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Integration in OWL - Wegweiser Kommune

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<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong><br />

E<strong>in</strong> Überblick über ausgewählte <strong>Integration</strong>sdaten <strong>in</strong> der<br />

Stadt Bielefeld und <strong>in</strong> den Kreisen Gütersloh, Herford,<br />

Höxter, Lippe, M<strong>in</strong>den-Lübbecke und Paderborn (2011)


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 3<br />

<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong><br />

E<strong>in</strong> Überblick über die <strong>Integration</strong>sdaten <strong>in</strong> der Stadt Bielefeld und <strong>in</strong><br />

den Kreisen Gütersloh, Herford, Höxter, Lippe, M<strong>in</strong>den-Lübbecke<br />

und Paderborn (2011)<br />

Kontakt:<br />

Claudia Walther<br />

Senior Project Manager<br />

Programm <strong>Integration</strong> und Bildung<br />

Bertelsmann Stiftung<br />

Telefon 05241 81-81360<br />

Fax 05241 81-681360<br />

E-Mail: claudia.walther@bertelsmann-stiftung.de<br />

www.bertelsmann-stiftung.de<br />

Autor<strong>in</strong> und Redaktion<br />

Nad<strong>in</strong>e Haßlöwer


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 4


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 5<br />

Inhalt<br />

E<strong>in</strong>leitung ........................................................................................................ 7<br />

Die Region <strong>OWL</strong> auf e<strong>in</strong>en Blick ... ………………………………………………10<br />

Bielefeld . ……………………………………………………………………………15<br />

Kreis Gütersloh ............................................................................................. 21<br />

Kreis Herford ................................................................................................ 27<br />

Kreis Höxter .................................................................................................. 35<br />

Kreis Lippe.................................................................................................... 43<br />

Kreis M<strong>in</strong>den-Lübbecke ................................................................................ 51<br />

Kreis Paderborn ............................................................................................ 59<br />

Fazit und Ausblick......................................................................................... 66<br />

Handlungsempfehlungen .............................................................................. 70<br />

Daten und Fakten ......................................................................................... 75


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 6


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 7<br />

E<strong>in</strong>leitung<br />

Was hat sich eigentlich <strong>in</strong> den letzten 5 Jahren getan? Wie hat sich die <strong>Integration</strong>sarbeit <strong>in</strong> den<br />

Städten, Kreisen und Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong> Ostwestfalen-Lippe entwickelt? Haben sich die Kennzahlen<br />

zur Schulbildung, zur Berufstätigkeit oder zur Altersarmut von Zuwanderern <strong>in</strong> den vergangenen<br />

Jahren verbessert oder verschlechtert?<br />

Diesen Fragen s<strong>in</strong>d wir anlässlich des 5. <strong>Integration</strong>skongresses der Region <strong>OWL</strong> nachgegangen.<br />

Auf der Grundlage von Interview-Gesprächen mit den <strong>Integration</strong>sbeauftragten der Kreise,<br />

der kreisfreien Stadt Bielefeld und der Kreisstädte haben wir e<strong>in</strong> Bild über Stand und Entwicklung<br />

der <strong>Integration</strong>sarbeit skizziert. Inzwischen, das kann vorab verraten werden, s<strong>in</strong>d die<br />

meisten der sechs Kreise und der kreisfreien Stadt Bielefeld dabei, e<strong>in</strong> <strong>Integration</strong>skonzept zu<br />

erarbeiten oder das bereits fertige Konzept umzusetzen. Viele setzen dazu dezidiert auf die<br />

Beteiligung der Migrant<strong>in</strong>nen und Migranten. Auch hat jede <strong>Kommune</strong> bereits ihr eigenes „Markenzeichen“<br />

entwickelt.<br />

Auf Basis der onl<strong>in</strong>e Datenbank www.wegweiser-kommune.de ist es uns zudem möglich, die<br />

<strong>Integration</strong>sdaten der Kreise und Städte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Zeitreihe von 2005 – 2009 darzustellen. Im<br />

<strong>in</strong>terkommunalen Vergleich wird <strong>in</strong> dieser Broschüre aufgezeigt, wie sich die wesentlichen Daten<br />

zur <strong>Integration</strong> von Zuwanderern entwickelt haben. Natürlich würden wir uns freuen, wenn<br />

Sie „zu Hause“ weiter mit diesem Instrument www.wegweiser-kommune.de arbeiten würden, ob<br />

zum Studium weiterer Indikatoren oder zum Vergleich mit anderen <strong>Kommune</strong>n außerhalb<br />

<strong>OWL</strong>s.<br />

Wir bedanken uns bei allen beteiligten <strong>Integration</strong>sbeauftragten für ihre Bereitschaft, e<strong>in</strong> ausführliches<br />

Interview zu führen, und bei Nad<strong>in</strong>e Haßlöwer für die redaktionelle Erarbeitung dieser<br />

Publikation.<br />

Insgesamt s<strong>in</strong>d wir bee<strong>in</strong>druckt, wie sich die <strong>Integration</strong>slandschaft <strong>in</strong> <strong>OWL</strong> <strong>in</strong> den vergangenen<br />

Jahren verändert hat. Und zwar im positiven S<strong>in</strong>ne. Dazu möchten wir allen Beteiligten gratulieren<br />

und weiterh<strong>in</strong> viel Engagement, viel Enthusiasmus und viel Erfolg wünschen!<br />

Wir würden uns freuen, wenn diese Broschüre dazu beiträgt, dass Sie ihr Bild davon, wie sich<br />

das Zusammenleben im <strong>OWL</strong> der Vielfalt entwickelt, vervollständigen können und wenn Sie<br />

umgekehrt uns über spannende Aktivitäten auf dem Laufenden halten würden.<br />

Claudia Walther<br />

Senior Project Manager<br />

Programm <strong>Integration</strong> und Bildung


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 8<br />

Was ist eigentlich „Migrationsh<strong>in</strong>tergrund“?<br />

Und auf welche Def<strong>in</strong>ition beziehen sich die vorliegenden Daten zur <strong>Integration</strong>?<br />

Der Begriff Migrationsh<strong>in</strong>tergrund …<br />

…ist seit dem Jahr 2005 allgeme<strong>in</strong> gebräuchlich – seit er erstmals im Rahmen des Mikrozensus<br />

des statistischen Bundesamtes (Repräsentative Befragung bei 1% der Bevölkerung Deutschlands)<br />

angewandt wurde. Doch die Def<strong>in</strong>itionen zum Migrationsh<strong>in</strong>tergrund s<strong>in</strong>d unterschiedlich.<br />

Im vorliegenden Entwurf des <strong>Integration</strong>s- und Teilhabegesetzes des Landes NRW wird nun<br />

e<strong>in</strong>e vere<strong>in</strong>fachte Def<strong>in</strong>ition vorgenommen, die bereits <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> festgeschrieben ist und künftig<br />

auch von der Bundesanstalt für Arbeit e<strong>in</strong>geführt werden soll. (Das <strong>Integration</strong>s- und Teilhabegesetz<br />

NRW soll noch vor Weihnachten 2011 verabschiedet werden). E<strong>in</strong> weiterer Vorteil dieser<br />

Def<strong>in</strong>ition gegenüber der Def<strong>in</strong>ition des Mikrozensus ist, dass nur die erste und zweite Generation<br />

nach Migrationsh<strong>in</strong>tergrund erfasst wird. Die Enkel von zugewanderten Ausländern haben<br />

<strong>in</strong> der Regel dann ke<strong>in</strong>en Migrationsh<strong>in</strong>tergrund mehr.<br />

Bisherige Datengrundlage:<br />

Die meisten der nachfolgenden Daten beziehen sich jedoch auf Ausländer<strong>in</strong>nen und Ausländer.<br />

Die statistisch noch immer gängige Unterscheidung <strong>in</strong> Deutsche und Ausländer sagt jedoch<br />

immer weniger über den Sachverhalt der Migration aus. „So haben viele Deutsche – oft bed<strong>in</strong>gt<br />

durch E<strong>in</strong>bürgerung – e<strong>in</strong>e Zuwanderungsgeschichte, viele Ausländer s<strong>in</strong>d h<strong>in</strong>gegen nie zugewandert,<br />

sondern <strong>in</strong> Deutschland geboren.“ (Dr. Bernhard Santel, Referatsleiter im MAIS NRW).<br />

Es gibt zudem wesentlich mehr Personen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund als Ausländer.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d Daten zu Menschen mit Zuwanderungsgeschichte bzw. Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

noch nicht auf kommunaler Ebene ohne weiteres verfügbar – trotz der aufgezeigten Problematik.<br />

Bei K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> K<strong>in</strong>dertagesstätten wird jedoch bereits der Migrationsh<strong>in</strong>tergrund (nach<br />

K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfestatistik) erfasst. Die Schulstatistik soll <strong>in</strong> den nächsten Jahren umgestellt<br />

werden. Diese Umstellung braucht jedoch Zeit. Daher mussten auch wir bei den meisten<br />

Kennzahlen zunächst noch auf Daten zurückgreifen, die sich auf den ausländischen Pass beziehen.<br />

Sie s<strong>in</strong>d dennoch Indikatoren für e<strong>in</strong>e jeweilige Tendenz, die auch <strong>in</strong> etwa für Menschen<br />

mit Zuwanderungsgeschichte <strong>in</strong>sgesamt gilt.


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 9<br />

KOMM-IN<br />

Das Förderkonzept "KOMM-IN NRW - Innovation <strong>in</strong> der kommunalen <strong>Integration</strong>sarbeit - e<strong>in</strong>e<br />

Förderung durch das Land Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen", unterstützt die <strong>Kommune</strong>n bei der Aufgabe,<br />

die Prozesse <strong>in</strong> den <strong>Kommune</strong>n zu optimieren, um die bestmöglichen Voraussetzungen für <strong>Integration</strong><br />

zu ermöglichen.<br />

Ziel der Förderung ist es, die Angebote, Strukturen und Prozesse zur Aufnahme von Menschen<br />

mit Zuwanderungsgeschichte <strong>in</strong> den <strong>Kommune</strong>n und durch die <strong>Kommune</strong>n nachhaltig zu verbessern.<br />

Sie sollen durch Innovation effizienter und effektiver werden. Das Förderkonzept gibt<br />

hierzu konkrete Anregungen. Die Förderung konzentriert sich dabei auf drei Schwerpunkte:<br />

1. Es soll für alle Betroffenen Transparenz über das Angebot und die Nachfrage nach <strong>Integration</strong>shilfen<br />

hergestellt werden.<br />

2. Die unterschiedlichen Angebote und Anbieter von <strong>Integration</strong>shilfen sollen vernetzt und besser<br />

mite<strong>in</strong>ander abgestimmt werden.<br />

3. Über diese bewährten Ziele h<strong>in</strong>aus konzentriert sich die Förderung auf Vorhaben, die die<br />

Steuerung der Qualität und der Wirksamkeit der angebotenen <strong>Integration</strong>shilfen be<strong>in</strong>halten.<br />

Neben den drei Förderschwerpunkten Transparenz, Vernetzung und strategische Steuerung<br />

werden auch 2009 spezifische Schwerpunkte gesetzt. So s<strong>in</strong>d Transferprojekte und Projekte<br />

zur <strong>in</strong>terkommunalen Zusammenarbeit ebenso förderfähig, wie Projekte, die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

bei der E<strong>in</strong>bürgerung und beim Zugang spezifischer Gruppen zur <strong>Integration</strong>sförderung<br />

verbessern. Darüber h<strong>in</strong>aus ist weiterh<strong>in</strong> die Durchführung e<strong>in</strong>es <strong>Integration</strong>stra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs für Entscheider<br />

aus<br />

Politik und Verwaltung <strong>in</strong> Abstimmung mit der Bertelsmann Stiftung zuwendungsfähig.<br />

aus: http://www.mgffi.nrw.de/<strong>in</strong>tegration/foerderbereiche/<strong>in</strong>tegration-kommune/<strong>in</strong>dex.php


Die Region <strong>OWL</strong> auf e<strong>in</strong>en Blick<br />

<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 10


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 11


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 12


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 13


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 14


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 15<br />

Bielefeld<br />

Bevölkerung: 323.084<br />

Ausländische Bevölkerung: 38.382 (11,9%)<br />

Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund: 97.683 (30%)<br />

(Stand 2009)


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 16<br />

Bielefeld: Stadt der Vielfalt - <strong>Integration</strong> mit allen gestalten<br />

Bielefeld ist e<strong>in</strong>e vielfältige E<strong>in</strong>wanderungsstadt. Über 30 Prozent der E<strong>in</strong>wohner Bielefelds<br />

haben e<strong>in</strong>e Zuwanderungsgeschichte. Sie kommen aus mehr als 150<br />

unterschiedlichen Ländern der Welt. Als Stadt der Vielfalt will man <strong>Integration</strong> mit möglichst<br />

vielen Menschen geme<strong>in</strong>sam fördern. Deshalb hat die Stadt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em breiten und<br />

konsensorientierten Prozess ihr <strong>Integration</strong>skonzept erarbeitet.<br />

Infobox - <strong>Integration</strong> <strong>in</strong> der Stadt Bielefeld<br />

Kreisfreie Stadt Bielefeld<br />

e<strong>in</strong>zige kreisfreie Stadt <strong>in</strong> <strong>OWL</strong><br />

großstädtische Struktur<br />

Profil der zugewanderten Bevölkerung:<br />

(Quelle: <strong>Wegweiser</strong> <strong>Kommune</strong> – Stand 2009)<br />

Bevölkerung <strong>in</strong>sgesamt: 323.084<br />

Ausländische Bevölkerung: 38.382<br />

Ausländeranteil: 11,9 % (<strong>OWL</strong>: 7,2 %; NRW: 10,5 %)<br />

Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund: 97.683 ( 30 %)<br />

(NRW: 24,1 %; <strong>OWL</strong>: 25,2 %)<br />

(Quelle: Stadt Bielefeld und Mikrozensus)<br />

Herkunftsgruppen:<br />

die größte Gruppe s<strong>in</strong>d Aussiedler und Spätaussiedler,<br />

danach folgen Menschen aus der Türkei und mit großem<br />

Abstand Zuwanderer aus Griechenland und Serbien und<br />

Montenegro<br />

Tamilen aus Sri Lanka und kurdische Jesiden vor allem<br />

aus der Türkei, aber auch aus ihren Anra<strong>in</strong>erstaaten<br />

zählen zu den größten Flüchtl<strong>in</strong>gsgruppen; <strong>in</strong> den letzten<br />

Jahren ist e<strong>in</strong>e große Zahl an Flüchtl<strong>in</strong>gen aus dem<br />

Irak h<strong>in</strong>zugekommen<br />

Aussiedler und Spätaussiedler aus Unna-Massen:<br />

35.123<br />

Demographische Entwicklung (2006 bis 2025)<br />

Stabile Bevölkerungsprognose (- 0,1 %)<br />

<strong>Integration</strong>smanagement<br />

2007 Ratsbeschluss zur Erarbeitung e<strong>in</strong>es <strong>Integration</strong>skonzeptes<br />

2008 E<strong>in</strong>richtung Amt für <strong>Integration</strong> und <strong>in</strong>terkulturelle<br />

Angelegenheiten mit 32 Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeitern<br />

2010 Ratsbeschluss des <strong>Integration</strong>skonzeptes<br />

Zentrale Ziele und Handlungsfelder:<br />

Bildung und durchgängige Sprachbildung<br />

Öffnung bzw. Ausrichtung der Verwaltung auf die E<strong>in</strong>wanderungsgesellschaft<br />

Gleichbehandlung bzw. Antidiskrim<strong>in</strong>ierung<br />

Information, Transparenz, Vernetzung


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 17<br />

E<strong>in</strong> breiter Partizipationsprozess entfaltet neue Potentiale<br />

E<strong>in</strong>e Vielzahl von <strong>Kommune</strong>n wird von dem Gedanken geleitet, möglichst viele Menschen an<br />

der Gestaltung von <strong>Integration</strong> zu beteiligen. Doch so umfassend wie die Stadt Bielefeld setzt<br />

ihn kaum e<strong>in</strong>e <strong>Kommune</strong> um. Besonders deutlich zeigt dies der breite Partizipationsprozess, <strong>in</strong><br />

dem die Stadt e<strong>in</strong> umfassendes <strong>Integration</strong>skonzept entworfen hat. Mehr als 130 Akteure waren<br />

an dem Entwurf beteiligt, davon ca. 40 Prozent mit Zuwanderungsgeschichte. Das Ergebnis ist<br />

der Entwurf „Wir fördern <strong>Integration</strong> - Zusammenleben <strong>in</strong> Vielfalt“. Bevor der Rat über das <strong>Integration</strong>skonzept<br />

abstimmen konnte, wurde die Beteiligung nochmal auf die Öffentlichkeit<br />

ausgeweitet. Dazu hat man den Entwurf <strong>in</strong> Stadtteilgesprächen und Fachforen diskutiert und<br />

ergänzt. Im Resultat beruht das <strong>Integration</strong>skonzept nicht nur auf e<strong>in</strong>em breiten Konsens, sondern<br />

ist auch bei den <strong>Integration</strong>sakteuren und der Bevölkerung bekannt. „Von Beg<strong>in</strong>n an war<br />

uns klar, dass das <strong>Integration</strong>skonzept für Bielefeld nicht - wie <strong>in</strong> vielen anderen <strong>Kommune</strong>n -<br />

vom Verwaltungsschreibtisch aus geplant werden sollte. Unser Ziel und auch das der Politik war<br />

es, möglichst viele Menschen an der Gestaltung zu beteiligen.“, sagt Annegret Grewe, stellvertretende<br />

Leiter<strong>in</strong> des Amtes für <strong>Integration</strong> und <strong>in</strong>terkulturelle Angelegenheiten.<br />

Der Impuls für die Erarbeitung kam aus der Verwaltung. Dort wollte man den vielen bestehenden<br />

Aktivitäten und Angeboten e<strong>in</strong> strategisches Dach geben. Wie viel davon <strong>in</strong> Bielefeld im<br />

Bereich <strong>Integration</strong> schon existierte, hat sich im Beteiligungsprozess neu gezeigt. Selbst die<br />

Experten aus dem Amt für <strong>Integration</strong> und <strong>in</strong>terkulturelle Angelegenheiten haben Neues dazu<br />

gelernt. „Die vielen Diskussionen und Begegnungen zwischen den Akteuren haben nicht nur<br />

gezeigt, was es alles schon <strong>in</strong> Bielefeld gibt, sondern auch geme<strong>in</strong>same Probleme aufgedeckt<br />

und spontane Kooperationsideen entstehen lassen“, erzählt Annegret Grewe. Akteure, die bisher<br />

nie zusammen an e<strong>in</strong>em Tisch saßen, haben durch die Zusammenarbeit plötzlich<br />

festgestellt, dass sie vor ähnlichen Herausforderungen stehen. Zum Beispiel haben die Industrie-<br />

und Handelskammer und Migrantenorganisationen (MO) neue Kooperationen vere<strong>in</strong>bart,<br />

aber auch bei anderen Akteuren hat der Prozess zu e<strong>in</strong>er nachhaltigen Zusammenarbeit geführt.<br />

„Unser großer Partizipationsprozess war natürlich anstrengend und hat viel Zeit <strong>in</strong> Anspruch<br />

genommen. Der Aufwand hat sich jedoch <strong>in</strong> jeder H<strong>in</strong>sicht gelohnt. Der geme<strong>in</strong>same<br />

Austausch und die Erfahrung, sich persönlich kennenzulernen, waren ganz wichtig und haben<br />

neue Potentiale entfaltet - davon profitieren wir auch im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> sehr“, erklärt Annegret<br />

Grewe.


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 18<br />

Sprachbildungskonzept - Mite<strong>in</strong>ander reden, mite<strong>in</strong>ander leben.<br />

Praxisbeispiel - Stadt Bielefeld<br />

In der öffentlichen Debatte herrscht oft die Annahme, wenn alle bis zur E<strong>in</strong>schulung gleich gut<br />

Deutsch können, haben sie auch gleiche Chancen. In der Realität sieht es aber anders aus -<br />

Sprachbildung muss fortlaufend stattf<strong>in</strong>den. Genau da setzt das Sprachbildungskonzept der<br />

Stadt Bielefeld an. Es sieht vor, dass die umfangreiche vorschulische Förderung nicht mit E<strong>in</strong>tritt<br />

<strong>in</strong> die Grundschule endet, sondern auch <strong>in</strong> der Grundschule weitergeführt wird. Das Konzept<br />

b<strong>in</strong>det die Eltern mit e<strong>in</strong>, <strong>in</strong>dem neue Netzwerke und Elternbegleiter gefördert werden.<br />

Bereits jetzt geht die vorschulische Förderung nach dem Motto „Mite<strong>in</strong>ander reden, mite<strong>in</strong>ander<br />

leben. Sprachförderung. Gut für Bielefeld“ weit über die Landesförderung NRW h<strong>in</strong>aus. F<strong>in</strong>anzielle<br />

Mittel der Stadt und der Sparkassen machen es möglich, zusätzliche qualifizierte<br />

Sprachförderkräfte zur Entlastung der K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen e<strong>in</strong>zusetzen. So können K<strong>in</strong>der<br />

mit Sprachförderbedarf bis zu zwei Jahre vor der E<strong>in</strong>schulung gefördert werden. Parallel dazu<br />

wird darauf geachtet, dass die Eltern mit e<strong>in</strong>bezogen werden. Sie werden motiviert, ihre K<strong>in</strong>der<br />

bei der Sprachförderung und -bildung zu unterstützen. Darüber h<strong>in</strong>aus wird die Zusammenarbeit<br />

zwischen den K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen und den Grundschulen gefördert.<br />

Auch e<strong>in</strong> Teil des Sprachbildungskonzeptes wird bereits umgesetzt. Um im Fachunterricht Sprache<br />

zu bilden, haben die Schulen speziell entwickelte Materialien und Schulungen für die<br />

Lehrkräfte erhalten. Für die vollständige Umsetzung des Sprachbildungskonzeptes fehlen aber<br />

bisher noch die f<strong>in</strong>anziellen Mittel.<br />

<strong>Integration</strong>smanagement <strong>in</strong> Bielefeld<br />

Das <strong>Integration</strong>smanagement der Stadt übernimmt <strong>in</strong> Bielefeld vor allem das Amt für <strong>Integration</strong><br />

und <strong>in</strong>terkulturelle Angelegenheiten. Leiter des Amtes ist Karl He<strong>in</strong>z Voßhans. Seit der Gründung<br />

des Amtes im Jahr 2008 werden hier die Aufgaben des <strong>in</strong>terkulturellen Büros, der<br />

Geschäftsstelle des <strong>Integration</strong>srates, der Beschwerdestelle für Opfer von Diskrim<strong>in</strong>ierung, der<br />

Regionalen Arbeitsstelle zur Förderung von K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien<br />

(RAA), der Sprachförderung bzw. sprachlichen Bildung (vgl. Praxisbeispiel Sprachbildungskonzept),<br />

der Flüchtl<strong>in</strong>gsberatung und der Staatsangehörigkeits- und E<strong>in</strong>bürgerungsangelegenheiten<br />

gebündelt. In diesem Kontext ist das Amt nicht nur Ansprechpartner, sondern stellt auch<br />

e<strong>in</strong>en zentralen Dolmetscherdienst zu Verfügung.<br />

Neben der strategischen und operativen Arbeit gehört auch die Umsetzung des <strong>Integration</strong>skonzeptes<br />

zu den Aufgaben des Amtes. Dazu ist e<strong>in</strong> gezieltes Stadtteilmanagement nötig, das<br />

konkret auf die Bevölkerungsstrukturen und die <strong>in</strong>dividuellen Problemlagen ausgerichtet ist. In<br />

Bielefeld fällt dies besonders <strong>in</strong>s Gewicht, weil die Stadtteile sehr unterschiedlich s<strong>in</strong>d. Nicht<br />

nur der Anteil der Menschen mit Zuwanderungsgeschichte variiert erheblich, sondern auch die<br />

sozialen Lagen. Während im Bielefelder Osten die Überschneidung von Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

und prekärer sozialer Lage vielfach e<strong>in</strong>e Herausforderung darstellt, ersche<strong>in</strong>t das multikulturelle<br />

Zusammenleben <strong>in</strong> der Stadtmitte selbstverständlich.<br />

Partizipation und <strong>Integration</strong>snetzwerk<br />

Partizipation von Migrant<strong>in</strong>nen und Migranten wurde <strong>in</strong> der Stadt schon früh gefördert. Bielefeld<br />

hat e<strong>in</strong>en der ältesten Ausländerbeiräte (heute <strong>Integration</strong>srat) bundesweit und auch bei der<br />

Beteiligung der MO war die Stadt e<strong>in</strong> Vorreiter. Schon 2005 hat Bielefeld die MO der Stadt gezielt<br />

qualifiziert. Das langjährige Engagement der Stadt im Bereich <strong>Integration</strong>, der aktive


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 19<br />

<strong>Integration</strong>srat, die vielfältigen MO und Kulturvere<strong>in</strong>e, viele Menschen und Organisationen vor<br />

Ort haben schon vor dem breiten Partizipationsprozess zu e<strong>in</strong>em funktionierenden <strong>Integration</strong>snetzwerk<br />

<strong>in</strong> Bielefeld beigetragen. Die geme<strong>in</strong>same Ausarbeitung des <strong>Integration</strong>skonzepts hat<br />

das bestehende <strong>Integration</strong>snetzwerk aber noch mal deutlich verfestigt und ausgeweitet.<br />

<strong>Integration</strong> als Querschnittaufgabe<br />

Das Amt für <strong>Integration</strong> und <strong>in</strong>terkulturelle Angelegenheiten bildet mit se<strong>in</strong>en vielfältigen Aufgaben<br />

bereits e<strong>in</strong>en Querschnittakteur an sich. Darüber h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d die Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und<br />

Mitarbeiter an vielen Planungs- und Entscheidungsprozessen <strong>in</strong> Politik und Verwaltung beteiligt.<br />

Auch bei der Erarbeitung des <strong>Integration</strong>skonzepts war das Querschnittmanagement der Verwaltung<br />

besonders wichtig. Deshalb haben alle Dezernate an diesem Konzept mitgearbeitet.<br />

„<strong>Integration</strong> als Querschnittaufgabe zu behandeln, wird <strong>in</strong> der Verwaltung <strong>in</strong> Bielefeld bereits gut<br />

umgesetzt. Das hängt e<strong>in</strong>erseits damit zusammen, dass <strong>Integration</strong> schon lange und an vielen<br />

Stellen berücksichtigt wurde. Andererseits haben wir <strong>Integration</strong> schon 2005 als Querschnittthema<br />

beim Oberbürgermeister angesiedelt“, erklärt Annegret Grewe.<br />

Interkulturelle Personalentwicklung - <strong>in</strong>dividuell und bedarfsgerecht<br />

Praxisbeispiel - Geme<strong>in</strong>schaftsprojekt der Städte Bielefeld, Hamm und Münster<br />

Das Thema <strong>in</strong>terkulturelle Kompetenz ist für <strong>Kommune</strong>n nicht neu. Auch die Städte Bielefeld, Hamm und Münster<br />

haben bereits langjährige Erfahrungen <strong>in</strong> diesem Bereich. In e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen Projekt zur <strong>in</strong>terkulturellen<br />

Personalentwicklung haben sie sich über ihre Lösungsansätze ausgetauscht. Es zählt zu den Besonderheiten<br />

des Geme<strong>in</strong>schaftsprojektes, dass Mitarbeiter aus dem Bereich <strong>Integration</strong> und dem Personalamt geme<strong>in</strong>sam an<br />

neuen Strategien für das <strong>in</strong>terkulturelle Personalmanagement entwickeln. Die Schwerpunkte der Städten haben<br />

variiert. Bei der Stadt Bielefeld waren es die Themen Ausbildung und Fortbildung. Im Bereich Ausbildung hat sich<br />

Bielefeld für e<strong>in</strong> strategisches Umdenken entschieden. In Zukunft sollen das Ausbildungsmarket<strong>in</strong>g nicht nur<br />

<strong>in</strong>tensiviert, sondern vor allem dah<strong>in</strong>gehend verändert werden, dass sich vorrangig Jugendliche mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

angesprochen fühlen.<br />

E<strong>in</strong>en Perspektivwechsel soll es auch <strong>in</strong> der <strong>in</strong>terkulturellen Qualifizierung und Fortbildung geben. Interkulturelle<br />

Kompetenz soll nicht länger pauschal, sondern <strong>in</strong>dividuell und bedarfsgerecht angeboten werden und so auf die<br />

spezifischen Bedürfnisse der e<strong>in</strong>zelnen Fachbereiche e<strong>in</strong>gehen. Das Amt für <strong>Integration</strong> und <strong>in</strong>terkulturelle Angelegenheiten<br />

leistet dies bereits <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>em Umfang. Häufig geht es dann um ganz konkrete Alltagsfragen wie zum<br />

Beispiel: Wie gehe ich damit um, wenn ich als Sozialarbeiter die Entscheidung über den Verbleib e<strong>in</strong>es Jugendlichen<br />

<strong>in</strong> der Familie treffen muss und die Person mit der ganzen Großfamilie <strong>in</strong>s Büro kommt? Für die<br />

Mitarbeiter ist es wichtig, Hilfestellungen für den Alltag zu erhalten und pragmatische Lösungen zu entwickeln -<br />

e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e Schulung zur <strong>in</strong>terkulturellen Kompetenz hilft da nur bed<strong>in</strong>gt.<br />

Der Bedarf ist groß und die Angebote werden stark nachgefragt, deshalb soll <strong>in</strong> Zukunft auch das Personalamt<br />

stärker mit e<strong>in</strong>bezogen werden. Von den Anfragen bekommt das Personalamt jedoch häufig nichts mit, da sich die Kollegen<br />

direkt an Annegret Grewe und den Kollegen Emir Ali Sag richten. Der gezielte Austausch zwischen den beiden Bereichen<br />

war somit schon e<strong>in</strong> Erfolg des Projektes. Querschnitthemen s<strong>in</strong>d stärker <strong>in</strong> den Blick gerückt worden, weil beide Seiten<br />

gesehen haben, was die anderen machen und welche Entwicklungsperspektiven es gibt.


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 20<br />

Blick <strong>in</strong> die Zukunft<br />

„Es ist spürbar, dass das Interesse an dem Thema <strong>Integration</strong> deutlich zunimmt. Wir bekommen<br />

aus allen Richtungen Anfragen und Rückmeldungen“, beschreibt Annegret Grewe. Die öffentliche<br />

Diskussion sei aber häufig sehr allgeme<strong>in</strong> und undifferenziert. In Bielefeld hat man trotz des<br />

breiten Partizipationsprozesses die Erfahrung gemacht, dass die Bereitschaft, sich zu engagieren<br />

vor allem da gegeben ist, wo bestimmte Spannungsfelder bereits bestehen und Fragen der<br />

<strong>Integration</strong> zum Alltag gehören. Für die Zukunft ist somit noch e<strong>in</strong>e Menge zu tun. Vor allem von<br />

den e<strong>in</strong>heimischen Bürger<strong>in</strong>nen und Bürgern wünscht sich Annegret Grewe noch e<strong>in</strong>e stärkere<br />

Beteiligung an der <strong>Integration</strong>sgestaltung - und e<strong>in</strong>e größere Sensibilität für das Thema <strong>Integration</strong>.<br />

Ganz konkret wird es im Amt für <strong>Integration</strong> und <strong>in</strong>terkulturelle Angelegenheiten <strong>in</strong> der<br />

nächsten Zeit darum gehen, die zahlreichen Ziele und Handlungsfelder im <strong>Integration</strong>skonzept<br />

umzusetzen.<br />

Kontakt:<br />

Karl-He<strong>in</strong>z Voßhans<br />

Amt für <strong>Integration</strong> und <strong>in</strong>terkulturelle Angelegenheiten - RAA -<br />

Stadt Bielefeld<br />

Niederwall 23<br />

33602 Bielefeld<br />

Tel.: 0521 51 2525<br />

E-Mail: karlhe<strong>in</strong>z.vosshans@bielefeld.de<br />

Annegret Grewe<br />

Amt für <strong>Integration</strong> und <strong>in</strong>terkulturelle Angelegenheiten –RAA-<br />

Stadt Bielefeld<br />

Niederwall 23<br />

33602 Bielefeld<br />

Tel: 0521 51 3403<br />

E-Mail: Annegret.Grewe@bielefeld.de


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 21<br />

Kreis Gütersloh<br />

Bevölkerung: 353.514<br />

Ausländische Bevölkerung: 29.758 (8,4%)<br />

Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund: 87.000 (24,6%)<br />

(Stand 2009)


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 22<br />

Kreis Gütersloh - Erste Schritte im <strong>Integration</strong>sengagement<br />

Im Kreis Gütersloh wurde das Thema <strong>Integration</strong> auf neue Füße gestellt. Seit Anfang 2011<br />

gibt es auch auf Kreisebene e<strong>in</strong>en <strong>Integration</strong>sbeauftragten. Der steht jetzt vor der Aufgabe,<br />

die vielen Angebote vor Ort zu koord<strong>in</strong>ieren. Die ersten Netzwerktreffen haben<br />

bereits stattgefunden. Beteiligt s<strong>in</strong>d bisher die <strong>Kommune</strong>n und die Fachdienste der<br />

Wohlfahrtsverbände.<br />

Infobox - <strong>Integration</strong> im Kreis Gütersloh<br />

Städte und Geme<strong>in</strong>den des Kreises<br />

13 kle<strong>in</strong>e und mittelgroße Städte und Geme<strong>in</strong>den<br />

überwiegend ländlich strukturiert<br />

Kreisstadt und bevölkerungsreichste Stadt Gütersloh<br />

Profil der zugewanderten Bevölkerung:<br />

(Quelle: <strong>Wegweiser</strong> <strong>Kommune</strong> – Stand 2009)<br />

Bevölkerung <strong>in</strong>sgesamt: 353.514<br />

Ausländische Bevölkerung: 29.758<br />

Ausländeranteil: 8,4 % (<strong>OWL</strong>: 7,2 %; NRW: 10,5 %)<br />

Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund: 87.000<br />

(24,6%)(NRW: 24,1 %; <strong>OWL</strong>: 25,2 %) (Quelle: Mikrozensus)<br />

Herkunftsgruppen: die größte Gruppe s<strong>in</strong>d Aussiedler und<br />

Spätaussiedler, danach folgen mit großem Abstand türkische<br />

und danach polnische Ausländer<br />

Besonderheit: nach der Stadt Bielefeld der zweithöchste<br />

Ausländeranteil <strong>in</strong> <strong>OWL</strong><br />

Demographische Entwicklung (2006 bis 2025)<br />

Kreis <strong>in</strong>sgesamt:<br />

stabile Bevölkerungsprognose (+ 0,6 %)<br />

Städte und Geme<strong>in</strong>den:<br />

leicht abnehmende bis stark zunehmende Prognosen<br />

<strong>Integration</strong>smanagement<br />

KOMM-IN Projekt „<strong>Integration</strong>swegweiser“<br />

März 2011 – das Amt des Kreis<strong>in</strong>tegrationsbeauftragten wird<br />

mit e<strong>in</strong>er halben Stelle e<strong>in</strong>gerichtet


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 23<br />

Vernetzen – Kommunizieren –Koord<strong>in</strong>ieren<br />

Im Kreis Gütersloh setzt man bewusst auf e<strong>in</strong>en mehrstufigen Prozess, um das <strong>Integration</strong>sengagement<br />

des Kreises auszubauen. Vernetzen-Kommunizieren-Koord<strong>in</strong>ieren s<strong>in</strong>d dabei Leitbegriffe.<br />

E<strong>in</strong> wichtiger Impuls für das verstärkte <strong>Integration</strong>sengagement des Kreises war e<strong>in</strong><br />

KOMM-IN Prozess, <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong> <strong>Integration</strong>swegweiser (www.<strong>in</strong>tegration-kreis-guetersloh.de) für<br />

den Kreis erstellt wurde. Dazu wurden alle <strong>Integration</strong>sangebote im Kreis Gütersloh für e<strong>in</strong>e<br />

Onl<strong>in</strong>e-Datenbank zusammengetragen.<br />

Aber auch Kenntnisse über die erhöhte Anzahl von Migranten bei den Arbeitslosen und die<br />

überdurchschnittliche Anzahl Migrantenjugendlicher ohne Schulabschluss s<strong>in</strong>d H<strong>in</strong>tergründe<br />

und Motivation für den Kreis, sich <strong>in</strong>tensiver <strong>in</strong> der <strong>Integration</strong>sarbeit zu engagieren.<br />

Im Rahmen des KOMM-IN Prozesses zeigte sich, dass es bereits viele Angebote im Kreis Gütersloh<br />

gibt, <strong>in</strong>itiiert und begleitet von Menschen, die engagiert für <strong>Integration</strong> arbeiten. Zugleich<br />

wurde deutlich, dass die Koord<strong>in</strong>ation der Angebote auf Kreisebene verbessert werden kann.<br />

Koord<strong>in</strong>ationsbedarf und e<strong>in</strong>e steigende Anzahl an <strong>Integration</strong>saufgaben des Kreises haben<br />

dazu geführt, dass im Kreis Gütersloh im März 2011 e<strong>in</strong>e feste Stelle für <strong>Integration</strong> geschaffen<br />

wurde.<br />

<strong>Integration</strong>smanagement: Strukturen schaffen und Kontakte knüpfen<br />

In Anb<strong>in</strong>dung an das Bildungsbüro ist Manfred Flocke mit e<strong>in</strong>er halben Stelle als <strong>Integration</strong>sbeauftragter<br />

e<strong>in</strong>gebunden (mit der anderen Hälfte ist er beim Jugendamt als Jugendhilfeplaner<br />

tätig). Dies spiegelt die Intention des Kreises wider, dass <strong>Integration</strong> und Bildung im Kreis Gütersloh<br />

eng mite<strong>in</strong>ander verknüpft se<strong>in</strong> sollen. Das Praxisbeispiel der Eltern-Infoveranstaltungen<br />

zeigt, wie diese Verknüpfung <strong>in</strong> der Praxis aussieht.<br />

Eltern-Infoveranstaltungen - Schule-Ausbildung-Beruf<br />

Praxisbeispiel - Kreis Gütersloh<br />

In Eltern<strong>in</strong>foveranstaltungen <strong>in</strong>formiert der Kreis regelmäßig Eltern vor allem mit Zuwanderungsgeschichte über<br />

Schule, Ausbildung und Beruf. Mit professioneller Unterstützung hat der Kreis e<strong>in</strong> Konzept für diese Infoveranstaltungen<br />

entwickelt. Fester Bestandteil s<strong>in</strong>d Kurzvorträge von Fachleuten zu verschiedenen Themen und<br />

anschließende fallbezogene E<strong>in</strong>zelgespräche - wo die Eltern sich ganz konkret <strong>in</strong>formieren, Rat holen oder weitere<br />

Gesprächsterm<strong>in</strong>e vere<strong>in</strong>baren können.<br />

Die Kurzvorträge werden je nach Wunsch der jeweiligen <strong>Kommune</strong> zu unterschiedlichen Themen angeboten.<br />

Zum Beispiel referieren die Mitarbeiter aus dem Bildungsbüro regelmäßig über das deutsche Schulsystem, die<br />

Industrie- und Handelskammern <strong>in</strong>formieren über die Anerkennung von Berufen, die Jugendhilfe ist beteiligt, wenn<br />

es darum geht, dass es <strong>in</strong> der Familie nicht gut klappt und dadurch die schulischen Leistungen abfallen, aber<br />

auch die Agentur für Arbeit hält regelmäßig Kurzvorträge zu der Ausbildungssituation im Kreis.<br />

Das Interesse der Menschen an den Infoveranstaltungen ist groß - der Kreis hat schon Veranstaltungen mit über<br />

100 Teilnehmern durchgeführt. „Alle Eltern wollen, dass ihre K<strong>in</strong>der etwas erreichen –aber was macht man, wenn<br />

man das deutsche Schulsystem überhaupt nicht kennt. Wenn man nicht weiß, wie die verschiedenen Schultypen<br />

funktionieren, oder dass man im deutschen Bildungssystem nicht nur gerade Wege gehen muss - sondern auch<br />

auf Umwegen zum Ziel kommt“, erklärt Manfred Flocke die H<strong>in</strong>tergrunde des Kreisengagements. Mit den Elternveranstaltungen<br />

will der Kreis vor allem Aufklärungsarbeit bei den Eltern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund leisten – die<br />

Aufmerksamkeit und die Dankbarkeit der Eltern sei groß. Um sprachlichen Barrieren vorzubeugen, hat der Kreis<br />

Dolmetscher im Team, so dass die Veranstaltungen im Notfall auch zweisprachig durchgeführt werden können.


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 24<br />

Kooperation zwischen Kreis und <strong>Kommune</strong>n<br />

Die Städte und Geme<strong>in</strong>den im Kreis Gütersloh s<strong>in</strong>d die Initiatoren der meisten <strong>Integration</strong>sprozesse.<br />

Dabei gibt es unterschiedliche Erfahrungen <strong>in</strong> der <strong>Integration</strong>sarbeit. Allen voran stehen<br />

die Städte Rheda-Wiedenbrück und Gütersloh, die mit ihren <strong>Integration</strong>sbeauftragten seit vielen<br />

Jahren <strong>in</strong>tensiv <strong>Integration</strong>sarbeit betreiben. Aber auch <strong>in</strong> anderen Städten und Geme<strong>in</strong>den<br />

f<strong>in</strong>den Projekte und Maßnahmen statt, so führt z.B. die Stadt Harsew<strong>in</strong>kel seit mehreren Jahren<br />

<strong>in</strong> K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen erfolgreich Sprachfördermaßnahmen nach dem „Rucksack-<br />

Programm“ durch, die Stadt Versmold verfolgt seit drei Jahren das Programm „DiverseCity: Gesellschaftliche<br />

Diversität <strong>in</strong> der Stadtentwicklung - Perspektiven für die Zukunft” oder die<br />

Geme<strong>in</strong>de Herzebrock-Clarholz führte mit Unterstützung der Bertelsmann Stiftung <strong>Integration</strong>sworkshops<br />

durch, womit nur e<strong>in</strong>ige Beispiele genannt s<strong>in</strong>d.<br />

Noch steckt das <strong>Integration</strong>snetzwerk des Kreises <strong>in</strong> der Aufbauphase. Dabei konzentrieren<br />

sich die Kontakte zunächst auf die <strong>Integration</strong>sbeauftragten aus den Städten und Geme<strong>in</strong>den<br />

und die Fachdienste der Wohlfahrtsverbände, um später auf Migrantenorganisationen erweitert<br />

zu werden.<br />

Bei den Netzwerktreffen stehen ganz praktische Fragen auf der Tagesordnung, zum Beispiel:<br />

Wo werden bereits Migrationsberatungen angeboten, wo s<strong>in</strong>d noch weiße Flecken im Kreisgebiet<br />

und wo gibt es Unterstützungsbedarf oder welche Maßnahmen der Städte können als<br />

Good-Practice-Beispiele vorgestellt werden? E<strong>in</strong>e andere wichtige Aufgabe des Kreises ist es,<br />

die Akteure vor Ort über alles Neue im Bereich <strong>Integration</strong> – neue Fördermöglichkeiten oder<br />

Gesetze, neue <strong>Integration</strong>skurse etc. - zu <strong>in</strong>formieren.<br />

<strong>Integration</strong> als Querschnittaufgabe<br />

<strong>Integration</strong> wird im Kreis als Querschnittaufgabe behandelt. In Zukunft sollen weitere Bereiche<br />

der Kreisverwaltung mit e<strong>in</strong>bezogen werden. E<strong>in</strong>e Verknüpfung zwischen <strong>Integration</strong> und Gesundheit<br />

gibt es bereits, wie das Praxisbeispiel der Gesundheitsmediatoren zeigt.<br />

Interkulturelle Gesundheitsmediatoren - Mit Migranten für Migranten<br />

Praxisbeispiel - Kreis Gütersloh<br />

Menschen mit Zuwanderungsgeschichte s<strong>in</strong>d nach statistischen Angaben deutlich häufiger krank als nicht<br />

zugewanderte Menschen. Im Kreis Gütersloh hat man deshalb unter Federführung der Abteilung Gesundheit<br />

(Frau Kunz) <strong>in</strong> dem Projekt „Mit Migranten für Migranten - Interkulturelle Gesundheit <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-<br />

Westfalen“ (MIMI-NRW) Gesundheitsmediator<strong>in</strong>nen und –mediatoren ausgebildet. Über 20 Bürger<strong>in</strong>nen und<br />

Bürger mit Zuwanderungsgeschichte konnten motiviert werden, an der mehrteiligen Ausbildung – zu der<br />

auch e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Prüfung gehörte – mitzumachen.<br />

Die Teilnehmer haben viel Zeit <strong>in</strong>vestiert und s<strong>in</strong>d hoch motiviert. In 14 verschiedenen Sprachen <strong>in</strong>formieren<br />

sie <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Vorträgen über verschiedene Gesundheitsfragen - wie Prävention, K<strong>in</strong>der- und Familiengesundheit,<br />

aber auch seelische Gesundheit oder das deutsche Gesundheitssystem. Das Erfolgsrezept ist e<strong>in</strong><br />

mehrsprachiges und kultursensibles Angebot. „Das tolle ist, unsere Gesundheitsmediator<strong>in</strong>nen und -<br />

mediatoren erreichen die Menschen auch, weil sie ja selber aus den entsprechenden Kulturkreisen kommen“,<br />

beschreibt Manfred Flocke. „In der Ausbildung haben sie auch gelernt, wie man solche<br />

Veranstaltungen organisiert und durchführt, damit die Menschen auch etwas mitnehmen, wenn sie über das<br />

Gesundheitssystem referieren.“<br />

Die Nachfrage ist groß und die Motivation der Mediatoren auch – e<strong>in</strong> Stolperste<strong>in</strong> ist aber die F<strong>in</strong>anzierung.<br />

Für die Vorträge bekommen die ausgebildeten Mediatoren e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e f<strong>in</strong>anzielle Entschädigung. Bisher<br />

reichen die Mittel kaum aus, um den großen Bedarf an Vorträgen zu f<strong>in</strong>anzieren. Es bestehen zwar Kooperationen<br />

mit der Bertelsmann BKK und der Miele BKK, aber man könne noch viel mehr machen.


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 25<br />

Blick <strong>in</strong> die Zukunft<br />

Für die Zukunft ist dem Kreis besonders wichtig, die MO mit e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den und mit ihnen geme<strong>in</strong>sam<br />

<strong>Integration</strong> zu planen. Dies sei e<strong>in</strong> weiter Weg mit vielen kle<strong>in</strong>en Schritten – vom<br />

Kennenlernen zum Vertrauen entwickeln. „Ich spüre zwar e<strong>in</strong> herzliches Willkommen, ich spüre<br />

aber auch e<strong>in</strong>e gewisse Zurückhaltung. Migranten haben <strong>in</strong> ihren Herkunftsländern teilweise<br />

schlechte Erfahrungen mit staatlichen Organisationen gemacht. Das schw<strong>in</strong>gt noch <strong>in</strong> den Köpfen<br />

mit“, sagt der <strong>Integration</strong>sbeauftragte Manfred Flocke. „Da muss ich dann erst e<strong>in</strong>mal<br />

erklären, dass ich nichts mit aufenthaltsrechtlichen Fragen zu tun habe, sondern nur für <strong>Integration</strong><br />

zuständig b<strong>in</strong> – dafür, dass die Menschen hier im Kreis ankommen.“<br />

E<strong>in</strong>e weitere Herausforderung der <strong>Integration</strong>sarbeit sieht der Kreis Gütersloh dar<strong>in</strong>, die e<strong>in</strong>heimische<br />

Bevölkerung zu beteiligen. „<strong>Integration</strong> bedeutet auch, dass die E<strong>in</strong>heimischen<br />

<strong>in</strong>formiert s<strong>in</strong>d, was die Menschen mit Zuwanderungsgeschichte an Kultur mitbr<strong>in</strong>gen - und<br />

dass dies e<strong>in</strong>e große Bereicherung se<strong>in</strong> kann. Natürlich gibt es auch Herausforderungen, aber<br />

es lohnt sich, sich die Mühe zu machen nachzufragen, wo die Ursachen <strong>in</strong> den verme<strong>in</strong>tlichen<br />

„<strong>Integration</strong>sproblemen“ liegen“, beschreibt Manfred Flocke. „Hierzu wollen wir mit unserem<br />

<strong>Integration</strong>sengagement e<strong>in</strong>en Beitrag leisten.“<br />

Kontakt:<br />

Manfred Flocke<br />

Kreis Gütersloh<br />

Abt. Jugend, Familie und Sozialer Dienst<br />

- Jugendhilfeplanung -<br />

33324 Gütersloh<br />

Tel. 05241/85-2413<br />

mailto:manfred.flocke@gt-net.de


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 26<br />

Stadt Gütersloh: E<strong>in</strong> breiter Erfahrungsschatz, viele Kontakte und lange gewachsene<br />

Strukturen<br />

Die Stadt Gütersloh blickt auf e<strong>in</strong> langjähriges Engagement im Bereich <strong>Integration</strong> zurück. Seit<br />

nun mehr als 40 Jahren verfügt die Stadt über e<strong>in</strong> breites Netzwerk, viel Erfahrungswissen und<br />

gute persönliche Kontakte <strong>in</strong>nerhalb der Verwaltung und der Stadtgesellschaft und zu vielen<br />

Institutionen und Personen. Dies ist eng damit verknüpft, dass die Stadt Gütersloh bereits Mitte<br />

der 70er Jahre die Stelle des <strong>Integration</strong>sbeauftragten geschaffen hat. Seither übernimmt Eckhard<br />

Sander diese Aufgabe auf Vollzeitbasis. Zunächst war der <strong>Integration</strong>sbeauftragte beim<br />

Sozialamt angesiedelt. Seit dem Jahr 2000 ist er direkt der Bürgermeister<strong>in</strong> Maria Unger unterstellt,<br />

um das Thema <strong>Integration</strong> <strong>in</strong> der Stadt noch stärker zur „Chefaufgabe“ zu machen.<br />

Durch die lange gewachsenen Strukturen wird <strong>Integration</strong> <strong>in</strong> allen Verwaltungsbereichen mit<br />

bedacht. „Durch unsere guten Netzwerkstrukturen nach <strong>in</strong>nen und außen funktioniert der Informationsfluss<br />

sehr gut“, sagt Eckhard Sander. Im Vordergrund steht daher weniger die<br />

Koord<strong>in</strong>ation der <strong>Integration</strong>sprojekte, als vielmehr die enge Kooperation mit den anderen<br />

Fachbereichen. Zentral s<strong>in</strong>d hier zunächst alle Felder, <strong>in</strong> denen es um den direkten Kontakt zu<br />

Menschen geht - wie Schule, Bildung, K<strong>in</strong>der, Jugend und Kultur. Aber auch andere Fachbereiche,<br />

wie Städtebau und Wirtschaft, beziehen das Thema <strong>Integration</strong> mit <strong>in</strong> ihre Arbeit e<strong>in</strong>. Als<br />

Beispiel erfolgreicher Kooperation von Stadt und Zivilgesellschaft gilt die städtebauliche Herausforderung<br />

e<strong>in</strong>es M<strong>in</strong>arettbaus vor wenigen Jahren - der <strong>in</strong> Gütersloh völlig ohne<br />

Bevölkerungsproteste abgelaufen ist. „Durch unsere guten Kontakte zu den Bürgern und Vere<strong>in</strong>en,<br />

aber auch durch die enge verwaltungs<strong>in</strong>terne Zusammenarbeit, haben wir <strong>in</strong> Gütersloh<br />

e<strong>in</strong>e Lösung gefunden, mit der alle Akteure zufrieden s<strong>in</strong>d“, beschreibt der <strong>Integration</strong>sbeauftragte<br />

Eckhard Sander den Entstehungsprozess.<br />

E<strong>in</strong> weiteres gelungenes Kooperationsbeispiel <strong>in</strong> Gütersloh ist die Verknüpfung von <strong>Integration</strong><br />

und Wirtschaft bei der Vergabe von Ausbildungsplätzen. Besonders für Jugendliche mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

ist die Ausbildungssuche häufig schwer. Deshalb kommt die<br />

Ausbildungsplatzgarantie, die Stadt und Wirtschaft allen engagierten Jugendlichen anbieten,<br />

<strong>in</strong>sbesondere ihnen zu gute.<br />

Interkulturelle Kompetenz ist bei der Stadtverwaltung und ihren Eigenbetrieben gefragt. Nach<br />

der aktuell durchgeführten Erhebung kann von rd. 230 Beschäftigten mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

ausgegangen werden – dies entspricht e<strong>in</strong>em Anteil von rd. 17 %.<br />

siehe auch: www.<strong>in</strong>tegration.guetersloh.de<br />

Kontakt:<br />

K<br />

Eckhard Sander<br />

<strong>Integration</strong>sbeauftragter der Stadt Gütersloh<br />

Rathaus I<br />

Berl<strong>in</strong>er Straße 70,<br />

33330 Gütersloh<br />

Tel. 05241-822442<br />

E-Mail: Eckhard.Sander@gt-net.de


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 27<br />

Kreis Herford<br />

Bevölkerung: 250.247<br />

Ausländische Bevölkerung: 14.994 (6,0%)<br />

Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund: 59.000 (23,5%)<br />

(Stand 2009)


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 28<br />

Kreis Herford: <strong>Integration</strong> im widunetz<br />

Im Kreis Herford wird das <strong>Integration</strong>snetzwerk von Kreis, <strong>Kommune</strong>n und den Wohlfahrtsverbänden<br />

geme<strong>in</strong>sam gestaltet. Auch mit ger<strong>in</strong>gen f<strong>in</strong>anziellen Ressourcen wurde<br />

e<strong>in</strong> Netzwerk für <strong>Integration</strong> und Vielfalt aufgebaut und seit sechs Jahren unterstützt. Der<br />

Kreis Herford hat das Netzwerk kont<strong>in</strong>uierlich verändert, verbessert und weiterentwickelt.<br />

Mittlerweile hat sich das widunetz zum Markenzeichen des Kreises Herford entwickelt,<br />

das auch für andere Kreise e<strong>in</strong> Vorbild ist.<br />

Infobox - <strong>Integration</strong> im Kreis Herford<br />

Städte und Geme<strong>in</strong>den des Kreises<br />

9 Städte und Geme<strong>in</strong>den<br />

Kreisstadt und bevölkerungsreichste Stadt Herford<br />

ländlich strukturiert<br />

Profil der zugewanderten Bevölkerung:<br />

(Quelle: <strong>Wegweiser</strong> <strong>Kommune</strong> – Stand 2009)<br />

Bevölkerung <strong>in</strong>sgesamt: 250.247<br />

Ausländische Bevölkerung: 14.994<br />

Ausländeranteil: 6,0 % (<strong>OWL</strong>: 7,2 %; NRW: 10,5 %)<br />

Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund: 59.000 (23,5 %)<br />

(NRW: 24,1 %; <strong>OWL</strong>: 25,2 %) (Quelle: Mikrozensus)<br />

Herkunftsgruppen: die größte Gruppe s<strong>in</strong>d Aussiedler<br />

und Spätaussiedler, danach folgen Menschen türkischer<br />

Herkunft, Italiener, Polen, Ex-Jugoslawien, Briten und<br />

Russen<br />

Aussiedler und Spätaussiedler aus Unna Massen:<br />

15.698<br />

Demographische Entwicklung (2006 bis 2025)<br />

Kreis <strong>in</strong>sgesamt:<br />

leicht abnehmende Bevölkerungsprognose (- 3,8 %)<br />

Städte und Geme<strong>in</strong>den:<br />

stabil bis stark abnehmende Prognosen<br />

<strong>Integration</strong>smanagement<br />

2005 wird auf Initiative der Wohlfahrtsverbände die<br />

Migrationsvernetzung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em KOMM-In Projekt auf<br />

Kreisebene e<strong>in</strong>geleitet<br />

<strong>in</strong> den folgenden Jahren wird das <strong>Integration</strong>snetzwerk<br />

<strong>in</strong> verschiedenen Projektphasen kont<strong>in</strong>uierlich weiterentwickelt


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 29<br />

widunetz – Netzwerkstrukturen auf gleicher Augenhöhe<br />

Als man 2005 mit der Migrationsvernetzung im Kreis Herford begann, wusste noch niemand,<br />

dass daraus e<strong>in</strong>es Tages e<strong>in</strong> umfassendes <strong>Integration</strong>snetzwerk werden würde. Zunächst war<br />

das Ziel des Kreises, alle Akteure im Bereich Migration und <strong>Integration</strong> an e<strong>in</strong>en Tisch zu br<strong>in</strong>gen.<br />

Diese Initiative g<strong>in</strong>g auf die Migrationsdienste der freien Wohlfahrtsverbände zurück. Ihnen<br />

war e<strong>in</strong>erseits wichtig, die Angebote im Kreisgebiet besser kennenzulernen und andererseits<br />

e<strong>in</strong>en Austausch auf Kreisebene zu ermöglichen. In Herford stieß man mit dieser Idee auf offene<br />

Türen. Unter dem Motto „Transparenz und Vernetzung“ haben Kreis, <strong>Kommune</strong>n und<br />

Wohlfahrtspflege geme<strong>in</strong>sam <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em KOMM-IN Projekt erste Schritte unternommen. Die enge<br />

Zusammenarbeit mit den Wohlfahrtsverbänden und die Beteiligung aller <strong>Kommune</strong>n waren von<br />

Beg<strong>in</strong>n an und s<strong>in</strong>d bis heute kennzeichnend für das <strong>Integration</strong>snetzwerk widunetz. „Es ist<br />

ganz wichtig, dass wir im widunetz e<strong>in</strong>e Projektgruppe haben, <strong>in</strong> der alle neun <strong>Kommune</strong>n und<br />

die Wohlfahrtspflege e<strong>in</strong>bezogen s<strong>in</strong>d. So konnten wir von Beg<strong>in</strong>n an auch auf der strategischen<br />

Ebene geme<strong>in</strong>sam an Schwerpunktthemen des Netzwerks arbeiten und sie <strong>in</strong> alle<br />

<strong>Kommune</strong>n tragen“, sagt Iris Wolter, Sprecher<strong>in</strong> des Netzwerks und Vertreter<strong>in</strong> der Wohlfahrtsverbände.<br />

Dabei war es dem Kreis und den Netzwerkmitgliedern von Anfang an wichtig, als<br />

gleichberechtigte Partner auf gleicher „Augenhöhe“ zusammenzuarbeiten.<br />

Nach den ersten Schritten folgte e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche Weiterentwicklung und Qualifizierung des<br />

Netzwerks und se<strong>in</strong>er Mitglieder über mehrere Komm-IN Förderphasen h<strong>in</strong>weg (vgl. dazu ausführlich<br />

die Broschüre „<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>“ 2010). Sowohl mit externer Beratung als auch <strong>in</strong><br />

Workshops wurde kont<strong>in</strong>uierlich die eigene Arbeit evaluiert und nach neuen Impulsen gesucht.<br />

Beispielsweise wenn es darum g<strong>in</strong>g, Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund stärker zu beteiligen<br />

oder das Netzwerkmanagement zu verbessern. In diesem Kontext hat sich auch der Name des<br />

Netzwerks widunetz und se<strong>in</strong> Logo entwickelt.<br />

Für die Akteure vor Ort ist das widunetz e<strong>in</strong> wichtiger Partner. Hier können Bedürfnisse festgestellt,<br />

Angebote gebündelt und über das gesamte Kreisgebiet gestreut werden. „E<strong>in</strong>e große<br />

Herausforderung im Kreis Herford s<strong>in</strong>d die f<strong>in</strong>anzielle und personelle Lage unserer <strong>Kommune</strong>n.<br />

E<strong>in</strong>ige <strong>Kommune</strong>n s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Haushaltssicherung oder bemühen sich sehr, nicht h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zukommen,<br />

so dass den f<strong>in</strong>anziellen Handlungsspielräumen enge Grenzen gesetzt s<strong>in</strong>d. Das gilt<br />

besonders für e<strong>in</strong>e freiwillige Aufgabe wie <strong>Integration</strong>“, erklärt Thomas Niel<strong>in</strong>g, Sprecher des<br />

widunetz und Ansprechpartner für <strong>Integration</strong> im Kreis „Mit dem widunetz haben wir hier im<br />

Kreis Herford e<strong>in</strong>en sehr wirkungsvollen Motor gebaut, der aufgrund der f<strong>in</strong>anziellen Situation <strong>in</strong><br />

den <strong>Kommune</strong>n aber nur mit günstigem Benz<strong>in</strong> laufen und deshalb nicht die volle Leistung br<strong>in</strong>gen<br />

kann.“ Das widunetz habe schon viel geschafft, aber es fehle an personellen und<br />

f<strong>in</strong>anziellen Ressourcen, um das volle Potential auszuschöpfen und auch strukturelle Veränderungen<br />

auf Kreisebene durchzuführen.


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 30<br />

Interkulturelle Woche mit dem widunetz<br />

Praxisbeispiel - Kreis Herford und widunetz<br />

Im Kreis Herford wird die traditionelle <strong>in</strong>terkulturelle Woche seit dem Jahr 2010 über das widunetz für den<br />

ganzen Kreis geplant und organisiert. Vor allem die Arbeitsgruppe Öffentlichkeitsarbeit ist hier <strong>in</strong>volviert.<br />

Über e<strong>in</strong>en E-Mail-Verteiler mit über 500 Adressen konnten sich E<strong>in</strong>zelpersonen, Vere<strong>in</strong>e oder Organisationen<br />

mit e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>terkulturellen Angebot anmelden. In e<strong>in</strong>em Flyer stellt die Arbeitsgruppe alle Angebote<br />

im Kreisgebiet zusammen. „So haben die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger e<strong>in</strong>e gute Übersicht und können zum<br />

Beispiel montags nach Bünde zu e<strong>in</strong>er Ausstellungseröffnung und dienstags <strong>in</strong> Herford an e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>terkulturellen<br />

Lesung teilnehmen“, erklärt Iris Wolter. „Häufig sieht man sich bei den Veranstaltungen wieder,<br />

so wird die <strong>in</strong>terkommunale Vernetzung gestärkt.“ Um den Bekanntheitsgrad der <strong>in</strong>terkulturellen Woche<br />

zu steigern, wird der Flyer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er extra Pressekonferenz vorgestellt.<br />

Schon im letzten Jahr war das Interesse groß. In diesem Jahr gibt es bereits Monate im Voraus doppelt<br />

so viele Interessenten, die e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>terkulturelle Veranstaltung organisieren wollen. Das widunetz hat sich<br />

aber auch neue Ziele gesetzt. Im Jahr 2011 soll die Politik noch stärker e<strong>in</strong>gebunden werden, um so das<br />

Thema <strong>Integration</strong> <strong>in</strong>sgesamt bei den Politikern im Kreis <strong>in</strong> den Fokus zu rücken. Dazu soll zu jedem<br />

Programmpunkt e<strong>in</strong> Politiker als Pate der Veranstaltung gewonnen werden. Auch die Pressearbeit soll<br />

<strong>in</strong>tensiviert werden, <strong>in</strong> vorgeschalteten Workshops sollen Interessierte speziell geschult werden.<br />

„Die <strong>in</strong>terkulturelle Woche ist für uns e<strong>in</strong> besonders gutes Praxisbeispiel, weil es uns aus dem widunetz<br />

heraus gelungen ist, e<strong>in</strong>en Rahmen für die Praxis zu schaffen“, beschreibt Iris Wolter. „Vorher hat jede<br />

<strong>Kommune</strong> für sich die <strong>in</strong>terkulturelle Woche organisiert und vor allem die Akteure vor Ort haben daran<br />

teilgenommen. Durch die Organisation über das widunetz werden die Angebote transparent gemacht.<br />

Das schafft neue Begegnungen.“<br />

<strong>Integration</strong>smanagement: <strong>Integration</strong> im Netzwerk geme<strong>in</strong>sam gestalten<br />

Zu Beg<strong>in</strong>n der Migrationsvernetzung hatte der Kreis Herford vor allem e<strong>in</strong>e starke geschäftsführende<br />

und leitende Rolle. Mittlerweile hält sich der Kreis bewusst zurück und lässt das widunetz<br />

<strong>in</strong> den eigenen Strukturen arbeiten. Im Netzwerk sieht sich der Kreis Herford als gleichberechtigter<br />

Partner. Der Versuch, dem widunetz stärkere strategische Entscheidungskompetenz auf<br />

Kreisebene zuzuschreiben, ist am politischen Widerstand aus den <strong>Kommune</strong>n gescheitert, da<br />

die <strong>Kommune</strong>n an ihrer Entscheidungskompetenz festhalten wollten. E<strong>in</strong> strategischer E<strong>in</strong>fluss<br />

des Netzwerks wird vor allem punktuell über die jeweiligen Mitarbeiter transportiert. Die Bürgermeisterkonferenz<br />

ist e<strong>in</strong> Forum, durch das der Kreis über den Landrat immer wieder<br />

Öffentlichkeitsarbeit leisten kann - sowohl für das widunetz als auch für das generelle Thema<br />

<strong>Integration</strong>. E<strong>in</strong>e Besonderheit des Kreises Herford ist der Ausschuss für <strong>Integration</strong> und<br />

Gleichstellung auf Kreisebene.<br />

Kooperation zwischen Kreis und <strong>Kommune</strong>n<br />

Alle <strong>Kommune</strong>n im Kreis Herford waren von Beg<strong>in</strong>n an als gleichberechtigte Partner im<br />

widunetz beteiligt. Welche Konsequenzen die Beteiligung vor Ort hat, hängt stark mit dem thematischen<br />

H<strong>in</strong>tergrund der Vertreter<strong>in</strong>nen und Vertreter aus den <strong>Kommune</strong>n zusammen. Da<br />

immer alle <strong>Kommune</strong>n e<strong>in</strong>geladen und über relevante Themen <strong>in</strong>formiert werden, s<strong>in</strong>d der Informationsfluss<br />

und auch e<strong>in</strong>e gewisse Verb<strong>in</strong>dlichkeit gewährleistet. „Das widunetz fängt die<br />

Leute regelmäßig e<strong>in</strong> und holt sie an e<strong>in</strong>en Tisch. Das animiert zum Nachdenken und bietet<br />

e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Plattform, die den Vertretern aus den <strong>Kommune</strong>n Rückhalt und Rückenw<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong> den eigenen Verwaltungen gibt. Damit wird das Thema <strong>Integration</strong> <strong>in</strong>sgesamt gestärkt“, be-


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 31<br />

schreibt Iris Wolter. In Bünde wird zum Beispiel aktuell e<strong>in</strong> eigenes <strong>Integration</strong>skonzept erarbeitet.<br />

Auch die Kreisstadt Herford und die Städte Löhne, Spenge und Vlotho s<strong>in</strong>d teilweise schon<br />

viele Jahre im Bereich <strong>Integration</strong> aktiv. Die drei Städte Herford, Bünde und Löhne haben e<strong>in</strong>en<br />

<strong>Integration</strong>s- bzw. Migrationsbeirat. Die Stadt Löhne hat diesen sogar freiwillig <strong>in</strong>stalliert, denn<br />

erst ab Fünftausend ausländischen E<strong>in</strong>wohnern ist die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>es Beteiligungsgremiums<br />

verpflichtend.<br />

Partizipation und <strong>Integration</strong>snetzwerk<br />

Die Partizipation wird im Kreis Herford vor allem über das widunetz sichergestellt. Vom Netzwerk<br />

aus wurden auch mehrfach Versuche unternommen, Migrant<strong>in</strong>nen und Migranten stärker<br />

<strong>in</strong> das widunetz e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den. Zum Beispiel wurde e<strong>in</strong> Fachforum gegründet, <strong>in</strong>dem Verwaltungsmitarbeiter<br />

und Vertreter der Migrantenselbstorganisationen (MSO) zusammengebracht<br />

wurden mit dem Ziel, die Kommunikation zwischen den beiden Gruppen zu verbessern. Mittlerweile<br />

ist das Fachforum nicht mehr aktiv, da schnell deutlich wurde, dass die Interessen und<br />

Erwartungen der Akteure unterschiedlich waren. Die praktischen Lösungen, die die Migrant<strong>in</strong>nen<br />

und Migranten erwartet hatten, g<strong>in</strong>gen über die Kompetenzbereiche der<br />

Verwaltungsmitarbeiter h<strong>in</strong>aus.<br />

MSO s<strong>in</strong>d immer wieder <strong>in</strong> das widunetz e<strong>in</strong>gebunden. „Wir haben im Kreis Herford die Erfahrung<br />

gemacht, dass unsere Erwartungen an die MSO zu hoch waren“, erklärt Thomas Niel<strong>in</strong>g.<br />

„Im Kreis Herford ist der Organisationsgrad der MSO nicht hoch, vielfach treffen sich die Menschen<br />

e<strong>in</strong>fach, um ihre Freizeit zusammen zu verbr<strong>in</strong>gen und nicht um <strong>Integration</strong>spolitik zu<br />

gestalten.“ Die hohen Erwartungen an die MSO werden nicht nur häufig enttäuscht, sondern<br />

auch den MSO werde damit e<strong>in</strong>e große Last aufgebürdet. In der öffentlichen und politischen<br />

Debatte werde e<strong>in</strong> Bild von e<strong>in</strong>er MSO gezeichnet, das nur sehr wenige MSO widerspiegeln.<br />

Um die Bedürfnisse der Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong> der Arbeit des widunetz zu berücksichtigen,<br />

setzt man im Kreis Herford vor allem auf die Kompetenz der <strong>Integration</strong>s- und<br />

Migrationsfachdienste. Vielfach verfügen sie selbst über e<strong>in</strong>en Migrationsh<strong>in</strong>tergrund und br<strong>in</strong>gen<br />

durch ihre Arbeit viel Erfahrung mit <strong>in</strong>s <strong>Integration</strong>snetzwerk. In Zukunft will man als offiziell<br />

gewählte Migrantenvertreter<strong>in</strong>nen und –vertreter jeweils e<strong>in</strong> Mitglied aus den <strong>Integration</strong>sräten<br />

bzw. Migrationsbeiräten der Städte für die Mitarbeit im widunetz gew<strong>in</strong>nen.<br />

<strong>Integration</strong> als Querschnittaufgabe<br />

Auch <strong>Integration</strong> als Querschnittaufgabe wird im Kreis vor allem über das widunetz abgebildet.<br />

Im Netzwerk s<strong>in</strong>d immer wieder unterschiedliche Ressorts des Kreises e<strong>in</strong>gebunden. Punktuelle<br />

Kooperationen bestehen zum Beispiel mit dem Schulamt, wenn es um den Übergang vom K<strong>in</strong>dergarten<br />

<strong>in</strong> die Schule und von der Schule <strong>in</strong> den Beruf geht. In den meisten Fällen s<strong>in</strong>d diese<br />

nicht fest <strong>in</strong>stitutionalisiert. E<strong>in</strong> festes Mitglied des widunetz ist die Ausländerbehörde. Durch die<br />

Vernetzung von <strong>Integration</strong>sagenturen, Wohlfahrtsverbänden und der Ausländerbehörde sei die<br />

Kommunikation zwischen den Akteuren deutlich verbessert worden.


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 32<br />

Blick <strong>in</strong> die Zukunft<br />

Die größte Herausforderung des Kreises Herford s<strong>in</strong>d die ger<strong>in</strong>gen f<strong>in</strong>anziellen und personellen<br />

Ressourcen. „E<strong>in</strong> größerer f<strong>in</strong>anzieller Spielraum würde den vielen Ideen des widunetz auch <strong>in</strong><br />

die Praxis verhelfen. Zurzeit haben wir nicht die Möglichkeit, strukturelle Veränderungen für das<br />

ganze Kreisgebiet anzustoßen. Wichtige Handlungsfelder wie Schule, Sprachförderung und<br />

Bildung können wir nur über Umwege mit kle<strong>in</strong>eren Projekten punktuell fördern“, erklärt Thomas<br />

Niel<strong>in</strong>g. Für die Zukunft wünschen sich die beiden Sprecher e<strong>in</strong> weiteres größeres Projekt, bei<br />

dem das widunetz der Träger ist. „Das wäre e<strong>in</strong>e Chance über das widunetz über die bestehenden<br />

Angebote h<strong>in</strong>aus <strong>in</strong> allen <strong>Kommune</strong>n etwas zu bewegen und das Netzwerk bei der Politik,<br />

aber auch bei den Menschen vor Ort als Ansprechpartner für <strong>Integration</strong> präsenter zu machen.“<br />

Kontakt:<br />

Thomas Niel<strong>in</strong>g<br />

Projektbüro<br />

Kreis Herford<br />

Amtshausstr.3<br />

32051 Herford<br />

Tel.: 05221-131133<br />

t.niel<strong>in</strong>g@kreis-herford.de


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 33<br />

Stadt Herford: Neue <strong>Integration</strong>sstrukturen aufbauen<br />

<strong>Integration</strong> und die Mitbestimmung von Migranten s<strong>in</strong>d Themen, die <strong>in</strong> der Stadt Herford traditionell<br />

zusammengedacht werden. Schon <strong>in</strong> den 80er Jahren gab es hier den ersten<br />

Ausländerbeirat, der <strong>Integration</strong> immer wieder auf die Tagesordnung gebracht hat. Nach e<strong>in</strong>er<br />

langen aktiven Phase des Gremiums folgte e<strong>in</strong>e weniger aktive und schließlich konnte das<br />

Gremium um die Jahrtausendwende zum ersten Mal nicht neu gewählt werden – es hatten sich<br />

nicht genügend Bewerber zur Wahl gestellt. Über die Gründe kann man nur spekulieren - sicher<br />

hatten e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ges Interesse an der Arbeit des Ausländerbeirats und e<strong>in</strong>e mangelnde Anb<strong>in</strong>dung<br />

an Politik und Verwaltung – wie <strong>in</strong> vielen anderen <strong>Kommune</strong>n auch - Anteile an der<br />

s<strong>in</strong>kenden Attraktivität des Gremiums. Vor ca. fünf Jahren hat man sich <strong>in</strong> Herford dazu entschlossen,<br />

<strong>Integration</strong>sengagement noch e<strong>in</strong>mal auf ganz neue Füße zu stellen. Schritt für<br />

Schritt wurden neue Strukturen geschaffen. Ziel ist es e<strong>in</strong>erseits, die Beteiligung von Menschen<br />

mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund zu sichern – andererseits soll das Thema <strong>Integration</strong> <strong>in</strong> Verwaltung<br />

und Politik überall mitgedacht werden.<br />

In e<strong>in</strong>em ersten Schritt hat die Stadt e<strong>in</strong> <strong>Integration</strong>skonzept mit dem Titel „Mite<strong>in</strong>ander <strong>in</strong> der<br />

sozialen Stadt“ erarbeitet und beschlossen. Daran haben Akteure - aus dem sozialen Bereich,<br />

dem Ausländer- und Zuwandererbereich und Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger - <strong>in</strong> Workshops und runden<br />

Tischen geme<strong>in</strong>sam mitgewirkt. Der zweite Schritt war die E<strong>in</strong>richtung der Stelle e<strong>in</strong>es<br />

Geschäftsführers <strong>Integration</strong>, der mit e<strong>in</strong>er halben Stelle Ansprechpartner für <strong>Integration</strong> nach<br />

Innen und Außen ist. „Es war klar, wenn wir uns der <strong>Integration</strong> stärker annehmen wollen, dann<br />

brauchen wir sowohl verwaltungsseitig e<strong>in</strong>en Ansprechpartner als auch e<strong>in</strong> Gremium, <strong>in</strong> dem<br />

Migrant<strong>in</strong>nen und Migranten mitbestimmen können und e<strong>in</strong> Sprachrohr haben“, erklärt der Geschäftsführer<br />

Rüdiger Lübke. Um die Partizipation der Zuwanderungsbevölkerung aber auch<br />

das Interesse der Bürger zu fördern, hat man deshalb im dritten Schritt <strong>in</strong> 2008 als freiwilliges<br />

politisches Gremium e<strong>in</strong>e <strong>Integration</strong>skonferenz <strong>in</strong>stalliert. Mit Erfolg: Seit der letzten Wahl 2010<br />

hat die Stadt wieder e<strong>in</strong>en <strong>Integration</strong>srat mit neuen motivierten Akteuren. Die neuen <strong>Integration</strong>sstrukturen<br />

s<strong>in</strong>d aufgebaut – jetzt stehen die Akteure vor der Herausforderung, sie mit Leben<br />

zu füllen.<br />

In Herford gibt es noch e<strong>in</strong>en weiteren <strong>Integration</strong>sakteur der Stadt. In e<strong>in</strong>em parallel laufenden<br />

umfassenden Veränderungsprozess hat sich die Ausländerbehörde der Stadt <strong>in</strong>terkulturell geöffnet.<br />

Dazu wurde sie zum Ausländer- und <strong>Integration</strong>sbüro umgestaltet.<br />

Kontakt:<br />

Rüdiger Lübke<br />

Dezernat Bildung und Sport, Jugend und Soziales<br />

Geschäftsführung <strong>Integration</strong> und Verwaltung Jugendförderung<br />

Stadt Herford<br />

Auf der Freiheit 23<br />

32052 Herford<br />

Tel.: +49 5221 189 6111<br />

E-Mail: Ruediger.Luebke@Herford.de


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 34


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 35<br />

Kreis Höxter<br />

Bevölkerung: 148.470<br />

Ausländische Bevölkerung: 6.847 (4,6%)<br />

Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund: 27.000 (18%)<br />

(Stand 2009)


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 36<br />

Kreis Höxter - <strong>Integration</strong> auf Kreisebene managen<br />

Um Ressourcen zu bündeln und effektiv e<strong>in</strong>zusetzen, verfolgen <strong>Kommune</strong>n unterschiedliche<br />

Ansätze. Im Kreis Höxter haben die Städte und der Kreis e<strong>in</strong>e<br />

Kooperationsvere<strong>in</strong>barung unterschrieben. In e<strong>in</strong>em umfassenden Dialogprozess wurde<br />

genau festgelegt, wie die <strong>in</strong>terkommunale Zusammenarbeit <strong>in</strong> Höxter aussehen soll. E<strong>in</strong><br />

Schwerpunkt des <strong>Integration</strong>sbüros liegt dar<strong>in</strong>, Beteiligung zu stärken und<br />

Migrantenselbstorganisationen (MSO) zu fördern.<br />

Infobox - <strong>Integration</strong> im Kreis Höxter<br />

Städte des Kreises<br />

Kreis mit der ger<strong>in</strong>gsten Bevölkerung und den kle<strong>in</strong>sten<br />

Städten und Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong> <strong>OWL</strong><br />

10 eher ländlich strukturierte Städte<br />

Kreisstadt und bevölkerungsreichste Stadt Höxter<br />

Profil der zugewanderten Bevölkerung:<br />

(Quelle: <strong>Wegweiser</strong> <strong>Kommune</strong> – Stand 2009)<br />

Bevölkerung <strong>in</strong>sgesamt: 148.470<br />

Ausländische Bevölkerung: 6.847<br />

Ausländeranteil: 4,6 % (<strong>OWL</strong>: 7,2 %; NRW: 10,5 %)<br />

Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund: 27.000 (18 %)<br />

(NRW: 24,1 %; <strong>OWL</strong>: 25,2 %) (Quelle: Mikrozensus)<br />

Herkunftsgruppen: die größte Gruppe s<strong>in</strong>d Aussiedler<br />

und Spätaussiedler, danach folgen mit großem Abstand<br />

türkische Ausländer und mit e<strong>in</strong>igem Abstand Polen<br />

Aussiedler und Spätaussiedler: ca. 12.000 (Quelle:<br />

Kreis Höxter)<br />

Demographische Entwicklung (2006 bis 2025)<br />

Kreis <strong>in</strong>sgesamt:<br />

stark abnehmende Bevölkerungsprognose (- 7,3 %)<br />

Städte und Geme<strong>in</strong>den:<br />

stabile bis sehr stark abnehmende Prognosen<br />

Besonderheit: Kreis mit dem größten prognostizierten<br />

Bevölkerungsrückgang<br />

<strong>Integration</strong>smanagement<br />

2006 E<strong>in</strong>richtung des <strong>Integration</strong>sbüros<br />

Insgesamt ist das <strong>Integration</strong>sbüro mit e<strong>in</strong>em Stellenanteil<br />

von 1,1 ausgestattet<br />

2008 <strong>Integration</strong>sworkshop der Bertelsmann Stiftung<br />

Zentrale Ziele und Handlungsfelder:<br />

Vernetzung von Akteuren, Angeboten und Aktivitäten<br />

Unterstützung, Beratung, Koord<strong>in</strong>ation<br />

Initiierung und Durchführung von <strong>Integration</strong>sveranstaltungen<br />

und Projekten<br />

Sensibilisierung der Bürger<br />

<strong>Integration</strong> durch Bildung und Sport


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 37<br />

E<strong>in</strong>e Kooperationsvere<strong>in</strong>barung stärkt die <strong>in</strong>terkommunale Zusammenarbeit<br />

Städte, Geme<strong>in</strong>den und auch Kreise stehen zunehmend unter dem Druck, wachsende Aufgaben<br />

mit immer ger<strong>in</strong>geren f<strong>in</strong>anziellen Mitteln zu bewältigen. „Insbesondere <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Flächenkreis wie Höxter ist es wichtig, dass es e<strong>in</strong>en zentralen Akteur gibt, der die Angebote<br />

und Projekte bündelt und ihnen e<strong>in</strong>e strategische Ausrichtung gibt“, sagt der Leiter des <strong>Integration</strong>sbüros<br />

Dr. Klaus Drathen. Im Kreis Höxter übernimmt diese Rolle der Kreis. Interkommunale<br />

Zusammenarbeit wird hier systematisch umgesetzt. Im Rahmen e<strong>in</strong>es <strong>Integration</strong>sworkshops<br />

der Bertelsmann Stiftung haben die Städte und der Kreis e<strong>in</strong>e Kooperationsvere<strong>in</strong>barung unterzeichnet.<br />

Dar<strong>in</strong> haben sich die <strong>Kommune</strong>n entschieden, dass die strategische Planung von<br />

<strong>Integration</strong> für den gesamten Kreis von e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen <strong>Integration</strong>sbüro übernommen<br />

wird. Ziel der Kooperationsvere<strong>in</strong>barung ist es, Ressourcen zu bündeln, um die vorhandenen<br />

Mittel effektiver e<strong>in</strong>zusetzen und auch die Vernetzung der <strong>Integration</strong>saktivitäten zu fördern.<br />

Der zweite Schritt war, die Kooperationsvere<strong>in</strong>barung mit Leben zu füllen. Auch hier ist der<br />

Kreis analytisch vorgegangen. In e<strong>in</strong>em KOMM-IN Projekt haben sich Städte und Kreis <strong>in</strong>tensiv<br />

über die Art und Weise der Umsetzung, Umfang und Tiefe der <strong>in</strong>terkommunalen Zusammenarbeit<br />

ausgetauscht. Mit professioneller Begleitung wurden e<strong>in</strong>e Interviewstudie und verschiedene<br />

Workshops durchgeführt. Die Interviewergebnisse haben e<strong>in</strong>deutig gezeigt, dass die Rolle des<br />

Kreises als Initiator und Impulsgeber von den <strong>Kommune</strong>n begrüßt wird. „Besonders kle<strong>in</strong>en<br />

Städten mit kle<strong>in</strong>en Verwaltungen fällt es schwer, freiwillige Aufgaben wie <strong>Integration</strong> zu bewältigen“,<br />

erklärt Dr. Klaus Drathen. „Deshalb waren die Städte <strong>in</strong> Höxter froh, dass wir als<br />

<strong>Integration</strong>sbüro die Initiative ergriffen haben und ihnen die strategische Arbeit zum Großteil<br />

abnehmen.“ Auch die Ergebnisse der Befragung haben belegt, dass das umfassende <strong>Integration</strong>sengagement<br />

des Kreises nicht als Konkurrenz aufgefasst wird. Dies ist eng mit dem<br />

Ergebnis verknüpft, dass <strong>Integration</strong> <strong>in</strong> den kreisangehörigen Städten eher e<strong>in</strong>e Randbedeutung<br />

hat. Initiativen und Maßnahmen der <strong>Integration</strong>sförderung laufen bis auf wenige Ausnahmen<br />

über kreisweite Akteure.<br />

Die Komb<strong>in</strong>ation aus Kooperationsvere<strong>in</strong>barung und dem umfassenden KOMM-IN Prozess haben<br />

<strong>in</strong> Höxter zu e<strong>in</strong>er verb<strong>in</strong>dlichen und abgestimmten Zusammenarbeit zwischen den<br />

Städten und dem Kreis beigetragen. Interkommunale Zusammenarbeit soll <strong>in</strong> Höxter freiwillig<br />

und pragmatisch gestaltet werden mit e<strong>in</strong>er zentralen steuernden und koord<strong>in</strong>ierenden Rolle<br />

des Kreises. Das be<strong>in</strong>haltet, dass die kreisangehörigen Städte sich jederzeit aktiv e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen<br />

und auch Entscheidungsprozesse mitgestalten können, wenn sie wollen und die Kapazitäten es<br />

zulassen. In e<strong>in</strong>em vertrauensvollen und partnerschaftlichen Verhältnis soll vor allem da gehandelt<br />

werden, wo es notwendig ist und besondere Herausforderungen bestehen.<br />

<strong>Integration</strong>smanagement: Strukturen fördern und Beteiligung stärken<br />

<strong>Integration</strong> wird <strong>in</strong> Höxter vor allem im <strong>Integration</strong>sbüro des Kreises gemanagt. Seit 2008 leitet<br />

Dr. Klaus Drathen auf Fachbereichsleiterebene das Büro. Als besonderes Erfolgsrezept beschreibt<br />

er die Personalunion zwischen <strong>Integration</strong>sbüro, Ausländerbehörde und<br />

E<strong>in</strong>bürgerungsbehörde. Insbesondere die Schnittstellen mit der Ausländerbehörde s<strong>in</strong>d groß.<br />

Zum Beispiel wird die Migrationsberatung <strong>in</strong> Höxter <strong>in</strong> unmittelbarer Nähe zur Ausländerbehörde<br />

durchgeführt. So können die Mitarbeiter aus der Ausländerbehörde bei Beratungsbedarf - im<br />

sozialen, beruflichen oder sprachlichen Bereich - die Personen direkt an die Migrationsberatung


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 38<br />

weiterleiten. „Natürlich können wir da ke<strong>in</strong>en Druck ausüben und niemanden zur Beratung<br />

zw<strong>in</strong>gen“, sagt Dr. Klaus Drathen, „aber die direkte Nähe nimmt schon mal e<strong>in</strong>e erste Hürde.“<br />

Kooperation zwischen Kreis und <strong>Kommune</strong>n<br />

E<strong>in</strong>e enge Zusammenarbeit zwischen kreisangehörigen Städten und dem <strong>Integration</strong>sbüro des<br />

Kreises prägt die Kooperation <strong>in</strong> Höxter (siehe oben). Kle<strong>in</strong>e Städte mit kle<strong>in</strong>en Verwaltungen,<br />

wie im Kreis Höxter, br<strong>in</strong>gen auch ger<strong>in</strong>ge f<strong>in</strong>anzielle Ressourcen mit. Da war es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ersten<br />

Schritt schon e<strong>in</strong> Erfolg für jede Stadt e<strong>in</strong>en Ansprechpartner für <strong>Integration</strong> zu benennen.<br />

Für <strong>Kommune</strong>n, die <strong>Integration</strong>sarbeit selbst nicht leisten können, übernimmt dies der Kreis<br />

komplett. Andere Städte wie Brakel, Höxter, Warburg oder Ste<strong>in</strong>heim s<strong>in</strong>d auch selbst im Bereich<br />

<strong>Integration</strong> aktiv.<br />

Partizipation und <strong>Integration</strong>snetzwerk<br />

In Höxter erschwert das großflächige Kreisgebiet und die schlechte Verkehrsanb<strong>in</strong>dung die Partizipation<br />

von Migrant<strong>in</strong>nen und Migranten. MSO erreichen nur e<strong>in</strong>en Teil der Menschen im<br />

Kreisgebiet. Aktive <strong>Integration</strong>sakteure arbeiten vorwiegend <strong>in</strong> größeren Städten und die Migrant<strong>in</strong>nen<br />

und Migranten s<strong>in</strong>d nur teilweise <strong>in</strong> Kirchengeme<strong>in</strong>den, Moscheegeme<strong>in</strong>den oder<br />

Sportvere<strong>in</strong>en organisiert. E<strong>in</strong>e Hauptaufgabe der <strong>Integration</strong>sarbeit im Kreis Höxter ist deshalb,<br />

die Menschen zu erreichen und sie mit Informationen und Angeboten zu versorgen. Dazu ist es<br />

für das <strong>Integration</strong>sbüro besonders wichtig, e<strong>in</strong> gutes Netzwerk zu haben und auf verlässliche<br />

Multiplikatoren zurückgreifen zu können. Mit den Multiplikatoren, die es gibt - aus Arbeiterwohlfahrt,<br />

Jobcenter, Volkshochschulen und MSO - steht der Kreis <strong>in</strong> engem Kontakt. Um weitere<br />

Kontakte aufzubauen und feste Ansprechpartner zu etablieren, setzt der Kreis darauf, Strukturen<br />

zu fördern und Beteiligung zu stärken (vgl. Praxisbeispiel).<br />

<strong>Integration</strong> als Querschnittaufgabe<br />

Zwei Wege stellen im Kreis Höxter sicher, dass <strong>Integration</strong> als Querschnittaufgabe behandelt<br />

wird. E<strong>in</strong>erseits ist <strong>Integration</strong> auf „Chefebene“ angesiedelt - der Leiter des <strong>Integration</strong>sbüros<br />

steht als Fachbereichsleiter nicht nur <strong>in</strong> engem Kontakt zum Landrat, sondern auch zu den Bürgermeistern<br />

der kreisangehörigen Städte. Andererseits ist Dr. Klaus Drathen Mitglied der<br />

Führungsrunde und kann <strong>Integration</strong> so auf Fachbereichsleiterebene immer wieder <strong>in</strong> die Diskussion<br />

der anderen Ressorts e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen. Als Teil des Querschnittmanagements hat die<br />

Führungsgruppe das <strong>Integration</strong>sbüro beauftragt, e<strong>in</strong>e Bestandsanalyse durchzuführen, welche<br />

zeigen soll, <strong>in</strong> welchen Abteilungen besonders viel Kontakt zu Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

besteht und wo Bedarf vorhanden ist, sich mit <strong>Integration</strong>sfragen näher zu beschäftigen.<br />

Ziel ist es, anhand der Befragungsergebnisse Fortbildungsangebote zu entwickeln, die auf die<br />

Bedürfnisse der Mitarbeiter e<strong>in</strong>gehen und <strong>in</strong>terkulturelle Kompetenz <strong>in</strong>dividuell fördern. Zum<br />

Querschnittmanagement im Kreis Höxter gehört aber auch e<strong>in</strong>e punktuelle Zusammenarbeit<br />

von <strong>Integration</strong>sbüro und anderen Abteilungen, beispielsweise dem Bildungsbüro.


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 39<br />

Start-Ups fördern und Bürgerbeteiligung stärken<br />

Praxisbeispiel - Kreis Höxter<br />

In der <strong>Integration</strong>sdebatte wird die Beteiligung von Migrant<strong>in</strong>nen und Migranten häufig als e<strong>in</strong> Erfolgsrezept<br />

für <strong>Integration</strong> genannt. Aber was macht man, wenn die Strukturen fehlen und Zielgruppen schwer<br />

erreichbar s<strong>in</strong>d? Wie können Strategien entwickelt werden, um Bürgerbeteiligung von Migranten zu<br />

fördern? Gerade <strong>in</strong> ländlichen Regionen ist es nicht selbstverständlich, dass Migrant<strong>in</strong>nen und Migranten<br />

gut organisiert und gut erreichbar s<strong>in</strong>d. Zwei Praxisbeispiele im Kreis Höxter zeigen<br />

Lösungsansätze.<br />

Start-Ups von MSO fördern<br />

Der Kreis Höxter bietet Migrantenselbstorganisationen (MSO) und Vere<strong>in</strong>en Starthilfen, um sie <strong>in</strong> die<br />

Lage zu versetzten, eigenverantwortlich zu arbeiten. Durch ideelle und f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung werden<br />

so Beteiligungsstrukturen <strong>in</strong>dividuell gefördert. E<strong>in</strong> besonderer Erfolg des Kreises war die <strong>Integration</strong>slotsenausbildung.<br />

Über 50 Bürger mit Zuwanderungsgeschichte wurden im Rahmen des europäischen<br />

Förderprojekts „Perestrojka“ <strong>in</strong> Studien- und Fortbildungsprogrammen zu <strong>Integration</strong>slotsen ausgebildet.<br />

Ziel ist es, dass die Lotsen <strong>in</strong> ihrem eigenen sozialen Umfeld Ansprechpartner s<strong>in</strong>d, um<br />

Hilfestellungen und Beratungsangebote vermitteln zu können. Mittlerweile haben die Lotsen mit Unterstützung<br />

des Kreises e<strong>in</strong>en eigenen Vere<strong>in</strong> gegründet. In dem Projekt Identität und <strong>Integration</strong> PLUS<br />

konnten sie mit Hilfe des Kreises und des Landes NRW drei <strong>in</strong>terkulturelle Zentren e<strong>in</strong>richten. In den<br />

neuen Zentren werden weitere Lotsen qualifiziert und Bildungs- und Beratungsangebote vermittelt.<br />

Bürgerbeteiligung von Migranten stärken<br />

Als Teil e<strong>in</strong>es KOMM-IN Projektes hat der Kreis Höxter das bürgerschaftliche Engagement von Menschen<br />

mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund untersucht. In e<strong>in</strong>er Interviewstudie sollten Fragen geklärte werden,<br />

wie: „Wo engagieren sich Migrant<strong>in</strong>nen und Migranten?“ „Wie stark ist das Interesse und auch das Bedürfnis<br />

von Migrant<strong>in</strong>nen und Migranten sich bürgerschaftlich zu engagieren?“ „Wo gibt es<br />

Unterstützungsbedarf und wo konkrete Handlungsansätze?“. Die Ergebnisse s<strong>in</strong>d vielfältig und bieten<br />

viele konkrete Ansatzpunkte für den Kreis und se<strong>in</strong>e <strong>Kommune</strong>n. Zum Beispiel besteht e<strong>in</strong> großes<br />

Interesse an Weiterbildungsmaßnahen. Vor allem bei Frauen besteht großes Potential, ihr Engagement<br />

auszuweiten. Insgesamt wird ehrenamtliches Engagement als akzeptanzsteigernd und als persönlicher<br />

Gew<strong>in</strong>n bewertet und hat damit e<strong>in</strong>en positiven E<strong>in</strong>fluss darauf, dass sich Menschen mit Zuwanderungsgeschichte<br />

<strong>in</strong> Höxter wohl fühlen.<br />

In kommunalen Workshops wurden die Ergebnisse aufgegriffen und detailliert diskutiert. Die teilnehmenden<br />

Migranten bestätigten die Ergebnisse der Studie <strong>in</strong>sbesondere h<strong>in</strong>sichtlich e<strong>in</strong>es erhöhten<br />

Bedarfs an Sprachförderung und Informationen über die Strukturen vor Ort. Die Ideen und Ergebnisse<br />

der Studie und der Workshops s<strong>in</strong>d auch Grundlage für das zukünftige KOMM-IN Projekt des Kreises. In<br />

dem Projekt soll e<strong>in</strong>erseits politische Partizipation gefördert und andererseits für das Thema E<strong>in</strong>bürgerung<br />

geworben werden.<br />

Blick <strong>in</strong> die Zukunft<br />

E<strong>in</strong>e wichtige Zukunftsaufgabe im Kreis Höxter ist mehr Menschen mit Zuwanderungsgeschichte<br />

zu erreichen. „Wir erreichen mit unseren Angeboten noch zu wenige Menschen, die<br />

Zugangsh<strong>in</strong>dernisse werden von Migrant<strong>in</strong>nen und Migranten als enorm hoch gesehen. Im<br />

Kreis wollen wir deshalb qualifizieren und zur Selbsthilfe motivieren, um so e<strong>in</strong>e gleichberechtigte<br />

Teilhabe an Bildungsangeboten und Beratungsangeboten zu fördern“, sagt der Leiter des<br />

<strong>Integration</strong>sbüros Dr. Klaus Drathen. Der nächste Schritt für den Kreis ist dann, Migrant<strong>in</strong>nen<br />

und Migranten stärker für bürgerschaftliches Engagement und auch politische Partizipation zu<br />

<strong>in</strong>teressieren. Von der e<strong>in</strong>heimischen Bevölkerung wünscht sich das <strong>Integration</strong>sbüro e<strong>in</strong>e höhere<br />

Akzeptanz und Aktivität sowie e<strong>in</strong> größeres Verständnis für das Thema <strong>Integration</strong> und


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 40<br />

se<strong>in</strong>e Bedeutung für den Kreis Höxter. E<strong>in</strong> konkretes Zukunftsprojekt des Kreises ist, e<strong>in</strong><br />

<strong>Integration</strong>smonitor<strong>in</strong>g aufzubauen. Unterstützt wird der Kreis durch fünf Studenten der Fachhochschule<br />

für öffentliche Verwaltung NRW. Das Monitor<strong>in</strong>g soll auf der kommunalen Ebene<br />

Kennzahlen identifizieren und Erfolge <strong>in</strong>dividuell messbar machen.<br />

Kontakt:<br />

Dr. Klaus Drathen<br />

Kreis Höxter - Der Landrat<br />

Abteilung Sicherheit und Ordnung<br />

Moltkestr. 12<br />

37671 Höxter<br />

Tel. 05271 9651000<br />

E-Mail: k.drathen@kreis-hoexter.de


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 41<br />

Stadt Höxter - Ressourcen bündeln und <strong>Integration</strong> vor Ort unterstützen<br />

<strong>Integration</strong> wird <strong>in</strong> der Stadt Höxter von Kreis und Stadt geme<strong>in</strong>sam gestaltet. Dabei übernimmt<br />

der Kreis die strategische <strong>Integration</strong>sarbeit für das gesamte Kreisgebiet und die Stadt unterstützt<br />

die Akteure vor Ort. Basis der engen Zusammenarbeit ist e<strong>in</strong>e Kooperationsvere<strong>in</strong>barung,<br />

die Stadt und Kreis geschlossen haben (siehe oben). „In Höxter bildet der Kreis den Deckmantel<br />

für alle <strong>Integration</strong>saktivitäten. So können wir die Ressourcen im Kreis besser bündeln“,<br />

erklärt Brigitte Husemann, Ansprechpartner<strong>in</strong> für <strong>Integration</strong> der Stadt. „Um <strong>Integration</strong> effizient<br />

zu gestalten, ist es aber auch wichtig, sich mit den anderen Städten auszutauschen und vone<strong>in</strong>ander<br />

zu lernen.“<br />

E<strong>in</strong> wichtiger <strong>Integration</strong>spartner für die Stadt Höxter ist der „Arbeitskreis <strong>Integration</strong>“, der zum<br />

Bündnis Familie <strong>in</strong> Höxter gehört. Hier engagieren sich ganz unterschiedliche Akteure mit und<br />

ohne Zuwanderungsgeschichte, von Vertretern der Migrantenselbstorganisationen, über den<br />

Leiter der Volkshochschule, aber auch die Wohlfahrtsverbände und aktive Bürger. Ziele des<br />

Arbeitskreises s<strong>in</strong>d unter anderem den Kontakt zwischen Migranten und E<strong>in</strong>heimischen <strong>in</strong> Höxter<br />

zu verbessern, Migranten <strong>in</strong> ihrem Alltag zu unterstützen, aber auch e<strong>in</strong> stärkeres Interesse<br />

an dem Thema <strong>Integration</strong> <strong>in</strong> der Öffentlichkeit zu wecken. Dazu führt der Arbeitskreis viele unterschiedliche<br />

Projekte durch: wie e<strong>in</strong> <strong>in</strong>terkulturelles Familienfest, das Projekt Weltreise aber<br />

auch e<strong>in</strong>e Fortbildung für die Mitarbeiter des Arbeitskreises mit der Fragestellung: Wie können<br />

wir weitere Mitarbeiter vor allem mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund für unsere Arbeit gew<strong>in</strong>nen?<br />

Die Stadt unterstützt die Ideen des Arbeitskreises nicht nur f<strong>in</strong>anziell, sondern auch ganz praktisch.<br />

Zum Beispiel <strong>in</strong> dem man Räume zur Verfügung stellt, Kontakte vermittelt oder bei der<br />

Öffentlichkeitsarbeit hilft. Für die Stadt s<strong>in</strong>d persönliche Kontakt und die Vernetzung zentral für<br />

die Gestaltung von <strong>Integration</strong>. „Es ist immer e<strong>in</strong>facher zusammenzuarbeiten, wenn man sich<br />

schon e<strong>in</strong>mal getroffen hat und die Gesichter der Personen kennt. Deshalb ist e<strong>in</strong>e persönliche<br />

Zusammenarbeit e<strong>in</strong>s unserer Ziele“, beschreibt Brigitte Husemann.<br />

Kontakt:<br />

Brigitte Husemann<br />

Kreisstadt Höxter - Familienbüro<br />

Westerbachstrasse 45<br />

37671 Höxter<br />

Tel.: 05271 963-4509<br />

E-Mail: b.husemann@hoexter.de


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 42


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 43<br />

Kreis Lippe<br />

Bevölkerung: 353.007<br />

Ausländische Bevölkerung: 20.760 (4,6%)<br />

Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund: 90.000 (25,4%)<br />

(Stand 2009)


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 44<br />

Kreis Lippe: Viele, kle<strong>in</strong>e <strong>Kommune</strong>n brauchen starke <strong>Integration</strong>spartner<br />

Die ger<strong>in</strong>gen f<strong>in</strong>anziellen Mittel der <strong>Kommune</strong>n erfordern immer wieder neue Ideen, um<br />

<strong>Integration</strong>sarbeit nachhaltig zu gestalten. Der Kreis Lippe begegnet dieser Herausforderung<br />

mit starken <strong>Integration</strong>spartnern. Der Fokus auf <strong>in</strong>dividuelle Förderung und<br />

transparente Angebote für alle Akteure vor Ort ist e<strong>in</strong> weiteres zentrales Element der <strong>Integration</strong>sarbeit<br />

des Kreises.<br />

Infobox - <strong>Integration</strong> im Kreis Lippe<br />

Städte und Geme<strong>in</strong>den des Kreises<br />

16 vor allem kle<strong>in</strong>ere Städte und Geme<strong>in</strong>den<br />

Kreisstadt und bevölkerungsreichste Stadt Detmold<br />

ländlich strukturiert<br />

Profil der zugewanderten Bevölkerung:<br />

(Quelle: <strong>Wegweiser</strong> <strong>Kommune</strong> – Stand 2009)<br />

Bevölkerung <strong>in</strong>sgesamt: 353.007<br />

Ausländische Bevölkerung: 20.760<br />

Ausländeranteil: 4,6 % (<strong>OWL</strong>: 7,2 %; NRW: 10,5 %)<br />

Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund: 90.000 (25,4 %)<br />

(NRW: 24,1 %; <strong>OWL</strong>: 25,2 %) (Quelle: Mikrozensus)<br />

Herkunftsgruppen: die größte Gruppe s<strong>in</strong>d Aussiedler und<br />

Spätaussiedler, danach folgen türkische Ausländer (ca. e<strong>in</strong><br />

Drittel) und mit großem Abstand EU-Bürger<br />

Aussiedler und Spätaussiedler aus Unna Massen: 33.738<br />

aktuelle Zahlen ca. 45.000 bis 55.000 (Schätzung des Kreises)<br />

Besonderheit: besonders großer Anteil an Aussiedlern und<br />

Spätaussiedlern<br />

Demographische Entwicklung (2006 bis 2025)<br />

Kreis <strong>in</strong>sgesamt:<br />

stark abnehmende Bevölkerungsprognose (- 6,6 %)<br />

Städte und Geme<strong>in</strong>den:<br />

leicht bis sehr stark abnehmende Prognosen<br />

<strong>Integration</strong>smanagement<br />

Änderung des Zuwanderungsgesetzes 2005 führt zu verstärktem<br />

<strong>Integration</strong>sengagement des Kreises<br />

2008 wird die Stelle der <strong>Integration</strong>sbeauftragten durch den<br />

Landrat geschaffen, <strong>in</strong> Anlehnung an die Ausländerbehörde<br />

gibt es seither die Stelle der Kreis<strong>in</strong>tegrationsbeauftragten<br />

mit e<strong>in</strong>em Stellenanteil<br />

Zentrale Ziele und Handlungsfelder:<br />

Vernetzung aller Akteure<br />

Transparenz der Angebote<br />

Verbesserung der Situation von jugendlichen Migranten<br />

Interkulturelle Öffnung der Verwaltung


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 45<br />

<strong>Integration</strong> mit e<strong>in</strong>em starken Kooperationspartner nachhaltig gestalten<br />

Wie <strong>in</strong> vielen Kreisen werden Projektideen auf Kreisebene häufig durch die KOMM-IN Förderung<br />

des Landes NRW f<strong>in</strong>anziert. Nach e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>jährigen Förderdauer stellt sich dann oft die<br />

Frage, wie die <strong>in</strong>novativen Ideen und Projekte weitergeführt werden können. Der Kreis Lippe<br />

hat mit der Netzwerk Lippe gGmbH 1 e<strong>in</strong>en starken Kooperationspartner an se<strong>in</strong>er Seite. Mit<br />

Hilfe des Netzwerks Lippe hat der Kreis die Chance, KOMM-IN geförderte Projekte fortzuführen<br />

und auch weiterzuentwickeln. Der Kreis bezieht das Netzwerk Lippe nicht nur eng <strong>in</strong> die Planung<br />

se<strong>in</strong>er <strong>Integration</strong>sprojekte e<strong>in</strong>, sondern übernimmt auch die praktische Umsetzung<br />

zentraler kreisweiter <strong>Integration</strong>sprojekte (siehe Praxisbeispiel). „Ohne das Netzwerk Lippe<br />

könnten wir die operative Umsetzung von Projekten auf Kreisebene gar nicht leisten“, erklärt<br />

Sab<strong>in</strong>e Be<strong>in</strong>e, <strong>Integration</strong>sbeauftragte des Kreises. Voraussetzung für das Gel<strong>in</strong>gen der Zusammenarbeit<br />

sei e<strong>in</strong> enges vertrauensvolles Verhältnis über die KOMM-IN Förderphase<br />

h<strong>in</strong>aus und die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung des Kooperationspartners von Beg<strong>in</strong>n an.<br />

Assessmentcenter für Jugendliche mit Migrationsgeschichte<br />

Praxisbeispiel - Kreis Lippe und Netzwerk Lippe gGmbH<br />

Im Rahmen der KOMM-IN Förderung hat der Kreis Lippe und die Netzwerk Lippe gGmbH 2007 e<strong>in</strong><br />

Assessmentcenter (AC)-Konzept entwickelt, das sich speziell an Jugendliche mit Migrationsgeschichte<br />

richtet. Das Konzept zielt im Gegensatz zu e<strong>in</strong>em defizitorientierten Ansatz darauf, die Potentiale von<br />

jungen Migranten <strong>in</strong> den Fokus zu stellen. Die Umsetzung des AC-Konzeptes hat die Netzwerk Lippe<br />

gGmbH übernommen. Durch die Xenos-Förderung des Bundesm<strong>in</strong>isteriums für Arbeit und Soziales werden<br />

die AC kostenlos angeboten. Durch die Zusammenarbeit mit Migrantenorganisationen, Schulen und<br />

Berufskollegs, hat man bisher ca. 350 Jugendliche mit Zuwanderungsgeschichte motiviert, an den AC<br />

teilzunehmen.<br />

Im Zentrum der AC stehen die <strong>in</strong>dividuellen Stärken und Kompetenzen der Jugendlichen. So soll das<br />

Selbstbewusstse<strong>in</strong> der jungen Migranten gestärkt werden, aber auch ihre häufig defizitäre Selbstwahrnehmung<br />

verändert werden. Um e<strong>in</strong>e Orientierung bei der Berufswahl zu geben, werden vor allem<br />

Jugendliche zwischen 15 und 16 Jahren angesprochen, die die Hauptschulen und Berufskollegs im Kreis<br />

Lippe besuchen. Grundsätzlich stehen die AC aber allen Schulformen offen. Die AC werden von ehrenamtlichen<br />

Beobachtern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund durchgeführt, die vorher speziell für diese Aufgabe<br />

geschult wurden. So besteht die Chance, dass die Beobachter zu Vorbildern werden und e<strong>in</strong> leichterer<br />

Zugang zu den Jugendlichen aufgebaut werden kann. Im Anschluss an die AC bekommt jeder Teilnehmer<br />

e<strong>in</strong> Zertifikat, das er bei späteren Bewerbungen beilegen kann sowie die Möglichkeit, e<strong>in</strong> ausführliches<br />

Beratungsgespräch zu führen.<br />

Da im Rahmen des <strong>Integration</strong>sengagements des Netzwerkes Lippe auch Mentoren geschult werden,<br />

steht den jugendlichen Migrant<strong>in</strong>nen und Migranten bei Bedarf auch e<strong>in</strong>e längerfristige <strong>in</strong>dividuelle Beratung<br />

und Betreuung zur Verfügung.<br />

<strong>Integration</strong>smanagement: Potentiale aufdecken und Doppelstrukturen vermeiden<br />

Im Kreis Lippe sieht man e<strong>in</strong>e große Aufgabe dar<strong>in</strong>, Potentiale aufzudecken und Doppelstrukturen<br />

zu vermeiden. Im Kreis wird diese Aufgabe von der Kreis<strong>in</strong>tegrationsbeauftragten Sab<strong>in</strong>e<br />

1 Die Netzwerk Lippe geme<strong>in</strong>nützige GmbH ist die kommunale Beschäftigungsförderungsgesellschaft des Kreises Lippe. Sie verb<strong>in</strong>det<br />

Kräfte und Mittel verschiedener Institutionen, z.B. Arbeitsagentur, Lippe pro Arbeit, Bildungsanbieter und<br />

Beschäftigungs<strong>in</strong>itiativen, damit Angebote und Maßnahmen nicht isoliert nebene<strong>in</strong>ander laufen. Seit e<strong>in</strong>igen Jahren befasst sich das<br />

Netzwerk auch mit dem Thema <strong>Integration</strong> und führt dazu unterschiedliche <strong>Integration</strong>sprojekte auf Kreisebene durch.


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 46<br />

Be<strong>in</strong>e übernommen. Neben der unterstützenden Rolle gegenüber den Städten und Geme<strong>in</strong>den<br />

heißt <strong>Integration</strong>smanagement im Kreis für Sab<strong>in</strong>e Be<strong>in</strong>e: „die vielfältigen laufenden <strong>Integration</strong>sprozesse<br />

im Kreis zu koord<strong>in</strong>ieren und für die Akteure vor Ort transparent zu machen“. Im<br />

Kreis funktioniere das schon sehr gut, so die <strong>Integration</strong>sbeauftragte, Doppelstrukturen können<br />

weitestgehend vermieden werden. E<strong>in</strong>e enge Vernetzung und e<strong>in</strong>e vertrauensvolle Kooperation<br />

s<strong>in</strong>d dabei Schlüsselwörter, die zum Erfolg führen. Dies gilt sowohl für die Kooperation mit den<br />

Akteuren vor Ort als auch für das Querschnittmanagement von <strong>Integration</strong> <strong>in</strong>nerhalb der Verwaltung.<br />

Kooperation zwischen Kreis und <strong>Kommune</strong>n<br />

Vor dem H<strong>in</strong>tergrund von knappen personellen und f<strong>in</strong>anziellen Mitteln oder sogar Nothaushalten<br />

tritt <strong>Integration</strong> als freiwillige Aufgabe häufig <strong>in</strong> den H<strong>in</strong>tergrund. Insbesondere kle<strong>in</strong>e<br />

<strong>Kommune</strong>n wie im Kreis Lippe s<strong>in</strong>d mit ihren Pflichtaufgaben häufig schon voll ausgelastet. Das<br />

Engagement zwischen kle<strong>in</strong>eren und größeren kreisangehörigen Städten und Geme<strong>in</strong>den variiert<br />

im Bereich <strong>Integration</strong> erheblich. Größere Städte, wie Detmold, Bad Salzuflen oder Lemgo,<br />

s<strong>in</strong>d besonders aktiv <strong>in</strong> der Gestaltung von <strong>Integration</strong>sangeboten. Um Kräfte zu bündeln und<br />

neue Ressourcen freizusetzen, will der Kreis Lippe die <strong>in</strong>terkommunale Zusammenarbeit zwischen<br />

den kreisangehörigen <strong>Kommune</strong>n stärken. Dazu setzt der Kreis auf das „Pr<strong>in</strong>zip der<br />

Freiwilligkeit“ <strong>in</strong>dem der Kreis Angebote macht, die die kreisangehörigen Städte und Geme<strong>in</strong>den<br />

annehmen können, aber nicht müssen.<br />

Partizipation und <strong>Integration</strong>snetzwerk<br />

Die zentrale Vernetzungs- und Partizipationsstruktur der <strong>Integration</strong>sakteure vor Ort auf Kreisebene<br />

stellt der Arbeitskreis <strong>Integration</strong> dar. Im Arbeitskreis werden zentrale <strong>Integration</strong>sthemen<br />

diskutiert und Angebote der verschiedenen Akteure transparent gemacht. Der Arbeitskreis ist<br />

beratend tätig, ohne Entscheidungskompetenzen zu haben. Planung und Leitung übernimmt die<br />

<strong>Integration</strong>sbeauftragte des Kreises. Die Vernetzung umfasst die <strong>Integration</strong>sbeauftragten der<br />

Städte, <strong>Integration</strong>skursträger, Akteure der Migrationserstberatungen, BAMF, Träger der<br />

Grundsicherung, Netzwerk Lippe gGmbH und Migrantenselbstorganisationen (MSO). Damit<br />

bietet der Arbeitskreis auch das Beteiligungsforum von Migrant<strong>in</strong>nen und Migranten auf Kreisebene.<br />

Hier sieht Sab<strong>in</strong>e Be<strong>in</strong>e aber auch e<strong>in</strong>e zentrale Herausforderung für den Kreis: Im Kreis<br />

s<strong>in</strong>d zwar e<strong>in</strong>e Vielzahl von MSO vertreten, allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d diese häufig wenig organisiert. Dies<br />

ist besonders dann schwierig, wenn man Projekte geme<strong>in</strong>sam umsetzen will und verlässliche<br />

Organisationsstrukturen notwendig s<strong>in</strong>d. „Zu Beg<strong>in</strong>n unserer Arbeit haben wir viel Hoffnung <strong>in</strong><br />

die MSO gesteckt, die sich im Verlauf des Engagements vielfach als nicht tragbar herausgestellt<br />

hat“, sagt Sab<strong>in</strong>e Be<strong>in</strong>e.<br />

Entwicklungspotential besteht ebenfalls bei der Beteiligung von Zuwanderern möglichst vieler<br />

unterschiedlicher Migrantengruppen. „Wie viele Herkunftsdeutsche auch, s<strong>in</strong>d Migranten häufig<br />

nicht <strong>in</strong> Vere<strong>in</strong>en organisiert“, so die <strong>Integration</strong>sbeauftragte, „über die MSO erreicht man deshalb<br />

nur e<strong>in</strong>en Bruchteil der Migranten und Migrant<strong>in</strong>nen, die im Kreis leben“. Der Kreis<br />

begegnet dieser Herausforderung mit e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>dividuellen Ansatz. Durch <strong>in</strong>dividuelle Förderprojekte<br />

und niederschwellige Angebote sollen mehr Migrantengruppen erreicht werden.<br />

Niederschwellige Angebote haben den Vorteil, dass sie für jeden, unabhängig von e<strong>in</strong>er Vere<strong>in</strong>szugehörigkeit,<br />

unmittelbar zugänglich s<strong>in</strong>d. Zusätzlich erleichtern sie den Akteuren <strong>in</strong> den<br />

kreisangehörigen Städten und Geme<strong>in</strong>den die Umsetzung und Weiterführung der angestoße-


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 47<br />

nen Projekte und sichern somit ihre Nachhaltigkeit. Dass dieser Ansatz auch <strong>in</strong> der Praxis Bestand<br />

hat, zeigt das Praxisbeispiele des Kreises (siehe oben).<br />

Querschnittmanagement<br />

Im Kreis Lippe wird das Querschnittmanagement <strong>in</strong>nerhalb von gewachsenen Strukturen <strong>in</strong> der<br />

Verwaltung - durch e<strong>in</strong>e vertrauensvolle Kooperation mit anderen Fachbereichen – abgebildet.<br />

Als Beispiel dafür nennt die <strong>Integration</strong>sbeauftragte die Zusammenarbeit mit dem Bildungsmanagement.<br />

So war die <strong>Integration</strong>sbeauftragte von Beg<strong>in</strong>n an <strong>in</strong> die Planung des<br />

Arbeitsprogramms mit e<strong>in</strong>gebunden. Das Programm ist unter Federführung des Bildungsbüros<br />

Lippe und der Bildungsgenossenschaft Lippe (Lippe Bildung eG) im Dialog mit vielen Bildungsakteuren<br />

entstanden. Die <strong>Integration</strong>sbeauftragte war <strong>in</strong> diesem Prozess beratend tätig und<br />

<strong>in</strong>formierte sich laufend über die bestehenden Bildungsangebote. „Nur wenn man gut über die<br />

Arbeit der anderen Fachbereiche Bescheid weiß, kann man die Akteure vor Ort <strong>in</strong>formieren und<br />

Doppelstrukturen weitestgehend vermeiden“<br />

Neben dem Handlungsfeld Bildung ist <strong>Integration</strong> im Kreis Lippe eng mit dem Thema Demographie<br />

verknüpft, das e<strong>in</strong>en der Schwerpunkte des Kreises darstellt. Der demographische<br />

Wandel h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er Bevölkerung, die weniger, älter und bunter wird, ist für den Kreis Lippe e<strong>in</strong>e<br />

zentrale Herausforderung (siehe Infobox). „Nicht zuletzt <strong>in</strong> der praktischen Arbeit zeigt sich,<br />

dass Demographie und <strong>Integration</strong> zwei Querschnittthemen s<strong>in</strong>d, die kaum e<strong>in</strong>zeln behandelt<br />

werden können“, erklärt die <strong>Integration</strong>sbeauftragte Sab<strong>in</strong>e Be<strong>in</strong>e. So profitiere die <strong>Integration</strong>sarbeit<br />

des Kreises auch von den bestehenden Kooperationsstrukturen im Bereich Demographie.<br />

Blick <strong>in</strong> die Zukunft<br />

Mit e<strong>in</strong>em Blick <strong>in</strong> die Zukunft wünscht sich Sab<strong>in</strong>e Be<strong>in</strong>e, dass der Umgang mit dem demographischen<br />

Wandel von Kreis, Städten und Geme<strong>in</strong>den noch stärker thematisiert wird. Dazu<br />

gehört auch, dass das Thema <strong>Integration</strong> stärker <strong>in</strong> den Fokus genommen wird. „Im Kreis Lippe<br />

nimmt die Bevölkerung <strong>in</strong> den nächsten Jahren teilweise sehr stark ab. Deshalb dürfen wir <strong>in</strong><br />

Lippe niemanden verlieren“, sagt Sab<strong>in</strong>e Be<strong>in</strong>e. „Wir müssen das Potential vor Ort gut nutzen<br />

und unsere Jugend mit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund ausbildungsreif machen.“ E<strong>in</strong>e Zukunftsaufgabe<br />

sei, alle <strong>Kommune</strong>n mit <strong>in</strong> die <strong>Integration</strong>sarbeit e<strong>in</strong>zubeziehen. Mit den richtigen<br />

Instrumenten könne <strong>Integration</strong> auch <strong>in</strong> f<strong>in</strong>anzschwachen <strong>Kommune</strong>n mitgedacht und als Querschnittaufgabe<br />

verankert werden. Der Kreis konzentriert sich deshalb darauf, e<strong>in</strong> Bewusstse<strong>in</strong><br />

zu schaffen, dass es bei <strong>Integration</strong> nicht <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie um f<strong>in</strong>anzielle Mittel geht.


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 48<br />

Der Kreis Lippe wird <strong>in</strong> den nächsten Jahren die <strong>in</strong>terkulturelle Öffnung der Verwaltung forcieren.<br />

Hierzu wurde bereits e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>terne Projektgruppe mit Mitgliedern aus unterschiedlichen<br />

Fachbereichen gebildet. Ziel sei es, das Thema <strong>in</strong>nerhalb der Kreisverwaltung weiter voran zu<br />

br<strong>in</strong>gen, aber auch e<strong>in</strong>e Strahlenwirkung zu erzeugen und e<strong>in</strong> Vorbild für die kreisangehörigen<br />

Städte und Geme<strong>in</strong>den zu se<strong>in</strong>.<br />

Kontakt:<br />

Sab<strong>in</strong>e Be<strong>in</strong>e<br />

<strong>Integration</strong>sbeauftragte<br />

Kreis Lippe<br />

Felix-Fechenbach-Str. 5<br />

32756 Detmold<br />

Tel. 0 52 31/62-398<br />

E-Mail: s.be<strong>in</strong>e@lippe.de


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 49<br />

Stadt Detmold: Migrantenbeteiligung ernst nehmen!<br />

Viele <strong>Kommune</strong>n wünschen sich e<strong>in</strong>e stärkere Beteiligung von Migranten, die Umsetzung h<strong>in</strong>gegen<br />

ist vielfach leichter gesagt als getan. Auch die Stadt Detmold hat sich zum Ziel gesetzt,<br />

möglichst viele Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong> die <strong>Integration</strong>sarbeit e<strong>in</strong>zubeziehen.<br />

Innerhalb von nur drei Jahren hat sich die Beteiligung von Migranten zum „Markenzeichen“ der<br />

<strong>Integration</strong>sgestaltung entwickelt. Zum Erfolgsrezept der Stadt gehört: die Beteiligung von Migrant<strong>in</strong>nen<br />

und Migranten ernst zu nehmen, e<strong>in</strong> gutes Netzwerk von<br />

Migrantenselbstorganisationen (MSO) und e<strong>in</strong>e große Bereitschaft „mitzumachen“. Stefan<br />

Fenneker als Koord<strong>in</strong>ator für <strong>Integration</strong> <strong>in</strong> Detmold wusste von Beg<strong>in</strong>n an: „Wenn wir<br />

Migrantenbeteiligung fördern wollen, dann müssen wir das auch ernst nehmen und ehrlich me<strong>in</strong>en.<br />

Wir müssen zeigen, dass wir <strong>Integration</strong> wirklich geme<strong>in</strong>sam gestalten wollen und<br />

Migranten nicht pro forma e<strong>in</strong>beziehen.“<br />

Partizipation ernst zu nehmen bedeutet für die Stadt, dass Migrant<strong>in</strong>nen und Migranten nicht<br />

nur mitdenken, sondern auch mitentscheiden können. In diesem S<strong>in</strong>n entscheiden <strong>in</strong> der Steuerungsgruppe<br />

für <strong>Integration</strong> verschiedene Akteure aus MSO, Politik, Verwaltung und<br />

Wohlfahrtsverbänden geme<strong>in</strong>sam über die Leitl<strong>in</strong>ien und Projekte der <strong>Integration</strong>. Die Verteilung<br />

zwischen Akteuren mit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund ist fast gleich, so dass Migrant<strong>in</strong>nen<br />

und Migranten e<strong>in</strong>en großen E<strong>in</strong>fluss ausüben können. Ergänzt wird die Arbeit der Steuerungsgruppe<br />

durch den Arbeitskreis <strong>Integration</strong>, der Projekte und Ideen plant und auch umsetzt. „Wir<br />

haben im Arbeitskreis <strong>Integration</strong> nicht das Problem, die Arbeit am Laufen zu halten. Insbesondere<br />

das Engagement der vielen Vertreter der MSO ist hoch und das, obwohl wir den<br />

Ehrenamtlern e<strong>in</strong>e ganze Menge Term<strong>in</strong>e zumuten“, sagt Stefan Fenneker.<br />

<strong>Integration</strong> ist <strong>in</strong> Detmold nicht nur auf dem Papier, sondern auch <strong>in</strong> der politischen Praxis<br />

„Chefsache“. E<strong>in</strong>erseits leitet der Bürgermeister Ra<strong>in</strong>er Heller die Steuerungsgruppe <strong>Integration</strong><br />

selbst. Andererseits ist Stefan Fenneker direkt dem Bürgermeister unterstellt und zusätzlich mit<br />

der Leitung des Bürgermeisterbüros betraut. Dadurch ist sichergestellt, dass <strong>Integration</strong> <strong>in</strong> der<br />

Stadt ke<strong>in</strong> Randthema ist und auch der Stellenwert der Migrantenbeteiligung wird zusätzlich<br />

bestärkt. „Wir diskutieren sehr offen, wie ernst die Migrantenbeteiligung <strong>in</strong> Detmold genommen<br />

wird und da kommt auch e<strong>in</strong>e ganze Menge zurück“, erklärt Stefan Fenneker. Zum Beispiel führen<br />

die MSO <strong>in</strong> Detmold auch eigene Projekte wie Hausaufgabenhilfe durch und s<strong>in</strong>d teilweise<br />

Vertragspartner von <strong>Integration</strong>sprojekten der Stadt. „<strong>Integration</strong>sarbeit kann nur gel<strong>in</strong>gen,<br />

wenn man die Zielgruppe auch mit e<strong>in</strong>bezieht“, beschreibt Stefan Fenneker die Zusammenarbeit.<br />

Kontakt:<br />

Stefan Fenneker<br />

Koord<strong>in</strong>ator für <strong>Integration</strong><br />

Stadt Detmold<br />

Marktplatz 5<br />

32756 Detmold<br />

Tel.:05231 977-340<br />

E-Mail: s.fenneker@detmold.de


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 50


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 51<br />

Kreis M<strong>in</strong>den-Lübbecke<br />

Bevölkerung: 315.784<br />

Ausländische Bevölkerung: 15.447(4,9%)<br />

Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund: 62.000 (19,6%)<br />

Stand 2009


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 52<br />

Kreis M<strong>in</strong>den-Lübbecke - Der Kreis als starker (Netzwerk)Partner<br />

In M<strong>in</strong>den-Lübbecke hat sich der Kreis schon zu Beg<strong>in</strong>n se<strong>in</strong>es Engagements als starker<br />

Netzwerkpartner positioniert. Von dieser Idee waren nicht alle <strong>Integration</strong>sakteure sofort<br />

begeistert. Als sich jedoch abzeichnete, dass der Kreis ke<strong>in</strong>e Konkurrenz, sondern<br />

gleichberechtigter Partner se<strong>in</strong> will, konnte die Vernetzung im Mühlenkreis zum Erfolg<br />

werden. Im Netzwerk wird <strong>Integration</strong> flexibel und partnerschaftlich gesteuert.<br />

Infobox - <strong>Integration</strong> im Kreis M<strong>in</strong>den-Lübbecke<br />

Städte und Geme<strong>in</strong>den des Kreises<br />

11 Städte und Geme<strong>in</strong>den<br />

Kreisstadt und bevölkerungsreichste Stadt M<strong>in</strong>den<br />

zweitgrößter Flächenkreis <strong>in</strong> NRW<br />

ländlich strukturiert<br />

Profil der zugewanderten Bevölkerung:<br />

(Quelle: <strong>Wegweiser</strong> <strong>Kommune</strong> – Stand 2009)<br />

Bevölkerung <strong>in</strong>sgesamt: 315.784<br />

Ausländische Bevölkerung: 15.447<br />

Ausländeranteil: 4,9 % (<strong>OWL</strong>: 7,2 %; NRW: 10,5 %)<br />

Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund: 62.000 (19,6 %)<br />

(NRW: 24,1 %; <strong>OWL</strong>: 25,2 %) (Quelle: Mikrozensus)<br />

Herkunftsgruppen: die größte Gruppe s<strong>in</strong>d Aussiedler und<br />

Spätaussiedler, danach folgen mit großem Abstand türkische<br />

und asiatische Ausländer und weitere Nationalitäten<br />

Aussiedler und Spätaussiedler aus Unna-Massen: 29.497<br />

(1988 -2007)<br />

Demographische Entwicklung (2006 bis 2025)<br />

Kreis <strong>in</strong>sgesamt:<br />

leicht abnehmende Bevölkerungsprognose (- 3,8 %)<br />

Städte und Geme<strong>in</strong>den:<br />

stabil bis sehr stark abnehmende Prognosen<br />

<strong>Integration</strong>smanagement<br />

ab 2007 - Erarbeitung des <strong>Integration</strong>skonzeptes durch die<br />

Kreisverwaltung<br />

2008 wurde die Stelle der <strong>Integration</strong>sbeauftragten auf<br />

Vollzeitbasis geschaffen, zu den ersten Aufgaben zählte der<br />

Aufbau e<strong>in</strong>es <strong>Integration</strong>snetzwerks<br />

2011 die Stelle der <strong>Integration</strong>sbeauftragten wird als Stabsstelle<br />

beim Landrat angesiedelt<br />

Zentrale Ziele und Handlungsfelder:<br />

Gleiche Bildungschancen<br />

Ausbildung und Arbeit<br />

Ehrenamtliche Aktivitäten<br />

Gesundheit<br />

Interkulturelle Öffnung


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 53<br />

Geme<strong>in</strong>sam e<strong>in</strong> <strong>Integration</strong>snetzwerk aufbauen und steuern<br />

Als der Kreis sich 2008 dazu entschieden hat, das Thema <strong>Integration</strong> im Kreisgebiet voran zu<br />

br<strong>in</strong>gen, gab es bereits viele <strong>Integration</strong>s- und Migrationsakteure vor Ort. „Es war von vorne<br />

here<strong>in</strong> klar, wenn wir für den ganzen Kreis etwas verändern oder verbessern wollen, müssen<br />

wir das Thema gleich <strong>in</strong> die Fläche tragen. In e<strong>in</strong>em Flächenkreis wie M<strong>in</strong>den-Lübbecke geht<br />

das nur, wenn wir alle mit <strong>in</strong>s Boot holen, die sich mit <strong>Integration</strong> beschäftigen“, er<strong>in</strong>nert sich<br />

Sab<strong>in</strong>e Schulz, die Kreis<strong>in</strong>tegrationsbeauftragte. Bei den Akteuren stieß sie aber zunächst auf<br />

Skepsis. Fragen, wie „Ist das jetzt e<strong>in</strong>e Konkurrenzveranstaltung des Kreises?“ - oder „Wollen<br />

die uns etwas überstülpen?“, schw<strong>in</strong>gen häufig mit, wenn der Kreis etwas Neues <strong>in</strong> Angriff<br />

nimmt. Diesem E<strong>in</strong>druck wollte die Kreis<strong>in</strong>tegrationsbeauftragte von vorne here<strong>in</strong> entgegenwirken.<br />

Deshalb hat der Kreis von Beg<strong>in</strong>n an alle wichtigen regionalen Akteure - wie Caritas,<br />

Diakonisches Werk, <strong>Integration</strong>sagenturen etc. - <strong>in</strong> die <strong>Integration</strong>sarbeit mit e<strong>in</strong>gebunden. Ziele<br />

und Pläne des Kreises und auch der Aufbau e<strong>in</strong>es <strong>Integration</strong>snetzwerks wurden geme<strong>in</strong>sam<br />

gestaltet. Die Vernetzung ist mittlerweile zum Markenzeichen des Kreises M<strong>in</strong>den-Lübbecke<br />

geworden. „Im Bereich <strong>Integration</strong> s<strong>in</strong>d wir auf allen Ebenen vernetzt. Wir haben alle Akteure,<br />

die <strong>Integration</strong>sarbeit gestalten, und auch <strong>in</strong>teressierte Migrant<strong>in</strong>nen und Migranten mit e<strong>in</strong>gebunden.<br />

Das war uns extrem wichtig“, erklärt Sab<strong>in</strong>e Schulz. Viele <strong>Integration</strong>sakteure hatten<br />

vorher nie Berührungspunkte. Mittlerweile betrachten die „Netzwerker“ es als großen Gew<strong>in</strong>n,<br />

dass man sich über das <strong>Integration</strong>snetzwerk nicht nur kennt, sondern auch geme<strong>in</strong>sam Projekte<br />

umsetzt.<br />

E<strong>in</strong> umfassendes <strong>Integration</strong>snetzwerk geme<strong>in</strong>sam aufzubauen kostet viel Vertrauensarbeit und<br />

Zeit. „Es hat e<strong>in</strong> knappes Jahr gedauert bis die regionalen Akteure wirklich gesehen haben,<br />

dass das Netzwerk nichts gegen sie se<strong>in</strong> soll, sondern wir mit ihnen zusammen arbeiten wollen“,<br />

sagt die Kreis<strong>in</strong>tegrationsbeauftragte. „Die Arbeit hat sich aber voll und ganz gelohnt.<br />

Durch das Netzwerk habe ich das Glück, dass ich starke Partner habe, von denen ich unheimlich<br />

viel lernen kann. Alle<strong>in</strong>e hätte ich niemals all das erreichen können


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 54<br />

Interkulturelle Öffnung vorleben<br />

Praxisbeispiel - Kreis M<strong>in</strong>den-Lübbecke<br />

Nach dem Motto „Interkulturelle Öffnung vorleben“ will der Kreis M<strong>in</strong>den-Lübbecke, neben der eigenen <strong>in</strong>terkulturellen<br />

Öffnung se<strong>in</strong>er Verwaltung, auch die anderen Städte und Geme<strong>in</strong>den im Kreis motivieren sich mit<br />

dem Thema zu beschäftigen. Wichtig ist es der <strong>Integration</strong>sbeauftragten zu zeigen, dass <strong>in</strong>terkulturelle Öffnung<br />

für beide Seiten gut ist - für die Mitarbeiter und die Zugewanderten, die zur Kreisverwaltung kommen.<br />

„Häufig s<strong>in</strong>d es e<strong>in</strong>fach nur kulturelle Unterschiede, die zu Missverständnissen und Unmut auf beiden Seiten<br />

führen“ erklärt Sab<strong>in</strong>e Schulz, „als Kreis wollen wir <strong>in</strong>terkulturelle Öffnung vormachen und unseren <strong>Kommune</strong>n<br />

zeigen - so oder so ähnlich kann das bei euch vor Ort auch umgesetzt werden.“<br />

Geme<strong>in</strong>sam haben Kreisverwaltung und <strong>in</strong>teressierte Akteure vor Ort <strong>in</strong> der Netzwerk-Arbeitsgruppe „Interkulturelle<br />

Öffnung“ dazu e<strong>in</strong> Kurzkonzept entwickelt. In Anlehnung an e<strong>in</strong>en Bericht der KGST (Kommunale<br />

Geme<strong>in</strong>schaftsstelle für Verwaltungsmanagement) „In 7 Schritten zur <strong>in</strong>terkulturellen Öffnung“, will sich auch<br />

die Kreisverwaltung <strong>in</strong> M<strong>in</strong>den-Lübbecke <strong>in</strong> sieben Schritten <strong>in</strong>terkulturell öffnen. Die Umsetzung ist hoch<br />

angesiedelt, denn <strong>in</strong> der speziell e<strong>in</strong>gerichteten <strong>in</strong>ternen Arbeitsgruppe sitzen fast nur die Amtsleiter. Die<br />

Vorbereitung und Planung <strong>in</strong> der „Chefetage“ verstärkt, dass <strong>in</strong>terkulturelle Öffnung als Querschnittthema <strong>in</strong><br />

allen Ämtern mit bedacht wird.<br />

Erste Erfolge s<strong>in</strong>d bereits sichtbar geworden. Nach e<strong>in</strong>em Auftakt und e<strong>in</strong>em offiziellen Bekenntnis zur <strong>in</strong>terkulturellen<br />

Öffnung folgte e<strong>in</strong>e Mitarbeiterbefragung. Diese hat geklärt, wie der Stand der <strong>in</strong>terkulturellen<br />

Öffnung der Verwaltung <strong>in</strong> M<strong>in</strong>den-Lübbecke ist - aber auch wo man die Mitarbeiter <strong>in</strong> ihrer täglichen Arbeit<br />

mit Zuwanderern besser unterstützen kann. Außerdem hat die <strong>in</strong>terne Arbeitsgruppe durchgesetzt, dass alle<br />

Auszubildenden e<strong>in</strong> <strong>in</strong>terkulturelles Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g bekommen. Dieses wird auch <strong>in</strong> Zukunft Bestandteil jeder Ausbildung<br />

se<strong>in</strong>. „Interkulturelle Öffnung muss gar nicht immer viel kosten. Es können auch kle<strong>in</strong>e D<strong>in</strong>ge se<strong>in</strong>,<br />

wie zum Beispiel veränderte Leitl<strong>in</strong>ien oder auch e<strong>in</strong>e Veranstaltung, die wir vor kurzem mit allen Führungskräften<br />

durchgeführt haben, um sie für die <strong>in</strong>terkulturelle Öffnung zu sensibilisieren“, sagt die<br />

Kreis<strong>in</strong>tegrationsbeauftragte. „Wichtig ist vor allem e<strong>in</strong>e Veränderung <strong>in</strong> den Köpfen. Als Kreis wollen wir da<br />

e<strong>in</strong> gutes Vorbild für unsere <strong>Kommune</strong>n se<strong>in</strong>.“<br />

<strong>Integration</strong>smanagement: Im <strong>Integration</strong>snetzwerk geme<strong>in</strong>sam steuern<br />

Der Kreis M<strong>in</strong>den-Lübbecke ist der zweitgrößte Flächenkreis <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen. Das Ziel,<br />

<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> die Fläche zu tragen, ist deshalb e<strong>in</strong>e der größten Herausforderungen für die<br />

Kreis<strong>in</strong>tegrationsbeauftragte. In diesem Prozess sieht sich der Kreis als Motor und Türöffner.<br />

Der e<strong>in</strong>erseits antreibt und andererseits den <strong>Kommune</strong>n neue Wege aufzeigt und Vorbild ist<br />

(vgl. Praxisbeispiel). Im Mühlenkreis ist das Thema <strong>Integration</strong> zur „Chefsache“ geworden. Das<br />

zeigt sich besonders dadurch, dass der Landrat Dr. Ralf Niermann 2011 die Stelle der Kreis<strong>in</strong>tegrationsbeauftragten<br />

als Stabsstelle e<strong>in</strong>gerichtet hat. Schon vorher war Sab<strong>in</strong>e Schulz mit<br />

e<strong>in</strong>er Vollzeitstelle für <strong>Integration</strong> zuständig – was im kommunalen Vergleich nicht selbstverständlich<br />

ist. Parallel zur Unterstützung setzt sich der Landrat auch selbst für <strong>Integration</strong> e<strong>in</strong>.<br />

Zum Beispiel besucht er regelmäßig die Migrantenselbstorganisationen (MSO) vor Ort und fragt<br />

persönlich nach - was gut läuft, was weniger gut und wo der Kreis unterstützen kann.<br />

Kooperation zwischen Kreis und <strong>Kommune</strong>n<br />

In der Kooperation zwischen Kreis und <strong>Kommune</strong>n gibt es bisher ke<strong>in</strong>e klare Regelung. Auf<br />

unterschiedlicher Ebene s<strong>in</strong>d Vertreter aus allen <strong>Kommune</strong>n im <strong>Integration</strong>snetzwerk vertreten.<br />

Für die <strong>Integration</strong>sbeauftragte ist dies aber nur e<strong>in</strong> erster Schritt. „In Zukunft wollen wir unsere<br />

Städte und Geme<strong>in</strong>den stärker e<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den und auch an der strategischen Arbeit <strong>in</strong> der Projekt-


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 55<br />

gruppe beteiligen“, sagt Sab<strong>in</strong>e Schulz. Bisher s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige <strong>Kommune</strong>n ohne offiziellen <strong>Integration</strong>sauftrag<br />

ihrer Bürgermeister im Netzwerk beteiligt - das solle sich künftig ändern. E<strong>in</strong>e engere<br />

Kooperation besteht zwischen dem Kreis und den Städten M<strong>in</strong>den und Espelkamp. Beide Städte<br />

s<strong>in</strong>d lange aktiv im Bereich <strong>Integration</strong>. Ihre <strong>Integration</strong>sbeauftragten s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der<br />

Projektgruppe <strong>Integration</strong> des Netzwerks auch <strong>in</strong> der strategischen Planung von <strong>Integration</strong> im<br />

Kreis mit e<strong>in</strong>gebunden.<br />

Partizipation und <strong>Integration</strong>snetzwerk<br />

Das <strong>Integration</strong>snetzwerk des Kreises (siehe oben) be<strong>in</strong>haltet e<strong>in</strong>e Projektgruppe <strong>Integration</strong><br />

und fünf Arbeitsgruppen zu unterschiedlichen Themen. In der Projektgruppe steuern und koord<strong>in</strong>ieren<br />

verschiedene regionale Träger - MSO, <strong>Integration</strong>sbeauftragte aus M<strong>in</strong>den und<br />

Espelkamp, die Kreis<strong>in</strong>tegrationsbeauftragte und Vertreter aus anderen Ämtern - die Arbeit des<br />

<strong>Integration</strong>snetzwerks. Die Arbeitsgruppen setzen sich je nach Thema unterschiedlich zusammen,<br />

moderiert werden sie von den Projektgruppen. Jedes Jahr nehmen sich die<br />

Arbeitsgruppen e<strong>in</strong> neues Ziel vor, dass <strong>in</strong> Workshops beim jährlichen <strong>Integration</strong>skongress<br />

diskutiert wird. So wird sichergestellt, dass man immer nah an den Bedürfnissen der Bevölkerung<br />

arbeitet. Außerdem können über die kreisweiten <strong>Integration</strong>skongresse immer wieder neue<br />

Interessierte für die Arbeitsgruppen gewonnen werden. Diese s<strong>in</strong>d nicht festgelegt, sondern<br />

man kann je nach Interesse und Ziel flexibel die Gruppe wechseln. Zum Beispiel war die Arbeitsgruppe<br />

„Gleiche Bildungschancen“ <strong>in</strong> den vergangen Jahren vor allem von Lehrer<strong>in</strong>nen<br />

und Lehrern besetzt. Ihr Ziel war e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>stufungskonzept für Grundschulen speziell für zugewanderte<br />

K<strong>in</strong>der zu erarbeitet. In diesem Jahr soll das Konzept auf K<strong>in</strong>dergärten übertragen<br />

werden und auch <strong>in</strong> der Arbeitsgruppe arbeiten viele K<strong>in</strong>dergärtner<strong>in</strong>nen und K<strong>in</strong>dergärtner mit.<br />

Partizipation wird vor allem durch die Mitarbeit von Migrant<strong>in</strong>nen und Migranten im <strong>Integration</strong>snetzwerk<br />

abgebildet. Alle wichtigen MSO waren von Beg<strong>in</strong>n an <strong>in</strong> die Arbeit des Netzwerks<br />

e<strong>in</strong>gebunden. E<strong>in</strong> wichtiges Instrument des Kreises, um Migrant<strong>in</strong>nen und Migranten zu aktivieren<br />

sich an dem <strong>Integration</strong>snetzwerk zu beteiligen, ist der jährliche <strong>Integration</strong>skongress. Der<br />

E<strong>in</strong>druck hält bei der <strong>Integration</strong>sbeauftragten Sab<strong>in</strong>e Schulz immer noch vor: „Bei unserem<br />

ersten <strong>Integration</strong>skongress s<strong>in</strong>d Zuwanderer zu mir gekommen und haben sich bedankt - es<br />

sei das erste Mal seit Jahrzehnten gewesen, dass sie jemand um ihre Me<strong>in</strong>ung gefragt habe.<br />

Genau diese Menschen konnte ich später gew<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> den Arbeitsgruppen mitzumachen.“ Wie<br />

<strong>in</strong> vielen anderen <strong>Kommune</strong>n stellt sich aber auch im Kreis M<strong>in</strong>den-Lübbecke die Herausforderung,<br />

dass man nur e<strong>in</strong>en Teil der Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund über die Organisationen<br />

und Vere<strong>in</strong>e erreicht. Deshalb sieht Sab<strong>in</strong>e Schulz e<strong>in</strong>e große Aufgabe dar<strong>in</strong>, den Menschen<br />

mit Zuwanderungsgeschichte zu vermitteln, wie wichtig es ist, sich zu organisieren und so e<strong>in</strong><br />

„Sprachrohr“ zu haben, so dass ihre Interessen mit bedacht werden.<br />

<strong>Integration</strong> als Querschnittaufgabe<br />

Querschnittmanagement wird im Kreis vor allem über das <strong>Integration</strong>snetzwerk abgebildet. In<br />

der Projektgruppe und <strong>in</strong> den Arbeitsgruppen ist <strong>Integration</strong> als Querschnittaufgabe verankert.<br />

E<strong>in</strong>erseits <strong>in</strong>tern – <strong>in</strong>dem Mitarbeiter aus unterschiedlichen Kreisressorts auf verschiedenen<br />

Ebenen vertreten s<strong>in</strong>d und auch Ressortleiter <strong>in</strong> die Projektgruppe e<strong>in</strong>gebunden s<strong>in</strong>d. Andererseits<br />

extern – da alle <strong>Integration</strong>sakteure, aber auch Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger sowie die<br />

<strong>Kommune</strong>n auf unterschiedlichen Ebenen im <strong>Integration</strong>snetzwerk <strong>in</strong>volviert s<strong>in</strong>d. Durch die


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 56<br />

starke Rolle der Kreis<strong>in</strong>tegrationsbeauftragten als Stabsstelle wird zusätzlich unterstrichen,<br />

dass <strong>Integration</strong> im Kreis als Querschnittaufgabe betrachtet wird. (Vgl. auch das Praxisbeispiel)<br />

Blick <strong>in</strong> die Zukunft<br />

Für den Kreis M<strong>in</strong>den-Lübbecke ist e<strong>in</strong>e große Zukunftsaufgabe, das Thema <strong>Integration</strong> <strong>in</strong> alle<br />

<strong>Kommune</strong>n zu br<strong>in</strong>gen. „Wir müssen den Blick immer wieder dafür schärfen, dass die Investitionen<br />

heute die Transferleistungen der Zukunft e<strong>in</strong>sparen. Jedes K<strong>in</strong>d, das e<strong>in</strong>e Sprache richtig<br />

lernt und e<strong>in</strong>en vernünftigen Schulabschluss hat, lohnt sich. Das ist für alle <strong>Kommune</strong>n wichtig“,<br />

erklärt die Kreis<strong>in</strong>tegrationsbeauftragte. Für die Zukunft wünscht sie sich e<strong>in</strong> Gesetz für <strong>Integration</strong><br />

- analog zum Gleichstellungsgesetz, das <strong>Integration</strong> als Pflichtaufgabe verankert. Dies<br />

würde vieles erleichtern. In der nächsten KOMM-IN Förderphase plant der Kreis e<strong>in</strong>erseits nach<br />

drei Jahren <strong>Integration</strong>sarbeit e<strong>in</strong> Monitor<strong>in</strong>g durchzuführen, andererseits durch e<strong>in</strong>e Erweiterung<br />

des <strong>Integration</strong>snetzwerks e<strong>in</strong>e Vere<strong>in</strong>barung mit allen <strong>Kommune</strong>n zu schließen.<br />

Kontakt:<br />

Sab<strong>in</strong>e Schulz<br />

<strong>Integration</strong>sbeauftragte des Kreises M<strong>in</strong>den-Lübbecke<br />

Portastr. 13<br />

32423 M<strong>in</strong>den<br />

Tel.: 0571/ 807-2215<br />

Email: s.schulz@m<strong>in</strong>den-luebbecke.de


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 57<br />

Stadt M<strong>in</strong>den: Aktive soziale Netzwerke, e<strong>in</strong> politischer Konsens und e<strong>in</strong> <strong>Integration</strong>srat,<br />

der sich e<strong>in</strong>mischt<br />

Als die Stadt M<strong>in</strong>den sich im Jahr 2009 dazu entschieden hat, das Thema <strong>Integration</strong> verstärkt<br />

<strong>in</strong> den Blick zu nehmen und die Stelle e<strong>in</strong>es <strong>Integration</strong>sbeauftragten zu schaffen, war bereits<br />

e<strong>in</strong>e Menge <strong>Integration</strong>sengagement <strong>in</strong> der Stadt vorhanden. M<strong>in</strong>den ist zwar mit ca. 84 000<br />

ke<strong>in</strong>e Großstadt, verfügt jedoch über sehr aktive soziale Netzwerke, die sich <strong>in</strong> die Fragen von<br />

Politik und Verwaltung e<strong>in</strong>mischen. „In M<strong>in</strong>den ist Mitbestimmung erwünscht - freie Träger, Initiativen,<br />

Politik und Verwaltung s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> verschiedenen Arbeitsgruppen mite<strong>in</strong>ander verzahnt. Das<br />

gilt auch für das Thema <strong>Integration</strong>“, erklärt Norbert Scherpe, <strong>Integration</strong>sbeauftragter der Stadt.<br />

“Als ich mit me<strong>in</strong>er Arbeit begonnen habe, gab es bereits e<strong>in</strong>e breite Akteurslandschaft und e<strong>in</strong>en<br />

motivierten <strong>Integration</strong>srat. Außerdem hat e<strong>in</strong> großer politischer Konsens die<br />

Startbed<strong>in</strong>gungen sehr erleichtert.“<br />

Der <strong>Integration</strong>srat der Stadt ist fest <strong>in</strong> die politischen Strukturen e<strong>in</strong>gebunden. In jedem Ausschuss<br />

arbeitet e<strong>in</strong> Migrantenvertreter des <strong>Integration</strong>srates mit, der Rederecht hat und Anträge<br />

e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen kann. Hierbei ist es für die Mitglieder des <strong>Integration</strong>srates e<strong>in</strong>e große Herausforderung,<br />

die bestehenden Beteiligungschancen zu nutzen. „Besonders für Menschen mit<br />

Zuwanderungsgeschichte, aber auch für viele E<strong>in</strong>heimische, s<strong>in</strong>d die politischen Entscheidungsstrukturen<br />

nicht leicht zu durchschauen. Deshalb ist politische Partizipation nicht<br />

selbstverständlich und teilweise mit e<strong>in</strong>er großen Frustration der <strong>Integration</strong>sratsmitglieder verbunden“,<br />

beschreibt Norbert Scherpe se<strong>in</strong>e ersten Erfahrungen der Zusammenarbeit. “Mir war<br />

es deshalb von vornhere<strong>in</strong> wichtig, die <strong>Integration</strong>sratsmitglieder so vorzubereiten, dass sie sich<br />

<strong>in</strong> die kommunalpolitische Arbeit nicht nur <strong>in</strong> der Theorie, sondern auch <strong>in</strong> der Praxis e<strong>in</strong>mischen<br />

können.“<br />

Der erste Schritt war, die Akteure im <strong>Integration</strong>srat davon zu überzeugen, dass es s<strong>in</strong>nvoll und<br />

gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gend ist, sich zunächst darauf zu verständigen, wie die Zusammenarbeit ausgestaltet<br />

se<strong>in</strong> soll, was die eigenen Leitl<strong>in</strong>ien s<strong>in</strong>d und was man beachten muss, wenn man <strong>in</strong> der Kommunalpolitik<br />

etwas erreichen will. In e<strong>in</strong>er Befragung im Rahmen e<strong>in</strong>es KOMM-IN Projektes<br />

wurde untersucht, welche Erwartungen Migrantenvertreter, Politik und Verwaltung <strong>in</strong> Bezug auf<br />

die Zusammenarbeit haben. E<strong>in</strong> zentrales Ergebnis war, dass <strong>Integration</strong> für Verwaltung und<br />

Politik <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong> Sachthema ist, das es zu bearbeiten gilt. Für die Migrantenvertreter ist<br />

<strong>Integration</strong> aber vor allem e<strong>in</strong> „Gefühlsthema“, <strong>in</strong> das ganz persönliche Erfahrungen e<strong>in</strong>fließen.<br />

„Für die weitere Zusammenarbeit war dieser Erkenntnisprozess sehr wichtig, denn es ist deutlich<br />

geworden, dass man die unterschiedlichen Erwartungen <strong>in</strong> der Praxis berücksichtigen muss<br />

und e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Basis für die Zusammenarbeit wichtig ist“, erklärt Norbert Scherpe. Erste<br />

Veränderungen s<strong>in</strong>d bereits umgesetzt. Zum Beispiel hat man e<strong>in</strong>geführt, dass die <strong>Integration</strong>sratsvertreter<br />

jeweils e<strong>in</strong>en festen Ansprechpartner aus der Verwaltung und der Politik <strong>in</strong> den<br />

Ausschusssitzungen haben. Diese Form e<strong>in</strong>es Patenprogramms stärkt nicht nur die persönlichen<br />

B<strong>in</strong>dungen, sondern nimmt Hürden und erleichtert so die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> die<br />

kommunalpolitische Arbeit. E<strong>in</strong> KOMM-IN Folgeprojekt hat die Erarbeitung von Leitl<strong>in</strong>ien für den<br />

<strong>Integration</strong>srat und die Entwicklung e<strong>in</strong>es <strong>Integration</strong>skonzeptes für M<strong>in</strong>den zum Ziel.


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 58<br />

E<strong>in</strong> wesentlicher Erfolgsfaktor ist die aktive Beteiligung der Politiker im <strong>Integration</strong>srat, die zur<br />

Lösungsf<strong>in</strong>dung und Vermittlung immer wieder beitragen kann. Dies ist eng damit verknüpft,<br />

dass <strong>in</strong> M<strong>in</strong>den <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong> fraktionsübergreifender Konsens besteht, sich mit <strong>Integration</strong> als<br />

Querschnittthema ause<strong>in</strong>anderzusetzen. Das politische Interesse ist groß. Dies zeigt sich z. B.<br />

dadurch, dass der <strong>Integration</strong>sbeauftragte häufig zu Diskussionen der politischen Gremien e<strong>in</strong>geladen<br />

wird.<br />

Kontakt:<br />

Norbert Scherpe<br />

<strong>Integration</strong>sbeauftragter<br />

Stadt M<strong>in</strong>den<br />

Kle<strong>in</strong>er Domhof 17<br />

32423 M<strong>in</strong>den<br />

Telefon 0571 89679<br />

E-Mail: n.scherpe@m<strong>in</strong>den.de


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 59<br />

Kreis Paderborn<br />

Bevölkerung: 299.106<br />

Ausländische Bevölkerung: 20.180 (6,7%)<br />

Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund: 90.000 (25,4%)<br />

(Stand 2009)


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 60<br />

Kreis Paderborn - E<strong>in</strong>e heterogene Struktur erfordert neue Wege <strong>in</strong> der Zusammenarbeit<br />

Die Menschen vor Ort und auch die Städte und <strong>Kommune</strong>n zu motivieren, <strong>Integration</strong><br />

geme<strong>in</strong>sam zu gestalten, ist <strong>in</strong>sbesondere für viele Kreise e<strong>in</strong>e Herausforderung. Die heterogene<br />

räumliche Struktur des Kreises Paderborn erschwert dies zusätzlich, so dass<br />

der Kreis mit se<strong>in</strong>en <strong>Kommune</strong>n neue Wege der Zusammenarbeit gegangen ist. Nach<br />

dem Motto „Unterstützen, Vernetzen und Aktivieren“ will der Kreis Paderborn <strong>Integration</strong><br />

stärker <strong>in</strong> die Fläche tragen.<br />

Infobox: <strong>Integration</strong> im Kreis Paderborn<br />

Städte und Geme<strong>in</strong>den des Kreises<br />

durch e<strong>in</strong>e heterogene Struktur geprägt<br />

Kreisstadt Paderborn e<strong>in</strong>zige Großstadt<br />

9 weitere Städte und Geme<strong>in</strong>den – kle<strong>in</strong>städtische und<br />

ländliche Strukturen<br />

Profil der zugewanderten Bevölkerung<br />

(Quelle: <strong>Wegweiser</strong> <strong>Kommune</strong> – Stand 2009)<br />

Bevölkerung <strong>in</strong>sgesamt: 299.106<br />

Ausländische Bevölkerung: 20.180<br />

Ausländeranteil: 6,7 % (<strong>OWL</strong>: 7,2 %; NRW: 10,5 %)<br />

Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund: 90.000 (25,4 %)<br />

(NRW: 24,1 %; <strong>OWL</strong>: 25,2 %) (Quelle: Mikrozensus)<br />

Herkunftsgruppen: die größte Gruppe s<strong>in</strong>d Aussiedler und<br />

Spätaussiedler, danach folgen türkische Ausländer<br />

und mit großem Abstand EU-Bürger<br />

Aussiedler und Spätaussiedler aus Unna Massen:<br />

ca.26.000<br />

aktuelle Zahlen ca. 35.000 (Schätzung des Kreises)<br />

Besonderheit: zwei Drittel der Ausländer im Kreisgebiet<br />

leben <strong>in</strong> der Stadt Paderborn, e<strong>in</strong> Drittel im übrigen Kreisgebiet;<br />

das gleiche Verhältnis gilt Schätzungen zufolge für<br />

die e<strong>in</strong>gebürgerten Zuwanderer und die Spätaussiedler<br />

Demographische Entwicklung (2006 bis 2025)<br />

Kreis <strong>in</strong>sgesamt:<br />

leicht zunehmende Bevölkerungsprognose (+ 4,4 %)<br />

Städte und Geme<strong>in</strong>den:<br />

Wachstumsprognose trifft nur für die Stadt Paderborn und<br />

ihre unmittelbare Umgebung zu („Speckmantel“ um Paderborn);<br />

übrige Städte und Geme<strong>in</strong>den stabiles bis leicht<br />

abnehmendes Bevölkerungswachstum<br />

Besonderheit:<br />

e<strong>in</strong>ziger Kreis <strong>in</strong> <strong>OWL</strong> für den Bevölkerungswachstum<br />

prognostiziert wird


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 61<br />

<strong>Integration</strong>smanagement<br />

2005 – kreisweite Zukunftskonferenz u.a. zum Thema <strong>Integration</strong><br />

Ende 2005 – die Stelle des Kreis<strong>in</strong>tegrationsbeauftragten<br />

wird mit e<strong>in</strong>er halben Stelle vom Landrat geschaffen<br />

2007 Verabschiedung des <strong>Integration</strong>skonzeptes durch<br />

Kreistag, das vom <strong>Integration</strong>sbeauftragten erarbeitet wurde<br />

o Strategisches Konzept, das nach und nach mit Leben<br />

gefüllt werden sollte<br />

o Konzept für die Städte und Geme<strong>in</strong>den (ohne Paderborn)<br />

das gleichzeitig auch als ihr eigenes<br />

übernommen werden kann<br />

o e<strong>in</strong>e Fortschreibung <strong>in</strong> ähnlicher Form ist geplant<br />

Zentrale Handlungsfelder:<br />

Ausbildung und Beruf<br />

Gesundheit<br />

Partizipation und Bürgerschaftliches Engagement<br />

Sprache ab Kita-Grundschule<br />

Neue Instrumente der <strong>in</strong>terkommunalen Zusammenarbeit - flexibel und bedarfsgerecht<br />

Wie kann man mehr Menschen vor Ort mit der <strong>Integration</strong>sarbeit des Kreises erreichen? Wie<br />

kann man aktive Städte und Geme<strong>in</strong>den unterstützen und gleichzeitig weniger aktive für <strong>Integration</strong><br />

<strong>in</strong>teressieren und aktivieren? Wie schafft man es, die Angebote von Kreisen an den<br />

Bedürfnissen der <strong>Kommune</strong>n auszurichten? Diese oder ähnliche Fragen stellen sich für viele<br />

Kreise. Paderborn hat als Antwort geme<strong>in</strong>sam mit se<strong>in</strong>en Städten und Geme<strong>in</strong>den neue Instrumente<br />

entwickelt, die die <strong>in</strong>terkommunale Zusammenarbeit stärken sollen. Sie können flexibel<br />

und bedarfsgerecht von den <strong>Kommune</strong>n <strong>in</strong> Anspruch genommen werden. „Dialog-Workshops<br />

und Tauschprojekte s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Angebot an die <strong>Kommune</strong>n, bei dem ihre eigenen Bedürfnisse im<br />

Vordergrund stehen“, sagt Bernhard Lünz, der Kreis<strong>in</strong>tegrationsbeauftragte. „Es ist uns wichtig<br />

den <strong>Kommune</strong>n zu zeigen, dass es nicht darum geht, dass sie Kompetenzen abgeben sollen.<br />

Wir wollen unterstützen, wo die eigenen Ressourcen nicht ausreichen.“<br />

Bildungspilot (www.bildungspilot.net)<br />

Praxisbeispiel - Kreis Paderborn<br />

Der Bildungspilot des Kreises Paderborn steht für „Aufbruch, dynamisches Fliegen, gezieltes anpeilen<br />

und e<strong>in</strong>e erfolgreiche Landung“. Genau das wünscht sich der Kreis für Jugendliche und junge<br />

Erwachsene im Übergang von der Schule <strong>in</strong> den Beruf. Als Starthilfe hat der Kreis e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>terkulturell<br />

sensible Onl<strong>in</strong>edatenbank (www.bildungspilot.net) für junge Menschen mit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

e<strong>in</strong>gerichtet. Dank der f<strong>in</strong>anziellen Hilfe durch die KOMM-IN Förderung konnte <strong>in</strong>nerhalb<br />

von nur wenigen Monaten e<strong>in</strong>e Onl<strong>in</strong>edatenbank erstellt werden, die die vielfältigen Angebote im<br />

Übergang von der Schule <strong>in</strong> den Beruf übersichtlich darstellt. Zielgruppe s<strong>in</strong>d neben den jungen<br />

Jobsuchenden die zahlreichen Bildungsanbieter, Lehrer und Fachkräfte aus Schule und Berufskollegs<br />

sowie <strong>in</strong>teressierte Eltern.


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 62<br />

Dialog-Workshops und Tauschprojekt – neue Instrument der Zusammenarbeit<br />

Praxisbeispiel - Kreis Paderborn<br />

Dialog-Workshops<br />

Mit den Dialog-Workshops werden den kreisangehörigen <strong>Kommune</strong>n Anreize gegeben, <strong>Integration</strong><br />

stärker <strong>in</strong> den Blick zu nehmen. Gleichzeitig geben die Workshops aktiven <strong>Kommune</strong>n die Möglichkeit,<br />

sich mit e<strong>in</strong>em bestimmten <strong>Integration</strong>sthema vertieft zu beschäftigen. Damit stärken die<br />

Workshops die <strong>in</strong>terkommunale Zusammenarbeit zwischen dem Kreis und se<strong>in</strong>en <strong>Kommune</strong>n. Die<br />

Themen der Workshops suchen sich die kreisangehörigen Städte und Geme<strong>in</strong>den je nach Bedarf<br />

selbst aus. Die ersten Dialog-Workshops im Kreis Paderborn s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den Städten Büren und Salzkotten<br />

erprobt worden. Die beiden <strong>Kommune</strong>n haben hierfür ganz unterschiedliche Fragestellungen<br />

ausgewählt. Unter dem Workshop-Titel „Unter e<strong>in</strong>em Dach Freunde f<strong>in</strong>den“ wurde <strong>in</strong> Büren die Zusammenlegung<br />

von zwei Jugende<strong>in</strong>richtungen begleitet und mit betroffenen Jugendlichen und der<br />

Stadtverwaltung geme<strong>in</strong>sam diskutiert. In Salzkotten hat man mit Bürger<strong>in</strong>nen und Bürgern, Stadtverwaltung<br />

und Kommunalpolitik die „Chancen der Zuwanderung“ diskutiert. Geme<strong>in</strong>sam haben die<br />

Akteure Ideen entwickelt, wie <strong>Integration</strong> als Standortfaktor für die Stadt Salzkotten verankert werden<br />

kann.<br />

Der Kreis nimmt den <strong>Kommune</strong>n <strong>in</strong> den Dialog-Workshops e<strong>in</strong>en Großteil der Arbeit ab. Er schafft<br />

die strukturellen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen und unterstützt bei der Vorbereitung, Durchführung und<br />

Nachbereitung der Workshops. „Aus unserer Sicht s<strong>in</strong>d die Dialog-Workshops e<strong>in</strong> voller Erfolg“, sagt<br />

Bernhard Lünz. „Das große Interesse und die hohe Bürgerbeteiligung haben gezeigt, dass es uns<br />

gelungen ist, die Menschen vor Ort besser zu erreichen.“ Für das nächste Jahr plant der Kreis bereits<br />

die nächsten Dialog-Workshops, dann sollen weitere <strong>Kommune</strong>n für e<strong>in</strong> stärkeres<br />

<strong>Integration</strong>sengagement motiviert werden.<br />

Tauschprojekte<br />

Das Instrument der Tauschprojekte stärkt vor allem den Austausch zwischen den kreisangehörigen<br />

Städten und Geme<strong>in</strong>den. Erfolgreiche <strong>Integration</strong>sprojekte werden ausgetauscht, so kommen die<br />

<strong>Kommune</strong>n stärker <strong>in</strong> den Dialog und man kann vone<strong>in</strong>ander lernen. Erste Erfahrungen haben Delbrück<br />

und Bad Lippspr<strong>in</strong>ge mit dem Tauschprojekt gemacht. Hier wurden die Projekte „Weltreise“ und<br />

„Kochen der Nationen“ getauscht.<br />

<strong>Integration</strong>smanagement: Unterstützen, Vernetzen und Aktivieren<br />

Der Kreis Paderborn will nicht nur unterstützen und vernetzen, sondern se<strong>in</strong>e <strong>Kommune</strong>n auch<br />

aktivieren, <strong>Integration</strong> stärker <strong>in</strong> den Blick zu nehmen (siehe oben). „<strong>Integration</strong> geschieht vor<br />

Ort <strong>in</strong> den Städten und Geme<strong>in</strong>den. Als Kreis s<strong>in</strong>d wir vor allem Dienstleister – wir begleiten,<br />

beraten und unterstützen. Die Entscheidung, unsere Angebote anzunehmen, liegt aber bei den<br />

<strong>Kommune</strong>n selbst“, erklärt Bernhard Lünz die Rolle des Kreises Paderborn. Deshalb hat der<br />

Kreis zunächst die eigenen Kompetenzen <strong>in</strong> den Blick genommen (siehe Praxisbeispiel - Bildungspilot).<br />

Mittlerweile sei man im Kreis e<strong>in</strong>en Schritt weiter und will mit neuen Instrumenten<br />

<strong>Integration</strong> stärker <strong>in</strong> die Fläche tragen, um so mehr Menschen zu erreichen (siehe Praxisbeispiel<br />

Dialog-Workshops und Tauschprojekt).<br />

Kooperation zwischen Kreis und Städten und Geme<strong>in</strong>den<br />

Der Kreis Paderborn ist durch se<strong>in</strong>e heterogene räumliche Struktur geprägt. Während man <strong>in</strong><br />

der Stadt Paderborn typische großstädtische Strukturen vorf<strong>in</strong>det, s<strong>in</strong>d die übrigen Städte und<br />

Geme<strong>in</strong>den durch kle<strong>in</strong>städtische und ländliche Strukturen gekennzeichnet (siehe Infobox). Die<br />

Stadt Paderborn ist im Bereich <strong>Integration</strong> schon lange aktiv. Der Kreis konzentriert sich mit<br />

se<strong>in</strong>er <strong>Integration</strong>sarbeit vor allem auf die übrigen kreisangehörigen Städte und Geme<strong>in</strong>den, bei


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 63<br />

denen das Engagement erheblich variiert. Für kle<strong>in</strong>ere Städte und Geme<strong>in</strong>den mit ger<strong>in</strong>gen<br />

Ausländer- und Aussiedlerzahlen ist <strong>Integration</strong> häufig ke<strong>in</strong> zentrales Thema. Zu den besonders<br />

aktiven <strong>Kommune</strong>n zählen - außerhalb der Kreisstadt Paderborn - Bad Lippspr<strong>in</strong>ge, Büren,<br />

Delbrück und Salzkotten. Für den Kreis Paderborn stellt sich die Aufgabe, den unterschiedlichen<br />

Anforderungen und Herausforderungen im Kreisgebiet gerecht zu werden.<br />

Partizipation und <strong>Integration</strong>snetzwerk<br />

Innerhalb des Kreises Paderborns stellen die so genannten Fachforen die Verb<strong>in</strong>dung zur Praxis<br />

dar. Hier kommen ganz unterschiedliche Akteure - von <strong>in</strong>teressierten und engagierten<br />

Bürgern sowie Multiplikatoren mit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, bis zu den Ansprechpartnern<br />

für <strong>Integration</strong> aus den <strong>Kommune</strong>n - zusammen und beteiligen sich an der <strong>Integration</strong>sgestaltung.<br />

Die Fachforen beschäftigen sich mit den Themen Gesundheit, Sprache ab Kita-<br />

Grundschule, Ausbildung und Beruf, Partizipation sowie bürgerschaftliches Engagement.<br />

Heterogene räumliche Strukturen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e besondere Herausforderung für die Vernetzung. Der<br />

Kreis setzt deshalb auf persönliche Ansprache und <strong>in</strong>dividuelle Kontakte. In der Stadt Paderborn<br />

s<strong>in</strong>d zwar e<strong>in</strong>e Vielzahl von unterschiedlichen Migrantenselbstorganisationen (MSO) aktiv,<br />

dies gilt aber nicht für das restliche Kreisgebiet. MSO s<strong>in</strong>d hier <strong>in</strong> der Regel wenig organisiert<br />

oder fehlen ganz. „Als Kreis s<strong>in</strong>d wir ganz besonders auf gute Kontakte und e<strong>in</strong> funktionierendes<br />

Netzwerk angewiesen“, erklärt der <strong>Integration</strong>sbeauftragte Bernhard Lünz. „Dabei ist die<br />

Zusammenarbeit und die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der Menschen, die sich vor Ort mit <strong>Integration</strong> beschäftigen,<br />

ganz zentral.“ Für den Kreis ist deshalb der jährliche <strong>Integration</strong>skongress auf Kreisebene<br />

e<strong>in</strong> wichtiges Vernetzungs<strong>in</strong>strument. Hier besteht die Möglichkeit, mit Multiplikatoren aus dem<br />

ganzen Kreisgebiet <strong>in</strong> den Dialog zu kommen und sie für die Zusammenarbeit <strong>in</strong> den Fachforen<br />

zu gew<strong>in</strong>nen.<br />

<strong>Integration</strong> als Querschnittaufgabe<br />

<strong>Integration</strong> als Querschnittaufgabe ist im Kreis Paderborn fest <strong>in</strong> die Verwaltungsstrukturen e<strong>in</strong>gebettet.<br />

In e<strong>in</strong>er sogenannten Lenkungsgruppe entscheiden Dezernenten und Amtsleiter<br />

verschiedener Ressorts geme<strong>in</strong>sam mit dem Kreis<strong>in</strong>tegrationsbeauftragten über die Leitl<strong>in</strong>ien<br />

von <strong>Integration</strong>. Ergänzt wird die Struktur durch die oben beschriebenen Fachforen, <strong>in</strong> denen<br />

die praktische Umsetzung geplant wird. Die Leitung der Fachforen übernehmen die Mitglieder<br />

der Lenkungsgruppe. So ist gewährleistet, dass es zum e<strong>in</strong>en ke<strong>in</strong>e Kommunikationslücken gibt<br />

und zum anderen das Querschnittmanagement zusätzlich verstärkt wird. (Für nähere Informationen<br />

zur Steuerungsstruktur siehe „<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong> – 2010“).


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 64<br />

Blick <strong>in</strong> die Zukunft<br />

Auch <strong>in</strong> Zukunft wird der Kreis Paderborn <strong>in</strong>tegrationspolitisch den Fokus darauf legen, die Bürger<br />

und <strong>in</strong>sbesondere die zugewanderten Bürger stärker zu beteiligen. Um mehr Menschen vor<br />

Ort zu erreichen, soll dazu die Kooperation mit den <strong>Kommune</strong>n weiter vertieft und ausgebaut<br />

werden. Besonders <strong>in</strong> ländlich strukturierten Regionen sei die gesellschaftliche Öffnung gegenüber<br />

dem Thema <strong>Integration</strong> e<strong>in</strong>e große Herausforderung, erklärt Bernhard Lünz. E<strong>in</strong>e Aufgabe,<br />

vor der nicht nur der Kreis Paderborn steht, ist der erfolgreiche Übergang von der Schule <strong>in</strong> den<br />

Beruf, <strong>in</strong>sbesondere fehlende Sprachkenntnisse seien häufig e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>dernis. „In Deutschland<br />

s<strong>in</strong>d gut ausgebildete Menschen unser Kapital, aber wir haben so viele Jugendliche, die den<br />

Weg zu e<strong>in</strong>em guten Ausbildungsplatz aufgrund von fehlenden Kompetenzen oder auch<br />

Sprachschwierigkeiten nicht f<strong>in</strong>den“, sagt Bernhard Lünz. „Da wünsche ich mir aus der Politik<br />

mehr Weitblick und Visionen. Das Thema <strong>Integration</strong> und se<strong>in</strong>e Bedeutung liegen zwar auf der<br />

Hand, aber bisher werden die Herausforderungen noch zu wenig gesehen. Der gesellschaftspolitische<br />

Druck ist noch nicht groß genug.“<br />

Kontakt:<br />

Bernhard Lünz<br />

Jugendamt<br />

Aldegreverstr. 10 - 14<br />

33102 Paderborn<br />

Tel. 05251 308-616<br />

E-Mail: luenzb@kreis-paderborn.de


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 65<br />

Stadt Paderborn: <strong>Integration</strong> facettenreich und partnerschaftlich gestalten<br />

130 verschiedene Nationalitäten und zahlreiche kulturelle und religiöse Migrantengruppen oder<br />

Vere<strong>in</strong>e prägen das Bild der Stadt Paderborn. Mehr als jeder fünfte Bürger hat <strong>in</strong> Paderborn<br />

e<strong>in</strong>e Zuwanderungsgeschichte. Kulturelle Vielfalt gehört damit zum Alltag <strong>in</strong> der Stadt. Auch<br />

beim <strong>Integration</strong>sengagement spielt Vielfalt e<strong>in</strong>e wichtige Rolle. Das gilt nicht nur für die vielen<br />

verschiedenen Themen und Handlungsfelder. „<strong>Integration</strong>sarbeit ist facettenreich. Ob <strong>in</strong> K<strong>in</strong>dergarten,<br />

Schule, Arbeitsmarkt, Gesundheit, Sport oder Alter - <strong>Integration</strong> ist <strong>in</strong> allen Lebensphasen<br />

wichtig und betrifft ganz unterschiedliche Bereiche“, sagt Marcus Heidebrecht <strong>Integration</strong>sbeauftragter<br />

der Stadt.<br />

Um die vielen Facetten von <strong>Integration</strong> auch <strong>in</strong> die praktische Gestaltung e<strong>in</strong>zubeziehen, beschäftigt<br />

sich die Stadt mit fünf zentralen Handlungsfeldern: „Sprachförderung“, „kultureller<br />

Austausch“, „Ehrenamt und Migration“, „Wohnen“ sowie „Altwerden <strong>in</strong> der Migration“. Zusätzlich<br />

setzen sich die <strong>Integration</strong>sakteure jedes Jahr e<strong>in</strong>en weiteren Schwerpunkt. Im letzten Jahr<br />

wurde das Thema <strong>in</strong>terkulturelle Altenhilfe verstärkt <strong>in</strong> den Blick genommen. Ziel war es, e<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>terkulturelles Altenbild zu fördern. E<strong>in</strong>erseits sollten die Pflegeangebote für Menschen mit Zuwanderungsgeschichte<br />

verbessert werden - andererseits aber auch die vielen bestehenden<br />

Angebote für die Zielgruppe bekannt gemacht werden. In den vorherigen Jahren standen die<br />

Rolle der Migrantenökonomie und die Strukturen und Bedürfnisse von<br />

Migrantenselbstorganisationen <strong>in</strong> Paderborn im Fokus. In diesem und nächsten Jahr wird sich<br />

die Stadt mit dem Thema „Bildung schafft <strong>Integration</strong>sperspektiven“ befassen und damit Bildung<br />

und <strong>Integration</strong> neben der professionellen Arbeit des Kreis-Bildungsbüros auch <strong>in</strong> der Stadt<br />

wieder stärker thematisieren.<br />

Im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es vielfältigen <strong>Integration</strong>sbildes ist e<strong>in</strong>e partnerschaftliche Zusammenarbeit für die<br />

Stadt Paderborn besonders wichtig. Dies gilt für alle Akteure, die an der Gestaltung von <strong>Integration</strong><br />

mitwirken – von den Führungsspitzen bis zu den aktiven Bürgern. „Durch unsere<br />

partnerschaftlichen Strukturen kommen ganz unterschiedliche Akteure <strong>in</strong> den Dialog, die sonst<br />

vielleicht selten oder eher <strong>in</strong> Konfliktsituationen an e<strong>in</strong>em Tisch sitzen“, erklärt Marcus Heidebrecht.<br />

So haben zum Beispiel der Leiter der Ausländerbehörde und e<strong>in</strong> Mitarbeiter der<br />

Flüchtl<strong>in</strong>gsberatung als Moderatorenteam geme<strong>in</strong>sam e<strong>in</strong>e Arbeitsgruppe geleitet. „Durch solche<br />

Begegnungen haben wir <strong>in</strong> Paderborn die Möglichkeit, unterschiedliche Perspektiven der<br />

<strong>Integration</strong>sakteure <strong>in</strong> unsere Arbeit e<strong>in</strong>fließen zu lassen. Das ist für alle e<strong>in</strong> Gew<strong>in</strong>n.“<br />

Zur partnerschaftlichen Zusammenarbeit gehört für die Stadt auch e<strong>in</strong>e „echte“ Beteiligung von<br />

Migranten, <strong>in</strong> der sie nicht nur mitdenken - sondern auch mitentscheiden können. Deshalb s<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong> Paderborn Vertreter aus dem <strong>Integration</strong>srat und Migrant<strong>in</strong>nen und Migranten von Beg<strong>in</strong>n an<br />

<strong>in</strong> die Planung und Umsetzung von Projekten, aber auch (über den <strong>Integration</strong>svorsitzenden) <strong>in</strong><br />

die strategische Planung mit e<strong>in</strong>bezogen.<br />

Kontakt:<br />

Marcus Heidebrecht<br />

<strong>Integration</strong>sbüro / Geschäftsstelle des <strong>Integration</strong>srates<br />

Am Abd<strong>in</strong>ghof 11<br />

33095 Paderborn<br />

Tel.: 05251/88-1359<br />

E-Mail: m.heidebrecht@paderborn.de


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 66<br />

Fazit und Ausblick<br />

<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong> – MITgestalten<br />

E<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Ziel der <strong>Integration</strong>sarbeit von Städten, Geme<strong>in</strong>den und Kreisen ist, möglichst<br />

viele Menschen vor Ort zu erreichen. Dies ist <strong>in</strong>sbesondere für Kreise e<strong>in</strong>e<br />

Herausforderung, weil sie im Vergleich zu ihren <strong>Kommune</strong>n e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere Anb<strong>in</strong>dung zu den<br />

Akteuren vor Ort haben. E<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>samer Weg ist <strong>Integration</strong> „MIT(zu)gestalten“ - mit den<br />

Städten und Geme<strong>in</strong>den, aber auch mit den Menschen vor Ort und nicht für sie. In der Praxis<br />

haben sich dazu unterschiedliche Ansätze und Strategien <strong>in</strong> <strong>OWL</strong> bewährt.<br />

Aber was bedeutet das für die Akteure <strong>in</strong> der Praxis?<br />

Interkommunale Zusammenarbeit <strong>in</strong> der Praxis<br />

Vor dem H<strong>in</strong>tergrund leerer Kassen tritt die <strong>in</strong>terkommunale Zusammenarbeit verstärkt <strong>in</strong> den<br />

Blickpunkt. E<strong>in</strong>erseits soll die <strong>in</strong>terkommunale Zusammenarbeit bei der Bündelung von Ressourcen<br />

helfen, damit auch mit ger<strong>in</strong>gen f<strong>in</strong>anziellen Mitteln die <strong>Integration</strong>sarbeit <strong>in</strong> Kreisen,<br />

Städten und Geme<strong>in</strong>den gestärkt wird. Andererseits ist die <strong>in</strong>terkommunale Zusammenarbeit<br />

e<strong>in</strong> Instrument für Kreise, um mehr Menschen vor Ort mit der <strong>Integration</strong>sarbeit des Kreises zu<br />

erreichen und alle <strong>Kommune</strong>n zu aktivieren. Geme<strong>in</strong>same Herausforderungen bestehen nicht<br />

nur dar<strong>in</strong>, die Angebote des Kreises derart zu gestalten, dass sie bedarfsgerecht auf die e<strong>in</strong>zelnen<br />

<strong>Kommune</strong>n zugeschnitten s<strong>in</strong>d, sondern auch die Handlungsspielräume der <strong>Kommune</strong>n<br />

nicht e<strong>in</strong>zuschränken. Die Anforderungen an die Kreise variieren dabei erheblich. Während e<strong>in</strong>ige<br />

Kreise durch sehr aktive <strong>Kommune</strong>n gekennzeichnet s<strong>in</strong>d, besteht die Herausforderungen<br />

anderenorts dar<strong>in</strong>, die <strong>Kommune</strong>n zunächst e<strong>in</strong>mal zu aktivieren, das Thema <strong>Integration</strong> stärker<br />

<strong>in</strong> den Blick zu nehmen.<br />

Interkommunale Zusammenarbeit auf kommunaler Ebene be<strong>in</strong>haltet vor allem zwei Ebenen.<br />

Zum e<strong>in</strong>en die Kooperation zwischen Kreis und <strong>Kommune</strong>n, zum anderen die Kooperation zwischen<br />

Städten und Geme<strong>in</strong>den. E<strong>in</strong>e dritte Ebene kann e<strong>in</strong>e thematische Kooperation se<strong>in</strong>.<br />

Querschnittthemen wie <strong>Integration</strong> oder der demographische Wandel s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Regel personell<br />

eng verknüpft. Folglich treffen sich Akteure <strong>in</strong> mehreren Gremien zu unterschiedlichen<br />

Querschnittthemen wieder. In diesem Zusammenhang können neue Ressourcen frei gesetzt<br />

werde, wenn man zum Beispiel Arbeitskreise, die Querschnitthemen behandeln, zusammengelegt.<br />

Interkommunale Zusammenarbeit zwischen Kreis und <strong>Kommune</strong>n<br />

Bilaterale Kooperationen zwischen Kreisen und se<strong>in</strong>en <strong>Kommune</strong>n schaffen Anreize, sich stärker<br />

im <strong>Integration</strong>sbereich zu betätigen. Dabei bietet das Instrument der Dialogworkshops<br />

beispielsweise e<strong>in</strong>zelnen <strong>Kommune</strong>n den Anreiz, stärker mit dem Kreis zusammenzuarbeiten<br />

und hat gleichzeitig e<strong>in</strong>en aktivierenden Effekt für die <strong>Integration</strong>sarbeit. Der Vorteil von Dialogworkshops<br />

besteht dar<strong>in</strong>, dass <strong>in</strong>terkommunale Zusammenarbeit flexibel und bedarfsgerecht


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 67<br />

nach den Wünschen der jeweiligen <strong>Kommune</strong> gestaltet wird (vgl. Kreis Paderborn). E<strong>in</strong>e weitere<br />

Form der <strong>in</strong>terkommunalen Zusammenarbeit ist e<strong>in</strong>e verb<strong>in</strong>dliche Kooperation <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er<br />

Kooperationsvere<strong>in</strong>barung zwischen Kreisen und se<strong>in</strong>en <strong>Kommune</strong>n. Diese Vere<strong>in</strong>barungen<br />

legen Aufgaben und Kompetenzen e<strong>in</strong>deutig fest, <strong>Integration</strong> kann so auf kommunaler Ebene<br />

verankert werden. Insbesondere für <strong>Kommune</strong>n mit ger<strong>in</strong>gen f<strong>in</strong>anziellen Ressourcen kann es<br />

e<strong>in</strong>e Erleichterung se<strong>in</strong>, dass Kreise auf höherer Verwaltungsebene das Thema <strong>Integration</strong><br />

steuern. So können bestehende Mittel gebündelt und neue Ressourcen freigesetzt werden (vgl.<br />

Kreis Höxter).<br />

Interkommunale Zusammenarbeit zwischen Städten und Geme<strong>in</strong>den<br />

Neben der <strong>in</strong>terkommunalen Zusammenarbeit zwischen Kreisen und <strong>Kommune</strong>n trägt ebenfalls<br />

die Kooperation zwischen e<strong>in</strong>zelnen Städten und Geme<strong>in</strong>den dazu bei, Ressourcen e<strong>in</strong>zusparen.<br />

Häufig s<strong>in</strong>d Fragestellungen und Herausforderungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kreisgebiet ähnlicher Natur,<br />

deshalb vermag die <strong>in</strong>terkommunale Kommunikation und die damit verbundenen Lerneffekte<br />

e<strong>in</strong>en wesentlichen Beitrag zu e<strong>in</strong>er erfolgreichen <strong>Integration</strong>sarbeit zu leisten. Kreise können<br />

die Zusammenarbeit ihrer Städte und Geme<strong>in</strong>den fördern, <strong>in</strong>dem sie Tauschprojekte zwischen<br />

e<strong>in</strong>zelnen <strong>Kommune</strong>n <strong>in</strong>itiieren (vgl. Kreis Paderborn). Durch den Austausch erfolgreich durchgeführter<br />

Praxisbeispiele zirkuliert das vorhandene Wissen, so dass die <strong>in</strong>terkommunale<br />

Zusammenarbeit gestärkt wird und sich neue Potentiale entfalten können.<br />

E<strong>in</strong> kreisweites <strong>Integration</strong>snetzwerk schaffen und managen<br />

E<strong>in</strong>e weitere Form der <strong>in</strong>terkommunalen Zusammenarbeit ist die Kooperation <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kreisweiten<br />

<strong>Integration</strong>snetzwerk (vgl. Kreis Herford und Kreis M<strong>in</strong>den-Lübbecke). Diese Form stärkt<br />

sowohl die Zusammenarbeit zwischen Kreis und <strong>Kommune</strong>n als auch zwischen den e<strong>in</strong>zelnen<br />

kreisangehörigen Städten und Geme<strong>in</strong>den. Außerdem werden weitere <strong>Integration</strong>sakteure wie<br />

freie Träger, Migrantenselbstorganisationen (MSO) und aktive Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger <strong>in</strong> die<br />

Gestaltung von <strong>Integration</strong> e<strong>in</strong>bezogen. E<strong>in</strong> Vorteil dieser Form der Zusammenarbeit besteht<br />

dar<strong>in</strong>, dass die <strong>Kommune</strong>n sich bedarfsgerecht beteiligen können. Aktiven <strong>Kommune</strong>n im Bereich<br />

der <strong>Integration</strong> wird die Möglichkeit e<strong>in</strong>geräumt, sich an der strategischen Steuerung zu<br />

beteiligen, während <strong>Kommune</strong>n, die das Thema weniger fokussieren, zum Beispiel auf der<br />

Ebene von Arbeitskreisen e<strong>in</strong>gebunden werden können. Die kont<strong>in</strong>uierliche E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung und der<br />

Informationsfluss rücken <strong>Integration</strong> bei allen <strong>Kommune</strong>n immer wieder <strong>in</strong> den Vordergrund.<br />

Netzwerkstrukturen helfen, Kreisen auch Vertrauen bei den Akteuren vor Ort zu schaffen, um<br />

den E<strong>in</strong>druck zu vermeiden, der Kreis stelle e<strong>in</strong>e Konkurrenz im Bereich <strong>Integration</strong> dar. Dabei<br />

ist es wichtig, die Rolle als Partner <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Netzwerk ernst zu nehmen. Durch die vielen unterschiedlichen<br />

Akteure <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>Integration</strong>snetzwerk stellt sich die Herausforderung, die<br />

Interessen und Erwartungen sämtlicher Akteure zu vere<strong>in</strong>en. Insbesondere zwischen hauptamtlichen<br />

und ehrenamtlichen Mitarbeitern gibt es vielfach Vermittlungsbedarf.<br />

Partizipationsstrukturen aufbauen und Migranten stärker <strong>in</strong> den Dialog e<strong>in</strong>beziehen<br />

Netzwerkstrukturen und Partizipationsförderung s<strong>in</strong>d eng mite<strong>in</strong>ander verknüpft. Häufig werden<br />

Netzwerkstrukturen genutzt, um <strong>Integration</strong>sakteure sowie Migrant<strong>in</strong>nen und Migranten mit <strong>in</strong><br />

die <strong>Integration</strong>sarbeit der Kreise e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den. E<strong>in</strong> wichtiges Kriterium dabei ist die Art der E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung.<br />

Entweder können Migrant<strong>in</strong>nen und Migranten, aber auch andere <strong>Integration</strong>sakteure,


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 68<br />

wirklich mit entscheiden und <strong>Integration</strong> mitgestalten oder sie s<strong>in</strong>d vorrangig beratend tätig. Institutionalisierte<br />

Beteiligungsstrukturen, die auch e<strong>in</strong>e Beteiligung an der strategischen<br />

<strong>Integration</strong>sarbeit e<strong>in</strong>schließen, helfen, sowohl die Transparenz der <strong>Integration</strong>sarbeit zu gewährleisten<br />

als auch die Bedeutung des Themas <strong>Integration</strong> im Allgeme<strong>in</strong>en zu unterstreichen.<br />

Um Partizipationsstrukturen aufzubauen und Migranten stärker <strong>in</strong> den Dialog e<strong>in</strong>zubeziehen,<br />

reichen allerd<strong>in</strong>gs Strukturen alle<strong>in</strong> nicht aus. Gerade <strong>in</strong> ländlich strukturierten Gebieten wie<br />

<strong>OWL</strong> besteht die Herausforderung vielmehr dar<strong>in</strong>, das Interesse der Partizipation zunächst aufzubauen.<br />

Die MSO <strong>in</strong> <strong>OWL</strong> s<strong>in</strong>d im Vergleich zu großstädtischen Strukturen nicht so zahlreich<br />

vertreten und häufig weniger organisiert. Für die Kreise <strong>in</strong> <strong>OWL</strong> stellen sich aus diesem Grund<br />

ganz andere Fragen als zum Beispiel <strong>in</strong> Bielefeld.<br />

H<strong>in</strong>zu kommt, dass viele Migrant<strong>in</strong>nen und Migranten nicht <strong>in</strong> MSO organisiert s<strong>in</strong>d. Konzentriert<br />

sich e<strong>in</strong> Kreis mit se<strong>in</strong>en Angeboten alle<strong>in</strong> auf die MSO, so werden nur bestimmte<br />

Migrantengruppen angesprochen und vorhandene Potentiale nicht genutzt. Für Kreise ist es<br />

somit wichtig, die MSO vor Ort zu bestärken, zu fördern und auch zu qualifizieren sowie darüber<br />

h<strong>in</strong>aus <strong>in</strong>dividuelle Partizipationsmöglichkeiten und Angebote zu schaffen.<br />

Strukturen schaffen – durch die Förderung von „Start Ups“<br />

E<strong>in</strong>e gezielte f<strong>in</strong>anzielle und ideelle Förderung von „Start Ups“ erleichtert jungen MSO die Startbed<strong>in</strong>gungen.<br />

E<strong>in</strong>erseits unterstützt man als Kreis vorhandene Potentiale, andererseits werden<br />

durch die gezielte Förderung verb<strong>in</strong>dliche Strukturen geschaffen, auf die man bei der weiteren<br />

Zusammenarbeit zurückgreifen kann (vgl. Kreis Höxter).<br />

Individuelle Angebote erhöhen die Beteiligung<br />

Durch <strong>in</strong>dividuelle Angebote mit e<strong>in</strong>em niederschwelligen Ansatz können auch Migranten außerhalb<br />

von MSO erreicht und so <strong>in</strong> den Dialog e<strong>in</strong>bezogen werden. Mentor<strong>in</strong>g-Programme<br />

können zum Beispiel helfen, Personen für das <strong>Integration</strong>sengagement zu motivieren, die Interesse<br />

an dem Bereich haben, aber nicht organisiert s<strong>in</strong>d (vgl. Kreis Lippe).<br />

Nachhaltigkeit von Projekten mit denken<br />

<strong>Integration</strong>saufgaben werden <strong>in</strong>sbesondere auf der kommunalen Ebene <strong>in</strong> der Regel häufig<br />

durch Projektmittel wie der KOMM-IN–Förderung NRW f<strong>in</strong>anziert. Nach Ablauf der Projektlaufzeit<br />

von e<strong>in</strong>em Jahr stellt sich dann oft die Frage, wie neue Ansätze, Ideen oder Maßnahmen<br />

weiter geführt werden können. Aus diesem Grund spielt der Gedanke der Nachhaltigkeit von<br />

Projekten e<strong>in</strong>e besondere Rolle.<br />

E<strong>in</strong>e Ausrichtung auf niederschwellige Angebote kann helfen, Projekte auch nach Ende der Projektlaufzeit<br />

weiterzuführen. Ebenso kann e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung von starken Kooperationspartnern bei<br />

e<strong>in</strong>er Weiterführung von Projekten hilfreich se<strong>in</strong>. Insbesondere bei ger<strong>in</strong>gen personellen und<br />

f<strong>in</strong>anziellen Ressourcen helfen Kooperationspartner, <strong>Integration</strong>sprojekte auch auf Kreisebene<br />

vor Ort umzusetzen (vgl. Kreis Lippe). E<strong>in</strong>e weitere Möglichkeit der nachhaltigen Gestaltung von<br />

Projekten besteht dar<strong>in</strong>, sie mit bestehenden Programmen oder Prozessen zu verknüpfen. So<br />

kann man neue Impulse <strong>in</strong> bestehende Strukturen geben und Doppelstrukturen vermeiden.


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 69<br />

Interkulturelle Ausrichtung der Verwaltung – <strong>in</strong>dividuell gestalten<br />

E<strong>in</strong>e direkte E<strong>in</strong>flussmöglichkeit kommunaler Akteure ist die <strong>in</strong>terkulturelle Ausrichtung der eigenen<br />

Verwaltung sowohl nach <strong>in</strong>nen als auch nach außen. Hier können Kreise e<strong>in</strong>e<br />

Vorbildfunktion e<strong>in</strong>nehmen, <strong>in</strong>dem sie die Ausgestaltung der <strong>in</strong>terkulturellen Ausrichtung „vorleben“<br />

(vgl. Kreis M<strong>in</strong>den-Lübbecke). Für die Umsetzung ist es entscheidend, das Thema als<br />

Querschnittaufgabe zu verankern. Ebenso sollte die Führungsebene an der Gestaltung der<br />

<strong>in</strong>terkulturellen Ausrichtung beteiligt se<strong>in</strong>, um die Umsetzung <strong>in</strong> der gesamten Verwaltung zu<br />

gewährleisten.<br />

Die <strong>in</strong>terkulturelle Ausrichtung nach <strong>in</strong>nen be<strong>in</strong>haltet, dass Kultursensibilität überall mitgedacht<br />

wird. In der Praxis hat sich gezeigt, <strong>in</strong>terkulturelle Schulungen und Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs als Qualifizierung<br />

reichen vielfach nicht aus. Im Alltag s<strong>in</strong>d die <strong>in</strong>terkulturellen Herausforderungen sehr <strong>in</strong>dividuell<br />

und variieren von Ressort zu Ressort. Durch <strong>in</strong>dividuelle und bedarfsgerechte Fortbildungen,<br />

die auf die Bedürfnisse aus der Praxis reagieren, können <strong>Kommune</strong>n auf diese Herausforderung<br />

e<strong>in</strong>gehen. So kann <strong>in</strong>terkulturelles Personalmanagement <strong>in</strong>dividuell gestaltet werden (vgl.<br />

Bielefeld).


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 70<br />

Vielfalt vor Ort –<br />

Handlungsempfehlungen für e<strong>in</strong>e erfolgreiche <strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>Kommune</strong>n<br />

Vielfalt <strong>in</strong> <strong>Kommune</strong>n hat viele Gesichter. Perspektivlose Schulabbrecher, erfolgreiche Rechtsanwält<strong>in</strong>nen,<br />

mafiöse Netzwerke sowie sorglos mite<strong>in</strong>ander spielende K<strong>in</strong>der im K<strong>in</strong>dergarten.<br />

In diesem Zusammenhang ist auf die Untersuchungen von Robert D. Putnam h<strong>in</strong>zuweisen, der<br />

zwischen kurzfristigen und langfristigen Auswirkungen von Zuwanderung unterscheidet. Zwar<br />

stellt er kurzfristig Entsolidarisierungstendenzen <strong>in</strong> Regionen mit hoher Zuwanderung fest;<br />

langfristig jedoch geht er von wirtschaftlichen und kulturellen Vorteilen aus: »In the long run<br />

immigration and diversity are likely to have important cultural, economic, fiscal, and<br />

developmental benefits. In the short run, however, immigration and ethnic diversity tend to<br />

reduce social solidarity and social capital« (Robert D. Putnam: »E Pluribus Unum. Diversity and<br />

Community <strong>in</strong> the Twentyfirst Century«. Scand<strong>in</strong>avian Political Studies (30) 2, 2007: 137–174. 137)<br />

– falls die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen entsprechend günstig gestaltet werden. Und dies ist die zentrale<br />

Herausforderung für <strong>Kommune</strong>n.<br />

Es geht also darum, die heterogene Zusammensetzung der Gesellschaft zum Vorteil zu entfalten:<br />

e<strong>in</strong>e Wir-Gesellschaft vor Ort zu schaffen und allen möglichst gleiche Teilhabechancen an<br />

Bildung und Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Und es geht um wirtschaftliche und kulturelle Potenziale<br />

für die <strong>Kommune</strong>, beispielsweise um dem künftigen Fachkräftemangel<br />

entgegenzutreten. All diese Aspekte s<strong>in</strong>d für die Zukunftsfähigkeit e<strong>in</strong>er Stadt, e<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>de,<br />

e<strong>in</strong>es Kreises von zentraler Bedeutung.<br />

Der Ansatz »Diversität gestalten« erfordert e<strong>in</strong>en Perspektivwechsel <strong>in</strong> der <strong>Integration</strong>spolitik:<br />

<strong>Integration</strong> ist ke<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>derheitenfrage mehr. <strong>Integration</strong> betrifft die gesamte Gesellschaft<br />

und zielt auf ihren Zusammenhalt.<br />

Die e<strong>in</strong>seitige Defizitwahrnehmung von <strong>Integration</strong> ist passé. »Vielfalt ist unsere Stärke«<br />

ist das Motto für die Entfaltung aller Potenziale.<br />

Die Angst vor Zuwanderung als Belastung ist e<strong>in</strong> schlechter Ratgeber. Migration ist vielmehr<br />

als e<strong>in</strong>e Ressource für die Zukunft Deutschlands zu sehen, die es aktiv zu nutzen gilt.<br />

Diversität zu gestalten, bedeutet zunächst, die zunehmende Heterogenität der Gesellschaft<br />

anzuerkennen und e<strong>in</strong>e Gesellschaft <strong>in</strong> ihrer Vielfalt weiterzuentwickeln.<br />

Die zukünftige Gesellschaft ist nicht nur durch diese Vielfalt geprägt, sondern auch durch den<br />

demographischen Wandel: E<strong>in</strong>e älter werdende und schrumpfende Bevölkerung bedeutet,<br />

dass die Gesellschaft auf Zuwanderung angewiesen ist und dass alle, die hier leben, bestmögliche<br />

Bildung, Förderung und Qualifizierung erfahren und die Möglichkeit gleicher Teilhabe<br />

erhalten.<br />

Die folgenden Handlungsempfehlungen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e aktuelle Weiterentwicklung der Handlungsempfehlungen,<br />

die aus dem Wettbewerb »Erfolgreiche <strong>Integration</strong> ist ke<strong>in</strong> Zufall. Strategien<br />

kommunaler <strong>Integration</strong>spolitik« vom BMI und der Bertelsmann Stiftung abgeleitet wurden. Die<br />

Erfahrungen vieler <strong>Kommune</strong>n s<strong>in</strong>d hier<strong>in</strong> e<strong>in</strong>geflossen. Konkrete Praxisbeispiele zu diesen<br />

Handlungsempfehlungen haben wir Ihnen ebenfalls zur Verfügung gestellt.<br />

Die Reihenfolge der Handlungsempfehlungen ergibt sich aus dem Ansatz des strategischen<br />

Managements: Zunächst werden Empfehlungen zum <strong>Integration</strong>smanagement und anschließend<br />

zu e<strong>in</strong>igen <strong>in</strong>haltlichen Themen aufgeführt.


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 71<br />

1. Querschnittmanagement aufbauen und Zusammenarbeit ausbauen!<br />

Nicht nur beim Thema <strong>Integration</strong> zeigt sich, dass die herkömmliche Säulenstruktur der Verwaltung<br />

nicht mehr ausreichend trägt. Auch der demographische Wandel, die Themen<br />

Familienfreundlichkeit oder K<strong>in</strong>derfreundlichkeit lassen sich nur ressortübergreifend als Querschnittaufgabe<br />

angehen. Das stellt e<strong>in</strong>e <strong>Kommune</strong> vor die zusätzliche Aufgabe, diese<br />

Themen strategisch zu planen und die Zusammenarbeit der verschiedenen Verwaltungsressorts<br />

und anderer Akteure aus Politik, Verbänden, Wirtschaft und Zuwanderer-Communitys<br />

s<strong>in</strong>nvoll aufe<strong>in</strong>ander abzustimmen. So ist beispielsweise die Wirtschaftsförderung m<strong>in</strong>destens<br />

so wichtig für die <strong>Integration</strong>spolitik wie der Sozialbereich oder die Jugendhilfe. Die<br />

verschiedenen Fäden sollten zusammenlaufen, z.B. bei e<strong>in</strong>er zuständigen Stelle beim Verwaltungsvorstand.<br />

Transparenz ist wichtig und die geme<strong>in</strong>same Erarbeitung von Zielen und<br />

Handlungsansätzen. Die geme<strong>in</strong>sam von Verwaltung, Politik und Zuwanderern getragene<br />

Erarbeitung oder Weiterentwicklung e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tegrationspolitischen Strategie, wie sie <strong>in</strong> vielen<br />

<strong>Kommune</strong>n <strong>in</strong>zwischen existiert, ist daher nach wie vor sehr zu empfehlen.<br />

2. Politischen Rückhalt sichern und <strong>Integration</strong> als Chefsache behandeln!<br />

Erfolg ist nur möglich, wenn der Rückhalt durch die Verwaltungsspitze und durch den Stadtrat,<br />

Geme<strong>in</strong>derat oder Kreistag gegeben ist. Das Schlagwort »Chefsache« gilt für die <strong>Integration</strong>spolitik<br />

mehr denn je – <strong>Integration</strong> ist e<strong>in</strong>e Zukunftsaufgabe, die kont<strong>in</strong>uierliche Rückendeckung im<br />

Verwaltungsvorstand braucht. Das bedeutet, dass der Verwaltungschef oder e<strong>in</strong> anderes Mitglied<br />

im Verwaltungsvorstand h<strong>in</strong>ter der <strong>Integration</strong>sstrategie und den hieraus abgeleiteten Maßnahmen<br />

steht. Dies umfasst aber auch symbolische Aktivitäten des Verwaltungschefs, sei<br />

es e<strong>in</strong>e Begrüßungsaktion der Neuzuwanderer, die feierliche E<strong>in</strong>bürgerung von Migranten oder<br />

die Ehrung von bürgerschaftlichem Engagement <strong>in</strong> diesem Bereich (Willkommenskultur, Anerkennungskultur<br />

...). Was den Rat oder Kreistag betrifft, so s<strong>in</strong>d parteiübergreifende, am besten<br />

sogar e<strong>in</strong>stimmige Beschlüsse wünschenswert, damit e<strong>in</strong>e Nachhaltigkeit der <strong>Integration</strong>spolitik<br />

über e<strong>in</strong>e Legislaturperiode h<strong>in</strong>aus gewährleistet werden kann.<br />

3. Zuwanderer beteiligen und Bürgerengagement stärken!<br />

Unter dem Motto »Nicht für, sondern mit Zuwanderern gestalten« gilt politische Partizipation<br />

seit e<strong>in</strong>igen Jahren als e<strong>in</strong> zentraler Ansatz für e<strong>in</strong>e erfolgreiche <strong>Integration</strong>spolitik. Doch<br />

das ist leichter gesagt als getan. Schließlich s<strong>in</strong>d Zuwanderer <strong>in</strong> Stadt- und Geme<strong>in</strong>deräten sowie<br />

Kreistagen nach wie vor deutlich unterrepräsentiert. Migranten ohne deutschen Pass s<strong>in</strong>d<br />

vom Wahlrecht sogar ausgeschlossen. Die Interessenvertretungen von Migranten, seien es<br />

Ausländerbeiräte, <strong>Integration</strong>s- oder Migrationsräte, verfügen häufig noch nicht über e<strong>in</strong>e entsprechende<br />

Stärke oder Kompetenzen. Auf der Ebene der Stadtviertel treffen Angebote zur<br />

Bürgerbeteiligung gerade <strong>in</strong> Stadtvierteln mit hohem Migrantenanteil und niedriger Wahlbeteiligung<br />

auf sehr unterschiedliches und teilweise ger<strong>in</strong>ges Interesse – auch Beteiligung will<br />

schließlich geübt und gelernt se<strong>in</strong>. Doch ohne die Beteiligung der Zuwanderer gel<strong>in</strong>gen weder<br />

<strong>Integration</strong> noch die Akzeptanz für <strong>in</strong>tegrationspolitische Maßnahmen. Daher ist es unabd<strong>in</strong>gbar,<br />

Vertreter der Migrantenbevölkerung <strong>in</strong> alle Diskussions- und Planungsprozesse e<strong>in</strong>zubeziehen<br />

– sei es durch runde Tische, durch Anhörungen, durch Arbeitsgruppen, Netzwerke,<br />

Planungstreffen ... Als Pr<strong>in</strong>zip gilt hier: Gehen wir dah<strong>in</strong>, wo die Leute s<strong>in</strong>d. Die größte Herausforderung<br />

ist, diejenigen zu erreichen und e<strong>in</strong>zubeziehen, die nicht beteiligungsgeübt<br />

s<strong>in</strong>d. Auf der anderen Seite empfiehlt sich auch e<strong>in</strong>e Erwartungssteuerung, um deutlich zu


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 72<br />

machen, dass Ideen und Anregungen erwünscht s<strong>in</strong>d, aber die politische Entscheidung hierüber<br />

die gewählten Kommunalpolitiker <strong>in</strong> Ausschüssen und dem Rat treffen. Auch die zeitliche<br />

Dauer von Prozessen gilt es zu vermitteln, um Enttäuschungen vorzubeugen.<br />

4. <strong>Integration</strong> im Stadtteil managen: Auf Vernetzung und Beteiligung setzen, Wohnumfeld<br />

verbessern und Migrantenökonomie stärken!<br />

Das Zusammenleben gestaltet sich von Stadtteil zu Stadtteil, aber auch von Geme<strong>in</strong>de zu Geme<strong>in</strong>de<br />

<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Stadt, e<strong>in</strong>es Kreises zunehmend unterschiedlich. Beträgt der Anteil an<br />

Migranten <strong>in</strong> Grundschulen <strong>in</strong> dem benachteiligten Stadtteil oft 80 Prozent, so liegt er nach wie<br />

vor <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong> oder anderen wohlhabenden Stadtteil nicht selten bei fünf Prozent. Ähnlich verhält<br />

es sich mit anderen Daten, ob Arbeitslosenquote, SGB-II-Quote oder Wahlbeteiligung.<br />

Analog zu e<strong>in</strong>er <strong>Integration</strong>sstrategie der gesamten <strong>Kommune</strong> ist auch für Stadtteile mit hohem<br />

Zuwanderanteil e<strong>in</strong>e <strong>Integration</strong>s-strategie erforderlich, die von verschiedenen Akteuren getragen<br />

wird und <strong>in</strong> das Konzept der gesamten <strong>Kommune</strong> e<strong>in</strong>gebettet ist. Quartiersmanagement<br />

und die Vernetzung der Akteure aus Verwaltung, Verbänden, E<strong>in</strong>richtungen, Migrantenorganisationen<br />

s<strong>in</strong>d entscheidende Erfolgsfaktoren. Benachteiligte Stadtteile benötigen mehr<br />

Ressourcen als andere – beispielsweise um ihre Schulen attraktiver zu gestalten. Auch die<br />

Wohnumfeldverbesserung ist e<strong>in</strong>e Herausforderung. Es empfiehlt sich, mit Wohngesellschaften<br />

zusammenzuarbeiten und auch Zielvere<strong>in</strong>barungen und Verträge zur Wohnumfeldverbesserung<br />

abzuschließen. Immer mehr <strong>Kommune</strong>n setzen auch auf die E<strong>in</strong>beziehung der ethnischen<br />

Ökonomie, um die im Stadtviertel vorhandenen Potenziale besser für e<strong>in</strong>e Stabilisierung und<br />

Aufwertung des Stadtviertels nutzen zu können.<br />

5. Monitor<strong>in</strong>g und Evaluation aufbauen!<br />

Als Grundlage für e<strong>in</strong>e <strong>Integration</strong>sstrategie und die Entwicklung von <strong>Integration</strong>smaßnahmen<br />

ist es erforderlich, den Handlungsbedarf anhand von Daten zu identifizieren. Daher ist der Aufbau<br />

e<strong>in</strong>es Monitor<strong>in</strong>gs im Bereich der <strong>Integration</strong> notwendig: Im Mittelpunkt steht also zunächst<br />

die Beobachtung von Indikatoren zur <strong>Integration</strong> – beispielsweise von Daten der<br />

Zuwandererbevölkerung im Vergleich zur Gesamtbevölkerung. Hierbei geht es sowohl um Zeitreihen,<br />

die die Entwicklungen über mehrere Jahre h<strong>in</strong>weg aufzeigen, als auch den Vergleich mit<br />

anderen <strong>Kommune</strong>n. Dagegen bezieht sich die Evaluation auf die Bewertung von Wirkungen<br />

der unterschiedlichen Handlungsansätze. Diese Wirkungen lassen sich natürlich selten e<strong>in</strong>deutig<br />

auf eigene Handlungsansätze oder Maßnahmen zurückführen, sondern haben meistens<br />

mehrere Ursachen, die ihren Beitrag an e<strong>in</strong>er Entwicklung haben. Die Frage ist also: Geht die<br />

Entwicklung <strong>in</strong> die richtige Richtung? Oder gilt es umzusteuern? Beides, Monitor<strong>in</strong>g und Evaluation,<br />

ist für e<strong>in</strong>e strategisch angelegte systematische <strong>Integration</strong>spolitik unabd<strong>in</strong>gbar. Bei beiden<br />

Ansätzen empfiehlt sich jedoch der Grundsatz »Weniger ist mehr«. Monitor<strong>in</strong>g und Evaluation<br />

s<strong>in</strong>d letztlich Mittel zum Zweck – und dieser ist schließlich die Verbesserung der <strong>Integration</strong> von<br />

Zuwanderern, der durch die richtigen Handlungskonzepte und ihre Umsetzung erreicht werden<br />

soll. Fachliche Unterstützung ist bei diesem Punkt ratsam. E<strong>in</strong> E<strong>in</strong>stieg ist auch über die Daten<br />

www.wegweiser-kommune.de möglich, die für alle <strong>Kommune</strong>n über 5.000 E<strong>in</strong>wohner nutzbar<br />

s<strong>in</strong>d.


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 73<br />

6. Bildung verbessern und geme<strong>in</strong>sam gestalten!<br />

Heterogenität ist der gesellschaftliche Normalfall <strong>in</strong> Deutschland mit se<strong>in</strong>er ethnisch, kulturell<br />

und sozial sehr vielfältigen Bevölkerung. Doch Bildungserfolg ist <strong>in</strong> Deutschland immer noch<br />

stark von der Herkunft abhängig; K<strong>in</strong>der aus Zuwandererfamilien haben signifikant schlechtere<br />

Chancen im Bildungssystem. Wir empfehlen, staatlich-kommunale Verantwortungsgeme<strong>in</strong>schaften<br />

<strong>in</strong> den Regionen aufzubauen, die die systematische Zusammenarbeit aller Entscheider<br />

mit Blick auf die Bedürfnislagen der K<strong>in</strong>der und Jugendlichen und ihrer Familien planen und<br />

gestalten. Bildung umfasst die gesamte Bildungsbiographie von frühk<strong>in</strong>dlicher Förderung (unter<br />

drei Jahren) über die Schule bis zur Ausbildung und Weiterbildung. Im Mittelpunkt sollte der<br />

Ansatz stehen, alle K<strong>in</strong>der und Jugendlichen <strong>in</strong>dividuell zu fördern. Die <strong>Kommune</strong> kennt den<br />

Handlungsbedarf am besten und kann diesen <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit den Schulen, dem Land,<br />

dem Gesundheits- und Jugendressort und anderen Akteuren angehen. Die nötigen Handlungsansätze<br />

gleichen e<strong>in</strong>em Mosaik: Sie umfassen die Ausbildung der Lehrkräfte und die<br />

berufsbegleitende Qualifizierung sowie die gezielte E<strong>in</strong>beziehung und Zusammenarbeit mit den<br />

Eltern – auch mit Hilfe von »Brückenbauern«. Ebenso gehören dazu der schrittweise Ausbau<br />

qualitativ hochwertiger Ganztagsschulen, e<strong>in</strong>e faire Ressourcenverteilung der f<strong>in</strong>anziellen Mittel<br />

gemäß der unterschiedlichen Bedarfslage von Schulen und Stadtvierteln und nicht zuletzt die<br />

Kooperation der Schulen mit Stadtvierteln und kulturellen wie sportlichen sowie sozialen E<strong>in</strong>richtungen<br />

und Verbänden.<br />

7. Interkulturellen Dialog aufbauen, wertschätzen und praktizieren!<br />

Zur Entwicklung e<strong>in</strong>er »Wir-Gesellschaft« gehören natürlich auch das Kennenlernen und die<br />

Ause<strong>in</strong>andersetzung zwischen den verschiedenen Kulturen und Religionen. Hierbei ist viel mehr<br />

geme<strong>in</strong>t als die beliebten geme<strong>in</strong>samen Feste und gegenseitigen E<strong>in</strong>ladungen zu Feiern. Vielmehr<br />

geht es um e<strong>in</strong>en stetigen Prozess der gegenseitigen <strong>in</strong>terkulturellen Verständigung und<br />

um e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>terreligiösen Dialog, aber auch das Kennenlernen verschiedener kultureller Besonderheiten.<br />

Die Schaffung von Begegnungsmöglichkeiten, die Zusammenarbeit verschiedener Organisationen<br />

und Verbände, aber auch die Wertschätzung unterschiedlicher Sprachen und<br />

Kulturen bereits <strong>in</strong> K<strong>in</strong>dergärten und Schulen spielen hier e<strong>in</strong>e nicht zu unterschätzende Rolle.<br />

Wenn <strong>Integration</strong> e<strong>in</strong> Geben und Nehmen ist, dann möchten auch die Zuwanderer nicht nur<br />

nehmen dürfen und müssen, sondern gleichfalls geben können – e<strong>in</strong> wichtiger Aspekt für<br />

e<strong>in</strong>en Prozess auf Augenhöhe.<br />

8. Potenziale zur Entfaltung br<strong>in</strong>gen!<br />

Fachkräftemangel ist nicht nur e<strong>in</strong> bundesweites Problem, das im voraussichtlichen Ausklang<br />

der Wirtschaftskrise wieder zutage tritt, sondern belastet auch die <strong>Kommune</strong>n. Nicht nur aus<br />

diesem Grund ist es für die Zukunftsfähigkeit jeder <strong>Kommune</strong> entscheidend, die Möglichkeiten<br />

aller E<strong>in</strong>wohner <strong>in</strong> den Blick zu nehmen und zu fördern. Auch für die Teilhabemöglichkeiten<br />

jedes E<strong>in</strong>zelnen und für se<strong>in</strong>e Identifikation mit der <strong>Kommune</strong> und der Gesellschaft ist es wichtig,<br />

dass man se<strong>in</strong>e eigenen Fähigkeiten und Qualifikationen auch nutzen kann. Für die<br />

<strong>Kommune</strong> gehört dazu e<strong>in</strong>e Analyse beispielsweise <strong>in</strong> Bezug auf die Anzahl der Unternehmer<br />

und Unternehmen mit Zuwanderungsgeschichte, die Anzahl der ausländischen Studierenden,<br />

die der Zuwanderer mit beruflichen Qualifikationen. Hier ist vor allem die Zusammenarbeit<br />

mit den Kammern und den Hochschulen gefragt. Es geht zudem darum, Potenziale von kle<strong>in</strong><br />

auf zur Entfaltung zu br<strong>in</strong>gen und hier bereits bei der frühk<strong>in</strong>dlichen Förderung anzusetzen –


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 74<br />

und schließlich auch bei K<strong>in</strong>dern bereits bestehende Potenziale wie Mehrsprachigkeit zu fördern<br />

und wertzuschätzen.<br />

9. Kern<strong>in</strong>stitutionen der Gesellschaft <strong>in</strong>terkulturell öffnen!<br />

Die Grundpr<strong>in</strong>zipien des Diversity-Management-Ansatzes <strong>in</strong> modernen Unternehmen lassen<br />

sich auf die Verwaltung und andere gesellschaftliche Kern<strong>in</strong>stitutionen übertragen. Durch e<strong>in</strong>e<br />

heterogene Zusammensetzung der Mitarbeiterschaft lassen sich die verschiedenen Zielgruppen<br />

besser erreichen, Kreativität und <strong>in</strong>novative Ansätze werden durch Vielfalt <strong>in</strong> Teams eher gefördert<br />

und »Produkte« dadurch besser. Auch repräsentieren die Verwaltung sowie die politischen<br />

Parlamente die Gesellschaft dann, wenn sie mit e<strong>in</strong>em angemessenen Anteil an Menschen mit<br />

Zuwanderungsgeschichte besetzt s<strong>in</strong>d. Die Realität ist davon noch weit entfernt: In kommunalen<br />

Verwaltungen liegt der Anteil von Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund oft unter zehn<br />

Prozent, <strong>in</strong> Räten, Kreistagen und Parlamenten teilweise noch niedriger. Auch <strong>in</strong> Stadtwerken,<br />

Wohlfahrtsverbänden, Schulen, Hochschulen stellt sich diese Herausforderung, wie e<strong>in</strong>e vielfältigere<br />

und repräsentativere Mitarbeiterschaft erreicht werden kann. E<strong>in</strong>e verlässliche<br />

Datenanalyse und die gezielte Werbung für die jeweiligen Ausbildungsplätze bei Jugendlichen<br />

mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund s<strong>in</strong>d hier der gangbare Ansatz. Auch unterhalb von (umstrittenen)<br />

Quotenregelungen lässt sich darüber h<strong>in</strong>aus mit selbst gesteckten Zielzahlen arbeiten. Interkulturelle<br />

Öffnung bedeutet zudem natürlich die <strong>in</strong>terkulturelle Qualifizierung der gesamten<br />

Mitarbeiterschaft – <strong>in</strong>terkulturelle Fortbildungsangebote gehören heute zum Standard e<strong>in</strong>er modernen<br />

Verwaltung. Dies sollte ebenso für andere Institutionen und für Parlamente und Parteien<br />

gelten.<br />

10. Flüchtl<strong>in</strong>ge auf kommunaler Ebene unterstützen!<br />

Im Zuge der verlängerten Bleiberechtsregelung und unabhängig von künftigen Regelungen bei<br />

Flüchtl<strong>in</strong>gen mit unterschiedlichem Status stellt sich für jede <strong>Kommune</strong> die Frage, wie für die<br />

Dauer des Aufenthaltes <strong>in</strong> Deutschland möglichst viel für die <strong>Integration</strong> auch von Flüchtl<strong>in</strong>gen<br />

getan werden kann. Für die Asylbewerber geht es beispielsweise darum, bei der Arbeitssuche<br />

Hilfestellungen zu bekommen. Bei vielen irregulären Flüchtl<strong>in</strong>gen steht vor allem die Angst im<br />

Mittelpunkt, dass sie bei e<strong>in</strong>em Arzt- oder K<strong>in</strong>dergartenbesuch ihrer K<strong>in</strong>der ihre rechtliche Identität<br />

preisgeben müssen. Hier bietet sich die E<strong>in</strong>beziehung unterschiedlicher Akteure an: so<br />

beispielsweise der Schulen und K<strong>in</strong>dergärten, der K<strong>in</strong>derärzte und Ärzte, der potenziellen Ausbildungs-<br />

und Arbeitgeber und der Wohnungsgesellschaften. Der Aufbau e<strong>in</strong>es<br />

Fallmanagements, verbunden mit e<strong>in</strong>em respektvollen Umgang auf Augenhöhe (siehe Beispiel),<br />

ist hier e<strong>in</strong> s<strong>in</strong>nvoller Ansatz, der präventiv auf <strong>Integration</strong> setzt, anstatt spätere Probleme wie<br />

gesundheitliche Bee<strong>in</strong>trächtigungen, Arbeitslosigkeit, Transferleistungen <strong>in</strong> Kauf zu nehmen.


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 75<br />

Daten und Fakten<br />

Ausländeranteil an der Bevölkerung <strong>OWL</strong><br />

auf Kreisebene und NRW<br />

14%<br />

-0,5% p.a.*<br />

Ausländeranteil an der Bevölkerung<br />

12%<br />

-0,4% p.a.<br />

10%<br />

-0,4% p.a.<br />

8%<br />

-1,2% p.a.<br />

-0,9% p.a.<br />

-1,1% p.a.<br />

6%<br />

-1,0% p.a.<br />

-0,7% p.a.<br />

4%<br />

2%<br />

0%<br />

2005 2009<br />

* durchschnittliches Wachstum per annum zw. 2005 und 2009<br />

Ostwestfalen-Lippe hat e<strong>in</strong>en im Landesvergleich unterdurchschnittlichen Anteil an Ausländern,<br />

aber e<strong>in</strong>en überdurchschnittlichen Anteil an Aussiedlern. Gesamt gesehen liegt daher der Anteil<br />

an Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund etwa im Landesdurchschnitt. Wie auch <strong>in</strong> anderen Regionen<br />

NRWs und Deutschlands ist der Anteil der Bevölkerung ohne deutschen Pass<br />

(Ausländer) <strong>in</strong> den letzten Jahren rückläufig (Vergleich zwischen 2005 und 2009).


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 76<br />

Ausländeranteil – Generationenunterschiede<br />

16%<br />

Ausländeranteil unter 15-jährige<br />

-4,2% p.a.*<br />

12%<br />

-4,2% p.a.<br />

8%<br />

-4,1% p.a.<br />

-5,6% p.a.<br />

-4,5% p.a.<br />

-4,2% p.a.<br />

4%<br />

-7,2% p.a.<br />

-8,4% p.a.<br />

0%<br />

2005 2009<br />

* durchschnittliches Wachstum per annum zw. 2005 und 2009<br />

Bei den K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen (unter 15 Jahren) ist dieser Trend noch deutlicher zu<br />

verzeichnen. Wiederum <strong>in</strong> allen Kreisen und <strong>in</strong> der kreisfreien Stadt Gütersloh.


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 77<br />

20%<br />

Ausländeranteil 15- bis 24-jährige<br />

16%<br />

-1,6% p.a.*<br />

-1,6% p.a.<br />

12%<br />

-0,1% p.a.<br />

-1,7% p.a.<br />

-1,6% p.a.<br />

-2,0% p.a.<br />

8%<br />

-2,5% p.a.<br />

0,6% p.a.<br />

4%<br />

0%<br />

2005 2009<br />

* durchschnittliches Wachstum per annum zw. 2005 und 2009<br />

Doch auch bei der jüngeren Generation zwischen Ausbildung und Berufse<strong>in</strong>stieg ist der<br />

Ausländeranteil, also der Anteil der Personen ohne deutschen Pass, rückläufig.


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 78<br />

16%<br />

0,3% p.a.*<br />

Ausländeranteil 25- bis 64-jährige<br />

12%<br />

0,1% p.a.<br />

0,3% p.a.<br />

-0,3% p.a.<br />

8%<br />

-0,7% p.a.<br />

-0,2% p.a.<br />

-0,2% p.a.<br />

-0,4% p.a.<br />

4%<br />

0%<br />

2005 2009<br />

* durchschnittliches Wachstum per annum zw. 2005 und 2009<br />

Bei der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter ist der Ausländeranteil fast gleichbleibend.


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 79<br />

6%<br />

4,1% p.a.*<br />

Ausländeranteil über 64-jährige<br />

3,8% p.a.<br />

5%<br />

4%<br />

4,6% p.a.<br />

2,5% p.a.<br />

3%<br />

6,0% p.a.<br />

3,3% p.a.<br />

2%<br />

4,2% p.a.<br />

4,2% p.a.<br />

1%<br />

0%<br />

2005 2009<br />

* durchschnittliches Wachstum per annum zw. 2005 und 2009<br />

Dagegen steigt der Ausländeranteil bei der Bevölkerung im Rentenalter.


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 80<br />

Aussiedleranteil<br />

14%<br />

Anteil Aussiedlerschüler an der Bevölkerung<br />

12%<br />

10%<br />

3,8% p.a.<br />

0,6% p.a.<br />

5,3% p.a.<br />

7,7% p.a.<br />

9,7% p.a.<br />

8%<br />

3,7% p.a.*<br />

10,4% p.a.<br />

6%<br />

4%<br />

6,8% p.a.<br />

2%<br />

0%<br />

2005 2009<br />

* durchschnittliches Wachstum per annum zw. 2005 und 2009<br />

Im Gegensatz zu dem s<strong>in</strong>kenden Anteil der Ausländer an der Bevölkerung <strong>in</strong> <strong>OWL</strong> steigt der<br />

Anteil der Aussiedler, zum<strong>in</strong>dest der Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler aus Aussiedlerfamilien, an der<br />

Gesamtbevölkerung. Diese Entwicklung ist <strong>in</strong> allen Kreisen <strong>OWL</strong>s und <strong>in</strong> der kreisfreien Stadt<br />

Bielefeld zu verzeichnen. Die Daten der Aussiedler <strong>in</strong>sgesamt werden von der amtlichen Statistik<br />

nur unzureichend erfasst (nur die Erst-Zuweisungen). Daher wird hier auf die Daten der<br />

Aussiedlerschüler zurück gegriffen, um e<strong>in</strong>e Tendenz zu erkennen.


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 81<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong> K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen<br />

(2005 bis 2009)<br />

50%<br />

1,0% p.a.*<br />

Anteil der K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

<strong>in</strong> K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen<br />

40%<br />

30%<br />

1,3% p.a.<br />

1,7% p.a.<br />

2,0% p.a.<br />

1,8% p.a.<br />

1,5% p.a.<br />

2,1% p.a.<br />

20%<br />

1,5% p.a.<br />

10%<br />

0%<br />

2005 2009<br />

* durchschnittliches Wachstum per annum zw. 2005 und 2009<br />

In der Stadt Bielefeld liegt der Anteil der K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong> Kitas bereits bei<br />

45%. Damit hat fast jedes zweite K<strong>in</strong>dergartenk<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>en Migrationsh<strong>in</strong>tergrund. Ähnliche Zahlen<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> allen anderen Großstädten <strong>in</strong> Deutschland zu verzeichnen. Aber auch <strong>in</strong> den Kreisen<br />

der Region <strong>OWL</strong> liegt der Anteil der K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund bei ca. 30%. Damit kommt<br />

fast jedes dritte K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>OWL</strong> aus e<strong>in</strong>er Zuwanderungsfamilie – ähnlich wie <strong>in</strong> allen anderen Regionen<br />

Westdeutschlands. E<strong>in</strong>e Ausnahme ist hier der Kreis Höxter


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 82<br />

NRW-Zuwanderungsstatistik – 2009 (Quelle: Mikrozensus)<br />

Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

NRW-Zuwanderungsstatistik - 2009 (Quelle: Mikrozensus)<br />

Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

Geme<strong>in</strong>de<br />

Bevölkerung<br />

<strong>in</strong>sgesamt<br />

Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

Anteil der Menschen<br />

mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund,<br />

Anteil (%)<br />

Bielefeld 323.000 104.000 32,2<br />

Gütersloh 354.000 87.000 24,6<br />

Herford 251.000 59.000 23,5<br />

Höxter 150.000 27.000 18<br />

Lippe 354.000 90.000 25,4<br />

M<strong>in</strong>den-Lübbecke 317.000 62.000 19,6<br />

Paderborn 298.000 85.000 28,52<br />

Nordrhe<strong>in</strong>-<br />

Westfalen 17.903.000 4.318.000 24,1


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 83<br />

400.000<br />

Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

<strong>in</strong> <strong>OWL</strong> und NRW 2009<br />

Anteil<br />

<strong>in</strong> %<br />

40%<br />

350.000<br />

300.000<br />

30%<br />

250.000<br />

200.000<br />

20%<br />

150.000<br />

100.000<br />

10%<br />

50.000<br />

0<br />

0%<br />

Bevölkerung <strong>in</strong>sgesamt Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund Datenreihen3<br />

Die Mikrozensus-Befragung von 1% der Gesamtbevölkerung Deutschlands gibt H<strong>in</strong>weise auf<br />

die Anzahl und den Anteil der Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong> den Kreisen und kreisfreien<br />

Städten. In NRW hat fast jeder vierte E<strong>in</strong>wohner (24,1 %) e<strong>in</strong>en Migrationsh<strong>in</strong>tergrund. Die<br />

blaue L<strong>in</strong>ie <strong>in</strong> der Grafik (Datenreihe 3) bildet den Anteil der Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

<strong>in</strong> den Kreisen <strong>OWL</strong>s und der kreisfreien Stadt Bielefeld ab. Dieser Anteil liegt zwischen<br />

32% (Bielefeld) und 18% (Kreis Höxter). In <strong>OWL</strong> <strong>in</strong>sgesamt liegt damit der Anteil von Menschen<br />

mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund an der Gesamtbevölkerung mit 24,56% etwa im NRW-Landesschnitt.<br />

Die absoluten Zahlen zeigen die Anzahl der Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, die zwischen<br />

ca. 104.000 (Bielefeld) und ca. 27.000 (Kreis Höxter) liegt. Zusammenfassend lässt sich also<br />

feststellen: Auch <strong>in</strong> Ostwestfalen-Lippe hat fast jeder vierte E<strong>in</strong>wohner e<strong>in</strong>en Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 84<br />

Bildung und Ausbildung<br />

Anteil Schulabgänger ohne Abschluss (2005-2009)<br />

Anteil ausländischer Schulabgänger allgeme<strong>in</strong>bildender Schulen ohne Hauptschulabschluss<br />

Geme<strong>in</strong>de<br />

Anteil ausländ<br />

Schulabgänger<br />

ohne Abschluss<br />

2005<br />

Anteil ausländ<br />

Schulabgänger<br />

ohne Abschluss<br />

2006<br />

Anteil ausländ<br />

Schulabgänger<br />

ohne Abschluss<br />

2007<br />

Anteil ausländ<br />

Schulabgänger<br />

ohne Abschluss<br />

2009<br />

Bielefeld 15,56 12,00 13,30 13,52<br />

Gütersloh 11,00 10,30 13,30 18,26<br />

Herford 16,98 15,90 20,00 13,85<br />

Höxter 12,79 6,40 10,30 6,76<br />

Lippe 22,00 20,90 15,00 13,25<br />

M<strong>in</strong>den-Lübbecke 20,59 12,10 19,50 17,43<br />

Paderborn 13,42 18,70 14,60 18,46<br />

Nordrhe<strong>in</strong>-<br />

Westfalen 14,06 13,80 14,20 13,14<br />

Anteil Schulabgänger allgeme<strong>in</strong>bildender Schulen ohne Hauptschulabschluss gesamt<br />

Geme<strong>in</strong>de<br />

Anteil Schulabgänger<br />

ohne<br />

Abschluss<br />

gesamt 2005<br />

Anteil Schulabgänger<br />

ohne<br />

Abschluss<br />

gesamt 2006<br />

Anteil Schulabgänger<br />

ohne<br />

Abschluss<br />

gesamt 2007<br />

Anteil Schulabgänger<br />

ohne<br />

Abschluss<br />

gesamt 2009<br />

Bielefeld 6,70 6,10 5,90 5,84<br />

Gütersloh 3,97 3,50 4,90 4,59<br />

Herford 6,33 5,70 6,40 5,46<br />

Höxter 4,84 4,40 3,90 5,67<br />

Lippe 6,44 6,20 5,30 6,70<br />

M<strong>in</strong>den-Lübbecke 6,20 4,90 6,10 6,45<br />

Paderborn 5,34 5,20 4,20 5,08<br />

Nordrhe<strong>in</strong>-<br />

Westfalen 6,89 6,60 6,50 6,11


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 85<br />

25%<br />

Anteil ausländischer Schulabgänger ohne Abschluss<br />

-9,7% p.a.<br />

-3,3% p.a.<br />

20%<br />

-2,8% p.a.*<br />

10,7% p.a.<br />

-4,0% p.a.<br />

6,6% p.a.<br />

15%<br />

-12,0% p.a.<br />

-1,3% p.a.<br />

10%<br />

5%<br />

0%<br />

2005 2009<br />

* durchschnittliches Wachstum per annum zw. 2005 und 2009<br />

Betrachtet man die Zeitreihe von 2005 bis 2009, so lassen sich mit aller Vorsicht zwei<br />

Tendenzen erkennen:<br />

1. Der Anteil ausländischer Schulabgänger ohne Abschluss schwankt <strong>in</strong> allen <strong>Kommune</strong>n,<br />

ist aber <strong>in</strong> mehreren <strong>Kommune</strong>n auf den gesamten Zeitraum betrachtet leicht<br />

rückläufig.<br />

2. Noch immer gibt es e<strong>in</strong>e deutliche Schere zwischen dem Anteil ausländischer<br />

Schulabbrecher an ihrer Gruppe und dem Anteil der Schulabbrecher <strong>in</strong>sgesamt an<br />

allen Schulabgängern <strong>in</strong> den <strong>Kommune</strong>n Ostwestfalens. Insgesamt verlassen noch<br />

immer etwa doppelt so viele ausländische Jugendliche die Schule ohne Abschluss<br />

im Vergleich zu den Jugendlichen <strong>in</strong>sgesamt ohne Abschluss.<br />

Beide Beobachtungen entsprechen auch der landesweiten Entwicklung <strong>in</strong> NRW.


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 86<br />

8%<br />

Anteil Schulabgänger ohne Abschluss<br />

-2,7% p.a.*<br />

-2,9% p.a.<br />

0,8% p.a.<br />

0,8% p.a.<br />

-2,4% p.a.<br />

6%<br />

3,2% p.a.<br />

-1,0% p.a.<br />

2,9% p.a.<br />

4%<br />

2%<br />

0%<br />

2005 2009<br />

* durchschnittliches Wachstum per annum zw. 2005 und 2009


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 87<br />

Abiturientenquote - Ausländer<br />

Geme<strong>in</strong>de<br />

Abiturientenquote<br />

-<br />

Ausländer 2005<br />

Abiturientenquote<br />

-<br />

Ausländer 2006<br />

Abiturientenquote<br />

-<br />

Ausländer 2007<br />

Abiturientenquote<br />

-<br />

Ausländer 2008<br />

Abiturientenquote<br />

-<br />

Ausländer 2009<br />

Bielefeld 7,94 8,80 11,30 11,89 14,56<br />

Gütersloh 5,87 7,50 6,90 5,51 6,74<br />

Herford 9,57 8,10 10,70 12,65 15,77<br />

Höxter 12,79 9,00 9,00 9,21 16,22<br />

Lippe 4,00 5,30 8,00 8,47 8,61<br />

M<strong>in</strong>den-<br />

Lübbecke 6,72 8,60 5,50 7,34 10,37<br />

Paderborn 6,38 5,40 6,40 11,40 8,21<br />

Nordrhe<strong>in</strong>-<br />

Westfalen 10,32 11,10 11,10 12,83 13,61<br />

Abiturientenquote - gesamt<br />

Geme<strong>in</strong>de<br />

Abiturientenquote<br />

- gesamt<br />

2005<br />

Abiturientenquote<br />

- gesamt<br />

2006<br />

Abiturientenquote<br />

- gesamt<br />

2007<br />

Abiturientenquote<br />

- gesamt<br />

2008<br />

Abiturientenquote<br />

- gesamt<br />

2009<br />

Bielefeld 28,15 31,20 32,80 33,28 35,03<br />

Gütersloh 20,55 22,50 22,60 23,86 26,13<br />

Herford 27,05 26,20 28,20 30,29 32,78<br />

Höxter 25,13 27,40 25,30 28,28 30,22<br />

Lippe 22,46 23,10 22,60 25,91 26,96<br />

M<strong>in</strong>den-<br />

Lübbecke 25,51 27,00 27,00 30,06 32,96<br />

Paderborn 21,38 24,80 23,50 26,53 27,67<br />

Nordrhe<strong>in</strong>-<br />

Westfalen 25,94 27,20 27,30 29,22 30,71<br />

Hier ist also <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong>e deutlich positive Entwicklung festzustellen. Immer mehr ausländische<br />

Jugendliche schließen die Schule mit Abitur ab.


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 88<br />

20%<br />

Abiturientenquote - Ausländer<br />

16%<br />

12,9% p.a.*<br />

10,5% p.a.<br />

4,9% p.a.<br />

5,7% p.a.<br />

12%<br />

9,1% p.a.<br />

16,6% p.a.<br />

5,2% p.a.<br />

8%<br />

2,8% p.a.<br />

4%<br />

0%<br />

2005 2009<br />

* durchschnittliches Wachstum per annum zw. 2005 und 2009<br />

Auch bei der Quote der ausländischen Schulabgänger mit Abitur bzw. Hochschulreife lassen<br />

sich zwei Tendenzen feststellen:<br />

1. Auch hier schwanken die Daten auf die gesamte Zeitreihe von 2005 bis 2009<br />

h<strong>in</strong> betrachtet. Allerd<strong>in</strong>gs ist hier noch deutlicher die Tendenz e<strong>in</strong>es steigenden<br />

Anteils ausländischer Abiturienten erkennbar.<br />

2. Gleichzeitig bleibt auch hier e<strong>in</strong> deutlicher Abstand zwischen dem Anteil ausländischer<br />

Abiturienten an der ausländischen Gruppe der Schulabgänger<br />

e<strong>in</strong>erseits und dem Anteil der Abiturienten <strong>in</strong>sgesamt an allen Abiturienten.<br />

Doch der Abstand wird kle<strong>in</strong>er, weil der Anteil der ausländischen Abiturienten<br />

deutlicher steigt als der Anteil der Abiturienten <strong>in</strong>sgesamt.


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 89<br />

Abiturientenquote - gesamt<br />

40%<br />

30%<br />

4,5% p.a.*<br />

4,9% p.a.<br />

3,9% p.a.<br />

3,8% p.a.<br />

3,7% p.a.<br />

5,3% p.a.<br />

5,3% p.a.<br />

3,4% p.a.<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

2005 2009<br />

* durchschnittliches Wachstum per annum<br />

zw. 2005 und 2009


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 90<br />

Anteil Auszubildender an der Bevölkerung<br />

40%<br />

Anteil Auszubildender an der ausländischen Bevölkerung<br />

(18 bis 20 Jahre)<br />

4,6% p.a.*<br />

30%<br />

6,3% p.a.<br />

5,2% p.a.<br />

0,4% p.a.<br />

6,6% p.a. 10,4% p.a.<br />

4,8% p.a.<br />

20%<br />

4,3% p.a.<br />

10%<br />

0%<br />

2005 2009<br />

* durchschnittliches Wachstum per annum zw. 2005 und 2009<br />

Bei der Gruppe der ausländischen Jugendlichen ist zwar der Anteil der Auszubildenden <strong>in</strong> der<br />

Zeit von 2005 bis 2009 gestiegen. Dennoch beträgt er mit unter 30% etwa die Hälfte des Anteils<br />

der Auszubildenden (ca. 60%) an der Gesamtbevölkerung <strong>in</strong> der dargestellten Altersgruppe<br />

(18-20 Jahre)


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 91<br />

Anteil Auszubildender an der Bevölkerung (18 bis 20 Jahre)<br />

70%<br />

60%<br />

1,8% p.a.*<br />

1,2% p.a.<br />

1,8% p.a.<br />

1,7% p.a.<br />

2,2% p.a. 2,6% p.a. 1,8% p.a.<br />

1,1% p.a.<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

2005 2009<br />

* durchschnittliches Wachstum per annum zw. 2005 und 2009


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 92<br />

Soziale Lage – Arbeitslosigkeit<br />

Anteil Arbeitsloser an der ausländischen Bevölkerung<br />

20%<br />

-3,5% p.a.*<br />

16%<br />

-3,4% p.a.<br />

-1,4% p.a.<br />

-3,1% p.a.<br />

12%<br />

10,2% p.a.<br />

-7,4% p.a.<br />

-3,0% p.a.<br />

8%<br />

-1,5% p.a.<br />

4%<br />

0%<br />

2005 2009<br />

* durchschnittliches Wachstum per annum zw. 2005 und 2009<br />

Wie im Bundestrend ist Arbeitslosigkeit auch <strong>in</strong> Ostwestfalen auf den gesamten Zeitraum von<br />

2005 bis 2009 h<strong>in</strong> betrachtet, rückläufig. Allerd<strong>in</strong>gs wird noch immer deutlich, dass die ausländische<br />

Bevölkerung im Schnitt doppelt so häufig von Arbeitslosigkeit betroffen ist wie die<br />

Bevölkerung <strong>in</strong>sgesamt.


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 93<br />

Anteil Arbeitsloser an der Bevölkerung<br />

12%<br />

-4,3% p.a.*<br />

10%<br />

-3,2% p.a.<br />

-4,5% p.a.<br />

8%<br />

-2,9% p.a.<br />

-4,1% p.a.<br />

-7,6% p.a.<br />

-5,2% p.a.<br />

-4,7% p.a.<br />

6%<br />

4%<br />

2%<br />

0%<br />

2005 2009<br />

* durchschnittliches Wachstum per annum zw. 2005 und 2009


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 94<br />

10%<br />

-3,1% p.a.*<br />

Anteil arbeitsloser Jugendlicher an der ausländischen Bevölkerung<br />

(15 bis 24 Jahre)<br />

8%<br />

-4,2% p.a.<br />

6%<br />

-9,3% p.a.<br />

0,9% p.a.<br />

2,8% p.a.<br />

-3,1% p.a.<br />

4%<br />

-0,4 p.a.<br />

3,3% p.a.<br />

2%<br />

0%<br />

2005 2009<br />

* durchschnittliches Wachstum per annum zw. 2005 und 2009<br />

Bei der Gruppe der ausländischen Jugendlichen geht die Arbeitslosigkeit zwischen 2005<br />

und 2009 nicht <strong>in</strong> allen Kreisen zurück.<br />

Bei den Jugendlichen <strong>in</strong>sgesamt ist h<strong>in</strong>gegen e<strong>in</strong> deutlicher Rückgang der Arbeitslosigkeit<br />

<strong>in</strong> diesem Zeitraum feststellbar.<br />

Insgesamt bleibt festzuhalten, dass ausländische Jugendliche überproportional von<br />

Arbeitslosigkeit betroffen s<strong>in</strong>d.


<strong>Integration</strong> <strong>in</strong> <strong>OWL</strong>| Seite 95<br />

8%<br />

Anteil arbeitsloser Jugendlicher an der Bevölkerung<br />

(15 bis 24 Jahre)<br />

-3,1% p.a.*<br />

-12,6% p.a.<br />

6%<br />

-5,9% p.a.<br />

-6,3% p.a.<br />

-3,6% p.a.<br />

-4,4% p.a.<br />

-5,2% p.a.<br />

4%<br />

-3,3% p.a.<br />

2%<br />

0%<br />

2005 2009<br />

* durchschnittliches Wachstum per annum zw. 2005 und 2009

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