thema thema Maria Josef » Maria, eine Frau der Superlative, gilt als die schönste aller Frauen, ist grenzenlos bekannt und die meist porträtierte Frau der Welt.« Foto: Bechstet Josef bleibt trotz anfänglicher Zweifel bei Maria, obwohl er noch nie mit ihr zusammen gewesen ist, bis sie ihren Sohn geboren hat. Die Zeit der Schwangerschaft ist nicht einfach für Maria, vor allem nicht in den letzten Wochen. Wegen einer Volkszählung des Kaisers Augustus müssen sie in den Geburtsort von Josef, nach Betlehem, reisen. Die große körperliche Belastung, die vollkommen vergebliche Herbergssuche sind erschwerend und ängstigen sie. Und so kommt Jesus, weil es keine andere Möglichkeit gibt, in einem Stall zur Welt. Sicherlich hat Maria sich eine etwas schönere Unterbringung gewünscht, aber es sollte nicht sein. Welche Ängste und Nöte haben diese junge Mutter in Zeiten, die eigentlich erfüllt sind von Glück und Vorfreude auf die Geburt eines Kindes, bedrückt und begleitet? Und doch steht sie mit Josef an der Krippe, in der dieses Kind liegt, und die tiefe Liebe und Zuneigung zu ihrem Sohn und das Vertrauen auf Gott spiegeln sich in Ihrem Lächeln wider, das, so glaube ich, von jeder Mutter nachempfunden werden kann. Anne Brandt Josef tat, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte Bei manchen Krippen muss man genau hinsehen, um den heiligen Josef von den Hirten unterscheiden zu können; dann meistens daran, wer einen Wams aus Schaffell trägt und wer nicht. Und spätestens, wenn sich die Heiligen Drei Könige einstellen, wandert seine Figur in den Hintergrund. Das passt auch zu den Evangelien, in denen er nur an einigen wenigen Stellen erwähnt wird. Und es ist letztlich nicht erstaunlich, dass er angesichts des unermesslichen Geschehens der Menschwerdung des Gottessohnes Jesus Christus eher an den Rand gedrängt wird. Wahrscheinlich ist das aber genau der Platz, der ihm selbst als angemessen erscheinen würde. Denn das Wenige, was wir aus der heiligen Schrift über ihn wissen, kann uns nur in Staunen versetzen: Was für ein Mann! Der zwar auf den edlen Stammbaum des „Hauses David“ verweisen kann, selbst aber nur ein einfacher Zimmermann ist. Einer, der sich nicht mal ein anständiges Zimmer in der Herberge leisten kann, denn ob dort Platz ist oder nicht, dürfte damals wie heute auch eine Frage des Geldbeutels gewesen sein. Aber dass er überhaupt dort ist, im Stall in Betlehem, das ist schon erstaunlich. Als nämlich deutlich wird, dass Maria schwanger ist und er weiß: nicht von mir, da will Josef sie nicht öffentlich verstoßen, sondern sich in aller Stille von ihr trennen. Denn er war „gerecht“ und „wollte sie nicht bloßstellen“, wie der Evangelist Matthäus berichtet. Mehr noch: Der Engel des Herrn erscheint ihm im Traum und sagt: „Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist“ (Mt 1,20). Was für eine unfassbare Zumutung für einen Mann in der damaligen patriarchalischen Welt! Da müsste er doch eigentlich wütend aufbegehren: Mit mir nicht! Ich will das nicht, es passt mir nicht, ich verliere mein Gesicht und werde zum Gespött der Leute! Und das in Nazaret, einem Örtchen, in dem so eine Nachricht natürlich gleich die Runde machen wird. – Und wenn schon kein Aufbegehren, warum macht er sich nicht auf und davon, wie er es ja eh bereits geplant hatte? Doch er zeigt Demut und dadurch wahre Größe – und nicht zuletzt Liebe. Josef wählt den steinigen Weg, auf den Gottes Wort ihn schickt. Er läuft nicht davon, sondern er „steht seinen Mann“, wie man heute sagen würde, und trägt Sorge für Maria und das Kind. Und noch ein zweites Mal wird Josef auf Gottes Wort hören und seiner Weisung folgen, die beschwerliche Reise nach Ägypten antreten und so seine Familie vor der Nachstellung des Herodes retten. Das macht den heiligen Josef aus: Sich selbst nicht wichtig nehmen, auf Gottes Wort hören, seinen Willen erkennen und dann einfach: handeln. Auch wenn das nicht bequem ist. Darum ist er der beste Patron, den die Kirche sich wünschen kann (und er ist das, seit Papst Pius IX. ihn 1870 dazu ernannt hat). Oliver Ehrnstorfer 6 7