Jahresbericht 2009 - Sparkasse Vest Recklinghausen
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haben wir gesehen, dass die Idee hinter Spes<br />
Viva anders ist, etwas Neues und aus Sicht<br />
der <strong>Sparkasse</strong> sehr Förderungswürdiges. Wir<br />
sind daher mit einer ordentlichen Summe<br />
ins Boot des Bürgermeisters gestiegen, um<br />
einen Teil der Betriebskosten in der dreijährigen<br />
Pilotphase zu garantieren.«<br />
Nach der Pilotphase geht es weiter, da ist Ursula<br />
Ansorge sicher: »Mittlerweile ist der ambulante<br />
Hospizdienst gut aufgestellt. Dank<br />
der Öffentlichkeitsarbeit und dank unseres<br />
Fördervereins, der den Betrieb der Station<br />
unterstützt, steht also einer Fortsetzung<br />
nichts im Wege.« Guido Bunten sieht das genauso:<br />
»Die Einrichtung hat großen Zulauf.<br />
Bereits in der zweiten Jahreshälfte 2008 haben<br />
wir 32 Patienten betreut. Was sich auf<br />
den ers ten Blick nicht nach viel anhört, wird<br />
anschaulicher durch das Wissen, dass der<br />
Bereich mit seinen vier Betten nur eine relativ<br />
kleine Einheit darstellt. <strong>2009</strong> haben wir<br />
bereits 74 Patienten betreut und nähern uns<br />
hier unseren Möglichkeiten auf dieser Station.<br />
90, vielleicht 100 Patienten im Jahr, mehr<br />
können wir nicht leisten.«<br />
»Die Existenz der Station hat sich herumgesprochen«,<br />
berichtet Claudia Berg, »und<br />
wir haben neben den Patienten, die über die<br />
Fachabteilungen auf unsere Station gelangen,<br />
mehr und mehr Verlegungen aus anderen<br />
Krankenhäusern. Sofern wir den Patz<br />
dafür haben.« Im letzten Herbst hat das<br />
Team zum ersten Mal mit Wartelisten arbeiten<br />
müssen. Der Bedarf an Einrichtungen<br />
wie Hospizen oder palliativmedizinischen<br />
Stationen steigt und steigt. Obwohl in den<br />
letzten Jahren zahlreiche Projekte entstanden<br />
sind, hält die Entwicklung kaum Schritt<br />
mit dem Bedarf. Die Deutsche Gesellschaft<br />
für Palliativmedizin dokumentiert die Entwicklung<br />
mit ihren Zahlen: von gerade einmal<br />
zwei Einrichtungen im Jahr 1986 hin zu<br />
350 Hospizen und palliativmedizinischen<br />
Stationen im Jahr 2008.<br />
Die Arbeit ist mit so viel Sinn gefüllt,<br />
dass wir aus ihr die Kraft schöpfen<br />
können, die Arbeit zu leisten.<br />
Verändert sich unser Blick auf das Sterben<br />
und den Tod? Claudia Berg sagt: »Ja. Da hat<br />
sich viel verändert. Ich habe bereits 1989 in<br />
<strong>Recklinghausen</strong> im Hospiz gearbeitet, später<br />
auf onkologischen Stationen und kenne<br />
die Hospizbewegung in Deutschland von<br />
Anfang an. Die Auseinandersetzung mit<br />
dem Tod ist wieder ein Teil der gesellschaftlichen<br />
Diskussion. Menschen setzen sich individuell<br />
oder als Familie mit dem Sterben<br />
auseinander. Dass die Frage also insgesamt<br />
wieder zum alltäglichen Menschsein gehört,<br />
verdanken wir zu einem Teil dieser Bewegung.«<br />
»Der Tod berührt doch weit mehr Bereiche<br />
als nur den Körper des Menschen«, meint<br />
Ursula Ansorge, »den Betroffenen plagen<br />
in dieser Situation gleichermaßen seelische,<br />
oft auch handfeste soziale Sorgen. Sorgen<br />
um Partner, die alleine zurückbleiben.<br />
Was früher durch den Familienverbund oder<br />
die Nachbarschaft aufgefangen wurde, fehlt<br />
heute oftmals. Wir versuchen diese Lücken<br />
durch alternative Strukturen zu schließen.«<br />
Das soziale Engage ment ist Teil dieser Struktur.<br />
Der Hospizdienst, die palliativmedizinische<br />
Station, die Stadt und ihre Bürger sowie<br />
die Dorstener Ärzteschaft knüpfen ein neues<br />
Netz. Hierdurch ist es wieder möglich, zuhause<br />
zu sterben. Das Dorstener Ärztenetz e.<br />
V. markiert den vierten Knoten im Palliativnetzwerk<br />
Dorsten.<br />
Ȇber die gesellschaftliche Durchdringung<br />
hinaus wünschen wir uns zukünftig die gesundheitspolitische<br />
An erkennung der Palliativmedizin«,<br />
formuliert Guido Bunten,<br />
»leider haben die Kostenträger die Chance<br />
vertan, an der Pilotphase teilzunehmen, um<br />
die Aufwendungen wie den Nutzen der Palliativmedizin<br />
zu ermitteln. Im Moment funktioniert<br />
es nur dank dem Engagement von verantwortungsvollen<br />
Bürgern, Vereinen oder<br />
Unterneh men.«<br />
Trotzdem schaut Claudia Berg positiv nach<br />
vorn: »Ich glaube fest, dass ein Umdenken<br />
hin zu den Wünschen der Patienten die medizinische<br />
und in der Folge auch die kostenpolitische<br />
Sichtweise verändert. Durch die<br />
Erkenntnisse der Palliativmedizin tritt der<br />
Patient mehr und mehr ins Blickfeld. Daher<br />
kann sich schlichtweg eine Umverteilung in<br />
Richtung Palliativmedizin ergeben. Das kostet<br />
nicht mehr, nützt aber dem Patienten. Es<br />
schenkt seinen letzten Tagen mehr Lebensqualität.<br />
Dazu muss ich mich aller dings mit<br />
dem Patienten befassen. Ihn in den Mittelpunkt<br />
stellen.«<br />
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