Fazit ist vielmehr: Online-Kommunikation ist<br />
Pflicht, Online-Absatz nicht.“<br />
Um dieser Maxime gerecht zu wer<strong>de</strong>n, hat die Verbundgruppe im vergangenen Sommer ein neues<br />
E-Service-Angebot vorgestellt. Unter <strong>de</strong>m Motto „Im Internet gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n“ bietet Sport 2000 dabei<br />
insgesamt fünf Module an, die von <strong>de</strong>n angeschlossenen Händlern frei wählbar gebucht wer<strong>de</strong>n können.<br />
Beim ersten Modul han<strong>de</strong>lt es sich um die „Händler-Homepage“ als Grundvoraussetzung. Diese kann<br />
entwe<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Zentrale automatisch mit Content bespielt wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Händlern individuell<br />
aktualisiert wer<strong>de</strong>n. Darauf aufbauend bietet Modul 2 „E-Service Basic“ in Form von Einträgen bei<br />
Suchmaschinen und Google Places sowie relevanten Online-Verzeichnissen und Empfehlungsdiensten.<br />
Modul 3 „E-Service Plus“ beinhaltet die Planung und Aussteuerung einer AdWords-Kampagne und<br />
Modul 4 das „Facebook-Paket“. Abgerun<strong>de</strong>t wird das Angebot durch Modul 5 „Werbeplattformen“, das<br />
die Streuung <strong>de</strong>r Händlerprospekte über Online-Portale wie kaufDA und Marktjagd vorsieht.<br />
„Wir haben bereits in <strong>de</strong>r Vergangenheit in Zusammenarbeit mit einem Dienstleister unseren Händlern<br />
bei <strong>de</strong>r Erstellung ihrer Homepage geholfen“, erklärt Marketingchef Hans Allmendinger. „Aber mit<br />
unseren Modulen 2 bis 5 stellen wir nun sicher, dass das, was sich auf <strong>de</strong>r Homepage befin<strong>de</strong>t, auch<br />
Verbreitung fin<strong>de</strong>t.“ Ganz umsonst ist <strong>de</strong>r Service natürlich nicht: So kostet die Homepage-Einrichtung<br />
450 Euro zuzüglich einer Jahresgebühr von 250 Euro. Für <strong>de</strong>n Basic-Service bzw. das Facebook-Paket<br />
wer<strong>de</strong>n einmalige Kosten von 290 bzw. 350 Euro fällig. Auf Jahresbasis wer<strong>de</strong>n die Werbeplattform-<br />
Präsenz sowie die AdWords-Kampagnen berechnet, wobei hierfür mit 650 bzw. min<strong>de</strong>stens 1.000 Euro<br />
zu rechnen ist.<br />
Während die modulare Herangehensweise ein hohes Maß an Flexibilität bietet, sieht sich Sport 2000<br />
bei seinen E-Services <strong>de</strong>nnoch mit <strong>de</strong>m Problem konfrontiert, eine vertretbare Mitte zwischen <strong>de</strong>r<br />
nötigen Standardisierung und einer möglichst großen Individualität zu fin<strong>de</strong>n. Gera<strong>de</strong> die automatisierte<br />
Bespielung <strong>de</strong>r Händlerseiten mit Content dürfte bei Google nicht gera<strong>de</strong> auf Gegenliebe stoßen.<br />
Sport 2000-Marketingleiter Allmendinger sieht darin allerdings kein allzu großes Problem: So biete<br />
die Verbundgruppe ihren Mitglie<strong>de</strong>rn recht komplexe Programme, die eine vergleichsweise hohe<br />
Individualisierung <strong>de</strong>s Angebots mit sich brächten. Auch bei <strong>de</strong>r Content-Einspielung bleibe daher eine<br />
<strong>de</strong>utliche individuelle Komponente erhalten. Bei <strong>de</strong>n Mitglie<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Verbundgruppe sei das E-Service-<br />
Angebot je<strong>de</strong>nfalls auf positive Resonanz gestoßen. Nach<strong>de</strong>m bereits das bestehen<strong>de</strong> System von<br />
Sport 2000 <strong>de</strong>n Betrieb von insgesamt 140 Händlerseiten umfasste, die nun sukzessive auf das neue<br />
051
Mo<strong>de</strong>ll umgestellt wer<strong>de</strong>n, seien bereits mehrere Dutzend Homepages im Rahmen <strong>de</strong>s E-Service-<br />
Angebots an <strong>de</strong>n Start gegangen.<br />
Dabei ist das Programm nur ein Teil <strong>de</strong>r Online-Strategie von Sport 2000. Parallel zum E-Service-<br />
Angebot arbeitet die Verbundgruppe am Aufbau einer zentralen Einkaufsplattform. Ziel ist es, <strong>de</strong>n<br />
Endkun<strong>de</strong>n über die Sport 2000-Webseite Zugriff auf das komplette Produktsortiment zu geben und<br />
auch die Abfrage lokaler Artikelverfügbarkeiten zu ermöglichen. „Unsere Intention ist es, auf diese<br />
Weise unseren Händlern Kun<strong>de</strong>n zuzuführen“, erklärt Allmendinger. Allerdings sei <strong>de</strong>r Aufbau <strong>de</strong>s<br />
zentralen Systems eine komplexe Aufgabe, da nicht nur <strong>de</strong>r automatisierte Datenaustausch mit <strong>de</strong>n<br />
angeschlossenen Händlern funktionieren müsse, son<strong>de</strong>rn auch Lieferanten mit eingebun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n<br />
müssten. Allmendinger geht daher davon aus, dass Sport 2000 das laufen<strong>de</strong> Jahr mit <strong>de</strong>r Stabilisierung<br />
<strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Prozesse verbringen wer<strong>de</strong> und das System erst 2014 endkun<strong>de</strong>nseitig geöffnet<br />
wer<strong>de</strong>n könne.<br />
„Dennoch ist es wichtig, dass heute schon die Voraussetzungen für die Einkaufsplattform geschaffen<br />
wer<strong>de</strong>n“, so Allmendinger, „<strong>de</strong>nn was nützt es <strong>de</strong>n Händlern, wenn ihre stationären Bestän<strong>de</strong> im Internet<br />
angezeigt wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n aber keine vernünftige Homepage mit weiterführen<strong>de</strong>n Informationen<br />
zur Verfügung steht?“<br />
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VORWORT NEUE HELDEN BRAUCHT DER HANDEL DAS SIND DIE <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> VON DEN <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> LERNEN SCHLUSSWORT<br />
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PC-Spezialist<br />
PARTNER-SERVICES STEHEN ONLINE AN ERSTER STELLE<br />
Über einige <strong>de</strong>r wichtigsten Eckpunkte beim<br />
Han<strong>de</strong>l mit Waren aus <strong>de</strong>n Bereichen IT und<br />
Telekommunikation – wie etwa die hohe Online-<br />
Quote und <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>m Segment herrschen<strong>de</strong><br />
aggressive Preiskampf – vermittelten bereits die<br />
Quelle: PC-Spezialist<br />
Local Heroes Cyberport und Notebooksbilliger.<br />
<strong>de</strong><br />
eine Vorstellung. Bei PC-Spezialist han<strong>de</strong>lt es sich<br />
um ein bereits seit <strong>de</strong>n 90er-Jahren in diesem<br />
Han<strong>de</strong>lsbereich aktives Franchise-System, <strong>de</strong>m<br />
heute bun<strong>de</strong>sweit rund 100 Händler angehören.<br />
PC-Spezialist ist Teil <strong>de</strong>r Verbundgruppe<br />
Synaxon, <strong>de</strong>ren Vorstandschef Frank Roebers in<br />
Branchenkreisen als Vor<strong>de</strong>nker bekannt ist, wenn<br />
es um Fragen zur Zukunft <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>ls geht.<br />
Auch bei <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r Online-Strategie von PC-Spezialist wur<strong>de</strong> Roebers seinem Ruf gerecht. 2007<br />
startete <strong>de</strong>r Verbundgruppen-Chef zunächst als eigenständiges Projekt die Online-Community Snippr,<br />
in <strong>de</strong>r sich IT-Freaks zu Technikthemen austauschen konnten, zu <strong>de</strong>r aber auch eine mit PC-Spezialist<br />
assoziierte Online-Shop-Funktion gehörte. 2009 wur<strong>de</strong> Snippr in <strong>de</strong>n Internet-Auftritt von PC-Spezialist<br />
überführt und gleichzeitig <strong>de</strong>r Shop-Bereich in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund gerückt. Im Unterschied zu an<strong>de</strong>ren<br />
<strong>de</strong>zentral organisierten Han<strong>de</strong>lsketten setzt PC-Spezialist allerdings auf einen zentral geführten Webshop.<br />
Zu<strong>de</strong>m ist PC-Spezialist auch mit einem eigenen Shop bei eBay vertreten. In bei<strong>de</strong>n Fällen verzichtet die<br />
Franchise-Gruppe auf die direkte Einbindung <strong>de</strong>r Partner in <strong>de</strong>n Online-Warenhan<strong>de</strong>l.<br />
„Das war von uns und unseren Händlern bewusst so gewollt“, erklärt Roebers. Oberstes Ziel sei es<br />
gewesen, einen Online-Shop mit im Web konkurrenzfähigen Preisen zu schaffen. Die geeignete Lösung<br />
dafür sei nun einmal ein zentraler Webshop, <strong>de</strong>r weitgehend unabhängig vom Sortiment <strong>de</strong>r stationären<br />
Händler bestückt wer<strong>de</strong>. Ein Multichannel-Mo<strong>de</strong>ll ist <strong>de</strong>r PC-Spezialist-Online-Shop erklärtermaßen nicht:<br />
„Was wir nicht machen, ist die Lä<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Logistikprozess einzubin<strong>de</strong>n. Wir erkennen da zurzeit keinen<br />
Mehrwert für die Kun<strong>de</strong>n“, so Roebers.<br />
Das be<strong>de</strong>utet aber nicht, dass die in <strong>de</strong>m Franchise-System organisierten Händler nicht von <strong>de</strong>m Online-<br />
Shop profitieren: So erhalten PC-Spezialist-Händler eine Umsatzprovision auf die Shop-Hardwareumsätze.<br />
Außer<strong>de</strong>m sind sie als La<strong>de</strong>ngeschäfte prominent in <strong>de</strong>m Online-Auftritt aufgeführt. „Über 80 Prozent<br />
<strong>de</strong>r stationären Käufe wer<strong>de</strong>n online vorrecherchiert. Es ist wichtig für unsere Partner, dass PC-Spezialist<br />
als Marke als stationäre Einkaufsquelle in <strong>de</strong>n Suchmaschinen auftaucht“, erklärt Roebers. „Durch einen<br />
attraktiven Online-Shop kommen unsere Partner viel häufiger wie<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Relevanzkreis <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n.“<br />
053
Schließlich liefert <strong>de</strong>r Webshop von PC-Spezialist <strong>de</strong>n angeschlossenen Händlern noch einen weiteren<br />
konkreten Vorteil: Die in <strong>de</strong>m Shop erzielten Umsätze stärken die Einkaufsmacht <strong>de</strong>r Verbundgruppe<br />
und bieten <strong>de</strong>n Kooperationsmitglie<strong>de</strong>rn attraktivere Bezugsbedingungen. Wie Roebers berichtet, ließen<br />
sich beispielsweise bei Aktionsware, die sowohl im Online-Store wie auch von <strong>de</strong>n stationären PC-<br />
Spezialist-Händlern angeboten wer<strong>de</strong>, Einkaufsersparnisse im zweistelligen Prozentbereich realisieren.<br />
Dass die Strategie <strong>de</strong>r Verbundgruppe aufgeht, lässt sich auch mit nackten Zahlen belegen. So weist <strong>de</strong>r<br />
Geschäftsbericht <strong>de</strong>r börsennotierten Synaxon AG für das Jahr 2012 einen Anstieg <strong>de</strong>r Online-Umsätze<br />
um 60,5 Prozent auf 27,3 Millionen Euro aus.<br />
Während die Franchise-Partner auf diese Weise zumin<strong>de</strong>st indirekt von <strong>de</strong>m Online-Shop profitieren,<br />
spielen sie innerhalb <strong>de</strong>s E-Commerce-Angebots in an<strong>de</strong>rer Hinsicht eine wesentlich aktivere Rolle.<br />
So wer<strong>de</strong>n seit 2010 über <strong>de</strong>n PC-Spezialist-Webshop Dienstleistungen <strong>de</strong>r stationären Händler online<br />
vermarktet. Nach<strong>de</strong>m anfangs noch ein recht überschaubares Spektrum an standardisierten Services<br />
zu <strong>de</strong>utschlandweit einheitlichen Pauschalpreisen angeboten wur<strong>de</strong>, hat sich die Bandbreite inzwischen<br />
auf mehr als 30 Dienstleistungen von <strong>de</strong>r PC-Ersteinrichtung über Datenschutz-Services bis zu<br />
Gerätereparaturen erweitert.<br />
Dass sich PC-Spezialist im Netz auf die Vermarktung <strong>de</strong>r Dienstleistungskompetenz <strong>de</strong>r angeschlossenen<br />
Händler konzentriert, hält Kooperations-Chef Roebers für die richtige Antwort auf <strong>de</strong>n voranschreiten<strong>de</strong>n<br />
Strukturwan<strong>de</strong>l im ITK-Han<strong>de</strong>l: „Für unsere Branche gilt das Gleiche wie für alle an<strong>de</strong>ren stationären<br />
Formate: Wir müssen uns sowohl an die Online-Preise anpassen als auch aus Kun<strong>de</strong>nsicht relevante<br />
Leistungen bringen.“ Als Konsequenz hätten viele PC-Spezialist-Händler im stationären Geschäft ihre<br />
Wertschöpfung ohnehin bereits von <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsspanne im PC-Geschäft auf die Bereiche Zubehör,<br />
Verbrauchsmaterial und Services verlagert. „Das Blech wird bei uns immer stärker zum Aufhänger<br />
für Dienstleistungen“, so Roebers. Und genau darum biete auch <strong>de</strong>r PC-Spezialist-Online-Shop einen<br />
beson<strong>de</strong>rs guten Ansatzpunkt für die Service-Vermarktung.<br />
Dass Roebers mit seiner auf das Dienstleistungsgeschäft zielen<strong>de</strong>n Online-Strategie richtig liegt, zeigt<br />
<strong>de</strong>r Blick auf das Wettbewerbsumfeld. Seit <strong>de</strong>r Einführung <strong>de</strong>r Dienstleistungs-„Produkte“ von PC-<br />
Spezialist sind auch die Unterhaltungselektronik-Verbundgruppen Electronic Partner (EP), Euronics<br />
und Expert dazu übergegangen, im Netz das Service-Angebot ihrer Händler stärker hervorzuheben.<br />
Das Spektrum reicht dabei von <strong>de</strong>m von EP En<strong>de</strong> 2012 gestarteten Dienstleistungs-Vermittlungsportal<br />
Plusanschluss.<strong>de</strong> über das geplante Angebot von Services im Euronics-Online-Shop bis zur bloßen Online-<br />
Buchung von Beratungsterminen bei Expert. Die Stoßrichtung ist allerdings bei allen Akteuren i<strong>de</strong>ntisch:<br />
Angesichts <strong>de</strong>r preisaggressiven Pure-Online-Konkurrenz wird das Service-Angebot zur Königsdisziplin<br />
<strong>de</strong>r Fachhan<strong>de</strong>lsverbün<strong>de</strong>.<br />
Auch bei <strong>de</strong>r PC-Spezialist-Mutter Synaxon wird die Dienstleistungsi<strong>de</strong>e bereits weitergesponnen. So<br />
wur<strong>de</strong> unlängst angekündigt, das Angebot von Standard-Dienstleistungen auch auf die im Systemhaus-<br />
Geschäft aktiven Synaxon-Vertriebslinien iTeam und Akcent auszuweiten. Zu<strong>de</strong>m erprobt Firmenchef Frank<br />
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VORWORT NEUE HELDEN BRAUCHT DER HANDEL DAS SIND DIE <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> VON DEN <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> LERNEN SCHLUSSWORT<br />
Roebers <strong>de</strong>rzeit einen neuen Betriebstyp im Endkun<strong>de</strong>nbereich: Das Pilot-La<strong>de</strong>ngeschäft „einsnulleins“ in<br />
Hamburg setzt ausschließlich auf PC-Dienstleistungen und verzichtet gänzlich auf das Hardware-Geschäft.<br />
Die Online-Vermarktung <strong>de</strong>r angebotenen Services gehört natürlich mit zum Geschäftskonzept.<br />
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3<br />
15<br />
Musterhaus Küchen<br />
WER ONLINE BESTELLT, KAUFT BEIM FACHHANDELSPARTNER<br />
Quelle: Musterhaus Küchen<br />
Im Spektrum <strong>de</strong>r Verbundgruppen steht die MHK<br />
Group („Musterhaus Küchen Fachgeschäft“) für<br />
die vollumfängliche Einbindung <strong>de</strong>r Partner vor Ort<br />
in einen übergreifen<strong>de</strong>n Online-Shop. Dabei ist<br />
die MHK Group mit über 2.000 Partnern Europas<br />
größte Küchenhändler-Kooperation. Dennoch ist<br />
<strong>de</strong>r Verbundgruppe eine zwar überschaubare, aber<br />
durchaus zeitgemäße Shop-Lösung gelungen.<br />
Wer mit MHK-Vorstand Daniel Schmid spricht,<br />
erhält schnell <strong>de</strong>n Eindruck, dass sich hier jemand<br />
aufrichtig um einen durchdachten Anschluss an die<br />
Online-Entwicklung bemüht. Neben <strong>de</strong>m eigenen<br />
Multichannel-Konzept wird das auch durch <strong>de</strong>n<br />
gera<strong>de</strong> in Umsetzung befindlichen eBay-Shop <strong>de</strong>r<br />
Verbundgruppe <strong>de</strong>utlich.<br />
Allerdings stellt Schmid klar, dass es sich bei <strong>de</strong>m im Herbst 2012 erfolgten Einstieg in <strong>de</strong>n Online-<br />
Han<strong>de</strong>l in erster Linie um eine Reaktion auf die wachsen<strong>de</strong> Internet-Konkurrenz han<strong>de</strong>lte. Zwar wür<strong>de</strong>n<br />
Küchen an sich noch immer in erster Linie im Fachhan<strong>de</strong>l gekauft, doch bestellten die Kun<strong>de</strong>n nicht<br />
mehr automatisch auch die dazugehörigen Einbaugeräte mit. „Schon jetzt wer<strong>de</strong>n immer mehr Küchen<br />
ohne Einbaugeräte verkauft und Marktanalysten sagen uns, dass in rund fünf Jahren bereits ein Drittel<br />
<strong>de</strong>r Einbaugeräte von <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n separat im Internet bestellt wird“, erklärt Schmid. In <strong>de</strong>r MHK Group<br />
sei man zu <strong>de</strong>r Entscheidung gelangt, dass man auf diese Umsatzanteile nicht freiwillig verzichten<br />
wolle, son<strong>de</strong>rn auch zu <strong>de</strong>n Internet-Käufern einen Zugang fin<strong>de</strong>n wolle.<br />
Diesen bietet MHK nun in Gestalt <strong>de</strong>s eigenen Online-Shops, <strong>de</strong>r konsequenterweise zum Start auf<br />
das Produktsortiment Küchengeräte beschränkt ist. MHK will <strong>de</strong>n Partnern dabei nicht nur verlorene<br />
Umsätze wie<strong>de</strong>r zuführen, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n Händlern auch einen neuen Zugang zu internetaffinen Kun<strong>de</strong>n<br />
ermöglichen. Sichergestellt wird dies dadurch, dass <strong>de</strong>r lokale Fachhändler bei allen Online-Bestellungen<br />
Vertragspartner <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n ist und mit diesem auch bei <strong>de</strong>r Lieferung in Kontakt tritt. Daneben können<br />
Kun<strong>de</strong>n im MHK-Shop zu je<strong>de</strong>m Produkt auch einen sogenannten „Full Service“ mitbestellen. Für einen<br />
bun<strong>de</strong>sweit einheitlichen Festpreis sorgt <strong>de</strong>r MHK-Fachhändler dabei für die Lieferung <strong>de</strong>s gekauften<br />
Geräts, <strong>de</strong>ssen Montage, die Einweisung <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n und die Entsorgung <strong>de</strong>s Altgeräts. Zu<strong>de</strong>m<br />
beinhaltet <strong>de</strong>r Full Service eine Fünf-Jahres-Garantie anstelle <strong>de</strong>r üblichen zwei Jahre.<br />
Aus Händlersicht ist <strong>de</strong>r Clou an <strong>de</strong>m Online-Konzept von MHK, dass die Verbundgruppe ihren Partnern<br />
die Präsenz im E-Commerce ermöglicht, aber gleichzeitig die Risiken für diese minimiert: So behalten<br />
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VORWORT NEUE HELDEN BRAUCHT DER HANDEL DAS SIND DIE <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> VON DEN <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> LERNEN SCHLUSSWORT<br />
die Händler ihre gewohnten Margen, obwohl die Küchengeräte im MHK-Shop zu wettbewerbsfähigen<br />
Online-Preisen angeboten wer<strong>de</strong>n. Zu<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n durch ein zentrales Handling von potenziellen<br />
Problembereichen wie Retouren und Call-Center-Services <strong>de</strong>n Partnern Mühen und Kosten<br />
abgenommen. Und schließlich bietet <strong>de</strong>r Online-Verkauf für die Händler vor Ort erst <strong>de</strong>n Zugang zum<br />
gesamten After-Sales-Bereich, inklusive <strong>de</strong>r damit verbun<strong>de</strong>nen Profitmöglichkeiten.<br />
Trotz <strong>de</strong>s partnerzentrierten Ansatzes hat man bei MHK <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n nicht vergessen. „Die meisten<br />
Konsumenten wollen beim Kauf eines Einbaugeräts zwar einen guten Preis, aber auch möglichst eine<br />
fachmännische Installation“, so Schmid. „Es gibt nur wenige, die bun<strong>de</strong>sweit die Montage von online<br />
bestellten Geräten anbieten – und wenn, dann aber stets ohne die entsprechen<strong>de</strong>n Spezialisten.“ Neben<br />
<strong>de</strong>m Service als Alleinstellungsmerkmal will MHK aber auch die Preisthematik im Auge behalten. „Wir<br />
müssen nicht um je<strong>de</strong>n Preis die Billigsten sein, wollen bei <strong>de</strong>n Preissuchmaschinen aber schon jeweils<br />
unter die Top Five, erklärt Schmid.<br />
Die größte Hür<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>r Konzeption <strong>de</strong>s MHK-Online-Shops war – wie auch bei vielen an<strong>de</strong>ren<br />
Verbundgruppen – die Einbindung <strong>de</strong>r Partner. „Wir haben von Anfang versucht, die Händler<br />
mitzunehmen“, sagt Schmid. Schließlich müssten diese für die Shop-Lösung nichts bezahlen, erhielten<br />
trotz<strong>de</strong>m die volle Rendite und auch Zugang zu einem erweiterten Kun<strong>de</strong>nkreis. Welche Vorteile die<br />
E-Commerce-Präsenz habe, sehe man auch an einer Reihe von MHK-Mitglie<strong>de</strong>rn, die bereits auf eigene<br />
Initiative im Online-Han<strong>de</strong>l aktiv seien: „Eine wissenschaftliche Auswertung hat gezeigt, dass diese<br />
Händler jeweils 10 bis 15 Prozent mehr Kun<strong>de</strong>n im Geschäft hatten“, so Schmid. Deshalb sei es auch<br />
beson<strong>de</strong>rs erfreulich, dass sich die große Mehrheit <strong>de</strong>r 1.300 <strong>de</strong>utschen MHK-Mitglie<strong>de</strong>r zur Teilnahme<br />
an <strong>de</strong>m Online-System entschlossen habe.<br />
Nach <strong>de</strong>m Start <strong>de</strong>s Online-Shops plant MHK nun weitere Ausbauschritte. Zum einen soll die Online-<br />
Strategie auch auf Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Verbundgruppe in an<strong>de</strong>ren Län<strong>de</strong>rn ausgeweitet wer<strong>de</strong>n, an vor<strong>de</strong>rster<br />
Stelle Österreich. Zum an<strong>de</strong>ren soll das Produktsortiment <strong>de</strong>s MHK-Shops um Geschirr, Küchengeräte<br />
und Accessoires erweitert wer<strong>de</strong>n. Wie bisher wer<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Versand dabei zentral erfolgen, <strong>de</strong>r Profit aber<br />
<strong>de</strong>n lokalen Händlern zufließen, so Schmid. Mittelfristig sei auch eine Ausweitung <strong>de</strong>s Online-Angebots<br />
auf <strong>de</strong>n Verkauf ganzer Küchenzeilen vorstellbar. Unter Musterhauskuechen.<strong>de</strong> habe man bereits eine<br />
Planungssoftware, die sich auch für E-Commerce-Zwecke einsetzen ließe. Allerdings wohl erst „in ein<br />
paar Jahren“ – im Moment sieht Schmid hier noch keinen echten Kun<strong>de</strong>nbedarf.<br />
057
ONLINE-<br />
PARTNER-<br />
PROGRAMME<br />
Der E-Commerce-Markt entwickelt sich weiter rasant. Doch hat das Geschäftsmo<strong>de</strong>ll<br />
von reinen Online-Händlern zwangsläufig seine Beschränkungen: Das betrifft <strong>de</strong>n<br />
gewählten Verkaufskanal, aber auch Limitierung zum Beispiel beim Angebot von<br />
Services. Für E-Commerce-Anbieter, die diese Beschränkungen durchbrechen wollen,<br />
ohne selbst in <strong>de</strong>n stationären Han<strong>de</strong>l einzusteigen, bietet sich die Partnerschaft<br />
mit <strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>l vor Ort an: Online-Händler erhalten so eine stationäre Präsenz und<br />
können ihren Kun<strong>de</strong>n neue Services anbieten. Der lokale <strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong> erhält die<br />
Möglichkeit, sein Sortiment zu erweitern und sein Leistungsangebot auch im Netz<br />
zu vermarkten.<br />
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VORWORT NEUE HELDEN BRAUCHT DER HANDEL DAS SIND DIE <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> VON DEN <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> LERNEN SCHLUSSWORT<br />
3<br />
16<br />
MyMuesli<br />
STATIONÄRES VERTRIEBSNETZ DANK PARTNER-„HOTSPOTS“<br />
Quelle: MyMuesli<br />
verzichten und haben <strong>de</strong>shalb konstanten Nachschubbedarf.<br />
Es ist naheliegend, dass die stationären<br />
Partnerkonzepte <strong>de</strong>r Online-Händler eng mit<br />
ihrem Geschäftsmo<strong>de</strong>ll im Internet verbun<strong>de</strong>n<br />
sind – das trifft auch auf <strong>de</strong>n Fall MyMuesli zu. Der<br />
2007 gegrün<strong>de</strong>te Online-Versen<strong>de</strong>r von selbst<br />
zusammenstellbaren Müsli-Mischungen rückte<br />
das Mass Customization-Prinzip in Deutschland in<br />
die breite Öffentlichkeit und konnte damit bereits<br />
im ersten Geschäftsjahr einen Millionenumsatz<br />
erzielen. Eine umso beachtlichere Leistung, wenn<br />
man be<strong>de</strong>nkt, dass eine <strong>de</strong>r 575g-Dosen von<br />
MyMuesli im Schnitt rund 7 Euro kostet. Allerdings<br />
wollen echte Müsli-Liebhaber auch keinen<br />
Morgen auf ihr gewohntes Gesundheitsfrühstück<br />
Das führte dazu, dass sich das Tagesgeschäft von MyMuesli teilweise markant von <strong>de</strong>m Geschäftsmo<strong>de</strong>ll<br />
wegbewegte, für das <strong>de</strong>r Online-Händler eigentlich bekannt ist. „Als wir das erste Mal fertige Müsli-<br />
Mischungen anboten, haben uns die Leute gefragt: Was macht ihr da?“, berichtet Max Wittrock, einer <strong>de</strong>r<br />
drei Geschäftsführer von MyMuesli. Immerhin sei das Unternehmen bei vielen Kun<strong>de</strong>n gleichbe<strong>de</strong>utend<br />
mit <strong>de</strong>m „Mix it yourself“-Gedanken, während es in <strong>de</strong>n Supermärkten eine breite Auswahl an Fertig-<br />
Müslis gebe. Doch habe sich die I<strong>de</strong>e bewährt und heute entschei<strong>de</strong> sich rund ein Drittel <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n<br />
für bereits vorgefertigte Müsli-Varianten. Das Start-up hat damit schnell gelernt, dass es zwar wichtig<br />
ist, sein Image und sein Alleinstellungsmerkmal zu pflegen. Genauso wichtig ist es aber, pragmatisch<br />
zu agieren und auf die Bequemlichkeitswünsche <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n einzugehen.<br />
Aus dieser Überlegung heraus wagte sich <strong>de</strong>r Müsli-Online-Händler auch bereits relativ früh in <strong>de</strong>n<br />
stationären Han<strong>de</strong>l vor. Nach ersten Experimenten in <strong>de</strong>r MyMuesli-Heimatstadt Passau eröffnete 2009<br />
<strong>de</strong>r erste von mittlerweile mehr als 100 „Hotspots“ in Deutschland, Österreich und <strong>de</strong>r Schweiz. Dabei<br />
han<strong>de</strong>lt es sich um ein partnerschaftliches Mo<strong>de</strong>ll, an <strong>de</strong>m hauptsächlich Cafés, aber auch Bio-Märkte<br />
und mo<strong>de</strong>rne Tante-Emma-Lä<strong>de</strong>n teilnehmen. Die Hotspots sind zum einen für MyMuesli-Kun<strong>de</strong>n<br />
gedacht, die ihr Müsli selbst abholen möchten und sich dadurch die Versandkostenpauschale von 3,90<br />
Euro (bei Bestellungen unter 40 Euro) sparen. Daneben sollen die Hotspots auch dazu beitragen, die<br />
Marke MyMuesli in einem stationären Umfeld zu verankern und so die Gewinnung von Neukun<strong>de</strong>n zu<br />
erleichtern.<br />
059
„Wir betrachten die Hotspots als eine großartige Marketing-Kooperation“, erklärt MyMuesli-Grün<strong>de</strong>r<br />
Wittrock. Da sich aus <strong>de</strong>n stationären Partnerschaften ein beidseitiger Nutzen ergebe, sei mit <strong>de</strong>n<br />
Hotspots auch kein Provisionsmo<strong>de</strong>ll verbun<strong>de</strong>n: „Wir helfen dabei, Kun<strong>de</strong>n in die Lä<strong>de</strong>n zu bringen. Und<br />
die Lä<strong>de</strong>n verhelfen uns zu einem zusätzlichen Service-Angebot.“ Dabei kann es sich MyMuesli leisten,<br />
wählerisch zu sein: „Wir kennen sämtliche unserer Hotspots und schauen uns die Lä<strong>de</strong>n vorher gut an“,<br />
so Wittrock. Da MyMuesli unter keinem Investorendruck stehe, könne das E-Commerce-Unternehmen<br />
hier selbst über seine Expansionsgeschwindigkeit entschei<strong>de</strong>n.<br />
Dennoch kann man <strong>de</strong>n MyMuesli-Grün<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n Sinn fürs Geschäftliche nicht absprechen. So sind<br />
Fertigmischungen <strong>de</strong>s Online-Versen<strong>de</strong>rs inzwischen auch in einer ganzen Reihe <strong>de</strong>utscher Supermärkte<br />
erhältlich. „Für uns hat das <strong>de</strong>n Vorteil, dass wir unsere Müslis einer größeren Zahl an Leuten anbieten<br />
können“, erklärt Wittrock. Gera<strong>de</strong> für Kun<strong>de</strong>n, die MyMuesli zum ersten Mal ausprobieren möchten,<br />
biete das Retail-Geschäft einen guten Ansatzpunkt. Bei MyMuesli-Fans <strong>de</strong>r ersten Stun<strong>de</strong> führt das<br />
schon einmal zu „Ausverkauf“-Vorwürfen. Doch hält Wittrock entgegen: „Wir verwen<strong>de</strong>n immer<br />
noch die gleichen Zutaten und beschäftigen die gleichen Mitarbeiter. Nur möchten wir eben, dass in<br />
ausgewählten Märkten MyMuesli auch offline erhältlich ist.“ Und wer generell nicht in Supermärkte<br />
gehen wolle, könne sein Müsli weiterhin über die bewährten Kanäle beziehen.<br />
Für MyMuesli hatte die Erfahrung mit <strong>de</strong>n Partner-Hotspots noch einen weiteren Vorteil: Der Online-<br />
Händler konnte so auf eine möglichst risikoarme Variante das stationäre Geschäft testen – offensichtlich<br />
mit einem ermutigen<strong>de</strong>n Ergebnis: So eröffnete MyMuesli 2009 in Passau einen ersten lokalen Store,<br />
<strong>de</strong>m inzwischen drei weitere La<strong>de</strong>ngeschäfte in Regensburg, München und Stuttgart folgten. Dabei<br />
han<strong>de</strong>lt es sich stets um eine Kombination aus Müslishop und Café. „Das stationäre Geschäft ist<br />
aufwendig, aber es funktioniert gut“, berichtet Wittrock. Die I<strong>de</strong>e sei es gewesen, über <strong>de</strong>n neuen Kanal<br />
die Aufmerksamkeit für das Produkt MyMuesli weiter zu erhöhen und mit Beratung und Service neue<br />
Kun<strong>de</strong>n anzusprechen. „Aber wir machen die Stores nicht nur, weil sie <strong>de</strong>r Marke gut tun, die Lä<strong>de</strong>n<br />
müssen sich auch für sich gesehen rechnen“, so Wittrock.<br />
Zu<strong>de</strong>m fungieren die MyMuesli-Stores auch als Hotspots für Selbstabholer. „Unser Ziel ist, dass<br />
unsere bestehen<strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n gewünschten Kanal beliebig wählen können“, erklärt Wittrock. Dabei<br />
han<strong>de</strong>le es sich um ein Stück Convenience, das für <strong>de</strong>n Geschäftserfolg eine wichtige Rolle spiele.<br />
„Ich fin<strong>de</strong> Multichannel-Mo<strong>de</strong>lle einfach toll – wenn die Einkaufserfahrung perfekt umgesetzt ist“, so<br />
<strong>de</strong>r MyMuesli-Grün<strong>de</strong>r. Der kanalübergreifen<strong>de</strong> Vertrieb biete für das E-Commerce-Unternehmen noch<br />
„extrem viel Potenzial“.<br />
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VORWORT NEUE HELDEN BRAUCHT DER HANDEL DAS SIND DIE <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> VON DEN <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> LERNEN SCHLUSSWORT<br />
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NeueTischkultur.<strong>de</strong><br />
INNOVATIVE SORTIMENTSERWEITERUNG FÜR FACHHÄNDLER<br />
Quelle: Neue Tischkultur.<strong>de</strong><br />
NeueTischkultur.<strong>de</strong> ist ein gutes Beispiel dafür,<br />
welche Dynamik Online auch innerhalb eines bereits<br />
seit vielen Jahren bestehen<strong>de</strong>n Geschäftsmo<strong>de</strong>lls<br />
auslösen kann: Hinter <strong>de</strong>m Online-Shop<br />
steht das 1980 gegrün<strong>de</strong>te Fachgeschäft Tischkultur<br />
Kretschel in <strong>de</strong>r sächsischen Kleinstadt Döbeln.<br />
Nach ersten Gehversuchen im E-Commerce<br />
startete Juniorchef Rico Kretschel 2008 Neue-<br />
Tischkultur.<strong>de</strong> und ist inzwischen auch mit einem<br />
eigenen Shop auf <strong>de</strong>r E-Commerce-Plattform<br />
eBay vertreten. Zu<strong>de</strong>m entstan<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n letzten<br />
Jahren saisonale, On- und Offline-Han<strong>de</strong>l miteinan<strong>de</strong>r<br />
verbin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Store-Konzepte. Nun bereitet<br />
sich Kretschel sogar darauf vor, ein beson<strong>de</strong>rs innovatives<br />
Partnermo<strong>de</strong>ll für stationäre Händler zu starten. Aber eines nach <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren.<br />
Den Anfang machte die Experimentierlust von Rico Kretschel, <strong>de</strong>r sich bereits zum Start von<br />
NeueTischkultur.<strong>de</strong> nicht nur auf einen standardmäßigen Online-Shop beschränken wollte, son<strong>de</strong>rn<br />
auch neuartige Verkaufsformate im Mobile- und QR-Shopping-Bereich ausprobierte. „Wir setzen zum<br />
Beispiel schon länger bei unserem stationären La<strong>de</strong>ngeschäft auf virtuelle Schaufenster“, berichtet<br />
Kretschel. Dabei han<strong>de</strong>lt es sich um Plakate, die Ausschnitte aus <strong>de</strong>m Produktsortiment <strong>de</strong>s La<strong>de</strong>ns<br />
darstellen. Je<strong>de</strong>r Artikel ist mit einem QR-Co<strong>de</strong> versehen, <strong>de</strong>r direkt auf die entsprechen<strong>de</strong> Shop-Seite<br />
führt. „Es hat mich einfach genervt, dass die Kun<strong>de</strong>n außerhalb <strong>de</strong>r La<strong>de</strong>nöffnungszeiten und sonntags<br />
die Produkte, die im Schaufenster sind, nicht kaufen konnten“, beschreibt Kretschel seine Motivation für<br />
das QR-Shopping. Die Konsequenz solcher Initiativen sei es gewesen, dass NeueTischkultur.<strong>de</strong> auch in<br />
Herstellerkreisen einen innovativen Ruf erhalten habe, was wie<strong>de</strong>rum zu neuen Partnerschaften führte.<br />
So startete NeueTischkultur.<strong>de</strong> im vergangenen Sommer zusammen mit <strong>de</strong>m Garten- und Holzfachmarkt<br />
Demmelhuber sowie mit <strong>de</strong>m Grillhersteller Weber erstmals <strong>de</strong>n saisonalen Konzept-Store Hot-BBQ.<br />
Parallel zum Online-Shop unter Hot-BBQ.<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> dabei ein La<strong>de</strong>ngeschäft an einem zentralen Platz in<br />
Döbeln eröffnet. Das Angebot an Grillgeräten wur<strong>de</strong> von Zubehörartikeln flankiert, die es ebenfalls nur<br />
per QR-Scan zu kaufen gab. Online-Shop und stationäres Geschäft wur<strong>de</strong>n zu<strong>de</strong>m durch Grill-Events,<br />
Verlosungen und eigens gedrehte Verkaufsvi<strong>de</strong>os miteinan<strong>de</strong>r verknüpft. „Den Herstellern gefällt,<br />
dass jemand so innovativ ist und solche I<strong>de</strong>en für sie entwickelt“, erklärt Kretschel, <strong>de</strong>r sich auch über<br />
die entsprechen<strong>de</strong> Unterstützung und das Interesse freut. Mit <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Grillsaison wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />
Konzept-Store in Döbeln geschlossen, jedoch wird es dieses Jahr wie<strong>de</strong>r einen Hot-BBQ-Store geben,<br />
dieses Mal in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utlich größeren Sachsenmetropole Leipzig.<br />
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Während<strong>de</strong>ssen steckt Rico Kretschel mitten in <strong>de</strong>n Vorbereitungen für die Eröffnung eines weiteren<br />
Konzept-Stores, <strong>de</strong>r erstmals auch ein Partnermo<strong>de</strong>ll für stationäre Händler beinhaltet: Dabei han<strong>de</strong>lt<br />
es sich um GlasDepot.<strong>de</strong>, einen Online-Store für Trinkgläser. Diesen gibt es bereits als Mobile-Shop,<br />
die Eröffnung eines dazugehörigen 40 Quadratmeter großen stationären Fachgeschäfts in Döbeln ist in<br />
Planung. Mit einer Mischung aus La<strong>de</strong>ngeschäft, Showroom, QR-Shopping und ergänzen<strong>de</strong>n Events<br />
orientiert sich GlasDepot.<strong>de</strong> an <strong>de</strong>n Erfahrungen, die Kretschel mit NeueTischkultur.<strong>de</strong> und Hot-BBQ<br />
gesammelt hat, geht jedoch einen Schritt weiter: GlasDepot soll es in diesem Jahr auch als Shop-in-<br />
Shop-Lösung für Weinhandlungen und Fachgeschäfte für Haushalt und Living geben.<br />
Teilnehmen<strong>de</strong> Händler erhalten von GlasDepot ein Komplettpaket mit einem Sortiment an Gläsern als<br />
Ausstellungstücke, Aufstellern mit <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n QR-Co<strong>de</strong>s und <strong>de</strong>m dazugehörigen La<strong>de</strong>nbau.<br />
„Wir bieten zu<strong>de</strong>m an, das zuständige Personal für die Shop-in-Shops zu schulen“, berichtet Kretschel.<br />
Diese können beispielsweise auf iPads <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n zusätzliche Produktvi<strong>de</strong>os zeigen und die Ware<br />
über <strong>de</strong>n Mobile Shop verkaufen. Auf einen PC-Online-Shop hat Kretschel übrigens bewusst verzichtet,<br />
da dieser einen Medienbruch zu <strong>de</strong>m QR-Shopping-Konzept darstellen wür<strong>de</strong>. Der NeueTischkultur-<br />
Chef erwartet eine positive Resonanz auf seine Initiative – schließlich biete sich so zum Beispiel für<br />
Weinhändler die Chance, auf einfache Weise ein Glas-Sortiment zu adaptieren.<br />
In <strong>de</strong>r Möglichkeit, auf geringer Fläche und ohne großen Wareneinsatz ein neues Sortiment zu eröffnen<br />
– das <strong>de</strong>r Shop-in-Shop-Partner nicht einmal selbst führen müsse – sieht Kretschel einen <strong>de</strong>r wichtigsten<br />
Vorteile seines QR-Shopping-Konzepts. Die Partner wür<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>n Verkäufen auf Provisionsbasis<br />
beteiligt. Zu<strong>de</strong>m biete das neue Verkaufsmo<strong>de</strong>ll die Möglichkeit, neue und vor allem auch jüngere<br />
Kun<strong>de</strong>ngruppen anzusprechen. Auch die Möglichkeit <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nberatung via iPad liefere Mehrwerte<br />
wie zum Beispiel die Vorführung von ergänzen<strong>de</strong>n Vi<strong>de</strong>o-Inhalten und <strong>de</strong>n spielerischen Umgang<br />
mit <strong>de</strong>m angebotenen Produktsortiment. Für die um eine Verjüngung ihrer Kundschaft kämpfen<strong>de</strong>n<br />
Fachgeschäfte im Wein- und Essbereich stellt <strong>de</strong>r Ansatz von NeueTischkultur-Chef Rico Kretschel somit<br />
ein attraktives – und vor allem auch niedrigschwelliges – Angebot dar.<br />
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VORWORT NEUE HELDEN BRAUCHT DER HANDEL DAS SIND DIE <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> VON DEN <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> LERNEN SCHLUSSWORT<br />
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Flip4New<br />
ANKAUF VON ALTGERÄTEN ALS NEUER HEBEL FÜR DEN HANDEL<br />
Quelle: Flip4New<br />
Schon seit <strong>de</strong>n Anfangstagen <strong>de</strong>s E-Commerce<br />
gehört <strong>de</strong>r Privatverkauf von Gebrauchtgütern<br />
zu <strong>de</strong>n beliebtesten Han<strong>de</strong>lsfunktionen im Netz.<br />
Ein stationäres Geschäftsmo<strong>de</strong>ll wur<strong>de</strong> daraus<br />
erstmals mit <strong>de</strong>m Aufkommen <strong>de</strong>r eBay-Verkaufsagenten<br />
rund um die Jahrtausendwen<strong>de</strong>.<br />
In <strong>de</strong>n letzten Jahren brachte eine Reihe von Internet-Anbietern,<br />
die auf <strong>de</strong>n Ankauf von Unterhaltungselektronik-Artikeln<br />
und Medien setzen,<br />
neuen Wind in <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>l mit Gebrauchtwaren.<br />
Eigene Filialen haben die unter <strong>de</strong>m Etikett<br />
„Re-Commerce“ zusammengefassten Online-Ankäufer<br />
bisher nicht eröffnet, doch haben fast alle<br />
Marktteilnehmer Partnerschaften mit stationären<br />
Händlern geknüpft. Einer <strong>de</strong>r größten Re-Commerce-Anbieter ist das auf Elektronikartikel spezialisierte<br />
Flip4New aus <strong>de</strong>m hessischen Friedrichsdorf. Dabei verstand es das 2009 gegrün<strong>de</strong>te Unternehmen,<br />
prominente Sponsoren anzuziehen: 2010 investierte Xing-Grün<strong>de</strong>r Lars Hinrichs in Flip4New und 2012<br />
stieg <strong>de</strong>r Elektronik-Gigant Media-Saturn mit einer Min<strong>de</strong>rheitsbeteiligung bei <strong>de</strong>m Online-Ankäufer ein.<br />
Die Elektromarktkette Saturn zählte 2010 auch zu <strong>de</strong>n ersten stationären Partnern von Flip4New.<br />
„Ursprünglich sind wir als reiner Online-Anbieter gestartet, <strong>de</strong>r nicht nur Altgeräte in Zahlung nimmt,<br />
son<strong>de</strong>rn anfangs auch noch Neuprodukte verkauft hat“, erzählt Flip4New-Geschäftsführer Michael<br />
Sauer. Schnell habe man aber erkannt, dass man mit <strong>de</strong>r Fokussierung auf <strong>de</strong>n Ankauf die besseren<br />
Marktchancen besaß – und dass sich auch Händler – sowohl im Online-Bereich wie im Retail-Geschäft –<br />
für das Re-Commerce-Mo<strong>de</strong>ll interessierten. Graduell habe Flip4New daher das Partnergeschäft<br />
ausgebaut und arbeite heute mit mehr als 25 zumeist namhaften Partnern zusammen. „Dazu zählen<br />
neben Saturn – wo bereits über 100 Märkte <strong>de</strong>n Ankauf über Flip4New anbieten – zum Beispiel die<br />
Apple-Reseller Gravis und mStore, Online-Händler wie Cyberport und Weltbild, aber auch eBay“,<br />
berichtet Sauer. Als exklusiver Partner habe Flip4New für <strong>de</strong>n Online-Marktplatzbetreiber eine eigene<br />
Verkaufsoberfläche entwickelt. Unter <strong>de</strong>m Namen „eBay Elektronik-Ankauf“ wer<strong>de</strong>n dabei Kun<strong>de</strong>n<br />
adressiert, die ihre Gebrauchtgeräte nicht per Festpreis-Angebot o<strong>de</strong>r Online-Auktion, son<strong>de</strong>rn direkt<br />
und unmittelbar verkaufen möchten.<br />
Für <strong>de</strong>n Flip4New-Grün<strong>de</strong>r liegt auf <strong>de</strong>r Hand, warum das Geschäftsmo<strong>de</strong>ll seines Unternehmens im<br />
Han<strong>de</strong>l auf so große Resonanz stößt: „Wir geben <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n Geld in die Hand, das diese sofort wie<strong>de</strong>r<br />
ausgeben können“, so Sauer. Und in <strong>de</strong>r Regel wer<strong>de</strong> <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m Altgeräteverkauf eingestrichene<br />
Betrag nicht irgendwo, son<strong>de</strong>rn gleich an Ort und Stelle in <strong>de</strong>n Kauf neuer Elektronik- und Zubehörartikel<br />
063
investiert. Einen beson<strong>de</strong>ren Kick erhalte das Mo<strong>de</strong>ll im stationären Han<strong>de</strong>l: „Bei Saturn kommen die<br />
Kun<strong>de</strong>n mit einem gebrauchten Gerät in <strong>de</strong>n Markt, erhalten dafür einen Wertgutschein und können<br />
diesen sofort im La<strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>r einsetzen.“ Dabei sei es ein gern gesehener Nebeneffekt, dass Kun<strong>de</strong>n,<br />
die ein Altgerät verkauft hätten, beim anschließen<strong>de</strong>n Neukauf dazu tendierten, mehr Geld auszugeben.<br />
Das Partnermo<strong>de</strong>ll von Flip4New richtet sich nicht ausschließlich an große Han<strong>de</strong>lsketten, son<strong>de</strong>rn steht<br />
auch unabhängigen Händlern offen. Der Re-Commerce-Anbieter hat dafür ein eigenes Ankaufsportal<br />
entwickelt, das Einzelhändler in die Lage versetzt, als stationäre Annahmestellen zu fungieren. Beispiele<br />
für solche Partnerschaften gebe es bereits im für das Re-Commerce-Geschäft beson<strong>de</strong>rs attraktiven<br />
Apple-Bereich. Dort arbeite Flip4New nicht nur mit <strong>de</strong>m Händlerverbund CPN zusammen, son<strong>de</strong>rn<br />
auch mit eigenständigen Apple-Resellern. Bei <strong>de</strong>n Partnerschaften geht es in <strong>de</strong>r Regel um keine White-<br />
Label-Lösung, son<strong>de</strong>rn Flip4New tritt mit <strong>de</strong>m eigenen Namen in Erscheinung – <strong>de</strong>r inzwischen bei<br />
internetaffinen Kun<strong>de</strong>n auch einige Markenkraft ausstrahlt. „Außer<strong>de</strong>m ist es so, dass das beim Ankauf<br />
entstehen<strong>de</strong> Rechtsgeschäft immer zwischen <strong>de</strong>m Endkun<strong>de</strong>n und Flip4New stattfin<strong>de</strong>t und nicht mit<br />
<strong>de</strong>m Händler vor Ort“, erklärt Firmenchef Michael Sauer.<br />
Die Partnerschaft mit Flip4New be<strong>de</strong>utet für teilnehmen<strong>de</strong> Händler mehr als nur eine simple<br />
Marketing-Maßnahme: „Zunächst haben wir für unsere stationären Partner eine spezielle In-Store-<br />
Software entwickelt, die diese beim Ankauf, bei <strong>de</strong>r Bewertung <strong>de</strong>s Altgeräts und <strong>de</strong>m dazugehörigen<br />
Vertragswerk unterstützt“, erklärt Sauer. Des Weiteren stün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Partnern komplette Logistik-Module<br />
zur Verfügung, mit <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Händler die Verpackung <strong>de</strong>r Gebrauchtgeräte, die Erstellung von Versand-<br />
Labels und die Abholung in seinen Arbeitsfluss integrieren könne. Schließlich arbeite Flip4New mit<br />
seinen Partnern auch bei gemeinsamen Marketing-Aktionen zusammen, beispielsweise um die Kun<strong>de</strong>n<br />
zur Markteinführung eines neuen Top-Handys gezielt anzusprechen. Je nach Größe <strong>de</strong>r Partner stelle<br />
<strong>de</strong>r Re-Commerce-Anbieter teilweise auch spezielle Materialien zum Marketing am POS, wie zum<br />
Beispiel Poster und Flyer, zur Verfügung.<br />
Nicht ganz trivial ist bei <strong>de</strong>r Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>n Partnern die Bewertung <strong>de</strong>r Altgeräte. „Für uns<br />
geht es darum, etwas, was potenziell subjektiv ist, objektiv zu machen“, erklärt Sauer. So gebe es<br />
bei Flip4New Partnerbetreuungs-Manager, die sich <strong>de</strong>zidiert um die Aufschaltung und Schulung von<br />
Mitarbeitern im stationären Han<strong>de</strong>l kümmerten. „Bei Gravis haben wir sogar eine spezielle Roadshow<br />
organisiert und in je<strong>de</strong>m Store die Mitarbeiter geschult“, erzählt Sauer. Der dabei betriebene Aufwand<br />
sei nicht nur für die Sicherstellung richtiger Gerätebewertungen nötig, son<strong>de</strong>rn spiele auch für das<br />
Kooperationsmo<strong>de</strong>ll insgesamt eine große Rolle: „Unser Erfolg ist stark von <strong>de</strong>r Akzeptanz und <strong>de</strong>r<br />
Begeisterung <strong>de</strong>r beteiligten Mitarbeiter abhängig“, erklärt Sauer. Ein Store-Mitarbeiter, <strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>rholt<br />
zu hören kriege, dass er die Bewertung <strong>de</strong>r Altgeräte nicht richtig mache, sei schnell <strong>de</strong>motiviert<br />
und wer<strong>de</strong> nicht mehr viel Energie darauf verwen<strong>de</strong>n, seinen Kun<strong>de</strong>n das Angebot von Flip4New zu<br />
vermitteln. „Aus diesem Grund haben wir in <strong>de</strong>n letzten Jahren viel in die Partnerschulung investiert“,<br />
so Sauer.<br />
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VORWORT NEUE HELDEN BRAUCHT DER HANDEL DAS SIND DIE <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> VON DEN <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> LERNEN SCHLUSSWORT<br />
Dabei zahlt sich die Investition in das Partnergeschäft für das Re-Commerce-Unternehmen aus:<br />
Über <strong>de</strong>n stationären Bereich – sowie über die Online-Partner – laufe inzwischen ein signifikanter,<br />
im fortgeschrittenen zweistelligen Prozentbereich angesie<strong>de</strong>lter Teil <strong>de</strong>s Geschäfts von Flip4New ab,<br />
erklärt Firmenchef Sauer. „Wir glauben fest daran, dass vor allem das In-Store Partnergeschäft ein sehr<br />
großer Wachstumstreiber für uns ist.“ Denn auch wenn die Dynamik im Online-Han<strong>de</strong>l rasanter sei,<br />
laufe doch noch <strong>de</strong>r größere Teil <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>ls in <strong>de</strong>n stationären Geschäften ab. Die Zusammenarbeit<br />
mit <strong>de</strong>n Partnern im <strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong> stellt für Flip4New hier die perfekte Möglichkeit dar, das Beste aus<br />
bei<strong>de</strong>n Welten zu vereinen. Über die Eröffnung eigener stationärer Annahmestellen habe sich das<br />
Unternehmen, wie Michael Sauer sagt, bisher noch keine Gedanken gemacht.<br />
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Mister Spex<br />
OPTIKER-FACHGESCHÄFTE ALS SERVICE-PARTNER VOR ORT<br />
Quelle: Mister Spex<br />
Wie schon <strong>de</strong>r Local Hero E<strong>de</strong>l Optics zeigte,<br />
sorgen attraktive Preise und eine riesige Auswahl<br />
dafür, dass das Online-Brillengeschäft boomt.<br />
Allerdings lassen sich beim reinen Internet-<br />
Vertrieb von Brillen zwei Aspekte bislang nur<br />
ungenügend umsetzen: Zum einen ist das die<br />
Anprobe <strong>de</strong>r unterschiedlichen Gestelle, bei <strong>de</strong>r<br />
die von einigen Online-Händlern angebotene<br />
„virtuelle Brillenanprobe“ mittels Webcam<br />
nur sehr bedingt mit einer reellen Erfahrung<br />
mithalten kann. Und geht es um <strong>de</strong>n Kauf einer<br />
Korrekturbrille, sehen sich Internet-Anbieter mit<br />
<strong>de</strong>m zusätzlichen Defizit konfrontiert, we<strong>de</strong>r einen<br />
Sehtest noch die Anpassung <strong>de</strong>r fertigen Brille im<br />
Netz vornehmen zu können. Um diese Lücke zu schließen, hat <strong>de</strong>r Online-Brillenhändler Mister Spex<br />
ein Partnerprogramm entwickelt, das gleichzeitig <strong>de</strong>n Optiker-Fachgeschäften vor Ort <strong>de</strong>n Anschluss an<br />
<strong>de</strong>n Internet-Trend ermöglichen soll.<br />
Mit einem Jahresumsatz von 26 Millionen Euro in 2012 zählt Mister Spex zu <strong>de</strong>n Top-Ten-Unternehmen<br />
<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Optikbranche. Neben <strong>de</strong>m eigenen Online-Shop ist Mister Spex auch einer <strong>de</strong>r<br />
führen<strong>de</strong>n Brillenanbieter bei eBay. Das Mitte 2011 gestartete Partnerprogramm von Mister Spex hat<br />
<strong>de</strong>n Brillen-Versen<strong>de</strong>r zu<strong>de</strong>m multichannel-fähig gemacht und eröffnet <strong>de</strong>m Unternehmen so neue<br />
Wachstumspotenziale. Kun<strong>de</strong>n erhalten dabei im Online-Shop von Mister Spex einen Gutschein für<br />
einen Sehtest, <strong>de</strong>n diese bei mittlerweile mehr als 300 Partneroptikern vor Ort einlösen können. Mit<br />
<strong>de</strong>n ermittelten Daten wird die benötigte Brille dann online bestellt und kann je nach Bedarf noch einmal<br />
beim Partneroptiker angepasst wer<strong>de</strong>n.<br />
„Unsere Multichannel-Strategie ist ein<strong>de</strong>utig kun<strong>de</strong>ngetrieben“, erklärt Björn Sykora, Leiter Business<br />
Development bei Mister Spex. Denn während <strong>de</strong>r Online-Händler das Problem <strong>de</strong>r beim Kauf im<br />
Internet fehlen<strong>de</strong>n Haptik durch die Möglichkeit zur Ansichtsbestellung mehrerer Mo<strong>de</strong>lle weitgehend<br />
gelöst habe, ließen sich <strong>de</strong>r Sehtest und das Anpassen <strong>de</strong>r Brille auf absehbare Zeit nicht online<br />
darstellen. Mit <strong>de</strong>m Partnerprogramm versucht Mister Spex so, auch für Kun<strong>de</strong>ngruppen attraktiv zu<br />
wer<strong>de</strong>n, die sich bisher noch nicht zum Brillenkauf im Netz durchringen konnten. „Während <strong>de</strong>r Online-<br />
Anteil beim Verkauf von Korrektionsbrillen sonst bei rund 10 Prozent liegt, erwarten wir, dass wir mit<br />
<strong>de</strong>m Partnerprogramm unseren Marktanteil in <strong>de</strong>m Bereich auf 20 bis 25 Prozent ausweiten können“,<br />
so Sykora.<br />
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VORWORT NEUE HELDEN BRAUCHT DER HANDEL DAS SIND DIE <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> VON DEN <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> LERNEN SCHLUSSWORT<br />
Eine Alternative zum Aufbau eines Partnernetzwerks könnte die Eröffnung eigener stationärer Filialen<br />
sein, doch wie <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>s Business-Development-Bereichs von Mister Spex berichtet, habe sich<br />
das Unternehmen bewusst dagegen entschie<strong>de</strong>n: „Wir sind online sehr gut, aber vom stationären<br />
Han<strong>de</strong>l haben wir, ehrlich gesagt, nur wenig Ahnung.“ Auch wenn man eigene Lä<strong>de</strong>n für die fernere<br />
Zukunft nicht ausschließen wolle, habe sich Mister Spex daher entschie<strong>de</strong>n, schwerpunktmäßig auf die<br />
Zusammenarbeit mit erfahrenen Optikern zu setzen.<br />
Die Resonanz in <strong>de</strong>r Optiker-Branche auf das Partnerprogramm sei sehr positiv ausgefallen. Nach<strong>de</strong>m<br />
Mister Spex die ersten Teilnehmer an <strong>de</strong>m Programm persönlich angesprochen und das Multichannel-<br />
Konzept in enger Abstimmung mit <strong>de</strong>n Pilotteilnehmern entwickelt habe, sei es gelungen die Partnerzahl<br />
in <strong>de</strong>r beabsichtigten Geschwindigkeit auszubauen. Bis zum Jahresen<strong>de</strong> soll das Partnernetz auf 400<br />
Teilnehmer ausgebaut wer<strong>de</strong>n. Zum Vergleich: Die größte stationäre Optiker-Kette Fielmann betreibt<br />
<strong>de</strong>utschlandweit rund 650 Nie<strong>de</strong>rlassungen.<br />
Nach Ansicht von Björn Sykora ist das wichtigste Argument für eine Teilnahme am Partnerprogramm<br />
von Mister Spex, dass es <strong>de</strong>n Optikern ermöglicht, am zunehmen<strong>de</strong>n Online-Trend teilzuhaben. „Was<br />
soll <strong>de</strong>r Händler vor Ort machen, um auch vom Online-Geschäft zu profitieren? Selbst einen eigenen<br />
Online-Shop zu eröffnen, ist für die meisten ein zu großer Aufwand. Es bleiben also Maßnahmen<br />
zur Online-Lead-Generierung wie zum Beispiel die Präsenz bei Google AdWords und Qype o<strong>de</strong>r die<br />
Teilnahme an unserem Partnerprogramm.“ Neben <strong>de</strong>m strategischen Vorteil bietet Mister Spex <strong>de</strong>n<br />
Partnern auch finanzielle Anreize: Für <strong>de</strong>n Sehtest erhalten diese 15 Euro, für eine Brillen-Anpassung 5<br />
Euro, zu<strong>de</strong>m gibt es eine Verkaufsprovision, die bei einer normalen 1-Stärken-Brille 10 Prozent und bei<br />
einer Gleitsichtbrille 25 Prozent beträgt.<br />
„Wir haben untersucht, wo uns bei <strong>de</strong>r Akquise am häufigsten die Optiker wegbrechen, und festgestellt,<br />
dass dies meistens gleich am Anfang geschieht“, berichtet Sykora. „Das zeigt uns, dass es für die<br />
Optiker eine Grundsatzentscheidung ist, wie sie zum Thema Online stehen.“ Komme man erst einmal<br />
ins Gespräch, entschließe sich <strong>de</strong>r jeweilige Optiker auch mit hoher Wahrscheinlichkeit für das Partnerprogramm.<br />
Mithilfe eines Außendienstmitarbeiters suche Mister Spex nicht nur fortlaufend nach neuen<br />
Partnern, son<strong>de</strong>rn stelle auch das Vertrauensverhältnis und <strong>de</strong>n Qualitätsstandard <strong>de</strong>r angeschlossenen<br />
Optiker sicher.<br />
Mit <strong>de</strong>r bisherigen Entwicklung <strong>de</strong>s Partnerprogramms zeigt sich Mister Spex hochzufrie<strong>de</strong>n: „Wir<br />
können beobachten, dass die Kun<strong>de</strong>n mehr Geld ausgeben und nach <strong>de</strong>m Besuch beim Optiker eher<br />
zu <strong>de</strong>n teureren Mo<strong>de</strong>llen tendieren”, berichtet Sykora. Weiter sei die Retourenquote <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n<br />
im Partnermo<strong>de</strong>ll geringer. Durch die Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>n stationären Optikern sei es zu<strong>de</strong>m<br />
möglich gewor<strong>de</strong>n, erstmals auch Gleitsichtbrillen anzubieten. Dass <strong>de</strong>r Online-Händler seinen Umsatz<br />
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mit Korrektionsbrillen 2012 um 150 Prozent steigern konnte, führt Mister Spex nicht zuletzt auf das<br />
Partnerprogramm zurück.<br />
Am Firmensitz in Berlin wird daher bereits über einen Ausbau <strong>de</strong>s Partnerprogramms nachgedacht.<br />
So sei es eine naheliegen<strong>de</strong> Option, die Partner künftig auch in <strong>de</strong>n Verkauf von Kontaktlinsen<br />
miteinzubeziehen. Über weitere Kooperationsmöglichkeiten schweigt sich Björn Sykora noch aus, doch<br />
stellt <strong>de</strong>r Business-Development-Leiter klar: „Das Partnerprogramm haben wir als eine langfristige<br />
Angelegenheit geplant und können uns noch einige Erweiterungen vorstellen.”<br />
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Einfach-machen-lassen<br />
FACHHÄNDLER WERDEN ZU SERVICE-DIENSTLEISTERN<br />
Quelle: Einfach-machen-lassen<br />
Für reine Online-Händler ist das Angebot von<br />
Dienstleistungen vor Ort nur durch eine Zusammenarbeit<br />
mit stationären Anbietern realisierbar.<br />
Ergänzend dazu zeigte das Partnermo<strong>de</strong>ll von<br />
Mister Spex, dass die Service-Kooperation mit einem<br />
E-Commerce-Unternehmen es <strong>de</strong>m lokalen<br />
Fachhan<strong>de</strong>l ermöglichen kann, seine Dienstleistungskompetenz<br />
über einen zusätzlichen Kanal<br />
zu vermarkten. Konsequent weitergedacht hat<br />
dieses für bei<strong>de</strong> Seiten vorteilhafte Szenario das<br />
Start-up Einfach-machen-lassen: Das Berliner Unternehmen<br />
hat ein <strong>de</strong>utschlandweites Netz von<br />
bereits mehr als 800 Service-Partnern rund um<br />
die Bereiche TV und Computer aufgebaut. Das<br />
so entstan<strong>de</strong>ne Dienstleistungs-Portfolio ist zum einen direkt für Endkun<strong>de</strong>n über die Webseite Einfach-machen-lassen.<strong>de</strong><br />
buchbar. Zum an<strong>de</strong>ren wen<strong>de</strong>t sich das Unternehmen an Online-Händler, die<br />
durch eine Kooperation mit Einfach-machen-lassen in die Lage versetzt wer<strong>de</strong>n, ihren Kun<strong>de</strong>n auch<br />
Vor-Ort-Dienstleistungen anzubieten.<br />
In klassisch schlanker Start-up-Manier tritt Einfach-machen-lassen dabei niemals selbst als Erbringer<br />
<strong>de</strong>r gebuchten Dienstleistung in Erscheinung. Vielmehr beschränkt sich das Unternehmen auf die<br />
Rolle <strong>de</strong>s Vermittlers <strong>de</strong>r jeweiligen Service-Leistung. Bestellt ein Kun<strong>de</strong> eine Dienstleistung bei<br />
Einfach-machen-lassen, beauftragt das Unternehmen <strong>de</strong>n jeweils zuständigen Service-Partner vor<br />
Ort. Abgewickelt wird die Service-Vermittlung durch ein webbasiertes Auftragssystem, mit <strong>de</strong>m das<br />
Dienstleistungsunternehmen auch Service-Levels und Kun<strong>de</strong>nzufrie<strong>de</strong>nheit überwacht.<br />
Der Chef <strong>de</strong>s Service-Unternehmens, Alexan<strong>de</strong>r Keck, räumt ein, dass Einfach-machen-lassen<br />
mit seinem Geschäftsmo<strong>de</strong>ll zu einem gewissen Teil <strong>de</strong>n Elektronik-Fachhan<strong>de</strong>l in seiner letzten<br />
verbliebenen Bastion angreift: „Der stationäre Han<strong>de</strong>l, insbeson<strong>de</strong>re die Verbundgruppen, verlieren durch<br />
unser Angebot ihr bisheriges Alleinstellungsmerkmal <strong>de</strong>s Vor-Ort-Services.“ Beson<strong>de</strong>rs in Bedrängnis<br />
gebracht wür<strong>de</strong>n dadurch Fachhändler, die sich in erster Linie als Hardware-Verkäufer betrachteten und<br />
Dienstleistungen nur notgedrungen und lustlos mitanbieten wür<strong>de</strong>n. „Bei diesen Händlern ergibt sich<br />
oft ein Zielkonflikt, <strong>de</strong>n wir als auf Service spezialisiertes Unternehmen nicht haben“, so Keck.<br />
Ebenfalls im Visier von Einfach-machen-lassen stehen die Online-Service-Angebote <strong>de</strong>r Unterhaltungselektronik-Verbundgruppen<br />
sowie <strong>de</strong>r Elektromarkt-Ketten. Keck ist überzeugt, <strong>de</strong>ren Leistungsangebot<br />
in verschie<strong>de</strong>ner Hinsicht übertreffen zu können: „Bei PC-Spezialist, Media-Saturn o<strong>de</strong>r auch EP wird<br />
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ei Vor-Ort-Services nur auf die lokalen Standorte und Verbundhändler verwiesen. Wir dagegen sind <strong>de</strong>r<br />
einzige Anbieter, bei <strong>de</strong>m Vor-Ort-Services wie die TV-Wandmontage online gebucht wer<strong>de</strong>n können.“<br />
Während die bisher im Netz vermarkteten Dienstleistungen nur in <strong>de</strong>n Einzugsgebieten <strong>de</strong>r jeweiligen<br />
Partner verfügbar seien, erstrecke sich das Angebot von Einfach-machen-lassen zu<strong>de</strong>m auf das komplette<br />
Bun<strong>de</strong>sgebiet.<br />
Dennoch betrachtet <strong>de</strong>r Grün<strong>de</strong>r von Einfach-machen-lassen das Geschäftsmo<strong>de</strong>ll seines Unternehmens<br />
auch als Chance für Händler mit einer hohen Service-Kompetenz. So sucht Keck über die Webseite<br />
von Einfach-machen-lassen ständig nach qualifizierten Dienstleistern, die an einer Kooperation mit <strong>de</strong>m<br />
Service-Vermittler interessiert sind. Voraussetzung ist natürlich, dass Händler das Geschäftsmo<strong>de</strong>ll<br />
von Einfach-machen-lassen nicht von vornherein als Konkurrenzmo<strong>de</strong>ll begreifen. Wem das gelingt,<br />
<strong>de</strong>r hat die Chance, über ein aufmerksamkeits- und reichweitenstarkes Portal finanziell interessante<br />
Dienstleistungsaufträge an sich zu ziehen – und das ganz ohne die nötigen Ressourcen für einen<br />
eigenen E-Commerce-Auftritt aufwen<strong>de</strong>n zu müssen.<br />
Einen ersten Partner im Online-Han<strong>de</strong>l konnte Einfach-machen-lassen bereits für sich gewinnen: <strong>de</strong>n<br />
Elektronikversen<strong>de</strong>r Cyberport. Seit Anfang <strong>de</strong>s Jahres bietet <strong>de</strong>r Online-Händler in Zusammenarbeit<br />
mit Einfach-machen-lassen nun auch Installations- und Ersteinrichtungs-Services an. Diese stehen im<br />
Cyberport-Store nicht separat zur Auswahl, son<strong>de</strong>rn können beim Kauf von neuen Computern o<strong>de</strong>r TV-<br />
Geräten zusammen mit <strong>de</strong>m entsprechen<strong>de</strong>n Produkt bestellt wer<strong>de</strong>n. Einfach-machen-lassen-Grün<strong>de</strong>r<br />
Alexan<strong>de</strong>r Keck ist überzeugt, dass <strong>de</strong>r Elektronikversen<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r Kooperation seine Attraktivität<br />
weiter erhöht: „Es ist im <strong>de</strong>utschen Elektronik-Online-Han<strong>de</strong>l bislang einmalig, dass zur Technik <strong>de</strong>r<br />
Anschluss-Service direkt dazu gebucht wer<strong>de</strong>n kann.“ Gera<strong>de</strong> für weniger technikaffine Käufergruppen<br />
sei das Angebot interessant. So komme es beispielsweise häufiger vor, dass erwachsene Kin<strong>de</strong>r für<br />
ihre Eltern online Geräte bestellten und <strong>de</strong>n Service dazu buchten.<br />
„Wir glauben, dass es heute nicht mehr genügt, online bestellte Ware einfach von A nach B zu transportieren“,<br />
erklärt Cyberport-Geschäftsführer Olaf Siegel zu <strong>de</strong>r Kooperation mit Einfach-machen-lassen.<br />
Auch im Netz wer<strong>de</strong> Service verstärkt nachgefragt. „Wir sehen darin einen zusätzlichen Mechanismus,<br />
um uns im Online-Markt zu differenzieren“, so Siegel. „Denn die Kun<strong>de</strong>n sind zunehmend an Dienstleistungen<br />
interessiert und wollen das auch im Paket mit <strong>de</strong>r gekauften Hardware – am besten zu einem<br />
transparenten Festpreis – erhalten.“<br />
070
PLATTFORM-<br />
BETREIBER<br />
In <strong>de</strong>n Anfangstagen <strong>de</strong>s Online-Han<strong>de</strong>ls übernahmen E-Commerce-Plattformen eine<br />
so einfache wie wirkungsvolle Funktion: Sie ermöglichten privaten und gewerblichen<br />
Verkäufern <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>l im Internet und boten <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n eine in dieser Breite<br />
noch nie dagewesene Angebotsvielfalt. Seit<strong>de</strong>m haben sich die Online-Plattformen<br />
markant weiterentwickelt: Sie sind heute we<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>n reinen Warenverkauf noch<br />
auf die Grenzen <strong>de</strong>s Internets beschränkt. Damit ermöglichen es Plattformbetreiber<br />
auch lokalen Unternehmen, zu einem Teil <strong>de</strong>s digitalen Han<strong>de</strong>ls zu wer<strong>de</strong>n und<br />
Kun<strong>de</strong>n über das Netz anzusprechen.<br />
071
3<br />
21<br />
eBay<br />
LOKALE HÄNDLER WERDEN TEIL DER DIGITALEN<br />
EINKAUFSWELT<br />
Quelle: eBay<br />
Mit seinen neuen, kanalübergreifen<strong>de</strong>n Konzepten<br />
ermöglicht es <strong>de</strong>r E-Commerce-Pionier eBay<br />
auch lokalen Einzelhändlern, zu einem vollumfänglichen<br />
Teil <strong>de</strong>r digitalen Einkaufswelt zu wer<strong>de</strong>n.<br />
Von seinen Wurzeln, als auf <strong>de</strong>r Plattform vor<br />
allem von privat zu privat über Auktionen Han<strong>de</strong>l<br />
getrieben wur<strong>de</strong>, hat sich eBay immer mehr zu<br />
einem allumfassen<strong>de</strong>n Online-Marktplatz weiterentwickelt,<br />
auf <strong>de</strong>m heute mehrheitlich gewerbliche<br />
Händler Neuware zu Festpreisen anbieten.<br />
Bereits in seiner Anfangsphase stand eBay in<br />
einer direkten Beziehung zum stationären Han<strong>de</strong>l,<br />
da eine Vielzahl <strong>de</strong>r kleineren eBay-Händler<br />
Wurzeln im lokalen <strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong> besitzt und die<br />
Präsenz auf <strong>de</strong>m Marktplatz parallel zum La<strong>de</strong>ngeschäft aufbaute. In <strong>de</strong>n letzten Jahren haben diese<br />
Verbindungen zwischen On- und Offline weiter zugenommen. So sind heute auch große stationäre<br />
Anbieter mit eigenen Markenshops bei eBay vertreten. Die Hersteller und Händler profitieren von <strong>de</strong>r<br />
großen Reichweite <strong>de</strong>s eBay-Marktplatzes, können sich in ihrer eigenen Markenwelt präsentieren und<br />
von beson<strong>de</strong>ren Verkaufsaktionen profitieren. Ebenso bringt eBay die Produkte <strong>de</strong>r Händler über die<br />
verschie<strong>de</strong>nen mobilen Plattformen <strong>de</strong>s Online-Marktplatzes auf die Smartphones und Tablet-PCs <strong>de</strong>r<br />
Verbraucher.<br />
Eine noch wesentlich weitergehen<strong>de</strong> Relevanz für <strong>de</strong>n stationären Han<strong>de</strong>l gewinnt eBay nun im<br />
Zuge <strong>de</strong>s Zusammenwachsens von Online und Offline mittels neuer mobiler Technologien. Um auf<br />
die Herausfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r neuen, kanalübergreifen<strong>de</strong>n Einkaufswelt vorbereitet zu sein, hat sich<br />
<strong>de</strong>r E-Commerce-Pionier in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren mit einer Reihe von Übernahmen verstärkt. So<br />
erwarb eBay im Dezember 2010 Milo, eine lokale Einkaufssuchmaschine, die <strong>de</strong>n Warenbestand von<br />
La<strong>de</strong>ngeschäften in US-Städten im Web durchsuchbar macht. Im April 2011 folgte die Akquisition <strong>de</strong>s<br />
Geodatendienstes Where, über <strong>de</strong>ssen mobile Applikationen Nutzer Angebote lokaler Unternehmen<br />
abrufen können. Ebenfalls zu eBay gehören heute <strong>de</strong>r Anbieter von Barco<strong>de</strong>-Scanning-Technologien<br />
RedLaser und die Empfehlungsplattform Hunch. Über das Marktplatzgeschäft hinaus bietet eBay durch<br />
die Übernahme von GSI Commerce in 2011 außer<strong>de</strong>m Full-Service E-Commerce-Dienstleistungen für<br />
stationäre Händler und Hersteller an.<br />
„Mit <strong>de</strong>n Übernahmen <strong>de</strong>r vergangenen Jahre haben wir uns vor allem im Bereich Mobile zusätzliches<br />
technologisches und personelles Know-how ins Unternehmen geholt“, erklärt Martin Tschopp, Vice<br />
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2<br />
1 3 4 5<br />
VORWORT NEUE HELDEN BRAUCHT DER HANDEL DAS SIND DIE <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> VON DEN <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> LERNEN SCHLUSSWORT<br />
Presi<strong>de</strong>nt eBay Marketplaces Germany. „Aus unserer Sicht sind es vor allem die mobilen Technologien<br />
und die damit verbun<strong>de</strong>nen Möglichkeiten, die das Han<strong>de</strong>lsumfeld <strong>de</strong>rzeit so rasant verän<strong>de</strong>rn.“ Dabei<br />
spricht das E-Commerce-Unternehmen gerne davon, dass die Grenzen zwischen On- und Offline-<br />
Shopping zunehmend in Auflösung begriffen seien: „Ein Geschäft kann heute überall dort sein, wo<br />
<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> es sich wünscht“, erklärt Tschopp. Die Voraussetzung dafür sei, dass <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>l <strong>de</strong>n neuen<br />
Technologien offen gegenüberstehe, eine durchdachte Multichannel-Strategie verfolge und sich auf das<br />
verän<strong>de</strong>rte Informations- und Kaufverhalten <strong>de</strong>r Verbraucher einstelle.<br />
Ein Musterbeispiel dafür ist <strong>de</strong>r Same-Day-Delivery-Service eBay Now, <strong>de</strong>n das Unternehmen <strong>de</strong>rzeit<br />
unter an<strong>de</strong>rem in New York, San Francisco und San Jose testet. Über die mobile App können Käufer<br />
Produkte aus mehr als 200 <strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong>sgeschäften bestellen und sich innerhalb weniger Stun<strong>de</strong>n<br />
liefern lassen. Zu <strong>de</strong>n teilnehmen<strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lspartnern gehören unter an<strong>de</strong>rem die US-Retailer Macy’s,<br />
Home Depot, Target, Toys“R“Us, RadioShack, Walgreens und Office Depot. Das Beson<strong>de</strong>re an eBay<br />
Now ist, dass <strong>de</strong>r Dienst nicht nur das Sortiment <strong>de</strong>r stationären Händler online verfügbar macht,<br />
son<strong>de</strong>rn dieses auch mit <strong>de</strong>m Angebot eines Express-Lieferdienstes kombiniert. „Der große Vorteil ist,<br />
dass Einzelhändler Kun<strong>de</strong>n direkt dann mit <strong>de</strong>n Produkten erreichen können, wenn ein Bedarf entsteht“,<br />
ergänzt Tschopp. So seien im Rahmen von eBay Now <strong>de</strong>n Nutzern Produkte nicht nur nach Hause o<strong>de</strong>r<br />
an <strong>de</strong>n Arbeitsplatz geliefert wor<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn ebenso beispielsweise in Parks o<strong>de</strong>r Restaurants.<br />
Wie sich eBay die Chancen lokaler Händler in <strong>de</strong>r künftigen digitalen Einkaufswelt außer<strong>de</strong>m vorstellt,<br />
ver<strong>de</strong>utlicht ein weiteres Szenario, welches das E-Commerce-Unternehmen entwickelt hat. So hat eBay<br />
damit begonnen, auch die stationäre Verfügbarkeit von Artikeln auf <strong>de</strong>m Online-Marktplatz anzuzeigen.<br />
Alternativ zu <strong>de</strong>n zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n Versandoptionen sollen Kun<strong>de</strong>n bald auswählen können,<br />
ob sie <strong>de</strong>n gewünschten Artikel online bezahlen und in einem lokalen La<strong>de</strong>ngeschäft selbst abholen<br />
möchten. In <strong>de</strong>r Folge ist es möglich, Kun<strong>de</strong>n nicht nur mit einer Abholbestätigung, son<strong>de</strong>rn auch mit<br />
einer Wegbeschreibung und Umgebungskarte zu versorgen – Funktionen, die vor allem auf mobilen<br />
Geräten einen praktischen Mehrwert liefern. Vom reinen Online-Marktplatz wird eBay so zu einer<br />
Verkaufsplattform, über die stationäre Händler ihr Warensortiment im Internet anbieten und damit<br />
ihr La<strong>de</strong>ngeschäft vor Ort stärken können. „Das Thema Click & Collect, also Online-Bestellung und<br />
Abholung im La<strong>de</strong>ngeschäft, spielt im Han<strong>de</strong>lsumfeld von heute eine zunehmend wichtige Rolle“, erklärt<br />
Martin Tschopp. So registrierten die Multichannel-Händler Argos und Walmart bei Online-Bestellungen<br />
Abholraten von 70 bzw. 50 Prozent. Für <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>l stellen Click & Collect-Kun<strong>de</strong>n eine attraktive Klientel<br />
dar: „Durchschnittlich geben Walmart-Kun<strong>de</strong>n, die nach einer Online-Bestellung die Waren abholen, 60<br />
US-Dollar zusätzlich in <strong>de</strong>r Filiale aus. Hier zeigt sich, wie Online <strong>de</strong>n Offline-Han<strong>de</strong>l unterstützen kann“,<br />
so Tschopp.<br />
073
Ein weiteres auf <strong>de</strong>r Technologie <strong>de</strong>r übernommenen E-Commerce-Dienste aufbauen<strong>de</strong>s Szenario von<br />
eBay ist es, das Angebot <strong>de</strong>s Online-Marktplatzes ortsbezogen zu durchsuchen. Dadurch soll es möglich<br />
wer<strong>de</strong>n, lokale Einkaufsumgebungen auszuwählen, für welche die vorhan<strong>de</strong>nen eBay-Angebote<br />
stationärer Händler in Form einer optisch ansprechend aufbereiteten „Bil<strong>de</strong>rwolke“ angezeigt wer<strong>de</strong>n.<br />
Kun<strong>de</strong>n können dabei wahlweise spezielle kategoriespezifische Anzeigeoptionen auswählen o<strong>de</strong>r das<br />
gesamte Angebot eines stationären Shops durchstöbern. Auch hier bietet sich wie<strong>de</strong>r die Möglichkeit,<br />
Artikel online zu kaufen und im La<strong>de</strong>ngeschäft abzuholen. Ebenso lässt sich die lokale Produktanzeige<br />
aber auch nutzen, um Einkaufsspaziergänge am Computer vorzubereiten o<strong>de</strong>r <strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong>sangebote<br />
per Mobiltelefon und GPS vor Ort zu durchsuchen. Für Martin Tschopp liegen die Vorteile solcher<br />
ortsbezogener Onlineshopping-Möglichkeiten auf <strong>de</strong>r Hand: „Einzelhändler können so zusätzliche<br />
Zielgruppen erreichen und die Anzahl <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n in ihren La<strong>de</strong>ngeschäften erhöhen.“<br />
Die beschriebenen Pilotprojekte zeigen, wie sich <strong>de</strong>r Online-Marktplatz eBay zu einem kanalübergreifen<strong>de</strong>n<br />
Vermittler zwischen <strong>de</strong>n Konsumenten und <strong>de</strong>r gesamten Bandbreite <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>ls weiterentwickelt.<br />
Neue Technologien – egal ob in Form von Warenverfügbarkeitsanzeigen in Echtzeit, flexiblen Express-<br />
Lieferservices o<strong>de</strong>r mobilen Einkaufsmöglichkeiten – tragen dazu bei, die Unterscheidung in On- und<br />
Offline irrelevant zu machen. Ohne selbst in die Entwicklung eigener Innovationen investieren zu<br />
müssen, können Händler durch eBay ihren Platz in <strong>de</strong>r gera<strong>de</strong> entstehen<strong>de</strong>n digitalen Einkaufswelt<br />
einnehmen. „Im sich rasant verän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lsumfeld brauchen kleine Einzelhändler genauso wie<br />
Großkonzerne starke Partner“, erklärt Martin Tschopp. „Das Ziel von eBay ist es, Lösungen zu schaffen,<br />
die Händler aller Größen dabei unterstützen, im neuen Han<strong>de</strong>lsumfeld erfolgreich zu sein.“<br />
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2<br />
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VORWORT NEUE HELDEN BRAUCHT DER HANDEL DAS SIND DIE <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> VON DEN <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> LERNEN SCHLUSSWORT<br />
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22<br />
PayPal<br />
MOBILE BEZAHLLÖSUNGEN FÜR NEUE HANDELSANGEBOTE<br />
Quelle: PayPal<br />
Online-Payment und stationären Han<strong>de</strong>l scheint<br />
auf <strong>de</strong>n ersten Blick nicht viel zu verbin<strong>de</strong>n.<br />
Doch während es noch vor zwei Jahren keine<br />
Berührungspunkte zwischen <strong>de</strong>m Einkauf vor<br />
Ort und <strong>de</strong>m Bezahlen im Netz gab, hat sich<br />
die Lage inzwischen grundlegend verän<strong>de</strong>rt.<br />
Eingeleitet wur<strong>de</strong> dieser Wan<strong>de</strong>l durch die<br />
schnelle Marktdurchdringung mit Smartphones<br />
und die damit aufgekommenen neuen mobilen<br />
Technologien. „Mobile ist ein Katalysator für<br />
Verän<strong>de</strong>rungen im Han<strong>de</strong>l“, erklärt dazu Arnulf<br />
Keese, Geschäftsführer von PayPal Deutschland.<br />
Der zum Han<strong>de</strong>lsunternehmen eBay Inc.<br />
gehören<strong>de</strong> Zahlungsdienstleister betrachtet sich<br />
als Vorreiter im Bereich mobiler Bezahlung und bietet seine Dienste inzwischen weit über <strong>de</strong>n Online-<br />
Kanal hinaus an.<br />
Ein Para<strong>de</strong>beispiel dafür ist die in diesem Buch bereits mehrfach erwähnte QRShopping-App, die PayPal<br />
Anfang 2012 auf <strong>de</strong>n Markt brachte. Die Smartphone-Applikation ermöglicht es Kun<strong>de</strong>n, in einem<br />
stationären Umfeld durch <strong>de</strong>n Scan eines QR-Co<strong>de</strong>s Waren zu kaufen. Diese wer<strong>de</strong>n über das PayPal-<br />
Konto <strong>de</strong>s Nutzers bezahlt und im Folgen<strong>de</strong>n bequem und sicher nach Hause geliefert. „PayPal hat über<br />
die letzten Monate operative Erfahrungen mit <strong>de</strong>r PayPal QRShopping-App gesammelt“, erzählt Keese.<br />
Dabei habe <strong>de</strong>r Bezahlservice nicht eine Reihe unterschiedlicher Händler gewinnen können, son<strong>de</strong>rn<br />
auch das Angebot einer breiten Produktauswahl sowie die Zusammenarbeit mit verschie<strong>de</strong>nen Medien<br />
erprobt. Die neue Technologie sei dabei von <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n gut angenommen wor<strong>de</strong>n: „ Unsere Kampagnen<br />
zeigen eine hohe Nutzung und waren somit sehr erfolgreich. Wenn QRShopping-Angebote nicht nur<br />
einmalig, son<strong>de</strong>rn wie<strong>de</strong>rholt über mehrere Wochen laufen, wie zum Beispiel bei <strong>de</strong>r Kooperation mit<br />
ComputerBILD und Cyberport, haben Kun<strong>de</strong>n mehr Zeit ihr Kaufverhalten nachhaltig zu än<strong>de</strong>rn und<br />
wie<strong>de</strong>rholt über diesen Kanal einzukaufen“, berichtet <strong>de</strong>r PayPal-Deutschlandchef. Inzwischen hat das<br />
Unternehmen bereits eine Version 2.0 <strong>de</strong>r PayPal QRShopping-App veröffentlicht, die auch die Auswahl<br />
unterschiedlicher Produktvariationen wie Größe und Farbe ermöglicht.<br />
Während die QRShopping-App in erster Linie eine Brückenfunktion zwischen lokalem Han<strong>de</strong>l und<br />
E-Commerce einnimmt, ist PayPal inzwischen auch als stationäre Bezahloption im <strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong> vor Ort<br />
präsent. Zum einen geschieht das in Form <strong>de</strong>s seit März 2012 in <strong>de</strong>n USA verfügbaren Bezahldienstes<br />
PayPal Here. Ein wenige Zentimeter großes, an das Smartphone anschließbares Kartenlesegerät<br />
inklusive dazugehöriger App ermöglicht es dabei beson<strong>de</strong>rs kleineren Händlern, Kreditkartenzahlungen<br />
075
zu akzeptieren. Außer<strong>de</strong>m können mit <strong>de</strong>m Bezahlservice PayPal-Zahlungen angenommen und<br />
Rechnungen verschickt wer<strong>de</strong>n. „Umfragen zeigen uns, dass insbeson<strong>de</strong>re kleinere Händler einen<br />
großen Mehrwert darin sehen, kostengünstig ihr Portfolio an Zahlungsoptionen zu erweitern“, erklärt<br />
PayPal-Geschäftsführer Keese. In<strong>de</strong>m diese auch Käufer bedienen könnten, die nicht ausreichend<br />
Bargeld bei sich haben, vergrößere sich das Umsatzpotenzial <strong>de</strong>r Händler. „Zu<strong>de</strong>m umgeht <strong>de</strong>r<br />
Verkäufer <strong>de</strong>n Aufwand und das Risiko von Bargeld-Handling und kann mit Angabe <strong>de</strong>r Akzeptanz von<br />
Kartenunternehmen wie Visa o<strong>de</strong>r MasterCard seine Professionalität unterstreichen“, so Keese.<br />
Noch einen Schritt weiter als PayPal Here geht das von <strong>de</strong>m Payment-Unternehmen ebenfalls seit<br />
vergangenem Jahr erprobte Bezahlverfahren PayPal In-Store Checkout. Dabei können Kun<strong>de</strong>n mittels<br />
Handynummer und <strong>de</strong>r Eingabe einer speziellen PayPal-PIN am Point of Sale bezahlen. In <strong>de</strong>n USA<br />
boten En<strong>de</strong> 2012 eine ganze Reihe an Retailern, darunter Abercrombie & Fitch, Foot Locker, Home<br />
Depot und Toys“R”Us, an rund 20.000 Standorten <strong>de</strong>n In-Store Checkout von PayPal an. Deutschland-<br />
Geschäftsführer Arnulf Keese sieht in <strong>de</strong>m Service eine zwar sehr US-spezifische Payment-Lösung,<br />
weist aber gleichzeitig auf das breite Spektrum <strong>de</strong>r von PayPal angebotenen Bezahlvarianten hin:<br />
„Die Vielzahl an verschie<strong>de</strong>nen Händlern verlangt ganz unterschiedliche Ansätze für die Bezahlung<br />
im La<strong>de</strong>ngeschäft.“ So hätten viele Partner von PayPals In-Store Checkout ein großes Interesse an<br />
einer schnellen Abfertigung am POS, während bei <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>lspartnern die innovativere<br />
und ein noch höheres Maß an Sicherheit gewährleisten<strong>de</strong> QR-Bezahlvariante stärkeren Anklang fin<strong>de</strong>.<br />
„Unser Ziel ist es, sowohl <strong>de</strong>m Shopper als auch <strong>de</strong>m Händler spürbare Mehrwerte während <strong>de</strong>s<br />
Einkaufsprozesses zu schaffen“, so Keese.<br />
Eine dritte, <strong>de</strong>rzeit von PayPal pilotierte Bezahlvariante für das stationäre Umfeld sind In-App-Payment<br />
Lösungen. So bietet die Fastfood-Kette McDonald‘s seit einiger Zeit in Frankreich eine App an, mit <strong>de</strong>r<br />
sich das Wunschmenü per Smartphone vorbestellen und via PayPal bezahlen lässt. In <strong>de</strong>r ausgewählten<br />
McDonald‘s-Filiale muss sich <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n dann nicht mehr anstellen, son<strong>de</strong>rn kann seine Bestellung<br />
gleich direkt abholen. In Deutschland arbeitet <strong>de</strong>r Bezahldienst mit <strong>de</strong>r Multiplex-Kette Cinemaxx<br />
zusammen und ermöglicht es Kinobesuchern so, Tickets bequem über das Mobiltelefon zu kaufen.<br />
„Gemeinsam haben diese Ansätze, dass sie vor allem ein Problem <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n lösen und so <strong>de</strong>m<br />
Händler und <strong>de</strong>m Endkun<strong>de</strong>n einen Mehrwert generieren“, erklärt Keese. Während das In-App-Payment<br />
<strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n eine praktische Erleichterung biete, könnten innovative Händler das Bezahlverfahren zu<br />
einer Steigerung ihrer mobilen Umsätze nutzen. „Wir helfen nur dabei, dass dieser Mehrwert entsteht<br />
und genutzt wer<strong>de</strong>n kann“, so <strong>de</strong>r PayPal-Deutschlandchef.<br />
Damit gibt Keese gleichzeitig die Stoßrichtung vor, die alle in <strong>de</strong>n letzten Jahren entwickelten stationären<br />
Bezahllösungen von PayPal verbin<strong>de</strong>t: Das Payment-Unternehmen ermöglicht es Einzelhändlern, sich<br />
gegenüber Konsumenten zu öffnen, die aufgrund einer hohen Affinität zur Online-Welt und technischen<br />
Innovationen sonst eher nicht zu <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s stationären Han<strong>de</strong>ls zählen. Durch die Zusammenarbeit<br />
mit PayPal erzielen die beteiligten Händler einen Innovationssprung, ohne sich um die entsprechen<strong>de</strong>n<br />
technischen Grundlagen kümmern zu müssen – und auch ohne selbst zu einem E-Commerce-Anbieter<br />
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VORWORT NEUE HELDEN BRAUCHT DER HANDEL DAS SIND DIE <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> VON DEN <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> LERNEN SCHLUSSWORT<br />
im engeren Sinn zu wer<strong>de</strong>n. Die angebotenen mobilen Bezahllösungen für <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>l machen diesen<br />
gewissermaßen „ohne eigenes Zutun“ zu einem Bestandteil <strong>de</strong>r digitalen Han<strong>de</strong>lswelt.<br />
So wie PayPal zunehmend <strong>de</strong>n lokalen <strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong> transformiert, verwan<strong>de</strong>ln die stationären<br />
Bezahlangebote auch die Ausrichtung <strong>de</strong>s Online-Payment-Anbieters selbst. „Wir sehen uns als Mittler<br />
zwischen Händler und Konsument und möchten Han<strong>de</strong>l ganz unabhängig vom Kanal und <strong>de</strong>r jeweiligen<br />
Situation ermöglichen“, erklärt Arnulf Keese das neue Selbstverständnis von PayPal. Das Einkaufen<br />
direkt aus <strong>de</strong>m Katalog, von Postern, digitalen Displays o<strong>de</strong>r durch die Schaufensterscheibe seien nur<br />
<strong>de</strong>r Beginn <strong>de</strong>r möglichen Anwendungen: „Im Bereich <strong>de</strong>s Einkaufens – egal ob online, mobil o<strong>de</strong>r<br />
im La<strong>de</strong>n – wird PayPal künftig zusätzliche Leistungen und Dienste anbieten, die nicht nur die reine<br />
Zahlungsabwicklung, son<strong>de</strong>rn darüber hinaus spürbare Mehrwerte für Kun<strong>de</strong>n und Händler bieten.“<br />
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3<br />
23<br />
Tiramizoo<br />
LIEFERDIENSTE ERHÖHEN DIE REICHWEITE LOKALER<br />
HÄNDLER<br />
Quelle: Tiramizoo<br />
Eine weitere Stellschraube, die es einem lokalen<br />
Einzelhändler ermöglichen kann, neue Relevanz<br />
für eine zunehmend E-Commerce-geprägte Kundschaft<br />
zu gewinnen, ist <strong>de</strong>r Lieferprozess. Vor<br />
allem Express-Lieferdienste innerhalb weniger<br />
Stun<strong>de</strong>n – neu<strong>de</strong>utsch mit <strong>de</strong>m Begriff Same-Day<br />
Delivery bezeichnet – sind dazu geeignet, die<br />
Grenzen zwischen Online- und Offline-Shopping<br />
zu verwischen. In Deutschland wur<strong>de</strong>n Same-Day<br />
Delivery Services erstmals im vergangenen Jahresendgeschäft<br />
ein Thema, zumeist in Verbindung<br />
mit <strong>de</strong>m Dienstleister Tiramizoo: Online-Händler<br />
wie Notebooksbilliger.<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r die Mo<strong>de</strong>plattform<br />
Luxodo.com, aber auch stationäre Händler wie<br />
die Buchkette Hugendubel und <strong>de</strong>r Münchner Herrenausstatter Lo<strong>de</strong>n-Frey setzten im Weihnachtsgeschäft<br />
auf das Umsatzpotenzial <strong>de</strong>r Express-Lieferdienste von Tiramizoo.<br />
„Ursprünglich haben wir Tiramizoo 2010 als einen Vermittler für Kurierdienstleistungen gestartet“,<br />
berichtet Philipp Walz, <strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>m Münchner Unternehmen für <strong>de</strong>n Vertrieb zuständig ist. Das Ziel sei<br />
es dabei gewesen, Transparenz in <strong>de</strong>n Markt zu bringen – was <strong>de</strong>m Start-up auch mit einigem Erfolg<br />
gelang: Vor allem bei Privatkun<strong>de</strong>n stieß <strong>de</strong>r übersichtliche Service auf gute Resonanz. „Wir haben<br />
viele Buchungen bekommen, um zum Beispiel einen verlorenen Schlüssel, eine Torte o<strong>de</strong>r Blumen zu<br />
liefern“, erzählt Walz. Gleichzeitig stellten die Tiramizoo-Macher fest, dass auch auf gewerblicher Seite<br />
beträchtliches Potenzial für ihr Geschäftsmo<strong>de</strong>ll bestand. „Wir haben gemerkt, dass wir einen noch viel<br />
größeren Markt erschließen können, wenn es uns gelingt, die sofortige Verfügbarkeit von Waren mit<br />
bezahlbaren Kurierdiensten zu kombinieren“, erklärt Walz.<br />
In <strong>de</strong>r Folge machte sich Tiramizoo daran, die nötigen technischen Strukturen aufzubauen, um ein Defizit<br />
bestehen<strong>de</strong>r Liefersysteme zu lösen: „Das Denken in E-Commerce-Terms“, wie es Vertriebsleiter Philipp<br />
Walz nennt. Denn auf <strong>de</strong>r einen Seite habe man es mit Shop-Betreibern – online wie stationär – zu tun<br />
gehabt, die mit <strong>de</strong>r Anzeige von zeitgenauen Warenverfügbarkeiten schon recht weit gewesen seien,<br />
es aber nicht verstan<strong>de</strong>n hätten, aus dieser abstrakten Information einen konkreten Kun<strong>de</strong>nnutzen zu<br />
generieren. Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite habe man ein Netzwerk von Kurierdiensten, die darauf spezialisiert<br />
seien, Waren in kürzester Zeit von A nach B zu transportieren. „Unsere Rolle ist die eines Mittelsmanns<br />
zwischen diesen bei<strong>de</strong>n Welten“, erklärt Walz. In<strong>de</strong>m Warenverfügbarkeit und Kurierdienst miteinan<strong>de</strong>r<br />
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VORWORT NEUE HELDEN BRAUCHT DER HANDEL DAS SIND DIE <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> VON DEN <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> LERNEN SCHLUSSWORT<br />
verzahnt wür<strong>de</strong>n, entstehe ein starker Mehrwert, <strong>de</strong>r – wenn er entsprechend kommuniziert wird –<br />
vom Kun<strong>de</strong>n auch als ein solcher erkannt wer<strong>de</strong>.<br />
Die Funktionsweise <strong>de</strong>r von Tiramizoo erbrachten Dienstleistung ist dabei <strong>de</strong>nkbar einfach: In insgesamt<br />
15 <strong>de</strong>utschen Städten hat das Unternehmen ein Netz von Kurierdiensten zusammengestellt. Geht bei<br />
einem <strong>de</strong>r angeschlossenen Händler eine Bestellung mit <strong>de</strong>r Lieferoption Tiramizoo ein, wird <strong>de</strong>r Auftrag<br />
an die Online-Plattform <strong>de</strong>s Unternehmens übermittelt, die automatisch <strong>de</strong>n passen<strong>de</strong>n Fahrer ermittelt<br />
und diesen mit <strong>de</strong>r Lieferung beauftragt. „Der Kurier geht dann im Prinzip wie ein normaler Kun<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n<br />
Shop, nimmt die Ware mit und liefert diese an <strong>de</strong>n Endkun<strong>de</strong>n“, erklärt Walz. Sein Unternehmen stellt<br />
lediglich die passen<strong>de</strong> Schnittstelle zwischen Shop-System und <strong>de</strong>r Tiramizoo-Plattform bereit – was in<br />
<strong>de</strong>r Praxis jedoch weitreichen<strong>de</strong> Auswirkungen hat: „Von <strong>de</strong>r Vermittlungsplattform für Kurierdienste<br />
sind wir dadurch zur ‚One-Stop-Destination‘ beim Thema Same-Day Delivery gewor<strong>de</strong>n.“<br />
Die Resonanz auf die Lösung von Tiramizoo ist auch <strong>de</strong>shalb so groß, weil sie im Einklang mit aktuellen<br />
Entwicklungsten<strong>de</strong>nzen im Han<strong>de</strong>l steht. „Der Online-Han<strong>de</strong>l will offline und <strong>de</strong>r Offline-Han<strong>de</strong>l will<br />
online“, bestätigt Walz. Dabei bevorzuge das Funktionsprinzip von Tiramizoo klar Händler, die bereits<br />
über eine Präsenz im stationären Han<strong>de</strong>l verfügten: „Damit ein Geschäftskun<strong>de</strong> für uns mit unserem<br />
auf die großen Städte ausgerichteten Mo<strong>de</strong>ll infrage kommt, muss er <strong>de</strong>zentral aufgestellt sein.“ Das<br />
treffe auf Filialisten und Multichannel-Händler zu, während <strong>de</strong>r klassische Online Pure Player eher auf<br />
Zentralität setze. „Ein Unternehmen wie Zalando, das mit seinem Lager in einem ‚green field‘ sitzt, ist<br />
kein Kun<strong>de</strong> für uns, son<strong>de</strong>rn zählt weiterhin zum klassischen DHL-Geschäft“, erklärt Walz. Dennoch gehe<br />
auch bei vielen Händlern mit Herkunft im Online-Han<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r Trend dahin, stationäre Nie<strong>de</strong>rlassungen als<br />
Abholstationen in ihr Logistiknetz miteinzubin<strong>de</strong>n.<br />
Geht es um die Einbindung von lokalen Einzelhändlern in das Angebot von Tiramizoo, sieht Walz<br />
dagegen nur wenige Hür<strong>de</strong>n: „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“ So lasse sich die vermeintlich<br />
schwierige Integration <strong>de</strong>r Offline-Warenprozesse meist recht einfach bewerkstelligen. Eine größere<br />
Herausfor<strong>de</strong>rung stelle <strong>de</strong>mgegenüber das Um<strong>de</strong>nken lokaler Händler hin zu einer Multichannel-<br />
Strategie dar. Schließlich seien für <strong>de</strong>n erfolgreichen Einsatz von Tiramizoo kun<strong>de</strong>nseitige Funktionen<br />
wie eine eigene Shopping-App o<strong>de</strong>r die Möglichkeit zur Reservierung von Waren im La<strong>de</strong>n nötig.<br />
Zu<strong>de</strong>m stelle die Kostenthematik eine gewisse Hür<strong>de</strong> für das Angebot von Same-Day-Delivery-Diensten<br />
dar. Während einige Tiramizoo-Partner die Lieferkosten zumin<strong>de</strong>st zum Teil in ihre Preiskalkulation<br />
integrierten, reichten an<strong>de</strong>re die Zustellgebühr komplett weiter – was die Attraktivität <strong>de</strong>s Angebots<br />
ein<strong>de</strong>utig schmälere. „Zu<strong>de</strong>m ist es auch stark vom Warenkorbwert abhängig, inwiefern <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> dazu<br />
bereit ist, Same-Day Delivery als Lieferoption zu wählen“, erklärt Walz.<br />
079
Insgesamt ist sich <strong>de</strong>r Vertriebsleiter von Tiramizoo sicher, dass sein Unternehmen auf <strong>de</strong>n richtigen<br />
Trend setzt. „Wir wer<strong>de</strong>n mehr und mehr Geschäftsmo<strong>de</strong>lle erleben, die auf Lieferleistungen aufbauen“,<br />
so Walz. Dabei gehe es nur zum Teil um <strong>de</strong>n Aspekt Schnelligkeit, vielmehr wür<strong>de</strong>n die Kun<strong>de</strong>n auch<br />
immer stärker <strong>de</strong>n Convenience-Faktor von zeitgenauen Lieferdiensten schätzen. „Denn schließlich<br />
haben so auch Konsumenten, die sonst nicht täglich vor Ort einkaufen, die Möglichkeit zum lokalen<br />
Kauf.“<br />
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VORWORT NEUE HELDEN BRAUCHT DER HANDEL DAS SIND DIE <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> VON DEN <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> LERNEN SCHLUSSWORT<br />
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24<br />
MyHammer<br />
ONLINE-PRÄSENZ FÜR HANDWERKER-DIENSTLEISTUNGEN<br />
Quelle: MyHammer<br />
Das Funktionsprinzip <strong>de</strong>r Online-Plattformen<br />
setzt darauf, eine möglichst große Vielzahl<br />
an Anbietern zu vereinen, <strong>de</strong>ren Angebote<br />
vergleichbar zu machen und durch die Einbindung<br />
von Nutzerbewertungen ein hohes Maß an<br />
Transparenz zu schaffen. Daran, dass sich<br />
<strong>de</strong>r Plattformgedanke inzwischen auch im<br />
Dienstleistungsbereich durchgesetzt hat, hat<br />
hierzulan<strong>de</strong> MyHammer einen großen Anteil.<br />
Als Auktionsportal für Handwerker-Services<br />
wur<strong>de</strong> die 2005 gegrün<strong>de</strong>te Online-Plattform<br />
schnell zu einem Synonym für das Angebot von<br />
Dienstleistungen im Internet. Dabei hat das<br />
Unternehmen sein Geschäftsmo<strong>de</strong>ll kontinuierlich<br />
weiterentwickelt: Während die Plattform<br />
anfänglich ganz aus Kun<strong>de</strong>nsicht konzipiert war und die Preisthematik im Vor<strong>de</strong>rgrund stand, legt<br />
MyHammer heute <strong>de</strong>n Fokus auf die Qualität <strong>de</strong>r gelisteten Handwerksbetriebe und die Präsentation<br />
<strong>de</strong>s von ihnen angebotenen Leistungsportfolios.<br />
Der Legen<strong>de</strong> nach entstand MyHammer vor rund zehn Jahren mehr o<strong>de</strong>r weniger zufällig: Ingo<br />
En<strong>de</strong>mann, Grün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Unternehmensgruppe Abacho, soll damals in einem Internet-Chat nach einem<br />
Handwerker gesucht haben. Zu seiner Überraschung erhielt <strong>de</strong>r New-Economy-Unternehmer gleich<br />
eine ganze Reihe von Angeboten. Aus dieser Erfahrung heraus entstand bei En<strong>de</strong>mann die I<strong>de</strong>e, die<br />
Handwerkersuche im Internet zu systematisieren. Das Ergebnis startete 2005 unter <strong>de</strong>m Namen<br />
MyHammer und setzte zunächst ganz auf das Prinzip <strong>de</strong>r Rückwärtsauktion: Endkun<strong>de</strong>n füllten ein<br />
Ausschreibungsformular aus, auf das sich Handwerker mit Angeboten mel<strong>de</strong>n konnten. Den Zuschlag<br />
erhielt automatisch das günstigste Angebot.<br />
Mit <strong>de</strong>r Zeit entfernte sich MyHammer jedoch zunehmend von seiner ursprünglichen Geschäftsi<strong>de</strong>e:<br />
So hatte die Internet-Plattform nach Lohndumping-Vorwürfen das Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r offenen Rückwärtsauktion<br />
bereits 2006 aufgegeben. En<strong>de</strong> 2012 kündigte MyHammer zu<strong>de</strong>m an, auch das Ausschreibungsprinzip<br />
in <strong>de</strong>n Hintergrund zu rücken und sich künftig vor allem auf eine Art Branchenbuch-Funktion zu<br />
konzentrieren. MyHammer habe feststellen müssen, dass es bei <strong>de</strong>r Mehrzahl <strong>de</strong>r Seitenbesucher<br />
bereits beim Ausfüllen <strong>de</strong>s Ausschreibungsformulars zu einem Abbruch gekommen sei, begrün<strong>de</strong>t<br />
Unternehmenssprecher Niels Genzmer die Neuausrichtung. „Durch Marktforschung haben wir<br />
herausgefun<strong>de</strong>n, warum das so ist: Die meisten Auftraggeber möchten einen Handwerker suchen,<br />
fin<strong>de</strong>n und dann direkt kontaktieren – telefonisch o<strong>de</strong>r per E-Mail.“ Seit Anfang 2013 stellt MyHammer<br />
081
daher diese Funktionalitäten in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund und hat seine Eigenbeschreibung entsprechend<br />
angepasst: Statt Anbieter von Handwerker-Auktionen ist man nun „die Nummer 1 unter <strong>de</strong>n Internet-<br />
Portalen für die Handwerker- und Dienstleistersuche in Europa“.<br />
Ausgedrückt wird das auch durch <strong>de</strong>n neuen Claim von MyHammer: Das Motto „Handwerker mit<br />
Profil“ soll zum einen <strong>de</strong>utlich machen, dass auf <strong>de</strong>r Plattform ausschließlich profilierte, also qualifizierte<br />
Handwerker vertreten sind. So sind seit 2011 bei MyHammer nur noch Handwerker zugelassen, die<br />
zuvor ihre Handwerkskarte <strong>de</strong>r örtlichen Handwerkskammer vorgelegt haben. Weitere Qualifikationen<br />
und Innungsmitgliedschaften wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Handwerkerprofilen ebenfalls angezeigt, wenn MyHammer<br />
die entsprechen<strong>de</strong>n Nachweise vorliegen. Die gewachsene Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r einzelnen Anbieterprofile ist<br />
zu<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r zweite Hintergrund für <strong>de</strong>n Claim „Handwerker mit Profil“: Anstelle <strong>de</strong>r Ausschreibungen<br />
bieten nun die ausführlichen Firmendarstellungen im Rahmen <strong>de</strong>r neuen MyHammer-Profile <strong>de</strong>n<br />
zentralen Einstiegspunkt für die Dienstleistungsvermittlung.<br />
„MyHammer steht für das Qualitätshandwerk, darauf arbeiten wir seit mehreren Jahren hin“, erklärt<br />
Unternehmensvorstand Timo Kirstein zu <strong>de</strong>r Neuausrichtung <strong>de</strong>r Plattform. So habe MyHammer<br />
beispielsweise die Handwerkskartenpflicht eingeführt und die Preisvorgaben bei unseren<br />
Ausschreibungen abgeschafft. „Das visuelle Erscheinungsbild unterstreicht jetzt unsere Neuausrichtung:<br />
Wer einen guten, qualifizierten Handwerker braucht, sucht diesen am besten bei MyHammer“, so<br />
Kirstein. Umgekehrt steige mit <strong>de</strong>m Relaunch von MyHammer auch die Relevanz <strong>de</strong>s Portals für die<br />
Handwerksbranche: „Wir stellen <strong>de</strong>n Handwerker und seine Arbeit in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund“, erklärt <strong>de</strong>r<br />
Vorstand <strong>de</strong>s E-Commerce-Unternehmens. „Bei MyHammer können sich qualifizierte Handwerker<br />
optimal präsentieren, hier wer<strong>de</strong>n sie von Kun<strong>de</strong>n gefun<strong>de</strong>n und kommen mit ihnen ins Geschäft.”<br />
Das verän<strong>de</strong>rte Funktionsprinzip <strong>de</strong>r Dienstleistungsplattform ist dabei <strong>de</strong>nkbar einfach. Im Zentrum<br />
steht nun die Kontaktaufnahme zwischen Auftraggebern und Handwerkern per Telefon o<strong>de</strong>r E-Mail. Für<br />
Laien möglicherweise komplizierte Ausschreibungen sind nicht mehr nötig. Statt<strong>de</strong>ssen wer<strong>de</strong>n die<br />
Kosten für einen Auftrag ab sofort individuell zwischen Auftraggebern und Handwerkern ausgehan<strong>de</strong>lt.<br />
Damit kommt MyHammer <strong>de</strong>m Wunsch <strong>de</strong>r meisten Auftraggeber nach, <strong>de</strong>n Handwerker lieber direkt<br />
zu kontaktieren, anstatt eine Ausschreibung zu starten. Wie das Unternehmen ermittelt hat, bevorzugen<br />
zu<strong>de</strong>m auch die auf <strong>de</strong>r Plattform vertretenen Handwerker mehrheitlich <strong>de</strong>n direkten Kontakt über<br />
E-Mail o<strong>de</strong>r Telefon.<br />
Für Handwerksbetriebe, die vielfach noch über keinen bzw. einen nur recht rudimentären Web-Auftritt<br />
verfügen, bietet MyHammer dabei eine möglichst große Reichweite. So besuchen nach Angabe <strong>de</strong>s<br />
Unternehmens je<strong>de</strong>n Monat rund 700.000 Auftraggeber die Online-Plattform, davon sind 60 Prozent<br />
Eigenheimbesitzer, die in <strong>de</strong>r Regel Wert auf hohe Qualität bei <strong>de</strong>r Handwerksleistung legten.<br />
Mit <strong>de</strong>r im Frühjahr gestarteten MyHammer iPad App bietet die Plattform Handwerkern zu<strong>de</strong>m die<br />
Möglichkeit, auch gleich <strong>de</strong>n Sprung in das mobile Web mitzumachen. Mit <strong>de</strong>r App können Auftraggeber<br />
<strong>de</strong>n passen<strong>de</strong>n Handwerker auch unterwegs o<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Spontansuche vom Sofa aus fin<strong>de</strong>n. Dazu<br />
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2<br />
1 3 4 5<br />
VORWORT NEUE HELDEN BRAUCHT DER HANDEL DAS SIND DIE <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> VON DEN <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> LERNEN SCHLUSSWORT<br />
geben die Nutzer ein Stichwort ein wie zum Beispiel „Maler“ sowie Ort und Umkreis. Anschließend<br />
wer<strong>de</strong>n qualifizierte Handwerker in einer Liste und parallel auf einer Karte angezeigt, auf <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r eigene<br />
Standort sowie die Standorte aller gefun<strong>de</strong>nen Handwerker sichtbar wer<strong>de</strong>n. Sowohl über die Listen- als<br />
auch über die Kartenansicht können Auftraggeber die Unternehmensprofile <strong>de</strong>r Handwerker auswählen<br />
und die von MyHammer geprüften Qualifikationen, Bewertungen von bisherigen Kun<strong>de</strong>n und Bil<strong>de</strong>r von<br />
Arbeitsbeispielen vergleichen. „Die Nutzung von iPads boomt“, erklärt dazu Firmenvorstand Kirstein,<br />
„<strong>de</strong>shalb freuen wir uns, dass MyHammer-Handwerker Teil dieser Entwicklung sind und ab sofort auch<br />
hier von interessierten Nutzern gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.“<br />
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3<br />
25<br />
kaufDA<br />
SO WERDEN STATIONÄRE WARENANGEBOTE IM NETZ SICHTBAR<br />
Quelle: kaufDA<br />
Selbst für Händler, die vorerst keine Absichten<br />
haben, sich am Online-Han<strong>de</strong>l zu beteiligen, bieten<br />
Internet-Plattformen zusätzliche Möglichkeiten.<br />
So hat es sich das Prospektportal kaufDA zum<br />
Ziel gesetzt, stationäre Warenangebote im Netz<br />
präsent zu machen. Denn eine <strong>de</strong>r schwierigsten<br />
Hür<strong>de</strong>n für <strong>de</strong>n lokalen Han<strong>de</strong>l ist es, im Internet<br />
sichtbar zu wer<strong>de</strong>n. Eine einfache Info-Webseite<br />
ist schnell angelegt, doch mit <strong>de</strong>m Warenangebot<br />
verhält es sich <strong>de</strong>utlich komplizierter: Nach<br />
wie vor setzt ein großer Teil <strong>de</strong>s <strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong>s<br />
bei seinen Marketing-Anstrengungen auf<br />
klassische Printwerbemittel. Selbst wenn Händler<br />
Angebotsprospekte und Werbeflyer auf ihrer<br />
Homepage zugänglich machen, bleibt die damit erzielte Online-Reichweite doch zumeist sehr gering.<br />
kaufDA bietet eine wirkungsvolle Lösung für diese Problematik. Das 2008 gegrün<strong>de</strong>te und 2011 vom<br />
Medienkonzern Axel Springer übernommene Unternehmen kann in seiner Funktion mit <strong>de</strong>m Begriff<br />
„Prospekt-Portal“ beschrieben wer<strong>de</strong>n: Konsumenten können auf kaufDA aktuelle Printwerbebeilagen<br />
online betrachten und erhalten dazu weitere Informationen über Angebote und Öffnungszeiten <strong>de</strong>r<br />
Händler. Das klingt nach einem sehr einfachen und überschaubaren Konzept, setzt im Hintergrund aber<br />
recht wirkungsvolle Hebel in Gang.<br />
So erklärt Grün<strong>de</strong>r und Geschäftsführer Christian Gaiser: „kaufDA macht aus vormals ‚ungefragten‘<br />
Werbeprospekten, die oft Briefkästen verstopften, von Verbrauchern aktiv nachgefragte Informationsträger<br />
und hilft Einzelhändlern und Herstellern, genau zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r konkreten Verbrauchernachfrage,<br />
diese mit ihrem Angebot zu bedienen.“ Dabei biete das Unternehmen <strong>de</strong>n werben<strong>de</strong>n Händlern eine<br />
optimale Reichweite: Die digitalen Prospekte wer<strong>de</strong>n nicht nur über die kaufDA-Website und mittels<br />
Smartphone-App, son<strong>de</strong>rn auch über ein Netzwerk mit Partnern wie T-Online.<strong>de</strong>, Bild.<strong>de</strong>, RTL.<strong>de</strong>, eBay<br />
Kleinanzeigen und Meinestadt.<strong>de</strong> verbreitet.<br />
Besucht man das Online-Angebot von kaufDA, fallen zunächst die Namen bekannter Han<strong>de</strong>lsketten<br />
wie Tengelmann, Netto, Tchibo und OBI auf. Doch, wie Gaiser erklärt, nutzen nicht nur die „Großen“<br />
die Werbeplattform: „Auch kleinere lokale Händler sind zahlreich im Angebot von kaufDA vertreten.<br />
Außer<strong>de</strong>m arbeiten wir mit vielen Verbundzentralen zusammen, worüber wir gesammelt attraktive<br />
Angebote für angeschlossene lokale Einzelhändler anbieten.“ Gera<strong>de</strong> kleine Händler, die sonst<br />
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2<br />
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VORWORT NEUE HELDEN BRAUCHT DER HANDEL DAS SIND DIE <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> VON DEN <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> LERNEN SCHLUSSWORT<br />
vielleicht nur über einen rudimentären Internet-Auftritt verfügen, erhalten so die Möglichkeit, auch ihr<br />
Warenangebot und aktuelle Angebote einer online-affinen Kundschaft zu präsentieren.<br />
Die großen Han<strong>de</strong>lsketten beschränken sich in <strong>de</strong>r Regel darauf, bei kaufDA ihre aktuellen<br />
Printwerbebeilagen abrufbar zu machen. Möglich ist es aber auch, über kaufDA ganz spezielle, extra<br />
für das Internet zusammengestellte Werbeprospekte darzustellen. „Einige Händler stellen uns<br />
Zusatzinhalte zur Verfügung, so zum Beispiel multimediale Inhalte wie Vi<strong>de</strong>os zur Produkterklärung“,<br />
berichtet Gaiser. „An<strong>de</strong>re Kun<strong>de</strong>n spielen auf kaufDA zusätzliche Angebotsthemen ein, die in Print<br />
wegen <strong>de</strong>s geringeren Platzes nicht möglich wären.“<br />
Auch die zunehmen<strong>de</strong> Verbreitung <strong>de</strong>s Mobile Web hat für kaufDA neue Möglichkeiten entstehen<br />
lassen. „Der Siegeszug mobiler Innovationen eröffnet uns vielfältige Optionen, <strong>de</strong>n Verbraucher<br />
unterwegs direkt beim o<strong>de</strong>r vor <strong>de</strong>m Einkaufen zu erreichen“, erklärt Gaiser. Als Beispiel nennt <strong>de</strong>r<br />
kaufDA-Grün<strong>de</strong>r mobile Push-Dienste: „Ein Nutzer ist dadurch auch unterwegs in <strong>de</strong>r Lage, sich einen<br />
für ihn interessanten Artikel zu merken und auf Wunsch via Mobile Push dauerhaft über neue Angebote<br />
dazu informiert zu wer<strong>de</strong>n. Diese Funktion heißt ‚kaufDA ticker‘ – sie kommt sehr gut an und wird<br />
von einer rasant wachsen<strong>de</strong>n Zahl unserer Nutzer aktiv eingesetzt.“ Doch auch darüber hinaus biete<br />
Mobile noch eine Reihe weiterer Ansatzpunkte, um künftig die Einkaufspräferenzen <strong>de</strong>r Verbraucher<br />
noch stärker mit <strong>de</strong>n Angeboten <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>ls zusammenzubringen.<br />
Als Ziel nennt Gaiser <strong>de</strong>n „intelligenten Online-Prospekt“, <strong>de</strong>r das Angebot von kaufDA durch<br />
personalisierte Mehrwerte, mobile Verbreitung und werbliche Flexibilität noch attraktiver machen kann.<br />
Auch Zusatzdienste wie die Echtzeit-Anzeige von stationären Warenverfügbarkeiten o<strong>de</strong>r das Angebot<br />
von korrespondieren<strong>de</strong>n Lieferservices kann sich <strong>de</strong>r kaufDA-Grün<strong>de</strong>r für die Zukunft grundsätzlich<br />
vorstellen – je<strong>de</strong>nfalls für <strong>de</strong>n Fall, dass bei <strong>de</strong>n Werbekun<strong>de</strong>n eine entsprechen<strong>de</strong> Nachfrage entstehen<br />
sollte.<br />
Nur noch wenig Begeisterung bringt Gaiser dagegen für das Thema Couponing auf: „Nach <strong>de</strong>r<br />
Übernahme von Deutschland-Coupon haben wir umfangreiche Tests durchgeführt und mussten<br />
schließlich feststellen, dass das Couponing-Geschäft nicht zu unserem hohen Anspruch passt – es ist für<br />
uns nicht nachhaltig genug.“ Für <strong>de</strong>n klassischen Han<strong>de</strong>l seien die Rabattkonstellationen im Couponing-<br />
Umfeld aufgrund <strong>de</strong>r geringen Margen nicht attraktiv genug und zu<strong>de</strong>m bevorzugten die meisten<br />
kaufDA-Werbekun<strong>de</strong>n ein Markenumfeld, das positiver aufgela<strong>de</strong>n und weniger auf Schnäppchen<br />
fokussiert sei.<br />
085
VON DEN<br />
<strong>LOCAL</strong><br />
<strong>HEROES</strong><br />
LERNEN<br />
Die 25 in diesem Buch präsentierten Local Heroes sind mehr als nur eine<br />
Zusammenstellung isolierter Einzelfälle. Vielmehr stehen die Local Heroes für eine<br />
wachsen<strong>de</strong> Anzahl an Han<strong>de</strong>lsunternehmen, die mit <strong>de</strong>r Integration von On- und<br />
Offline <strong>de</strong>m stationären <strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong> <strong>de</strong>n Weg in die Zukunft weisen. Setzt man<br />
sich mit <strong>de</strong>n Konzepten <strong>de</strong>r Local Heroes auseinan<strong>de</strong>r, lässt sich eine Reihe von<br />
Erkenntnissen gewinnen, die <strong>de</strong>m lokalen Han<strong>de</strong>l Impulse für eine zukunftsfähige<br />
Aufstellung bieten können.<br />
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1 3 4 5<br />
VORWORT NEUE HELDEN BRAUCHT DER HANDEL DAS SIND DIE <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> VON DEN <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> LERNEN SCHLUSSWORT<br />
1. ES GIBT KEINE ONLINE-STANDARDLÖSUNG<br />
Ohne Online geht es nicht. Der Han<strong>de</strong>l muss dort sein, wo seine Kun<strong>de</strong>n sind. Und dazu gehört<br />
heute das Internet. Doch gleichzeitig gilt: Es gibt keine Online-Standardlösung. Wer im Rahmen einer<br />
Multichannel-Aufstellung die Vorteile <strong>de</strong>s Online-Kanals optimal nutzen will, muss das zu seinem<br />
stationären Geschäftsmo<strong>de</strong>ll am besten passen<strong>de</strong> E-Commerce-Konzept ermitteln.<br />
Einzelhändler mit einem kanalübergreifen<strong>de</strong>n Erfolg kennen in <strong>de</strong>r Regel <strong>de</strong>n von ihnen erzeugten<br />
Kun<strong>de</strong>nnutzen sehr <strong>de</strong>utlich und haben sich mit <strong>de</strong>r Frage auseinan<strong>de</strong>rgesetzt, wie sich dieser adäquat<br />
auf <strong>de</strong>n jeweils an<strong>de</strong>ren Kanal übertragen lässt:<br />
Der mittelständische Lebensmittelhändler V-Markt, <strong>de</strong>r im stationären Umfeld mit günstigen<br />
Preisen und einem breiten Warenangebot punktet, setzt daher bei seiner Online-Strategie auf eine<br />
zwar weniger umfassen<strong>de</strong>, die stationären Stärken aber klar transportieren<strong>de</strong> Abhol-Shop-Lösung.<br />
Der im Online-Bereich für aggressive Preise, hohe Fachkompetenz und eine schlanke Firmenaufstellung<br />
stehen<strong>de</strong> Elektronikversen<strong>de</strong>r Notebooksbilliger.<strong>de</strong> hat sich im Store-Geschäft für<br />
ein unprätentiöses, kostensparen<strong>de</strong>s und gleichzeitig die wesentlichen Stärken betonen<strong>de</strong>s Geschäftsmo<strong>de</strong>ll<br />
entschie<strong>de</strong>n.<br />
Und <strong>de</strong>r Küchen-Händlerverbund MHK ist sich <strong>de</strong>r Rolle <strong>de</strong>r Beratungs- und Servicekompetenz<br />
seiner Mitglie<strong>de</strong>r bewusst und hat <strong>de</strong>shalb ein Online-Konzept entwickelt, das einen zentralen<br />
Webshop mit wettbewerbsfähigen Preisen mit <strong>de</strong>n weiterhin von <strong>de</strong>n Partnern vor Ort erbrachten<br />
Dienstleistungen verknüpft.<br />
Diese Beispiele zeigen, wie Han<strong>de</strong>lsunternehmen, die ihren USP genau kennen, in <strong>de</strong>r Lage sind,<br />
Konzepte für eine On-/Offline-Integration zu entwickeln, die <strong>de</strong>n spezifischen Kun<strong>de</strong>nnutzen <strong>de</strong>s<br />
Händlers kanalübergreifend umsetzen. Dabei kann es sich durchaus anbieten, in <strong>de</strong>n einzelnen Kanälen<br />
verschie<strong>de</strong>ne Schwerpunkte zu setzen:<br />
Während für die Buchhandlung Riemann im stationären Han<strong>de</strong>l naheliegen<strong>de</strong>rweise Weise <strong>de</strong>r<br />
Verkauf physischer Bücher im Mittelpunkt steht, hat sich <strong>de</strong>r Coburger Händler angesichts <strong>de</strong>r<br />
Online-Übermacht von Amazon dafür entschie<strong>de</strong>n, mit seinem Bücher-Abo im Netz in erster Linie<br />
seine Empfehlungskompetenz zu vermarkten.<br />
Ebenso rückt das Franchise-System PC-Spezialist im Internet das Dienstleistungsangebot <strong>de</strong>r<br />
angeschlossenen Händler in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund – wegen <strong>de</strong>s starken Preiskampfes und <strong>de</strong>r geringen<br />
Margen im ITK-Online-Han<strong>de</strong>l wür<strong>de</strong> ein Produktangebot im Internet für die PC-Spezialist-<br />
Fachhändler nur wenig Sinn machen.<br />
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Die von vielen erfolgreichen Multichannel-Händlern betriebene Schwerpunktsetzung ver<strong>de</strong>utlicht auch,<br />
wie wichtig es ist, sich bei <strong>de</strong>r On-/Offline-Integration nicht zu verzetteln. Das Arsenal <strong>de</strong>r im Netz zur<br />
Verfügung stehen<strong>de</strong>n Verkaufs- und Marketing-Werkzeuge ist groß. Wer sich hier als Hansdampf in allen<br />
Gassen versucht, läuft schnell Gefahr, seine Kernkompetenz zu verlieren. Deshalb bietet es sich an, <strong>de</strong>n<br />
Einstieg in <strong>de</strong>n kanalübergreifen<strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>l mit gut überlegten, wohldosierten Schritten zu beginnen<br />
und seinen Weg <strong>de</strong>r On-/Offline-Integration mit steigen<strong>de</strong>r Erfahrung konsequent und kontinuierlich<br />
weiterzuverfolgen.<br />
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2<br />
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VORWORT NEUE HELDEN BRAUCHT DER HANDEL DAS SIND DIE <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> VON DEN <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> LERNEN SCHLUSSWORT<br />
2. ZEIGEN SIE IM NETZ, WAS SIE HABEN<br />
Nicht nur <strong>de</strong>n La<strong>de</strong>nkun<strong>de</strong>n sollten stationäre Händler die Stärken ihres Waren- und Service-Angebots<br />
adäquat präsentieren. Wer die Vorteile <strong>de</strong>s Online-Kanals für sein Geschäft nutzen will, muss sein<br />
Leistungsangebot auch im Netz anschaulich darstellen.<br />
Dazu gehört es an vor<strong>de</strong>rster Stelle, das stationäre Warenangebot im Internet sichtbar zu machen. Gut<br />
dafür geeignet ist ein sorgfältig gepflegter und überschaubar gestalteter Online-Shop. Zusätzlich zu <strong>de</strong>r<br />
Bestellfunktion bietet dieser <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n die Möglichkeit, sich über das Warensortiment <strong>de</strong>s Händlers<br />
zu informieren, Produktbeschreibungen zu lesen und Preise über das Internet einzusehen.<br />
Aber auch Händler, die keinen eigenen Online-Shop betreiben, haben die Möglichkeit, ihr Angebot im<br />
Netz darzustellen. Ein gutes Beispiel dafür ist <strong>de</strong>r Möbelriese Ikea, <strong>de</strong>r das für die Kette typische lockere<br />
Einkaufsgefühl online mustergültig umsetzt. Sicher, aufwendige interaktive Produktpräsentationen<br />
und Augmented-Reality-Szenarien dürften für mittelständische Händler eher nicht im Rahmen <strong>de</strong>s<br />
wirtschaftlich Möglichen liegen. Doch kann Ikea auch für an<strong>de</strong>re Branchen und <strong>de</strong>utlich kleinere<br />
Geschäftsformen als Inspirationsquelle dienen: Oberstes Ziel sollte es sein, das eigene Angebot <strong>de</strong>m<br />
Online-Publikum auf möglichst attraktive und ansprechen<strong>de</strong> Weise zu präsentieren.<br />
Dabei sollten sich Händler nicht nur auf das physische Warenangebot beschränken. Auch die vom<br />
Han<strong>de</strong>l erbrachten immateriellen Leistungen im Beratungs- und Dienstleistungsbereich besitzen online<br />
erhebliche Strahlkraft.<br />
Vor allem die Angebote <strong>de</strong>r Hersteller und Verbundgruppen AL-KO, PC-Spezialist und MHK sind hier<br />
mustergültig: In<strong>de</strong>m die von <strong>de</strong>n Partnern vor Ort erbrachten Beratungs- und Service-Leistungen<br />
unmittelbar in <strong>de</strong>n Online-Shop integriert wer<strong>de</strong>n, erhalten diese Produktcharakter und damit auch eine<br />
hohe Sichtbarkeit. Die Vorteile <strong>de</strong>r Präsenz in <strong>de</strong>n Kanälen On- und Offline wer<strong>de</strong>n somit unmittelbar<br />
greifbar – und unterschei<strong>de</strong>n das Angebot dieser Mehrkanal-Händler von <strong>de</strong>m rein warenzentrierten<br />
Geschäftsmo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r meisten E-Commerce-Unternehmen.<br />
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3. VERGRÖSSERN SIE IHRE REICHWEITE<br />
Ein objektiver Nachteil <strong>de</strong>s stationären Han<strong>de</strong>ls ist seine beschränkte Reichweite. Während ein<br />
E-Commerce-Start-up von Anfang an die Möglichkeit hat, ein potenziell unbegrenztes Kun<strong>de</strong>n-Reservoir<br />
zu adressieren, ist die Reichweite <strong>de</strong>s lokalen Han<strong>de</strong>ls limitiert: Neben <strong>de</strong>r räumlichen Begrenzung<br />
kommt dazu noch die zeitliche Einschränkung durch die La<strong>de</strong>nöffnungszeiten.<br />
Den zusätzlichen Vertriebskanal Online sollte <strong>de</strong>r stationäre Han<strong>de</strong>l daher nutzen, um die bestehen<strong>de</strong>n<br />
Beschränkungen zu überwin<strong>de</strong>n und seine Kun<strong>de</strong>nreichweite zu vergrößern. Primär erfüllt bereits die<br />
eigene Unternehmens-Website diesen Zweck. Doch ist es gera<strong>de</strong> für kleinere Anbieter und Online-<br />
Neueinsteiger damit nicht getan.<br />
Eine gute Möglichkeit zur Erhöhung <strong>de</strong>r eigenen Online-Sichtbarkeit stellt hier die Zusammenarbeit<br />
mit reichweitenstarken Partnern dar. Das können beispielsweise Verbundgruppen und Hersteller<br />
sein, die ihre Partner in eine übergeordnete E-Commerce-Strategie integrieren. Das können ebenso<br />
lokale Einkaufsportale o<strong>de</strong>r Internet-Preisvergleicher sein. Weiter geeignet sind Online-Plattformen<br />
wie eBay und MyHammer, die es Unternehmen vor Ort ermöglichen, im Netz mit ihrem Waren- bzw.<br />
Dienstleistungsangebot aufzutreten.<br />
Eine weitere attraktive Möglichkeit zur Reichweitensteigerung können für Händler die Partnerprogramme<br />
sein, die eine steigen<strong>de</strong> Anzahl von E-Commerce-Anbietern für <strong>de</strong>n stationären Han<strong>de</strong>l initiiert. Dabei<br />
kann es sich um Verkaufspartnerschaften han<strong>de</strong>ln, wie sie MyMuesli und NeueTischkultur.<strong>de</strong> anbieten.<br />
Ebenso können aber auch Service-Kooperationen wie bei Mister Spex und Einfach-machen-lassen <strong>de</strong>m<br />
stationären Han<strong>de</strong>l neue, breitere Chancen bieten.<br />
Schließlich eignen sich innovative Technologien gut dafür, die Möglichkeiten <strong>de</strong>s lokalen <strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong>s zu<br />
vergrößern. Die Beispiele mStore und Emmas Enkel zeigen, wie sich QR-Co<strong>de</strong>s nutzen lassen, um die<br />
zeitliche Reichweite eines La<strong>de</strong>ngeschäfts über die gesetzlichen Öffnungszeiten hinaus auszu<strong>de</strong>hnen.<br />
Die von PayPal entwickelten mobilen Bezahltechnologien ver<strong>de</strong>utlichen zu<strong>de</strong>m, wie technische<br />
Neuerungen es <strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>l ermöglichen können, seine Berührungspunkte mit <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n zu erhöhen<br />
und bestehen<strong>de</strong> Barrieren aus <strong>de</strong>m Weg zu räumen.<br />
Der Aspekt Reichweite darf nicht nur als eine Summe von Klicks im Internet verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />
Vielmehr sollten Händler sämtliche Online-Ressourcen einsetzen, die es ermöglichen, eine höhere<br />
Bekanntheit, zusätzliche Vertriebswege und erweiterte Angebotsmöglichkeiten zu gewinnen.<br />
090
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VORWORT NEUE HELDEN BRAUCHT DER HANDEL DAS SIND DIE <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> VON DEN <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> LERNEN SCHLUSSWORT<br />
4. BRINGEN SIE KUNDEN UND WARE ZUSAMMEN<br />
Nur weil Sie ein stationärer Händler sind, müssen nicht auch Ihre Waren ortsgebun<strong>de</strong>n sein. Wer die im<br />
Netz vorhan<strong>de</strong>nen Chancen nutzt, sorgt vielmehr dafür, dass sein Warenangebot über möglichst viele<br />
zusätzliche Kanäle für die Kun<strong>de</strong>n verfügbar wird. In<strong>de</strong>m Sie Ihr Sortiment ins Netz bringen, sprechen<br />
Sie auch Konsumenten an, die nicht zu Ihnen ins La<strong>de</strong>ngeschäft kommen.<br />
Dabei ist es wichtig, dass die online zugänglich gemachten Informationen auch einen praktischen Wert<br />
besitzen. Vor allem die Online-Anzeige lokaler Warenverfügbarkeiten ist gut dafür geeignet, zusätzliche<br />
Kun<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n stationären Han<strong>de</strong>l zu locken. Zwar gibt es im Internet heute im Prinzip alles zu kaufen<br />
und das zum Teil auch zu günstigeren Preisen als im lokalen <strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong>. Doch sind Artikel oftmals nicht<br />
sofort lieferbar, beträgt die durchschnittliche Versanddauer im E-Commerce weiterhin zwischen einem<br />
und mehreren Tagen und verlangen manche Online-Händler zum Teil beträchtliche Versandkosten. Da<br />
kann es in vielen Fällen zu einer attraktiven Alternative wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n gewünschten Artikel – im Zweifelsfall<br />
auch für ein paar Euro mehr – im stationären Han<strong>de</strong>l zu kaufen. Die Voraussetzung dafür ist aber, dass<br />
<strong>de</strong>r Händler die Warenverfügbarkeit vor Ort im Netz zuverlässig darstellen kann.<br />
Deutlich einfacher als die Integration von Verfügbarkeitsanzeigen in <strong>de</strong>n eigenen Online-Shop ist die<br />
Zusammenarbeit mit einem spezialisierten Dienstleister. So zeigt <strong>de</strong>r E-Commerce Service Provi<strong>de</strong>r<br />
Gaxsys, wie Fachhändler vor Ort als Fulfillment-Partner in die Online-Wertschöpfung integriert wer<strong>de</strong>n<br />
können. Spezialisiert auf die Anzeige stationärer Warenverfügbarkeiten haben sich zu<strong>de</strong>m Dienstleister<br />
wie das von eBay übernommene US-Unternehmen Milo.<br />
Hat ein Händler die Anzeige von lokalen Warenverfügbarkeiten bewerkstelligt, bietet es sich an, diese<br />
mit <strong>de</strong>r Reservierung zur persönlichen Abholung vor Ort zu verknüpfen. Aber auch für Händler, die<br />
es bisher noch nicht geschafft haben, das Online-Sortiment mit <strong>de</strong>r stationären Warenwirtschaft zu<br />
verbin<strong>de</strong>n, bieten sich Pick-up-Services an. Die Erfahrungen von Cyberport, Shoepassion.com, MyMuesli<br />
und an<strong>de</strong>ren in diesem Buch beschriebenen Online-Händlern belegen, dass die Warenabholung vor<br />
Ort ein von <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n häufig nachgefragtes Angebot ist. Das mag in <strong>de</strong>r Theorie vielleicht nicht mit<br />
<strong>de</strong>m steigen<strong>de</strong>n Convenience-Bedürfnis <strong>de</strong>r E-Commerce-Kun<strong>de</strong>n zusammengehen, doch bestätigt die<br />
Praxis ein<strong>de</strong>utig die Attraktivität von Pick-up-Mo<strong>de</strong>llen.<br />
Für <strong>de</strong>n Fall, dass <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> die gewünschte Ware nicht vor Ort abholen kann – o<strong>de</strong>r will –, bietet<br />
es sich schließlich an, das im La<strong>de</strong>ngeschäft angebotene Sortiment versendbar zu machen. Ein<br />
absolutes Highend-Beispiel für diese Option ist <strong>de</strong>r Same-Day-Delivery-Dienst Tiramizoo: Obwohl die<br />
angeschlossenen Händler ihr stationäres Geschäftsmo<strong>de</strong>ll im Kern nicht verän<strong>de</strong>rn, erbringen sie durch<br />
die Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m Lieferdienst einen Kun<strong>de</strong>nnutzen, <strong>de</strong>r sogar das Angebot <strong>de</strong>r meisten<br />
Online-Händler überflügelt.<br />
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5. WEITEN SIE IHR WARENANGEBOT AUS<br />
Stationäre Händler sollten die ihnen sich im Netz bieten<strong>de</strong>n Möglichkeiten nutzen, um neben <strong>de</strong>r<br />
Reichweite und <strong>de</strong>r Warenverfügbarkeit auch die Breite ihres Warenangebots auszubauen.<br />
Vor allem Partnerschaftsmo<strong>de</strong>lle mit E-Commerce-Unternehmen bieten hier gute Chancen für <strong>de</strong>n<br />
Han<strong>de</strong>l. Wie MyMuesli und NeueTischkultur.<strong>de</strong> zeigen, suchen gera<strong>de</strong> Online-Anbieter, die auf Waren<br />
<strong>de</strong>s täglichen Konsums bzw. Produkte mit einem hohen haptischen Faktor spezialisiert sind, nach<br />
Anschluss an <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>l vor Ort. Partnerprogramme liefern diesen Unternehmen die Möglichkeit<br />
einer stationären Präsenz, ohne gleich ein eigenes Filialnetz aufbauen zu müssen. Entschei<strong>de</strong>nd für<br />
das Funktionieren dieser Kooperationsmo<strong>de</strong>lle ist, dass dabei auch für die <strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong>spartner ein<br />
Mehrwert geschaffen wird: Sie erhalten die Möglichkeit, ihr Produktangebot mit geringem Aufwand zu<br />
erweitern. Zu<strong>de</strong>m bietet das Auftreten als Vertriebspartner <strong>de</strong>r zum Teil recht bekannten und mit einem<br />
positiven Image besetzten E-Commerce-Anbieter die Chance, von <strong>de</strong>r Attraktivität <strong>de</strong>r Partnermarke zu<br />
profitieren.<br />
Wie die Beispiele mStore und Emmas Enkel zeigen, sind zu<strong>de</strong>m QR-Co<strong>de</strong>s ein wirkungsvolles<br />
Instrument, um ein räumlich beschränktes stationäres Sortiment mit Verlinkungen in das umfangreichere<br />
Online-Warenangebot zu erweitern. Die dazu nötige Technologie wird bereits von Dienstleistern wie<br />
zum Beispiel PayPal angeboten, <strong>de</strong>ssen QRShopping-App in Deutschland <strong>de</strong>rzeit eine Führungsrolle<br />
einnimmt.<br />
Stationäre Geschäftsmo<strong>de</strong>lle wie Emmas Enkel und E<strong>de</strong>l Optics ver<strong>de</strong>utlichen schließlich eine dritte<br />
Variante für die Ausweitung <strong>de</strong>s La<strong>de</strong>nsortiments: Hierbei ist jeweils nur ein Teil <strong>de</strong>r zur Verfügung<br />
stehen<strong>de</strong>n La<strong>de</strong>nfläche für die Showroom-artige Präsentation <strong>de</strong>s Warenangebots bestimmt, während<br />
<strong>de</strong>r größere Flächenanteil als Lagerraum fungiert. Mo<strong>de</strong>rne, Online-Shop-basierte und auf Tablets<br />
umgesetzte Einkaufslösungen stellen eine Verbindung zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n La<strong>de</strong>nbereichen her. Dabei<br />
entsteht ein ebenso platzsparen<strong>de</strong>s wie innovatives <strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong>skonzept.<br />
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2<br />
1 3 4 5<br />
VORWORT NEUE HELDEN BRAUCHT DER HANDEL DAS SIND DIE <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> VON DEN <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> LERNEN SCHLUSSWORT<br />
6. SCHÄRFEN SIE IHR STATIONÄRES PROFIL<br />
Die steigen<strong>de</strong> Anzahl an Online-Händlern, die es in <strong>de</strong>n stationären Han<strong>de</strong>l zieht, <strong>de</strong>monstriert die<br />
andauern<strong>de</strong> Attraktivität, die <strong>de</strong>r lokale <strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong> auch im E-Commerce-Zeitalter besitzt. Stationäre<br />
Händler sollten <strong>de</strong>shalb nicht je<strong>de</strong>m Trend hinterherlaufen, son<strong>de</strong>rn vielmehr das eigene stationäre<br />
Profil schärfen.<br />
Beispiele wie das La<strong>de</strong>ngeschäft <strong>de</strong>s Online-Schuhhändlers Shoepassion.com o<strong>de</strong>r die stationären<br />
Stores <strong>de</strong>s Elektronikversen<strong>de</strong>rs Cyberport ver<strong>de</strong>utlichen die Relevanz <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m lokalen <strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong><br />
verbun<strong>de</strong>nen Qualitätsmerkmale. Eine stationäre Präsenz, die Qualifikation <strong>de</strong>s Verkaufspersonals und<br />
die attraktive Präsentation <strong>de</strong>r angebotenen Waren sind immaterielle Werte, die bei vielen Konsumenten<br />
weiterhin punkten. Sie strahlen Kompetenz und Vertrauen aus und geben <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n das Gefühl eines<br />
umfassen<strong>de</strong>n Einkaufserlebnisses.<br />
Zu<strong>de</strong>m ist mit <strong>de</strong>m stationären Han<strong>de</strong>l eine Vielzahl von Leistungen verbun<strong>de</strong>n, die für reine Online-<br />
Händler so nicht darstellbar sind: Der vielzitierte „Showroom“, nach <strong>de</strong>m sich viele E-Commerce-<br />
Anbieter zur adäquaten Präsentation <strong>de</strong>r angebotenen Waren sehnen, ist in Form <strong>de</strong>s La<strong>de</strong>ngeschäfts<br />
bereits vorhan<strong>de</strong>n. After-Sales-Services können an Ort und Stelle gleich mit <strong>de</strong>r jeweiligen Ware<br />
mitverkauft wer<strong>de</strong>n. Die Kompetenz <strong>de</strong>r Verkaufsmitarbeiter kann dazu genutzt wer<strong>de</strong>n, um Kun<strong>de</strong>n<br />
von <strong>de</strong>n Vorteilen <strong>de</strong>s Kaufs von Zubehör- und Pflegeprodukten zu überzeugen. Und schließlich haben<br />
stationäre Händler in vielen Fällen Zugang zu exklusiver Ware, die ausschließlich <strong>de</strong>m Fachhan<strong>de</strong>lskanal<br />
<strong>de</strong>r jeweiligen Hersteller zur Verfügung steht. Nutzen Sie diese Vorteile und vermitteln Sie Ihren Kun<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>n daraus entstehen<strong>de</strong>n Mehrwert.<br />
093
7. TRADITION UND INNOVATION ERGÄNZEN SICH<br />
Innovationen wie iPads, virtuelle Shopping-Lösungen und QR-Co<strong>de</strong>s üben heute auf viele Konsumenten<br />
eine große Anziehungskraft aus. Zwar kann nicht je<strong>de</strong>r Einzelhändler zu einem zweiten Apple-Store<br />
wer<strong>de</strong>n, doch sollte sich <strong>de</strong>r stationäre Han<strong>de</strong>l um Anschluss an die technologische Entwicklung<br />
bemühen. Auch trendbewusste Konsumenten können so ihrer gewohnten Einkaufswelt treu bleiben,<br />
fin<strong>de</strong>n diese jedoch in einer zeitgemäßen Weise neu interpretiert und um die Vorteile <strong>de</strong>s digitalen<br />
Einkaufens ergänzt.<br />
Ein Para<strong>de</strong>beispiel dafür ist Emmas Enkel: Ein altmodischeres Geschäftsmo<strong>de</strong>ll als einen Tante-Emma-<br />
La<strong>de</strong>n kann man sich kaum vorstellen. Mit QR-Co<strong>de</strong>s, iPads und On-/Offline-Verknüpfung haben die<br />
Macher von Emmas Enkel dieses Han<strong>de</strong>lskonzept jedoch <strong>de</strong>rart run<strong>de</strong>rneuert, dass sich nicht nur<br />
Lebensmittelhändler aus ganz Europa für das Düsseldorfer Start-up interessieren, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r La<strong>de</strong>n<br />
auch bei einer jungen, online-geprägten Kundschaft zu einem großen Erfolg gewor<strong>de</strong>n ist.<br />
Aber auch an<strong>de</strong>re Local Heroes ver<strong>de</strong>utlichen die aus <strong>de</strong>r Verknüpfung traditioneller Han<strong>de</strong>lsmo<strong>de</strong>lle und<br />
innovativer Technik erwachsen<strong>de</strong>n Mehrwerte. Die Online-Brillenhändler Mister Spex und E<strong>de</strong>l Optics<br />
haben <strong>de</strong>m Optik-Fachhan<strong>de</strong>l frisches Blut eingeimpft, Shoepassion.com befreien handgearbeitete<br />
Herrenschuhe vom Stallgeruch <strong>de</strong>s altmodisch-elitären Images und Fashion For Home machen<br />
Designermöbel mit ihrem schlanken Online-Konzept für breitere Käuferschichten erschwinglich.<br />
Dabei muss die Einbindung innovativer technischer Spielereien auch nicht in je<strong>de</strong>m Fall gleich einen<br />
Quantensprung für <strong>de</strong>n damit erbrachten Kun<strong>de</strong>nnutzen be<strong>de</strong>uten. Oftmals ist bereits <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m<br />
Hightech-Einsatz verbun<strong>de</strong>ne Image-Gewinn <strong>de</strong>r erwünschte Mehrwert. Denn für ein gelungenes<br />
Einkaufserlebnis spielt auch <strong>de</strong>r damit verbun<strong>de</strong>ne Unterhaltungsfaktor eine wichtige Rolle. Auf die<br />
Anziehungskraft <strong>de</strong>s Einkaufs per iPad hat Apple kein Monopol. Und so gibt es keinen Grund, warum<br />
nicht auch Einzelhändler von Flensburg bis Garmisch auf die Image-Effekte von Hightech setzen sollten.<br />
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2<br />
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VORWORT NEUE HELDEN BRAUCHT DER HANDEL DAS SIND DIE <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> VON DEN <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> LERNEN SCHLUSSWORT<br />
8. DIE STORE-KONZEPTE DER ONLINER ALS VORBILD<br />
Natürlich ist es schön, ein Pionier zu sein. Doch es hat genauso seine Vorteile, erst einmal an<strong>de</strong>re ihre<br />
Erfahrungen machen zu lassen, um dann selbst daraus zu lernen. Diese Möglichkeit bietet sich für<br />
<strong>de</strong>n <strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong> in verschärftem Maße dadurch, dass eine immer größere Anzahl an E-Commerce-<br />
Unternehmen <strong>de</strong>n Einstieg in <strong>de</strong>n stationären Han<strong>de</strong>l wagt. Dabei lassen sich erste Lehren ziehen, die<br />
auch so manchen <strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong>smo<strong>de</strong>llen <strong>de</strong>n Weg in die Zukunft weisen könnten.<br />
Das klassische E-Commerce-Start-up ist ultraschlank. Wo etablierte Unternehmen eine über die Jahre<br />
gewachsene Struktur, ein breites Angebot und eine raumfüllen<strong>de</strong> Präsenz aufweisen, beginnt ein Startup<br />
in <strong>de</strong>r Regel mit einem Grün<strong>de</strong>r und einer Garage. Fett wird im E-Commerce nur dort angesetzt, wo<br />
es Sinn macht. Ansonsten beweisen Online-Händler Mut zur Lücke und glie<strong>de</strong>rn Prozesse, die nicht <strong>de</strong>n<br />
Kern <strong>de</strong>r Geschäftstätigkeit betreffen, gerne an externe Dienstleister aus.<br />
Diese Herangehensweise prägt auch die stationären Verkaufsmo<strong>de</strong>lle <strong>de</strong>r Online-Händler. Das beginnt<br />
bei <strong>de</strong>r Standortwahl – die in diesem Buch beschriebenen La<strong>de</strong>ngeschäfte von Notebooksbilliger.<br />
<strong>de</strong>,<br />
Cyberport und Co. sind durchwegs in günstigeren B-Lagen angesie<strong>de</strong>lt –, setzt sich beim stets<br />
sehr präzise umrissenen Warenangebot fort und gipfelt schließlich darin, dass Online-Händler wie<br />
Shoepassion.com und E<strong>de</strong>l Optics ihre stationären Stores bewusst multifunktional angelegt haben und<br />
so Büro-, Lager- und Verkaufsfunktionen bün<strong>de</strong>ln.<br />
Mit dieser Fokussierung auf das Wesentliche und <strong>de</strong>r damit einhergehen<strong>de</strong>n Ten<strong>de</strong>nz, Kosten zu sparen,<br />
taugen die zu stationären Händlern mutierten E-Commerce-Anbieter durchaus als Impulsgeber für <strong>de</strong>n<br />
<strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong>. Viele Han<strong>de</strong>lsunternehmen haben sich in <strong>de</strong>n Wachstumsjahren zu überdimensionierten<br />
Verkaufsflächen, unscharfen Sortimenten und einer wuchern<strong>de</strong>n Personalstruktur hinreißen lassen.<br />
Weniger wäre hier – auch aus Kun<strong>de</strong>nsicht – in vielen Fällen mehr. Denn schließlich erzielen Einzelhändler,<br />
die sich an <strong>de</strong>n schlanken und innovativen Konzepten <strong>de</strong>r Online-Händler orientieren, eine bessere<br />
Rentabilität, die sich i<strong>de</strong>alerweise in Form von attraktiven Preisen auch wie<strong>de</strong>r an die Konsumenten<br />
weitergeben lässt.<br />
Allerdings sollte man das Adjektiv „schlank“ in diesem Zusammenhang nicht falsch verstehen:<br />
Zwar achten die Online-Händler bei ihren stationären Mo<strong>de</strong>llen auf eine kostengünstige Aufstellung,<br />
unterschei<strong>de</strong>n sich aber <strong>de</strong>nnoch merklich von <strong>de</strong>n Discountern. Auch Notebooksbilliger.<strong>de</strong>, das in<br />
seinen Stores mit kahlen Decken, überschaubaren Flächen und einem auf die Hauptwarengruppen<br />
beschränkten Sortiment eines <strong>de</strong>r reduziertesten Konzepte umsetzt, versteht sich als Fachhändler: Beim<br />
Verkaufspersonal han<strong>de</strong>lt es sich durchwegs um Technik-Freaks, die auf Kun<strong>de</strong>nanfrage ausführlich über<br />
die Spezifikationen <strong>de</strong>r angebotenen Geräte informieren können. Zu<strong>de</strong>m bietet Notebooksbilliger.<strong>de</strong> in<br />
seinen Stores stets das aktuellste Sortiment zu attraktiven Preisen an. Der Online-Händler hat damit<br />
richtigerweise begriffen, dass trotz schlanker Aufstellung am Kun<strong>de</strong>nnutzen nicht gespart wer<strong>de</strong>n darf.<br />
095
9. SCHAFFEN SIE VERKNÜPFUNGEN ZWISCHEN DEN<br />
KANÄLEN<br />
Das gleichzeitige Bespielen <strong>de</strong>r Kanäle On- und Offline rentiert sich für <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>l vor allem dann,<br />
wenn es gelingt, zwischen <strong>de</strong>n einzelnen Sphären sinnvolle Verbindungen herzustellen.<br />
Damit gemeint sind zum einen Verknüpfungen, die aus <strong>de</strong>m La<strong>de</strong>ngeschäft in das Online-Angebot<br />
<strong>de</strong>s Händlers führen. So nutzen Emmas Enkel, Cyberport und E<strong>de</strong>l Optics PC-Terminals und iPads, um<br />
Kun<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n stationären Geschäften mit <strong>de</strong>n jeweiligen Online-Shops in Verbindung zu setzen. Dabei<br />
geht es nur zum Teil darum, die Konsumenten vor Ort daran zu erinnern, dass sie es eigentlich mit einem<br />
Online-Händler zu tun haben. Vielmehr bietet die Verknüpfung von Store und Online-Shop Vorteile, da<br />
sich die La<strong>de</strong>ngeschäfte <strong>de</strong>r E-Commerce-Anbieter immer nur als bewusst gewählter Ausschnitt aus<br />
<strong>de</strong>m größeren Online-Angebot verstehen. Dort, wo das stationäre Geschäft an seine Grenzen stößt,<br />
steht gewissermaßen als Backup immer <strong>de</strong>r Online-Shop zur Verfügung.<br />
Umgekehrt bieten Verknüpfungen, die vom E-Commerce-Angebot in <strong>de</strong>n stationären Han<strong>de</strong>l führen, die<br />
Möglichkeit, das Online-Leistungsprofil zu erweitern und das La<strong>de</strong>ngeschäft mit zusätzlicher Relevanz<br />
aufzula<strong>de</strong>n.<br />
Den einfachsten Fall stellen Services dar, die es Kun<strong>de</strong>n ermöglichen, <strong>de</strong>n Besuch <strong>de</strong>s stationären<br />
Geschäfts vorzubereiten und so angenehm wie möglich zu gestalten. Dazu können Karten zur Instore-<br />
Navigation gehören, die Abfrage lokaler Preise und Verfügbarkeiten, aber auch die Möglichkeit <strong>de</strong>r<br />
Online-Vereinbarung von Beratungsterminen.<br />
Einen Schritt weiter gehen On-/Offline-Verknüpfungen, die auf einer echten prozessualen Verknüpfung<br />
aufbauen: Also die Online-Bestellung von Waren zur Abholung im Geschäft, die Rückgabe von online<br />
bestellten Artikeln im La<strong>de</strong>n sowie die Kanalgrenzen überschreiten<strong>de</strong>n Reparatur- und Garantie-Services.<br />
Sind alle diese Funktionen vorhan<strong>de</strong>n, hat man es mit einem vollumfänglichen Multichannel-<br />
Geschäftsmo<strong>de</strong>ll zu tun. Davon, stur eine Checkliste sämtlicher kanalübergreifen<strong>de</strong>n Funktionalitäten<br />
abzuarbeiten, ist jedoch abzuraten. Dennoch taugt das Multichannel-Arsenal, um zu prüfen, welche On-/<br />
Offline-Verknüpfungen einen – von <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n auch als solchen geschätzten – Mehrwert darstellen<br />
und inwiefern sich dieser in das bestehen<strong>de</strong> Han<strong>de</strong>lskonzept integrieren lässt.<br />
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2<br />
1 3 4 5<br />
VORWORT NEUE HELDEN BRAUCHT DER HANDEL DAS SIND DIE <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> VON DEN <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> LERNEN SCHLUSSWORT<br />
10. MACHEN SIE NICHT ALLES SELBST<br />
Auch wenn die 25 in diesem Buch präsentierten Local Heroes eine beachtliche Bandbreite an<br />
Han<strong>de</strong>lsmo<strong>de</strong>llen ab<strong>de</strong>cken, stellen sie nur einen kleinen Teil einer immer größeren Anzahl an Händlern<br />
dar, die erfolgreich On- und Offline-Han<strong>de</strong>l miteinan<strong>de</strong>r verknüpfen. Die Anzahl <strong>de</strong>r dabei zur Verfügung<br />
stehen<strong>de</strong>n kanalübergreifen<strong>de</strong>n Maßnahmen ist groß und könnte so manchen Händler überfor<strong>de</strong>rn.<br />
Doch zum Glück gibt es ein breites Spektrum an Dienstleistern, Plattformbetreibern und Kooperationen,<br />
die sich bereits fundiert mit <strong>de</strong>m Thema E-Commerce auseinan<strong>de</strong>rgesetzt haben. Deshalb gilt: Machen<br />
Sie nicht alles selbst, son<strong>de</strong>rn setzen Sie dort, wo es sich anbietet, auf die Zusammenarbeit mit<br />
geeigneten Partnern.<br />
Wie die Beispiele <strong>de</strong>r Verbundgruppen MHK und PC-Spezialist, aber auch die Hersteller-Initiativen von<br />
AL-KO und Gaxsys zeigen, bietet sich <strong>de</strong>m <strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong> in vielen Fällen bereits innerhalb <strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>n<br />
Han<strong>de</strong>lsstrukturen die Möglichkeit, sich an übergeordneten Online-Lösungen zu beteiligen.<br />
Zwar variiert die Qualität <strong>de</strong>r Online-Programme im Einzelfall, doch gibt es für stationäre Händler wenig<br />
Grund, die E-Commerce-Konzepte ihrer Han<strong>de</strong>lspartner grundsätzlich abzulehnen. Vielmehr lässt sich<br />
die Teilnahme an Verbund- und Herstellerprogrammen ggf. noch um weitere individuelle Online-Maßnahmen<br />
ergänzen.<br />
Auch die Präsenz bei großen Online-Plattformen wie eBay o<strong>de</strong>r kaufDA ist aus Sicht <strong>de</strong>s stationären<br />
Han<strong>de</strong>ls positiv zu betrachten. Natürlich ist das Angebot auf diesen Plattformen nicht kostenlos und<br />
Händler stehen einzelnen Anfor<strong>de</strong>rungen und Regelungen <strong>de</strong>r jeweiligen E-Commerce-Plattformen<br />
auch einmal kritisch gegenüber. Doch unter <strong>de</strong>m Strich lohnt sich die Präsenz bei <strong>de</strong>n reichweitenstarken<br />
Online-Portalen in <strong>de</strong>n meisten Fällen. Zu<strong>de</strong>m orientieren sich die genannten Plattformbetreiber bereits<br />
in Richtung <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>m Kürzel SoLoMo (Social, Local, Mobile) beschriebenen Zukunft <strong>de</strong>s E-Commerce<br />
– eine Kraftaufgabe, welche die meisten Händler alleine nur schwer bewältigen könnten.<br />
Keine Scheu sollten stationäre Händler zu<strong>de</strong>m gegenüber <strong>de</strong>n Partnerprogrammen etablierter Online-<br />
Händler an <strong>de</strong>n Tag legen. Die Kun<strong>de</strong>n kaufen bereits heute bei MyMuesli, Mister Spex und Co. Wer<br />
sich aus falsch verstan<strong>de</strong>nem Wettbewerbs<strong>de</strong>nken nicht mit <strong>de</strong>n Partnermo<strong>de</strong>llen <strong>de</strong>r E-Commerce-<br />
Unternehmen beschäftigt, wird diesen Sachverhalt <strong>de</strong>nnoch nicht än<strong>de</strong>rn. Natürlich wird man mit<br />
<strong>de</strong>m Verkauf einer MyMuesli-Dose o<strong>de</strong>r durch die Annahme eines Beratungsgutscheins von Mister<br />
Spex nicht reich. Doch entsteht so in Summe ein kleiner Zuverdienst und – viel wichtiger – die lokalen<br />
Einzelhändler behalten auf diese Weise <strong>de</strong>n Anschluss an die Online-Kun<strong>de</strong>n und die E-Commerce-<br />
Entwicklung.<br />
Die Möglichkeiten für stationäre Händler sind vielfältig. Deshalb: Verpassen Sie <strong>de</strong>n Anschluss nicht,<br />
son<strong>de</strong>rn experimentieren Sie lieber mit <strong>de</strong>n neuen Chancen im Han<strong>de</strong>l. Nur so wer<strong>de</strong>n auch Sie zu<br />
einem Local Hero!<br />
097
5.<br />
SCHLUSSWORT<br />
Stephan Tromp<br />
Stellvertreten<strong>de</strong>r Hauptgeschäftsführer <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsverbands Deutschland (HDE)<br />
„DIE ZUKUNFT<br />
LIEGT IM<br />
MULTICHANNEL-<br />
HANDEL“<br />
Abb.: Stephan Tromp HDE, Quelle: HDE<br />
Anschaulich beschreibt dieses Buch, wie <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsche <strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong> durch <strong>de</strong>n zunehmen<strong>de</strong>n Erfolg <strong>de</strong>r<br />
Online-Branche herausgefor<strong>de</strong>rt wird – eine Entwicklung, die auch <strong>de</strong>r HDE seit einigen Jahren verfolgt:<br />
Immer mehr Kun<strong>de</strong>n gehen im Internet shoppen, die Umsätze im <strong>de</strong>utschen Online-Han<strong>de</strong>l steigen Jahr<br />
für Jahr um eine zweistellige Prozentzahl. E-Commerce ist in <strong>de</strong>n letzten Jahren in Deutschland zum<br />
Alltag gewor<strong>de</strong>n, wie die dynamische Umsatzentwicklung in diesem Bereich zeigt. Für 2013 rechnet<br />
<strong>de</strong>r HDE mit einem weiteren Umsatzanstieg im Online-Han<strong>de</strong>l um 12 Prozent. Das entspricht rund 3,4<br />
Millionen Euro Umsatz pro Stun<strong>de</strong>. Dennoch ist das Potenzial für <strong>de</strong>n digitalen Han<strong>de</strong>l noch lange nicht<br />
ausgeschöpft.<br />
Wie die „Local Heroes“ zeigen, haben Newcomer diese Chance ergriffen und sind in <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lsmarkt<br />
mit Online-Shops und Marktplätzen eingetreten: Zum einen beginnen mittlerweile auch die sogenannten<br />
„Pure Player“ in <strong>de</strong>n stationären Han<strong>de</strong>l einzutreten. Zum an<strong>de</strong>ren eröffnet <strong>de</strong>r Online-Han<strong>de</strong>l für die<br />
stationären Einzelhändler eine neue Dimension. Er ist zugleich eine weitere technische Revolution im<br />
Han<strong>de</strong>l und damit eine große Herausfor<strong>de</strong>rung.<br />
Die Zukunft liegt ein<strong>de</strong>utig in <strong>de</strong>r intelligenten On-/Offline-Integration – <strong>de</strong>m Multichannel-Han<strong>de</strong>l. Die<br />
Händler müssen die Kun<strong>de</strong>n dort abholen, wo sie gera<strong>de</strong> shoppen wollen: Egal ob beim Einkaufsbummel<br />
in <strong>de</strong>r Innenstadt, mit <strong>de</strong>m Tablet-PC auf <strong>de</strong>r Couch o<strong>de</strong>r per Smartphone. Für die stationären Händler<br />
birgt das Online-Geschäft die Chance auf zusätzliche Umsätze. Viele haben das bereits erkannt und<br />
sind auch im Internet aktiv. So setzt rund ein Fünftel <strong>de</strong>r stationären Unternehmen mittlerweile auf ein<br />
zusätzliches Standbein im Online-Han<strong>de</strong>l. Und die Internet-Umsätze wer<strong>de</strong>n immer wichtiger: Nach<br />
einer HDE-Umfrage in diesem Frühjahr machen über acht Prozent <strong>de</strong>r Multichannel-Händler 50 Prozent<br />
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2<br />
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VORWORT NEUE HELDEN BRAUCHT DER HANDEL DAS SIND DIE <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> VON DEN <strong>LOCAL</strong> <strong>HEROES</strong> LERNEN SCHLUSSWORT<br />
o<strong>de</strong>r mehr ihres Umsatzes im Internet, bei weiteren rund fünf Prozent machen die Online-Umsätze<br />
immerhin zwischen 20 und 50 Prozent am Umsatz aus.<br />
Die Zukunft ist die vernetzte Einkaufswelt. Die einzelnen Informations- und Verkaufskanäle wer<strong>de</strong>n<br />
miteinan<strong>de</strong>r verschmelzen. Die Kun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n diese so kombinieren, wie es gera<strong>de</strong> ihren jeweiligen<br />
Bedürfnissen entspricht. Hierauf muss sich je<strong>de</strong>s Unternehmen vorbereiten. Die Erfolgsformel ist im<br />
E-Commerce dabei vom Grundsatz her dieselbe wie im stationären Han<strong>de</strong>l. Nur ein zufrie<strong>de</strong>ner Kun<strong>de</strong><br />
kommt und kauft wie<strong>de</strong>r.<br />
Die in diesem Buch beschriebenen Local Heroes vermitteln <strong>de</strong>m <strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong> wertvolle Anregungen<br />
dafür, wie er sich auf die gewan<strong>de</strong>lte Einkaufswelt und die verän<strong>de</strong>rten Kun<strong>de</strong>nansprüche einstellen<br />
kann: Die Einbindung von Online-Verkaufsformen ermöglicht es <strong>de</strong>m stationären Han<strong>de</strong>l, seine<br />
Reichweite und sein Warenangebot zu erweitern. Verknüpfungen zwischen <strong>de</strong>n Kanälen Online und<br />
Offline tragen dazu bei, einen erhöhten Kun<strong>de</strong>nnutzen zu schaffen. Und die innovativen Store-Konzepte<br />
<strong>de</strong>r Online-Händler zeigen, wie sich auch mit einem überschaubaren Kosteneinsatz neue Marktfel<strong>de</strong>r<br />
erschließen lassen.<br />
Auch attraktive Marktplätze wie eBay geben insbeson<strong>de</strong>re mittelständischen Han<strong>de</strong>lsunternehmen die<br />
Chance, neben ihrem stationären Geschäft auch im E-Commerce erfolgreich zu sein. Sie sorgen für <strong>de</strong>n<br />
richtigen Rahmen und stellen sicher, dass ein großer Teil <strong>de</strong>r Erfolgsfaktoren immer auf <strong>de</strong>m neuesten<br />
Niveau ist. Der Unternehmer kann sich auf seine Kernkompetenz, das Sortiment inklusive Beratung und<br />
Preisgestaltung, konzentrieren.<br />
Denn auch das zeigen die Local Heroes: Der stationäre Han<strong>de</strong>l ist kein Auslaufmo<strong>de</strong>ll. Eine hochwertige<br />
Warenpräsentation, kompetente Beratung und ein unmittelbares Einkaufserlebnis stehen auch weiterhin<br />
bei <strong>de</strong>n Konsumenten hoch im Kurs. Händler, <strong>de</strong>nen es gelingt, diese klassischen <strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong>stugen<strong>de</strong>n<br />
mit <strong>de</strong>n neuen im E-Commerce zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n Möglichkeiten zu kombinieren, haben gute<br />
Zukunftschancen.<br />
Der Han<strong>de</strong>lsverband Deutschland sieht daher eine seiner wichtigsten Aufgaben darin, die Unternehmen<br />
auf <strong>de</strong>m Weg in <strong>de</strong>n Multichannel-Bereich zu begleiten. Als Spitzenverband <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen <strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong>s<br />
tritt <strong>de</strong>r HDE auch <strong>de</strong>r Politik gegenüber für die Interessen <strong>de</strong>s Online- und Multichannel-Han<strong>de</strong>ls ein.<br />
099
6.<br />
QUELLENVERZEICHNIS<br />
Bildquellen:<br />
S. 16 Abb. Martin Tschopp eBay, Quelle: eBay<br />
S. 22 Quelle: mStore<br />
S. 24 Quelle: V-Markt<br />
S. 26 Quelle: Emmas Enkel<br />
S. 29 Abb. Buchhandlung Riemann, Quelle: Hagen Lehmann<br />
S. 31 Quelle: IKEA<br />
S. 34 Quelle: Notebooksbilliger.<strong>de</strong><br />
S. 37 Quelle: Cyberport<br />
S. 39 Quelle: E<strong>de</strong>l Optics<br />
S. 41 Quelle: Shoepassion.com<br />
S. 43 Quelle: Fashion For Home<br />
S. 46 Quelle: AL-KO<br />
S. 48 Abb. Gaxsys, Quelle: Picard Le<strong>de</strong>rwaren<br />
S. 50 Quelle: Sport 2000<br />
S. 53 Quelle: PC-Spezialist<br />
S. 56 Quelle: Musterhaus Küchen<br />
S. 59 Quelle: MyMuesli<br />
S. 61 Quelle: NeueTischkultur.<strong>de</strong><br />
S. 63 Quelle: Flip4New<br />
S. 66 Quelle: Mister Spex<br />
S. 69 Quelle: Einfach-machen-lassen<br />
S. 72 Quelle: eBay<br />
S. 75 Quelle: PayPal<br />
S. 78 Quelle: Tiramizoo<br />
S. 80 Quelle: MyHammer<br />
S. 83 Quelle: kaufDA<br />
S. 89 Abb. Stephan Tromp HDE, Quelle: HDE<br />
100
Weiterführen<strong>de</strong> Links:<br />
<strong>Shopanbieter</strong>.<strong>de</strong> – Blog für <strong>de</strong>n Onlinehan<strong>de</strong>l:<br />
www.shopanbieter.<strong>de</strong><br />
eBay für gewerbliche Verkäufer:<br />
www.ebay.<strong>de</strong>/gewerblich-verkaufen<br />
Han<strong>de</strong>lsverband Deutschland:<br />
www.einzelhan<strong>de</strong>l.<strong>de</strong><br />
Mehr über <strong>de</strong>n Autor:<br />
www.matthiashell.<strong>de</strong><br />
101
Aufgegebene La<strong>de</strong>ngeschäfte, verö<strong>de</strong>te Innenstädte – glaubt man <strong>de</strong>n gängigen Schreckensszenarien,<br />
so ist <strong>de</strong>r <strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong> im E-Commerce-Zeitalter <strong>de</strong>m Untergang geweiht. Wer so argumentiert, vergisst<br />
allerdings die Konsumenten: Sie wollen auch in Zukunft nicht auf <strong>de</strong>n Einkauf vor Ort verzichten, son<strong>de</strong>rn<br />
weiterhin regelmäßige Shopping-Bummel unternehmen. Der <strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong> ist kein Auslaufmo<strong>de</strong>ll –<br />
vorausgesetzt er stellt sich auf die verän<strong>de</strong>rten Kun<strong>de</strong>nbedürfnisse ein. Denn ohne Online geht es<br />
nicht. Zwar gibt es für die Verbindung von stationärem Han<strong>de</strong>l und E-Commerce kein Patentrezept, doch<br />
zeigen Local Heroes schon heute, wie <strong>de</strong>r kanalübergreifen<strong>de</strong> Han<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r Zukunft aussieht: Dieses Buch<br />
zeigt praxisnah 25 Beispiele <strong>de</strong>utscher Händler, die durch On-/Offline-Integration einen einzigartigen<br />
Kun<strong>de</strong>nnutzen schaffen. Lassen Sie sich inspirieren und fin<strong>de</strong>n auch Sie Ihren Weg in die grenzenlose<br />
Zukunft <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>ls!<br />
Der Autor:<br />
Matthias Hell beschäftigt sich seit vielen Jahren als Journalist, E-Commerce-<br />
Experte und Buchautor mit <strong>de</strong>r Zukunft <strong>de</strong>s <strong>Einzelhan<strong>de</strong>l</strong>s. Seine Beiträge<br />
erscheinen in renommierten Fachzeitschriften sowie auf einflussreichen<br />
E-Commerce-Blogs. Der promovierte Politologe ist ein begeisterter Online-<br />
Shopper, stöbert aber auch mit Lei<strong>de</strong>nschaft in seinen Lieblingsgeschäften in<br />
seiner Heimatstadt München.