Dokument 1.pdf - Quartiersmanagement Brunnenviertel ...
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Gastbeitrag<br />
Nächte im Schummerlicht<br />
Die Redaktion lädt Bewohner, Nachbarn und Aktive ein, ihre Sicht auf das Leben im <strong>Brunnenviertel</strong><br />
aufzuschreiben. In loser Folge werden diese ganz persönlichen <strong>Brunnenviertel</strong>-Geschichten im<br />
Kiezmagazin veröffentlicht. Die Texte sollen das<br />
mit einer subjektiven Note bereichern,<br />
sie geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. In diesem Gastbeitrag schaut sich<br />
Corinna Neinaß die Straßenlaternen im Kiez an, die zu ihrer Freude überwiegend Gaslaternen sind.<br />
Stimmungsvoll: Gaslaternen wie diese in der Gartenstadt Altlantic gibt es überall im <strong>Brunnenviertel</strong>. Foto: Peter Wurm/ www.pwfg.de<br />
Allmählich wird es Frühling, die Tage werden<br />
länger. Dann werde ich die schönen Straßenlaternen<br />
hier im <strong>Brunnenviertel</strong> nur noch selten<br />
leuchten sehen. Ich meine die Gaslaternen, die mir seit<br />
den Protesten gegen ihren Abbau im letzten Frühjahr<br />
irgendwie lieb geworden sind. Sie stehen zu beiden<br />
Seiten der Brunnenstraße, und tagsüber beachtet man<br />
sie vielleicht kaum. Man schaut auf die Straßen- und<br />
Verkehrsschilder, wirft etwas in die orangefarbenen<br />
Mülleimer, oder findet einen Werbezettel. Mit Einbruch<br />
der Dunkelheit erhellen sie die Wege mit einem ganz<br />
besonderen, warmen Licht. Das könnte sich jedoch<br />
bald ändern, denn sie sollen durch Elektrolicht ersetzt<br />
werden.<br />
Bevor ich ins <strong>Brunnenviertel</strong> zog, wohnte ich im Ostteil<br />
der Stadt, und Straßenbeleuchtung war fast ausnahmslos<br />
Elektrolicht. Das Licht der Gaslaternen blieb nach<br />
dem Krieg nur in Randbezirken erhalten. Im Westteil<br />
brennen sie aber noch in vielen Wohnvierteln. Nach<br />
der Blockade West-Berlins 1948/49 entschied man sich<br />
hier für ihre Instandsetzung. Noch immer gibt es fast<br />
43.000 Exemplare in der Stadt, das ist etwa ein Fünftel<br />
aller Straßenlaternen Berlins.<br />
Das goldgelbe Licht der Gaslaternen ist anders als Elektrolicht.<br />
Während man in Prag neue Gaslaternen installiert,<br />
um ein historisches Ambiente zu schaffen, haben<br />
wir das Flair direkt vor der Haustür. Im Winter nutze ich<br />
die frühen Abendstunden gern für einen Spaziergang<br />
in diesem angenehmen Licht. Ulrike von gegenüber<br />
ist auch froh, dass die Beleuchtung hier nicht mehr so<br />
kalt und grell ist wie früher im Ostteil. In der warmen<br />
Jahreszeit sitzt sie oft lange mit ihren Gästen auf dem<br />
Balkon und genießt die schöne Atmosphäre.<br />
Im Berliner Senat ist man allerdings der Auffassung,<br />
dass Straßenbeleuchtung nicht allein dazu da ist,<br />
sich wohlzufühlen. Das Sicherheitsgefühl der Bürger<br />
sei wichtig und die Verkehrssicherheit. Meine Eltern<br />
schimpften bei einem Besuch sogar mal über dieses<br />
Schummerlicht, und eine Frau mit Hund, die ich fragte,<br />
beklagte sich über den häufigen Ausfall der Laternen.<br />
An einigen der grünen Maste entdecke ich Zettel mit<br />
einer kostenfreien Nummer, unter der man Störungen<br />
rund um die Uhr melden kann.<br />
Die Gaslaternen werden einmal im Jahr gewartet, und<br />
diese Wartung kostet zusammen mit den Betriebs-<br />
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