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Rostfreier Stahl und Korrosion - Aperam

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<strong>Rostfreier</strong> <strong>Stahl</strong> <strong>und</strong> <strong>Korrosion</strong><br />

Was ist <strong>Korrosion</strong>?<br />

Metalle werden, abgesehen von Edelmetallen wie Gold<br />

<strong>und</strong> Platin, die in der Natur auch in ihrer elementaren Form<br />

vorkommen, immer aus Erzen gewonnen; daher streben<br />

Metalle stets die Stabilisierung eines ihrem Naturzustand<br />

entsprechenden, d.h. oxidierten, Zustandes an.<br />

Metallkorrosion ist in erster Linie auf elektrochemische<br />

Reaktionen zurückzuführen. Sie finden zwischen dem Metall<br />

<strong>und</strong> der äußeren Umgebung statt.<br />

Der rostfreie <strong>Stahl</strong> <strong>und</strong> seine Passivschicht<br />

<strong>Stahl</strong> ist eine Eisen-Kohlenstoff-Legierung. Der Chromanteil<br />

von mindestens 10,5% verleiht dem rostfreien <strong>Stahl</strong> seine<br />

<strong>Korrosion</strong>sbeständigkeit.<br />

Zusammensetzung von rostfreiem <strong>Stahl</strong><br />

Der Chromanteil verleiht unseren Stählen ihre rostfreien Eigenschaften<br />

Welches sind die Hauptfaktoren der <strong>Korrosion</strong>?<br />

Medium<br />

Chemischer<br />

Natur<br />

Konzentration<br />

Verunreinigungen<br />

pH (Säuregrad)<br />

Temperatur<br />

Druck<br />

Viskosität<br />

Feststoffablagerungen<br />

Bewegung<br />

Zusammensetzung<br />

Bearbeitung<br />

Metallurgischer Zustand<br />

(thermische <strong>und</strong> mechanische<br />

Verarbeitung)<br />

Zusätze<br />

Verunreinigungen<br />

Konzipierung<br />

Oberflächenbeschaffenheit<br />

Form<br />

Montage (Schweißnähte,<br />

Nieten)<br />

Mechanische Beanspruchung<br />

Nähe zu unterschiedlichen<br />

Metallen<br />

Kontakt mit einem Medium<br />

(vollständiges oder partielles<br />

Eintauchen)<br />

Schutzvorrichtungen<br />

Alterung der Konstruktion<br />

Entwicklung von Spannungen<br />

Temperaturschwankungen<br />

Veränderung der<br />

Beschichtungen<br />

Instandhaltungshäufigkeit<br />

<strong>Korrosion</strong>sfaktoren<br />

Material<br />

Zeit<br />

Chrom<br />

>10,5%<br />

Welches sind die 5 Hauptkorrosionsarten in Abhängigkeit von<br />

ihrer jeweiligen Umgebung?<br />

Eisen<br />

Kohlenstoff<br />

≤ 1,2%<br />

Fe+C=stahl<br />

Fe+C+Cr=(rostfreier) Edelstahl<br />

Allgemeine<br />

<strong>Korrosion</strong><br />

Lokale<br />

<strong>Korrosion</strong><br />

Durch den Kontakt mit Sauerstoff entsteht an der Oberfläche<br />

des Materials eine Chromoxidschicht. Diese Passivschicht<br />

beschützt das Material <strong>und</strong> besitzt die Besonderheit der<br />

Eigenregenerierung.<br />

Die Reaktion von <strong>Stahl</strong> <strong>und</strong> rostfreiem <strong>Stahl</strong> bei<br />

Kontakt mit Luftfeuchtigkeit oder Wasser<br />

Neutrale<br />

chlorid<br />

angereicherte<br />

Umgebung<br />

Lochfraß<br />

korrosion<br />

Spaltkorrosion<br />

<strong>Stahl</strong><br />

<strong>Rostfreier</strong> <strong>Stahl</strong><br />

Entstehung von<br />

Eisenoxid (Rost)<br />

Entstehung von<br />

Chromoxid<br />

Spannungs<br />

risskorrosion<br />

O 2<br />

Fe + C<br />

Fe + C + Cr > 10,5 %<br />

Rost<br />

Passivschicht<br />

Sollte diese Passivschicht jedoch beschädigt werden, so kann<br />

trotz allem <strong>Korrosion</strong> einsetzen.<br />

Allgemeine<br />

<strong>Korrosion</strong><br />

Saures<br />

Medium<br />

Interkristalline<br />

<strong>Korrosion</strong>


Man unterscheidet die allgemeine <strong>Korrosion</strong>, die dann<br />

auftritt, wenn sich der rostfreie <strong>Stahl</strong> in Kontakt mit einem<br />

sauren Medium befindet <strong>und</strong> die lokale <strong>Korrosion</strong>, die<br />

mehrheitlich dann zu beobachten ist, wenn der rostfreie<br />

<strong>Stahl</strong> einem neutralen chloridangereicherten Medium<br />

ausgesetzt La corrosion ist. par piqûre<br />

Lochfraßkorrosion<br />

Das Phänomen verstehen<br />

Als Lochfraßkorrosion bezeichnet man eine punktuelle<br />

Beschädigung der Passivschicht des rostfreien <strong>Stahl</strong>s, die<br />

durch chlorid- <strong>und</strong>/oder sulfidhaltige Elektrolyten verursacht<br />

wird. An der Stelle des Lochfraßes ist das Metall freigelegt.<br />

Die <strong>Korrosion</strong> wird dann fortschreiten, wenn es an der<br />

entsprechenden Stelle nicht zu einer Repassivierung kommt<br />

bzw. wenn die Geschwindigkeit der Auflösung des Metalls<br />

eine für die Verhinderung der Repassivierung ausreichend<br />

aggressive Umgebung aufrechterhält.<br />

Passivschicht<br />

Metall<br />

METALLANGRIFF<br />

Chloride<br />

Im folgenden Dokument werden wir die 5 Hauptkorrosionsarten<br />

näher beschreiben <strong>und</strong> anhand von Standardlabortests einen<br />

Großteil der Stainless Europe <strong>Stahl</strong>sorten hierarchisieren.<br />

Da jedoch <strong>Korrosion</strong>sphänomene im alltäglichen Leben in der<br />

Regel recht spezifisch sind, sollten die ausgeführten Angaben<br />

mittels Durchführung zusätzlicher Versuche ergänzt werden,<br />

um eine Auswahl des optimalen Werkstoffes zu ermöglichen.<br />

> Wenn das am rostfreien <strong>Stahl</strong> gemessene Elektrodenpotential<br />

in einem gegebenen Medium höher ist als das Lochfraßpotential<br />

=> so korrodiert der rostfreie <strong>Stahl</strong>.<br />

Anmerkung: je höher das Lochfraßpotential, desto besser wird<br />

die <strong>Korrosion</strong>sbeständigkeit der jeweiligen <strong>Stahl</strong>sorte sein.<br />

An den nicht vom Lochfraß betroffenen Stellen bleibt die<br />

Passivschicht zum Schutz des Edelstahls weiterhin bestehen.<br />

Abbildung 1 zeigt die Lochfraßpotentiale für unterschiedliche<br />

rostfreie Stähle in einer wässrigen 0,02M NaCl-Lösung (Cl-<br />

710mg/l) bei 23°C.<br />

Sie verdeutlicht den Einfluss des Chrom- <strong>und</strong> Molybdänanteils<br />

auf die Lochfraßkorrosionsbeständigkeit ferritischer Stähle<br />

<strong>und</strong> den Einfluss des Chrom-, Molybdän- <strong>und</strong> Stickstoffanteils<br />

auf die Lochfraßkorrosionsbeständigkeit austenitischer Stähle.<br />

mV/SCE<br />

Abbildung 1<br />

800<br />

K44<br />

Passivschicht<br />

Métall<br />

Repassivierung des Metalls<br />

2 Fälle<br />

Passiv<br />

schicht<br />

Metall<br />

<strong>Korrosion</strong> des Basismetalls<br />

Durch diese Auflösung entstehen Metallionen <strong>und</strong> Elektronen<br />

<strong>und</strong> somit ein (Auflösungs-)Stromdurchgang, durch den ein<br />

Spannungsunterschied zwischen Anode (Loch) <strong>und</strong> Kathode<br />

(Rest des Metalls) verursacht wird.<br />

Um diese <strong>Korrosion</strong>sart unter Laborbedingungen zu simulieren,<br />

wird eine Materialprobe in eine korrosive Elektrolytlösung<br />

getaucht <strong>und</strong> einer wachsenden Spannung ausgesetzt, bis die<br />

Passivschicht zusammenbricht.<br />

Bei dieser potentiodynamischen Messung (Intensität/Potential)<br />

entspricht die Zunahme an Intensität dem Lochfraßpotential<br />

E. Elochfraß.<br />

Intensität<br />

I =50µA/cm 2<br />

Passivbereich<br />

E lochfraß<br />

Potential<br />

Das Lochfraßpotential entspricht der Potentialschwelle, ab<br />

welcher ein stabiler Lochfraß einsetzt.<br />

> Wenn das am rostfreien <strong>Stahl</strong> gemessene Elektrodenpotential<br />

in einem gegebenen Medium geringer ist als das<br />

Lochfraßpotential => so tritt bei dem rostfreien <strong>Stahl</strong> kein<br />

Lochfraß auf.<br />

Lochfraßpotential in wässriger 0,02M NaCl-Lösung pH=6,6 bei 23°C (mV/SCE)<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

K03<br />

K09<br />

K10<br />

Martensitisch<br />

18-10T<br />

17-7A/C/E<br />

K41<br />

K39<br />

K30-K31<br />

18-9E/L<br />

17-4Mn<br />

16-4Mn<br />

16-5MnL<br />

10 12 14 16 18 20 22 24 26<br />

K45<br />

18-7L<br />

PREN (%Cr+3,3%Mo+16%N)<br />

Norm<br />

Handelsname<br />

ASTM<br />

Bezeichnung: Typ<br />

WNr.<br />

Martensitisch 420 1.4021<br />

K09+ 409 1.4512<br />

K03 1.4003<br />

K10 410S 1.4000<br />

K30-K31 430 1.4016 - 1.4017<br />

K39 439 1.4510<br />

K41 441 1.4509<br />

K36 436 1.4526<br />

K45 445 1.4621<br />

K44 444 1.4521<br />

16-4Mn 201.2 1.4372<br />

16-5Mn 201LN 1.4371<br />

17-4Mn 201.1 1.4618<br />

17-7A/C/E 301 1.4310<br />

18-7L 301LN 1.4318<br />

18-9L 304L 1.4307<br />

18-11 ML 316 - 316 L 1.4401 - 1.4404<br />

17-11MT 316Ti 1.4571<br />

K36<br />

17-11MT<br />

18-11ML


Wie in Abbildung 2 <strong>und</strong> 3 zu sehen ist, kann das Lochfraßpotential lediglich verwendet werden, um die <strong>Stahl</strong>sorten in einem gegebenen<br />

Medium zu klassifizieren. Es vermindert sich erheblich, sobald die Temperatur (Abbildung 2) oder die Chlorid-Konzentration (Abbildung 3)<br />

des Mediums zunimmt.<br />

700<br />

500<br />

Lochfraßpotential in wässriger 0,02M NaCl-Lösung pH=6,6 bei 23°C (mV/SCE)<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

K03-K09-K10<br />

K39<br />

K30<br />

18-9E/L<br />

K41<br />

K36<br />

K44<br />

18-11ML<br />

Lochfraßpotential in wässriger 0,02M NaCl-Lösung pH=6,6 bei 50°C (mV/SCE)<br />

450<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

K41<br />

K39<br />

K30<br />

18-9E/L<br />

K36<br />

18-11ML<br />

K44<br />

0<br />

10 12 14 16 18 20 22 24 26<br />

PREN (%Cr+3,3%Mo+16%N)<br />

Abbildung 2<br />

K03-K09-K10<br />

0<br />

10 12 14 16 18 20 22 24 26<br />

PREN (%Cr+3,3%Mo+16%N)<br />

Abbildung 3<br />

Abbildung 4<br />

Zwecks Klassifizierung von Duplex-Edelstählen wurden Versuche in einem noch feindlicheren Umgebungsmedium, 0,5M NaCl (Cl-<br />

17,75g/l) bei 50°C durchgeführt. Die Versuchsergebnisse sind im Folgenden abzulesen.<br />

Lochfraßpotential in wässriger 0,05M NaCl-Lösung bei 23°C <strong>und</strong> 50°C (mV/SCE)<br />

1200<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

23°<br />

50°<br />

23° 50° 23°<br />

kein Lochfraß<br />

kein Lochfraß<br />

kein Lochfraß<br />

50°<br />

DX2202 DX2205 DX2304 304 316 K44<br />

23°<br />

50°<br />

23°<br />

50°<br />

Handelsname<br />

Üblicherweise verwendet man den PREN-Index (Pitting Resistance Equivalent Number) der <strong>Stahl</strong>sorten, um eine Klassifizierung<br />

hinsichtlich ihres allgemeinen Lochfraßverhaltens vorzunehmen. Die PREN, %Cr 3,3%Mo+16%N, bringt den wesentlichen Einfluss dieser<br />

><br />

Legierungselemente zum Ausdruck.<br />

Unsere Empfehlung<br />

Vermeidung von Lochfraßkorrosion:<br />

> Es sollte zunächst festgestellt werden, ob es möglich ist die Korrosivität der Umgebung zu verringern,<br />

indem die Temperatur gesenkt <strong>und</strong> die Kontaktzeit eingeschränkt wird, stagnierende Umgebungen gemieden,<br />

Konzentrationen an Halogeniden <strong>und</strong> Anwesenheit von Oxydantien verringert werden.<br />

> Es sollte eine <strong>Stahl</strong>sorte mit erhöhtem Chromanteil oder mit einem Molybdänanteil gewählt werden.<br />

Spaltkorrosion<br />

Das Phänomen verstehen<br />

A/ <strong>Korrosion</strong>sinitiierung<br />

In einem chloridhaltigen Elektrolyten begünstigt ein abgrenzender Bereich, der beispielsweise im Zusammenhang mit einem<br />

suboptimalen Design steht, eine Ansammlung von Chloridionen. Eine allmähliche Übersäuerung des Mediums in diesem Bereich fördert<br />

eine Destabilisierung der Passivschicht. Wenn der pH-Wert in diesem Bereich ein kritisches Stadium, das als «Depassivierungs-pH-<br />

Wert» bezeichnet wird, erreicht, entsteht <strong>Korrosion</strong>. Der Depassivierungs-pH-Wert oder pHd wird verwendet, um die Beständigkeit<br />

gegen eine beginnende Spaltkorrosion zu bezeichnen.<br />

23°<br />

50°<br />

Typ<br />

ASTM<br />

Norm<br />

Bezeichnung<br />

UNS<br />

WNr.<br />

DX2202 2202 UNS 32202 1.4262<br />

DX2304 2304 UNS 32304 1.4362<br />

DX2205 2205 UNS 32205 1.4462<br />

WARUM?<br />

Abgrenzender Bereich<br />

(Übersäuerung)<br />

WIE?<br />

Zusammenbruch der<br />

Passivschicht<br />

<strong>und</strong> Metallangriff


Depassivierungs-pH-Wert unterschiedlicher rostfreier Stähle in 2M NaCl<br />

(Cl- 71g/l) desoxidiert <strong>und</strong> angesäuert mit HCl bei 23°C<br />

Die pHd-Werte unserer rostfreien Stähle sind in Abbildung 5<br />

angegeben.<br />

Je niedriger der pHd-Wert, desto besser ist die Beständigkeit<br />

gegen eine beginnende Spaltkorrosion.<br />

Abbildung 5: Depassivierungs-pH-Wert unterschiedlicher<br />

rostfreier Stähle in 2M NaCl (Cl- 71g/l) desoxidiert <strong>und</strong><br />

angesäuert mit HCl bei 23°C.<br />

4<br />

3,5<br />

3<br />

2,5<br />

2<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

10 15 20 25 30 35<br />

PREN (%Cr+3,3%Mo+16%N)<br />

B/ Ausbreitung von <strong>Korrosion</strong><br />

Hat die <strong>Korrosion</strong> erst einmal begonnen, breitet sie sich durch<br />

die aktive Auflösung des Materials in der Spalte aus.<br />

Unter Laborbedingungen wird diese <strong>Korrosion</strong>sart simuliert,<br />

indem potentiodynamische Messungen in chloridhaltigen<br />

Medien, die allmählich immer mehr angesäuert werden,<br />

stattfinden.<br />

Wenn auf einer Kurve eine Stromspitze (maximale Aktivität)<br />

erkennbar ist, entsteht Spaltkorrosion. Ist das Gegenteil der<br />

Fall findet eine Repassivierung statt.<br />

Die Messung der maximalen Aktivität bei einem pH-Wert,<br />

der unter dem Depassivierungs-pH-Wert liegt, kann also<br />

herangezogen werden, um die Geschwindigkeit der Ausbreitung<br />

der Spaltkorrosion für unterschiedliche <strong>Stahl</strong>sorten qualitativ<br />

zu vergleichen.<br />

Dieser Wert variiert je nach dem Legierungselement, das eine<br />

Passivität begünstigt <strong>und</strong> schränkt eine aktive Auflösung ein.<br />

Dies ist insbesondere bei Molybdän, Nickel <strong>und</strong> Chrom der Fall<br />

(siehe Abbildung 6).<br />

Die Geschwindigkeit der Ausbreitung ist ebenfalls abhängig<br />

von der lokalen Aggressivität <strong>und</strong> der Temperatur des<br />

jeweiligen Mediums.<br />

Abbildung 6: Kritische Stromdichte «icrit» bei maximaler<br />

Aktivität unterschiedlicher rostfreier Stähle in 2M NaCl (Cl-<br />

71g/l) desoxidiert <strong>und</strong> angesäuert mit HCl bei 23°C.<br />

Kritische Stromdichte «icrit» bei maximaler Aktivität unterschiedlicher<br />

rostfreier Stähle in 2M NaCl (Cl- 71g/l) desoxidiert <strong>und</strong> angesäuert<br />

mit HCl bei 23°C<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

0<br />

Martensitisch<br />

K03/K09/K10<br />

K30/K31<br />

K41<br />

K39<br />

K45<br />

164Mn<br />

165MnL<br />

174Mn<br />

K44<br />

DX2202<br />

187L DX2304<br />

177A 189E<br />

1810T 1810L 1811ML 1711MT 1812MS 1813MS<br />

DX2205<br />

1 3 5 7 9 11 13<br />

0,2%Cr+%Mo+0,4%Ni<br />

><br />

Unsere Empfehlung<br />

Unsere erste Empfehlung um Spaltkorrosion zu vermeiden ist die Optimierung der Gestaltung Ihres Raumes,<br />

so dass jegliche künstliche Spalte vermieden wird. Eine künstliche Spalte kann unter anderem durch ein<br />

nicht ausreichend befestigtes Verbindungsstück, eine nicht abgeschliffene oder unprofessionell ausgeführte<br />

Schweißnaht, Ablagerungen <strong>und</strong> einen Hohlraum zwischen zwei Blechen entstehen.<br />

Sollte ein abgrenzender Bereich unvermeidbar sein, so ist es vorzuziehen, diesen Bereich zu vergrößern. Es sollte<br />

auf keinen Fall versucht werden, diesen Bereich zu verkleinern.<br />

Sollte der Entwurf Ihres Raumes nicht abzuändern sein oder sollte das von Ihnen gewählte Konstruktionsverfahren<br />

die Abwesenheit von Risikozonen erschweren, empfehlen wir Ihnen die Wahl einer angemessenen <strong>Stahl</strong>sorte.<br />

Bevorzugen sollten Sie vor allem rostfreie austenitische oder Duplex-Stähle, wenn Ihr Endprodukt korrosiven<br />

Medien ausgesetzt oder wenn es als verfahrenstechnisch wichtiges Elemente integriert ist.<br />

Ferritische Stähle mit einem Chromanteil von 20% verringern zwar das Risiko einer beginnenden Spaltkorrosion,<br />

doch sie können, mit Ausnahme von K44 mit einem Molybdänanteil von 2%, seine Ausbreitung im Gegensatz zu<br />

austenitischen <strong>und</strong> Duplex-Stählen, bei denen es sich um stärkere Nickel- <strong>und</strong>/oder Molybdänlegierungen handelt,<br />

nicht aufhalten.<br />

Interkristalline <strong>Korrosion</strong>sbeständigkeit<br />

Das Phänomen verstehen<br />

Bei Temperaturen, die 1035°C überschreiten, bildet<br />

Kohlenstoff eine feste Lösung in der <strong>Stahl</strong>matrix von rostfreien<br />

austenitischen Stählen. Wenn diese Werkstoffe jedoch bei<br />

vergleichbaren Temperaturen langsam abgekühlt oder auf<br />

ca. 425 bis 815°C erhitzt werden, fällen Chromcarbidteilchen<br />

entlang der Korngrenzen aus. Diese Carbide besitzen im<br />

Vergleich zur Matrix einen höheren Chromanteil. Dadurch<br />

wird der Bereich, der direkt an die Korngrenzen anschließt<br />

in erheblichem Umfang abgereichert. Der Zustand der<br />

Sensibilisierung tritt in zahlreichen Umgebungen durch die<br />

begünstigte Initiierung <strong>und</strong> die rasche Ausbreitung der<br />

<strong>Korrosion</strong> durch die Reduzierung des Chromgehalts an den<br />

entsprechenden Stellen in Erscheinung.<br />

Bei unstabilisierten ferritischen Edelstählen liegt die<br />

Sensibilisierungstemperatur bei mehr als 900°C.


Spannungsrisskorrosion<br />

Das Phänomen verstehen<br />

Unsere Empfehlung<br />

In der Praxis ist diese Art der <strong>Korrosion</strong> an Schweißnähten zu beobachten. Eine Lösung bieten bei austenitischen<br />

Stählen entweder stabilisierte oder die als «L» («Low C»=C% Obgleich die Spannungsrisskorrosion bei ferritischen Stählen<br />

durch besonders aggressive Labortests hervorgerufen werden<br />

kann, tritt dieses Phänomen wegen der kubisch-raumzentrierten<br />

Struktur dieser Stähle in der Praxis nur selten auf.<br />

> Die kubisch-flächenzentrierte Struktur der austenitischen<br />

Stähle stellt jedoch in dieser Konstellation ein gewisses Risiko<br />

dar.<br />

Eine planare Deformation wird begünstigt, die eine erhebliche<br />

Konzentration an starker lokaler Spannung zur Folge haben<br />

kann. Wie auf der folgenden Kurve zu sehen ist, trifft dies<br />

insbesondere auf klassische austenitische Stähle mit einem<br />

Nickelanteil von 8% zu. Eine Steigerung des Nickelanteils, der<br />

über 10% hinausgeht, wirkt sich vorteilhaft aus.<br />

> Unter den austenitischen Stählen, ist bei austenitischen<br />

Stählen mit Mangananteil ein geringfügig weniger<br />

ausgeprägtes Verhalten festzustellen.<br />

> Die austenoferritische Struktur der Duplex-Stähle liegen,<br />

was ihre Reaktion betrifft, zwischen beiden zuvor erwähnten<br />

Stählen, wobei das Verhalten in chloridhaltigen Medien sehr<br />

dem der ferritischen Stähle ähnelt <strong>und</strong> in H2S-haltigen Medien<br />

sogar besser reagiert.<br />

Aggressives Medium<br />

Chloride<br />

Temperatureinflüsse<br />

1000<br />

Passivschicht<br />

Rissbildung<br />

Spannungen<br />

Edelstahl<br />

Spannungen<br />

100<br />

Keine Rissbildung<br />

Fissuren<br />

Passivschicht<br />

edelstahl<br />

Zeit bis zur Rissbildung (in St<strong>und</strong>en)<br />

10<br />

Die metallurgische Struktur von rostfreien Stählen beeinflusst das Verhalten dieser<br />

Art der Konfiguration:<br />

1<br />

0 20 40 60 80<br />

Nickelanteil, Gew. %<br />

><br />

Unsere<br />

Auswirkung des Nickelanteils auf die Spannungsrisskorrosionsbeständigkeit von<br />

rostfreiem <strong>Stahl</strong> mit einen Chromanteil von 18-20% in Magnesiumchlorid bei 154°C<br />

[aus der Studie Copson [ref] , Physical Metallurgy of Stress Corrosion Cracking,<br />

Interscience, New York, 247 (1959).]<br />

Empfehlung<br />

Vermeiden dieser <strong>Korrosion</strong>sart:<br />

> beseitigen oder verteilen Sie Spannungen entweder durch die Optimierung des Designs oder durch<br />

Spannungsfreiglühen nach dem Umformen <strong>und</strong> Schweißen , der betreffenden Teile,<br />

> senken Sie, wenn möglich, die Temperatur, ,<br />

> sollte dies nicht möglich sein, wählen Sie eine Ihren Bedürfnissen entsprechende <strong>Stahl</strong>sorte. Dabei sollten Sie<br />

vorrangig ferritische oder Duplex-Stähle bevorzugen, wobei Sie die bereits vorgestellten <strong>Korrosion</strong>sproblematiken<br />

berücksichtigen sollten.


Beständigkeit gegen gleichförmige <strong>Korrosion</strong><br />

Das Phänomen verstehen<br />

Unter dieser <strong>Korrosion</strong>sart versteht man die Auflösung aller<br />

Bestandteile der Werkstoffoberfläche, die durch das korrosive<br />

Medium angegriffen werden. Auf mikrographischer Ebene<br />

kommt dies durch die insgesamt gleichmäßige Verminderung der<br />

Dicke bzw. den Gewichtsverlust zum Ausdruck (gleichförmige<br />

oder allgemeine <strong>Korrosion</strong> im Gegensatz zur lokalen <strong>Korrosion</strong>).<br />

Diese Art der <strong>Korrosion</strong> tritt in sauren Medien auf. Sinkt der<br />

pH-Wert unter eine kritische Grenze, wird die Passivschicht, die<br />

den rostfreien <strong>Stahl</strong> beschützt destabilisiert <strong>und</strong> es findet eine<br />

aktive allgemeine Auflösung des Materials statt. Je saurer das<br />

Medium, desto schneller schreiten die <strong>Korrosion</strong> <strong>und</strong> der Verlust<br />

an Dicke des Edelstahls voran.<br />

Im Labor wird diese <strong>Korrosion</strong>sgeschwindigkeit anhand des<br />

Verlaufes der Polarisationskurve in einem sauren Medium<br />

gemessen (siehe unten). Das Metall wird einem wachsenden<br />

Potential ausgesetzt <strong>und</strong> die entsprechende Intensität wird<br />

aufgezeichnet.<br />

Transpassivität<br />

Passivität<br />

Präpassivität<br />

Up<br />

Aktivität<br />

Immunität<br />

Polarisationskurve in saurem Medium<br />

Potential U<br />

Kathodische Kurve<br />

Anodische Kurve<br />

UP = Lochfraßpotential<br />

Stromdichte (I)<br />

In einem Medium mit geringer Oxidationskraft schneidet die kathodische<br />

Polarisationskurve (M Kurve) die anodische Kurve unterhalb des<br />

Lochfraßpotentials: das Metall bleibt intakt.<br />

In einem Medium mit hoher Oxidationskraft schneidet die kathodische<br />

Polarisationskurve (B Kurve) die anodische Kurve oberhalb des<br />

Lochfraßpotentials: Lochfraß entsteht.<br />

M<br />

B<br />

Die Ablesung des Stroms bei maximaler Aktivität erlaubt eine<br />

Klassifizierung der Beständigkeit der verschiedenen <strong>Stahl</strong>sorten<br />

gegenüber dieser <strong>Korrosion</strong>sart (siehe Abbildung 7).<br />

Im Allgemeinen gilt: je höher der Strom, desto schneller wird die<br />

Auflösung sein <strong>und</strong> desto niedriger wird die Beständigkeit der<br />

<strong>Stahl</strong>sorte sein.<br />

100<br />

10<br />

1<br />

0.1<br />

0.01<br />

K09 K03 K30 K41 K39 K45 K44 16-4<br />

Mn<br />

18-9E 17-4<br />

Mn<br />

Abbildung 7: Kritische Stromdichte “icrit” bei<br />

maximaler Aktivität in desoxidiertem H2SO2 bei 23°C.<br />

18-11<br />

ML<br />

><br />

Unsere Empfehlung<br />

Um diese <strong>Korrosion</strong>sart zu vermeiden,<br />

sollte entsprechend dem Säuregrad des<br />

Mediums, in dem der Werkstoff zum<br />

Einsatz kommen soll, eine passende<br />

<strong>Stahl</strong>sorte gewählt werden. Wir weisen<br />

auf den vorteilhaften Einfluss von Chrom <strong>und</strong> von Molybdän<br />

hin. Diese verstärken die Passivschicht <strong>und</strong> bieten den Vorteil<br />

der kombinierten Wirkung edler Legierungen (Nickel, Molybdän<br />

<strong>und</strong> Kupfer), die eine Auflösung des Materials verlangsamen,<br />

sobald die Passivschicht beschädigt wird.<br />

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