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Betreutes Wohnen auf dem Bauernhof Soziale Dienstleistung

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Selbständig werden<br />

„Für mich hat es hier oben gepasst. Die frische Bergluft….“ Alle lachen. So ganz romantisch<br />

dürfte es für Andreas nicht gewesen sein, als er zur Resozialisierung <strong>auf</strong> den<br />

abgelegenen Bergbetrieb kam. Doch er fühlt sich wohl hier. Sein Hobby ist es, exotische<br />

Tiere zu halten. In Terrarien, welche er zum Teil selbst erstellt und eingerichtet<br />

hat, befinden sich Reptilien, Skorpione und Schlangen. „Mit ihnen verbringe ich fast<br />

meine ganze Freizeit“, erzählt er. In nächster Zeit möchte er eine Prüfung als Reptilienfachmann<br />

ablegen. Auch Nicole, seine Freundin, fühlt sich in der Familie zu Hause.<br />

Nein, es sei kein „Muss“, sondern ein „Darf“, dass sie hier ist. „Nino ist mein Mittelpunkt“,<br />

sagt sie. In der Familie könne sie vieles lernen, wie kochen und Kinder erziehen.<br />

Ihr Ziel sei es, selbständig zu sein und eine eigene Familie <strong>auf</strong>zubauen.<br />

Uftriib<br />

ist eine sozialpädagogische Interventionsstelle für Kinder und Jugendliche mit Sitz in<br />

Altstätten SG und einer Niederlassung in der Stadt St. Gallen. Der Name leitet sich aus<br />

der Erkenntnis ab, dass, wer unten ist, Auftrieb braucht. Nur mit ausreichen<strong>dem</strong> Auftrieb<br />

– optimierte Rahmenbedingungen und Motivation – lassen sich Situationen verbessern,<br />

neue Perspektiven schaffen und Stabilität <strong>auf</strong> einem höheren Niveau sicherstellen.<br />

Wie bei einem Schiff oder einem Flugzeug bewegt sich ohne steten Auftrieb<br />

nichts.<br />

Es ist keine einfache Aufgabe<br />

Es ist nicht ganz neu, dass Bauernfamilien familienfremde Menschen bei sich <strong>auf</strong>nehmen;<br />

doch diese Art von sozialer <strong>Dienstleistung</strong> habe in den letzten zehn Jahren zugenommen,<br />

sagt Silvia Hohl vom Ressort Betrieb und Familie des Landwirtschaftlichen<br />

Zentrums St.Gallen LZSG am Rheinhof. Es sei keine einfache Aufgabe, welche eine<br />

Familie damit <strong>auf</strong> sich nehme. Um ihr gewachsen zu sein, müssen alle Familienmitglieder<br />

einverstanden sein. Auch die Kinder sind mit einzubeziehen. Ganz besonders<br />

müssen die Betreuer über soziale Fähigkeiten verfügen und mit Enttäuschungen umgehen<br />

können, zum Beispiel, wenn eine betreute Person dann doch einmal stiehlt oder<br />

lügt. Und nicht zuletzt braucht der soziale Dienst Zeit. Wenn der Betrieb voll <strong>auf</strong> Produktion<br />

ausgerichtet ist, dann bleibt zu wenig Zeit für die Betreuung von Menschen<br />

übrig. Nur dazu, um ein Nebeneinkommen zu generieren, eignet sich die soziale<br />

<strong>Dienstleistung</strong> nicht. Die Entschädigung pro Stunde ist im Verhältnis zur Verantwortung<br />

relativ klein, und es gibt keine Sicherheit, immer eine betreute Person <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Hof zu<br />

haben.<br />

Manche Bauernfamilien betreuen Menschen, welche ihnen von Gemeinden, Beiständen<br />

oder Vormundschaften vermittelt werden. „Wir raten, es über eine Zwischenstelle<br />

zu machen“, sagt Silvia Hohl. Sie meint damit Organisationen, welche für die betreute<br />

Person gerade stehen und bei Problemen helfen, meistens sogar während 24 Stunden<br />

erreichbar sind. Eine solche Zwischenstelle bilde eine grosse Entlastung für die Betreuenden.<br />

Das LZSG führt eine unverbindliche Liste von Vermittlungs-Organisationen<br />

und bietet eine Checkliste für Bauernfamilien an, welche sich einen Einstieg in soziale<br />

<strong>Dienstleistung</strong>en überlegen. Zusammen mit der Fachhochschule St.Gallen bietet sie im<br />

Kirchgemeindehaus in Rheineck den „Weiterbildungslehrgang für Betreuungsleistungen<br />

im ländlichen Raum WBL“ an. Er dauert insgesamt 30 Tage und ist über zwei Winter<br />

verteilt. Information dazu siehe: www.lzsg.ch<br />

21_Zusatzverdienst_TT2013<br />

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