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KUB 07.01 Re-Object KUB 07.01 Re-Object ... - Kunsthaus Bregenz

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Damien Hirst<br />

L-LEUCIN-15 N | 2001<br />

Universallack auf Leinwand<br />

294 × 1200 cm<br />

Courtesy Gagosian Gallery,<br />

New York<br />

© Damien Hirst<br />

Damien Hirst, geboren 1965 in<br />

Bristol, England, lebt und arbeitet<br />

in Devon. 1989 Abschluss am Goldsmiths<br />

College, London, England;<br />

1995 Turner Prize. Ausstellungen<br />

(Auswahl): Gagosian Gallery, New<br />

York, Palazzo Grassi, Venedig<br />

(2006); Museum of Fine Arts Boston<br />

(2005); Tate Britain, London, Institute<br />

of Contemporary Arts London<br />

(2004); White Cube, London,<br />

50. Biennale Venedig (2003); <strong>Kunsthaus</strong><br />

Zürich, Hamburger Kunsthalle<br />

(2002); Tate Gallery London (1999);<br />

Jeu de Paume, Paris (1996).<br />

Das Herz der Ausstellung von Damien Hirst ist ein 4 Meter langer, in<br />

20 Tonnen verdünntem Formaldehyd konservierter Tigerhai. Über<br />

dieses Werk, das zum Kernstück der einstigen Young-British-Art-<br />

Bewegung avancierte, schrieb Rose-Maria Gropp im Juni 2006 in<br />

der FAZ: »Wenn die 90er Jahre ein ikonisches Kunstwerk haben,<br />

so ist es der in Formaldehyd eingelegte Tigerhai des Engländers<br />

Damien Hirst. Der Behälter mit dem toten Raubtier ist eines der<br />

eindrucksvollsten Sinnbilder der Vergänglichkeit, das die zweite<br />

Hälfte des 20. Jahrhunderts in der Kunst hervorgebracht hat.«<br />

Als der Künstler sich entschied, den ersten Hai aus dem Jahr<br />

1991, dessen Zustand sich dramatisch verschlechtert hatte, durch<br />

einen neuen zu ersetzen, gab das zu einer weltweiten medialen<br />

Auseinandersetzung mit dem Werk Anlass. Hirst hat sein Vorhaben<br />

nun in den letzten Monaten in seinem Atelier in London umgesetzt,<br />

und bevor nun die »reloaded version« Europa verlässt und zurück<br />

in die New Yorker Privatsammlung von Steven A. Cohen geht, zeigt<br />

das <strong>KUB</strong> dieses kapitale Stück mit anderen Schlüsselwerken des<br />

Künstlers. Darunter sind einige monumentale 9 und 12 Meter lange<br />

»dot paintings«, einer der berühmten Medizinschränke und ein<br />

großer neu produzierter Objektschrank.<br />

Damien Hirst ist gewissermaßen der Leitwolf innerhalb der<br />

britischen Kunst, die unter dem Begriff der Young British Art das<br />

Verhältnis der britischen Gesellschaft zur zeitgenössischen Kunst<br />

mit Themen wie Tod, Leben und Sex durcheinander gewirbelt hat.<br />

Damien Hirst zählt beiderseits des Atlantiks zu den meistbeachteten<br />

Künstlern, seine öffentliche Wirkung ist mittlerweile so groß, dass<br />

sogar Leute mit geringem Interesse an Kunst mit seinen Werken<br />

08 09 <strong>KUB</strong>-Programm <strong>07.01</strong> <strong>Re</strong>-<strong>Object</strong><br />

Damien Hirst<br />

Stripteaser | 1996<br />

Edelstahl, Glas, chirurgische<br />

Instrumente und zwei<br />

Kunststoffskelette<br />

196 × 376 × 51 cm<br />

Courtesy Jay Jopling/<br />

White Cube, London<br />

© Damien Hirst<br />

wie z. B. dem Hai vertraut sind. Dies sicher auch deshalb, weil Damien<br />

Hirst sich nie an ein traditionelles enges Künstlerbild gehalten<br />

hat. Schon Ende der 1980er Jahre organisierte er die Ausstellungen<br />

»Freeze 1988« und »Modern Medicine 1990«, die zur Keimzelle der<br />

neuen Künstler-generation wurden. Er drehte kommerzielle Musikvideos,<br />

richtete ein <strong>Re</strong>staurant ein, produzierte Popsongs und ist<br />

mittlerweile Besitzer einer großen Kunstsammlung, in der auch<br />

Arbeiten von Jeff Koons vertreten sind. Der Kern seiner Arbeit als<br />

Maler und Plastiker ist jedoch die Arbeit an der Kunst. Seine Themen<br />

sind Leben, Krankheit, Tod und Zerstörung. Dem Konzept der<br />

<strong>Re</strong>adymades von Marcel Duchamp verpflichtet, wirken Hirsts mit<br />

Tieren, medizinischen Instrumenten und Pillen gefüllte Glasboxen<br />

aus Stahlverstrebungen und Metallschränke wie perfekte Fallen<br />

minimalistischer Konstruktionen eines Donald Judd. Auf Duchamp<br />

bezogen gilt: »Duchamps <strong>Re</strong>adymades wurden auf Basis ihrer kalten<br />

Fracht von Angst und Schrecken vom Leichenschauhaus und<br />

Operationssaal in die Galerie verlegt.« (Gordon Burn) Selbst die<br />

»dot paintings« mit ihrer kühlen Methodik, ungemischte Farben als<br />

vorgefundene und ausgewählte fertige Produkte der Industrieproduktion<br />

einzusetzen, erinnern an die Malereikonzepte Duchamps.<br />

In Wahrheit jedoch erzählen die Werke und Installationen<br />

Damien Hirsts unterkühlt vom Kampf des Lebens gegen das Sterben<br />

und setzen damit, anders als Marcel Duchamps Arbeiten, nicht auf<br />

ironische Distanz, intellektuelle Brechung und Fragmentierung,<br />

sondern meinen ihren realen Schrecken als dauerhaftes Sinnbild<br />

für die Konfrontation mit der Zerbrechlichkeit der Existenz und die<br />

vom Menschen aus dem Bewusstsein verdrängte Nähe zum Tod.

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