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Zusammenfassung zum Seminarvortrag Cherenkov-Detektoren

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<strong>Zusammenfassung</strong> <strong>zum</strong> <strong>Seminarvortrag</strong><br />

<strong>Cherenkov</strong>-<strong>Detektoren</strong><br />

J. Lingner<br />

1 <strong>Cherenkov</strong>-Strahlung und <strong>Cherenkov</strong>-Effekt<br />

Bei der <strong>Cherenkov</strong>-Strahlung handelt es sich um elektromagnetische Strahlung, die immer dann<br />

emittiert wird, wenn ein geladenes Teilchen ein Medium mit Brechungsindex n mit einer Geschwindigkeit<br />

v T durchläuft, die größer als die Lichtgeschwindigkeit v L = c n<br />

in diesem Medium<br />

ist (c=Lichtgeschwindigkeit im Vakuum). Der Effekt der <strong>Cherenkov</strong>-Strahlung kommt zustande,<br />

da das geladene Teilchen, welches sich durch das Medium bewegt, die Atome längs seiner Bahn<br />

für kurze Zeit polarisiert, so dass diese zu elektrischen Dipolen werden. Eine zeitliche Veränderung<br />

des Dipolfeldes hat wiederum die Emission elektromagnetischer Strahlung zur Folge. Solange nun<br />

v T < c n<br />

, liegen die entstehenden Dipole symmetrisch um die Teilchenbahn verteilt. Das über alle<br />

Dipole integrierte Dipolfeld verschwindet: D = ∫ ∑ Dipol i = 0 - es tritt keine Nettostrahlung auf.<br />

i<br />

Es kommt zwar zur Emission von Strahlung, doch aufgrund der symmetrischen Anordnung der<br />

Dipole löscht sich die Dipolstrahlung durch Interferenzeffekte aus. Sobald jedoch v T > c n<br />

, wird die<br />

Symmetrie der Dipole um die Teilchenbahn herum aufgehoben. Das Dipolmoment ist nun von Null<br />

verschieden und es kommt zur Abstrahlung in Ausbreitungsrichtung des Teilchens, ohne dass sich<br />

die Beiträge gegenseitig auslöschen.<br />

Der Winkel zwischen den emittierten <strong>Cherenkov</strong>-Photonen und der Bahn des geladenen Teilchens<br />

lässt sich vereinfacht trigonometrisch berechnen:<br />

cos(θ) = 1<br />

β·n , mit β = v T<br />

c<br />

2 Photonenanzahl und Spektrum<br />

Geht man von der Emission von <strong>Cherenkov</strong>-Strahlung unter einem gegebenen Winkel θ C aus, so<br />

lautet die Anzahl pro Weglänge dx und pro Wellenlänge dλ des emittierten Lichtes der ausgesandten<br />

Photonen:<br />

dN<br />

dxdλ = 2παz2<br />

λ 2 · sin 2 (θ C )<br />

α steht hierbei für die Feinstrukturkonstante, z für die Ladung des sich bewegenden Teilchens. Man<br />

erkennt hier, dass die Lichtausbeute mit 1 λ 2<br />

abfällt. Diese Tatsache erklärt, warum im optischen<br />

Bereich das <strong>Cherenkov</strong> Licht häufig als blaues Leuchten wahrgenommen wird. Integriert man nun<br />

über das gesamte sichtbare Spektrum (400nm-700nm) erhält man den Ausdruck:<br />

λ<br />

dN<br />

dx = ∫ 1<br />

dN<br />

dxdλ = 490·sin2 (θ) 1<br />

cm<br />

Da die Photonenausbeute durch <strong>Cherenkov</strong>-Strahlung gering ist, ist<br />

λ 2<br />

es von großer Bedeutung und Wichtigkeit, dass Radiatormaterialien (Medien, die von den Teilchen<br />

durchquert werden) sowie Photodetektoren möglichst präzise aufeinander abgestimmt werden.<br />

1


3 Die <strong>Cherenkov</strong>detektoren<br />

3.1 Schwellendetektor<br />

Bei den Schwellen-Cerenkov-Detektor möchte man Teilchen gleichen Impulses anhand ihrer unterschiedlichen<br />

Geschwindigkeiten trennen. Dabei wird das Radiatormaterial gerade so gewählt, dass<br />

die schnelleren bzw. leichteren Teilchen einen Lichtblitz erzeugen (β T1 > β C ) und die langsameren<br />

bzw. schwereren gerade nicht (β T2 < β C ). Dieses Prinzip wird bei MAMI im A1 Experiment genutzt<br />

um z.B. Pionen/Elektronen zu trennen. Ein Nachteil des Schwellendetektors ist, dass mit steigendem<br />

Impuls der einlaufenden Teilchen die Detektorlänge quadratisch anwachsen muss, um eine<br />

Identifizierung zu ermöglichen und somit schnell zu unverhältnismäßig großen Detektoraufbauten<br />

führen kann.<br />

3.2 Differentielle <strong>Detektoren</strong><br />

Der Differentielle <strong>Cherenkov</strong>-Detektor wertet zusätzlich die Winkelinformation der <strong>Cherenkov</strong>strahlung<br />

aus, aus der wiederum die Teilchengeschwindigkeit bestimmt werden kann. In einem solchen<br />

Detektor werden alle Teilchen oberhalb eine Geschwindigkeit von β T = 1 n<br />

akzeptiert. Je höher<br />

die Teilchengeschwindigkeit ist, desto höher wird der <strong>Cherenkov</strong>-Winkel, irgendwann kommt es<br />

zur Totalreflexion unter einem Winkel θ T . Teilchentrennung ist hier auch bei sehr hohen Impulsen<br />

(mehrere Hundert GeV möglich) ohne den Aufbau unverhältnismäßig groß werden zu lassen<br />

(wie bei Schwellen <strong>Detektoren</strong>). Der Nachteil besteht darin, dass das Prinzip des Detektors nur<br />

angewandt werden kann, wenn die Teilchen parallel zur optischen Achse einfallen.<br />

3.3 RICH <strong>Detektoren</strong><br />

Beim Ring-Imaging-Cerenkov-Detektor (RICH) ist nicht nur von Bedeutung, dass ein Teilchen<br />

Cerenkov-Licht aussendet, sondern auch unter welchem Winkel dies geschieht. Wie in Abb. 1 gezeigt,<br />

kann über den Winkel der Strahlung die Geschwindigkeit des Teilchens bestimmt werden.<br />

Ein sphärischer Spiegel mit Radius R s bildet das im Radiator erzeugte <strong>Cherenkov</strong>-Licht auf einen<br />

ebenfalls sphärischen Detektor ab. Der <strong>Cherenkov</strong>-Winkel legt den Radius der im Detektor nachgewiesenen<br />

Ringe fest. Über den Radius lässt sich dann schließlich die Teilchengeschwindigkeit β T<br />

bestimmen (kleinerer Radius = niedrigere Geschwindigkeit). Kennt man die Masse der Teilchen,<br />

lässt sich nun auch deren Impuls berechnen. Kennt man hingegen den Impuls der Teilchen, lässt<br />

sich über den <strong>Cherenkov</strong>-Ring die Teilchenidentität festlegen. Bei diesen <strong>Detektoren</strong> ist es wichtig,<br />

nicht nur das Auftreffen von Photonen an sich zu detektieren, sondern auch deren genauen Ort zu<br />

kennen. Der Vorteil dieser <strong>Detektoren</strong> ist, dass hier der komplette Raumwinkel abgedeckt werden<br />

kann. Schwierigkeiten sind Mehrfachdurchgänge von Teilchen, da sich deren Ringe überlappen. Das<br />

Zentrum des Ringes wird im Detektor meist ebenfalls angesprochen, da hoher Ionisationsverlust<br />

hier zu einem starken Signal führt.<br />

3.4 DIRC Detektor bei BaBar<br />

Von 1999-2008 wurde in Stanford am Standford Linear Accelerator Center (SLAC) das BaBar-<br />

Experiment durchgeführt, um anhand von Zerfällen von B-Mesonen das ungleiche Verhältnis von<br />

Materie und Antimaterie im Universum zu erforschen. Hierbei wurde u.A. ein spezieller RICH<br />

Detektor verwendet, der sogenannte DIRC (Detection of Internally Reflected <strong>Cherenkov</strong> Light)<br />

2


(siehe Abb.2). Etwa 5 m lange und 1,7 cm dicke Quarzstäbe dienen hierbei als Radiatoren, welche<br />

zylinderförmig um den Wechselwirkungspunkt der Teilchen angeordnet sind. Die Strahlachse läuft<br />

dabei parallel zur Zylinderachse. Um nicht an beiden Enden Photonen detektieren zu müssen, ist<br />

an einem Ende ein Spiegel angebracht, welcher diese in die andere Richtung umleitet. Durchquert<br />

nun ein Teilchen das Radiatormaterial, wird <strong>Cherenkov</strong>-Licht erzeugt, welches durch Totalreflexion<br />

zur Vorderseite weitergeleitet wird. Dort tritt es aus und trifft auf eine gewoelbte Matrix von etwa<br />

11.000 Photomultipliern. Es bilden sich verzerrte Kreissegmente, was mit der gewölbten Matrixform<br />

und der Tatsache, dass nur ein Teil des <strong>Cherenkov</strong>-Kegels die Kriterien der Totalreflexion erfüllt<br />

und weitergeleitet wird, zu tun hat. Besonders wichtig in diesem Experiment ist die Pion-Kaon-<br />

Trennung im Impulsbereich von 0,7 - 4,2 GeV.<br />

4 Quellen<br />

W. R. Leo - Techniques for Nuclear and Particle Physics Experiments<br />

C. Grupen - Teilchendetektoren<br />

K. Kleinknecht - <strong>Detektoren</strong> für Teilchenstrahlung<br />

http://www.slac.stanford.edu/cgi-wrap/getdoc/slac-pub-10516.pdf<br />

Bilder<br />

http://en.wikipedia.org/wiki/<strong>Cherenkov</strong> radiation<br />

Abbildung 1: <strong>Cherenkov</strong> Winkel<br />

Abbildung 2: DIRC Detektor<br />

3

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