Schlussbericht Potenzialanalyse des Hochstamm-Steinobstbaus BL
Schlussbericht Potenzialanalyse des Hochstamm-Steinobstbaus BL
Schlussbericht Potenzialanalyse des Hochstamm-Steinobstbaus BL
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Projekt<br />
<strong>Potenzialanalyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>-<br />
<strong>Steinobstbaus</strong> im Kanton Basel-<br />
Landschaft<br />
Status<br />
<strong>Schlussbericht</strong><br />
Datum<br />
Basel und Sissach, 22.7.2009<br />
Eine Studie von<br />
<strong>Hochstamm</strong> Suisse<br />
und <strong>des</strong><br />
Landwirtschaftlichen Zentrums<br />
Ebenrain<br />
Unterstützt durch<br />
Coop Fond für Nachhaltigkeit
Projekt<br />
<strong>Potenzialanalyse</strong> <strong>des</strong><br />
<strong>Hochstamm</strong>-<strong>Steinobstbaus</strong> im<br />
Kanton Basel-Landschaft<br />
Impressum<br />
Herausgeber<br />
<strong>Hochstamm</strong> Suisse<br />
c/o oekoskop, Dornacherstrasse 192, 4053 Basel<br />
info@hochstamm-suisse.ch, www.hochstamm-suisse.ch<br />
Landwirtschaftliches Zentrum Ebenrain<br />
Ebenrainweg 27, 4450 Sissach<br />
lze@bl.ch, www.ebenrain.ch<br />
Unterstützt durch<br />
Coop Fond für Nachhaltigkeit<br />
Thiersteinerallee 14, Postfach 2550, 4002 Basel<br />
Autoren<br />
Mitarbeit<br />
Erica Nicca, Pascal Benninger, Stephan Durrer (<strong>Hochstamm</strong> Suisse)<br />
Andreas Buser, Pascal Simon (Landwirtschaftliches Zentrum Ebenrain)<br />
Druckdatum<br />
22.7.2009<br />
Bezug<br />
<strong>Hochstamm</strong> Suisse<br />
<strong>Potenzialanalyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>-<strong>Steinobstbaus</strong> im Kanton Basel-Landschaft <strong>Hochstamm</strong> Suisse 1
Inhaltsverzeichnis<br />
1. Einleitung 4<br />
1.1. Ausgangslage 4<br />
1.2. Fragestellung und Ziele 4<br />
1.3. Methodik 5<br />
2. Geschichte <strong>des</strong> <strong>Steinobstbaus</strong> im Kanton Basel-Landschaft 6<br />
3. Situation <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>-Bestan<strong>des</strong> im Baselbiet 8<br />
3.1. Bestandsentwicklung 8<br />
3.2. Räumliche Verteilung 9<br />
3.3. Baumarten 10<br />
3.4. Altersstruktur 11<br />
4. Steinobstproduktion auf <strong>Hochstamm</strong>obstbäumen 12<br />
4.1. <strong>Hochstamm</strong>obst-Produzenten 12<br />
4.2. Bewirtschaftung der <strong>Hochstamm</strong>obstbäume 13<br />
4.2.1. Anteil bewirtschafteter <strong>Hochstamm</strong>obstbäume 13<br />
4.2.2. Remontierung der <strong>Hochstamm</strong>obstbäume auf Steinobstbetrieben 13<br />
4.2.3. Altersstruktur der Halbstammobstanlagen 15<br />
4.3. Verwertung <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>obstes 15<br />
4.3.1. Kirschen 15<br />
4.3.2. Zwetschgen 16<br />
4.4. Vermarktung <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>obstes 18<br />
4.4.1. Kirschen 18<br />
4.4.2. Zwetschgen 19<br />
5. Trends und zukünftige Entwicklungen 21<br />
5.1. Produktion 21<br />
5.2. Entwicklung <strong>des</strong> Marktes 22<br />
5.2.1. Kirschen 22<br />
5.2.2. Zwetschgen 25<br />
5.3. Preisentwicklung 27<br />
5.4. Biologischer Steinobstanbau 27<br />
5.5. Handel und Verarbeitung 27<br />
5.5.1. Verladehandel 27<br />
5.5.2. SwissGAP 27<br />
5.6. Regionale Initiativen und Projekte 28<br />
5.7. Entwicklungen <strong>des</strong> politische und wirtschaftlichen Umfel<strong>des</strong> 29<br />
5.7.1. Politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen 29<br />
5.7.2. Direktzahlungssystem 30<br />
6. Die Zukunft <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>obstanbaus aus der Sicht der Produzenten 31<br />
6.1. Stärken und Schwächen der Steinobstproduktion 31<br />
6.2. Förderung <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>obstanbaus 32<br />
<strong>Potenzialanalyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>-<strong>Steinobstbaus</strong> im Kanton Basel-Landschaft <strong>Hochstamm</strong> Suisse 2
7. Potenziale <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>obstanbaus 34<br />
7.1. Erntepotenziale 34<br />
7.2. Tafelkirschen 34<br />
7.3. Industriekirschen 35<br />
7.4. Tafelzwetschgen 35<br />
7.5. Industriezwetschgen 36<br />
7.6. Brennobst 36<br />
8. Schlussfolgerungen 37<br />
8.1. Analyse der Resultate 37<br />
8.2. Zukunftsszenarien 38<br />
9. Anhang 40<br />
9.1. Fragebogen zum Steinobstbau 40<br />
9.2. Zusammenfassung der Interviews mit ausgewählten Produzenten 42<br />
9.3. Literatur 46<br />
<strong>Potenzialanalyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>-<strong>Steinobstbaus</strong> im Kanton Basel-Landschaft <strong>Hochstamm</strong> Suisse 3
1. Einleitung<br />
1.1. Ausgangslage<br />
Bedeutung <strong>des</strong> Steinobstbau<br />
auf <strong>Hochstamm</strong>bäumen<br />
Strukturwandel im<br />
<strong>Hochstamm</strong>anbau<br />
Engagement von Coop<br />
Der Steinobstbau hat in der Region Nordwestschweiz eine herausragende Bedeutung.<br />
Obwohl der Kanton Baselland nur 2% der landwirtschaftlichen Nutzfläche der Schweiz<br />
besitzt, stammen rund die Hälfte der Schweizer Kirschen- und Zwetschgenproduktion<br />
aus der Nordwestschweiz. Innerhalb der Steinobstproduktion hat der Anbau auf<br />
<strong>Hochstamm</strong>bäumen nach wie vor eine gewisse Bedeutung. Dies hat vor allem damit zu<br />
tun, dass die Produktion der Klasse 1-Kirschen auch heute noch zu einem Grossteil von<br />
<strong>Hochstamm</strong>obstbäumen stammt. Diese Bedeutung widerspiegelt sich auch in der<br />
Entwicklung <strong>des</strong> Bestan<strong>des</strong> der <strong>Hochstamm</strong>obstbäume. Während gesamtschweizerisch<br />
seit den 5oer-Jahren <strong>des</strong> letzten Jahrhunderts die Feldobstbäume um 85% abgenommen<br />
haben, betrug der Rückgang im Kanton Baselland „nur“ 65%.<br />
Der Strukturwandel im Obstbau macht sicht seit einigen Jahren aber auch im<br />
<strong>Hochstamm</strong>-Steinobstbau verstärkt bemerkbar. Der Anteil der Klasse 1 bei den<br />
vermarkteten Tafelkirschen ist rückläufig. Die sich verändernden politischen und<br />
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen setzen dem <strong>Hochstamm</strong>obstanbau besonders<br />
stark zu. Die Einführung <strong>des</strong> Produktionsstandards SwissGAP durch die Grossverteiler<br />
führt zu einer grossen Verunsicherung unter den <strong>Hochstamm</strong>obstproduzenten,<br />
insbesondere unter den kleineren Betrieben. Vielerorts lassen sich verstärkte Rodungen<br />
von <strong>Hochstamm</strong>obstbäumen beobachten.<br />
Der Grossverteiler Coop möchte Produkte aus dem <strong>Hochstamm</strong>obstanbau fördern. Er ist<br />
dazu seit 2008 eine Partnerschaft mit <strong>Hochstamm</strong> Suisse eingegangen. Ziel der<br />
Partnerschaft ist die Entwicklung eines Sortimentes mit <strong>Hochstamm</strong>produkten. So<br />
wurde 2008 ein Pilotversuch mit Bühler-Tafelzwetschgen in der Verkaufsregion<br />
Nordwestschweiz durchgeführt. Um ein allfälliges längerfristiges Engagement von Coop<br />
abschätzen zu können, hat Coop die vorliegende <strong>Potenzialanalyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Steinobstbaus</strong> auf<br />
<strong>Hochstamm</strong>obstbäumen angeregt. Diese soll aufzeigen, welche Entwicklungen sich im<br />
<strong>Hochstamm</strong>obstanbau in den nächsten Jahren abzeichnen. Sie soll damit sowohl als<br />
Grundlage für die Vermarktung dienen, als auch mögliche Perspektiven für die<br />
Produzenten aufzeigen.<br />
Unterstützt vom Coop Fond für Nachhaltigkeit wurde die vorliegende <strong>Potenzialanalyse</strong><br />
<strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>steinobstbaus von <strong>Hochstamm</strong> Suisse in Zusammenarbeit mit dem<br />
Landwirtschaftlichen Zentrum Ebenrain erarbeitet.<br />
1.2. Fragestellung und Ziele<br />
Ziele<br />
Mit der <strong>Potenzialanalyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>-<strong>Steinobstbaus</strong> im Kanton Baselland werden<br />
folgende Ziele verfolgt:<br />
1. Aufzeigen der aktuellen Situation <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>-Steinobstanbaus im Kanton<br />
Baselland.<br />
2. Abschätzung der Trends und Entwicklungen für die nächsten Jahre im<br />
<strong>Hochstamm</strong>-Steinobstanbau.<br />
<strong>Potenzialanalyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>-<strong>Steinobstbaus</strong> im Kanton Basel-Landschaft <strong>Hochstamm</strong> Suisse 4
3. Entwicklung von Szenarien zur Aufrechterhaltung <strong>des</strong> Potenzials.<br />
Schlüsselfragen<br />
Dazu sollen folgende Schlüsselfragen beantwortet werden:<br />
1. Aktuelle Situation und Entwicklung <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>obstbaum-Bestan<strong>des</strong>:<br />
• Wie viele <strong>Hochstamm</strong>obstbäume gibt es aktuell noch?<br />
• Wie gross ist der Anteil an <strong>Hochstamm</strong>obstbäumen, der noch<br />
bewirtschaftet wird?<br />
• Wie sieht die Alterstruktur der Bäume aus?<br />
• Welche Bestan<strong>des</strong>entwicklung ist in den nächsten Jahren zu erwarten?<br />
• Welche Faktoren beeinflussen die Bestan<strong>des</strong>entwicklung?<br />
2. Situation <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>-Steinobstanbaus:<br />
• Welche Mengen an Kirschen und Zwetschgen aus dem<br />
<strong>Hochstamm</strong>obstanbau werden geerntet?<br />
• Gibt es noch ausreichende Mengen, die vermarktbar sind?<br />
• Wie entwickeln sich die Erntemengen in der Zukunft?<br />
• Wie viele Steinobstproduzenten gibt es noch, die<br />
<strong>Hochstamm</strong>obstbäume bewirtschaften?<br />
3. Zukunftsperspektiven:<br />
• Welche Entwicklung <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>obstanbaus ist unter dem<br />
gegenwärtigen Umfeld abzusehen?<br />
• Welche Bedingungen müssten erfüllt sein, damit das gegenwärtige<br />
Potenzial erhalten bleibt?<br />
1.3. Methodik<br />
Die Datenerhebung beruhte auf folgendem Vorgehen:<br />
1. Konsultation bestehender Daten und Statistiken <strong>des</strong> Landwirtschaftlichen<br />
Zentrums Ebenrain und <strong>des</strong> Früchtezentrum Basel (jährliche Erhebung zu den<br />
Direktzahlungen, Erntestatistiken, Berichte der Kommission für den<br />
ökologischen Ausgleich).<br />
2. Schriftliche Befragung im Januar 2009 bei allen angemeldeten Landwirten,<br />
welche mehr als 20 <strong>Hochstamm</strong>obstbäume bewirtschaften, und privaten<br />
Obstproduzenten <strong>des</strong> Kantons Baselland, die Mitglieder <strong>des</strong> Schweizer<br />
Obstverban<strong>des</strong> sind. Der Fragebogen (siehe Anhang 9.1). wurde an 849 Betriebe<br />
und 189 private Obstproduzenten, versandt. Der Rücklauf betrug 51% bei den<br />
Landwirten und 39% bei den privaten Produzenten (Tab. 1). 502 Personen<br />
beteiligten sich an der Befragung.<br />
3. Interviews mit ausgewählten Landwirten und dem Verladehandel: Zur<br />
Ergänzung und Vertiefung der Aussagen aus der schriftlichen Befragung<br />
wurden Gespräche mit 28 Produzenten aus allen Bezirken <strong>des</strong> Baselbiets und<br />
aus unterschiedlichen Betriebsausrichtungen, sowie Gespräche mit den Firmen<br />
Frunoba AG, Gelterkinden (Beat Gisin) , Nebiker AG, Sissach (Ulrich Nebiker) und<br />
Zuber AG, Arisdorf (Rosmarie Zuber) geführt.<br />
Tab. 1: Rücklauf der versandten Fragebogen an Landwirte und private Obstproduzenten<br />
Anzahl Anteil<br />
Landwirte<br />
Versand Fragebogen 849<br />
Rücklauf Fragebogen 429 51%<br />
Private Obstproduzenten<br />
Versand Fragebogen 189<br />
Rücklauf Fragebogen 73 39%<br />
<strong>Potenzialanalyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>-<strong>Steinobstbaus</strong> im Kanton Basel-Landschaft <strong>Hochstamm</strong> Suisse 5
2. Geschichte <strong>des</strong> <strong>Steinobstbaus</strong> im<br />
Kanton Basel-Landschaft<br />
Günstige Bedingungen für den<br />
Steinobstanbau<br />
Steinobst zur Selbstversorgung<br />
<strong>Hochstamm</strong>obstanbau als<br />
Wirtschaftsfaktor<br />
Rückgang <strong>des</strong><br />
<strong>Hochstamm</strong>obstanbaus<br />
Modernisierung <strong>des</strong><br />
Steinobstanbaus<br />
Das Baselbiet ist für den Kirschenanbau prä<strong>des</strong>tiniert. Kirschen brauchen durchlässige,<br />
warme und nährstoffreiche Böden und wenig Niederschlag während der<br />
Vegetationsperiode. Als Frühblüher sind die Kirschen empfindlich gegen Spätfrost. Sie<br />
finden sich daher im Baselbiet an den oberen Hängen und zum Teil auf den<br />
Hochplateaus, während die weniger empfindlichen Zwetschgen auch in den Senken und<br />
entlang der Bäche stehen.<br />
Kirschenanbau wird im Kanton Baselland schon seit Jahrhunderten betrieben. Er<br />
beschränkte sich aber auf kleine Obstgärten um die Siedlungen und diente vor allem der<br />
Selbstversorgung. Im 19. Jahrhundert nahm der Obstanbau an Bedeutung zu und dehnt<br />
sich als Streuobstanbau auf die offene Landschaft aus. Zu Beginn <strong>des</strong> 19. Jahrhunderts<br />
standen im Baselbiet noch Apfel- und Birnenbäume im Vordergrund. Die Bedeutung der<br />
Kirschen nahm dann aber zu. Angebaut wurden vorwiegend kleine, zuckerreiche<br />
Kirschen, die als Dörr- und Brennobst verwendet wurden. Bereits zu diesem Zeitpunkt<br />
wurde ein bedeutender Teil <strong>des</strong> Obstes ausserhalb <strong>des</strong> Kantons abgesetzt.<br />
Ab 1880 wurde der Kirschenanbau zu einem wirtschaftlich wichtigen Faktor der<br />
Baselbieter Landwirtschaft. Mit der Zunahme der Nachfrage dehnte sich der<br />
<strong>Hochstamm</strong>obstbestand aus. Im manchen Regionen <strong>des</strong> Baselbiets entstanden dadurch<br />
fast „waldähnliche“ Obstbaumlandschaften. Im Schulunterricht, durch Ausstellungen<br />
und Kurse wurde das Wissen der Bevölkerung über den Obstbau verbessert. Entlang der<br />
Staatsstrassen liess die Regierung Obstbäume pflanzen. 1905 wurde die Obsthandelsund<br />
Obstverwertungsgenossenschaft Baselland gegründet, welche den Produzenten<br />
Unterstützung bot.<br />
Mit der Industrialisierung und dem Aufkommen der Bahn als Transportmittel dehnte<br />
sich der Tafelkirschenanbau zulasten der Brennkirschen aus. 1922 wurden auf dem<br />
Bahnhof Gelterkinden noch keine Tafelkirschen, aber über 1'000 Tonnen Brennkirschen,<br />
verladen. 1944 hatte sich das Verhältnis umgekehrt. Bei einer Verlademenge von 1'146<br />
Tonnen betrug der Anteil der Tafelkirschen bereits 70%.<br />
Bedingt durch die Weltwirtschaftskrise setzte nach 1929 ein starker Preiszerfall für Obst<br />
ein. Nach dem zweiten Weltkrieg fand durch die schlechte Qualität mehrerer Ernten ein<br />
erneuter Preiszerfall statt. Es kam zu verschiedenen Stützungsaktionen, vor allem durch<br />
die Eidgenössische Alkoholverwaltung. Bedingt durch den raschen Anstieg der<br />
Importmengen von Südfrüchten wurde es immer schwieriger, einheimische Früchte<br />
abzusetzen. Die Eidgenössische Alkoholverwaltung begann daher ab 1951<br />
Baumfällaktionen durchzuführen. So verschwand zwischen 1951 und 1971 fast die<br />
Hälfte <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>obstbestan<strong>des</strong>.<br />
Mit der Mechanisierung der Landwirtschaft wurden Streuobstwiesen mit ihrer<br />
Doppelnutzung (Obstanbau auf <strong>Hochstamm</strong>obstbäumen mit Unternutzung als Wiese,<br />
Weide oder Acker) zu einem Hindernis für die Bewirtschaftung. In den 60-er und 70-er<br />
Jahren <strong>des</strong> letzten Jahrhunderts wurden daher <strong>Hochstamm</strong>obstbäume zunehmend<br />
durch Halbstammanlagen ohne Unternutzung ersetzt, sowie erste Versuche mit<br />
Niederstammanlagen unternommen, die allerdings nicht reüssierten. Erst ab den 90er-<br />
Jahren gelang es mit Hilfe von schwach wachsenden Unterlagen<br />
Niederstammobstbäume zu pflanzen, welche früh in den Ertrag kommen und<br />
grossfruchtige, feste Kirschen liefern. Diese können vor der Ernte mit einem Plastikdach<br />
vor dem Aufplatzen geschützt werden. Bei den Konservenkirschen wurden zunehmend<br />
mechanisch schüttelbare Sorten in Halbstammanlagen gepflanzt. Der Bund unterstützt<br />
<strong>Potenzialanalyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>-<strong>Steinobstbaus</strong> im Kanton Basel-Landschaft <strong>Hochstamm</strong> Suisse 6
diese Anbauform durch Prämien, wenn diese Anlagen für eine gerodete Fläche Kernobst<br />
gepflanzt werden.<br />
<strong>Potenzialanalyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>-<strong>Steinobstbaus</strong> im Kanton Basel-Landschaft <strong>Hochstamm</strong> Suisse 7
3. Situation <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>-<br />
Bestan<strong>des</strong> im Baselbiet<br />
3.1. Bestandsentwicklung<br />
Der Bestand an<br />
<strong>Hochstamm</strong>obstbäume ist<br />
abnehmend.<br />
Entwicklung <strong>des</strong> Feldobstbaumbestan<strong>des</strong> von 1951 -2001<br />
Seit den 50er Jahren <strong>des</strong> letzten Jahrhunderts ist der Bestand an Feldobstbäumen im<br />
Kanton Baselland um mehr als zwei Drittel zurückgegangen. 1951 standen im Baselbiet<br />
(ohne das Laufental) 549 000 Feldobstbäume, bei der letzten Obstbaumzählung 1 1991<br />
waren es noch 224 000 (Fig. 1). Von 1991 bis 2001 hat der Baumbestand um weitere<br />
34.5% abgenommen. Berücksichtigt man auch den heute zum Baselbiet gehörende<br />
Bezirk Laufental, so hat sich der Bestand von 1951 bis 1999 von 750'000<br />
Feldobstbäumen auf 250'000 verringert.<br />
Entwicklung der Feldobstbäume im Kanton <strong>BL</strong><br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
549<br />
459<br />
343<br />
278<br />
224<br />
160<br />
1951 1961 1971 1981 1991 2001<br />
1000 Bäume<br />
Fig. 1: Entwicklung der Feldobstbäume im Kanton Baselland (ohne Bezirk Laufental)<br />
Bestan<strong>des</strong>schätzung 2008<br />
Seit 2001 finden keine Obstbaumzählungen oder Schätzungen mehr statt. Eine<br />
Annäherung an die aktuelle Bestan<strong>des</strong>situation liefert die Anzahl beitragsberechtigter<br />
<strong>Hochstamm</strong>obstbäumen für Bun<strong>des</strong>beiträge gemäss Direktzahlungsverordnung (DZV) 2 .<br />
Die Anzahl beitragsberechtigter <strong>Hochstamm</strong>obstbäumen hat seit 2000 kontinuierlich<br />
abgenommen (Fig. 2). Zwischen 2000 und 2008 verschwanden rund 21'000 Bäume. Pro<br />
Jahr nimmt der <strong>Hochstamm</strong>obst-Bestand um 2-3'000 Bäume oder 3% ab.<br />
Bestand an<br />
<strong>Hochstamm</strong>obstbäumen 2008:<br />
140-150'000 Bäume<br />
Im Jahr 2008 wurden im Kanton Baselland Beiträge noch für rund 125’600<br />
<strong>Hochstamm</strong>obstbäume ausgerichtet. Der gesamte Baumbestand dürfte gemäss<br />
Schätzung <strong>des</strong> Landwirtschaftlichen Zentrums Ebenrain 10-15% höher sein und liegt<br />
aktuell somit zwischen 140'000 und 150'000 <strong>Hochstamm</strong>obstbäumen. Der Anteil<br />
1<br />
Erfasst wurden alle Feldobstbäume, unabhängig von der Stammeshöhe. Nicht erfasst sind<br />
Anlagen die eine bestimmte Baumdichte übersteigen (Kirschen 100 Bäume/ha, Äpfel, Birnen und<br />
Zwetschgen 300 Bäume/ha).<br />
2<br />
Beitragsberechtigt sind Bäume ab einem Bestand von 20 <strong>Hochstamm</strong>obstbäumen. Bäume unter<br />
5 Jahren sind erst ab 2000 beitragsberechtigt.<br />
<strong>Potenzialanalyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>-<strong>Steinobstbaus</strong> im Kanton Basel-Landschaft <strong>Hochstamm</strong> Suisse 8
Steinobst beträgt gemäss Baumartenverteilung in Kap. 3.3 drei Viertel oder rund<br />
110'000 Bäume (76'000 Kirschen, 34'000 Zwetschgen).<br />
150000<br />
145000<br />
140000<br />
135000<br />
130000<br />
125000<br />
120000<br />
115000<br />
2000<br />
2001<br />
2002<br />
2003<br />
2004<br />
2005<br />
2006<br />
2007<br />
2008<br />
Jahr<br />
Anzahl <strong>Hochstamm</strong>obstbäume<br />
Fig. 2: Entwicklung der beitragsberechtigten <strong>Hochstamm</strong>obstbäume von 2000-2008 (Quelle:<br />
Kantonale Erhebungen zu den Direktzahlungen, Landwirtschaftliches Zentrum Ebenrain, Sissach).<br />
3.2. Räumliche Verteilung<br />
Hohe Bestan<strong>des</strong>dichten in den<br />
Bezirken Sissach und<br />
Waldenburg<br />
Mit der beim Bund angemeldeten Anzahl Feldobstbäume ist auch eine Aussage über die<br />
Verteilung auf die einzelnen Gemeinden <strong>des</strong> Baselbiets möglich (Fig. 3). Im oberen<br />
Kantonsteil, in den Bezirken Waldenburg und Sissach, ist die Dichte an<br />
<strong>Hochstamm</strong>obstbäumen höher als in den übrigen Bezirken. Im Bezirk Sissach haben<br />
rund die Hälfte der Gemeinden noch Bestan<strong>des</strong>dichten von 9-18 Bäume pro Hektare; im<br />
Bezirk Waldenburg sind es 40% der Gemeinden. An der letzten Nachführung der<br />
Baumschätzungen 2001 wurden im Bezirk Sissach rund 60 000 <strong>Hochstamm</strong>obstbäume<br />
gezählt – mehr als in den Bezirken Arlesheim, Laufen und Liestal zusammen. Der Bezirk<br />
Waldenburg zählte noch 37 000 Bäume.<br />
Im Bezirk Liestal haben noch 20% der Gemeinden mittlere Bestan<strong>des</strong>dichten von 9-18<br />
<strong>Hochstamm</strong>obstbäumen pro Hektare, während es im unteren Kantonsteil und im<br />
Laufental nur noch einzelnen Gemeinden sind (z.B. Ettingen, Grellingen).<br />
<strong>Potenzialanalyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>-<strong>Steinobstbaus</strong> im Kanton Basel-Landschaft <strong>Hochstamm</strong> Suisse 9
Fig. 3: Bestan<strong>des</strong>dichte der <strong>Hochstamm</strong>obstbäume pro Gemeinde in der Region Nordwestschweiz<br />
(Quelle: Regionaler Naturpark in der Nordwestschweiz. Machbarkeitsstudie. WWF Region Basel.<br />
2005.<br />
3.3. Baumarten<br />
Kirschen machen mit rund 50% den grössten Anteil an den <strong>Hochstamm</strong>obstbäumen im<br />
Kanton Baselland aus. Zwetschgen und Kernobstbäume machen je ein weiteres Viertel<br />
aus (Tab. 2 und Fig. 3). Der Anteil Steinobst beträgt 74%.<br />
Tab. 2: Baumarten Feldobstbäume 1991 und 2001 (Quelle: Landwirtschaftliches Zentrum<br />
Ebenrain)<br />
1991 2001<br />
Baum-Art Anzahl Anteil Anzahl Anteil<br />
Kirschen 118’000 48% 83’000 51%<br />
Zwetschgen 59’000 24% 38’000 23%<br />
Äpfel 53’000 22% 30’000 19%<br />
Birnen 11’000 4% 6’000 4%<br />
Nüsse 6’000 2% 4’500 3%<br />
Total Feldobstbäume 247’000 100% 162’000 100%<br />
4% 3% 51%<br />
19%<br />
23%<br />
Kirschen Zw etschgen Äpfel Birnen Nüsse<br />
Fig. 4: Anteil Baumarten an den<br />
Feldobstbäumen 2001.<br />
<strong>Potenzialanalyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>-<strong>Steinobstbaus</strong> im Kanton Basel-Landschaft <strong>Hochstamm</strong> Suisse 10
3.4. Altersstruktur<br />
Eine im Auftrag der kantonalen Kommission für ökologischen Ausgleich erstellte Studie<br />
zeigt die Altersstruktur der <strong>Hochstamm</strong>obstbäume in Kanton Baselland auf 3 . Die<br />
durchschnittliche Lebensdauer eines Steinobst-<strong>Hochstamm</strong>baumes beträgt rund 80<br />
Jahre, wobei das Alter für den Vollertrag zwischen 20-40 Jahren liegt.<br />
Das in der Studie ermittelte Durchschnittsalter der Kirschen liegt bei 46 Jahren und liegt<br />
damit knapp über dem Vollertragsalter. Bei den Zwetschgen liegt das Durchschnittsalter<br />
mit 32 Jahren etwas darunter. Noch höher sind die Werte für das mittlere Alter<br />
(Median): Sie betragen für Kirschen und Zwetschgen 48 Jahre. Der<br />
<strong>Hochstamm</strong>obstbestand im Baselbiet kann <strong>des</strong>halb als tendenziell überaltert angesehen<br />
werden.<br />
Die Halbwertszeit hat einen erschreckend kurzen Wert erreicht. Werden keine neuen<br />
Bäume gesetzt, wird sich der <strong>Hochstamm</strong>-Obstbaumbestand gemäss Studie durch<br />
natürliche Abgänge bei Kirschen innert 32 Jahren und bei Zwetschgen innert 42 Jahren<br />
halbiert haben. Diese Werte dürften sogar noch tiefer liegen, da die Mehrheit der älteren<br />
Bäume nicht mehr gepflegt werden und die durchschnittliche Lebenserwartung durch<br />
Krankheiten und Schneedruck dadurch tiefer als die angegebenen 80 Jahre liegen dürfte.<br />
Tab. 3: Geschätztes Alter der in der Studie von M. Ryf (2000) untersuchten <strong>Hochstamm</strong>obstbäume.<br />
Die Halbwertszeit ist die Zeitdauer, in welcher sich der Baumbestand durch natürliche Abgänge<br />
ohne Remontierung halbiert.<br />
Angabe in Jahren<br />
Kirschen Zwetschgen Apfel Birne<br />
Ø-Lebenserwartung 80 80 80 100<br />
Durchschnittsalter 46 32 51 72<br />
Median 48 48 57 76<br />
Halbwertszeit 32 42 23 24<br />
3<br />
Ryf M. 2000. <strong>Hochstamm</strong>obstbäume im Kanton Baselland. LZE.<br />
<strong>Potenzialanalyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>-<strong>Steinobstbaus</strong> im Kanton Basel-Landschaft <strong>Hochstamm</strong> Suisse 11
4. Steinobstproduktion auf<br />
<strong>Hochstamm</strong>obstbäumen<br />
4.1. <strong>Hochstamm</strong>obst-Produzenten<br />
Hohe Dichte an<br />
<strong>Hochstamm</strong>obstbäumen pro<br />
Betrieb.<br />
Im Kanton Baselland besitzen 2008 noch rund 80% der Landwirtschaftsbetriebe 20 oder<br />
mehr <strong>Hochstamm</strong>obstbäume. Die durchschnittliche Anzahl <strong>Hochstamm</strong>obstbäume pro<br />
Betrieb ist mit 148 Bäumen noch erstaunlich hoch (Tab. 4). Der höchste<br />
<strong>Hochstamm</strong>obstbestand auf einem Betrieb beträgt sogar 702 Bäume. Im Vergleich dazu<br />
beträgt die durchschnittliche Anzahl <strong>Hochstamm</strong>obstbäume im Kanton Thurgau, der<br />
ebenfalls als Schwerpunktsgebiet <strong>des</strong> Schweizer <strong>Hochstamm</strong>obstanbaus gilt, ca. 85<br />
Bäume pro Betrieb. Der Kanton Baselland dürfte damit gesamtschweizerisch die höchste<br />
Bestan<strong>des</strong>dichte an <strong>Hochstamm</strong>obstbäumen pro Betrieb aufweisen.<br />
Tab. 4: Anzahl Betriebe mit beitragsberechtigten <strong>Hochstamm</strong>obstbäumen im Kanton Baselland,<br />
Stand 2008 (Quelle: Kantonale Erhebung zu den Direktzahlungen <strong>des</strong> LZE).<br />
Anzahl Anteil<br />
Anzahl beitragsberechtigter Landwirtschaftsbetriebe im<br />
Kanton <strong>BL</strong> 1043 100%<br />
Anzahl beitragsberechtigter Landwirtschaftsbetriebe mit<br />
<strong>Hochstamm</strong>obstbäumen 849 81%<br />
Ø-Anzahl <strong>Hochstamm</strong>obstbäume pro Betrieb 148<br />
Max. Anzahl <strong>Hochstamm</strong>obstbäume pro Betrieb 702<br />
57% der Betriebe produzieren<br />
Steinobst.<br />
Von den Betrieben mit einem <strong>Hochstamm</strong>-Obstbaumbestand haben in der Befragung<br />
unter allen Landwirten <strong>des</strong> Baselbiets 57% der Betriebe angegeben, noch Steinobst für<br />
den Handel oder zur Direktvermarktung zu produzieren (Tab.5). 43% der Landwirte<br />
bewirtschaften ihre <strong>Hochstamm</strong>obstbäume nicht mehr. Unter den privaten<br />
Baumbesitzern ist der Anteil der Steinobstbewirtschafter mit 70% höher, was sich auch<br />
dadurch erklärt, dass in der Befragung nur Mitglieder <strong>des</strong> Schweizer Obstverban<strong>des</strong> und<br />
somit am Steinobstbau Interessierte erfasst wurden.<br />
Tab. 5: Anzahl Landwirtschaftsbetriebe und private Bewirtschafter, die Steinobst für den Handel<br />
oder zur Direktvermarktung produzieren. Quelle: Schriftliche Befragung unter allen<br />
Obstproduzenten <strong>des</strong> Baselbiets, 2009.<br />
Anzahl Anteil<br />
Landwirte (n= 429)<br />
Produktion von Steinobst für Handel/Direktvermarktung 246 57%<br />
Keine Produktion von Steinobst 183 43%<br />
Private Produzenten (n= 72)<br />
Produktion von Steinobst für Handel/Direktvermarktung 52 71%<br />
Keine Produktion von Steinobst 20 27%<br />
<strong>Potenzialanalyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>-<strong>Steinobstbaus</strong> im Kanton Basel-Landschaft <strong>Hochstamm</strong> Suisse 12
4.2. Bewirtschaftung der <strong>Hochstamm</strong>obstbäume<br />
4.2.1. Anteil bewirtschafteter <strong>Hochstamm</strong>obstbäume<br />
Unter den Steinobstproduzenten mit <strong>Hochstamm</strong>obstbäumen, die sich an der<br />
Befragung beteiligt haben, wird der überwiegende Anteil der <strong>Hochstamm</strong>obstbäume<br />
noch bewirtschaftet und gepflegt. In der Befragung haben die Produzenten angeben,<br />
rund 22'500 <strong>Hochstamm</strong>obstbäume oder 80% ihres Bestan<strong>des</strong> noch zu bewirtschaften.<br />
(Tab. 6).<br />
Tab. 6: Anteil bewirtschafteter und nicht-bewirtschafteter <strong>Hochstamm</strong>obstbäume in Betrieben,<br />
die Steinobst produzieren (n=279) gemäss Befragung der Obstproduzenten <strong>des</strong> Baselbiets, 2009.<br />
Bewirtschaftete Bäume Nicht bewirtschaftete Bäume<br />
Anzahl Anteil Anzahl Anteil<br />
Kirschen 16’146 81 % 3’793 19 %<br />
Zwetschgen 6’354 83 % 1’333 17 %<br />
Total 22’500 81% 5’126 19%<br />
Ein Drittel der<br />
<strong>Hochstamm</strong>obstbäume werden<br />
noch bewirtschaftet.<br />
Zur Extrapolation dieser Angaben aus der Befragung auf die Gesamtheit der im Kanton<br />
Baselland noch bewirtschafteten Steinobst-<strong>Hochstamm</strong>obstbäume wird angenommen,<br />
dass sich an der Befragung vor allem noch aktive <strong>Hochstamm</strong>obstproduzenten beteiligt<br />
haben, während sich im Anteil, der sich nicht an der Befragung beteiligt hat, eher<br />
Betriebe befinden, die die <strong>Hochstamm</strong>produktion bereits aufgegeben haben. Aus dem<br />
Vergleich der in der Befragung erfassten Erntemengen in Kap. 4.3 mit den<br />
durchschnittlichen Erntemengen der letzten Jahre gemäss Früchtezentrum Basel kann<br />
geschlossen werden, dass der Stichprobenumfang der Befragung rund 70% der<br />
<strong>Hochstamm</strong>-Steinobstproduzenten enthält. Somit wird geschätzt, dass im Kanton<br />
Baselland noch rund 30-35'000 <strong>Hochstamm</strong>-Steinobstbäume oder rund ein Drittel <strong>des</strong><br />
Gesamtbestan<strong>des</strong> bewirtschaftet werden. Zwei Drittel der <strong>Hochstamm</strong>obstbäume<br />
werden nicht mehr bewirtschaftet.<br />
4.2.2. Remontierung der <strong>Hochstamm</strong>obstbäume auf Steinobstbetrieben<br />
62% der <strong>Hochstamm</strong>- Von 306 Produzenten haben in der Befragung 191 Bewirtschafter oder 62% der<br />
Produzenten remontieren <strong>Hochstamm</strong>obstproduzenten angegeben, in den letzten 25 Jahren<br />
<strong>Hochstamm</strong>obstbäume. <strong>Hochstamm</strong>obstbäume gepflanzt zu haben. Auf diesen Betrieben sind rund 28% der<br />
Kirschen- und 37% der Zwetschgen-<strong>Hochstamm</strong>obstbäumen unter 25 Jahren Jahre alt<br />
(Tab. 7). Das heisst rund ein Drittel der Bäume erreicht erst jetzt das optimale<br />
Ertragsalter von 20-40 Jahren.<br />
Ein Drittel der<br />
<strong>Hochstamm</strong>obstbäume sind<br />
unter 25 Jahre alt.<br />
Wird davon ausgegangen, dass sich ein weiteres Drittel <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>baumbestan<strong>des</strong><br />
im mittleren Alterssegment (25-50 Jahren) und sich ein Drittel im oberen Segment (50-<br />
75 Jahren) befindet, so kann geschlossen werden, dass auf Betrieben, die noch auf<br />
<strong>Hochstamm</strong>bäumen Obst produzieren, durch die Neupflanzungen der letzten 25 Jahre<br />
der altersbedingte Abgang von <strong>Hochstamm</strong>obstbäume aufgefangen werden konnte.<br />
Diese Betriebe haben in den letzten 25 Jahren in den <strong>Hochstamm</strong>obstanbau investiert<br />
hat und wären somit in der Lage, mit ihrem Baumbestand die Produktion zu halten.<br />
Diese Angaben zur Remontierung von <strong>Hochstamm</strong>obstbäumen beziehen sich aber nur<br />
auf heute noch produzierende Steinobstbetriebe. In den Betrieben, die zwar noch<br />
<strong>Hochstamm</strong>obstbäume haben, aber nicht mehr für den Markt produzieren, wird der<br />
Bestand weiter abnehmen. Alleine die altersbedingten Abgänge gemäss den in Kap. 3.4<br />
angegebenen Halbwertszeiten machen jährlich rund 1'600 Steinobst-<strong>Hochstamm</strong>bäume<br />
aus.<br />
<strong>Potenzialanalyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>-<strong>Steinobstbaus</strong> im Kanton Basel-Landschaft <strong>Hochstamm</strong> Suisse 13
Tab. 7: Anzahl der Steinobst-<strong>Hochstamm</strong>bäume unter 25 Jahren (n=279) auf Steinobstbetrieben<br />
gemäss Befragung der Obstproduzenten <strong>des</strong> Baselbiets, 2009.<br />
Total Bäume Anzahl Bäume unter<br />
25 Jahren<br />
Anteil Bäume unter<br />
25 Jahren<br />
Kirschen 19’939 5’559 28 %<br />
Zwetschgen 7’687 2’871 37 %<br />
Total 27’626 8’430 30 %<br />
In der Befragung zur Remontierung von <strong>Hochstamm</strong>obstbäumen wurden auch die<br />
Sorten erfasst. Bei den Kirschen wurden zu 53% Tafel- (Klasse 1 und grossfruchtige<br />
Sorten) und zu 47% Konservensorten gepflanzt (Tab. 8, Fig. 5). Bei den Neupflanzungen<br />
von Konservensorten fällt auf, dass nur 18% alle Neupflanzungen auf schüttelbare<br />
Kirschen entfallen, obwohl diese Anbauform seit Jahren propagiert wird.<br />
Tab. 8: Anteil der Kirschen-Verwertungsformen bei Neupflanzungen von <strong>Hochstamm</strong>bäumen auf<br />
Steinobstbetrieben in den letzten 25 Jahren gemäss Befragung der Obstproduzenten <strong>des</strong><br />
Baselbiets, 2009.<br />
Anzahl Bäume Anteil<br />
Tafel grossfruchtige Sorten 1’247 22%<br />
Tafel Klasse 1 Sorten 1’683 31%<br />
Konserven Sorten 1’619 29%<br />
Konserven schüttelbare Sorten 1’010 18%<br />
Total 5’559<br />
Neupflanzungen Kirschen<br />
Neupflanzungen Zwetschgen<br />
18%<br />
22%<br />
24%<br />
29%<br />
31%<br />
76%<br />
Tafel grossfruchtige Sorten<br />
Konserven Sorten<br />
Tafel Klasse 1 Sorten<br />
Konserven, schüttelbare Sorten<br />
Tafelsorten<br />
Konservensorten<br />
Fig. 5: Anteil der Sorten bei Neupflanzungen von <strong>Hochstamm</strong>bäumen auf Steinobstbetrieben in<br />
den letzten 25 Jahren gemäss Befragung der Obstproduzenten <strong>des</strong> Baselbiets, 2009.<br />
Hohes Erntepotenzial an Bühler-<br />
Zwetschgen im Vollertragsalter.<br />
Bei den Zwetschgen wurden überwiegend Tafelsorten gepflanzt (76%), während der<br />
Anteil Konserven rund ein Viertel beträgt (Fig. 5). Bei den Konservensorten spielt die<br />
Hauszwetschge nach wie vor die grösste Rolle (Tab. 9). Bei den Zwetschgen-Tafelsorten<br />
ist auffallend, dass in den letzten 25 Jahren zu über 50% in Bühlerzwetschgen investiert<br />
wurde, die heute nicht mehr auf dem Markt zu finden sind. Damit wurde ein Potenzial<br />
von ca. 100 Tonnen Bühlerzwetschgen im Vollertragsalter nachgepflanzt. Ergänzend<br />
dazu kann noch angeführt werden, dass in der Befragung 99 Landwirte angegeben<br />
<strong>Potenzialanalyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>-<strong>Steinobstbaus</strong> im Kanton Basel-Landschaft <strong>Hochstamm</strong> Suisse 14
haben, Bühler-Zwetschgen ab <strong>Hochstamm</strong>obstbäumen mit einer geschätzten<br />
Produktion von 87 Tonnen in guten Ertragsjahren liefern zu können.<br />
Tab. 9: Anteil der Zwetschgensorten bei Neupflanzungen von <strong>Hochstamm</strong>bäumen auf<br />
Steinobstbetrieben in den letzten 25 Jahren gemäss Schriftliche Befragung der Obstproduzenten<br />
<strong>des</strong> Baselbiets, 2009.<br />
Tafelsorten Anzahl Anteil Konservensorten Anzahl Anteil<br />
Total 2’181 Total 690<br />
Fellenberg 533 24% Hauszwetschgen 653 95%<br />
Bühler 1’191 55% Weitere Sorten 37 5%<br />
Weitere Sorten 457 21%<br />
4.2.3. Altersstruktur der Halbstammobstanlagen<br />
Als Exkurs wurde bei der Befragung auch die Altersstruktur der für den Kirschenanbau<br />
50% der Halbstammanlagen früher wichtigen und ökologisch wertvollen Halbstammobstanlagen erfasst. Rund 50%<br />
sind überaltert. der Kirschenbäume und 40% der Zwetschgen sind gemäss Angaben der befragten<br />
Bewirtschafter über 30 Jahre alt. Halbstammobstbäume sind für eine Produktion von 30-<br />
40 Jahren vorgesehen. Die Hälfte der Anlagen ist somit überaltert und wird in den<br />
nächsten Jahren verschwinden. Damit verschwindet mit dieser Anbauform eine<br />
bedeutende Produktionsmenge an Kirschen.<br />
4.3. Verwertung <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>obstes<br />
4.3.1. Kirschen<br />
Bei der Befragung wurden die Erntemengen auf <strong>Hochstamm</strong>-, Halbstamm- und<br />
Niederstammobstbäumen erhoben. Dabei zeigt sich, dass auf <strong>Hochstamm</strong>obstbäumen<br />
zu je einem Drittel Klasse 1-Tafelobst, Konserven und Brennkirschen produziert wird<br />
(Tab. 11, Fig. 6). In Niederstammanlagen hingegen wird überwiegend Tafelobst<br />
produziert (84%), insbesondere der Klasse Extra. Diese Anlagen sind zudem am<br />
produktivsten (65 kg Kirschen pro Are), während auf einem <strong>Hochstamm</strong>obstbaum<br />
durchschnittlich 41 kg geerntet werden.<br />
Tab.10: Erntemengen für Kirschen auf <strong>Hochstamm</strong>-, Halbstamm- und Niederstammbäumen<br />
gemäss Befragung der Obstproduzenten <strong>des</strong> Baselbiets 2009.<br />
Stück/Aren<br />
Erntemengen (kg)<br />
Tafel Extra Tafel Klasse 1 Konserven Brennobst<br />
Total pro<br />
Baum oder Are<br />
Produktion auf <strong>Hochstamm</strong> (n=224)<br />
Gesamtmenge 15’031 Bäume 23’900 209’600 194’000 188’800 41<br />
Durchschnitt 68 Bäume 420 1’210 1’320 1’170<br />
Produktion auf Halbstamm (n=78)<br />
Gesamtmenge 3’104 a 18’900 55’900 56’400 39’500 55<br />
Durchschnitt 40 a 580 900 1’310 1’070<br />
Produktion auf Niederstamm (n=63)<br />
Gesamtmenge 5’116 a 222’600 56’600 35’300 17’100 65<br />
Durchschnitt 81 a 4’050 1’180 3’210 1’560<br />
<strong>Potenzialanalyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>-<strong>Steinobstbaus</strong> im Kanton Basel-Landschaft <strong>Hochstamm</strong> Suisse 15
Produktion auf <strong>Hochstamm</strong> Produktion auf Halbstamm Produktion auf Niederstamm<br />
Brenner<br />
31%<br />
Tafel Extra<br />
4%<br />
Tafel Klasse 1<br />
34%<br />
Brenner<br />
23%<br />
Tafel Extra<br />
11%<br />
Konserven<br />
11%<br />
Brenner<br />
5%<br />
Konserven<br />
31%<br />
n=224<br />
Konserven<br />
33%<br />
Tafel Klasse 1<br />
33%<br />
n=78<br />
Tafel Klasse 1<br />
17%<br />
Tafel Extra<br />
67%<br />
n=63<br />
Fig. 6: Anteile der verschiedenen Verwertungsformen für Kirschen auf <strong>Hochstamm</strong>-, Halbstammund<br />
Niederstammbäumen gemäss Befragung der Obstproduzenten <strong>des</strong> Baselbiets, 2009.<br />
65% der Klasse 1 Kirschen<br />
stammen aus <strong>Hochstamm</strong>obst.<br />
Klasse 1-Kirschen stammen gemäss den an der Befragung erfassten Erntemengen zu<br />
zwei Drittel aus <strong>Hochstamm</strong>obstbäumen (Fig. 7), während Kirschen der Klasse Extra zu<br />
84% aus Niederstammanlagen stammen. Konservenkirschen stammen ebenfalls zu über<br />
zwei Drittel aus <strong>Hochstamm</strong>obstanbau, Brennkirschen zu 77%.<br />
Produktion der Klasse 1-Kirschen<br />
Produktion der Tafel Extra-Kirschen<br />
Niederstamm<br />
18%<br />
<strong>Hochstamm</strong><br />
9%<br />
Halbstamm<br />
17%<br />
<strong>Hochstamm</strong><br />
65%<br />
Niederstamm<br />
84%<br />
Halbstamm<br />
7%<br />
Produktion der Konservenkirschen<br />
Produktion der Brennkirschen<br />
Niederstamm<br />
12%<br />
Halbstamm<br />
20%<br />
<strong>Hochstamm</strong><br />
68%<br />
Niederstamm<br />
7%<br />
Halbstamm<br />
16%<br />
<strong>Hochstamm</strong><br />
77%<br />
Fig. 7: Anteile der verschiedenen Anbauformen an der Produktion der Klasse 1-, Extra-, Konservenund<br />
Brennkirschen gemäss Befragung der Obstproduzenten <strong>des</strong> Baselbiets, 2009.<br />
4.3.2. Zwetschgen<br />
Die Zwetschgenproduktion auf <strong>Hochstamm</strong>obstbäumen erfolgt gemäss Befragung zu<br />
über 50% für Brennobst, die aber kaum noch gepflückt werden, während der Anteil<br />
Tafelobst 30% und Konserven 17% der Produktion ausmachen (Tab. 11, Fig. 8). Beim<br />
Tafelobst handelt es sich vorwiegend um die noch gehandelte Sorte Fellenberger.<br />
Auf Halb- (Anteil von 63%) und Niederstammanlagen (Anteil von 92%) hingegen wird<br />
fast ausschliesslich Tafelobst produziert.<br />
<strong>Potenzialanalyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>-<strong>Steinobstbaus</strong> im Kanton Basel-Landschaft <strong>Hochstamm</strong> Suisse 16
Tab. 11: Erntemengen der Verwertungsformen für Zwetschgen auf <strong>Hochstamm</strong>-, Halbstamm- und<br />
Niederstammbäumen gemäss Befragung der Landwirte <strong>des</strong> Baselbiets 2009.<br />
Stück/Aren<br />
Erntemengen (kg)<br />
Tafel Konserven Brennobst<br />
Total pro Baum<br />
oder Are<br />
Produktion auf <strong>Hochstamm</strong> (n=158)<br />
Gesamtmenge 5'351 Bäume 72’800 40’400 131’200 45.7<br />
Durchschnitt 35 Bäume 800 750 1’100<br />
Produktion auf Halbstamm (n=19)<br />
Gesamtmenge 292 a 14’400 1’800 6’500 77.7<br />
Durchschnitt 16 a 900 360 650<br />
Produktion auf Niederstamm (n=47)<br />
Gesamtmenge 3'944 a 286’000 1’300 25’500 79.3<br />
Durchschnitt 66 a 6’500 320 1’500<br />
Produktion auf <strong>Hochstamm</strong> Produktion auf Halbstamm Produktion auf Niederstamm<br />
Tafel<br />
30%<br />
Brenner<br />
29%<br />
Brenner<br />
8%<br />
Konserven<br />
0%<br />
Brenner<br />
53%<br />
Konserven<br />
17%<br />
n=158<br />
Konserven<br />
8%<br />
Tafel<br />
63%<br />
(n=19)<br />
Tafel<br />
92%<br />
(n=47)<br />
Fig. 8: Anteile der verschiedenen Verwertungsformen für Zwetschgen auf <strong>Hochstamm</strong>-,<br />
Halbstamm- und Niederstammbäumen gemäss Befragung der Landwirte <strong>des</strong> Baselbiets, 2009.<br />
Konserven- und Brennzwetschgen stammen gemäss den an der Befragung erfassten<br />
Erntemengen fast nur von <strong>Hochstamm</strong>obstbäumen (Fig. 9). Tafelobst stammt<br />
erwartungsgemäss zu drei Viertel aus Niederstammanlagen, aber immer noch zu 20%<br />
aus <strong>Hochstamm</strong>obstanbau. Der erfasste Anteil Tafelobst aus <strong>Hochstamm</strong>produktion ist<br />
erstaunlich hoch, wobei angenommen werden muss, dass dieses Obst vorwiegend über<br />
den Direktverkauf abgesetzt wird, da Zwetschgen aus <strong>Hochstamm</strong>obstbäumen wie auch<br />
aus Halbstammanlagen für den Handel keine Rolle mehr spielen.<br />
Produktion Tafelzwetschgen<br />
<strong>Hochstamm</strong><br />
20%<br />
Halbstamm<br />
4%<br />
Produktion Konservenzwetschgen<br />
Niederstamm<br />
3%<br />
Halbstamm<br />
4%<br />
Produktion der Brennzwetschgen<br />
Niederstamm<br />
16%<br />
Halbstamm<br />
4%<br />
Niederstamm<br />
76%<br />
<strong>Hochstamm</strong><br />
93%<br />
<strong>Hochstamm</strong><br />
80%<br />
Fig. 9: Anteile der verschiedenen Anbauformen an der Produktion der Tafel-, Konserven- und<br />
Brennzwetschgen gemäss Befragung der Obstproduzenten <strong>des</strong> Baselbiets, 2009.<br />
<strong>Potenzialanalyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>-<strong>Steinobstbaus</strong> im Kanton Basel-Landschaft <strong>Hochstamm</strong> Suisse 17
4.4. Vermarktung <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>obstes<br />
4.4.1. Kirschen<br />
Der Grosshandel spielt für die Vermarktung der <strong>Hochstamm</strong>kirschen noch immer die<br />
76% der Kirschen aus wichtigste Rolle. Gemäss Befragung der Obstproduzenten werden Kirschen aus<br />
<strong>Hochstamm</strong>obstanbau werden <strong>Hochstamm</strong>obstanbau zu drei Viertel über den Grosshandel abgesetzt (Tab. 12, Fig. 10).<br />
über den Grosshandel Der Anteil der Selbstvermarktung beträgt 18%<br />
vermarktet.<br />
Beim Vergleich der verschiedenen Verwertungsformen zeigt sich ein ähnliches Bild: Der<br />
Grosshandel ist in allen Verwertungsformen der wichtigste Vermarktungskanal (Fig. 11).<br />
Tafelkirschen werden zu 76% über den Handel abgesetzt. Konserven werden fast<br />
ausschliesslich über den Grosshandel vermarktet (89%). Nur 6% der Ernte wird selbst<br />
vermarktet.<br />
Bei den Brennkirschen werden noch immer trotz schlechter Preise 60% der Ernte an den<br />
Handel geliefert. Hier nimmt aber die Produktion für spezifische Verarbeiter (19%),<br />
Direktvermarktung (9%) und für den Eigenverbrauch (11%) zu.<br />
Tab.12: Produktion von Kirschen aus <strong>Hochstamm</strong>obstanbau in verschiedene Vermarktungskanäle<br />
gemäss Befragung der Landwirte <strong>des</strong> Baselbiets 2009 (n=287).<br />
Durchschnittliche Menge in Tonnen pro Jahr<br />
Wiederverkäufer<br />
Grosshandel Direktverkauf und Verarbeiter Eigenverbrauch Total<br />
Tafelkirschen 438 102 28 4 572<br />
Konservenkirschen 241 17 11 4 273<br />
Brennerkirschen 153 22 46 27 248<br />
5% 1%<br />
18%<br />
76%<br />
n=287<br />
Grosshandel<br />
Wiederverkäufer und Verarbeiter<br />
Direktverkauf<br />
Eigenverbrauch<br />
Fig. 10: Anteile der Vermarktungskanäle für Kirschen aus <strong>Hochstamm</strong>anbau gemäss Befragung<br />
der Obstproduzenten <strong>des</strong> Baselbiets, 2009.<br />
<strong>Potenzialanalyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>-<strong>Steinobstbaus</strong> im Kanton Basel-Landschaft <strong>Hochstamm</strong> Suisse 18
Tafelkirschen<br />
1%<br />
5%<br />
18%<br />
Konservenkirschen<br />
6%<br />
4% 1%<br />
Brennerkirschen<br />
11%<br />
19%<br />
9%<br />
61%<br />
76%<br />
89%<br />
Grosshandel<br />
Direktverkauf<br />
Grosshandel<br />
Direktverkauf<br />
Grosshandel<br />
Direktverkauf<br />
Wiederverkäufer und Verarbeiter<br />
Eigenverbrauch<br />
Wiederverkäufer und Verarbeiter<br />
Eigenverbrauch<br />
Wiederverkäufer und Verarbeiter<br />
Eigenverbrauch<br />
Fig. 11: Anteile der Vermarktungskanäle für Tafel-, Konserven und Brennkirschen aus<br />
<strong>Hochstamm</strong>anbau gemäss Befragung der Obstproduzenten <strong>des</strong> Baselbiets, 2009.<br />
4.4.2. Zwetschgen<br />
Bei den Vermarktungsformen für Zwetschgen aus <strong>Hochstamm</strong>obstanbau ist die<br />
Bedeutung <strong>des</strong> Grosshandels im Vergleich zu den Kirschen deutlich geringer, beträgt<br />
aber gemäss der Befragung der Obstproduzenten immer noch über die Hälfte <strong>des</strong><br />
Absatzes. Bei den Zwetschgen sind aufgrund <strong>des</strong> Wegfalls typischer<br />
<strong>Hochstamm</strong>obstsorten als Tafelobst der Direktverkauf (25%) und die Produktion für den<br />
Eigenbedarf (15%) notgedrungen wichtiger geworden (Tab. 13, Fig. 12).<br />
Tafelzwetschgen aus <strong>Hochstamm</strong>obstanbau werden gemäss Angaben der Produzenten<br />
zu 56% über den Handel abgesetzt, wobei die erfasste Produktion mit 100 Tonnen<br />
erstaunlich hoch ist. Es wird angenommen, dass bei diesen Angaben die seit einigen<br />
Jahren nicht mehr gehandelte Bühler-Zwetschge mit erfasst wurde, da die hohe<br />
Liefermenge an Tafelzwetschgen aus <strong>Hochstamm</strong>anbau in den Handel nicht mehr der<br />
Realität entspricht. Bei den Konserven- und Brennzwetschgen sind neben dem<br />
Grosshandel Wiederverkäufer und Verarbeiter mit 25% bzw. 21% ein wichtiger<br />
Vermarktungskanal, während der Anteil der Produktion für die Direktvermarktung bei<br />
10-15% liegt (Fig. 13).<br />
Tab.13: Produktion von Zwetschgen aus <strong>Hochstamm</strong>obstanbau in verschiedene<br />
Vermarktungskanäle gemäss Befragung der Landwirte <strong>des</strong> Baselbiets 2009 (n=289).<br />
Zwetschgen<br />
Durchschnittliche Menge in Tonnen pro Jahr<br />
Grosshandel Direktverkauf<br />
Wiederverkäufer und<br />
Verarbeiter Eigenverbrauch Total<br />
Tafelzwetschgen 101 45 7 28 181<br />
Konservenzwetschgen 11 3 5 1 20<br />
Brennzwetschgen 46 10 22 27 105<br />
<strong>Potenzialanalyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>-<strong>Steinobstbaus</strong> im Kanton Basel-Landschaft <strong>Hochstamm</strong> Suisse 19
15%<br />
4%<br />
25%<br />
56%<br />
n=289<br />
Grosshandel<br />
Wiederverkäufer und Verarbeiter<br />
Direktverkauf<br />
Eigenverbrauch<br />
Fig. 12: Anteile der Vermarktungskanäle für Zwetschgen aus <strong>Hochstamm</strong>anbau gemäss<br />
Befragung der Obstproduzenten <strong>des</strong> Baselbiets, 2009<br />
Tafelzwetschgen<br />
Konservenzwetschgen<br />
Brennzw etschgen<br />
15%<br />
5%<br />
26%<br />
4%<br />
25%<br />
43%<br />
25%<br />
56%<br />
55%<br />
21%<br />
15%<br />
10%<br />
Grosshandel<br />
Wiederverkäufer und Verarbeiter<br />
Direktverkauf<br />
Eigenverbrauch<br />
Grosshandel<br />
Wiederverkäufer und Verarbeiter<br />
Direktverkauf<br />
Eigenverbrauch<br />
Grosshandel<br />
Wiederverkäufer und Verarbeiter<br />
Direktverkauf<br />
Eigenverbrauch<br />
Fig. 13: Anteile der Vermarktungskanäle für Tafel-, Konserven und Brennzwetschgen aus<br />
<strong>Hochstamm</strong>anbau gemäss Befragung der Obstproduzenten <strong>des</strong> Baselbiets, 2009.<br />
<strong>Potenzialanalyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>-<strong>Steinobstbaus</strong> im Kanton Basel-Landschaft <strong>Hochstamm</strong> Suisse 20
5. Trends und zukünftige<br />
Entwicklungen<br />
5.1. Produktion<br />
Im Kanton Baselland hat die Mehrheit der landwirtschaftlichen Betriebe noch<br />
<strong>Hochstamm</strong>obstbäume, doch werden zwei Drittel der Bäume nicht mehr bewirtschaftet<br />
(siehe Kap. 4.2.1). Als Gründe für die Aufgabe <strong>des</strong> Steinobstanbaus wurden in der<br />
Befragung vor allem der Bedarf <strong>des</strong> Marktes nach grossfruchtigen Sorten, die zu tiefen<br />
Obstpreise, die Überalterung <strong>des</strong> Baumbestan<strong>des</strong> und die aufwendige Ernte genannt<br />
(Tab. 14)<br />
Tab. 14: Begründung für die Aufgabe der Steinobstproduktion gemäss Befragung<br />
der Obstproduzenten <strong>des</strong> Baselbiets, 2009 (n=182).<br />
Gründe<br />
Anzahl Nennungen<br />
Sorten sind nicht mehr gefragt 84<br />
Tiefe Obstpreise 83<br />
Überalterung <strong>des</strong> Baumbestand 71<br />
Bedarf an Erntehelferinnen 64<br />
Betriebsleiterwechsel 36<br />
Einführung SwissGAP 29<br />
Umstellung auf Bio-Landbau 21<br />
Zu tiefe Baumbeiträge 19<br />
Pflanzenschutzprobleme 19<br />
Weiteres 38<br />
27% der heutigen<br />
<strong>Hochstamm</strong>obst-Produzenten<br />
werden die Steinobstproduktion<br />
einstellen.<br />
Die zunehmende Aufgabe <strong>des</strong> <strong>Steinobstbaus</strong> auf <strong>Hochstamm</strong>obstbäumen wird sich in<br />
den nächsten Jahren fortsetzen. Auf die Frage, ob in den nächsten fünf Jahren auf ihrem<br />
Landwirtschaftsbetrieb noch <strong>Hochstamm</strong>obstanbau betrieben wird, haben in der<br />
Befragung 78 von 285 heutigen Produzenten oder 27% mit nein geantwortet. Zu den<br />
Gründen für die Aufgabe <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>obstanbaus werden vor allem<br />
betriebswirtschaftliche Aspekte angegeben. Im Vordergrund stehen der hohe Aufwand<br />
und die nicht mehr kostendeckende Bewirtschaftung, mangeln<strong>des</strong> Interesse und der<br />
Wechsel <strong>des</strong> Betriebsleiters (Tab. 15).<br />
Tab. 15: Begründung für die Aufgabe der Steinobstproduktion in den nächsten 5 Jahren gemäss<br />
Befragung der Obstproduzenten <strong>des</strong> Baselbiets, 2009 (n=65).<br />
Angegebene Gründe<br />
Anzahl Nennungen<br />
Hoher Aufwand, nicht kostendeckend 29<br />
Kein Interesse, Zeitmangel 14<br />
Betriebsleiterwechsel / Gesundheitliche Gründe 12<br />
Mangel an ErntehelferInnen 9<br />
Hohes Unfallrisiko 9<br />
<strong>Potenzialanalyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>-<strong>Steinobstbaus</strong> im Kanton Basel-Landschaft <strong>Hochstamm</strong> Suisse 21
Betriebsspezialisierung 6<br />
zu viele Vorlagen / SwissGAP 3<br />
Zu tiefe Baumbeiträge 1<br />
<strong>Hochstamm</strong>obst-Produzenten<br />
sind motiviert.<br />
Drei Viertel der heutigen <strong>Hochstamm</strong>-Produzenten haben in der Befragung angegeben,<br />
auch in den nächsten Jahren Steinobst zu produzieren (207 von 285 befragten<br />
Produzenten oder 73%). Für die Weiterführung <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>obstanbaus sind weniger<br />
betriebswirtschaftliche Gründe ausschlaggebend. Im Vordergrund stehen die Freude am<br />
<strong>Hochstamm</strong>obstanbau, der Beitrag für den Natur- und Landschaftsschutz und die<br />
Produktion für den Eigenbedarf und die Direktvermarktung (Tab. 16).<br />
Tab. 16: Begründung für die Weiterführung der Steinobstproduktion in den nächsten 5 Jahren<br />
gemäss Befragung der Obstproduzenten <strong>des</strong> Baselbiets, 2009 (n=65).<br />
Angegebene Gründe<br />
Anzahl Nennungen<br />
Motiviert, traditionelle Nutzung, Freude am<br />
<strong>Hochstamm</strong>anbau 57<br />
Beitrag für Landschafts- und Naturschutz 45<br />
Produktion für Eigenbedarf/Selbstversorgung 36<br />
Produktion für Direktverkauf 29<br />
Zusätzliches Einkommen, Baumbeiträge 15<br />
Weide, Schatten für Tiere 10<br />
Erosionsschutz 3<br />
Beteiligung an <strong>Hochstamm</strong>förderprojekten 3<br />
Bessere Frostsicherheit gegenüber Niederstamm 2<br />
5.2. Entwicklung <strong>des</strong> Marktes<br />
5.2.1. Kirschen<br />
Die gesamte Erntemengen an Kirschen in der Region Nordwestschweiz sind (von<br />
witterungsbedingten Schwankungen abgesehen) rückläufig (Tab. 17, Fig. 14). Betrug die<br />
Gesamternte in witterungsbegünstigten Jahren bis vor wenigen Jahren noch im Bereich<br />
von 4000 - 5'000 Tonnen, so lagen die letzten Ernten im Bereich von 3000 Tonnen oder<br />
darunter.<br />
Zugenommen hat die Produktion der Klassen Extra und Premium. Alle anderen<br />
Verwertungsformen sind abnehmend (Fig. 15). Insbesondere der Anteil der zu zwei<br />
Dritteln auf <strong>Hochstamm</strong>obstbäumen produzierten Brennkirschen an der Gesamternte<br />
ist zeitweise um fast die Hälfte eingebrochen und betrug 2008 noch 27%. Abnehmend<br />
sind auch die Industriekirschen (2008 noch 25% der Gesamternte) und die Klasse 1<br />
Tafelkirschen.<br />
<strong>Potenzialanalyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>-<strong>Steinobstbaus</strong> im Kanton Basel-Landschaft <strong>Hochstamm</strong> Suisse 22
Tab. 17: Erntemengen Kirschen in der Nordwestschweiz (Baselland, Baselstadt, Schwarzbubenland<br />
und Fricktal) in Tonnen (ohne Direktvermarktung). (Quelle: Früchtezentrum Basel). Die Daten der<br />
Brennkirschenernte 2009 waren zum Zeitpunkt der Berichtverfassung noch nicht bekannt.<br />
2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />
TK Premium 19 22 42 100 80 112<br />
TK Klasse Extra 40 70 70 157 160 156 227 157 302<br />
TK Klasse 1 730 980 940 823 476 669 670 361 394<br />
Industriekirschen 595 1180 1230 809 668 878 883 410 847<br />
Brennkirschen 1450 1895 2170 1935 1415 600 1175 460<br />
Total Tonnen 3365 4675 4960 4293 3016 2620 3405 1668<br />
Anteil Brennkirschen 43% 41% 44% 45% 38% 23% 34% 27%<br />
Kirschenernte seit 1998 (Schweizer Obstverband Kreis Basel)<br />
6000<br />
5000<br />
4000<br />
3000<br />
2000<br />
1000<br />
0<br />
1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />
Tafelkirschen Industriekirschen Brennkirschen<br />
Fig. 14: Kirschenernte seit 1998 in der Region Nordwestschweiz (ohne Direktvermarktung) (Quelle:<br />
Früchtezentrum Basel).<br />
2500<br />
2000<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
0<br />
2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />
TK Premium TK Extra TK Klasse 1 Indurstriekirschen Brennkirschen<br />
Fig. 15: Entwicklung der Kirschenernte seit 2001 in der Region Nordwestschweiz, getrennt nach<br />
Verwertungsformen (Quelle: Früchtezentrum Basel).<br />
<strong>Potenzialanalyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>-<strong>Steinobstbaus</strong> im Kanton Basel-Landschaft <strong>Hochstamm</strong> Suisse 23
Anteil der Klasse 1 an der<br />
Tafelkirschenproduktion nimmt<br />
ab.<br />
Bei den Tafelkirschen nimmt die Bedeutung der Klasse 1-Kirschen im Früchtezentrum<br />
Basel kontinuierlich ab (Fig. 16). Die Klasse Extra wurde ca. 1998 eingeführt, Klasse<br />
Premium im Jahr 2004. Betrug der Anteil der grossfruchtigen Sorten (Extra und<br />
Premium) an der gesamten Tafelkirschenernte 2001 noch 6%, so stieg er 2006 auf 31%<br />
und 2009 erstmals auf über 50%. 2009 wurde im Früchtezentrum Basel noch 394<br />
Tonnen Klasse 1-Kirschen gehandelt. Dies entspricht 49% der gesamten Handelsmenge.<br />
Davon stammen rund zwei Drittel oder ca. 260 Tonnen aus <strong>Hochstamm</strong>obstbäumen.<br />
Der Anteil <strong>Hochstamm</strong>obstanbau betrug somit 2009 nur noch ein Drittel der gesamten<br />
Tafelkirschenernte in der Nordwestschweiz.<br />
Ein Vergleich der geschätzten Erntemenge an Tafel 1-Kirschen von 551 Tonnen mit der<br />
tatsächlich gehandelten Menge zeigt zudem, dass 2009 rund 157 Tonnen oder fast 30%<br />
der erwarteten Ernte nicht vermarktet werden konnten. Schuld daran waren<br />
Lieferstopps aufgrund von Marktsättigungen und witterungsbedingte<br />
Qualitätsproblemen. Diese Vermarktungsprobleme betreffen ausschliesslich die Klasse<br />
1-Kirschen, während die Klassen Extra und Premium problemlos abgesetzt werden<br />
konnten.<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />
TK Premium TK Extra TK Klasse 1<br />
Fig. 16: Entwicklung der Tafel-Kirschenernte in Tonnen seit 2001 in der Region Nordwestschweiz,<br />
(Quelle: Früchtezentrum Basel).<br />
Gesamtschweizerisch ist der Rückgang der Klasse 1-Tafelkirschen noch ausgeprägter<br />
ausgefallen. Betrug ihr Anteil 1998 noch 95%, so fiel er 2009 auf ein Drittel zusammen<br />
(Fig. 17). In der Region Nordwestschweiz werden überproportional viele Klasse 1-<br />
Kirschen geerntet. Über die Hälfte der gesamtschweizerisch gehandelten Klasse 1-<br />
Kirschen stammt aus der Region Nordwestschweiz (Tab. 18), während der Anteil am<br />
Gesamthandel aller Tafelkirschenklassen noch 36% beträgt.<br />
Es ist davon auszugehen, dass sich die Produktion der Klasse 1-Kirschen in der Region<br />
Basel dem gesamtschweizerischen Bild angleichen wird. Gemäss Aussagen <strong>des</strong><br />
Verladehandels werden Kirschen der Klasse Extra in Zukunft 50% <strong>des</strong> Marktvolumens<br />
einnehmen. Der Premium-Markt ist begrenzt und wird 10 bis maximal 20% <strong>des</strong> Marktes<br />
ausmachen. Neben dem grossfruchtigen Kirschensortiment würde für die günstigeren<br />
Klasse 1-Kirschen somit ein Marktanteil von 30 bis maximal 40% verbleiben. Einzelne<br />
Exponenten gehen gar davon aus, dass die Klasse 1 in wenigen Jahren ganz aus dem<br />
Handel verschwinden wird.<br />
<strong>Potenzialanalyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>-<strong>Steinobstbaus</strong> im Kanton Basel-Landschaft <strong>Hochstamm</strong> Suisse 24
2500<br />
2000<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
0<br />
1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />
Klasse 1<br />
Extra/Premium<br />
Fig. 17: Entwicklung der Tafel-Kirschenernte in Tonnen seit 1998 in der Schweiz .<br />
Tab. 18: Vergleich der Handelsmengen Tafelkirschen 2009 in der Schweiz und im Früchtezentrum<br />
Basel in Tonnen (Quelle: Früchtezentrum Basel und Schweizer Obstverband).<br />
Schweiz<br />
Früchtezentrum<br />
Basel<br />
Anteil<br />
Früchtezentrum<br />
Klasse 1 735 394 54%<br />
Extra/Premium 1’490 414 28%<br />
Total 2’225 808 36%<br />
Inlandbedarf an<br />
Industriekirschen nimmt ab.<br />
Die Produktion von Industriekirschen nimmt in der Region Basel gesamtschweizerisch<br />
eine herausragende Stellung ein. Von den durchschnittlich 1'200 Tonnen<br />
Industriekirschen, die in der Schweiz gehandelt werden, stammen rund 70% aus der<br />
Region. 2009 wurden über das Früchtezentrum Basel 847 Tonnen Industriekirschen<br />
gehandelt (Tab. 17).<br />
Mit dem Wegfall <strong>des</strong> Zollschutzes für verarbeitete Produkte im Rahmen der Bilateralen II<br />
ist der Bedarf für Industriekirschen aber innerhalb der letzte 10 Jahren um fast 40%<br />
zurückgegangen. Parallel dazu hat ein Konzentrationsprozess bei den Verarbeitern<br />
stattgefunden. Heute gibt es in der Schweiz nur noch drei grosse Verarbeiter im<br />
Konservenbereich. Mit dem Wegfall der Exportsubventionen für Obsterzeugnisse ab<br />
2010 (siehe auch Kap. 5.7.1) wird der Inlandbedarf an Konservenkirschen weiter<br />
zurückgehen.<br />
5.2.2. Zwetschgen<br />
Über den Verladehandel werden nur noch grossfruchtige Tafel-Zwetschgensorten<br />
(33mm) vermarktet. Die vermarkteten Mengen haben seit 2000 kontinuierlich<br />
zugenommen und haben 2007 mit 870 Tonnen einen Höchstwert erreicht (Tab. 19, Fig.<br />
18). Tafelzwetschgen bis 30 mm Grösse sind 2005 vom Markt verschwunden. Betrug<br />
beispielsweise die gehandelte Erntemenge der klassische <strong>Hochstamm</strong>obst-Sorte Bühler<br />
in der Region Nordwestschweiz vor wenigen Jahren noch 230 Tonnen, so sind sie heute<br />
gegen Null gesunken.<br />
<strong>Potenzialanalyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>-<strong>Steinobstbaus</strong> im Kanton Basel-Landschaft <strong>Hochstamm</strong> Suisse 25
Renaissance der<br />
Brennzwetschgen?<br />
Bei den Industrie-Zwetschgen, die hauptsächlich aus dem <strong>Hochstamm</strong>obstanbau<br />
stammen, konnte in den letzten Jahren ein Zerfall <strong>des</strong> Marktes festgestellt werden (Fig.<br />
19). Der Handel mit Hauszwetschgen ist seit vier Jahren marginal.<br />
Rund 10% der Schweizer Ernte von Brennkirschen stammen aus der Nordwestschweiz.<br />
Wurden 2003 und 2004 noch Ernten von 800-900 Tonnen erzielt, so viel der Handel in<br />
den Folgejahren aufgrund <strong>des</strong> Preiszerfalls auf ca. die Hälfte zusammen. 2005 und 2008<br />
musste witterungsbedingt gar rekordtiefe Erntemengen verzeichnet werden. Allerdings<br />
spricht man seit 2006 aufgrund <strong>des</strong> gestiegenen Absatzes von einer Renaissance der<br />
Zwetschgenbrände. Für 2009 wird eine Erntemenge von ca. 450 t Brennzwetschgen<br />
erwartet.<br />
Frühzwetschgen* 305 175<br />
Tab. 19: Zwetschgen-Handelsmengen (Tonnen) in der Nordwestschweiz (Verladehandel). (Quelle:<br />
Früchtezentrum Basel).<br />
* Für 2006 und 2007 sind keine Daten über Brennzwetschgen aus dem Früchtezentrum Basel<br />
verfügbar. Bei den angegebenen Werten handelt es sich um Schätzungen anhand <strong>des</strong><br />
durchschnittlichen Anteils an der Gesamtschweizer Ernte (Quelle: Schweizer Obstverband).<br />
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />
Tafelzwetschgen 30 mm 40 40 351 245 218 103 65 0 0<br />
Tafelzwetschgen 33 mm 125 110 304 277 611 230 415 869 433<br />
Fellenberg (ab 2007 bei TZ 33) 108 62 40 122 28 11 31 / 6<br />
Hauszwetschgen Industrie 235 219 62 79 133 6 4 6 0<br />
Brennzwetschgen 517 521 399 949 825 220 380* 500* 130<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />
Tafelzw etschgen 30 mm<br />
Fellenberg (ab 2007 bei TZ 33)<br />
Brennzw etschgen<br />
Tafelzw etschgen 33 mm<br />
Hauszw etschgen Industrie<br />
Fig. 18: Entwicklung der gehandelten Zwetschgenproduktion seit 2000 in der Region<br />
Nordwestschweiz, getrennt nach Verwertungsformen (Quelle: Früchtezentrum Basel).<br />
2500<br />
Zwetschgen 30 mm Fellenberg Zwetschgen 33 mm<br />
2000<br />
Tonnen<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
0<br />
1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007<br />
<strong>Potenzialanalyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>-<strong>Steinobstbaus</strong> im Kanton Basel-Landschaft <strong>Hochstamm</strong> Suisse 26
Fig. 19: Entwicklung der Tafel-Zwetschgenernte in Tonnen seit 1995 in der Schweiz<br />
5.3. Preisentwicklung<br />
Die Produzentenpreise für Klasse 1-Tafelkirschen haben sich in den letzten Jahren kaum<br />
verändert und liegen zwischen Fr. 3.40 und Fr. 3.75/kg. Sie liegen damit deutlich unter<br />
den Preisen für die Klassen Extra (um Fr. 5.00) und Premium (um Fr. 7.00).<br />
Der Preis für Industriekirschen hat in den letzten 10 Jahren um Fr. 0.50 abgenommen<br />
und liegt mit Fr. 1.60/kg auf einem Wert, wie er schon 1975 und 1985 gehandelt wurde.<br />
Brennkirschen bringen heute noch Erlöse von Fr. 0.45-0.60/kg. 1975 wurde für<br />
Brennkirschen noch ein Preis von Fr. 1.20 erzielt.<br />
Bei den Zwetschgen werden heute für grossfruchtiges Tafelobst Produzentenpreise von<br />
Fr. 1.90-2.20/kg erzielt. Für Tafelzwetschgen 30mm wurden bis 2006 noch Fr. 1.20-<br />
1.60/kg gezahlt. Industriezwetschgen erzielten 2005 noch Preise von 50 Rappen/kg, für<br />
Brennobst noch 20-25 Rappen/kg. 2008 wurde für Brennzwetschgen kein Preis mehr<br />
festgesetzt.<br />
5.4. Biologischer Steinobstanbau<br />
Der Anteil <strong>des</strong> Biolandbaus an der gesamten Steinobstproduktion beträgt unter 1%. Die<br />
Produktion liegt damit weit unter den Absatzmöglichkeiten. Ein Bedarf für Initiativen zur<br />
Förderung <strong>des</strong> Absatzes besteht damit nicht.<br />
Der biologische Anbau auf <strong>Hochstamm</strong>obstbäumen kämpft mit Schwierigkeiten<br />
bezüglich Krankheitsdruck und Schädlingen (z.B. Kirschenfliege). Vielversprechend sind<br />
moderne Anlagen mit Plastikabdeckung und Einnetzung zum Schutz vor Schädlingen<br />
(Tafelobst), sowie die Konservenproduktion mit robusten Schüttelkirschensorten.<br />
5.5. Handel und Verarbeitung<br />
5.5.1. Verladehandel<br />
Der Rationalisierungsprozess in der Obstverarbeitung und im Handel zeigt sich auch in<br />
der Region Nordwestschweiz. In den letzten 10 Jahren hat eine deutliche Reduktion der<br />
Obstannahmestellen stattgefunden. Drei Firmen teilen sich den Verladehandel auf:<br />
• Frunoba AG liefert an Coop und hat mit der Anschaffung einer modernen<br />
Kalibriermaschine und der Entwicklung der Swiss Kisses das Potenzial der<br />
Kirschenproduktion innovativ ausgebaut.<br />
• Zuber AG mit Annahmestellen Aesch, Witterswil und Arisdorf liefert an Migros<br />
und kann über Frunoba auch an Coop liefern. Sie wird von 30 Gemeinden<br />
beliefert. Zuber ist zudem der grösste Brennerbetrieb in der Region.<br />
• Die Nebiker AG in Sissach betreibt mehrere Annahmestellen und liefert über<br />
Frunoba an Coop.<br />
Lieferanten <strong>des</strong> Verladehandels sind heute zu 80% kleinere bis mittlere<br />
Obstproduzenten. Sie liefern aber nur 20% <strong>des</strong> Obstes. Der Hauptteil der über den<br />
Verladehandel abgesetzten Ernte stammt von einer begrenzten Anzahl Betrieben, die<br />
vorwiegend moderne Anlagen bewirtschaften.<br />
5.5.2. SwissGAP<br />
Ab 2010 gilt SwissGAP als Produktionsstandard für Tafelobst in den Grosshandel. In der<br />
SwissGAP beeinflusst Befragung der Obstproduzenten haben 72% der Landwirte angegeben, dass die<br />
Tafelkirschenproduktion auf<br />
<strong>Potenzialanalyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>-<strong>Steinobstbaus</strong> im Kanton Basel-Landschaft <strong>Hochstamm</strong> Suisse 27<br />
<strong>Hochstamm</strong>bäumen.
Einführung von SwissGAP ihre Obstproduktion beeinflussen wird (Tab. 20).<br />
Ausschlaggebend dafür ist vor allem der als gross empfundene administrative und<br />
finanzielle Aufwand. Unter den privaten Obstproduzenten ist der Anteil mit 47% kleiner.<br />
Dies ist damit zu erklären, dass Private vorwiegend für die Direktvermarktung oder<br />
Brenn- und Industrieobst produzieren. Werden die Aussagen der Landwirte und Private<br />
zusammengenommen, so geben zwei Drittel der Befragten einen negativen Einfluss von<br />
SwissGAP auf ihre Produktion an.<br />
Die Einführung von SwissGAP wird die Aufgabe der Steinobstproduktion auf<br />
<strong>Hochstamm</strong>obstbäumen beschleunigen. In der Befragung haben 20% der<br />
Obstproduzenten (Landwirte und Private) angegeben, wegen SwissGAP nicht mehr für<br />
den Grosshandel zu produzieren. 10% der Produzenten erwägen gar eine Aufgabe der<br />
Obstproduktion.<br />
Zwischen den Landwirten, die einen negativen Einfluss von SwissGAP geltend machen<br />
und Produzenten, die von SwissGAP nicht beeinflusst werden, besteht kein statistisch<br />
relevanter Unterschied in der angegebenen Erntemenge. Damit kann aus diesen Daten<br />
die Vermutung nicht bestätigt werden, dass vor allem Kleinproduzenten von einer<br />
Mitgliedschaft bei SwissGAP absehen werden.<br />
Tab. 20: Befragung der Obstproduzenten zur Einführung von SwissGAP.<br />
Beeinflusst SwissGAP die Obstproduktion?<br />
Landwirte<br />
(n=166)<br />
Anteil<br />
Private<br />
(n=38)<br />
Anteil<br />
Total<br />
(n=204)<br />
Anteil<br />
Ja 119 72% 18 47% 137 67%<br />
Nein 47 28% 20 53% 67 33%<br />
Genannte Gründe (n=118)<br />
Anzahl Nennungen<br />
Grosser administrativer und finanzieller Aufwand 72<br />
Aufgabe der Tafelobstproduktion für den Grosshandel 34<br />
Aufgabe der Obstproduktion 19<br />
5.6. Regionale Initiativen und Projekte<br />
In Kanton Baselland haben sich in den letzten Jahren verschiedene Initiativen zur<br />
Förderung <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>anbaus gebildet:<br />
• Posamenterprojekt im Tafeljura: Verarbeitung und Vermarktung von<br />
<strong>Hochstamm</strong>zwetschgen in Zusammenarbeit mit Slow Food, <strong>Hochstamm</strong> Suisse<br />
und Coop;<br />
• Steinkauzprojekt Birstal: Projekt <strong>des</strong> Schweizer Vogelschutzes zur Vermarktung<br />
von Bio-<strong>Hochstamm</strong>produkten aus dem Birstal im Zusammenhang mit<br />
Fördermassnahmen zugunsten <strong>des</strong> Steinkauzes.<br />
• Projekt Obstgarten Farnsberg: Vermarktung von Steinobstprodukten im<br />
Zusammenhang mit der Aufwertung und Vernetzung der Landschaft<br />
(Projektträger: Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz in Zusammenarbeit<br />
mit den Natur- und Vogelschutzvereinen Buus, Ormalingen und Hemmiken und<br />
der Vogelwarte Sempach).<br />
• Projekt „Chirsiland“ zur Förderung <strong>des</strong> Kirschenanbaus in den Regionen<br />
Tafeljura und Wasserfallen im Rahmen <strong>des</strong> geplanten Juraparks Baselland<br />
(Projekt gemäss Entwurf zum Managementplan).<br />
<strong>Potenzialanalyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>-<strong>Steinobstbaus</strong> im Kanton Basel-Landschaft <strong>Hochstamm</strong> Suisse 28
• Diverse Landwirtschaftsbetriebe, die ihren Obstgarten für die<br />
Direktvermarktung von <strong>Hochstamm</strong>obstprodukten nutzen (z.B. Suter Chirsi-<br />
Hüsli, Kilchberg; Isletenhof Sissach).<br />
Die in diesen Initiativen abgesetzten Mengen sind aber im Vergleich zur Produktion für<br />
den Grosshandel klein. Sie können aber für einzelne Gebiete einen wichtigen Beitrag zur<br />
Erhaltung <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>obstanbaus darstellen.<br />
5.7. Entwicklungen <strong>des</strong> politische und wirtschaftlichen<br />
Umfel<strong>des</strong><br />
5.7.1. Politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen<br />
Die weitere Entwicklung <strong>des</strong> <strong>Steinobstbaus</strong> in der Schweiz in den nächsten Jahren wird<br />
entscheidend durch Veränderungen im politischen und wirtschaftlichen Umfeld geprägt<br />
sein. Dazu zählen insbesondere der Abbau der Zollzuschläge und Exportsubventionen<br />
innerhalb der WTO und der Bilateralen Verträge mit der EU, sowie die Verhandlungen<br />
zum Abschluss eines Freihandelsabkommens mit der EU.<br />
Rückgang <strong>des</strong> Marktanteils für<br />
inländische Spirituosen.<br />
Überproduktion von<br />
Konservenkirschen ab 2010.<br />
Abbau <strong>des</strong> Zollschutzes<br />
Bereits seit 2005 gilt ein reduzierter Zollsatz für importierte Fruchtbrände, Kirschen und<br />
Zwetschgen. Ebenfalls seit 2005 sind die Kategorien der verschiedenen Schnäpse<br />
zwischen der Schweiz und der EU harmonisiert. Dies hat dazu geführt, dass sich die<br />
Produzentenpreise für Brennkirschen an das deutlich tiefere Preisniveau <strong>des</strong> Auslan<strong>des</strong><br />
angeglichen haben. Gemäss Schweizer Obstverband (SOV) wurden 1995-98 noch 5'700<br />
Hektoliter reiner Alkohol in der Schweiz produziert. Nach dem Abbau <strong>des</strong> Zollschutzes<br />
betrug die Produktion in den Jahren 2005-2007 noch 2'200 Hektoliter rA. Dies entspricht<br />
einem Abbau <strong>des</strong> Marktanteils für inländische Spirituosen um 60%. Bei Obstessig<br />
erfolgte im gleichen Zeitraum aufgrund der Steuerharmonisierung gar ein Abbau von<br />
80%. Sowohl Spirituosen als auch Essig sind Produkte mit Mehrwert, die für den<br />
<strong>Hochstamm</strong>obstanbau von Bedeutung sind.<br />
Abbau der Exportbeiträge für Obsterzeugnisse<br />
Mit der Umlagerung von Marktstützungen in Direktzahlungen werden ab 2010 die<br />
Exportbeiträge für Obsterzeugnisse (Apfel- und Birnensaftkonzentrat, sowie<br />
Konservenkirschen) aufgehoben. Als Teilkompensation können neu Beiträge für die<br />
Verwertung von Steinobst und Kernobst geltend gemacht werden (ausgenommen sind<br />
Spirituosen). Entschädigt werden sollen in Zukunft bei veredelten Obstsprodukten 50%<br />
der Differenz zwischen dem ausländischen und dem inländischen Produzentenpreis <strong>des</strong><br />
Rohstoffs. Dies kann beispielsweise für Konservenkirschen oder Dörrobst der Fall sein.<br />
Diese Verwertungsbeiträge werden aber nicht ausreichen, um die hohen inländischen<br />
Produktionskosten zu decken. Als Folge davon erwartet der SOV eine Überproduktion<br />
von Konservenkirschen in der Schweiz, wenn Inlandverarbeiter kostengünstigere<br />
Rohstoffe importieren können.<br />
Agrar-Freihandelsabkommen mit der EU<br />
Bis 2013 ist der Abschluss eines Freihandelsabkommens mit der EU geplant, der die<br />
Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Landwirtschaft beeinflussen wird. Gemäss einer<br />
Analyse <strong>des</strong> SOV würde sich der Marktanteil der Schweizer Tafeläpfel um 40%<br />
verringern. Ähnliche Auswirkungen sind auch für andere Obstsorten zu erwarten. Der<br />
benachbarte badische Raum zum Beispiel ist das grösste Zwetschgenanbaugebiet<br />
Europas mit Produzentenpreisen, die 30-40% unterhalb der inländischen Preise liegen.<br />
<strong>Potenzialanalyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>-<strong>Steinobstbaus</strong> im Kanton Basel-Landschaft <strong>Hochstamm</strong> Suisse 29
5.7.2. Direktzahlungssystem<br />
Die Erhaltung der <strong>Hochstamm</strong>-Streuobstbestände wird durch Baumbeiträge gemäss<br />
Direktzahlungsverordnung (DZV), Öko-Qualitätsverordnung (ÖQV) und durch kantonale<br />
Ökobeiträge gefördert. Seit 2009 gelten neue Anforderungen <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> zugunsten der<br />
Biodiversität für <strong>Hochstamm</strong>obstgärten, die Beiträge gemäss ÖQV beziehen wollen.<br />
Auch der Kanton Baselland stellt im Rahmen <strong>des</strong> Programms für den ökologischen<br />
Ausgleich hohe Anforderungen an die ökologische Qualität der <strong>Hochstamm</strong>obstgärten.<br />
Der Bestand muss gepflegt werden. Bei einem Anteil von Jungbäumen unter 15 Jahren<br />
wird ein zusätzlicher Baumbeitrag gewährt. Werden diese Anforderungen erfüllt, sind<br />
Baumbeiträge von bis zu Fr. 55.- pro <strong>Hochstamm</strong>obstbaum möglich.<br />
Die Kantonsbeiträge werden aber von der Mehrheit der Betriebe im Kanton Baselland<br />
nicht in Anspruch genommen und beziehen lediglich die Bun<strong>des</strong>beiträge von Fr. 15.- pro<br />
Baum. Nur 15% oder 19'000 der 125'000 angemeldeten <strong>Hochstamm</strong>obstbäume sind<br />
vertraglich geschützt. <strong>Hochstamm</strong>obstbäume stehen traditionellerweise in der Nähe <strong>des</strong><br />
Betriebes. In diesem Bereich ist es für die Bewirtschafter schwierig, die ökologischen<br />
Anforderungen einzuhalten.<br />
Der Beitrag <strong>des</strong> kantonalen Programms für den ökologischen Ausgleichs zur Erhaltung<br />
der <strong>Hochstamm</strong>bäume wird daher in den Interviews mit den Bewirtschaftern (siehe<br />
Anhang 9.2) teilweise skeptisch beurteilt. Während ein Drittel der Produzenten das<br />
Direktzahlungssystem als Anreiz zur Erhaltung und Pflege der Bäume verstehen, sind für<br />
ein weiteres Drittel die ökologischen Anforderungen zu hoch.<br />
<strong>Potenzialanalyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>-<strong>Steinobstbaus</strong> im Kanton Basel-Landschaft <strong>Hochstamm</strong> Suisse 30
6. Die Zukunft <strong>des</strong><br />
<strong>Hochstamm</strong>obstanbaus aus der<br />
Sicht der Produzenten<br />
6.1. Stärken und Schwächen der Steinobstproduktion<br />
In der Befragung wurden die Obstproduzenten zu den Stärken und Schwächen <strong>des</strong><br />
<strong>Hochstamm</strong>obstanbaus befragt (Tab. 21). Bei den Stärken <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>obstanbaus<br />
überwiegen die ideellen Gründe wie der Beitrag zur Erhaltung <strong>des</strong> Landschaftsbil<strong>des</strong> und<br />
die Freude der Produzenten an der Produktionsform. Von den betriebswirtschaftlichen<br />
Stärken werden vor allem die Möglichkeit zur Direktvermarktung und die im Vergleich<br />
zu den Niederstammanlagen geringen Investitionskosten hervorgehoben.<br />
Bei den Schwächen <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>obstanbaus wurden vor allem die fehlende<br />
Rentabilität und die aufwendige Bewirtschaftung genannt. An zweiter Stelle folgt die<br />
aktuelle Marktsituation für <strong>Hochstamm</strong>früchte (sinkende Nachfrage nach<br />
<strong>Hochstamm</strong>obst und tiefen Preise). Die Einführung von SwissGAP und weitere<br />
Qualitätsansprüche <strong>des</strong> Handels werden in 17% der Nennungen als Hindernisse für den<br />
<strong>Hochstamm</strong>anbau bezeichnet.<br />
Tab. 21: Befragung der Obstproduzenten zu den Stärken und Schwächen <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>anbaus<br />
(n=139)<br />
Kategorien<br />
Anzahl Nennungen<br />
Stärken <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>anbaus (n=85)<br />
Beitrag zur Erhaltung <strong>des</strong> Landschaftsbild/Naturschutz,<br />
Hangsicherung, Schatten, Unternutzung 17<br />
Produktion für Direktverkauf 13<br />
Freude am <strong>Hochstamm</strong>obstbau 10<br />
Gute Obstlage, guter Ertrag, guter Absatz 11<br />
Haben Abnehmer oder sind an Projekt beteiligt 8<br />
Alte aromatische Sorten auf <strong>Hochstamm</strong>bäumen 8<br />
Beitrag zur Selbstversorgung 7<br />
<strong>Hochstamm</strong> benötigt nur geringe Investition 7<br />
Baumbeiträge 4<br />
Schwächen <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>anbaus (n=108)<br />
Unwirtschaftlich, arbeits- und zeitintensiv 43<br />
Unsicherer Absatz, sinkende Nachfrage, tiefe Preise 26<br />
SwissGAP 18<br />
Zu grosse Qualitätsanforderungen der Abnehmer 18<br />
Fehlen von Erntehelfer, hohes Unfallrisiko 13<br />
Witterungsabhängigkeit 9<br />
<strong>Potenzialanalyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>-<strong>Steinobstbaus</strong> im Kanton Basel-Landschaft <strong>Hochstamm</strong> Suisse 31
Hoher Pflanzenschutzaufwand 7<br />
Diebstahl 3<br />
In den ergänzenden Interviews mit ausgewählten Produzenten (siehe<br />
Zusammenfassung in Anhang 9.2) zeigt sich unter den Obstbauern, die auf den<br />
<strong>Hochstamm</strong>anbau setzen, eine deutliche Frustration und Verunsicherung über die<br />
aktuelle Lage. Dazu tragen die aktuellen Marktsituation, die fehlende Perspektive, die<br />
steigenden Ansprüche <strong>des</strong> Handels, die Einführung von SwissGAP, der hohe<br />
Pflanzenschutzaufwand und das Fehlen von Erntehelfern bei. Über die Hälfte der<br />
befragten Produzenten haben angegeben, dass die Bedeutung <strong>des</strong> Obstbaus auf ihrem<br />
Betrieb abnehmen wird oder ungewiss ist.<br />
6.2. Förderung <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>obstanbaus<br />
In der Befragung befürworten 85% der 203 befragten Obstproduzenten eine Förderung<br />
<strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>obstanbaus. Zu den Gründen für eine Förderung wird von den<br />
Produzenten mehrheitlich der Wert der <strong>Hochstamm</strong>obstbäume für den Natur- und<br />
Landschaftsschutz und für die Erhaltung der Sortenvielfalt angegeben.<br />
Die Zukunft <strong>des</strong><br />
<strong>Hochstamm</strong>obstanbaus wird<br />
v.a. von Absatz und<br />
Produzentenpreisen bestimmt.<br />
Wie müsste der Markt aussehen, damit die <strong>Hochstamm</strong>bäume auch in Zukunft<br />
bewirtschaftet werden? Die Mehrheit der befragten Produzenten knüpft die<br />
Weiterführung <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>anbaus an kostendeckende Produzentenpreise und<br />
langfristige Abnahmegarantien, sowie eine genügend grosse Anzahl an freiwilligen<br />
Erntehelferinnen und –helfern (Tab. 22). Ein Viertel der Produzenten begrüsst regionale<br />
Vermarktungsinitiativen. In den Interviews mit ausgewählten Produzenten (Anhang 9.2)<br />
wird zudem angegeben, dass die Bedeutung der Direktvermarktung im <strong>Hochstamm</strong>obst<br />
anbau steigen wird und dass damit mehrheitlich gute Erfahrungen gemacht wurden<br />
(direkter Kundenkontakt, Nachfrage der Konsumenten nach traditionellen Sorten).<br />
Die Verbesserung der Marktsituation wäre der Hauptgrund, damit Obstproduzenten<br />
wieder in den <strong>Hochstamm</strong>obstanbau investieren und Jungbäume pflanzen würden. Hier<br />
führen 42% der Nennungen aber auch eine Erhöhung der Baumbeiträge an.<br />
Tab. 22: Befragung der Obstproduzenten zur Zukunft <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>anbaus (n=390).<br />
Gründe<br />
Anzahl Nennungen<br />
Forderungen an den Mark, damit <strong>Hochstamm</strong>anbau weitergeführt wird<br />
Bessere Preise 264<br />
Langfristige kostendeckende Abnahmegarantien 162<br />
genügend freiwillige Helferinnen 137<br />
Regionale Vermarktungsinitiativen 82<br />
Bestellbare, günstige Ernteequipen 31<br />
Verschiedenes 94<br />
Bedingungen für die Remontierung von <strong>Hochstamm</strong>obstbäumen<br />
Bessere Preise 176<br />
Höhere Baumbeiträge 136<br />
Langfristige kostendeckende Abnahmegarantien 118<br />
genügend freiwillige Helferinnen 94<br />
Weiteres 73<br />
<strong>Potenzialanalyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>-<strong>Steinobstbaus</strong> im Kanton Basel-Landschaft <strong>Hochstamm</strong> Suisse 32
Regionale Vermarktungsinitiativen 52<br />
Bestellbare Pflegeequipe 27<br />
<strong>Potenzialanalyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>-<strong>Steinobstbaus</strong> im Kanton Basel-Landschaft <strong>Hochstamm</strong> Suisse 33
7. Potenziale <strong>des</strong><br />
<strong>Hochstamm</strong>obstanbaus<br />
Aus der Analyse der aktuellen Situation im Steinobstanbau und den skizzierten Trends<br />
und Entwicklungen kann für Obst aus <strong>Hochstamm</strong>anbau folgende Zukunftspotenziale<br />
geschätzt werden:<br />
7.1. Erntepotenziale<br />
Im Kanton Baselland werden noch rund 35'000 <strong>Hochstamm</strong>-Steinobstbäume<br />
bewirtschaftet (siehe Kap. 4.2.1). Davon sind 24'000 Kirschen- und 11'000<br />
Zwetschgenbäume. Mit den in Kap. 4.3 ermittelten Anteilen der Verwertungsformen<br />
und der Schätzung der Erträge pro Baum (siehe Tab. 10 und 11) lassen sich die<br />
potenziellen Erntemengen grob schätzen. Sie sind in Tab. 23 zusammengefasst.<br />
Tab. 23: Schätzung der potenziellen Erntemengen verschiedener Verwertungsformen von Kirschen<br />
und Zwetschgen auf <strong>Hochstamm</strong>bäumen.<br />
<strong>Hochstamm</strong>bäume<br />
(Anzahl)<br />
Ertrag pro Baum<br />
(kg)<br />
Potenz. Ertrag<br />
(t)<br />
Kirschen<br />
Kirschen total 24’000 40 960<br />
Tafelkirschen (34%) 8’000 40 320<br />
Industriekirschen (31%) 7’500 40 300<br />
Brennkirschen (31%) 7’500 40 300<br />
Zwetschgen<br />
Zwetschgen total 11’000 45 500<br />
Tafelzwetschgen (30%) 3’000 45 130<br />
Industrie (17%) 2’000 45 100<br />
Brenner (53%) 6’000 45 270<br />
7.2. Tafelkirschen<br />
In der Region besteht eine in der Schweiz einmalig hohe Produktion von Klasse 1-<br />
Kirschen, die zu zwei Dritteln aus <strong>Hochstamm</strong>obstanbau stammen. Der Anteil der Klasse<br />
1 am Gesamthandel ist aber stark abnehmend und betrug 2009 noch knapp 50% <strong>des</strong><br />
Gesamthandels am Früchtezentrum Basel. Dieser Trend wird sich weiter fortsetzen. Es<br />
anzunehmen, dass sich die Handelsmenge von Klasse 1-Kirschen aus der Region dem<br />
gesamtschweizerische Niveau von ca. 30-35% angleichen wird. Mit der zunehmenden<br />
Positionierung der Tafelkirschen als Premium-Produkt im Grosshandel besteht gar die<br />
die Befürchtung, dass die Klasse 1-Kirschen ganz aus dem Handel verschwinden<br />
könnten.<br />
<strong>Potenzialanalyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>-<strong>Steinobstbaus</strong> im Kanton Basel-Landschaft <strong>Hochstamm</strong> Suisse 34
Die Produktion ist gewillt, weiterhin Tafelkirschen aus <strong>Hochstamm</strong>obstanbau zu liefern.<br />
Die Neupflanzungen der letzten 25 Jahre bei den heute noch aktiven Bewirtschaftern<br />
sind gross genug, um das Produktionsniveau zu halten.<br />
Die Zukunft <strong>des</strong> Tafelkirschenanbau auf <strong>Hochstamm</strong>obstbäumen wird im Wesentlichen<br />
durch drei Faktoren bestimmt werden: den Absatzperspektiven, dem Preis und der<br />
Einführung von SwissGAP:<br />
• Die Klasse 1-Kirschen verfügen über keine ausreichenden Absatzperspektiven<br />
und –sicherheiten mehr. Lieferstopps bei Marktsättigung betreffend<br />
ausschliesslich die Klasse 1. Es fehlt ein Bekenntnis <strong>des</strong> Handels zur Klasse 1 und<br />
eine gezielte Vermarktung als günstige Kirschenlinie. Für die Erhaltung der<br />
<strong>Hochstamm</strong>obstbäume muss die Klasse 1 als eigenständiges Produkt erhalten<br />
bleiben.<br />
• Ein höherer Preis kann durch eine spezifische Aufpreisvermarktung von<br />
<strong>Hochstamm</strong>obst, wie sie <strong>Hochstamm</strong> Suisse mit ihrem Label bezweckt, erreicht<br />
werden. Grundsätzlich sind dafür die erforderlichen Erntemengen vorhanden.<br />
Voraussetzung dafür ist eine Aufteilung <strong>des</strong> Marktes in <strong>Hochstamm</strong>früchte. Die<br />
Organisation einer weiteren Marktaufteilung ist machbar, aber für den<br />
Verladehandel aufwendig. Die Grossverteiler werden zu dazu aber kaum Hand<br />
bieten.<br />
• Vordringlicher als die Aufpreisvermarktung für die Zukunft <strong>des</strong><br />
Tafelkirschenanbaus auf <strong>Hochstamm</strong>obstbäumen dürfte die Problematik von<br />
SwissGAP sein. Die Mehrheit der <strong>Hochstamm</strong>obstproduzenten hat in der<br />
Befragung angegeben, das SwissGAP Auswirkungen auf die Produktion haben<br />
wird. 30% der Produzenten erwägen, nicht mehr für den Grosshandel zu<br />
produzieren oder die Steinobstproduktion ganz einzustellen.<br />
7.3. Industriekirschen<br />
Die Produktion von Industriekirschen wird vom Abbau der Exportbeiträge für<br />
Obsterzeugnisse ab 2010 beeinflusst werden. Augrund der Überproduktion wird es in<br />
der Schweiz zu einem Preiszerfall für Industriekirschen kommen. Hinzu kommt die<br />
sinkende Übernahmebereitschaft der Grossverteiler. Prognosen zur zukünftigen<br />
Produktion von Industriekirschen sind zurzeit noch schwierig zu machen. Die heutige<br />
Produktion steht aber auf einem zu hohen Niveau und wird in den nächsten Jahren<br />
abnehmen. Da ein Grossteil der Produktion von Industriekirschen aus der<br />
Nordwestschweiz stammt, wird es diese Region besonders hart treffen.<br />
Industriekirschen aus <strong>Hochstamm</strong>obstanbau haben grundsätzlich ein hohes<br />
Vermarktungspotenzial. Das Produktionspotential gemäss Schätzung in Kap. 7.1 beträgt<br />
ca. 300 Tonnen. Die Kirschen von <strong>Hochstamm</strong>bäumen sind handgepflückt und weisen<br />
damit gegenüber den schüttelbaren Sorten eine hohe Qualität auf. Diese Qualität gilt es<br />
zu vermarkten und mit einer Preisdifferenzierung zu belohnen.<br />
7.4. Tafelzwetschgen<br />
Noch bis vor kurzem konnte der Handel 50-200 Tonnen Zwetschgen, vorwiegend der<br />
Sorte Bühler vermarkten. Dieses Potenzial ist nach wie vor vorhanden. In der Befragung<br />
der vorliegenden Studie wurde ein Erntepotenzial von fast 90 Tonnen Bühler-<br />
Zwetschgen zugesichert. In den letzten 25 Jahren wurden rund 1'200 <strong>Hochstamm</strong>bäume<br />
der Sorte Bühler neu gepflanzt. Das entspricht einem Zukunftspotenzial von 100<br />
Tonnen.<br />
<strong>Potenzialanalyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>-<strong>Steinobstbaus</strong> im Kanton Basel-Landschaft <strong>Hochstamm</strong> Suisse 35
7.5. Industriezwetschgen<br />
Industriezwetschgen stammen fast ausschliesslich aus <strong>Hochstamm</strong>obstanbau. Dafür<br />
besteht heute kein Markt mehr. Das Potenzial ist aber vorhanden. In den letzten 25<br />
Jahren haben Bewirtschaftern, die sich an der Befragung beteiligt haben, rund 700<br />
Bäume für die Konservenproduktion neu gepflanzt. Selbst wenn man davon ausgeht,<br />
dass die Hälfte davon nicht in den Handel gelangt, ist ein Produktionspotenzial von rund<br />
100 Tonnen realistisch.<br />
7.6. Brennobst<br />
Die Produktion von Brennobst ist im Wesentlichen durch die tiefen Preise bestimmt.<br />
Bleiben die Preise auf diesem Niveau, besteht kein Anreiz zur Produktion auf<br />
<strong>Hochstamm</strong>obstbäumen.<br />
<strong>Potenzialanalyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>-<strong>Steinobstbaus</strong> im Kanton Basel-Landschaft <strong>Hochstamm</strong> Suisse 36
8. Schlussfolgerungen<br />
8.1. Analyse der Resultate<br />
Aus der Analyse <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>obstanbaus im Kanton Baselland können aus folgende<br />
Schlussfolgerungen gezogen werden:<br />
1. Der Kanton Baselland weisst die grösste Dichte an <strong>Hochstamm</strong>obstbäumen pro<br />
Betrieb in der Schweiz auf. Es kommt ihm daher eine herausragende Bedeutung für<br />
den Schutz der <strong>Hochstamm</strong>obstbäume in der Schweiz zu.<br />
2. Der Bestand an <strong>Hochstamm</strong>obstbäumen ist im Kanton Baselland nach wie vor<br />
rückläufig. Jährlich nimmt der Bestand um 3% ab. Aktuell befinden sich im Kanton<br />
noch 140-150'000 Bäume. Davon sind 110'000 Steinobst-<strong>Hochstamm</strong>obstbäume.<br />
3. Ein Drittel <strong>Hochstamm</strong>-Steinobstbäume werden im Kanton Baselland noch<br />
bewirtschaftet und gepflegt. Auf diesen Betrieben wurden abgegangene Bäume<br />
remontiert. Die Neupflanzungen der letzten 25 Jahre sind gross genug, dass der<br />
Bestand und die Produktion gehalten werden könnten.<br />
4. Ein Teil der Bewirtschafter ist weiterhin motiviert, Steinobstbau auf<br />
<strong>Hochstamm</strong>obstbäumen zu betreiben. 57% der Landwirte im Kanton Baselland<br />
produzieren noch Steinobst. Drei Viertel dieser Betriebe wollen diesen Betriebszweig<br />
auch in Zukunft weiterführen. Der hohe Rücklauf der Fragebogen dieser Studie<br />
beweisst, dass die Landwirtschaft den <strong>Hochstamm</strong>obstanbau ernst nimmt. Die<br />
Problematik <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>obstanbaus mit schlechten Witterungsbedingungen<br />
(Hagel- und Regenschäden) sowie der Lieferunsicherheit bei den Klasse 1-Kirschen<br />
haben sich aber in den letzten drei bis vier Jahren dermassen akzentuiert, dass die<br />
Motivation der Produzenten für den <strong>Hochstamm</strong>obstanbau deutlich sinken wird.<br />
Wenn nicht jetzt ein Zeichen <strong>des</strong> Marktes bezüglich Absatzperspektiven erfolgt oder<br />
Eigeninitiativen zur Vermarktung von <strong>Hochstamm</strong>produkten entwickelt werden,<br />
werden viele Produzenten den <strong>Hochstamm</strong>obstanbau aufgeben.<br />
5. Die Einführung von SwissGAP im Grosshandel stellt ein Problem für den<br />
Tafelkirschenanbau auf <strong>Hochstamm</strong>obstbäumen dar. 30% der<br />
<strong>Hochstamm</strong>obstproduzenten erwägen, nicht mehr für den Grosshandel zu<br />
produzieren oder die Steinobstproduktion ganz einzustellen. Dies wird zu einem<br />
Rückgang der <strong>Hochstamm</strong>obstproduktion führen.<br />
6. 54% der Schweizer Produktion von Tafelkirschen der Klasse 1 und 70% der<br />
Produktion an Industriekirschen stammen aus der Region Nordwestschweiz und<br />
überwiegend aus <strong>Hochstamm</strong>obstanbau. Der Rückgang <strong>des</strong> Handels mit Klasse 1-<br />
Kirschen und der Preiszerfalls der Industriekirschen ab 2010 wird die Region Basel<br />
daher besonders stark treffen und grosse Aufwirkungen auf den<br />
<strong>Hochstamm</strong>obstbestand haben.<br />
7. Der Erhaltung <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>obstanbaus und damit der Schutz der<br />
Streuobstlandschaften im Kanton Baselland steht und fällt mit den<br />
Absatzmöglichkeiten, den Obstpreisen und den steigenden Anforderungen an die<br />
Produktion, die von den <strong>Hochstamm</strong>produzenten zu erfüllen sind. Die Baumbeiträge<br />
<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> und <strong>des</strong> Kantons spielen dabei nur eine ergänzende Rolle.<br />
8. Das Produktionspotenzial für <strong>Hochstamm</strong>-Steinobst ist immer noch hoch. Der<br />
Grosshandel spielt für die Vermarktung <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>obstes zurzeit die<br />
wichtigste Rolle: Rund 75% der <strong>Hochstamm</strong>kirschen und 56% der Zwetschgen<br />
werden gemäss Befragung der Obstproduzenten über den Grosshandel abgesetzt.<br />
Ist der Grosshandel aber nicht bereit, die Vermarktung von Obst und verarbeitete<br />
Produkte aus <strong>Hochstamm</strong>anbau mit Preisdifferenzierungen und erleichterten<br />
<strong>Potenzialanalyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>-<strong>Steinobstbaus</strong> im Kanton Basel-Landschaft <strong>Hochstamm</strong> Suisse 37
Produktionsbedingungen zu unterstützen, müssen die bisher vernachlässigten<br />
Vermarktungskanäle ausgebaut werden. Dazu gehören die Direktvermarktung,<br />
regionale Vermarktungsprojekte und die Zusammenarbeit mit der Gastronomie.<br />
8.2. Zukunftsszenarien<br />
Der Kanton Baselland ist ein „Steinobst-Kanton“: heute gibt es noch ca. 110'000<br />
Steinobst-<strong>Hochstamm</strong>obstbäume. Zwei Drittel dieser Bäume werden nicht mehr<br />
bewirtschaftet. Jährlich nimmt dieser Bestand von 75'000 Bäumen um 3% oder ca. 2'000<br />
Bäume ab.<br />
Ein Drittel der Steinobst-<strong>Hochstamm</strong>obstbäume oder 35'000 Bäume werden zurzeit<br />
noch bewirtschaftet. Der <strong>Hochstamm</strong>obstanbau spielt dabei vor allem noch für die<br />
Kirschenproduktion eine grosse Rolle. Bei den Zwetschgen ist lediglich die Produktion für<br />
Brennobst auf einem tiefen Preisniveau von einer gewissen Bedeutung. Die<br />
Kirschenproduktion aus <strong>Hochstamm</strong>obstanbau gerät aber zunehmend durch die<br />
Einführung von SwissGAP, die Abnahme <strong>des</strong> Marktanteils der Klasse 1-Tafelkirschen<br />
sowie den Preiszerfall bei den Industrie- und Brennkirschen unter Druck. Ein Viertel der<br />
befragten Landwirte wird daher gemäss Befragung in den nächsten fünf Jahren mit dem<br />
Steinobstanbau aufhören.<br />
Die weitere Entwicklung <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>-Obstanbaus, insbesondere <strong>des</strong><br />
Kirschenanbaus, wird davon abhängen, ob die Klasse 1-Kirschen im Handel verbleiben<br />
und in welchem Ausmass das Produktionspotenzial an Industriekirschen erhalten<br />
werden kann. Dabei spielt der Grosshandel eine entscheidende Rolle, da ein Grossteil der<br />
Vermarktung über diesen Kanal erfolgt. Zusätzlich müssen aber alternative<br />
Vermarktungsschienen aufgebaut werden.<br />
Für den <strong>Hochstamm</strong>-Steinobstanbau und damit <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>baumbestan<strong>des</strong> im<br />
Kanton Baselland sind damit folgende Szenarien möglich:<br />
Szenario 1: Der Grosshandel bleibt wichtig<br />
Dieses Szenario geht davon aus, dass die Klasse 1-Kirschen im Handel bleiben und einen<br />
Marktanteil von 30% behaupten können. Da aber nur noch SwissGAP-Mitglieder an die<br />
Grossverteiler liefern können, werden 10% der Produzenten die Obstproduktion<br />
aufgeben und weitere 20% nicht mehr an den Grosshandel liefern. Der Handel mit<br />
Industriekirschen wird abnehmen, kann sich aber dank der Übernahmebereitschaft der<br />
Grossverteiler für Schweizer Früchte auf einem Niveau von 60% <strong>des</strong> bisherigen Handels<br />
halten.<br />
Mit diesem Szenario erfolgt in der Nordwestschweiz ein Rückgang <strong>des</strong> Handels auf ca.<br />
250 t Klasse 1-Kirschen und 500 t Industriekirschen. Der Bestand an bewirtschafteten<br />
<strong>Hochstamm</strong>-Kirschenbäumen würde damit um ca. ein Drittel abnehmen. Der<br />
Gesamtbestand an Steinobst-<strong>Hochstamm</strong>obstbäumen würde in den nächsten fünf<br />
Jahren zusammen mit den altersbedingten Abgängen von aktuell 100-110'000 Bäumen<br />
auf 80-90'000 Bäume zurückgehen.<br />
Szenario 2: Der Grosshandel verliert an Bedeutung, eine alternative Vermarktung<br />
entsteht<br />
Die Klasse 1-Tafelkirschen verschwinden aus dem Grosshandel. Das Absatzpotenzial für<br />
Industriekirschen aus der Nordwestschweiz bei den Grossverteilern sinkt auf ein tiefes<br />
Niveau von schätzungsweise 150 t. Es gelingt aber, eine alternative<br />
Vermarktungsplattform aufzubauen, die das Marktpotenzial für regionale und<br />
umweltgerecht produzierte Produkte aus <strong>Hochstamm</strong>obstanbau und die günstige<br />
geografische Lage der Nordwestschweiz zwischen den Regionen Basel und Zürich für<br />
den Aufbau neuer Absatzkanäle nutzt und die verschiedenen lokalen Initiativen bündelt.<br />
Dazu müsste die Klasse 1 Kirsche als Baselbieter Produkt aus traditionellem Anbau<br />
<strong>Potenzialanalyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>-<strong>Steinobstbaus</strong> im Kanton Basel-Landschaft <strong>Hochstamm</strong> Suisse 38
positioniert und eine hohe Wertschöpfung aus verarbeiteten <strong>Hochstamm</strong>produkten<br />
erzielt werden. Dies bedingt den Aufbau von Verarbeitungskapazitäten und das<br />
Vorhandensein eines engagierten Verladehandels.<br />
Mit diesem Szenario könnte ein Teil <strong>des</strong> Absatzverlustes aus dem Grosshandel<br />
aufgefangen werden. Der Bestand an bewirtschafteten <strong>Hochstamm</strong>obstbäumen wird<br />
aber weiter zurückgehen. Bei den Kirschen könnte sich der Rückgang auf ca. 50-60 % <strong>des</strong><br />
heutigen Bestan<strong>des</strong> belaufen. Der Gesamtbestand an Steinobst-<br />
<strong>Hochstamm</strong>obstbäumen würde damit in den nächsten fünf Jahren auf 70-80'000<br />
Bäume zurückgehen.<br />
Szenario 3: Der <strong>Hochstamm</strong>obstanbau ist eine Nischenproduktion<br />
Gelingt es nicht, eine alternative Vermarktung aufzubauen, verbleiben Direktverkauf<br />
und lokale Initiativen. Diese können aber das hohe heutige Produktionspotenzial an<br />
Klasse 1- und Industriekirschen nicht auffangen. Einzelne Streuobstbestände können<br />
dank der Vermarktung von Nischenprodukten erhalten werden. Die Mehrheit der<br />
<strong>Hochstamm</strong>obstbäume wird aber nur noch als Massnahme für den Natur- und<br />
Landschaftsschutz erhalten und nicht mehr bewirtschaftet werden.<br />
Der Gesamtbestand an Steinobst-<strong>Hochstamm</strong>obstbäumen würde damit in den nächsten<br />
fünf Jahren auf 60-70'000 Bäume zurückgehen. Langfristig verbleibt ein Bestand von 20-<br />
30'000 <strong>Hochstamm</strong>obstbäumen alle Baumarten, die durch kantonale Ökobeiträge<br />
unterstützt werden.<br />
<strong>Potenzialanalyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>-<strong>Steinobstbaus</strong> im Kanton Basel-Landschaft <strong>Hochstamm</strong> Suisse 39
9. Anhang<br />
9.1. Fragebogen zum Steinobstbau<br />
<strong>Potenzialanalyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>-<strong>Steinobstbaus</strong> im Kanton Basel-Landschaft <strong>Hochstamm</strong> Suisse 40
<strong>Potenzialanalyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>-<strong>Steinobstbaus</strong> im Kanton Basel-Landschaft <strong>Hochstamm</strong> Suisse 41
9.2. Zusammenfassung der Interviews mit ausgewählten<br />
Produzenten<br />
Grundtenor (in Klammer Anzahl Nennungen)<br />
Die interviewten Obstproduzenten können in 3 Gruppen eingeteilt werden:<br />
1. Produzenten, welche nicht mehr am intensiven Obstbau interessiert sind, da auf<br />
dem Betrieb andere Schwerpunkte gesetzt werden oder aus Altersgründen /<br />
Generationenwechsel. Die Bäume werden noch für Direktvermarktung und<br />
Eigengebrauch hobbymässig bewirtschaftet. (11)<br />
2. Produzenten welche Freude am <strong>Hochstamm</strong> haben aber mehrheitlich von der<br />
aktuellen Situation frustriert sind. (15)<br />
3. Produzenten welche intensiven, professionellen Obstbau ausschliesslich auf<br />
Niederstammkulturen betreiben (2).<br />
Die erste Gruppe wird nichts mehr in den Obstbau investieren, allenfalls den<br />
Baumbestand noch erhalten. Die zweite Gruppe möchte weiterhin die<br />
<strong>Hochstamm</strong>obstbäume bewirtschaften, ist aber mehrheitlich frustriert und<br />
verunsichert. Dazu tragen folgende Faktoren bei:<br />
• Aktuelle Marktsituation, fehlenden Perspektiven<br />
• Hohe Qualitätsansprüche <strong>des</strong> Handels<br />
• Einführung von SwissGAP<br />
• Pflanzenschutzaufwand<br />
• Fehlende qualifizierten ErntehelferInnen<br />
Die aktuelle Marktsituation, die aufwendige Produktion im <strong>Hochstamm</strong>anbau und die<br />
schlechten Preisen sind für viele Produzenten frustrierend. Produzenten welche im<br />
biologischen Bereich tätig sind, sind zufrieden mit den Preisen; die<br />
Tafelkirschenproduktion ist aber aufgrund <strong>des</strong> Mangels an<br />
Schädlingsbekämpfungsmittel äusserst schwierig.<br />
SwissGAP wird mehrheitlich als unnötige Büroarbeit benannt. Einige sind bereits<br />
Mitglieder, andere müssen sich noch damit auseinandersetzen. Einige Produzenten<br />
werden aufgrund von SwissGAP vermehrt auf Direktvermarktung ihres Tafelobstes<br />
setzen. Bis jetzt wurden in der Direktvermarktung meist gute Erfahrungen gemacht. Das<br />
Angebot an traditionellen Sorten und das Gespräch mit dem Produzent werden von der<br />
Kundschaft geschätzt.<br />
Bei den Pflanzenschutzmassnahmen wird mehrheitlich erwähnt, dass viel Zeit investiert<br />
werden muss, da der Krankheitsdruck auf die Bäume hoch ist, insbesondere auch von<br />
ungepflegten Bäumen in der Umgebung.<br />
Bei den Direktzahlungen gegen viele der befragten Produzenten an, dass die kantonalen<br />
Vorgaben für sie nicht einhaltbar sind. Gründe dafür werden die erforderliche<br />
Parzellengrösse sowie der späte Schnitt- und Weidezeitpunkt de Unternutzung<br />
angegeben. Die Baumbeiträge werden aber als Mittel angesehen, um den<br />
Pflegeaufwand zu decken.<br />
Produzenten mit Intensivkulturen weisen darauf hin, dass beide Kulturen Platz haben<br />
sollten. Die zukünftige Tafelobstproduktion wird aber aus Intensivanlagen stammen, da<br />
diese Sorten besser planbar sind, eine bessere Haltbarkeit aufweisen und somit für den<br />
Handel attraktiver sind. In erster Linie soll das Marktpotential in der Nordwestschweiz<br />
erhalten bleiben und Schweizer Obst soll sich nicht gegenseitig konkurrenzieren.<br />
<strong>Potenzialanalyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>-<strong>Steinobstbaus</strong> im Kanton Basel-Landschaft <strong>Hochstamm</strong> Suisse 42
Aussagen zu der Betriebsstruktur (in Klammer steht die Anzahl Nennungen)<br />
• Es werden ausschliesslich <strong>Hochstamm</strong>obstbäume bewirtschaftet. (18)<br />
• Die wirtschaftliche Bedeutung <strong>des</strong> Obstbaus auf dem Betrieb ist gegenüber<br />
früher enorm zurückgegangen. (15)<br />
• Obstbau ist ein wichtiger Bestandteil <strong>des</strong> Betriebes. (12)<br />
• Es wird mehrheitlich Direktvermarktung betrieben. (12)<br />
• Es wird mehrheitlich in den Handel geliefert. (16)<br />
• Es werden Steinobstanlagen und <strong>Hochstamm</strong>obstbäume bewirtschaftet. (8)<br />
• Es werden ausschliesslich Niederstammanlagen bewirtschaftet (2).<br />
• Es wird in Zukunft ev. Niederstammanlagen gepflanzt. (1)<br />
Positive Aspekte <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>anbaus<br />
• Freude am Obstbau und an den Bäumen. (22)<br />
• <strong>Hochstamm</strong>obstbäume sind wichtig für Natur- und Landschaftsschutz. (14)<br />
• <strong>Hochstamm</strong>anbau bedingt nur eine geringe Investition, wird genutzt als<br />
Schatten für Tiere, Erosionsschutz und Unternutzung. (7)<br />
• Der Direktverkauf läuft gut und der Kontakt zur Kundschaft wird geschätzt. (6)<br />
• Haben einen Abnehmer oder sind bei einem Projekt beteiligt. (5)<br />
• Es gibt genügen ErntehelferInnen. (4)<br />
• Haben einen guten Ertrag. (3)<br />
• Die Mechanisierung im Obstbau ist fortgeschritten. (1)<br />
• Die <strong>Hochstamm</strong>obstbäume sind weniger frostgefährdet (1)<br />
Negative Aspekte <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>anbaus<br />
• <strong>Hochstamm</strong>obstbau ist mit einem hohen Arbeits- und Zeitaufwand verbunden,<br />
rationales Bewirtschaften ist nicht möglich. (12)<br />
• Geringe Wirtschaftlichkeit und Preiszerfall. (10)<br />
• Das Bewirtschaften von <strong>Hochstamm</strong>obstbäumen birgt eine hohe Unfallgefahr.<br />
(8)<br />
• Fehlende Helfer oder fortgeschrittenes Alter der Helfer. (7)<br />
• Die Ansprüche <strong>des</strong> Handels / der Konsumenten können mit dem<br />
<strong>Hochstamm</strong>anbau nicht mehr erfüllt werden, die Vermarktung gestaltet sich<br />
immer schwieriger. (6)<br />
• Es gibt immer mehr Auflagen (SwissGAP). (3)<br />
• Es gibt zu wenig Unterstützung durch die kantonale Obstfachstelle für<br />
<strong>Hochstamm</strong>obstproduzenten. (2)<br />
•<br />
SwissGAP<br />
• SwissGAP bedingt einen hohen administrativen Aufwand und bringt dem<br />
Konsumenten keinen Zusatznutzen. (12)<br />
• Werden keine Mitgliedschaft bei SwissGAP machen, da vor allem<br />
Direktvermarktung betrieben wird. (10)<br />
• Sind bereits SwissGAP-Mitglied oder werden es bald sein. (6)<br />
• Eine Mitgliedschaft ist noch ungewiss. (4)<br />
• SwissGAP wird viele Kleinproduzenten zum verschwinden bringen. (3)<br />
• Wird keine Mitgliedschaft machen, da er sein Obst über ein SwissGAP-Mitglied<br />
abliefern kann. (1)<br />
Direktzahlungen<br />
• Die Bäume sind nicht angemeldet, da zu viele/zu hohe Ansprüche gestellt<br />
werden (11)<br />
• Die Direktzahlungen helfen mit, die Bäume zu pflegen und zu erhalten. (10)<br />
<strong>Potenzialanalyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>-<strong>Steinobstbaus</strong> im Kanton Basel-Landschaft <strong>Hochstamm</strong> Suisse 43
• Die Bäume müssen gepflegt werden, der Kanton sollte (mehr) Geld für die<br />
Pflege zur Verfügung stellen. (5)<br />
• Für einen gepflegten Baum sollten Fr. 100.- bezahlt werden (2).<br />
• Die Direktzahlungen sind auf den Erhalt der Bäume ausgerichtet und nicht auf<br />
Remontierung. Jungbäume müssen mehr unterstützt werden. (1)<br />
• Die Praxiserfahrung fehlt bei den Auflagen, Theoretiker machen die<br />
Vorschriften. (1)<br />
• Eichen sollten auch vom Kanton unterstützt werden, da sie nicht<br />
krankheitsanfällig sind (1).<br />
Regionale Vermarktungsinitiative<br />
• Stehen einer regionalen Vermarktungsinitiative positiv gegenüber. (11)<br />
• Stehen einer regionalen Vermarktungsinitiative skeptisch gegenüber. (9)<br />
• Eine regionale Vermarktungsinitiative müsste von jemandem koordiniert und es<br />
müsste viel in Werbung investiert werden.<br />
• Ein Potential ist vorhanden für ein regionales Projekt mit Vermarktung über<br />
etablierten Kanal, professionell organisiert.<br />
Zukunft<br />
• Der Betriebszweig Obstbau wird wahrscheinlich gleich bleiben oder intensiviert,<br />
so lange ein Absatz für die Produkte vorhanden ist. (11)<br />
• In Zukunft wird der Betriebszweig Obstbau kleiner werden, die Bedeutung wird<br />
abnehmen. (11)<br />
• Die Zukunft der Obstproduktion ist auf dem Betrieb ungewiss, auch wegen<br />
Generationen-/ Betriebsleiterwechsel. (4)<br />
• Der Schutz der <strong>Hochstamm</strong>obstbäume ist vom Preis abhängig. Das Einkommen<br />
sollte über die Produkte lanciert werden können und nicht über<br />
Direktzahlungen. (1)<br />
• Warum die <strong>Hochstamm</strong> erhalten, wenn die Früchte nicht verkauft werden<br />
können. Warum nicht Kastanien oder Linden pflanzen? (1)<br />
• Den Betrieb touristisch aufwerten und extensivieren, ein zusätzliches Standbein<br />
im Bereich Tourismus aufbauen (Bsp. Führungen). (1)<br />
Ideen für Initiativen zugunsten <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>anbaus<br />
• Tafelprodukte in der Stadt verkaufen / in anderen Kantonen (Bsp. Jura, Tessin).<br />
• Basler Spezialitäten an Marktständen anbieten.<br />
• Projekt Farnsberg: 4000 Hochstämme liefern an Halter Früchtebonbon.<br />
• Die Gemeinde sollten Verantwortliche stellen, welche die Bäume pflegen.<br />
• Der Göttibaum: Wird beim Landwirt gepflanzt, vom Landwirt gepflegt, vom<br />
Kunden bezahlt.<br />
• Pflanzung von Nussbäumen.<br />
• Chance für <strong>Hochstamm</strong>obstprodukte: Verbindung eines natürlichen Produktes<br />
mit Landschaftsschutz (Bedarf an besserer Aufklärung).<br />
Anmerkungen – prägnante Aussagen<br />
• Es fehlt an langfristigen Perspektiven für <strong>Hochstamm</strong>obstproduzenten, es muss<br />
eine gewisse Sicherheit geboten werden, damit investiert wird.<br />
• <strong>Hochstamm</strong> muss rationeller betrieben werden, z.B. gemeinsam einen Lift zur<br />
Bewirtschaftung der Bäume kaufen (sollte vom Kanton unterstützt werden).<br />
• Betriebe müssen zusammenarbeiten, Maschinen teilen.<br />
• Kostendeckende Baumbeiträge (Solothurner Kirschenland Teilnehmer erhalten<br />
Fr. 90.- /Baum)..<br />
• Vermisst wird vom Handel nachhaltiges Denken, man ist zum Spielball vom<br />
Handel geworden (Bsp. Bühler-Zwetschgen)<br />
<strong>Potenzialanalyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>-<strong>Steinobstbaus</strong> im Kanton Basel-Landschaft <strong>Hochstamm</strong> Suisse 44
• Das Lebensgefühl „Kirschen“ sollte vermarktet werden können.<br />
• Der Handel erwartet eine hohe Qualität, dennoch ist im Laden das Obst schlecht<br />
präsentiert.<br />
• Das Obst muss Abnehmer zu einem fairen Preis finden<br />
• An <strong>Hochstamm</strong> muss man Freude haben, ansonsten geht es nicht.<br />
• Die Chancen von <strong>Hochstamm</strong>obst im Tafelbereich ist gering. Tafelobst sollte<br />
sich nicht gegenseitig konkurrenzieren.<br />
• Im Dittingerfeld sollte ein Projekt gestartet werden, analog dem Projekt<br />
Farnsberg.<br />
<strong>Potenzialanalyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>-<strong>Steinobstbaus</strong> im Kanton Basel-Landschaft <strong>Hochstamm</strong> Suisse 45
9.3. Literatur<br />
Kanton Basellandschaft Regierungsrat, 2001: Vorlage an den Landrat betreffend die<br />
Förderung <strong>des</strong> Obstbaus im Baselbiet<br />
<strong>Hochstamm</strong>obstbäume im Kanton Baselland. Entwicklung und Durchführung einer<br />
Erfolgskontrolle für vertraglich geschützte Streuobstbestände. Michael Ryf.<br />
Landwirtschaftliches Zentrum Ebenrain. 2000.<br />
Der Kirschbaum im Baselbiet gestern, heute und morgen. Alfred Meyer. Baselbieter<br />
Heimatbuch Band VIII, 1959<br />
Der Kirschenanbau in der Schweiz. Schriftenreihe der Schweizer Zentrale für den<br />
Obstbau. 1966.<br />
<strong>Potenzialanalyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Hochstamm</strong>-<strong>Steinobstbaus</strong> im Kanton Basel-Landschaft <strong>Hochstamm</strong> Suisse 46