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Ich war Zeugin der größten Revolution in der Welt - People to People

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Nach e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halb Jahren des Kampfes gegen das Analphabetentum<br />

zog Krupskaja im Mai 1919 e<strong>in</strong>e erste positive Zwischenbilanz.<br />

Nicht nur <strong>in</strong> den Städten, son<strong>der</strong>n auch auf dem<br />

Lande hatten mutige Aktivisten Millionen Analphabeten den<br />

ersten Satz aus <strong>der</strong> neuen Fibel beigebracht: „Wir s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e<br />

Sklaven, ne<strong>in</strong>, Sklaven s<strong>in</strong>d wir nicht!“ Mit <strong>der</strong> Fähigkeit, <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Zeitung lesen und m<strong>in</strong>destens den eigenen Namen schreiben<br />

zu können, stieg bei vielen Menschen das Selbstbewusstse<strong>in</strong>.<br />

Doch zeigte sich gleichzeitig, dass die Verb<strong>in</strong>dung von Alphabetisierung<br />

und politischer Werbung auch Probleme auf<strong>war</strong>f.<br />

Gläubige Bauern mieden die Lesekurse, weil sie ihnen zu eng<br />

mit <strong>der</strong> „Gottlosen­Propaganda“ verbunden <strong>war</strong>en. Die Kirchen<br />

nutzten den Bauern­Protest zur Gegenpropaganda.<br />

Leseprobe<br />

Krupskaja half den Aktivisten <strong>der</strong> Alphabetisierung mit Rat<br />

und Tat. Sie besichtigte so genannte Liquidationspunkte, Lesehütten<br />

und Dorfbibliotheken und machte sich tiefgehend mit<br />

<strong>der</strong> Denkweise <strong>der</strong> e<strong>in</strong>fachen Menschen vertraut. Doch auch<br />

von den Besuchern, die <strong>in</strong>s Narkompros kamen, um mit ihr zu<br />

reden, lernte sie viel. E<strong>in</strong>mal kam e<strong>in</strong> Bauarbeiter, e<strong>in</strong> früherer<br />

Bauer, um Bücher und Anschauungsmaterial für die Analphabeten­Kurse<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Dorf abzuholen. „Wir schickten ihn zu<br />

Ana<strong>to</strong>li Wassiljewitsch (Lunatscharski – <strong>der</strong> Verf.)“, berichtete<br />

Krupskaja. „Er kam zurück und erzählte: ‚Er hat mich gut<br />

aufgenommen. Ließ mich auf dem Diwan sitzen, selbst aber<br />

g<strong>in</strong>g er auf und ab und sprach so gescheit. Er gab mir Bücher.<br />

Versprach mir auch noch ansehnliche D<strong>in</strong>ge. (Anschauungsmittel,<br />

N.K.) <strong>Ich</strong> aber fürchtete mich, sie zu nehmen. Er sagte<br />

z<strong>war</strong>, dass sie nichts kosteten, und doch habe ich Angst, man<br />

könnte nachher diese ansehnlichen D<strong>in</strong>ge mit Steuern belegen.‘<br />

Schließlich nahm er doch allerlei Lehrmittel und Plakate mit. Er<br />

ist noch so manches Mal zu uns <strong>in</strong> die Abteilung für Erwachsenenbildung<br />

gekommen. Wir gaben ihm den Spitznamen ‚ansehnliche<br />

D<strong>in</strong>ge‘.“ 22<br />

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