Anhang F - Beispiel für die Anwendung der Ent ... - IIP
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Vorbemerkung:<br />
<strong>Anhang</strong> F - <strong>Beispiel</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Anwendung</strong> <strong>der</strong> <strong>Ent</strong>scheidungsunterstützung<br />
auf das Fallbeispiel<br />
Sinterherstellung<br />
<strong>Anhang</strong> F demonstriert <strong>die</strong> <strong>Anwendung</strong> <strong>der</strong> <strong>Ent</strong>scheidungsunterstützung (vgl. Abschnitt 4.2.4)<br />
anhand des Fallbeispiels Sinterherstellung (vgl. Abschnitt 5.1). Zum Verständnis <strong>der</strong> Auswertung<br />
mittels paarweiser Vergleiche ist <strong>die</strong> Kenntnis des angewendeten Algorithmus (in<br />
<strong>Anhang</strong> C beschrieben) nicht notwendig.<br />
Die <strong>Ent</strong>scheidungsunterstützung ist <strong>der</strong> letzte Schritt <strong>der</strong> vorgeschlagenen me<strong>die</strong>nübergreifenden<br />
Bewertungsmethode (vgl. Bild 4-1). Ihr Ziel ist <strong>die</strong> Aufbereitung <strong>der</strong> in den vorangegangenen<br />
Schritten First Screening, Stoff- und Energiebilanz und Wirkungsabschätzung gesammelten<br />
und berechneten Informationen, um eine transparente und nachvollziehbare BVT-<br />
Bestimmung im Expertenkreis zu ermöglichen. Die vorgeschlagene <strong>Ent</strong>scheidungsunterstützung<br />
umfaßt<br />
• <strong>die</strong> Normierung <strong>der</strong> Wirkungspotentiale,<br />
• <strong>die</strong> Gewichtung <strong>der</strong> Bewertungskategorien und<br />
• <strong>die</strong> formale Auswertung <strong>der</strong> <strong>Ent</strong>scheidungstabelle mittels paarweiser Vergleiche.<br />
Die abschließende Interpretation <strong>der</strong> erhobenen Informationen ist grundlegend <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bestimmung<br />
<strong>der</strong> BVT in <strong>der</strong> Expertendiskussion (vgl. Bild 4-3).<br />
Sobald <strong>die</strong> Experten bereits aufgrund einer eindeutigen Datenlage o<strong>der</strong> aufgrund ihrer Erfahrung<br />
eine fun<strong>die</strong>rte und dokumentierbare <strong>Ent</strong>scheidung über <strong>die</strong> Gruppe <strong>der</strong> BVT treffen können,<br />
kann <strong>die</strong> <strong>Ent</strong>scheidungsunterstützung beendet werden. Um jedoch willkürlichen Urteilen<br />
vorzubeugen, erscheint <strong>die</strong> <strong>Anwendung</strong> <strong>der</strong> vorgeschlagenen <strong>Ent</strong>scheidungsunterstützung<br />
sinnvoll.<br />
Anhand des Fallbeispiels Sinterherstellung wird im folgenden <strong>die</strong> Vorgehensweise bei <strong>der</strong> <strong>Ent</strong>scheidungsunterstützung<br />
ausführlich erläutert. Ausgangspunkt <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bewertung ist <strong>die</strong> <strong>Ent</strong>scheidungstabelle<br />
(vgl. Tabelle <strong>Anhang</strong> F - -1), in <strong>der</strong> <strong>die</strong> entscheidungsrelevanten Wirkungspotentiale<br />
sowie <strong>die</strong> Stoff- und Energieströme, <strong>die</strong> nicht in Wirkungskategorien überführt werden<br />
können, zusammengestellt sind. Da nur Technik D (Airfine) Stoffe in das Wasser emittiert,<br />
werden in <strong>die</strong>sem Fallbeispiel Chloride, SO 4 , feste Schwebstoffe, Fe, Al, CN-volatile, Fluorid,<br />
Sulfid, NH 4 -N, NO 3 -N, NO 2 -N und TOC zur Bewertungskategorie „wassergängige Emissionen“<br />
zusammengefaßt.
190 <strong>Anhang</strong> F<br />
Tabelle <strong>Anhang</strong> F - -1: <strong>Ent</strong>scheidungstabelle <strong>für</strong> vier Techniken zur Sinterherstellung<br />
Technik A Technik B Technik C Technik D Einheit<br />
Wirkungskategorie Gesamtwirkungspotential pro t Sinter<br />
Photooxidantienbildung 35,8 19,1 127 10,4 10 -3 kg Ethen-Äqu.<br />
Eutrophierung 53,2 68,4 63,2 52,0 10 -3 kg PO 3- 4 -Äqu.<br />
Versauerung 1,16 1,71 1,75 1,15 kg SO 2 -Äqu.<br />
Humantoxizität 174 47,3 197 42,0 10 6 m³ Luft<br />
Ökotoxizität (Schadstoffe in <strong>der</strong> Luft) 30,9 43,5 59,7 31,3 10 6 m³ Luft<br />
Ökotoxizität (Schadstoffe im Wasser) 0 0 0 0,216 l Wasser<br />
Gefährliche Abfälle 0 0 0 0,15 kg<br />
Meeresschutz 2,24 0,0454 7,39 0,111 10 -3 kg<br />
Daten aus Stoff- und Energiebilanz Emissions- bzw. Verbauchsmenge<br />
Energieverbrauch fossile Energien 1.700 1.560 1.650 1.600 MJ<br />
Strom 395 425 345 410 MJ<br />
Luft Sn 91,8 0,7 94,4 130 10 -6 kg<br />
Tl 19,5 0,221 15,6 4,46 10 -6 kg<br />
PCDD/PCDF 3,45 1,84 6,48 0,446 10 -9 kg<br />
Wassergängige Emissionen nein nein nein ja<br />
F1 - Normierung <strong>der</strong> Wirkungspotentiale <strong>der</strong> untersuchten Techniken<br />
Da <strong>die</strong> Wirkungspotentiale in sehr unterschiedlichen Größenordnungen und Maßeinheiten vorliegen<br />
(vgl. Tabelle <strong>Anhang</strong> F - -1), för<strong>der</strong>t eine Normierung <strong>die</strong> Übersichtlichkeit und erleichtert<br />
somit den Vergleich <strong>der</strong> Techniken. Tabelle <strong>Anhang</strong> F - -2 zeigt <strong>die</strong> normierten Wirkungspotentiale,<br />
<strong>die</strong> nach <strong>der</strong> Formel<br />
normiertes Wirkungspotential <strong>der</strong> Technik t =<br />
Wirkungspotential <strong>der</strong> Technik t<br />
Mittelwert <strong>der</strong> Wirkungspotentiale über alle Techniken t=<br />
1...T<br />
berechnet werden. Darüber hinaus ist <strong>die</strong> Normierung auch sinnvoll <strong>für</strong> <strong>die</strong>jenigen Verbrauchsund<br />
Emissionsdaten aus <strong>der</strong> Stoff- und Energiebilanz, <strong>die</strong> nicht in Wirkungspotentiale umgerechnet<br />
werden können.<br />
Je höher ein Wirkungspotential, eine Emission o<strong>der</strong> ein Verbrauch ist, desto größer ist <strong>die</strong> potentielle<br />
Umweltauswirkung. Der Mittelwert <strong>der</strong> untersuchten Techniken entspricht dem Wert<br />
1. Anhand <strong>der</strong> graphischen Darstellung <strong>der</strong> normierten Wirkungspotentiale <strong>für</strong> <strong>die</strong> vier untersuchten<br />
Techniken (Tabelle <strong>Anhang</strong> F - -1) ist leicht ersichtlich, ob eine Technik besser o<strong>der</strong><br />
schlechter als <strong>der</strong> Mittelwert des entsprechenden Wirkungspotentials aller untersuchter Techniken<br />
ist.
1,52,53,5<br />
<strong>Anhang</strong> F 191<br />
Tabelle <strong>Anhang</strong> F - -2: Normierte Wirkungspotentiale und Stoff- und Energieströme <strong>für</strong> vier<br />
Techniken zur Sinterherstellung<br />
Mittelwert Technik A Technik B Technik C Technik D<br />
Wirkungskategorie<br />
normiertes Wirkungspotential<br />
Photooxidantienbildung 4,8⋅10 -2 kg Ethen-Äqu. 0,75 0,40 2,64 0,22<br />
Eutrophierung 5,92 ⋅10 -2 PO 4 3- -Äqu. 0,90 1,16 1,07 0,88<br />
Versauerung 1,44 SO 2 -Äqu. 0,80 1,18 1,21 0,80<br />
Humantoxizität 1,15 ⋅ 10 8 m³ Luft 1,51 0,41 1,71 0,36<br />
Ökotoxizität (Schadstoffe in <strong>der</strong> Luft) 4,13 ⋅ 10 7 m³ Luft 0,75 1,05 1,44 0,76<br />
Ökotoxizität (Schadstoffe im Wasser) 2,16 ⋅ 10 -1 l Wasser 0 0 0 1<br />
Gefährliche Abfälle 1,50 ⋅ 10 -1 kg 0 0 0 1<br />
Meeresschutz 2,45 ⋅ 10 -3 kg 0,91 0,02 3,02 0,05<br />
Daten aus Stoff- und Energiebilanz<br />
normierte Menge<br />
Energieverbrauch fossile Energien 1,63 ⋅ 10 3 1,04 0,96 1,01 0,98<br />
Strom 3,94 ⋅ 10 2 1 1,08 0,88 1,04<br />
Luft Sn 7,93 ⋅ 10 -5 1,16 0,01 1,19 1,64<br />
Tl 9,94 ⋅ 10 -6 1,96 0,02 1,57 0,45<br />
PCDD/PCDF 3,05 ⋅ 10 -9 1,13 0,60 2,12 0,15<br />
Wassergängige Emissionen 0 0 0 1<br />
Für das Fallbeispiel ist zu erkennen, daß Technik C fünfmal das höchste und Technik D sechsmal<br />
das geringste Wirkungspotential aller untersuchten Techniken aufweisen. Da keine <strong>der</strong> vier<br />
untersuchten Techniken in sämtlichen Wirkungskategorien <strong>die</strong> übrigen Techniken dominiert<br />
bzw. von ihnen dominiert wird, ist keine eindeutige BVT-Bestimmung möglich. Eine Untersuchung<br />
<strong>der</strong> Bedeutsamkeit <strong>der</strong> einzelnen Wirkungskategorien <strong>für</strong> <strong>die</strong> BVT-Bestimmung ist somit<br />
notwendig und erfolgt in <strong>der</strong> Gewichtung.<br />
Bild <strong>Anhang</strong> F - -1: Graphische Darstellung <strong>der</strong> normierten Wirkungspotentiale <strong>für</strong> <strong>die</strong> vier unter-<br />
suchtenTechniken zur Sinterherstellung
Wirkungspo<br />
weites<br />
∑×−faktor Wirkungsab<br />
Emissionen<br />
EUtential<br />
schätzungs<br />
192 <strong>Anhang</strong> F<br />
F2 - Gewichtung<br />
Um <strong>die</strong> Bedeutsamkeit <strong>der</strong> Wirkungspotentiale und <strong>der</strong> entscheidungsrelevanten Stoff- und<br />
Energieströme <strong>der</strong> untersuchten Techniken <strong>für</strong> <strong>die</strong> BVT-Bestimmung abzustufen, ist eine differenzierende<br />
Gewichtung <strong>die</strong>ser Bewertungskategorien notwendig. Dabei spielen - wie in je<strong>der</strong><br />
<strong>Ent</strong>scheidungssituation - sowohl objektiv quantifizierbare als auch subjektive Kriterien eine<br />
Rolle. Um zu einer nachvollziehbaren Beurteilung <strong>der</strong> Wirkungspotentiale zu gelangen, werden<br />
zunächst <strong>die</strong> ökologische Bedeutung <strong>der</strong> Wirkungskategorien und <strong>die</strong> Mengenrelevanz durch<br />
<strong>die</strong> Berechnung <strong>der</strong> spezifischen Beiträge <strong>der</strong> Wirkungspotentiale herangezogen. Diese Informationen<br />
<strong>die</strong>nen den Experten als Orientierung bei <strong>der</strong> Gewichtung und stützen sich weitestgehend<br />
auf den aktuellen Stand <strong>der</strong> Wissenschaft, wie im folgenden erläutert wird.<br />
Beurteilung <strong>der</strong> ökologischen Bedeutung einer Wirkungskategorie<br />
Bei <strong>der</strong> Beurteilung <strong>der</strong> ökologischen Bedeutung einer Wirkungskategorie sind folgende<br />
Aspekte zu berücksichtigen:<br />
• mögliche Umweltauswirkungen auf <strong>die</strong> ökologischen Schutzgüter,<br />
• Reversibilität <strong>der</strong> Umweltauswirkungen sowie<br />
• zeitliche Verzögerung und räumliche Ausdehnung <strong>der</strong> Umweltauswirkung.<br />
Eine vorläufige Abschätzung <strong>der</strong> ökologischen Bedeutung <strong>der</strong> Wirkungskategorien wurde in<br />
[UBA-Texte 52/95] vorgestellt und diskutiert. Für <strong>die</strong> <strong>Anwendung</strong> bei <strong>der</strong> BVT-Bestimmung<br />
sind <strong>die</strong>se verbal-argumentativen Einstufungen zu prüfen und ggf. zu aktualisieren. Für das<br />
vorliegende Fallbeispiel werden <strong>die</strong> Einstufungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Photooxidantienbildung, Eutrophierung,<br />
Versauerung, gefährliche Abfälle und Energieverbrauch aus Tabelle 4-7 übernommen<br />
(vgl. Tabelle <strong>Anhang</strong> F - -4). Für <strong>die</strong> übrigen Bewertungskategorien ist <strong>die</strong> ökologische Bedeutung<br />
in <strong>der</strong> Expertendiskussion abzuschätzen. In Tabelle <strong>Anhang</strong> F - -4 sind mit kursiver<br />
Schrift <strong>die</strong> beispielhaft angenommenen Einstufungen aufgeführt, <strong>die</strong> in <strong>der</strong> Expertendiskussion<br />
zu überprüfen sind.<br />
Abschätzung <strong>der</strong> Mengenrelevanz eines Wirkungspotentials<br />
Die Abschätzung <strong>der</strong> Mengenrelevanz eines Wirkungspotentials erfolgt durch <strong>die</strong> Berechnung<br />
des spezifischen Beitrags. Der spezifische Beitrag ist definiert als das Verhältnis des durchschnittlichen<br />
Wirkungspotentials <strong>der</strong> untersuchten Technik zu dem pro Jahr in Europa insgesamt<br />
errechneten Wirkungspotential in den jeweiligen Wirkungskategorien:<br />
spezifischer Beitrag <strong>der</strong> untersuchten Techniken in einer Wirkungskategorie<br />
=<br />
=
10 43 1− ⋅, 10<br />
<strong>Anhang</strong> F 193<br />
Da <strong>der</strong>zeit nicht <strong>für</strong> alle Schadstoffe, <strong>die</strong> zu einer Wirkungskategorie beitragen, EU-weite<br />
Emissionsdaten vorliegen, kann <strong>der</strong> spezifische Beitrag nur in erster Näherung abgeschätzt<br />
werden (vgl. <strong>Anhang</strong> B).<br />
Tabelle <strong>Anhang</strong> F - -3 faßt <strong>die</strong> spezifischen Beiträge zur Abschätzung <strong>der</strong> Mengenrelevanz <strong>der</strong><br />
Wirkungspotentiale <strong>für</strong> <strong>die</strong> vier untersuchten Techniken zur Sinterherstellung zusammen. Zur<br />
Interpretation <strong>der</strong> Ergebnisse werden nicht <strong>die</strong> absoluten Werte <strong>der</strong> spezifischen Beträge verwendet,<br />
son<strong>der</strong>n ihre relative Größe beim Vergleich untereinan<strong>der</strong>. Dazu wird <strong>der</strong> spezifische<br />
Beitrag des Wirkungspotentials mit <strong>der</strong> größten Mengenrelevanz (hier: Humantoxizität) gleich<br />
100 % gesetzt und <strong>die</strong> übrigen darauf normiert. So entspricht <strong>die</strong> relative Mengenrelevanz <strong>der</strong><br />
Photooxidantienbildung <strong>für</strong> <strong>die</strong> untersuchten Techniken dem Wert<br />
= 5,5 %. Diese<br />
relative Größe bildet <strong>die</strong> Grundlage <strong>für</strong> eine verbale Einstufung <strong>der</strong> Mengenrelevanz <strong>der</strong> Wirkungspotentiale.<br />
Gemäß Tabelle 4-8 hat somit das Wirkungspotential Humantoxizität eine sehr<br />
große Mengenrelevanz, während <strong>die</strong> Mengenrelevanz <strong>der</strong> Photoxidantienbildung als gering<br />
bezeichnet wird (vgl. Tabelle <strong>Anhang</strong> F - -3).<br />
Tabelle <strong>Anhang</strong> F - -3: Spezifischer Beitrag zur Abschätzung <strong>der</strong> Mengenrelevanz <strong>der</strong> Wirkungspotentiale<br />
<strong>für</strong> Techniken zur Sinterherstellung<br />
Wirkungskategorie<br />
mittleres Wirkungspotential <strong>der</strong><br />
untersuchten Techniken<br />
EU-weites<br />
Gesamtpotential<br />
spezifischer Beitrag relative<br />
Größe<br />
Photooxidantienbildung<br />
0,0480 kg Ethen-Äqu./t Sinter 6,086 ⋅ 10 9 kg Ethen-Äqu./a 7,89 ⋅ 10 -12 a/t Sinter 5,5%<br />
Eutrophierung 0,0529 kg PO 3- 4 Äqu. /t Sinter 1,631 ⋅ 10 9 kg PO 3- 4 -Äqu./a 3,63 ⋅ 10 -11 a/t Sinter 25,4%<br />
Versauerung 1,40 kg SO 2 -Äqu. /t Sinter 20,828 ⋅ 10 9 kg SO 2 -Äqu./a 6,72 ⋅ 10 -11 a/t Sinter 47,0%<br />
Humantoxizität<br />
110 ⋅ 10 6 m³ Luft/t Sinter 769,6 ⋅ 10 12 m³ Luft/a 1,43 ⋅ 10 -10 a/t Sinter 100,0%<br />
Ökotoxizität<br />
(Luft)<br />
36,1 ⋅ 10 6 m³ Luft/t Sinter 552,1 ⋅ 10 12 m³ Luft/a 6,54 ⋅ 10 -11 a/t Sinter 45,7%<br />
Auswertung von ökologischer Bedeutung <strong>der</strong> Wirkungskategorien und Mengenrelevanz<br />
<strong>der</strong> berechneten Wirkungspotentiale<br />
<strong>Ent</strong>sprechend Tabelle 4-8 können <strong>die</strong> Mengenrelevanz <strong>der</strong> Wirkungspotentiale <strong>der</strong> untersuchten<br />
Techniken und <strong>die</strong> ökologische Bedeutung <strong>der</strong> entsprechenden Wirkungskategorie zusammengefaßt<br />
werden. Tabelle <strong>Anhang</strong> F - -4 verdeutlicht <strong>die</strong>se Zusammenfassung <strong>der</strong> Einstufungen<br />
<strong>für</strong> das Fallbeispiel Sinterherstellung. Da nur <strong>für</strong> <strong>die</strong> Wirkungskategorien Photooxidantienbildung,<br />
Eutrophierung, Versauerung, Humantoxizität und Ökotoxizität durch luftgängige<br />
Emissionen <strong>der</strong> spezifische Beitrag berechnet werden kann, sind <strong>die</strong> Einstufungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> übrigen<br />
Wirkungspotentiale und entscheidungsrelevanten Stoff- und Energieströme im Expertenkreis<br />
aufgrund an<strong>der</strong>er Informationen vorzunehmen. Für das Fallbeispiel wird angenommen,<br />
daß <strong>die</strong> Experten aufgrund ihrer Kenntnisse <strong>die</strong> kursiv gedruckten Einstufungen vorgenommen<br />
haben.
194 <strong>Anhang</strong> F<br />
Tabelle <strong>Anhang</strong> F - -4: Zusammenfassung <strong>der</strong> Mengenrelevanz und <strong>der</strong> ökologischen Bedeutung<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> untersuchten Techniken zur Sinterherstellung<br />
Wirkungskategorie<br />
Spezifischer<br />
Beitrag<br />
(vgl. Tabelle F-<br />
3)<br />
Mengenrelevanz<br />
(* ) vgl. Tabelle 4-<br />
8)<br />
Ökologische<br />
Bedeutung<br />
( #) vgl. Tabelle 4-<br />
7)<br />
Gesamtbedeutung<br />
(vgl. Tabelle 4-8)<br />
Photooxidantienbildung 5,5 % gering* ) groß #) mittel<br />
Eutrophierung 25,4 % mäßig* ) mittel #) mittel<br />
Versauerung 47,0 % mittel* ) mittel #) mittel<br />
Humantoxizität 100 % sehr groß* ) groß sehr groß<br />
Ökotoxizität (Luft) 45,7 % mittel* ) mittel mittel<br />
Ökotoxizität (Wasser) --- gering mittel mäßig<br />
Gefährliche Abfälle --- gering mäßig #) mäßig<br />
Meeresschutz --- gering sehr groß mittel<br />
Daten aus Stoff- und Energiebilanz<br />
Fossile Energien --- gering groß #) mittel<br />
Strom --- gering groß mittel<br />
Sn --- gering mittel mäßig<br />
Tl --- gering groß mittel<br />
PCDD/PCDF --- groß groß groß<br />
wassergängige Emissionen --- gering mittel mäßig<br />
kursiver Text: angenommene Abschätzungen im Expertenkreis<br />
Vergabe von Gewichtungsfaktoren<br />
Um <strong>die</strong> Vergabe <strong>der</strong> Gewichtungsfaktoren pragmatisch durchzuführen, erfolgt zunächst eine<br />
Befragung <strong>der</strong> Experten. Dabei <strong>die</strong>nen <strong>die</strong> Informationen zur ökologischen und mengenmäßigen<br />
Relevanz <strong>der</strong> Bewertungskategorien (vgl. Tabelle <strong>Anhang</strong> F - -4) als Orientierung. Auf<br />
eine Formalisierung <strong>der</strong> Berechnung wird verzichtet, um nicht den falschen Eindruck einer<br />
Objektivierung zu erwecken. Vielmehr sollten mittels einfacher Rechenregeln <strong>die</strong> verbalen Einstufungen<br />
in numerische Gewichtungsfaktoren umgerechnet werden, um den Experten eine<br />
Diskussionsgrundlage <strong>für</strong> <strong>die</strong> weitere Abstufung <strong>der</strong> Bedeutsamkeit <strong>der</strong> Bewertungskategorien<br />
zu bieten. Wichtig ist in jedem Fall, daß sämtliche Experten <strong>die</strong> gleichen Informationen zur<br />
Verfügung haben und das gleiche Vorgehen bei <strong>der</strong> Bestimmung <strong>der</strong> Gewichtungen wählen.<br />
Tabelle <strong>Anhang</strong> F - -5 zeigt eine Möglichkeit zur pragmatischen Ableitung von Gewichtungsfaktoren<br />
durch <strong>die</strong> Überführung <strong>der</strong> verbalen Einstufungen in Punktzahlen (gering = 1, mäßig =<br />
2; mittel = 3; groß = 4 und sehr groß = 5), <strong>die</strong> anschließend in prozentuale Gewichtungsfaktoren<br />
umgerechnet werden können. Damit liegt zumindest eine grobe Einstufung <strong>der</strong> Relevanz<br />
<strong>der</strong> Wirkungspotentiale sowie <strong>der</strong> übrigen entscheidungsrelevanten Stoff- und Energieströme<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> BVT-Bestimmung vor, so daß eine zielgerichtete Diskussion <strong>der</strong> Experten unterstützt<br />
wird.
41 ⋅<br />
<strong>Anhang</strong> F 195<br />
Tabelle <strong>Anhang</strong> F - -5: Pragmatische Ermittlung von vorläufigen Gewichtungsfaktoren im Fallbeispiel<br />
Wirkungskategorie<br />
Gesamtbedeutung Punktzahl<br />
(vgl. Tabelle F-4)<br />
Photooxidantienbildung mittel 3<br />
3<br />
Eutrophierung mittel 3<br />
Versauerung mittel 3<br />
Humantoxizität sehr groß 5<br />
Ökotoxizität, Luft mittel 3<br />
Ökotoxizität, Wasser mäßig 2<br />
Gefährliche Abfälle mäßig 2<br />
Meeresschutz mittel 3<br />
Daten aus Stoff- und Energiebilanz<br />
fossile Energien mittel 3<br />
Strom mittel 3<br />
Sn mäßig 2<br />
Tl mittel 3<br />
PCDD/PCDF groß 4<br />
wassergängige Emissionen mäßig 2<br />
Summe <strong>der</strong> Punktzahlen: 41<br />
3<br />
3<br />
5<br />
3<br />
2<br />
2<br />
3<br />
3<br />
3<br />
2<br />
3<br />
4<br />
2<br />
Gesamtgewichtung<br />
= 7,3 %<br />
= 7,3 %<br />
= 7,3 %<br />
= 12,2 %<br />
= 7,3 %<br />
= 4,9 %<br />
= 4,9 %<br />
= 7,3 %<br />
= 7,3 %<br />
= 7,3 %<br />
= 4,9 %<br />
= 7,3 %<br />
= 9,8 %<br />
= 4,9 %<br />
Die vorläufigen Gewichtungsfaktoren sollten eine ungefähre Größenordnung angeben, um <strong>die</strong><br />
Bedeutung <strong>der</strong> einzelnen Bewertungskategorien im Expertenkreis zu differenzieren. Beson<strong>der</strong>e<br />
Beachtung ver<strong>die</strong>nen dabei <strong>die</strong> Verhältnisse zwischen den numerischen Werten <strong>für</strong> <strong>die</strong> verbalen<br />
Einstufungen. So ist in <strong>die</strong>sem Fallbeispiel in <strong>der</strong> Expertendiskussion zu prüfen, ob<br />
PCDD/PCDF mit 9,8 % doppelt so stark zu gewichten ist wie <strong>die</strong> wassergängigen Emissionen<br />
mit 4,9 %, und anschließend <strong>die</strong> Gewichtungsfaktoren entsprechend anzupassen. Dennoch<br />
kann mit <strong>die</strong>ser einfach ermittelten Gewichtung eine erste formale Auswertung <strong>der</strong> <strong>Ent</strong>scheidungstabelle<br />
vorgenommen werden, da auch <strong>die</strong>se Anhaltspunkte <strong>für</strong> weiteren Diskussionsbedarf<br />
geben kann, wie im folgenden gezeigt wird.
196 <strong>Anhang</strong> F<br />
F3 - Formale Auswertung<br />
Bei einer großen Anzahl zu bewerten<strong>der</strong> Techniken und zahlreichen zu berücksichtigenden<br />
Wirkungskategorien und Stoff- und Energieströmen erscheint eine weitere <strong>Ent</strong>scheidungsunterstützung<br />
durch eine formale Auswertung notwendig. Resultat <strong>der</strong> formalen Auswertung ist<br />
eine graphische Ergebnisdarstellung, <strong>die</strong> eine geeignete Grundlage <strong>für</strong> <strong>die</strong> abschließenden Diskussionen<br />
bietet. Die Auswertung wird computergestützt ausgeführt, so daß Sensitivitätsanalysen<br />
erleichtert werden. Die mathematischen Voraussetzungen und <strong>der</strong> Algorithmus <strong>der</strong><br />
formalen Auswertung mittels <strong>der</strong> Methode <strong>der</strong> paarweisen Vergleiche sind, wie bereits erwähnt,<br />
in <strong>Anhang</strong> C wie<strong>der</strong>gegeben [Brans et al. 1986].<br />
Bei <strong>der</strong> Methode <strong>der</strong> paarweisen Vergleiche erfolgt <strong>die</strong> Aufbereitung <strong>der</strong> Daten über <strong>die</strong> imaginäre<br />
Größe „Vorziehenswürdigkeit im Hinblick auf jede Bewertungskategorie“, bezeichnet<br />
als „Präferenz“. Das Verfahren basiert auf paarweisen Vergleichen, <strong>die</strong> mittels <strong>der</strong> Frage „Ist<br />
Technik A besser als Technik B bezüglich <strong>der</strong> betrachteten Bewertungskategorie?“ durchgeführt<br />
werden. Dieser Vorgehensweise be<strong>die</strong>nen sich Experten meist intuitiv, so daß das Verfahren<br />
bei <strong>der</strong> BVT-Bestimmung in den Technical Working Groups gut nachzuvollziehen ist.<br />
Nicht nur Ja-Nein-<strong>Ent</strong>scheidungen, son<strong>der</strong>n auch Unschärfebereiche werden mittels <strong>der</strong> Frage<br />
„Zu wieviel Prozent stimmt <strong>die</strong> Aussage, daß Technik A besser ist als Technik B bezüglich <strong>der</strong><br />
betrachteten Bewertungskategorie?“ zugelassen.<br />
Bild <strong>Anhang</strong> F - -2: Differenz <strong>der</strong> untersuchten Techniken zur Sinterherstellung bezüglich <strong>der</strong><br />
Photooxi- dantienbildung<br />
Die Ergebnisse <strong>der</strong> paarweisen Vergleiche werden <strong>für</strong> jede Bewertungskategorie in eine Matrix<br />
eingetragen, wie Bild <strong>Anhang</strong> F - -2 <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bewertungskategorie Photooxidantienbildung<br />
zeigt. Anhand <strong>die</strong>ser Differenzen wird nun jeweils <strong>die</strong> Vorziehenswürdigkeit einer Technik im<br />
Vergleich zu je<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en untersuchten Technik im Hinblick auf <strong>die</strong> entsprechende Bewertungskategorie<br />
durchgeführt. Bei <strong>der</strong> Methode <strong>der</strong> paarweisen Vergleiche erfolgt <strong>die</strong> Aufbereitung<br />
<strong>der</strong> Daten über <strong>die</strong> dimensionslose Vergleichsgröße „Präferenz“. Bild <strong>Anhang</strong> F - -3
xs n i= =∑1 x i − ()<br />
<strong>Anhang</strong> F 197<br />
zeigt exemplarisch <strong>die</strong> Ermittlung <strong>der</strong> Präferenz aus <strong>der</strong> Differenz zwischen den Wirkungspotentialen<br />
Photooxidantienbildung <strong>der</strong> Sintertechniken A und B. Der Verlauf <strong>der</strong> Präferenzfunktion<br />
kann von den Experten individuell bestimmt werden, doch <strong>für</strong> eine erste vorläufige Auswertung<br />
<strong>der</strong> <strong>Ent</strong>scheidungstabelle genügt eine lineare Präferenzfunktion <strong>für</strong> Differenzen von 0<br />
bis zu einem einfach ermittelten Wert. In <strong>die</strong>sem Fallbeispiel werden <strong>die</strong> Standardabweichungen<br />
51 <strong>der</strong> ermittelten Wirkungspotentiale als Übergang zur vollen Präferenz herangezogen. Die<br />
Präferenzfunktion <strong>für</strong> <strong>die</strong> Photooxidantienbildung in Bild <strong>Anhang</strong> F - -3 weist somit <strong>für</strong> das<br />
vorliegende Fallbeispiel einen Unschärfebereich <strong>für</strong> Differenzen von 0 bis 46,5 kg Ethen-<br />
Äquivalent auf, in dem <strong>die</strong> Präferenz linear ansteigt. Ist <strong>die</strong> Differenz negativ, so liegt keine<br />
Präferenz vor (Präferenzwert = 0). Unterscheiden sich <strong>die</strong> beiden betrachteten Techniken bezüglich<br />
<strong>der</strong> Photooxidantienbildung um mehr als 46,5 kg Ethen-Äquivalent, so liegt volle Präferenz<br />
vor (Präferenzwert = 1 bzw. 100 %).<br />
Bild <strong>Anhang</strong> F - -3: Ableiten <strong>der</strong> Präferenzen aus den Differenzen <strong>der</strong> untersuchten Techniken<br />
bezüglich <strong>der</strong> Photooxidantienbildung<br />
Tabelle <strong>Anhang</strong> F - -6 stellt <strong>für</strong> das Fallbeispiel Sinterherstellung ohne Auflösung des Stroms<br />
<strong>die</strong> Parameter <strong>der</strong> verallgemeinerten Präferenzfunktion und <strong>die</strong> verwendeten Gewichtungen<br />
zusammen. Als Parameter <strong>der</strong> linearen Präferenzfunktion werden <strong>die</strong> gerundeten Standardabweichungen<br />
<strong>der</strong> jeweiligen Wirkungspotentiale und Stoff- und Energieströme gewählt. Es können<br />
jedoch auch an<strong>der</strong>e Parameter o<strong>der</strong> Verläufe <strong>der</strong> Präferenzfunktion von den Experten festgelegt<br />
werden.<br />
51 Die Standardabweichung s wird in <strong>der</strong> Statistik als Streuungsparameter verwendet und ist definiert als positive Wurzel<br />
aus <strong>der</strong> mittleren quadratischen Abweichung aller betrachteten Werte vom Mittelwert<br />
:
p1<br />
P(d) 1<br />
d<br />
198 <strong>Anhang</strong> F<br />
Tabelle <strong>Anhang</strong> F - -6: Gewichtungsfaktoren und Parameter <strong>für</strong> <strong>die</strong> verallgemeinerte Präferenzfunktion<br />
Bewertungskategorien Gesamtgewichtung Präferenzfunktion<br />
Wirkungskategorie (vgl. Tabelle F-5) Funktionstyp Parameter p<br />
Photooxidantienbildung 7,3%<br />
46,5 ⋅ 10 -3 kg Ethen-Äqu.<br />
Eutrophierung 7,3%<br />
6,9 ⋅ 10 -3 kg PO 4 3- -Äqu.<br />
Versauerung 7,3%<br />
0,3 ⋅ kg SO 2 -Äqu.<br />
Humantoxizität 12,2%<br />
70,9 ⋅ 10 6 m³ Luft<br />
Ökotoxizität, Luft 7,3%<br />
11,7 ⋅ 10 6 m³ Luft<br />
Ökotoxizität, Wasser 4,9%<br />
0,1 l Wasser<br />
Gefährliche Abfälle 4,9%<br />
0,1 kg<br />
Meeresschutz 7,3% 3,0 ⋅ 10 -3 kg<br />
Daten aus Stoff- und Energiebilanz<br />
fossile Energien 7,3%<br />
52,6 MJ<br />
Strom 7,3%<br />
30,0 MJ<br />
Sn 4,9%<br />
47,8 ⋅ 10 -6 kg<br />
Tl 7,3%<br />
7,9 ⋅ 10 -6 kg<br />
PCDD/PCDF 9,8%<br />
2,2 ⋅ 10 -9 kg<br />
wassergängige Emissionen 4,9%<br />
Die Ergebnisse <strong>der</strong> paarweisen Vergleiche, <strong>die</strong> mit den gewählten Präferenzfunktionen durchgeführt<br />
wurden, werden <strong>für</strong> jede Bewertungskategorie in eine Matrix eingetragen. Damit erfolgt<br />
nun <strong>die</strong> relationale Bewertung <strong>der</strong> Differenzen zwischen jeweils zwei Techniken, <strong>die</strong> zunächst<br />
in <strong>der</strong> ursprünglichen Maßeinheit vorlagen, als dimensionslose Präferenzwerte. Tabelle<br />
<strong>Anhang</strong> F - -7 und Tabelle <strong>Anhang</strong> F - -8 zeigen <strong>die</strong> Präferenzmatrizen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Wirkungskate-
<strong>Anhang</strong> F 199<br />
gorien Photooxidantienbildung und Eutrophierung. In Tabelle <strong>Anhang</strong> F - -7 ist <strong>der</strong> in Bild<br />
<strong>Anhang</strong> F - -3 ermittelte Präferenzwert <strong>für</strong> den Vergleich <strong>der</strong> Techniken A und B grau hinterlegt.<br />
Der Wert 0,36 bedeutet, daß Technik B im Vergleich zu Technik A bezüglich <strong>der</strong> Bewertungskategorie<br />
Photooxidantienbildung zu 36 % vorzuziehen ist.<br />
Tabelle <strong>Anhang</strong> F - -7: Präferenzmatrix <strong>für</strong> <strong>die</strong> untersuchten Techniken bezüglich <strong>der</strong> Bewertungskategorie<br />
Photooxidantienbildung<br />
Technik A Technik B Technik C Technik D<br />
Technik A 0 0 1 0<br />
Technik B 0,36 0 1 0<br />
Technik C 0,00 0,00 0 0<br />
Technik D 0,55 0,19 1 0<br />
Tabelle <strong>Anhang</strong> F - -8: Präferenzmatrix <strong>für</strong> <strong>die</strong> vier untersuchten Techniken bezüglich des<br />
Bewertungskategorie Eutrophierung<br />
Technik A Technik B Technik C Technik D<br />
Technik A 0 1 1 0<br />
Technik B 0 0 0 0<br />
Technik C 0 0,75 0 0<br />
Technik D 0,17 1 1 0<br />
Die weitere Auswertung erfolgt, indem <strong>die</strong> in den paarweisen Vergleichen ermittelten Präferenzwerte<br />
<strong>für</strong> jede Bewertungskategorie mit <strong>der</strong> Gewichtung <strong>der</strong> Bewertungskategorie multipliziert<br />
und ad<strong>die</strong>rt werden. Tabelle <strong>Anhang</strong> F - -9 verdeutlicht <strong>die</strong> Aggregation <strong>der</strong> Präferenzmatrizen<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Photooxidantienbildung (Tabelle <strong>Anhang</strong> F - -7) und Eutrophierung<br />
(Tabelle <strong>Anhang</strong> F - -8).<br />
Tabelle <strong>Anhang</strong> F - -9: Gesamtauswertung <strong>der</strong> gewichteten Präferenzmatrizen <strong>für</strong> <strong>die</strong> vier untersuchten<br />
Techniken<br />
Technik A Technik B Technik C Technik D Φ +<br />
Technik A 0 0,073·0+0,073·1+... 0,073·1+0,073·1+..<br />
.<br />
0,073·0+0,073·0+..<br />
.<br />
0,341<br />
Technik B 0,073·0,36+0,073·0+... 0 0,073·1+0,073·0+.. 0,073·0+0,073·0+.. 0,467<br />
.<br />
Technik C 0,073·0+0,073·0+... 0,073·0+0,073·0,75+... 0 0,073·0+0,073·0+.. 0,188<br />
.<br />
Technik D 0,073·0,55+0,073·0,17+... 0,073·0,19+0,073·1+... 0,073·1+0,073·1+..<br />
.<br />
0 0,513<br />
Φ - 0,373 0,253 0,626 0,257<br />
In <strong>der</strong> letzten Spalte und Zeile <strong>der</strong> Tabelle <strong>Anhang</strong> F - -9 ist <strong>die</strong> Gesamtsauswertung <strong>der</strong> paarweisen<br />
Vergleiche wie<strong>der</strong>gegeben. Die zeilenweise Addition <strong>der</strong> gewichteten und ad<strong>die</strong>rten<br />
Präferenzwerte ergibt das sogenannte „Maß <strong>für</strong> <strong>die</strong> relative Stärke“ Φ + einer Technik. Das
D<br />
200 <strong>Anhang</strong> F<br />
sogenannte „Maß <strong>für</strong> <strong>die</strong> relative Schwäche“ Φ - einer Technik ist <strong>die</strong> Summe <strong>der</strong> gewichteten<br />
und ad<strong>die</strong>rten Präferenzwerte in <strong>der</strong> Spalte, <strong>die</strong> sich auf <strong>die</strong>se Technik beziehen (vgl. letzte<br />
Zeile <strong>der</strong> Tabelle <strong>Anhang</strong> F - -9).<br />
Tabelle <strong>Anhang</strong> F - -10: Maße <strong>für</strong> <strong>die</strong> relative Stärke und Schwäche <strong>der</strong> untersuchten Techniken<br />
Technik A Technik B Technik C Technik D<br />
Maß <strong>für</strong> relative Stärke: Φ + 0,341 0,467 0,188 0,513<br />
Maß <strong>für</strong> relative Schwäche: Φ - 0,373 0,253 0,626 0,257<br />
resultierende Rangfolge:<br />
Rangfolge<br />
Tabelle <strong>Anhang</strong> F - -10 stellt <strong>die</strong> ermittelten Maße <strong>für</strong> <strong>die</strong> relative Stärke und Schwäche <strong>der</strong><br />
untersuchten Techniken zusammen, aus denen jeweils eine Rangfolge <strong>der</strong> untersuchten Techniken<br />
abgeleitet werden kann. Da <strong>die</strong> beiden Rangfolgen nach Stärken und Schwächen <strong>der</strong><br />
untersuchten Techniken nicht identisch sind, ergibt sich in <strong>der</strong> graphischen Ergbnisdarstellung<br />
(vgl. Bild <strong>Anhang</strong> F - -4) <strong>die</strong> Unvergleichbarkeit <strong>der</strong> Techniken B und D. Damit liefert <strong>die</strong> graphische<br />
Ergebnisdarstellung durch das Ausweisen <strong>der</strong> Unvergleichbarkeit mehr Informationen<br />
über <strong>die</strong> Bewertung <strong>der</strong> untersuchten Techniken, als eine direkte Aggregation <strong>der</strong> relativen<br />
Maße <strong>für</strong> <strong>die</strong> Stärken und Schwächen <strong>der</strong> Alternativen, <strong>die</strong> lediglich eine einfache Rangfolge<br />
angibt.<br />
Bild <strong>Anhang</strong> F - -4 zeigt eine graphische Darstellung <strong>der</strong> relativen Stärke und Schwäche <strong>der</strong><br />
untersuchten Techniken. Dabei ist zu erkennen, daß bei Technik D und B <strong>die</strong> relative Stärke<br />
jeweils <strong>die</strong> relative Schwäche überwiegt, so daß beide Techniken in <strong>die</strong>sem Fallbeispiel überwiegend<br />
positiv beurteilt werden. Bei <strong>der</strong> Auswertung <strong>der</strong> Technik A gleichen sich relative<br />
Stärke und Schwäche aus, während Technik C <strong>die</strong> größte relative Schwäche aufweist. Die graphische<br />
Ergebnisdarstellung im unteren Teil von Bild <strong>Anhang</strong> F - -4 spiegelt näherungsweise<br />
<strong>die</strong> Unterschiede <strong>der</strong> untersuchten Techniken wi<strong>der</strong>, indem <strong>die</strong> Pfeillänge <strong>die</strong> Differenz bezüglich<br />
Φ netto andeutet. Diese graphische Ergebnisdarstellung <strong>der</strong> paarweisen Vergleiche bietet eine<br />
geeignete Diskussionsgrundlage. Die berechneten Zahlenwerte Φ + , Φ - und Φ netto stellen dabei<br />
lediglich eine dimensionslose Vergleichsgröße <strong>für</strong> <strong>die</strong> vorliegende <strong>Anwendung</strong> <strong>der</strong> Bewertungsmethode<br />
dar, aber keinesfalls eine Art relative Umweltbelastungspunkte. Bei <strong>der</strong> Diskussion<br />
<strong>der</strong> Ergebnisse sollten folglich nicht <strong>die</strong> Zahlenwerte <strong>der</strong> dimensionslosen Vergleichsgrößen<br />
stehen, son<strong>der</strong>n das Nachvollziehen <strong>der</strong> Einstufung <strong>der</strong> untersuchten Techniken aufgrund<br />
<strong>der</strong> in <strong>der</strong> me<strong>die</strong>nübergreifenden Bewertungsmethode berechneten Wirkungspotentiale und <strong>der</strong><br />
gewählten Gewichtungen.
-0,4 -0,2 0,20,40,6<br />
<strong>Anhang</strong> F 201<br />
Bild <strong>Anhang</strong> F - -4: Graphische Darstellung <strong>der</strong> relativen Stärke und Schwäche <strong>der</strong> untersuchten<br />
Techniken<br />
Mittels einer Sensitivitätsanalyse (Tabelle <strong>Anhang</strong> F - -11) wird überprüft, bei welcher Verän<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> Gewichtung sich eine Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> graphischen Auswertung <strong>der</strong> untersuchten<br />
Techniken ergibt. Dabei stellen <strong>die</strong> Intervalle den Bereich dar, in dem <strong>die</strong> Gewichtung <strong>der</strong> Bewertungskategorien<br />
ceteris paribus (unter ansonsten unverän<strong>der</strong>ten Bedingungen) variiert werden<br />
kann, ohne daß sich <strong>die</strong> Rangfolge <strong>der</strong> untersuchten Techniken än<strong>der</strong>t. Je enger <strong>die</strong> Intervallgrenzen<br />
sind, desto sensitiver ist <strong>die</strong> Gewichtung <strong>der</strong> entsprechenden Bewertungskategorie.<br />
Die beiden letzten Spalten <strong>der</strong> Tabelle <strong>Anhang</strong> F - -11 zeigen <strong>die</strong> Rangfolgen, <strong>die</strong> bei einer<br />
Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> jeweiligen Gewichtung über bzw. unter <strong>die</strong> Intervallgrenzen resultieren. Dabei<br />
wird deutlich, daß Technik C immer als schlechteste <strong>der</strong> vier untersuchten Techniken ausgewiesen<br />
wird, während <strong>die</strong> Techniken B und D in den meisten Fällen dominierend sind. Anhand<br />
<strong>der</strong> graphischen Ergebnisdarstellung <strong>der</strong> paarweisen Vergleiche können <strong>die</strong> Experten in <strong>der</strong><br />
abschließenden Interpretation <strong>die</strong> Gruppe <strong>der</strong> besseren und <strong>die</strong> Gruppe <strong>der</strong> schlechteren Techniken<br />
bestimmen.
202 <strong>Anhang</strong> F<br />
Tabelle <strong>Anhang</strong> F - -11: Sensitivitätsanalyse <strong>für</strong> <strong>die</strong> Gewichtung<br />
Gewichtung Sensitivitäts Sensitivität Än<strong>der</strong>ungen<br />
Wirkungskategorie intervall untere Intervallgrenze<br />
obere Intervallgrenze<br />
Photooxidantienbildung 7,3 % [0%; 12,1%] mittel<br />
Eutrophierung 7,3 % [0 %; 10,2 %] mittel<br />
Versauerung 7,3 % [0 %; 10,6 %] mittel<br />
Humantoxizität 12,2 % [1,2 %; 43,3 %] niedrig<br />
Ökotoxizität (Luft) 7,3 % [0 %; 11,1 %] mittel<br />
Ökotoxizität (Wasser) 4,9 % [4,1 %; 16,4 %] hoch<br />
Gefährliche Abfälle 4,9 % [4,1 %; 16,4 %] hoch<br />
Meeresschutz 7,3 % [0 %; 100 %] keine<br />
Fossile Energie 7,3 % [4,2 %; 38,2 %] mittel<br />
Strom 7,3 % [0 %; 13,2 %] mittel<br />
Sn 4,9 % [4,5 %; 22,3 %] hoch<br />
Tl 7,3 % [1,9 %; 53,0 %] niedrig<br />
PCDD/PCDF 9,8 % [0 %; 100 %] keine<br />
Emis-<br />
wassergängige<br />
sionen<br />
4,9 % [4,7 %; 16,4 %] sehr hoch<br />
F4 - Interpretation<br />
Unverzichtbarer Bestandteil je<strong>der</strong> <strong>Anwendung</strong> einer Bewertungsmethode ist <strong>die</strong> Interpretation<br />
<strong>der</strong> Ergebnisse und das kritische Hinterfragen <strong>der</strong> zugrundeliegenden Daten und ihrer Aggregation<br />
in den Wirkungskategorien. Gerade aufgrund <strong>der</strong> Komplexität <strong>der</strong> ökologischen Bewertung<br />
von Techniken und <strong>der</strong> oftmals lückenhaften Datengrundlage ist ein Nachvollziehen<br />
<strong>der</strong> durch <strong>die</strong> me<strong>die</strong>nübergreifende Bewertungsmethode herausgestellten Problemfel<strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />
Expertendiskussion unabdingbar. Dazu sind <strong>die</strong> in <strong>der</strong> me<strong>die</strong>nübergreifenden Bewertungsmethode<br />
ermittelten Stoff- und Energiebilanzen, Wirkungsabschätzungen und graphischen Auswertungen<br />
zur Hilfe zu nehmen, um nachzuvollziehen, welche Bewertungskategorien zur relativen<br />
Einstufung einer bestimmten Technik geführt haben. Eine Überprüfung <strong>der</strong> Ergebnisse ist<br />
unbedingt notwendig, wenn bei <strong>der</strong> Festlegung <strong>der</strong> Bilanzierungsvoraussetzungen im First<br />
Screening Stoff- und Energieströme aufgrund ihrer Gleichartigkeit bei allen untersuchten<br />
Techniken von <strong>der</strong> weiteren Untersuchung ausgeschlossen wurden.<br />
Die me<strong>die</strong>nübergreifende Bewertungsmethode liefert eine relative Auswertung <strong>der</strong> Daten, d.h.<br />
es werden Vergleiche <strong>der</strong> untersuchten Techniken untereinan<strong>der</strong> angestellt, aber keine allge-
<strong>Anhang</strong> F 203<br />
meingültigen Aussagen getroffen. Insbeson<strong>der</strong>e ist eine Einschätzung <strong>der</strong> Experten über <strong>die</strong><br />
generelle Einstufung <strong>der</strong> untersuchten Techniken notwendig: Selbst wenn nur ausdrücklich<br />
beste Techniken miteinan<strong>der</strong> verglichen werden (etwa solche, <strong>die</strong> im First Screening als „Sofort-BVT“<br />
identifiziert werden), wird in <strong>der</strong> formalen <strong>Ent</strong>scheidungsunterstützung eine Technik<br />
als schlechteste ausgewiesen werden. Trotzdem werden in <strong>die</strong>sem Fall <strong>die</strong> Experten sämtliche<br />
Techniken als BVT identifizieren. Sollten <strong>die</strong> Ergebnisse keine <strong>Ent</strong>scheidung ermöglichen,<br />
so sind zu weiteren Aspekten Daten zu erheben.<br />
Die Methode endet mit einer transparenten und nachvollziehbaren Aufbereitung <strong>der</strong> Daten.<br />
Den Experten wird ein großer Spielraum bei <strong>der</strong> Gewichtung <strong>der</strong> Bewertungskategorien und<br />
<strong>der</strong> BVT-Bestimmung gelassen. Dabei soll <strong>die</strong> vorgeschlagene <strong>Ent</strong>scheidungsunterstützung<br />
lediglich Hilfestellung leisten, aber keinesfalls <strong>die</strong> abschließende BVT-Bestimmung vorschreiben.<br />
Durch <strong>die</strong> angebotene Vorgehensweise werden somit einerseits <strong>die</strong> subjektiven Gewichtungen<br />
offengelegt und an<strong>der</strong>erseits <strong>die</strong> untersuchten Techniken grob unterschieden.