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Begleitmaterial DJB Dan-Prüfungsprogramm 2010

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Köln war zu Beginn der siebziger Jahre (durch Hofmanns und Ohgos Tätigkeit an der Sporthochschule,<br />

aber auch durch die „Fachsportlehrer-Ausbildung Judo“, die in Köln abgehalten wurde)<br />

zum Zentrum der Überlegungen zu Fragen der Judo-Methodik („Kölner-Schule“) geworden.<br />

Viele der deutschsprachigen „Reformer“ bemühten sich, ihre Ideen mit Hofmann auszutauschen. So<br />

kam z.B. Peter Hermann, der als Pierre Hermann in Frankreich als Nationalcoach tätig war und mit<br />

Hofmann zweimal Mannschafts-Europameister für Deutschland geworden war, Anfang der siebziger<br />

Jahre nach Köln, um seine Überlegungen zu einer modernen Methodik für Wettkämpfer zu<br />

diskutieren. Später brachte er diese Gedanken zunächst in Frankreich, dann auch in Deutschland in<br />

Buchform 34 heraus.<br />

Hofmann hatte sich mit einer kleinen Gruppe von engagierten jungen Studenten der Sporthochschule<br />

zusammen getan. Diese diskutierte sehr intensiv, wie man besseren Judounterricht machen könnte.<br />

Hofmann, Kessler, Klocke und Bonfranchi fassten ihre Überlegungen in den beiden Büchern „Judo für<br />

die Jugend“ (Bd. I 1976, Bd. 2 1977) zusammen, die ohne die wegweisenden Gedanken von Anton<br />

Geesink, Peter Herrmann, Mahito Ohgo und auch Geoff Gleeson nicht denkbar gewesen wären.<br />

Der Judounterricht am Ende der sechziger Jahre war „japanisch“ geprägt<br />

Fast alle Überlegungen setzten sich kritisch mit dem Judounterricht auseinander, der bis dato üblich<br />

war: ein halbes Jahr Fallen lernen, dann kamen die ersten Würfe und zwar so, wie sie in der Go-kyo -<br />

oder bei Kawaishi - standen. Jeder Wurf wurde mit dem „Standardgriff“ oder Universalgriff gelehrt:<br />

Rechtsgriff mit der linken Hand unterhalb des Ellbogens, mit der rechten Hand am Kragen, kurz<br />

unterhalb des Schlüsselbeins. Uke fasst genauso.<br />

Die Würfe wurden zumeist bei einem stehenden Uke geübt, mit den Phasen Kuzushi, Tsukuri, Kake,<br />

soweit man diese verstanden hatte. Zunächst wurden die Techniken häufig nur im Uchi-komi geübt,<br />

weil das Abwerfen risikoreich sein konnte.<br />

Nur sehr, sehr wenige hielten diesen Unterrichtsstil lange durch. Manch ein Leser wird sich bei dieser<br />

verkürzten, nicht allen gerecht werdenden Beschreibung vielleicht an seine ersten Judostunden<br />

(-wochen? -monate? -jahre?) erinnern. Diese Art Unterricht war bis weit in die siebziger Jahre hinein<br />

allgemein üblich und bei sehr vielen Judoka auch als die einzig richtige Art anerkannt („So war es<br />

immer schon!“). Manchmal ist es auch heute noch so.<br />

Was war nun neu am Neuen?<br />

Gegen diese Art Unterricht richtete sich die Kritik bzw. richteten sich die methodischen und<br />

systematischen Überlegungen der „Andersdenkenden“. Man kann ihre „neuen“ Überlegungen – die<br />

nicht jeder von ihnen vollständig hatte, aber zu denen jeder von ihnen beitrug – wie folgt<br />

zusammenfassen:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Werfen von Anfang an: Von der ersten Stunde an sollten die Judoka Judotechniken ,d.h. auch<br />

Judowürfe lernen.<br />

Werfen und Fallen bilden eine Einheit: Daher sollten Fallübungen bzw. Fallen nur soweit<br />

unterrichtet werden, wie es für das verletzungsfreie und angstfreie Ausführen des ersten Wurfes<br />

notwendig war.<br />

Techniken und Anwendungssituationen gehören zusammen: Die Judotechniken sollten<br />

möglichst schnell so gelernt werden, wie man sie im freien Üben anwenden kann, also aus der<br />

Bewegung und in Situationen, die für ihre Anwendung sinnvoll waren.<br />

Gegenseitige Verantwortung als pädagogische Leitidee: Die wechselseitige Verantwortung<br />

von Tori für Uke im Hinblick auf verletzungs- und angstfreies Üben wurde verstärkt heraus-gestellt<br />

und die von Uke für Tori im Hinblick auf erleichtertes und sinnvolles Üben langsam stärker<br />

methodisch entwickelt.<br />

Systematisierung nach Bewegungsverwandtschaften: Die Techniken wurden nicht mehr in<br />

der Reihenfolge der Go-kyo gelehrt, sondern man bemühte sich Bewegungsverwandtschaften für<br />

einen möglichst schnellen Lernfortschritt zu nutzen. Dabei wurde der Begriff der „Verwandtschaft“<br />

34<br />

Pierre Hermann: „Neue Lehrmethoden der Judo-Praxis“, Niedernhausen 1977 auf deutsch<br />

47

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