KW 14 | 03.04.2013 - Der Lokalanzeiger
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Von Ernst H. Lutz<br />
Abrüstung ist ein Osterthema:<br />
<strong>Der</strong> deutsche Außenminister<br />
präsentierte im Bundestag<br />
den Jahresabrüstungsbericht,<br />
das Friedensforschungsinstitut<br />
Stockholm (SIPRI) veröffentlichte<br />
einen Jahresbericht<br />
und an Ostern selbst wurde<br />
für Abrüstung marschiert und<br />
demonstriert.<br />
Anfänge: Zar Nikolaus II. regte<br />
1898 an, „auf dem Weg internationaler<br />
Beratung die<br />
wirksamen Mittel zu suchen,<br />
um allen Völkern die Wohltaten<br />
wahren und dauernden<br />
Friedens zu sichern und vor<br />
allem der fortschreitenden<br />
Entwicklung der gegenwärtigen<br />
Rüstungen ein Ziel zu setzen“.<br />
Russland führte zuvor<br />
Eroberungskriege um die<br />
Krim, in Zentral- und Ostasien<br />
und Sibirien. Erst 1905 setzte<br />
Japan seinem Treiben in der<br />
Mandschurei und zur See bei<br />
Port Arthur und Tsushima<br />
Grenzen.<br />
Friedenskonferenzen 1899<br />
und 1907 in Den Haag verhinderten<br />
weder Zerfallskriege<br />
der Kolonialreiche noch<br />
die Ausdehnung der USA in<br />
die Karibik und den Pazifik<br />
oder den Ersten Weltkrieg in<br />
Europa. Dennoch: Abrüstung<br />
wurde 1917 (Benedikt XV.)<br />
Teil katholischer Soziallehre<br />
und prägte das 20. Jahrhundert<br />
mit.<br />
Deutsche Besonderheiten:<br />
<strong>Der</strong> Versailler Vertrag diktierte<br />
Deutschland ab 1920 Abrüstungsregeln:<br />
Verbot eines<br />
Generalstabs und mobilmachungsfähiger<br />
Wehrpflicht,<br />
niedrige Höchststärken für<br />
Streitkräfte und militärische<br />
Mittel, Verbote bestimmter<br />
Waffen, Munition und anderer<br />
Mittel (Infrastruktur, Festungen),<br />
territoriale Neuordnungen,<br />
Abtretungen von Gebieten,<br />
Besetzungen, entmilitarisierte<br />
Zonen (u.a. entlang des<br />
LokalAnzeiger<br />
Deutsches Schicksalsthema Abrüstung<br />
3. April 2013 PERYAWLNBMXS<br />
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Rheins), Überprüfungen der<br />
Vertragserfüllung vor Ort,<br />
Wirtschaftseingriffe gegen<br />
Rüstungsanstrengungen, Reparationszahlungen<br />
(von Hitler<br />
abgelehnt, letzte Rate:<br />
September 2010 bezahlt).<br />
<strong>Der</strong> 1920 gegründete Völkerbund<br />
wurde zur Abrüstungskontrolleinrichtung.<br />
Hitler<br />
entwertete ihn in dieser Funktion<br />
u.a. durch die Besetzung<br />
des entmilitarisierten Rheinlands<br />
im März 1936.<br />
Die Wiedergewinnung deutscher<br />
Souveränität nach<br />
1945 gründete auch auf Abrüstung.<br />
Im Jahr 1954 (Pariser<br />
Verträge) verpflichtete sich<br />
die Bundesrepublik zu einem<br />
begrenzten NATO-Beitrag<br />
(max. 500 000 Soldaten,<br />
zwölf Divisionen Landstreitkräfte).<br />
Statt eines<br />
deutschen Generalstabs sollten<br />
deutsche Streitkräfte unter<br />
NATO-Stäben eingesetzt<br />
werden. Herstellungsverbote<br />
für bestimmte Waffen und der<br />
Verzicht auf ABC-Waffen unterlagen<br />
internationaler Kontrolle.<br />
Die Bundesrepublik erklärte<br />
einen Gewaltverzicht<br />
und verpflichtete sich zu friedlicher<br />
Streitbeilegung.<br />
Schließlich dienten NATO-<br />
Truppen in der Bundesrepublik<br />
der gemeinsamen Verteidigung<br />
wie der Kontrolle.<br />
<strong>Der</strong> „2 plus 4-Vertrag“ ermöglichte<br />
1990 die deutsche Vereinigung,<br />
beendete Überbleibsel<br />
des Zweiten Weltkriegs,<br />
bekräftigte frühere<br />
Festlegungen und traf neue:<br />
Die Begrenzung deutscher<br />
Streitkräfte auf 370 000 Soldaten,<br />
keine Stationierung<br />
NATO-zugeordneter Streitkräfte<br />
in den neuen Bundesländern,<br />
Verzicht auf ABC-<br />
Waffen, weitere Mitgliedschaft<br />
Deutschlands in der<br />
NATO, Anerkennung der polnischen<br />
Westgrenze und Verzicht<br />
auf künftige Gebietsansprüche.<br />
Fazit: Deutschland<br />
verdankt seine Souveränität<br />
der auch unseren Nachbarn<br />
Sicherheit gebenden Zugehörigkeit<br />
zur NATO sowie eigenen<br />
Abrüstungsregeln.<br />
Deutsche Sicherheitspolitik<br />
erfolgt grundsätzlich im Rahmen<br />
der NATO, OSZE, EU und<br />
Vereinten Nationen. Seit<br />
1967 galt in der NATO: Auf<br />
gesicherter Abschreckungsund<br />
Verteidigungsfähigkeit<br />
sollte eine als Entspannungspolitik<br />
gegenüber den osteuropäischen<br />
Staaten bezeichnete<br />
Gewaltverzichts- und<br />
Verständigungspolitik auch zu<br />
Abrüstung, Rüstungskontrolle<br />
und Vertrauensbildung führen.<br />
Westliches Ziel war es,<br />
nach dem Grundsatz „wer<br />
mehr hat, muss mehr abrüsten“<br />
horrende östliche Angriffsfähigkeiten<br />
zu beseitigen.<br />
Überprüfungen und Vertrauensbildende<br />
Maßnahmen<br />
sollten Transparenz fördern,<br />
Umgehungen erschweren und<br />
zu einem kooperativen Klima<br />
beitragen.<br />
Radikalpazifisten verlangten,<br />
ohne Verträge und auf östliche<br />
Gegenleistungen hoffend,<br />
mit einseitiger Abrüstung zu<br />
beginnen. Gefühle schürten<br />
Ängste („German Angst“) und<br />
erzeugten Druck der Straße<br />
auf die Politik. Die übernahm<br />
als (ernst gemeintes?) Ziel eine<br />
seit 1962 propagierte sowjetische<br />
Forderung nach<br />
weltweiter, allgemeiner und<br />
vollständiger Abrüstung<br />
(deutsch-sowjet. Erklärung zu<br />
Abrüstung und Rüstungsbegrenzung,<br />
1978; Bundeskanzler<br />
Schmidt vor UNO-Sondergeneralversammlung<br />
für Abrüstung,<br />
1978; Weißbuch<br />
1979, Ziff. 76). Die aufgeheizte<br />
Öffentlichkeit ignorierte die<br />
Bedingungen für dieses Ziel<br />
weitgehend.<br />
Erfahrungen seit 1967: Die<br />
NATO-Strategie funktionierte.<br />
Die USA und die Sowjetunion<br />
(später Russland) vereinbarten<br />
die Abrüstung strategischer<br />
Nuklearwaffen und beteiligten<br />
sich an Festlegungen<br />
für konventionelle Streitkräfte<br />
in Europa. Alle Beteiligten legten<br />
in Europa für Staaten und<br />
Gebiete Höchstgrenzen für<br />
Stationierungen, Waffen<br />
(Panzer, Artillerie, Kampfhubschrauber,<br />
Kampfflugzeuge)<br />
und Aktivitäten (Manöver)<br />
fest sowie Überprüfungen vor<br />
Ort. Russland hatte mit der<br />
Einbeziehung seines Territoriums<br />
und Regelungen für<br />
seine Flanken immer Probleme.<br />
Es setzte 2007 die Erfüllung<br />
des Vertrags über die<br />
konventionellen Waffen in Europa<br />
aus. Das schuf auch freie<br />
Hand für seine militärische<br />
Teilbesetzung von Georgien<br />
2008.<br />
Unter den europäischen NA-<br />
TO-Staaten führten Erwartungen<br />
an Friedensdividenden<br />
und die Finanz- und Wirtschaftskrisen<br />
zu unkontrollierter<br />
nationaler Abrüstung.<br />
Das veränderte die strategischen<br />
Verhältnisse und<br />
höhlte gemeinsame militärische<br />
Fähigkeiten aus. Es gibt<br />
riskante Defizite.<br />
Trotz des weltweiten Verbots<br />
von ABC-Waffen fanden sich<br />
große Bestände in Gaddafis<br />
Libyen. Syrien hat sie noch<br />
immer. Verhandlungen über<br />
die weltweite Kontrolle spaltbaren<br />
Materials dauern an.<br />
US-Präsident Obama verkündete<br />
am 04.04.2009 das Ziel<br />
einer nuklearfreien Welt und<br />
beschloss es 2009 mit<br />
Staats- und Regierungschefs<br />
im UNO-Sicherheitsrat (Resolution<br />
1887). Im April 2010<br />
vereinbarten die USA und<br />
Russland den weiteren Abbau<br />
von Trägermitteln und nuklearen<br />
Gefechtsköpfen. Andere<br />
Nuklearmächte schlossen<br />
sich bisher nicht an. Nuklearfähigkeit<br />
anstrebende Staaten<br />
ließen von ihrem Vorhaben<br />
noch nicht ab.<br />
In den frühen 80er Jahren<br />
wurden amerikanische nukleare<br />
Mittelstreckenwaffen,<br />
die russisches Territorium erreichen<br />
konnten, in Europa<br />
stationiert. Sie glichen größere<br />
russische Rüstungen aus.<br />
Das ermöglichte 1987 einen<br />
Vertrag über den Abzug aller<br />
landgestützten Raketen und<br />
Flugkörper mit Reichweiten<br />
zwischen 500 und 5000 km<br />
sowie nuklearer Artilleriegeschosse<br />
und Sprengsätze aus<br />
West- und Mitteleuropa. Beide<br />
Partner luden 2008 andere<br />
Nuklearstaaten ein, sich diesen<br />
Regelungen anzuschließen<br />
–bisher erfolglos.<br />
Noch lagern 200-240 amerikanische<br />
und wohl ca. 2000<br />
russische Nuklearwaffen für<br />
Flugzeuge in Europa (20 in<br />
Büchel?). Die NATO bot Russland<br />
im Mai 2012 Verhandlungen<br />
über einen Abbau an.<br />
Russland kneift. Es hält diese<br />
Waffen an seiner Südflanke<br />
vor. Da sich hier auch NATO-<br />
Partner befinden, gleichen in<br />
Europa stationierte amerikanische<br />
Waffen vorerst russische<br />
aus und verhindern,<br />
dass z.B. wegen Unsicherheiten<br />
in Nah-/Mittelost NATO-<br />
Staaten selbst Nuklearwaffen<br />
anstreben.<br />
Jahresabrüstungsbericht:<br />
<strong>Der</strong> Jahresabrüstungsbericht<br />
2012 (Bundestagsdrucksache<br />
17/12570, 237 Seiten) informiert<br />
über viele Abrüstungssituationen.<br />
Große Erfolge<br />
stehen kurzfristig nicht<br />
heran. Da weltweit fast alles<br />
in Bewegung ist, sind diese<br />
Dynamiken schwer in Verhandlungen<br />
einzufangen, falls<br />
Staaten sich überhaupt langfristig<br />
begrenzen lassen. Wer<br />
einen Überblick gewinnen<br />
und sich tiefer informieren<br />
will, lese den Bericht, auch<br />
wenn nur wenig darin strategisch<br />
bewertet ist.<br />
Herausforderungen: Politische<br />
und menschliche Sicherheit<br />
ist nicht mehr nur<br />
durch staatliche militärische<br />
Macht bedroht. Nichtstaatliche<br />
Akteure, Terroristen, organisierte<br />
Kriminalität, Cyberkriminelle,<br />
kriminelles<br />
Handeln transnationaler Unternehmen,<br />
unkontrolliertes<br />
Wachstum von Mega-Städten,<br />
verwerfliche Geschäfte mit<br />
und Raubbau an Nahrungsgrundlagen<br />
(Überfischung,<br />
verwehrter Zugang zu Fischgründen),<br />
Folgen von Klimawandel,<br />
politische Verknappung<br />
von Energie und Rohstoffen,<br />
Unterbrechungen von<br />
Handelswegen, Zugangsbehinderungen<br />
zu Märkten<br />
u.a.m. sind weitere Sicherheitsgefahren.<br />
Sie stellen neue, gesamtpolitisch<br />
zu bewältigende Aufgaben,<br />
um Frieden in Freiheit<br />
und Sicherheit zu gewährleisten.<br />
Mögen Ansprüche ministerieller<br />
Alleinkompetenz<br />
noch für Profilierungen und<br />
Wahlkämpfe taugen, sicherheitspolitisch<br />
sind sie nur<br />
noch deplatziert. Abrüstung<br />
bleibt wichtig und nützt auch<br />
anderen Initiativen. Dennoch<br />
wäre eine Sicherheitsstrategie<br />
wichtiger denn je, die die<br />
heutige gesamte Wirklichkeit<br />
erfasst. <strong>Der</strong> Jahresabrüstungsbericht<br />
macht das (wohl<br />
ungewollt) deutlich.<br />
Generalmajor a.D. Lutz erfüllt<br />
einen Lehrauftrag (Sicherheitspolitik<br />
und Strategie) an<br />
der Universität Koblenz.<br />
Schlafzimmer...<br />
Kleiderschränke, Bettgestelle<br />
(auch in Komforthöhe)<br />
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2013<br />
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