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helmut thielicke leben kann noch einmal beginn

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diesen Engpaß komme ich nicht hindurch. Und darum nützen<br />

mir all die wunderbaren Einsichten meines Herrn Vorredners<br />

über die letzten Gründe unserer Katastrophe und über die sogenannte<br />

religiöse Erneuerung unseres Volkes nichts, so richtig<br />

sie sein mögen.«<br />

Als er fertig war, hätte ich ihm am liebsten gesagt: »Du bist nicht<br />

ferne von dem Reich Gottes« (Mark. 12, 34). So hatte der Herr<br />

Christus ja auch <strong>einmal</strong> zu einem Menschen gesagt, der ebenfalls<br />

ein sehr wahres Wort über die Liebe gesprochen hatte, ohne zu<br />

ahnen, daß diese Liebe in dem gegenwärtig war, der da vor ihm<br />

stand, und daß er aus ganzem Herzen und aus ganzer Seele darum<br />

ringen müsse, zu ihm zu finden.<br />

Es ist sicher ungewöhnlich, daß ein Prediger auf der Kanzel<br />

solche Diskussionserörterungen wiedergibt, aber ich habe mich<br />

bemüht, den Punkt herauszufinden, an dem uns Jesu Wort von<br />

dem schmalen Tor und dem engen Weg in unserer Stunde und<br />

in unserer Lage anspricht, uns aus Träumen und Gedanken<br />

schmerzvoll emporreißt und uns zugleich Tröstungen und Verheißungen<br />

zuruft.<br />

Und ich meine nun, jener junge Student habe den Finger auf die<br />

genau richtige Stelle gelegt. Das Christentum läuft in der Tat<br />

Gefahr, eine Art Mode zu werden. Man hält es für nötig und<br />

nützlich, man schwärmt von der breiten Bahn eines erneuerten<br />

christlichen Abendlandes. Das Dogma vom Gottmenschen Christus<br />

freilich sei mittelalterlich. Darauf könne man das Gros der<br />

heutigen Menschen nicht mehr festlegen. Darin stecke keine<br />

Führungsgewalt für die breiten Massen mehr. Aber das, was das<br />

Christentum die Furcht Gottes nenne, das müsse man, nachdem<br />

es leicht überholt und in »religiöse Ehrfurcht« verwandelt sei,<br />

wieder erwecken. Und ohne die christliche Idee der liebe und<br />

der Menschlichkeit ginge das nicht.<br />

Damit hatte dieser junge Mann eine ganz und gar neutestamentliche<br />

Beobachtung gemacht: daß man dieses alles ohne die Gestalt<br />

des Heilandes selber ja gar nicht haben <strong>kann</strong>, daß es jene<br />

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