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Betreutes Wohnen auf dem Bauernhof Soziale Dienstleistung

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Es gibt immer etwas zu tun<br />

Was machen diese jungen Leute <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Hof? Die Burschen helfen vor allem im Stall<br />

und <strong>auf</strong> den Feldern. 60 Rinder sind im Winter im Stall zu versorgen, während im<br />

Sommer vor allem Arbeit <strong>auf</strong> den 16 ha Wiesen und Weiden anfallen. Nach <strong>dem</strong> Morgenessen<br />

um 8 Uhr heisst es für die Mädchen, die Wäsche machen. Manchmal gehe<br />

man gemeinsam zum Eink<strong>auf</strong>en, dann werde gekocht und am Nachmittag gehe es in<br />

den Garten. „Sie können überall mithelfen. Es gibt immer etwas zu tun“, erzählt die<br />

Bäuerin. Es werde aber nie jemand zu einer Arbeit gezwungen. Und es bleibe auch<br />

Zeit für einen Spaziergang in der Umgebung. So harmonisch, wie es klingt, scheint es<br />

jedoch nicht immer zu sein. Es brauche manchmal Geduld, gesteht die Betreuerin ein.<br />

Eine grosse Hilfe seien ihre eigenen drei Kinder im Alter von 7, 9 und 10 Jahren. „Ohne<br />

die Kinder würde ich es nicht machen.“, sagt Noelle Dürr. Sie bildeten den „Puffer“ zwischen<br />

den Jugendlichen und ihren Betreuern. Auch die Tiere <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Hof, seien es der<br />

Haushund Mäx, die Rinder oder die Hühner, sind wichtig für das Zusammenleben <strong>auf</strong><br />

<strong>dem</strong> Hof.<br />

Eine „Hausordnung“, um das tägliche Zusammenleben zu regeln, gibt es bei der Familie<br />

nicht. Doch gewisse „Spielregeln“ als Rahmenbedingungen gelte es zu beachten.<br />

Das Rauchen ist klar geregelt. Alkoholverbot gilt in der Familie für Jugendliche unter 18<br />

Jahren, und es wird eine angenehme Sprache gewünscht.<br />

Weiterbildung war Voraussetzung<br />

Nur mit gutem Willen ist die Betreuung von jungen Menschen nicht getan. Es braucht<br />

die Fähigkeit, mit deren Problemen und mit Krisensituationen umzugehen. Um sich die<br />

nötigen Kenntnisse anzueignen, hat sich Noelle Dürr während dreier Jahre in den Wintermonaten<br />

weitergebildet. Verschiedene „Platzierungsorganisationen“ vermitteln Jugendliche<br />

zur Familienbetreuung, zum Beispiel Caritas, Umsprung oder Uftriib. Noelle<br />

Dürr hat mit letzterer einen guten Kontakt gefunden. Die übergeordnete Betreuerin der<br />

vermittelten Personen kommt alle zwei Wochen zu einem Gespräch <strong>auf</strong> den Hof und<br />

ist während 24 Stunden erreichbar. Neben <strong>dem</strong> fachlichen Wissen sind auch persönliche<br />

Fähigkeiten ausschlaggebend, wie Offenheit für und Freude an den Menschen.<br />

Rückschläge muss man einstecken können, zum Beispiel, wenn jemand plötzlich „abhaut“.<br />

Man müsse die Jugendlichen gerne haben, aber sie so lassen, wie sie sind. “Wir<br />

wissen es meistens nicht, warum die jungen Leute zu uns kommen“, sagt Noelle Dürr.<br />

„So können wir sie nicht in eine Schublade stecken.“ Ein guter Schutz vor Vorurteilen.<br />

Zuhause sein können<br />

Gewachsen ist die Idee der Betreuungsleistung <strong>auf</strong> der Suche nach einem Nebenverdienst.<br />

Es sollte eine Tätigkeit sein, das der Bäuerin Freude machte, für ihren Mann<br />

„stimmte“ und welche sich <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Hof ausüben liess. „Ich hätte vielleicht Tagesmutter<br />

gemacht“, meint die Bäuerin, wenn sich das nicht so gut entwickelt hätte. Uftriib, Sozialpädagogische<br />

Interventionsstelle für Familie, Kinder & Jugendliche, bezahlt die Leistung<br />

der Familie pro Tag, den die Betreuten bei der Familie verbringen. Diese Entlöhnung<br />

schafft der Familie ein zusätzliches Einkommen. „Früher konnten wir uns nicht<br />

leisten, eine Woche in Ferien zu gehen.“, sagt die Bäuerin und ihr Mann müsse nicht<br />

mehr auswärts am Skilift arbeiten. Heute denkt die Bäuerin darüber nach, auch ältere<br />

Menschen in ihrer Familie <strong>auf</strong>zunehmen, aber das könne man nicht erzwingen, das<br />

müsse sich ergeben.<br />

21_Zusatzverdienst_TT2013<br />

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