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Sicherung der Welternährung - GIZ

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Ländliche Entwicklung und Agrarwirtschaft<br />

Themeninfo<br />

<strong>Sicherung</strong> <strong>der</strong> <strong>Welternährung</strong><br />

Hintergrund<br />

Die Reduzierung von Armut und Hunger ist das erste<br />

<strong>der</strong> acht Millenniumsentwicklungsziele. Es ist dann<br />

erreicht, wenn sich bis zum Jahr 2015 <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong><br />

Menschen, die Hunger leiden, im Vergleich zu 1990<br />

halbiert hat. Ob es erreicht wird, erscheint mehr als<br />

fraglich. Seit 1997 steigt die Zahl <strong>der</strong> Hungernden<br />

wie<strong>der</strong> und überschritt 2009 erstmals seit 1970 wie<strong>der</strong><br />

die Milliardengrenze. Das ist ein Siebtel <strong>der</strong> Weltbevölkerung.<br />

Die Gründe für den erneuten Anstieg sind<br />

auf die weltweit gestiegenen Preise für Nahrungsmittel<br />

sowie die globale Finanz- und Wirtschaftskrise zurückzuführen.<br />

Es gibt jedoch auch Erfolgsbeispiele.<br />

Län<strong>der</strong> wie Ghana, Ekuador, Peru, Armenien und<br />

Vietnam haben bereits die Zahl <strong>der</strong> Hungernden halbiert<br />

und damit das Millenniumsentwicklungsziel 1<br />

erreicht.<br />

Die globale Situation: Zahlen, Daten, Fakten<br />

Die Nahrungsmittelproduktion <strong>der</strong> Welt reicht aus,<br />

um alle Menschen zu ernähren, aber:<br />

• Knapp eine Milliarde Menschen leiden an Hunger<br />

und Unterernährung, vor allem in Südasien und Subsahara<br />

Afrika.<br />

• Etwa eine Milliarde Menschen sind ernährungsgefährdet;<br />

sie leben von etwa zwei US-Dollar pro Tag<br />

und geben etwa 60 bis 80 Prozent ihres Einkommens<br />

für Nahrungsmittel aus<br />

• Der Mangel an (Mikro-)Nährstoffen, <strong>der</strong> sogenannte<br />

hidden hunger, verschärft die Unterernährung.<br />

• 70 Prozent <strong>der</strong> Unterernährten leben in Län<strong>der</strong>n mit<br />

Nahrungsmittelüberschuss.<br />

• Weltweit sind 1,6 Milliarden Menschen übergewichtig.<br />

Unter- und Übergewicht treten oft in <strong>der</strong> gleichen<br />

Gesellschaftsschicht o<strong>der</strong> sogar innerhalb <strong>der</strong> gleichen<br />

Familie auf; man spricht hier von double burden. Dies ist<br />

ein zunehmendes Problem vor allem in Schwellen-,<br />

aber auch in Entwicklungslän<strong>der</strong>n.<br />

Die Ernährungssicherheit wird von verschiedenen<br />

Faktoren beeinflusst. Die wichtigsten sind knapper<br />

werdende Ressourcen, anhaltendes Bevölkerungswachstum<br />

und sich verän<strong>der</strong>nde Verzehrsgewohnheiten,<br />

fehlende Kaufkraft, unzureichen<strong>der</strong> Marktzugang,<br />

unfaire Handelsbedingungen sowie Krisen und Konflikte.<br />

Gemeinhin werden vier Problematiken <strong>der</strong> Ernährungssicherheit<br />

unterschieden:<br />

Ressourcenproblematik: Wasser, Boden und Nährstoffe<br />

werden zunehmend knapper, die Artenvielfalt geht<br />

kontinuierlich zurück. Dazu kommt, dass diese Ressourcen<br />

ungleich verteilt sind und vielen Menschen<br />

<strong>der</strong> Zugang dazu fehlt. Der Klimawandel und seine<br />

Folgen, die zunehmende Urbanisierung und häufig<br />

auch die unsachgemäße Bewirtschaftung <strong>der</strong> Agrarflächen<br />

erhöhen den Druck auf die landwirtschaftlich<br />

nutzbaren Böden. Das führt unter an<strong>der</strong>em zu einer<br />

Degradierung von Landflächen, einer Reduktion <strong>der</strong><br />

Bodenfruchtbarkeit und somit für viele zu einem Verlust<br />

<strong>der</strong> Lebensgrundlage.<br />

Zusätzlich verschärft wird diese Situation durch die<br />

Zunahme großflächiger Landkäufe und langfristiger<br />

Pachten durch meist ausländische Investoren. Das<br />

führt in den betroffenen Gebieten in <strong>der</strong> Regel zur<br />

Zunahme von Landkonflikten, zu Umsiedlung und<br />

Vertreibung und zur Landflucht <strong>der</strong> ansässigen Bevölkerung.<br />

Auch die steigende Nachfrage nach nachwachsenden<br />

Rohstoffen zur energetischen und stofflichen<br />

Nutzung erhöht den Druck. Um nicht zu verhungern,<br />

holen die Menschen das Letzte aus <strong>der</strong> Natur<br />

heraus und schädigen sie so nachhaltig. Damit gefährden<br />

sie auch die Ernährung zukünftiger Generationen.


Versorgungs- und Verteilungsproblematik: Im Jahr<br />

2050 müssen zirka neun Milliarden Menschen ernährt<br />

werden. Das bedeutet, dass im Vergleich zu heute die<br />

Nahrungsmittelproduktion um zirka 70 Prozent gesteigert<br />

werden muss, vor allem in Entwicklungslän<strong>der</strong>n.<br />

Parallel nimmt die Nachfrage nach Agrarrohstoffen<br />

zu. Und gleichzeitig führen steigende Einkommen<br />

und verän<strong>der</strong>te Verzehrgewohnheiten in Schwellenlän<strong>der</strong>n<br />

zu einer wachsenden Nachfrage nach tierischen<br />

Produkten und Fertiggerichten. Die Folge ist,<br />

dass <strong>der</strong> Anbau von Energie-, Faser- und Futterpflanzen<br />

mit dem Anbau für Grundnahrungsmittel zunehmend<br />

um die vorhandenen landwirtschaftlichen Nutzflächen<br />

konkurrieren. Schon heute dient ein Drittel<br />

<strong>der</strong> weltweiten pflanzlichen Produktion zur Herstellung<br />

von Futtermitteln. Zu diesem Versorgungskommt<br />

noch ein Verteilungsproblem hinzu. Fehlende<br />

Kaufkraft und unzureichen<strong>der</strong> Marktzugang können<br />

auch bei ausreichendem Angebot dazu führen, dass<br />

sich die Armen nicht mit genügend qualitativ hochwertigen<br />

Lebensmitteln versorgen können.<br />

Während einerseits Hunger herrscht, leiden an<strong>der</strong>erseits<br />

weltweit ca. 1,5 Mrd. Menschen an Übergewicht.<br />

In Industrie- und Schwellenlän<strong>der</strong>n gehen 30 Prozent<br />

<strong>der</strong> Lebensmittel aufgrund von Verschwendung (food<br />

waste) verloren. In Entwicklungslän<strong>der</strong>n ist das Problem<br />

ein an<strong>der</strong>es. Aufgrund fehlen<strong>der</strong> o<strong>der</strong> schlechter<br />

Verarbeitung, Transporte o<strong>der</strong> Kühlung kommt es<br />

hier zu Nachernteverlusten (food losses) in Höhe von<br />

etwa 30 bis 50 Prozent.<br />

Problematik von fragiler Staatlichkeit und Konflikten:<br />

Fragile Staatlichkeit min<strong>der</strong>t Investitionen, vor allem<br />

im ländlichen Raum. Es fehlen Kapital und landwirtschaftliche<br />

Betriebsmittel, die Kontrolle über Land<br />

und Wasser steht im Zentrum kriegerischer Auseinan<strong>der</strong>setzungen.<br />

Die schlechte Sicherheitslage und die<br />

zerstörte Infrastruktur erschweren die Versorgung <strong>der</strong><br />

Betroffenen mit Nahrungsmitteln. Oftmals verlieren<br />

o<strong>der</strong> verlassen sie ihre Produktions- und Lebensgrundlage<br />

und sind auf externe Unterstützung angewiesen.<br />

Der Aufbau beziehungsweise Wie<strong>der</strong>aufbau nachhaltiger<br />

Produktionssysteme und einer funktionierenden<br />

Wirtschaft wird erschwert.<br />

Sozio-ökonomische Problematik: Unfaire Wettbewerbsbedingungen<br />

im Weltagrarhandel tragen ebenfalls<br />

mit zu Ernährungsunsicherheit und Hunger bei.<br />

Während die Industrielän<strong>der</strong> einerseits Druck auf die<br />

Entwicklungslän<strong>der</strong> ausüben, ihre Märkte zu öffnen,<br />

subventionieren sie an<strong>der</strong>erseits ihre eigene Landwirtschaft<br />

mit Milliardenbeträgen. Die Folge ist, dass die<br />

internationalen Rohstoffpreise für Agrargüter durchschnittlich<br />

fünf Prozent unterhalb ihres<br />

Wettbewerbsniveaus liegen. Die Erzeugnisse <strong>der</strong><br />

Kleinbäuerinnen und -bauern werden vom Markt<br />

verdrängt, weil sie damit nicht konkurrieren können,<br />

ihre Einkommen sinken. Dementsprechend steigt<br />

häufig die Abhängigkeit von Nahrungsmittelimporten.<br />

Rund 60 Prozent <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> mit mittlerem Einkommen<br />

(MIC) und 70 Prozent <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> mit niedrigem<br />

Einkommen (LIC) sind heute Nettoimporteure von<br />

Grundnahrungsmitteln, gleichzeitig produzieren nur<br />

noch wenige Län<strong>der</strong> in großem Umfang für den<br />

Weltmarkt. Dies führte bereits mehrfach zu schwerwiegenden<br />

Versorgungsengpässen, als einige <strong>der</strong> größten<br />

Nahrungsmittel-Exportlän<strong>der</strong> aufgrund von klimatisch<br />

bedingten Ernteausfällen kurzfristig Handelsbeschränkungen<br />

und Ausfuhrverbote verhängten. Eine<br />

zusätzliche Herausfor<strong>der</strong>ung ist die Preisvolatilität von<br />

Nahrungsmitteln und Agrarprodukten auf den regionalen<br />

und internationalen Märkten. Dies wird zum<br />

einen durch Produktionsausfälle o<strong>der</strong> schwankende<br />

Inputpreise verursacht, zum an<strong>der</strong>en durch politisch<br />

induzierte Än<strong>der</strong>ungen von Angebot und Nachfrage<br />

o<strong>der</strong> durch Spekulationen von Investoren. Auf Haushaltsebene<br />

wird die Ernährungsunsicherheit durch<br />

fehlende gleichberechtigte Teilhabe von Männern und<br />

Frauen an Ressourcen verstärkt.<br />

1. Entwicklungspolitik allein kann die <strong>Welternährung</strong><br />

nicht sichern, sie ist auf die Kooperation mit an<strong>der</strong>en<br />

Politikfel<strong>der</strong>n angewiesen. Eine zentrale Rolle spielen<br />

hier die nationalen Regierungen, die <strong>der</strong> Ernährungssicherung<br />

zum Teil bereits eine hohe politische Priorität<br />

einräumen. Zu diesen Län<strong>der</strong>n gehören beispielsweise<br />

Ghana, Malawi, Guatemala und Mosambik. Auf <strong>der</strong><br />

regionalen Ebene beschäftigt sich die EU im Rahmen<br />

ihrer Entwicklungs- und gemeinsamen Agrarpolitik<br />

(GAP) verstärkt mit dem Thema <strong>Welternährung</strong> und<br />

Hungerbekämpfung. Im afrikanischen Raum ist<br />

CAADP (Comprehensive Africa Agriculture Development<br />

Programme) die weltweit einzigartige und kontinentale<br />

Initiative zur ländlichen und landwirtschaftlichen<br />

Entwicklung. Das Programm wird von NEPAD (New<br />

Partnership for Africa's Development) und <strong>der</strong> AU (African<br />

Union) getragen und von <strong>der</strong> internationalen Gebergemeinschaft<br />

unterstützt. Auch international bildet<br />

sich eine neue Ernährungssicherungsarchitektur heraus.<br />

So gibt es auf UN-Ebene den Rahmenaktionsplan<br />

zur sinnvollen Verknüpfung kurz-, mittel- und längerfristiger<br />

Maßnahmen zur Ernährungssicherung (CFA).<br />

Seine Kernfor<strong>der</strong>ung ist die Verknüpfung von kurzfristigen<br />

Strategien zur Bekämpfung akuter Unterernährung<br />

mit langfristigen Strategien zur strukturellen<br />

<strong>Sicherung</strong> einer qualitativ hochwertigen und nährstoffreichen<br />

Ernährung. Auch die G8 haben sich mit <strong>der</strong><br />

L’Aquila Initiative für Ernährungssicherung dem<br />

Thema verpflichtet, ebenso die G20 mit dem Food<br />

Security Pillar.


Unsere Standpunkte<br />

Die Ursachen von Unter- und Fehlernährung sind<br />

sehr komplex. Daher erfor<strong>der</strong>t die nachhaltige Reduzierung<br />

<strong>der</strong> Ernährungsunsicherheit Anstrengungen,<br />

die dem gerecht werden.<br />

Vor diesem Hintergrund vertritt die <strong>GIZ</strong> die folgenden<br />

Standpunkte:<br />

1. Ernährungssicherung braucht kleinbäuerliche<br />

Produktion<br />

Die landwirtschaftliche Produktion und Produktivität,<br />

insbeson<strong>der</strong>e die kleinbäuerliche Landwirtschaft<br />

in Entwicklungslän<strong>der</strong>n muss langfristig gesteigert<br />

und auf hohem Niveau stabilisiert werden.<br />

Landwirtschaftliche För<strong>der</strong>maßnahmen müssen<br />

sich konsequent am Leitbild <strong>der</strong> nachhaltigen<br />

Entwicklung und des ökologischen Wirtschaftens<br />

ausrichten.<br />

2. Ohne Rechtssicherheit keine Ernährungssicherung<br />

Dazu gehören insbeson<strong>der</strong>e Land- und Wasserrechte<br />

sowie Nutzungs- und Verfügungsrechte,<br />

insbeson<strong>der</strong>e für Frauen. Weitere Rahmenbedingungen<br />

sind gute Regierungsführung, die Eindämmung<br />

von Korruption und gewalttätig ausgetragenen<br />

Konflikten sowie <strong>der</strong> Abbau von Handelshemmnissen.<br />

3. Mädchen und Frauen brauchen mehr Rechte<br />

und bessere Bildung<br />

Frauen und Mädchen nehmen vielfältige Aufgaben<br />

in <strong>der</strong> Landwirtschaft, Viehhaltung und Familienfürsorge<br />

wahr, insbeson<strong>der</strong>e auch in <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>ernährung.<br />

Sie sind die Hauptproduzentinnen<br />

von Nahrungsmitteln, sowohl für den Eigenverbrauch<br />

als auch für den Markt. Deshalb ist es entscheidend,<br />

die Bildung und die Rechte von Frauen<br />

und Mädchen zu verbessern, und zwar unter Berücksichtigung<br />

ihrer beson<strong>der</strong>en Bedürfnisse und<br />

Interessen.<br />

4. Ernährungssicherung braucht multisektorale<br />

Mehrebenenansätze<br />

Aufgrund <strong>der</strong> vielfältigen Ursachen von Unter-,<br />

Über- und Mangelernährung sind zu <strong>der</strong>en Bekämpfung<br />

und ihrer dauerhaften Reduzierung integrierte<br />

Ansätze erfor<strong>der</strong>lich. Diese müssen die<br />

unterschiedlichen Sektoren einbeziehen und auf<br />

unterschiedlichen Ebenen ansetzen.<br />

5. Hungerbekämpfung gelingt nur mit gemeinsamer<br />

Anstrengung<br />

Um den Hunger nachhaltig zu bekämpfen, müssen<br />

kurzfristige Maßnahmen und langfristige Entwicklungsansätze<br />

zur strukturellen Ernährungssicherung<br />

eng miteinan<strong>der</strong> verzahnt werden. Daher<br />

ist die internationale Zusammenarbeit auf partnerschaftliche<br />

und koordinierte Zusammenarbeit mit<br />

an<strong>der</strong>en angewiesen. Dazu gehören die internationale<br />

Gemeinschaft, nationale Regierungen und ihre<br />

Regionalorganisationen, die Privat- und Finanzwirtschaft,<br />

Kapitalanleger und die Zivilgesellschaft.<br />

Darüber hinaus bieten innovative Partnerschaften<br />

mit <strong>der</strong> Privatwirtschaft und mit Stiftungen<br />

Kooperationsmöglichkeiten für die internationale<br />

Zusammenarbeit.<br />

Unsere Handlungsempfehlungen<br />

Die ländliche Entwicklung in Entwicklungslän<strong>der</strong>n ist<br />

von großer Bedeutung für die Ernährungssicherung.<br />

Nachhaltige Landwirtschaft und Zugang zu Ressourcen<br />

wie Boden und Wasser sind ebenso wichtig wie<br />

wirtschaftliche und soziale <strong>Sicherung</strong>ssysteme. Mit<br />

nachhaltigem Konsum können die Verbraucher in den<br />

Industrie- und Schwellenlän<strong>der</strong>n ihren Teil zur globalen<br />

Ernährungssicherung beitragen. Gefragt sind aber<br />

auch die Politiker, die entsprechende Rahmenbedingungen<br />

schaffen müssen.<br />

Nach Ansicht <strong>der</strong> <strong>GIZ</strong> sind dies die wichtigsten Handlungsempfehlungen:<br />

1. Ländliche Entwicklung an Hungerbekämpfung<br />

orientieren<br />

Die För<strong>der</strong>ung von Landwirtschaft und ländlicher<br />

Entwicklung sollte sich konsequent am Ziel <strong>der</strong><br />

Hungerbekämpfung und an <strong>Sicherung</strong> <strong>der</strong> <strong>Welternährung</strong><br />

ausrichten. Dies muss auch bei <strong>der</strong><br />

Auswahl <strong>der</strong> Zielgruppen und <strong>der</strong> Interventionsgebiete<br />

berücksichtigt werden. Grundlage hierfür<br />

sind die freiwilligen FAO-Leitlinien zum Recht<br />

auf Nahrung.<br />

2. Nachhaltige und standortgerechte Landwirtschaft<br />

för<strong>der</strong>n<br />

Dazu gehört beispielsweise die Einführung angepasster<br />

Anbaukulturen und diversifizierter Bodennutzungssysteme<br />

o<strong>der</strong> die Rehabilitierung degradierter<br />

Landflächen. In semi-ariden Gebieten,<br />

feuchteren Savannen und auf Naturweiden ist auf<br />

eine angepasste Tierhaltung ohne Überweidung zu<br />

achten. Wenn es die Boden- und


Wasserressourcen erlauben kann die internationale<br />

Zusammenarbeit die kleinbäuerliche Landwirtschaft<br />

auch mit wassereffizienten Anbaumethoden<br />

und trockenheitstoleranten Anbaukulturen för<strong>der</strong>n.<br />

3. Zugang zu Land und Wasser sichern<br />

Kleinbauern brauchen sicheren und fairen Zugang<br />

zu Wasser und Land, damit sie nachhaltig und erfolgreich<br />

wirtschaften können. Die internationale<br />

Zusammenarbeit kann die Partnerlän<strong>der</strong> dabei unterstützen,<br />

unter an<strong>der</strong>em bei <strong>der</strong> Erarbeitung und<br />

Umsetzung nationaler Politiken, Landnutzungsplanungen<br />

und Landregistrierungen. Über internationale<br />

Initiativen für mehr Information und<br />

Transparenz kann sie mit dazu beigetragen, das<br />

verantwortungslose und spekulative Land Grabbing<br />

und Water Grabbing einzudämmen. Sie kann sich<br />

dafür einsetzen, dass stattdessen nachhaltige Investitionen<br />

in die Landwirtschaft getätigt werden.<br />

4. Risiken minimieren, Vorsorge treffen<br />

Anpassung <strong>der</strong> Produktion an den Klimawandel,<br />

Ernteversicherungen und lokale Strategien zur Katastrophenvorsorge<br />

min<strong>der</strong>n das Risiko für die<br />

Bauern. Aber auch die Konsumenten haben Vorsorgemöglichkeiten.<br />

Ganz wichtig für sie sind beispielsweise<br />

ländliche <strong>Sicherung</strong>ssysteme zur Gesundheits-<br />

und Altersvorsorge. Aber auch <strong>der</strong><br />

Staat kann seinen Teil dazu beitragen. Dazu gehören<br />

zum Beispiel wirtschaftliche Regulierungsmechanismen,<br />

die extremen Preisschwankungen von<br />

Lebensmittelpreisen vorbeugen. Aber auch Maßnahmen<br />

<strong>der</strong> Lebensmittelsicherheit sowie strategische<br />

Nahrungsmittelreserven zur Überwindung<br />

akuter Nahrungsmittelkrisen und ein gut funktionierendes<br />

Frühwarnsystem.<br />

Die bessere Verzahnung und Ausrichtung von<br />

Maßnahmen <strong>der</strong> sozialen <strong>Sicherung</strong> mit Maßnahmen<br />

<strong>der</strong> ländlichen Entwicklung ist eine weitere<br />

Möglichkeit zur Reduzierung von ländlicher Armut<br />

und Ernährungsunsicherheit.<br />

5. Verluste reduzieren, Konsum nachhaltig gestalten<br />

Nahrungsmittelverluste können durch Investitionen<br />

in verbesserte Lagerhaltung und bessere Kühlung<br />

sowie in Verarbeitungs- und Transportinfrastruktur<br />

reduziert werden. Eine an<strong>der</strong>e Möglichkeit<br />

ist die Eindämmung <strong>der</strong> Nahrungsmittelverschwendung<br />

vor allem in Industrie- und Schwellenlän<strong>der</strong>n.<br />

Der verantwortungsvolle Konsum kann ebenfalls<br />

zu mehr Ernährungssicherheit beitragen, unter<br />

an<strong>der</strong>em durch die Einschränkung <strong>der</strong> Nutzung<br />

von Agrarrohstoffen zur Gewinnung von Bioenergie.<br />

Die Einschränkung des Konsums von<br />

Fleisch und Fisch aus fragilen Nutzungssystemen<br />

kann zu mehr Ernährungssicherheit beitragen.<br />

Hier sind vor allem die wohlhabenden Län<strong>der</strong> gefragt.<br />

Die freiwillige Selbstverpflichtung zur Einhaltung<br />

von Sozial- und Ökostandards ist bereits<br />

vielfach erfolgreich erprobt. Eine entsprechende<br />

Kennzeichnung <strong>der</strong> Produkte gibt den Verbrauchern<br />

die Möglichkeit, sich bewusst für nachhaltigen<br />

Konsum zu entscheiden.<br />

6. Für mehr Kohärenz einsetzen<br />

Die Organisationen <strong>der</strong> internationalen Zusammenarbeit<br />

sollten sich verstärkt für eine höhere<br />

nationale und internationale Politikkohärenz einsetzen.<br />

Zur <strong>Sicherung</strong> <strong>der</strong> <strong>Welternährung</strong> sind vor<br />

allem die Agrar-, Handels-, Fischerei- und Finanzpolitik<br />

wichtig.<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

Deutsche Gesellschaft für<br />

Internationale Zusammenarbeit (<strong>GIZ</strong>) GmbH<br />

Abteilung Ländliche Entwicklung und Agrarwirtschaft<br />

Dag-Hammarskjöld-Weg 1-5<br />

65760 Eschborn<br />

T +49 61 96 79-0<br />

F +49 61 96 79-11 15<br />

E info@giz.de<br />

I www.giz.de<br />

Kontakt<br />

Dr. Ines Reinhard<br />

E Ines.Reinhard@giz.de<br />

T +49 6196 79-1631<br />

I www.giz.de<br />

März 2013

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