brotlos? - Beratungsdienste für Ausbildung und Beruf Aargau
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kennen lernen wird. Wenn man erfahrene <strong>Beruf</strong>sleute mit geistes- oder sozialwissenschaftlichem Hintergr<strong>und</strong><br />
fragt, wie sie zu ihrem <strong>Beruf</strong> gekommen sind, dann erhält man ganz oft typische Antworten wie: «es<br />
war ein Zufall, dass…», «ein Kollege arbeitete dort, der hat mich auf die freie Stelle hingewiesen…», «ich<br />
habe ein Praktikum gemacht, dort hat es mir so gefallen, dass ich mich beworben habe…». Lesen Sie die<br />
Beispiele am Schluss dieses Artikels!<br />
2<br />
Werde ich eine Stelle finden?<br />
Das B<strong>und</strong>esamt für Statistik untersucht regelmässig,<br />
wie viele Universitätsabgänger-/innen nach<br />
dem Studium keine Stelle haben. Die Befragungen<br />
zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit, ein Jahr nach<br />
Abschluss ohne Job dazustehen, bei den Phil.I-ern<br />
fast doppelt so hoch wie bei anderen Studienrichtungen<br />
ist. Der häufigste Gr<strong>und</strong> für die Schwierigkeiten<br />
beim Einstieg ins <strong>Beruf</strong>sleben ist mangelnde<br />
Praxiserfahrung. Neuabsolventen/-innen müssen<br />
sich oft erst einmal mit Teilzeitstellen begnügen<br />
<strong>und</strong> nicht selten mehrere Stellen kombinieren.<br />
Fünf Jahre nach Erhalt des Diploms wendet sich<br />
aber das Blatt. Der Schweizer Arbeitsmarkt ist seit<br />
Jahren robust, davon profitieren auch die Geisteswissenschafter<br />
<strong>und</strong> Sozialwissenschafterinnen. Nur 2,2 Prozent sind erwerbslos, Juristen (2,7 Prozent) <strong>und</strong><br />
Naturwissenschafter (2,5 Prozent) schneiden schlechter ab. Auch die Löhne sind anständig. Der Median<br />
liegt fünf Jahre nach dem Studium bei 90‘000 Franken pro Jahr. Das bedeutet, dass die Hälfte der Absolventen<br />
mehr <strong>und</strong> die andere weniger verdient.<br />
«Kommunikation, Rhetorik, Dialektik, das ist unser Pf<strong>und</strong>»,<br />
meint der Hochschulforscher Frank Walzel vom Institut der Deutschen Wirtschaft. Er hat untersucht, ob<br />
Geisteswissenschafter/innen Verhandlungen <strong>und</strong> Vertragsabschlüsse positiv beeinflussen <strong>und</strong> hat sehr<br />
gute Ergebnisse erhalten.<br />
Wer Archäologie studiert, beschäftigt sich natürlich mit anderen Themen als wer sich bei der Filmwissenschaft<br />
eingeschrieben hat. Die Fachkompetenz entwickelt sich spezifisch zu jeder einzelnen Studienrichtung.<br />
Die Methoden- oder auch die Sozialkompetenzen werden jedoch bei allen geistes- <strong>und</strong> sozialwissenschaftlichen<br />
Studiengängen vergleichbar gefördert. Sie sind es denn auch, die auf dem Arbeitsmarkt besonders<br />
wichtig sind. Kritisches Denken, Eigeninitiative, Flexibilität <strong>und</strong> Lernbereitschaft zählen zu den<br />
Stärken von Historikern, Psychologen, Soziologen, Ethnologen, Politik-, Kunst- <strong>und</strong> Sprachwissenschaftern<br />
gleichermassen. Sie alle lernen im Studium zu analysieren, zu formulieren <strong>und</strong> zu präsentieren. «Bei der<br />
Rekrutierung geht es in erster Linie darum, Kompetenzen <strong>und</strong> Potenzial zu gewinnen. Der Studienhintergr<strong>und</strong><br />
ist oft nebensächlich», sagt der Leiter Human Resources Management der Migros-Gruppe. Er schätzt<br />
die Geistes- <strong>und</strong> Sozialwissenschafter für ihr systematisches Denken, ihre Sozialkompetenz <strong>und</strong> ihre Kommunikationsfähigkeit.<br />
Die Phil.I-Absolventen/-innen kommen vor allem in den Bereichen Kommunikation,<br />
Übersetzung <strong>und</strong> Personal zum Einsatz. Auch die Vielseitigkeit der Generalisten aus der Philosophischen<br />
Fakultät ist für viele Grossfirmen ein wichtiger Vorteil: «Aufgr<strong>und</strong> ihrer konzeptionellen Fähigkeiten <strong>und</strong><br />
der Fähigkeit vernetzt zu denken, können Phil.I-Absolventen/-innen in verschiedensten Gebieten eingesetzt<br />
werden», meint die Personalverantwortliche einer grossen Versicherung. Zum Beispiel im Human<br />
Resources (Personal), im Projektmanagement, in der Marktforschung <strong>und</strong> als Geschäftsleitungsassistenten/-innen.<br />
Studieren an der Philosophischen Fakultät<br />
Wie zuverlässig sind solche Zahlen?<br />
Die Zahlen beleuchten die Situation wie sie sich in<br />
der jüngsten Vergangenheit präsentiert hat. Wer<br />
jetzt in ein Studium der Geistes- oder Sozialwissenschaften<br />
einsteigt, wird den Arbeitsmarkt in<br />
fünf bis sieben Jahren betreten. Dieser ist genau<br />
gleich wie andere Branchen abhängig von der<br />
wirtschaftlichen Konjunktur, von der demographischen<br />
Entwicklung <strong>und</strong> nicht zuletzt von der<br />
Entwicklung der Personenfreizügigkeit <strong>und</strong> der<br />
Globalisierung. Kurz: Es weiss niemand genau,<br />
wie er dann aussehen wird. Das gilt für fast alle<br />
<strong>Ausbildung</strong>en.<br />
Wer an der Philosophischen Fakultät eingeschrieben ist, studiert in der Regel mindestens zwei Fächer, oft<br />
auch drei, das System ist nicht an jeder Uni gleich. Die Nebenfächer können je nach Uni aus dem gesamten<br />
Angebot gewählt werden, das macht das Studium so vielfältig. Die Präsenzzeit, der St<strong>und</strong>enplan, ist weniger<br />
dicht als zum Beispiel bei den Medizinerinnen oder Ingenieuren. Das heisst nicht, dass das Studium<br />
«leichter» wäre. Die Philosophische Fakultät setzt voraus, dass man zum Studieren nicht unbedingt immer<br />
in der Uni sitzen muss: Stoff lesen <strong>und</strong> verarbeiten, recherchieren, lernen, Arbeiten planen <strong>und</strong> schreiben<br />
<strong>und</strong> Vorträge vorbereiten kann man auch zu Hause, in der Bibliothek oder im Café. Die Studierenden können<br />
sich so ihre Zeit bis zu einem gewissen Grad selber einteilen. Das fördert nicht nur das selbständige<br />
Denken <strong>und</strong> die Selbstmanagementkompetenzen, es führt auch dazu, dass neben dem Studium Zeit für<br />
Nebenjobs organisiert werden kann (siehe auch Abb. 1).