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Brechung von Schallwellen (Refraktion) Streuung von Schallwellen

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<strong>Brechung</strong> <strong>von</strong> <strong>Schallwellen</strong> (<strong>Refraktion</strong>)<br />

<strong>Schallwellen</strong> würden sich in der Atmosphäre nur dann<br />

geradlinig ausbreiten, wenn die Schallgeschwindigkeit überall<br />

gleich wäre und kein Wind herrschte. Da die<br />

Schallgeschwindigkeit <strong>von</strong> der Lufttemperatur abhängt und sich<br />

diese wiederum vor allem mit der Höhe stark ändert, kann nicht<br />

<strong>von</strong> einer einheitlichen Schallgeschwindigkeit ausgegangen<br />

werden. Auch weht in der Atmosphäre häufig ein Wind, der die<br />

<strong>Schallwellen</strong> zusätzlich verfrachtet. Auch die windbedingte<br />

zusätzliche Schallgeschwindigkeit hängt <strong>von</strong> der Höhe ab, da<br />

die Windgeschwindigkeit vom Boden ausgehend mit der Höhe<br />

zunimmt.<br />

In einem Medium mit unterschiedlichen<br />

Ausbreitungsgeschwindigkeiten, breiten sich Wellen nicht mehr<br />

geradlinig aus, sondern werden gebrochen, d.h. die<br />

Ausbreitung verläuft gekrümmt. Dies geschieht auch mit den<br />

<strong>Schallwellen</strong> in der Atmosphäre.<br />

Die Darstellung der <strong>Brechung</strong> <strong>von</strong> <strong>Schallwellen</strong> geschieht in der<br />

Regel mit Hilfe <strong>von</strong> Schallstrahlen, die wie Lichtstrahlen, die<br />

Richtung der Wellenausbreitung beschreiben.<br />

Nimmt nun die Schallgeschwindigkeit mit der Höhe ab,<br />

entweder weil die Temperatur mit der Höhe abnimmt oder im<br />

Falle <strong>von</strong> Schallausbreitung gegen den Wind<br />

(Gegenwindausbreitung), so werden die Schallstrahlen nach<br />

oben gebrochen. Es steht dabei ein akustischer Schatten, in<br />

den die <strong>Schallwellen</strong> nicht direkt einfallen können. Lediglich<br />

infolge <strong>von</strong> Beugung oder <strong>Streuung</strong> kann Schallenergie in die<br />

Schattenzone gelangen. Dennoch ist es in der Schattenzone<br />

deutlich leiser, als es auf Grund der Entfernung zur Quelle zu<br />

erwarten wäre.<br />

Nimmt die Schallgeschwindigkeit dagegen mit der Höhe zu,<br />

entweder weil die Temperatur mit der Höhe zunimmt (Inversion)<br />

oder im Falle <strong>von</strong> Schallausbreitung in Windrichtung<br />

(Mitwindausbreitung), so werden die Schallstrahlen nach unten,<br />

d.h. in Richtung auf den Boden, gebrochen. Am Boden selbst<br />

kann es zu Reflexion kommen. Die reflektierten Schallstrahlen<br />

werden erneut nach unten gebrochen. Die Folge sind<br />

Mehrfachreflexionen und eine Begünstigung der<br />

Schallausbreitung in Bodennähe über weite Entfernungen<br />

hinweg.<br />

<strong>Streuung</strong> <strong>von</strong> <strong>Schallwellen</strong><br />

Die Atmosphäre ist in der Nähe des Erdbodens meist turbulent,<br />

d.h. der Wind verwirbelt und führt zu zufälligen Druck- und<br />

Dichteschwankungen in der Luft. Ist die Größe der turbulenten<br />

Wirbel etwa so groß wie die Wellenlänge der <strong>Schallwellen</strong>, so<br />

wird ein Teil der Schallenergie gestreut, d.h. <strong>von</strong> der<br />

eigentlichen Ausbreitungsrichtung abgelenkt. Auch Hindernisse<br />

in der Luft, deren Ausdehnung kleiner ist als die jeweilge<br />

Wellenlänge führen zur <strong>Streuung</strong> <strong>von</strong> <strong>Schallwellen</strong>, z.B. Zweige<br />

und Blätter im Wald.


Beugung <strong>von</strong> <strong>Schallwellen</strong> (Diffraktion)<br />

Die Beugung <strong>von</strong> <strong>Schallwellen</strong> ist ein wichtiger<br />

physikalischer Mechanismus, der für den Eintrag <strong>von</strong><br />

Schallenergie in akustische Schatten sorgt, d.h. in<br />

Bereiche, die vom direkten Schalleinfall abgeschattet<br />

sind, wie etwa hinter Hindernissen. Deswegen kann man<br />

zum Beispiel hinter einem Gebäude die vor dem<br />

Gebäude verlaufende Straße hören, wenn auch stark<br />

gedämpft.<br />

Physikalisch lässt sich die Beugung mit dem Van<br />

Huygen'schen Elementarwellenprinzip erklären.<br />

Beugung <strong>von</strong> <strong>Schallwellen</strong> hinter einem<br />

Gebäude<br />

Beugung findet auch an konvex gekrümmten<br />

Geländeoberflächen statt, z.B. an Hangkanten und<br />

Hügeln. Des Weiteren wird Schallenergie durch<br />

Beugung in die akustischen Schattenzonen geworfen, die<br />

durch Aufwärtsbrechung <strong>von</strong> <strong>Schallwellen</strong> hervorgerufen<br />

werden. Deswegen ist es im akustischen Schatten nicht<br />

völlig ruhig.<br />

Beugung in einen akustischen Schatten<br />

hinter einem Hügel<br />

Neben der Beugung führt auch die <strong>Streuung</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Schallwellen</strong> dazu, dass Schallenergie in Schattenzonen<br />

einstrahlen kann.<br />

Beugung in einen akustischen Schatten<br />

bei Aufwärtsbrechung


Reflexion <strong>von</strong> <strong>Schallwellen</strong><br />

Treffen <strong>Schallwellen</strong>, die sich durch die Luft<br />

ausbreiten, auf die Oberfläche eines Hindernisses<br />

(z.B. Erdboden, Gebäude, Schallschutzschirm), so<br />

werden sie dort reflektiert. Grundsätzlich gilt die<br />

Regel, dass der Ausfallwinkel eines Schallstrahls<br />

gleich dem Einfallwinkel ist. Die direkt an einem Ort<br />

einfallenden <strong>Schallwellen</strong> überlagern sich mit den<br />

reflektierten <strong>Schallwellen</strong>, wobei es im Falle einer<br />

kohärenten Schallquelle je nach<br />

Laufwegunterschied und Frequenz bzw.<br />

Wellenlänge zu einer Verstärkung (konstruktive<br />

Interferenz) oder Abschwächung (destruktive<br />

Interferenz) der Schallamplitude kommt.<br />

Entscheidend für das Maß der Reflexion sind die<br />

Materialeigenschaften des Hindernisses (Dichte,<br />

Porosität etc.), die durch die Impedanz<br />

(Wellenwiderstand) beschrieben werden. Nahezu<br />

vollständig wird Schall an Beton oder<br />

Wasserflächen reflektiert (schallhartes Material),<br />

während an der Oberfläche <strong>von</strong> lockeren Böden<br />

oder Schnee nur wenig Schall reflektiert wird<br />

(schallweiches Material).<br />

Treffen die <strong>Schallwellen</strong> in einem sehr flachen<br />

Winkel (streifender Schalleinfall) auf einen<br />

schallweichen Boden (z.B. Gras), so dringen sie<br />

teilweise in den Boden ein und gelangen<br />

phasenverschoben wieder an die Luft. Bei der<br />

Überlagerung mit dem direkten Schall führt dies<br />

trotz nahzu gleichem Laufweg zu einer<br />

Amplitudenschwächung (Bodendämpfungseffekt).<br />

Aus diesem Grund hört man in den oberen<br />

Stockwerken eines Hauses die Geräusche einer<br />

Straße wesentlich lauter als in den unteren Etagen.<br />

Liegt zwischen der Schallquelle und dem<br />

Empfänger ein schallharter Boden (Beton,<br />

Pflastersteine) so ist keine Bodendämpfung zu<br />

erwarten.<br />

Über konkaven Geländeoberflächen (Talsohle,<br />

Mulde) kann es zu Mehrfachreflexionen und<br />

entsprechender Schallverstärkung kommen, da die<br />

Bodendämpfung durch eine Energiebündelung<br />

(Fokussierung) kompensiert werden kann. Ein<br />

ähnlicher Effekt stellt sich bei Abwärtsbrechung<br />

über ebenem Boden ein.<br />

Überlagerung <strong>von</strong> direktem und reflektiertem<br />

Schall<br />

Hohe Bodendämpfung bei flachem Schalleinfall<br />

Mehrfachreflexion bei Abwärtsbrechung<br />

(Mitwindausbreitung)

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