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Die Schweizer Autobahn Planung und Motive - eMuseum

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MfGZ<br />

<strong>Die</strong> <strong>Schweizer</strong> <strong>Autobahn</strong><br />

6. März bis 9. Mai 1999<br />

Was bedeutet die <strong>Autobahn</strong> für unser Land?<br />

Warum trifft das Nachdenken über sie den Nerv der Nachkriegsgesellschaft <strong>und</strong> deren Entwicklung<br />

bis heute? - Das Museum für Gestaltung Zürich <strong>und</strong> das Genfer Musée d'Ethnographie haben diese<br />

Fragen aufgegriffen; das Resultat ihrer Forschungen stellen sie 1999 einem breiten Publikum vor.<br />

Das grösste Bauwerk der Schweiz, das Nationalstrassennetz, hat bis heute keine angemessene<br />

Würdigung erfahren. Bisher wurden nur Einzelaspekte erforscht <strong>und</strong> diskutiert. <strong>Die</strong>ses Werk verdient<br />

es jedoch, als kulturelles Ganzes in den Blick genommen zu werden: von den Visionen der Anfänge<br />

über die Integration des politischen Widerstandes bis hin zur baulichen Ausgestaltung <strong>und</strong> der<br />

täglichen Aneignung.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Autobahn</strong> hat in nahezu 40 Jahren die Schweiz gewaltig verändert. Mit zunehmender<br />

Geschwindigkeit verschwinde der Raum, heisst es. Aber ist es nicht vielmehr nur der Zwischen-<br />

Raum, dessen Bedeutung sich verringert? Ähnliches gilt auch für den «Korridor» <strong>Autobahn</strong>.<br />

Einerseits verhindert seine schiere Grösse, dass er übersehen werden kann, andererseits ist er eben<br />

doch nur ein möglichst schnell zu durchquerender Transitraum - ein notwendiges Übel eben, <strong>und</strong><br />

kein Anlass für grosse Aufmerksamkeit ausserhalb seiner tatsächlichen Benutzung.<br />

Weder dem Übel noch der Notwendigkeit als Perspektive verpflichtet, geht das Projekt - in Form<br />

einer Ausstellung <strong>und</strong> einer Publikation - dem Mythos der Nationalstrasse nach. Ein Mythos, der in<br />

diesem verspäteten Pionierwerk von Beginn weg angelegt war <strong>und</strong> sich noch heute in den Riten <strong>und</strong><br />

Routinen des Alltags manifestiert. <strong>Die</strong> Idee der «Guten Form» wird hier in landesplanerische <strong>und</strong><br />

urbanistische Masstäbe übertragen. Durchsetzt ist sie vom Anspruch zukunftsorientierter Perfektion<br />

in allen Belangen: «<strong>Die</strong> besten Lösungen von heute für die Probleme von morgen!» Heute sind diese<br />

Lösungen Geschichte <strong>und</strong> Gegenwart zugleich. Darum interessiert nicht die Musealisierung des<br />

Nationalstrassennetzes, sondern das ebenso programmatische wie pragmatisch Zusammenführen<br />

verschiedener Leitmotive in diesem "Werk von gewaltigem Ausmass", wie B<strong>und</strong>esrat Philipp Etter es<br />

einmal nannte, <strong>und</strong> dessen Analyse.<br />

<strong>Die</strong> Zusammensetzung der Projektgruppe <strong>und</strong> ihre Kontakte zu interessierten Fachleuten legt eine<br />

breite Verknüpfung von Anschauungs- <strong>und</strong> Vermittlungsformen zwischen Fotografie, Architektur-,<br />

Kunst- <strong>und</strong> Alltagsgeschichte, Soziologie, Humangeographie <strong>und</strong> Volksk<strong>und</strong>e nahe.<br />

<strong>Die</strong> Recherchen <strong>und</strong> Interpretationen organisieren sich in einem Dreischritt <strong>Planung</strong> <strong>und</strong> <strong>Motive</strong>; Bau<br />

<strong>und</strong> Betrieb; Nutzung <strong>und</strong> Wirkung. Jeder dieser Schritte sucht politische, wirtschaftliche,<br />

technische, ästhetische <strong>und</strong> alltagskulturelle Aspekte von neuem zu verknüpfen.<br />

<strong>Planung</strong> <strong>und</strong> <strong>Motive</strong><br />

<strong>Die</strong> <strong>Planung</strong>sgeschichte lässt sich entlang einer Reihe von <strong>Motive</strong>n rekonstruieren, die zum Teil noch<br />

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heute die politische Diskussion beherrschen. Eine Motivgeschichte in Einzelfällen betreiben heisst<br />

aber auch, eine kritische Distanz zur Gegenwart zu gewinnen: einerseits durch Konkretisierungen<br />

gängiger Schlagworte, andererseits durch die Verbindung aktuell relevanter Begriffe mit ihren<br />

Vorläufern.<br />

<strong>Die</strong> Themen umfassen Föderalismus / Zentralismus (Visionen der Koordination oder<br />

Kommunikation); Volksrechte, Oppositionskultur; Arbeitsbeschaffung; Finanzierung (Treibstoffzoll,<br />

Vignetten, soziale Kosten usw.) ; Tourismus; Transit / <strong>Schweizer</strong> Ziel- <strong>und</strong> Quellverkehr; Umfahrung<br />

der Schweiz; Verbindung / Erschliessung, Anschluss / Vernetzung; Alpenstrassen / Talstrassen; Vom<br />

Réduit zum Réseaus; Technikbegeisterung <strong>und</strong> Technikfeindlichkeit; Vom Staubproblem zur<br />

Abgasbelastung; Landschaftsschutz, Heimat / Umwelt; Geschwindigkeit / Verzögerung (die<br />

Entwicklung im internationalen Vergleich); Kulturelle Referenzen der <strong>Schweizer</strong> <strong>Autobahn</strong>planer; <strong>Die</strong><br />

Vergangenheit als Frage vor allem der Archäologie; <strong>Die</strong> <strong>Autobahn</strong> als persönliche Passion; Soziale<br />

Riten usw.<br />

Bau <strong>und</strong> Betrieb<br />

Im Bau der <strong>Autobahn</strong> wie auch in ihrem Betrieb nehmen <strong>Motive</strong> <strong>und</strong> Pläne eine zweite Gestalt an.<br />

Jede Geschichtsschreibung hat sich demnach der dinghaften Ausgestaltung möglicher <strong>Motive</strong> zu<br />

widmen. Im Vordergr<strong>und</strong> stehen Menschen <strong>und</strong> Maschinen. Porträts <strong>und</strong> Interviews mit<br />

Ingenieuren, Tiefbauamtschefs <strong>und</strong> Arbeitern spielen zur Informationsbeschaffung <strong>und</strong> -vermittlung<br />

eine wichtige Rolle.<br />

Einige Themen: Arbeiterdörfer; Maschinen <strong>und</strong> Technik; Neues oder Bewährtes? Oder: Wieviel<br />

Fortschritt musste sein, wieviel durfte sein?; Den Namen hinter den Bauten ein Gesicht geben:<br />

Pioniere, Visionäre, Zukunftsoptimismus; Ingenieurskunst des Versteckens; Unterhalt; Renovation,<br />

Umbau, Neubau; Betreuungsapparat; Extreme: Tunnel, Pässe.<br />

Nutzung <strong>und</strong> Wirkung<br />

Was nicht geplant war, <strong>und</strong> wofür dennoch geplant wurde: das schlägt sich nieder in Nutzung <strong>und</strong><br />

Wirkung der <strong>Autobahn</strong>. Eine zwangsläufige Praxis der Aneignung steht hier im Vordergr<strong>und</strong>, die<br />

konkreten vielfältigen Gebrauchsweisen der <strong>Autobahn</strong> sollen überprüft werden. Während zum<br />

Thema Nutzung vor allem von der aktuellen Situation ausgegangen wird, wird die Wirkung der<br />

<strong>Autobahn</strong> auch im Blick zurück zu untersuchen sein. Was bedeutet es zum Beispiel, dass jene<br />

Schweiz ohne <strong>Autobahn</strong>, die noch vor kurzem Realität war, bereits nicht mehr vorstellbar ist?<br />

Einige Themen: Das Werbemotiv <strong>Autobahn</strong>; Aktuelle Dokumente <strong>und</strong> Berichterstattung<br />

(Nachrichten, Wochenschauen, Spielfilme, Amateurfilme); <strong>Die</strong> <strong>Autobahn</strong> in der Literatur;<br />

Verkehrserziehung; <strong>Autobahn</strong>tourismus in Raststätten <strong>und</strong> auf Brücken; <strong>Autobahn</strong> für die ganze<br />

Familie, für den Single, für den Geschäftsreisenden, für den Berufsfahrer; Der touristische Blick auf<br />

die Schweiz <strong>und</strong> seine Kanalisierung; Wie hat die <strong>Autobahn</strong> im Zeichen des Fortschritts die Schweiz<br />

verändert? <strong>Autobahn</strong>bau als Erschliessung neuer Territorien durch die Ersetzung anderer; Zur<br />

Metaphorik: Von der <strong>Autobahn</strong> zur Datenautobahn.<br />

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MfGZ<br />

Organisation<br />

<strong>Die</strong> Projektgruppe (s.u.) arbeitet seit Sommer 1997 am Ausstellungsprojekt "<strong>Die</strong> <strong>Schweizer</strong><br />

<strong>Autobahn</strong>". Parallel dazu erarbeitet Nicolas Faure auf <strong>und</strong> neben der <strong>Autobahn</strong> eine grosse<br />

Fotoarbeit unter dem Arbeitstitel "<strong>Die</strong> Neue Schweiz", die zur wissenschaftlichen Arbeit<br />

komplementär angelegt ist.<br />

Zeitplan<br />

Übersicht (Ereignisse, Akteure, Literatur, Materialbereitstellung): Dezember 1996 bis September<br />

1997<br />

1. Etappe der Interpretationen: "<strong>Planung</strong> <strong>und</strong> <strong>Motive</strong>": Oktober 1997 bis Januar 1998<br />

2. Etappe der Interpretationen: "Bau <strong>und</strong> Betrieb": Februar 1998 bis März 1998<br />

2. Etappe der Interpretationen: "Nutzung <strong>und</strong> Wirkung": April 1998 bis August 1998<br />

Ende Schlussredaktion der Texte für die Begleitpublikation: 31. August 1998<br />

Produktion der Begleitpublikation: September 1998 bis November 1998<br />

Produktion der Ausstellung: November 1998 bis Februar 1999<br />

Eröffnung der Ausstellung in Zürich: Ende Februar 1999<br />

Eröfffnung der Ausstellung in Genf: Sommer 1999<br />

MITARBEITER<br />

Bernard Crettaz*1938. Soziologe aus dem Val d'Anniviers (Wallis), Lehrbeauftragter für Soziologie<br />

an der Universität Genf, Konservator am Genfer Musée d'Ethnographie, Abteilung Europa.<br />

Verantwortlicher Leiter der Dépendance des Museums in Conches. Ausgewiesener Kenner der<br />

zeitgenössischen Alpenwelt. Publikationen <strong>und</strong> Ausstellungen zu wichtigen nationalen <strong>und</strong><br />

historischen Themen der Schweiz <strong>und</strong> der ländlichen Ethnologie, aber auch zu avantgardistischen<br />

Problemstellungen wie etwa der "Disneylandisierung" der Bergdörfer. Präsident der<br />

Studiengesellschaft Thanatologie (Société d'études thanatologiques).<br />

Nicolas Faure *1949. Kommt 1974 als Autodidakt zur Fotografie. 1975-82 in New York. Tätig u.a.<br />

für verschiedene Zeitschriften (darunter "Geo", "Actuel", "L'hebdo", "L'illustré") in Werbung <strong>und</strong><br />

Mode. Ausstellungen <strong>und</strong> Publikationen (Auswahl): 1978 Suyam Gallery, New York; 1979 "American<br />

Vision", New York; 1981 "Junge <strong>Schweizer</strong> Photographen", <strong>Schweizer</strong>ische Stiftung für die<br />

Photographie, Kunsthaus Zürich; 1984 "Good bye Manhattan" (Panorama Verlag); 1990 "Wichtige<br />

Bilder" (Museum für Gestaltung Zürich); 1992 "Switzerland on the Rocks" (Scalo Verlag); 1992 "La<br />

Suisse vue par les autres" (Scalo Verlag); 1995 "Face à face", Centre de la photographie Genève;<br />

1997 "Alpenblick", Kunsthalle Wien.<br />

Christophe Gros *1952. Ethnologe, Genf. Studienabschluss mit einer Forschungsarbeit in der<br />

Bergregion (Uri, Tessin, Wallis, Waadt, Graubünden). Arbeitet als Assistent des Konservators im<br />

Musée d'Ethnographie. Sammlungsbetreuung mittels EDV-unterstützter Inventarisierung (Musinfo)<br />

<strong>und</strong> Beteiligung an sämtlichen museografischen Aktivitäten der Europäischen Abteilung. Ausbildung<br />

in Umweltwissenschaften an der Idhcap-Lausanne <strong>und</strong> in Humanökologie in Genf.<br />

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MfGZ<br />

Martin Heller *1952. Höhere Schule für Gestaltung Basel, danach Studium der Kunstgeschichte,<br />

Ethnologie <strong>und</strong> Volksk<strong>und</strong>e an der Universität Basel. Kunstkritik, Vermittlungs- <strong>und</strong><br />

Beratungstätigkeit. Ab 1986 Kurator am Museum für Gestaltung Zürich, ab 1991 Leitung des<br />

gesamten Museumsbereichs, ab 1997 auch des Museums Bellerive. Zahlreiche Ausstellungen <strong>und</strong><br />

Publikationen insbesondere zu Design, Visueller Kommunikation, Alltagskultur. Vorträge <strong>und</strong><br />

Lehraufträge, zurzeit Gastprofessor an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe.<br />

Andreas Volk *1957. Studium der Soziologie, Pädagogik <strong>und</strong> Psychologie an der Universität Zürich.<br />

1986-93 Assistent am Soziologischen Insitut der Universität, 1993-96 Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

am Geographischen Institut der Universität (Anthropo- <strong>und</strong> Sozialgeographie). 1983-86<br />

redaktioneller Mitarbeiter bei der Kulturzeitschrift "Der Alltag". Seit 1988 Herausgeber der Zeitschrift<br />

"Soziographie" <strong>und</strong> verschiedener Sammelbände von <strong>und</strong> über Siegfried Kracauer sowie Fotografie.<br />

Seit Anfang 1996 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Museum für Gestaltung Zürich. Seit Mitte 1996<br />

Mitarbeit im Nationalfondsprojekt "<strong>Die</strong> Rolle von Kultur <strong>und</strong> Kulturpolitik in den schweizerischen<br />

Aussenbeziehungen".<br />

<strong>Die</strong> Partnersituation<br />

Das 1901 gegründete Musée d'Ethnographie der Stadt Genf ist eines der wichtigsten<br />

ethnografischen Museen der Schweiz. Ungefähr 100'000 Objekte <strong>und</strong> Dokumente bezeugen<br />

traditionelle Zivilisationsformen auf allen fünf Kontinenten der Erde. <strong>Die</strong> ständige Sammlung wird<br />

durch ein vielfältiges Rahmenprogramm <strong>und</strong> mehrmals jährlich wechselnde Ausstellungen ergänzt.<br />

Zurzeit teilen sich die Museumsaktivitäten zwischen zwei Adressen auf: dem Hauptgebäude am<br />

Boulevard Carl-Vogt in der Stadtmitte <strong>und</strong> der Dépendance in Conches, die sich als eigentliches<br />

Atelier präsentiert: Ihre Ausstellungen in einem alten Herrschaftshaus, das von einem<br />

w<strong>und</strong>erschönen Park umgeben ist, bieten den Blick in eine Werkstatt, in der die Besucherinnen <strong>und</strong><br />

Besucher immer wieder befragt, verunsichert <strong>und</strong> manchmal auch provoziert werden. <strong>Die</strong><br />

bevorzugten Themenfelder der hier gezeigten Wechselausstellungen umfassen Beiträge zu aktuellen<br />

Problemen, insbesondere die alpine, regionale <strong>und</strong> urbane Ethnographie.<br />

Musée d'Ethnographie 65-67, boulevard Carl Vogt, CH-1205 Genève<br />

Tel.: +41-22-418 45 50, Fax: +41-22-418 45 51<br />

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