Dokument 1.pdf - Quartiersmanagement Brunnenviertel ...
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Gastbeitrag<br />
kosten über 500 Euro pro Laterne im<br />
Jahr. Allerdings nur bei den Reihenleuchten,<br />
die manchmal neun Glühstrümpfe<br />
haben. Glühstrümpfe sind<br />
das Leuchtmittel der Gaslaterne und<br />
werden heute nur noch in Indien produziert.<br />
Die Aufsatzleuchten haben<br />
meist nur vier Glühstrümpfe, und die<br />
Wartung ist nicht ganz so teuer. Vielleicht<br />
habe ich ja mal Glück und sehe,<br />
wie jemand die Leiter anstellt, den<br />
metallenen Aufsatz hochklappt und<br />
die neuen „Strümpfe“ aus der Tasche<br />
zieht.<br />
Diesen Begriff Glühstrümpfe fand<br />
Peter, ein befreundeter Fotograf, in<br />
seiner Kindheit immer sehr geheimnisvoll.<br />
Er wohnt in der Gartenstadt<br />
Atlantic, und die Gaslaternen empfindet er als etwas<br />
Typisches für Berlin. Bei Kosten und CO 2<br />
-Ausstoß<br />
sieht er zwar durchaus Potential für Verbesserung,<br />
von der Leuchtstofflampe „Jessica“, mit der die Köpfe<br />
der so genannten Reihenleuchten ausgetauscht werden<br />
sollen, hält er allerdings nicht so viel. Statt 49 Gigawattstunden<br />
im Jahr verbrauchen sie zwar nur 1,4<br />
Gigawattstunden, teilen sich mit anderen Leuchtstofflampen<br />
jedoch das Entsorgungsproblem. In der Ackerstraße<br />
entdecke ich noch Reihenleuchten. Nach 2015<br />
sind sie wohl auch dort verschwunden – und damit ein<br />
Stück Berlin, schließlich wurden sie nach dem Krieg in<br />
der 1950ern in unserer Stadt entwickelt und getestet.<br />
Leuchtend: Gaslaternenmusem<br />
Im <strong>Brunnenviertel</strong> sind die meisten Straßenlaternen Gaslaternen.<br />
Auch in anderen Teilen im ehemaligen Westberlin sind sehr viele<br />
Gaslaternen zu finden, in Berlin gibt es mit etwa 43.000 noch so<br />
viele Gaslaternen wie in keiner anderen europäischen Stadt. Daher<br />
wundert es nicht, dass es in Berlin das größte Gaslaternenmuseum<br />
gibt. Bereits 1978 wurde das Freitlichtmuseum am Rande<br />
des Großen Tiergartens (Nähe S-Bahnhof Tiergarten) eingerichtet.<br />
Der Berliner Senat betreibt es gemeinsam mit den Berliner<br />
Gaswerken, das Deutsche Technikmuseum Berlin betreut das Projekt.<br />
Es handelt sich um die größte Sammlung von Gaslaternen in<br />
Europa. Die ständige Ausstellung ist rund um die Uhr zugänglich,<br />
mit der Dämmerung werden die Laternen eingeschaltet. dh<br />
Von der Altbausubstanz steht im <strong>Brunnenviertel</strong> nicht<br />
mehr viel, und so bin ich dankbar, dass zumindest die<br />
Gaslaternen erhalten wurden. Sie erzählen mir etwas<br />
über die Vergangenheit und schaffen durchaus Lebensqualität.<br />
Reicht das nicht für den Denkmalschutz?<br />
In einigen Jahren, wenn die LED-Technik bezahlbarer<br />
geworden ist, sollen auch diese Aufsatzleuchten auf<br />
Elektrobetrieb umgestellt werden. Ihr Design bliebe<br />
dabei erhalten. Bei vergleichbarer Lichtqualität werden<br />
dann die Betriebskosten erheblich geringer ausfallen.<br />
Für die nächsten drei Jahre wird das Licht zwischen<br />
den grünen Masten und den graumetallenen<br />
Aufsätzen aber noch durch Gas erzeugt. Und hoffentlich<br />
noch länger.<br />
Corinna Neinaß ist Diplom-Dolmetscherin für Englisch<br />
und Spanisch und führt seit 20 Jahren Gäste durch Berlin.<br />
2007 zog sie ins <strong>Brunnenviertel</strong> und erschließt sich von<br />
hier aus Themen für neue Stadttouren, wie zum Beispiel<br />
Industrie- und Wohnarchitektur. Die Diskussion über die<br />
geplante Abschaffung der Gaslaternen in der Stadt inspirierte<br />
sie dazu, für das Kiezmagazin einen Gastbeitrag zu<br />
schreiben.<br />
Man muss sie nicht suchen, denn sie stehen noch überall in den Straßen rechts und links der Brunnenstraße: Gaslaternen, hier eine Hängeleuchte.<br />
Falls die Straßenlaternen mal versagen, kann man die kostenfreie Nummer anrufen, die an einigen Laternen angeschlagen stehen. Foto: Corinna Neinaß<br />
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