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INEF Report Die massenmediale Konstruktion der ... - Kontakt

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12<br />

CHRISTOPH WELLER<br />

delns durch eine demokratische Öffentlichkeit,<br />

die nach ihrer repräsentativen<br />

Meinung befragt wird, geschieht in starkem<br />

Maße auf <strong>der</strong> Grundlage von <strong>Konstruktion</strong>en,<br />

welche die Massenmedien<br />

von <strong>der</strong> internationalen Politik hervorbringen<br />

(vgl. Weller 2000: 185-187).<br />

Und auch dem außenpolitischen Apparat<br />

stehen kurzfristig keine entscheidend erweiterten<br />

Zugriffsmöglichkeiten auf die<br />

aktuelle Wirklichkeit <strong>der</strong> internationalen<br />

Politik zur Verfügung, denn auch eine<br />

Botschaft kann zwar wichtige Hintergrundberichte<br />

liefern, aber wenn beispielsweise<br />

<strong>der</strong> US-amerikanische Fernsehsen<strong>der</strong><br />

CNN live über das Geschehen<br />

vor Ort berichtet, ist das Botschaftspersonal<br />

kaum in <strong>der</strong> Lage, das vom Fernsehen<br />

vermittelte Bild grundlegend zu<br />

revidieren. Außerdem wird in <strong>der</strong> massenmedial<br />

geprägten Gesellschaft die<br />

außenpolitische Reaktion daran gemessen,<br />

wie sie sich zu <strong>der</strong> Wirklichkeit<br />

verhält, die in <strong>der</strong> Bevölkerung für die<br />

Realität gehalten wird - wenn Fernsehbil<strong>der</strong><br />

das Leiden von Flüchtlingen transportieren,<br />

kann die außenpolitische Reaktion<br />

nicht am Flüchtlingsproblem vorbeigehen.<br />

Insofern sind heute die Massenmedien<br />

sowohl schnelle Quelle für Informationen<br />

über Ereignisse <strong>der</strong> internationalen<br />

Politik (vgl. Wilke 1998: 65) als auch<br />

agenda-setter für den außenpolitischen<br />

Apparat, <strong>der</strong> mehr und mehr dazu gezwungen<br />

ist, auf <strong>massenmediale</strong> Berichterstattung<br />

möglichst schnell zu reagieren<br />

(vgl. O'Heffernan 1991; Jakobsen<br />

1996, 2000; Koller 1996). Mit ihren Reaktionen<br />

auf die massenmedial konstruierte<br />

Wirklichkeit aber tragen PolitikerInnen<br />

sowohl dazu bei, Zweifel und<br />

Bedenken gegenüber dem massenmedial<br />

geprägten Bild zu zerstreuen als auch<br />

dazu, diese <strong>Konstruktion</strong> <strong>der</strong> Wirklichkeit<br />

als soziale Realität <strong>der</strong> internationalen<br />

Politik zu konstituieren.<br />

Damit drängt sich die Frage auf, wie die<br />

<strong>massenmediale</strong> Beobachtung <strong>der</strong> internationalen<br />

Politik im allgemeinen und von<br />

Kriegen im beson<strong>der</strong>en geschieht, dass<br />

genau jene Darstellung in den Massenmedien<br />

daraus resultiert, die wir für die<br />

Realität halten (müssen); o<strong>der</strong> präziser<br />

formuliert: Welche Beobachtungsmechanismen<br />

liegen <strong>der</strong> <strong>massenmediale</strong>n<br />

<strong>Konstruktion</strong> <strong>der</strong> Wirklichkeit internationaler<br />

Politik zugrunde? <strong>Die</strong>se Frage basiert<br />

auf <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Massenkommunikationsforschung<br />

anerkannte These, dass<br />

Massenmedien keine passiven Mittler<br />

von Realität, son<strong>der</strong>n ein aktives Element<br />

in einem sozialen Prozess <strong>der</strong><br />

Wirklichkeitskonstruktion sind (vgl.<br />

Schulz 1976, 1989; Früh 1994). <strong>Die</strong> theoretische<br />

Grundlage hierfür liefert <strong>der</strong><br />

"operative Konstruktivismus" (Luhmann<br />

1996: 17), <strong>der</strong> die Massenmedien als<br />

Beobachtungssystem konzeptualisiert.<br />

3. Eine konstruktivistische<br />

Perspektive<br />

In einer konstruktivistischen Perspektive<br />

wird davon ausgegangen, dass Wirklichkeiten<br />

die Produkte von Beobachtungssystemen<br />

sind. Hierbei kann es sich sowohl<br />

um individuelle als auch um gesellschaftliche<br />

Beobachtungssysteme<br />

handeln. Welche <strong>Konstruktion</strong> <strong>der</strong> Wirklichkeit<br />

von einem Beobachtungssystem<br />

hervorgebracht wird, ist von den verwendeten<br />

Beobachtungsoperationen abhängig.<br />

<strong>Die</strong>se Beobachtungsoperationen<br />

- das Beobachten durch (Beobachtungs-)

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