Lorenzner Bote - Ausgabe März 2009 (3,31 MB
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Büro. Mir wurde die Koordinierung<br />
der Förderungsabteilung vor<br />
sechs Jahren anvertraut. Es ist ein<br />
Bereich, der indirekt mit allen<br />
wichtigen Bereichen der Landwirtschaftssparte<br />
verflochten ist.<br />
Natürlich verfügt man nach einigen<br />
Jahren Berufserfahrung über<br />
ein solides Wissen, welches in<br />
meiner Funktion als Ortsobmann<br />
wertvoll ist. Allerdings fehlt mir<br />
jegliche Erfahrung im Bereich der<br />
Lokalpolitik, sodass es auch einer<br />
intensiven Einarbeitungsphase<br />
bedarf. Ich hoffe, dass ich meine<br />
Tätigkeit zur Zufriedenheit der<br />
lokalen Landwirtschaft ausüben<br />
werde.<br />
Welche sind nun Ihre Hauptaufgaben?<br />
Die Aufgaben eines Bauernbund-Ortsobmannes<br />
sind über<br />
die Satzungen definiert, wobei folgende<br />
Hauptaufgaben angeführt<br />
werden können: Der Ortsobmann<br />
und bei dessen Verhinderung der<br />
Stellvertreter, vertritt den Ortsbauernrat,<br />
dessen Zusammensetzung<br />
im letzten <strong>Bote</strong>n dargelegt wurde,<br />
nach außen und führt dessen Beschlüsse<br />
durch. Der Ortsobmann<br />
erlässt die Einladung zu den Sitzungen<br />
des Ortsbauernrates, der<br />
Ortsversammlung und führt darin<br />
den Vorsitz. Über die im Jahr abgehaltenen<br />
Sitzungen hat der Ortsobmann<br />
einen kurzen Jahresbericht<br />
an den Bezirksobmann weiterzuleiten.<br />
Im Prinzip koordiniert er<br />
die Tätigkeit der Ortsgruppe und<br />
vertritt sie nach außen.<br />
Der Bauernbund und die Bauern<br />
allgemein sind bestens organisiert.<br />
Kein anderer Verband ist so mächtig.<br />
Was steckt dahinter, was kann man<br />
von der Organisation lernen?<br />
In jedem Tal Südtirols wird<br />
zum Glück noch Landwirtschaft<br />
betrieben und der Großteil der Bewirtschafter<br />
der Höfe sind Mitglieder<br />
beim Bauernbund. Die hohe<br />
Anzahl an Mitgliedern und die<br />
flächendeckende territoriale Präsenz<br />
ermöglichen dem Verband<br />
effizient zu arbeiten.<br />
Das Wort „mächtig“ ist in diesem<br />
Zusammenhang sicherlich<br />
unpassend, da wir ja nicht vorwiegend<br />
eine Agrarprovinz sind,<br />
wie es noch in der Nachkriegszeit<br />
der Fall war.<br />
Tiefenthaler ist neuer Bauernbund-Obmann.<br />
Glauben Sie, die<br />
Ausrichtung des Bauernbundes wird<br />
sich wesentlich ändern?<br />
Ich glaube nicht, da der Bauernbund<br />
die gesamte Landwirtschaft<br />
vertritt und im Prinzip keine spezifische<br />
Ausrichtung plant. Allerdings<br />
werden je nach Situation<br />
Schwerpunkte zu aktuellen Problemen<br />
der Landwirtschaft gesetzt<br />
und Lösungsvorschläge ausgearbeitet.<br />
Wie sehen Sie die Zukunft der<br />
Bauern im Pustertal? Ist es noch<br />
möglich als Milchbauer zu überleben?<br />
Das Pustertal besitzt neben<br />
den Berggebieten, wo nur die<br />
Viehwirtschaft ökonomisch sinnvoll<br />
ist, größere Landstriche in<br />
Mittelgebirgs- und Tallage mit relativ<br />
günstigem Klima, wenn wir<br />
an das untere Pustertal oder an<br />
den Brunecker Talkessel denken.<br />
Dort kann auch der Gemüseanbau<br />
unter bestimmten Vorraussetzungen<br />
eine Alternative zur<br />
klein strukturierten Milchwirtschaft<br />
sein. Sogar die Apfelproduktion<br />
könnte bei einer großen<br />
Nachfrage am Markt eine neue<br />
Nische in unserem Tal werden.<br />
Der Vollerwerbsbauer wird aber<br />
in der Regel im Milchwirtschaftssektor<br />
weiter tätig bleiben. Jedoch<br />
wird das Überleben dieser Betriebe<br />
in Zukunft oft nur mit einer<br />
Betriebsvergrößerung z. B. durch<br />
Zupacht von Flächen gesichert<br />
sein, da die Globalisierung den<br />
Preis der landwirtschaftlichen<br />
Erzeugnisse drückt.<br />
Die Bauern leisten durch die<br />
Landschaftspflege einen wesentlichen<br />
Teil zur Erhaltung unserer schönen<br />
Kulturlandschaft. Gleichzeitig haben<br />
es in den vergangen Jahren viele<br />
verstanden das Thema „Urlaub auf<br />
dem Bauernhof“ erfolgreich umzusetzen.<br />
Ist diese Verknüpfung zwischen<br />
Landwirtschaft und Tourismus eine<br />
gute Möglichkeit, um die Landwirtschaft<br />
auch in Zukunft aufrecht zu<br />
erhalten?<br />
In vielen Berggebieten wird es<br />
das Hauptargument sein, diese<br />
Betriebe mit Beiträgen zu unterstützen<br />
und die Kulturlandschaft<br />
zu erhalten. Die schöne abwechslungsreiche<br />
Bergwelt Südtirols ist<br />
vor allem in der Kombination mit<br />
unseren Bergbauernhöfen für unsere<br />
Gäste, aber natürlich auch für<br />
uns selbst, interessant.<br />
Der Bauer hat einen sehr schweren<br />
Beruf und eine große Verantwortung.<br />
Zudem hat der Beruf des<br />
Bauern in unserer Gesellschaft leider<br />
nicht den besten Stand. Was<br />
muss und kann man tun, um auch<br />
für die Zukunft die Hofnachfolge<br />
zu sichern?<br />
Der / Die Nachfolger/in muss<br />
sich entscheiden, ob der Betrieb,<br />
der übernommen wird, noch in<br />
der gleichen Weise weitergeführt<br />
wird, wie es die Eltern getan haben.<br />
Das heißt, dass eine Entscheidung<br />
zwischen extensiver<br />
und intensiver Bewirtschaftung<br />
getroffen werden muss. Falls große<br />
Investitionen am Betrieb zu<br />
tätigen sind oder eine ganztägige<br />
außerlandwirtschaftliche Berufstätigkeit<br />
ausgeübt wird, werden die<br />
Überlegungen in Richtung einer<br />
extensiven Landbewirtschaftung<br />
gehen, wobei auch eine Schafund<br />
Ziegenhaltung in Betracht<br />
gezogen werden kann. Natürlich<br />
sind mit der extensiven Landwirtschaft<br />
meistens keine Gewinne zu<br />
erzielen, aber der Familienbetrieb<br />
wird weiter geführt.<br />
Herzlichen Dank für das Gespräch.<br />
Danke.<br />
<strong>Lorenzner</strong><br />
bote03-<strong>2009</strong><br />
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