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Heft 2/2009 - Zeit & Schrift

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Was können die „Brüder“ von anderen<br />

Gemeinderichtungen lernen?<br />

Die Brüderbewegung betont mit Recht<br />

die „Absonderung vom Bösen“ – die<br />

<strong>Schrift</strong> sagt ja ganz klar, dass wir „von<br />

der Ungerechtigkeit abstehen“ sollen<br />

(2Tim 2,19). Nur stellt sich die Frage,<br />

ob die Anwendung solcher Bibelworte<br />

auf konkrete Personen und Situationen<br />

in jedem Fall wirklich berechtigt ist<br />

und ob „Absonderung“ unbedingt zur<br />

Exklusivität oder zu einem rigorosen<br />

Absolutismus führen muss. Ich meine<br />

Nein. Vielleicht sind ja auch die<br />

anderen Christen nicht ganz an der<br />

Wahrheit vorbeigesegelt, wenn sie eine<br />

gewisse Offenheit und Zugewandtheit<br />

im Miteinander aller Gläubigen<br />

aus der Bibel ableiten. Von diesen<br />

Mitchristen könnte die Brüderbewegung<br />

lernen, wie man an der Wahrheit<br />

festhalten und zugleich das Gespräch<br />

miteinander suchen kann – ohne sich<br />

damit zu kompromittieren, sich anzupassen<br />

oder sich mit dem „Bösen“<br />

zu infizieren. Eigentlich ist das genau<br />

das, was auch Darby und die anderen<br />

„Brüder“ am Anfang der Bewegung<br />

betont haben,* was aber später<br />

in der Praxis leider oft nicht mehr so<br />

verwirklicht wurde.<br />

Deine Arbeit will Darby wieder neu<br />

in die theologische Diskussion einbringen.<br />

Lohnt sich das?<br />

Ja, unbedingt! Die Theologie hat sich<br />

schon mit allen möglichen abstrusen Figuren<br />

der Kirchengeschichte beschäftigt.<br />

Dass John Nelson Darby – der<br />

ganz bestimmt nicht zu den abstrusen,<br />

sondern zu den wichtigen Figuren der<br />

Christenheit gehört! – bis heute weitgehend<br />

übersehen wird, ist bei dem<br />

wertvollen Schatz, den er theologisch<br />

zur Sprache gebracht hat, einfach ein<br />

Unding. Besonders die deutschsprachige<br />

Theologie kennt sich im Grunde<br />

kaum mit den theologischen Akzenten,<br />

die die Brüderbewegung gesetzt<br />

hat, aus. Die Frömmigkeitsebene<br />

kennt man vielleicht schon eher, wenn<br />

man vor Ort mit Brüdergemeinden zu<br />

tun hat, aber da kann es auch zu Karikaturen<br />

und Verzeichnungen kommen,<br />

weil die „Brüder“ selbst nicht<br />

selten an ihrem „schlechten öffentlichen<br />

Image“ mitgewirkt haben (was ja<br />

eigentlich nicht sein müsste). Das alles<br />

darf aber nicht ausschließen, dass<br />

eine konstruktiv-kritische Würdigung<br />

Darbys auf allen Ebenen geschieht,<br />

auch auf der wissenschaftlich-theologischen.<br />

Und dazu möchte meine Arbeit<br />

einen Beitrag leisten.<br />

Vielen Dank für das Gespräch!<br />

Die Fragen stellte Michael Schneider.<br />

Eine ausführlichere Version des Interviews,<br />

in der auch auf hermeneutische<br />

und theologiegeschichtliche Aspekte<br />

eingegangen wird (z. B. Dispensationalismus<br />

und Antidispensationalismus),<br />

finden Sie auf www.bruederbewegung.de.<br />

Brunnen-Verlag Gießen<br />

ISBN 978-3-7655-9550-9<br />

652 Seiten<br />

EUR 39,95<br />

Interview<br />

Interview<br />

* Darby schrieb z. B.:<br />

„Ich könnte keine Versammlung<br />

anerkennen,<br />

die nicht alle Kinder<br />

Gottes empfängt,<br />

weil ich weiß, dass<br />

Christus sie empfängt.<br />

Ich sehe die Kirche<br />

in Trümmern: Ich folge<br />

meinem Gewissen<br />

entsprechend dem<br />

Licht, das ich aus dem<br />

Wort empfangen habe,<br />

aber ich wünsche<br />

auch die Schwachheit<br />

oder den Mangel<br />

an Licht bei anderen<br />

Christen zu tragen<br />

und möchte alles tun,<br />

um die zu vereinigen,<br />

die den Herrn lieben“<br />

(Letters I:34). – „Enge<br />

des Herzens fürchte<br />

ich für die Kirche<br />

Christi mehr als alles<br />

andere, besonders<br />

jetzt“ (ebd. I:18). –<br />

„Liebe zu allen Gläubigen<br />

ist eine klare<br />

Verpflichtung; auf ihren<br />

Wegen zu wandeln<br />

ist es nicht“ (Collected<br />

Writings I:365).<br />

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